Die rote Schleife von Duchess ================================================================================ Kapitel 1: Die rote Schleife ---------------------------- „Sag mal... steht dir nicht auch ein gewisser... Anteil zu?“, nuschelte Nami gedankenverloren in die Stille der abendlichen Kombüse. Noch hing der Duft des längst beendeten Abendessens in der warmen Luft. Hinter der Theke in seiner Kochnische war der Smutje der Strohhüte gerade dabei das letzte Geschirr routiniert abzutrocknen. Doch nach ihrer Frage geriet das leise Klimpern des Bestecks aus dem Takt. Sie hatte nach dem Essen Feder und Kassenbuch auf dem nunmehr leeren Esstisch ausgebreitet. Die Feder hielt sie verspielt zwischen Nase und Oberlippe. Keine zwei Tage war es her wo sie Whole Cake Island und er somit auch seiner eigenen Hochzeit entkommen war. Die Stimmung hatte sich erheblich an Bord gehoben als die Crew endlich wieder von einem echten Profi verköstigt wurde auch wenn sie den zweiten Teil der Crew noch lange nicht eingeholt hatten und ihre Zusammenkunft noch ausstand. Sie selbst hatte bei der Rettungsaktion die womöglich schlimmste seelische Achterbahnfahrt ihres Lebens miterleben müssen. Zwischen der dumpfen Leere die er hinterließ als er allein zur Hochzeit mitfuhr, dem glücklichen Hüpfen ihres Herzens als sie ihn wieder sah und der Eiseskälte, die ihren Körper kurz darauf lähmte als er gegen Ruffy antrat und sie alle verriet wurden ihre Nerven fast gänzlich aufgerieben. Jetzt wo alles wieder beim Alten war holten sich Herz und Körper einfach die Pause, die sie sich verdient hatten. Keinen Gedanken hatte sie seitdem wieder an diese Achterbahnfahrt verschwendet. Zu sehr genoss sie die Ruhe und Unbeschwertheit des Alltags. Doch noch immer hatte er ihr keine Antwort gegeben. Ihre Augen wanderten über seinen Rücken. Das dünne, hellblaue Hemd konnte seine angespannten Muskeln darunter nicht verbergen. „Was meinst du?“, rang er sich schließlich die scheinbar harmlose Gegenfrage ab. Doch der Schein trug und sie sah es ihm nur zu deutlich an. „Nun...“, begann sie „als Prinz... steht dir doch sicherlich trotzdem ein Anteil zu... und da man dich nicht wieder... naja...“. Sie beendete den Satz mit einer nüchternen Handbewegung. Er verstand was sie sagen wollte und seufzte kaum hörbar. „Mir ist es bereits mehr als genug, dass mein Steckbrief nun deren Namen trägt, anstatt den Titel, den ich mir erworben hatte.“ Die Besteckschublade wurde geräuschvoll zugeschoben. Für ihn war die Sache damit erledigt. Schmollend ließ sie die Feder auf den Tisch fallen. Als Prinz musste er auch Zugriff auf ein gewisses finanziell gut betuchtes Konto haben. Schade, dass diese Gelegenheit das Konto etwas zu erleichtern, wohl auf Weiteres nicht wieder kommen wird. Das Licht der Abenddämmerung schien nun sehr flach durch die Bullaugen der Kombüsenwand und warf lange, tiefe Schatten. „Sanji?“, sprach sie schließlich zweifelnd als das Küchentuch plötzlich unwirsch auf der Arbeitsfläche landete. Sein Rücken straffte sich. Die Schultern rollten Entspannung suchend nach hinten. „Es tut mir leid, aber die Tatsache, dass mein Blut dermaßen dreckig blau ist, bedeutet nicht, dass ich mit großen Reichtümern dienen könnte.“ Sie spürte wie ihre Wangen zu brennen begannen. Mit einem mal erschien es ihr tatsächlich peinlich, dass sie in diesen Dingen so eindeutig durchschaubar war. Langsam drehte er sich ihr zu. Seine Miene war unergründlich ernst. Doch was ihr wirklich zusetzte war, dass er sie nicht einmal mehr ansah. „Ich besitze kein Gold, keine Edelsteine oder Ländereien. Ich kann keine Feiern im großen Thronsaal schmeißen, keine Diener herbeirufen oder meiner Prinzessin auf einem weißen Pferd erscheinen.“ Sein Blick wanderte hoch und blieb an ihrem hängen. „Ich war bis vor kurzem nicht einmal mehr im Besitz meiner Selbst.“ Als er langsam auf sie zukam und die letzten Strahlen der Sonne seinen Körper hoch wanderten musste sie unwillkürlich ihre auf dem Tisch aufgestützten Arme zurück ziehen und sich gerade auf setzen. Er beugte sich mit dem Oberkörper ein Stück weit vor und stützte ihn mit beiden Armen auf der Holzplatte des Tisches ab. Diese kleine Bewegung reichte um der Sonne die Möglichkeit zu geben trotz des nach vorn fallenden blonden Haarschopfes sein Gesicht zu erhellen. Mit einem mal zierte ein Lächeln seine Lippen und das Blau seiner Augen schien zu funkeln. „Doch eines von all dem habe ich zurück bekommen und dies ist mir mehr wert als alles Gold der Welt.“ Glücklich sah er hinaus. Birds flying high You know how I feel Sun in the sky You know how I feel Reeds driftin' on by You know how I feel It's a new dawn It's a new day It's a new life For me And I'm feeling good In ihrem Inneren begann es zu kribbeln. Sie wusste was er meinte. „Deine Freiheit“, flüsterte sie. Er lachte leise aber warm, doch es reichte um ihr Herz merkwürdig tief zu treffen. „Sanji ich...“, sie schluckte die Worte unwillentlich runter als er ihr den Blick wieder zu wandte. „Schon okay“, sprach er leise und sie verlor sich augenblicklich im Blau seiner Iris. „Das bist eben du, nicht wahr?“ Seine Stimme war so leise, so sanft. Ihr Verstand hatte längst die Häme eingestellt, die sie vor einem Liebestaumel seinerseits warnte, der diesen Moment mit einem Schlag zerstört hätte. Nichts dergleichen geschah und es dämmerte ihr, dass es auch jetzt und hier nicht geschehen würde. Nach einem Moment der Stille beugte er sich weiter zu ihr hinunter. Die Lichtreflexe in seinen Augen wirkten fast wie kleine Fische. Frech und lebhaft kamen sie immer wieder vor und zeigten sich an der Oberfläche. Fish in the sea You know how I feel River running free You know how I feel Blossom on a tree You know how I feel It's a new dawn It's a new day It's a new life For me And I'm feeling good „Ich möchte dir übrigens noch danken“, sprach er leise. „Hä?“ verdutzt blinzelte sie als sie aus dieser Beobachtung gezogen wurde. „Dass du da warst um mich zurück zu holen“, seine Stimme wurde leiser, doch es reichte um ihre Wangen wieder zum Brennen zu bringen und sie ihre eigenen Augen abwenden musste. Ein leises Lachen seinerseits ließ sie unwillig aufbrummen. Doch im nächsten Moment legten sich warme Finger an ihren Oberarm und zogen sanft den Rest des Arms auf den Tisch. Verwundert ließ sie dies zu und beobachtete irritiert wie um ihren Zeigefinger ein rotes Bändchen gezogen und von seinen Fingern zu einer Schleife geformt wurde. „Das hier ist mein Dank“, vernahm sie seine Worte und hob ihre Hand mit der Schleife zum Betrachten näher in ihr Blickfeld. „Eine... Schleife?“ „Nein“, sprach er wieder. Sofort sah sie fragend auf. „Einen Wunsch.“ Er richtete sich langsam wieder auf und verließ lächelnd die Kombüse. Der Schmerz in seinem Blick wurde von einer tiefen Freude überzogen. Das konnte sie ihm einfach zu deutlich ansehen. Etwas war verloren, aber auch etwas gewonnen. Eine Weile starrte sie die geschlossene Tür an. Dann sah sie hinab auf die Schleife an ihrem Zeigefinger. Sie tippte mit dem Zeigefinger ihrer anderen Hand an die zarte, rote Schleife und musste kichern. Das warme, kribbelnde Gefühl in ihrem Inneren hatte sich ausgebreitet. Sie wusste er würde sein Wort halten. Sie wusste wenn er gekonnt hätte, dann hätte er ihr sein Königreich gezeigt. Gold, Edelsteine, Luxus und viel Tamtam. Doch all das war nun einmal nicht seins. Das einzige was er besaß war seine Freiheit. Automatisch fiel ihr Blick auf die kleine Küchennische und ließ sie schmunzeln. Seine Freiheit... und sein eigenes ganz persönliches und heiß geliebtes Königreich. Wenn sie hätte wählen müssen, so hätte sie letztendlich doch genauso entschieden wie er es getan hatte. Seufzend lehnte sie sich zurück. Da war es wieder. Dieses Gefühl welches sie erfasst hatte als sie ihn auf der vermalledeiten Insel wieder fand. Die frische Lebhaftigkeit, die ihr Herz erfüllte kurz bevor er es und ihren Kapitän mit den Füßen getreten hatte. Wieder tippte sie auf die Schleife. Von draußen drang das leise Rauschen von Wellen hinein. Ihre Freunde mussten sich zu ruhigeren Aktivitäten zurück gezogen haben. Sie spürte seine Abwesenheit genauso wie sie seine Nähe fühlen konnte. Es war merkwürdig. Wieder seufzte sie lang und gedehnt. Doch mit einem Ruck stand sie auf. Bei seinem Kampf gegen Ruffy hatte sie wie gelähmt zusehen müssen. Das würde ihr jetzt nicht noch einmal passieren. Nicht noch einmal würde sie nur dastehen und die Dinge einfach so geschehen lassen. Als sie die Tür aufstieß und hinaus trat. Wehte ihr die salzige Luft des Meeres entgegen. An Deck war niemand mehr zu sehen. Niemand außer seiner schmalen Gestalt im hellblauem Hemd vorn auf dem Steuerdeck der Sunny. Er sah der Sonne noch immer entgegen. Beide Hände in den Hosentaschen vergraben, aber aufrecht und stolz blickte er hinaus. Ihr Herz pochte aufgeregt in ihrer Brust und half ihr bei ihrem Vorhaben leider nicht wirklich. Doch auf ihrem Weg übers Hauptdeck sammelte sie all ihre Kraft und Zuversicht. Sie sah diese kleine Bewegung in seinem Körper, die ihr signalisierte, dass er sie bemerkt hatte. Langsam legte sie ihre Hand zwischen seine Schulterblätter. „Darf ich dir Gesellschaft leisten?“ Ihre Frage ließ keine andere Antwort zu als das leichte Nicken seinerseits. Ihr Körper schob sich vor an seine Seite ohne, dass ihre Hand den Platz an seinem Rücken verließ. Schweigend folgte sie seinem Blick hinaus. Dragonfly out in the sun You know what I mean, Don't you know Butterflies all havin' fun You know what I mean Sleep in peace when day is done That's what I mean And this old world is a new world And a bold world For me   For me „Du hast Recht“, sprach sie „und Unrecht zugleich.“ Seine Augenbrauen hoben sich. Der Rest von ihm wartete auf die Erklärung dazu. Doch stattdessen schob sich ihre Hand an seiner Seite vor und nutzte die kleine Lücke zwischen Körper und Arm. Sanft wand sie sich durch. Seine Anspannung schien nur für einen Beobachter unmerkbar, doch so neugierig wie ihre Hand sich über seinen Unterarm schob so deutlich konnte sie unter dem dünnen Hemdstoff jeden Muskel ertasten. Jede angespannte Sehne. Sie musste automatisch lächeln. Auch wenn ihr Verstand es wusste und sie es bereits viele Male gesehen hatte, aber in diesem Moment schien es ihr erst richtig bewusst zu werden welche Kraft in ihm steckte. Stars when you shine You know how I feel Scent of the pine You know how I feel Oh freedom is mine And I know how I feel It's a new dawn It's a new day It's a new life Langsam setzte sie einen Fuß zwischen Reling und ihm. Sein Blick glitt zu ihr hinunter als sie vor ihm stand und fixierte fragend ihre Augen. Schmunzelnd legten sich beide Hände an seine Brust. „Nur du“, flüsterte sie. Unter ihren Fingern klopfte sein Herz. Sein fast schon erloschener, aber immer noch leicht herber Duft nach After Shave übertünchte in diesem Moment die salzige Seeluft. „Nur du. Das ist es was du hast...“ It's a new dawn It's a new day It's a new life Als seine Lippen sich zu einer Frage öffnen wollten, wurde diese sofort erstickt. Auf Zehenspitzen hatte sie sich ihm plötzlich entgegen gelehnt. Seine Augen schlossen sich kurz nachdem ihrer beider Lippen dies ebenso miteinander taten. Noch immer wagten sich seine Hände nicht vor. Doch der süße Hauch des Kusses hatte die Rhythmen ihrer Herzen synchronisiert. Sie löste sich nur so weit wieder von ihm, dass sie noch immer seinen warmen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. „Kein Gold, keine Edelsteine, nichts könnte dich aufwiegen.“   It's a new dawn It's a new day It's a new life It's a new life For me Sein Hirn schrie ihn geradezu an, dass er jetzt bloß keinen Mist bauen solle, doch als er seine Hände aus den Taschen zog, sie sanft auf ihre Hüften ablegte nur um sie dann doch mit einem Ruck an sich zu ziehen, konnte man es nur noch ergeben kapitulieren hören. Wer brauchte schon so etwas wie Verstand, wenn er auf sein Herz hörte? Als ihr Körper gegen den seinen gedrückt wurde keuchte sie erschrocken auf und Blut schoss ihr in die Wangen, doch als sich abermals seine Lippen auf ihre senkten und sein vorfallendes Haar an ihrer Wange hauchzart entlang streifte blieb ihr nichts anderes übrig als wieder genießend die Augen zu schließen. Niemals hätte sie nach all dem was sie gemeinsam erlebt hatten sich auch nur träumen lassen nun hier zu stehen. Arm in Arm. Die Wärme und den Herzschlag des anderen spürend. It's a new dawn It's a new day It's a new life It's a new life For me Mehr brauchte sie nicht. Dieses Gefühl war es nach dem sie sich schon immer gesehnt hatte. Die Aufregung die ihr Herz zum Rasen brachte und dennoch die unendliche Geborgenheit. In Romanen wurde so häufig von Verwirrung und Zweifel an solchen Gefühlen berichtet. Jetzt wo sie selbst an dieser Stelle stand konnte sie dies nicht verstehen. Schlagartig war sie sich sicher was sie tat und noch tun würde. Wie viel Zeit veronnen war bis sie sich abermals voneinander lösten, konnten sie nicht sagen. Doch das Licht war nunmehr so knapp, dass ihre Augen mehr von ihrer Erinnerung speisten als vom tatsächlich sichtbaren Anblick. Sie wusste seine Augen funkelten sie unendlich blau an und sein Lächeln galt nur ihr. Sie hob die Hand nah an sein Gesicht. Erstaunlich deutlich konnten sie die kleine Schleife um ihren Finger noch ausmachen als sie diese langsam mit spitzen Fingern aufzog. „Ich wünsche mir.... ein kleines Stückchen von deinem Reichtum“, hauchte ihm ihre Stimme entgegen „Ein Stück deiner Freiheit... heut Nacht.“ I'm feeling good I feel so good I feel so good Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)