Orangentarte von _Supernaturalist_ ================================================================================ Kapitel 2: Kein leichtes Leben ------------------------------ „Hör zu, Nojiko…“, murmelte ich ein wenig betreten in mein Handy, während ich mit meiner Schwester sprach, „…, wenn ich irgendwie helfen kann-“ „Ist schon okay, Nami. Ich weiß doch, dass es du jeden Cent sparen musst. Es geht ja auch rein gar nicht um das Finanzielle…“, seufzte sie mit einer gewissen Traurigkeit, während ich mich gegen den Küchentresen lehnte und traurig zum Boden schaute. „Ich kann ja mal schauen, ob ich es schaffe vorbeizukommen. Ich glaube, dass ich in zwei Wochen mal einen freien Tag habe…o-oder in drei? Meinst du, dass das ein wenig helfen würde?“ Ich spürte regelrecht, wie sie am anderen Ende der Leitung lächelte, auch wenn wir beide wussten, dass es doch eh nichts werden würde. Weil ich nicht frei habe. Schließlich muss ich meine drei Jobs doch irgendwie unterbekommen. Zeit für einen freien Tag war da nun wirklich nicht. „Wenn sich das einrichten lässt~“, säuselte sie gleich fröhlich und mit einem Hauch von Hoffnung in ihrer Stimme. „Aber du musst mal auf die Buspläne schauen, ich glaube, dass die Verbindung sich geändert hat.“ Nun lächelte ich auch ein wenig – schließlich wusste ich dass schon lange, da ich diese besagten Pläne auswendig kannte. „Keine Sorge, das bekomme ich schon hin. Ich bin schließlich ein Profi, was Busfahren angeht – so ist es nun mal, wenn man kein eigenes Auto besitzt.“ Sie lachte. „Wie kann ich das nur vergessen?! Aber ganz ehrlich…“, flüsterte sie schließlich, als wolle sie nicht, dass jemand ihre nächsten Worte hörte, „…, komm wirklich mal vorbei, wenn du es schaffst. Wir würden uns sehr freuen. Vor allem Genzo. Wir…, wir wissen doch nicht, was hier passiert in einem Jahr. In einem halben… Und…und wenn etwas passiert – ich kenne dich – dann machst du dir nur Vorwürfe. Bitte, Nami…, bei aller Liebe. Nimm dir mal einen Tag Zeit. Ich gebe dir auch das Geld, was du in dieser Zeit verdient hättest.“ „Nojiko, das brauchst du wirklich nicht-“ „Es ist aber mein Ernst!“ Ihre Stimme wurde lauter und ich wusste, dass sie nicht scherzte. Und dabei war es doch eine riesige Ironie, dass wir beide, obwohl wir kaum etwas besaßen, uns gegenseitig Geld anboten, in der Hoffnung, dass es uns besser gehen würde. „Okay, Nojiko…“, seufzte ich, „…, ich versuche einfach, mal einen Tag freizuschaufeln. Und du brauchst mir dafür auch kein Geld zu schenken. Dann komme ich mal vorbei, versprochen?“ „Das ist alles, was ich will. Schließlich wissen wir doch nicht…wie lange er…“ „I-ich verstehe“, sagte ich schnell, während ich wieder den dicken Kloß verspürte, der in meiner Kehle hinaufgestiegen kam. Schließlich wollte ich an so etwas nicht denken. „Ich richte es ein – versprochen.“ „Gut…“, sagte sie dann nur noch, bevor sie auflegte. Ich wusste, dass ihr diese Gespräche nicht leichtfielen – keiner von uns. Und wir wollten auch gar nicht daran denken, was gesehen würde, falls… Das erneute Vibrieren meines Handys ließ mich schnell meine Tränen wegwischen, bevor ich auf das Display sah, um eine neue Nachricht von Robin zu entdecken. ‚UND?‘, las ich einfach und ich wusste, dass sie damit anfragen wollte, ob ich mich denn nun entschieden hatte. Doch das hatte ich noch nicht, hatte ihr nur gesagt, dass ich ihr Bescheid geben würde, wenn es denn so weit wäre. Für einige Zeit blickte ich stumpf auf dieses Display, nicht wissend, was ich ihr antworten sollte. Denn auf der einen Seite würde ich natürlich gern mit meinen Freunden ausgehen und ein wenig Spaß haben – alles für einen Augenblick vergessen. Auf der anderen Seite konnte ich es mir kaum leisten… Es war schon kein leichtes Leben, was ich da hatte… Schließlich war es gerade einmal Mitte des Monats, meine Miete hatte ich noch nicht überwiesen und ich musste noch Einkaufen für die nächsten zwei Wochen… Und dabei war mein Kühlschrank komplett leergeplündert, wie auch mein Konto. „Ach, ist doch alles Scheiße!“, brummte ich verstimmt zur mir selbst, als ich mich nun gegen den geräuberten Kühlschrank lehnte, mit nichts an mir, als meine Unterwäsche, da ich gerade erst meine Arbeitskleidung ausgezogen hatte. Was sollte ich nur tun?! Seufzend ging ich aus der Küche hinaus und zurück in mein Schlafzimmer, um das nach Kaffee riechende Kleid aufzusammeln, welches ich dort einfach hinterlassen hatte und holte mein Trinkgeld aus der Schürzentasche. Ich setzte mich auf mein Bett und begann zu zählen. Natürlich war das Café, in welchem ich arbeitete kein Nobelrestaurant und die Leute, die dort aßen, waren nur gewöhnliche Mensch mit gewöhnlichem Einkommen. Und so war auch das Trinkgeld nur ein recht…, Gewöhnliches. Natürlich freute ich mich über jeden Cent, den sie mir überließen, auch wenn es genug Leute gab, die mir nichts hinterließen. Und doch sparte ich alles davon, wenn es möglich war. Und doch brachte es mich für einen Augenblick zum Stutzen, als ich eine unüblich hohe Summe berechnete, weswegen ich erneut zählte. Und erneut. Hatte ich mich etwa auf Arbeit mit den Einnahmen verzählt und ich hatte einen falschen Betrag zurückgelassen? Aber…mein Chef hatte doch nachgezählt und es hatte doch gestimmt…Nicht? Wie konnte es dann also sein, dass ich… Plötzlich fiel es mir wieder ein und ich nahm den Hunderter in die Hand, den mir dieser Sanji zugesteckt hatte. Nach Abzügen waren etwa 90 noch übrig gewesen, aber ich konnte es gut mir dem restlichen Trinkgeld verrechnen, sodass nun 100 Berry vor mir lagen. Wir lange war es schon her, dass ich solch einen hohen Schein gesehen hatte? Es war…irgendwie faszinierend und meine Finger kribbelten regelrecht, als ich den Schein hin und her wendete. Doch warum hat er das gemacht? Sicher – Sanji gab mir immer ein sehr gutes Trinkgeld, was natürlich damit zu tun haben musste, dass er mir ein wenig verfallen war – schließlich würde er sonst nicht jedes Mal nach meiner Nummer fragen. Hatte er sich vielleicht vergriffen? Das glaubte ich nicht – er wirkte doch so selbstsicher, als er mir den Schein in die Hand drückte. Er musste es vollkommen bewusst gemacht haben. Natürlich fragte ich mich schon seit einiger Zeit, in welchem Unternehmen er arbeitete. Schließlich trug er immer teure Designeranzüge und ich konnte auch schon ein paarmal sehen, wie er in einen ziemlich teuren Schlitten eingestiegen ist. Doch dabei wirkte er nicht so, wie diese typischen, hochnäsigen Geschäftsleute, die ihr Geld nie in solch einem billigen Café ausgeben würden, wie in jenem, in welchem ich arbeitete. Er wirkte einfach – sofern ich das sagen konnte - viel zu freundlich dafür. Ja…ein komischer Typ war er schon, durch und durch. Erneut vibrierte mein Handy lautstark, was ich aus der Küche hören konnte und verdrehte meine Augen. Robin schien ungeduldig zu werden. Hastig stand ich wieder von meinem Bett auf, nahm das restliche Trinkgeld in die linke Hand, während ich den Schein in der rechten behielt und marschierte zurück in die Küche. ‚Wir würden uns freuen!‘, hieß es dabei auf dem erleuchteten Display, versuchte die Worte aber zu ignorieren. Schließlich wusste ich selbst noch keine Antwort auf die Frage des Mitkommens. Statt zu antworten, öffnete ich nun das Tiefkühlfach und griff nach ganz hinten, wo ich einen großen Becher mit Orangen-Schoko-Eis fand und diesen öffnete. In diesem feingesäuberten Behältnis fand ich eine kleine Plastiktüte, in welcher ich mein gesamtes Gespartes versteckte und warf das Trinkgeld hinein, so wie jedes Mal. Außer den Schein, welchen ich noch unsicher in meiner Hand behielt. Hatte Sanji mir schließlich nicht viel Spaß mit meinen Freunden gewünscht? Er musste uns wohl belauscht haben…Und doch schien er mir damit etwas Gutes tun zu wollen. „Du Vollidiot…“, murmelte ich grinsend und schüttelte meinen Kopf, bevor ich den Schein auf den Küchentresen legte und meinen kleinen Schatz wieder in seinem kalten Gefängnis versteckte. Dann griff ich endlich nach dem Handy und antwortete meiner Freundin: ‚Klar. Holt mich wer ab?‘ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)