Der Brautstrauß war ein Veilchen von blechdosenfee ================================================================================ Kapitel 9: Sasuke ----------------- Wie ein verschrecktes Reh sah Sakura ihn an. Es schien ihr nicht in den Kram zu passen mit ihm zu tanzen. Tanzen zu müssen, denn ihr Blick wanderte durch die Reihen und er wusste, dass sie Ausschau nach Ino hielt, aber für einen weiteren Tausch der Partner war es nun schon zu spät. Der Hochzeitswalzer, nur für Naruto und Hinata, neigte sich langsam dem Ende zu. „Bereit?“, fragte er Sakura. Sie zögerte, gab ihm dann aber ein zaghaftes Nicken. „Warum hat Hanabi dich stehen gelassen?“ Er hatte gewusst, dass sie ihm diese Frage stellen würde und er schmunzelte als er erkannte, wie sie automatisch davon ausging, dass solch eine Änderung untypisch für ihn war – es sei denn, Karin wäre sein Tanzpartnerin gewesen, aber da hätte er gleich zu Beginn anders reagiert. Das war jedoch eine andere Geschichte. „Konservatives Denken.“ Ihr Blinzeln verriet ihm, dass sie mit der Antwort nichts anfangen konnte. Sie unterstrich es auch noch mit einem: „W-wie bitte?“ Huch, war das jemand nervös? Es kam selten vor, dass Sakura stammelte. „Hinatas Familie. Die Hyuugas.“ Erst als er den Namen gesagt hatte, fiel ihm ein, dass es das nicht brauchte. Sakura wusste nur zu gut wer Hinata war und zu welcher Familie sie gehörte. Sasuke bemerkte wie das Licht im Saal schummriger wurde und ein Lichtkegel ihn und Sakura erfasste. Mit der vollendeten Eleganz eines Gentlemans und ganz so wie er es von zu Hause gelernt hatte, bot er Sakura seinen Arm an und wiederholte seine Frage vom Anfang: „Bereit?“ Sie nickte ihm zu. Sasuke fand ihre Art, wie sie sich bei ihm unterhakte, etwas ungelenk. Nicht in die Richtung der Tollpatschigkeit, was fehlte war der Hauch von Ungezwungenheit. Er bekam immer mehr den Eindruck, dass es ihr widerstrebte seine Tanzpartnerin zu sein. Die Sakura aus seiner Erinnerung wäre rot geworden, hätte verlegen zu ihm aufgeschaut und gleich wieder die Lider niedergeschlagen. Sie hätte bei seiner Frage, ob sie bereit war, ein mädchenhaftes Kichern hören lassen und ihm gezeigt, wie sehr sie ihn mochte. Aber diese Sakura …   Sasuke drehte sich der Tanzfläche zu und führte seine Partnerin aus den Reihen der Zuschauer hinaus und in das Zentrum des Raumes hinein. Unweit vom Brautpaar blieb er stehen und nahm die erste Position ein. Er bot Sakura wortlos die linke Hand an und sie verstand seine stumme Geste. Zögerlich und mit schneller werdendem Herzschlag legte Sasuke seine rechte Hand auf ihren Rücken. Obwohl Sakura für die Einnahme der erste Position einen ganzen Schritt näher an ihn herangetreten war, reichte es noch nicht, um angenehm zu Tanzen. Es widerstrebte Sasuke sie dazu zu bringen den Abstand nochmals zu verringern, auch wenn es nur ein halber Schritt war, aber wenn der Walzer geschmeidig werden sollte, blieb ihm nichts anderes übrig. Zu seiner Überraschung kam sie auch dieser Geste nach und als sie so nah vor ihm stand, den Blick stur auf sein Plastron gerichtet, bemerkte er zum ersten Mal ihren Duft. Der sanfte Hauch von Kirschblüten umgab sie. Es überraschte ihn, dass er nicht süßlich schwer in der Luft hing, sondern federleicht den Raum durchdrang, ohne penetrant zu wirken. Sasuke sah auf Sakura hinab. Ihr rosa Haar hatte sie wie die anderen Brautjungfern zu einem Haarknoten hochgesteckt. Die Frisur war mit Blüten und Perlen verziert und fliederfarbene Bänder schmückten die nach hinten geflochtenen Strähnen. Er versteifte als er sah, wie sie ihren Kopf bewegte. Aber Sakura blickte nicht wie von ihm erwartet zu ihm auf, sondern schenkte der Umgebung ihre Aufmerksamkeit. Es ärgerte ihn. Natürlich war ihr anhimmelndes Getue lästig gewesen aber diese 180 Grad Wende gefiel ihm noch weniger. Plötzlich begriff Sasuke, sie sollte ihn ansehen. Das Grün ihrer Augen sollte ihm gelten. Selbst als die Musik begann, konzentrierte sie sich nicht auf ihn, ihrem Tanzpartner. Er folgte nicht ihrem Blick, sondern fragte mit einem leicht gereizten Unterton: „Können wir?“ Es ging ihm nicht darum, dass sie den Einsatz verpasst hatten und die anderen Paare schon am Tanzen waren. Es ging ihm ums Prinzip. Seine Frage schaffte, was er sich daraus erhofft hatte. Sie sah ihn an und nickte – mal wieder.   Sakura ließ sich wunderbar führen. Es fühlte sich an, als hätte er mit ihr unzählige Stunden im Voraus genommen. Egal in welche Richtung er sie lenkte oder wie schnell oder langsam er das Tempo gestaltete, sie passte sich ihm an. Er hätte darüber erfreut sein müssen in ihr eine solch exquisite Tänzerin gefunden zu haben, aber sie schien nur physisch da zu sein. Mit ihren Gedanken war sie ganz weit weg. Er sprach sie drei, vier Mal an, aber sie reagierte nicht. Erst als der Tanz endete, blickte sie auf und in ihrem Gesicht konnte er die reine Verwirrung lesen. Erneut widersprach sie dem, was er in Erinnerung hatte. Sie sollte strahlen. Ihn anlächeln. Die gerötete Wangen sollten nicht nur vom Tanz herrühren.   „Entschuldige, dass ich so eine miserable Tänzerin bin“, sagte sie atemlos. Ihr Blick schweifte hektisch durch den Raum und rasch fügte sie an: „Ich brauch erstmal was zu trinken.“ Bevor er etwas erwidern konnte, hatte sie sich schon umgedreht und verschwand zwischen den anderen Gästen, von denen einige paarweise die Tanzfläche betraten. Er fühlte sich wie ein begossener Pudel. Erst Sekunden später kam ihm in den Sinn, ihr nachzugehen, da wurde er aber von Karin abgefangen. „Sasuke!“, japste diese. „Endlich!“ „Endlich was?“ „Ich dachte schon dieses Lied endet nie. Du hast mir so leidgetan. Haruno hat überhaupt kein Anstand und erst recht kein Taktgefühl. Anstatt glücklich zu sein, mit dir einmal im Leben tanzen zu dürfen, macht sie eine Miene wie ein Trauerklos. Aber keine Sorge, ich bin ein veritabler Ersatz. Nimm mich, führe mich über das Parkett.“ Sasuke hob die Brauen und sah Karin groß an, gleichzeitig nahm er Abstand von ihr. „Wie viel hast du getrunken?“, wollte er wissen. „Wieso?“ „Du hast eine Fahne.“ Karin klappte der Mund auf. Rasch hob sie die Hand und atmete gegen die Innenfläche. Ihre Wangen wurden rot. Anscheinend hatte sie es jetzt auch bemerkt. Aber das war für sie kein Grund aufzugeben, stattdessen entgegnete sie: „Na und. Vor vier Jahren hat dich das auch nicht gestört.“ „Lass es!“, knurrte Sasuke. „Warum? Ist es dir peinlich? Nun, mir nicht. Ich hab jede Sekunden genossen. Besonders deine Lippen auf meinen …“, dabei lächelte Karin ihn verschmitzt an und eröffnete ihm einen tiefen Einblick auf ihr Dekolleté. Sie leckte sich über die Oberlippe und hauchte anzüglich: „Du warst ein sehr unartiger Uchiha … und wer einmal unartig ist, wird es immer wieder sein. Also, warum sträubst du dich so? Wir könnte jede Menge Spaß haben.“ Sasuke schob seine Hände in die Hosentaschen. Er straffte die Schultern und erwiderte im monotonen, trockenem Ton: „Mach dich nicht lächerlich.“ „Schiebst du’s auf den Alkohol?“, Karin lachte und schob ihre rote Brille zurecht. „Du weißt schon, Alkohol holt die tiefsten Abgründe in einem empor und zeigt das wahre Selbst. Du hast an dem Abend nur gezeigt, wer du wirklich bist, wer du wirklich sein willst.“ Dunkel grollte Sasuke Karins Namen zwischen den Zähnen hindurch, aber die junge Frau sprach ungeniert weiter. Um sie herum tanzten die Gäste ausgelassen. „Mit mir kannst du der sein, den du im tiefsten Inneren eingesperrt hältst. – Du kannst es nicht leugnen, Sasuke. Du willst es und das weißt du. Die unnahbare Seite an dir hat ihren Reiz, ganz ohne Zweifel, aber glaub mir, das hemmungslose Verlangen, dass du vor vier Jahren mich hast spüren lassen war pures Feuer. Es vergeht keine Nacht, in der ich nicht davon Träume, wie es gewesen wäre, wenn wir auch den letzten Schritt gegangen wären. Du und ich…“ Es reichte! Sasuke schnaubte. Er packte Karin am Handgelenk und zog sie durch das Getümmel der tanzenden Gäste zum Ausgang des Saals. Im Vorraum befanden sich nur wenige Leute, entweder auf dem Weg zur Toilette oder nach draußen, für eine Zigarette. In einer Nische, hinter einem Stützpfeiler, blieb Sasuke stehen und stellte Karin zwischen sich und die Wand. „Nicht so stürmisch, Uchiha“, lachte diese. „Wir können auch aufs Zimmer gehen.“ Ihr Lachen verstummte als sie in Sasukes Gesicht sah. „Jetzt hör ganz genau zu, Karin“, knurrte Sasuke. „Was vor vier Jahren passiert ist, ist Vergangenheit. Lass. Es. Ruhen.“ „Oh, bitte. Wie kann ich die Erinnerungen ruhen lassen. Sobald ich daran denke werde ich feucht und sehne mir den Tag herbei, oder auch die Nacht, wo wir die ganze Sache wiederholen, ohne Handy natürlich, aber mit einem vergnüglichen Abschluss, der uns beide den Höhepunkt beschert. Gerne auch mehrmals.“ Sasuke bebte. Er presste seine Zähne aufeinander und sog die Luft scharf ein. „Es wird nicht nochmal passieren.“ „Es war kein Ausrutscher, Sasuke. Du hast es gewollt. Leugne es nicht, oder warum hast du dich gegen Naruto und die Haruno aufgelehnt als sie vorhatten, dich von mir wegzuzerren? Du wolltest mich. Du warst hart. … Ja, schau nicht so. Dein bestes Stück hat sich ziemlich deutlich in der Unterhose abgezeichnet. Du bist geil geworden, wegen mir.“ „Es reicht, Karin!“, warnte Sasuke sie. „Was? Du kennst das Video. Du weißt, was wir eigentlich tun wollten. Sex auf dem Küchentisch. Im Haus von Narutos Eltern. Schade nur, dass der Alkohol dich zu früh ausgeknockt hat. Gerade als es richtig losging und du mein Höschen runterziehen wolltest, bist du umgekippt. Einfach so. Zack und schon warst du im Land der Träume.“ Erneut schnaubte Sasuke. Er ballte die Hände zu Fäusten. „Sasuke“, säuselte Karin. „Lass es uns tun. Gehen wir auf mein Zimmer. Ich verspreche dir den Himmel auf Erden zwischen meinen Beinen und wenn das nicht reicht, mein Mund steht dir genauso zu Verfügung. Nicht nur für deine Lippen, wenn du weißt was ich meine. Also, sag nicht es sei ein Ausrutscher gewesen, dem Alkohol geschuldet.“ „Stimmt“, erwiderte Sasuke. „Es war kein Ausrutscher. Ich bin selbst schuld, dass es so weit gekommen ist. Allein mein übermäßiger Konsum an Alkohol hat mich in diese prekäre Lage gebracht. Deshalb kann ich nicht von einem Ausrutscher sprechen. Ich muss mein Tun, so viel Alkohol getrunken zu haben, verantworten und damit auch die daraus resultierenden Folgen… und deshalb wird es nicht noch einmal zu solch einer Situation kommen und schon gar nicht mit dir. – Finde dich damit ab, dass zwischen uns nichts laufen wird. Weder heute oder morgen. Also … lauf mir nicht nach. Ich habe kein Interesse an dir.“ „Wirklich?“, zischte Karin. „Und wenn ich es weiterhin tue, was wirst du dann machen? Zu Papi rennen oder zu Mami, damit du einen Anwalt bekommst, der dich rausholt? Oder kommst du gleich mit dem Geld angekrochen, damit ich meine Rechte an allen Fotografien und Aufnahmen abtrete? Was wirst du tun?“ Am liebsten hätte Sasuke auf die Wand hinter Karin eingeschlagen. „Dir die kalte Schulter zeigen, bis du’s kapiert hast.“ Sasuke ärgerte sich selbst über diese Satz. In seinen Ohren klang er schwach. Karin schnaubte und verschränkte die Arme unter der Brust, damit sie diese etwas nach oben drücken konnte. „Huh! Wie ich erzittere. Du bist weich geworden, Uchiha. Hätte ich nicht gedacht …“, mit einmal sah sie ihn taktierend an und legte den Kopf schief. „… oder ist es wegen ihr?“ Sasuke nahm Abstand und blickte verwirrt auf Karin hinunter. „Wegen ihr?“, wiederholte er. „Jetzt tu nicht so… ich hab gesehen wie du sie den ganzen Tag schon angeschaut hast.“  Sie schnalzte mit der Zunge und lachte: „Unfassbar! Jahrelang versucht sie deine Aufmerksamkeit zu erheischen und du stößt sie immer wieder von dir weg. Du beleidigst sie sogar mit meinen Worten, Hohlköpfige Breitstirn, und du trittst ihre anhimmelnden Gefühle mit Füßen, aber kaum wendet sich diese Schlampe von dir ab und zeigt dir die kalte Schulter, hechelst du ihr nach, wie ein Hund hinter einer läufigen Hündin.“ Jetzt wusste Sasuke von wem Karin da sprach. „Rede nicht so.“ „Warum? Haruno ist was sie ist.“ „Deine Wortwahl ist vulgär.“ „So sind Beleidigungen nun mal“, erwiderte Karin. „Sie hat sie verdient, weil ich sie nicht ausstehen kann und jetzt lechzt du ihr auch noch nach. Wieso? Was ist jetzt so besonders an ihr, was vorher nicht besonders war?“ Sasuke wusste selbst nicht, was er antworten sollte. Außerdem trieb Karin das Ganze für seine Nerven viel zu sehr auf die Spitze. Er nahm noch mehr Abstand von ihr. „Du bist anstrengend“, brummte er. Genervt schob er seine Hände in die Hosentaschen und schlug den Weg zu den Toiletten ein. Karin rief ihm zornig nach: „Ja, lauf nur, Uchiha! Renn weg, wie du es immer tust.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)