Never Give Up von Yuugii (Zorro/Luffy/Chopper) ================================================================================ Kapitel 2: Tiefer Schlaf ------------------------ „Chopper! Bist du dir sicher, dass er nicht einfach nur ein bisschen Fleisch braucht?“, fragte Luffy unsicher nach und hielt seine Fleischkeule in Richtung des Schwertkämpfers, der seelenruhig schlief und mehr an einen Toten erinnerte. Die Feier war im vollen Gange. Sanji war so schnell gerannt, wie er konnte und war japsend vor den anderen stehengeblieben. Sie alle lagen am Boden. Wutentbrannt hatte er sie allesamt wach geschüttelt. Er wusste nicht, warum er in diesem Moment so stinksauer gewesen war, doch er wusste ganz genau, dass er keine Kontrolle über seine Emotionen hatte. Ihnen blieb nur wenig Zeit, wenn sie Zorro retten wollten. Verletzungen wie die seinen mussten schnell behandelt werden. Zusammen waren sie zu Zorro geeilt. Als sie ankamen, lag sein scheinbar toter Körper regungslos am Boden. Er atmete nicht mehr. Keinerlei Lebenszeichen. Es sah so aus, als hätte er seinen Frieden gefunden. Verdammter Schwertkämpfer, hatte Sanji gedacht, du kannst jetzt nicht einfach sterben! Wir brauchen dich. Wir sind ein Team! Es war nicht so, dass Zorro sonderlich gut leiden konnte. Er mochte seine nüchterne und desinteressierte Art nicht. Nie beteiligte er sich an Gesprächen und machte sich über ihn lustig, wenn Sanji seinen beiden Prinzessinnen Komplimente machte. Welcher Kerl lachte über so etwas? Es gab zigtausend Gründe, warum sie aneinander gerieten und trotzdem hätte jeder von ihnen für den anderen die Hand ins Feuer gehalten. Umso mehr konnte er nicht verstehen, warum Zorro sich allein diesem Monster gestellt hatte. Was nur war geschehen? Sanji fühlte sich machtlos und schwach. Der Anblick des am Boden liegenden Schwertkämpfer führte ihm seine eigene Machtlosigkeit vor Augen. Auch wenn sie sich bemühten und immer stärker wurden, so gab es immer Feinde, die ihnen überlegen waren. Der Kampf gegen Moria und seinen Leuten hatte ihnen gezeigt, welche Gefahren sie auf ihrem Weg zur Spitze noch erwarteten und der heutige Tag war sicher nicht der letzte, wo sie sich mit ihrer eigenen Schwäche konfrontiert sahen. Sanji wollte gar nicht daran denken, dass einmal der Tag kommen würde, wo sie chancenlos gegen einen übermächtigen Gegner antraten und dabei nicht nur ihr Ziel und ihre Träume verloren, sondern auch ihr Leben. Sein Blick lag auf Zorro. Zorro war der zweitstärkste ihrer Truppe. Natürlich würde Sanji das niemals offen zugeben. Die beiden wetteiferten seit dem ersten Tag, an dem sie sich gesehen hatten, miteinander. So war das nun mal unter Männern. Jeder Mann brauchte einen Rivalen, der ihn antrieb und ihn dazu motivierte, stärker zu werden und an seinen Schwächen zu arbeiten. Es war Zorros Stärke und sein Mut, der inspirierend war. Der Gedanke, dass dieser Mann, der so viele Kämpfe focht und nie einen Blick zurückwarf, stets voranschritt, nun tot war, erschütterte Sanjis Seele. Nicht nur seine. Auch die anderen waren schockiert. Usopp hatte sogar geweint, auch wenn er seine Tränen nicht zeigte und das laute Schluchzen verbarg. Auch Luffy war den Tränen nahe. Verzweifelt biss er die Zähne zusammen und beobachtete Chopper, der ihren Freund behandelte. Es war das erste Mal, dassLuffy so leise war. Und das, obgleich er nicht mal den Ernst der Lage einschätzen konnte. Aus irgendeinem merkwürdigen Grund ging es ihm gut. Als hätte er keinen einzigen Gegner bekämpft, dabei war er bis vor wenigen Minuten so fertig, dass er nicht mal mehr die Augen offen halten konnte. Und nun fühlte er sich erholt und hätte Bäume ausreißen können. Luffy verstand seine wundersame Heilung nicht, aber er hinterfragte sie auch nicht. Minutenlang hatte Chopper dem Grünhaarigen eine Herzdruckmassage gegeben und alles getan, was er konnte, um ihn am Leben zu erhalten. Die Lage war ernst. Erleichterung ging durch ihre Reihen, als Zorros Brustkorb sich langsam hob und senkte. Er lebte noch. Trotzdem hatte sich Chopper seitdem keine Minute lang erholt. Jetzt ging es um Leben und Tod. Und auch die anderen ehemaligen Gefangenen von Moria mussten behandelt werden. Jetzt kam die große Aufräumphase. Sie alle wollten schnellst möglichst weg von hier, aber zunächst mussten die Vorbereitungen getroffen werden. Es dauerte einige Stunden, doch da alle anpackten, ging alles ganz schnell. Die Verletzten wurden versorgt und die Schiffe klar gemacht. Bald würden sie die Thriller Bark hinter sich lassen und den Weg zurück auf die See nehmen, wo bereits die nächsten Abenteuer auf sie warteten. Die Rolling Piraten und Strohhüte feierten ihren Sieg. Die Verletzten waren versorgt worden und die meisten von ihnen waren trotz ihrer Wunden so gut gelaunt, dass sie keine Lust hatten, im Bett zu bleiben. Der Sieg über Moria und seine Tyrannei musste gefeiert werden. Sie stießen an, lachten und genossen die gemeinsame Zeit, während im Hintergrund die sanften Klänge des Pianos ertönten, die dann mit der warmen Stimme von Brook begleitet wurden. Binks Rum war ein Lied, das jeder Pirat kannte. Nein, nicht nur Piraten. Jeder Seemann kannte dieses Lied und so stimmten alle mit ein. Die Stimmung war heiter. Der Anführer der Strohhüte hatte Brook auf sein Schiff eingeladen und nun wurde ihr Team durch einen grandiosen Musiker aufgewertet. Von Anfang hatte Luffy unbedingt einen Musiker dabei haben wollen, also war er sehr glücklich, dass sein Traum sich erfüllt hatte. Man musste Brook auch nicht um ein Liedchen fragen, da er seine Violine meist so herausholte und von sich aus ein Lied anstimmte. Mit ihm würde die Thousand Sunny noch heller strahlen. Am nächsten Tag machten sich alle auf, um ihren Träumen zu folgen und ihre Ziele zu erreichen. Die Schiffe verließen die Thriller Bark und ließen den Horror endlich hinter sich. Während die Schiffe unterschiedliche Kurse aufnahmen, hörte man die Stimmen der Besatzungsmitglieder. „Passt auf euch auf! Wir sehen uns wieder!“, waren ihre Rufe und sie winkten den Piraten, die ihr Leben gerettet hatten und ihnen neue Hoffnung gaben, noch lange hinterher. Auch auf der Thousand Sunny war gute Laune angesagt und jeder ging seinen eigenen Aufgaben nach. Es war ein ungewohntes Bild, denn etwas fehlte. Luffy überlegte und warf einen suchenden Blick über das Deck. Zorro ist nicht hier... sonst schläft er immer hier oben, kam es dem Schwarzhaarigen in den Sinn. Zorro schlief zwar, aber eben nicht da, wo er sonst immer war. Er kam nicht drumherum, sich zu fragen, wann Zorro wieder wach wurde. Es fehlte etwas, wenn der Schwertkämpfer ihn nicht aus der Ferne beobachtete oder ihn anschrie, wenn er zu laut wurde und ihn bei seinem Mittagsschläfchen weckte. Zorro hatte es wie die Pest, wenn man ihn aufweckte. Dann hatte er immer schlechte Laune und grummelte noch Minutenlang, ehe er wieder einschlief. Chopper konnte dennoch die Sorge um Zorro nicht abschütteln. Sein Zustand war stabil. Dennoch wachte er nicht auf. Ob sein Kopf verletzt worden war? Ein Hirntrauma? Ein Aneurysma? Innere Blutungen? Er hatte auf ihrem Schiff nicht das passende Equipment. Er konnte nicht einfach in seinen Körper hineinschauen. Bei Doktor Kuleha hätte er einfach nur eines ihrer zahlreichen Geräte nutzen müssen, um einen genauen Überblick zu haben, doch da die Thousand Sunny kein Krankenhaus war, war ihre Ausrüstung bei Weitem nicht so professionell. Mit seinem Stethoskop hörte er seine Herzfrequenz ab und lauschte seiner Lunge. Sein Herzschlag war langsam und seine Atmung unregelmäßig. Das gefiel dem Rentier überhaupt nicht. Er warf einen suchenden Blick zu dem kleinen Bücherregal auf dem Schreibtisch. Seine Medizinbücher brachten ihm nichts. Erst jetzt wurde ihm so richtig klar, dass er als Arzt des Schiffs nicht ausreichend Behandlungsmöglichkeiten hatte. Nun, meist dachte man an solche Dinge auch erst dann, wenn es zu spät war. Chopper hatte mehrmals überlegt, ob er Nami fragen sollte, ob sie diese Anschaffungen finanzieren würde. Aus Angst, diese würde einen unglaublichen Kredit fordern, hatte er es jedoch sein lassen. Immerhin hatte er wirklich geglaubt, dass alles in Ordnung sein würde. Niemals hätte er damit gerechnet, dass einer seiner Freunde so schwer verletzt werden würde. Die Stimmung auf der Thousand Sunny war immer noch heiter, denn das kleine Rentier hatte niemanden den Ernst der Lage mitgeteilt. Es gab keinerlei Grund seinen Freunden weitere Sorgen zu bereiten, wenn er nur Vermutungen hatte. Vielleicht war er schwerer verwundert, als er dachte. Vielleicht würde er nicht mehr aufwachen. Aber er konnte seine Worte nicht auf ein vages vielleicht aufbauen. Es war seine Pflicht als Arzt einen kühlen Kopf zu bewahren. Chopper setzte sich neben Zorro ab, der immer noch schlafend in seinem Behandlungsbett lag. Seit gestern hatte er kein einziges Auge zugemacht, um Zorros Zustand zu bewachen. Jede unerkannte Veränderung seines Zustandes hätte schwere Folgen haben können, also wollte er sich keine Pause gönnen. Immer noch hämmerte diese eine Frage in seinem Kopf. Was war geschehen? Wer oder was hatte ihn so sehr verletzt? Wunden dieser Art waren unnatürlich. Es grenzte an ein Wunder, dass Zorro überhaupt noch lebte. Je mehr er darüber nachdachte, desto niedergeschlagener wurde er. Obwohl er genau wusste, dass er keine Antworten erhalten würde, konnte er nicht anders, als gedanklich immer wieder dieselben Worte zu wiederholen: Was war nur mit ihm passiert? Ein tiefer Seufzer entwich seiner Kehle. Es war bereits Nachmittag und sie waren mitten auf dem Meer. Auf der Thriller Bark hatte er seine Medikamentenvorräte nicht auffüllen können. Im Gegenteil sogar. Um die Rolling Piraten zu behandeln, hatte er noch Medikamente von seinem Schiff geholt, um sicher zu gehen, dass niemand an seinen Verletzungen erlag. Eine richtige Behandlung war wichtig. Doch jetzt sah er sich mit einem anderen Problem konfrontiert... wie lange würden seine Vorräte noch reichen? War ihm eine optimale Behandlung für seinen Patienten überhaupt möglich? In seinen Augen bildeten sich Tränen. »Was ist wenn ich ihn nicht retten kann? Ich bin doch der Schiffsarzt! Ich weiß, dass ich so nicht denken darf, aber... ich habe so Angst! Zorro, ich flehe dich an, wach auf. Mir zuliebe. Ohne dich fehlt uns etwas.« Chopper senkte den Blick und strich behutsam über Zorros Oberarm, der sich jedoch nicht rührte. Wie tot. Nein, das durfte er unter keinen Fall denken. Er musste diesen Gedanken wegsperren. Er musste Vertrauen in seine Fähigkeiten haben und alles tun, was in seiner Macht stand. Er schniefte leise und wischte sich die Tränen weg. Du Doofi!, ermahnte er sich gedanklich. Du kannst doch jetzt nicht heulen. Doktor Kuleha hätte auch auch nicht geweint. Sie hätte mit mir geschimpft. Wenn ich jetzt Zweifel zulasse, mache ich erst recht Fehler. „Chopper~“, hörte er Luffys fröhliche Stimme an sein Ohr dringen, der ohne vorher zu klopfen, die Tür zu seinem Reich öffnete und hineinkam. Chopper sprang vor Schreck hoch und landete wacklig auf seinem Drehstuhl. Wieso klopfte eigentlich niemand vorher an die Tür?! Gut, das Behandlungszimmer wurde meist als Durchgang verwendet, denn normalerweise befanden sich hier keine Patienten. Und wenn er ehrlich war, klopfte das Rentier auch nicht immer an die Tür, bevor er irgendwo reinging. Luffy verschränkte breit grinsend die Arme hinter seinem Hinterkopf und kicherte. „Shishishi! Wie geht’s ihm? Meinst du er wird bis zum Mittagessen wach sein?“, wollte er wissen. Chopper bemühte sich darum, sich nichts anmerken zu lassen und spielte ein täuschend echtes Lächeln. Als Arzt war es seine Aufgabe, Zuversicht zu zeigen. Wenn er selbst auch nur eine Sekunde an seinen Fähigkeiten als Arzt oder an dem Überlebenswillen seines Patienten zweifelte, würde dieser negative Gedanke Realität werden. Er musste an Zorro glauben. Der Grünhaarige hatte immer gekämpft und nie aufgegeben. Auch in diesem Moment kämpfte er. Da war er sich sicher. „So schnell geht das nicht, Luffy. Wir müssen abwarten“, sprach er und erhob sich von seinem kleinen Drehstuhl, sprang hinab und tapste auf den Schwarzhaarigen zu. Er legte sein kleines Köpfchen schief und betrachtete seinen Kapitän eingehend. „Und wie geht es dir? Es ist unglaublich, dass du ohne Verletzungen aus dem Kampf gegangen bist. Nicht mal Müdigkeit hast du gespürt“, erklärte er und tippte nachdenklich mit einem Fuß auf den Boden, musterte weiter seinen Kapitän. Nichts. Luffy war fit wie ein Turnschuh! Ihm fehlte rein gar nichts und das ließ den kleinen Doktor stutzig werden. Er konnte es sich einfach nicht erklären. „Mir geht’s super!!“, grinste Luffy und warf wieder einen Blick auf den Grünhaarigen. „Wie sollen wir denn unseren Sieg richtig feiern, wenn Zorro nicht dabei ist? Der hat doch sicher Hunger! Sag ihm, dass er aufwachen muss, sonst kriegt er nichts ab!“, lachte Luffy gewohnt gelassen. War das seine Art Sorge zu zeigen? Chopper konnte sich ein warmes Lächeln nicht verkneifen. Luffys endloser Optimismus war eine Quelle der Kraft. „Das werde ich ihm ausrichten“, sagte das kleine Rentier und lief zu seinem Schreibtisch, wo er eine Schublade öffnete und mehrere Medikamente, die er selbst gebraut hatte, herausholte. Luffy indes verließ das Zimmer. Von draußen hörte er ihn bereits wieder lachen. Es klang so, als hätte er sich ungefragt auf Usopp gestürzt, der mit diesen Überraschungsangriff so gar nicht gerechnet hatte und ihn nun wutentbrannt übers Deck jagte. Chopper seufzte. Da Zorro immer noch schlief, konnte er ihn nicht darum bitten, die Tabletten zu schlucken. Also musste eine Flüssigkeit her. Er öffnete die Schranktür zu seinem Medikamentenschrank. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Mit seinen Vorräten hatte er sämtliche Mitglieder der Rolling Piraten versorgt und erst jetzt sah er, dass sein kleiner Vorrat sich dem Ende neigte. Er wollte den Gedanken nicht wahrhaben und hatte geglaubt, dass er genügend am Bord hatte. Da selten jemand auf der Thousand Sunny krank wurde, lagen die Medikamente meist ungenutzt im Schrank. Bisher hatte er selten die Notwendigkeit gesehen, dieses Schränkchen zu öffnen. Indem er tief einatmete und viel Luft in seine kleinen Lungen pumpte, versuchte er wieder zur Ruhe zu kommen. Er machte sich ein genaues Bild von der Situation. Einige der kleinen Dosen und Fläschchen brauchte er nicht für Zorros Behandlung. Für den Fall der Fälle hatte das kleine Rentier alles mögliche gebraut, nur um gewappnet zu sein. Sein Blick blieb bei einer kleinen weißen Flasche hängen, die er ganz genau betrachtete. Der Inhalt war alarmierend. Er hatte nicht mehr genügend Antibiotika. Wie konnte er nur so unerfahren sein? Hatte er das wirklich nicht bemerkt? Trotzdem musste er aus den Resten das rausholen, was möglich war. Zorros tiefe Wunden mussten begleitend behandelt werden. Es wäre unverantwortlich gewesen, hätte er Zorro einfach nur schlafen lassen, ohne weitere medizinische Schritte einzuleiten. Wunden entzündeten sich und die salzige Meerluft brachte auch allerhand Keime mit sich. Für einen gesunden Menschen absolut kein Problem. Doch für jemanden, der um sein Leben kämpfte, so wie Zorro, eine absolute Gefahr. „Zorro schläft immer noch...“, murmelte Nami und ließ ihren Kopf hängen. Auch wenn Chopper es sich nicht anmerken ließ, hatte sie schon lange gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Er gab keinerlei Angaben über seinen genauen Zustand. All seine Aussagen waren vage gehalten und auch wenn sie immer der Ansicht war, dass Zorro zu dumm zum Sterben war, so konnte sie nicht anders, als sich zu fragen, was sie tun konnte, um dem Rentier unter die Arme zu greifen und Zorros Genesung zu unterstützen. Irgendetwas musste es doch geben, was sie tun konnte. Robin lenkte sie so gut es ging ab und sie plauderten über das, was sie erlebt hatten. Nami erzählte Robin von diesem perversen Jaguarmann, der sie heiraten wollte und sie belästigt hatte und auch von Lola und ihrer verzweifelten Liebe zu diesem. Es tat gut, über das Erlebte zu sprechen und so konnten die beiden jungen Frauen ihre Erfahrungen viel besser verarbeiten und miteinander teilen. Die Zeit verging rasend. Da sie mitten auf dem Meer waren, ging die Sonne erst relativ spät unter, trotzdem war es ihrem Koch besonders wichtig, die Mahlzeiten immer zur gewohnten Zeit stattfinden zu lassen. Er konnte sich wohl kaum an den Stand der Sonne richten. Immerhin war hier auf der Grandline so ziemlich gar nichts vorhersehbar. Es gab Tage, wo die Sonne scheinbar nicht aufging und es am Tag so dunkel war, dass man hätte glauben können, dass es noch Nacht war. Sanji bereitete bereits das Abendessen vor, während Franky in seinem Bastelraum saß und an irgendeiner neuen Waffe werkelte. Immer wieder leuchteten seine Auge vor Begeisterung und im Hintergrund waren die angenehm zarten Töne einer Violine zu hören, die zwischendurch durch Brooks rockige Gesangspassagen durchbrochen wurden. Man hörte Luffys Lachen auf dem ganzen Schiff. Aus Langeweile hatte er angefangen zu fischen und eine Menge Sachen aus dem Wasser geholt. Unter anderem eine hübsche Muschel, die eine glänzende Perle beherbergte. Er wusste genau, dass Nami, sofern sie von diesem hübschen Fund mitbekam, darauf bestehen würde, die Perle zu bekommen. Na ja, er hatte ja sowieso keine Verwendung dafür! Trotzdem war es etwas einsam hier. Laut lachend zog Luffy einen riesigen Aal aus dem Wasser. Usopp und Chopper lachten, klatschten begeistert in die Hände. Das Tier war über zwei Meter groß und wäre sicher ein guter Kandidat für das bevorstehende Essen. Über einen solchen Fang musste sich doch auch der Koch freuen, oder? Luffy hatte die Glitschigkeit des Meeresbewohners unterschätzt, als er nach dem Aal griff, fluschte ihm das Wesen aus der Hand. Panisch bewegte er sich nun auf dem Gras hin und her. Es schien den schlafenden Schwertkämpfer anzusteuern. Dieser bekam von der ganzen Aktion nichts mit. Erst als das große Tier ihm ins Gesicht sprang, wo es sich um dessen Kopf wickelte, schrie der Schwertkämpfer erschrocken und stand von einer Sekunde zur nächsten kerzengerade. Usopp, Chopper und Luffy krümmten sich vor Lachen. „Wahahahah! Habt ihr das gehört? Zorro hat geschrien wie ein Mädchen!“, kam es von Luffy Zorro befreite sich von dem Aal, packte das Tier und ging zu dem Chaotentrio rüber. „Habe ich nicht! Hier, nimm dein Vieh zurück!“, keifte er und warf Luffy seinen großen Fang ins Gesicht. Erschrocken schrie Luffy auf, als der Aal sich nun auch um sein Gesicht wickelte. Mit aller Kraft versuchte er das Vieh von sich zu reißen, doch es hatte sich derart festgekrallt, dass ihm die Luft wegblieb. Genervt stöhnte Zorro. Seine Hand lag bereits an seiner Schwertscheide, er zückte sein Schwert und filetierte das Tier mit eleganten Bewegungen. Dann ließ er sein Schwert zurück in die Scheide verschwinden. Usopp und Chopper lachten immer noch. Auch wenn Zorro immer wütend wurde, wenn man aufweckte, so hielt sein Ärger nicht allzu lang und er packte an, wo immer es möglich war. Nun hatte er sogar dem doofen Koch Arbeit erspart. Sollte er sich um den sauber geteilten Aal kümmern und ihn einfrieren. Grummelnd, aber mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, ließ sich der Schwertkämpfer wieder da nieder, wo er bis eben in Seelenruhe geschlafen hatte. Er schloss die Augen und versuchte seinen Traum von eben weiter zu träumen. Das Lachen des Chaotentrios empfand er nicht mal als nervig. Viel mehr freute er sich darüber, dass die drei so viel Spaß hatten und sich die gute Laune nicht verderben ließen. Ihre gute Laune gab auch dem Schwerkämpfer ein wohliges Gefühl. „Oi, wo bleibt das Rentier?“, fragte Sanji und hob verwundert eine Augenbraue, als alle bis auf Chopper am Tisch versammelt waren. Er konnte ja verstehen, dass Chopper auf jeden Fall ein wachendes Auge über den Grünhaarigen haben wollte und er es als Pflicht als Arzt ansah, nicht von der Seite seines Patienten zu weichen, doch er fand auch, dass Chopper auch auf sich selbst Acht geben musste. Er hatte den ganzen Tag über fast gar nichts gegessen und nur wortlos an Zorros Seite gesessen. Dabei hatte er doch gesagt, dass Zorros Zustand stabil war. Wo war die Notwendigkeit bei einem Patienten zu bleiben, der nicht in Lebensgefahr schwebte? Sanji wollte das nicht so recht nachvollziehen. Entweder verschwieg der Flauschball etwas oder aber er war eben ein sehr versierter und verantwortungsvoller Arzt. Es waren bereits Stunden vergangen. Noch immer war es relativ hell draußen, doch die Sonne näherte sich dem Horizont. Seit gestern schlief der Grünhaarige. Es war angenehm ruhig ohne ihn. Auch wenn er um seine süßen Ladys tanzte und sie mit fruchtigen Getränken verwöhnte, hielt ihn niemand davon ab. Es war eigenartig, dass er das sagen musste... aber irgendwie vermisste er es jetzt schon, sich lauthals mit Zorro zu zanken. Irgendwie fehlte ihm die Aufregung und er fand es amüsant diesen zu provozieren, nur um ihn ein paar Emotionen zu entlocken. Er setzte sich mit den anderen an den Tisch. Hier und da wurde geredet. Doch die Gespräche verstummten auch jedes Mal sehr schnell. Zwei Plätze waren nicht besetzt und das allein schien die Atmosphäre zu bedrücken. Plötzlich wurde die Tür hektisch aufgerissen. Ein laut weinendes Rentier kam in die Küche gestürmt. Chopper war derart aufgelöst, dass er keinen richtigen Satz hervorbrachte. Die anderen waren alarmiert. „Ich kann nichts mehr tun!“, weinte er laut und schluchzte, ließ sich auf seine Knie fallen und schlug mit seinem Huf auf den Boden. War es das? War das das Ende? Musste er als Arzt den Tod seines eigenen Freundes erleben? Ohne etwas ausrichten zu können? Es musste doch irgendetwas geben, was er noch tun konnte! Von einer Sekunde zur nächsten hatte sich Zorros Zustand verschlechtert. Seine Atmung setzte mehrmals aus und sein Herzschlag war ungewöhnlich langsam. Blut lief ihm aus der Nase und Chopper war sich nun sicher, dass er innere Blutungen haben musste. Er hatte alles getan, was er konnte. Die Thousand Sunny war kein Krankenhaus. Er hatte keinen richtigen OP-Tisch, sondern nur ein Bett und Medikamente. „Ich habe versagt... ich...“, schniefte er. Usopp, Sanji und Luffy kamen auf ihn zu. „Was ist mit Zorro?!“, wollte Luffy wissen. Es war das erste mal, dass Luffy so außer sich war. „Ich bin mir sicher, dass er innere Blutungen hat, aber... ich weiß nicht, wo! Ich kann ihn nicht auf gut Glück aufschneiden, dafür ist sein Zustand zu schlecht! Er muss in ein richtiges Krankenhaus und versorgt werden“, erklärte er, wischte sich energisch die Tränen weg. Er war der Arzt. Es war doch seine Aufgabe für Zuversicht zu sorgen. Dennoch wollten die Tränen nicht aufhören und die Hilflosigkeit übermannte ihn. War es das, was Kuleha meinte, als sie sagte, dass er noch lange nicht erfahren genug war, um als Schiffsarzt anzuheuern? Fehlte ihm die Erfahrung? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)