Unsere Zukunft von Alaiya (Taichi/Koushiro & Mimi/Miyako OS-Sammlung) ================================================================================ [15. Juli 2009] Unentschlossen ------------------------------ Mit gleich zwei gehobenen Augenbrauen sah Mimi über Koushiros Schulter. „Und du bist dir sicher, dass du nicht shoppen gehen möchtest?“ Er sah nur auf den Bildschirm, klickte von einem Angebot zum nächsten, ohne auch nur zu wissen, wonach er eigentlich suchte. „Ziemlich sicher“, murrte er. „Also wenn du mich fragst, würde ich ihm ja etwas zum Anziehen schenken“, meinte Mimi. „Taichi könnte einen neuen Stil vertragen, seit er studiert ...“ „Glaubst du wirklich, dass Koushiro der richtige für Stilberatung ist?“, warf Tentomon ein, das zu Koushiros Füßen am Boden hockte, von wo aus es seinen Partner und die beiden jungen Frauen beäugte. Diese Bemerkung brachte Koushiro tatsächlich dazu aufzusehen. „Was meinst du?“ „Es meint, dass du auch mal einen frischen Stil gebrauchen könntest“, erwiderte Palmon und sprang auf. „Ja, wenn ich so darüber nachdenke, ist es ewig her, dass ich in etwas anderem als einen einfachen Hemd gesehen habe“, stimmte Mimi zu. Koushiro sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an, doch dankbarerweise kam Miyako ihm zur Hilfe. „Mimi, lass uns erst einmal bei dem konkreten Problem helfen“, meinte sie und wandte sich wieder dem Rechner zu. „Ich meine ja nur.“ Ihre Freundin zog einen Schmollmund, lugte dann aber wieder über Koushiros Schulter. Wenn er ehrlich mit sich war, hatte Koushiro wirklich keine Ahnung, wonach er überhaupt suchen sollte. War es nicht peinlich? Er hatte nur noch vier Tage. Wenn er etwas aus dem Internet bestellen wollte, sollte er sich entscheiden, sonst wäre es nicht rechtzeitig da. Doch was schenkte man jemanden wie Taichi? Vielleicht lag Mimi ja gar nicht so falsch. Vielleicht wäre es durchaus keine schlechte Idee irgendeine Kleidung herauszusuchen. Doch er kannte sich damit nicht aus. Was, wenn es falsche Implikationen hatte? Was ... Er errötete. Hawkmon, das auf Miyakos Schoß saß, streckte sich, um ebenfalls auf den Bildschirm sehen zu können. „Gehen wir das ganze doch analytischer an. Was hast du ihm bisher denn zum Geburtstag geschenkt?“ Koushiro warf ihm einen Seitenblick zu. „Nichts.“ Ein synchrones Seufzen der beiden Frauen. „Nichts?“ Zur Antwort zuckte Koushiro nur mit den Schultern. „Ich ... Ich habe mir nie mit jemanden irgendwie Geschenke getauscht oder so. Also ... Ja. Wir waren ja nur Freunde.“ „Und jetzt?“, fragte Hawkmon, wurde jedoch von seiner Partnerin enger gefasst. „Jetzt sind sie zusammen und dann ist es halt etwas anderes.“ Koushiro sah zu Miyako, seufzte seinerseits und blickte auf den Bildschirm. Er klickte weiter durch die schier endlose Produktauswahl Amazons, die es leider umso schwerer machte, sich für etwas zu entscheiden. „Ein Buch ist zu unpersönlich“, überlegte er laut. „Und außerdem langweilig“, stimmte Mimi ihm zu. „Ach, jetzt tu nicht so“, erwiderte Miyako. „Und Taichi ist nicht der große Anime-Fan, um ihm sowas zu schenkten“, überlegte er weiter. „Wäre ja auch irgendwie seltsam“, warf Tentomon ein. „Hatte er nicht früher auch viel mit Videospielen zu tun?“, fragte Miyako. Alle wandten sich ihr zu. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nur, dass Daisuke und Ken ein paar mal zu ihm rüber sind zum 'zocken'.“ Sie zeigte Anführungszeichen mit diesen Worten und verdrehte die Augen. „Ich glaube Takeru auch. Und einmal hat er Iori mitgeschleppt.“ „Und du?“ „Jungsabend“, murrte sie und verschränkte die Arme. „Die haben nur Angst.“ Wieder seufzte Koushiro. Mit Videospielen hatte er auch nie viel zu tun gehabt. Er hatte früher einmal eine Weile RPGs gespielt, aber damit endete seine Erfahrung auch. Am Computer programmierte er lieber, als seine Zeit mit irgendwelchen Spielen zu verschwenden. Vielleicht hätte er doch etwas tun sollen. „Was ist mit irgendwelchen Fußball-Sachen?“, schlug Mimi halbherzig vor. „Ich habe keine Ahnung, was er da hat und was nicht.“ Natürlich kannte er sich auch damit nicht aus. „Du könntest recherchieren“, meinte Miyako. „Ist das nicht etwas unpersönlich?“ Ein halbherziges Schulterzucken war die Antwort. Schließlich seufzte Mimi und ließ sich rücklings auf sein Bett fallen. „Na ja, du könntest auch selbst etwas machen, wenn es dir um die persönliche Note geht.“ „Selbst etwas machen?“, fragte er. „Ja.“ Auch sie zuckte mit den Achseln, während sie die Decke fixierte. „Ich meine ... Keine Ahnung. Du könntest etwas kochen?“ Koushiro überlegte für eine Weile. Eine Erinnerung an einige Sommertage, an denen Yagami Yuuko ihn als Kochhilfe dazugeholt hatte, während seine Eltern nicht im Haus gewesen waren, kamen ihn in Erinnerung. An sich war Taichi der bessere Koch, verglichen mit ihm. Er hatte ja öfter für Hikari gekocht, als die beiden klein gewesen waren. War es vielleicht deswegen eine gute Idee? Immerhin würde er etwas probieren, worin er nicht gut war. Aber was, wenn es schief ging? Es war zum Haare raufen. Warum war er mit diesen Dingen nur so schlecht? Er klappte den Laptop zu und seufzte. Es war halt so schwer. Vielleicht sollte er ihm einfach einen Gutschein schenken oder so etwas in der Art. Das wäre unpersönlich und einfallslos, aber immerhin wäre es etwas. Miyako klopfte ihm auf die Schulter. „Komm. Dir fällt schon etwas ein.“ Niedergeschlagen sah Koushiro auf seinen zugeklappten Laptop. „Es ist doch egal, was es ist. Also, ich meine, er wird sich ja definitiv freuen, was von dir zu bekommen, weißt du?“ Unsicher lächelnd schaute Miyako ihn an. „Also werd darüber besser nicht nervös, ja?“ „Ja“, seufzte er. Am liebsten hätte auch er sich auf das Bett fallen lassen, was jedoch schwer oder eher peinlich gewesen wäre, da Mimi bereits hier lag. Sie hatte ihr neues Handy herausgeholt und schien gerade ihr eigenes Spiegelbild auf dem Bildschirm zu betrachten oder eher ihr Abbild, das mit der Frontalkamera ... Koushiros Blick wanderte zu seinem Laptop zurück. Er stand auf und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Koushiro-han?“, fragte Tentomon vorsichtig, als er seinen Laptop mit dem Stand-PC verband. War es eine dumme Idee? Es wäre ja eigentlich nicht nur für Taichi, aber ... „Ich glaube, ich habe eine Idee“, murmelte er und rief den Programmeditor auf. Es war sieben Uhr am Morgen, als Taichis Wecker klingelte. Immerhin hatte er um halb zehn seine erste Vorlesung und wollte vorher noch etwas in der Bibliothek nachschauen. Leider war auch der eigene Geburtstag nichts besonderes, wenn man einmal studierte. Nicht einmal Kuchen gab es zum Frühstück. Mit diesem bedauerlichen Gedanken streckte er sich, nahm sein Handy vom Nachttisch, um den Wecker auszustellen. Es war ein neues Modell, dass er vor zwei Wochen bereits von seinem Vater als verfrühtes Geburtstagsgeschenk bekommen hatte. Wenig überraschend fand er gleich mehrere neue Nachrichten da. Geburtstagsgrüße. Von Yamato, von Takeru, von Hikari, die er erst am Nachmittag treffen würde, von Sora, von Mimi, von Daisuke und auch eine von Michael aus den USA. Er rieb sich die Augen, während er noch einmal gähnte. Er hasste den frühen Morgen. Doch was hatte er für eine Wahl. Natürlich war da auch eine Nachricht von Koushiro. Mit Anhang. Taichi lächelte unwillkürlich, als er die Nachricht öffnete. Er war am Abend mit Koushiro verabredet und wusste sehr wohl, dass sein Freund deutlich nervös deswegen war. Schließlich tat Koushiro sich mit diesen Dingen schwer. Die Nachricht war kurz: Alles Gute zum Geburtstag, Taichi. Mein Geschenk ist vielleicht etwas ungewöhnlich. Es ist nicht ganz fertig. Probier es aus. Installier es auf deinem Handy. Taichi klickte auf den Anhang. Tatsächlich ein Programm. Sein Handy warnte ihn fremde Inhalte nur zu installieren, wenn er den Urheber kannte und vertraute. Doch er kannte Koushiro und vertraute ihm erst recht. Er stellte den Download an, ehe er aufstand, um ins Badezimmer zu gehen. Zehn Minuten später kam er mit gewaschenem Gesicht und gegelten Haaren in sein Schlafzimmer zurück, das wie so oft während der Vorlesungszeit leer war. Es war einfach eine schlechte Idee ein gelangweiltes Digimon allein in einem Apartment zu lassen - einmal ganz davon abgesehen, dass es seine Vermieterin nicht mochte. Das Programm, dass Koushiro ihm geschickt hatte, war fertig programmiert. Gate 0.1 hatte sein Handy es betitelt. Taichi hob eine Augenbraue, ehe er es öffnete. Das Bild, dass sich ihm zeigte, war vertraut. Das Tor zur digitalen Welt, wie sie es auch auf den Laptops hatten. Und mitten im Fenster zu sehen war etwas Wald. Ein Abschnitt von File Island, wenn er nicht irrte. Er hob das Handy und das Bild hob sich ebenfalls. Konnte es sein? Er drehte das Handy etwas, bekam wieder ein neues Bild gezeigt und nun wurde auch eine kleine, orangene Gestalt sichtbar, die gegen einen Baum gelehnt vor sich hin döste. Das musste Koushiro so geplant haben. Natürlich hatte er das so geplant. Taichi grinste. „Hey, Agumon?“ Die orangene Gestalt schnarchte munter weiter. „Agumon?“ Das Digimon grummelte etwas Unverständliches. Wahrscheinlich hatte Koushiro den guten Schlaf von Taichis Partner nicht mit einbezogen. Dennoch grinste Taichi, als er auf die Mail wechselte und eine sehr knappe Antwort schrieb: Du bist ein Genie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)