Geheimnisse von irish_shamrock ([Wettbewerbsbeitrag - HarryPotter-OneShot~Sammlung]) ================================================================================ Kapitel 3: Verdorben -------------------- Verdorben Lucy Weasley × Draco Malfoy Die Bässe wummerten durch den Club, ließen nicht nur den Boden, sondern auch die Gläser auf dem polierten Holz der Theke beben. Die Luft, stickig und drückend, glich einem Gemisch aus billigem Parfum, Schweiß und diesem widerlichen Nebel, der einem in der Nase brannte. Junge Körper, in mehr als knappen Outfits, schlängelten sich durch die Reihen. Mädchen, die Tabletts mit einer Hand balancierten und ihr Gewicht auf schwindelerregend hohen Hacken, boten den Gästen Drinks und andere Köstlichkeiten dar. Wieder zog es ihn hierher. An einen Ort der Versuchung, der Sünde. Wenn Astoria wüsste, was ihn antrieb, ihn umtrieb, die Scheidung wäre ihm gewiss. Ein knappes Schnauben entwich ihm. Scheidung, der Tod hatte sie bereits geschieden. Kalt und unbarmherzig. Plötzlich und unaufhaltsam. Sie ließ ihn allein, ihn und Scorpius. Verzweifelt versuchte er das plötzliche Brennen in seinen Augen zu vertreiben. Zehn Jahre – Eine Dekade voller Aufregung, Missverständnisse … »Ah, Mister Malfoy, wie schön, Sie wiederzusehen.« Madame Colette empfing ihre Stammgäste stets persönlich. Obschon ihr Name verführerisch klang, hatte sie nichts französisches an sich. Dennoch war sie adrett anzusehen: Das schwarze Haar zu einem strengen Knoten im Nacken gebunden, die Korsage so eng geschnürt, sodass er sich nicht selten fragte, wie Frauen in solch einer Bekleidung zu Atem kamen. Die lederne Hose schmiegte sich an ihre Kurven, ähnlich einer zweiten Haut und wie ihre Mädchen, trug auch Madame Colette Schuhwerk, das jeder Anderen, ohne jegliche Übung, womöglich die Knöchel, wenn nicht sogar das Genick brechen konnte. »Wie immer, Mister Malfoy?« Schweigend nickte er. Er sollte von Scham und Ekel erfüllt sein. Astoria würde ihn zum Teufel wünschen! Für Frauen bezahlen, die ihr Fleisch präsentierten! Die sich auf Bühnen räkelten, ihre trainierten Leiber zur Musik bewegten, an metallenen Stangen gar meisterliche Akrobatik vollführten, nur um den armen, willigen Seelen Knut, Sickel und Galleonen aus den Taschen zu ziehen. Doch die Männer, die hier ein- und ausgingen, brachten den Damen stets Respekt entgegen. Kein Betatsche, kein Geschrei und nichts, was nicht als einvernehmlich galt. Draco musste sich zur Ruhe mahnen, da es ihm bereits in den Fingerspitzen kribbelte und sein Puls verrückt zu spielen drohte. »Chloé, Chéri, bitte, sei so gut, und geleite unseren Gast ins Chablis.« Die leicht rauchige Stimme Madame Colettes drang nur vage an sein Gehör. Die privaten, kleinen Räumlichkeiten nach Weinsorten und anderen, wohlklingenden Alkoholika zu benennen, erschien ihm noch immer ein wenig seltsam. Doch seit seinem ersten Besuch, vor acht Monaten, hielt man das Chablis, ein mit dunkelgrünem Samt ausgekleidetes Zimmer, für ihn reserviert. Chloé, eine Blondine, nicht älter als vierundzwanzig Jahre, stöckelte auf den silbernen Riemchensandalen vor ihm her. Beim Stolzieren auf den bleistiftdünnen Absätzen, schwang Chloé provokant die Hüften, wackelte nicht weniger aufreizend mit dem Gesäß und warf ihm ab und an einen Blick über die Schulter zu, während sie sich das goldgelbe Haar von den Schultern strich. Doch sie war es nicht, wonach es ihm verlangte. »Lucille wird gleich bei Ihnen sein.« Die Stimme der jungen Dame stimmte mit ihrem puppenhaften Äußeren beängstigend perfekt überein. Knapp nickte Draco die Information ab. Chloé schenkte ihm jedoch ein Lächeln, das vielleicht mehr versprach, doch da er nicht sie, sondern eine andere bevorzugte, verschwand das vermeintliche Leuchten und Funkeln so rasch aus ihren blauen Augen, wie sich ihre Lippen verbogen. Dumpf fiel die Tür ins Schloss, lautlos beinahe, nur das kleine Klicken verriet ihm, dass die junge Frau gegangen war. Die Geräusche des Hauptsaals verebbten, nur eine sanfte Melodie drang aus den Lautsprechern, wo auch immer diese angebracht worden waren. Das Zimmer lag im Halbdunkel, keine flackernde, wilde Jagd nach bunten Lichtern. Er mahnte sich zur Ruhe, doch weder sein Verstand, noch sein Körper wollten ihm gehorchen. Es gab nichts, was ihn mehr in Aufruhr versetzte, als das Warten. Eine äußerst unnütze Tätigkeit, dass ihm bereits die Handflächen schwitzen. Dracos Blick wanderte durch den kleinen Privatbereich. Im Zentrum des Zimmers verharrte eine kleine Bühne, aus deren Mitte sich ein silber-glänzendes, raumhohes Gestänge bis zur Decke empor streckte. Er spürte, wie ihm Lippen und Kehle staubtrocken wurden. Ein leichter Schmerz ließ ihn zusammenfahren. Seine Zähne hatten sich so fest in die Unterlippe gegraben, dass ihm erst jene Reaktion begreiflich machte, was er da tat. Tief rang Draco nach Atem, tat einen Schritt in Richtung des plüschigen, halbrunden Sofas, das sich scheinbar durch den gesamten Raum zog. Er ließ sich auf das weiche Polster sinken, strich behutsam mit den Fingern über den schimmernden Stoff der Wand hinter ihm. Seine Postion war gut gewählt, denn so hatte er die Tür im Blick. In der Zeit des stillen Ausharrens, schweiften ihm die Gedanken: Lucille, ein Name, wie ein helles Glockenspiel. Eine Symphonie der Sinne und Freuden. Verheißungsvoll, strahlend. Geduld war nie eine seiner Tugenden. Was er wollte, bekam er. Keine Zurechtweisungen, keine Verbote. Kein Abweisen, kein Sträuben. Er verlangte, und erhielt. Ob sie noch bei jemand anderem war? Etwas Finsteres, Besitzergreifendes glomm in ihm auf. Gerade, als er sich erheben wollte, klickte es abermals. Leise, kaum zu vernehmen, doch sein Gehör schien unweigerlich geschärft. Das sanfte Klirren von Gläsern ließ ihn inne halten. Ihm versagten die Knie, sodass er sich erneut auf dem Sofa wiederfand. Draco betete, dass ihr das Knacksen seiner alten Glieder verborgen blieb. Und dann erschien sie. War ihm eines Engels gleich. Sie ließ die Tür hinter sich zufallen. Erneut protestierten die Champagnerflöten auf dem kleinen Tablett, ehe ihre Finger nach der Kordel haschten, die einen Vorhang im Zaum hielt, der nunmehr hinter ihr her flatterte und alles, was sich ergab, verschwieg. Was innerhalb der Räumlichkeiten geschah, blieb dort. Diskretion – Mit diesem Wort ließ sich wohl wahrlich eine Menge Geld verdienen. Doch weiteren Gedanken frönen, wollte er nicht. Sein Blick war auf sie gerichtet. Sie, die ihm so viel versprach und zu geben bereit war. Sie hielt auf ihn zu, mit einer Erhabenheit in den schneidigen Bewegungen, dass es ihn wahrliche Mühen kostete, sich zu zähmen. Sie sah frisch aus, mit rosigen Wangen und der Duft, der sie umhüllte, erinnerte ihn, so schmerzlich es auch sein mochte, an Astoria. Ihm entglitt das freudige Lächeln und der Schimmer in seinen Augen verlor sich für die Dauer eines Wimpernschlages. Lucille jedoch tat, als bemerke sie es nicht. Obschon sie sich seinem Leid gewiss war, schien ihr viel daran gelegen, ihm den schweren Weg leichter zu gestalten. »Möchtest du heute, dass ich für dich tanze?« Draco schluckte bei jenen Worten, machte sie ihm doch wieder einmal bewusst, weshalb ihn seine Schritte in dieses Etablissement lenkten. »Ja«, vernahm er seine Stimme meilenweit entfernt. »Ja, bitte.« Verwirrt darüber, dass er sich selbst noch überraschen konnte, registrierte Draco ihr Vorhaben erst, als Lucille das Tablett neben ihm abstellte. »Aber zuerst ...«, hob sie an und hielt ihm einen Champagner, mittlerer Preisklasse, entgegen. Bereitwillig nahm er ihr den Tropfen ab, öffnete die Flasche und goss das helle Prickelwasser in die ihm dargereichten Gläser. Ihr Kichern klang einstudiert, als der Perlwein drohte, über den Rand der Champagnerflöte hinwegzufließen. Forsch ließ Lucille die Gläser erklingen und nahm mutig einen winzigen Schluck. Obschon die erste Hürde genommen, und das Eis gebrochen schien, hielt sich Draco zurück. Ihr Blick wanderte über ihn und er ließ die Musterung geschehen. Was sie wohl denken mochte? Selten ließ er sich verunsichern, doch dies war einer jener Momente, der ihm begreiflich machte, wie abgewrackt er doch aussehen musste. Zwar pflegte er sich, trug teure Anzüge und Umhänge, immerhin brachte dies sein Beruf mit sich, doch es schien ihm, als sähe dieses Mädchen durch diese Fassade, durch all diese Schichten des Schutzes hindurch. Als erfasse sie sein Innerstes, das leer war, verloren und gebrochen. Erneut setzte Lucille das Glas an ihre Lippen, schmeckte die Säure und die kleinen Bläschen, die in ihrem Mund zerplatzten. Draco riss die Augen auf, als sie unvorbereitet und unkontrolliert auf ihn zuhielt, sich zu ihm herabbeugte. Ihre kühlen Finger langten nach ihm, strichen ihm über Kinn- und Kieferpartie, glitten über die leicht stoppelige Haut, ehe sie sich in seinem Nacken wiederfanden. In der anderen Hand hielt sie noch immer die Champagnerflöte, als sie sich ungeniert, rittlings auf seinen Schoß drappierte. Ein weiteres Nippen folgte, bis der letzte Tropfen seinen Weg ihre Kehle hinab fand. Dass sie jedoch noch einen kleinen Rest dessen im Munde hielt, bemerkte er erst, als Lucille ihm die Lippen aufdrückte. Die nunmehr warme Flüssigkeit über floss ihm über Mundwinkel und Kinn. Hastig rang er nach Luft und versuchte, den Schaden, den ihr Treiben verursachte, so gering wie möglich zu halten. Ein Knurren wallte in ihm auf. Eiligst wischte er sich die Überbleibsel des Gesöffs aus dem Gesicht. »Ein bisschen übereifrig ...« »Bitte entschuldige, ich dachte -« Sein Blick war erbarmungslos und verdammte sie zu schweigen. Er ließ sie spüren, dass ihm ihre Vorstellungen von Spaß missfielen. Hastig wandte sich Lucille zu allen Seiten um, sprang auf und hetzte auf eine kleine Nische zu, die ihm, auch während der letzten Male, schlichtweg entgangen war. Sie kam mit einer Pappschachtel zurück und zupfte aus dem Innern drei, vier dünne Papierfetzen hervor. »Für den Notfall vorgesorgt, hm?« Sein Brummen hallte ihr bis in die Knochen nach. Dass sie betreten die wunderschönen, vollen Lippen zu einem Strich zusammenpresste, mit gesenkten Kopf seine Worte bejahte und Reue zeigte, bewies ihm, dass er ein anständiges Mädchen vor sich hatte. Eine Regung überfiel ihn, sodass seine anfängliche Wut über ihren Fauxpas bereits fast erloschen war. Sowie sie ein weiteres, blütenweißes Papier herauszerren wollte, nahm Draco ihr die kleine Box ab und warf diese achtlos neben sich. »Ich dachte ihr küsst nicht?« Röte kroch ihr vom Hals aufwärts in die Wangen. »Wenn du deswegen hier bist, solltest du das nächste Mal ins Cherchez la femme.« Draco schnaubte nur. »Wir tanzen, wir erregen, aber wir ficken nicht.« Ihr Blick sprühte Funken. Dass er den Bogen überspannte, machte sie ihm bewusst, als sie Anstalten machte, gehen zu wollen. Hastig haschte er nach ihr. Erreichte knapp, dass sich seine Finger um ihr Handgelenk schlossen. »Dich zu beleidigen liegt mir fern.« »Ich bin … keines von diesen Mädchen!« Er hatte sie aufgebracht, erzürnt. Wenn gleich ihn nun Erleichterung erfasste, da sie weder schrie noch zeterte, sondern die Anspannung und Abwehrhaltung von ihr abfiel, gelang es ihm kaum, Worte zu finden, die sie beschwichtigten. »Das weiß ich, ich ...« Dass er sich vor Verzweiflung wand, machte ihm die Situation nicht erträglicher. Lucille rollte die Schultern, versuchte den starren Nacken zu lockern. »Du wolltest, dass ich für dich tanze, also setz' dich!« Hart schluckte er an dem Kloß in seinem Hals. Ihre Reaktion hatte ihn wachgerüttelt und unweigerlich daran erinnert, warum er hier war. Warum sie hier war. Ihr braunes Haar schimmerte rötlich im schwachen Schein der Leuchter. »Sind die Haare echt? Ich meine die Farbe.« Er sollte sich für das Krächzen, das seine Stimme begleitete, schämen! »Natürlich«, gurrte sie und schlängelte sich zwischen seinen geöffneten Beinen empor, während er den Druck genoss, den ihre Fingernägel auf seinen Oberschenkeln hinterließen. Je näher ihm ihr junger Körper kam, desto mehr musste er sich zwingen, lässig und abgeklärt ihr Tun über sich ergehen zu lassen. Doch glich dies einem unmöglichen Unterfangen. Dass sich bei ihm etwas regte, war ihren räkelnden Bewegungen geschuldet. »Ich küsse dich vielleicht, aber nur, wenn du nett zu mir bist«, soeben ließ sie ihren Busen über Bauch und Brust seinerseits gleiten. Er spürte ihre Wärme, die Sanftheit ihres Körpers, den sie mit Anmut und Grazie über ihn hinwegtrieb. Bevor sie sich bis zu seinem Gesicht empor arbeitete, hielt sie inne und trat den Rückzug an. Ihr Hintern wackelte mehr als vielversprechend, lockte und forderte, doch er würde sich hüten, sie zu berühren. So etwas gehörte nicht hier her, obschon es ihm in den Fingern juckte. Er wollte nicht reden, nicht dieses Mal. Er hatte um den Tanz gebeten und Lucille servierte sich ihm. Lasziv, im leisen Takt der Musik wippend. Als sie ihm zwischen die Beine rutschte, dort verharrte, sich, nach vorn lehnend, langsam seinem Heiligsten näherte, hatte ihr Anblick etwas Verruchtes, Verbotenes, dass ihm mehr und mehr die Sinne vernebelte. Ihr Augenaufschlag war liebreizend, verspielt, vielleicht sogar schüchtern, doch als sie sich mit einer wellenartigen Bewegung, die bei den Schultern beginnend und geschmeidig bei ihrem Gesäß endete, erhob, war ihm, als bliebe für einen flüchtigen Moment sein Herz stehen. In einer galanten Drehung langte sie nach der Stange und schwang sich zu dem Podest hinauf. Er wusste, dass diese Mädchen gelenkig waren. Dies war eine andere Art des Sports. Es war kein Auf- und Abrutschen an einem Rohr, obschon er ungern zugab, dass ihre Bewegungen mehr als reizvoll waren und in ihm der Wunsch heranreifen ließen, sie möge doch bei ihm dasselbe - Draco schüttelte den aufdringlichen Gedanken ab. Wenn er sich nach solchen Diensten verzehrte, dann war er am falschen Ort. »Und wenn mal was daneben geht?« Ihm selbst wurde der Klang seiner rauen, dunklen Stimme allmählich unangenehm. Lucille verharrte kopfüber an dem Gestänge, die langen Beine zum Spagat gespreizt, ehe sie diese gekonnt wieder zusammennahm, die Fußknöchel um das kalte Metall wickelte und sich, ohne Hast, gen Boden sinken ließ. »Daneben?«, hakte sie nach, schmiegte sich katzengleich an der Stange empor, sodass diese zwischen ihren Brüsten verschwand, während ihr Hintern zum Greifen nahe schien, da sie ihm jenen schwungvoll entgegenstreckte. »Dafür ist das Papier gedacht.« Ihren trällernden Worten folgte sein Blick zu der Schachtel, die links neben ihm verharrte. Doch lang hielt er sich nicht damit auf, denn sein Augenmerk war bereits wieder auf das Mädchen gerichtet. In einer fließenden Bewegung stieg sie von der kleinen Bühne und hielt abermals auf ihn zu. Ihn überfiel ein Zittern, je näher sie ihm kam. Dass Lucille nach seinen Händen verlangte, ließ ihn skeptisch dreinblicken. »Keine Angst«, sagte sie mit einem Zwinkern, »ich fresse dich nicht.« Als er die Hitze ihres Körpers unter seinen Fingerspitzen ausmachte und sie ihm gebot, energischer zuzupacken, umfassten seine Hände beinahe ihren gesamten, von einem kleinen Höschen umrahmten, Hintern. Wie lang es bereits her sein mochte, dass ihn eine solche Aufregung überfiel, sobald er eine Frau berührte, wusste Draco kaum zu beantworten. Seit dem Tod Astorias hatte es nur flüchtige Bekanntschaften gegeben. Er wollte seinem Sohn ein Vorbild sein und ihn nicht mit ständig wechselnden Partnerinnen überfordern, geschweige denn ihn zu etwas animieren, das jenseits von Gut und Böse war. Ebenso graute es ihm vor seiner Schwägerin, die nicht weniger Lasten mit sich führte. Doch Daphne wäre, einer Dampfwalze gleich, über ihn hereingebrochen und hätte ihm das letzte Bisschen Würde genommen. Nun jedoch, in diesem Augenblick, hoffte er, dass seine Frau ihm vergab, kurz wegschaute und ihm für den Hauch einer Sekunde wieder ein wenig Freude am Leben gönnte. Das zarte Fleisch in seinen Händen war ihm wie eine Erlösung. Ungefragt vergrub er sein Gesicht an der warmen Haut des Mädchens, während er still und leise, wie ein getretenes Tier, vor ihr saß. Jedem anderen Mädchen wäre vielleicht unwohl zumute, doch da ihre Treffen beinahe schon eine gewisse Regelmäßigkeit erfuhren und er von sich und seinem Leben berichtete, verspürte sie den Drang, den Mann gewähren zu lassen. Sie ließ ihn die stummen Tränen vergießen. Tränen, die ihr mehr als bekannt waren. Immer weinte er, wenn er bei ihr war. Erzählte von dem Verlust seiner Frau, dem schwierigen Umgang seines nunmehr erwachsenen Sohnes, die Bürde und Last, die er in seiner Jugend zutragen hatte. Nie fielen Namen. Und obschon sie um seine Person wusste, seinen Sohn kannte, und all die Geschichten um jene schreckliche Zeit, war es Hoffnung, die sie ihm zu vermitteln glaubte. »Ich werde nicht mit dir schlafen«, verkündete Lucille nach einer Weile des Schweigens. Sie spürte, wie er unter ihren Fingern erstarrte, wie sich seine Hände plötzlich einem Druck bedienten, der ihr blaue Flecken bescherte. Draco wandte den Kopf, wagte es nicht einmal, zu ihr aufzusehen. »Draco«, mahnte sie. Dieser ließ von ihr ab, als habe er sich am Herd verbrannt. »Es ist in Ordnung, nur … drück nicht so zu. Ich habe helle Haut, da bleiben unschöne Dinge nicht lange geheim.« Verstehend nickte er, strich behutsam über die geschundenen Stellen, die er ihr bereitet hatte. »Darf ich wiederkommen?«, brüchig war ihm die Stimme, keine Silbe mehr von Stolz und Arroganz durchwoben. Als sie seine Bitte, sein Anliegen bejahte, erfasste ihn ein Gefühl, als nehme sie ihm einen Brocken vom Herzen. Hosted by Animexx e.V. 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