Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 11: Eine neue alte Gefahr --------------------------------- Zuhause angekommen schmiss sich Jake leise vor Bella auf den Fußboden und schlief wieder ein. Nur kurz hatte er überlegt das Sofa zu benutzen, aber solange Bella in Gefahr war, würde er ihr nicht von der Seite weichen. Als die Sonne dann aufging schreckte er hoch, als sie erwachte, und sah sich erstmal suchend um. „Morgen“, gähnte sie und sachte über den Bettrand zu ihm hinab. „Muss wohl eingeschlafen sein.“ Dann zog sie die Nase kraus: „Jake, es ist nicht gut für den Rücken, auf dem Boden zu schlafen.“ Der Angesprochene streckte sich ausgiebig und erwiderte: „Für einen Menschen vielleicht. Mir macht das nichts aus. Ich habe schon so oft im Wald geschlafen, da ist der Boden ja beinahe Luxus.“ Er sprang in die Hocke und stand dann auf. „Ich mache mal schnell Frühstück. Willst du einen Kaffee?“ Als der Wolf an ihr vorbeiging, schlug ihr sein Geruch entgegen, und sie wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht: „Jake, du müffelst wie eine ganze Iltisfamilie. Geh erstmal duschen. Ich übernehme das Frühstück.“ Bei diesen Worten beschnupperte er sich selbst und verzog sein Gesicht: „Boah, du hast Recht. Bis gleich.“ Bei der Jagd am Morgen hatte er Viktoria einige Male angesprungen und war dann wohl auf irgendwas Übelriechendem gelandet. Bella sah ihm nach und fragte sich, woher seine neuen blauen Flecken wohl stammen mochten. Dann seufzte sie und ging in die Küche. Kurze Zeit später stand das Essen auf dem kleinen Küchentisch und ein morgenmuffliger Billy vergriff sich als Erstes an seiner Kaffeetasse. Nur mit einer Hose am Körper, und noch feuchten verstrubbelten Haaren, gesellte sich Jake zu ihnen. Billy sah irritiert auf und sagte erstaunt: „Bella, du bist ja schon wieder da. Hast du keine Schule?“ Jake erklärte lächelnd: „Dad, ist vor seiner ersten Tasse nicht ansprechbar. Bella ist über Nacht da gewesen und hat uns Frühstück gemacht. Sie macht heute blau, um Zeit mit ihrem besten Freund zu verbringen. Nicht wahr, Bella?“ Diese nickte und amüsierte sich köstlich über die Miene des älteren Mannes am Tisch, der nur verständnislos dreinschaute. Nachdem Jake sich um den Abwasch gekümmert hatte, ging er mit ihr nach draußen und sie liefen ein wenig umher. Dabei berichtete er ihr von dem morgendlichen Vorfall. Bella wurde sofort hibbelig und wollte losfahren, um nach den Cullens und vor allem nach ihrem Vater zu schauen. Schnell sprang Jake auf die Ladefläche des Trucks, stand hinter dem Führerhaus und klopfte auf das Dach. Dazu sagte er: „Kann losgehen.“ „Du kommst mit?“, fragte sie erstaunt. „Ja, solange du verfolgt wirst bin ich dein Schatten. Gewöhn dich gleich mal daran.“ „Aber wir fahren in das Gebiet der Cullens“, warf sie ein und fragte sich, ob das gut ausgehen würde. „Mir doch egal. Du bist wie meine kleine Schwester und ich werde dich beschützen.“ „Ich bin älter als du“, erklärte sie ihm. „Aber kleiner und schutzbedürftiger. Also kleine Schwester, Punkt“, scherzte er und lachte laut auf. Dann wurde er ernst und knurrte: „Ach, apropos Blutsauger. Du hast Edward alles erzählt?“ Bella druckste ein wenig herum und gestand: „Einen Teil, ja. Aber nicht alles.“ „Nur von meinem Anhänger und ….“, er konnte den Namen nicht sagen und schloss: „…IHM.“ „Ich habe keine Geheimnisse vor Edward“, versuchte sie sich zu erklären. Sie konnte ihm ja nicht von Isaaks Auftritt vor der Schule erzählen. „Bella, ich bin echt enttäuscht von dir. Wenn du alles an die Vampire weitergibst, dann kann ich dir nichts mehr anvertrauen“, schnaubte Jake und sackte ein wenig in sich zusammen. Dieses Thema musste er mit ihr klären. Ansonsten würde Sam sich einmischen. „Jake, bitte. Ich will mich nicht entscheiden müssen zwischen dir und Edward“, gestand sie ihr Dilemma. „Das musst du doch gar nicht. Er kann deine Gedanken nicht lesen und meine auch nicht. Ich will nur faire Verhältnisse. Du erzählst mir ja auch nichts über die Vampire, etwa ihre Schwächen und dergleichen.“ „Ich habe ihnen keine eurer Schwächen verraten“, protestierte Bella. „In unseren Augen schon“, bestätigte er seine Worte und sah sie traurig an. „Sam wird keinen weiteren Vertrauensbruch dieser Art dulden. Er wird mich zwingen dir nichts mehr zu sagen.“ Diplomatisch fragte sie: „Können wir uns nicht irgendwie einigen?“ Jake dachte kurz nach und sagte: „Ja, können wir. Bleib neutral und alle sind zufrieden. Du erzählst Edward nichts über uns und mir nichts über sie. Das ist mein Vorschlag. Du bist die Geheimniswahrerin beider Seiten. Damit ist auch Sam einverstanden.“ Bella dachte kurz nach und sagte dann ergeben: „Ok, ich bin ab sofort die Schweiz. Du hast gewonnen. Ich werde nichts mehr preisgeben.“ Sie sackte etwas zusammen und fügte kleinlaut hinzu: „Auch nicht gegenüber Edward.“ „Danke“, strahlte Jake und klopfte erneut auf das Dach des Wagens. „Na dann, auf und davon. Gib Gummi, Schumi.“ Bella schüttelte den Kopf und stieg ein. Dann musste sie aber grinsen. Jake ging es wirklich viel besser. Vielleicht machte sie sich einfach zu viele Sorgen. Nach nicht mal einer halben Stunde parkte sie vor ihrem Haus. Edward war bereits da und erwartete sie. Schnell stieg sie aus und er umarmte sie, dann fuhr er Jake an: „Was hast du hier zu suchen? Nach der Aktion gestern traust du dich in unser Gebiet?“ Der Wolfsjunge sprang lässig von der Ladefläche und baute sich zu voller Größe auf: „Und ich dachte Bellas Sicherheit wäre dir ach so wichtig. Wäre es dir lieber gewesen sie ohne Schutz umherziehen zu lassen?“ „Nein, aber jetzt bin ich ja da. Geh nach Hause Jacob. Du wirst nicht mehr gebraucht“, stichelte der Blutsauger. „Das sehe ich anders. Gewöhn dich besser dran. Ich bleibe so lange bei Bella, bis sie mich fortschickt.“ „Das wird sie. Wölfe gehören in den Wald nicht in die Stadt.“ „Und Vampire gehören auf den Scheiterhaufen.“ „Bella, schick ihn weg“, bat Edward. „Bella, sag ihm, dass ich bleiben darf“, hielt Jake dagegen. Beide sahen zu der jungen Dame und warteten auf ihr Urteil. „Jungs, könnt ihr euch nicht vertragen?“ „Nein“, kam es von beiden, wobei Jake einknickte und hinzufügte: „Aber für dich werde ich seine Gegenwart ertragen. Hauptsache du bist sicher.“ „Sie ist sicher bei uns“, protestierte der Untote zornig. Bella ließ die Schultern hängen und drehte sich zu ihrem Freund: „Edward, Jake hat Recht. Ihr könnt mich und Charlie nicht allein beschützen, Viktoria jagen, zur Schule gehen, euch ernähren und euch auch noch um den anderen fremden Vampir kümmern.“ Frech streckte Jake ihm die Zunge raus und feixte schadenfroh hinter Bellas Rücken. Der Punkt ging an ihn. Dann drehte sich Bella zu ihm um und sagte: „Jake, Edward hat Recht, ich bin sicher bei ihm.“ Verdutzt schauten beide Jungs zu ihr und sie gab ihren Kompromiss bekannt: „Also, warum wechselt ihr euch nicht einfach ab? Dann kann jeder auch mal eine Pause machen.“ „Reden wir jetzt nur von uns beiden oder gleich von allen? Dann muss ich nämlich erst Sam fragen“, versuchte Jake die Situation zu begreifen. „Ich meine alle. Den Cullenzirkel und Sams Rudel. Vorausgesetzt, beide Parteien sind einverstanden“, bestätigte Bella. Edward entrüstete sich: „Natürlich machen bei uns alle mit.“ Jake hielt kurz Rücksprache mit seinem Alpha und gab dann dessen Entscheidung bekannt: „Das Rudel beschützt Bella, wenn sie es möchte. Da dies aber nicht unser Revier ist, muss ein neuer und zeitlich begrenzter Pakt geschlossen werden, zwischen dem Rudel und dem Cullenzirkel. Ungeachtet dessen bietet das Rudel vollständigen Schutz auf unserem Territorium.“ „Würde Sam es den Cullens gestatten, das Gebiet des Rudels zu betreten, um mich gemeinsam zu schützen?“, fragte Bella. Jake lies den Kopf hängen und sagte: „Nein, kein Blutsauger betritt unser Revier. Das Rudel ist stark und wir sind viele. Wir brauchen keine Hilfe um zwei Vampire zu zerstören.“ Dann zuckte Jake, wie geschlagen, zusammen. Auf Bellas fragenden Blick erklärte er: „Sam ist nicht begeistert, dass ich hier bin. Ohne ein neues Abkommen soll ich sofort zurückkehren. Es tut mir leid Bella. Ich habe keine andere Wahl. Ich muss Sam gehorchen.“ Er sah Edward an und presste zwischen den Zähnen hervor: „Ich entschuldige mich für mein Eindringen. Der Vertrag bleibt bestehen.“ Dann drehte sich der Wolfsjunge niedergeschlagen um und machte Anstalten sofort aufzubrechen. Bella war entsetzt. Sie wusste, wie groß die Macht des Alphas über sein Rudel war. „Edward bitte“, flehte sie ihren Freund an etwas zu unternehmen. Dieser zischte und gab klein bei: „Na gut. Du kannst bleiben Jacob. Ich werde Carlisle anrufen. Dann können wir die Einzelheiten besprechen.“ Kurz stand der andere still, dann drehte er sich strahlend um. „Sam ist einverstanden. Ich rede in seinem Namen.“ Hinter dem Haus setzten sich die Beiden auf je einen großen Stein und die Diskussion begann. Bella sah schnell bei ihrem Vater vorbei und hörte dann den Parteien zu. Über eine Stunde dauerte es, bis alle einverstanden waren. Sie einigten sich darauf, dass Bellas Haus und ein Korridor bis dorthin, zum Niemandsland erklärt wurde. Tagsüber war Bella in der Schule und Charlie auf Arbeit. Da würde es zu viele Zeugen geben – ein Überfall war dementsprechend unwahrscheinlich. Zudem hatte Bella Edward bei sich und die Wölfe würden Charlie jemanden vom Stamm schicken. Bei schönem Wetter würde dann Jake Bella übernehmen und sich in der Nähe aufhalten. Wenn einer der beiden Menschen dann zu Hause war, würden sie abwechselnd ein Zweiterteam abstellen. Eine Vermischung beider Rassen wurde aber von beiden Seiten strikt abgelehnt. Einzig Jake und Edward wurde es gestattet gleichzeitig zu wachen. Beide Parteien sollten zusätzlich ihre Grenzen im Auge behalten und Feindesbewegungen, begrenzt auf diese beiden Individuen, der jeweils anderen Partei melden. Dieses Abkommen würde erlöschen, sobald beide Vampire zerstört waren und Bella keine Gefahr mehr drohte. Zudem gestatteten die Cullens es, auf Bellas Drängen hin, dass Jake sie unabhängig von dieser Absprache, jederzeit besuchen und in ihrer Gegenwart auch das Territorium der Cullens durchstreifen durfte. Das Rudel war beeindruckt, welch gewaltige Zugeständnisse die Cullens machten, um Bellas Sicherheit zu gewährleisten. Von Sams Gedanken her wusste Jake, dass dieser bei getauschten Situationen nicht bereit gewesen wäre, klein bei zu geben. Bella hingegen freute sich, sah sie es doch als eine Chance, die beiden Gruppen zu befrieden und so Spannungen abzubauen. Immerhin hatte sie in beiden Lagern Freunde und sie wollte keinen Streit. In den folgenden Tagen beobachtete sie wie die beiden so verschiedenen Rassen zusammenarbeiteten, auch wenn die Wölfe den Vampiren nicht vertrauten und sich nie Menschengestalt zeigten, außer Jake, der sich zusammen mit Edward in ihrem Zimmer eingenistet hatte. War Bella einmal mit ihrem besten Freund allein, quatschten sie viel und sie versuchte auf subtile Art an seinen Ängsten und den Problemen innerhalb des Rudels zu arbeiten. Ersteres gelang ihr nicht wirklich. Nun da Jake sich von dem Einfluss seiner Prägung befreien konnte, entschied er sich den Anhänger nie mehr abzulegen und verdrängte alles was mit Isaak zu tun hatte. Bei jedem Versuch von Bella die Wurzel des Problems, die Homophobie der Quileute, an zu gehen, schaltete er auf stur. Er sah dann an die Decke und sagte kein Wort, bis das Thema fallen gelassen wurde. Ansonsten war Jake wie immer und sein Rudel ließ ihn auch wieder in Ruhe. Selbst Paul hatte seinen Dauerangriff eingestellt und ließ nur noch ab und an mal ein Kommentar fallen. Er wusste, dass Jake ihn dann immer sofort für einen Tag auf stumm stellte. Das schmeckte dem Übeltäter überhaupt nicht, half dem Beta aber ungemein dabei, alles zu leugnen. Was Leah anging, so konnte Bella nur begrenzt helfen. Sie führte mit ihr ein langes Gespräch in Folge dessen sie ihren Groll gegen die Anführer des Rudels aufgab. Aber, gegen ihre Gefühle für Sam, konnte Bella keine Lösung finden und Leah fühlte sich einfach nur unerwünscht im Rudel. Alle anderen mieden sie und wollten möglichst wenig in ihr Drama verwickelt werden. Durch Bellas Einfluss und ein paar scharfe Worte an die „Jungs“ konnte sie es für die Wölfin aber etwas erträglicher machen, sodass diese endlich bereit war, sich von Sam einweisen zu lassen. Das Problem Seth klärte sich von selbst. Nachdem Leah ihren kleinen Bruder nicht mehr vehement abschirmte, begann der Kleine Jake hinterherzulaufen. Es wirkte so, als habe er sich Jake als Vaterersatz und Bezugsperson ausgesucht und dieser nahm den Jungwolf unter seine Fittiche. Sam hatte nichts dagegen und so übernahm sein Stellvertreter dessen Ausbildung. Die Tage zogen ins Land und weder Victoria noch der fremde Vampir tauchten wieder auf. Bellas Schuljahr ging mit großen Schritten dem Ende entgegen. Eigentlich hatte sie vorgehabt ihr Leben als Mensch mit Ende des Schuljahres ebenfalls zu beenden. Sie wollte aber unbedingt, dass Edward sie verwandelte, dieser bestand aber im Gegenzug auf eine vorherige Heirat. Bella verschwieg Jake ihre Zukunftspläne, weil sie den brüchigen Frieden nicht zerstören wollte. Solange das Thema Victoria nicht gelöst war, konnte sie es nicht riskieren einen Streit vom Zaun zu brechen. Der Beta würde toben und sie wollte zuerst sicherstellen, dass er nicht vollkommen austickte. Zudem braute sich eine neue Bedrohung zusammen. In Seattle verschwanden immer mehr Menschen. Die Cullens schrieben das einem ihrer Art zu. Das Problem daran war, dass dies zu nahe an ihrem Gebiet war. Sie hatten Angst, dass die Volturi sich einmischten, wenn das Morden noch offensichtlicher wurde. Dann würden sie ihnen sicherlich auch einen Besuch abstatten und dabei feststellen, dass Bella noch keine von ihnen war. Schweren Herzens entschlossen die Cullens dem Treiben selbst Einhalt zu gebieten und machten sich bereit, nach der Abschlussparty, welche Alice in ihrem Haus veranstaltete, los zu ziehen. Die Party war ein voller Erfolg und sogar Jake tauchte dort auf. Bella freute sich riesig und tanzte ausgelassen mit ihrem besten Freund. Edward schaute ihnen jedoch mit Argusaugen zu. Dann hatte Alice eine Vision und alle Cullens, einschließlich Bella und Jake, zogen sich zurück. Es war kein einzelner Vampir in Seattle, es war eine Armee aus Neugeborenen und diese marschierte auf sie zu. Jake hielt Rücksprache mit dem Rudel und sie bildeten eine Allianz, um dieser Bedrohung Herr zu werden. Alle trafen sich auf einer Lichtung im Niemandsland und Jasper, der große Erfahrung mit neugeborenen Vampiren hatte, instruierte beide Gruppen und bereitete alle auf den Kampf vor. Bella und Edward sollten sich allerdings fernhalten und benutzten Jakes „Wolfsgestank“ um Bellas Fährte zu überdecken. Die drei waren hoch in den Bergen, wo für Bella ein Zelt bereitstand. In der Nacht wurde es dann so kalt, dass Jake sie wärmen musste. Edward gefiel das zwar gar nicht, aber er wusste auch von der Prägung und legte seine Einwände schnell beiseite. Es wurde eine recht stille Nacht. Denn keiner der beiden wollte mit dem jeweils anderen reden. Da der Wolfsjunge seine Gedanken vor dem anderen abschirmte, wusste Edward auch nicht, was dieser dachte. Als Bella am nächsten Morgen erwachte, waren beide Männer verschwunden und sie streckte den Kopf aus dem Zelt, um nachzusehen, wo sie abgeblieben waren. Am Felsvorsprung stand Edward und sah sich wachsam um. Sie gesellte sich zu ihm und fragte: „Ist Jake schon weg?“ „Er sagte, er erkunde die Gegend und verteile seinen Ode Wolf noch ein wenig“, gab er Auskunft und fügte nachdenklich hinzu: „Da er sich aber vor mir abschirmt, weiß ich nicht, ob er noch da ist oder was er im Moment treibt. Seine Ablöse ist jedenfalls noch nicht eingetroffen.“ „Ablöse?“ „Ja. Er sagte, dass Seth ihn ablöst und er mitkämpfen wird. Seth soll bei uns bleiben. Zum einen als Verbindung zum Rudel, zum anderen, weil er noch nicht bereit ist zu kämpfen.“ „Ok, aber ihr habt hoffentlich nicht gestritten, während ich schlief, oder?“, fragte sie misstrauisch. Er lachte kurz auf und erklärte: „Nein, Bella. Wir haben so gut wie gar nichts gesagt.“ „Gut. Ich will, dass er einen klaren Kopf für den Kampf hat“, gestand sie und atmete erleichtert durch. Nachdenklich runzelte Edward die Stirn und sagte: „Ich bin mir nicht sicher, ob man da wirklich von einem klaren Kopf reden kann. Ich vertraue diesem selbsternannten Wächter nicht. Isaaks „Amulett“, wie er es nannte, vernebelt Jakes Gefühle. Das finde ich nicht gut.“ Plötzlich erklang hinter ihnen eine Stimme und beide drehten sich erschrocken um. „Was soll das heißen, Isaaks Amulett?“ Jake stand da und sah ungläubig von Edward zu Bella und wieder zurück. Dann zog er sich seinen Anhänger vor die Augen und betrachtete diesen. „Du hast mich angelogen, Bella? Das hier stammt nicht von dir, oder? Diese verdammte Schwuchtel hat ihn dir gegeben, oder?“ Mit jedem Wort wurde er immer lauter und vor allem zorniger. Seine Augen verengten sich und er starrte erbost auf seinen bisherigen Glücksbringer. „Jake, bitte beruhige dich“, versuchte es Bella. „Er wollte, dass du glaubst, dass der Anhänger von mir ist. Er wollte dir helfen, wusste aber, dass du seine Hilfe nicht annehmen würdest. Isaak wollte dir nichts Böses. Die Kette hat dir doch geholfen, oder? Ist es dann nicht egal wo sie herkommt?“ „Es ist nicht egal wo dieses Ding herkommt“, knurrte Jake relativ ruhig. Und genau das machte Bella noch deutlich mehr Angst. Das war die bekannte Ruhe vor dem Sturm. Jake erbebte und flüsterte: „Ich bin nicht schwul. Er ist an allem schuld. Ich will nichts von Isaak haben, vor allem keinen Schmuck. Ich bin doch nicht seine kleine Freundin.“ Tobend riss er an der Kette und die Glieder gaben unter seinem Zorn nach. So laut er konnte schrie Jake: „ICH BIN NICHT SCHWUL!“ Dabei warf er den Anhänger über die Klippe. In der Bewegung erstarrte er, als seine unterdrückten Gefühle zurückkehrten. Er zuckte und schüttelte sich im inneren Kampf mit seiner Prägung. Sein Zorn siegte und er verwandelte sich augenblicklich. In rasender Wut und vollkommen vernebeltem Hirn, stürmte er auf den Kampfplatz zu. Er hatte nur noch einen Gedanken: „Töten.“ Bella schrie ihm hinterher, aber er hörte sie gar nicht. Dann tauchte Seth neben ihnen auf, sprintete auf die Klippe zu, bremste scharf ab und sah Jake zu, wie dieser davonpreschte. Er jaulte und seine Kameraden weit unten stiegen mit ein. Sam versuchte Jake zu beruhigen, aber in genau diesem Moment griffen die Neugeborenen an und das Rudel stürzte sich ins Getümmel. Jakes Zorn war so übermächtig, dass er die Verbindung durchflutete, wie ein reißender Strom. Alle Wölfe, selbst Sam, wurden überrumpelt und verfielen in Mordlust. Hoch im Norden, an der Grenze zwischen Kanada und Alaska, blieb Isaak, wie angewurzelt stehen. Die Verbindung zu Jake hatte sich wieder geöffnet und er spürte dessen allesverzehrenden Zorn. Schnell schottete er sich vor diesem Gefühl ab. Er fragte sich, was geschehen war, dann verstand er: Jake wusste über den Anhänger Bescheid. Mit einem Stirnrunzeln und äußerst besorgt, fokussierte er sein inneres Auge auf den Anderen. Er sah, wie dieser sich verwandelte und davonrannte. Dann ließ er seinen Blick wandern und betrachtete die Umgebung. Er fand die Schlacht zwischen den Wölfen, den Cullens und einer Horde neugeborener Vampire. „Das darf doch wohl nicht wahr sein. Wo kommen die denn her?“, fragte er sich laut und versuchte die Zusammenhänge zu analysieren. In seinem Kopf entstand eine Flut von Bildern mit Ereignissen, welche zu diesem Ausgang geführt hatten. Nachdem er die Vergangenheit und Gegenwart kannte, fokussierte er sich auf die Zukunft. Er sah viele mögliche Szenarien, aber alle führten zu ein und demselben Ergebnis. Jake würde an den Folgen dieses Kampfes sterben. Das Schicksal des Jungen schien besiegelt. Das sollte so nicht sein. Es war Isaaks Schuld. Seine Verantwortung. Er musste abermals in das Rad des Schicksals eingreifen. Er schwor alles in seiner Macht stehende zu unternehmen, um dessen Leben zu retten. Wie ein Blitz rannte der Wächter über die Landschaft und gab alles. Er musste sich beeilen. Die Zeit war knapp. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)