Unsere Zukunft von Alaiya (Taichi/Koushiro & Mimi/Miyako OS-Sammlung) ================================================================================ [4. September 2009] Tourismus ----------------------------- Irgendwie war es in der digitalen Welt einfacher. Vieles zumindest. In der digitalen Welt musste man sich weniger Sorgen machen. Über vieles. Jedenfalls nicht über andere Menschen. Selbst jetzt, wo mehr und mehr Kinder und Jugendliche Partner bekamen, war es leicht ein Plätzchen für Zweisamkeit zu finden. Es war leicht, einen Spaziergang zu machen, ohne einem einzelnen Menschen über den Weg zu laufen. Taichis Finger waren fest mit denen seines Freundes verwoben. Er wusste, dass gerade die Menschenleere vieles für seinen Freund einfacher machte. Koushiro hatte sich oft schon unwohl gefühlt, wenn andere Menschen da waren. Die vollen Straßen Tokyos, die oftmals vollen Parks, dort konnte er sich nicht entspannen. Hier in der digitalen Welt war es leichter. „Glaubst du, dass es hier jemals regnet?“, fragte er und schaute zu Koushiro, der stumm neben ihm herlief. Wenigstens hatte er seinen Laptop in der realen Welt zurückgelassen, etwas das nicht garantiert war. „Hier regnet es oft genug“, warf Agumon ein, dass neben ihnen her tapste. „Du merkst auch nie, wenn du nicht angesprochen bist“, kommentierte Tentomon. Taichi grinste und sah Koushiro an. Der junge Mann errötete, sah in Richtung des Sees, in dessen Mitte einmal ein verlassener U-Bahnwagon auf einer Insel gestanden war. „Nun, technisch gesehen gibt es in der digitalen Welt keine richtige Atmosphäre wie in unserer Welt, weshalb Wetterphänomene oftmals irrational sind oder vom Code eines Gebiets abhängen.“ Taichi lachte. „Das war eine Koushiro-typische Antwort.“ Dieser Komment jagte seinem Freund nur noch mehr Röte ins Gesicht. Schämte er sich? Manchmal fühlte sich Taichi wie ein Gedankenleser. „Und das meine ich natürlich vollkommen positiv“, fügte er rasch hinzu. Koushiro atmete tief durch. „Ich weiß, ich weiß.“ Er hob den Blick. „Ich weiß.“ In der Hoffnung ihn zu beruhigen, schenkte Taichi ihm ein Lächeln. „Ich habe zumindest nie einen Regenschauer hier erlebt.“ „Das könnte darauf zurückzuführen sein, dass du ein Tourist bist.“ Tentomon flog etwas höher, um auf einer Höhe mit Taichis Kopf zu sein. „Tourist?“, empörte sich Taichi übertrieben. „Ich bitte dich! Wir haben diese Welt gerettet.“ „Als Touristen.“ Seit wann hatte der rote Käfer so einen Humor? Denn es war deutlich erkennbar, dass seine Worte scherzhaft gemeint waren. Ein unterschwelliges und gelinde gesagt etwas gruseliges Kichern klang in seinen Worten mit. Taichi zuckte mit den Schultern und drückte Koushiros Hand. „Was sagst du dazu?“ Koushiro seufzte. „Nun, als Touristen würde ich uns nicht bezeichnen.“ „Na, leben tut ihr hier ja aber auch nicht“, meinte Tentomon. „Dann seid ihr aber auch Touristen“, erwiderte Taichi. „Wenn ihr in Tokyo seid.“ „Vielleicht.“ Taichi lachte und schüttelte den Kopf. Es war doch etwas gutes, einfach nur über diese Dinge scherzen zu können. Von einzelnen Vorfällen einmal abgesehen, hatten sie ziemlich lange Frieden gehabt. Keine bösen Digimon. Keine nahenden Weltuntergänge. Nur ab und an ein paar verwirrte Digimon und solche Kleinigkeiten. Er blieb stehen und fixierte die Insel in der Mitte des Sees. „Vielleicht sollten wir hier einmal wieder Grillen.“ Ein mattes Lächeln zeigte sich auf Koushiros Gesicht. „Pass dieses Mal aber besser auf, dass du keine friedlichen Digimon ankokelst.“ Taichi lachte, bis ihm etwas einfiel. Er runzelte die Stirn. Hatte er Koushiro je davon erzählt. Nun war es an Koushiro leise zu lachen, während Taichi Blick zu seinem Partner wanderte. Hatte Agumon davon erzählt? „Du bist manchmal leicht zu durchschauen“, meinte Koushiro leise. Sein Lächeln war sanft, breitete sich auch auf seine Augen aus. Manchmal war er wirklich süß. Ach, was dachte er da? Süß war Koushiro eigentlich immer. Taichi wandte sich ihm zu und hob vorsichtig eine Hand. Er war immer vorsichtig, wenn es um Koushiro ging. Er wusste zu genau, dass Koushiro es manchmal einfach nicht mochte, berührt zu werden. Erst als sein Freund nichts sagte und auch keine Anstalten machte, seine Hand wegzuschieben, beugte sich Taichi vor und legte seine Stirn gegen die Koushiros. Für einen Moment schloss er die Augen und genoss diesen Moment der Zweisamkeit. Dann küsste er ihn auf die Stirn. „Taichi?“, fragte Koushiro leise. Er hob die Augenbraue und sah ihn fragend an. Daraufhin hob Koushiro seine eigenen Hände, legte sie auf Taichis Schultern und streckte sich, um ihn kurz auf die Lippen zu küssen und sich dann mit geröteten Wangen wieder von ihm zu entfernen. Seine Wangen glühten, ehe er sich den beiden Digimon zuwandte. Auch Taichi folgte verlegen seinem Blick – dabei war es nicht leicht ihn in Verlegenheit zu bringen. Während Tentomon über dem Wasser vor sich hin surrte, als wäre es gänzlich allein hier, starrte Agumon sie unverhohlen an. Wie so oft. Taichi seufzte und lachte leise. „Spanner“, meinte er zu seinem Partner und ergriff wieder Koushiros Hand. Er sah zu ihm. „Wir sollten wieder öfter herkommen.“ Koushiro nickte, sein Blick dem See zugewandt. „Wir sind aber schon oft hier.“ „Öfter geht trotzdem“, erwiderte Taichi und drückte noch einmal seine Hand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)