Lasst die Toten ruhn von Hotepneith (Der 31. Fall Lord Sesshoumarus) ================================================================================ Kapitel 9: Sesshoumarus Lösung ------------------------------ Der junge Hundedämon blickte auf den vor ihm knienden Leutnant, der hastig wieder zu Boden sah und die Hände vor sich ausstreckte, es allerdings vermied die Stirn auf den polierten Boden zu legen. Auch er hatte den Kaiser bemerkt und nahm an dieser könnte verstimmt sein, wenn er gegenüber einem Prinzen, sei er auch ein Dämon, zu große Höflichkeit walten ließe. Sesshoumaru fuhr ruhig fort. „Nein. Takeru ermordete seinen Bruder nicht vor aller Augen mit einem Schulterschlag. Aber natürlich ist diese Handlung verdächtig. Er wusste nur zu gut, dass Isamu unter dauernden Schmerzen litt, wahrscheinlich eine Verletzung der Wirbelsäule davongetragen hatte. Es wäre erstaunlich, wenn er sich nicht bei ihrem Heiler danach erkundigt hätte. Und er war nun einmal der Fürstenbruder, wenngleich nicht dessen Erbe. Das wäre sein ältester Sohn. Interessant, dass der Fürst Watabe seinen Bruder derart für unfähig hielt, aber das schien mir nach seinem Auftreten hier nur glaubhaft. Die Watabes scheinen ein überaus kriegerisch gesinnter Clan zu sein, jemand wie Takeru, der sich eher den ….schönen Dingen des Lebens zugetan fühlt….“   Sakura hätte fast über die Pause in dem sonst so nüchternen Vortrag gelächelt, wagte es jedoch wohlweislich nicht. Seine Eisigkeit hatte für Krieger eindeutig mehr Verständnis. Und da gab es ja auch noch diesen Fuchsprinzen vom Festland …   Der widerwillige Ermittler erläuterte weiter. „Dieser Posten sagte aus, beide Brüder Watabe haben ein unauffälliges Leben geführt, Takeru sei auch nie durch Unbeherrschtheit oder Unhöflichkeit aufgefallen. Warum also schlug er nun zu, lachte so laut auf, dass es allgemein auffiel? War er, wie er selbst angibt, einfach nur erleichtert, dass sie heil aus der Audienz herausgekommen waren? Emotionale Gefühlsduselei wäre durchaus ein Grund ihn als Fürsten auszuschließen. Oder hatte er einen anderen Grund, nachdem er ja schon beim Ausgang aus der kaiserlichen Audienzhalle bemerkt hatte, wie schwerfällig sich Isamu gerade heute bewegte, wie er selbst mehrfach aussagte? Er war auch der Einzige, außer Seiichi, der wusste, dass der Fürst Watabe aus Anlass des kaiserlichen Empfanges nicht die gewohnte, feste, Bandage aus Gips trug. Für mich stellt sich der Tatablauf wie folgt dar: Nachdem die Brüder sich die Schuhe an der Wartehalle wieder angezogen hatten, verließen sie den inneren Palastbezirk um zu dem Hof ihres Daimyo Kumamoto zu gelangen. Auch hier gilt: viele Männer unterwegs, Boten, Beamte. Ein Mordanschlag derart in der Öffentlichkeit wäre töricht. Die Beiden passierten die Posten am Tor zum Hof des Daimyo, die sie dann jedoch nur mehr halb beobachteten, ebenso wie die anderen Personen draußen und im Hof. Die Wachen wurden erst wieder aufmerksam als Takeru laut auflachte und konnten sehen – die Wachen, aber sicher auch jeder andere, den du befragt hast – wie dieser seinem jüngeren Bruder offenbar schwer auf die Schulter schlug, was der mit gewissem Zorn aufnahm. Ohne das Auflachen zuvor hätte wohl niemand ausgerechnet auf die Beiden geachtet. Isamu schimpfte noch immer und jeder Anwesende sah, wie sich Takeru wiederholt verneigte, wortreich entschuldigte, voran zum Zimmer seines Bruders ging und die Tür aufschob. Genau so hatte er es geplant. Denn jetzt verneigte er sich und ließ Isamu an sich vorbei eintreten. Laut Aussage der Wache drehte er sich dann und verneigte sich nochmals. Damit, in der aufwendigen Hofkleidung und der hohen Mütze, verdeckte er allerdings auch den Blick auf den Fürsten Watabe und seine eigenen Hände.“ „Ihr denkt ….“ wagte der Leutnant zu sagen. „Immer,“ kam die eisige Replik unverzüglich. „Die Stichverletzung verläuft von unten nach oben, laut Aussage des kaiserlichen Heilers. Erklärlich, denn Isamu ging nach Auskunft der Posten seit dem Schlag auf die Schulter gebückt und Takeru musste schnell handeln, um seinen Plan durchzuziehen, sich, die Familie und vor allem seinen Sohn vor dem Zorn des Kaisers zu schützen. Er besaß immerhin noch die Geistesgegenwart seinen Brieföffner gleich wieder zu ziehen und die Hand im Ärmel zu verbergen. Er war dennoch sicher sehr überrascht, als Isamu nicht wie geplant tot zu Boden stürzte – er sagte mir gegenüber zuvor aus, er sei ein Krieger, also sollte er gewisse Anatomiekenntnisse besitzen. Stattdessen hatte Fürst Watabe nur noch mehr Schmerzen, drehte sich um. Takeru wich zurück, tat erfolgreich so, als wollte er sich weiter entschuldigen, aber Isamu schloss die Tür und verriegelte sie. Takeru wandte sich ab und ging in sein eigenes Zimmer. Dieser Wachposten sagte aus, er habe dabei sehr irritiert gewirkt. Kaum aufgrund der Tatsache, dass sein Bruder zornig auf ihn war, eher aufgrund der Tatsache, dass dieser noch lebte. Aber er musste nun erst recht seine Deckung wahren. Dass Seiichi nicht eingelassen wurde, hatte ihn wohl zum Einen beruhigt, da nun auch niemand die Messerwunde sehen konnte, andererseits aber auch beunruhigt, ob Isamu nicht den Angriff überleben würde. Irgendwann würde der Diener dem Fürsten beim Auskleiden helfen. Es spricht durchaus für gute Nerven, dass Takeru seinen Bruder als krank bei dem Daimyo entschuldigte. Vielleicht ging er nachher noch einmal selbst hin, aber alles war ruhig. Er konnte kaum laut werden und durch den Riegel auch nicht nachsehen, ob Isamu nur so tief schlief wie meist oder doch tot war. So blieb ihm nichts als abzuwarten.“ Mit etwas Spott fügte der Dämonenprinz hinzu: „Ich vermute, er hatte keine sehr entspannte Nacht. - Der Fürst dagegen hatte erhebliche Schmerzen und wurde durch das innerliche Verbluten immer matter. Er legte sich wohl hin und bemerkte, dass es ihm immer schlechter ging. Warum also rief er nicht nach seinem Bruder? Selbst ein Mensch hätte es durch die Gitterwand aus Papier hören müssen. Die Antwort ist klar: er wusste plötzlich, was dieser getan hatte. Darum wollte er meines Erachtens auch nicht in das Bad, wo nur kaltes Wasser auf ihn gewartet hätte, sondern den Riegel öffnen, in den Hof. Auf dem Lager war kein Blut, da es wohl alles nach innen lief und das wenige Blut, das durch den Stichkanal austrat noch von den Kimono aufgefangen wurde. Als er jedoch auf dem Weg stürzte, besaß er weder die Kraft aufzustehen noch Hilfe zu holen. Ein Heiler könnte es genauer sagen, aber ich denke, dass sich durch den Sturz auch der Riss im Herzen und die Stichverletzung vergrößerten und das Blut mit jedem Herzschlag nun nach außen getrieben wurde. Natürlich ist das noch eine Theorie, aber Takeru selbst lieferte am folgenden Morgen noch einen Gegenbeweis für seine Unschuld. Er versuchte vergeblich den Riegel mit einem Brieföffner zu verschieben – mit der inzwischen bestimmt gereinigten Tatwaffe. Dann überredete er Seiichi die Tür aufzubrechen. Es hätte sicher auch andere Möglichkeiten gegeben den Riegel zu beseitigen, einen Draht, einen anderen Hebel, den ein Haushofmeister besitzen sollte, aber er wollte unbedingt schnell und rasch in das Zimmer Isamus. Und dabei passierte ihm ein Fehler. Seiichi sah seinen Herrn auf dem Boden und lief zu ihm, zog ihn hoch, wollte ihm helfen. Takeru dagegen rannte auf der vorgeblichen Mörderjagd in das Badezimmer, ohne sich weiter um seinen Bruder zu kümmern, ohne zu sehen, ob er ihm helfen könne. Sehr ungewöhnlich für einen Menschen, noch dazu für einen liebenden Bruder. Takeru. Das Wie spricht gegen ihn. Tatwaffe der Brieföffner. Übrigens, Sato, solltest du deinen Vorgesetzten darauf aufmerksam machen, dass es ungewöhnlich, um nicht zu sagen, undiszipliniert ist, Audienzbesucher des Kaisers nicht so zu durchsuchen, dass man einen scharfen Gegenstand in dessen Ärmel findet. Die Wachen in der Audienzhalle sind gewiss aufmerksam, aber ...“ „Ja, natürlich, Euer Lordschaft.“ Sato überlegte rasch, ob er das sagen dürfe, in dieser Gesellschaft, bewies dann jedoch erneut seinen persönlichen Mut. „Genau diese Tatsache erschien mir auch als ein Beweis seiner Unschuld, da ich ihn für unbewaffnet hielt. ICH hätte meine Leute dies überprüfen lassen.“ „Ohne Zweifel wird dies dein Vorgesetzter künftig veranlassen. Du darfst gehen und ihm Bericht erstatten.“ „Danke, Lord Sesshoumaru.“ Und nicht nur für diesen Rat, wahrlich nicht. Der Hundeprinz schloss kurz die Augen. Schön, das war erledigt, aber da wartete noch eine Kleinigkeit auf ihn. „Sakura – geh.“ Vater wollte ja, dass er sich mit dem Kaiser wie ein zivilisierter Dämon unterhalten sollte, sozusagen von gleichaltrig zu gleichaltrig. Nun ja. Noch wenige Minuten und er konnte hier wieder verschwinden.   Alleingelassen wandte sich Sesshoumaru seitwärts. Der junge Kaiser kam auch prompt in das Studierzimmer. Sie hatten sich am Morgen nur kurz zum ersten Mal gesehen. „So ist alles geklärt, Lord Sesshoumaru.“ Normalerweise verdiente das keine Antwort, aber Vaters Anweisung war klar. „Ja.“ „Ist dieser Leutnant unfähig?“ Echte Neugier lag in der Frage. Ein Mensch hätte mit der Antwort womöglich gezögert. „Nein. Er hat sehr gut recherchiert. Ihm fehlt nur die Lebenserfahrung die Indizien zu analysieren.“ Der Kaiser lächelte etwas und sah in das Gesicht des Dämons vor ihm. „Mein verstorbener Vater sagte mir, dass ein Wesen Eurer Art sehr viel langsamer altere als eines der unseren. Ich vermute daher nicht, dass Ihr jünger als ich seid – eher um Jahrhunderte älter. Ein Mensch kann es nie mit Eurer Lebenserfahrung aufnehmen. - Wie habt Ihr diesen Leutnant eigentlich kennengelernt?“ Höflich bleiben, ermahnte sich der Hundeprinz. Außer, er wollte ausprobieren, was seinem Vater als nächste Strafe einfallen würde. Immerhin war der Kerl, der ihm hier gegenüber stand – er STAND! - ein Nachfahre der Sonnengöttin. Und Vater würde es ihn mehr als deutlich spüren lassen, würde er ihm Ärger mit „ganz oben“ einbrocken. „Ein Mordfall. Er hatte jemanden verhaftet, den ich auf Befehl meines Herrn und Vaters verteidigen sollte.“ „Ich verstehe. Einige Mordfälle, also. Ich hoffe doch, dass der Leutnant lernfähig ist. - Natürlich werde ich Takeru Watabe hinrichten lassen.“ „Und den neuen Fürsten?“ „Das wird davon abhängen, was meine Cousine meiner Mutter berichtet. Aber, seien wir ehrlich, er musste seinem Onkel gehorchen, was die Eheschließung betrifft. Sein Benehmen danach ist das, was für mich zählt. - Oder, um auf Eure Lebenserfahrung zurückzukommen, seid Ihr anderer Meinung?“ Ach du je. Er sollte jetzt als kaiserlicher Berater fungieren oder was? „Leute, die man nicht wiedersehen will, bringt man um. Aber ja, gebt Takeo eine Chance. Ihr tötet seinen Vater wegen Brudermordes, das kann er Euch verzeihen und dennoch ein loyaler Diener sein.“ Hätte das Vater so gesagt? Ja, vermutlich. Ach, diese ganze Diplomatie war einfach nichts für ihn. Drauf und Ruhe, so wollte er es in Zukunft auch immer handhaben.   Sakura hatte sich an den Rand des kleinen Sees gesetzt, neben die blühenden, blauen Hortensien, um möglichst unauffällig zu sein, und sah den mit einem Ball spielenden Höflingen zu. Sogar jetzt und hier trugen sie aufwendige Kimono und diese eigenartigen, schwarzen, hohen Mützen, die natürlich Statussymbol waren. Warum nur hatte sie plötzlich den Eindruck, dass ein kleiner, in rot gekleideter, Junge mit einem Ball in der Hand dazwischen stand, den sie ignorierten? Sie streckte die Hand nach dem weißhaarigen Kind aus, aber es sah sie nur an und verblasste dann. Litt sie jetzt schon an Halluzinationen? Nun ja, sie hatte schon seit gestern Abend nichts mehr getrunken oder gegessen. Hoffentlich konnte sie bald im Gefolge Lord Sesshoumarus nach Hause. Hier im Palast hätte sie doch nicht gewusst … Oh. Sie erkannte erst jetzt, dass rechts von ihr, zurückgesetzt von den kaiserlichen Privaträumen, wohl der Küchentrakt war. Dort rauchte es zwischen den Bäumen. Natürlich, Dieser versorgte sowohl hier den Palast als auch den sogenannten Nordpalast, in dem die kaiserliche Familie wohnte. Etwas zu trinken wäre nicht schlecht, auch, wenn sie rasch wieder hier sein sollte, um für Anweisungen oder gar die Heimreise zur Verfügung zu stehen. Sie war sicher, dass … Nichts zu trinken, schloss sie aus der Tatsache, dass sich die Tür zum Studierzimmer etwas geöffnet hatte, aber die Heimreise.     **   Da war es wieder einmal aus dieser Reihe. Der nächste Krimi wird wohl wieder auss dem Alten Ägypten stammen, aber schon nächstes Jahr, werde ich beginnen eine HUndebrüdergeschcihte hochzuladen.     hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)