New Beginning von Schmetterling1 (Wie das Leben so spielt) ================================================================================ Kapitel 2: Those will be the best memories of us ------------------------------------------------ Verdammt, er sieht noch genauso gut aus wie vor sieben Jahren als ich in die USA ging und unwillkürlich fängt mein Herz schneller an zu schlagen … Er sitzt tatsächlich hier in diesem Vorlesungssaal, in dieser Universität und nur ein paar Reihen vor mir. Ich sehe lediglich seinen Hinterkopf und wie er ruhig seinen Laptop aus seiner schwarzen Ledertasche zieht. Unbewusst stütze ich meinen Kopf in meine linke Hand und beginne auf dem Kugelschreiber herum zu kauen. Ganz in Gedanken versunken starre ich weiter auf seinen Hinterkopf und erinnere mich mit einem tiefen Seufzen an unsere letzte Begegnung: Mama, Papa und ich haben bereits unsere letzten Habseligkeiten verstaut und traurig schließe ich meinen Koffer. Wieso musste Papa dieses Jobangebot annehmen? Wieso müssen wir in die USA gehen, wo ich doch niemanden kenne und wo all meine Freunde hier sind? Ich will nicht mit und ich werde es ihnen nie verzeihen, dass sie diese Entscheidung ohne mich getroffen haben! Wissen Sie eigentlich wie sehr mein Herz schmerzt, wenn ich daran denke meine Freunde zurückzulassen? Verdammt nochmal! Gerade jetzt, wo er und ich uns auch noch so gut verstehen und beginnen auch ab und zu etwas allein zu unternehmen…ganz ohne die anderen. „Prinzessin, bist du fertig? Das Taxi kommt in zehn Minuten“. Wütend schaue ich zu meinem Vater und stelle meinen Koffer bewusst mit einem lauten Knall auf den Parkettboden. Trotzig verschränke ich die Hände vor der Brust und atme einmal tief durch. Auch wenn es keinen Sinn hat und wir diese Diskussion gefühlt bereits fünfzig Mal geführt haben, will ich erneut zum Protest ansetzen, bevor es just in dem Moment an der Türe klingelt. Überrascht schauen wir alle in dieselbe Richtung, wobei es meine Mutter ist, die sich zuerst in Bewegung setzt und die Türe öffnet. Voller Unglaube füllen sich meine Augen mit Tränen – sie sind alle gekommen. Sora, Izzy, Joe, Kari und T.K. stehen im Halbkreis um die Eingangstür und lächeln mich traurig an. Sora ist die Erste, die sich in die Wohnung meiner Eltern drängt und mich stürmisch umarmt. „Mimi, ich werde dich so furchtbar vermissen! Bitte vergiss nicht, dass du meine beste Freundin bist und das auch immer sein wirst. Ich hab dich so lieb.“ Diese Worte bringt sie nur unter Schluchzen hervor, die Tränen laufen ihr ungehindert über die Wangen. So fest ich kann drücke ich sie an mich – auch damit sie mein tränennasses Gesicht nicht sieht. Sie gibt mir ein kleines Geschenk in die Hand und löst sich im Anschluss von mir, so dass sich auch die anderen von mir verabschieden können. Bevor mich Joe umarmen kann, höre ich vom Gang polternde Schritte und mit einem frechen Grinsen schiebt sich auch Taichi Yagami in unsere Wohnung. „Sorry für die Verspätung!“ war sein einziger Kommentar, bevor er mich kurz an sich drückt und dabei die Augen schließt. Ich atme tief ein und nehme dabei seinen Geruch in mich auf. Auch wenn wir es nicht immer leicht miteinander hatten und uns mehr als nur einmal in den Haaren lagen, werde ich auch ihn schrecklich vermissen – genauso wie alle anderen. Etwas verwundert blicke ich mich um, da mir noch jemand aus unserer Runde fehlt. „Sora, ist Yamato denn gar nicht mitgekommen?“ frage ich meine beste Freundin mit einem traurigen Unterton in der Stimme. Sora verzieht bei der Erwähnung seines Namens etwas das Gesicht und sieht betreten zu Boden. „Oh…“ mehr braucht weder sie noch ich zu sagen, da sie weiß, welcher Schmerz in diesem Moment von mir Besitz ergreift und wie groß der Kloß in meinem Hals ist. Zittrig atme ich ein und versuche so die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. „Mimi, mach alles – nur nicht weinen!“ versuche ich mir mantraartig einzureden. Gott sei Dank ergreift mein Vater peinlich berührt das Wort: „Danke dass ihr gekommen seid, wir müssen nun los… leider wartet unser Taxi bereits und wir müssen zum Flughafen aufbrechen“. Meine Freunde nicken traurig und gemeinsam machen wir uns auf den Weg nach unten. Wie Papa bereits angekündigt hat, wartet unser Taxi schon und wir verladen rasch die Koffer, bevor wir einsteigen. Weinend winke ich meinen Freunden durch die Fensterscheibe zu und denke mir leise „Das wars dann…“. Als das Taxi sich in den Verkehr einfädelt sehe ich im Rückspiegel, wie ein blonder Teenager mit einem Strauß Tulpen in der Hand um sein Leben läuft und dabei einfach an seinen Freunden vorbeizieht. Überrascht schlage ich mir die Hand vor den Mund und mir kullern Tränen der Freude über die Wange. Er ist doch gekommen! Schnell lasse ich das Fenster hinunter und drehe mich zu ihm, um ihm zum Abschied zu winken… Das war das letzte Mal, dass ich Yamato Ishida gesehen habe und jetzt sitzt er wahrhaftig vor mir. Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen, bevor ich aufstehe und meinen Rock glatt streiche. Mit einem tiefen Atemzug packe ich meine Sachen zusammen und gehe drei Reihen weiter. „Entschuldige. Ist hier zufällig noch frei?“ frage ich Yamato und zwinge mich dabei zu einem schüchternen Lächeln. Erschrocken hebt dieser den Kopf und als er mich sieht weiten sich seine Augen ein klein wenig. „Ähm… ja klar Mimi, setz dich doch.“ Nachdem ich meine Sachen erneut aufgebaut habe, ergreift Yamato endlich das Wort: „Mimi, was machst du wieder hier in Japan? Ich dachte du uns deine Familie seid in den USA? Hast du Sora von deinem Kommen erzählt?“ „Ja, bis vor eineinhalb Wochen war ich auch noch dort. Aber wie du weißt: Für eine Überraschung bin ich immer gut und deswegen bin ich nun wieder hier und studiere die nächsten Jahre an dieser Uni. Und ja, Sora und ich haben uns vor zwei Tagen getroffen. Sie hat bereits vorgeschlagen, dass wir in gut zwei Wochen gemeinsam zu der Studentenparty gehen können und dass ihr…“ „Moment mal, Sora weiß dass du hier bist und sie hat mir nichts davon gesagt?“ „Matt ich…ich weiß nicht, wieso dir Sora nichts davon erzählt hat. Ich dachte sie hätte es.“ Betrübt schaue ich auf meinen Notizblock und meine Hand schließt sich unwillkürlich unter dem Tisch zu einer Faust. Wieso hat Sora Yamato nichts davon erzählt? Sie weiß doch was vor sieben Jahren war und wie gern ich Yamato hatte. Mit einem Seufzen beschließe ich die Sache vorerst ruhen zu lassen und blicke mit einem leicht gequälten Lächeln wieder zu dem Blondschopf. „Wieso sitzt du eigentlich hier? Einführung Rechtsgeschichte für einen BWL Studenten?“ „Gehört definitiv nicht zu meinen Wahlfächern, das kannst du mir glauben. Der Lehrplan schreibt es vor, dass wir 10 ECTS in Rechtslehre während unserem Studium benötigen und violá: deswegen bin ich hier. Und was machst du hier? Du musst dich doch verlaufen haben!“ „Nein, eigentlich habe ich mich bewusst für das Jurastudium an dieser Universität entschieden. Ja du hast richtig gehört Matt: Mimi Tachikawa ist keine dieser oberflächlichen und verzogenen Prinzessinnen mehr und möchte Jus studieren um sich im Anschluss für benachteiligte Menschen einzusetzen.“ Yamato sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an und gerade als er zu einer Antwort ansetzen will, beginnt der Professor mit der Vorlesung. Nach der Vorlesung verlassen Yamato und ich gemeinsam den Hörsaal, wobei wir schweigend nebeneinander herlaufen und keiner so Recht weiß, was er sagen soll. „Tja Mimi…ich muss jetzt weiter, meine Freundin wartet auf mich.“ „Oh, ja schon klar.“ „Wir sehen uns!“ Mit diesen Worten lässt mich Matt stehen und schlendert gewohnt lässig den Gang entlang, mit einer Hand in der Hosentasche vergraben und in der anderen seine Ledertasche tragend. Nachdenklich fahre ich durch mein langes Haar und hänge dabei meinen Gedanken nach. Matt hat also eine Freundin? „Ach Mimi sei kein Dummkopf, was hast du nach all den Jahren auch erwartet? Du hattest in den USA doch selbst einen Freund und hast dabei keine Sekunde mehr an Matt gedacht, wieso sollte er also an dich gedacht haben?“ Mit einem tiefen Seufzer schüttle ich den Kopf und versuche die Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. Komischerweise trifft mich die Nachricht, dass Matt eine Freundin hat, nicht so sehr wie ich im ersten Moment gedacht hatte. Ob sie wohl hübsch ist? Sora hat diesbezüglich nie etwas erwähnt… Nachdem ich meinen ersten Unitag hinter mich gebracht habe, mache ich mich auf den Weg Richtung Studentenwohnheim, wobei mir der Kopf gehörig schwirrt. Am ersten Tag gleich drei Vorlesungen zu besuchen, war wohl nicht meine glorreichste Idee. Ich genieße die warmen Sonnenstrahlen dieses Herbsttages und laufe mit geschlossenen Augen über das Campusgelände, ehe mich ein Pfiff und die Beschwerden von jungen Männern aufhorchen lassen. Irritiert blicke ich um mich, bevor ich keine 300 Meter entfernt von mir den Sportplatz erblicke. Wie bin ich denn hierher geraten? Am Morgen habe ich den Platz doch gar nicht bemerkt... Kurz blicke ich auf meine Uhr und da es erst 18:30 ist, beschließe ich Richtung Sportplatz zu gehen. Vielleicht ist ja Sora in der Nähe, da sie erwähnt hat, dass sie noch Fußball und Tennis spielt. Mit meinen Büchern in den Armen nähere ich mich dem Zaun und lehne mich gegen eine Säule, während ich das Spielfeld mustere. Ein Fußballfeld also, aber von Sora fehlt jede Spur. Im Gegenteil: Hier sind nur Studenten, die anscheinend gerade ihr Fußballtraining beendet haben, da sie allesamt oben ohne im Rasen sitzen und sich eine Abkühlung genehmigen. Bei den all den trainierten Oberkörpern wird mir ganz warm und ein kleiner Rotschimmer legt sich über meine Wangen, weswegen ich mich schnell umdrehe und schleunigst den Weg Richtung Studentenwohnheim einschlage – hoffentlich hat mich niemand von den Jungs bemerkt. Nicht, dass mich die noch für eine Spannerin halten! Wie peinlich das auch ist! Müde lasse ich mich auf meine Couch fallen und strecke alles von mir, in der Hoffnung, dass die nächsten Tage etwas weniger anstrengend werden: zuerst das Zusammentreffen mit Matt, dass im Nachhinein doch etwas kühl ausgefallen ist (Tachikawa, was hast du auch von dir selbst erwartet?), die Info, dass Sora den anderen anscheinend gar nichts von meiner Ankunft erzählt hat und dann auch noch diese ganzen Informationen über Stufenbau der Rechtsordnung, Verfassungsgesetze, etc. Gerade als ich mir das Kissen über mein Gesicht ziehen möchte, fängt mein Handy zu piepen an. Mit einem genervten Stöhnen richte ich mich auf, gehe zur Kommode und öffne WhatsApp: „Hey Prinzessin, hattest du heute Spaß uns beim Fußballtraining zu beobachten ;)? Was hat dir denn so die Sprache verschlagen, dass du mit roten Wangen davon bist? Waren das etwa ich und mein super Oberkörper :P?! PS: Wieso erzählst du nicht, dass du wieder da bist? Tai“ „OH MEIN GOTT! Wieso muss ausgerechnet Tai derjenige sein, der da trainiert hat und wieso musste er mich auch sehen? Toll Tachikawa…auch das noch zum Tagesausklang.“ Geht es durch meinen Kopf, bevor ich erneut wieder etwas rot werde. Tief atme ich durch und beginne dann eine Antwort zu tippen: „Hey Tai, wusste ja gar nicht, dass es dir so viel bedeutet mich zu sehen, so dass du gleich zum Stalker wirst und dir meine Nummer besorgst :P Und falls es dich interessiert: du bist mir gar nicht aufgefallen, also so trainiert kann dein Oberkörper wohl kaum sein. Mimi“ „Haha sehr witzig, ich habe deine Blicke doch bemerkt Schätzchen! Seit wann bist du wieder in Japan?“ „Seit ca. eineinhalb Wochen. Sie haben mich an der Uni genommen, so dass ich hier studieren kann. Meine Eltern hatten nichts dagegen und wie du siehst: hier bin ich :).“ „Du hättest ruhig Bescheid geben können Mimi Tachikawa! Wir hätten für dich eine richtige Willkommensparty geschmissen und dir beim Organisieren geholfen. Muss doch über die Distanz furchtbar gewesen sein.“ „Nein, das hat soweit ganz gut funktioniert. Mein Zimmer ist zwar noch etwas unpersönlich, aber auch das wird in den nächsten Wochen werden.“ „Oh mein Gott – erspar mir Details von deiner pinken Mädchenhölle. Das hält doch kein Mann aus!“ „Das ich nicht lache Taichi Yagami! Hier findest du keinen Mädchentraum mehr – auch ich werde erwachsen :P“ „Ach Mimi, verscheißer mich doch nicht, ich kenn dich seit du ein kleines Mädchen bist und du ohne rosa ist doch ein Ding der Unmöglichkeit :D. Hast du dein Zimmer auch direkt am Campus?“ „Yagami, hör auf mich zu stalken! Zuerst besorgst du dir heimlich meine Nummer und dann fragst du wo ich wohne, damit du mir vielleicht auch noch auflauern kannst!“ „Sora hat mir deine Nummer gegeben, nachdem ich sie vorhin darum gebeten habe. Und keine Sorge, ich werde dir schon nicht auflauern. Das ist nicht mein Stil, außerdem habe ich mein Zimmer auch am Campusgelände deswegen frage ich.“ „Du bist von zu Hause ausgezogen? Und dann in keine WG mit Matt?“ „Nein, es hat sich hier die Möglichkeit geboten und vor ein paar Jahren hätte man es mit Matt kaum ausgehalten. Ständig hatte er andere Frauen über Nacht bei sich und glaub mir, die waren nicht nur zum Ausnüchtern da.“ Mit der flachen Hand schlage ich mir leicht gegen die Stirn – das ist typisch Tai, er denkt wieder einmal keine Sekunde darüber nach, wie die Nachricht ankommen könnte und ob er mich damit vielleicht kränkt. Erde an Taichi Yagami: Matt war der erste Junge in den ich mich unsterblich verliebt hatte und von dem ich meinen ersten schüchternen Kuss bekommen hatte. „Hey Mimi…das tut mir leid, ich hatte das mit Matt und dir vor sieben Jahren vergessen. Vergiss einfach was ich gerade geschrieben habe.“ Überrascht hebt sich nun meine Augenbraue und ich muss ein wenig Schmunzeln. Sieh einer an, da kommt tatsächlich von dem unsensibelsten und am wenigsten einfühlsamen Jungen den ich kenne eine Entschuldigung. „Mach dir keinen Kopf deswegen – alles gut. Das ist sieben Jahre her und ich war in den USA auch nicht nur alleine :P“ kommt es von mir zurück ehe ich noch weiter darüber nachdenke. „Habe nichts anderes von dir erwartet Prinzessin :D. Ich muss jetzt los meine Schwester vom Tanztraining holen. Komm doch das nächste Mal wieder vorbei, wenn wir Training haben. Du kannst mich beim Spielen bewundern und ich kann angeben, dass die heißen Mädchen extra meinetwegen kommen :P. Donnerstag um 17:00, den Sportplatz kennst du ja!“ „Träum schön weiter Mr. Mein-Selbstbewusstsein-reicht-bis-zum-Mond!“ „Mimi, der war billig – überleg es dir. Wir könnten nachher etwas trinken gehen und ich stell dich den Jungs vor :). Du kannst hier ja noch nicht viele Leute kennen.“ „Danke für das Angebot Tai. Ich überlegs mir und jetzt ab mit dir. Richte Kari schöne Grüße aus“ „Mach ich Mimi und dir einen schönen Abend.“ Mit einem Lächeln lege ich mein Handy zur Seite. Was war das doch für eine überraschende Wendung. Ich hatte geplant in Ruhe einen Film anzusehen, nachdem ich ausgiebig geduscht habe und dann schreibt mir ausgerechnet Taichi Yagami: derjenige, der immer den Anführer und Beschützer raushängen ließ, der mit unter großkotzig und unsensibel war und derjenige, mit dem ich mich nicht nur einmal gestritten hatte. Ach Gott, wie viele unserer Ausflüge als junge Teenager waren dadurch ruiniert worden, weil Tai und ich uns mal wieder nicht einig waren? Und dennoch hat er sich meine Nummer von Sora geholt, als er mich zufällig am Campusgelände gesehen hat. Vielleicht wäre es ja gar keine so schlechte Idee, wenn Sora und ich beim nächsten Training zusehen und wir nachher alle etwas trinken gehen? Doch gerade als ich an Sora denke, kommt dieser leicht fade Beigeschmack von heute Vormittag wieder hoch…Wieso hat sie niemandem erzählt, dass ich wieder da bin? Wieso habe ich alle zufällig treffen müssen? Ich dachte sie freut sich, dass ich wieder hier bin und wird auch gleich den anderen davon erzählen? Nachdenklich mache ich mich auf den Weg Richtung Bad und merke dabei gar nicht, wie mein Handy aufgrund eines eingehenden Anrufes erneut vibriert… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)