Nachtgespräche von Malignitas (Dachschäden sind ansteckend) ================================================================================ Kapitel 1: Nachtgespräche I --------------------------- Nachtgespräche Boruto hob leicht seinen Kopf an und schielte hinüber zu Mitsuki, der glücklicher zu sein schien als er sollte. Er wusste schon lange, dass dieser irgendwo einen Dachschaden hatte, konnte sich aber noch nicht ganz erklären, wieso der blauhaarige Genin grinsend auf die Decke starrte. Boruto wendete seinen Blick wieder ab und konzentrierte sich erneut auf sein geliebtes Spiel, „Ninja Super Warriors 2“. In letzter Zeit machte sich ein eigenartiges Gefühl in seiner Magengegend breit, wenn er Mitsuki länger ansah. Zuerst dachte er es lag daran, dass die blaue Farbe seiner Haare ihn an den neuen, blauen Burger aus ihrem lokalen Fastfood-Laden erinnerte, der in ihm bis heute einen Würgreiz hervorrief, aber das war es nicht. Es war irgendetwas anderes. Aber was? Boruto merkte wie seine Augen wieder vom Bildschirm wanderten und an Mitsuki kleben blieben. Irgendwie- „Boruto“, rief auf einmal eine Stimme von draußen, „Braucht ihr noch irgendwas? Möchte Mitsuki vielleicht noch etwas essen?“ Boruto seufzte laut auf. Nur einen Moment nicht aufgepasst und Game Over. Fluchend warf er die Konsole auf seinen Nachttisch. „Willst du noch was essen?“, fragte der Blondschopf Mitsuki, der neben seinem Bett zufrieden auf einem auf einem dem Boden ausgelegten Futon lag und nur seinen Kopf schüttelte. „Ne, ist schon gut, Mom“, schrie Boruto zurück und hörte noch wie Hinata die Treppe hinab ging. Dann stand er auf, tapste vorsichtig über Mitsuki hinüber, schaltete das Licht in seinem Zimmer aus und bahnte sich den Weg zurück in sein Bett. Ein Streifen Straßenlicht fiel zwischen den Vorhängen hindurch, jedoch ein Stück zu weit links, sodass es nicht Mitsukis Gesicht traf. Vom Boden kam ein Rascheln, wahrscheinlich drehte sich Mitsuki gerade auf die Seite. Zudem noch diese peinliche Stille, von der Boruto nicht wusste, wieso sie seit Kurzem auftauchte. Aber vielleicht merkte es Mitsuki ja auch gar nicht. Vielleicht war für ihn alles wie immer, nur Boruto kam alles zurzeit irgendwas komisch vor. Wie dieser unbegründete Frust, dass der Lichtstreif zu weit links war. Genervt rieb er sich seine Augen und fasste sich wieder. „Ehm, also, Gute Na-“, wollte er noch sagen, als Mitsuki ihn pötzlich unterbrach. „Weißt du, das ist das erste Mal, dass ich bei einem Freund übernachte.“ Überrascht hob Boruto im Dunkeln eine Augenbraue. Es kam nicht oft vor, dass er etwas über sich selbst erzählte. „Tja, dann weißt du’s jetzt, wie es so ist“, erwiderte der Sohn des Hokage neckisch, „Eigentlich teilt man sich nur ein Zimmer. Nur, dass einer den Boden bekommt und einer das Bett.“ „Ich find es genial“, meinte Mitsuki leise, „Vor Allem, weil es mit dir ist.“ Es begann also wieder. Boruto fühlte wie Hitze in seine Wangen stieg. Verlegen zog er seine Bettdecke höher, in der Hoffnung, dass falls sein Gesicht rot zu leuchten beginnt, der andere nichts merken würde . „Sag sowas nicht. Das klingt voll seltsam“, nuschelte Boruto in die Decke. „Was meinst du mit sowas?“ „Ach, du weißt schon, wenn du so Dinge redest, wie ich sei deine Sonne oder dass du mir überall hin folgen würdest.“ „Ist dir das unangenehm?“, fragte Mitsuki weiter. Seine Stimme klang wie immer klar und sanft, fließend und weich, so wie sich Boruto die Oberfläche des Mondes vorstellte. Schnell zwang er diesen absurden Gedanken von sich. Boruto wusste selbst nicht mehr, was er denken sollte. „Ja- Nein- Ich weiß nicht. Überhaupt verstehe ich generell das ganze Sonnenzeug nicht. Ich…“, fuhr Boruto fort, doch irgendwie fand er nicht die richtigen Worte. Am Liebsten wäre er einfach in ein Loch versunken um das Gespräch nicht mehr fortführen zu müssen. „Ich habe es gewusst, als ich dich zum ersten Mal sah“, begann Mitsuki ohne jegliche Hemmung, “Du strahlst aus dem Inneren. Du hast die Fähigkeit mit vielen Leuten Freundschaften zu schließen. Sie sind wie Planeten, die von deinem Glänzen angezogen werden und ihre Flugbahn um dich herumziehen und ich bin einer davon. Menschen mögen dich wegen deiner Wärme und endlosen Energie. Ich glaube, darum beneide ich dich. Aber zur selben Zeit bin ich dennoch trotzdem einfach nur glücklich in deiner Nähe zu sein.“ Boruto lies die Worte für einen Atemzug auf sich wirken, dann antwortete er: „Ich verstehe ja, dass ich irgendwo nen Draht zu Leuten hab. Aber du formulierst das alles… so komisch. Als wäre ich für dich, ich weiß nicht, etwas Besonderes.“ „Du bist ja auch etwas Besonderes, Boruto“, erwiderte Mitsuki mit einem Lächeln, dass deutlich in seiner Stimmlage zu hören war. Doch Boruto schwieg weiterhin, obwohl ihm die nächste Frage direkt auf der Zunge lag. Er schluckte schwer. Die Unterhaltung verlief in eine Richtung, von der Boruto lieber nichts wusste. Es war wie eine Art Angst, aber wovor? War es eine Art der Endgültigkeit? Würde der Bolndhaarige fragen, was Mitsuki mit „Besonderes“ meinte, würde er endlich das Geheimnis seines mysteriösen Verhaltens verstehen. Aber wieso fürchtete er sich überhaupt davor? Es war ja nicht so, dass er sich eine bestimmte Antwort erhoffte, oder etwa doch? „Und du? Was denkst du über mich, Boruto?“, unterbrach Mitsuki die Stille, diesmal mit Ernst. Boruto rutschte näher an den Bettrand und sah nur Finsternis auf dem Futon. Wenn doch nur dieser dumme Lichtstreifen weiter rechts wäre. „Das ist doch ganz klar“, versuchte Boruto zu erklären, bis ihm auffiel, dass es so gar nicht glasklar für ihn selber war. Genau. Was bedeute Mitsuki ihm eigentlich? Seit der Ninja aus Otogakure hier nach Konoha kam, hat dieser kaum seine Seite verlassen. Er musste zugeben, anfangs war er etwas gereizt, aber in der Zwischenzeit war er ihm sehr ans Herz gewachsen. Damals hätte er wohl ohne Zögern gesagt, dass Shikadai sein bester Freund war. Jedoch verbrachte dieser nun viel mehr Zeit mit seinem Team, besonders Inojin, und war oft beschäftigt. Boruto erwischte sich selbst immer mehr, wie er Mitsuki seine Sorgen anvertraute statt Shikadai. Wie die Sache an seinem Geburtstag. Insgeheim hatte er natürlich gehofft, dass sein Vater kommen würde, aber dass er stattdessen gearbeitet hatte, hatte ihn nicht gewundert. Dafür kam Mitsuki mit seinem spitzen Partyhut. Boruto musste grinsen. Der blauhaarige Genin sah darin ziemlich bescheurert aus und weigerte sich vehement ihn auszuziehen, selbst als man ihm erklärte, dass sowas mehr für Kinderpartys ist. „Ich mein“, fuhr Boruto ein wenig unsicher fort, „Du bist mein bester Freund, oder?“ „Findest du?“, hackte Mitsuki weiter nach. Schritte erklangen vom Haus und eine Tür wurde irgendwo geschlossen. Hinata hatte wohl Himawari ins Bett gebracht und ging nun selbst schlafen. Für einen kurzen Augenblick wurde Mitsukis Futon erhellt, als draußen ein Fahrrad vorbeifuhr. Mitsuki war Boruto zugewendet und sein Haar umspielte sein sanftes Gesicht. Er schien warm und bequem in seine weiße Decke eingerollt zu sein. Nur seine bernsteinfarbenen Augen funkelten ihn erwartungsvoll an. Dann verschluckte die Finsternis den Jungen wieder. Mitsuki war immer für ihn da und die Vorstellung, dass dieser plötzlich verschwinden könnte, schien auf einmal greifbar nah. Stille hing schwer und träge im Raum und ein leichtes Gefühl der Panik schlich sich in Borutos Verstand ein. War Mitsuki noch tatsächlich überhaupt bei ihm? Trockenheit machte sich in seinem Mund breit. „Du, Mitsuki“, flüstere Boruto in die Dunkelheit hinein und atme kaum hörbar erleichtert aus, als er ein einfach „Ja?“ zurückbekam. Er war noch da. „Kann ich vielleicht… Also… Kannst du mir deine Hand geben?“ Ohne Antzuworten spürte der Blondhaarige wie etwas seine ausgestreckte Hand streifte. Dann schlossen sich Mitsukis kühle Finger um seinen Handrücken und eine Welle von Frieden schwall über Boruto. Ihr Hände baumelten kurz vor dem Holzboden in der Luft und der Raum zwischen ihren Handflächen wurde warm. Borutos Hände waren um Einiges rauer und er wunderte sich über die Zärte von Mitsukis blasser Haut. Beinahe holte ihn der Schlaf ein, da seine Augen sich immer mehr schlossen, als Mitsuki wieder sprach: „Ist das etwas, was beste Freunde machen?“ Müde öffnete Boruto wieder seine Augen. Normalerweise war er zu schläfrig um jetzt noch nachdenken zu wollen, aber da ihm gerade eine Erinnerung vorschwebte, wie er und Shikadai mit 5 oft Händchen hielten, antwortete er: „Natürlich…“, er gab Mitsukis Hand einen festen Druck, „Schließlich sind wir nicht nur beste Freunde sondern auch Kameraden. Wir sind ein Team.“ Ungewöhnlich für ihn zögerte Mitsuki etwas, bis er endlich fortfuhr: „Kann ich bei dir schlafen?“ „Hä?“, nuschelte Boruto im Halbschlaf. Er war doch bereits bei ihm übernachten. „Mein Arm fängt an einzuschlafen“, erklärte Mitsuki weiter, jedoch klang es eigenartig gezwungen nüchtern. Mit einem Schlag war Boruto wieder hellwach. Er verstand worauf sein Teampartner hinaus wollte und diese verdammte Verlegenheit kam zurück. Boruto wünschte sich, dass er sich selbst einen ordentlichen Tritt in den Hintern verpassen könnte um sich endlich zusammenreißen zu können. Etwas stimmte eindeutig nicht mit ihm. Es war doch nichts dabei, sie waren doch beste Freunde. Aber das Bett teilen? Ging das nicht zu weit? Und wieso also fühlte sich der junge Shinobi so, als ob er sich vor Mitsuki verstecken müsste? „Eh- Ehm“, stotterte er. Super, nun verlor er auch noch seine Sprachkenntnisse. „J-ja, kein Thema.“ Moment einmal, kein Thema? Was hatte er gerade gesagt? Bevor Boruto sich korrigieren konnte, bemerkte er schon wie Mitsuki aufstand und sein Kissen auflas ohne dabei seine Hand loszulassen. Widerwillig machte Boruto Platz. Er spürte wie die Materatze leicht einsank, als sich Mitsuki hinlegte und danach unter Borutos Decke kroch. So ein Einzelbett war wirklich suboptimal. Mitsuki war so nah, dass er seinen süßen Traubenatem auf seinem Gesicht spürte. Nach dem Abendessen hatten sie noch heimlich ein paar Kaubonbons genascht, die Boruto aus dem Küchenschrank stibitzt hatte. Boruto bemerkte wie seine Hand unkontrolliert zu schwitzen begann und ihm wurde unglaublich warm. Er streckte ein Bein unter der Decke heraus um sich etwas abzukühlen aber viel half es auch nicht. Und dann war da noch sein Herz, dass ihm plötzlich aus dem Hals zu springen wollte. Es pochte so laut, dass er überzeugt war, dass Mitsuki es unmöglich überhören könnte. Doch Mitsukis Atem flachte langsam ab und schien allmählich in das Land der Träume zu entkommen. Wie konnte der Andere in dieser Situation nur seelenruhig schlafen? Boruto konnte unmöglich ein Auge zukriegen. Eine Weile lag er nur da und hörte dem regelmäßigen Atmen zu. Er und Mitsuki. Mitsuki und er. Boruto griff unbewusst mit seiner freien Hand nach einer Haarsträhne. Sie war weicher als er sich es ausgemalt hatte. Dann fuhr er mit seinem Zeigefinger über Mitsukis Wange bis er realisierte, was er überhaupt tat. Relfexartig zog er seine Hand wieder zurück, als ob er sich verbrannt hätte. Nun war Boruto an der Reihe zu fragen, ob beste Freunde so etwas tun.  War es normal, dass der beste Freund ein solches Herzklopfen in einem auslöste? Boruto war sich nicht wirklich sicher. Mitsukis Hand lag nun ganz schlaff in Seiner. Ein friedlicher Gesichtsausdruck war auf Boruto gerichtet, den er in der Dunkelheit sah, wenn er seine Augen anstrengte. Mitsuki sagte einst, er würde immer überall mit ihm hingehen und nie seine Seite verlassen. Aber war das wirklich wahr? Und selbst wenn, wieso kümmerte es Boruto oder wünschte er sich etwa, dass es wahr wäre? Versunken in Gedanken bemerkte Boruto zunächst nicht, dass Mitsuki geschickt seinen Arm aus Borutos Griff herauszog und ihn daraufhin über Borutos Taille legte, bis er schlussendlich ungeniert an ihn gekuschelt war. Boruto gefror wie ein Kaninchen in den Fängen einer Boa Constrictor. Das hatte ihm noch gefehlt. Ein Geruch von Schwarztee klebte an der Haut des blauhaarigen Genin vermischt mit einem Hauch von Zitrone. Es war ein angenehmer Geruch. Mitsuki kannte wohl nicht viel Wärme in seinem Leben. Boruto wusste zwar wenig über Mitsukis Elternteil, aber so wie sich der Andere verhielt, verriet es viel, dass er üblicherweise nicht an die Gesellschaft anderer Menschen gewohnt war. Boruto wollte Mitsuki auf keinen Fall verletzten. Es war eigentlich plausibel, dass Mitsuki schonungslos seltsame Dinge sagte. Er war direkt und ehrlich und verstand wohl noch nicht ganz, wie Freundschaften funktionierten. So war der Blauhaarige nun einmal. Boruto erwiderte Mitsukis Umarmung und schloss ihn in die Arme. Für Mitsuki war das wohl alles nur ein Teil ihrer Freundschaft. Boruto war für ihn nur besonders, weil er sein bester Freund war, korrekt? Ein betrübtes Gefühl schnürte sich um Borutos Brust. Irgendetwas daran gefiel ihm überhaupt nicht. Aber solange er Mitsukis einziger bester Freund wäre, wäre es eventuell gar nicht so schlimm. Dass Mitsuki für immer bei ihm wäre, den Gedanken mochte er lieber. Er musste sich nur in der Gegenwart von Mitsuki wieder fassen, aber wie? Shikadai würde nur so etwas sagen wie „Hör einfach auf zu denken, das ist zu anstrengend.“ Sarada schätzte er nicht gerade als Expertin in Freundschaften ein. Vielleicht könnte Chouchou ihm helfen. Das wäre eigentlich keine so schlechte Idee. Boruto warf einen letzten Blick auf Mitsuki. Seine Nase war ziemlich süß, fand Boruto. Jap, es war eindeutig. Aus irgendeinem Grund war Mitsukis Dachschaden ansteckend und Boruto brauchte dringendst professionellen Rat. „Das wird noch eine lange Nacht“, murmelte der Blonde zu sich selbst und versuchte erfolgslos einzuschlafen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)