Hellraiser von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 6: Knockin' on Heaven's Door ------------------------------------ Gibt es einen Gott?   Wie viele Menschen erfragten dies.   Ratlos, irrend. Ewig suchend.   Wie viele zweifelten, waren überzeugt, erlagen Lügen.   Päpstliche Prediger, Antichrist-Apostel, Kirchenketzer.   Alles Lügner und Betrüger! Gottlose und Verstoßene.   Dem Himmelsgesetz unterworfen. Zur legitimen Strafe gebracht.   Wenn Unrecht empfunden, gab es den Allmächtigen nicht.   Wenn Glück erfahren, hieß es: 'Gott sei Dank'   Nur, wenn er den Menschen ihr Sehnen erfüllte, hatte er ihre Dankbarkeit verdient. Wo blieb die Gerechtigkeit?   Der Mensch nimmt, der Herr vergibt.   Ein Geben; Nie genug genommen.   Meist erst in der leidvollsten Stunde wandte der Ungläubige sich an Gott.   Dann, wenn es zu spät war, die geschwärzte Seele reinzuwaschen. Dann begann Mensch zu verstehen. Und zu hassen.   Statt zu lieben, was Gottes Schöpfung war, das Leben bedanken, seine Lieben bewahren.   Verhasste der Mensch.   Die Zeit, die zu schnell vergangen. Das Leben, das ihm verendet. Der Liebste, der ihm entnommen.   Gott, weil er nicht half. Obwohl keine Hilfe erwünscht.   Mensch suchte Schuld woanders; gefunden hatte er das Unglück.   Immerzu gierte er nach mehr. Nie reichte es ihm.   Reich an Materie, arm an Seele.   Verkümmert im Dunkel der Versuchung.   Suchen, suchen, suchen - und sich weiter verlieren.   Erst in der Hölle, lernte er zu schätzen.   Sein Leben – ein Geschenk. Sein Sterben – eine Erinnerung.   Zurück. Auf den Weg zu Licht und Liebe.   Der Abzweig Unterwelt genommen, falsch abgebogen, vom Pfad abgekommen.   Der Höllenspirale Existenz entronnen, zurück zum Ursprung, neu begonnen.   Im züchtigenden Fegefeuer geendet. Dort lernte er wahre Furcht kennen.   „Mich.“ Manisch grinste der Teufel. „Ich bin der Schrecken, der die Ewigkeit durchwandert. Das, wovor euch eure Eltern immer gewarnt haben. Der feuchte Alptraum einer jeden Jungfrau. Der mit der echten Schlange der Verführung. Dämonisch gutaussehend, unwiderstehlich stehlich. Das heißeste Eisen, die Blut befleckte Empfängnis: D.evil the Kid.“   „Ich applaudiere.“ Killer schlug seine schwarzen Flügel an ihren Spitzen zusammen, erzeugte einen flattrigen Windhauch, der seine langen blonden Haare kurzweilig beschwingte. „Dies war mit Abstand ein neuer Rekord in unnötiger Großspurigkeit, mein dunkler Lord.“   „Ha!“ Kid riss jubelnd die Fäuste in die Luft. Freute sich über… sich. Mal wieder. Bis der Todesengel ihn kalt ernüchterte. „Jedoch ist kein Publikum hier, vor dem du mit dir selbst prahlen kannst.“   Weil ihre Gäste vom Bankett verschwunden waren, aus ihrer Welt entflohen, entführt von einem Gottesdiener. Kid spie das Wort in Gedanken.   „Die Ficker wollen die Himmelspforte durchstoßen.“ Der teuflische Lippenzug vom Wahnsinn verzerrt.   Mit einer erschreckenden Ruhe genehmigte sich der Teufel ein Engelsauge. „Sollen sie es ruhig versuchen...“   Zu satanischen Kreuze kriechend, würde Trafalgar Law wieder zurückkommen. Und kommen, das würde er.   . . .   „Wir kommen näher.“   Mächtige Flügelschläge rauschten im Aufwind. Beruhigend, behütend, beschützend. Die Flügel eines Phönix, der sie trug. Von kalt-brennenden Daunen umschlossen, Law und Penguin in einer Umarmung menschlicher Nächstenliebe gehalten.   „Gut festhalten, yoi!“ „Aye!“ / „Keine Befehle!“   Die Menschen erhielten Zuflucht im mystischen Licht des göttlichen Wesens. Heiligkeit. Marcos Schwingen kämpften gegen die bedrückende Mauer des klagevollen Seelennebels; die Decke der Hölle, die sie durchstoßen mussten, um zu höheren Ebenen zu gelangen.   Penguin beging den Fehler und sah runter. „W-Wenn wir fallen, sind wir Kadavermatsch!“   Laws Stimme blieb die Sachlichkeit. „Ich bin so freundlich und korrigiere dich; 166,89 Kilo Masse von Blut und Eingeweide sowie zweihundertsechs gebrochenen Knochen Plus diverser anderweitig austretender Körperflüssigkeiten.“   „Sehr freundlich. Und gar nicht beunruhigend.“   Unter ihnen erkennbar die letzten Umrisse der Unterwelt; Kaidos Schädel-Ruine, des teuflischen Fürsten Schloss, die Krokodils Pyramiden, das süße Land des jungen Kaisers... alles verkleinerte, verwischte hinter Nebelschwaden, in deren Grau sie aufwärts flogen, weiter und weiter rauf. Begleitet von Jammergesängen leidender Seelen, deren Boshaft sich in schwache Herzen krallten, gewillt sie von Innen heraus zu zerreißen. Diese drei Herzen waren stark. Unantastbar für das Böse. Weil sie einen Schutzpatron bei sich hatten.   „Law…? D-Du glühst!“ Penguins geweiteten Augen sahen auf Laws Brust hinab, deren linke Seite in Sanftrot glimmte, den Schutzraum der umarmenden Phönixflügel erleuchtete. Marco schmunzelte. „Wir sind nah.“ „Nah woran?“   „Nicht woran; an wem.“ Marcos Stimme ein Federstreicheln der Seele. „Spürst du ihn nicht?“   Laws tätowierte Finger berührten das Licht, fassten sich an die Brust. Das Rot verstärkte sich, das Leuchten pulsierte, erschuf Buchstaben auf seinen Fingerknöcheln: Auf seiner rechten Hand: D E A T H Auf seiner linken: D E A R T H   „Was...?“ „Unsere Fahrkarte nach oben.“   Mit einem kräftigen Aufschwung katapultierte sich der Phönix in die Nebelmauer. Mitten in den Kern der Schwärze. Unaufhaltsam. Vorbei an geplagten Seelen, vorbei an allem Leid, es hinter sich lassend. Weit hinter ihnen. Laws Herzlaterne vertrieb das Unheil, wies ihnen den Weg.   Hinauf, höher und höher.   Zur geistigen Barriere, dem Rande des Wahnsinns.   Die Schwelle zwischen Leben und Tod.   Jenseits aller Vorstellungskraft. Das Undenkbare.   Alles – Nichts.   Es ward Finster. Dessen unreinste Form.   Das abgrundtief Böse.   Unnatürlich dunkel. Spürbar lechzend. H u n g r i g.   Des Schicksals verschlungene Pfade.   Wie Tentakel nach ihnen greifend.   Verfehlend. Vertrieben, verflossen. Tropfenden Herzens.   Es regnete. Durch das Höllendach.   Die Tränen des Vaters, der seinen Sohn vermisste.   Eis, das splitterte. Liebe, die währte.   Das kalte Herz des Mondbringers fror die Tränen zu Schneeflocken.   Es schneite. Weiß fiel gen Dunkel. Zerschlug es, beleuchtend.   Ein Riss im Schwarz tat sich auf. Ein Weg, der ihnen eröffnet. Ein Weltenriss.   Ein Licht über ihnen. Ein Fluchen unter ihnen.   Des Teufels Groll, der sich in einer gigantischen Metall-Faust manifestierte.   „Gleich hört ihr die fucking Engel singen!“   K.O. Der Knock Out Stream.   Endstation ... Der Anfang – Der Himmel     . . .     Egal was die Sterblichen erwartet hatten. Dies war es nicht.   „Wir…“ Laws Augenbraue hob sich. Peng endete; „müssen anstehen.“   Menschliche Augen richteten sich auf den schier endlos wirkenden Schlangenpfad, auf welchem sich weiße Wolkenerscheinungen tummelten. Verschiedene Weißtöne, die bestimmt irgendwas zu bedeuten hatten.   „Bei Gelb würde ich mir Gedanken machen“, brummte Penguin. „Erspare sie dir. Deine geringe Denk-Kapazität.“ Laws gut gemeinter Rat. „Wären wir keine Freunde, würde ich dich Arschloch nennen - Du Arsch.“   Die Wattewolken versperrten ihnen den Weg, erschwerten das Vorankommen. In einer Reihe standen sie, den Schlangenpfad einnehmend, wo in der Ferne ein Umriss einer Treppe zu erkennen war, die zu den Himmelstoren führte. Dem Reich der Heiligen gar?   Die weißen Gestalten tuschelten in einer anderen Sprache – „Lichtworte“, wie Marco geruhsam erklärte, eine Hand zu seiner Brust führend. „Von Herz zu Herz.“   Peng verkniff sich den zynischen Kommentar nicht. „Die sind doch tot. Nur noch Schall und-“ „-Licht. Nachhall und Licht.“ Marco konnte sie mitfühlen. Ihre Lebenserinnerung. Ihr Leuchten. „Öffne dein Herz und ein anderes öffnet dir.“   „Es öffnen, hm?“ Law besah sich die Wesen, machte gedankliche Notizen und fragte sich, ob man diese nicht sezieren konnte. Vielleicht gab es ja doch ein Herz unter weißem Dunst zu erforschen. Ein neben ihm stehendes Wölkchen machte sich unter dem intensiven Blick des Arztes kleiner, huschte eilig davon. Einschneidende Erlebnisse.   Eine Wolke mit Brille schwebte zu ihnen, in den wattigen Armen ein Klemmbrett haltend. „Nummer ziehen“, merkte es an, „Sie werden aufgerufen.“   „Bitte wie? Das darf doch wohl nicht wahr sein“, Law massierte sich den Nasenrücken. Penguin fiel vom Glauben ab – und rutschte durch den Boden des Pfades. „Verdaaammt!“   Law sah ihm über dem Wegesrand nach. „Wo willst du hin?“ - ‚Nen Abflug machen, siehste doch!‘ Tätowierte Finger hielten Penguin am Handgelenk. Law hatte sich rechtzeitig gekniet, um seinen Fall abzufangen. „Hiergeblieben. Allein mache ich diese Schmach garantiert nicht mit.“   Penguin schenkte ihm ein wackeliges Grinsen. „Puh, ich dachte ich würde-“ Und wurde losgelassen, ruderte noch mit den Armen, rief seinem Kameraden Verwünschungen nach, bis seine immer leiser werdende Stimme nicht mehr zu hören war. „Yoi, warum hast du ihn losgelassen?“ Marco legte seinen Kopf schief, sah dem Tiefflieger ebenfalls nach. Tatenlos.   Weil er dieses Funkeln in den Augen hatte, das Law mit Sympathie beleuchtete. „Darum“, zeigte Law auf die schwarzen Federn, die Penguin wie durch Teufelswerk wieder nach oben beförderten. Er zeterte und fluchte noch immer.   „...vermaledeiter Tunichtgut- Oh, hey“, verlegen kratzte Peng sich am Hinterkopf, „wie viel hast du gehört?“   „Nichts.“ „Nichts?“ „Weil du nichts Wichtiges gesagt hast, habe ich nicht zugehört.“ Freundlichkeit in Persona.   Schweigen. Dann versteckte Penguin seine Augen hinter der Kappe, fragte kleinlaut; „Sind sie weg?“, zeigte mit dem Daumen hinter sich, wo er dieses seltsame Gefühl einer Umarmung gespürt hatte. Eine mit Federn, die nur einem gehören konnten. Der tödlichen Versuchung.   „Sie waren nie da. Dies ist alles Einbildung.“ „Das beruhigt mich kein bisschen!“   Law würde nie anmerken, dass ihn dieses Gefühl im Schritt seit jeher nicht verließ. Zusammen mit dem gehörnten Arschgeweih, das nicht existierte. Und nicht überm Hintern brannte. Mitnichten!   „Gott sieht alles“, mahnte der Mönch. Stalker, der! „Mit einem dämonischen Mal werdet ihr die Himmelspforte nicht passieren können…“, überlegte der Gläubige laut, „es sei denn…“   Zwei Augenpaare sahen ihn teils skeptisch, teils fürchtend an. Dieses Schmunzeln Marcos war nicht mehr barmherzig!   . . .   Währenddessen über den Wolken, im Himmelsreich.   „Was ist das?“, fragte ein Engel an den anderen gewandt. Beide besahen sich die zwei runden Bälle, die plötzlich hier bei ihnen aufgetaucht waren. Sie waren hautfarben und besaßen einen Knopf an ihrer Oberseite. „Sag, ob wir diesen drücken dürfen?“   „Da sind sie ja!“, hopste jemand zwischen sie und pikte mit dem Zeigefinger einen der Bälle, der wackelte. „Meine Möp Möps!“   Die Engel sahen sich ratlos an. Engel waren geschlechtsneutral. Ohne diese Anatomie. „Was sind denn…“ Je eine weiße Feder löste sich von ihrer Flügelpracht, ging in Flammen auf. Beide Gottesgeschöpfe warfen sich auf die Knie, senkten demütig ihr Haupt. „Vergib uns Herr, wir haben gesündigt!“   Shachi blinzelte perplex. „Ach was“, wank er ab, „vergeben und vergessen!“   Die beiden Himmelsbewohner schlossen ihre erblindeten Augen. Wie viele Vater-Unser wohl nötig waren, um den Blick auf das Sündhafte rein zu waschen?   Shachi zuckte mit den Schultern, auf denen er seine Möp-Möps platzierte, um sie stolz durch die Gegend zu tragen. Schließlich waren sie ein Geschenk von Ivan-chan und er wollte auch ein hübscher Schwan werden, wie Bon-chan!   „Ich nenn euch Peng und Law – weil ich sie so sehr vermisse!“   Dass er damit die Sünde in den Himmel brachte, war ihm nicht bewusst. Aber über die vielen weißen Federn am Boden wunderte er sich schon… Vorsorglich sammelte er sie alle ein, Umweltverschmutzung war ja nicht nett. Vielleicht konnte man die ja noch gebrauchen?   . . .   „Lächerlich“, kommentierte Law das Sonnengewand, welches sie umkleidete; Ein hellblaues Licht, das nur das Feuer eines Phönix erzeugen konnte. Es war unbeschreiblich warm und doch so unvollständig kalt. Die Wärme der Dual-Flamme fehlte. Ace…   Tiefes Schweigen ergriff den Mönch. Innere Stille, die aufschrie. „Ich werde dich finden…“, flüsterte Marco dem Himmel entgegen. Dort, wo die letzte Wiederkehr stattfinden sollte. „Warte nicht auf mich – Die Zeit führt uns nicht zusammen.“ Ein Lächeln der Erinnerung. „Die ewige Liebe wird es.“   Geduld und Ruhe kehrten ein. Die hier nicht existente Zeit schritt voran. Nach und nach rückten sie in der Schlange vor. Bis sie schließlich dran waren und die vielen Treppen der Himmelsleiter emporsteigen durften. Eine Ehre. Fühlte sich nur weniger ehrenvoll an. Es dauerte eine Ewigkeit – die man schließlich hatte, wenn man hier angelangt war.   Penguin schnaubte. „Ich hasse Treppen, die sind so stufig. Wer erfindet sowas?“ Law stimmte mit ein. „So viel Zeit… und noch immer keine bewegliche Treppe erfunden – Gottes Schöpfung ist wohl erschöpft. Und veraltet.“   Marco schwebte auf Phönixflügeln neben ihnen. Schmunzelnd. „Gottes Wege sind unergründlich…“ „Er nimmt bestimmt nicht diesen Weg. Sonst hätte er ihn längst umgebaut.“   Dem Kappenträger lief der Schweiß von der Stirn, die er sich außer Puste wischte. Law, in all seiner perfektionierten Erhabenheit, ließ sich nichts anmerken. Sein Hemd haftete ihm nicht am nassen Rücken. Natürlich nicht.   Ein gelangweilt aussehender Beamter nahm sie in Empfang. „Petrus? Bist du das?“, Marco grinste.   Der ergraute Pförtner schenkte ihm ein schmales Schmunzeln. Widmete sich dann den Menschen – erneut zu Tode gelangweilt. Er sprach sehr sehr langsam. Obwohl er sich in Lichtgeschwindigkeit fortbewegen konnte.   Beim Sprechen verrenkten sich seine Gesichtsmuskel, sein Mund verzog sich stark. Die Silben streckten sich in die Länge. „Eure Passierscheine?“, wurden sie ohne mit Umschweife aufgefordert, hielten ihre Tickets hoch. „So tretet vor zur Verlesung eurer Lebensgeschichte…“   „Die kennen wir schon“, Penguin rollte die Augen. Law zischte ungeduldig: „Wir haben es eilig. Geht das nicht schneller als am Totensonntag, wenn ich bitten dürfte?“   „Dürfen Sie nicht. Ahhh-men.“   . . .   Shachi derweil summte ein Lied. „Wandern auf Sonnenschein~ Ich wander auf dem Sonnenschein~“ - tat er wirklich. Während die Himmelsbewohner durchs finstere Tal wanderten – dem Tunnel neben der Wolkenschlossallee, weil’s eine Abkürzung war – hopste Shachi auf den Sonnenstrahlen, die sich wie ein goldener Weg vor ihm auftaten. Die Sonne er selbst – aus seinem Herzen heraus scheinend – rieselte funkelndes Glitter unter seinen Schritten. „Ich bin ein Glücksbärchi!“   Zu seinem fröhlichen Lachen gesellte sich eines mit einem sonnigen ShiShi~ Trommeln des Friedens verlauteten. Ihre Klänge der Fröhlichkeit, die sein Herz anschlug. Sein Strahlen, das die Welt erhellte. Er wie eine Wolkenformation, die tanzend feierte und einen Strohhut aufhatte.   „Was feiern wir?“, fragte Luffy, wusste die Antwort, die Shachi summte: „Das Jetzt!“   Jetzt ist, wann man lebt. Jetzt ist, wo man ist. Jetzt fühlt.   Während die beiden ihren Spaß hatten, traten die Himmelsbewohner einen schweren Weg an. Die Engel versammelten sich zur Gottesweihe. Doch davor musste einer nach dem anderen zum Beichtstuhl.   „Stuhlgang? Das ist ja ein großer Haufen Schei-“ „Scheitern, in der Tat, mein dunkler König.“   Wer hatte denn das Pentagramm dorthin gekritzelt? Rot geschminkte Lippen beleckten sich in sündhafter Vorfreude.   . . .   Am Eingang ward weiterhin Geduld angebracht. Die Lesung dauerte an. Es war nur ein Teil dessen, was sich ihnen offenbaren sollte. Law und Penguin wurden geprüft.   Schließlich, endlich und ewig; die Menschen schritten durch das Himmelstor, welches sich ihnen öffnete. Von reinem Licht empfangen, durchfuhr sie die Wärme wahrer Liebe. Der allgegenwärtigen auf Erden, hier ihren Ursprungsquell findend. Der Anfang und das Ende.   So eröffneten sich ihnen die Welt ihres eigenen Seins. Ihres Jetzigen. Jahre zuvor…   „Hat Lawli Aua gemacht?“ Ein erwachsener Law blickte ihm durch Kinderaugen entgegen. Dem großgewachsenen Mann im schwarzen Federmantel. In seiner Hand eine Box mit Pflaster, von denen etliche an ihm selbst hafteten.   „Such dir eins aus“, drehte der Blonde sich um sich selbst, präsentierte seinen Pflaster-Schmuck mit tierischen Motiven, „was darf’s denn sein? Ein Pandalein vielleicht? Ein Bärchen? Oder ein Schneeleopard? ...Den hab ich leider nicht da, aber warte!“, zückte er einen Stift, „ich mal dir einen drauf!“   Der Junge mit zu großer Plüschmütze plusterte seine Backen auf, drehte sich beleidigt weg. „Behandle mich nicht wie ein Baby, Cora-san.“   Tätschelnd klopfte der Vater seinem Sohn aufs Haupt, drückte die Mütze runter, sodass sie Kinderaugen verdeckte. „Ich weiß, ich weiß. Ein großer Junge mit noch größerem Herz. Nicht wahr, mein Engel?“   Kleine Finger krallten sich in die Plüschmütze, hielten sich daran fest. Ganz plötzlich wurde ihm warm. „Warum weinst du denn, Law?“   In den Arm wurde er genommen. Nicht das erinnernde Kind – der geliebte Sohn. Trafalgar Law, der all dies erneut erlebte. „D-Du bist nicht echt. Du bist tot!“   Sanft an den Schultern genommen, sah der Vater seinem Sohn tief in die Augen. „Selbst wenn… Ich werde immer bei dir sein. Hörst du, Law? Für immer und ewig.“   „Lügner.“ „Hier“, tippte Corazon ihm an die Brust. Law verdrehte die Augen. „Das Herz? Das ist nur ein anatomisches-“   „Nicht das Herz“, belehrte der Vater in sanftmütigem Ton, „deine Seele. Mein Licht wird dich begleiten, wo auch immer du hingehst. Ich werde über dich wachen.“   „Vergiss nie deine Träume, mein Engel.“ Es heißt, in Träumen spiegeln sich Leben wider. Vergangene? Parallele? Neue? Oder sind es Botschaften Liebender, die uns nah sein wollen? Träumende lernen zu leben und Lebende zu träumen.   Lebe, Law.     Illusionen verschwammen, Farben verwischten, Gefühle blieben. In einem anderen Seelenspiegel zeichnete sich ein Wald ins geistige Gebilde. Zwischen den Bäumen versteckt ein Junge mit einer schmalen Schlange auf seinem Arm, die sich um selbigen schlängelte, hin zu seinem Hals.   „Du machst mir keine Angst“, murrte er ihr zu, hielt Blickkontakt, duellierte sich eisernen Willens mit ihr. Am ganzen Körper zitternd vor Furcht, nicht aufgebend. „Du bist nur eine Schlange und ich bin… bin…“   „So cool!“, rief ihm jemand, den er später als Shachi kennenlernte, von den Baumkronen zu. „Schlangi ist eine Liebe, hab sie auch schon oft auf dem Arm gehabt und gestreichelt. Eine echte Ra-rität!“   Die Schlange verengte ihren Würgegriff, schnitt dem Jungen das Blut samt Luft ab. Einer von Glück gesegnet, einer vom Pech verfolgt. Doch nicht nur von diesem… Eine schwarze Feder schwebte auf das Tier hinab, bettete sich auf dessen Kopf, ganz zart – Die Schlange erschlaffte, ließ vom Jungen ab, fiel zu Boden, leblos. Es war an der Zeit. Ihrer Zeit. Abgeholt. Begleitet. Zum Totenreich.   Penguin, der die Kernerinnerung seiner Seele auf himmlischen Pfaden bewanderte, starrte auf die Feder, die nun so viel mehr Sinn ergab als zu jeder Zeit… Wie lange bewachst du mich schon?   Oft hatte er es miterlebt. Elend, Unglück, Ableben. Ein Pechbringer, der von etwas bestraft. War dies das sogenannte Schicksal? Oder wurde an selbigem gepfuscht? Antworten, um die nur der Allwissende wusste. Nur dieser? Der Todesengel war eine Begleiterscheinung Penguins.   „So etwas gibt es nicht.“ „Es gibt vieles, was es nicht gibt.“   ...Gibt es dich?     Endlich im Himmel angekommen. Den ersten Schritt getan, den Fuß auf englischen Boden gesetzt. Welcome~   Niemand da. Kein Empfang, kein irgendwas. Nur das endlose Weiß vieler vieler Wolken, hinter denen sich Bauten auftaten. Golden, edel, makellos – erinnernd an den Stil des irdischen Taj Mahal, in Indien. Doch nur auf einer Seite. Überall wirkten die Stile anders, grundlegend unterschiedlich – der Erinnerung der einstigen Lebenden nachempfunden. Engelswerk.   „Kitsch“, kommentierte Penguin, Law nickte zustimmend; „wahrlich eine Übertreibung.“   Marco besah sie mit gehobener Braue. „Seid ihr hier, um den Baustil zu kritisieren?“, seine Stimme gewann an Bedeutung, „Ich nicht.“   Weit breitete Marco seine blauflammenen Flügel aus, katapultierte sich mit einem kräftigen Aufschwung in die Lüfte, wo er Ausschau nach seinem Vermissten hielt. Ein letzter Blick zu den Menschen hinab. „Von hier an werdet ihr den Himmelspfad allein bestreiten müssen. Ihr seid niemals allein, vergesst dies nicht. Folgt eurem Herzen, es wird euch den Weg weisen.“ Wie es auch ihn zu Ace führen wird. Dann, wenn es an der Zeit ist.   Der Phönix flog feurigen Herzens davon. Und die Menschen standen vor ihrer Herausforderung.   „Sag mal, Law… Kannst du englisch?“ „Ich kann alles.“ Natürlich konnte er das. „Dir mangelt es echt nicht an Selbstwert.“   „Dir bedauerlicherweise schon.“ - Mitgefühl in Freundlichkeit verpackt. Penguin seufzte. „Du kannst einen wirklich aufbauen.“   „Hätte ich Architekt werden wollen, hätte ich mein Medizinstudium nicht mit Bestnote abgeschlossen.“ Laws bärtiges Kinn hob sich.   „Alles bestens und perfekt, klar doch.“ Penguins Grinsen wich einem Erschaudern. „Du, dein Medizinstudium aufgeben? Niemals. Dafür genießt du es viel zu sehr, Sachen aufzuschneiden. Ehrlich; dir morgens zuzusehen, wie du das Frühstückbrötchen sezierst, verdirbt mir immer den Appetit.“ „Gern geschehen.“   Sie schritten voran, ihr Gespräch in ein freundschaftliches Schweigen übergegangen. Je näher sie den Bauten kamen, desto intensiver wurde die Atmosphäre. Schwer von Bedeutung. Gefühlsfülle. Glaube. Wahrhaftigkeit. Sie gehörten hier nicht her, man wollte sie hier nicht. Als würde Schwerkraft wirken, erschwerte es ihnen das Vorankommen. Ihre Schritte wurden langsamer. In Wolken gedrückt, deren Beschaffenheit nachgab. Irdische Sümpfe waren nichts dagegen.   Penguin ächzte, fluchte, trampelte unbeholfen weiter. „Nochmal falle ich nicht durch!“ Laws Gehstil blieb aufrecht und edel. „Durchfallen war nie eine Option.“   „Für wen machst du eigentlich immer so eine Szene, Law?“ „Für mich.“ Natürlich. „Mein Narzissmus möchte genährt werden.“   „Weißt du, was noch heller strahlt, als dein poliertes Ego?“ „Ich möchte dies nicht in Erfahrung bringen und dennoch wirst du es mir mitteilen.“ „Genau das ist der Grund, warum Shachi nicht mehr 'Ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst' mit dir spielt.“ „Und dies ist bedauerlich weil? Ich sehe darin reine Vorteilhaftigkeit.“ „Okay, okay. Nochmal von vorne; ich sehe was und das ist-“   „Huhuuu~!“ Über ihnen strahlte die Sonne. In Menschform. Das Schlagen von Hufen erklang. Ein Pferd – ein Einhorn?! – das einen Regenbogen nach sich zog. Shachi saß darauf, winkte seinen Freunden zu, die ihre Blicke eilig abwandten.   „Meine Augen!“, brummte Penguin. Zu bunt, zu kitschig, zu Shachi. „Für wahr eine optische Beleidigung“, Law fauchte wie ein Vampir. Beide gingen einfach weiter. „Hey!“ / „Entschuldigung.“   Noch ehe das weiße Ross den Wolkenboden berührte, sprang Shachi seinen Freunden um den Hals. Beide Arme um sie geschlungen, drückte er sie fest an sich. „Ich hab euch sooo vermisst! Schön euch wiederzusehen. Wo ward ihr? Und habt ihr meine Möp-Möps gesehen? Hab sie wieder verlegt…“   Der Schwall an Worten prallte an Law und Penguin ab. Macht der Gewohnheit. Penguin zog seine Kappe tiefer. Nein, seine Augen funkelten nicht. Und Laws Augenzucken hatte sich auch nicht beruhigt, seit er den Verlorenen wiedergesehen hatte. Ihr Bündnis fühlte sich wieder vollständig an. So sah Wiedersehensfreude aus.   „Ihr freut euch gar nicht“, Shachi blies die Backen auf. „Tun wir“, Penguin bohrte seinen Zeigefinder in die sommersprossige Wange, die die Luft auspustete. „Bloß haben wir schon so eine kitschige Szene bei deinem Abschied hingelegt. Brauchen wir nicht auch noch beim Wiedersehen.“ - Logik?   Neben ihnen scharte jemand die Hufen. „Bekomme ich keine Umarmung?“, sah das mystische Pferd betreten zur Seite, schämte sich für die schüchterte Frage. Law trat vor. Mit den Fingerspitzen tupfte er Bepo auf den Kopf, den er an die Hand seines menschlichen Gefährten lehnte. Nun mit der ganzen Hand fühlte. „Ich mag dich. Entschuldigung.“   „Wirst du rot, Law?“ Penguins Grinsen wurde von Shachis gespiegelt. „Deine Ohren glühen~“   Ein Zungenschnalzen. Dann schwang Law sich auf das Ross und- „Hey, lass uns nicht wieder hier stehen!“ …Genau das tat er.   Penguin seufzte. „Unglaublich.“ Und warf Shachi einen Seitenblick zu, ehe er ihm zu schmunzelte. „Hast gefehlt, Brüderchen“, strubbelte er Shachi durchs Haar. Wahre Bruderliebe.   Shachi schniefte ein Lächeln. „Willst du mal meinen Regenbogen sehen?“ „Unter anderen Umständen würde das echt makaber klingen… Zeig her.“   Und so fanden auch sie ihre Abkürzung. Eine große, viel zu bunte Rutsche.   „Juhuuu~“ „Verfluuucht!“   . . .   Vor dem Tempel des himmlischen Taj Mahal.   Betend faltete die Engelschar ihre Hände vor der Brust. Ihre weißen Flügel ehrfürchtig und dienend angelegt. Ihr Haupt gesenkt, ihre Augen geschlossen. In Demut vor ihrem Schöpfer, dem sie Ehre erwiesen.   Einer der oberen Himmelsdiener verlas die heilige Kunde. Ein nachsprechendes Murmeln ging durch die Reihen der Betenden.   „Vater unser, der du bist im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe. Wie im Himmel…“   So nicht in der Hölle. So nicht, Daddy!   Der Teufel knackte seine Fäuste. „Devil is home, Birdie Bitches!“   „Hört, hört~“ Mit einem dämonischen Grinsen bemächtigte das Übel sich dem Mikro samt Sprechpult, vor das er sich präsentierend stellte. In all seiner sündigen Gloria. Wieder ein paar eingebüßte weiße Federn… Engelsblicke auf sich gezogen, begann Kid seine Ansprache.   „Sperma mein, das du bist im Pimmel. Gegeiligt werde mein Name. Ich komme~ Mein Wille geschehe. Wie im Bett, so auch in allen andren Bumsbaracken.“   Kids Blick machte Law abseits der Menge aus. Sündhaft goldene Augen verfluchten Laws. Und der Teufel selbst verkündete die Auferstehung. ...Seiner Hosenschlange.   „Dein Arsch knacke, mach dich nacke. Zack, Zacke.“   Geweitete Engelsaugen richtete sich allesamt auf Law. „Ich kenne diesen Okkultisten nicht.“ Eiskalt wandte er sich ab, gefassten Schrittes davon. Neutral nickte er der Menge zu. „Weitermachen.“ Und sie hörten auf ihn. Weil Law Teufelswerk war. So knieten sie erneut nieder und murmelten ihr Gebet.   Killer – der Beobachter weit oberhalb aller, chillend auf einer Wolke – legte seinen Kopf schief. Höchst interessante Wendungen des Schicksals, das musste man der Unendlichen Geschichte lassen. Auch Schöpfergeschichte genannt. Doch das, was nie überliefert; Killer hatte jedes Kapitel gelesen. Selbst die überarbeiteten. Die gelöschten. Die niemals erzählten…   Killer hörte sie allzeit im Ewig. Ihr sanftes Kratzen, ihre Schwingung. Die Feder, die stetig in Bewegung, die alles verfasste. Die schwarze Tinte des Kosmos nutzend. Weitreichend. Irdische Sterne symbolisierten die Punkte einer jeden abgeschlossenen Lebensgeschichte. Menschen nannten sie ihre Lieben, die über sie wachten. Nicht gänzlich abwegig…   Wie oft wohl eine der Buchseiten in letzter Zeit rausgerissen und umgeschrieben werden musste? Seit all dies hier vonstatten ging. Seit die drei Weltenreisenden das Schicksal herausforderten. Es veränderte vieles. Wie amüsant es doch war, mehr zu wissen als alle anderen. Unwissen war Segen und Fluch. Der Zugriff auf Allwissen und Schicksalsschriften ein hohes Privileg. Killers Schmunzeln war eines der Verheißung. Dafür lohnte sich die ewige Existenz. Dafür und für…   „Peng Peng, schau mal! Nun schau doch her! Huhu! Guckguck! Hallöööli~“ Shachi rüttelte an seinem besten Freund, den er an den Schultern gepackt hatte. Direkt vor ihm stehend. Doch die Augen des Kappenträgers gingen einfach an ihm vorbei; waren starr nach oben gerichtet. „Was ist denn da?“   Shachi folgte Penguins Blick, konnte aber nichts ausmachen. „Was verpass ich? Ich muss es wissen!“ Langsam wanderten Penguins Augen zurück zu Shachis, ehe er den Kopf schüttelte. „Nichts.“ Nur eine ganz üble Vorahnung.   „Menno, wie gemein!“ Beleidigt verzog Shachi eine Schmolllippe, holte eine der Engelsfedern hervor - eine besonders große wie schöne - und streichelte sie. „Du hörst mir zu, nicht wahr? Mein Federlinchen…“   In seiner Handfläche sprang die Feder plötzlich auf, hüpfte aufgeregt umher. „Hihi, das kitzelt! Hm? Was willst du mir sagen? Du und deine Kameraden wollt tanzen?“   Die Feder schwebte vor Shachis Augen, kritzelte etwas Unsichtbares dorthin.     ༄~Nur mit dem Herzen kannst du den Himmel berühren.~༄   Ba-bumm. Aus einem Herzimpuls heraus tat Shachi es; warf die weißen Daunen so hoch er konnte. Engelsfedern schwebten durch die Lüfte, verteilten sich, stellten sich auf, schrieben Zeilen ins Lichtblau des Himmels. Nicht jeder konnte sie lesen. Nur die Richtigen verstanden. Und aus der Ferne erklang der Nachruf.   In Herzgold eingegossen; Himmelsglocken stimmten es an. In Trauer, in Hoffnung, in Anteilnahme. Fühlst du es auch?   Auf Erden nannten sie es Engelschöre, die sangen. Hier, im Reich von Wolkenwärme und ewigen Lichts, war es der Spiegel dessen; Die Reflexion der Herzlichkeit in Resonanz zur allumfassenden Liebe. Wenn Mensch liebt, vergisst das Herz nie. Selbst nach dem Versterben nicht. Egal in welchem Leben. Ein Engel erinnert, wer ihn hatte geliebt.   Es brauchte keine Worte, diese Sprache war eine formlose. Nur für den Empfänger verstehbar, fühlbar. Herzgedanken, von lächelnden Tränen von Erden zum Himmel geschickt.   „Ich vermisse dich…“ „Hoffe, dir geht es gut, wo du bist…“ „Mach dir keine Sorgen um mich…“   „Wir sehen uns wieder...“ „Grüß ihn/sie von mir...“ „Ruhe in Frieden…“   Ich liebe dich. Liebe dich… Liebe…   Der Anfang und das Ende. Ein Gefühl. In die Ewigkeit graviert.   Auf Erden ging zeitweilen die Sonne auf. Licht, das zwischen den Welten brach, überbracht in liebevoller Verbundenheit. Selbst der Tod vermochte sie nicht zu trennen. Die tiefste Verbindung, in Schicksalsketten gefestigt, der Anker aller Zeit. Wahre Liebe.   Liebesbriefe Hinterbliebener vereinten sich zu Strophen einer Melodie, die im Himmel erstrahlte. Durch die Wolken dringend, im Nachleben die Erleuchtung bringend. Engelsflügel regenerierten sich. Mehr und mehr Federn fanden zurück auf Engelsrücken, eine jede in liebendem Herzschlag erschaffen.   Darum brauchte es die, die im Leben zurückblieben. Die Trauernden. Damit Engel bestehen konnten. Damit die Lichthüter über ihr Wertvolles wachen konnten. Ihr größter Schatz.   „Was ist das auf deiner Schulter, Law?“ „Erneut falle ich nicht darauf rein, Peng-ya.“ „Nein, wirklich.“ Penguin zeigte auf die einzelne Daune, die dort an Law haftete. „Was-?“   „Nichts“, war es Kid, der sie ausrupfte, zwischen seinen Fingern verbrannte. Sein Gesicht verzog sich schmerzvoll. Dieses elende Licht – Es fügte ihm Schaden zu. Er nahm es auf sich. Der Schmerz war nichts im Vergleich zu… Nein, niemals!   Law durfte nicht von dieser scheußlichen Emotion gebrandmarkt werden. Warum die Feder metallen war, wusste nur der Allwissende. Und dieser war anwesend. Allzeit. Überall. Denn Gott sah alles. Und was er unter seinen Kindern erblickte, erzürnte ihn.     Kid schnalzte die Zunge, die ihm zu nutzen verwehrt. Eine Verbannung auf ihn angewandt, ihn zum Stillschweigen gebracht. Gottes Wille, seinen Sohn zu lehren.   Ist es dafür nicht etwas spät, Daddy? Erziehung fehlgeschlagen, würd ich sagen.   Kids Busch brannte. … Au fuck au! Und Gott sprach; „Es ist nie zu spät, um sich der Liebe zuzuwenden, Sohn.“   „Raus aus meinem Kopf!“, Kid krallte sich ans Horn – eines fehlte, längst dem Kraftraub als Tribut gezahlt, „und weg von meinen Kingsize-Klöten!“   Reflexartig drehte er sich zu Law. „Oi, tret mir mal in die- Fuuuck!“ Laws Schuhspitze schnellte gezielt in teuflische Gefilde. „Nichts lieber als das.“ Zuwendung, genannt.   Penguins Ellbogen stieß in die Rippenseite des erschienenen Todesengels. „Sieh sie dir an. Gibt’s ein ehrlicheres Liebesgeständnis?“, witzelte Peng und grinste Killer an.   Die Atmosphäre änderte sich schlagartig. „Gibt es.“ Killer umschloss ihn langsam mit seinen schwarzen Flügeln, schirmte sie beide von allem ab. Dann lehnte er sich zu Penguin hinab. Weiter, nah, näher. Penguins Augen weiteten sich.   H-Hey. Was hast du vor? Ich werde dich küssen. So plötzlich?! Warte! I-Ich bin noch nicht-   Bereit war nur Penguins Herz, das Killer mit Ehrlichkeit begegnete. Die kalten Lippen des Todes erflehten die des Lebens. Killers geschlossenen legten sich auf Penguins geöffneten. Eine so innige Berührung, die den Stillstand der Zeit verursachte. Wahrhaftig.   Um sie gefroren alle Figuren, im Zeitriss verschleiert zur Nebensächlichkeit. Einzig ihre Lippen in Bewegung, die einander ertasteten. Penguins Atem vom dunklen Engel geraubt. Dieser erfühlte sie. Penguins Herzensmelodie, die ihm bislang verwehrt geblieben. Eine Melodie, die einen Text suchte. Geschrieben von einer dunklen Feder und blutschwarzer Tinte. Schwarz wie die winzige Träne, die Killers Wange hinab schlich.   Ein totes Engelsherz, das reanimiert. Ein Impuls, der durch Raum und Zeit reichte. Über den Tod hinaus. In verankerter Erinnerung an-   Abrupt löste sich Penguin. „Verdammt. Mir… ist schwindelig“, hielt er sich den Kopf, kniff die Augen zusammen, während um sie die Zeit wieder voranschritt. „-uuuck!“ Des Teufels abgebrochenes Fluchen endete.   Die schwarze Träne verbrannte, ungesehen. Aber nicht ungefühlt. „Verzeih.“ Killers Schmunzeln nur halb entschuldigend. „Meine Küsse sind umwerfend.“   Penguins Augen verengten sich, besahen ihn kritisch. „Was hast du gemacht?“ Keine Antwort. „Bist du ein Sukkubus oder sowas?“ Ein lockeres Zucken von schwarzen Flügeln. „Nicht gänzlich.“ Und er schwieg. „Dan-ke für die so ausführliche Erklärung, Arschloch.“ „Gern geschehen, Bittersweetheart.“   Penguins Blick blieb anklagend. „Das ist alles andere als romantisch, weißt du.“ „Ich weiß. Die Romanische Zeit ist Geschichte.“ Killer hatte sie gelesen. „Du- vergiss es. Vergiss einfach alles, was mit dir und mir zu tun hat.“ „Unmöglich. Ich vergesse nicht.“ „Gibt für alles ein erstes Mal, nicht? Guter Zeitpunkt, um damit anzufangen.“   Killer Schmunzeln war ein verführendes. „Ich sehe deine Lippen bewegen und frage mich – warum die meinigen nicht darauf sind.“ Penguin raufte sich die Kappe. „Grah! Kusch Kusch, verschwinde, Rabengefieder!“   Killers Lachen ging Penguin nah – was er sich nicht eingestand. „Natürlich nicht.“ Killers Kommentar - Raus aus meinen Gedanken! „Ich bin in deinen Gedanken? Wie schmeichelhaft.“   Killer wiegte den Kopf. „'Rabengefieder', hm? … Dies ist der niedlichste Spitzname, den du mir je gegeben hast.“   Shachi tänzelte hopsend um sie, warf mit schwarzen Rosenblüten um sich. „Habt ihr euch lieeeb?“   „Nein!“, kam es wie aus der Pistole geschossen von Penguin, der eine der Blüten verschluckte und aushustete. „Ver-flu-ucht!“, fiel ihm ein, dass nach höllischen Gesetzen Nein Ja hieß und der ganze Mist viel zu kompliziert war!   „Was er sagt“, wank Killers schwarzer Flügel zu dem sich ärgernden Mensch. Zu niedlich~   Weißt du, Menschlein… „Einst warst du ein Schmetterling.“ „Hm?“, Penguin blickte Killer fragend an. „Ich habe nichts gesagt.“   Eines Tages… wirst du verstehen. Ich warte auf den Tag. Auf dich.     Kid, der sich in die Hose schaute, murrte. Buschbrand ausgetreten. „Ey, können wir uns jetzt wieder um wichtige Dinge kümmern? - meine Klöten.“ Law setzte zum nächsten Tritt an. „Fuck, nein, stopp!“, hielt Kid sich den pochenden Schritt zu.   „Bedauerlich“, seufzte Law, ehrlich enttäuscht. „Es begann, mir Freude zu bereiten.“ Kid hob eine haarlose Augenbraue. „Ich weiß ja, dass’de an meine Eier ran willst, aber dass’de so pervers bist... Dominus-Neigung?“   Shachis sinnreiche Beifügung; „Minus und Minus ergibt Plus!“ Penguin klatschte in die Hände. „Wow. Clever kombiniert, Krümelmonster.“ Shachi strahlte ihn an. „Ich weiß, Danki! Nett von dir, Peng Peng.“   Ein Räuspern erbebte den Himmel. Die Engel gingen in die Knie, verneigten sich vor ihrem Erschaffer.   Kid buhte. „Bleib, wo der Pimmel wächst!“ Luffy klatschte. „Jetzt geht’s los, wuhu!“ „Woher kommst du wieder angekrochen?“ „Aus Laws Herzen.“   Genannter erschauderte in Ekel. „Ich habe kein Herz.“ Peng rollte die Augen. „Natürlich nicht, Drama machen wir gar keins. Besser als wenn er dir aus dem Arsch gekroch-“ Ob der grazile Tritt in die Pinguineier verdient war, darüber ließe sich gewiss streiten.   „Wer bist du?“ Shachi wandte sich ihm zu. Und er erschien ihnen. Luffy zeigte auf ihn: „Da ist er! Da ist Gott!“ Mit langer Nase, schwarzem Lockenkopf und ängstlich am Bibbern. „H-Hey, Luffy. Ich will kein Gott mehr sein!“   Und die Menge – verwandelt in Gladiatoren und Muskelmänner-Frauen – jubelte. „Gott Lysop! Gott Lysop!“ Luffy fiel ihm lachend um den Hals. Gegenwehr unmöglich. Stolz präsentierte der Strohhut ihm seine Kritzel-Zeichnung seines Bruders Ace. Lysop prustete los. „Wie aus dem Gesicht geschnitten!“   Laws Seufzen war ein genervtes. „Dies… soll der gefürchtete Weltenschöpfer sein?“ Wenn Sarkasmus einen Ton hatte, dann war es dieser.   In Blauflammen erschien er. Gerufen. Gebraucht. Marcos Stimme war die von Ergriffenheit. „Nein. Mein Vater ist ein anderer.“   Gibt es einen Gott? Die Antwort lautet: Ja und Nein. Es gibt ihn. Manchmal und oft. In einer Vielzahl.   Denn Gott hatte viele Gestalten. Göttlichkeit war in allen seinen Schöpfungen. In Verbundenheit mit allem, in Gedenken an das Allumfassende. In Glaube. Gott ist alles und nichts. Immer bei einem, nie dort. Engel seine Unterstützer, die helfen, wenn darum gebeten. Je stärker der Glaube, desto farbkräftiger Gottes Erscheinung. Jeder hatte sein eigenes Glaubensbild von ihm. Manche auch keines…   „Dies ist er. Wahrhaftig.“ Vor Marco erschien eine überragende Figur eines Mannes mit weißem Bart. „Vater…“   Dieser lachte. In grollendem Ton wahrer Väterlichkeit. „Gurarara! Mein Sohn. Sieh dich an. Wie groß du geworden bist! Wie geht’s deinen Brüdern und Schwestern? Sind meine Blagen wohlauf?“   „Sie-“ Marko schluckte. „Sie sind der Pest zum Opfer gefallen.“ Du solltest dies wissen… testest mich. Meine mentale und emotionale Stärke. Bitternis ergriff den Mönch, schwärzte seine heilige Aura. „Nur ich und Teach sind übrig geblieben. Letzterer ist abgehauen, yoi. Ich habe das Kloster auf dein Geheiß nicht verlassen… bis jetzt.“   Statt einem Tadel, stellte der Überragende eine weitere Frage. „Wo ist Ace?“ Schmerz, der Marco erfasste. Verlust. Vermissen. Sein Blick wich aus. „Ich… habe dieses Wissen nicht, Vater.“   Marcos Augen suchten die seines Hoffnungsankers. „Weißt du es nicht, yoi?“ Gott wusste alles. Nicht wahr? Marcos Hoffnungsfunke wurde erstickt. „Selbst wenn, dürfte ich es dir nicht verraten… Das himmlische Gesetz verbietet es.“   „Warum?“ Marcos Stimme festigte sich in Wut. „Du machst doch die Gesetze! Warum darf ich ihn nicht sehen?!“   Friedlich und ruhig der väterliche Ton. „Er war deine Strafe. Du hast sie verbüßt.“   „Das war’s? Einfach so?“, gehetzt klang der Phönix, der seine Flügel ausbreitete, in Flammen aufging. „Das akzeptiere ich nicht!“   Die zurückgehaltenen Emotionen – über Jahre des Einsiedlerseins und der Meditation, die in zerstreute Gedanken ausartete – brachen im blauen Feuer aus. Dunkle Schatten warf es. Die mystische Kreatur bäumte sich auf, in Angriffsstellung.   Whitebeards Augen weiteten sich. Amüsiert? „Sehen meine müden Augen das richtig: Du bedrohst mich, mein Sohn?“   Niemals. Marco war ein guter Sohn. Ein treues Familienmitglied – das treueste. Sein Erstgeborener. Leiblich. Noch nie hatte er sich aufgelehnt. Ansprüche gestellt. Seinem Vater widersprochen. Bis heute.   Menschliche Emotionen trübten die Reinheit des Mönches. „Wenn es mir ihn zurückbringt – Nur zu, bestrafe mich!“   Whitebeards Schmunzeln war ein schmales. „Ich habe solch einen törichten Sohn.“ Sein Seufzen klang milde. Verständnisvoll.   Der Wahrhaftige richtete sich auf, stand vor seinem Sohn in mystischer Gestalt. Der überragende Mann griff sich seine Waffe, auf die er sich stützte. Der Kriegsstab – ein Naginata: Nagi = Schlange; der biblischen Verführerin nachempfunden – wurde auf Boden gestampft. Sturm heraufbeschworen. Wolken teilten sich.   „Ist es das, was du willst, Marco? Eine Lehre?“ Belustigung funkelte in den Augen aller Weltenwissen. „So sei es. Komm! Kämpfe gegen mich!“   Mit einem Kreischen schoss der Flammenvogel in die Höhe. Im Sturzflug schnellte er auf seinen Vater zu. Von Sehnsucht angetrieben, von Groll geleitet. Sein spitzer Schnabel als Waffe eingesetzt.   Doch Whitebeard bewegte sich nicht. Wehrte nicht ab. Blieb einfach stehen. Die Liebe seines Kindes empfangend, die mit Schmerz verbunden. Der Phönixschnabel bohrte sich durch des Vaters Schulter. Ein Brandloch, aus dem dunkler Staub bröckelte.   Asche zu Asche. Liebe zu Liebe.   Und die große Hand fand auf den Hinterkopf seines Sohnes. Drückte ihn näher an sich. Vertiefte ihre Verbindung. Verursachte eine noch tiefere Wunde. „Wenn es das ist, was du möchtest… verletze mich, beschimpfe mich, verfluche mich.“ Whitebeards Lächeln war ein liebendes. „Marco… Nur tue eines nicht: Hasse mich nicht.“   Einen unmenschlichen Schrei stieß das mystische Tier aus. Der Schnabel wandelte sich zurück zur menschlichen Gestalt. Himmelblaue Augen weiteten sich. Sein Herz erlitt Reue. Seine Lehre. Die Tränen des Phönix fielen auf die offene Wunde, schlossen sie. Die oberflächliche. Das Kind krallte sich in den weißen Umhang. „Vater… Verzeih mir, Vater…“   „Ich war niemals wütend auf dich.“   „Du solltest es sein.“ Marco fühlte so. Wut auf sich. „Ich habe dich enttäuscht… Deine Befehle missachtet.“   „In keinem Leben könntest du mir eine Enttäuschung sein.“ Whitebeard schmunzelte. „Mein größter Wunsch ist, dass du frei bist, Marco.“   Marcos Kopf senkte sich beschämt. „Das kann ich nicht sein. Er… Ace… Ich bin an ihn gebunden.“   Eine weiße Augenbraue hob sich. „Du kannst nicht. Oder… du willst es nicht? Deine himmlische Schuld ist längst beglichen.“   „Ich meine nicht diese Art von Bündnis…“ Marcos Murmeln wurde leiser und leiser.   Whitebeard verstand. Und lachte bellend. „Was habe ich nur für einen hoffnungslosen Sohn!“ Seine tiefe Stimme nahm einen ehrfurchtgebietenden Ton an. „Nun gut. Dann suche ihn doch. Suche deinen Schatz!“   „Wie...?“ Marco fühlte es. Wie es von ihm genommen. Seine Kräfte.   „Dies ist mein Abschiedgeschenk an dich, mein Sohn.“ Eine Schicksalskette, deren Anker ausgeworfen. Getrennt, was zusammen. Seine Seele befreit von Himmelsfesseln. Die Begrenzung aufgehoben. Vom Heiligenreich verbannt, im Vaterherzen verbleibend. „Hiermit bist du frei zu gehen, Marco.“   Ein hoher Preis, den er dafür zahlte. Aber ein Vater unterstützte sein Kind auf allen Wegen. „Du musst nicht an mich glauben. Nicht mehr. Nur… vergiss mich nicht, Sohn.“   Marco löste sich auf, gehörte hier nicht mehr hin. Ein sterbender Phönix. Wenn Götterkreaturen dahinschieden, so hieß es, erschufen sie Magie.   Buntes Funkenflimmern rieselte auf Himmelswolken, färbte sie in Gefühlen. Öffneten ein Tor; von Erinnerungen, die Marco einst mit seinem Ewigengefährte teilte. Eine Parallelwelt, wo er ihm begegnen konnte. Ein Tor, das er durchschritt. Auf dem Weg, auf der Suche – Schatzsuche.   „Ich werde dich im Herzen tragen, Vater.“   „Und weg war er…“, das trockene Kommentar Laws. Gefolgt von Pengs; „Hat uns einfach hier oben sitzenlassen.“   Shachi schmollte. „Menno. Erfahren wir gar nicht wie die Lovestory ausgeht?“ Killer besah sich den gutherzigen Menschen. Diese Süße war hochgradig gefährlich. Der eiskalte Todesengel kapitulierte. „Soll ich es dir verraten? Wie die Geschichte weitergeht?“ Shachi jubelte. „Ja, bitte!“   Ins Ohr bekam er sie von Killer geflüstert. Shachis Augen funkelten. „Whoa! Wirklich? Ich wünschte, ich könnte DAS lesen…“   „Shishi. Warum die Geschichte nur lesen, wenn man sie erleben kann?“ Luffy – seinen Strohhut festhaltend - sprang lachend in das Tor, ehe es verschwand. „Ich komm mit! Zu Ace!“ Er lächelte Law zu. „Wir sehen uns in deinem Herzen, Torao!“   Es war der letzte Tropfen, der es entzündete. Teuflischer Zorn. Außer sich wütete das Unlicht.   Ein bestialisches Knurren. Unmenschlicher Naturgewalt. „Warum geht es um jeden, außer mich!“, zürnte der Teufel. Kid rastete aus. „Das ist meine Geschichte! Von mir soll sie handeln!“   „Um mich!“ Zerstörerisches Rot feuerte wie Meteoriten auf himmlischen Boden. Riss Wolken auseinander, stürzte das Himmelreich in Vernichtung. Engel flohen. Licht verfinsterte.   Kids Teufelsaugen manisch. „Genau wie damals, Daddy, was?“, sprach er zu dem, was nur er selbst sah. „Nie hast du mir deine Aufmerksamkeit gegeben. Mich nie beachtet. Immer alle anderen. Deine perfekten Engel. Deine braven Kinder. Was hätte ich sonst tun sollen, huh? Randalieren und zerstören war das, worin ich gut war. Der einzige Weg, dass du mich siehst!“   Der Hass des Teufels... Nach höllischem Gesetz war es Sohnesliebe.   „Du“, sprach Gott sanft, „Du warst meine erste Träne.“ Kid hielt inne. Die Hand gehoben, in welcher der Flammenball erlosch. „Was zum Teufel?“   Die Geschichte, die nie erzählt. Das, was Menschen verborgen geblieben. Hier und Jetzt wurde ihr ein Name gegeben.   Er, dem er als einzigen Sohn in Liebe eingraviert. D.evil the Kid – ohne das Evil, das er sich selbst gegeben. Englisch als Urquell seiner Engel. D. - Dearest : Geliebter.   Dearest My Kid   Wie eine biblische Erzählung erklang Gottes Stimme. „Meine Schöpfungen sind alles andere als perfekt. Das sollten sie niemals sein. Sie sollten leben, lernen, Fehler machen. Mensch sein. Um eines Tages zu mir zurückzukommen, Engel zu werden.“   „So ein Schwachsinn“, murrte Kid, „geistiger Dünnschiss.“   Unbeirrt fuhr der Erzähler fort. Tiefer im Stimmton. Traurig? „Doch Unglaube brachte Menschen vom rechten Weg ab. Die weltlichen Genüsse wurden zu Sucht und Selbstzerstörung.“ Er hat Nüsse gesagt. Hö Hö~ - Kids geistreicher Beitrag.   Ein tiefes Gottes Seufzen von Bedauern. „Ich konnte es nicht mehr mit ansehen, ertrug es nicht; Was meine Kinder sich antaten. Es war unerträglich. Die Zornesträne, die ich zur Erde schickte… Aus Glaube, Liebe, Hoffnung.“ Liebevolle Herzenswärme schnürte Kid die Kehle zu. Verbrennend. „Die Zornesträne. Du. Du entstandest aus ihr. Dein Leben entsprang ihr.“   „B-Bist du bald fertig, alter Sack?“   „Ich habe meine Kinder nicht aufgeben können, niemals. Weil ich selbst nicht tätig werden konnte und durfte – brauchte es einen Vertrauten.“ Ein Lichtstrahl fiel auf den Teufel herab. „...Brauchte es dich, Kid.“ Stille. Ehe Gott verkündete: „Du bist mein Geschenk an die Welt.“   „Du willst mich echt verarschen, huh?!“ Kid bebte vor tiefstem Groll. Hass. So viel Hass für seinen Vater. „Mich? Als dein scheiß Sündenbock?!“, lauter das Brüllen, „schieb dir deine Guter-Vater-Masche in deine rektale Gottverdammtheit-“   Ein heftiges Husten. In Kids Hand pechschwarzes Blut. „Oh Shit. Nicht jetzt!“ Killer war sofort an seiner Seite als sein dunkler Meister zusammenzubrechen drohte. Kid in die Knie gebracht, mit der Faust auf Boden aufgestützt, starrte er Gott nieder. „Verflucht seist du. Verhasst bis in alle Ewigkeit. Ich verkenne dich: Du bist nicht mein Vater.“ Bist es niemals gewesen.   Der Teufel raffte sich auf. Zorn gab ihm Kraft. Bosheit war seine Nahrung. „Wenn ich untergehe“, Kids Grinsen aus blutigen Lippen die Prophezeiung, „nehm ich euch Fickviecher alle mit!“   Dunkler Nebel umhüllte den teuflischen Korpus. Glutfunken stiegen um seinen Körper auf, der mutierte. Zu einer abscheulichen Gestalt – nicht mal ein Vater konnte dies mehr lieben. Kids Gesicht knackte auf. Risse fraßen sich in die Haut, die zu pechschwarzer Asche zerbröckelte. Goldene Augen entbrannten in rotem Höllenfeuer, das ausbrach. Blutrotes Feuer. Ein lautes Knochenknacken kündigte die Flügel an, die seinen Rücken aufbrachen. Das metallische Schimmern der knöchrigen Schwingen, die einen schaurig bösen Bass-Sound von sich gaben. Mit einem mächtigen Flügelschlag fegte der Zorn über die Welt der Engel.   Knisternd fauchten die Feuergeschosse, schmetterten auf Häuser, zerfetzten Wolken, brannten alles nieder. Himmelsbewohner lernten Furcht kennen, wahre Furcht. Kid lachte abartig. „Wo ist nun euer sogenannter Gott?“   Kid sah ihn nicht mehr. Unglaube erblindete ihn. „Zeig dich!“ Ein Knurren der Drohung. „Sonst äschere ich all deine Bastarde ein!“ Weiter und weiter krachten Hass und Groll auf den Himmel nieder. „Traust dich nicht, was? Du feiger Hurenbock-“   Etwas Fühlbares. Es brachte ihn zu Fall. Seine Macht erlosch. So plötzlich, dass es ihn zum Erliegen zwang. Glut wurde zu Asche. Zu Staub. Sein Körper, der zerfiel.   „Shit, sind das Schmerzen.“   Kid war es so leid. Warum half Gott ihm denn nicht, wenn er ihm doch ach so viel bedeutete? Warum ließ er die Hölle und seine teuflischen Diener verkommen? Gott brauchte seinen Sündenbock wohl nicht mehr, warf ihn einfach weg, in den Dreck! Fuck. Kid fühlte sich echt elend. Er hatte sich verausgabt, seine Kraftreserven waren seit Langem aufgebraucht. Nicht nur das Himmelsreich betreten, das ihm Kraft raubte. Sein Machtausbruch war sein letztes Urteil. Er war am Ende mit seinem Latein - ‚defututa puella‘ ; ‚ausgebumstes Ding‘ - fluchte er gedanklich. Das brachte ihn dreckig zum Grinsen.   „Lass- Lass abhauen, Killer“, wandte er sich an seinen Loyalen. Doch der Todesengel schüttelte den Kopf. „Verzeih. Ich habe nicht genug Nekromana übrig. Dein letzter Befehl war überaus kraftaufwendig.“   Kids Befehl, die Menschen zu beschützen.   „Scheiße.“ Wie war das möglich? Warum war Killers Kraft so erschöpft? Es krepierten doch ständig Menschen! Die Pest konnte nicht aufgehalten werden! Warum versiegten nun auch Killers Fähigkeiten? Der Todesengel seufzte. Ob er Penguin bitten sollte-   „Drei Tage“, erinnerte Gottes Nachhall von Überall. Plötzlich wieder da, ne? Unter den Augen der Allmacht fanden sich Law, Penguin und Shachi wieder, „diese drei Lichtbringer haben das weltliche Wunder vollbracht. Den Tod verhandelt, Leben verlängert.“ Das Duo fühlte sich unwohl, machte sich kleiner. Law gab sich völlig unbeeindruckt: „Ich glaube nicht an dich, so fürchte ich dich nicht.“   „Du bist vom Himmel gesegnet“, stellte die Gottheit fest, „und trägst den Fluch der Hölle.“   Law reagierte nicht. „Ich sehe und höre dich nicht“, schritt Law voran, zum liegenden Rotschopf, besah den Teufel, den er mit seinem Schuh anstieß. „Steh auf.“   Kids Augen brannten Law nieder. „Fick dich. Von dir lass ich mich nicht befehlen.“ Er konnte sich nicht rühren.   „Beliebt es dir eher, dort im Schmutz liegenzubleiben?“ Law seufzte. „Du gibst ein bemitleidenswertes Bild ab, Teufel.“   Kid öffnete seinen Mund zum Gegenfeuer, doch jedes Wort blieb ihm im Hals stecken. „Wie hast du mich genannt?“   Wieder dieses Gefühl. Es knallte wie der irdische Mond in dessen voller Größe in Kids Brust. Kerzengerade setzte er sich auf. Sein Körper gehorchte ihm wieder. Kraft erhalten. Kids Augen versanken in Laws. Ankerten darin.   Kid schluckte. Einmal, zweimal. Un-fucking-fassbar. Das, was er fühlte... Es war- „Du glaubst an mich, Law?“ -Glaube.   Wortlos kniete Law sich neben ihn, griff nach Kids Arm und legte ihn sich um die Schulter, hob ihn hoch. Keine Antwort. Kein Abstreiten. Law nickte den umherstehenden Gaffern lässig zu.   „Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet“, schritt er mit Kid voran. „Ich habe eine Schuld zu begleichen.“ Für den Schutz des Todesengels auf fürstlichem Geheiß. Und die Heilung in Big Moms Lande. Denn nichts war schlimmer, als in teuflischer Schuld zu stehen.   Kids Grinsen war auf seinen dunklen Lippen festgetackert. Law benötigte viel Willenskraft, um dies zu ignorieren.   „Shachi“, rief er seinen Kameraden, der ihm mit einem Lächeln begegnete.   „Tadaaa~“, präsentierte Shachi sein neuestes Kunstwerk. Penguin grinste fassungslos. „Dein Ernst?“   In seinem Alleinsein und aus Langeweile hatte Shachi es gebastelt; Einen gigantischen Traumfänger aus zig Engelsfedern. Ein Portal, das sie von hier wegbringen konnte. Doch wohin? Was war ihr Ziel?   „Finden wir es heraus!“ Shachi sprang als Erster. Gefolgt von Law samt Kid im Schlepptau. Nur Killer und Penguin blieben zurück. Der Todesengel lächelte in kalter Verführung.   „Möchtest du dich auch bei mir bedanken?“   Penguins erster Impuls war der Hechtsprung ins Portal. Doch er hielt inne. Seine Augen wanderten forschend über das Gesicht, das von blondem Haar bedeckt. Ein Wind des Schicksals wehte die Strähnen zur Seite, entblößte das Lächeln. Es war so warm.   Penguin stutzte. „Sag... kennen wir uns?“   Killer schloss die Augen. „Dies ist nicht die korrekte Frage. Sie lautet: Kennst du mich?“ Erkennst du mich.   Furcht war keine Emotion, die der Todesengel empfinden sollte. Doch war es diese Antwort, vor der er sich fürchtete. Killer hatte Zugriff zum Allwissen. Nur dies traute er nicht zu lesen.   Penguin flüsterte; „Tut mir leid.“   Es schmerzte ihn. Killers Lächeln verkümmerte. „Dies ist nicht dein Verschulden-“   Wärme. Leben. Lippen fanden auf Killers Wange. Dort, wo zuvor noch die Träne geflossen. Killers Augen öffneten sich schlagartig. Doch der Mensch war schon im Portal entschwunden. Gewiss war er dies.   Das Wispern des dunklen Engels gravierte die Unendlichkeit. „Ich folge dir. Durch Hölle und Himmel. Leben und Tod. Bis dass die Ewigkeit uns scheidet.“   . . .   So machten sich die fünf Reisende auf ihren gemeinsamen Weg. Und der Himmel erstrahlte in neuem Licht. Das einstige Feuer des Teufels wurde zu Asche, die auf die Wolken niederfiel. Nährboden für einen Neubeginn.   Denn ein D. zerstört nicht – Es erschafft neu. Days… Dreams…   Disaster.         Währenddessen an einem Ort, den niemand je betreten sollte.   „Fu Fu Fu~“ Ein dunkles Lachen hallte durch den leeren Raum, der alles verschlang. Ein Lächeln, das alles verpestete. Drahtige Finger drehten die goldblonde Feder, die sie an der neuen Buchseite anlegten.   „Corazon… mein geliebter Bruder.“ Hinter der verdunkelten Brille warf er einen Blick auf das gläserne Gefäß. In ihm pulsierte es. Das Andenken an seinen Bruder. Zusammen mit der Feder, die er übers ewig währende Pergament führte. „Wollen wir sehen, wie dein Schützling in dieser Geschichte endet, hm?“   Das Kratzen der Federspitze gab eine schaurige Melodie kund.   Das Lied vom Tod, der Schrei des Schicksals.   Trafalgar D. Water Law. Dessen D. umgeschrieben.   „Sei des Todes.“   . . .   „Killer?“ „Hm?“ „Gib mir mal ne Todesfeder.“ „Sehr wohl, Meister. Wofür…?“   D̷ i̷ e̷ – 𝕯𝖊𝖛𝖎𝖑 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)