Der Brautstrauß war ein Veilchen von blechdosenfee ================================================================================ Kapitel 22: Sakura ------------------ „Schau nicht so“, murmelte Sakura in die Kaffeetasse hinein. Sie hörte wie Ino tief Luft holte und dann vernahm sich auch schon deren stockende Frage. „Willst du … willst du … also, willst du damit sagen, … dass du … die Nacht … mit ihm verbracht hast?“ In Sakuras Ohren klangen die Worte weitaus amouröser als die Wirklichkeit gewesen war und ihr lag auch schon ein ‚Nein‘ auf der Zunge, doch ihr innerer Hang zur Wahrheit sträubte sich gegen eine Lüge wie diese, nur weil in der Frage eine Zweideutigkeit steckte. Obwohl nichts Zweideutiges passiert war, sah sie verlegen am Kaffee vorbei und auf die Bettdecke hinab als ihr das heißer gewisperte: „Ja“, über die Lippen kam. „Nein!“, platzte es, Sakuras Geschmack nach, ein wenig zu enthusiastisch aus Ino heraus. „Nicht wahr? – Die gesamte Nacht?“ Bevor ihre Freundin auf Gedanken kommen konnte, die ein weiteres Mal eine falsche Richtung einschlugen, unterbrach Sakura die aufkommende Euphorie. „Ino, bitte! Nicht die gesamte Nacht und … es ist nicht so, wie du … es glaubst…“ „Ach, was glaubst du denn zu wissen, was ich glaube?“, unterbrach Ino sie spitz. Sakura grummelte ergeben und sah vom Bett auf. Sie nippte am Kaffee und erwiderte lahm: „Woher soll ich denn wissen, was in deinem Kopf abgeht.“ „Siehst du“, erwiderte Ino erhobenen Hauptes, gab dann aber mit einem Lächeln zu: „Du hast schon recht mit deiner Vermutung“, ehe sie seufzte und nachdenklich entgegnete: „Deiner Reaktion nach zu schließen, muss das eine wirklich schreckliche Nacht gewesen sein. Seid ihr euch wenigstens etwas – ein minimales kleines bisschen – näher gekommen?“ Bei dieser Frage deutete Ino mit Daumen und Zeigefinger einen schmalen Abstand an. Sakura verzog kurzzeitig das Gesicht und zwischen ihren zusammengezogenen Brauen zeigte sich eine senkrechte Falte, ehe das Pochen an ihrer Wange zu unangenehm wurde und sie wieder neutraler dreinschauen musste. „Eher das Gegenteil“, brummte sie. „Er und Karin haben sich wirklich verdient.“ Erstaunt über die Worte nahm Ino eine aufrechtere Sitzhaltung ein und forderte: „Details bitte!“ „Ernsthaft?“, hakte Sakura blinzelnd nach. Sie hatte keinerlei Ambitionen näher auf die Geschehnisse der Nacht einzugehen. Zu schwer wog der Stein auf ihrem Herzen und die Tatsache, dass sie eine schreckliche, egoistische Freundin war. Ausgerechnet der Uchiha hatte sie darauf hingewiesen. Inos vehemente Aufforderung nach mehr, ließ Sakura abgrundtief Seufzen. Sie hörte ihre Freundin sagen: „Ja~ha! Denn wenn dem so wäre, frage ich mich, warum Karin so sauer auf dich gewesen ist, … oder noch immer ist … und weshalb ist der dann nicht mit ihr mitgegangen als sie der Feier verwiesen wurde. Ich mein, wenn die beiden sich so ähnlich sind, dann … du weißt schon.“ Mit zuckenden Schultern entgegnete Sakura: „Was weiß ich, was in seinem Schädel vorgeht … wahrscheinlich ist ihm gerade noch rechtzeitig eingefallen, dass er Narutos Best Man ist und somit nicht einfach verschwinden kann – und weil seine Fickmöglichkeit wegen ihrer Doofheit rausgeschmissen wurde und wir zwei leider beteiligt waren und ich danach zufälligerweise ihm über den Weg laufen musste, hat er die Möglichkeit genutzt Karins Werk fortzusetzen.“ „Sakura!“, kam es mahnend von Ino, die ein übertrieben geschocktes Gesicht machte. „Fickmöglichkeit? Meine Liebe, von dir hätte ich solch einen Wortschatz nicht erwartet.“ „Ach komm Ino, wie würdest du Karin in Bezug auf Sasuke bezeichnen?“ „Auch wieder wahr“, gab Ino zu. „Wo seid ihr beide eigentlich aufeinander getroffen?“ Bei dieser Frage verzog Sakura erneut das Gesicht, da es bedeutete, dass sie um eine ausschweifende Antwort nicht drumherum kam – nicht bei einer Gesprächspartnerin wie Ino – und dabei hatte sie keinerlei Ambition ausschweifend zu werden, sie fühlte sich dafür einfach zu müde, zu ausgelaugt und außerdem schmerzte ihre Wange. Um knapp, aber informativ genug zu sein, legte sie sich in Gedanken ihre Worte zurecht. „Es passierte im Wintergarten, während er mit seiner Mutter telefonierte. Wir hätten uns gar nicht bemerkt, beziehungsweise, er hätte mich nicht bemerkt, aber seine Mutter wollte mit mir sprechen.“ „Das Hotel hat einen Wintergarten? Und seine Mutter wollte mit dir sprechen?“, Ino schien überrascht. „Ja, und … ja“, bestätigte Sakura und nippte erneut an dem langsam abkühlenden Kaffee. Sie bemerkte wie ihre Freundin sie fragend ansah. „Jetzt versteh ich dich aber nicht. Wieso bist du in den Wintergarten gegangen, wenn du ihn dort gesehen hast? – Und wo ist dieser Wintergarten?“ „Er war nicht im Wintergarten“, erklärte Sakura. „Der Raum war leer als ich ihn betrat. Er hat draußen, im Freien, telefoniert und ich musste ihm dann die Terrassentür öffnen, weil sie von außen nur mit einem Knauf versehen war und er nicht um das halbe Gebäude zum Eingang laufen wollte.“ „So ein Schuft“, kommentierte Ino und zeigte dabei ein verschmitztes Lächeln. „Aber was hat er getan, dass du ihn mit Karin auf eine Stufe stellst?“ „Kann ich erst den Kaffee austrinken?“, bat Sakura, die ihre Tasse, ohne einen Schluck genommen zu haben, von den Lippen nahm und sehnsüchtig auf das dunkle Gebräu sah. „Einverstanden. Aber nur unter der Bedingung, dass du mir während des Spaziergangs alles erzählst, ohne dass ich dir jede Einzelheit aus der Nase ziehen muss.“ „Muss das sein?“, wollte Sakura kleinlaut wissen. Sie spürte, wie der Druck um ihr Herz zunahm und ein unwohles Gefühl in ihrer Magengegend aufkam. „Kaffee oder nicht Kaffee, das ist hier die Frage“, entgegnete Ino. Daraufhin erklang von Sakura die seufzend, genuschelte Antwort: „Kaffee.“   * *** *** *** *** *** *** *** *** *** *     „Also, seine Mutter hat dich zur Uchiha-Weihnachtsfeier eingeladen?“ Sakura gab einen brummenden Laut von sich, ehe sie schnaubend antwortete: „Ja, wegen dem Förderprojekt. Aber nenn es nicht Feier, das Ganze hat Ausmaße einer Gala.“ „Das stellt dich vor ein Problem“, erwiderte Ino, worauf Sakura abrupt stehen blieb und ihre beste Freundin verwundert ansah. Sie ignorierte den eisigen Wind, der am Mantel und den Haaren zog. „Was meinst du damit?“, wollte sie wissen. Ino sah nachdenklich aus und erklärte: „Bei einer Feier kannst du allein erschein, aber wenn es eine Gala ist, brauchst du auf jeden Fall eine Begleitung.“ „Bitte?“, entfuhr es Sakura entgeistert. „Eine Begleitung? Aber davon hat Mikoto nichts gesagt. Und…und…“ „Beruhig dich und mach dir mal keinen Stress“, unterbrach Ino sie und lächelte, während sie Sakuras Entsetzen übersah. „Wenn es eine Gala wäre, hätte Mikoto auf jeden Fall, akkurat wie sie ist, darauf hingewiesen und da sie das nicht getan hat, wird es eine Feier sein. Eine große Feier, weil es eine Uchiha-Feier ist, aber ohne dieses roter Teppich-Paparazzi-Prozedere.“ Sakura verwirrte diese Aussage nur noch mehr. „Rotes Teppich-Paparazzi-Prozedere? Und warum darf man auf einer Gala nicht allein erscheinen?“ „Ach Süße“, amüsierte sich Ino. „Du musst mehr die Regenbogenpresse lesen statt deine wissenschaftlichen Zeitschriften, dann weißt du, wo der Unterschied liegt. Eine Feier ist etwas privates, da sind keine Journalisten und Paparazzi erlaubt und bei einer Feier wird auch kein großes Aufheben um die Gäste gemacht. Sie kommen, gehen rein und gut ist…“, Sakura nickte und blinzelte, immer wieder aufs Neue darüber erstaunt, wie gut Ino sich bei so etwas auskannte, „… eine Gala hingegen wird veranstaltet, um gesehen zu werden, um in die Klatschzeitschriften dieser Welt zu gelangen. Da gehört es zum guten Tun mindestens eine weitere Person an der Hand mitzuführen. Wer als Begleitung mitkommt ist egal, Hauptsache nicht allein. Allein wirkt, als ob du sagen willst, ich bin da, aber desinteressiert und deshalb bin ich gleich wieder weg.“ „Moment“, unterbrach Sakura. „Heißt das, es ist nicht wichtig wen ich mitbringe? Ich könnte also …“ „Ganz genau, du könntest Hinz und Kunz mitbringen. Und weißt du was“, Ino lächelte, „ich hätte mich mit Sai freiwillig zur Verfügung gestellt.“ „Danke. Aber glaubst du nicht, dass Sai lieber daheim in seinem Atelier bleiben würde?“, gab Sakura zu bedenken und konnte sehen wie Ino leidlich nickte. „Das ist wahr, so etwas ist nicht seine Welt, aber er wäre trotzdem mitgegangen. Denn eine Gala bedeutet, es fließt Geld, um das zu finanzieren weswegen die Gala abgehalten wird aber auch um neue Projekte anzuleiern oder neue Aufträge ans Land zu ziehen und Künstler sind bei solchen Veranstaltungen ein beliebtes Gesprächsthema und beliebte Gesprächspartner.“ Irritiert zog Sakura die Augenbrauen zusammen. „Läuft es denn nicht gut bei ihm?“ „Was?“ Perplex wurde sie von Ino angesehen, aber im nächsten Moment lachte diese und tätschelte Sakuras Arm, mit dem sie sich bei ihrer Freundin eingehakt hatte. „Bei ihm läufts super“, entgegnete Ino. „Aber, warum…“ „Oh, Sakura“, unterbrach Ino sie. „Das war doch nur ein Beispiel. Also manchmal frag ich mich ernsthaft, ob dein ganzes Lernen und Studieren und Getue und Gemache für deinen Traumjob so gut für dich ist.“ Sakura ging nicht auf die Spitze ein, sondern erwiderte stattdessen: „Du sagst mir aber, wenn ihr berufliche Probleme habt.“ „Nur Berufliche? Was ist mit den Zwischenmenschlichen?“, wollte Ino neckisch wissen, woraufhin sie ihren Namen mahnend von Sakura zu hören bekam. „Ino!“ „Schon gut, schon gut. Ja, ich werde dir alles beichten, aber momentan gibt es nichts zu beichten und da du nicht auf die zwischenmenschlichen Dinge erpicht bist, lasse ich aus wie wunderbar Sai im …“, die nachfolgenden Worte kamen nicht mehr bei Sakura an, denn diese hatte sich von Ino gelöst und die Finger in die Ohren gesteckt. Erst als sie ihre Freundin lachen sah, hakte sie sich wieder bei ihr unter.   Langsam gingen beide auf dem frischen Pfad durch den Schnee zurück, den sie wenigen Minuten zuvor selbst gezogen hatten und Sakura bemerkte an Inos verstohlenem Blick, dass sie jetzt nicht mehr um die Antwort drumherum kam, deren Frage deutlich in Inos Augen stand als diese zur ihr sah. Schwer sog Sakura die Luft ein und konzentrierte sich auf das glitzernde Weiß ehe sie zu sprechen begann. „Ich weiß nicht, ob es der Auslöser war aber …“, sie unterbrach sich und biss sich auf die Lippe. „Was hast du getan?“ Die Frage wog schwer in der klaren Morgenluft und ließ Sakuras Magen rebellieren. „Ich … er…“, Sakura raufte sich das Haar und bemerkte erst jetzt, dass sie ihre Kapuze nicht aufgesetzt hatte. Kein Wunder, dass ihre Ohren vor Kälte brannten. Jetzt war es aber auch schon zu spät und statt sich um ihr körperliches Wohl zu kümmern, wollte sie endlich diese verdammte Antwort über ihre Lippen bringen. „Nachdem ich ihm sein Handy zurückgegeben habe, hätte er keinerlei Grund mehr gehabt im Wintergarten zu bleiben. Aber ich dumme Nuss musste ihn ja eine Frage stellen.“ „Ob er mit Karin zusammen ist?“ „Was?“, verwundert über diesen Einwurf starrte Sakura zu Ino, die grinste und daraufhin meinte: „Das war ein Scherz, aber du bist so angespannt als hättest du einen Besen verschluckt und einen weiteren Besenstiel im Arsch.“ „Danke“, murrte Sakura, worauf Ino flötend erwiderte: „Immer wieder gern geschehen – und nun weiter im Text.“   Sie liefen noch einige Schritte stumm nebeneinander, bevor Sakura erneut bedeutungsschwer Luft holte. „Die Frage war nicht, ob er mir Karin zusammen ist. Sondern, ob er mir helfen kann, nicht auf die Weihnachtsfeier seiner Mutter gehen zu müssen, ohne dass ich sie dabei verprelle.“ Das Ino mit ihrer nachfolgenden Frage nicht darauf einging, weshalb Sakura nicht zur der Feier gehen wollte, zeigte nur wie gut sich die beiden kannten. Ihre beste Freundin wusste den Grund des Bogens, den Sakura stets um solche Veranstaltungen zog. „Und?“ „Er fing damit an, dass Hinata und Naruto auch da sein würden.“ „Echt? Sind die beiden da schon aus den Flitterwochen zurück?“ Es klang, als würde Ino die Frage mehr sich selbst als Sakura stellen. Zumindest war das Sakuras Eindruck. Trotzdem gab sie die Antwort. „Ja, sind sie. Ihre einmal um die Welt-Hochzeitsreise dauert exakt vier Wochen und in fünf ist die Feier.“ „Stimmt – und, war das schon alles oder kommt da noch mehr, bei dir und Sasuke?“ Sakura biss sich auf die Unterlippe und bereute es gleich wieder als der stechende Schmerz sie an den vergangenen Tag erinnerte. Doofe Karin. „Anstatt auf meine Bitte oder Frage genauer einzugehen, mit einem Ja oder einem Nein, wollte er wissen, weshalb ich im Wintergarten sitze.“ „Hast du ihm den wahren Grund genannt?“ Grummelig bestätigte Sakura die Frage. „Hab ich. Und als ich wieder auf meine Bitte zurückkam, hat er stattdessen von mir wissen wollen, ob ich die Einladung annehmen würde, wenn sie von ihm käme.“ „Nein! Das hat er gefragt?“ „Wenn ich’s dir doch sage.“ „Und was hast du geantwortet?“, wollte Ino wissen und schien dabei gespannt wie ein Flitzebogen zu sein. „Natürlich Nein, und dann…“, nun überlegte Sakura gut, ob sie ihrer Freundin auch von der Entschuldigung zu ihrem früheren Verhalten erzählen sollte, die sie an Sasuke herangetragen hatte. Sie entschied sich dagegen und sagte im empörten Ton: „… hat er mir doch tatsächlich unterstellt, ich würde noch etwas für ihn empfinden.“ „Was du doch auch tust.“ „Ino!“, zischte Sakura, doch im gleichen Atemzug seufzte sie: „Du hast ja recht, es stimmt. Aber ich kann doch nicht sagen: Oh ja, es macht mich noch immer wuschig, wenn du mich so direkt ansiehst und wir nur durch zwei Couchlehnen voneinander getrennt sind.“ Sie hörte ihre Freundin lachen. „Was wohl passiert wäre, wenn du ihm genau das gesagt hättest?“ „Was wohl? – Hätte ich es doch nur gemacht, dann wäre er sofort geflüchtet“, entgegnete Sakura, woraufhin das Lachen noch heller wurde. „Oh, Sakura! Das ist eine Option, aber es wäre auch möglich gewesen …“, und bei den nachfolgenden Worten sah Ino sie verschmitzt an, „…, dass er gesagt: Hn, wenn das so ist, lass dich küssen.“ Jetzt musste auch Sakura schmunzeln. „Sicherlich wäre ihm nie der Satz: Hn, wenn das so ist, lass dich küssen, rausgerutscht.“ „Stimmt. Er hätte gesagt: Hn, und dich dann geküsst.“ „Was hast du mit dem Küssen?“, wollte Sakura wissen, während sie sich ihre Wange hielt, die wegen ihres ruckartigen Lächelns schmerzhaft zu pochen begann. „Was soll er denn sonst tun? Sich brav zu dir setzen, deine Hand halten und über Gefühle sprechen? Ich mein, wir reden hier von Sasuke Uchiha. Wenn er nicht gerade vom Alkohol beschwatzt wird seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen – im wahrsten Sinne des Wortes – dann besitzt selbst Shikamaru in verbaler Form mehr Gefühlsduselei“, und bevor Sakura etwas erwidern konnte, kam von Ino die noch immer offene Frage: „Was hat er denn nun getan, dass die Nacht so schrecklich war?“ „Er …“, Sakura seufzte und sog tief die Luft ein, wobei der eisige Hauch in ihren Atemwegen und in den Lungen stach. „Er … war nervig.“ „Was?“ „Er war nervig, Ino. Er hat mich nicht in Ruhe gelassen.“ Kaum waren die Worte draußen, sprudelte Sakura los. „Nachdem er mir unterstellte, was natürlich und leider der Wahrheit entspricht, noch immer Gefühle für ihn zu haben, wollte ich, dass er mich in Ruhe lässt. Ich hab sogar meinen Sitzplatz gewechselt, aber er hat es mir gleichgetan und sich mir gegenübergesetzt und dann besitzt er die Frechheit mir zu sagen, ich soll ihn nicht anstarren…“, Sakura holte Luft und schnaubte empört: „… wo soll ich denn bitteschön sonst hinschauen, er saß mir direkt gegenüber.“ Sie fuhr fort, bevor Ino etwas sagen konnte. „Ich wollte dann zu Rezeption, in der Hoffnung, dass die mir ein anderes Zimmer geben, da meinte er aber, es sei alles ausgebucht und das einzige freie Zimmer, sei das von Karin.“ „Uh, ich hoffe, du hast abgelehnt.“ „Hab ich. Er hat mir dann seins angeboten.“ „Was? Seins? Sein Zimmer?“ Ino sah Sakura mit Unglauben im Blick an. „Ja“, erklärte Sakura unwirsch mit dem Willen so schnell wie möglich diesen Punkt zu übergehen. Sie schimpfte sich selbst eine dumme Nuss, weil sie das Angebot erwähnt hatte. „Hast du’s angenommen?“ „Natürlich nicht.“ „Sakura, das war die Chance!“ „Was für eine Chance?“, wollte sie von Ino wissen, die nun stehengeblieben war und sie fassungslos der Ablehnung wegen anstarrte. „Argh!“, entkam es ihrer Freundin. „Du hättest Ja sagen sollen.“ „Und ihn somit die Bestätigung geben, dass ich noch was für ihn empfinde? Sicherlich nicht. Weißt du was das für einen Rattenschwanz gegeben hätte, wenn ich darauf eingegangen wäre?“ „Was meinst du damit?“, wollte Ino nun ihrerseits verwundert wissen. „Er hätte mir das auf ewig vorgehalten – bei jeder erdenklichen Situation, dass er wegen mir in einem Zimmer schlafen musste, wo eine Spinne seinen wohlbetuchten Schlaf gestört hat und dass ich zwar geleugnet habe, noch etwas für ihn zu empfinden aber dann wie ein Fisch, der den fetten Wurm sieht, zugeschnappt habe. – Aber nicht mit mir, Ino. Nicht mit mir!“ Und mit diesen Worten hakte Sakura sich aus und lief allein zum Hotel zurück. Sie hörte, wie ihre Freundin rasch nacheilte. „Willst du damit sagen, er wollte einen Zimmertausch? Ich meine, du seins und er deins?“ „Ja“, bestätigte Sakura und drehte sich zu Ino. „Und als ich dann das Angebot ausschlug und die Idee hatte, ob das Hotelpersonal die Spinne nicht einfangen könnte, meinte er, meine Angst vor Spinnen sei hysterisch.“ „Er nannte dich hysterisch, weil du an Arachnophobie leidest?“ „Ja!“, bestätigte Sakura erneut und lief weiter. „Und er nannte mich anstrengend und zu guter Letzt...“, sie blieb erneut stehen und drehte sich so abrupt zu Ino um, dass diese durch den Tempowechsel auf dem breitgetretenem Schnee ins Rutschen kam, „… war er der Meinung, er könnte mir Befehle erteilen.“ „Was hat er dir denn befehlen wollen?“ „Das ich einen Tee nehme und ihn trinke“, murmelte Sakura kleinlaut. „Und hast du?“ „Erst als ich ihm ein Bitte abringen konnte.“   Kurz bevor die beiden den Eingangsbereich des Hotels erreichten, wagte Ino noch eine Frage zu stellen. „Und das war der Grund, weshalb du so fertig heute früh warst?“ Sakura blieb auf den ersten Treppenstufen, die zur Eingangstür hinaufführten, stehen und seufzte. Sie drehte ihrer Freundin den Rücken zu und sah über die weiße Landschaft hinweg, die so frisch und rein, regelrecht unberührt wild wirkte. Einfach einladend, um ihr entgegenzulaufen, durchzulaufen und einfach zu laufen bis die Zivilisation die Reinheit zunichtemachte und sie irgendwo im nirgendwo auf einer Straße stand oder in einem Dorf, einem Ort, einer Stadt – am besten vor ihrer eignen Wohnungstür. Der Gedanke, einfach loszulaufen, der Antwort auf diese erdrückende Frage zu entfliehen, war verlockend und schien ein guter Plan zu sein – aber mitten im Winter? Nicht gerade ein Hoch auf die Gesundheit, außerdem gehörte Sakura nicht zu den Menschen, die vor den Fragen guter Freunde davonliefen und schon gar nicht, wenn es die beste Freundin war und so sagte sie: „Nein, deswegen nicht“, langsam wandte sie sich Ino zu. „Mein Plan war trotz seiner Anwesenheit meine Zeitschriften zu lesen und interessante Stellen zu markieren…“ „Und was hat dich davon abgehalten?“ „Seine ewigen Sticheleien.“ „Sticheleien?“, wiederholte Ino verwundert. „Ja“, piepste Sakura mit einer ungewöhnlich hohen Tonlage und ihre Unterlippe bebte. „Er fragte, ob mir denn nicht aufgefallen sei, dass die Farbe meiner Haare sich mit der des Brautjungfernkleides beißt. Er meinte, Hinata hätte sicherlich eine andere Farbmöglichkeit für uns Brautjungfern gefunden, ich hätte sie nur darauf hinweisen müssen…“, ihre Stimme wurde mit jedem Wort brüchiger, „… dann hat er mich wissen lassen, dass ich mich einfach nur hätte wegducken müssen als Karin die Faust hat sprechen lassen.“ „Nein, das hat er nicht gesagt…“, hauchte Ino fassungslos. Sie wollte Sakura sofort beschwichtigen. Ihr sagen, dass die Farbe des Kleides wunderbar mit dem Rosa ihrer Haare harmonisierte und dass es keine Möglichkeit gegeben hatte, rechtzeitig zu reagieren, was Karin anging. Aber sie kam nicht dazu, denn Sakura zählte die anderen Gemeinheiten auf. „Und der Höhepunkt von dem Ganzen war…“, und nun glitzerten Sakuras Augen und das Grün wirkte befremdlich verwaschen, „… er hat mir vorgeworfen, dass mir Hinatas und Narutos Hochzeit egal sei. Schließlich bin ich gegangen, ohne den Wurf des Brautstraußes abzuwarten.“ „Sakura“, atmete Ino, aber da war schon alles zu spät. Die Tränen rannten Sakura über die Wangen und sammelten sich an ihrem Kinn und durch die bebenden Lippen konnte nur ein: „Ich bin so egoistisch“, herausgehört werden. „Nein, das bist du nicht!“, widersprach Ino vehement. Sie zog Sakura in eine Umarmung und strich ihr über den Kopf. Nah an ihrem Ohr hörte sie die wimmernden Laute: „Ich hab wirklich nicht mehr daran gedacht, sonst hätte ich sicherlich noch bis zum Wurf des Brautstraußes durchgehalten.“ Sakura löste sich von Ino und sah diese heftig blinzelnd an. Ihre Nase verfärbte sich von der heftigen Reaktion rot. „Es tut mir leid …, dass ich unseren Plan vergessen habe.“ „Das ist doch egal!“, erwiderte Ino. „Nein, ist es nicht!“, widersprach Sakura weinerlich und fuhr schluchzend fort: „Ich wollte … doch genauso wie du, … dass du den Strauß fängst. … Ich hab mir schon Tage vorher überlegt, … wie ich dir die Bahn freihalte … es tut mir so … leid.“ Ino schüttelte Kopf den Kopf. „Hör auf! Es braucht dir nicht leid zu tun“, aber Sakura hörte es nicht, denn sie schluchzte weiter: „… und nur weil ich nicht stark genug bin, die Schmerzen auszuhalten, habe ich nicht mehr an Hinata und Naruto und auch nicht mehr an unseren Plan gedacht.“ „Sakura, das ist nicht wahr. Du bist stark!“, widersprach Ino. „Sag mir bitte nicht, dass es das war, weshalb du heute Morgen so fertig warst.“ Ein leises „Doch“, ließ Ino fast das Herz zerbrechen und zugleich einen Groll in ihr heranwachsen, den Sasuke Uchiha noch spüren sollte. Sie konnte nicht fassen, dass er Sakura solch eine Gemeinheit unterstellte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)