Nacht im Wunderland von Charly89 (Gespräch mit einem Schatten) ================================================================================ Prolog: Ein netter kleiner Plausch ---------------------------------- Hm. Oh? Hallo, ich habe dich gar nicht gesehen. Geschmeidig springt das Tier von dem Sims des alten Gebäudes. Völlig geräuschlos landet es auf der Mülltonne, obwohl es wenigstens dumpf hätte rumpeln müssen. Schatten und Tier verschmelzen gerade zu und scheinen eins zu sein. Reglos hockt es da und starrt in die Gasse. Nun? Was macht jemand wie du hier? Allein im Dunkeln? Neugierig legt das Tier den Kopf schief. Kaum merklich löst es sich aus dem Schatten und schleicht zum Rand des Tonnendeckels. Die Bewegung ist fließend und erinnert an eine Katze, doch das Tier ist dafür eigentlich zu groß. Der Schwanz ist lang und dünn, die Ohren klein und spitz. Die Schnauze ist länger, wie sie bei einer Katze wäre. Das Tier hockt sich an den Rand der Tonne und sieht nach unten. Hey! Ich rede mit dir! Auf dem Boden neben der Tonne liegt ein Mensch. Seitlich zusammen gekrümmt ruht er dort. Die Person wirkt eher schmal und zierlich, der Atem geht schwer und rasselnd. Der Mensch dreht langsam den Kopf. Ah. Ich dachte schon du willst nicht mit mir reden. Du siehst nicht gut aus, wenn ich das so sagen darf. Die Person am Boden hustet. Rote Flecken bilden sich an der Seite der Tonne. Ja, ja. Nicht gut. Macht aber nichts. Mit trüben Augen sieht der Mensch auf. Fahles Licht erhellt sein Gesicht. Ich nehme das mit dem 'nicht gut' zurück. Du siehst furchtbar aus. Ehrlich, sei froh das du das Elend nicht sehen musst. Das Tier verengt die schwarz glänzenden Augen Aber es ist egal. Ja, ja. Egal. Ein letztes Rasseln ist zu hören, dann ist es still in der Gasse. Siehst du? Es ist egal, wie ich sagte. Das Tier springt von der Tonne, genauso geräuschlos wie vorhin darauf. Neugierig sieht es sich um, dann schleicht es zu der Toten. Die schwarzen Augen mustern das blutige und geschwollene Gesicht. Lippe und Augenbraue sind aufgeplatzt, die Nase steht schief und dunkelblaue Flecken zieren die rechte Gesichtshälfte. Ja, ja. Sei froh. Du wärst nie wieder hübsch geworden. Armes Ding. Hast wohl das Falsche gemacht, was? Aber das macht nichts. Ja, ja. Macht nichts ... nicht mehr. Das Tier grinst. Ein heimtückisches und böses Grinsen. Die weißen Zähne leuchten geradezu in der Dunkelheit und die Augen funkeln. Geschmeidig geht es weiter, schlendert in die Gasse hinein und wird eins mit der Nacht. Zwei schwarze Augen erscheinen. Sie schweben mitten in der Luft und glänzen geheimnisvoll. Und du? Was ist mit dir? Ein breites Grinsen bildet sich unterhalb der Augen. Dachtest du, ich habe dich nicht bemerkt? Glaube mir, mir entgeht nichts. Ja, ja. Nichts. Komm, wir gehen woanders hin. Wir suchen uns einen netten Platz und da unterhalten wir uns. Das Grinsen wird breiter, bedrohlicher. Die spitzen Eckzähne blitzen furchteinflößend auf. Ein netter kleiner Plausch. Ja, ja. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)