Anders ist schön von winterspross (Shounen-Ai Original) ================================================================================ Kapitel 7: 7: Tee ----------------- 07: ~für mpl~ Die letzten Meter zurück zu seiner Wohnung kroch Ayama regelrecht. Er hasste diese Dienstage, wenn er von acht Uhr morgens bis fast fünf Uhr nachmittags in der Uni festsaß und sich eine Lehrveranstaltung nach der anderen anhören musste. Gut, er hatte seinen Stundenplan dieses Semester auch wieder besonders dämlich zusammengestellt, aber das war einfach schrecklich. Wer kam eigentlich auf die geniale Idee und setzte wichtige Kurse für Höhersemestrige einfach an den Tagesanfang? Er wünschte sich wirklich, der Betreffende würde in der Hölle schmoren. Grummelnd ließ er sich auf eine der Parkbänke vor dem Haus fallen und wühlte in seiner Tasche nach einer Packung Zigaretten. Irgendwo in dem Chaos an Büchern, Federmäppchen und Ordnern musste sie ja sein. Endlich hatte er die verbeulte Schachtel zu Tage gefördert. Eine Zigarette musste er sich noch genehmigen, bevor er sich nach oben wagte, das Rauchen bei offenem Fenster machte ihm noch immer herzlich wenig Spaß, schließlich war es ganz schön kalt draußen. Ist ja auch erst März, dachte er und entzündete den Glimmstängel. Glücklich atmete er tief ein. Ab und zu war so eine Zigarette wirklich etwas Feines. Und wenn es dann endlich Frühling werden würde, konnte er auch wieder entspannter rauchen, ohne mit dem Hintern an einer Bank festzufrieren. „Hallo.“ „Huaaa!“, machte Ayama erschrocken und verschluckte beinahe den Filter seines Nikotinspenders, als Taki sich neben ihm auf das harte Holz fallen ließ. „Was… was machst du denn hier?“ Grüne Augen glitzerten verschmitzt. „Ich sitze hier“, antwortete Taki so unschuldig, dass sein Gegenüber eine Gänsehaut auf den Unterarmen bekam. „Ist das verboten?“ „Natürlich nicht!“, grinste Ayama und dämpfte schnell seine Zigarette aus. „Schön, dich mal wieder zu sehen! Wir sind zwar Nachbarn, aber allzu oft bist du wohl nicht zu Hause.“ „Ich bin den ganzen Tag in der Schule und am Abend oft bei… beim Arzt.“ Ein Räuspern. „Mir geht es gesundheitlich nicht so besonders.“ Taki sah weg. Er lächelte immer noch leicht, aber jetzt hatte sein Gesicht einen traurigen Ausdruck. „Aber ich freue mich, dass wir uns wieder getroffen haben. Ich sollte jetzt gehen.“ Irritiert starrte Ayama ihn an. Was sollte denn das? Irgendwie wurde er aus dem Kleinen nicht schlau. Eines war jedoch klar: Er konnte nicht zulassen, dass das Objekt seiner Begierde sich jetzt in Luft auflöste. „Aber du kannst doch nicht schon wieder gehen! Wieso kommst du nicht noch einen Sprung mit in meine Wohnung? Ich könnte dir einen warmen Tee machen, bei der Jahreszeit wäre das doch genau das Richtige!“ Im gleichen Moment bereute er schon, was er gesagt hatte. Wie hörte sich das denn an? Wie eine verdammt plumpe Anmache, durchfuhr es ihn. Hoffentlich ergriff der Kleine nicht gleich die Flucht. Doch der Junge lächelte nur scheu. „Wenn es dich nicht stört… Also ich komme gerne noch mit. Ich würde mich freuen!“, presste er heraus und seine Wangen färbten sich rosa. Himmel, der Kleine hat echt nicht viel Ahnung von zwischenmenschlichen Beziehungen…, dachte Ayama verwirrt. Nun, vielleicht konnte er das zu seinem Vorteil ausnutzen. „Nur aus Interesse, wie alt bist du eigentlich?“ Er musterte Takis gut sitzende, dunkelblaue Schuluniform. Krampfhaft versuchte er, ein dreckiges Grinsen zu unterdrücken. Gleich in die Offensive zu gehen war vielleicht doch keine so gute Idee. Er musste es langsam angehen. Wenn das nicht nur so verdammt schwer gewesen wäre... „Ich bin sechzehn, wieso?“ „Ach, nur so.“ ~~ „Ich kann mein Zimmer vom Fenster aus sehen!“, quietschte Taki erfreut und lehnte sich weit aus dem Fenster. Ayama konnte kaum hinsehen, zu sehr war in ihm noch die Erinnerung an seinen eigenen Beinahe-Fenstersturz. Schnell flüchtete er aus dem Zimmer in die Küche, um den versprochenen Tee zu bereiten – allerdings wusste er nicht, ob er, aufgeregt wie er im Moment war, diesen überhaupt zubereiten konnte. Mit zitternden Händen durchsuchte er die Küchenschränke und fluchte über die grauenhafte Unordnung, die wie immer in ihnen herrschte. Irgendwann, das schwor er sich, würde er sich aufraffen, erwachsen werden und sich ein System für das Einräumen der Schränke überlegen. Verwirrt starrte er auf eine Dose Rasierschaum, die neben Sojasauce, Salz und Zucker ein gemütliches Plätzchen im Gewürzregal gefunden hatte. Ein schneller Blick bestätigte ihm jedoch, dass auch hier kein Tee zu finden war. „Verdammt“, zischte Ayama frustriert und ballte die Faust. Es musste doch möglich sein, in dieser Küche Tee zu finden! Allerdings konnte er sich wirklich nicht mehr erinnern, wo er die Dose hingestellt hatte. Yosuke würde es wissen, da war er sich sicher. Der hatte schließlich erst vor ein paar Tagen hier Tee zubereitet… Verdammt! Ayama verfluchte sich selbst, dass er nicht schon längst auf die geniale Idee gekommen war, seinen besten Freund anzurufen. Schnell nahm er sein Handy aus der Hosentasche und wählte Yosukes Nummer. „Ja?“, antwortete der genervt. „Yo, du musst mir helfen, hörst du?“ Ayama fand, dass seine Stimme heute schrecklich schrill klang. „Wo ist der Tee?“ Ein Kichern. „Sag mal, hast du sie noch alle? Ich bediene gerade einen Kunden, ich gehöre zu den wenigen Menschen in deinem Bekanntenkreis, die arbeiten müssen, um zu überleben und du…“ „Ja, es tut mir schrecklich leid, mein Schatz“, unterbrach Ayama ihn ungeduldig. „Aber jetzt sag mir, wo du den Tee hingestellt hast!“ „Brotdose“, kam die knapp gezischte Antwort und Yosuke legte auf. Offensichtlich war er beleidigt. Irritiert starrte Ayama auf sein Telefon. Nun ja, es war nicht das erste Mal, dass Yosuke auf ihn böse war. Er beschloss sich später für sein unfreundliches Verhalten zu entschuldigen, öffnete die Brotdose und fischte den Tee heraus. „Deine Küche ist wie die von Pippi Langstrumpf“, sagte Taki und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. Ayama sah ihn verwundert an. „Wer?“ „Na, das Mädchen, das die Tochter eines Piratenkapitäns ist, irrsinnig stark ist und alleine in einem großen Haus wohnt. Und… sie ist unordentlich.“ Er kicherte leise. „Kennst du die Bücher nicht? Ich leihe sie dir.“ Er nahm einen weiteren Schluck. „Das macht man doch so, oder?“ Grüne Augen starrten Ayama an, der sich unruhig auf dem Sofa wand. Er wagte nicht zu fragen, was Taki eigentlich meinte. Dass er in gewisser Hinsicht etwas anders war, hatte er schon mitbekommen, doch wie schon so oft wurde er einfach nicht schlau aus dem Jungen. So beschloss er einfach zu warten. „Ich meine, anderen Menschen etwas leihen. Freunden. Leuten, die man sympathisch findet“, murmelte Taki abwesend und stellte die Tasse auf den Couchtisch. Dann verknotete er seine Finger ineinander, ganz so, als ob ihm kalt wäre. Er sah unglücklich aus. „Ich denke, das macht man so, ja“, beeilte sich Ayama zu sagen und freute sich, als ein leichtes Lächeln Takis Gesicht ein wenig erhellte. Nun nahm er all seinen Mund zusammen und griff nach den Händen des Kleinen. Sie waren eiskalt. Taki begann leicht zu zittern. „Ich… weiß nicht, ob ich das mag“, wisperte er und sah irritiert auf den Boden. Sofort ließ Ayama los und zog sich zurück. „Ist schon okay. Wir kennen uns ja noch nicht so gut.“ Er grinste. „Tut mir leid. Ich hätte das nicht tun sollen.“ „Sei froh, dass ich mich nicht übergeben habe“, bemühte sich Taki um ein Lächeln. „Es geht mir gut, du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“ Irritiert hob Ayama eine Augenbraue. „Irgendwann musst du mir erzählen, was es mit diesem Übergeben auf sich hat, okay?“ „Irgendwann. Versprochen.“ Es klingelte. „Hallo Schatz!“ Yosuke stand vor Ayama, in der Hand eine Plastiktüte. „Ich dachte, du steckst vielleicht in Schwierigkeiten.“ Neugierig versuchte er an seinem Freund vorbei einen Blick in die Wohnung zu werfen. „Wie… kommst du denn darauf?“, sagte Ayama unschuldig und machte sich in der Tür so breit, dass Yosuke die Sicht versperrt wurde. „Mir geht’s blendend. Und du, musst du nicht arbeiten?“ „Hab mir eine Stunde freigenommen.“ Misstrauisch starrte Yosuke ihn an. „Rufst mich an und willst wissen, wo der Tee ist. Ich hatte schon Angst, jemand ist eingebrochen, will dich umbringen und vorher noch etwas Tee schlürfen…“ Er versuchte sich an Ayama vorbei in die Wohnung zu quetschen, was ihm schließlich auch gelang. „Verdammt, ich habe Besuch!“, rief ihm der Wohnungsbesitzer nach. Dass Yosuke auch immer seinen Willen bekommen musste und es auch noch schaffte, einen so wichtigen Moment zu ruinieren! Resignierend schloss er die Tür und wollte sich gerade eben wieder zu Taki und seinem ungebetenen Gast gesellen, als ihm das Objekt seiner Begierde auch schon entgegen kam. „Ich sollte gehen, es ist schon spät.“ Taki schlüpfte in seine Schuhe. „Danke für den Tee.“ „Musst du wirklich schon…?“ Enttäuscht verschränkte Ayama die Arme. Irgendwie hatte er sich mehr erwartet. Taki lächelte. „Ist ja nicht so, als ob ich am anderen Ende der Stadt wohnen würde.“ Schon hatte er die Wohnung verlassen. „Das war also der Kleine, auf den du so stehst“, stellte Yosuke trocken fest. Missmutig zog er an einer Zigarette, die er seinem Kumpel gemopst hatte. „Hübsch ist er.“ Ayama seufzte und ließ sich neben Yosuke auf das Sofa fallen. „Hübsch und komplett durchgeknallt, fürchte ich.“ Abwesend griff er nach der Zigarettenschachtel und seinem Feuerzeug. „Er macht mich irre. Ich muss andauernd an ihn denken.“ Er nahm einen Zug von seinem Glimmstängel und versuchte sich zu beruhigen. Allein der Gedanke an Taki ließ ihn unruhig werden. Am liebsten wäre er ihm nachgerannt und hätte ihn gebeten noch etwas zu bleiben, doch er wollte sein Glück nicht zu sehr herausfordern. Wenn ich ihn zu sehr erschrecke, dann redet er sicher nie wieder mit mir. Yosuke lehnte sich an ihn und schmiegte seinen Kopf in seine Halsbeuge. „Du magst ihn so sehr, obwohl du ihn nicht einmal richtig kennst?“ „Ich denke schon. Es ist anders als sonst… Ich will, dass er mich mag, verstehst du?“ Leicht streichelte er seinem Freund über den Kopf. „Aber anders ist gut. Anders ist schön.“ ~~ Haaaah~ I DID IT! Ich hab den Titel der Geschichte endlich als Zitat in den Text eingebaut! Ich bin so stolz auf mich :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)