Das Portal nach Mittelerde von NaomiUchiha (Portalwelten) ================================================================================ Kapitel 7: Räucherkaninchen ---------------------------   Räucherkaninchen   Es war früher Morgen als die Zwerge aufbrachen. Sie mussten sich beeilen, damit sie genügend Distanz zwischen sich und Bruchtal gebracht hatten, bevor die Sonne aufging. Namara musste ihre wenigen Habseligkeiten zusammenpacken und sich davonschleichen, um keinen verspäteten Aufbruch zu verursachen. Sie huschte die zahlreichen Treppen hinunter, um sich zu der Gruppe an Zwergen zu gesellen, die sich beim Eingangsbereich sammelten. Trotz der frühen Stunde fühlte sie sich überraschend erholt. Sie hatte sich letzte Nacht klugerweise  früh schlafen gelegt um heute nicht mit der Erschöpfung kämpfen zu müssen. Auch wenn ihre Glieder vom gestrigen Training schmerzten, verspürte sie doch Genugtuung wenn sie sich daran erinnerte, was sie geleistet hatte. Sie trug das Schwert mit Stolz, wenn es auch noch keinen Namen hatte. „Wir sind vollständig, lasst uns aufbrechen bevor die Dämmerung einsetzt.“, ordnete Thorin an, der soeben die Anwesenheit seiner Truppe geprüft hatte. Er bewegte sich durch die Gruppe hindurch in ihre Richtung, wobei ihm sein Gefolge folgsam Platz machte.  Überrascht stellte Namara fest, dass er direkt zu ihr herüber kam. Unruhig wechselte sie das Gewicht von einem Fuss zum anderen. Was wenn er ihr nun verbieten würde mitzukommen? Er wird mich doch nicht zurücklassen oder? Er blieb vor ihr stehen und musterte sie mit diesem eindringlichen Blick, welcher nur er hatte. „Gibt es etwas, dass wir wissen sollten, ehe wir unseren Weg fortsetzen?“ Man konnte ihr die Verwunderung vermutlich ansehen. Dass er sie dies fragen würde, hatte sie tatsächlich nicht erwartet. Das wäre das erste Mal, wo er sich aktiv auf ihre Gabe verliess. Dementsprechend  war sie auch kurz perplex, bevor sie ihre Worte wiederfand. „Nein…also…bis zu den Nebelbergen sollte es keine Probleme geben.“ Er senkte den Kopf zum Dank, eine Art angedeutetes Nicken. Dann drehte er sich wieder um und übernahm die Führung. Die Kompanie verliess offiziell die letzte sichere Ortschaft an der Grenze zur Wildnis. Das ist alles? Kein Tadel, kein Hinweis? Sie konnte es kaum glauben. Ein Lächeln erschien auf Namaras Gesicht. Er schien ihr Schritt für Schritt mehr Vertrauen entgegenzubringen. Er war misstrauisch wie die meisten Zwerge, aber Namara schrappte endlich an der Oberfläche seines Wesens. Der Gedanke spornte sie an. Vielleicht wurde sie endlich ein vollwertiges, geschätztes Mitglied der Queste…bei allen. Die Gruppe überquerte die letzte Brücke Bruchtals in der hellblauen Blässe der Dämmerung. Sie redeten wenig, und wenn sie redeten, dann leise. So leise wie Zwerge es eben konnten. Es war ihnen klar, dass sie nur diesen einen Versuch hatten. Auf keinen Fall wollten sie Zeit verlieren, oder den Elben die Möglichkeit geben sie aufzuhalten.  Den Pfad der aus dem Tal führte fanden sie schnell. Er leitete sie an den Wasserfällen entlang, schmiegte sich eng an das Gesteinsmassiv welches Bruchtal umgab. Eine Gegebenheit, welche die Zwerge zu beruhigen schien. Niemand kannte Stein und Fels besser als das Volk der Zwerge. Vielleicht waren sie aber auch einfach froh, den Elben den Rücken zu kehren. Diesmal konnte Namara ganz gut mithalten. Sie eilten alle, aber sie rannten nicht und je weiter sie vorankamen, desto lockerer wurden sie. Namara warf einen letzten Blick zurück, als die Morgenröte das Tal in zartrosa tauchte. Der Morgen erwachte und läutete ein neues Kapitel der Reise ein. Die schimmernden  Dächer Bruchtals lagen hinter ihnen, es gab kein Zurück mehr. Mit dem Morgen wurden auch die Zwerge langsam munter und begannen über ihre Pläne im Erebor zu diskutieren, Geschichten über alte Zeiten auszutauschen oder Wanderlieder zu singen. Trotz Thorins Drängen kamen sie nicht schnell voran, denn der Anfang war steil und die Luft erwärmte sich nur schleppend, während die Sonne sich über die Berge kämpfte. Namara ging neben Bilbo, mit welchem sie sich angeregt unterhielt. Irgendwie waren sie auf das Thema Essen gekommen und tauschten nun Rezepte von ihren jeweiligen Heimatsorten aus. Später gesellte sich auch Bombur noch dazu, der seine zwergischen Kochkünste miteinbringen wollte. „Es ist ehrlich bedauerlich, diese Wildnis. Wie viel würde ich für einen Apfelkuchen geben.“, seufzte Bilbo, der gerade einem Schlammloch auswich. Namara tat es ihm gleich, jedoch hüpfte sie darüber hinweg anstatt drum herum. Sie hatte schon den ganzen Morgen überschüssige Energie…was sehr wahrscheinlich an dem hübschen braunhaarigen Zwerg lag, der ein paar Meter weiter vorne sicheren Trittes den Pfad erklomm. „Kuchen wird schwierig, aber es gibt viele Dinge, die man unterwegs machen kann. Es muss ja nicht mal Eintopf sein.“-„Was ist denn gegen meinen Eintopf einzuwenden?“, fragte Bombur skeptisch. „Die Eintönigkeit.“, erwiderte Bilbo. „Was erwartest du denn? Es heisst schliesslich nicht Eintopf ohne Grund.“ Bomburs Küchenutensilien klirrten mit jedem Schritt den er machte. Bei diesen fragte sich Namara übrigens, ob er die gleichen Waffen zum Kämpfen  und Kochen verwendete…Sie fragte ihn aber lieber nicht danach. “Äh…ich bezweifle, dass es deswegen Eintopf heisst.“   Gegen Mittag wurde Namara langsam hungrig. Mittlerweile folgten sie keinem Weg mehr, sondern verliessen sich auf Balins Orientierungssinn, da dieser schon viele Jahre lang zwischen den Blauen Bergen und dem Erebor hin und her gereist war, und die Pfade auswendig kannte. Noch hatte Thorin keine Rast angekündigt; die dürfte aber bald mal fällig sein, denn die Truppe war schon seit Morgengrauen auf den Beinen. Namaras Füsse schmerzten und ihr Magen knurrte unaufhörlich vor sich hin. Es war anstrengend sich durch die momentane Graslandschaft zu schleppen. Die Gräser waren hoch, die eintönigen Wiesen übersäht mit Disteln und Steinen, die ihr das Leben schwer machten. Sie wünschte sich ihren IPod her, auf welchem sie sich wenigstens mit Musik hätte anspornen können. Musik vermisste sie nebst ihrer Familie am meisten. Frustriert stiess sie die Luft aus. Ein weiteres Mal verfing sich ihre Kleidung in den garstigen Pflanzen. Mit einer ruckartigen Bewegung befreite sie sich von den Dornen und kämpfte sich weiter voran. Sie befürchtete schon, dass sie den Rest des Tages ohne Pause überleben musste, als Thorin dann doch endlich seine Gruppe in der Nähe eines kleinen Nadelwäldchens anhalten liess. Namara glaubte vor Erleichterung schon die Engelsglocken hören zu können. Erschöpft setzte sie sich in den Schatten einer Kiefer und lehnte sich an den Stamm. Die Zwerge sammelten sich in kleineren Grüppchen zusammen und packten ihre Vorräte aus.  Ein paar Dinge hatten sie sich von den Elben mitgehen lassen, anderes waren lang haltbare Rationen. Diesmal sass sie mit ihnen zusammen, anstatt sich abseits niederzulassen. So lernte sie manchmal Fetzen von Neo-Khuzdul, der alten Zwergensprache oder erfuhr von den Familien der einzelnen. Es interessierte sie schon immer was Personen bewegte und was ihnen im Leben wichtig war. Vieles davon war Geld, Edelsteine und Geschmeide; aber auch Schnitzereien, Instrumente und Erinnerungen. Jetzt gerade war es Essen welches sie zwar nicht teilten, aber trotzdem anpriesen.  Auch wenn sich in Namara dadurch Futterneid entwickelte- besonders gegenüber Bombur, der getrocknete Würstchen dabei hatte-, hörte sie ihnen doch gerne dabei zu. Und manchmal hatte sie das Gefühl, dass es die Zwerge freute wenn sie Interesse zeigte. Namara verblieb im Gegensatz zu den meisten bei Wasser und dem Fleisch, welches die Zwerge unterwegs jagten. Sprich, dem Fleisch, das noch nicht vorhanden war. Sie zog sich ihre Schuhe und Socken aus  und seufzte erleichtert. Sie hatte ein paar Blasen von der andauernden Reibung. Sie legte ihre Füsse auf dem weichen Moos ab und verblieb so. Im Augenblick wollte sie sich einfach gar nicht bewegen und auf das Mittagessen warten, bevor die Reise sich unweigerlich fortsetzte. Sie vernahm das Geräusch von schweren Schuhen die sich näherten und stöhnte schon mal innerlich. Fili und Kili kamen prompt auf sie zu, und sahen zu ihrer Verwunderung nicht im Geringsten erschöpft aus. Sie hielten Dolch und Bogen bereit und grinsten sie erwartungsvoll an. „Wir müssen unser Mittagessen jagen gehen, kommst du mit?.“ Ein langer, angestrengter Seufzer entwich ihr. Sie hatte schon befürchtet, dass es Arbeit für sie gab. Muss das jetzt sein? „Ja ich weiss, aber wir ‚jungen Leute‘ haben anscheinend mehr Energie übrig.“, fügte Kili amüsiert hinzu.  „Wir haben immer die Ehre.“, scherzte sein Bruder. Sie schürzte angestrengt die Lippen. Sie hatte keine Lust jetzt aufzustehen. Ihre Füsse protestierten schon jetzt und flinken Tieren konnte sie in diesem Zustand ohnehin nicht hinterher laufen. Mit einem Blick zu Kilis erwartungsvollem Gesicht, überwand sie sich dann aber doch. Wenigstens konnte sie so mit ihm Zeit verbringen, ohne dass Thorin ihr dabei im Nacken sass. „Bin schon dabei.“ Sie biss die Zähne zusammen und erhob sich. Ihre Füsse taten noch immer weh. Sie liess so viel schweres Zeug zurück wie sie konnte, selbst die Schuhe. Vielleicht eine unkluge Entscheidung, aber  sich die Blasen aufzuschürfen erschien ihr schmerzhafter als Waldboden, was sich später definitiv als Fehler herausstellte, denn Tannennadeln waren überhaupt nicht bequem. „Nur damit ihr es gleich wisst, ich hab noch nie in meinem Leben gejagt. Ich kann mir denken wie es funktioniert, aber ich habe es noch nie in Real-Life gemacht.“, merkte sie an, als sie zerknirscht vor den Brüdern stand. „Real-Life?“, fragte der Jüngere verwirrt. Namara blinzelte ein paar Mal abwartend. „Ja…?“ Die Brüder warfen sich einen fragenden Blick zu. „Ach, tut mir Leid.“ Sie fasste sich an die Stirn, als sie das Problem bemerkte. „Ich meinte, in der Praxis.“, formulierte sie erneut, diesmal auf eine Art, welche die Brüder verstehen konnten. Anscheinend liess ihre Sprachbegabung bei Müdigkeit nach. Kili schmunzelte vor sich hin und Namara musterte beide erwartungsvoll. „Was stehen wir hier noch rum? Ich dachte wir sollen jagen gehen.“, meinte sie lachend. Kili schüttelte den Kopf, als wäre er gerade erst in die Realität zurückgekehrt. „Du hast Recht, wir verlieren Zeit.“, merkte auch Fili und boxte seinen Bruder in die Seite. Dieser sah etwas verlegen aus, nickte aber als Zeichen für sein Einverständnis. Fili ging voraus, ohne wirklich zu erklären wo er hin wollte. Es sah aus als wolle er vor allem tiefer in den Wald hinein. Kili war ihm dicht auf den Fersen. Die beiden Brüder bewegten sich erstaunlich flink durch das Dickicht. Namara quälte sich dagegen mit dem Waldboden ab, der mit Ästchen, Steinchen und Nadeln übersäht war. Es war ein Krampf barfuss darüber hinweg zu rennen, aber nicht ein einziger Laut der Beschwerde kam über ihre Lippen. Das war ihre Idee, jetzt würde sie diese eben ausbaden. Sie konnte von Glück reden, dass sie die einigermassen dickeren Fusssohlen ihrer Ahnen geerbt hatte. Dass sie oft draussen barfuss herumlief half ich auch, wenn auch nicht so sehr wie sie es sich gewünscht hätte. Fili duckte sich hinter einen am Boden liegenden Baumstamm und bedeutete den anderen zwei  still zu sein. Schnell duckte sich Kili ebenfalls und Namara kopierte das Verhalten unsicher. Namara unterdrückte ein Fauchen, als sich ein fieser Kieselstein in ihren Fuss bohrte. Verfluchter Waldboden! Aber sie würde es nicht wagen ihre erste Beute zu verscheuchen. Gebannt lauschten sie, während sie versuchte das Stechen zu ignorieren. Namara wagte es nicht sich zu bewegen. Fili spähte vorsichtig über den Stamm hinweg. Vor ihnen, in einer kleinen Mulde pickte etwas Federiges. Kili, der neben seinem Bruder kauerte griff langsam zu seinem Bogen. Vollkommen geräuschlos legte er einen Pfeil an die Sehne. Namara beobachtete ihn fasziniert. Er  erhob sich ein kleines Stück, gerade hoch genug um zielen zu können. Seine Augen fixierten das Tier, welches keinen Verdacht zu schöpfen schien. Die Sehne spannte sich und Zisch! Schon war es vorbei mit dem Tier. Fili sprang gelenkig über den Stamm hinweg und strahlte. „Ein perfekter Treffer!“ Namara erhob sich und staunte nicht schlecht. Der Blonde zog gerade den Pfeil aus  der Beute. Ein Fasan…und zwar ein ziemlich grosser. Kili strahlte vor Stolz, als sein Bruder ihm seinen Fang überreichte. „Der ist mindestens zwei Ellen lang! Das reicht für drei von uns.“ Der Blonde klopfte dem Jüngeren anerkennend auf die Schulter. Kili grinste vom einen Ohr zum anderen. Namara wurde von seinem Lächeln ganz warm ums Herz. Fili versenkte den Vogel in einem Jutesack den sie bei sich trugen und schulterte diesen. „Wenn wir schon so gut anfangen, kriegen wir bestimmt alle satt.“, freute sich Namara. Sie zupfte sich ein paar Blätter aus den Haaren und blickte erwartungsvoll in die Runde.  „Aber klar doch.“ Euphorisch wie sie alle waren, hatten sie ihren Hunger und die Müdigkeit schnell vergessen. Kili nahm sie überraschend bei der Hand und zog sie weiter in den Wald hinein. Sie war kurz perplex wegen des vertrauten Kontaktes, konnte aber nicht verhindern, dass sie davon hingerissen war. Sie drückte seine Hand leicht und folgte ihm. Fili runzelte die Stirn, behielt seine Gedanken aber für sich, worüber Namara froh war. „Wonach suchen wir jetzt?“ Sie sprangen über einen schmalen Flusslauf hinweg, was sie erneut zwischen zusammengebissenen Zähnen fluchen liess. Wieso habe ich bloss diese dämlichen Schuhe ausgezogen?!  „Einem Kaninchenbau. Dort gibt es genug Beute für alle.“ Nun fragte sie sich, wie er bei diesem Tempo gut versteckte Löcher im Boden entdecken konnte. Sie schob es auf seine scharfen Augen. „Da, ich hab einen“, verkündete er abrupt anhaltend. Namara kam neben ihm stolpernd zum Stillstand. Tatsächlich, unter ein paar Wurzeln tat sich ein Bowlingkugel-grosses Loch auf. Wenn man nicht explizit danach suchte, war es zwischen den knorrigen Wurzeln der Eiche kaum auszumachen. Wenn sie genauer hinsah, konnte sie auch Pfotenspuren auf dem Boden erkennen. „Und jetzt? Ich glaube kaum, dass sie uns einfach in die Arme rennen werden.“ Die beiden schmunzelten amüsiert. „Genau das werden sie. Unter normalen Umständen sollte man die folgende Technik nicht verwenden, aber wir haben 15 Mäuler satt zu kriegen.“ Namara hörte ihm stirnrunzelnd zu. Das hörte sich ja nicht gerade tierfreundlich an. „Wir teilen uns jetzt auf, um die anderen Ausgänge zu suchen und zu blockieren. Und dann zwingen wir sie heraus indem wir ihren Bau räuchern.“ Namara knirschte mit den Zähnen und nickte gezwungenermassen. Sie hatte es sich ja denken können. Sie sagte ihnen aber nichts davon. Sie teilten sich auf und suchten nach den anderen Löchern. Die jungen Zwerge schienen instinktiv zu wissen, wo sie nachsehen mussten. Namara hatte es etwas schwerer und brauchte länger. Sie wurde von Schuldgefühlen geplagt und konnte nicht aufhören an erstickende Kaninchen zu denken. Es drückte auf ihr Gemüt, so dass sie nachdem die drei Jäger sich wieder vor dem Hauptbau trafen noch immer unglücklich war. Es  nagte unaufhörlich an ihr, liess ihr aber keine Gelegenheit einen triftigen Grund zu erdenken, die Tiere zu verschonen. Es führte kein Weg daran vorbei. Fili kramte in seinen vielen Taschen herum und nahm einen Feuerstein und ein Stück Metall hervor. Sie kannte die Gegenstände, ihr Vater hatte sie manchmal beim Campen verwendet. Fili hatte ein Knäuel aus Moos und halbtrockenen Blättern gemacht, Materialien die stark rauchen würden. Kili hielt dieses vorsichtig in seinen Händen, während sein Bruder Funken erzeugte um es anzuzünden. Wieso verbrennt er sich freiwillig die Finger? Sie wartete fast darauf, dass Kili zusammenfuhr, weil ein Funke auf seiner Haut gelandet war, aber er zuckte nicht mal mit der Wimper. Auch nicht, als sich eine beträchtliche Flamme entwickelt hatte. Der Rauchgeschmack brachte sie zum Husten und kratzte in ihrem Hals. Die beiden Brüder hatten auch hier keine Probleme, was sich diesmal aber mit ihren Rauchertätigkeiten erklären liess. Kili blies mehrere Male auf die kleine Flamme ein und erzeugte damit so viel Rauch wie möglich. Wenig später schnipste er die Kugel mit einer geschickten Bewegung in das Loch, in welchem sie vollkommen verschwand. Er grinste zufrieden. „Mit dem Fell und Kot da drin brennt das wie Zunder.“ Sein Bruder stimmte ihm lachend zu. Namara verschränkte verärgert die Arme und durchstach sie beide mit einem anklagenden Blick. „Das ist nicht witzig, die schieben Panik da unten und ersticken wenn sie nicht rechtzeitig den richtigen Ausgang finden.“ Die Brüder verkniffen sich daraufhin einen weiteren Kommentar, auch wenn sie bezweifelte, dass sie ihre Worte ernst genommen hatten. Der Bau begann zu rauchen wie geplant und Namara hoffte inständig, dass sie nicht einen Waldbrand angezettelt hatten. Bei den Kaninchen brannte es nun ganz bestimmt…wie grausam. Fili seufzte ungeduldig und drückte Namara einen seiner Dolche in die Hand. „Trotzdem müssen wir es tun. Halt sich bereit, du musst es am Nacken packen und ihm die Kehle aufschlitzen.“, wies er sie an. „Du musst schnell sein und präzise, sonst leidet es.“ Sie betrachtete den kantigen Zwergendolch in ihrer Handfläche. Er war scharf wie ein Rasiermesser und besass einige Kerben die von Kämpfen zeugten. Sie schluckte bitter und kauerte sich neben den Bau. Schell und präzise…klar. So präzise wie sie langsam zu ersticken während sie in der Dunkelheit umherirren. Bald schon konnte sie das Schaben von panischen Pfoten hören. Sie klemmte sich den Dolch zwischen die Zähne und fixierte sich auf den Bau. Wenig später kam das erste braune Tier aus der Öffnung geflüchtet. Fili schnappte es sich routiniert und machte kurzen Prozess mit ihm. Seine Reflexe waren erstaunlich schnell. Der Körper erschlaffte und das weiche Fell durchtränkte sich mit Blut. Namara hatte kaum Zeit sich darauf zu konzentrieren wie grausam sie es fand, denn das nächste war dem Vorgänger dicht auf den Fersen. Sie griff danach, verpasste es aber um Haaresbreite. Genervt stiess sie die Luft aus. Kili war geistesgegenwärtig genug und packte es, bevor es ins Gebüsch entkam. Auch dieses landete auf dem wachsenden Haufen an Tierleichen. Sie musste sich zwingen, sich auf den Bau zu konzentrieren. Okay, das nächste krieg ich! Da war es auch schon. Mit Karacho kam es aus dem Loch gestürmt und rannte ihr praktisch in die Arme. Sie hielt es fest so gut sie konnte. Das war leichter gesagt als getan, denn es zappelte in wilder Angst. Seine Augen waren weit aufgerissen und sie konnte den rasenden Puls unter dem Fell spüren. Ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen bei dem  Anblick. Die Brüder häuften neben ihr Tier um Tier, bis aufs Letzte. Deren Hände waren rot vom Blut. Sie hielt das Kaninchen noch immer fest, welches nun in eine Schockstarre verfallen war. „Na los, du hast das Letzte.“, forderte Fili sie auf. Es sträubte sie so sehr. Warum nur muss es sterben. Es sieht so niedlich aus. Mit zittrigen Händen griff sie zum Dolch den sie von Fili erhalten hatte. Die schwarzen Kulleraugen schienen sie förmlich anzuflehen. Sie klammerte sich an den Dolch bis ihre Knöchel weiss wurden….aber… sie konnte es nicht. Sie brachte es einfach nicht übers Herz. Es tut mir so Leid Kleines. Das Kaninchen erwachte mit einem Mal zu neuem Leben und zerkratzte ihr mit den Hinterläufen die Arme, als es versuchte zu fliehen. Erschrocken liess sie es los und konnte nur noch zusehen wie es hoppelnd ins Gebüsch verschwand. Ihr Unterarm blutete leicht, nichts Schlimmes, aber dennoch unangenehm. „Was machst du denn?!“, fauchte Fili irritiert. „Das hätten wir noch gebraucht!“ Namara musterte schuldbewusst den Boden. „Schrei sie nicht so an! Ist doch nur ein Kaninchen“, verteidigte Kili sie sofort. Fili stiess genervt die Luft aus und beförderte all die Tierleichen in den Sack. Zehn insgesamt. „Ich bring sie zu Bombur.“, schnaufte er und stampfte durch den Wald davon. Was war das denn…sonst braust er doch auch nicht gleich so auf. Kili verdrehte die Augen und fuhr sich durch die Haare. „Mach dir nichts draus, er gerät manchmal etwas in einen Rausch.“ Ein Rausch? Es schauderte sie. „Es- es tut mir leid ich konnte es einfach nicht.“ Sie presste ihre Lippen zusammen und wich seinem Blick aus. Sie fühlte sich schlecht. Wegen ihr könnte jetzt jemand kein Mittagessen haben. „Ist schon gut.“ Er kam zu ihr herüber und strich ihr tröstend über den Arm. Sie liess es zu und lehnte sich leicht an seine Schulter. „Du hast wohl noch nie ein Leben genommen.“ Namara schüttelte den Kopf. Ihre Finger spielten an Filis Dolch herum, den sie vergessen hatte zurück zu geben. „Du wirst es lernen müssen.“ Sie drehte ihm den Kopf zu und musterte ihn traurig. Sie wollte das Töten nicht lernen…sie wollte sich bloss verteidigen. Es tat ihr im Herzen weh so gewaltvoll jemanden aus dem Leben zu reissen. Egal ob Tier, Mensch oder was auch immer. Wie sollte sie das denn später bei echten Gegnern anstellen? „Du musst verstehen, in dieser Welt gilt immer das Gesetz des Stärkeren. Absolut zu jeder Zeit. Entweder töten wir die Tiere, oder wir sind geschwächt für kommende Gefahren. Du hast bereits gesehen was Orks anrichten können.“ Er nickte zu ihrer bandagierten Schulter.  „Wenn du nicht bereit bist sie zu töten, dann töten sie dich.“ In seiner Stimme schwang Sorge mit. Sie wusste dass er Recht hatte. Diese Reise war vom Tod gezeichnet, er lauerte an jeder Ecke. Wenn sie sich nicht wehrte, würde sie versagen. Wieder liessen ihr die Umstände keine Wahl, aber es schmerzte sie dennoch. Das war doch nicht sie selbst…Sie mordete nicht…Sie bewahrte. „Ich versuche es, versprochen.“, versicherte sie ihm dennoch. Sie öffnete den Mund, versuchte Worte für ihre Emotionen zu finden. Sie wollte nicht wie ein Schwächling klingen. Und das war bei Zwergen schnell der Fall. Die hatten oft eine ‚Hau drauf‘ Mentalität, wenn sie es auch Kili nicht unterstellen wollte. „Ich konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen und es umbringen. Ich konnte seine Angst sehen.“ Sie schluckte schmerzlich. „Angst wie meine.“ Ihre Augen wanderten zum Bau, der noch immer rauchte. Reute es ihn denn gar nicht? Fühlte er sich nie schlecht, wenn er einem Lebewesen das Leben nahm? Für eine Weile verfielen sie beide ins Schweigen. Er hing wohl einer Erinnerung nach…und sie, sie fragte sich warum die Welt manchmal so brutal war. Warum Kili töten konnte, weshalb ihn das Blut nicht störte. Dann gab sie sich einen Ruck und fragte ihn. „Fühlst du dich nie…schuldig wenn du andere Wesen einfach aus dem Leben reisst? Die hatten doch auch alle einen Sinn…Träume…“ Er schien etwas überrascht. Darüber musste er tatsächlich eine Weile nachdenken. „Ich weiss, dass du es tun musstest, ich bin dir nicht böse. Ich...verstehe es nur nicht.“ Er seufzte nachdenklich, den Blick auf seine verschmierten Hände gerichtet. „Nein ich…habe gar nicht darüber nachgedacht um ehrlich zu sein.“ Er sah sie mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an. Als wisse er nicht recht, was er denken sollte. „Wir nehmen uns doch nur was wir brauchen. Und was Orks angeht…sie sind einfach böse Kreaturen. Sie kennen kein Mitgefühl und sie haben meinen Vater und viele andere meines Volkes auf dem Gewissen. Ich werde niemals damit aufhören sie zu hassen. Sie verdienen es nicht verschont zu werden.“ Je mehr er redete, desto kälter wurde seine Stimme. Und das Zögern in seinen Augen wandelte sich zu alter Wut. Er hatte seine Hände angespannt und starrte stur Löcher in den Waldboden. „Ich sage nicht, dass willenloses Schlachten erstrebenswert ist, aber ich vergesse nicht was sie getan haben. Mein Vater hätte bei uns sein sollen als wir aufwuchsen. Nichtsdestotrotz sie haben ihn mir gestohlen.“ Namara spürte wie die Kälte des Walbodens in ihre Glieder zog. Eisige Klauen beschattete ihr Herz wie Wolken die Sonne. „Und ich werde jedem einzelnen Ork dafür den Schädel spalten.“, presste er hervor. Sie hatte von alledem keine Ahnung gehabt. Ihr wurde erst jetzt bewusst wie viel Schmerz hinter der fröhlichen Fassade versteckt war. In seinen Augen schimmerten Tränen. Zaghaft legte sie ihre Arme um ihn und drückte ihn tröstend an sich. Sie strich ihm zärtlich über den Rücken, spürte wie er in ihren Armen zitterte. Aber er weinte nicht, erwiderte bloss ihre Zuneigung indem er sie an sich presste. Keiner sprach ein Wort. Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, bis er wieder begann ruhiger zu atmen. Er sammelte sich wohl.  „Ich glaube, ich werde es eines Tages verstehen.“ Er lächelte schwach und löste sich langsam von ihr. Trotz des Blutes umschloss sie seine Hände mit ihren. Sie teilte ihm wortlos mit, dass sie für ihn da war. Sein erhärtetes Gesicht erhellte sich ein Stückchen. Die Kälte in ihrer Brust schwand dahin und sie empfand nichts als ein warmes Kribbeln. Er erhob sich wortlos und zog sie auf die Füsse zurück. Er behielt ihre Hand noch und sie liess es zu. „Ich habe eine Idee, komm.“ Flink huschte er den Weg zwischen den Bäumen zurück, gerade in einem Tempo, dem sie noch folgen konnte. Er unterdrückte seine Traurigkeit wie es schien. Vermutlich hielt er sich mit seiner Fröhlichkeit selbst auf Trab. Er brachte sie auf Umwegen zum Waldrand zurück.  Allerdings ging er nicht direkt zu den anderen, sondern blieb lediglich in Hörweite. Sie hinterfragte es gar nicht, sondern vertraute ihm einfach. „Wenn es der Kontakt mit dem Tier ist der dich hemmt, müssen wir diesen eben mindern.“ Er bückte sich nach einem kleinen Flusslauf, um sich das Blut von den Händen zu waschen. Sie sah den roten Fäden zu, wie sie flussabwärts verschwanden. Er wechselt also das Thema. Auch diesmal machte sie brav mit. Sie wollte nicht, dass es ihm unangenehm war.  „Und wie soll das gehen?“ Er richtete sich auf und schüttelte seine Hände aus. Danach griff nach seinem Kurzbogen und zog ihn hervor. Ein echter Zwergenbogen und wohl ein seltener, wenn man bedenkt, dass Zwergen eher den Nahkampf bevorzugten. „Damit“ Namara nickte langsam. Die Idee war gut. Auf die Weise musste sie nicht so nah an ihre Beute heran. Beziehungsweise baute keine Verbindung zu ihnen auf. Kili tappte zu einem der Bäume und ritzte mit deinem Messer ein Kreuz in die Rinde. „Du sagtest du hast es schon mal gemacht.“ Er steckte den Dolch weg und trat wieder vor sie hin. Er reichte ihr den Bogen und sah ihr dabei eindringlich in die Augen. „Er ist von meinem Vater.“ Von seinem Vater?  Sie wusste dass dieser  in einer Schlacht verstorben war. Wie so viele seines Volkes. Der Bogen musste ihm eine Menge bedeuten. Sie konnte kaum fassen wie viel Vertrauen er in sie setzte. „Ich werde äusserst vorsichtig sein.“, beteuerte sie ehrfürchtig. Er nickte, drückte ihr dann seinen Bogen in die Hand und machte ein paar Schritte zurück. „Na dann, zeig mir mal was du kannst.“ Nervös strich sie sich eine Locke aus dem Gesicht. Bogenschiessen hatte sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gemacht. Dazu kam, dass sein Bogen, wenn auch für Mittelerde-Standard hervorragend gebaut, nicht so funktionierte, wie die modernen Bögen, die sie benutzt hatte. Sie spannte ihn mal um zu testen, wie es sich anfühlte. Es war auf jeden Fall anstrengender als mit einem Compound. Aber was sie am meisten störte, war das Pfeilauflegen. Es gab keine Markierung wo sie ihn ansetzen sollte, weder hinten bei den Fingern, noch vorne. Kurz gesagt, sie hatte keinen blassen Schimmer. Es lenkte sie ab, dass er ihr dabei zusah, wie sie sich demnächst auf höchstem Grade blamieren würde. Und dass es der Bogen seines Vaters war, machte es auch nicht besser. Ganz zu schweigen von ihren schmerzenden Füssen. „Was ist? Ist es dir doch zu kompliziert?“, fragte er mit seiner wiedergewonnenen neckischen Stimme. Sie unterdrückte ihre Frustration, weil sie ihn nicht anfauchen wollte. „Eben nicht…der Bogen ist so…einfach.“ Sie fuhr sich durch die Haare, entschied sich dann es ihm zu erklären. „Es hat kein Visier und keine Pfeilauflage. Das mit dem Visier geht ja noch, aber es verwirrt mich so sehr, dass da nichts ist. Wie soll ich denn den Pfeil davon abhalten sonst wo hin zu rutschen.“ In ihrer Stimme schwang Frust mit. Sie wollte doch auch etwas können um ihn zu beeindrucken. Ihre schmerzenden Füsse und die Erschöpfung halfen ihr auch nicht gerade weiter. Er trat wieder näher an sie ran und nahm den Bogen wieder an sich, zärtlich, als wolle er um jeden Preis verhindern, dass er sie verärgerte. Oder sie bildete es sich einfach nur ein und es ging nur um den Schutz des Bogens. „Ganz einfach, in der Mitte eben.“ Ohne lange zu fackeln legte er einen Pfeil an die Sehne, wusste instinktiv schon, wie er ihn halten musste. Er war in der Position verharrt, um sie ihr zu zeigen. „Siehst du?“ Sie warf einen Blick auf seine Finger. Er lächelte ihr kurz zu, ehe er den Pfeil losliess. Er zischte durch die Luft und traf haargenau in die Mitte des eingeritzten Ziels. Beeindruckt aber doch etwas eingeschnappt verschränkte sie die Arme. Kili war ausserordentlich gut darin. Was hatte sie auch anderes erwartet. Er konnte das bestimmt auch blind. Was war sie dagegen schon? Trotzdem lobte sie ihn für den perfekten Schuss, denn sie konnte nicht leugnen, dass er sehr begabt war. Er strahlte bis zu den Ohren, als gäbe es nichts schöneres, als Komplimente von ihr zu bekommen. Wieder seufzte sie und schüttelte leicht den Kopf. „Bei dir sieht das so wahnsinnig einfach aus.“-„Ach komm, du fängst doch gerade erst an.“ Versuchte er sie gutherzig aufzumuntern. „Nein, eben nicht. Ich konnte das, ich war einer der besten. Aber neben dir mach ich mich komplett zum Narren.“ Er liess die Waffe sinken und ergriff sie behutsam bei den Schultern. „Jetzt mach dich doch nicht so fertig, lass mich dir helfen.“ Ergeben stiess sie die Luft aus. Was machte sie sich auch vor, ohne ihn bekam sie es nicht hin. Und abgesehen davon konnte sie ihm sowieso keinen Wunsch abschlagen. „Na schön, zeig’s mir.“ Er schmunzelte zufrieden und gab ihr den Bogen zurück. Sie atmete einmal tief durch und setzte schon mal das um, was sie noch von früher wusste.  Sie stellte sich aufrecht hin, Arme geradlinig zum Ziel und schnappte sich einen seiner Pfeile. Sie versuchte wie er die ungefähre Mitte der Sehne zu finden, um den Pfeil anzulegen. Den linken Arm drehte sie etwas aus, um zu verhindern, dass sie sich verletzte. „Was mach ich jetzt mit der Spitze?“  Er trat neben sie und korrigierte behutsam ihre Finger. „Du legst ihn auf deinen Fingern ab.“, seine Stimme war ganz ruhig und konzentriert geworden. Aber klar! Dass ich das nicht schon vorher bemerkt habe. Fokussiert legte sie die Pfeilspitze auf den Fingern ab, wie er sie angewiesen hatte. Es war ungewohnt und irgendwie hatte sie Angst sich an der Spitze zu verletzen wenn sie losliess. Sie spürte seine Hände an ihren Armen, als er unentwegt ihre Haltung korrigierte. Sie spannte den Bogen an bis sie die Sehne an ihrem Mundwinkel hatte. Kili blieb ganz nah bei ihr, um ihr beim Zielen zu helfen. „Noch etwas tiefer…ja genau so. Der Pfeil fliegt nicht genau dorthin, wo du hinsiehst.“ Ihr rechter Arm begann wegen der Spannung zu zittern, weswegen sie den Pfeil gehen lassen musste. Er schwirrte singend durch die Luft. Sie traf den Baum, auch wenn sie das Kreuz weit verfehlt hatte. Sie schürzte ihre Lippen und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Er zuckte bloss mit den Schultern. Sie gab aber noch nicht auf. Da die Pfeile nicht kaputt gingen, konnte sie wohl noch etwas üben. Er war sehr geduldig mit ihr und scheute nicht davor zurück ihr zu sagen was sie falsch machte. Namara gab sich wirklich die grösste Mühe, nahm beinahe die Realität nicht mehr vollständig wahr, weil sie vollkommen aufs Zielen fixiert war. Sie probierte es nochmal und nochmal. Zufrieden war sie nie, aber sie redete sich ein, dass es schon besser werden würde. Sie kam dem Kreuz immer näher, traf es aber nie. Sie trottete zu dem Baum um die Pfeile zurückzuholen. „Nicht schlecht.“, kommentierte Kili. Sie lächelte ergeben und massierte ihren angespannten Oberarm.  „Ach weisst du, ich hab einen ganz tollen Lehrer.“ Sie tätschelte ihm die Schulter, was ihn zum Lachen brachte. Sie schmunzelte ihn fröhlich an. Schlussendlich machte es dann doch Spass. Mit ihm jedenfalls. Bei ihm musste sie sich nicht ständig beweisen. Mal davon abgesehen dass sie es dennoch tat, weil sie ihm gefallen wollte. „Aber deswegen brauchst du doch keine roten Ohren bekommen“, schnurrte sie amüsiert, als sie bemerkte, dass das Kompliment ihm mehr geschmeichelt hatte, als die dachte. „Neh“, machte er nur und verfiel danach wieder in leichter glucksen. Ein niedlicher Versuch seine Verlegenheit zu kaschieren. Sie setzte erneut einen Pfeil an. Dieser wird’s, komm schon. Der Pfeil schnellte von der Sehne und bohrte sich in die Rind des Baums. „Autsch!“ Eilig rieb sie sich den Unterarm. Die Sehne war ihr voll gegen die Haut geschnellt. „Jaa…du hast den Arm nicht ausgedreht.“-„Was du nicht sagst.“, lachte sie. Wegen ihrer kleinen Schäkerei hatte ihre Konzentration nachgelassen. Nun hatte sie nicht nur zerkratze Arme, sondern auch noch rote Streifen. „Naja, immerhin treffe ich den Baum.“ Sie gab ihm den Bogen mit einer kleinen Verbeugung zurück. „Das wird schon Namara. Selbst Ziegen fallen von Klippen.“ Sie runzelte leicht verwirrt die Stirn. „Welche Ziegen?“ Er blinzelte ein paar Mal. Ist das eines dieser Sprichworte? Sie konnte förmlich sehen wie sich in seinem Kopf die Zahnrädchen drehten. „Entschuldige, ich meinte, selbst Experten meistern es manchmal nicht.“ Er lachte leicht und rieb sich verlegen den Hinterkopf. Also war es tatsächlich ein Sprichwort…Die haben vielleicht merkwürdige Redewendungen. „Achso.“ Sie lächelte ebenfalls. Sie hob ihren Arm an, um den aufkommenden Wind davon abzuhalten, ihr die Haare ins Gesicht zu blasen. „Waren wir da nicht vorher schon mal?“, setzte er nach. „Ja…doch, aber da war es anders herum. Wir verwirren uns gegenseitig.“ Sie musterten sich für einen Augenblick spielerisch, ehe sie beide lachen mussten. Die Frustration war verflogen. Ihre Wangen glühten wenn sie ihn lachen hörte. „Eigentlich gefällt’s mir neue Sprachen und Redewendungen zu lernen. Ich kann mir Worte sehr gut merken.“-„Tatsächlich?“ Er trottete zu dem Baum in welchem der Pfeil steckte und entfernte diesen mit einer ruckartigen Armbewegung. Er drehte ihn ein paar Mal spielerisch in der Hand herum. Dann drehte er sich zu ihr um und schmunzelte verspielt. „Oy umral, sanakhiya yadi haggunul?“, schäkerte er, während er ganz gemächlich auf sie zukam. Dabei schien ihm vollkommen bewusst zu sein, wie er auf sie wirkte. Sein schmeichelnder Tonfall und das rollende R machten sie ganz verlegen. Natürlich verstand sie kein Wort, aber das spielte keine Rolle. Es reichte, einfach seiner Stimme zu lauschen und zu raten. „Und was heisst das?“ Ihre Augen beobachteten ihn interessiert. Er trat ganz nah an sie heran, brachte ihren Puls zum Rasen. Seine Lippen kräuselten das vertraute, charmante Grinsen, welches sie so schön fand. Sie streckte vorsichtig eine Hand aus, um ihm eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen. Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, es einfach getan. Seine Augen schimmerten mit ehrlicher Zuneigung. Ihr Herz begann wieder unberechenbar zu pochen. Hauchzart berührten seine Finger ihre Wange. Seine Nase streifte ihre, als er ihn näher kam. Sie konnte seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren… „Kili, Namara, das Essen ist parat!“ Erschrocken fuhren sie auseinander Ihr Herz klopfte wie wild. Sie wusste nicht, ob vor Schreck oder vor Aufregung. Was war das gerade? Sie sah verwirrt zwischen ihm und dem Rufenden hin und her. Es war Bofur. Kili überspielte die Situation geschickt. „Komm, ich verhungere schon.“ Er ergriff ihre Hand und zog sie mit sich. Namara folgte ihm verdutzt, mit einem nicht verschwindenden Lächeln auf den vollen Lippen. Die Zwerge sassen nun in einem unförmigen Kreis zusammen und erhielten je eine Schüssel mit Haseneintopf. Natürlich war es Eintopf, schon wieder. Vielleicht musste sie heute Abend wirklich mal das Kochen übernehmen. Trotzdem war sie erleichtert, dass sie endlich ihre Pause haben durfte. Diese Reise zehrte an ihren Kräften. Das Terrain war nicht immer leicht und Pausen waren spärlich, weil Thorin vorankommen wollte. Es blieb ihr nichts anderes, als die Zähne zusammenzubeissen, und es durch zu ziehen. Selbst bei äusserst charmanten Ablenkungen die den Namen Kili trugen. Mittlerweile musste sie sich eingestehen, dass ihr der hübsche Zwerg schon sehr ans Herz gewachsen war. Der Gedanke sich von ihm fernhalten zu müssen, erschien ihr nun beinahe unmöglich. Also half es nicht, dass Thorin genau das wollte und durchsetzen würde, sobald er von ihrer Verbindung Wind bekam. Das konnte ja noch heiter werden.   Neo-Khuzdul Übersetzungen:   Oy umral, sanakhiya yadi haggunul? = Na Süsse, bist du öfters hier? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)