Together through timeless justice von Daelis ================================================================================ Kapitel 8: Unvorhergesehenes Vorhergesehenes -------------------------------------------- Mit klopfendem Herzen stand ich vor dem neuen Gebäude der Yuei, genau dem, welches extra für mich errichtet worden war. So richtig Sinn machte das für mich noch immer nicht. So ein Riesenaufwand, nur damit ein Geschichtslehrer sich austoben konnte. Wie in aller Welt hatte Nezu die ägyptischen Behörden zu diesem Wahnwitz überreden können? Normalerweise waren die nämlich, zu meiner Freude, sehr streng, wenn es darum ging, dass Fundstücke das Land verließe, geschweige denn gleich ein ganzes Stück Grabungsstätte! Allein, was dabei alles hätte kaputtgehen können! Da bekam man ja Bauchschmerzen. Von dem ganzen Aufwand und den Kosten, um all das hierherzuschaffen, ganz zu schweigen. Es war einfach nur absurd! Wie war Nezu überhaupt auf eine so abgedrehte Idee gekommen? Hatte ihm niemand gesagt, dass das völlig wahnsinnig war? Kein normal denkender Mensch hätte sich das ausdenken können. Und doch stand ich jetzt hier, den Schlüssel zu dem kleinen Gebäude in der Hand und konnte nicht einmal leugnen, dass ich mich tierisch darauf freute, hier meine Zeit ausgiebig zu verplempern. Auch wenn es nur eine abgespeckte Version dessen war, was ich in Ägypten vorgefunden hatte, war es doch weit mehr, als ich jemals für möglich gehalten hätte, und ich wollte verdammt sein, wenn ich die Chance nicht nutzte! Ich brannte darauf, mich völlig in dieser Arbeit zu versenken und herauszufinden, welche Geheimnisse dieses Stück Boden preisgeben würde. Vor lauter Aufregung zitterten meine Finger sogar, als ich den Schlüssel in meiner Hand ungläubig betrachtete. Für die meisten Leute wäre wohl kaum nachfühlbar, wieso mich ein großer Haufen Erde so dermaßen glücklich machte. Sogar in meinem Kopf klang das ein bisschen so, als hätte ich amtlich einen an der Klatsche. Wieso genau man hier so scharf darauf gewesen war, ausgerechnet mich einzustellen, war mir immer sowieso noch ein Rätsel. Selbst wenn ich eine bekannte Koryphäe in meinem Gebiet war, machte mich das noch lange nicht zu einer guten Lehrerin und jeder vernünftige Mensch hätte eine entsprechend studierte Lehrkraft einer Ägyptologin vorgezogen, um die Helden der Zukunft auszubilden. Dennoch war die Stelle mir angeboten worden, offenbar sogar schon vor dem Angriff. Wenn es bei alledem nur um meine Sicherheit ging, hätte sich das sicher auch anders formulieren lassen können. Ich wüsste wirklich gerne, was sich der Direktor der Yuei dabei gedacht hatte. Obendrein hatte Nezu einen so dermaßen ausufernden Aufwand betrieben, um mir dieses ominöse Grabungsgebäude hier hinzustellen, dass es fast so rüberkam, als wäre es schier unmöglich, jemanden für diesen Job aufzutreiben. Das konnte ich mir allerdings beim besten Willen nicht vorstellen. Zweifellos würden sich so einige Historiker und Geschichtslehrer darum reißen, eine Stelle an der Yuei zu bekommen, und das nicht nur wegen des wirklich großzügigen Gehalts, das die Schule ihren Dozenten bot. Verdammt, es gab vermutlich genug Leute, für die das hier ein absoluter Traumjob war. Meiner war es hingegen nicht, aber angesichts meiner Situation hatte ich auch keine groß Wahl gehabt. Ich hing an meinem Leben, sowohl an meinem alten als auch an dem neuen, das ich führte, seit ich von einem Tag auf den anderen in diese Realität gestolpert war, in der sich immerhin einer meiner sehnlichsten Träume mir nichts dir nichts erfüllt hatte. Ich war plötzlich als Ägyptologin und obendrein auch noch auf einer Grabungsstätte in Ägypten aufgewacht, ein wahr gewordener Traum! Obwohl ich nicht einmal einen Tag dort verbracht hatte, wünschte ich mich bereits dorthin zurück und sehnte mich nach der heißen Wüstenluft. Aber fürs Erste würde ich wohl damit vorliebnehmen müssen, mich an diesen Job zu gewöhnen. Zumindest so lange, wie jeder um mich herum davon ausging, dass ich wegen meines Fundes in Ägypten in Gefahr schwebte. Ganz offensichtlich stimmte das ja auch, immerhin hatte Kurogiri die Grabungsstätte angegriffen und so, wie ich ihn einschätzte, handelte er kaum aus einer Laune heraus, sondern vielmehr auf Anweisung All for One’s hin. Der mysteriöse Schurke hatte obendrein nach mir gesucht, nicht nach meinen Kollegen. Sein Ziel war also eindeutig. Nicht unbedingt ein beruhigender Gedanke, aber er war es, der mich überhaupt erst überzeugt hatte, als Lehrer an die Yuei zu kommen, statt weiter meinen Traum zu leben. Mit einem leisen Klicken drehte ich den Schlüssel im Schloss herum und schob schließlich die Tür auf. Den Lichtschalter direkt daneben an der Wand hatte ich schnell gefunden. Binnen eines Augenblicks erhellten die Deckenlampe einen kleinen Eingangsbereich, von dem zwei Türen abzweigten. Die erste war eine Holztür, an der ein WC-Schild angebracht war. Viel spannender war da eindeutig die zweite. Durch die doppelflüglige Glastür konnte ich bereits in den großen Innenraum schauen. Die großen Fenster, welche ich bereits beim Blick aus dem Schulgebäude heraus bemerkt hatte, ließen viel Licht herein und offenbarten zu meinem Erstaunen tatsächlich eine sandige Ebene. „Wow“, entfuhr es mir geflüstert, als ich die Tür vorsichtig aufschob, um einzutreten und alles genauer in Augenschein zu nehmen. Von draußen hatte ich ja schon das Gefühl gehabt, dass mich etwas Beeindruckendes erwartete, aber jetzt war ich schlicht überwältigt. Nicht nur die schiere Größe dieses Stückchen Ägyptens, sondern auch die ganze Atmosphäre war noch viel unglaublicher, als ich es erwartet hätte. Staunend schob ich mich in den Raum hinein und wagte einen Blick umher. In einer Ecke standen einige Tische bereit, auf ihm mehrere Gerätschaften und Boxen. Daneben erhob sich ein Regal, vollgestellt mit Büchern. Diese kleine Arbeitsecke war durch eine Glaswand von der Sandfläche abgetrennt, die fast den gesamten Raum einnahm, sah man von einem kaum einen Meter breiten Rand ab, der um die Fläche herumführte. Mehrere Bereiche im Sand waren abgesteckt worden, sodass es fast so aussah, wie in der ägyptischen Ausgrabungsstätte, mit dem kleinen Unterschied, dass hier noch nicht gegraben worden war und niemand außer mir es tun würde. Andächtig umrundete ich die improvisierte Grabungsstelle. Wusste der Himmel, wie Nezu das hinbekommen hatte, aber auf den ersten Blick sah des wirklich aus, als habe er ein Stückchen Ägypten hierher gebracht. Selbst, wenn alles nur Schein war, berührte mich die Geste dahinter nun doch mehr, als ich zunächst gedacht hätte. So absurd und hoffnungslos übertrieben mir auch jetzt noch all das hier erschien, wusste ich doch zu schätzen, dass man mir dieses unglaubliche Geschenk gemacht hatte. Wem sonst sollte es auch gelten? Wer sich nicht für Archäologie interessierte, würde hieran wohl kaum Freude finden. Im Stillen nahm ich mir vor, mich morgen noch einmal ausgiebig bei Nezu zu bedanken, sofern ich das U. S. J. überlebte. Ich könnte schwören, es roch sogar ein bisschen wie auf der Grabungsstätte! Später müsste ich unbedingt noch meine Kollegen in Ägypten anrufen und ihnen Fotos von hier schicken! Sie würden staunen! Vielleicht könnten sie mir sogar etwas darüber erzählen, was für Fundstücke in der Nähe dieses Fleckchens ägyptischer Erde gefunden worden waren. Das gäbe mir einen Hinweis darauf, was ich hier erwarten könnte. Tonscherben vielleicht? Womöglich kleine Statuetten, Amulette oder Überreste einer Kochstelle? Werkzeuge waren auch denkbar, wenn die Grabung in der Nähe von Gräbern stattfand. Begeistert und völlig in diese Gedanken versuchen, machte ich mich daran, die Unterlagen zu überfliegen, die auf dem Schreibtisch bereitlagen und mir bereit allerlei Details über diesen gigantischen Import-Sandhaufen verrieten. Sogar eine Karte lag dabei, auf der ich entnehmen konnte, woher genau meine außergewöhnliche Ausgrabungsstelle stammte. Am besten, grübelte ich über der Karte, unterteilte ich erst einmal alles in einzelne Abschnitte. Meine Kollegen hatten markiert, wo sie auf dem Areal bereits etwas entdeckt hatte, ohne wirklich danach graben zu müssen. Dabei handelte es sich um eine zerbrochene Schale mit kleinen Markierungen, die durch die Jahrhunderte im Sand fast bis zur Unkenntlichkeit verblasst waren, aber noch immer ahnen ließen, wie farbenfroh und schön sie einst gewesen sein mussten. Angesichts dessen handelte es sich vermutlich um eine Opferschale, die einem wohlhabenden Menschen gehört haben musste. Aufgeregt schnappte ich mir ein dünnes Hanfseil und mehrere kleine Holzpflöcke, die ich vorhin schon in einer Holzkiste neben dem Grabungsareal entdeckt hatte. Wer immer all das hier vorbereitet hatte, hatte an alles gedacht! Gerade wollte ich mich ans Werk machen, als es an der Tür klopfte. Das Geräusch riss mich so unvermittelt als meinen Gedanken, dass ich vor Schreck beinahe einen Pflock fallen gelassen hätte. „Ja?“, rief ich laut, bevor ich mich umwandte, um die Werkzeuge zur Abgrenzung wieder zu verstauen. Ich rechnete fest damit, dass mein unerwarteter Besucher niemand anderes wäre als Direktor Nezu, der nachsah, ob ich mein außergewöhnliches Geschenk bereits auskundschaftete. „Ich hoffe, ich störe nicht?“, dröhnte eine laute Stimme zu mir herüber und ließ mich aufsehen, noch während ich das Seil ordentlich zusammenlegte. „Mh? Nein, nein, komm rein.“ All Might? Was führte den denn ausgerechnet hierher? Eher hätte ich noch damit gerechnet, dass Nemuri hier auflief, um mich doch noch zu überreden, heute Abend mit Hizashi und ihr irgendwo etwas Leckeres essen zu gehen. Dass ich jetzt ein eher ungutes Gefühl hatte, war vermutlich nicht gerade fair, aber angesichts unseres Gesprächs über Erenya konnte ich nicht anders, als mich zu fragen, ob nicht sie der Grund für Toshinoris Besuch war. Meine Fragen waren ihm schon bei der Prüfungsbeurteilung seltsam vorgekommen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich seine Skepsis zerstreuen könnte. Für das, was Erenya und mir passiert war, hatte ich keine Erklärung, selbst wenn er mir diese wahnwitzige Geschichte glaubte. „Wirklich beeindruckend“, kommentierte der hünenhafte Held, als er eintrat und sich umsah. Geistesabwesend nickte ich. „Ja, der Direktor hat sich selbst übertroffen“, stimmte ich zu, hielt dann aber inne. Zweifellos war All Might nicht hier, um mit mir über die Vorzüge einer ägyptischen Grabungsstätte mitten in einer Heldenschule zu sprechen. Abwartend sah ich ihn an, still betend, dass er anders als unser Vorgesetzter gleich zum Punkt käme und mich nicht mit stundenlangem Smalltalk quälte. „Ich habe Kuchen mitgebracht“, bemerkte der Profiheld nach einem langen Moment unsicher, wobei er eine rosafarbene Pappschachtel hochhielt. Punkt für ihn. Für Kuchen konnte er mich meinetwegen stundenlang mit belanglosem Zeug vollblubbern! Ich hatte keine Ahnung, ob man mir meinen Sinneswandel von angespannt zu kuchengeil ansah, aber ich zögerte nicht, mich auf die Umrahmung der Sandfläche zu hocken. Auffordernd klopfte ich neben mir auf das helle Holz. „Da sage ich bestimmt nicht Nein“, entgegnete ich schmunzelnd und wartete, bis der Held meiner Aufforderung gefolgt war, bevor ich ganz direkt fragte: „Also, was führt dich hierher? Doch bestimmt nicht der Wunsch, Kuchen loszuwerden? Auch wenn da ich gerne behilflich bin.“ All Mights dröhnendes Lachen ließ gefühlt den Boden beben, aber vermutlich bildete ich mir das nur ein. „Nein. Direktor Nezu hat mich gebeten, mit dir über den Ablauf morgen im U. S. J. zu sprechen. Für dich ist es ja der erste Besuch dort“, erklärte der blonde Mann. Unschlüssig sah er zu der Pappbox in seinen Händen und hielt sie mir schließlich hin. Hatte ich auf Nezu so einen abgeneigten Eindruck gemacht, dass man mich jetzt mich Kuchen bestach? Sollte mir recht sein. Wirklich Lust hatte ich immerhin wirklich nicht, mich der Gefahr auszusetzen, die der morgige Besuch bedeutete. Mehr noch als jeder Schüler, stand ich dort einfach nur im Weg. Das war, als serviere man den angreifenden Schurken eine Geisel auf dem Silbertablett. Allerdings hatte ich mich irgendwie schon damit abgefunden, mich darum nicht drücken zu können. Alles, was mir dahingehend blieb, war, Schadensbegrenzung zu betreiben. Kurzentschlossen griff ich nach der Pappschachtel und öffnete sie einfach. Kokos-Kuchen! „Na dann, ich bin ganz Ohr. Leg los“, forderte ich Toshinori auf, mir ein Stück von dem Kuchen aus dem Karton angelnd. „Und wehe, du lässt mich all das alleine essen. Dann kannst du mich morgen zum U. S. J. rollen“, fügte ich scherzend hinzu, bevor ich von dem Gebäck abbiss. Nach kurzem Zögern folgte All Might meinem Beispiel. „Es ist wirklich absolutly fantastic! Das U. S. J. ist eine riesige Halle, in der die Helden der Zukunft Krisensituationen wie Erdbeben, Überflutungen oder sogar Unglücke auf See als Live-Simulation begegnen und lernen, wie sie in solchen Momenten das Beste aus ihren Quirks herausholen können“, begann der Nummer Eins-Held begeistert. Dabei war er sogar ein wenig aufgesprungen, sodass es mir nur knapp gelungen war, die Kuchenschachtel zu packen, damit deren Inhalt nicht im Sand landete. Zum Glück fiel der Rest der Erklärung, der ich nur mit halbem Ohr lauschte, etwas ruhiger aus. Er gab sich wirklich Mühe, mir alle wichtigen Details zu geben und war dabei eindeutig Feuer und Flamme. Man merkte richtig, wie sehr er sich auf morgen freute. Ein Gefühl, das ich nicht teilte, immerhin wusste ich besser als er, was uns morgen erwartete. „Dann haben wir ja morgen einen aufregenden Tag vor uns“, kommentierte ich die Ausführungen des Helden, der mit so großer Begeisterung sogar die einzelnen Areale des U. S. J. beschrieben hatte, dass es mir vorkam, als wäre ich selbst schon einmal dort gewesen. Wenn ich morgen auch in den Angriff geriet, könnte es mir zum Vorteil gereichen, diese Details zu kennen. Insgeheim hoffte ich aber dennoch, dass ich mich einfach zur richtigen Zeit auf die Toilette verkrümeln konnte, wo ich dann einfach ausharren würde, bis alles vorbei war. Das war zwar alles andere als tapfer, aber zumindest stünde ich so niemandem im Weg. Auch wenn nur Kurogiri wusste, wer ich war, so wäre zumindest ihm klar, dass ich keine Gefahr darstellte. Selbst dem trotteligsten von Shigarakis Mitläufern wäre ich nicht gewachsen. Wüsste ich nicht, dass der Hüne neben mir gerade rechtzeitig eintreffen würde, um den Nomu zu vernichten und Schlimmeres zu verhindern, würde ich wohl riskieren, als Wahnsinnige abgestempelt zu werden und überall erzählen, was die Zukunft brachte. Auf meine ziemlich seltsame Nachricht an die Heldenagentur Endeavors wollte ich mich nämlich lieber nicht verlassen. In Gedanken entschuldigte ich mich bei Toshinori, dass die Bürde des Helden hier schon wieder auf seinen Schultern läge und ich nichts tat, um etwas daran zu ändern. Dabei hatte er schon mehr als genug getan und dabei selbst zurückstecken müssen, um den Menschen ein Sinnbild der Hoffnung zu sein. „The future heroes will be great! Mehr als unsere Generation und jede davor, werden sie der Welt zeigen, dass es Hoffnung gibt und es sich lohnt, für sie zu kämpfen.“ All Mights Worte klangen mehr nachdenklich als zuversichtlich. Skeptisch musterte ich ihn aus den Augenwinkeln. Er war nun schon sicher eine halbe Stunde hier und müsste ich raten, fiel es ihm inzwischen schwer, seine Muskelform aufrechtzuerhalten, dennoch machte er keine Anstalten, sich zu verabschieden, also musste ihm noch irgendetwas auf dem Herzen liegen. „Es sind große Fußstapfen, in die sie treten, aber ich bin sicher, sie werden uns am Ende sogar noch überraschen“, meinte ich zuversichtlicher, als ich in Wahrheit darüber dachte. Tatsächlich war ich eher der Meinung, dass die meisten Menschen einfach nur ihren eigenen Vorteil bedachten, allzu oft rücksichtslos handelten und häufig nicht über den Tellerrand ihrer eigenen, kleinen Welt blickten. Helden waren da keine Ausnahmen. In gewisser Weise verstand ich das auch. Andernfalls würde man wohl schnell verzweifeln ob all des Leids auf der Welt, das niemand verhindern konnte. „Hahaha! Das werden sie bestimmt“, reagierte Toshinori etwas zu spät, um wirklich überzeugend zu sein. Auch seine laute Stimme konnte nicht darüber hinwegtäuschen. Ich wünschte wirklich, er würde dieses überzogene Verhalten lassen. Wenn er für die Presse so auftrat, empfand ich das schon als befremdlich und unangenehm, aber hier waren nur wir beide, niemand sonst, keine Öffentlichkeit, die ihn zur Schau stellte wie ein Zootier. War es so schwer, ganz normal mit mir zu sprechen? Ich war ja nicht einmal ein Held und würde ihn auch nicht nach solchen Maßstäben beurteilen, wie seine Kollegen möglicherweise. Auf der anderen Seite war es vermutlich genau das. Anders als die anderen Lehrer war ich keine Heldenkollegin und verstand nicht, was es bedeutete, ein Profiheld zu sein. Ich war eine Außenseiterin und gehörte nicht dazu. Darum war ich auch nicht in sein Geheimnis eingeweiht. „Wir werden alle nicht jünger“, meinte der Profiheld plötzlich mit einem Seufzen, das mich überraschte. Bisher hatte er mir gegenüber stets versucht, seine Fassade des stets frohgemuten Nummer Eins-Helden zu wahren, doch jetzt bröckelte sie merklich. Stumm nickte ich. Erneut seufzte der Hüne neben mir, während er sein Stück Kuchen unschlüssig herumdrehte. Ich wartete darauf, dass er fortfahren würde, doch All Might schwieg, obwohl offensichtlich war, dass es ihn im Grunde unter den Nägeln juckte, etwas zu erzählen. Abwartend musterte ich ihn aus den Augenwinkeln. Er sah erschöpft aus, irgendwie müde, und wer könnte es ihm verübeln? Hatte er vor, mir doch noch davon zu erzählen, dass diese Gestalt nicht mehr lange anhielt und er langsam aber sicher seine Kraft verlor? Ich nahm es an, auch wenn der Held meinem Blick im Moment auswich, als hoffe er, das Gespräch auf diese Weise hier zu beenden. Nichts da. So einfach ließe ich nicht locker. Nicht nur, dass ich wenig Lust hatte, als einzige außen vor zu sein, was sein Geheimnis anging, ich fand auch, dass es dem Helden ganz guttäte, sich nicht zu verstellen, sondern ganz er selbst zu sein. Dazu gehörten nun einmal auch seine Sorgen und Ängste, auch wenn er das bisher gut vor der Welt verborgen hatte. Nicht unbedingt der beste Weg, damit umzugehen, wenn man mich fragte. Damit schadete man nur sich selbst und gerade als Held sollte er da mit gutem Beispiel vorangehen. Hatte ihm das denn nie jemand gesagt? „Was ist es, das du mir erzählen möchtest?“, fragte ich schließlich geradeheraus. Wie ertappt zuckte Toshinori neben mir zusammen. Wie in aller Welt hatte dieser Kerl die ganze Welt so lange täuschen können? Er war unfassbar schlecht darin, etwas zu verheimlichen. „Nichts?“ Seine Antwort klang mehr wie eine Frage. Was für ein schlechter Lügner. Vorsichtig lugte All Might zu mir herüber. Falls er prüfen wollte, ob ich seine Behauptung kaufte, verriet ihm meine Miene hoffentlich, dass dem nicht so war. Ich hob eine Braue und sah den Hünen weiter abwartend an. Eine ganze Weile schwiegen wir beide, wobei ihm die Stille merklich unangenehmer war als mir. Schon nach wenigen Augenblicken rutschte Toshinori unruhig neben mir herum wie ein Zehnjähriger, der während des Unterrichts auf Klo musste, aber sich nicht traute, den Lehrer zu fragen, ob er gehen durfte. Mir tat er fast ein bisschen leid. Er hockte hier und versuchte, sein Geheimnis irgendwie zu erklären, während ich die Dumme spielte, obwohl ich genau wusste, was Sache war. Betont ruhig sah ich den Helden unverwandt an. Ich war mir sicher, es dauerte nicht mehr lange, bis er einknickte und endlich mit der Sprache herausrückte. Wie richtig ich mit dieser Einschätzung lag, zeigte sich dann jedoch schneller als erwartet. Nachdem All Might mehrmals das Revers seines Anzuges und schließlich die Krawatte gerichtet hatte, ergriff er endlich das Wort. „Vor einer Weile“, erzählte er zögernd, „habe ich einen Jungen als meinen Nachfolger ausgewählt.“ Nur schwerlich konnte ich meine Verwunderung verbergen. Ich war davon ausgegangen, dass er mir von seiner wahren Form erzählen wollte, nicht von Deku. „Das war sicher nicht einfach, aber wir alle müssen irgendwann das Zepter an die nächste Generation weitergeben. Es ist an uns, ihnen mit leuchtendem Beispiel voranzugehen, aber wir können es ihnen nicht abnehmen, uns zu übertreffen“, versuchte ich den Hünen ein wenig aufzumuntern, dessen Blick fast bedrückt wirkte, während er auf den Sand starrte. „Dass du die Fackel weiterreichst, heißt ja nicht, dass man dich nicht mehr braucht“, fuhr ich nach einem Weilchen lächelnd fort. „Ganz im Gegenteil. Denk nur daran, wie du in dem Alter warst, in dem unsere Nachwuchshelden jetzt sind. Die haben nur Flausen im Kopf und haben noch viel zu lernen. Dein Job ist es, ihnen alles beizubringen, was sie brauchen, um aus dieser Welt eine bessere zu machen.“ Ich hatte keine Ahnung, was Toshinori über meine Worte dachte. Er sah nicht einmal zu mir herüber, sondern einfach weiter gen Grabungsstelle. „Ich kann nicht leugnen, dass es mir ein wenig Angst macht. Ich habe mich so daran gewöhnt“, meinte er schließlich murmelnd und lachte dann so übertrieben laut, dass ich zusammenfuhr. „Ah, but you are definetly right! Das ist unser Job als Lehrer, nicht wahr?“ „Ist es. Und es ist weiß der Himmel keine einfache Aufgabe“, erwiderte ich grinsend, bevor ich den Kuchenrest verputzte, den ich noch in der Hand hielt. „Keiner von uns kann ewig vorangehen. Irgendwann brauchen wir eine Pause oder müssen jemand anderen vorgehen lassen, dem wir den Weg geebnet haben. Das gehört zu Älterwerden dazu. Wir sind schließlich nicht unsterblich.“ Wieder lachte All Might neben mir, doch dieses Mal klang es zum ersten Mal an diesem Abend ehrlich. „Nein, wirklich nicht. Für mich ist es wohl einfach an der Zeit, jemand anderem das Scheinwerferlicht zu überlassen. Ich spüre das Alter mehr, als ich mir selbst gern eingestehe“, gab der Held schmunzelnd zu. „Es ist nicht mehr wie früher. Damit muss ich mich abfinden.“ Als er zu mir sah, bemühte ich mich sofort um ein aufmunterndes Lächeln. „Das muss doch aber nicht schlecht sein. Vielleicht muss dieser Weg für dich enden, damit sich neue Pfade öffnen können? Wenn jemand anderes die Spitze der Helden erklimmt, bleibt dir mehr Zeit, dich anderen Dingen zu widmen. Familie, Freunde, Hobbies?“, schlug ich vor, obwohl ich mir schwerlich vorstellen konnte, dass jemand so Beschäftigtes ein Hobby hatte. „Ich bin sicher, dass dein Schützling dir alle Ehre machen wird, All Might“, bemerkte ich. Natürlich würde Deku das. Er war der Protagonist eines Helden-Shonen-Manga. Aber das konnte ich Toshinori ja schlecht sagen. „Das wird er“, entgegnete der Hüne neben mir versonnen lächelnd und nickte. „Bildet Paare und steigt nacheinander ein!“ Tenyas Stimme übertönte kaum das aufgeregte Getuschel der 1-A. Alle waren da, mit einer einzigen Ausnahme, nämlich Toshinori. Dass er erst später einträfe, hatte ich auch schon gestern gewusst. Vielleicht war sogar das Gespräch, das wir in meinem Ausgrabungshäuschen geführt hatten, mit daran schuld. Bestimmt hatte es den Nummer Eins-Helden große Anstrengungen gekostet, die ganze Zeit seine Muskelform aufrecht zu erhalten, um sich mir nicht offenbaren zu müssen. Insgeheim hatte ich zwar darauf gewartet, dass er diese Bombe platzen ließ und ich damit nicht mehr als einziger Lehrer offiziell nicht wusste, dass All Mights Zeit ablief und er mit jedem Tag schwächer wurde, doch der Held hatte sich dafür entschieden, kein Wort zu sagen. Es war frustrierend! Wüsste ich nicht, dass es ihm im Moment vermutlich nicht besonders gut ging und er deshalb mit Nezu sprach, wäre ich vielleicht einfach demonstrativ vor seiner Tür aufgeschlagen, um ihm ein paar Takte dazu zu sagen, dass gerade er gerade heute auf gar keinen Fall fehlen durfte. Nicht nur, weil er eine Vorbildfunktion erfüllte, sondern auch, weil wir ihn brauchen würden. Mehr, als er oder die Schüler ahnten, sah man von Erenya ab. Ich hoffte nur, sie plante nicht irgendetwas unsagbar Dummes, sondern würde sich zurückhalten. Wenn die Situation heute eskalierte, gab es nichts, das ich tun konnte, um sie oder ihre Mitschüler zu beschützen. Gegenüber den Schurken der Liga war ich machtlos. Nervös nagte ich auf meiner Unterlippe. Ob Endeavor meine Nachricht ernst nähme? Ich hoffte es inständig. Seine Mithilfe würde All Might den Kampf erleichtern. Seufzend ließ ich den Blick über die schnatternden Schüler wandern, soweit es mir möglich war, immerhin überragte mich die Hälfte der Klasse. Außer dem Nummer Eins-Helden schienen alle anwesend zu sein. Aizawa hatte ich eben schon herumlungern gesehen. Müsste ich raten, hatte er es sich vielleicht schon auf der Rückbank im Bus in seinem Schlafsack bequem gemacht und mimte dort nun die Raupe, bis wir das U. S. J. erreicht hatten. Angesichts dessen, was uns dort erwartete, hatte ich nicht übel Lust, es ihm gleichzutun. Wüsste ich doch nur noch, wann genau Kurogiri und Shigaraki mit ihrem Döspaddel-Gefolge auftauchten! Ich meinte zwar, mich daran zu erinnern, dass es kurz nach der Ankunft passiert war, aber ganz sicher war ich nicht. Das machte es mir nicht unbedingt einfacher, den Zeitpunkt abzupassen und vorsorglich auf der Toilette zu verschwinden, ohne dass man sich Sorgen machen würde, weil ich so lange dort verweilte. Nicht zum Ersten und garantiert auch nicht zum letzten Mal wünschte ich mich zurück nach Ägypten, zurück in die Hitze der Wüste, die so viele Geheimnisse verbarg, welche zu entdecken ich kaum abwarten konnte. Ein leiser Seufzer kam über meine Lippen, als ich schließlich als letzte in den Bus stieg und ganz vorne neben Aizawa Platz nahm, der wider meiner Erwartungen erstaunlich wach aussah, zumindest für seine Verhältnisse. Für ihn würde es ein harter Tag, auch wenn er das noch nicht wusste. Stumm musterte ich den Schwarzhaarigen aus den Augenwinkeln, sah jedoch eilig weg, als er meinen Blick bemerkte. Hoffentlich ging das alles gut. Mir wurde ganz flau, wenn ich daran dachte, welche Zerstörung die Schurken ins U. S. J. tragen würden. Die Schüler kämen zurecht, das wusste ich aus dem Manga, allerdings war Erenya eine Unbekannte in dieser Gleichung, die mir Bauchschmerzen bereitete. Besser, ich schnappte sie mir beim Aussteigen direkt noch einmal, um sie daran zu erinnern, dass sie sich bedeckt halten sollte, schon um ihrer eigenen Sicherheit willen. Den Gesprächen der Schüler lauschte ich nur mit einem Ohr, ließ es mir jedoch nicht nehmen, immer wieder zu meiner kleinen Eri rüberzuschauen. Sie sah ziemlich aufgewühlt aus und nur ich wusste, weshalb. Mir ging es ja auch nicht anders. Ihre Mitschüler mochten aufgeregt sein, weil sie sich auf das praktische Training freuten, doch ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass Erenya, genau wie ich, Muffensausen hatte. Shigaraki und seine Handlanger, insbesondere der Nomu und Shigaraki, waren keine Gegner, die man auf die leichte Schulter nehmen durfte. Bitte, flehte ich meine Freundin in Gedanken an, mach keinen Unfug und halt dich bedeckt. Sie wusste doch, was passieren würde. Alles ginge gut aus, wenn wir zwei uns nur heraushielten und nichts veränderten. Ansonsten wüssten wir nicht, welche Auswirkungen unsere Einmischungen haben könnten. Ich wollte mir das nicht einmal ausmalen! Aber solange wir als Nebencharaktere im Schatten blieben, könnte die Geschichte ihren gewohnten Lauf nehmen und alles käme, wie es kommen musste. An diesem Gedanken wollte ich mich festklammern, als ich die Tränen bemerkte, die über Erenyas Wangen kullerten. Unruhig umklammerte ich kurz die Armlehne zu meiner Linken, doch gerade als ich entschied, zu Eri rübergehen und sie beruhigen zu wollen, kam mir Tsuyu zuvor, sodass ich wieder still auf meinen Platz sank und dort nachdenklich verharrte. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich fast verpasst hätte, wie wir das U. S. J. erreichten. Das hohe Gebäude wirkte von außen fast unscheinbar, doch ich wusste, gleichermaßen aus dem Manga wie All Mights begeisterten Erzählungen, welch vielseitige Anlage sich im Inneren befand. Vorfreude kam in mir jedoch eindeutig nicht auf. Selbst wenn ich nicht von dem Überfall wüsste, wäre ich mir hier ziemlich nutzlos vorgekommen. Weder konnte ich irgendwem helfen, noch wusste ich irgendetwas über die Abläufe bei Katastrophen, geschweige denn davon, wie man bei solchen den Opfern half. Wäre ich in so einer Situation, könnte ich nur versuchen, die Opfer in Sicherheit und zu medizinischen Fachkräften zu bringen. Weder vermochte ich es, einstürzende Gebäude zurückzuhalten, Flutwellen umzuleiten oder irgendetwas derartiges. Ohne Quirk konnte ich eben nur auf meine kaum vorhandenen körperlichen Kräfte und meinen Verstand bauen. Darum ging es bei diesem Training aber wohl kaum, zumal ich auch keine Erfahrung in diesen Dingen hatte. Ganz anders als die Helden, die auch hier waren, allen voran Nummer 13. Was hatte sich Direktor Nezu nur dabei gedacht, mich auch hierher zu schicken? Sollte ich sehen, wie großartig die Schüler waren oder was bezweckte er damit? Wenn er mich umbringen wollte, wäre das hier die ideale Möglichkeit. Vielleicht sollte ich in Erwägung ziehen, dass der Verräter, über den im Fandom so viel spekuliert wurde, in Wirklichkeit Nezu war. Mein Blick glitt wie von selbst zu Nummer 13, die uns in den Gebäudekomplex führte und dabei bereits erklärte, was genau das U. S. J. war und was die Schüler hier erwarten würde. Wieder hörte ich nur mit halbem Ohr zu. Zu den Trainingseinheiten, die der auf Rettungsmissionen spezialisierten Heldin vorschwebten, käme es ja ohnehin nicht mehr. Als sie jedoch über ihren eigenen Quirk sprach, horchte ich auf. Ihre Fähigkeit Schwarzes Loch konnte töten und sicher gelte das auch für die Fähigkeiten einiger Schüler, erklärte sie, doch es liege an jedem von ihnen, zu entscheiden, wie sie ihre Kräfte einsetzten, um damit etwas Gutes zu tun und zu beschützen, anstatt zu verletzen. Eine wichtige Botschaft, fand ich, die sich alle Schüler zu Herzen nehmen sollten. Einige von ihnen preschten zu gerne vor, ohne dabei an die Konsequenzen zu denken. Sie waren so an ihre Quirks gewohnt und freuten sich so sehr darauf, sie zu benutzen, dass sie aus den Augen verloren, dass sie damit das Leben eines anderen Menschen beenden konnten. Diese Tragweite mussten sie alle unbedingt begreifen, wenn sie echte Helden werden wollten. Weiter hörte ich jedoch schon nicht mehr zu, weil ich erwartete, dass jeden Moment der Angriff der Schurkenliga starten könnte. Wie viel Zeit blieb mir noch? Sollte ich mich schon auf die Toilette verkrümeln oder noch warten? Unruhig sah ich in die vielen aufgeregten Gesichter der Schüler und schließlich zur gelangweilten Miene Aizawas. An ihm würde heute auch eine Menge hängen und er würde einen hohen Preis dafür zahlen, die Klasse vor den Angreifern zu beschützen. So harmlos er auf den ersten Blick aussehen mochte, so beeindruckend würde er sich gegen die Übermacht halten. Gerne hätte ich ihm irgendwie beigestanden, doch ich war realistisch. Wenn ich blieb, wäre keine Hilfe, sondern eher ein Hindernis. Jemand, der sich nicht einmal selbst schützen konnte und obendrein angeblich über Wissen verfügte, an dem Kurogiri – und damit in letzter Konsequenz vermutlich All for One – Interesse zeigte. Allein das war schon Grund genug, um mich bedeckt zu halten, wenn ich nicht als Geisel oder Entführungsopfer enden wollte. Vielleicht könnte ich Eri auch mit mir in die Damentoilette locken? Dann würde alles auf jeden Fall genauso stattfinden wie im Manga, in dem es uns beide schließlich nicht gegeben hatte! Genau in diesem Augenblick manifestierte sich plötzlich genau die violettschwarze Wolke in der Luft, die zu verpassen ich gehofft hatte, kündigte sie doch Shigaraki und dessen Schergen an. Mein Blick suchte wie von selbst Eri, die ich an Shinsous Seite fand. Sie war also nicht allein. Aizawa hatte die Situation sofort richtig erfasst und sich vor die Schüler geschoben. „Beschütz die Schüler“, wies er Nummer 13 knapp an. Die zögerte nicht, sich ebenfalls, einem Schutzschild gleich, vor uns zu stellen. Instinktiv machte ich einen Schritt zurück. Meine Pläne, mich in der Damentoilette zu verkrümeln und dort abzuwarten, bis alles vorbei war, konnte ich damit wohl an den Nagel hängen. „Verdammt“, entfuhr es mir leise, während ich schon mit einer Hand nach Tenya griff. Kurogiris Blick glitt derweil suchend über uns. „Eraserhead und Nummer 13. Gemäß dem Lehrplan, den wir gestern erhielten, sollte All Might auch hier sein, jedoch“, begann Kurogiri, wurde aber bereits von Aizawa unterbrochen, der seine Brille über die Augen gezogen hatte. „Ich wusste es. Das gestern war also euer Tun“, brummte der Untergrundheld. „Lauf“, wisperte ich Tenya zu, betend, dass sowohl Kurogiri als auch Shigaraki zu beschäftigt mit Aizawa und dem Fehlen All Mights waren, um uns Aufmerksamkeit zu schenken. „Wo ist er? Nachdem wir all diese Mühen auf uns genommen haben, um ihn zu finden und so viele von uns mit hergebracht haben, kannst du mir nicht sagen, dass All Might, das Symbol des Friedens, nicht hier ist.“ Shigarakis Stimme klang so rau, wie seine Haut aussah und auch wenn er leise sprach, verstand man jedes Wort, so still war es geworden. Ich wünschte, mein Unterricht hätte auch diesen Effekt auf die Klasse. „Ich frage mich, ob er sich zeigt, wenn wir diese Kinder töten?“, lachte der Schützling All for Ones leise und als wäre dies das Stichwort gewesen, eskalierte die Situation binnen Sekunden. Alles ging so schnell, dass ich kaum eine Chance hatte, irgendwie mitzukommen. Es brauchte einige Sekunden, bevor ich auch nur begriff, dass mich Tenya völlig irritiert anstarrte. Er war mit dieser Situation genauso überfordert wie ich. Angestrengt drückte ich seine Schulter. „Flieh“, raunte ich ihm erneut zu, „sobald du die Chance dazu siehst. Hol Hilfe.“ Eindringlich sah ich den jungen Mann an. Im ersten Augenblick fürchtete ich noch, er würde widersprechen, doch stattdessen wandte er sich nur schweigend ab und wandte sich stattdessen an die Klasse. „Wir evakuieren! Alle mir nach!“, lenkte er die Aufmerksamkeit seiner Mitschüler auf sich. Nette Idee, lobte ich ihn stumm, aber das würde nicht funktionieren. Kaum, dass ich diesen Gedanken auch nur gedacht hatte, erhob sich ein schwarzer Nebel über uns, der zweifelsohne von Kurogiri ausging, zu dem nun alle blickten. „Ich fürchte, das kann ich nicht erlauben.“ Wäre er doch nur das einzige Problem! Es wäre fatal, Shigaraki zu unterschätzen, außerdem hatte die Liga noch den Nomu dabei, von dem Erenya und ich schon wussten, wie gefährlich er selbst für All Might sein würde. „Zum Gruße. Wir sind die Schurkenliga“, erklärte Kurogiri auf eine Art und Weise, als habe er sich gerade zum Tee eingeladen. Mir jagten seine Worte einen eisigen Schauer über den Rücken. „Ich entschuldige mich für diese Anmaßung, aber wir haben uns herausgenommen, die Yuei als Basis der Helden zu betreten, um mit Mr. All Might, dem Symbol des Friedens, in Kontakt zu treten.“ Am Arsch! Ich verzog das Gesicht, wagte jedoch nicht, meinem Frust Luft zu machen. Wenn ich jetzt aufmuckte, ginge das hier vielleicht doch nicht glimpflich aus und ich wollte bestimmt nicht als Quotentote enden, nur weil ich meine Klappe nicht hatte halten können. Etwas streifte meine Schulter und ich konnte gerade noch Bakugo erkennen, der vorpreschte, da hüllte Kurogiris Nebel auch schon alles ein wie ein dunkles Tuch, das sich über uns legte. „Ihr werdet versprengt, gequält und getötet“, drang allein Kurogiris drohende Stimme durch die Dunkelheit. Als sie sich wieder lichtete, konnte ich außer Nummer 13 nur noch Mezo, Mina, Ochaco und Tenya bei mir entdecken. Es hatte also begonnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)