Veränderungen von Adrija ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Als die Umgebung vor Harry wieder Gestalt annahm, stand er auf einem breiten Kiesweg. Um ihn herum waren weite Grasflächen zu sehen und in einiger Entfernung Wälder. Es war fast, als würde er mitten in der Einöde stehen. Wären da nicht die riesigen eisernen Tore in einigen Metern Entfernung und das noch viel größere Anwesen das dahinter hervorragte. Das einzige Zeichen von Zivilisation weit und breit. Es schauderte ihn bei dem Anblick. Die Erinnerungen an den letzten Besuch hier waren alles andere als erfreulich und er fragte sich ob das wirklich eine so gute Idee gewesen ist hierher zu kommen. Dass es bereits dunkel wurde, machte den Anblick nicht freundlicher. „Immer noch hässlich, oder?“, durchbrach Ron die Stille und betrachtete Malfoy Manor mit zerknirschtem Gesichtsausdruck. Er fühlte sich offensichtlich genauso unwohl. Nachdem Harry sich die alte Akte über Lucius Verschwinden geholt hatte, war er leider kaum einen Schritt weitergekommen. Diese Vermisstenmeldung war deutlich genauer untersucht worden, doch sie hatte nicht fertig gewirkt, sondern einfach abgebrochen. Er hatte sich den Auror herausgesucht, der damals verantwortlich gewesen war. Der hatte ihn nur angesehen, als hätte Harry nicht mehr alle Tassen in Schrank. Also hatte Harry sich dazu entschlossen Malfoy einen Besuch abzustatten und ihn darüber auszuquetschen. Abgesehen davon, steckte er ja nun unweigerlich in Naricassa Malfoys Fall drin über den er auch deutlich mehr Informationen benötigte. Er könnte das niemals an jemand anderen abgeben und dann Andromeda noch in die Augen sehen. Nicht mehr zumindest. Als Ron davon Wind bekommen hatte, hatte er sich nicht davon abbringen lassen mitzukommen. Anscheinend befürchtete er Malfoy würde ihn mit einem Crucio foltern, wenn er auch nur einen Fuß in das Haus setzen würde. Ohne auf Rons Bemerkung zu reagieren, überwanden sie die Distanz zum Tor und bevor sie sich Gedanken machen konnten, wie sie nun hereinkamen, fing das Metall vor ihnen an sich zu bewegen wie eine Flüssigkeit. Es waberte und floss in der Mitte zusammen, türmte sich auf, bis es schließlich die rudimentären Züge eines Gesichts annahm. „Vor Euch liegt das Anwesen der Familie Malfoy. Was ist Euer Begehr?“, verlangte es zu wissen. Durch die Tonlage wirkte es wie eine halbe Drohung. Als würde es sie verschlingen, wenn ihm die Antwort nicht gefiel. Vielleicht würde es das wirklich. „Mein Name ist Harry Potter. Ich bin in Begleitung von Ron Weasley. Wir sind hier um mit Draco Malfoy zu sprechen.“ Das eiserne Gesicht verzog keine Miene. Einige Sekunden passierte nichts, doch dann floss das Metall wieder zurück und die eiserenen Tore schwangen geräuschlos auf. Harry sah wie Ron eine Hand in seinem Umhang verschwinden ließ, ohne Frage um seinen Zauberstab griffbereit zu haben. Er selbst konnte sich gerade so davon abhalten das Gleiche zu tun. Es wurmte ihn, dass er es heute früh nicht hatte unterlassen können, als Malfoy in der Aurorenzentrale aufgetaucht war. Sich derart von ihm aus der Ruhe bringen zu lassen, ärgerte ihn. Zusammen betraten sie das Gelände der Malfoys und fanden sich in einem bunten und gut versorgten Garten wieder. Es war ein fast malerischer Anblick, der sich ihnen bot. Harry hatte den Eindruck plötzlich in einer Märchenwelt zu stehen. Wo er auch hinsah, strahlten große Blüten in kräftigen Farben und verliehen dem Gelände einen freundlichen und warmen Schein. Als sie den großen Doppeltüren des Anwesens näherkamen, schwangen diese genauso geräuschlos wie das eiserne Tor nach innen auf und boten einen Blick in die große luxuriöse Vorhalle, die mit Kerzen bereits hell erleuchtet war. Harry spürte wie Anspannung Besitz von ihm ergriff. Fast als würde er sich in die Höhle des Löwen begeben. Hinter ihnen schwangen die Türen wieder zu. Mit einem leisen Klickgeräusch schlossen sie sich und Harry spürte wie das Gefühl in ihm hochkroch gefangen und hilflos zu sein. „Master Draco erwartet Mr. Potter und Mr. Weasley im großen Salon.“, meldete sich plötzlich eine Stimme zu Wort, riss Harry aus seinen Gedanken und ließ sowohl ihn als auch Ron zusammenzucken. Ein Hauself war plötzlich neben ihnen aufgetaucht. Erstaunt betrachtete Harry die Kleidung des Wesens. Er war barfuß, aber ansonsten in einen ordentlichen Frack gekleidet. Harry wechselte einen irritierten Blick mit Ron, der langsam seinen in der Überraschung gezogenen Zauberstab wieder wegsteckte. Master Draco? Aber wenn dieser Elf Kleidung trug, war er dann nicht frei? Und Niemandes Diener mehr? Der Elf sah die beiden schon fast ein wenig genervt an, bevor er eine ausladende Geste weiter nach hinten zu einer schweren hölzernen Doppeltür machte. „Tink bringt die Herrschaften hin.“, sagte er und ging durch die Halle auf eben jene Tür zu. „Davon muss ich unbedingt Hermine erzählen, wenn wir zurück sind.“, flüsterte Ron. „Anscheinend hat der arrogante, balssgesichtige Troll einen Weg gefunden seine Elfen trotz Kleidung an sich zu ketten. Er… wow!“, rief Ron aus, als der Hauself direkt abrupt stehen blieb und sich ihnen wieder zuwandte. Ihm war anzusehen, dass er deutlich erzürnt war wie er Ron mit seinen Blicken geradezu aufspießte. Harry und Ron gelang es nur knapp anzuhalten, bevor sie über ihn stolpern konnten. „Mr. Weasley, sollte davon absehen unseren Herren in unserer Gegenwart zu beleidigen,.“, riet er Ron mit einer deutlichen Drohung in der Stimme. „Der eine oder andere könnte sich ziemlich schnell dafür entscheiden Mr. Weasley eine Lektion zu erteilen.“ Ron presste die Lippen aufeinander. Sie wussten, dass mit Hauselfen nicht zu spaßen war. Ihre Magie funktionierte anders als die von Menschen, doch es war allgemein bekannt, dass sie keine Probleme hätten es mit einem Zauberer oder einer Hexe aufzunehmen. Dobby hatte deutlich gezeigt, dass er eine nicht zu unterschätzende Macht gewesen ist. Der Elf musterte die beiden Menschen vor sich noch einmal genau. „Tink möchte in aller Deutlichkeit betonen, dass aggressive Handlungen gegen Master Draco in keinster Weise geduldet werden. Mr. Weasley sollte sich also überlegen, welchem Impuls er nachgeben und welchen er möglicherweise lieber kontrollieren will.“, fügte er drohend hinzu und fixierte erneut Ron. Einige Sekunden starrten sie sich nur an und Ron schien sich einschüchtern zu lassen. Dann wandte der Elf ihnen wieder den Rücken zu und ging weiter. Die beiden Freunde wechselten einen Blick miteinander. Ron fragte sich offensichtlich was mit diesem Hauself los war. Dobby hatte es kaum erwarten können hier herauszukommen und dieser Elf schien fast als wäre es das glücklichste Örtchen, das er sich vorstellen konnte. Und diese vehemente Verteidigung seines Herren. Hauselfen waren loyal, aber er wusste von Kreacher, dass das ihre Grenzen hatte, wenn sie unglücklich waren. Andererseits hatte Kreacher auch nie einen Fehler in den Misshandlungen gesehen, die er unter den Blacks erlitten hatte. War das hier genauso? Und wusste Hermine, dass es hier noch Hauselfen gab? „Du heißt Tink?“, sprach Harry ihn also an. Etwas überrascht wirkend drehte der Elf sich ihnen erneut zu. Fast schien es, als wolle er nicht antworten. „Ja, Mr. Potter.“, antwortete er schließlich doch und verbeugte sich. „Freut mich dich kennenzulernen.“, fügte Harry also hinzu. „Die Freude ist ganz auf Tinks Seite.“, erwiderte Tink. „Ich bin Ron Weasley. Freut mich ebenfalls.“, schaltete Ron sich ein. Doch Tink warf ihm nur einen abschätzigen Blick zu und reagierte nicht weiter, bevor er sich zur Tür drehte und sie ohne ein weiteres Wort und nur mit einem Wink seiner Hand aufschwingen ließ. Der Blick in den riesigen Salon wurde frei. Ein großer Teil des Raumes war leer. Zwar war er sehr schön mit Teppichen, Gardinen, Gemälden und Vorhängen dekoriert, aber die Möbel waren hauptsächlich um den ausladenden Kamin herumarrangiert. Dessen lodernde Flammen waren die einzige Lichtquelle im Raum und tauchten ihn in warmes, gemütliches Licht. Mehrere Gestalten waren dort versammelt, die Harry erst erkannte, als Tink mit ihnen näher herantrat. Auf dem riesigen Sofa, welches direkt gegenüber dem Kamin aufgestellt war, lag eine junge Frau, die unschwer als Pansy Parkinson zu erkennen war. Die dunkelbraunen Haare waren ordentlich zu einem Zopf geflochten und die braunen Augen weiteten sich voller Überraschung als sie ihn erkannte. Sie stellte die Tasse in ihrer Hand mit einem lauten Klackern zurück auf den Tisch, der in der Mitte zwischen den Sitzmöglichkeiten stand. Ein Tablett darauf stellte eine Kanne mit Tee bereit, Zucker, Milch und verschiedenes Gebäck gab es ebenfalls. Sechs Tassen standen auf dem Tisch verteilt. Unweit von Pansy im Sessel saß in gerader Position ein dunkelhäutiger Mann, Blaise Zabini. Seine Kleidung war auffallend elegant. Aber das war kein Wunder. Schließlich hatte Zabini es in den vergangenen wenigen Jahren geschafft eine ähnliche Berühmtheit wie damals Lockhart zu werden. Auch wenn Harry ein Rätsel war, wie das geschehen ist. Denn anders als Lockhart damals -auch wenn sich das später als Lüge herausgestellt hatte- gab es nichts, was Zabini geleistet hat. Er war einfach nur berühmt, weil er berühmt war. Sein Gesicht war fast auf jedem zweiten Cover der Hexenwoche abgebildet und hin und wieder hatte er es auch bereits in den Propheten geschafft. Anders als Pansy, fing er an amüsiert zu grinsen, als er den Besuch sah. Die nächste Person, die Harry auffiel, war eine weitere Frau. Sie hockte dicht am Feuer mit dem Rücken zu ihnen. Ein Hauself, ebenfalls angekleidet, hockte neben ihr. Harry konnte fröhliches Lachen und seltsam quiekende Geräusche aus der Richtung vernehmen. Im Gegensatz zu den anderen beiden erkannte Harry sie nicht. Vielleicht wenn sie sich umdrehen würde. Aber allein an den offenen, braunen Haaren, die über ihren Rücken fielen, konnte er sie nicht zuordnen. Zuletzt saß Draco Malfoy auf der anderen Seite des Sofas ebenfalls in einem Sessel. Seine Haare wirkten aus der Form geraten, aber er trug noch immer den schwarzen Anzug von heute Morgen. Die Ringe unter seinen Augen waren sehr präsent und seine Haut weiterhin ungesund blass. Auch wenn das bei dem gelblichen Licht des Kamins nur schwer zu sagen war. Was Harry allerdings sofort wunderte, war das kleine Wesen, dass auf Malfoys Schoß saß und gegen seinen Brustkorb gelehnt seelenruhig zu schlafen schien. Auch dieser Hauself war tadellos gekleidet. Das pinke lange Kleid war mit Schleifchen und Rüschen verziert, als würde der Elf auf einen Ball gehen wollen. Malfoys Kleidung wirkte im direkten Vergleich schon fast schäbig. Der Anblick verschlug Harry im ersten Moment die Sprache. Was war hier los? Saß da wirklich ein schlafender Hauself auf Draco Malfoys Schoß? Sah er das richtig? „Potter. Weasley.“, ergriff dieser das Wort als erstes und legte eine Hand über das freiliegende Ohr des schlafenden kleinen Wesens. War diese Geste dazu da, um den Hauself möglichst wenig zu stören? Machte Malfoy sich tatsächlich solche Gedanken darum? Harry starrte seinen einstigen Rivalen an. Es gelang ihm irgendwie nicht das, was er sah, mit dem was er wusste, zu vereinbaren. „Wirklich?“, fand Ron seine Stimme als erstes wieder. „Steht Kimmkorn hier irgendwo und versucht uns auszutricksen?“, wollte er wissen und sah sich im Raum um, als würde sie jetzt, da er ihren Namen genannt hatte, irgendwo aufploppen. Es war unwahrscheinlich, dass sie beide jemanden übersehen hätten. Das Aurorentraining hatte sie sehr darauf geschult mit dem Betreten eines Raumes sofort jeden Anwesenden wahrzunehmen. Es war eine Fähigkeit, die immer präsent war. Wenn jemand es geschafft haben sollte sich derart unsichtbar zu machen, dann war das sicher nicht allein um ihnen einen Streich zu spielen. Andererseits, das hier war Malfoy Manor. Er hatte kaum eine Ahnung davon, was für Zauber auf diesem Anwesen lagen. Ein lautes Lachen durchbrach die angespannte Atmosphäre und ließ Harrys Aufmerksamkeit zu der Frau am Kamin wandern. Sie lehnte sich zu dem Hauself neben sich. „Hast du das gesehen?“, wollte sie vergnügt wissen. Der Hauself nickte und wandte sich dann etwas fragend zu dem Rest der Anwesenden um. Die großen Augen fielen kurz auf Malfoy, dann auf Ron und Harry, bevor er sich wieder an die junge Frau wandte. „Miri sollte sich möglicherweise jetzt zurückziehen.“, sagte er zu ihr. „Hm?“, machte die Frau als Antwort und drehte sich nun ebenfalls um. „Oh!“ Als hätte sie eben erst gemerkt, dass noch jemand angekommen ist, sprang sie mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen auf die Füße. Ihre langen braunen Haare fielen dabei nach vorne. Warme braune Augen erwiderten Harrys Blick. Sie schien fast noch ein Teenager zu sein. Möglicherweise war sie das. Ohne zu zögern, trat sie auf sie zu. Ihren linken Arm hielt sie angewinkelt am Körper und umklammerte mit ihm etwas, das nichts anderes als ein Baby-Hauself sein konnte, der sich sofort eine ihrer braunen Strähnen schnappte, sie sich in den Mund schob und dann zufrieden vor sich hin brummte. Der Elf, der mit ihr zusammen vor dem Kamin gesessen hatte, stand nun ebenfalls auf. Auch er hatte ein Baby auf dem Arm, das aber zu schlafen schien. Mit deutlich mehr Vorsicht trat er neben die junge Frau und betrachtete Harry und Ron misstrauisch. Er trug einen hübsch bestickten Rock und eine Bluse, die mit Rüschen geschmückt war. „Hallo. Draco erwähnte gar nicht, dass ihr auch kommen würdet.“, sagte die junge Frau. „Schön euch wiederzusehen.“, begrüßte sie Ron und Harry lächelnd. Okay. Das bedeutete wohl, dass sie sich kannten. Auch wenn sie ihm bekannt vorkam, konnte Harry sie jedoch nicht zuordnen. Es musste ihm ins Gesicht gestanden haben. „Astoria Greengrass“, stellte sie sich vor und hielt ihm ihre Hand hin. „Ihr wart mit meiner Schwester Daphne in gleichen Jahrgang.“, fügte sie noch mit einem strahlenden Lächeln hinzu. „Ja, natürlich.“, antwortete Harry und ergriff ihre Hand. Daphne war in Slytherin gewesen, eine Freundin von Pansy. Wenn er so darüber nachdachte, glaubte er sich daran zu erinnern Daphne öfters mit einem jüngeren Mädchen gesehen zu haben. Doch Daphne hatte nicht einmal ansatzweise eine derart positive Ausstrahlung gehabt wie ihre Schwester sie hier zur Schau stellte. Trotzdem war er sich sicher, dass auch sie eine Slytherin gewesen war. Ebenso einnehmend lächelnd streckte sie ihre Hand anschließend Ron entgegen, der sie eher überrumpelt entgegennahm und schüttelte. „Was wollt ihr hier?“, verlangte Pansy schließlich zu wissen und stand vom Sofa auf. Mit deutlich feindseligem Blick musterte sie Ron und Harry. „Wenn ihr hier seid, um euch lustig zu machen, solltet ihr sofort wieder verschwinden.“ Blaise schien das für amüsant genug zu halten, um sich zu einem leisen Lachen herabzulassen. Es brachte ihm einen wütenden Blick von Pansy ein. Astoria trat wieder einen Schritt zurück und tätschelte ihren kleinen Hauself, der plötzlich gar nicht mehr so entspannt in ihrem Arm lag, sondern eher erschrocken auf die plötzliche Geräuschquelle starrte. Währenddessen rührte Malfoy sich nicht. Seine Hand war noch immer über das Ohr des Elfen auf seinem Schoß gelegt. Er musterte Harry etwas intensiver, als diesem lieb war. „Hey! Malfoy hat eine Vermisstenmeldung aufgegeben. Wir sind verpflichtet dem nachzugehen.“, zischte Ron der jungen Frau entgegen. Astoria beobachtete die Szene deutlich unsicher uns zog sich weiter zurück, ebenso wie der Elf mit dem zweiten Baby, das deutlich anfing den Kopf hin und her zu wälzen, auch wenn dessen Ohren ebenso verdeckt wurden. „Oh! Aber natürlich!“, entgegnete Pansy sarkastisch. „Millicents Vater und nicht einer der Auroren weit und breit! Marcus halbe Familie und niemanden interessiert es! Uns hat bisher auch niemand aufgesucht, weil meine Mutter weg ist! Und bei Draco ist das plötzlich wichtig!? Und dann ausgerechnet Sankt Potter und sein treudoofer Handlanger!?“, regte sie sich auf. Als ihre Stimme schließlich fast ein Schreien war, verzog sich Astoria mit dem Elfen neben sich wortlos. „Das ist so offensichtlich nichts weiter als ein Weg eure Position auszunutzen!“ Wütend trat sie einen Schritt vor und zog ihren Zauberstab. Ron und Harry reagierten sofort, schon aus reinem Reflex heraus. Zabini schien nicht im Geringsten über das was direkt neben ihm passierte beunruhigt zu sein. Sein Lachen hatte zwar aufgehört, aber er betrachtete die Szene doch etwas skeptisch. Fast so, als würde er nicht erwarten, dass irgendeiner von ihnen mehr als Funken aus seinem Zauberstab hervorbringen könnte. Doch Malfoy schien jetzt deutlich unzufrieden mit der Situation. Er drückte den Hauself auf seinem Schoß etwas enger an sich und richtete sich im Sessel auf. „Pansy.“, sprach er seine Freundin in einem leicht mahnenden Ton an. Es war komisch, dass er sie zurückzupfeifen versuchte. Eine Ähnliche Reaktion wie Zabini sie zeigte, wäre eher passend gewesen. Oder vielleicht ein paar weiter anstachelnde Worte. „Wir sind nur hier, um ein paar Fragen zu stellen. Nichts anderes.“, versuchte Harry alles etwas zu entschärfen. „Spar´s dir, Potter!“, keifte sie ihn an, offensichtlich Malfoy komplett ignorierend. „Oh wir sind sicher nicht hier wegen der netten Erinnerungen!“, ging Ron leider voll auf Pansy ein. „Als ob ich scharf darauf wäre auch nur eine Sekunde in Gegenwart des blasierten Frettchens zu sein!“ Wie aus dem Nichts standen plötzlich zwei Hauselfen zwischen Pansy und Ron. Der eine hatte ein Outfit an als würde er direkt vom Woodstock Festival kommen inklusive einer Sonnenbrille, deren Gläser mit Blumenblättern verziert waren. Der zweite trug eine Jeans und ein brauchfreies gelbes Top. Ein Haarreif war auf seinen kahlen Kopf gesteckt. Mit bösen Augen musterten sie Ron. Oder zumindest der eine, denn die riesige Sonnenbrille verhinderte, dass die genaue Reaktion des anderen erkennbar war. „Lai, Vert.“, meldete Malfoy sich direkt zu Wort. Wieder mit einem eher mahnenden Unterton. Unzufrieden sah der Woodstock Elf zurück zu seinem Herrn, welcher nun sehr behutsam den Hauself auf seinem Schoß zurück in den Sessel legte, als er aufstand und neben Pansy trat, wobei er ihr Handgelenk ergriff und sie zwang den Zauberstab zu senken. „Wie viele Hauselfen hast du eigentlich!?“, eschauffierte Ron sich als sei es eine persönliche Beleidigung, das Dobby nicht der einzige Elf war, der an dieses Anwesen gebunden war. „Sind wohl immer noch nicht genug. Oder warum züchtest du dir neue Sklaven heran?“ Harry sah, dass dieser Kommentar irgendetwas auslöste. Malfoy verzog kurz das Gesicht vor Wut. Doch bevor er irgendetwas sagen oder tun konnte, hob der Elf mit dem Haarreif eine Hand und schnippte mit den Fingern. Sofort war Ron wie vom Erdboden verschluckt. Zabini lachte wieder leise los. Es klang überheblich, als würde er sich über die Dummheit anderer amüsieren, während Harry den Anflug von Panik verspürte. „Vert.“, sagte Malfoy nur in einem etwas genervten Tonfall, während Pansy anfing zu grinsen. Sie steckte ihren Zauberstab nicht weg, aber immerhin richtete sie ihn nicht wieder auf Harry. Doch sie war bereit es jeden Moment zu tun, wenn er auch nur eine falsche Bewegung machte. Harry steckte seinen Zauberstab weg. Es wäre eine absolute Idiotie hier und jetzt Streit anzufangen und drängte die Panik in seinem Kopf wieder zurück. Das hier war nicht Hogwarts, wo die Lehrer verhindern würden, dass jemandem ernsthaft etwas zustoßen würde und sie waren keine Kinder mehr, die zwar mit ärgerlichen aber nicht lebensgefährlichen Flüchen um sich schmeißen konnten und wo Madame Pomfrey immer sofort zur Stelle war. Außerdem war Harry nicht zu stolz um einzusehen, dass er hier auf verlorenem Posten stand. Er hielt sich vielleicht noch für fähig die drei Slytherins in Schach halten zu können, aber die Hauselfen hatten deutlich gezeigt, dass sie zumindest nicht zulassen würden, dass ihrem Herrn etwas zustoßen würde. Ein Hauself allein war schon eine nicht zu verachtende Hausforderung. Gegen eine Anzahl an Elfen, die er momentan nicht einmal einschätzen konnte, würde er keine Sekunde bestehen können. „Wo ist Ron?“, wollte er wissen und sah den Hauself an. „Tink hat ihn gewarnt! Er soll Master Draco nicht beleidigen!“, verteidigte sich der Elf und verschränkte die Arme schon fast trotzig vor der Brust. Seufzend fuhr Malfoy sich mit einer Hand über das Gesicht. Er sah wirklich müde aus, als könnte er jeden Moment im Stehen einschlafen. Die Interaktion zwischen ihm und seinen Elfen war erstaunlich. Sie hatten keine Angst. Nicht mal ansatzweise. Harry erinnerte sich wie Dobby in Lucius Malfoys Gegenwart sich verhalten hatte, als könnte dieser ihn jeden Moment mit einem Cruciatus Fluch belegen. Wie er zurückgezuckt war, bei jedem Blick der ihm von ihm zugeworfen worden war. Davon war hier nicht das Geringste zu sehen. „Wo hast du ihn hingeschickt?“, wollte Malfoy wissen. „Weg.“, antwortete der Elf nur. „Weasley wird etwas Zeit brauchen, um hierher zurückzukommen.“ „Wir haben darüber gesprochen. Das ist nicht in Ordnung.“, ergriff Malfoy wieder das Wort. Er hockte sich zu dem Elfen hinunter und sah ihn direkt an. „Es ist auch nicht in Ordnung als Gast den Hausherrn zu beleidigen!“, entgegnete Vert. „Das Abendessen wird in Kürze fertig sein, Master.“ Damit war der Elf genauso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Der zweite Elf war ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt. „Er ist im Wald.“, antwortete Malfoy schließlich auf Harrys Frage und stand wieder auf. „Apparieren und Dissapparieren wird ihm dort schwerfallen. Erst am Waldrand wird es wieder leichter.“ „Ich gehe davon aus Vert wird ihn nicht wieder zurückholen?“ Es war nicht wirklich eine Frage. „Sobald er sich bewegt, finden auch sie ihn nicht mehr wieder. Er wird da von alleine rauskommen müssen.“, antwortete Malfoy. „Der Wald ist für jemanden mit den Fähigkeiten eines Aurors ungefährlich.“, fügte er dann noch hinzu. „Nun, wir sollten die Hoffnung nicht aufgeben.“, fügte Pansy hinzu. „Wenn Weasley es schafft einer zu werden, sind die Anforderungen wohl nicht wirklich besonders hoch.“ „Pansy, es reicht!“, fuhr Malfoy sie an. „Wie du willst.“ Sie schien beleidigt, wie sie die Arme vor der Brust verschränkte und trotzig seinen Blick erwiderte. „Ich werde mich jedenfalls nicht mit diesen selbstherrlichen Blendern abgeben!“ Damit schritt sie zum Kamin, griff nach einer Keramikdose auf dem Simms und schmiss etwas in das Feuer. „Sag Bescheid, wenn die Gryffindorks weg sind.“ Dann stellte sie sich in die grünen Flammen, rief ihren Zielort aus und war gleich darauf verschwunden. Ohne ein weiteres Wort drehte Malfoy sich wieder um. Er schien sich kurz zu überlegen wieder im Sessel Platz zu nehmen, doch stattdessen setzte er sich nun ans Ende des ausladenden Sofas in der Nähe, während der in rosa gekleidete Elf sich mit dem Gesicht zur Rückenlehne gedreht hatte und sich offenbar an dem Krach nicht weiter störte. Erneut fiel Harry die Skurrilität auf. Hauselfen hielten sich für gewöhnlich im Hintergrund. Hier waren sie äußerst präsent. Nicht nur, dass einer im Arm des Hausherrn geschlafen hatte, nein, der Besuch spielte mit den Babys, direkt am Kamin inmitten der Gesellschaft. Es herrschte keine Angst, die Elfen gaben Widerworte und das wurde anscheinend auch noch akzeptiert. Es schien nicht neu zu sein. Zumindest hatten Zabini und Parkinson nicht den Anschein gemacht überrascht zu sein. „Also, Potter, was willst du?“, fragte Malfoy und bot ihm mit einer Geste auf das Sofa einen Platz an. Schon alleine das war wieder seltsam und Harry ertappte sich dabei das Möbelstück misstrauisch zu begutachten. Als würde es ihm in den Hintern beißen, wenn er es tatsächlich wagen sollte sich darauf zu setzten. Er entschied sich dafür es trotzdem zu tun, schon allein um nicht unhöflich zu sein. Auch wenn er nicht wusste, wieso ihn das interessierte. Es passierte nichts. Das Sofa versuchte nicht ihn zu fressen und er konnte genau sehen, dass Malfoy sich an der Stelle einen Kommentar verkniff. Sein Zögern war offensichtlich nicht unbemerkt geblieben. Er drehte sich so, dass er Zabini noch im Blickfeld hatte. Kaum, dass er saß, ploppte plötzlich einer der Hauselfen neben ihm auf. Es war der mit den Woodstock Klamotten. Er hielt Harry ein Tablett hin auf dem eine Tasse mit Tee stand. „Oh, Danke.“, sagte Harry, schüttete eine Löffel Zucker hinein und nahm die Tasse entgegen. „Lai, nicht wahr?“ Etwas überrascht erwiderte der Elf seinen Blick, bevor er nickte und sich dann wortlos zurückzog. „Du hast deinen Elfen Kleidung gegeben. Wie kommt es, dass sie noch hier sind?“, wollte Harry dann doch wissen, während er die warme Tasse zwischen seinen Händen drehte. „Sie wollten keine Kleidung. Was sie anhaben ist offiziell Puppenkleidung und damit Spielzeug.“, erklärte Malfoy. Harry besah sich den schlafenden Elfen etwas näher. Es sah nicht aus wie Spielzeug. Die Stoffe und die Verarbeitung waren hervorragend. Sofern er das mit seinem beschränkten Wissen beurteilen konnte. Günstig war dieses Spielzeug definitiv nicht gewesen. Außerdem war es interessant, dass ihnen offenbar Kleidung angeboten worden war, die sie abgelehnt hatten. Zumindest wenn das die Wahrheit war. „Ich verstehe.“ Immerhin beantwortete das eine Ungereimtheit. „Nun, zurück zu deiner Mutter. Sofern das für dich in Ordnung ist.“ Harry warf Zabini einen Blick zu, der noch immer in gerader Haltung im Sessel saß und keinerlei Ambitionen zeigte das zu ändern. „Ich wage zu bezweifeln, dass ich dir darüber etwas erzählen könnte, von dem Blaise noch nichts weiß.“, antwortete Malfoy nur und zuckte mit den Schultern. „Und du hast bereits sehr deutlich gemacht, dass ich verpflichtet bin dir Auskunft zu geben.“ „Du könntest mich ebenso wie Ron im Wald aussetzten lassen.“, erinnerte Harry ihn. Zumal er nicht wirklich das Recht hatte sich Zugang zu seinem Haus zu verschaffen und ihn dort auszufragen. Er würde ihn in die Zentrale zu einer Befragung ordern müssen. Dem würde man laut Gesetzt nachkommen müssen. „Ich halte mir diese Möglichkeit offen.“, entgegnete Malfoy nur trocken. „Ich nehme an, du hast inzwischen mit Andromeda gesprochen? Sicher wirst du keine Zeit verschwendet haben um deinen Unmut über ihren Kontakt zu den Malfoys kundzutun.“ „Habe ich. Aber du scheinst sie so gut um den Finger gewickelt zu haben, dass sie kein Problem in dir sieht.“ Sie hatte sich ziemlich deutlich ausgedrückt. Weder Narcissa noch Draco Malfoy waren in ihren Augen gefährlich. Sie empfand sogar aufrichtige Zuneigung zu ihnen. Er gab seinem Gegenüber einen Moment um zu reagieren, aber Malfoy schien kein Bedürfnis zu haben sich dazu zu äußern. „Hatte sie Kontakt zu den anderen Zaubererfamilien, in denen ehemalige Todesser verschwunden sind? Außer Parkinson, was ja ziemlich offensichtlich nun ist.“, fragte Harry also direkt weiter. „Erwähnte ich das heute früh nicht bereits?“, entgegnete Malfoy. „Offenbar hast du vergessen zu erwähnen, dass Parkinson und Zabini hier ein und aus gehen. Wer noch?“, hakte Harry nach, und führte die Teetasse in seinen Händen zum Mund. Er hatte sich ja schon gedacht, dass die Darstellung über keinen Kontakt außerhalb von Andromeda wohl übertrieben war. „Du hast auch nicht nach meinen Kontakten gefragt, Potter, wenn ich mich recht erinnere.“ „Willst du, dass ich deine Mutter finde, oder nicht!?“ Warum war er überhaupt in der Zentrale aufgetaucht, wenn er nicht die Absicht hatte mit den Auroren zusammenzuarbeiten? Malfoy musterte ihn erneut. Ziemlich genau. Harry spürte wie sich seine Nackenhaare aufstellten. „Mutter hat kein Dunkles Mal.“, sagte Malfoy schließlich. „Was?“, erwiderte Harry nicht besonders intelligent. Etwas erstaunt sah Harry ihn an. Seine Mutter hatte kein Mal auf ihrem Arm gehabt? War sie nicht eine hingebungsvolle Verfechterin von Voldemorts Ansichten gewesen? Wie ihre fanatische Schwester Bellatrix? Zumindest bis sie gemerkt hatte, wie unglaublich bergab es für sie ging? Dann schien irgendetwas bei Harry im Gedächtnis anzuspringen und er meinte sich daran zu erinnern irgendwann einen Artikel gelesen zu haben, in dem das auch bereits erwähnt worden war. Er schob diesen Gedanken beiseite. Versuchte Malfoy seiner Frage nur auszuweichen? „Das beantwortet nicht meine Frage.“, sagte er schließlich. Malfoys Gesicht verfinsterte sich. Seine Lippen waren aufeinandergepresst und offensichtlich versuchte er etwas zurückzuhalten. Für einen Moment sah es nicht so aus, als würde ihm das gelingen. Doch dann wandte er den Blick nur ab uns sah zu Boden. Während Harry noch versuchte einen Sinn hinter dieser Reaktion zu finden, bemerkte er, dass Zabini wieder angefangen hatte leise vor sich hin zu lachen. „Habt ihr Auroren euch denn überhaupt nicht mit dem Verschwinden der Todesser beschäftigt?“, wollte er nun wissen und beugte sich in seinem Sessel etwas nach vorne. Trotz des Lachens, sah er keineswegs amüsiert aus. Mit einem scharfen Blick musterte er Harry. Fast schien es, als wäre er kurz davor ihm ins Gesicht zu springen. „Landen die Vermisstenmeldungen direkt auf dem `zum Archivieren´ Stapel?“ Harry verstand nicht wirklich, warum Zabini nun auf einmal meinte sich einbringen zu müssen. Außer zu Lachen hatte er bisher keinen Beitrag geleistet. Warum war er überhaupt hier? Harry hatte in Hogwarts nicht den Eindruck gehabt, dass Zabini mit Malfoy befreundet gewesen ist. Zabini war immer mit einem Ausdruck im Gesicht herumgelaufen, als wäre jeder um ihn herum seiner Aufmerksamkeit unwürdig. Selbst die anderen Slytherins oder sogar die Lehrer. Er hatte sich zwar mit einigen der Slytherins, Malfoy auch darunter, hin und wieder abgegeben, aber es hatte auf Harry immer gewirkt, als würde er sie lediglich gerade so in seiner Nähe ertragen. Ihnen erlauben seine Anwesenheit zu genießen. Gar nicht so unähnlich zu dem wie Malfoy sich aufgeführt hatte. Kein Wunder, dass sie nie wirklich Freunde gewesen waren. Doch nun schien sich das geändert zu haben. Oder Harry hatte nie erkannt, dass sie befreundet waren. Es musste in der Vergangenheit eine Verbindung zwischen ihnen gegeben haben, denn ansonsten würde es keinen Sinn machen, dass Zabini seinen eigenen Ruf aufs Spiel setzte, um Malfoy Gesellschaft zu leisten. Schließlich hatte dieser gar nicht so Unrecht gehabt, als er gesagt hatte, niemand würde seine Familie mögen. Auch wenn die Malfoys ihr Vermögen nicht verloren hatten, so waren sie in der breiten Öffentlichkeit definitiv nichts anderes als Abschaum, der unverständlicherweise jeglicher Bestrafung entkommen war. Schadete das nicht seinem Image? Andererseits hatte Harry bisher auch nichts von einer Verbindung zwischen Zabini und Malfoy gesehen, gehört oder gelesen. Zabinis Karriere interessierte ihn zwar nicht mal ansatzweise, aber er war sich ziemlich sicher bei seinem Berühmtheitsgrad, wäre ihm etwas zu Ohren gekommen. Zumal Molly, Andromeda und Ginny definitiv die Hexenwoche lasen. Und ziemlich enthusiastisch über solche Themen diskutierten. Vielleicht wusste es keiner und sie trafen sich nur heimlich in Malfoy Manor oder wo auch immer Zabini inzwischen wohnte, um zusammenzusitzen und sich über die alten Zeiten zu unterhalten. Oder was auch immer sie taten. Allerdings zeigte Harry diese Reaktion Zabinis, dass er etwas sehr Offensichtliches übersah. Bevor er hergekommen war, hatte er sich die anderen Vermisstenfälle kurz angesehen. Es war wirklich nicht viel gewesen. Zabinis Überlegung, war gar nicht so verkehrt. Die meisten Fälle waren nicht über die Aufnahme der Daten hinausgegangen. Zumindest nicht wirklich. „Das ist mein erster Fall, der mit dem Verschwinden der Todesser zu tun hat.“, antwortete Harry also, in der Hoffnung, nicht allzu sehr wie ein Idiot zu klingen. „Ich habe es bisher nicht geschafft mich über all die anderen Meldungen zu informieren.“, log er. „Vielleicht hättest du Pansy nicht so schnell zurückpfeifen sollen, Draco.“ Mit deutlichem Missfallen im Gesicht musterte Zabin ihn nun, als wäre er kaum mehr als Dreck unter seinen Schuhen. Den Blick hatte er seit Hogwarts perfektioniert. „Scheint mir, als hätte sie gar nicht so falsch gelegen.“ Harry wandte seine Aufmerksamkeit wieder Malfoy zu. Für den Bruchteil einer Sekunde, sah er aus, als würde er vor Verzweiflung zusammenbrechen, wie er da vor sich auf den Boden starrte. Doch dann, als er wieder aufsah, und Harrys Blick erwiderte, war nichts mehr davon zu sehen. Sein Gesicht war wieder neutral. Ausdruckslos. Als hätte er eine Maske aufgesetzt, die alles verbarg, was er nicht zeigen wollte. „Ich denke, du solltest gehen, Potter.“, sagte er mit einer Stimme, so eiskalt, dass es Harry fast schien, als würde die Temperatur im Raum sinken. „Ich versuche dir zu helfen, Malfoy.“ Harry stellte die Tasse in seiner Hand auf dem Tisch ab. Er spürte selbst, wie er langsam wütend wurde. Er versuchte wirklich sich mit diesem Fall zu befassen. Es war dämlich. Aber er wollte Narcissa wirklich finden. Nicht weil ihm Malfoy leidtat oder weil er es nicht verdient hatte, denn das war ihm ehrlich gesagt egal. Er wollte sie finden, weil Andromeda ihre Schwester wiederhaben wollte. Und weil es sein verdammter Job war! Doch Malfoy gab nun ein abfälliges Geräusch von sich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Natürlich. Immer zur Stelle, wenn ein Retter gebraucht wird, nicht wahr?“ Die Worte waren pures Gift, das über Malfoys Lippen floss. „Ich wiederhole mich nicht erneut, Potter. Raus.“ Aufgebracht stand Harry auf. Wütend sah er Malfoy an, welcher nicht einmal mit der Wimper zuckte. Seine Worte waren so voller Ablehnung und Hass gewesen, doch in seinem Gesicht zeigte sich nicht die Spur einer Regung. „Hörst du mir überhaupt zu, Malfoy!?“, wetterte Harry. „Will es nicht in deinen engstirnigen Kopf gehen, dass…“, Plötzlich war es dunkel um ihn herum, er hörte Wind in Baumkronen rascheln, Knacken um ihn herum, irgendwo brummte etwas und es war plötzlich wirklich kalt. „… ich diesen Fall ernsthaft… bearbeiten… will.“ Seufzend holte Harry seinen Zauberstab hervor. „Lumos.“ Er stand im Wald. Natürlich stand er im Wald. Und hatte den Rest seines Satzes einem ziemlich unbeeindruckt aussehenden Baum entgegengeschleudert. Vielleicht sollte er es einfach lassen. Den Fall im Regal verstauben zu lassen, klang auf einmal sehr verlockend. „Expecto Patronum.“, beschwor Harry seinen Hirsch. Mit einem Lächeln im Gesicht begrüßte er seinen Patronus und streichelte seinen Hals entlang, auch wenn seine Hand direkt durch die silbrig-weißen Schwaden ging. Der Hirsch schien die Geste immer sehr positiv entgegenzunehmen und neigte sich sogar seinem Beschwörer entgegen. Außerdem war die Anwesenheit seines Hirsches immer sehr angenehm. „Lust auf einen Nachtspaziergang?“, fragte Harry. Allein die Anwesenheit des Patronus würde die meisten Gefahren direkt verscheuchen. Und seine Umgebung war plötzlich hervorragend sichtbar, sodass er das Licht seines Zauberstabs wieder ausschaltete und einfach loslief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)