Anders ist schön von winterspross (Shounen-Ai Original) ================================================================================ Kapitel 2: 2: Trauma -------------------- Hier ist die überarbeitete Fassung des zweiten Kapitels. Immer noch nicht perfekt, aber besser als die erste. ^^ ~~ 02: Trauma ~für Zimbl~ Ayama schloss etwas verwirrt das Fenster. Schade, der Kleine war weg, aber da konnte man nichts machen. Auf jeden Fall hatte ihm das, was er gesehen hatte, sehr gefallen. Die Reaktion seines neuen Nachbarn auf seinen Anblick hingegen… Gedankenverloren griff er nach der Packung Zigaretten, die auf dem Fensterbrett lag, zog einen der Glimmstängel heraus und zündete ihn an. Müde atmete er den Rauch ein und schlenderte zu dem Futon, das ihm der Vermieter netterweise für die heutige Nacht zur Verfügung gestellt hatte. Die strategisch im ganzen Raum verteilten Aschenbecher kamen ihm jetzt zu Gute, denn einen der Behälter hatte er auch neben dem Bett aufgestellt. So konnte er sich hinlegen und dann bequem weiterrauchen, ohne auf den Boden aschen zu müssen. Auf dem gelben Rucksack, den Yosuke ihm geliehen hatte, lag der Mietvertrag für die Wohnung. Ayama hatte erst einmal für drei Monate unterschrieben, er wollte abwarten, ob es ihm hier überhaupt gefiel. Mit einigen Vermietern hatte er früher schon nach kurzer Zeit Probleme bekommen, die ihn gezwungen hatten, wieder auszuziehen. Narita-san, der Hausbesitzer dieses Miethauses, hatte ihn zuerst zwar etwas seltsam von oben bis unten gemustert, aber als Ayama ihm das Versprechen gegeben hatte, keine schwarzen Messen in der Wohnung zu feiern, hatte der nervöse, kleine Mann ihm den Mietvertrag übergeben. Immer diese Vorurteile... Eigentlich war die Wohnung vollkommen überzahlt. Sie war ein Schweinestall, denn der Vorbesitzer seines neuen Zuhauses hatte anscheinend keinen besonderen Sinn für Hygiene gehabt. Yosuke als Sauberkeitsfanatiker war mehr als angeekelt gewesen, das hatte er vorhin genau gesehen. Aber wer konnte es ihm verübeln, am Boden klebte zentimeterdick der Dreck. Morgen war wirklich ein Großputz fällig, so viel stand fest. Die Putzkolonne, bestehend aus Yosuke und ein paar anderen Freunden, würde im Laufe des Vormittags anrücken. Natürlich würde er seinem besten Freund dann auch von der Begegnung mit dem Blonden erzählen. Er freute sich schon auf Yosukes Reaktion, denn es war immer sehr amüsant für ihn, wenn der auf seine ganz spezielle Art und Weise zuhörte und Zwischenfragen stellte. Yosuke war einfach etwas ganz Besonderes. Er kannte ihn schon seit Kindertagen und verstand ihn als einer von wenigen Menschen wirklich, auch wenn sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Er fragte sich noch heute, was Yosuke dazu bewogen hatte, Friseur zu werden. Dank seines nahezu perfekten Notendurchschnitts hätte er an jeder Uni studieren können, aber er hatte es vorgezogen, seinen Eltern zu beichten, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte, von ihnen aus dem Haus geworfen zu werden und eine Lehre zu beginnen. Ayama musste heute noch bei dem Gedanken an den wütenden, verheulten Kleinen denken, der bei ihm und seinen Eltern aufgetaucht und auch für einige Monate geblieben war, bis er eine eigene Bleibe gefunden hatte. Er schrie auf, die Zigarette fiel auf den Boden und hauchte dort ihr feuriges Leben aus. Jetzt war er doch tatsächlich so in Gedanken gewesen, dass er sich die Finger verbrannt hatte! “Ich sollte wirklich ins Bett“, murmelte er vor sich hin und nuckelte an dem geschundenen Fleckchen Haut. ~~~~~ „Kommst du noch mit rauf?“, flüsterte Ren und piekste Mei spielerisch in die Rippen. Ein unterdrücktes Quietschen folgte, schließlich war es schon spät und die anderen Hausbewohner hatten ein Recht auf ihren Schlaf. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, antwortete sie schließlich ebenso leise. „Du solltest dich lieber um deinen Kleinen kümmern. Er hat sicher viel miterlebt.“ Sie verabschiedeten sich mit einem Kuss. ~~ Ren öffnete vorsichtig die Tür zu seiner Wohnung. Ob Taki wohl schon schlief? Nachdem er die Schuhe abgestreift hatte, schlüpfte er in die Hausschuhe, die Mei ihm zum Geburtstag geschenkt hatte und schlich zum Gästezimmer. Die Tür stand offen und so wagte er einen Blick hinein. Kein Taki. „Mist“, entfuhr es ihm. Wo konnte sein Schützling nur sein? Womöglich hatte er es sich anders überlegt und war wieder zurück ins Heim gefahren. Aber dann hätte er doch sicher einen Zettel hinterlassen… Wütend über sich selbst polterte er durch die Wohnung und ließ sich schließlich auf einen Stuhl fallen. Es war klar, dass das Ganze ein Nachspiel haben würde. Fast konnte er seinen Vorgesetzten schon brüllen hören. „Ren…“ Die Stimme kam aus dem Badezimmer. Wieso hatte er nicht gleich dort nachgesehen? Er sprang auf und riss die Tür auf. Es bot sich ihm ein seltsames Bild: Taki hing mit dem Kopf in der Toilettenschüssel und röchelte. Anscheinend war er hier eingeschlafen und durch den Lärm, den Ren in der Wohnung verursacht hatte, wieder aufgewacht. Seine Pose sah irgendwie surreal aus, doch Ren war nicht zum Lachen zumute. „Verdammt, was ist denn passiert?“, rief er aufgebracht und kniete sich neben Taki. Vorsichtig packte er ihn an den Schultern und schob ihn weg von der Schüssel. „Was hast du nur gemacht?“ Da keine Antwort kam, hob er den Kleinen hoch und trug ihn aus dem Zimmer. Der Geruch von Erbrochenem machte sich breit und ließ ihn würgen. Mit einem Fußtritt schloss er die Tür. ~~ „Es tut mir leid“, murmelte er leise. „Ich wollte nicht, dass es dir schlecht geht. Morgen Abend bleibe ich zu Hause und wir sehen uns einen Film an, okay?“ Taki sah ihn vorwurfsvoll an, versuchte dann aber doch ein leichtes Lächeln. „Du kannst nichts dafür, wirklich.“ Mittlerweile sah er gar nicht mehr so zum Fürchten aus. Die Augen waren zwar immer noch verquollen und er roch auch noch etwas säuerlich, doch nach einem Glas Wasser und dem alten Hausmittel Schokolade gegen den schlechten Geschmack im Mund ging es ihm schon wieder etwas besser. „Willst du mir nicht sagen, was passiert ist?“ Ein heftiges Kopfschütteln folgte. „Nein, will ich nicht. Noch nicht.“ „Okay, kann ich verstehen, wir kennen uns ja noch nicht so gut. Aber vielleicht kannst du es mir irgendwann sagen, was meinst du?“ Freundlich kniff Ren die Augen zusammen. „Irgendwann sicher.“ ~~ Die zugeklappte Akte lag auf dem Boden. Ren hockte daneben und starrte auf das Dokument, das ihm die Heimleiterin mitgegeben hatte. Immer wieder hatte er den Abschnitt über Takis Kindheit gelesen, der so kurz und knapp verfasst worden war, als wäre der Junge kein Lebewesen, sondern ein Gegenstand. Was er mittlerweile erfahren und gelesen hatte, machte ihm Sorgen. Nichts desto trotz konnte er nicht aufgeben: Taki war jetzt bei ihm und gemeinsam würden sie es schon schaffen, ihn wieder ins richtige Leben zu integrieren. Ren hoffte nur, dass er sich da nicht zu viel vorgenommen hatte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)