Studies and consequences von MissImpression ================================================================================ Kapitel 1: Studies ------------------ K A P I T E L   1    S T U D I E S   „Es hätte alles so schön sein können“, murmle ich und nehme einen tiefen Zug des eiskalten Mango-Bananen-Gurken-Smoothies. Die Sonne brennt auf meiner eingecremten Haut, die noch immer viel zu hell für meinen Geschmack ist. Meine beste Freundin Carly räkelt sich neben mir auf ihrer Liege und wirft mir ein zufriedenes Grinsen zu. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ Frustriert ziehe ich die Mundwinkel nach unten und wende mein Gesicht der Wärme zu. Das unregelmäßige dumpfe Geräusch von Leder auf Asphalt dröhnt mittlerweile in meinem Kopf. Es hat schon seinen Vorteil, ganz am Ende in der Sackgasse einer ruhigen Seitenstraße zu wohnen und sich so sogar im Bikinioberteil und Hot Pants, ohne viele Blicke auf sich zu ziehen, im Vorgarten sonnen zu können – links neben meinem Elternhaus lebt die alte Mrs. Robinson, eine verwitwete Greisin, mit ihren gefühlt zwanzig Katzen, welche ab und an in unserem Apfelbaum stranden und mit der Leiter wieder hinunterbefördert werden müssen, und auf der rechten Seite steht ein schmucker Bungalow, in welchen neulich erst ein junges Pärchen mit Baby eingezogen ist. Die erholsame Ruhe hätte so perfekt sein können … „Hör auf, zu seufzen, Jools, und genieße lieber die Aussicht“, ermahnt mich Carly und ich ziehe die Nase kraus. Sie hat leicht reden, denn es ist nicht ihr Bruder, der gerade sehr, sehr wütend einen Basketball in unserer Einfahrt malträtiert. Eigentlich hätte er jetzt im Flieger nach Mexiko sitzen müssen und wir hätten uns ohne diese störende Geräuschkulisse im Vorgarten sonnen können. Die Betonung liegt abermals auf hätte. Denn seine nun Ex-Freundin, deren Namen ich momentan nicht mal denken möchte, hat sich vor zwei Tagen anders entschieden – oder besser gesagt: für jemand anderes. Mason, der nur knapp ein Jahr älter ist als ich, hat eigentlich einen sehr gefestigten Charakter und manchmal hat man das Gefühl, dass nicht mal eine Bombe ihn aus der Ruhe bringen könnte, aber das abrupte Ende einer Beziehung ist wohl doch auch für ihn zu viel. Dementsprechend hart lässt er nun seine Gefühle an dem armen Ball aus, der ja eigentlich nichts dafür kann. Wobei ich zugeben muss, froh darüber zu sein, dass er seinen Kummer nicht in Alkohol oder ähnlichem ersäuft. „Ich werde ganz bestimmt nicht meinen Bruder begaffen, nur weil er oben ohne ist“, gebe ich zähneknirschend von mir und schließe die Augen hinter meiner Sonnenbrille. Ich weiß, dass er durch den vielen Sport, den er treibt, sehr gut trainiert ist, aber es gibt wirklich keinen Grund, warum ich ihm bei seinem Tun zuschauen sollte – ganz im Gegensatz zu Carly. „Niall hat sein Shirt auch ausgezogen“, flüstert sie mir ehrfürchtig zu und mein Kopf zuckt in die Richtung des improvisierten Mini-Basketball-Feldes alias unserer Einfahrt vor der Garage, über der vor Jahren mal ein Korb angebracht wurde. Mein Blick heftet sich sofort an die andere Person, die meinen Bruder dabei unterstützt, seinen Frust und die Wut wegzuspielen, denn Fakt ist: Ich habe gelogen, es gibt doch einen Grund für mich, dem Treiben zuzuschauen. Und dieser Grund ist sein bester Freund Niall, der wahrgewordene Traum meiner hormongesteuerten Teenie-Nächte, die ich mit meinen mittlerweile achtzehn Jahren eigentlich zu überwinden geglaubt habe. Ich werde jedoch jedes Mal eines Besseren belehrt, wenn dieser unverschämt gutaussehende Kerl vor unserer Tür steht, sich lässig mit einer Hand durch die kurzen, braunen Haare fährt und mich mit seinen dunklen Augen beinah auszieht. Zischend lasse ich meinen Kopf zurück auf das Kissen der Liege fallen, als mir klar wird, dass ich Carly auf den Leim gegangen bin. Niall hat sein T-Shirt noch immer an. Triumphierend ruft sie ein „Aha!“ und schnipst dazu. Seit einigen Wochen hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, mir beweisen zu wollen, Niall und ich würden aufeinander stehen. Dass sie zumindest von meiner Seite aus voll ins Schwarze trifft, werde ich ihr dabei allerdings nicht noch zusätzlich unter die Nase reiben. Schlimm genug, dass sie mich in meinen schwachen Momenten erwischt. „Ich weiß wirklich nicht, was du damit erreichen willst“, grummle ich und schiebe die Sonnenbrille auf meiner Nase ein Stück hoch, während ich Carly einen bösen Blick zuwerfe. „Und ich weiß nicht, warum du dich so dagegen sträubst“, erwidert sie prompt und winkelt ein Bein an. Ihre Haut sieht mittlerweile beneidenswert gebräunt aus. „Wogegen soll ich mich bitte sträuben?“ Carly beugt sich vor und schaut mich über den Rand ihrer verspiegelten Brille hinweg an. „Es ist doch offensichtlich, dass du auf Niall stehst. Und so oft wie er zu dir herübersieht, wundert es mich stark, dass er noch nicht über dich hergefallen ist.“ Sie winkelt auch das andere Bein an und legt ihr Kinn auf den Knien ab. „Vielleicht ist er nur schüchtern?“, philosophiert sie vor sich hin. „Er ist bestimmt ein Rechtsträger.“ „Du spinnst doch“, sage ich barsch und halte inne, ehe ich mich ihr mit skeptischem Blick zuwende. „Und was meinst du mit 'Rechtsträger'?“ Will ich das überhaupt wissen? Mit einer lässigen Bewegung steckt sie ihre Sonnenbrille ins Haar und ein freches Grinsen erscheint auf ihren Lippen. „Sag bloß, du hast noch nichts über diese Studie gelesen.“ Meine zusammengezogenen Augenbrauen sagen wohl alles, denn sie erklärt sogleich: „Letzte Woche wurde in irgendeinem renommierten Wissenschaftsblatt – Biopsychologie heute oder so ein Schmarrn – eine Studie über das männliche Geschlechtsteil veröffentlicht.“ Ich rolle mit den Augen. „Warte, warte, warte!“, ruft sie und winkt beschwichtigend mit den Händen. „Es ist keine dieser Spaßstudien. Es geht richtig um jahrelange Testreihen mit vielen tausend Teilnehmern, Mitgliedern sozusagen, verstehst du?“ Sie kichert albern über diesen pubertären Wortwitz und ich lege theatralisch seufzend meine rechte Hand aufs Gesicht. „Nein, also, es geht um … ähm … wie sag ich das bloß, ohne dass es komplett bescheuert klingt?“ Der Zug ist schon längst abgefahren, meine Liebe. Carly atmet einmal tief durch, ehe sie einen neuen Versuch startet. „Es geht darum, dass man anhand der Richtung, in die der Penis eines Mannes zeigt, Aufschluss darüber bekommt, ob er eher aktiv oder mehr passiv ist.“ „Worauf bezogen?“, frage ich nuschelnd durch meine Finger hindurch. „Auf Sex natürlich!“, erwidert Carly eine Spur zu laut und ich stelle peinlich berührt fest, wie Mason und Niall sich dabei fragend zu uns drehen. Doch meine beste Freundin lässt sich davon nicht beirren, denn sie spricht einfach weiter: „Man hat herausgefunden, dass sogenannte Rechtsträger eher kopflastig und devot, aber ausgesprochen einfühlsam und lieb sind, während Linksträger mehr die Sorte dominant bis machohaft, aber auch sehr, sehr leidenschaftlich vertreten. Das Ganze hat etwas mit den Hoden zu tun, die höhenversetzt nebeneinander hängen. Und irgendwas mit der Hormonproduktion der jeweiligen Hälfte.“ Ein ungläubiges „Aha?“ entfährt meinen Lippen, bevor ich Carly einige Augenblicke lang stumm anschaue, um ihr die Chance zu geben, ihre soeben getätigte Aussage als schlechten Witz zu enttarnen. Stattdessen nickt sie nur übertrieben und ich fühle mich gezwungen, die erste Frage zu stellen, die mir hierbei durch den Kopf geht: „Und was ist mit denen, die nur einen Hoden haben?“ Carly zuckt gleichgültig mit den Schultern. „Das ist wahrscheinlich eine Fifty-Fifty-Chance.“ Wenig überzeugt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. „Okay“, sage ich und ziehe das Wort besonders in die Länge. „Ich sehe schon, du glaubst mir nicht“, kommentiert sie meine Mimik und verdreht die Augen, ehe sie nach ihrem Handy unter der Liege greift. „Lies selbst.“ Sie sucht den Artikel heraus und reicht mir das kleine Gerät herüber. Die nächsten Minuten werden bei mir von Gesichtsakrobatik der besonderen Art begleitet. Wenn ich schon dachte, dass Carlys Aussagen irgendwie verquer wirken, dann ist die auf ein Minimum heruntergebrochene Zusammenfassung der wissenschaftlichen Studie im Bereich Psychoneuroendokrinologie noch viel abstruser – klingt lediglich durch die Fachwörter etwas klüger – und meiner Meinung nach hätten sie auf die veranschaulichenden Bilder gerne verzichten können. „Und? Ist doch spannend, oder?“, hakt Carly nach, als ich ihr das Handy wiedergebe und meine Lippen aufeinanderpresse. „Ist das … echt?“, frage ich immer noch skeptisch und bekomme ein heftiges Nicken als Antwort. „War sogar in den Abendnachrichten.“ Ich lächle etwas hilflos. Es ist erschreckend, mit was für Nichtigkeiten sich Verhaltensforscher heutzutage offensichtlich beschäftigen. Langsam zweifle ich an meinem eigenen Wunsch, später im wissenschaftlichen Bereich arbeiten zu wollen. Carlys Blick gleitet wieder zu meinem Bruder und seinem besten Freund, die sich für eine kleine Pause in den Schatten der Veranda gesetzt haben und wild gestikulierend über etwas reden. „Ich wette, Mason ist ein Linksträger“, sagt sie verträumt und knabbert an dem Nagel ihres linken Zeigefingers. Der Smoothie, den ich soeben an meine Lippen geführt habe, wandert beinahe den gleichen Weg wieder hinaus, als ich mich prompt verschlucke und heftig zu husten beginne. „Carly!“, rufe ich empört aus und wische mit einem Taschentuch über meinen Bauch, auf dem einige Spritzer meines Getränks gelandet sind. „Was denn?“ Sie schenkt mir einen unschuldigen Blick, der mit dem damit verbundenen diabolischen Grinsen eine fast beängstigende Wirkung entfaltet. „Niall schaut wieder zu dir herüber“, flüstert sie. Wieder wandert meine Aufmerksamkeit automatisch zu den beiden Jungs und ich spüre die Hitze in mir aufsteigen, als mir klar wird, dass Carly dieses Mal tatsächlich nicht geblufft hat. Nialls Augen sind direkt auf mich gerichtet und ein leichtes Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab, als sich unsere Blicke begegnen. Seine braunen Haare stehen wild in alle Richtungen ab und lassen ihn damit irgendwie verwegen aussehen. Und diese Oberarme … „Hol den Sabberfaden wieder ein, Jools“, kommt es selbstgefällig von der Seite. Ich drehe mein Gesicht zu Carly und zeige ihr den Mittelfinger, was sie mit einem vielsagenden Lächeln quittiert. „Ach, schade, anscheinend ist die Show für heute vorbei“, sagt Carly und zieht einen Schmollmund. Mason und Niall verschwinden im Haus und ich schließe die Augen, um die paar Minuten Stille zu genießen, die nun folgen. Bestimmt holen sich die beiden nur etwas zu trinken und setzen ihr Ballspiel gleich wieder fort. Leider stellt sich die erhoffte Ruhe auch eine Viertelstunde später nicht ein, denn mein Kopf macht mir da einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Ich könnte mir selbst dafür in den Hintern treten, dass meine Gedanken sich gerade um diese absurde Studie drehen – vor allem, weil ich mich tatsächlich ernsthaft an die Penisse meiner beiden Ex-Freunde zu erinnern versuche. Hab ich einen Sonnenstich, oder was? Genervt schiebe ich die Sonnenbrille hoch und fahre mir mit beiden Händen über das Gesicht. „Dreht die Wissenschaftlerin in dir gerade durch?“, fragt Cary dämlich grinsend. „Ich wette, du rekapitulierst gerade deine ganzen Beziehungen.“ Sie kennt mich einfach zu gut. „Halt die Klappe“, knurre ich und fahre noch energischer über mein Gesicht. Carly ignoriert mich geflissentlich. „Ich kann mich leider auch nicht mehr so gut daran erinnern. Ich denke, in Zukunft werde ich mehr darauf achten.“ „Worauf achten?“, kommt die Stimme meines Bruders plötzlich wie aus dem Nichts und ich erstarre. „Na darauf, wohin der Pe-“ Doch weiter kommt Carly nicht, denn ich reagiere instinktiv, beuge mich vor und presse ihr die Hand auf den Mund. Mason steht am Fuße meiner Liege und schaut skeptisch auf uns hinab. Er hat mittlerweile wieder ein Shirt an und sieht aus, als hätte er soeben geduscht. „Gar nichts wirst du, Carly!“, zische ich, ehe ich von ihrem Mund ablasse und mich eilig meinem Bruder zuwende, der mit verschränkten Armen vor uns steht. „Was gibt’s?“ „Okay …“ Ein zweifelndes Grinsen erscheint auf seinen Zügen, als er zwischen uns hin und her sieht. „Ich wollte nur fragen, ob ihr auch was von Wendy's wollt? Ich würde eben mit dem Auto losfahren.“ Er deutet mit dem Daumen in Richtung Garage. „Das ist mein Stichwort!“, ruft Carly und klopft sich auf den Oberschenkel. „Würdest du mich auf dem Weg zu Hause absetzen? Ich habe meiner Mom versprochen, heute Babysitter zu spielen.“ „Klar“, antwortet er, bevor ich ihm meine Bestellung durchgebe und wir die Liegen zusammenklappen, die Mason in die Garage mitnimmt. Carly zieht sich im Haus ihr luftiges Sommerkleid über den Bikini und holt ihre Tasche aus dem Flur. „Wir sehen uns morgen“, sagt sie zum Abschied, während wir uns umarmen. „Und denk nicht so viel über diese Studie nach.“ Zack – die Gedanken laufen wieder auf Hochtouren. Das hat sie doch mit Absicht gemacht! Meine beste Freundin grinst zufrieden, streckt mir frech die Zunge raus und eilt zum Auto, das soeben über die Einfahrt rollt. Mit einem theatralischen Seufzen verdrehe ich die Augen und schließe die Haustür. Sie weiß ganz genau, wie sie mich ärgern kann, denn es passiert mir häufiger, dass ich mich in solchen Nichtigkeiten verliere. Der Nachteil eines neugierigen Geistes. Ich ergebe mich meinem Schicksal, öffne auf meinem Handy erneut die Studie und gehe die Treppe hoch zum Badezimmer, wo ich heute Mittag vor dem Sonnen mein Top liegen gelassen habe, um mich zumindest umzuziehen, bevor Mason und Niall wieder zurück sind. Gedanklich zerstreut schlüpfe ich durch die Tür ins Bad und ein feiner Geruch nach Deo und Cremeseife kommt mir entgegen, was mich darauf schließen lässt, dass Mason vorhin tatsächlich noch auf die Schnelle geduscht hat, bevor er mit Niall zu Wendy's los ist. Auf meinem Handydisplay erscheinen Beispielzeichnungen des männlichen Geschlechtsteils. Ein Geräusch direkt vor mir lässt mich meinen Kopf ruckartig heben, bevor ich direkt in ein Paar überraschter Augen schaue. Mein Blick gleitet automatisch den Körper hinab zu seiner Mitte und wieder zurück. Ich erstarre. Vor mir steht Niall, der gerade im Begriff ist, nach dem Handtuch an der Heizung zu greifen. Und er ist splitterfasernackt. Kapitel 2: Consequences ----------------------- Oh. Mein. Gott. Mein Herz setzt kurzzeitig aus, als ich Niall komplett entblößt vor mir stehen sehe. Mit der rechten Hand ergreift er das Handtuch. Doch zu spät. Der Anblick hat sich bereits in mein Gedächtnis gebrannt und ich bezweifle stark, dass ich den jemals wieder vergessen könnte. „Ähm … Jools?“ Seine Stimme reißt mich aus meiner Betäubung, ehe mir siedend heiß klar wird, dass ich ihn gerade ungeniert anglotze. Mit einem erschrockenen Quieken kneife ich die Augen zu, bevor ich einen schnellen Schritt rückwärts mache und gegen die Badezimmertür stoße, die mit einem Knall ins Schloss fällt. „Entschuldige! Oh, Gott! Es tut mir leid!“, rufe ich und meine Stimme überschlägt sich, während ich panisch versuche, mit der Hand nach der Türklinke hinter mir zu grabschen und mein Handy dabei fallen lasse. Es landet sicher im Wäschekorb direkt daneben, doch die Tür ist immer noch zu. Ich schlage mir beschämt die Hände vors Gesicht. „Ich dachte, du wärst gerade mit Mason los.“ „Schon gut“, sagt Niall plötzlich. „Du kannst die Augen wieder öffnen.“ Vorsichtig luge ich zwischen den Fingern hervor. Niall hat sich das Handtuch um die Mitte geschlungen und schaut mich an. „Es tut mir leid!“, wiederhole ich nochmal energisch und kneife die Augen wieder zu. Und wieder sehe ich seinen nackten Körper vor mir, ganz besonders die eine Stelle. Ich schlucke bei der Erkenntnis, die ich im Zuge dieses Bildes habe. Carlys Worte kommen mir in den Sinn. Dominant bis machohaft, aber auch sehr, sehr leidenschaftlich. Niall ist ein „Linksträger“. „Wie bitte?“ Mein Herz setzt erneut aus, denn seine Stimme erklingt etwas näher, als ich erwartet habe. „Linksträger?“ Ein eiskalter Schauer jagt mir den Rücken hinab, als ich meine Hände von den Augen nehme und sie stattdessen vor meinen Mund schlage. Habe ich das gerade etwa laut ausgesprochen? Oh, FUCK! Niall kommt mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht auf mich zu. Von seinen Haaren tropft es noch leicht und sein mit unzähligen Tattoos übersäter Oberkörper glänzt. Ich zwinge mich dazu, meinen Blick von seinen fein definierten Muskeln und den Bildern zu lösen und ihm stattdessen ins Gesicht zu schauen. „Redest du von dieser bekloppten Studie?“, fragt er geradeaus und mustert mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Fuck, er kennt sie auch noch … Ich schüttle eilige den Kopf – doch ich bin eine schlechte Lügnerin. Meine Atmung wird hektischer. „Wow“, kommentiert er trocken und fährt sich durch die nassen Haare. „Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet du dich mit sowas beschäftigen würdest.“ Stirnrunzelnd lasse ich meine Hände sinken. „Was meinst du mit ausgerechnet ich?“ Ein Lächeln huscht über seine Züge. „Ich dachte einfach nicht, dass du dich für solche Themen interessieren könntest.“ „Du meinst den menschlichen Körper?“ „Ich meinte eher Sex.“ Mit offenem Mund starre ich ihn an. Hält er mich für ein Mauerblümchen? Oder gar prüde? „Zu deiner Information: Ich hatte schon mal welchen“, gebe ich trotzig von mir und verschränke die Arme vor der Brust. Noch bevor ich den Satz zu Ende spreche, wird mir bewusst, wie peinlich das eigentlich klingt. Meine Wangen werden heiß. „Das habe ich auch nicht angezweifelt.“ Sein Grinsen wird breiter. „Trotzdem hätte ich nicht erwartet, dass du für solch populistisch aufbereitete Studien empfänglich bist.“ Ich schnaube. „Mein Interesse ist breit gefächert.“ „Und glaubst du auch das, was da geschrieben steht?“ Seine Frage irritiert mich. „Wieso sollte ich nicht? Die Studie ist repräsentativ.“ „Ich frage mich nur“, Niall macht einen Schritt auf mich zu und ich weiche instinktiv aus, „ob die Wissenschaftlerin in dir nicht doch eigene Studien für glaubwürdiger hält.“ Mein Rücken berührt die geschlossene Tür und die Nackenhärchen stellen sich auf. „Falls du darauf hinaus willst, ich wäre mit Absicht ins Bad gekommen, um einen Blick auf deinen Dödel zu bekommen, muss ich dich enttäuschen.“ Niall steht nun ganz nah vor mir. „Ach, nicht?“ In seinen Augen funkelt es interessant. „Dann ist Anklopfen einfach nicht dein Ding?“ „So wie Türen abzuschließen offensichtlich nicht dein Ding ist“, kontere ich. Ich zwinge mich, den Blick nicht wieder zu senken. Diese Brustmuskeln sind einfach zu verlockend. „Touché.“ Er beugt sich vor und sein Mund berührt fast mein Ohrläppchen. „Ich wette trotzdem, dass du unbedingt wissen möchtest, ob diese Studie stimmt.“ Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als mich ein warmes Kribbeln in der Magengegend erzittern lässt. „Bietest du dich gerade als Versuchsobjekt an?“, frage ich leise und ich klinge in meinen eigenen Ohren irgendwie fremd. Seit wann flirte ich so? Niall lacht leise und der warme Atem an meinem Hals verursacht einen angenehmen Schauer bei mir. „Wenn du das so sehen willst. Ich würde dich nicht aufhalten – auch wenn du gehen würdest. Es wäre zwar schade, aber ich halte dich nicht gefangen.“ Das stimmt. Auch mit der Tür im Rücken und seinem halbnackten, Hitze ausstrahlenden Körper vor mir habe ich nicht das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Ganz im Gegenteil … Niall richtet sich wieder auf und schafft einen kleinen Abstand zwischen uns. „Eine Sache muss ich aber klarstellen.“ Ich wende mich seitlich von ihm ab und greife nach der Türklinke – doch statt die Tür zu öffnen, drehe ich lediglich den Schlüssel im Schloss um. „So sieht eine abgeschlossene Tür aus.“ Sein Blick wirkt plötzlich dunkler. „Gut zu wissen.“ Die Luft zwischen uns ist elektrisch aufgeladen und ich spüre, wie eine angenehme Wärme sich von meinem Mittelpunkt aus ausbreitet. Nialls Hände legen sich an meine Taille, als er wieder näher herantritt und sich unsere Oberkörper bei jedem Atemzug hauchzart berühren. „Du möchtest also wirklich wissen, ob die Ergebnisse der Studie auf mich zutreffen?“ Seine Lippen schweben gefährlich nah über meinen. Ich nicke leicht, zu mehr ist mein angespannter Körper gar nicht im Stande. Zwischen meinen Beinen pocht es vor Aufregung. „Soll ich es dir erzählen?“, fragt er und seine Nasenspitze streicht über meinen Wangenknochen. „Nein“, flüstere ich und gebe dem ohnmächtigen Verlangen nach, ihn zu berühren. Vorsichtig lege ich eine Hand auf seine Brust und spüre seinen schnellen Herzschlag. Ist er auch so aufgeregt wie ich? „Ich möchte, dass du es mir zeigst“, vollende ich meine Antwort und streiche mit den Fingerspitzen, über seine Brust und den harten Bauch hinab, zum Knoten des Handtuchs. Doch bevor ich nach diesem greifen kann, packt Niall mich am Handgelenk und drückt es neben meinem Kopf gegen die Tür. Sein gesamter Körper presst sich gegen meinen, es passt praktisch kein Blatt Papier mehr zwischen uns. Die vereinzelten Tropfen auf seiner Haut verglühen praktisch. In Nialls Blick liegt ein feuriges Verlangen, welches mein tiefstes Inneres widerspiegelt. In meinem Bauch zieht es angenehm. Mir liegen bereits bettelnde Worte auf der Zunge, mich aus dieser Qual der alles einnehmenden Anspannung zu befreien, da küsst Niall mich – endlich. Es ist wie eine Explosion der Gefühle, als sein Mund meinen in Beschlag nimmt. Besitzergreifend. Lustvoll. Mir entkommt ein Keuchen, als Niall mich am Hintern packt und anhebt, sodass ich intuitiv meine Beine um seine Mitte schlinge und wieder gegen die Tür gedrückt werde. Verlangend lege ich meine Arme um seinen Nacken und öffne meinen Mund, um seine Zunge, die über meine Unterlippe fährt, zu empfangen. Dieser Kuss ist bereits purer Sex. Seine Hüfte drückt unablässig gegen meine Mitte und selbst durch den Jeansstoff meiner Hotpants hindurch spüre ich die harte Erhebung, die nur von einem Handtuch verdeckt wird. Allein der Gedanke facht die Hitze in meinem Inneren an. Niall lässt von meinem Mund ab und wandert mit den Küssen zum Hals, was mir ein genussvolles Stöhnen entlockt. Nie habe ich geglaubt, ihm jemals so nah sein zu können, ihn zu spüren, seine Lippen zu schmecken. Ich schließe die Augen und genieße seine leichten Bisse in meine empfindliche Haut. „Erfülle ich deine Erwartungen, Jools?“, flüstert er neckend und knabbert an meinem Ohrläppchen. Mehr als das. „Ich darf es nicht sagen“, antworte ich stattdessen abgehackt. „Es würde dein Verhalten beeinflussen und das Ergebnis verfälschen.“ Ich würde mir am liebsten selbst auf die Schulter klopfen – dafür, dass ich in einer solchen Situation noch derart komplexe Zusammenhänge hinbekomme –, aber sein tiefes Lachen in meiner Halsbeuge lässt mich jeglichen weiteren Gedanken vergessen. In meinem Brustkorb wird ein Drum-Solo gespielt und mein Magen tanzt dazu. „Wie weit darf ich gehen?“ Seine Frage überrascht mich und erst in diesem Moment wird mir klar, dass ich fest davon ausgegangen bin, dass er sich einfach nimmt, was er will – und dass ich es nicht hinterfragt hätte. „Soweit du willst“, entgegne ich leise und schaue ihm fest in die dunklen Augen. Ein schelmisches Grinsen schleicht sich auf seine Züge. „Wer von uns beiden ist denn dann das Versuchsobjekt?“ Meine Mundwinkel wandern ebenfalls nach oben. „Kommt auf die Ausgangsfrage an. Wenn wir auf die Studie zurückkommen, klar du, denn ich habe keinen Penis.“ „Glück für mich“, nuschelt er an meinen Lippen und wir lösen uns von der Tür. Ich klammere mich etwas fester an seinen Oberkörper und spüre eine gewisse Vorfreude in mir aufkeimen, denn in seinen Worten schwingt etwas mit, das meine Mitte köstlich prickeln lässt. Mit einer unwirschen Handbewegung befördert er den Stapel frischer Handtücher, die zusammengelegt auf der Waschmaschine liegen, auf den Boden und setzt mich auf der glatten, kühlen Fläche ab. Ich nutze die Gelegenheit und fahre mit den Händen begierig über seine Schultern und die Tattoos auf seiner harten Brust zu seinen sich fein abzeichnenden Bauchmuskeln hinab. „Das wollte ich schon immer mal tun“, sage ich währenddessen und beiße mir auf die Unterlippe. „Schon immer?“ Ich halte in der Bewegung inne und spüre meine Ohren heiß anlaufen. Gut, Jools, so ruiniert man die Stimmung. Indem man indirekt zugibt, in den besten Freund des großen Bruders verschossen zu sein. Doch entgegen meiner Erwartung, dass ihn dieses Geständnis verschreckt und er gleich auf Abstand geht, streichen seine Hände von meiner Hüfte nach hinten zum Verschluss meines trägerlosen Bikinioberteils, ehe es leise Klick macht und das Teil nutzlos in meinen Schoß fällt. Niall stützt sich rechts und links neben meinem Becken auf der Waschmaschine ab und wispert: „Und das wollte ich schon immer mal tun.“ Ich habe keine Zeit, über seine Worte nachzudenken, denn seine Fingerspitzen streichen sanft meine Seiten hinauf und lassen mich erschaudern. Unwillkürlich halte ich die Luft an, als er federleichte Küsse auf meiner Schulter und dem Schlüsselbein verteilt, bevor er meine Brust umfasst und seine Lippen meine Brustwarze berühren. Ich seufze wohlig auf, lehne mich nach hinten und stütze mich mit den Armen ab, während ich seine heißen Berührungen genieße. Seine Lippen sind Sünde. Mit einigen geschickten Handgriffen öffnet er den Verschluss meiner Hotpants und hebt mich von der Waschmaschine, bevor er sich mit den Daumen in den Bund meiner Hose einhakt, um sie langsam herunterzuziehen. Ich lasse es widerstandslos geschehen und kann diese aufkeimende Vorfreude nicht mehr leugnen. Ich will Niall. Ich will ihn in mir spüren. Bevor er mir die Hotpants komplett auszieht, setzt er mich wieder zurück auf die Maschine und in diesem Moment löst sich das Handtuch und fällt zu Boden. Meine Augen werden größer, als ich Niall in seiner vollen Pracht vor mir stehen sehe. Seine perfekten Proportionen scheinen unter größter Anspannung zu stehen. Mit einem lustvollen Seufzen zeichne ich die Linie von Nialls Muskeln nach und fahre bedächtig über seine Länge, die sich mir keck entgegenstreckt. Ein tiefes, animalisches Geräusch erklingt aus seinem Brustkorb und mein Blick gleitet zurück zu seinem Gesicht. In seinem Ausdruck erkenne ich atemberaubende Begierde. „Hast du ein ...“ Ich breche ab und lecke mir über die Lippen. Niall versteht meine nicht zu Ende formulierte Frage offenbar, denn er löst sich von mir und geht zu seiner Hose, aus der er ein Portemonnaie herausholt. Ich kann nicht anders, ich starre in der Zwischenzeit seinen perfekten Hintern an. Als er wieder zurückkommt und in der Hand ein kleines Päckchen hält, ziehe ich etwas umständlich mein Höschen aus. Doch statt sich gegen mich zu pressen, drückt er mich nach hinten und senkt seinen Kopf direkt auf meine heiß pulsierende Mitte. Mir entkommt ein überraschter Schrei, der in ein tiefes, lautes Stöhnen mündet. Ich kralle mich in sein Haar. Seine Zunge spielt mit mir und entlockt mir einen zustimmenden Laut nach dem anderen, bevor Niall sich das Kondom überstreift, sich aufrichtet und meine Hüfte packt. Ich spüre ihn direkt an meinem Eingang, erwartungsvoll und bereit, doch er lässt sich Zeit und schaut mich einfach nur an. „Du bist wunderschön, Jools“, sagt er und küsst mich zärtlich auf den Mund. Mein Herz flattert und die Glückshormone rauschen durch meine Adern – bis er sich in mir versenkt und mein Verstand den Betrieb einstellt. Heiße Wellen der Lust überrollen mich, als Niall, in einem langsamen Tempo beginnend, in mich stößt. Seine Hand verschwindet in meinem Nacken, um mich näher an sich zu ziehen, während sein Becken immer wieder nach vorne schnellt. Seine Küsse vertiefen sich mit jeder Bewegung seiner Hüfte. Ich schmecke mich selbst auf seinen Lippen, was mich in einen eigenartigen Rausch versetzt. Das reizvolle Pochen zwischen meinen Beinen wird immer stärker und das lodernde Feuer in meinem Inneren droht mich zu übermannen. Mein Stöhnen wird lauter und die Atmung ruckartiger, was Niall wohl dazu animiert, sein Tempo immer mehr zu steigern. Ich kralle mich in seine Schultern und lasse meinen Kopf in den Nacken fallen. Die Lust bricht schließlich aus mir heraus und die gesamte Anspannung entlädt sich in einem Schrei. Es dauert nicht lange, dann kommt auch Niall mit einem letzten, heftigen Stoß und einem tiefen, befriedigten Stöhnen. Nach Atem ringend zieht er mich an der Taille wieder näher an sich heran und legt seine Stirn gegen meine. „Und?“, fragt er atemlos. „Bestätige ich die angegebenen Studienergebnisse?“ Ich lache leise, was sich eigenartig zwischen meinen Beinen anfühlt, weil Niall immer noch in mir ist. „Ich würde sagen … es gibt Überschneidungen“, antworte ich ausweichend. „Für eine bessere Einschätzung ...“ Ich lasse den Satz unvollendet, denn Nialls Grinsen wird bereits breiter. „Ich verstehe. Wir brauchen mehr Testreihen.“ Seine Hand streicht an meiner Seite hinab zur Hüfte. „Das lässt sich einrichten.“ Mein Herz stolpert bei dem stumm mitschwingenden Versprechen in seiner Stimme. „Aber vorher muss ich dir noch etwas über diese Studie verraten.“   Etwa eine halbe Stunde später sitzen wir mit Mason unten in der Küche und packen die Burger aus, die er mitgebracht hat. „Carly hat manchmal einen ziemlichen Knall, oder, Jools?“, sagt Mason unvermittelt und ich schaue ihn fragend an. „Was ist passiert?“, frage ich langsam, denn bei meiner besten Freundin ist ein Knall manchmal tatsächlich nicht auszuschließen. Mason setzt sich an den Tisch und knistert mit der Verpackung. „Sie hat mir auf dem Weg zu ihrem Haus von einer Studie erzählt. Völlig abgefahren, irgendwas über Penisse und die Richtungen, in die sie zeigen, und was das für Auswirkungen auf das Sexualverhalten haben soll.“ Niall und ich tauschen wissende Blicke aus. Und während er ein Lachen unterdrückt, indem er ein Husten simuliert, verkneife ich mir ein dämliches Grinsen und nehme einen tiefen Schluck meines Getränks. „Das Verrückte ist“, erzählt Mason weiter, offensichtlich ohne unsere Reaktionen zu bemerken, „dass diese Studie ein absoluter Fake ist. Ich war nur fünf Minuten im Internet und habe herausgefunden, dass die Veröffentlichung darauf abzielte, die Verbreitung bestimmter Themen zu analysieren. Neben dieser absolut aberwitzigen Geschichte mit den Penissen wurde auch über fleischfressende Bakterien in Trinkwasser und seltene Algen im antarktischen Meer berichtet. Jetzt ratet mal, welche dieser Fake-Studien die meisten Abnehmer und den weitesten Verbreitungsgrad gefunden hat?“ Er schaut uns erwartungsvoll an und ich pruste in meine Pommes hinein. „Richtig. Die über Penisse. Und was sagt uns das?“ „Sex sells?“, frage ich unschuldig und zucke mit den Schultern. Mason zeigt auf mich. „Ganz genau! Eine völlig hirnlose und unnütze Geldverbrennungsstudie, die ich auch ohne jeglichen Aufwand hätte beantworten können. Menschen sind sexgeil. Was für eine bahnbrechende neue Erkenntnis!“ Er wirft theatralisch die Hände in die Luft und verdreht die Augen. „Sie werden schon ihre Gründe haben“, lenkt Niall beschwichtigend ein und beißt in seinen Burger. Sein Blick liegt wieder auf mir und ein kribbelndes Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. Mason zuckt mit den Achseln. „Werfen wir nach dem Essen noch ein paar Körbe?“, fragt er und wechselt damit das Thema. Während die beiden Jungs anfangen, über ihren Lieblingssport zu quatschen, sitze ich einfach nur da, knabbere an meinen Pommes und grinse in mich hinein. Denn wäre Carly nicht auf diese Studie hereingefallen, hätte sie mir nie davon erzählt und der Tag hätte, weiterhin nur im Konjunktiv, schön werden können. Doch so – ich schaue zu Niall und er erwidert mein Lächeln – ist er schließlich doch viel besser geworden. 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