Anders ist schön von winterspross (Shounen-Ai Original) ================================================================================ Kapitel 6: 6: Piercing ---------------------- 06: Piercing „Dafür wirst du in der Hölle schmoren.“ Ayama fixierte Yosuke und versuchte ihn mit Blicken zu erdolchen. Es war zwecklos. „Du bist selbst schuld, mein Hübscher“, grinste Yo gequält. „Du bist zu nichts mehr zu gebrauchen, seit du diesen Taki getroffen hast. Du bist sogar so durch den Wind, dass du mit mir Wetten abschließt, obwohl du genau weißt, dass ich immer gewinne. Dir ist einfach nicht zu helfen.“ Er hustete und nahm einen Zug von seiner Zigarette. „Und da du verloren hast, musst du jetzt auch deine Wettschuld begleichen.“ Die Wettschuld… Ayama raufte sich innerlich die Haare. Was hatte ihn nur geritten, einer Wette zuzustimmen? Gut, Taki war sicher auch schuld daran, dass er sich kaum auf wichtige Dinge konzentrieren konnte. Der Kleine war immer in seinen Gedanken und brachte ihn dazu, nur noch mit blonden Typen und Frauen in die Kiste zu steigen. Es war zum Verrücktwerden! Andererseits konnte man nicht die ganze Schuld auf ihn schieben, ganz sicher lag es auch an Ayamas absolut sinnfreien Verhalten. Es war ja nicht das erste Mal gewesen, dass er bei einer Wette verloren hatte, denn Yosuke wettete prinzipiell nur dann, wenn er sicher war zu gewinnen. Allerdings hatte er, Ayama, schon eine ganze Menge von diesem leckeren Sake intus gehabt und wie das nun einmal mit diesen beschwipsten Geschichten war, er hatte mitgemacht. Wie schon so oft verfluchte er den Alkohol, denn gegen seine Dummheit schien wirklich kein Kraut gewachsen. Im Nachhinein betrachtet war es ganz schön dämlich gewesen, einen wildfremden Typen nach einer schnellen Nummer auf der Clubtoilette zu fragen, aber in dem Moment hatte er sich für absolut unwiderstehlich gehalten. Der Fremde allerdings hatte das wohl anders empfunden und ihm einen sauberen Schlag aufs linke Auge verpasst. Nicht nur, dass sich Ayamas Kontaktlinse mit dem Schlag verabschiedet hatte, er hatte von der ganzen Aktion auch noch ein wunderschönes blaues Auge davongetragen, das seine Mutter bei ihrem letzten Versuch fast zum Weinen gebracht hatte. Jetzt, nach einigen Wochen, sah man zwar das Veilchen nicht mehr, aber Ayamas Stolz war immer noch sehr angekratzt. Und jetzt musste er auch noch die Wettschuld begleichen! Die verfluchte Wettschuld, die aus einem Zungenpiercing bestand. Und dass ihm, der sich doch immer geschworen hatte, sich niemals irgendwo piercen zu lassen. Nadeln jeder Art jagten ihm eine gewisse Panik ein, und auch wenn Yosuke, selbst an zahlreichen Stellen gepierct, versichert hatte, dass es kaum wehtat, er wollte lieber nicht herausfinden, ob das der Wahrheit entsprach. Schaudernd stand er vor der Eingangstür des Happy Nails. Allein die Vorstellung dessen, was ihn im Inneren dieses dritten Vorhofs der Hölle erwarten würde, trieb ihm buchstäblich Blutschweiß auf die Stirn. Nervös fuhr er sich mit einer Hand durch das Haar, was Yosuke zum Aufstöhnen brachte. „Mann, jetzt hör doch endlich auf, hier so rumzuzicken! Bist du ein Mann oder eine Maus?“ „Eine Maus“, kam die ehrliche Antwort. Der böse Blick, der jetzt folgte, ließ ihm beinahe das Blut in den Adern gefrieren. Yo hatte wirklich schlechte Laune. Resignierend seufzte Ayama. „Gut, ich mach es. Alternativen hab ich wohl keine, oder?“ „Du kannst dir auch I love Yosuke auf den Arsch tätowieren lassen, mein Schatz!“ „Schön, dass ihr doch noch hereingekommen seid“, grinste der schon etwas ältere Besitzer des Ladens, als sich die beiden endlich hereingewagt hatten. „Ich hab schon gedacht, das wird heute nichts mehr.“ Er begrüßte Yosuke, einen alten Bekannten, mit einem freundlichen Nicken. Ayama hingegen sah er streng an. „Weißt du überhaupt, auf was du dich da einlässt, Junge?“ Ein jammernder Laut kam aus Ayamas Richtung. „Ach, das geht schon in Ordnung, Ka-san. Machen Sie einfach, er hat hier nichts zu melden“, grinste Yosuke finster. „Wettschuld, hmm?“, wollte der Alte mitfühlend wissen. „Na, dann komm mal mit.“ Er wand sich auf dem Sessel wie ein Aal auf dem Trockenen. „Ich weiß nicht recht, ob ich das wirklich will…“ Das einleitende Gespräch hatte er zwar ohne Probleme überstanden, auch das Markieren der Durchschussstelle hatte er noch ertragen. Aber jetzt tanzte dieser Höllenbaron mit so einem Folterwerkzeug vor seinem Mund herum! „Willst du, ja oder nein?“ Ka-san war sauer, das konnte man deutlich sehen. „Hätte ja nicht gedacht, dass ein so großer Junge wie du Angst vor einem kleinen Stich hat. Entscheid dich endlich. Ich hab auch noch andere Kunden zu bedienen.“ Ayama blickte über den Alten hinweg in Richtung Yosuke, der abwesend auf einem Hocker saß und ins Nichts starrte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er das jetzt einfach tun musste, Yo zuliebe. Andererseits… „Wissen Sie, ich habe einfach eine Scheißangst.“ Der Piercer begann scheppernd zu lachen und irgendwie fühlte sich Ayama jetzt um kein bisschen besser als vorher. Das Lachen klang nämlich so furchteinflößend, dass es ihn keineswegs gewundert hätte, wenn Ka-san Hörner gewachsen wären. Langsam dämmerte ihm, dass er sich wie ein kleines Kind benahm, nun aber war es Zeit, sich seinem Schicksal zu ergeben. Es war ja wirklich lächerlich, wie er sich vor dem drückte, was er sich selbst eingebrockt hatte. „Okay, machen wir’s.“ Es tat mehr weh, als Ayama gedacht hatte. Finster grummelte er vor sich hin und befühlte mit der Zungenspitze vorsichtig das soeben eingesetzte Schmuckstück, während Yosuke letzte Instruktionen von Ka-san bekam: „Kein Alkohol und keine Zigaretten, Milchprodukte auch nicht. Am besten ist, er meidet alles, was seine Zunge reizen könnte. Und kein Oralverkehr, das musst du ihm unbedingt einbläuen!“ Nun, das war auch schon egal. Er hatte das Stechen hinter sich und auch wenn er sich fühlte, als ob in seinem Mund anstatt einer Zunge eine tote, geschwollene Nacktschnecke liegen würde, alles würde besser werden. „Aber das mit dem Rauchverbot hättest du mir wirklich vorher sagen können.“ Vorwurfsvoll sah er seinen Freund an. Der lächelte nur böse. „Dann wäre es ja nur halb so lustig gewesen. Komm, ich kauf dir ein Eis. Aber halt, das darfst du ja gar nicht!“ ~~ „Und, bereust du jetzt, dass ich dich dazu gezwungen habe?“, wollte Yosuke wissen. Gedankenverloren spielte Ayama mit seinem Piercing, obwohl er grauenhafte Bilder im Internet gefunden hatte, die genau die Schäden zeigten, die so ein Zungenpiercing anrichten konnte. Nun, in den sechs Wochen, in denen er es hatte, hatte er sich das Herumkauen auf dem Stecker schon so zur Gewohnheit gemacht, dass er sich fragte, wie er die letzten zwanzig Jahre seines Lebens ohne sie ausgekommen war. „Ich bin dir dankbar dafür“, antwortete er ehrlich. „Das war eine gute Idee. Ich finde, es macht mich noch unwiderstehlicher. Was meinst du?“ „Ach Schatz, du weißt doch, dass du immer unwiderstehlich für mich bist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)