Let a song tell our story von Daelis (Overwatch-OneShots) ================================================================================ Kapitel 1: Hass mich -------------------- ♫ Ich schreibe deinen Namen mit einer Feder aus Gold. Lass mich nie wieder sagen, ich hab das alles so nie gewollt. ♫   Kaum hörbar kratzte die Spitze des Kugelschreibers über das Papier. Beides entsprach nicht ihrem Geschmack. Zu billig, zu abgegriffen, zu unpersönlich. Dünnes Papier mit dem Logo irgendeiner Biersorte und nicht einmal des Hotels - wenn man diesen Ort denn überhaupt so bezeichnen wollte. Der Kugelschreiber war ebenso wohl irgendein Werbegeschenk, dessen Absender sich nicht mehr entziffern ließ. Zu sehr waren die schwarzen Buchstaben auf dem schmuddeligen Goldton abgewetzt. So hatte sie das hier nie gewollt. Es wäre gelogen, zu behaupten, sie hätte das hier überhaupt nicht gewollt, aber… Nicht so. Amelie - nein, Widowmaker - schüttelte den Kopf und zog die letzten Linien eines Namens mit einem Schwung. Ein Name, der keiner war und doch eindeutig den Adressaten preisgab. Nicht, dass es da eine große Auswahl gäbe. Nur eine Person könnte den Brief hier finden und wenn nicht, so hätte die Putzfrau wohl ein unlösbares Rätsel vor sich, welches schnell den Weg in den Müll fände. “Tracer” prangte es nun auf dem Papier. Darunter ein kurzer Brief:   ♫ Mir fehlen die Beweise für einen Unterschied zwischen dem, was ich in mir fühl und dem, was immer geschieht. ♫   Diese Nacht zwischen ihnen würde schon bald der Vergessenheit angehören müssen, würde verschwinden wie die Nacht, vertrieben von den goldenen Strahlen der Sonne, während sie lautlos wie die Spinne, die ihr ihren Namen gab, aus dem Fenster kletterte, dann ihren Greifhaken benutzte und sich schließlich auf das nächste Gebäude schwang. Nur wenige Momente später konnte sie das Fenster schon nicht mehr sehen, dass ihr sonst den Blick auf eine langsam erwachende Lena Oxton gewährt hätte. Die junge Britin rieb sich die Augen, registrierte die zerwühlten Laken, den sanften Duft von teurem Parfüm und das entspannte Gefühl von Schwere, das über ihren Gliedern lag. Erst nach einem Moment bemerkte sie das Fehlen der Französin - und des Geräusches der Dusche. Im Halbschlaf hatte sie dieses noch gehört, doch jetzt herrschte Stille. Im Nu war sie hellwach und sah sich im Raum um. Keine Spur von Amelie. Keine Spur von Widowmaker. Sie war fort. Das Fenster stand offen und es war weniger die Wärme der einfallenden Sonnenstrahlen, die von einem weiteren, warmen Frühlingsmorgen zeugten als die Wärme der Matratze neben ihr, die noch ahnen ließ, dass jemand hier gewesen war.   ♫ Hass mich. Ich bin nicht gut für dich. Bitte verlass mich. Du weißt, ich liebe dich. Lass mich nie mehr diesen Blick in deinen Augen sehn. Doch wenn ich bleibe, weiß ich, wird es jedes Mal geschehn, also hass mich, dann kann ich gehn. ♫   Süße Koseworte hatten in der vergangenen Nacht den Weg über ihre Lippen gefunden, hatten Lena in Französisch Liebe bekundet, während Amelie Küsse auf der sehnigen Gestalt der flinken Overwatchagentin verteilte. Sie hatte den Blick gesehen, mit dem Lena sie ansah und schon da hätte sie es wissen müssen. All das konnte nicht gut gehen. Lena war überzeugtes Mitglied von Overwatch, während sie selbst eine erklärte Feindin der Organisation war und gnadenlos jeden Kollegen und Freund Tracers ausschalten würde, wenn sich die Gelegenheit böte. Sie waren Feinde und nichts könnte das ändern, auch nicht diese Nacht in den rauen Laken eines billigen Motels. Auch nicht die weichen Lippen, nicht die warmen Hände und die wohligen Schauer, die sie beide durchlaufen hatten. Nicht einmal der sehnsüchtige Blick, der in den braunen Augen Lenas gelegen hatte. Amelie hatte die Notbremse gezogen und war gegangen. Sie war nicht gut für Lena, die ihr Herz viel zu sehr an sie hängen würde. Dass sie es brechen würde, stand zwangsläufig fest. Spätestens das nächste Mal, wenn sie mit einer Waffe auf einander zielten. Amelie fürchtete diesen Moment nicht, dennoch erschien es ihr zu früh, als es nur zwei Tage später schon soweit war.   ♫ Ich zeichne deine Wunden mit jeder Lüge von mir. Die Worte fallen nieder wie meine Tränen auf dieses Papier. Ich kann dich nicht verlassen und du mich nicht verstehn, ich lasse dich nicht leben und du lässt mich nicht gehn. ♫   “Lästige Pest”, zischte Widowmaker, wobei ihr französischer Akzent bei jeder Silbe durchdrang. Ihr Schuss hatte verfehlt. Nicht einmal absichtlich, selbst wenn eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf dies wagte zu hinterfragen. Lena oder vielmehr Tracer war ihr entkommen, hatte nur einen kleinen Streifschuss am Bein davongetragen, der sie kaum aufhielte. Verärgert tippte die Spinne an ihren Kommunikator. “Sie ist entwischt. Wie sieht es bei Euch aus?” Einen Moment lang blieb es still, dann waren laute Schüsse und ein missmutiges, tiefes Brummen die Antwort. Das hieß dann wohl, drinnen lief es auch nicht allzu gut. Ohne zu zögern gab sie ihre Position auf und seilte sich geschickt die Hauswand hinab. Ein helles Blinken ließ sie stocken, noch ehe ihre Füße den Boden berührten. “Hallo Liebes!”, drang im nächsten Augenblick auch schon die wohlbekannte, helle und stets fröhliche Stimme an ihr Ohr. “Das nächste Mal bist du dran!”, fauchte die Talon-Agentin und für einen Moment konnte sie einen verletzten Ausdruck auf der Miene Tracers sehen, doch im nächsten Augenblick war sie auch schon weg. Amelie verengte die Augen, schulterte ihr Scharfschützengewehr, da erst bemerkte sie, dass ihr die flinke Britin etwas in die Finger geschoben hatte. Ein kleines Stück Papier.   ♫ Hass mich. Ich bin nicht gut für dich. Bitte verlass mich. Du weißt, ich liebe dich. Lass mich nie mehr diesen Blick in deinen Augen sehn. Doch wenn ich bleibe, weiß ich, wird es jedes Mal geschehn, also hass mich, dann kann ich gehn. ♫   Sie sah es sich nicht an. Sie wusste, was sie darauf fände. Worte. Worte, die von Zuneigung kündeten, die es nicht geben durfte. Worte, die sie nicht erwidern konnte, nicht außerhalb ihrer eigenen Gedanken. Die einzigen, die sie finden durfte und würde, wären Worte der Abscheu, wenn sie das nächste Mal die Waffe auf Tracer richtete. Konnte die Kleine es nicht gut sein lassen? Sah sie denn nicht, wohin das hier führte? Es wurde Zeit, dass ihre Wege sich trennten, doch solange Amelie das Ziel verfolgte, Lena zu töten und diese das nicht verstünde und sie nicht mied, war das Ende absehbar. Sie würde das Leben in den Augen Lena Oxtons verlöschen sehen und selbst der Grund dafür sein. Ob sie dann zum ersten Mal Angst oder Hass in den warmen braunen Augen sähe, die sie doch sonst eher frech anblitzten oder aber in dieser einen Nacht voller Zuneigung angefunkelt hatten. Würde dieser Ausdruck schwinden und Tränen Platz machen?   ♫ Deine Tränen sind so schön, doch ich darf sie nicht mehr sehn. Es geht mir gut und schlecht zugleich und es wird Zeit für mich zu gehn. ♫   Ein einzelner Schuss hallte durch die Anlage, die mal eine Parkgarage gewesen war, ehe man sie vor Jahren still legte. Eine Wand war eingefallen, versperrte die Zufahrt zum zweiten Obergeschoss doch genau dort war der ideale Platz für Widowmaker gewesen. Still hatte sie abgewartet, während Reaper die beiden Overwatchagenten vor sich hertrieb - und damit direkt vor ihre Nase. “Ein Schuss, ein Treffer”, säuselte sie in das kleine Kommunikationsgerät, dann war der Schuss auch schon gefallen und mit ihm dieser lästige Cowboy. Der war ihr ohnehin schon immer auf die Nerven gegangen. Dieses Mal hatte sie ihn kalt erwischt. “Wir ziehen uns zurück”, störte Reapers rauchige Stimme den Genuss ob dieses Augenblicks sehr zu ihrem Ärger, doch sie zögerte nicht, zu antworten. “Verstanden.” Einen letzten Blick warf sie noch zurück und wurde belohnt und bestraft zugleich. Neben dem auf dem Boden liegenden Cowboy hockte Lena, das Gesicht nass von Tränen. Sie schrie einen Namen, schüttelte den reglosen Mann und schluchzte hörbar. Triumph mischte sich mit Ärger. Diesen Blick, den hatte sie gewollt und gefürchtet zugleich, doch erst jetzt wusste sie, dass sie ihn nie wieder sehen wollte. Zumindest jedoch würde diese Närrin nun doch sicher verstehen, dass sie gut daran tat, sich von ihr fern zu halten, sie zu hassen und zu meiden. Amelies Blick verengte sich. “Leb wohl, ma cherie. Du weißt, ich liebe dich. Aber diesen Blick behalte für dich, denn so lange du mich nicht ziehen lässt, wird sich das hier wiederholen.” Sie flüsterte die Worte nur, mehr für sich als sonst jemanden. “Hass mich, ma cherie. Hass mich, auch wenn du weißt, ich liebe dich. Dann kann ich gehen.”   ♫ Bitte hass mich. Ich bin nicht gut für dich. Bitte verlass mich. Du weißt ich liebe dich. Lass mich nie mehr diesen Blick in deinen Augen sehn. Doch wenn ich bleibe, weiß ich, wird es jedes mal geschehn, also... hass mich. Ich bin nicht gut für dich. Bitte verlass mich. Du weißt ich liebe dich. Lass mich nie mehr diesen Blick in deinen Augen sehn. Doch wenn ich bleibe,weiß ich, wird es jedes Mal geschehn, also hass mich, dann kann ich gehn. ♫ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)