Our secret von Soichiro ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Schnell rannte der Rothaarige die Straße herunter, wobei er dabei aufpassen musste, dass seine Sporttasche nicht von der Schulter herunter rutschte. Dank seinen nassen Haaren liefen ihm immer wieder Wassertropfen den Nacken herunter. Auch sein Shirt klebte an ihm, da er sich nach dem Duschen keine Zeit gelassen hatte, um sich ordentlich abzutrocknen. Doch Letzteres konnte er gut mit seiner Trainingsjacke verdecken. Doch das alles war ihm egal. Er hatte versprochen pünktlich zu sein und das würde er auch hinbekommen. Da das Training heute bereits ziemlich anstrengend gewesen war, wunderte es ihn nicht, dass er ziemlich außer Atem war als er endlich an der Turnhalle ankam. Doch der Blick auf seine Armbanduhr ließ ihn grinsen. Zwei Minuten zu früh, er hatte es also geschafft! Grinsend ging er um die Ecke Richtung Eingang der Halle. Dort entdeckte er auch direkt seine Verabredung, die sich offenbar angeregt mit einem jungen Mann unterhielt. Der Mann bei Kisumi war ein wahrer Riese, aber gut, das sollte einen im Basketball- Club nicht wundern. Der unbekannte Brünette strahlte Kisumi bei seiner Erzählung regelrecht an und es schien ihm spielend leicht zu fallen seinen Kumpel zum Lachen zu bringen. Asahi musste zugeben, dass ihn der Anblick irgendwie störte. Dabei konnte er gar nicht sagen ,was das Problem war. Asahi ging auf die beiden jungen Männer zu und konnte nun endlich verstehen, über was sie sprachen. „So und da ich dir nun mein peinlichstes Schulerlebnis verraten habe, hab ich einen Wunsch frei. Also wie wäre es mit einem spontanen Date?“ Bei den Worten des brünetten Riesen musste sich Asahi ein Schnauben verkneifen. Was für eine plumpe Anmache! Die Tatsache, dass Kisumi von einem Mann angemacht wurde, wunderte ihn dagegen nicht. Sein ehemaliger Schulkamerad hatte ihm und ihren Freunden schon vor Monaten gesagt, dass er schwul war. „Das ist aber eine sehr ungleiche Forderung. Und das spontane Date muss ich ablehnen, ich bin schon verabredet… und zwar mit ihm.“ Während seiner Antwort bemerkte Kisumi wohl, dass er auf sie zuging und deutete auf ihn. „Hey Asahi, du bist ja sogar pünktlich! Ich hab mich nicht getraut die Kinokarten schon zu kaufen, da ich doch damit gerechnet habe, dass es die Spätvorstellung wird“ Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen wurde er von Kisumi begrüßt. Dabei entging es Asahi nicht, wie er gleichzeitig von dem Riesen gemustert wurde. „War mir klar, dass du mir nicht glaubst. Daher hab ich die Karten gekauft“ Leicht grinsend sah er den etwas Jüngeren an und hielt ihm dann zum Beweis sein Handy vor die Nase, auf dem die Karten gespeichert waren. Er hatte Kisumi angesehen, dass er direkt den Beweis fordern würde. „Wow, da bin ich ja glatt sprachlos“ Bei seinen Worten musste Kisumi leise lachen und das ließ Asahis Grinsen nur noch breiter werden. Seit sie Beide an der Uni waren, verbrachten sie recht viel Zeit miteinander. Egal ob nun zu zweit oder eben zusammen mit ihren gemeinsamen Freunden. Anfänglich war es nie geplant gewesen auch allein etwas zusammen zu unternehmen. Nein, das war eher zustande gekommen, wenn ihre Freunde dann doch keine Zeit hatten. Doch musste Asahi zugeben, dass er von Mal zu Mal spüren konnte, dass es ihn gar nicht störte, wenn Haru und Co. sie sitzen ließen. Und wenn er ehrlich war, hatte er heute im Training keinen der Anderen gefragt, ob er denn mitkommen wolle. Gut, wahrscheinlich interessierte der Film Haru sowieso nicht, Ikuyas Training begann später als bei ihnen und Makoto würde bestimmt wieder mit Sousuke abhängen. „Sorry ihr Beiden! Ich hatte keinen Schimmer, dass Kisumi vergeben ist. Ich wollte mich da wirklich nicht einmischen.“ Fast zeitgleich sahen Asahi und Kisumi zu dem jungen Mann, der bis vorhin mit Kisumi gesprochen hatte. „Asahi und ich? Oh nein, wir sind kein Paar.“ Langsam blickte der Rothaarige zu seinem Kumpel, dessen Antwort wie aus der Pistole geschossen kam. Was sollte das denn nun? Das klang ja als wäre es eine Sache der Unmöglichkeit, dass sie zusammen sein könnten! Da konnte man sich ja glatt beleidigt fühlen! War er dem Depp etwa nicht gut genug? Bei dem Gedanken hielt Asahi kurz inne. Was dachte er denn da? Das machte doch keinen Sinn! Er war doch nicht einmal schwul! „Nicht? Oh… mein Fehler, ihr wirkt irgendwie so vertraut.“ Entschuldigend sah der Riese zu ihnen und irgendwie nervte Asahi der Kerl. Konnte er nicht einfach abhauen? „Ach wir sind einfach nur Freunde und das seit Jahren…das ist alles. Asahi steht nicht auf Männer.“ Das war alles? Das wurde ja immer besser! Wie sprach Kisumi denn bitte über ihre Freundschaft? Man konnte ja meinen, dass er irgendein dahergelaufener Kerl war! „Na wie dem auch sei, ich lass Euch dann mal losziehen, offenbar habt ihr ja was vor. Wir sehen uns dann morgen beim Training, Kisumi. Euch einen schönen Abend.“ Während sich Kisumi lächelnd von dem Riesen verabschiedete, nickte Asahi ihm nur leicht zu. Ein seltsamer Kerl! Der Gedanke, dass der junge Mann ihm nun wirklich nichts getan hatte, verdrängte er gekonnt. Er mochte diesen Typen einfach nicht und fertig! „Können wir endlich los?“ Murrend stellte er Kisumi seine Frage und setzte sich direkt in Bewegung ohne auf eine Antwort zu warten. „Ähm klar…“ Der verwunderte Unterton in Kisumis Stimme entging ihm nicht. Doch er hatte gerade nun wirklich keine Lust ihm zu erklären, was los war. Nun gut, so ganz wusste er das auch nicht. Es war ja Kisumis Sache mit wem er flirtete, auch wenn er dabei einen grausamen Geschmack bewies. Und wenn der etwas Jüngere so abwertend über ihre Freundschaft sprach, konnte er das ja gern tun. Der Abend verlief alles andere als entspannt. Asahis Laune wollte einfach nicht besser werden. So war er weder bei der Auswahl der Snacks für den Film sonderlich gesprächig, noch kommentierte er wie sonst das Vorschauprogramm. Dass Kisumi ihm den ganzen Film über immer wieder seltsame Blicke zuwarf, entging ihm nicht, auch wenn er versuchte sie zu ignorieren. Dabei verstand er ja nicht mal selbst was sein Problem war. Doch die Reaktion seines Kumpels ging ihm nicht aus dem Kopf. War es denn so unwahrscheinlich, dass Kisumi ein Date mit einem Mann wie ihm haben könnte? Während sie langsam den Weg nach Hause entlang gingen, blieb sein Blick an Kisumis feingeschnittenen Gesicht hängen. Er blickte von den geschwungenen Wimpern, zu der fast schon zu perfekten Nase, bis hin zu den vollen Lippen des Kleineren. Kisumi war in der Tat ein ziemlich schöner Mann. Das könnte wohl niemand abstreiten. Und während sein Blick dann auch langsam über den Körper des Anderen wanderte, kam ihm glatt in den Sinn, dass Kisumi eine Karriere als Model starten könnte. Gab es überhaupt einen Makel an dem Kerl? Der sah fast so aus als wäre er einem Modekatalog entsprungen! Und warum war ihm das noch nie aufgefallen? „Asahi? Erde an Asahi!“ Die Stimme des Anderen riss ihn aus seinen Gedanken und sah er ihn verwirrt an. „Was ist los?“ „Was los ist? Das frage ich dich! Erst bist du ohne Grund angepisst. Ich frage tausend Mal, was los ist, aber du schweigst lieber. Du tust während dem Film so als würdest du meine Blicke nicht merken, aber ich weiß genau, dass du sie gesehen hast. Und nun starrst du mich gedankenverloren an. Du bist heute echt seltsam. Sag mir endlich was los ist!“ Sichtlich genervt blieb Kisumi stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Und auch wenn er das gar nicht wollte, schoss dem Rothaarigen ein Gedanke durch den Kopf. Der Hellhaarige sah ziemlich süß aus, wenn er trotzig wurde. „Wäre ich so wenig dein Typ?“ Kaum hatte er ausgesprochen, verfluchte er sich. Warum war sein Mund immer schneller als sein Hirn? Aber gut, nun war die Sache ausgesprochen. Und sie schien Kisumi ziemlich zu überraschen, denn er sah ihn total perplex an. „Was?“ „Bin ich so ein Freak oder was wäre das Problem? Weißt du, es gibt durchaus Leute, die das anders sehen. Ich bekomme Angebote.“ Himmel, was redete er da! Warum sagte er das nur? Von Sekunde zu Sekunde wurde wegen ihm das Gespräch immer seltsamer. „Du bekommst Angebote? Von wem denn?“ Schmunzelnd verschränkte Kisumi die Arme vor der Brust und Asahi fühlte sich ertappt. Ja gut, er hatte wohl etwas übertrieben. Wobei er schon glaubte, dass die Eine aus dem Frauenteam öfter zu ihm rüber blickte. „Darum geht es hier doch gar nicht!“ „Da gebe ich dir Recht, nur leider kapiere ich nicht, um was es denn eigentlich geht. Ich verstehe nicht, warum du sauer bist.“ Zu genau spürte Asahi wie Kisumi auf jede kleine Regung von ihm achtete, offenbar in der Hoffnung einen Hinweis zu finden, was genau los war. Sein Verhalten musste wohl schrecklich verwirrend wirken. „Es geht um deine Reaktion bei diesem seltsamen Riesen. Das klang fast so als wäre es dir peinlich, dass man mich für dein Date halten könnte.“ Trotzig sah er den etwas Kleineren an, der im ersten Moment weiterhin verwirrt aussah, dann aber lachen musste. Was war denn nun so witzig? „Kannst du mal aufhören zu lachen?“ Murrend sah er Kisumi an, der immer noch lachen musste. Bekam der Kerl heute Geld dafür ihn zu nerven, oder warum wurde das hier immer schlimmer? „Nein kann ich nicht, denn dein Verhalten ist lächerlich. Ich hab nicht so reagiert, weil es mir peinlich wäre. Ich habe nur so reagiert, damit er es erst gar nicht falsch versteht. Heteros mögen es normal nicht so, wenn man sie für schwul hält, du Spinner.“ Breit grinste der Rosahaarige ihn an und Asahi ließ sich die Worte nochmal durch den Kopf gehen. Das war also der Grund? „Wirklich? Und nur mal so am Rande, dir sollte klar sein, dass mir die Meinung von irgendwelchen Fremden ziemlich egal ist. Was kümmert es mich, ob der denkt, dass ich schwul sein könnte? Einige meiner Freunde sind schwul und das ist absolut OK.“ Asahi musste immer noch ein wenig grummeln, das hier passte ihm weiterhin nicht so ganz. Was dachte Kisumi denn von ihm? Es wäre ihm tatsächlich egal, ob ihn irgendwer für schwul oder bi halten würde. Bevor er reagierten konnte, lachte Kisumi schon wieder. Sein Kumpel harkte sich dann auch einfach bei ihm ein und zog ihn mit sich. So hatte der Rothaarige keine andere Chance als sich in Bewegung zu setzen. „Und wieder spinnst du. Darum geht es nicht. Ich weiß, dass du keinerlei Probleme mit Homosexualität hast. Du checkst es echt nicht, oder? Ich wollte einfach nur klar stellen, dass er gar nicht erst versuchen soll dich anzubaggern. Kai ist echt OK, keine Frage. Aber er baggert eben alles an, was bei drei nicht auf den Bäumen ist.“ Schmunzelnd sah Kisumi zu ihm auf und Asahi konnte förmlich spüren, wie ihm seine Gesichtszüge vor Überraschung entglitten. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit! „Und… Und du wolltest das nicht, weil du auf ihn stehst oder wie? Als ich bei euch ankam, klang das schon ziemlich nach flirten.“ Und allein die Erinnerung daran wurmte ihn. Irgendwie wollte er sich Kisumi mit diesem Riesen nicht vorstellen. „Du denkst nicht ernsthaft, dass das was zu bedeuten hatte, oder? Ich flirte gern und das ist alles. Ich hatte schon ewig kein Date mehr und da war es ganz schön mal wieder etwas Beachtung und Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber so ein Aufreißer wie Kai ist nichts für mich. Auf so einen Typ Mann stand ich vielleicht als Teenager, aber die Zeiten sind vorbei.“ Auch wenn er nicht so recht verstand, warum es so war, so spürte der Rothaarige deutlich, wie er sich endlich wieder etwas entspannen konnte. Kisumi schien den Riesen für sich ja wirklich vollkommen auszuschließen. Und binnen Sekunden stieg seine Laune auch wieder. Da hatte er ihnen wohl wirklich den Abend versaut. Aber zum Glück war er ja noch nicht vorbei! „Wie wäre es mit einem Eis und noch eine Runde um den See drehen?“ Fragend sah er Kisumi an, der schmunzeln nickte. Der Kleinere schien auch nicht vorzuhaben sich von ihm zu lösen, doch das störte Asahi kein bisschen. Asahis Stimmung wirkte sich direkt auf Kisumi aus. Und so schlenderten die Zwei wenig später entspannt um den See, der in der Nähe des Campus lag und unterhielten sich über alles Mögliche. Der Rothaarige machte seine üblichen Witze und auch wenn Kisumi die meiste Zeit deswegen die Augen verdrehte, musste er grinsen oder lachen. Irgendwann setzten sie sich an das Ufer des Sees, das dank den Laternen, die den Rundweg säumten, nicht komplett im Dunkeln lag. Asahi ließ sich direkt auf den Rücken fallen und streckte alle Viere von sich. Kisumi dagegen sah schmunzelnd auf ihn herab und blickte dann zum See. Wieder einmal blieb Asahis Blick an Kisumis Gesicht hängen, besonders an den vollen Lippen des Jüngeren. Kisumi hatte schön geschwungene Lippen, schoss es ihm durch den Kopf. Wie es sich wohl anfühlen würde sie zu küssen? Anders als bei einer Frau? Oder kam es bei einem Kuss nicht doch eher auf die Person an sich an und nicht auf das Geschlecht? „Asahi, du tust es schon wieder. Hör auf mich anzustarren!“ Die Stimme des Anderen riss den Schwimmer aus seinen Gedanken und erst jetzt fiel ihm auf, dass Kisumi mittlerweile wieder zu ihm sah. „Was genau ist eigentlich dein Typ?“ „Wie bitte?“ Nun was es Kisumi, der zur Abwechslung mal ziemlich verwirrt aussah. Bei der Reaktion musste Asahi glatt schmunzeln. „Du meintest vorhin das Kai nicht dein Typ ist, zumindest nicht mehr. Also was ist dein Typ?“ „Was spielt das denn nun für eine Rolle?“ Nun wurde Asahi glatt neugierig. Es war extrem seltsam, dass sein Jugendfreund einer Frage auswich. Langsam Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich Kisumi die Hände rieb. Normalerweise hätte er nun darauf getippt, dass ihm kalt wurde. Doch dafür war es gerade eindeutig zu warm. Ansonsten tat Kisumi das eigentlich nur, wenn er nervös wurde. „Na ich will es eben wissen, also sag es mir.“ Er blickte seinem Gegenüber direkt in die Augen, zumindest bis dieser den Blickkontakt unterbrach. „Asahi, müssen wir darüber nun reden?“ „Ja“ „Du Dickkopf!“ „Und du bist ein Sturschädel“ Bei seiner Erwiderung sah ihn Kisumi nun doch wieder an. Mit ernstem Blick sahen sie sich an, mussten dann aber fast zeitgleich lachen. Genau deswegen mochte es Asahi mit Kisumi unterwegs zu sein. Auch wenn sie auf den ersten Blick so unterschiedlich wirkten, hatten sie einfach den gleichen Humor und verstanden sich ohne Worte. Nach einer Weile drehte sich Kisumi leise seufzend Richtung See, fing dann aber an zu reden. „Na gut. Ich will einen Mann, der ein gesundes Selbstbewusstsein hat, manchmal wohl schon etwas zu viel. Ich mag es, wenn man nicht aufgibt. Er muss ehrlich und in einem gewissen Maß auch ehrgeizig sein. Irgendwie hab ich einen Hang zu Männern, die etwas im Kopf haben, aber sich aus irgendeinem Grund manchmal verdammt dämlich anstellen. Offenbar hab ich auch einen Hang zu Männern, die gern mal die Grenzen bei ihren Freunden übertreten. Und..“ Während seiner Worte machte Kisumi keine Anstalten zu ihm zu sehen. Asahi hörte ihm dennoch zu und mit jedem Wort schlug sein Herz immer schneller. Drehte er jetzt total durch oder beschrieb Kisumi gerade ihn? Der etwas Jüngere lag ihm ständig damit in den Ohren, dass er sich zu gern wie ein Depp anstellen würde und dass er keine Grenzen akzeptieren konnte. „Und…und ob ich es will oder nicht, ich mag Dickköpfe…oder zumindest den Einen“ Ziemlich überrascht setzte sich Asahi dann auch wieder auf, während sein Begleiter immer noch zum See sah. War das wirklich sein Ernst? Kisumi wollte ihn? „Kisumi…ich… „Schon ok, Asahi. Ich weiß, dass du hetero bist. Wir sind Freunde. Und ich mache mir keine Hoffnungen. Zumindest mach ich mir keine, wenn du dich nicht so seltsam benimmst wie heute. Man hätte ja glatt meinen können, dass du eifersüchtig bist. Daher lass so etwas in Zukunft sein, ok? Und dann bekomme ich das auch wieder in den Griff und sehe dich irgendwann wieder als normalen Freund“ Asahis Herz wurde bei den Worten nur noch schneller. Kisumi meinte wirklich ihn! Wie hatte er das nicht bemerken können? Manchmal war er so blind! Doch die weiteren Worte störten ihn irgendwie. Aber warum? Ihn freute der Teil, dass sein Kumpel ihn mochte, aber nicht der Teil, dass das bald wieder aufhören würde? Und wenn er es sich so recht überlegte, dann muss er wirklich wie ein eifersüchtiger Idiot gewirkt haben. War er denn eifersüchtig gewesen? Fragen über Fragen schossen ihm durch den Kopf. Warum fing er eigentlich immer erst an zu denken, wenn er mit Sachen so direkt konfrontiert wurde? Hätte er sich nicht mal vorher fragen sollen, warum er immer öfter versuchte mit Kisumi allein zu sein? Oder warum er eigentlich jeden Abend mit ihm verbrachte anstatt sich mal wieder ein Date zu suchen? „Und wenn ich das gar nicht will?“ „Das ich dich mag? Sorry, dafür ist es zu spät. Wobei ich selbst nicht weiß, wie das passieren konnte.“ Schnaubend drehte sich Kisumi endlich zu ihm. Allerdings rechnete dieser wohl nicht damit, dass Asahi mittlerweile direkt neben ihm saß und nicht mehr lag. Die Augen seines Gegenübers weiteten sich überrascht als sie sich so nah waren, dass sich fast ihre Nasenspitzen berührten. „Das meinte ich nicht. Ich meinte, was ist, wenn ich nicht will, dass das wieder aufhört?“ Asahi konnte deutlich sehen wie sehr die Worte den etwas Kleineren verwirrten und daraufhin musste er einfach schmunzeln. „Hör zu, Kisumi, ich weiß selbst nicht was heute mit mir los war. Und es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich mir hier rüber schon viele Gedanken gemacht habe. Aber du kennst mich, das ist leider meine Art. Aber ganz ehrlich, ich denke ich war tatsächlich eifersüchtig. Und ich fand den Gedanken, dass ich nicht dein Typ bin, wirklich verdammt nervend. Ich kann dir hier und jetzt keine Liebeserklärung bieten. Aber wenn du willst, wäre ich direkt bereit dazu herauszufinden, ob es nicht doch mehr ist“ In diesem Moment sagte er einfach frei heraus, wie es in ihm aussah. Und genau das, bestätigte den Rothaarigen darin, dass das hier mehr sein könnte. Bei seinen bisherigen Schwärmereien hatte er immer genau darauf geachtet, was er sagte. Er nahm sich zurück, um sie nicht mit seiner Art zu überfordern. Doch bei Kisumi gab es dafür keinen Grund. Der Jüngere kannte ihn und durchschaute ihn. Er würde es direkt merken, wenn er ihm irgendetwas vorspielen würde. „Aber du bist hetero.“ Die Ungläubigkeit in Kisumis Augen war nun wirklich nicht zu übersehen. Und natürlich verstand Asahi das. Mit dem hier konnte der Kleinere nicht rechnen. Er selbst hatte das ja nicht einmal voraus gesehen. „Mh… ich dachte, dass ich es bin. Aber mir kam heute mehrmals in den Sinn, wie gut du aussiehst und mich gefragt, wie es wohl wäre dich zu küssen. Klingt nicht so hetero, oder?“ Mit einem Schmunzeln auf den Lippen kam er ihm so nah, dass sich nun wirklich ihre Nasenspitzen berührten. „Du willst mich küssen?“ „Na wenn du endlich mal aufhören würdest zu reden, dann ja.“ Asahi konnte sehen wie Kisumis Blick zu seinen Lippen wanderte, ihn dann aber doch wieder unschlüssig ansah. Immer noch schmunzelnd legte er eine Hand an Kisumis Wange. „Was ist mit den Anderen? Das…Das ist doch seltsam.“ „Was soll mit denen sein? Erstens, ist es allein unsere Sache, ob und wann wir ihnen was sagen. Außerdem sind in drei Monaten die Meisterschaften, die haben gerade anderes im Sinn. Und wenn sie danach Zeit haben, sich darum Gedanken zu machen, sind wir ja vielleicht schon ein total verliebtes Pärchen und sie haben sich dann einfach für uns zu freuen.“ Mit seinen Worten brachte er Kisumi ein wenig zum Grinsen und das freute ihn. So langsam schien er wohl wirklich zu begreifen, dass er es ernst meinte. „Mh… ich finde nach den Meisterschaften klingt gut. Ich will, dass du dir sicher bist, bevor wir mit ihnen reden.“ „Verstehe ich. Also gut, egal wie es läuft, wir sagen vorher nichts…versprochen.“ Schmunzelnd lehnte er seine Stirn gegen Kisumis, der daraufhin kurz die Augen schloss, aber lächeln musste. „Wie war das vorhin? Du sagtest was von küssen. Das hier wäre ein ziemlich guter Moment dafür.“ Bei den Worten musste Asahi leise lachen. Das hier lief wirklich ganz und gar nicht so wie mit all seinen vorherigen Dates. Doch Fakt war, dass sich das verdammt gut anfühlte. Und so zögerte er auch nicht lang und verschloss Kisumis Lippen mit seinen eigenen und küsste ihn sanft. Er wusste nicht, was das hier werden würde. Gerade wusste er nicht einmal, ob er nun bi oder schwul war. Doch das alles war ihm gerade ziemlich egal. Doch eines spürte er deutlich, während ihr Kuss langsam inniger wurde: das war der beste Kuss seines Lebens und davon würde er ganz sicher noch viel mehr wollen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)