Sintflut von Nordsee ================================================================================ Kapitel 8: Da müssen wir eben enger zusammen kuscheln ----------------------------------------------------- "Da müssen wir eben enger zusammen kuscheln." Sicht Annabell Da Annabell spontan nichts auf Óskars letzte Nachricht einfallen und sie aber auch nichts lapidares von sich geben will, hat sie das kleine Teil wieder in ihre Jackentasche verstaut und sich erneut entspannt zurück gelehnt. Ihr wird irgendwann schon noch was Passendes einfallen, da ist sie sich sicher. Langsam aber sicher leert sich ihr Thermobecher, was wohl bedeutet, dass sie bald den Heimweg wieder antreten sollte. Ein bisschen will sie die Ruhe allerdings noch genießen, denn die tut nach dem vielen Geschrei und Geplapper der Kinder doch mehr als nur gut. So ganz in sich selbst versunken bemerkt sie gar nicht die dunkle Gestalt, die immer näher kommt. Auch die knirschenden Schritte fallen Annabell nicht auf. Im nächsten Moment aber zuckt sie fürchterlich zusammen, als sich ein großer, dunkel gekleideter Mann neben sie auf die Bank fallen lässt und ihre Kerze damit richtig zum Flackern bringt, so dass sie beinahe erlischt. Es dauert einen Augenblick, bis die gesagten Worte des Mannes in ihr Gehirn durchsickern, doch dann macht es klick und sie starrt in das Gesicht des blonden Mannes, welcher sie angrinst. „O-Oskar?“, fragt sie stotternd und schafft es nicht ihren Blick von ihm zu lösen, geschweige denn so auf die Aussprache zu achten, wie er es ihr versucht hat zu übermitteln. Aber bei so einem Schrecken hat sie keine Zeit darauf zu achten, ob sie korrekt ‚Oouskar‘ sagt oder ganz simpel in Deutsch ‚Oskar‘. Das goldene Licht ihrer Kerze wirft dunkle Schatten in sein Gesicht, aber trotzdem wirkt es dadurch unendlich weich und alles andere als angsteinflößend, was vielleicht angebrachter wäre. „Annabell“, nickt er zur Begrüßung. Okay. Tief durchatmen und einfach ganz normal verhalten. Dieser Vorsatz muss jetzt nur noch funktionieren, dann kann doch nichts mehr schief gehen. So zumindest in der Theorie, die Praxis fällt ja meistens eh immer ganz anders aus. „Was machst du denn hier?“, bekommt sie sogar einen vollständigen Satz heraus, ohne, dass sie in nerviges Stottern verfällt. „Wenn ich ehrlich bin, hat es mich ein wenig beunruhigt, dass du hier so alleine herumsitzt und da ich eh mit Max noch eine Runde drehen musste, bin ich mal eine andere Route gelaufen und wie man sieht, ist mein Plan aufgegangen und ich habe dich gefunden“, erklärt er ruhig und lächelnd. Annabell kommt nicht umhin es toll zu finden, dass er sich solche Gedanken um sie gemacht hat und sich von seiner Alltäglichen Gassirunde hat abbringen lassen. Sofort spürt sie, wie ihre Wangen anfangen zu kribbeln, da die Röte, die er mit diesen Worten in ihr Gesicht geschickt hat, sie auftauen. Bevor sie aber direkt auf die Worte eingehen kann, wird ihr Knie an gestupst und ihr Blick fällt auf eine dunkle Hundeschnauze. Vorsichtig, um den Hund nicht zu erschrecken, schlängelt Annabell eine Hand aus ihrer warmen Behausung und hält sie dem großen Tier hin. Der schnuppert neugierig, bis sein Schwanz wie verrückt anfängt zu wedeln, so dass sein Hinterteil ganz schön mit wackelt. Dann schlabbert auch schon eine warme, nasse Zunge über ihre Finger und sie zieht sie vor Schreck wieder zurück, da sie mit so etwas nun überhaupt nicht gerechnet hat. „Hey Dicker, immer langsam“, zieht Óskar seinen Hund etwas zurück, der sein Herrchen ein wenig beleidigt anschaut. Trotzdem ist der Hund nicht mehr ganz so euphorisch und er legt nur schüchtern seinen Kopf auf ihren Oberschenkel ab, um sie mit großen, braunen Hundeaugen treudoof anzugucken. Langsam hebt sie erneut eine Hand und lässt diese auf den riesigen Kopf sinken, wo Annabell langsam anfängt das weiche Fell zu kraulen. „Max mag dich“, ertönt Óskars Stimme und bringt Annabell dazu wieder in seine Richtung zu schauen. „Dass er dich gleich sofort abschlecken wollte… das ist ein Kompliment, das kannst du mir glauben“, nickt er noch mal und Annabell sieht trotz Dunkelheit den Blick, mit dem Óskar seinen Hund beschaut. Es liegt sehr viel Stolz und Liebe darin, das ihr das Herz gleich aufgeht. Wenn der Mann seinen Hund mit so viel Zuneigung bedenkt, da kann sie sich gar nicht vorstellen, dass das Tier ein Monster sein soll, auch wenn man das für den ersten Augenblick denkt, wenn man den Rassennamen Rottweiler hört. „Ich mag Max auch“, schafft Annabell es endlich wieder ein paar Worte zu sagen und sie schenkt dem Mann neben sich ein Lächeln, wenn auch noch schüchtern. Für einen Moment hadert sie auch noch mit sich, doch dann traut sie sich einfach, schließlich zieht sie vor seinem Handeln schon den Hut. „Und Danke, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast. Das machen nicht viele, wenn man sich gar nicht wirklich kennt.“ „Das mit dem Kennen können wir sehr gerne ändern. Jetzt, wo wir uns ja nun doch getroffen haben, wenn auch eher sehr spontan und mehr als überraschend“, antwortet Óskar in einer warmen, tiefen Stimme. „Das… ich glaube das würde mir gefallen“, muss Annabell nun selbst grinsen und entlockt ihrem Begleiter ein leises Lachen. „Na was für ein Glück, ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass du mich gleich wieder von der Bank schupst“ Annabell weiß sofort auf was Óskar anspielt und sie grummelt ein bisschen vor sich hin. „Mach dich nicht über mich lustig. Ich bin keine Frau, die selbstsicher auf einen Mann zugeht, wenn sie diesen nicht kennt. Da hilft es mir auch nicht, wenn ich mir einrede, dass es vollkommener Quatsch ist und wir schon Tage und Wochen damit verbracht haben miteinander zu kommunizieren. Aber ich bekomme dann wie so eine Blockade in mir und da ist mein Kopf leer und meine Beine am Boden festgewachsen und auf diese Blamage versuche ich so oft es geht zu verzichten“, murmelt sie am Ende hin immer leiser. „Ich mach mich nicht darüber lustig. Wenn ich ehrlich bin, dann finde ich es sogar süß“, ist Óskars Stimme dann doch recht ernst. Im nächsten Moment will sie zurück zucken, als sie etwas an ihrer Hand spürt, was sich nicht nach dem Kopf des Hundes anfühlt, doch dann merkt sie, dass es seine Hand ist, welche sich frech dazwischen schlängelt, bis er ihre kleine Hand in seine große schließen kann. Bisschen kühl fühlt sich seine Haut an, was aber kein Wunder ist, weil er keine Handschuhe trägt und er die Hundeleine ja auch irgendwie halten muss. Annabells Herz fängt wie verrückt an zu klopfen und sie kommt sich vor wie in einem Traum, denn warum sonst sollte sie mit ihrem heimlichen Schwarm – welcher gar nicht mehr so heimlich ist – auf einer Bank am Meer sitzen und Händchen halten? Allerdings kann sie sich auch nicht daran erinnern irgendwann eingeschlafen zu sein, was wohl nur bedeutet, dass das hier wirklich die Realität ist und der Mann sie mitten in der Nacht aufgespürt hat. Normalerweise sollte einem dieser Umstand eher unbehaglich sein, aber da sie ja eh verrückt ist – was sie beide nur kurz zuvor festgestellt haben – fühlt sie sich stattdessen total wohl und sie wünscht sich, dass er sogar noch ein bisschen näher heran rutschen würde. Scheinbar kann Óskar ihre Gedanken lesen. Es dauert dann nicht lange, da verfrachtet er die Kerze, die die ganze Zeit zwischen ihnen stand, an seine andere Seite und rutscht so nah wie es nur geht. Ein feiner Geruch von Leder, welcher eindeutig von seiner Lederjacke kommt, dringt in ihre Nase. Dazu mischen sich noch der Geruch von Tabak und Aftershave. Ein bisschen scheu schaut Annabell zu ihm rauf ins Gesicht und er zuckt entschuldigend mit den Schultern. „Langsam wird es kalt“, grinst er schief und Annabell schallt sich sofort innerlich, weil sie gar nicht daran gedacht hat, dass er ohne Decke vielleicht frieren könnte. „Oh“, entweicht es ihr, bevor sie ihr Beine aus dem Schneidersitzt entknotet und aufsteht – was Max mit einem erbosten Wuff kommentiert – und die Decke um ihre Schultern lockert. Schnell schlingt sie eine Seite um Óskars Schultern, bevor sie ihre Seite wieder fester zieht und sich nun sehr nah neben ihm zurück platziert. „Wird dir da jetzt nicht kalt?“, hört sie eindeutig Amüsement aus seiner Stimme heraus, aber dennoch bemerkt sie, wie er die Decke enger um sich schlingt und sich so gut wie möglich darin verpackt. „Da müssen wir eben enger zusammen kuscheln“, rutscht es ihr heraus, bevor Annabell darüber nachdenken kann. „So gefällt mir das schon besser“, lacht Óskar nur und schlängelt gleichzeitig seinen Arm hinter ihrem Rücken durch, bis er ganz um ihre Schulter liegt und mit etwas Druck zieht er sie noch etwas näher an sich heran, so dass Annabell sich mit einer Hand auf einem seiner Oberschenkel abstützen muss, da sie sonst mit der Nase an seinem Oberkörper gestoßen wäre. „Also ich meinte jetzt, dass du einfach von der Leber weg geantwortet hast. Aber deinen Vorschlag musste ich trotzdem in die Tat umsetzen.“ Annabell kann dann einfach nicht mehr anders und sie muss nun selbst lachen und so verkrampft sie vorher auch gewesen sein mag, das Ganze hat sie sichtbar lockerer werden lassen. Deswegen wehrt sie sich auch nicht weiter dagegen und sie lehnt sich noch etwas mehr gegen den starken Oberkörper, der nun doch mehr Wärme ausstrahlt, als die kalte Lederjacke vorher vermuten ließ. Trotz der wunderbaren Körperwärme lässt sie die Wolldecke aber trotzdem nicht los, viel eher zieht sie diese noch fester um sie beide. Sie schaut nach oben und trotz der Dunkelheit kann sie das Grinsen auf Óskars Gesicht erkennen. Der zwinkert dann auch noch schelmisch, was Annabell ebenfalls zum Grinsen bringt. Sie sagt aber nichts dazu, sondern sie genießt einfach. „Eigentlich bin ich lebensmüde“, durchbricht sie die nächtliche Ruhe wenig später und sie löst den Blick vom tiefschwarzen Meer, worauf ab und an helle Punkte aufblinken und schaut erneut zu Óskar, der ebenfalls sein Gesicht in ihre Richtung dreht. „Warum?“, fragt er. Dabei streichen seine Finger sanft über ihre Schulter, was ihr erst jetzt bewusst wird. Prompt erwärmen sich ihre Wangen. Dabei ist Annabell sich nicht mal sicher, warum ihr jetzt die Röte ins Gesicht schießt. Liegt es daran, dass sie es jetzt gerade erst überhaupt wahr genommen hat, oder, weil er sie wie selbstverständlich liebkost, dabei kennen sie sich ja genau genommen noch gar nicht. Auf jeden Fall ist sie aber wirklich froh, dass es dunkel ist und sie somit unauffällig ihre Röte verschwinden lassen kann. „Weil du jetzt ein leichtes Spiel mit mir hättest. Woher soll ich denn wissen, ob du dich mit guten Absichten neben mich gesetzt hast? Du müsstest mich nur noch packen und schwupps, ich ward nie wieder gesehen.“ Hoffentlich hat Annabell sich jetzt nicht ihr eigenes Todesurteil gegeben. „Traust du mir das wirklich zu?“, hörte sie seine tiefe Stimme nah neben ihrem Ohr, so dass ein Schauer durch ihren Körper jagt und sich ihre Härchen überall aufstellen. Komischerweise aber auf eine sehr angenehme Art und Weise. Sie fühlt gerade alles Mögliche, aber sich bedroht, das definitiv nicht. „Nein“, sagt sie ganz ehrlich. Nach wie vor spürt sie seinen Atem an ihrem Ohr und sie kann die Gänsehaut einfach nicht unterdrücken, die ihr über den Körper krabbelt. „Ich habe auch nicht vor dir irgendetwas anzutun“, antwortet Óskar ihr und es klingt wirklich ehrlich. „Wobei ich trotzdem zugeben muss, dass die jetzige Situation wirklich ein bisschen komisch ist“, hört sie sogar das Schmunzeln aus dessen Stimme und Annabell kann ihm im Stillen einfach nur recht geben. Eine Bewegung neben ihr lässt sie den Kopf drehen und nur schemenhaft erkennt Annabell, wie Max auf die Bank gesprungen ist und sich nun versucht auf dem verbliebenem Stück ein wenig Platz zu schaffen. Der Hund merkt aber selbst recht bald, dass das nicht wirklich funktioniert und bevor Annabell überhaupt reagieren kann, klettert er über ihren Schoß drüber, bis er mit den Vorderpfoten auf Óskars Oberschenkeln steht, und lässt sich dann einfach sinken. Verdattert hebt sie ihre Arme hoch und schaut nun ein bisschen verblüfft drein. „Dicker, was soll das denn jetzt?“, ist Oskar wohl auch sehr überrascht und der starrt seinen Hund an, welcher ihn leise hechelnd ansieht und kurz unterdrückt wufft. Gefahr scheint beim besten Willen nicht von dem Tier auszugehen und Annabell legt ihre Hände zurück auf den Körper, der doch recht schwer ist, da sie sein Gewicht sehr deutlich auf ihrem Schoß spürt. Liebevoll streicht sie durch das weiche Fell und sie bemerkt recht schnell, dass er ein bisschen zittert. „Ich glaube Max ist kalt und will nur kuscheln“, spricht sie ihre Gedanken aus. Fragend schaut sie zu Óskar, der den großen Kopf krault und dafür eine feuchte Zunge ins Gesicht gedrückt bekommt. Amüsiert beobachtet sie, wie der blonde Mann sich dem versucht zu entziehen, aber dadurch, dass er quasi gefangen ist, ist das beinahe ein unmögliches Unterfangen. „Ich glaube, wir sollten uns alle wirklich langsam wieder auf den Heimweg machen. Das kann nicht gesund sein stundenlang in der Kälte auf einer verlassenen Parkbank zu sitzen“, nickt ihr Nachbar. Kurzerhand scheucht er den Rottweiler von ihnen runter und auch wenn der Hund eine wirklich gute Decke abgegeben hat, Annabell ist froh, dass sie das Gewicht des Vierbeiners nicht mehr auf sich spüren muss. Óskar ist dann auch schon auf den Beinen – wobei sie es sofort bedauert, als er seinen Arm von ihrer Schulter nimmt  – und sie folgt dem einfach. Mit wenigen Handgriffen faltet sie die kuschelige Decke zusammen und stopft sie sich unter den Arm, während ihre andere Hand den Thermobecher hält, damit der nicht noch abhandenkommt. „In welche Richtung musst du?“, fragt Óskar und wartet geduldig, mit dem Hund an der Hand, der ebenfalls brav Platz genommen hat. „Oh, nur gleich hier über den Deich rüber, dann bin ich schon da“, zeigt sie in Richtung Wiese, welche den großen Deich darstellt. „Dann komm, wir begleiten dich ein Stück“, macht Óskar eine Kopfbewegung, welche andeutet, dass sie ihm folgen soll. „Das musst du nicht, ist ja nicht mehr weit.“ „Ich weiß, dass ich das nicht muss, aber alleine der Anstand lässt nicht zu, dass ich eine Frau nachts alleine durch die Gegend laufen lasse, auch wenn es nur hundert Meter sind“, zeigt er sich nicht wirklich beeindruckt von ihren Worten. Und Annabell muss zugeben, dass es ihr gefällt, dass er sich dafür bereit erklärt und sie nicht einfach ihrem Schicksal überlässt. „Okay, dann komm“, nickt sie ihrem unerwarteten nächtlichen Begleiter zu und Annabell setzt sich in Bewegung. Ihr Weg führt zurück und vorbei an den roten Buden, bis sie gleich danach nach rechts abbiegt und die Steigung hinaufsteigt. Die Steigung geht in Treppen über und schweigend laufen sie die Stufen nach oben. Max drückt seine Nase immer mal schnuppernd auf den Boden, bleibt ansonsten aber nicht stehen. Direkt auf dem Deich angekommen steigen sie die Treppe, welche nach unten auf die andere Seite führt, hinab und Annabell schlägt wieder den Weg nach rechts ein. Sie hätten zwar zuvor über die Wiese gehen können und wären da definitiv schneller gewesen, aber wenn sie den Weg schon mal nicht alleine gehen muss, da kann sie ja auch die lange Route nehmen, die am Ende auch nur dreihundert Meter mehr beträgt. Nach hundert Metern bleibt Annabell stehen und deutet auf das Haus hinter sich. „Da sind wir schon“, lächelt sie. Sie stehen direkt unter einer Straßenlaterne und Annabell muss kurz schlucken, als sie Óskar diesmal richtig erkennen kann. Die schwarze Lederjacke steht ihm ausgesprochen gut und lässt ihn ein bisschen wie einen Biker rüber kommen. Unter der Jacke lugt eine Kapuze hervor, da er scheinbar noch einen dicken Hoodie drunter trägt. Seine Haare, die sonst eher ordentlich zur Seite frisiert sind, sind ein bisschen verwuschelt und es sieht so aus, als wäre er ein paar Mal mit den Händen durch gefahren. Seine Augen blitzen im Schein der Straßenlaterne und er sieht ein wenig so aus, als würde er etwas aushecken. „Danke, dass du mich begleitet hast“, versucht sie irgendwie die komische Stille zu durchbrechen. Deswegen hätte sie lieber alleine gehen wollen, da müsste man jetzt nicht verkrampft nach ein paar Abschiedsworten suchen, sondern jeder wäre einfach seinen Weg gegangen. „Nicht der Rede wert“, winkt Óskar ab und schenkt ihr ein Lächeln, was Annabell von ganz alleine erwidert und sie auch wieder ein bisschen beruhigt. „Schlaf gut“, sagt er noch, bevor er sich umdreht und den Rückweg anpeilt. Für zwei, drei Sekunden steht Annabell nur da und sieht ihm nach, bis sie sich zusammenreißt und ihren Schlüssel aus der Jackentasche kramt. „Annabell, warte!“, ertönt im nächsten Moment Óskars Stimme erneut und sie zuckt ein bisschen zusammen, da sie damit überhaupt nicht mehr gerechnet hat. „Du hast noch was vergessen“, taucht der Mann dann auch schon hinter ihr auf und sie will schon fragen, was sie denn vergessen hat, da drückt er ihr das niedergebrannte Windlicht in die Hand. „Oh, Dankeschön“, kommt es nur verdattert von ihr. „Kein Ding. Wobei ich es auch hätte behalten können, da hätte ich einen Vorwand gehabt um dich bald wieder zu sehen“, zwinkert er frech, bevor er sich zu ihr runter beugt, einen angedeuteten Kuss auf ihre Wange haucht und sich dann schon wieder wendet und sich auf den Heimweg macht. Annabell ist so perplex, dass sie darauf überhaupt nicht reagieren kann. Weder auf seine Worte noch auf seine Abschiedsgeste allgemein. Nach gefühlten Stunden, wo sie ihm soweit wie möglich hinterher gesehen hat, rafft sie sich endlich dazu auf in ihre Wohnung zu gehen. Dort greift sie sich zuerst ihr Handy und sucht den Chat heraus, welcher als letztes aktiv war. Annabell: Melde dich bitte, wenn du zu Hause bist. Noch immer perplex von dem Ausgang des Abends, schlappt Annabell ins Bad und genehmigt sich dort erst einmal eine ausgiebige Dusche. Sie spürt noch immer jede Berührung, die Óskar ihr nur irgendwie hat zukommen lassen und das macht sie ganz wuschig, da ihr kompletter Körper kribbelt und ihr Kopf auch beinahe am durchdrehen ist. Das ganze macht der angehauchte Kuss auch nicht besser, stattdessen kribbelt es so stark in ihrem Bauch, dass ihr richtig flau im Magen ist. Da sie keine Ernährungsexperimente gemacht hat, können es nur Schmetterlinge sein, die in ihrem Bauch Samba tanzen. Mit leicht zittrigen Händen putzt Annabell sich noch ihre Zähne, dann verkriecht sie sich Minuten später schon in ihr Bett und zieht sich die Decke bis zur Nasenspitze. Das Handy hat sie auf ihren Nachtschrank gelegt. Noch kam keine Nachricht von Óskar rein, aber es kann sich nur noch um Minuten handeln und sie kann den Blick einfach nicht vom Nachtschränkchen abwenden. Gerade als ihre Augen im Begriff sind zuzufallen, leuchtet das kleine Gerät auf und wirft ganz schön helles Licht in den Raum. Mit klopfenden Herzen schiebt sie eine Hand unter der Bettdecke hervor, bis sie an dem kleinen mobilen Ding angekommen ist und es zu sich heran ziehen kann. Auf dem Display prangt Óskars Name, was ihr Herz schon wieder zum Flattern bringt, dabei war es von Anfang an klar, dass es nur er sein kann. Óskar: Ich bin jetzt zu Hause. Ich hoffe, ich habe dich heute Abend nicht zu sehr überrannt, muss aber sagen, dass ich es nicht bereue meiner spontanen Idee nachgegeben zu haben. Annabell: Sehr gut! Wenn ich ehrlich bin, hast du mich sogar sehr überrannt, aber manchmal ist das gar nicht mal so schlecht. Hättest du dich angekündigt, da wäre ich vielleicht sogar geflüchtet, also hast du alles richtig gemacht und ich hatte gar keine andere Möglichkeit als mich dir, oder eher meiner vermaledeiten Schüchternheit zu stellen. Ich fand den Abend auch sehr schön, danke dafür. Puh, Annabell war froh, dass sie ihre Gefühle wenigstens schreiben konnte, wenn sie schon nicht den Mut hatte es Óskar ins Gesicht zu sagen. Óskar: So was habe ich mir beinahe schon gedacht. Dann schlaf mal gut und träum was Schönes. Gute Nacht. Annabell: Gute Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)