Hellraiser von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 3: Brothers in Arms – Waffenbrüder ------------------------------------------ „Hey, wusstet ihr... Wir können Brüder werden, wenn wir diese Sakeschalen trinken.“   „Brüder? Wirklich, Ace?“   „Wo auch immer wir sind, was auch immer wir tun, wir werden stets zusammen sein.“   „Für immer?“ „Auf ewig.“   „Von jetzt an... Sind wir Brüder!“   . . .   ...Stille.   Zerbrochene Sakeschalen, Scherben der Seele, Tränensplitter aus Trauer.   Das erloschene Feuer des Lebens. Gebrandmarktes Bruderherz.   „Du hast es mir versprochen, Ace.“ 'Ich werde nicht sterben.'   Sterben bedeutet nicht das Ende unserer Reise. Unser Abenteuer... hat gerade erst begonnen.       ~*~       Familie. Etwas, was man nicht besaß, sondern spürte. Sowohl im irdischen als auch dämonischen Reich existierte diese Bindung. Etwas, was beide Welten verband und doch unterschied; Höllengeborene konnten nicht erwählen, wer ihr Blut trug, Menschen war dies vollends gleichgültig. Sie ernannten ihre Geschwister mit dem Herzen. Doch war das Organ vergänglich, ersterbend, im doppelten Herztod eines Liebenden.   Meist lernte man etwas erst zu schätzen, wenn es einem genommen wurde. Erst dann wurde einem bewusst, wie viel jemand für einen bedeutete. Emotionaler Besitz war wertvoller, als materieller es je sein könnte. Die reichsten Menschen lebten in bitterster Armut. Wirklich arm war man, wenn man keine Person von persönlichem Wert sein Eigen nannte. Einsamkeit war das schlimmste Leid der Lebenden. Schmerzlichst leidend im Tode. Allein zu sterben, wünschte sich niemand.   Einsamkeit das Gift der Liebe. Nie geliebt worden zu sein, die schlimmste Folter der Seele. Menschen waren Beziehungswesen. Brauchten einander, hassten und liebten sich, auf beide Weisen nicht missen könnend. Die Harmonie der Seele konnte nur durch das emotionale Gleichgewicht aufrecht erhalten werden. Hass und Liebe waren mitunter die stärksten Gefühle der Menschen. Sich selbst zu hassen, wie Schnitte ins eigene Herz. Wenn dich jemand hasste, war es ertragbar, solange du dich selbst liebtest. Konntest du dies nicht, war es die Liebe anderer, die dein vereinsamtes Selbst heilte. Doch mit der Liebe kam der Verlust. Streit war verwundend, doch rettbar. Der Tod eines geliebten Menschen nicht.   Wieso liebt man, obwohl es den Schmerz bringt? Weil es immer lohnte. Der Preis war hoch, doch die Entlohnung höher. Die Wunden des Lebens waren die bedeutendsten, waren der Beweis, dass man gelebt hatte. Eine Erinnerung hatte ohne verbundene Emotionen keinen Wert. Ob Schmerz, Hass oder Liebe – je stärker die Emotion, desto brennender die Erinnerung. 'Warum musste er sterben?' Unbeantwortbare Fragen. Brüder trauernd in Verbundenheit. Salzperlen erlöschend im Seelenfeuer. 'Ich wünschte, er wäre noch bei mir.' Selbst über den Tod hinaus glühen Herzflammen weiter. 'Er wird immer bei mir sein.'   Erst wenn die Hoffnung starb, war alles verloren. Hoffen war menschlich. Weder heiliger Natur, noch unheiliger. Etwas Persönliches. Jeder hoffte, ob für sich oder andere. Tief im Innersten besaß jeder einen heimlichen Wunsch. Ungehört im vernarbten Herzen verschlossen haltend. Trafalgar Law hatte gelogen. Lügner! 'Ich fürchte den Tod nicht', wohl wahr. Dies war jedoch nicht die ganze Wahrheit. Diese würde er niemals offen preisgeben.   Einst sprach er zu Shachi und Penguin; „Ich werde den schwarzen Tod bezwingen. Geht mit mir oder bleibt.“ Ihre Antwort erfolgte so schnell, wie Laws zweifacher Herzschlag. „Wir gehen mit dir!“ Und verborgen schlich sich ein Lächeln auf Laws Lippen. Eines, welches sein Herz erreichte. Er hoffte, dass ihm seine Kameraden folgten. Wagte es nicht, diesen Wunsch auszusprechen. Brauchte es nicht. Wahre Freunde erhörten ihn ohne Worte.   Sie beschritten mit ihm den dunklen Todespfad, folgten ihm selbst in die Untiefen der Hölle. Er musste nicht einmal mehr um ihr Geleit fragen. Nun standen sie gemeinsam vor dem ersten Kaiser. Die Bezeichnung 'makaber und äußerst beunruhigend' käme nicht annähernd an die Beschreibung dieser Person heran. Ein lächelnder Höllenkaiser. Welch grotesker Scherz. Für Law ein überaus unerfreuliches Kennenlernen. Für ihren Gegenüber schien das Treffen freudiger Natur zu sein.   „Shishishi“, lachte der Junge mit dem Strohhut und biss in die Fleischkeule, die er hielt. Redete mit vollem Mund weiter. „Waff woll' ihr de' hier?“   Law räusperte sich, wollte zum Sprechen ansetzen, wurde jedoch von dem Energiebündel vor ihm unterbrochen. „Ich teile mein Fleisch mit niemandem, damit das klar ist!“, richtete der Junge seine Keule auf sie, ehe seine Augen auf Laws Plüschmütze fielen und er lächelte. „Cooler Hut, Leoparden-Typ. Aber meiner ist cooler!“   „Darüber ließe sich streiten“, seufzte Law hinter vorgehaltener Hand und versuchte es erneut. „Dürfte ich nun unser Anliegen äußern-?“   „Aceee! Hier sind drei Typen, die uns besuchen, das musst du dir ansehen!“ Laws Augenbraue zuckte. „Ich fasse dies als Nein auf...“ Beruhigend begann er sich seinen Nasenrücken zu massieren. Nicht mal eine Minuten waren sie hier und schon wurden seine Nerven überstrapaziert.   Betretenes Schweigen. Nur die fröhlichen Schmatzgeräusche hörbar. Zwischen Law und dem Kaiser entstand ein überaus merkwürdiges Blickduell. Stumme Blicke in zwei unverständlichen Sprachen, als würden sie aneinander vorbei reden. Ohne Worte. Ähnlich eines Ersteindrucks, den anderen abschätzend und musternd, auf keinen gemeinsamen Nenner kommend. Für die beiden musste erst ein neues Beziehungsmuster erschaffen werden. Die sympathische Antipathie? Penguin und Shachi warfen sich einen Blick hinter Laws Rücken zu, zuckten synchron mit ihren Schultern. Sie fühlten sich dezent fehl am Platz, wollten sich leise wegschleichen – wurden aber von Laws scharfem Blick davon abgehalten. Ihr bleibt! Aye!/Aye! Ein stummes Salutieren. So kommunizierte man unter Freunden.   Der Strohhut wippte aufgeregt auf seinen Sandalen hin und her. Schien die Sorglosigkeit selbst zu sein. Die Welten stehen kurz vor dem Untergang und er scheint davon vollends unberührt... Warum? Was ist der Grund seiner vollkommen Zufriedenheit?   „Mein Bruder“, begann der Junge zu sprechen, das Leuchten seiner Rehbraunen Augen strahlte mit seinem Lächeln um die Wette. „Ist der Coolste!“ „Mit ihm würde ich mein Fleisch sogar teilen!“, verzog er seinen Mund nuschelnd, „ihm zumindest was übrig lassen... gelegentlich.“   Law blieb misstrauisch. Angesichts dieses höchst kuriosen Individuums, war der Gedanke eines Zweiten dieser Sorte sehr besorgniserregend. Skeptisch fragte er; „Existiert dieser 'Bruder' tatsächlich?“ Zur eigenen Sicherheit wollte er sich dem vergewissern.   Trotzig verzog der Jungkaiser sein Gesicht, schob seine Unterlippe nach vorne. Er log nicht! Niemals! Lügen konnte man schließlich nicht essen und hatten daher keinen Nutzen. Warum Menschen das taten blieb ihm unerklärlich. Ein Gegenbeweis musste her. Voller Eifrigkeit blickten die runden Augen in Laws verengte. „Willst du Ace sehen?“ Law nickte zögerlich. Sich innerlich vorbereitend. Nerven steht mir bei. Und er sah ihn. Auf dem Stück Papier, welches der Strohhut eifrig bekritzelte. Dabei biss er sich angestrengt auf seine Zunge, führte den Stift wie ein Essstäbchen. Stolz zeigte er Law seine... Eigenkreation. „So sieht er aus, genau so!“   Law war noch nie gut im Deuten von Kaffeesatz. Die vielen Punkte sollten wohl Sommersprossen darstellen – nur dezent fehl platziert. Überall, nur nicht im Gesicht. Sogar über die Kritzelfigur hinaus gab es mehr Punkte als auf den vermeintlichen Wangen. Ein Auge war halb ins Ohr gerutscht. Das Ohr, welches das Strichmännchen unter der Achsel trug. Über die 'Gliedmaßen' sollte man lieber nicht sprechen. In all seiner chirurgischen Laufbahn hatte Law nie einen schlimmeren Unfall gesehen, als das.   Das war also Ace. Gut zu wissen, was man nicht wissen wollte. Bei genauerem Betrachtet, erkannte man jedoch etwas, was vollends perfekt gezeichnet war; Ein Tattoo aus vier Buchstaben. A S C E – das S gekreuzt durchgestrichen. Ob hier das Kreuz den Schatz markiert?   Energisch drückte der Junge das Bild in Laws Gesicht. „Wie findest du ihn?“ Wie sollte man darauf antworten? Schweigen war definitiv die bessere Wahl. Nur einer der drei Menschen scheute sich nicht vor Ehrlichkeit. „Er ist unvergleichlich!“ Wie wahr, das musste Law Shachi lassen.   Laws Besorgnis erreichte ihren nervlichen Höhepunkt. Alarmiert pochten seine Nerven. Nach dieser Skizze – laut dem Strohhut mit Echtheitszertifikat – wollte er besagtem Bruder noch weniger begegnen. Gar nicht. Gebete wurden in der Hölle nicht erhört. Dafür aber ein brüderlicher Ruf.   Hinter dem Strohhut erglühten vier Flammen in der Luft, in der Form eines Feuerkreuz ineinander greifend, welches sich zu einem Abbild eines Totenkopf-Symbols mit Schnurrbart wandelte. Aus dem Flammenbild sprang jemand, federte seinen Sprung in der Hocke ab, hielt dabei seinen Cowboyhut fest. Sein freier Oberkörper und Rücken mit flackernden Feuerzungen überzogen, seine rote Perlenkette bei der Bewegung leise klimpernd. Grinsend blickte er auf, erhob sich und legte brüderlich einen Arm um die schmaleren Schultern des Westenträgers.   „Was gibt’s, Luffy?“, fragte er an ihn gewandt und hob dann die Krempe seines Cowboyhuts mit zwei Fingern, die eine Pistole mimten. Den drei Menschen schenkte er einen Blick, der sie warnen sollte. Wer seinem Bruder schaden wollte, bekam es mit ihm zu tun. Stolz präsentierte Luffy Ace das Gemälde von ihm. Ace lachte laut auf. „Du hast Sabo echt gut getroffen.“   Luffy legte seinen Kopf schief; „Das ist nicht-“ Law räusperte sich. „Unser Anliegen“, erinnerte er nachdrücklich, versuchte noch immer an seiner Beherrschtheit festzuhalten. „Dürfte ich-“ Warum versuche ich es eigentlich noch. Die beiden Brüder ignorierten ihn. Redeten über irgendwelche Belanglosigkeiten, die Law nicht weniger interessieren könnten. Sein malträtierter Nasenrücken würde bald röten, seine massierende Fingerbewegung wurde immer schneller. Die Power-Brüder waren zu viel für ihn. Keiner hatte solch eine Strafe verdient, schlimmer als jedwede Höllenpein. Ist Ace der heiße Feger des Fegefeuers? Erneut holte Law fauchend Luft, zwang sich vehement zur Fassung.   „Wir wollen-“ „Hey, cooler Hut.“ „Das hab ich ihm auch schon gesagt.“ „W.i.r. w.o.l.l.e.n-“ „Was gibt’s heute eigentlich zum Futtern, Luff?“ „Weiß nicht... alles, was schmeckt!“ „WIR!“   Die Brüder sahen Law mit Unschuldsmienen an. Luffy zog einen nachdenklichen Schmollmund. „Du brauchst nicht so zu schreien, wir sind hungrig, nicht taub.“ Geräuschvoll atmete der Plüschmützenträger ein und aus. Warum musste er sich mit diesen Primaten herumschlagen? Shachi ergriff das Wort.   „HeyHo, Diddy und Kong!“, taufte er die beiden und streckte ihnen seine Hand hin. „Freut uns, eure Bekanntschaft zu machen.“ Law zischte leise zu sich selbst. „Tut es nicht.“ Penguin zog nickend seinen Kappenschirm herunter. Die beiden überließen ihrem eigenen Energiefluter den Vortritt. Shachi schaffte es als Einziger, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Immer.   Luffy nahm Shachis Hand. Beide schüttelten sie die des anderen energisch durch. Ihr beider Lächeln überfreundlich, teils verkrampft werdend. Keiner wollte nachgeben. Was auch immer die beiden für ein hochkonzentriertes Duell austrugen, niemand sollte eingreifen. 'Wollte' traf es eher. Ace kannte die Eigenheiten seines kleinen Bruders, beschmunzelte ihn und lehnte sich locker gegen den Torbogen. Da Luffy eine kurzweilige Ablenkung gefunden hatte, konnte er in Ruhe mit den Menschen sprechen.   „Was wollt ihr bei uns?“, fragte er in aller Lässigkeit. Doch entflammte plötzlich sein verkürztes Hosenbein, das er schnell ausklopfte. Als wenn nichts gewesen wäre, blieb sein lockeres Grinsen erhalten. „Sind bloß Nachwirkungen. Luff hat mich mal wieder aus dem Bett geholt.“ Nicht seinem eigenen. Law wartete. Nachdem er sich versichert hatte, dass er diesmal nicht unterbrochen wurde, begann er zu erläutern, was er wollte. „Durch.“ Kurz und knapp, sich jedes weitere Wort zu schade. Er hatte genug Sauerstoff an die beiden verschwendet.   „In Ordnung“, schob Ace seine Hände in seine Shortstaschen und machte ihnen Platz. Law musterte ihn skeptisch. Wo ist der Haken? „Wenn...“ Ah, da ist er also. „Ihr uns helft.“ Silberne Augen wurden härter, verhandlungssicher. „Wobei?“ Statt Ace, antwortete Luffy. Der Sieger des Hände-Duells. Shachi wurde heftig von ihm durchgeschüttelt, kicherte leise und wankte seinen Drehwurm aus.   „Werde unser Freund!“, forderte der Strohhut und rückte seine Krempe, die einen Schatten über seine selbstsicheren Augen warf. Ace schüttelte schmunzelnd seinen Kopf. „Was er meint ist eine Allianz.“   „Eine Allianz?“, selbst das Aussprechen klang äußerst skurril. Law gefiel der Gedanke nicht. Sich mit einem der schlimmsten Generation – der der Hölle – zu verbünden, kam für ihn nicht infrage. Nur im äußersten Notfall würde er darauf zurückgreifen. Wenn er einen Plan ausgearbeitet hatte, der ihnen von Vorteil war. Unvorbereitet würde er sich mit niemandem alliieren. „Erklärt uns die Bedingungen. Wie lange? Welche Art von Allianz? Gegen wen?“   Ace fasste die Einzelheiten zusammen. „Gegen einen der Abtrünnigen. Das hier ist das Höllentor der Völlerei. Luffy ist der Torwächter und damit auch der Kaiser dieses Gebietes. Ich bin nur zu Besuch bei ihm, gehöre eigentlich zu einer anderen Zone. Um es kurz zu machen; Obwohl sich mein Bruder den Titel erkämpft hat, gibt es eine kürzlich verstorbene Seele, die hier unten randaliert, sich gegen das System auflehnt. Sie hat derzeit einen ihrer Hungeranfälle und ist unberechenbar. Selbst vor dämonischen Seelen macht sie keinen Halt und frisst sie auf. Wir müssen dem Dämonenmord Einhalt gebieten. Und könnten eine helfende Hand gebrauchen.“ Mit einem geschlossenen Auge schaute er mit schief gelegtem Cowboyhut zu Law. „Haben wir einen Deal?“   Silberne Augen tauschten einen kurzen Blick mit Penguin und Shachi aus. Shachi zuckte mit den Schultern. „Was haben wir schon zu verlieren?“ Penguin seufzte tief. „Unsere Seelen.“ Luffy kicherte. „Die schmecken nicht.“ Shachi und Penguin starrten ihn in Schock an. „Woher...“ „Er hat sie gekostet“, schlussfolgerte Law. Luffy fuhr sich über den Nacken, sich keiner Schuld bewusst. „Nur kurz angeknabbert“, gestand er und sah dann zu Shachi. „Er hat sie mir doch angeboten.“   Notiz an die Menschen; 'Fasse keinen hungrigen Dämon an, wenn du nicht angebissen werden willst.'   Ace grinste. „Also; Deal?“, streckte er Law seine Hand hin, sein Grinsen breiter werdend. Ein leises Magenknurren verriet ihn. Law würde die Hand nicht einmal mit medizinischen Lederhandschuhen anfassen. Lachend zog der Feuerdämon seine Hand zurück und kratzte sich an seiner sommersprossigen Wange. „Einen Versuch war's wert.“   Ein lautes Grollen. Alle Blicke richteten sich auf Ace' Bauch. „Seht mich nicht so an Leute, ich war's nicht!“, verteidigte er sich, ehe seine Mimik schlagartig ernst wurde. „Linlin. Sie ist aus ihrem Fresskoma erwacht.“   „Treten wir der Schnulle in den Arsch!“   Luffy und Ace rannten los, ins Innere des Gebietes, hielten ihre Hüte beim Rennen fest. Energisch rief Luffy den drei Menschen über seine Schulter zu. „Kommt mit! Ihr gehört jetzt zu uns!“ So war es entschieden.   Shachi rief ihm unsicher hinterher. „Aber... wir sind doch Menschen...“ Luffys Lächeln wurde sanfter. Seine Rehbraunen Augen blickten den Drei direkt in die Seele. „Und wir sind Dämonen. Wo ist da der Unterschied? Unter Nakama gibt es keinen. Haltet die Klappe – Ihr kommt mit uns!“   „Wie nett“, kommentierte Law, „wie ich Befehle doch hasse.“ Penguin grinste ihn frech an. „Aber den Teufel 'hasst' du mehr...“, spielte er auf die vertauschten Gegebenheiten von Hass und Zuneigung der Hölle an. Law strafte ihn mit einem skalpierenden Blick. „Das will ich überhört haben.“   Plötzlich tauchten zwei Arme vor ihnen auf. Zwei lange Gummiarme, die sich mehrmals um die Drei schlangen und sie abrupt mitzogen. Law, Penguin und Shachi blieb keine Wahl, freundlicherweise wurde sie ihnen ja abgenommen. „Wie ich dies doch hasse...“ „Wehe, du knabberst uns nochmal an!“ „Hui~ Wir fliegen!“   Ohne Rücksicht wurden sie federnd durch die Gegend gezerrt. Klirrend und scheppernd an vorbeiziehenden Unwichtigkeiten vorbei. Keine Zeit für Sehenswürdigkeiten. Das Krächzen von Raben. Dann spürten sie ein unverhofftes Zusatzgewicht. Aus dem Nichts sprang jemand auf die langen Gummiarme, auf denen er gekonnt kniend landete. Nutzte sie als Transportmittel, welches ihm sehr gelegen kam. Law unterdrückte seinen dezenten Würgereiz und quittierte den nächsten Irren mit einem fragwürdigen Blick. „Mit wem haben wir nun das Vergnügen?“ Der Angesprochene hob kurz seinen Zylinder. „Sabo, angenehm.“   „Sage mir nicht, dass du ebenfalls einer dieser“, verkniff er sich jegliches Adjektiv der Ehrlichkeit, „Brüder bist.“   Sabos Schmunzeln wurde gerissen. „Ich bin ihr Liebhaber.“ Kopfkino. Law entgleisten seine Gesichtszüge. Woraufhin Sabo leise lachte. „Ein Scherz am Rande. Hätte nicht gedacht, dass du darauf reinfällst.“   Wo waren die Menschen nur hineingeraten? Mit drei von der Sorte hielt es doch keine Menschenseele aus! Penguin sprach leise sein Mantra. „Wir sind verflucht... Wir sind verflucht...“ Law dachte sich in einen stillen, weißen Raum. Weg von jedwedem Leben. Nur er, die Ruhe und das Alleinsein. Shachi blieb die Fröhlichkeit selbst. Er verstand nicht, was so schlimm an allem sein sollte. Lieber genoss er den Freiflug, der ihnen spendiert wurde.   ...Und irgendwo in den Hallen der Hölle lachten sich Kid und seine dämonische Crew den Arsch über sie ab. Das war besser als die Kinofilme aus Holy-Blood!     --     In einem waren die Menschen sich einig. Wenn sie das Kaiserreich beschreiben müssten, würden sie es bezeichnen als; Schlaraffenland. Die Gegend bestand nicht aus Süßigkeiten, sondern rein deftigen und salzigen Speisen. Fleischfelder, Reisweinflüsse und Salzlettenbäume so weit das Auge reichte. Sabo brach sich einen kleinen Ast der vorbeiziehenden Bäume ab und setzte sich gemütlicher im Schneidersitz auf Luffys Arme. Die Reise ins Ortsinnere dauerte etwas länger, so konnte er sich die Mitfahrt auch angenehmer gestalten. Durch sein Zusatzgewicht wurden sie deutlich langsamer, sich kaum fortbewegend, doch stetig. Keinen der Passagiere störte es, im Gegenteil; das leichte Wanken der ziehenden Bewegung fühlte sich wie eine angenehme Seefahrt an.   Grinsend biss Sabo die Spitze des Salzlettenasts ab, betrachtete sich die Menschen interessiert und musternd, ehe er nach dem manierlichen Schlucken zum Sprechen ansetzte. „Wir waren auch mal wie ihr“, begann er in Nostalgie zu erzählen, wartete, bis er die Aufmerksamkeit der Drei hatte. Teils mehr, teils weniger aufmerksame Blicke wurden ihm zuteil. Als er fortfuhr nahm Sabos Stimme einen abwesenden und sachten Ton an, seine minzgrünen Augen schweiften liebevoll zu seinen Brüdern. „Luffy und ich sind freiwillig hier. Ace...“, schloss er kurz seine Augen, ehe er leiser weitersprach, „ist es nicht.“   In Gedanken an seine dunkelste Erinnerung, wurde Sabos Gesichtsausdruck finsterer, dabei fasste er sich unbewusst an seine vernarbte Gesichtshälfte. „Beim Versuch, ihn zu retten, ist diese Narbe entstanden“, öffnete er seine Augen, in denen sich Innigkeit reflektierte. „Ich bereue es nicht, es versucht zu haben. Bin lieber bei ihm gewesen, als irgendwo anders. Will kein Leben in Reue führen, habe des Todes Freiheit gewählt.“   Shachis emotionale Sensibilität ergriff ihn, leise schniefte er, während Sabo ihn dankend anschmunzelte. „Vergieße keine Tränen im Namen Fremder, Kleiner“, erklangen Sabos sanften Worte. „Tränen sind ehrlicher als Blut und sollten der Familie gewidmet sein.“   Shachi nickte ruhig, blickte zu Penguin und Law. Der Anblick seiner Familie ließ ihn lächeln. Mit andächtiger Stimme fragte er den Zylinderträger leise; „Aber warum seid ihr hier? In der Hölle... Kommt man da nicht hin, wenn man schlimme Dinge gemacht hat?“   „Haben wir“, wurde Sabos Stimme todernst. „Wir haben das heilige Gericht infrage gestellt und einen der Richter ermordet. Im Wissen, dass wir dadurch unserem Bruder folgen können.“   „Also seid ihr für Ace... gestorben?“, hakte Shachi vorsichtig nach. Sabo wiegte seinen Kopf nachdenklich. „So kann man das nicht sagen... Die Regelnorm von Tod und Leben ist ein Irrglaube der Irdischen. Es gibt weitaus tiefere Seelenbindungen, die über das Diesseits hinaus bestehen. Man muss nicht unbedingt sterben, um diese Verbindung zu reaktivieren.“   Shachi blinzelte ihn an, verstand weniger als die Hälfte, sodass Sabo es verständlicher erklärte. „Stelle es dir wie ein unsichtbares Seelenband vor. Wenn einer der Kette von den anderen getrennt wird, kann man unter gewissen Bedingungen diese Kette reparieren und die Kluft schließen. Dann wird man automatisch mit dem fehlenden Glied vereint. In unserem Fall wurde Ace Unrechtens ins Höllenreich geschickt. Lebendig konnte er nicht wieder werden, so sind wir hier gelandet.“   „Also...“, versuchte Shachi die Informationen zusammenzufassen. „Ihr habt euch alle lieb und seid unzertrennlich.“ Sabo lachte herzhaft auf. „Genau so und nicht anders!“   Law und Penguin hörten sich das Gespräch schweigend an. Nur teilweise. Weil ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt wurde.   „Boa, das schnulzige Gesülze hält doch kein Schwein aus!“, erklang die knurrende Stimme von Laws Schulter. Auf ihr saß ein Miniatur-Teufel – Kid – der seine Arme vor seiner Brust verschränkte und unzufrieden brummte. „Sind wir hier in ner schlechten Sabo-Oper oder was?“   Law ignorierte seinen teuflischen Passagier, sprach stattdessen zu sich selbst. Im wohlen Wissen, dass sein Stalker seine Worte verstehen konnte. „Eine Oper wäre zu kultiviert für die primitiven Verhältnisse Eurer geistigen Einschränkung.“   Der Tritt eines kleinen Springerstiefels pikste Law an seinem Hals. „Habt Ihr mich getreten oder angehustet?“ „Angefickt. An deinen Arsch komm ich grad nich ran, sonst würd ich den penetrieren.“   Law funkelte ihn von oben scharf an. Die höfliche Anrede nicht vergessen. „Eure Analfürstlichkeit... mit Eurer Erlaubnis würde ich euch nun gern sezieren.“ „Später in meinem Schlafzimmer kannste alles mit mir mach'n – solang ich mein drittes Horn an dir abstoßen kann.“ „Ihr seid äußerst hoffnungslos.“ „Und verdammt stolz drauf!“   Zu Laws Bedauern hatte er dem Teufel laut höllischen Gegebenheiten tatsächlich ein Kompliment gemacht. Hoffnungslosigkeit war hier etwas Positives. So korrigierte er sich. „Verzeiht“, schmunzelte er amüsiert, ohne negativem Unterton, sondern überfreundlichem, „natürlich seid Ihr die Engelsgüte in Persona.“ Die Beleidigung saß. Nettigkeiten waren in dämonischen Ohren der schlimmste Hohn. Mit einem bissigen Knurren – wortwörtlich 'bissig', da Kid Law in in den Hals biss – ließ er Law seine 'Güte' spüren. Still trugen sie ein Blickduell aus, des Herrschers diabolischen Augen gegen die ausdruckslosen Laws. Ausdruckslosigkeit war noch viel beleidigender für das Höllenoberhaupt. Ohne ein weiteres Wort griff Laws Zeigefinger und Daumen den kleinen Teufel bei den winzigen Hörnern und warf ihn achtlos hinter seine Schulter, wie eine lästige Fliege. Zum Fick, hat er nich gemacht! Ich bin der fucking Teufel! Law glaubte noch immer nicht an ihn. Was dem Höllenfürst keine Macht über ihn gab. Noch nicht.   Penguin versuchte derweil die schwarze Feder mit seiner Hand wegzuschlagen, die unaufhörlich vor seinen Augen hin und her flog. „Willst du mich ärgern?!“, murrte er der Feder aufbrausend zu, keine Antwort erwartend, doch erhaltend. „Nun... dies kommt auf deine Definition von 'ärgern' an.“ Killer.   Abrupt stoppte Penguins Hand, verharrte in der Luft, während er die Feder in Aberglaube anstarrte. Hier war echt nichts mehr normal. Mit einem leisen 'Puff'-Geräusch löste sich die Feder in einem Splitter-Regen aus Obsidian auf. Einige der Funken fielen auf Penguins Handfläche, die er schnell ausschüttelte und leise fluchte. „Verdammt, sind die heiß!“ „Natürlich sind sie dies – Sie gehören ja auch zu mir.“ „Im Ernst? Kill mich nicht mit deinen Ego-Sprüchen.“ „Immerhin weißt du nun, wie ich zu meinem Namen gekommen bin...“ „Weil du Leute mit deinen miesen Sprüchen zu Tode gelangweilt hast?“   Killer lachte gedämmt auf. Leise und tief, spürbar in Penguins Ohr, der das körperliche Schaudern unterdrückte. Das seelische erspürte der Todesengel sehr wohl. „Mache ich deine Seele schwach?“, fragte er mit rauer Stimme. Penguin fühlte die Lippenberührung an seinem rechten Ohrläppchen. „Ich bin die tödliche Versuchung... gänzlich unwiderstehlich.“   Penguin zog scharf die Luft ein, seinen Kommentar nicht zurückhaltend. „'Unerträglich' trifft's eher.“ Als die unsichtbaren Lippen verschwanden, atmete er erleichtert auf. „Ist es hier normal, ständig angebaggert zu werden?“   „Gewiss... Wir sind im Sündenreich. Dämonen müssen ihre Verwerflichkeit nicht verstecken und können sie offen ausleben.“ „'Lebe' dich woanders aus, Totenbringer. Wobei Pechbringer wohl besser zu dir passt.“ „Falls du auf dein Unglück anspielst; Dies ist nicht mein Verschulden. Du warst schon immer ein Pechvogel.“ „Woher weißt du das schon wieder?“ „Ich habe in deiner Lebensgeschichte gelesen“, gab Killer offen zu und schmunzelte schadenfroh. „Sehr viele Humorparts, höchst amüsierend. Erinnerst du dich an deinen ersten Sexualakt-?“   „Klappe!“, stieg Penguin die Röte ins Gesicht beim Gedanken an sein peinlichstes Erlebnis. „Das- Das- Ich kann das erklären! ...Kann ich nicht. Aber- ...Warum rechtfertige ich mich eigentlich vor dir!?“   „Weil es dir nicht gleichgültig ist, was ich von dir halte“, schlussfolgerte der analytische Seelenräuber richtig. Penguin verfluchte ihn, schickte ihn gedanklich zur Hölle – bis er seinen Logikfehler bemerkte. „Verdammt... Du hängst mir zu hoch.“ „Ich kann ja auch fliegen.“ „Dann mach nen Abflug!“ „Nope.“ „Komm schon. Bitte?“ „Nope.“ „Graah, du machst mich wahnsinnig!“ „Warum beachtest du mich dann weiterhin?“ „Weil- ...Darum.“ „Natürlich. Das erklärt alles.“   Sabo lehnte sich flüsternd zu Shachi. „Ist das immer so?“, fragte er bei dem ungewöhnlichen Anblick der beiden Herrscherdämonen, die sich selbst für ihre Verhältnisse seltsam verhielten. Shachi nickte, woraufhin Sabo wissend schmunzelte. „Ich verstehe.“   „Jetzt will ich's aber auch wissen!“, bestand Shachi und sah ihn erwartungsvoll an. Sabo hüllte sich in Schweigen, sein Blick auf den sonnigen Horizont gerichtet, in den Luffy rannte. Das Licht reflektierte das eigene seines Bruders, umhüllte Luffys Figur. Als Kaiser hatte er sein eigenes Reich aus seiner Persona erschaffen. Die Energie des Kaisers hielt die Vitalität des Ortes aufrecht. Sabo schmunzelte den Rücken seiner Brüder zu. Ich bin stolz auf euch.   Irgendwann antwortete er Shachi; „Die Seelen deiner Freunde haben sich verändert. Sehe dir die beiden einmal genauer an.“ Honigfarbene Augen schweiften zu Law und Penguin. Betrachteten sie eindringlich. Konnten keine Auffälligkeit erkennen. Bis- „Was ist das?“, zeigte Shachi auf den winzigen, gar unsichbaren Faden, der von seinen Freunden irgendwohin führte. Sabo nickte anerkennend. Der Kleine kann es tatsächlich sehen... Ihr Seelenband ist stärker, als vermutet... „Das ist ein seelisches Tau. Deine Kameraden sind ein Anker für einen Dämon geworden.“   „Ein Anker?“ „Hmh. So etwas, wie ein Wegpunkt, zu dem man immer zurückfindet. Eine höllische Markierung.“   Laws Tau war kaum erkenntlich, während Penguins sichtbarer war. Hätte Shachi doch nur sein eigenes gesehen. Aber war ihm das Thema schon wieder zu langweilig geworden. Er ließ sich zu schnell von etwas begeistern und genauso schnell wieder langweilen. Freudig schweifte sein Blick über die Landschaft, bis er etwas Buntes erblickte.   Shachi schnappte sich einen der Äpfel des großen Baumes, an dem sie vorbei zogen. Sabos Augen weiteten sich, seine Hand schnellte nach Vorne. „Nicht-!“ Und Shachi biss in die bunte Frucht. Kaute, verzog sein Gesicht, ehe er mit den Schultern zuckte und mit vollem Mund sprach; „Hab schon Schlechteres gekocht-“ Sabo griff ihn bestimmt an seinen schmalen Schultern, sah ihn todernst an. Das Grün seiner Augen eine intensive, gar monströse Farbe annehmend. „Nicht schlucken. Speie es aus. Hörst du?!“ Er hörte nicht. „Ich mag es nicht, Essen zu verschwenden.“ Unter Tränen des Ekels zwang Shachi sich selbst, den gesamten Bunt-Apfel zu essen.   Sabos sonst so höflicher und sanfter Ton wurde strenger und reserviert. „Selbst Schuld“, ließ er von Shachis Schultern ab und faltete locker seine behandschuhten Finger ineinander, die er auf seinem angewinkelten Bein ablegte. Gefasst, resigniert und ohne Anteilnahme erklärt er; „Du hast soeben eine Frucht des Teufels gegessen. Noch nie von Adam und Eva gehört? Die verbotenen Früchte vom Baum der Erkenntnis, auch Teufelsfrüchte genannt, haben dämonische Auswirkungen-“ Und Shachi sah einen Chipperling – Gattung Schmetterling; Flügel aus je einem Chip, Körper aus einem Käseflip – da war es vorbei mit der Aufmerksamkeit.   Der ist ja fast so schlimm wie Luffy... Sabo seufzte, legte sein Kinn auf seiner Handfläche ab, konnte sich ein Schmunzeln jedoch nicht verkneifen. Vielleicht ist er mir gerade deswegen so sympathisch... Ob er weiß, was er getan hat?, blickte er aus dem Augenwinkel zu den drei Menschen. Bald wird sich zeigen, wie stark ihre Seelenkette tatsächlich ist...   Eifrig versuchte Shachi nach dem Schmetterling zu greifen, ihn mit beiden Händen zu fangen, war bereits dabei ihm einen Namen zu geben. Knack. Da war 'Chap' nur noch Chipskrümel. Erschüttert blickte Shachi auf seinen Brösel-Freund auf seinen Handflächen, verzog seine Unterlippe betröppelt. Und zeigte seine Trauer, indem er die Krümel futterte. So trage ich Chap in mir... nah meinem Herzen...   „Mister Zylinder-ya.“ Laws Stimme reflektierte kühle Distanz, Sabo erwiderte den reservierten Blick gleich neutral. „Haben Sie niemals versucht, wieder sterblich zu werden?“ Entschieden schüttelte der Blonde seinen Kopf. Die einzelne Strähne mitbewegend, welche aus seinem Zylinder hervorragte, seine minzgrünen Augen stachen ausdrucksvoller hervor. „Warum sollte ich? Wo meine Brüder sind, ist mein Zuhause.“   Eines störte Law. Etwas passte nicht zusammen. „Besitzen Dämonen nicht tote Herzen? ...Ohne Liebe? Die familiäre mit eingeschlossen.“ Sabo lächelte in nostalgischer Wärme. „Wir leben unsere Erinnerung.“   Waren Gefühle der Erinnerung echt? War es wahre Liebe oder nur einstige? Wenn man die glücklichen Gesichter der drei Brüder betrachtete, war ihre Antwort eindeutig. Luffys entferntes Lachen klang aufrichtig. Doch viel zu verdächtig. Mit einem Ruck zog er seine langen Gummiarme zurück, mitsamt den vier Passagieren, die zu ihm katapultiert wurden. Gegen Luffys Körper, seine Arme immer noch fest um die anderen geschlungen, einer großen Umarmung gleichend. Zum Nachteil seiner Opfer, die allesamt aneinander gequetscht wurden. Hätte nur noch gefehlt, dass Laws Lippen mit denen eines anderen kollidiert wären. Ich benötige dringend Desinfektionskräuter... werde darin baden, bis die letzte fremde Hautschuppe weggeätzt ist...   Sabos vernarbte Wange drückte gegen Luffys X-narbige, Penguins und Shachis Nasen pressten aneinander, Law war mitten zwischen allen gefangen. Und Ace sprang auf sie drauf, riss den Personenberg um. Heiß. Ace ist zu heiß... Sein Körper schien wie das Feuer selbst zu glühen. Robbend krochen die Menschen unter dem Glieder-Wirrwar hervor, brachten sich vor den Irren in Sicherheit. Im Gegensatz zu den Höllenbewohnern waren ihre Körper sehr wohl verletzlich, waren nur durch Glück vollends unverletzt geblieben. Ein Hoch auf dehnbares Gummi! Die drei Brüder begannen spielerisch zu kämpfen, wie in guten alten Zeiten. Das war ihr Aufwärmprogramm.   Law klopfte sich den Salzstaub von seiner Leoparden-Hose, spürte plötzlich ein Zwicken in seiner Hosenmitte. Gott bewahre. Lasse dies nicht das sein, was ich vermute... Der Reißverschluss seiner Hose öffnete sich in Begleitung eines langgezogenen Zipp-Geräuschs, heraus schaute ein roter Haarschopf. Zu ihm nach oben grinsend. „Hab dir an den Eiern geknabbert.“ Wortlos, wie in Zeitlupe winkelte Law sein gelenkiges Bein an, zog sein Knie seitlich nach oben – und rammte seine Innenferse gezielt an dessen Bestimmungsort. Trafalgar Law trat sich in aller Eleganz selbst in seine Luxusreisbälle. Verzog dabei keinen einzigen Muskel, seine Mimik perfekt erhalten. Nur seine Augen weiteten sich leicht, vehement einen hohen Laut unterdrückend. Ein Bild für die Götter.   „Verfickt, hast du sie noch alle?! Die brauch ich noch!“, erklang es fluchend aus seiner Hose, die sich kurz darauf leerer anfühlte. Aber immer noch Pracht-voll. Law schmunzelte in sich hinein. Wer hier wohl gerade den Kleineren hat? Der Miniatur-Teufel erschien in seiner vollen Größe vor Law. Weil er seinen Gedanken gelesen hatte. „Schwanzvergleich?“, wurde sein dunkles Grinsen die pure Obszönität, einmal griff er sich an die Eier, dann fanden seine lackierten Finger seinen Reißverschluss. Und Law drehte sich weg. In aller Ignoranz. Hinkte mit geschwollenem Genital Oberkörper davon.   Penguin musste Shachi derweil im Schwitzkasten halten. Ihn davon abhalten, abzuhauen. „Komm schon, Peng!“ 'Komm schon, Peng', wiederholte das Gedankenecho seines perversen Verführers. Nicht hilfreich! „Nein“, war Penguins strikte Antwort. „Shachi, du wirst nicht- Pff- Haha!“ Shachi wandte seine miese Geheimwaffe an, namens; Kitzel-Attacke. Riss sich erfolgreich von ihm los. „Ätsch!“ Und türmte davon. In Richtung des Hauses, das da vorne nur auf ihn wartete. Ein Lebkuchenhaus.   Zucker – Shachis Kryptonit. Seine Augen funkelten, als wären sie aus Zuckerperlen, während er mit Highspeed auf das Gebäude zu wirbelte. Penguin ihm hinter, überholt werdend von Luffy. „Ich werd Erster!“, verkündete der Gummijunge feierlich. „Wir schleichen uns zusammen rein!“ 'Rein schleichen.' Seine Brüder sahen ihm nach, beide einen 'das-glaubst-du-doch-selbst-nicht'-Blick tragend.   Luffy und Shachi lieferten sich ein Kopf an Kopf Rennen. Beide schummelten. Luffy streckte seine Arme aus, dehnte sie gen Häuserdach, das er zu greifen bekam. Shachi hob seine Ballonmütze an – sein Geheimversteck für seine kleinen Schätze – und fummelte eines der Zuckerpäckchen auf, das er sich hastig reinpfefferte. „Die gehn ab, wie zwei Zäpfchen“, kommentierte der Teufel belustigt. Er, Law und die Feuer-Brüder machten sich nicht die Mühe, ihnen nachzujagen. Liefen gemächlich in selbige Richtung. Hielten einen Plausch. Und umgingen auf ihrem Weg den liegenden Penguin, der über eine der Wurzeln gestolpert war. In Wahrheit hat Killer ihm ein unsichtbares Bein gestellt.   Sabo richtete sich seinen Zylinder. „Was verschafft uns die Ehre Eures Besuches, Devil the Kid?“, wandte er das Wort an den Teufel, etwas Wissendes blitzte in seinen grünen Augen. „Wir haben uns seit... noch nie gesehen.“ Ace klinkte sich ins Gespräch ein. „Die Hölle spricht über dich. Sagt, du wärst 'Gottes Strafe'.“ Ein abfälliges Knurren entkam Kids Kehle. „Tch. Noch nie vom Blitz beim Scheißen getroffen worden? Das is 'Gottes Strafe'.“   Ace konnte sich das zu ehrliche Kommentar nicht verkneifen. „Heißt das, du wurdest im Klo gebor-?“ Sabo hielt ihm den Mund zu. „Was er sagen will; Eine Freude, Sie persönlich kennenzulernen“, rettete er seinen Bruder vor dem Zorn des Höllenfürsten. Sabo konnte darauf verzichten, Ace in Impel Down zu besuchen. Wie er Luffy kannte, würde er ihn sogar da rausholen. Ace verstand den Wink seines Bruders, versuchte sich an einem Kompliment. „First-Laid-Kid, du siehst in echt noch echter aus als echt.“ Hö?   Kid rang sich nicht zu einem 'Geht-mir-am-Arsch-vorbei' durch, murrte lediglich ein; „Schnauze.“ Law seufzte. Wenn der Teufel mit allen Bewohnern so umging, war es kein Wunder, dass hier die seelische Flaute herrschte. Zylinder-ya bemühte sich wenigstens um nette Höflichkeiten. Seine Gesellschaft war Law die akzeptabelste.   „Wie weit ist der Feind entfernt?“, lenkte er das Gespräch zur Ernsthaftigkeit. „Da vorne.“ Ace zeigte auf das Lebkuchenhaus. Und das sagt er erst jetzt?! Die Menschen hatten sich nicht einmal bewaffnen können! An besagtem Haus hatten sich zwei Zahnpaare verkeilt, futterten Löcher in die Oberfläche. Luffy und Shachi. Der Gummijunge auf dem Dach, dessen Ziegel ihm zum Opfer fielen, der Zuckerjunge an der Tür, dessen Klinke er sich bereits einverleibt hatte. Plötzlich öffnete sich die Tür, durch die Shachi purzelnd verschwand.   Law beschleunigte seine Schritte, von Besorgnis angetrieben. An seiner Seite Penguin, dessen pessimistischen Gedanken das Schlimmste befürchteten. Wir haben Shachi verloren... werden ihn nie wiedersehen... Er wird bestimmt im Ofen einer Hexe gebraten- Und Rauch stieg aus dem Lebkuchenschornstein. Sag ich doch! Vehement rüttelte Penguin an der klinkenlosen Tür. Sie war verriegelt, von Zuckerguss verklebt. Von Innen hörten sie ein helles Pfeifen. Shachi ist wohl schon gar... Laws Blick schnitt Penguins. „Dein Pessimismus ist nicht hilfreich.“ Penguin grinste schief. „Aber beruhigend. Wenn ich vom Schlimmsten ausgehe, kann es nur besser werden.“ „Wie dem auch sei“, nickte Law in Richtung Tür, „leihe mir deine Schulter.“ „Sorry, Cap ist angewachsen-“ Ein scharfes Zischen. „Nicht hilfreich.“ In diesem Moment war Penguins Beruhigungshumor überaus unpässlich. Dass er damit seine besorgte Nervosität zu mildern versuchte, machte Laws angespannten Nerven umso rastloser. Sie verloren kostbare Zeit! Keine Sekunde später handelten sie. Rammten zusammen die Tür auf, traten ins Innere. Und glaubten nicht, was sie sahen.   Der Duft von süßen Kräutern empfing sie. Der pfeifende Kessel dessen Ursprung. In der Mitte des Raumes stand ein niedriger Rundtisch, an dem Shachi saß. Tee trinkend, mit einem übergroßen Mädchen und einem Stofftier mit gefranstem Schal. Eine Teeparty? Shachi bot dem Kind ein Bonbon an. Gierig griff es danach, seine pinken Bausch-Zöpfe wackelten bei der hastigen Bewegung. Dieses Kind soll der gefürchtete Feind sein? Haben die Brüder ihnen einen Streich gespielt?   „Das ist Linlin“, strahlte Shachi seinen sprachlosen Freunden zu. „Sie ist ein ganz besonderes Kind.“ „Das ist sie tatsächlich“, erklärte Sabo, der hinter Law und Penguin auftauchte. „Sie ist... sehr speziell, um es milde auszudrücken.“ „Eine launische Ziege“, brummte Ace, was nicht ungehört blieb. Das mollige Mädchen blickte ihn blinzelnd an, Tränen schossen in ihre Augen, bevor- „Shachi, geh weg von ihr!“ Penguin zerrte seinen besten Freund vom Tisch, das Teeporzellan polterte zu Boden, zersprang klirrend.   Dicke Tropfen quollen über die Backen des Kindes, welches furios den Tisch umwarf. „Warum zerstört ihr die Party?“, schrie das aufgebrachte Gör, dessen Augen rot leuchteten. „Niemand hat euch eingeladen!“, stampfte es auf den Boden, plärrte wie eine Heulsirene. „Verschwindet! Verschwindet! Verschwindet!“   Allesamt mussten sie sich die Ohren zuhalten, ihr Trommelfell zu platzen drohend. „Das werdet ihr bereuen!“, fauchte das Mädchen, welches kaum mehr als solches erkennbar war. Es versuchte wild geworden nach den Menschen zu beißen, die auf rapiden Abstand gingen. Das Kaiserreich bebte. Alles Essbare schien von dem weiblichen Höllenwesen angezogen, als würde es dessen Kraft absorbieren wollen. Eine Fressattacke.   „Was passiert hier?“ Das pummelige Mädchen wuchs. Und wuchs. Zu einer scheußlichen alten Hexen werdend. Ihr Kopf brach durch die Decke, ihre Arme rissen Häuserwände ein. Ihr Körper weitete sich aus, immer und immer weiter. Und auch ihr Stofftier blieb nicht normal, sprang plötzlich auf, taumelnd, an Größe gewinnend. In einer verzerrten Stimme krächzte es; „Mutter?“   „Devil-ya“, klang Law beunruhigt, „was hat dies zu bedeuten?“ Kid ließ sich seine Ratlosigkeit nicht anmerken, blieb die Coolness selbst, tauschte jedoch einen schnellen Blick mit seinem besten Freund aus. Killer – für alle anderen unsichtbar – war bewusst, was geschah, sah alarmiert zu ihm zurück. „Das Ungleichgewicht der Welten hat einen Zeitriss verursacht-“ Er verschwand. „Killer?! Hey, Kill-!“ Und auch der Teufel löste sich plötzlich im Nichts auf. Law versuchte aus Reflex noch nach ihm zu greifen – griff ins Leere. Kid entrann ihm wortwörtlich aus den tätowierten Fingern, die sich zur Faust ballten.   Entsetzen befiel alle Anwesenden, die erschüttert auf das skurrile Etwas blickten. Ein deformiertes Wesen, welches alles überragte. Ein massiges Ungetüm – eine Abtrünnige. Ihre roten Augen spiralförmig, bizarr und paradox, langsam auf die Menschen hernieder starrend. Ein so gefräßiger Blick, als würde sie nicht nur die menschliche Hülle verschlingen wollen, sondern ihre gesamte Lebenszeit. Aus ihrem Maul rannen riesige Speichelfäden, dicke Tropfen geräuschvoll auf Boden aufschlagen, fraßen sich dort zischend in die Erde. Ihr entstelltes Flüstern klang wie das Schaben einer Kralle über eine Schiefertafel. „Life or Death? “ Eine Antwort wäre fatal. Niemand durfte sich auf ihr falsches Spiel einlassen – Doch tat es. Genau genommen zwei Personen. Einer hielt ihr schmunzelnd seinen Handrücken entgegen – seine Tätowierung die Antwort; 'DEATH' Der andere rief sie ihr entgegen; „Leben!“, und setzte sich dabei grinsend seinen Strohhut auf. „Wir werden leben.“   Law und Luffy standen nebeneinander, der Hexe direkt gegenüber. Law schützend vor Penguin und Shachi, Luffy vor seinen Brüdern. Entgeistert starrten die Verbliebenen ihre beiden Sprecher an. Was hatten sie nur gerade für sie alle entschieden? Was würde eine doppelte Beantwortung für Folgen haben? Ihre gigantischen Griffel packten sich Law, den sie rabiat hochhob, näher an ihr verzerrtes Gesicht heran. Ihn missgestaltet angaffte, gierig atmend, ihm den Kopf abbeißen wollend. Desinteressiert erwiderte Law ihren verschlingenden Blick, eingeklemmt zwischen ihren klebrigen Fingern verharrend. „Du hegst einen Todeswunsch?“, was wie eine Frage klang, war eine kalte Feststellung. Selbst ihre Worte schienen sich in Laws Seele zu fressen. „Wie sehr fürchtest du den Tod?“   Nüchtern antwortete Law; „Ich fürchte den Tod nicht.“ Lügner! Ihr Griff um Law verfestigte sich, presste seine Luft aus seinen Lungen. Raubte ihm zwei Tage seiner Lebenszeit. Penguin und Shachi blickten Law in blanker Panik an. Er spürte ihre Blicke, sah zu ihnen hinab. Ein warmes Glimmen flackerte in seinen grauen Augen, als er weitersprach. „Ich fürchte mich davor, dem Tod allein gegenüberzutreten.“   Ein Zischen. Der Geruch von verbrannter Haut – der Hand, die Law abrupt abschüttelte. Fallend, von seinen Kameraden aufgefangen werdend. „Alles okay?“ Die Sorge selbst tränkte ihre synchrone Frage. Law nickte, rückte sich seine Plüschmütze zurecht. „Was sind schon zwei Tage, wenn ich bereits 6935 mit euch verbringen durfte?“ Shachi zählte mit seinen Fingern nach. „Du hättest auch einfach neunzehn Jahre sagen können...“ Penguin funkelte Law missgestimmt an. „Jage uns nie wieder so einen Schrecken ein!“   Die Erde bebte unter den stampfenden Schritten der Abtrünnigen. Die grässliche Kreatur wankte ziellos Richtung Wald, wollte zu einem der Flüsse, um ihre verbrannte Hand zu kühlen. Ihr Magengrollen ließ die Bäume erzittern. Sie selbst verstandlos werden, nur auf eines fixiert; zu essen. Das deftige Kaiserreich nur die Vorspeise, die Menschen das Hauptgericht. Sabo und Ace stürmten ihr hinterher. „Wir kümmern uns um sie!“, überließen sie ihrem Bruder das Feld. „Beschütze die Menschen, Luff!“   Das dämonische Stofftier fand zu Leben. Zwei Tage. Lebenskraft für zwei Tage erhalten. „Mutter“, sprach das vermenschlichte Wesen, sah ihr hinterher. In seinen pinken Augen die Sorge, beim Anblick der ihr schaden wollenden Brüder der Groll aufkeimend. Er bebte innerlich vor Zorn, äußerlich vollends gefasst, nur die Spitzen seiner lila Haare unruhig zitternd. Langsam zog er seinen schwarz-weiß gefransten Schal aus, enthüllte seine untere Gesichtshälfte. Seinen Mund aus einer Vielzahl spitzer Fangzähne. „Der Mutter, die mich nie geboren... habe ich geschworen, ihr meinen Beistand zu schenken.“ In seiner Hand ein Dreizack – zuvor eine der Kuchengabeln – den er auf die Menschen richtete. „Wer seid ihr, dass ihr euch solche Dreistigkeit herausnehmt? Ihr seid hier unerwünscht“, sprach er zu ihnen, „die Schwächsten werden zuerst eliminiert.“   Luffy ignorierte die angespannte Atmosphäre, hob seinen Strohhut und stellte sich vor. „Monkey D. Luffy, der König der-“, weiter kam er nicht, wurde von dem Namenlosen weg gehauen. Um den Gummi-Dämon würde er sich später kümmern, er war ihm zurzeit nur im Weg. „Katakuri!“, rief ihm seine Mutter zu, gab ihm einen Namen. „Lass sie am Leben, Mama ist hungrig. Ma Ma Ma Ma~! “ Ihr scheußliches Lachen erklang, unterbunden von allem, was sie sich in ihren Schlund presste. Tanzend wuchtete sie ihren massigen Körper durch die Wälder, brachte Natur zu Leben. Blumen und Bäume, die anfingen zu singen.   „Habe verstanden“, teilte ihr Sohn ihr mit, fixierte Shachi und Penguin, die seinen Blick mutig erwiderten. Links und Rechts von Law stehend, nahmen sie eine Kampfpose ein- aber noch ehe sie reagieren konnten, traf sie Katakuris gespickter Stiefel – doppelt – und trat sie heftig davon. Welch beängstigende Schnelligkeit. Law blickte ihn furchtlos an. „Vorhersehung?“, fragte er ihn nüchtern. Sein geschultes Gehör auf seine Kameraden achtend, die nicht allzu weit entfernt Lebenslaute von sich gaben. Medizinisch berechnete er ihre Verletzungen, mutmaßte sie, indessen er seinen Feind akribisch überwachte. Dieser nickte. „Ich kann die Zukunft sehen. In ihr ist deine Existenz nicht vorhanden.“   Law hatte nur ein müdes Schmunzeln für ihn übrig. „Ich glaube nicht an Vorhersehung. Wahrsagerei ist etwas für närrische Utopisten. Zukunft ist relativ. Ich bin Herr über unser Schicksal.“ 'Unser'? Er schindet Zeit. Erkenntnis blitzte in Katakuris Augen, zusammen mit einer Version. Zeit, bis- Penguin und Shachi im Heart-Duo zurückschlugen. Über Laws Schultern springend, je eine Schulterseite als Absprung nutzend, ehe ihre zweifache Faust auf ihren Feind zuraste. Verfehlte. Katakuri fließend auswich. Ein impulsiver Herzschlag, Badum, im Karate-Kamikaze tobten die Himmelstürmer auf die Höllengestalt nieder. Attackierten ihn mit geballter Kraft; Ein Ansturm von Tritten, Sprungsaltos, Schlägen, Handhieben – gezielt jeden Angriffspunkt fokussiert. Ausdauernd, flink, synchron, nicht aufgebend. Katakuri zurückdrängend. Kein einziges Mal treffend. Mühelos entging er ihren eifernden Angriffen, lehnte sich lässig ihren Bewegungen hinweg, starrte sie ausdruckslos an. Ihren Übermut anerkennend, ließ er sie sich auspowern. Selbst keinen Kraftfunken verschwendend. Die beiden waren keine Herausforderung für ihn. Auch dem energischen Zwillings-Duo ging irgendwann die Energie aus. Vollends außer Atem fanden sie wieder ihren Platz an Laws Seite.   Katakuri besah sie fast bemitleidend. „Nette Kunststücke“, gähnte er, „aber nicht einmal den Versuch wert.“ Leise zischte er zwischen seinen spitzen Zähnen. „Heroische Nichtigkeiten.“   Helden werden nicht geboren, Helden werden ernannt. „Shachi-ya, Penguin-ya.“ Ehrend klopfte Law ihnen auf die Mützen. „Habt Dank.“   Katakuris schmalen Augenbrauen verengten sich. Ein Dank wofür-? Ein Zukunftsblitz. Zeitgleich geschahen zwei Dinge; Laws Finger zuckten. Und von Weitem erklang Luffys Stimme. Tief holte er Luft, rief in voller Lautstärke; „Deine Mutter ist so hässlich, Gott musste sofort das Licht wieder ausmachen, nachdem er 'Es werde Licht' gesagt hat!“   Shachi und Penguin musste sich ein atemloses Prusten verkneifen. Wo er Recht hat... Zornesadern pulsierten auf Katakuris Stirn. Das geschliffene Silber von Laws Augen schärfte sich, in vollem Fokus. Jetzt! Sein tätowierter Arm schnellte nach Vorne – in einer knappen Millisekunde – auf seinen unachtsamen Gegner zu und traf mit seinem Mittelfinger den fatalen Vitalpunkt des Nervensystems – die untere Schlüsselbeinvertiefung – was Katakuris Körper augenblicklich lähmte. Im Stand verharrte Katakuri in Paralyse, doch Erhabenheit. Ich werde niemals fallen.   Als Dank wofür? Für die Lehrstunde, die Shachi und Penguin Law gaben. Jeder Handgriff von ihnen, jedes Manöver des Feindes wurde von Law studiert, bis er Katakuri in detaillierter Perfektion analysierte. Seinen Schwachpunkt herausfilterte, nur auf den richtigen Moment wartend; den Luffy ihm ermöglichte. Dies nannte man; Eine Allianz.   Das menschliche Trio wandte sich Luffy zu, der sich aus ein paar Gummischlangen-Lianen kämpfte. Aus den Wäldern trat, ihnen zu wank. Sie auf ihn zuschritten, bis Luffys Hand abrupt stoppte- Und Law aufschrie. Des grausamen Schmerzes wegen. Langsam sah er mit zusammengekniffenem Augen an sich herunter, auf die Speerspitze, die seine Schulter glatt durchbohrte. Hörte die panischen Laute seiner beiden Kameraden, die ihn in Schock anstarrten. Luffys rennenden Schritte. Spürte den gespickten Stiefel in seinem Rücken – ein fester Tritt. Der Speer ließ ein klaffendes Loch im Fleisch zurück. Katakuris kalter Zorn. Und der lodernde eines Freundes.   „Traffy!“   Law wurde gegen Luffy geschleudert, der ihn abfing. Den Aufprall mit seinem standfesten Körper abwehrte. Unerschütterlich hielt er Law in seinen Armen, blickte zu ihm herab. Sah das herunter tropfende Blut an dessen Schulter. Laws schmerzverzerrte Gesichtszüge. Die große Wunde. Luffy umhüllte die stille Aura des königlichen Brüllens. Sanft legte er den Verletzten ab, verlor kein Wort, stand schweigend auf. Und stellte sich Katakuri entgegen. Das Aufeinandertreffen wahrer Kontrahenten.   Wie in Zeitlupe fasste Luffy sich an seinen Strohhut, setzte ihn auf, schob ihn tief über seine Augen, die er in Schatten tarnte. Seine Stimme die Autorität eines wahren Kaisers besitzend. „Du hast Traffy verletzt.“ Luffys Blick blitzte im Dunkel auf, das Rehbraun seiner Augen einen intensiv-wilden Ton annehmend, Tigerauge gleichend. „Niemand verletzt meine Freunde.“   Katakuri sah ihn ausdruckslos an, seine Stimme in unterdrückter Wut klang gar gelangweilt. „Dein Heldentum in allen Ehren – Er wird dir nichts nützen. Du kannst nicht gegen mich gewinnen.“ Luffy knackte seine Fäuste. „Das werden wir sehen, wenn ich dich besiegt habe.“   Analytisch sprach Katakuri; „Du bist zu sehr von dir selbst überzeu-“ Und wich der hervorschießenden Gummifaust aus. „Deine Angriffe sind zu vorhersehb-“ Rechts ausweichen. „Deine Geschwindigkeit zu langs-“ Links. „Reine-“ Rechts, Links. „Kraftverschwendung.“   Luffys Faust schnellte zurück, sodass er ihre Wucht mit seinem Gewicht ausbalancieren musste, und atmete dann tief durch. „Du bist gut“, grinste er, „aber ich bin besser.“ In die Knie gehend, drückte er seine geballte Faust gen Boden, stützte seine andere Hand auf seinem angewinkelten Bein ab. Dampf umgab seinen Körper, Hitze strömte durch seine Adern, Kampfeifer brachte sein Blut zum Kochen. Angeführt von seinem unbezwingbaren Siegeswille. „Gear Secondo.“ Kraft pulsierte unter seiner Haut, pumpte seine Beine aufwärts, ließ seine Muskeln wachsen. Wie auch sein dreistes Grinsen wuchs. Luffy glühte in Inbrunst für diesen Kampf.   „Gomu Gomu nooo...“ Aufrecht stehend, seine Faust mit angewinkeltem Arm hinter sich, seine flache Hand senkrecht vor sich, fixierte sein entschlossener Blick seinen Gegner. Heißer Dampf ließ seine schwarzen Haarsträhnen leicht wehen, das leise Zischen verlieh seiner Stimme einen ausdrucksvollen Klang. Und seine Faust feuerte los. „Jeto Pistol!“   Treffend auf die Faust Katakuris. Der Zusammenprall erzeugte einen kraftvollen Starkwind, der alles im Umkreis wegfegte. Steine, Äste und Trümmer schleuderten haltlos durch die angespannte Luft, krachten in Nächstgelegenes hinein. Shachi und Penguin schützten Law mit einfachen Abwehr-Techniken vor den Kleinteilen. Stützten ihn dann auf je einer Seite und brachten ihn weg von hier, in Sicherheit. Das Trio warf einen letzten Blick zu Luffy. Dieser Kampf war der Seinige. Ein Mann gegen Mann Kampf – Dämon gegen Dämon – in den sie nicht eingreifen durften.   „Strohhut-ya!“, rief Law ihm angestrengt zu. „Verliere nicht.“ Luffys Antwort eindeutig. „Niemals!“ Ein Versprechen unter Nakama. „Ich werd dem Typ für dich in den Arsch treten!“   Ein siegessicheres Lächeln seitens Luffy, ein dankendes Nicken seitens Law. Strohhut-ya ist... eigentlich ganz erträglich. „Du magst ihn“, kicherte Shachi an seiner linken Seite leise. Und stolperte. Über das Bein, welches Law ihm trotz Schmerzen gestellt hatte. Weil die Drei einander stützten, gerieten sie dadurch stark ins Schwanken, konnten sich gerade noch so vor einem Sturz bewahren. Dies wäre es mir wert gewesen...   Die Menschen suchten Schutz hinter einer großen Trümmermauer des zerstörten Lebkuchenhauses, ließen sich dort nieder. Entfernt hörten sie das rege Kampfgeschehen. Sabo und Ace schienen ebenfalls intensiv in ihren Kampf verwickelt. Von hier aus nicht ersichtlich. Penguin seufzte. „Was jetzt?“, fragte er in die Runde, „es ist nicht fair, andere für uns kämpfen zu lassen. Ich will nicht einfach nur untätig rumsitzen.“ Shachi blickte von Penguin zu Laws verletzter Schulter. „Aber Law ist-“ „Ich kann kämpfen.“ Laws eisern Stimme aus geschärftem Edelstahl. „Und wir werden kämpfen. Es ist unsere Pflicht zu helfen.“ Eine Entscheidung für sie alle.   Notdürftig verarztete Law sich selbst, stoppte die Blutung mit dem Stoff seines zerrissenen Ärmels, den er mit unverletzter Hand und seinen Zähnen festzog. Unterdrückte jeglichen Schmerz aus seinem Bewusstsein – sonst der Ohnmacht unterliegend – und zwang seinen Körper zum Weitermachen. „Ich benötige nur diesen einen Arm.“ Der andere schlaff an seiner Körperseite herabhängend. Laws Gesicht blasser – des Blutverlustes wegen – wofür er besorgte Blicke zweier Augenpaare erhielt. „Und nichts kann mich davon abbringen.“ Seine Sturheit siegte. Jedwedes Gegenargument im ruhigen Silbersee erstickt. Penguin und Shachi schworen sich schweigend, besonders gut auf ihren Freund aufzupassen.   In seinen analytischen Gedanken versinkend, erörterte Law die Lage. „Die Lähmung hat keine Wirkung gezeigt. Die dämonische Anatomie unterscheidet sich wesentlich von der menschlichen. Wir wissen nichts über sie, besitzen keine Waffen, sind sterblich, im klaren Nachteil... jedoch“, beendeten seine beiden Herzflügen seinen Satz, „haben wir jeden Eid auf die Freiheit geschworen!“ Menschsein ist Freiheit. Zusammen sind wir frei.   Ein mächtiger Impuls vibrierte in Laws linker Brustseite. Ließ ihn aufkeuchen, sich an seine Brust fassen. 'Behüte mein Herz, Law.' Wärme erfüllte ihn. Ein vertrautes, gar familiäres Gefühl. Er lächelte unweigerlich. Sah als einziger das grelle Licht, spüre dessen sanfte Vertrautheit. Wusste, wessen Energie dies war. „Ich werde es schützen, Cora-san.“ Zögerlos streckte er seine Hand ins Licht, bekam etwas zu greifen und zog es hervor; Das Katana. Seines.   „Whoaa“, rief Shachi begeistert, „das heilige Schwert der Engel-!“, konnte er das Geheimnis doch nicht für sich behalten. „Ups.“ Laws Blick schweifte von ihm zur Schwertscheide. Etwas stimmte nicht. Die Verzierung war anders; die Kreuze umgedreht. Mit einem scharfen Geräusch zog er die Klinge, prüfte sie unter kritischen Augen. Die Klinge war pechschwarz. Eine Vorahnung. Ein ungutes Gefühl, welches Law mutmaßen ließ. Sie ist verflucht. Unheiliger Natur geworden. Weil wir uns in der Hölle befinden? Oder... wegen mir?   Kein Fluch ist stärker als die verfluchte Existenz des Chirurgen des schwarzen Todes. Trafalgar Law spürte ein unangenehmes Brennen an seinem Unterarm. Nicht jetzt! Law wusste es. Wusste, um die weißen Hautstellen, die sich auf seinem Arm bildeten. Auch ohne den dunkelblauen Ärmel hochzuschieben, wusste er, dass die schwarzen Zacken seiner Unterarm-Tätowierung silbern schimmerten. Law verhinderte jegliche Reaktion nach außen. Das Brennen seines Unterarmes verstärkte sich, in selbiger Hand das Katana haltend, welches sacht vibrierte. Beides musste irgendwie miteinander zusammenhängen. Das Wie erschloss sich ihm noch nicht. Zeit zum Nachdenken blieb ihm ohnehin keine.   Ein lautes Wiehern. Im Echo schallend über den Horizont. Es erschien. „Das Einhorn!“, rief Shachi ergriffen und stierte mit funkelnden Augen zum Himmel. Wie damals, als sie Bibel-Bär begegneten und er es zwischen den Wolken galoppieren sah. Jetzt würden sie ihm glauben, ganz sicher! Das stille Scharren von Hufen drang durch die ehrfürchtige Atmosphäre. Der Seelennebel des Horizontes ward in Unruhe. Der blassgraue Nebel lichtete sich, brachte das mystische Wesen hervor. Aufgeregt riss es seine Vorderhufe hoch, rief erneut nach seinem Anführer. Rief nach Law. Graue Augen blickten es mit Misstrauen und Unglaube an. Dies war gewiss kein 'Einhorn', wie Shachi es beschrieb. Nachtschwarzes Fell, flammender Schweif und Mähne, Feuerflügel. „Dies ist ein Höllenross.“   „Wenn ich es euch doch sage; Das ist das Einhorn, wirklich!“, versuchte Shachi seine Freunde vergeblich zu überzeugen. „Egal; cool ist es so oder so.“   Das schwarze Pferd – dessen Aufrechtgröße beinahe 2 ½ Meter misste, im Stand etwa die Hälfte – landete vor Law, verneigte seinen Kopf, als würde es sich entschuldigen wollen. Reckte seine gesenkte Schnauze in Laws Richtung, scharrte leise auf dem Boden, blickte zahm zu ihm auf. Mit hochgezogener Augenbraue hob Law seine Hand – das Katana in seiner Armbeuge haltend – und strich zögernd über das glühend warme Fell. Während Shachi es euphorisch umarmte. „Ich wusste, du existierst, ich wusste es!“, rief er freudig, überforderte das scheue Pferd, das einen Schritt zurücktrat. „Dürfen wir es behalten? Büdde~?“ Penguin klopfte dem Ross locker auf seinen Rücken. „Wie heißt du, Großer?“ Eine blödsinnige Frage. Als ob es uns antworten kön-   „Bepo.“ Ein sprechendes Tier?! Shachi und Penguin starrten es fassungslos an. Nur Law blieb die Gelassenheit selbst. „'Bepo'? 'Der von Gott hinzugefügte'?“, dachte er laut und erhielt ein ahnungsloses Kopfschütteln des Tieres. Ist dies ein Geschenk Gottes? Ein Bestechungsversuch? Law vertraute niemandem, außer sich selbst und seinen engsten Vertrauten. An 'Gott' glaubte er nicht. Dieses Pferd war ihm äußerst suspekt. „Entschuldigung.“ Da brachte auch eine Entschuldigung nichts!   Unter den Hufen des Tieres knirschte es plötzlich. Im Boden blinzelte ein lebloses Auge, starrte sie leer an, fies grinsend. Das Pferd schreckte auf, stampfte panisch auf das unheimliche Auge, dessen Pupille sich auf ihn fixierte. Bepo schickte Entschuldigungsgebete zum Himmel. Es brachte einen Dreck. In der Hölle erzeugten heilige Gebete genau das Gegenteil; brachten statt Segen den Fluch. Der Boden summte eine schaurige Melodie. Fand zu untotem Leben. Ein ekliges Schmutzgeräusch, kratzend und schmatzend. Zuckerguss kroch über den Boden. Waberte auf, verformte sich, stieg empor, modellierte etwas. Eine Vielzahl davon. Lebkuchensoldaten. Widerwärtige Geschöpfe, nach Fäulnis riechend, sie verkörpernd. Gefräßig auf die Menschen stierend. Ein einziges Wort ächzend; „Hunger.“   Penguin zog seinen Kappenschirm tief. „Wir haben hier ein paar Mäuler zu stopfen, Jungs.“ Shachi schnippte ein Minzdrop in die Luft, fing es mit seinem Mund auf und posaunte; „Kann losgehen!“ Law hüllte sich in alles sagendes Schweigen, sein unheilvoller Blick entschied des Feindes Schicksal. Mein Katana giert nach eurer Sezierung.   'Die Menschen sind seltsam.' Ein namenloses Murmeln ging durch die Hölle. „Warum gehen sie ein Wagnis ein, was ihnen keinen eigenen Nutzen bringt?“ Egoismus war sowohl menschlich als auch dämonisch. Doch die Menschlichkeit barg viele Facetten, die oftmals nicht erklärbar waren.   Der Mensch war das einzige Wesen, welches über seine Grenzen hinaus ging, unerreichbare Ziele anstrebte. Immer nach Vorne. Nicht wissend, was die Zukunft brachte. Fehltritt um Fehltritt in Kauf nehmend, im Wissen um das Risiko des Verlustes. Jeder, der verlor, war ein Gewinner. Menschen fielen, standen wieder auf, nur um erneut zu fallen, tiefer immer tiefer. Derjenige, der den Abgrund des Lebens erblickt hatte, wusste um den Wert der Sonne. Nicht der Himmel barg das Licht; der Mensch selbst trug es in sich. Kämpfen bedeutete nicht, sich dem stärksten Gegner zu stellen. Es war der alleinige Versuch etwas zu bewegen, das Unmögliche möglich machen zu wollen. Der Wille über sich hinaus zu wachsen. Man selbst ist sich der größte Feind, den es zu besiegen gilt. Menschen waren schwach, doch genau das machte sie so mächtig. Die Macht der Schwächsten, zusammen die Stärksten seiend.   Das dämonische Volk blickte in respektvoller Anerkennung auf die große Leinwand, die das menschliche Trio projizierte. Niemand von ihnen hatte an sie geglaubt. Doch nach und nach begannen die Dämonen Glauben zu finden. Nur sehr langsam, misstrauisch, aber der Funke Trauen war da. Die zuvor abgeschlossenen Wetten – gegen die Menschen – wurden allmählich zurückgezogen, nichtig werdend. Die Aufmerksamkeit lag einzig auf dem Geschehen. Hin und wieder konnte man einen leisen Herzschlag hören, der einer der Höllenbewohner ergriff. Die Menschen bewegten ihre toten Herzen. Nicht stark genug, um zu leben, aber um wahrgenommen zu werden. 'Hearts', so nannten sie die namenlosen Menschen fortan. Ein Titel ohne Legende. Diese musste erst noch geschrieben werden.   Ein Neubeginn. Jede Geschichte fand ihren Anfang. Leben begann mit dem Augenblick. Wurde im nächsten fortgeführt. Und es ging weiter.   Das Höllenross, mitsamt Reiter fegte durch die Hölle. Links, zwei, drei, vier, schnitt Law durch die Reihen der Soldaten, köpfte sie akkurat. Zerbröselnd fielen sie reihenweise um. In perfekter Präzision führte er das Katana, schwang es in absolut symmetrischer Angriffsfolge. Rechts, sechs, sieben, acht... Hinter ihm, mittig sitzend, Penguin, der Links und Rechts seine beiden provisorischen Nunchucks rotieren ließ, die kleineren Gegner pulverisierte. Ganz hinten Shachi, der seine selbstgebastelte Schleuder spannte, als Geschoss die Chipperlinge benutzend, die er auf entfernte Feinde feuerte. Allein richteten die kleinen Krümel-Insekten nichts aus – doch durch Shachis reine Energie strahlend, machtvoll gegen alles Unheil. Die Menschen hielten den drei Brüdern den Rücken frei. Wandelten das große Schlachtfeld in ein Zuckerbad. Viel roter Zuckerguss floss.   „Gomu Gomu no – Jet Gatling!“ Dutzendfach krachten Luffys Fäuste auf die Brust Katakuris ein, so schnell, dass Luffys Schläge für das Auge unkenntlich waren – außer für die seines Gegners. Rot blitzten Katakuris Pupillen, Luffys Schlagfolge gespeichert, sie mimend. Stärker, geschwinder. Katakuris Gegenangriff – ein Volltreffer. Luffy hielt schützend seine Arme vor Brust und Gesicht, wehrte die Angriffswucht minder ab, wurde zurückgedrängt. Neben Schlägen den Hohn spürend. „Hast du noch immer nicht genug, Strohhut Luffy?“   „Nö“, grinste Luffy hinter seinen Armen, seine Augen siegessicher. „Ich hab gerade erst angefangen.“ Er streckte Katakuri seinen rechten Daumen hin; „Shishi, lass mich dir was Cooles zeigen“, hielt er ihn vor seine grinsenden Lippen. „Gear Third.“ Fest biss er sich in seinen Daumen. Holte tief Luft, pustete und pustete. Durch die Haut. Die Luft gelang in seine Knochen, die sich wie ein Ballon aufbliesen. Geräuschvoll knackend, von Knochen zu Knochen ausbreitend, von einem Arm über seinem Torso zu seinem anderen Arm, nach hinten ausgestreckt. „Meine linke Hand“, rief er stolz, „ist die Hand eines Giganten!“   „Gomu Gomu nooo...“ Die übermächtige Faust schmetterte auf Katakuri zu. „Giganto-Pistol!“   „Strohhut-ya wird es schaffen“, sprach Law zu sich selbst, schnitt sich weiter durch die immerfort aufstehenden Lebkuchensoldaten, die auf den Kampfplatz stürmen wollten. Shachi blickte ihn warm an. „Du glaubst an ihn.“ Law erwiderte den Blick kühl. „Dies tue ich.“ Seine erkaltete Stimme in versteckter Wärme. „Aww, hast du das gehört Peng? Unser Law wird emotional~“ Und Law stieß ihn eiskalt vom Pferd. Penguin blickte seinem Freund nach, hob eine abwinkende Hand zum Abschied. „Mach's gut, war schön mit dir.“   „Ihr seid so gemein!“, empörte sich Shachi und spannte seine Schleuder. „Chipperling flieg und sieg!“ Traf er Penguins Kappe, die ihm vom Kopf flog. Nicht meine Kappe! Ihr Besitzer ihr hinterher eilend, auf den Boden der Zuckermassen, und befeuerte Shachi mit giftigen Blicken. „Hab dich auch gern, Peng.“ Licht. Blendend grell. Von Shachis strahlenden Worten hervorgerufen – alle Gegner in ihrem Umkreis einäschernd. Laws Lippen entwich ein seliges Lächeln. Der letzte Auslöser des heiligen Segens der menschlichen Hoffnung. Katakuris Herz krampfte. Der heilige Schein schwächte ihn. Der finale Schlag der Allianz.   „Gear Fourth.“ Luffy biss sich in seinen Unterarm. Über und über war sein geschwächter Körper mit Schürfwunden übersät. All seine letzte Kraft legte er in diese Attacke. Heller Nebel umgab ihn. Aufsteigend, hoch gen Himmel hinaus. Scharf zischend, wie eine Schlange, die der Königsnebel formte. Nicht eine, nicht zwei, nein; hunderte Schlangen, die sich um Luffys Körper schlängelten. Sein Äußeres modifizierten, Gliedmaßen im unheiligen Schwarz, zusammen mit dem heiligen Rot seines Herzblutes. Um seine Augen dunkle Ringe, seine Haare lodernd im Kampfeifer. Luffys feste Stimme leicht zischelnd. „Snake-Man.“   „Wie unerwartet.“ In Katakuris Augen erlosch der Zukunftsfunke. Ab hier schrieben die Alliierten sie selbst. Auf der Stelle springend, ballte Luffy seine Faust, die er ratternd in seinen Arm einfuhr. Sie ladend, wie eine Kalverine – eine Kanone des späten Mittelalters – die Feuerkraft von einer Flotte Kampfschiffen besitzend. Der Startschuss war Luffys Kriegsschrei. Seine schwarz-rote Faust knallte nach vorne – Katakuri wich ihr problemlos aus. Eine solch einfache Technik? Und sah aus dem Augenwinkel den verbogenen Arm, der sich hinter ihm einmal um ihn geschlungen hatte, abbiegend, im Zickzack. „Python!“ Katakuri musste schmunzeln. „Ehre dem, dem Ehre gebührt.“ Und spürte den Biss der Schlange, die sich in seinem Gesicht festbiss. Ein frontaler Schlag, so stark wie tausend giftige Schlangenbisse – der Finisher ein direktes Knockout.   Katakuri und Luffy fielen zeitgleich – beide auf den Rücken. Der Kampf ward entschieden. Luffy der Sieger. Weil er den Unbesiegbaren zu Fall brachte. Und jeder von ihnen war ein Gewinner.   Doch der Schlussakt fehlte. Den Big Boss überließ Luffy seinen Brüdern. Big Mom. Die Brutmutter sollte brennen.   Die Wälder des Kaiserreiches lagen in Schutt und Asche. Was nicht dem Feuer zum Opfer fiel, wurde von dem weiblichen Ungetüm zertrampelt oder verschlungen. Ihr Hunger unstillbar, quälend und zehrend, die voluminöse Hexe beinahe nur noch ein abgemagertes Gerippe. Die besiegte Seele ihres ungeborenen Sohnes gab ihr den Rest, erschütterte sie sowohl körperlich als auch emotional. Gelähmt von Todeshunger, Trauer und Erbitterung stand sie auf der Lichtung aus Trümmer und Dunkelheit. Stand den beiden Brüdern gegenüber, die ihr Leid beenden wollten. Und aus Finster ward Licht.   Leuchtkäfer schwebten durch die Luft, erfüllten das Schlachtfeld mit harmonischer Wärme. Umgaben Ace und Sabo, glühend im Feuer der Brüderlichkeit. Sabo zog seinen braunen Handschuh aus, reichte Ace seine Hand. Ace und Sabo umschlossen ihre Hände ineinander, verwebten ihre Finger, blickten sich an. Ihre Blicke gar verschmelzend, ihre Körper Eins werdend, im geteilten Spiegel einer Flamme. Von ihren vereinten Händen stiegen goldrote Flammenzungen auf, breiteten sich über ihre Arme aus, über Schultern, Torso, Beine, bis sie ihre gesamten Figuren umrahmten. Sie standen in Flammen, waren selbst das Element. Ein Licht, wärmer als die Innigkeit selbst – Das goldene Rot der Bruderliebe.   „Bereit, Ace?“ „Lass es uns tun, Sabo.“   Unison ballten sie ihre freien Hände – Ace' zur Faust, Sabos Finger eine Drachenkralle formend – den anderen nicht loslassend, ihre Bewegungen gespiegelt erfolgend. Zeitgleich holten sie aus, blickten nach vorne, fixierten die Brutmutter. Und schlugen zu, im doppelten Kriegsfeuer. „Fire-Dragon-Fist!“ Ein Ruf glühender Herzen. Zwei Herzschläge, die füreinander schlugen.   Ein gigantischer Feuerdrache schoss schlängelnd durch die Luft, jagte direkt auf die Hexe zu, der große Drachenschlund weit geöffnet. Flammenzähne schnellten auf sie hernieder, bissen sich in ihr Fleisch, verbissen sich fest in ihr, drangen durch ihre fleischliche Hülle, verschlangen ihre Gestalt. „Verbrennt die Hexe!“, hallte das Rufen der namenlosen Dämonen durch die Hölle. Die gesamte Bevölkerung schien ihrem Kampf begeistert mitzufiebern, sie anzufeuern, den Tod der Hexe herbeizusehnen. Linlin schrie. Aus Frust, aus Zorn, aus Schmerz. Versuchte vergebens die Flammen wegzuschlagen, rastete aus. Verzweiflung ließ sie unberechenbar werden. „Hört auf!“, schrie sie gebrochen. „Seid still! Schweigt!“ Unerträgliche Todeswünsche wurden ihr zugerufen. „Stirb!“ „Krepiere!“ „Verrotte!“   Ein ohrenbetäubendes Plärren. Wie das eines verlorenen Kindes im Frauenkörper. Linlin begann jämmerlich zu weinen. „Verbrennt die Hexe!“, wurden die Anfeuerungsrufe lauter, hämischer. „Tötet sie endlich-!“ Und plötzlich erlosch der Flammendrache. Ein hoher Feuerring um das gefangene Geschöpf in Hexengestalt bleibend, welches dort kniend heulte.   Sabo erhob seine Stimme, wandte sie an die verstummten Zuschauer. „Schande über euch! Seht, was ihr fordert; Den Tod eines wehrlosen Kindes“, deutete er auf das Wesen, welches wieder zum pummeligen Bündel geworden war. Sich reibend seine Augen hielt, sich klein machte, bitterlich weinend. „Ist nicht genug Blut geflossen? Lasst euch nicht von Rache verzehren, werdet nicht wie die, die euch Leid zufügten – seid besser als sie!“   Schweigen. Betretene Stille legte sich über die Hölle. Die Revolution ward entfacht. Sabo richtete sich seinen Zylinder, trat auf den Feuerkäfig zu, schritt hindurch und kniete sich zu dem Mädchen. „Es ist vorbei“, sprach er mit sanfter Stimme, „du kannst nach Hause gehen.“ Verheulte Kinderaugen blickten zu ihm auf, ein verrotztes Gesicht lächelte ihn traurig an. „Wirklich?“ Sabo legte seine behandschuhte Hand auf ihr Haupt. „Geh, und finde deine wahre Familie.“   Feuergold umgab das Mädchen, welches von Einsamkeit vergiftet ward. Sie wünschte sich nur ein Zuhause und Menschen, die es lieben durfte. Jemand, der sie so mochte, wie sie war. Ihr Platz war nicht hier. Hier war sie nicht erwünscht – und das goldene Licht brachte sie fort von hier. An einen anderen Ort.   Sabo seufzte, stand auf und spürte Ace' Hand auf seiner Schulter. „Meinst du es ist okay, dass du sie zu ihm geschickt hast?“ Sabo schüttelte verneinend seinen Kopf, Ace lachte. „Dragon wird total angefressen sein! Echt schade, dass wir sein Gesicht nicht sehen können.“ Sabo schmunzelte belustigt. „Wenn das deine einzige Sorge ist... Koala wird viel wütender sein, wenn er ihr noch ein Kind zur Obhut aufbrummt.“ Plötzlich bleichten Sabos Gesichtszüge. „Und ihre Rache wird grausam sein.“ Ace klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. „Sei froh, dass du hier bei uns bist!“ „Ob das unbedingt besser ist, sei mal dahin gestellt.“ „Hey!“ „Dein treuseliger Hundeblick zieht bei mir nicht, Ace.“     Letztlich wurde die einsame Kinderseele gerettet, mitsamt dem Kaiserreich. So schien es zumindest. Eine bittere Täuschung. Das Reich blieb verfallen und zerstört. Die Landschaft verwahrlost und abgestorben. Sie regenerierte sich nicht. Ein Kaiser gab seinem Land Energie und Kraft. Was bedeutete- Luffy! Sabos und Ace' Augen weiteten sich zeitgleich. Blickten hinter sich, sahen ihren Bruder in der Ferne. Noch immer reglos am Boden liegend.   Law war bei Luffy, kniete neben ihm, prüfte seine Vitalwerte, tastete ihn fieberhaft ab. Kein Herzschlag. Mit Erschütterung stellte Law fest; Der Dämon schien seit langem tot. Dies überstieg seine medizinischen Fähigkeiten. Mit der dämonischen Heilkunde kannte er sich nicht aus. Bitter ballte er seine unverletzte Hand. Verdammt! „Strohhut-ya“, versuchte er die ohnmächtige Seele zu erreichen, schlug verbittert auf Luffys x-narbigen Brustkorb. „Luffy-ya!“ Shachi und Penguin hinter ihm zogen ihre Mützen aus, hielten sie andächtig vor ihre Brust, kassierten einen scharfen Silberblick. „Wagt es nicht, diese Pose anzunehmen.“ Stattdessen hielten sie ihre Kopfbedeckungen verkrampft in ihren Händen. Die Todesstille legte sich über die Hölle. Die Kälte von Luffys schwachen Aura umgab die Menschen, die es bis ins Innerste fröstelte. Das Gefühlsbeben prägte Laws aufgebrachte Stimme. „Sabo-ya!“   Sabo und Ace traten an ihren Bruder heran. In absoluter Gefasstheit, erklärte Sabo; „Der Energieverlust der Hölle verhindert, dass er sich heilen kann. Die Unterwelt versucht, ihm die letzte Kraft zu rauben. Sein Herz ist bereits zu Stein geworden. Du kannst nichts für ihn tun.“ Tief atmete er beherrscht ein, sah Ace intensiv an. Ein Blick des Vertrauens, der alles sagte. So viel und doch nichts. Ace lächelte warm. Sabo erwiderte es. „Nur wir können es tun.“   Fragend schauten die Menschen die Brüder an, tief im Inneren wussten sie die Antwort. Eine, die sie weigerten zu akzeptieren. Schweigend trat das Trio zurück, machte Platz für Luffys engsten Angehörigen. Menschliche Augen konnten sich nicht von dem Unvermeidbaren abwenden. Sabos Worte der Endgültigkeit schnitten sich in ihre menschlichen Herzen. Menschlichkeit ist Verletzlichkeit. „Passt uns gut auf unseren kleinen Bruder auf.“   Ace und Sabo knieten links und rechts neben Luffy, hoben seinen Oberkörper sanft hoch, umarmten ihn inniglich. Drei Körper in Flammen. Von zwei Herzen nach Außen dringend. Das Feuer der Geborgenheit. Beschützend, errettend. So hell, wie das Lebenslicht selbst. Der letzte Hoffnungsschimmer am schwindenden Horizont. Ace' stärkste Höllen-Attacke. „Heiliges Feuer; Meeresleuchten.“ Ein Loch entbrannte in Ace' Brust. Wie ein sanfter Wellenklang pulsierte sein liebendes Herz. Immer langsamer und langsamer. Das Meer zur Ruhe bettend. Der Herzschlag zweier Herzen wurde schwächer, während das Dritte langsam zu lächeln begann.   Ace flüsterte seinen Brüdern warmherzig zu. „Wir hatten doch diesen Schwur von früher... Obwohl wir das Blut von Dämonen in uns tragen... Haben wir nie verlernt, zu lieben.“   Sabo nickte sacht gegen seine Schulter. Weil Ace' Stimme brach, wisperte er für ihn weiter. „Familie geht weit über den Tod hinaus, geht gemeinsam durch die Hölle. Bleibt bis zum Ende zusammen. Mit Familie nimmt das Leben seinen Anfang... Die Liebe niemals endend.“   „Wir werden nicht sterben.“ Ihr Flüstern nur noch ein letzter Lebenshauch. „Danke, dass es dich gibt, Bruderherz.“   In einem Licht aus Wärme und Hoffnung, erloschen Sabo und Ace. Lächelnd. In ihrem Bruder immerfort weiter glühend.   . . .   Luffy erwachte langsam, blickte sich sofort suchend um. „Wo sind...?“ Er fand die Antwort in seiner schlagenden Brust. Tief zog er seinen Strohhut über seine Augen, den Rand mit beiden Fingern umklammernd, ehe das salzige Meer über seine Wangen glitzerte. Geschenkt von seinen Brüdern; ein Herz, lebend, fühlend, trauernd. Es ist immer wert zu lieben, ganz egal wie grauenvoll es schmerzt. Übergreifend auch in menschliche Herzen. Law legte seine Hand auf Luffys Strohhut. Shachi und Penguin zogen sich zurück, ließen die beiden allein. Shachi ging der plötzliche Abschied sehr nah, er fand Trost in den Armen seines Bruders. „Wir werden sie wiedersehen“, flüsterte Penguin ihm optimistisch zu. Penguin, der Pessimist, der sich weigerte, jedweden Negativ-Gedanken zu denken. Shachi schmunzelte schniefend in seine Schulter. „Das werden wir.“   Hinter ihnen fand der Wald des Kaiserreiches zu neuer Kraft. An einem der Bäume lehnte Killer, der seine Todessense zurücksteckte. „Monkey D. Luffys Lebensuhr hat sich neu gestellt“, sprach er abwesend, taktlos und gefühlskalt, „nun... weniger Arbeit für mich-“ Penguins Faust kollidierte mit Killers Wange. Der Todesengel blieb vollends unberührt, zuckte keinen Millimeter, verstand die aufgebrachte Geste nicht. „Wofür-?“ „Sind Leben für dich bloß Mittel zum Zweck?!“, fuhr Penguin ihn scharf an, „wie kannst du nur so grausam sein, den Tod als leichtfertig und selbstverständlich zu nehmen?“ Penguins Stimme schwankte stark. „Bist du so verdammt herzlos?“   „Dies bin ich“, strich Killer teilnahmslos das winzige Rinnsal schwarzes Blut von seiner Wange. „Dies ist mein Schicksal.“   Penguin zog seinen Kappenschirm herunter. „Du tust mir leid.“ Und wandte sich kalt von ihm ab. Was Killers Brust kurz – sehr sehr kurz – zusammenziehen ließ. Fuck. Der Todesengel hasste Mitgefühl. Er hasste es. Warum nahm er das des Menschen an? Es verwirrte ihn. Seine Shinigami-Augen verwehrten ihm den Blick in Penguins Herz. Weil es sich ihm verschlossen hatte. Der Schlüssel war unauffindbar.   Der Teufel erschien neben Law, zerrte ihn von dem Gummijungen weg. „Genug gekuschelt“, knurrte er, „das kocht einem ja die Eier weich.“ Dass er Laws verletzte Schulter gepackt hatte, realisierte er erst, als dieser schmerzlich zischte. „Shit!“, fluchte Kid und verzog seine roten Lippen. „Ihr Menschen seid zu schwach“, grummelte er zu sich selbst, ließ Laws Schulter los und strich stattdessen zahm über sie. Viel zu zahm für seinen rauen Charakter. „Was-?“, wollte Law unter Anstrengung fragen, verstummte, als der Schmerz plötzlich verschwand. Die Wunde seiner Schulter geschlossen wurde.   Ohne Law anzusehen, rief Kid; „Killer, wir verschwinden!“ Und tat genau das. Der kurze Auftritt war überaus fragwürdig. Warum waren sie so plötzlich gegangen? „Um ihre Kräfte aufzuladen“, murmelte Luffy leise, stand auf und wollte sich ebenfalls an einen Ort der Ruhe begeben, seine Crew besuchen, die er nun brauchte. „Killer hat keine Seele aufnehmen können und Kid hat dir zu viel seiner Energie gegeben.“   Die Nachricht traf Law und Penguin. Law blickte bestürzt auf seine verheilte Schulter, Penguin starrte fassungslos auf seine schwarz befleckte Faust. Sollten Dämonen nicht unverwundbar sein? Zumindest gegen 'schwächere' Seelen? Warum blutete Killer? Der Kappenträger hatte dem Todesengel unrecht getan. Woher sollte er auch wissen, dass Killers eigenes 'Leben' von denen der Verstorbenen abhing? Penguin fühlte sich elend. Law würde dies auch, wenn er wüsste, wie sehr Kids verletzte Schulter schmerzte.   Die Höllenoberhäupter waren so weit für die Menschen gegangen. Lächerlich. Dämonen opferten nichts für Menschen. Nur eine Notwendigkeit ohne emotionalen Hintergrund? Schließlich konnten sie keine gutherzigen Gefühle empfinden. Wie auch, ohne Herz? Die Dämonen hatten etwas Verbotenes getan. Die Menschen waren Schuld, definitiv. Wer war nun der wahre Verführer? Zwischen Gut und Böse lag ein äußerst schmaler Grad.   Die Zeit des Abschieds war gekommen. Luffy verabschiedete sich bei ihnen mit einer viel zu engen Umarmung. „Wir sehen uns!“, betonte er das 'Wir' auffällig. Sabo und Ace existieren... sind irgendwo dort draußen. Sie haben es versprochen...   Und plötzlich standen die Menschen wieder im Nirgendwo. Die Illusion des Kaiserreichs mit ihrem Kaiser verschwunden. Was blieb war eine Einöde aus Staub und Dünen.   „Ich werd sie vermissen“, seufzte Shachi traurig. Penguin nickte zustimmend. „Ich ebenfalls“, war es Laws Flüstern, welches ihnen beipflichtete. Penguin rückte seinen Kappenschirm. „Was jetzt?“, fragte er an Law gewandt, „zählt das als 'das Kaiserreich passiert'?“ Shachi kniff ihn in den Oberarm. „Sei nicht so fies!“, tadelte er ihn wegen der taktlosen Bemerkung. Wie Killer vorhin. Penguin schnaubte. „Ich lass bloß nicht alles an mich ran. Kann nicht jeder so ein nachtragender Weichfussel sein wie du. Dein Herz ist wie ein Saugschwamm, der alles in sich rein presst.“ „Dankeschön, Peng.“ „Das war kein- Ach, vergiss es.“ „Schon vergessen!“   Law dachte nach, blendete die beiden aus. Konzentrierte sich nur auf Eines. Eine Person. Und ihm fiel auf, dass das Brennen seines silbrigen Unterarms fehlte. Warum? „Weil ich deinen Arm ge-un-heilt hab.“ Kid. „Was soll dies heißen?“ „Wirst'e noch rausfinden...“, hüllte sich die dunkle Gedankenstimme in Geheimnisse. „Du hättest niemals hierher kommen soll'n.“ Law ließ sich von seinem Hirngespinst nicht einschüchtern. „Wie bedauerlich, dass Ihr nicht das Zeitliche gesegnet habt. Meinen Segen hättet Ihr.“ Den Höllenfürst schauderte es. Segen. Das brauchte hier echt niemand. Ein Treffer unter der unheiligen Würgelinie. „Sonst noch etwas, was Ihr mir unbedingt mitteilen möchtet?“ „Ich bin grad nackt-“ „Etwas Informatives?“ „Okay, okay; Ihr müsst selbst den Weg zurückfinden, weil-“ Und die Kommunikation brach. 'Weil Eure Kräfte unter der Energieerschütterung gelitten haben?' ...Wegen mir? Law kannte Gewissensbisse nicht. Doch irgendetwas zwickte ihn in seinem Hinterkopf. Zum Glück nicht in seiner Hose.   Die Menschen waren nun auf sich allein gestellt. Sie wussten nicht einmal den Weg, sahen nichts als Wüste. Etwas, was jemandem in die Hände spielte. Leise schlichen sich Sandkörner durch die Luft. Vom verlogenen Wind getragen werdend, ungesehen von aller Augen über die Landschaft ziehend. Hin zu ihrem Ziel. Die winzigen Körner kreisten lauernd um die drei Menschen, wie unsichtbare Finger, die nach ihnen lechzten. Das Trio ahnte nichts von der nahenden Gefahr, war verwickelt in die taktische Lagebesprechung. Ihr tierischer Begleiter wollte sie warnen, hatte jedoch plötzlich seine Stimme verloren. So drang der Staub der Bedrohung in ihre Münder und Nasen ein, von ihnen eingeatmet werdend, in ihre Körper gelangend. Nistete sich wie ein Parasit in sie ein.   „Schwäche ist eine Sünde.“ Ein tiefes Summen im flüsternden Wüstenwind. „Desert Dormono.“   Der Sandmann.   Und die Falle schnappte zu, wie der Kiefer eines Krokodils.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)