Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 26: Vor dem Rat ----------------------- Von Isaaks Rücken aus gab Jake die Richtung vor. Schnell hatten sie die Distanz bis zum Treffpunkt hinter sich gelassen. Sie warteten in einigem Abstand und hörten schon die Stimmen der Ratsmitglieder. Eine hitzige Debatte lief gerade. Jacob konnte leider nicht verstehen worüber diskutiert wurde. Er zählte bereits die Stunden, bis seine Kräfte wiedererwachen würden. Zu gerne wäre er jetzt einfach in Isaaks Geist eingetaucht, um mitzubekommen, was der Rat besprach. Er hielt sich aber zurück, denn auf gar keinen Fall wollte er den anderen einfach so überfallen und ihm das Gefühl geben, dass er sich immer nahm was er wollte. Deshalb knurrte er: „Um was geht es da?“ Isaak hatte seine Bedenken mitbekommen, schwieg aber zu diesem Thema. Er hatte sich noch immer nicht gefangen und wollte nicht bedrängt werden. Also antwortete er mit seiner Stimme: „Es geht natürlich um mich. Präzise, um die Gefahr, die ich für den Stamm darstelle.“ Auf seinem Gesicht zeigte sich ein verschlagenes Grinsen und er fragte: „Ich glaube mal Sam wird mir eine verpassen, wenn ich einfach in ihrer Mitte auftauche und buh rufe?“ „Nicht nur Sam wird dir eine scheuern“, mahnte Jake, grinste aber bei der Vorstellung. „Na gut, ab in die Höhle der Wölfe“, meinte Isaak theatralisch. Dann gingen beide auf die Stimmen zu. Aus den Augenwinkeln heraus sah Jake, wie Isaak seine gelassene Maske aufsetzte. Sam entdeckte die beiden als erster und stand auf. Sofort kehrte Ruhe ein und er sagte: „Wir drehen uns im Kreis. Ich würde vorschlagen, wir klären das direkt mit Isaak und Jake. Ich habe die beiden gebeten zu uns zu stoßen.“ Billy rümpfte die Nase und knurrte: „Das stand dir nicht zu. Ich will diese Missgeburt nicht sehen.“ „Ich freue mich dich wiederzusehen, Billy“, sagte Isaak sanft und trat in den Kreis. Seine Stimme war ruhig und beherrscht. Vielleicht bildete es sich Jake auch nur ein, aber er konnte einen Hauch von Verärgerung heraushören. Außer ihm hatte das wohl aber niemand mitbekommen. Die anderen Ältesten zuckten zusammen, während der Häuptling rot anlief. „Du wurdest noch nicht gerufen“, sagte Sam tadelnd. Isaak hob den Blick und sie sahen sich einen Moment lang in die Augen. „Wie dem auch sei. Wenn ich vorstellen darf, das ist Wächter Isaak.“ Nach diesem Worte ließ sich der Leitwolf nieder und blieb still. Isaak vollzog eine höfliche Verbeugung und wartete auf die Fragen. Es war Jakes Vater, der als erster seine Stimme wiederfand, fuhr den Eindringling sogleich an: „Und das sollen wir alles glauben? Magie, Wächter, deine neue Bindung mit meinem Sohn, den Angriff und dieser ominöse menschliche Magier, der hinter allem stecken soll?“ „Es ist die Wahrheit, also ja“, sagte Isaak sanft. Erneut wollte Billy loslegen, als er hinzufügte: „Im Voraus, damit es keine Missverständnisse gibt: Ich habe alle, die von meiner Existenz wissen, mit einem Bann belegt. Es ist euch nicht möglich Wissen über mich, die Wächter oder alles was damit zusammenhängt, wissentlich oder unwissentlich, weiterzugeben.“ „Wie kannst du es wagen?“, begann der Rollstuhlfahrer, wurde aber unterbrochen. „Ich dachte du glaubst nicht an meine Magie?“ „Ich“, stammelt der Häuptling aus der Spur geraten. „Gut, dann wäre dieser Punkt geklärt. Ich sage es offen und direkt: Ich bin weder ein Mitglied des Rudels, noch des Stammes der Quileute. Ihr tätet gut daran das nicht zu vergessen. Ich muss nicht mit euch sprechen. Ich bin nur hier, weil Sam mich darum gebeten hat“, sagte Isaak diplomatisch und machte auch gleich klar, dass er sich nicht alles gefallen lassen würde. Dann gab es kein Halten mehr und der Wächter wurde mit Fragen bombardiert. Ruhig und gelassen beantwortete er alles ausführlich und verschwieg nichts. „Wie sollen wir gegen einen solchen Gegner kämpfen?“, fragte Sam irgendwann. Billy, der sich bloßgestellt fühlte, hatte sich bisher rausgehalten und sich aufs Zuhören beschränkt, nun aber mischte er sich ein: „Was geht uns das an? Soll der Wächter doch allein mit dem klar kommen. Ich bin dafür, dass er geht und nie wieder zurückkommt.“ „Jake und ich sind seelenverbunden. Sein Tod wäre auch der meine, wie auch umgekehrt. Ich fürchte, dass der Magier das nun auch weiß und versuchen wird Jake zu töten. Deshalb kann ich nicht einfach gehen. Ich kann nicht zulassen, dass Jake in Gefahr gerät und werde mich daher in seiner Nähe aufhalten. Zudem ist es sehr wahrscheinlich, dass dem Magier auch dieser Umstand bekannt ist und er versuchen wird das Rudel, den Stamm, die Cullens und oder Bella als Ziel zu wählen, um Jake aus meinem Schutz zu locken.“ „Das sagst du“, fauchte Billy ungläubig. „Es ist nur eine Theorie. Ich sage euch das Gleiche, wie auch zuvor schon Edward und damit den Cullens: Es stimmt, es ist nicht euer Kampf, aber bereitet euch auf einen Kampf oder die Flucht vor.“ Sam knurrte: „Jake gehört zum Rudel. Das Rudel wird kämpfen.“ „Das ist nicht deine Entscheidung Sam“, fuhr Billy ihn an. „Das ist eine Angelegenheit des Rudels und somit ist es meine Entscheidung“, legte der Alpha seinen Standpunkt dar. Die beiden starrten sich in die Augen und versuchten den jeweils anderen zur Aufgabe zu zwingen. „Ich würde vorschlagen, dass ich zuallererst mehr Informationen zusammentrage. Ich werde gleich im Anschluss an dieses Gespräch zu den Cullens gehen“, versuchte Isaak den Frieden zu wahren. Billy brach sein stummes Duell mit Sam ab und fuhr den Wächter an: „Was willst du von den Blutsaugern?“ „Ich brauche einen Computer, der mit dem Internet verbunden ist, damit ich mich mit der Bibliothek der Wächter verbinden kann. Weder Jake noch Sam haben so einen.“ Gereizt knurrte der Häuptling: „Woher willst du wissen was ich zuhause habe?“ Isaak schwieg. Die Antwort auf diese Frage würde dem älteren Mann nicht gefallen. Wütend fixierte Billy den Wächter und sein Blick fiel auf das schwarze Muskelshirt. Sofort schoss sein Blick zu seinem Sohn, der unwillkürlich zusammenzuckte. „Du hast diese Missgeburt schon wieder in mein Haus gelassen? Ist das da dein Shirt, Sohn?“, fragte der Rollstuhlfahrer seltsam ruhig und seine Augen huschten zwischen den beiden hin und her. Unter den Blicken seines Vaters fühlte sich Jake so unwohl, dass er sich unbewusst ein wenig hinter Isaak schob. Als wäre dies das Startsignal gewesen schrie Billy los: „Ihr abartigen Missgeburten. Was habt ihr in meinem Haus gemacht?“ Isaaks Gelassenheit fiel augenblicklich von ihm ab er verengte zornig die Augen. Er erbebte und begann zu knurren. Sam, sowie auch Jake, sahen den Wächter irritiert an. Wenn sie es nicht besser gewusst hätten, wäre es naheliegend gewesen, dass er sich gleich in einen Wolf verwandeln würde. Der Beta riss entsetzt die Augen auf. Er wusste es besser. Schnell sprang er um Isaak herum und hob beschwichtigend die Arme: „Beruhige dich sonst…“ Zu spät. Ein Ruck ging durch den Körper des Rotblonden und er wurde zum Wolf. Jake, der direkt vor ihm stand, wurde zurückgeworfen. Überrascht sah Isaak zu dem Beta hinunter und begann zu wimmern. „Schon gut, nichts passiert“, sagte Jake und rappelte sich auf. „Bleib ganz ruhig ok.“ Das war aber gar nicht nötig. Isaak hob seine rechte Vorderpfote und sah diese an. Dann setzte er sich auf den Hintern und betrachtete wehleidig die Fetzen um sich herum. Mental sagte er: „Das war meine einzige Hose. Sorry wegen dem Shirt.“ Die strahlend blauen Augen richteten sich auf Jake. „Geht es dir auch wirklich gut?“ „Ja, mir geht’s gut“, sagte der Beta und kam näher. Alle anderen waren aufgesprungen und wichen zurück, oder in Billys Fall, schob sich zurück. „Wow, du bist größer als Sam und dein Fell ist knallrot. Du siehst eher aus wie ein überdimensionierter Fuchs. Da würde auch die blaue Iris besser zu passen.“ Isaak verdrehte die Augen und fragte: „Gut, Wut leitet also die Verwandlung ein, wie werde ich wieder zum Menschen?“ Jake schien ihn gar nicht zu hören. Ohne Scheu ging er zu auf den roten Wolf zu und begann diesen zu untersuchen. Er griff nach den zuckenden Ohren und begutachtete sein Fell. Dann zog er ihm das Maul auf und sah sich die Zähne genauer an. „Ok, das habe ich verdient. Jetzt weiß ich, wie du dich immer fühlst, wenn ich das mit dir mache. Erde an Jake, die Rückverwandlung, bitte.“ Der Beta zuckte kurz zusammen und kam zu sich. „Ja, die Rückverwandlung, also du musst…“ Er warf seinem Vater einen Blick zu und ging zu mental über: „Ich glaube Dad wird es nicht ertragen, wenn du hier nackt rumrennst bleib erstmal so.“ „Wie du willst, erkläre es mir aber trotzdem. Ich muss jederzeit kämpfen können. Ich bin an den Wolfskörper nicht gewöhnt und kann so nichts machen, wenn es drauf ankommt.“ Schnell gab Jake Isaak dieselben Informationen, die sie allen neuen Wölfen gaben. Während der Wächter zuhörte, begann er seltsam zu zittern. Sam sprang vor und schrie: „Schaff ihn hier weg, er kann sich nicht kontrollieren.“ Jake sah gelassen zu seinem Alpha und erklärte: „Keine Angst Sam. Das Zittern ist keine Wut. Isaak testet gerade alles durch. Wie war das nochmal? Muskelstränge auf Kontraktionsmuster und Stärke, sowie Belastung, Geschwindigkeit und Beschaffenheit der Nervenimpulse.“ Er schüttelte den Kopf und sagte: „Einfach ausgedrückt: Er testet was sein Wolfskörper kann.“ „Wusstest du davon?“, fragte Sam und kam näher ran. „Ja“, gestand Jake und sah wie sich die Augen des Leitwolfs verengten. Schnell ergänzte er: „Isaak hat unsere Verbindung untersucht als ich vorhin geduscht habe. Dabei kam heraus, dass…“ Er wurde unterbrochen. „Pass auf Jake, dass könnte deine Stellung noch weiter gefährden. Sag ihnen besser nicht was ich über dich gesagt habe“, warte Isaak besorgt. Sie sahen sich einen Augenblick in die Augen dann wandte er sich wieder Sam zu. Vor seinem Rudel oder Stamm wollte er das nicht verbergen und er setzte erneut an: „Isaak hat herausgefunden, dass die Verbindung uns beide stärker beeinträchtigt hat als ursprünglich geplant war. Meine Haut, Zähne und Fingernägel als Mensch sind nun härter als selbst bei einem Vampir und nahezu undurchdringbar. Wie sich das auf meine Wolfsgestalt auswirkt muss er noch untersuchen. Isaak hingegen hat die Vermutung geäußert, dass ich ihm im Gegenzug die Wolfsverwandlung gegeben habe. Aber, das ist nur eine These.“ Jake sah zu dem roten Wolf und grinste: „These bestätigt, würde ich sagen.“ Die blauen Augen rollten und richteten sich sofort auf den Rollstuhlfahrer. Dieser kam jetzt auch wieder zu sich und schrie: „Du bist nicht länger mein Sohn. Du bist ein Monster, wie das da.“ Der Wolf begann zu knurren und alle außer Jake zuckten zusammen. der Beta sagte schalkhaft „Aus“ und das Knurren erstarb sofort. Isaak schnaubte und wandte sich ab. Na, das konnte ja heiter werden, dachte er. Dieser Gedanke brachte den Beta zum Grinsen. Dann wurde er wieder ernst und hörte dem Wächter zu. Anschließend räusperte er sich und begann wiederzugeben: „Isaak hat kein Interesse mehr diese sinnlose Unterhaltung weiter fortzusetzen. Er … soll ich das wirklich so sagen?“ Jake warf einen Seitenblick zu dem Wolf, dieser nickte. „Ich zitiere: Beleidigt mich, wenn ihr wollt, aber lasst Jake in Ruhe, wenn euch euer Leben lieb ist.“ Dann warf Jake einen Blick zu seinem Vater und sagte: „Dad. Isaak und ich sind verbunden. Ob es dir passt oder nicht. Komm damit klar oder lass es und leb mit den Konsequenzen. Wir gehen jetzt.“ Zur Verwunderung aller stand der rote Wolf auf und Jake fragte vor allen anderen: „Darf ich aufsitzen?“ Anstelle einer Antwort schmiegte sich der Wolfskopf an ihn. Dann legte sich Isaak auf den Bauch und ließ Jake aufsteigen. Kaum, dass er auf dem Wolf saß, erhob sich dieser und sprintete davon. Isaak behielt die Gefühlswelt des anderen genau im Auge. Er wusste, dass Jake den Starken nur gespielt hatte und machte sich Sorgen um ihn. Als sie sich weit genug entfernt hatten, schluchzte der Beta auf. Der Wächter wurde langsamer und Jake fuhr ihn an: „Lass mich. Renn weiter. Damit muss ich allein klarkommen.“ Dann versenkte er sein Gesicht in dem Fell vor sich und gab sich seinen Tränen hin. Er hatte mit seinem ganzen Stamm gebrochen und seinem Vater die Pistole auf die Brust gesetzt. Billy würde ihn verbannen, da war er sich sicher. Und Sam? Wie würde sein Alpha reagieren? Jake hatte sich unmöglich aufgeführt und offen vor den anderen seine Verbundenheit zu Isaak zur Schau gestellt. Würde er nun auch aus dem Rudel geworfen werden? Der rote Wolf hörte zu, respektierte aber den Wunsch des anderen, und ließ ihn in Ruhe. Er wollte nicht, dass Jake sich entscheiden musste. Sein Vater aber hatte es darauf angelegt. Als dieser Jake beleidigte, hatte der Wächter für einen Moment die Kontrolle verloren und durch seine Wut die Verwandlung ausgelöst. Nach einer Weile wurde Isaak erneut langsamer. Jake wusste, dass sie sich dem Haus der Cullens näherten und der andere wollte ihm Zeit geben, mit seinen Gefühlen klar zu kommen. Mit einem fiesen Grinsen wischte er sein Gesicht in dem roten Fell ab. Isaak knurrte leise, sagte aber nichts dazu. „Leb damit, du bist immerhin an allem Schuld“, grinste Jake und fügte hinzu: „Ok, bin soweit.“ „Bist du dir sicher? Du kannst immer noch zurückgehen und ihnen sagen: Ich hätte dir den Kopf verdreht oder so was“, fragte Isaak mental. „Du hast mir auch den Kopf verdreht. Ich bin mir aber sicher. Ich will bei dir bleiben“, erwiderte der andere und war sich sicher bei dieser Aussage. Der Wolf seufzte und sie brachen durch das Unterholz, auf die Lichtung zum Haus der Cullens. Dort wurden sie bereits vom ganzen Zirkel erwartet. Sie hatten den Wolf gehört und standen nun kampfbereit vor dem Haus. Isaak bremste und sah sie herausfordernd an. Dann erhob sich Jake und schaute über den Wolfskopf zu ihnen herunter. „Hi.“ „Jake“, bluffte Edward und deutete mit einem zitternden Finger auf den Wolf. „Und wer ist das?“ „Isaak, wer denn sonst?“, sagte der Beta und verdrehte die Augen. „Er hat nichts mehr zum Anziehen und wir hatten eh vor euch zu besuchen.“ „Warum hast du ihm nicht was von dir gegeben?“, frotzelte Rosalie geringschätzig. „Oder kannst du dir keine Kleidung mehr leisten.“ „Das stimmt so in etwa“, gestand Jake und zuckte mit den Schultern. „Bin mittel- und obdachlos.“ Das war zu viel und die Vampire starrten ihn entgeistert an. Jake sprang von Isaaks Rücken und ging um ihn herum. Da schnupperte der Wolf und rieb sich mit den Pfoten die Nase. „Bor stinken die“, sagte der Wächter mental. Alle Augen sahen dem großen Wolf bei dieser Tätigkeit zu. Mit einem fiesen Grinsen im Gesicht klärte der Beta die anderen auf: „Er ist betört von eurem Ode-Vampir. Die Wolfssinne sind neu für ihn.“ Als Rache für dieses Kommentar baute sich Isaak zu voller Größe auf und schnaubte dem anderen in den Nacken. Dabei zerwuschelte er ihm die Haare. „Lass das“, gluckste Jake und versuchte seine Frisur zu retten. In der Zwischenzeit war Bella zu ihnen gerannt. Edward hatte sie im Haus gelassen, damit sie in Sicherheit war. Sie sah den beiden zu und grinste. Ihre Worte hatten also doch geholfen. Edward beugte sich zu ihr und wiederholte die Worte des Wolfsjungen. Sie zuckte zusammen und fragte: „Jake, was ist passiert?“ Er sah auf und erkannte seine beste Freundin. Diese sah die verräterischen Spuren in seinem Gesicht und wusste, dass er nicht so fröhlich war, wie er sich gab. „Hi Bella. Wollte mal wieder zu Besuch kommen.“ „Jake!“ „Wir kommen gerade von einer Versammlung der Ältesten. Dad hat mich verstoßen. Er meinte ich bin nicht mehr sein Sohn, sondern ein abartiges Monster“, gestand Jacob und seine Fröhlichkeit perlte von ihm ab. Erneut starrten ihn alle an. „Also habt ihr jetzt ne Hose für Isaak oder muss ich erst betteln?“, versuchte Jake die entstandene Stille zu übergehen. Abermals war es Rosalie, die schneller als alle anderen antwortete: „Wir sind doch kein Wohltätigkeitsverein. Geh und kauf ihm eine Hose oder ist dieser große mächtige Wächter auch mittellos?“ „Er hat kein Geld dabei. Auf einen solchen Fall war er nicht vorbereitet. Normalerweise materealisiert er seine Kleidung mit Magie. Zurzeit ist er aber geschwächt und will seine Kräfte schonen“, antwortete Jake anstelle des anderen. „Ich sehe schon, hier sind wir auch nicht mehr willkommen“, sagte der Wolfsjunge und ließ die Schultern hängen. Leise fügte er, zu Isaak gewandt, an: „Komm, lass uns gehen.“ „Wartet“, mischte sich nun Carlisle ein. „Versteht uns bitte nicht falsch. Wir würden euch gerne helfen, aber wir haben uns noch nicht entschieden, ob wir bereit sind, mit euch zu kämpfen. Was ist mit dem Rudel? Oder hat Sam dir auch den Rücken gekehrt?“ Traurig seufzte der Beta und zuckte mit den Schultern: „Weiß nicht. Unserer Verbindung ist noch nicht wieder da und wir sind so schnell verschwunden.“ Esme rannte plötzlich ins Haus und kam mit einer Hose und einem T-Shirt in den Armen zurück. Als sie ihre vorherige Position erreicht hatte, wechselte sie in Menschengeschwindigkeit und kam lächelnd auf die zwei zu. „Rosalie spricht nicht für uns alle.“ Der rote Wolf verwandelte sich und griff an Jake vorbei nach der Kleidung. Krampfhaft sah der Beta geradeaus und alle verstanden auf einmal. Es war nicht Isaaks Scham, welche ihn in Wolfsgestalt hielt, sondern die von Jake. Angezogen trat der Wächter um den anderen herum und verbeugte sich: „Ich danke dir, Esme.“ Dann sah er ihr in die Augen und fragte: „Eine Bitte habe ich noch, dann sind wir auch schon weg und werden euch nicht mehr belästigen: Darf ich kurz einen eurer Computer benutzen?“ Erneut zögerten die Vampire. Diesmal war es Bella, der der Kragen platzte: „Was ist denn los mit euch allen?“ „Bella, versteh doch. Die Situation hat sich geändert. Isaak und Jacob zu helfen ist eine Bedrohung für unsere ganze Familie“, erklärte Edward angespannt. „Jake ist mein bester Freund. Ich werde ihm helfen“, bestimmte die junge Dame. „Nein, das wirst du nicht. Es ist zu gefährlich“, hielt ihr Freund dagegen. „Ihr Vampire könnt euch vielleicht raushalten, aber Bella nicht. Sie ist am Sichersten, wenn sie in meiner Nähe ist. Andernfalls wird der Magier versuchen Jake hervorzulocken indem er Bella angreift“, stellte Isaak fest. „Das Spiel könnte der Magier aber auch mit Bella und ihrem Vater oder ihrer Mutter spielen. Wer garantiert, dass diese in Sicherheit sind?“, schlussfolgerte Edward. Plötzlich zuckte Alice zusammen und zischte. Alle sahen zu ihr und Edward las ihre Gedanken. Er erbleichte und stammelte: „Nein, das werde ich nicht zulassen.“ Jasper trat von hinten an die Seherin heran und fragte: „Was hast du gesehen?“ „Die Volturi. Sie greifen uns an. Sie werden uns alle zerstören“, sagte Alice tonlos. „Warum? Was wollen sie?“, fragte Carlisle. „Sie wollen Alice und Edward. Sie wollen eure Fähigkeiten. Sie planen euch zu vernichten, um die beiden ihren Wachen hinzufügen“, offenbarte Isaak und wandte sich an Jake. „Die Würfel sind gefallen. Sie werden uns abweisen, komm, lass uns gehen.“ „Moment, was verschweigst du uns?“, knurrte Jake ihn an. Der Wächter ließ den Kopf hängen und fragte tonlos: „Seitdem sich unserer Wege kreuzten hast du keine Visionen mehr gehabt, oder?“ Entsetzt gestand Alice: „Ja, das stimmt. Ich konnte nichts mehr sehen. Woher weißt du das?“ „Meine bloße Anwesenheit wirft das Schicksal aller aus der Bahn. Solange ich in die Geschehnisse der Zukunft verwickelt bin, ist eine exakte Vorhersage nicht möglich. Zu viele Möglichkeiten. Zu viel Variabilität. Ich kann die Zukunft exakt bestimmen, solange ich kein Teil davon bin, und ich kann vorhersehen, welche Änderungen von Nöten sind, um die Zukunft in eine bestimmte Bahn zu lenken. Ein geflüstertes Wort zur rechten Zeit. Ein Windhauch der einen Zettel bewegt. Kleinigkeiten eben, die durch mein Eingreifen entstehen. So lenken die Wächter die Geschickte des Schicksals und sorgen dafür, dass die Dinge geschehen, die geschehen sollen.“ Er drehte sich um und sah Alice direkt in die Augen: „Da du eine Vision hattest, bin ich kein Teil mehr von eurer Zukunft. Ihr werdet uns abweisen und unsere Wege werden sich nicht mehr kreuzen.“ Dann lächelte er gequält und offenbarte: „Ich kenne eure Zukunft. Ich habe sie gesehen. Alle möglichen Wege führen zu demselben Ergebnis. Ohne Jake ist euer Schicksal besiegelt und der Tod binnen zwei Jahren gewiss. Wann genau, hängt von euren Entscheidungen ab. Die Volturi werden kommen und das wird das Ende eures gesamten Zirkels, inklusive Bellas, sein.“ Der Wächter schaute in den Himmel und sagte: „Fakt ist, solange ich in die Ereignisse verwickelt bin, ist nichts gewiss. Mein Tod ist aber auch Jakes Tod. Jakes Tod hingegen ist euer Tod. Das sind unumstößlichen Fakten. Jake war und ist immer noch das Bindeglied eurer Zukunft. Ich stecke schon viel zu tief drin. Alles hat sich anders entwickelt als es sein sollte. Alice, du hast gesehen was geschehen wird, ohne Jake. Doch auch mit ihm ist eure Zukunft ungewiss. Er hat sich an mich gebunden und kann sein Schicksal nicht erfüllen. Das ist einer der Gründe warum wir Wächter stets im Schatten wandeln. Jeder Eingriff von mir hat ungeahnte Konsequenzen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)