REQUIEM - 4. Akt: Der Ruf des Bösen von CyberneticNemesi ================================================================================ Kapitel 13: Veritaserum ----------------------- Als Severus in Hogwarts wieder aufschlug war auf dem Platz vor dem Labyrinth immer noch alles in heller Aufregung. Er suchte nach Dumbledore und Minerva, die er gerade noch sah, wie sie in Richtung des Schlosses davoneilten. Severus lief ihnen hinterher bis er sie eingeholt hatte. „Das ging aber schnell.“, bemerkte Dumbledore. „Es stimmt.“, sagte Severus. „Der Dunkle Lord ist wieder auferstanden. Ich habe ihn gesehen. Er lebt.“ „Dann haben sich unsere schlimmsten Befürchtungen Bewahrheitet. Severus, holen Sie etwas Veritaserum und treffen Sie mich vor dem Büro von Professor Moody.“ Severus hinterfragte Dumbledores Anweisung nicht, sondern machte sich gleich auf in Richtung der Kerker. Er wusste nicht, was in seiner Abwesenheit passiert war, doch das Dumbledore nach dem Wahrheitsserum verlangte legte nahe, dass sich in den letzten Minuten etwas ergeben hatte. Severus ging in sein Büro und öffnete den Schrank in dem sich die wirklich wichtigen Sachen befanden. Er holte eine mit einem roten Kreuz markierte Glasflasche heraus und rannte anschließend den ganzen Weg zu Moodys Büro vor dem schon Dumbledore, Minerva und Kingsley warteten. Kaum war er da sprengte Albus das Schloss zur Tür des Aurors auf. Moody stand mit erhobenen Zauberstab vor Potter, der verängstigt vor ihm zurückwich. „Expelliarmus!“, rief Dumbledore und es riss den alten Auroren von den Füßen. „Alles in Ordnung?“, fragte Dumbledore an Harry gewandt. Severus und Minerva bugsierten Moody auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und richteten sicherheitshalber ihre Zauberstäbe auf ihn. „Er wollte mich töten.“, sagte Potter. Severus nahm den herunter gefallenen Flachmann an sich, den Moody sonst immer bei sich trug. Er schraubte die Flasche auf und roch daran. „Vielsafttrank.“, sagte er feststellend. „Nun wissen wir also wer Ihre Vorräte gestohlen hat, Severus.“, sagte Dumbledore. „Das Veritaserum, schnell.“ Severus zog die Flasche aus seiner Hosentasche. Gewaltsam öffnete er Moodys Mund und zwang ihn die klare Flüssigkeit zu schlucken. Der, wer auch immer er war, versuchte ihn anzuspucken, doch Severus griff ihm hart um den Kiefer und streckte ihn nach oben. Der falsche Moody musste schlucken, ob er wollte oder nicht. „Wissen Sie wer ich bin?“, fragte Dumbledore. „Albus Dumbledore.“ „Wo ist Alastor Moody?“, fragte der Schulleiter. „Ist er in diesem Raum?“ Der falsche Moody deutete in Richtung einer großen Kiste neben dem Kamin. Sie hatte ganze sieben Schlösser und war aus schwerem Metall. „Alohomora.“, sagte Dumbledore und die Kiste flog auf und offenbarte etwas, dass sie nicht erwarteten. Am Grund saß halbnackt der echte Alastor Moody. Er war schwach und abgemagert. „Aber wenn das Moody ist, wer ist dann …?“, fragte Potter. Und fast als sei das sein Zeichen gewesen begann der falsche Moody nach Luft zu schnappen und zu würgen. Er zitterte am ganzen Leib. Severus war klar, was hier passierte. Er hatte in dem ganzen Chaos wohl vergessen seinen Trank zu nehmen. Der falsche Auror verwandelte sich zurück. Er schrumpfte zusammen, denn Moody war ein Riese, der selbst große Menschen gern überragte. Die Kleidung des Auroren wirkte nun unverhältnismäßig überdimensioniert. Sein Haar schrumpfte ebenfalls zu einem blonden Igel zusammen und zu einem Mann, der kaum Älter als dreißig sein konnte. „Barty Crouch Jr.“, sagte Dumbledore. Severus hielt sich im Hintergrund. Deshalb war Moody also so merkwürdig gewesen. Er wusste nicht, ob es ihn freuen sollte, dass sein Gefühl ihn nicht getäuscht hatte. Crouch hustete als habe er sich verschluckt und sah sie einer nach dem anderen an. Er blieb für einen Moment an Severus hängen und begann dann freudig das Gesicht zu verziehen. „Ich zeige dir meinen Arm, wenn du mir deinen zeigst.“, sagte Crouch und zog den Ärmel seines Armes hoch und offenbarte sein Dunkles Mal. „Harry, zeig mir deinen Arm.“, sagte Albus an Potter gewandt und zog dessen Ärmel hoch. Jemand hatte ihn den Arm aufgeschlitzt. Getrocknetes Blut verschmierte seinen Arm. „Sie wissen was das bedeutet, nicht?“, fragte Crouch süffisant. „Er ist zurückgekehrt und mich wird er reich belohnen!“ „Wie?“, wollte Albus wissen. „Ein Blutritual. Alles was wir noch dafür brauchten war der Junge.“, erzählte Crouch freimütig. Severus tauschte mit Dumbledore einen Blick aus. Ja, sie waren ihm in die Falle gegangen. Und hatten genau das getan, was er wollte. „Ich konnte es nicht verhindern.“, sagte Potter. „Was haben Sie mit Ihrem Vater gemacht?“, fragte Dumbledore weiter. „Das wissen Sie. Er ist tot.“, sagte Crouch und begann zu lachen. „Ich habe genug gehört. Kingsley, kümmern Sie sich darum.“, sagte Albus und ging mit Minerva und Potter im Schlepptau aus dem Raum. „Er war dir wohl auf die Schliche gekommen?“, sagte Severus. „Ich hätte ihn sowieso getötet. Irgendwann. Das hat meine Rache nur beschleunigt.“ „Rache?“, fragte Severus. „Dabei ging es wohl kaum nur um Rache.“ „Du, Snape, hast auch nicht in Askaban gesessen. Was weißt du schon? Du hast dich rausgewunden. Der Dunkle Lord, er wäre sehr interessiert an der Wahrheit über dich, findest du nicht?“ Severus umklammerte den Zauberstab in seiner Hosentasche. Zur Not würde er ihn gleich hier töten. „Nicht.“, sagte Kingsley und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid.“ Severus zog seinen Zauberstab und machte mit ihm eine Bewegung wie mit einem Messer, das er quer über Crouchs Hals zog. Wie bei einer echten Klinge spritzte ihm das Blut aus dem Hals und Barty Crouch Jr. griff sich im Reflex an die Kehle. Sein Blut strömte durch die Finger und auf den Boden. Er sackte in sich zusammen. „Mein Gott, Severus, was hast du getan?“, empörte sich Kingsley. „Er hätte uns noch etwas sagen können.“ „Nein hätte er nicht.“, sagte Severus und steckte den Zauberstab weg. Kingsley packte ihn am Kragen und drückte Severus gegen die Wand. „Verflucht, Snape, sei verflucht! Auf welcher Seite bist du eigentlich?“ „Auf Eurer, aber ich muss mich schützen. Das verstehst du sicherlich.“, sagte Severus ruhig. Kingsley ließ ihn los und raufte sich die nicht vorhandenen Haare. Severus ging wortlos an ihm vorbei aus dem Raum. Dumbledore würde sich aufregen, ohne Zweifel, doch er durfte seine Tarnung nicht gefährden. Weder dem Orden noch Voldemort gegenüber. Hätte er Crouch laufen gelassen hätte man ihn geradewegs zurück zu seinem Herren geschickt und dort hätte er Gott weiß was erzählt. Es war für sie alle besser so. Severus ging hinunter in die Kerker und stellte das Serum zurück. Er stand da, atmete tief und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „So eine Scheiße!“, sagte er zu sich selbst. Auf einmal ergriff ihn jener Zorn, den er den ganzen Abend über so gut verborgen hatte. Er fegte mit einer wütenden Handbewegung die Utensilien von seinem Schreibtisch. Pergamentblätter, Federn, Glasfläschchen flogen durch die Luft. Er stemmte sich gegen den Rand des Tisches und begann ins Leere hinein zu schreien. Was er die letzte Stunde getan hatte und was ihnen noch bevorstand, alles wurde ihm nun plötzlich bewusst. Warum hatte Dumbledore nicht auf seine Warnungen gehört? Warum hatten sie das alles zugelassen? Er war so wütend. Auf sich selbst und auf Dumbledore. Er hätte sich Moody schnappen sollen als er die Gelegenheit dazu hatte. Warum hatte er nur seinen Instinkt so ignoriert? Verdammt sollte Dumbledore sein! „Severus ...“ Es war Minerva. Sie stand in der Tür. Er hatte keine Ahnung wie lange sie ihn schon beobachtet hatte. Sie kam auf ihn zu und wollte ihm die Hand auf seine Schulter legen. Er schlug sie weg. Er war wütend. Er wollte jetzt nicht angefasst werden. Es fehlte nicht viel und er würde explodieren. „Haben Sie auch nur die geringste Vorstellung davon, was heute Nacht passiert ist?“, fragte Severus mit bebender Stimme. „Können Sie sich diese Katastrophe auch nur im Geringsten ausmalen?“ „Ja, das kann ich.“, sagte Minerva ruhig. „Warum haben wir dann nicht mehr getan? Warum haben wir das geschehen lassen?“ Severus wurde mit jedem Wort lauter. Er war kurz davor sie anzuschreien. Am Liebsten hätte er etwas kurz und klein geschlagen. „Geben Sie sich nicht die Schuld dafür.“, sagte Minerva. „Ich gebe uns allen die Schuld, weil wir so blind waren. So blind!“, rief Severus. „Was nützt Dumbledore mit seinem Spionagenetzwerk, wenn es sich so leicht täuschen lässt?“ „Severus, Sie sind wütend. Das verstehe ich. Sie dürfen sich allerdings nicht in Ihrem Zorn verlieren. Jetzt brauchen wir Sie gerade.“ „Wir? Oder bloß Dumbledore?“, giftete Severus. Er ließ sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch fallen. Jener, auf denen sonst immer nur die Schüler saßen, die er hierher zitierte. Severus fühlte sich komplett nutzlos. „So kann ich nicht mit Ihnen reden.“, sagte Minerva. „Wir verlegen das auf ein andermal.“ Sie kehrte ihm sichtlich niedergeschlagen den Rücken zu und ging davon. Als sie weg war spürte Severus wie sich seine Wut in Trauer wandelte und er begann leise zu weinen. Er schlug die Hände vor sein Gesicht und heulte wie er es lange nicht mehr getan hatte. Der Schock saß tief. Ein Teil von ihm konnte nicht begreifen wie es so weit kommen konnte. Immer und immer wieder stellte er sich diese Frage. Noch lange bis in die Nacht hinein saß er hier bis er schließlich zu müde war, um noch weiter seiner deprimierenden Existenz zu lauschen. Severus ging ins Bett, doch er konnte nicht schlafen. Immer wieder sah er vor seinem geistigen Auge wie er Karkaroff und Crouch tötete. Keine netten Menschen. Es war keine Gefühlsduselei. Er hatte früher schon getötet und das nicht zu knapp. Nein, er hatte einfach mechanisch den Befehlen gehorcht als sei er wieder einer von ihnen. Sein Verstand sagte ihm, dass er keine andere Wahl hatte. Niemand schlug Voldemort je etwas ab, wenn er nicht mit dem Leben bezahlen wollte. Er hatte lange gehofft, dass dieser Teil seines Lebens ihn nie wieder einholen würde. Doch er tat es. Immer wieder. Severus setzt sich schließlich auf, zog sich etwas an und schnappte sich den Zauberstab von seinem Nachttisch. Er tat, was er immer tat, wenn er nicht schlafen konnte und lief durch die menschenleeren Korridore ohne genau darauf zu achten wohin er eigentlich ging. Schließlich kam er in den Innenhof und steckte sich eine Zigarette an. Er setzte sich auf die große Steintreppe und rauchte. Auf der anderen Seite des Hofs erblickte er Dumbledore, der mit wehender Robe auf ihn zu gerauscht kam. „Sie!“, sagte er und deutete mit erhobenen Finger auf ihn. „Was haben Sie getan?!“ Severus antwortete nicht, sondern starrte nur vor sich hin. „Reden Sie mit mir, Severus!“, sagte Dumbledore drohend. „Ich habe getan, was ich tun musste.“, antwortete er still. „Wir hätten Barty Crouch Jr. vernehmen können und Sie töten ihn einfach!“ „Wir wussten bereits alles. Er hätte uns nichts nützliches mehr verraten.“, sagte Severus. „Seit wann verfallen Sie wieder in Ihre alten Muster, Severus? Seit wann töten Sie einfach?“ Dumbledore war sichtlich wütend. Das hatte Severus jedoch erwartet. „Seitdem ich es muss. Was hätte das Ministerium denn getan? Ihn in jenes Askaban zurückbringen aus dem er einfach heraus spaziert ist? Da könnte ich mir ja selbst die Kehle durchschneiden.“, sagte Severus und zog an seiner Zigarette. Dumbledores Gesichtszüge entspannten sich etwas. „Kommen Sie in mein Büro.“, sagte Dumbledore. Severus warf die Zigarette weg und folgte dem Schulleiter. In seinem Büro warteten bereits Minerva und Kingsley. Sie sahen ihn an, sagten aber nichts. Severus ließ sich in den Sessel vor dem Kamin fallen. „Sir, was hat Mr Fudge gesagt?“, fragte Kingsley Dumbledore direkt. „Er will es mir nicht glauben.“, sagte Albus sichtlich frustriert. „Cornelius Fudge glaubt ich hätte nichts als nur die Aussage eines traumatisierten Jugendlichen.“ „Ein Junge ist tot und er glaubt Ihnen nicht?“, fragte Kingsley und schlug Falten mit seiner Stirn. „Genauso ist es … und da jemand den einzigen Menschen getötet hat, der es hätte bezeugen können …“, sagte Dumbledore mit Blick auf Severus. „Wir werden wohl in der kommenden Zeit uns nicht nur mit Voldemort befassen müssen. Solange das Ministerium nicht auf unserer Seite ist muss ich wissen, ob Sie auf meiner Seite sind, Shacklebolt.“ Kingsley nickte ihm zu. „Komme was wolle, Dumbledore. Ich bin ihr Mann.“ „Minerva?“, fragte Albus. „Natürlich, was für eine Frage.“, antwortete sie fast ein wenig beleidigt. Die Drei blickten zu Severus, der ihren Blick nicht erwiderte, sondern einfach nur in die Flammen des Kamins starrte. „Severus? Auf welcher Seite sind Sie?“, fragte Dumbledore. „Das wissen Sie.“, antwortete Severus heißer. „Nein, das weiß ich im Moment nicht.“, entgegnete der Schulleiter mahnend. „Na schön ...“, sagte Severus und erhob sich. „... ich war da, verstanden? Ich habe Voldemort leibhaftig gesehen. Er und die anderen Todesser. Was glauben Sie eigentlich, was ich für eine Wahl hatte?“ Die Drei schwiegen ihn an. Dumbledore blickte über die Gläser seiner Halbmondbrille. „Karkaroff ist tot. Ich habe ihn getötet!“, rief Severus. „Und Barty Crouch! Okay?! Es war ein gottverdammter Loyalitätstest! Was hätte ich schon tun können?!“ „Severus, beruhigen Sie sich.“, sagte Minerva sanft. „Ich will mich nicht beruhigen, verdammt!“, schrie Severus sie an. Er trat wütend gegen den Sessel und rauschte aus dem Büro. „Verlieren wir ihn?“, fragte Kingsley. „Nein.“, sagte Dumbledore. „Der fängt sich wieder.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)