Königsbürde von Cheytuna ================================================================================ Kapitel 19: Kapitel 19 ---------------------- Kapitel 19 Langsam lies Killian den Blick durch den Flur vor seinem Schlafzimmer gleiten und beobachtete zwei Bedienstete dabei, wie sie hektisch ihre Aufgaben verrichteten. Wäre er selbst nicht so nervös, wie er es war, dann hätte er sich vielleicht sogar darüber amüsieren können, doch nicht an diesem Morgen. Es war der Morgen der Krönungszeremonie und alle Personen im Schloss schienen noch unruhiger zu sein, als am Vormittag der Hochzeit. Killian war bereits eingekleidet worden, weshalb er derzeit nichts tuend herumstand und darauf wartete, dass irgendetwas passierte. Amalia hingegen wurde gerade noch von Ada und weiteren Bediensteten hergerichtet, während auch Liam anderen Dingen nachging und dem jungen König keine Gesellschaft leisten konnte. Doch das würde wahrscheinlich ohnehin als seltsam bezeichnet werden, wenn sein Kammerdiener ein langanhaltendes Gespräch mit ihm führen würde, während andere anwesend waren. Leider war auch Toran an diesem Morgen nicht an seiner Seite, denn auch er hatte an diesem Morgen seinen ersten großen Tag, denn die neuen Berater würden im Anschluss an die Zeremonie dem Volk vorgestellt werden und ihr Ämter offiziell antreten. Der junge König musste zugeben, dass er sich inzwischen sehr an die Gesellschaft des Freundes gewöhnt hatte. Sie haben in den letzten Wochen sehr viel Zeit miteinander verbracht und verstanden sich darüber hinaus schon besser, als in ihrer Ausbildungszeit. Bald öffnete sich die Tür zu Amalias Schlafgemach und sie trat heraus und kam direkt auf Killian zu, als sie ihn an dem Türrahmen lehnen sah. Ada folgte ihr, blieb als ihre Hofdame jedoch in respektvollem Abstand hinter ihr und begrüßte Killian höflich mit einem Knicks. Die anderen beiden Bediensteten, die der jungen Königin geholfen hatten ihr Kleid anzuziehen, eilten nach einer Begrüßung wieder von dannen. Sie hatten wohl noch diverse andere Aufgaben zu erledigen. Währenddessen strich Amalia über den Stoff ihres langen Rocks. Nach außen hin mochte es eine Geste sein, die nur zeigen sollte, dass sie ihr Kleid ordentlich legte, doch wusste Killian inzwischen, dass sie sich darum nur am Rande kümmerte oder wenn das Kleidungsstück wirklich auffällige Falten warf, weshalb er es darauf schob, dass auch sie eine gewisse Nervosität in sich trug. „Du siehst hübsch aus“, kommentierte der junge König das Erscheinungsbild seiner Frau. Anders als noch auf ihrer Hochzeit war ihr Kleid nun komplett in dem Blau des Königshauses gefärbt und mit vielen goldenen Stickereien verziert, weitaus mehr, als auf Killians Kleidung zu finden waren. „Vielen Dank, mein Gemahl“, gab sie zur Antwort und sah nun wie Killian zuvor zu den hektischen Bediensteten rüber. Er hingegen runzelte leicht die Stirn. Sie erwähnte es nur zu gerne, dass sie nun verheiratet waren. Ob sie dies nun machte, um ihn zu ärgern oder eher als eine Art Erinnerung konnte er jedoch nicht sagen. „Ein schlichteres Kleid jedoch würde wohl besser zu dir passen, wenn man bedenkt, wie gerne du impulsiv auf manche Dinge reagieren würdest“, sagte er ein wenig nachdenklich und bezog sich darauf, dass ihr Unterrock wohl mehr als nur einen Reif haben und sie somit bei manchen Dingen behindern dürfte. „Da hast du wohl recht, mein Lieber, da hast du wohl recht“, sprach Amalia und sah ihn nun lächelnd an. „Ich wollte dich eigentlich necken und du reagierst so?“, fragte der junge König empört und konnte in ihrem Gesicht ablesen, dass sie das gewusst hatte. „Dann musst du dir schon mehr Mühe geben und nicht auf Tatsachen zurückgreifen“, stichelte sie hingegen und strich ein weiteres Mal über ihren Rock. „Vielen Dank für den Hinweis. Beim nächsten Mal werde ich darauf achten.“ Eine Weile konzentrierte Killian sich auf diese Aussage. Nicht, weil er sie tatsächlich ernst gemeint hätte, es half ihm lediglich sich ein wenig abzulenken, wenn auch nur mit mäßigem Erfolg. „Wann müssen wir losgehen?“, fragte Amalia schließlich und machte so jeden Versuch nicht über die Krönungszeremonie nachzudenken zunichte. „Ich weiß es nicht. Liam sagte mir nur, dass man uns rechtzeitig abholen würde“, sprach er leise und verlagerte sein Gewicht unruhig auf den anderen Fuß. Kurz stieß die junge Königin wenig damenhaft die Luft aus ihrer Nase aus. „Nicht einmal dein Kammerdiener unterrichtet dich über die wichtigen Dinge.“ Damit bezog sie sich auf die Tatsache, dass Killian nach wie vor den Eindruck hatte, dass er insbesondere von den alten Beratern nicht in vollem Maße ernst genommen wurde. Nun hoffte er, dass sich dies durch den heutigen Tag von alleine ändern würde. Ansonsten würde die Zeremonie ihm aber die Unsicherheit darüber, dass er nicht wusste, wozu er bemächtigt war, nehmen, die ihn zuvor immer zurückgehalten hatte so zu handeln und zu sprechen, wie er es für angemessen hielt. „Ada?“, richtete er nun sein Wort direkt an die Hofdame, die ihn überrascht anblickte und einen Schritt vortrat. „Mein König?“ „Sag, wann beginnt die Zeremonie heute?“, fragte er die junge Frau interessiert und sah bereits aus dem Augenwinkel, dass Amalia ein leichtes Grinsen nicht mehr versuchte zu unterdrücken. Ada hingegen schien die Frage unangenehm zu sein, denn sie richtete ihren Blick gen Boden. „Tut mir leid, aber das weiß ich leider nicht.“ Ein wenig machte sich das schlechte Gewissen in dem jungen König breit. Eigentlich wusste er, wie stark Ada darauf bedacht war, alles richtig zu machen und nun sprach er sie auf etwas an, von dem er ausgegangen war, dass sie es nicht wusste. „Ist schon in Ordnung“, sprach er daher und lächelte sie an, auch wenn sie es nicht sah, weil sie nach wie vor den Blick gesenkt hatte. „Trotzdem vielen Dank.“ „Wenn deine Hofdame nicht über diese Information verfügt“, sprach Killian nun leise und zu Amalia gelehnt, damit Ada nicht unbedingt seine Worte hörte. „Warum sollte es dann mein Kammerdiener tun?“ Amalia lachte kurz auf. „Du darfst die beiden nicht miteinander vergleichen, Killian. Immerhin weiß Ada wie man sich benimmt. Liam hingegen steckt seine Nase nur zu gerne in anderer Leute Angelegenheiten.“ „Was meinst du?“, fragte der junge König nun wirklich ratlos. Ihm war nie aufgefallen, dass sein Freund übermäßig neugierig war. „Immerhin habe ich ihn schon mal rückwärts schleichend aus deinem Schlafzimmer kommen sehen.“ Die Falten auf Killians Stirn wurden tiefer. „Ist dem so?“, fragte er murmelnd und fragte sich gleichzeitig, wann das gewesen sein sollte, ihm war nie etwas aufgefallen. „Immerhin ist er sehr leise und vor allem diskret. Ich habe ihn nie bemerkt“, sagte er also schlicht und versuchte ihn so zumindest ein wenig zu verteidigen und seine eigene Verwunderung zu verstecken. Zugleich fragte er sich jedoch auch, was Liam womöglich zum Rückzug bewegt haben könnte. Von den Aussagen seines Kammerdieners wusste er zwar, dass dieser schon so allerlei Dinge hinter Schlafzimmertüren gesehen hatte, jedoch hatte er bisher tatsächlich vermutet, dass es sich dabei eben nicht um sein eigenes gehandelt hatte, bis auf die zwei oder dreimal, als er ihn tatsächlich mit jemandem im Bett erwischt hatte. Das war aber noch zu einer Zeit gewesen, als er nicht mit Aidan zusammen gewesen war. Amalia erwiderte darauf nichts mehr. Beide hingen wieder nervös ihren Gedanken nach, bis sie schließlich von ihren Wachen abgeholt und zu ihrer Kutsche begleitet wurden, denn die Krönungszeremonie würde ebenfalls unter freien Himmel auf einem Festplatz stattfinden. Zwar schwiegen Amalia und Killian die meiste Zeit der Fahrt, doch er war glücklich darüber, dass sie an diesem Tag alles gemeinsam machen würden. Auch wenn dies vielleicht in manchen Augen nicht unbedingt für einen staken König sprechen mochte, so gab es ihm eine gewisse Sicherheit den Tag über nichts alleine machen zu müssen und gegebenenfalls auch sie um Rat fragen zu können, wenn er in einer Situation vielleicht nicht weiter wusste. Bei dem Festplatz angekommen konnten sie sehen, dass erneut eine Bühne aufgebaut worden war, nur war sie dieses Mal größer als die, auf der sie bei ihrer Hochzeit standen. Auf dieser standen bereits die meisten der alten Berater und blickten auf das Volk vor ihnen herunter. Auf Sitzbänke für Gäste höheren Standes hatte man dieses Mal verzichtet. Alle Anwesenden würden der Zeremonie stehend beiwohnen. Als schließlich auch der letzte der alten Berater die Bühne betreten hatte, wurde das Königspaar aus der Kutsche gebeten und augenblicklich waren sie von ihren Wachen umgeben, welche sie zu der Bühne geleiteten. Die Stufen dieser erklimmend stellten sie sich vor Travis, welcher die Zeremonie durchführen würde und standen somit mit dem Rücken zum Volk. Mit einer kurzen Geste symbolisierte der Stellvertreter des alten Königs, dass das Paar sich vor ihm hinknien möge. Auch wenn das Volk bereits ruhiger geworden war, als Amalia und Killian die Kutsche verlassen hatten, so wartete man nun noch darauf, dass auch das letzte Gemurmel verebbte. Travis erhob seine Stimme für eine Ansprache. Er sprach von einer neuen Zukunft, die auf sie alle warten würde und mit dem heutigen Tag anbrach. Seine Worte waren optimistischer Natur, für Killians Geschmack ein wenig zu optimistisch. Auch wenn ein neues Herrscherpaar nun die Macht übernahm, so würden sie nicht innerhalb kürzester Zeit all das Leiden des Landes beseitigen können. Doch die Worte des Beraters schienen dies geradezu zu versprechen. Der junge König war sich nicht sicher, ob er die Reaktionen des Volkes sehen wollte oder nicht, wenn er könnte. Wenn die Menschen dem alten Stellvertreter glauben würden, dann würde er sie letztendlich enttäuschen müssen, wodurch der Respekt ihm gegenüber wohl sinken dürfte. Wenn die Leute Travis aber nicht glaubten, so könnten seine Worte Frust hervorrufen und Zorn schüren. Welche Variante ihm nun besser gefiel, konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich sagen. Schließlich beendet Travis seine Ansprache voll positivem Denken und ging zu der eigentlichen Krönung über. Als Erstes ging der Berater zu Amalia, stellte sich vor sie und sprach diverse einstudierte Worte. „Von Euch, meine Königin, wird erwartet, dass Ihr Euren König unterstützt, ihn schmückt und glücklich macht“, endete er und sah auf die junge Frau vor sich herunter. Amalia kniete vor ihm in gerader Haltung, ebenso wie ihren Kopf. Lediglich ihre Augen blickten nach oben und warfen ihrem Onkel einen eher dunkel wirkenden Blick zu. „Ich werde nach bestem Wissen handeln.“ Zufrieden nickte Travis und griff nach der Krone der Königin, die man ihm auf einem mit Samt bezogenen Kissen reichte. Er überbrückte die paar Schritte zwischen ihnen und setzte ihr das glänzende Metall, verziert mit Edelsteinen, sachte auf das Haupt. Dann trat er vor Killian und nahm wieder ein wenig abstand, so, dass auch dieser ihn gerade noch so anblicken konnte, ohne seinen Kopf heben zu müssen. Doch das hätte Killian wohl ohnehin nicht getan, ungeachtet dessen, ob er ihm nun in die Augen sehen konnte oder nicht. Auch für ihn gab es einstudierte Worte, die von dem alten Stellvertreter vorgetragen wurden, nur endete er mit anderen Worten, als bei Amalia. „Von Euch, mein König, wird erwartet, dass Ihr stark und vorausschauend handelt, Euch nicht schlecht beraten lasst und gegen Feinde des Landes vorgeht.“ Killian konnte den Gedanken, dass er wohl auf die eine oder andere schlechte Beratung treffen würde nicht unterdrücken. Bevor er damit jedoch zu viel Zeit verschwendete, setzte auch er zu einer Antwort an. „Ich werde nach bestem Wissen handeln.“ In Gedanken fügte er hinzu, dass er auch auf die Stimmen des Volkes hören wollte. Diese kamen ihm in den Ansprachen des Älteren auf jeden Fall zu kurz und womöglich war genau das, das Problem des alten Königs gewesen. Wenige Sekunden nach seiner Antwort spürte auch Killian das Gewicht der Krone auf seinem Kopf und sah ein Zeichen von Travis, dass Amalia und er aufstehen konnten. Sofort erhob der junge König sich und wie selbstverständlich reichte er seiner Frau die Hand, um diese dabei zu unterstützen, sich ebenfalls hinzustellen. Als sie sich gemeinsam zum Volk umdrehten, konnten sie die Stimme eines Sprechers hören, wie er sie als neuen König und Königin den Menschen vorstellte. Ein Großteil des Volkes jubelte ihnen zu, während alle Augen auf sie gerichtet waren. Augen, die verschiedene Botschaften sendeten. Am meisten jedoch machte Killian die Hoffnung, die er darin lesen konnte Sorgen. Er wollte diese nicht enttäuschen. Als der junge König seinen Blick weiter über die Menge schweifen ließ, erkannte er in der Nähe der rechten Seite der Bühne eine kleine Gruppe von Menschen, die regungslos dastanden. Vielmehr sahen sie wütend zu ihnen auf. Sich aber nicht aus der Ruhe bringen lassen wollend, ließ er seinen Blick weiter schweifen und erblickte ein weiteres Stück nach rechts Aidan und auch Luan, welche dort warteten, ebenfalls zu ihrer Vorstellung auf die Bühne gerufen zu werden. Sein Liebster sah nun jedoch zu ihm auf und lächelte. Stolz sprach aus seinen Augen und er nickte ihm kurz zu. Killian erwiderte die Bewegung ganz eben, ließ sich sonst aber nichts anmerken und blickte langsam wieder zurück zu dem Volk. Als dieses sich langsam wieder beruhigte traten Amalia und Killian zurück auf eine kleine Erhöhung. Nun war die Zeit gekommen, dass die neuen Berater vorgestellt werden sollten. Um die ehemaligen Anwärter in ihrem Amt willkommen zu heißen, trat zunächst der alte Berater vor, welcher diese Position in der Vergangenheit bekleidet hatte. Dieser bedankte sich für die letzten Jahre und gab seinen Platz hoffnungsvoll an die nächste Generation weiter. Der Sprecher, der auch schon das Königspaar verkündet hatte, rief den jeweiligen neuen Berater auf, damit diese die Bühne betrat. Sie versprachen dem Volk ebenfalls nach bestem Wissen zu handeln und auch sie wurden von dem Volk mit Jubel begrüßt, wenn auch nicht ganz so euphorisch wie das Königspaar. Anschließend nahmen sie schräg vor Amalia und Killian ihren Platz ein, ohne die Sicht auf sie zu versperren. Die alten Berater, die keinen Nachfolger hatten, würden zunächst in ihrem Amt bleiben und wurden auch als solche erneut vorgestellt. Als der letzte der Berater sich soeben auf seinen Platz gestellt hatte, wollte Killian bereits durchatmen, weil sie den zeremoniellen Teil hinter sich gebracht hatten, als plötzlich eine wütende Männerstimme aus dem Publikum etwas rief. „Das königliche Blut ist gefährlich!“ Kurz wurden die Leute ruhiger, schienen nach dem Ursprung der Stimme zu suchen, ebenso wie Killian. Er blickte wie automatisch zu der Gruppe, die ihm eben schon aufgefallen war, als einer der Männer sich auch schon aus dieser löste und die Wachen vor sich anrempelte. „Es muss eliminiert werden!“, rief er wütend aus, wurde jedoch bei seinem weiteren vorankommen unterbrochen und von den Wachen zu Boden gerungen. Noch während er sich gegen die Hände die ihn fixierten erzürnt wehrte, brach langsam Unruhe unter den Leuten aus. Als Amalia einen Fuß zurücksetzte trat Killian näher an sie heran und stellte sich schützend vor sie. Nun traten auch die Wachen auf die Bühne und führten Amalia, Killian und ihre Berater hinter diese und durch eine schmale Gasse zwischen den Häusern entlang. Dieser Weg führte sie auf einen der breiteren Wege, zu welchem nun ihre Kutschen beordert wurden. Als sie dort standen und warteten, legte Killian schützend einen Arm um Amalia, während er Aidans Blick suchte. Doch zum ersten Mal, seit sie ein Paar waren, konnte er diesen nicht richtig deuten. Er konnte zwar seine Nervosität erkennen, so wie bei jedem anderen hier auch, welche zunahm, um so unruhiger und lauter das Volk auf dem Platz wurde, doch mehr erkannte er nicht. Toran hingegen war wütend und schien es zu unterdrücken hin und her zu laufen. „Das hätte nicht passieren dürfen“, zischte er, wofür er aber kaum Beachtung fand. Am ruhigsten schien tatsächlich Luan zu sein. Er überblickte die Gegend scheinbar auf der Suche nach Auffälligkeiten. Die alten Berater hingegen zeigten eine seltsame Mischung aus Unruhe und einer Art Akzeptanz. Killian würde das hinterfragen, sobald sich die Gelegenheit ergab. Er hatte ohnehin das Gefühl, dass er bisher kaum in Erfahrung gebracht hatte, was all die Jahre hinter der Fassade des Schlosses passiert war. Es dauerte nicht allzu lange, da hörten sie das Geräusch von Hufen und Kutschenräder auf den Steinen des Weges näher kommen. Es waren nicht die, die sie hierher gebracht hatten, doch trotzdem wurden sie von ihren Wachen in die Wagen gedrängt, bevor noch jemand von dem Platz auf sie aufmerksam wurde. Schließlich fanden Amalia und Killian sich mit Luan und einem der alten Berater in einer der Kutschen wieder, welche mit einem Ruck losfuhr und sie in hohem Tempo zurück zum Schloss bringen sollte. „Das verlief ja gut“, meinte Luan sarkastisch und erntete dafür einen erschrockenen Blick des anderen Beraters, was ihn jedoch nicht weiter zu stören schien. Killian hingegen hätte ihm zur Abwechslung nur zu gerne zugestimmt, ebenso wie Toran zuvor. Das hätte so wirklich nicht passieren sollen. Wenn die Krönung schon solch eine Reaktion hervorrief, was würde ihn dann in den nächsten Monaten und Jahren erwarten? Doch anstatt diesen Gedanken weiter zu spinnen richtete er seine Aufmerksamkeit lieber auf Amalia. Diese saß angespannt neben ihm und blickte aus dem Fenster, die Zähne fest aufeinander beißend. Es war offensichtlich, dass auch ihr die Situation nicht gefiel, doch trotzdem wüsste der junge König nur zu gerne, was genau in ihrem Kopf vor sich geht. Vorsichtig griff er nach ihrer Hand, welche vor Anspannung, Nervosität und vielleicht auch Angst leicht zitterte und strich beruhigend über ihren Handrücken. Dies bewegte sie dazu ihn anzusehen, was ihren Gesichtsausdruck jedoch nicht veränderte. Schließlich führen sie vor dem Schloss vor ohne irgendwelche Zwischenfälle. Als die Kutschen zum Stehen kamen, wurden sie sofort gebeten diese zu verlassen und sich innerhalb der schützenden Mauern des Schlosses zu begeben. Noch während die letzten Personen die große Eingangshalle betraten verkündete Killian, dass er alle seine Berater sofort in der großen Bibliothek sprechen wolle und nach Beendigung seiner Aufforderung ging er bereits selbst los, um dorthin zu gelangen. Zunächst ging Amalia noch mit ihm, doch als Ada zu ihnen eilte und sie respektvoll zurückbegrüßte entschied sie, lieber bei ihr zu bleiben. Die Berater würden ihre Anwesenheit ohnehin nicht willkommen heißen. Stattdessen schloss Toran zu Killian auf und setzte mit ihm seinen Weg fort. „War Melissa auf dem Festplatz?“, wollte der junge König wissen, als er langsam darüber nachdachte, wer alles womöglich dort gewesen war und was für Konsequenzen das haben könnte, sollten die Wachen dort nicht möglichst schnell wieder Ruhe in die Situation bringen. „Nein, zum Glück nicht“, gab Toran zur Antwort. „Ich habe schon im Voraus gesagt, dass ich kein gutes Gefühl hätte, wenn sie dort wäre.“ „Das ist gut“, murmelte Killian nachdenklich, während er im Kopf durchging, ob er irgendwo bekannte Gesichter gesehen hatte. „Waren deine Eltern dort?“, fragte Toran ihn hingegen. „Ich habe sie nicht gesehen, aber sie halten sich meist sowieso bei solchen Versammlungen am Rand. Ich hoffe, dass sie das auch dieses Mal getan haben.“ Killian würde es nachher wohl feststellen, wenn sie auf das Fest gehen würden, das zu Ehren der Krönung gefeiert werden wird. Schließlich waren sie in der entsprechenden Bibliothek angekommen und ungeduldig warteten sie darauf, dass alle Berater zu ihnen stoßen würden, denn anders als die neuen, die Killian sofort gefolgt waren, hatten die alten es wenig mit Eile versucht. Jedoch konnte Killian die Zeit nutzen ein wenig über Aidans Gefühlslage herauszufinden. Diese konnte er nun auch wieder besser deuten, so lächelte sein Liebster ihn beruhigend an, wenn er auch nicht glücklich war. Doch wer konnte das nach dieser Krönung schon sein? Letztendlich war Killian es müde, auf die Nachzügler zu warten und als Travis den Raum betrat, wandte er sich direkt an diesen. „Hat es bereits beim alten König diese Art von Unruhen gegeben?“ „Hin und wieder ja. Dabei ging es den Leuten immer um das königliche Blut“, antwortete Travis zwar noch immer nervös von ihrem fluchtartigen Rückzug, jedoch zugleich auch irgendwie gleichgültig. Killian unterdrückte den Wunsch sich seine Nasenwurzel genervt zu massieren. Er nahm an, dass Travis es nicht gefiel, dass er dieses Mal dabei war, als die Unruhe langsam ausbrach. Der Grund war ihm wahrscheinlich egal. „Weiß man, was genau dahinter steckt?“, fragte er stattdessen. „Nein, bisher nicht. Wir waren immer davon ausgegangen, dass es dabei um den alten König ging“, erklärte dessen alter Stellvertreter. „Könnte mit königlichem Blut nicht auch gemeint sein, dass es ebenso die Königin und ihre Kinder betraf? Vielleicht auch nahe Verwandte, wie den Bruder des Königs?“, fragte Killian langsam immer wütender werdend und deutete dabei auf Travis, welcher ihn erschrocken ansah. „Oder vielleicht auch die nachfolgende Generation?“ Allgemeines schweigt war die Antwort auf seine Fragen, weshalb Killian sich gezwungen sah, weiter zu sprechen. „Wer hat sich bisher darum gekümmert?“ „Das war ich, mein König“, sagte Travis kleinlaut, da er nun zu begreifen schien, dass die Situation vielleicht doch ernster war, als er es eingeschätzt hatte, trotz des Todes des alten Königs. „Und inwieweit habt Ihr Euch bisher darum gekümmert?“, wollte der junge König wissen. „Ich habe nie die Gelder für weitreichende Ermittlungen gehabt“, versuchte der Ältere sich herauszureden, ohne eine richtige Antwort auf die Frage zu geben. Nun konnte Killian es doch nicht mehr unterdrücken und griff sich an die Nasenwurzel. Er war wütend und besorgt. Immerhin gehörten zum königlichen Blut sowohl sein Liebster, als auch seine Frau. Ganz davon abgesehen befand sich die ehemalige Königin an einem abgeschiedenen Ort und der Bruder des alten Königs nahm die Dinge offensichtlich nicht ernst genug. „Ihr solltet Euch langsam mal Gedanken machen, in welche Richtung noch nicht ermittelt worden ist“, wandte er sich sauer an Travis. „Ich erwarte von Euch, genauestens über ehemalige Vorkommnisse in Kenntnis gesetzt zu werden. Ihr bekommt Zeit bis morgen und dann werden wir besprechen, wie wir mit dieser Situation weiter umgehen werden, denn so wie bisher wird es in Zukunft nicht mehr gehen“, entschied Killian erzürnt. „Nun wünsche ich euch allen viel Vergnügen auf dem Fest.“ Mit einer Handbewegung deutete er seinen Beratern, dass sie gehen konnten, was die meisten der Anwesenden auch direkt wahrnahmen und fast schon fluchtartig den Raum verließen. Letztendlich blieben nur Aidan, Toran und Killian zurück. „Ich wusste, dass dir die Position des Königs liegen würde“, sagte Aidan und lächelte seinen Liebsten dabei an. „Ja, ich muss zugeben, dass dich die Krönung ein wenig in deinem Auftreten verändert hat“, sagte Toran und klopfte Killian auf die Schulter. Dieser rieb sich nur seufzend über die Stirn. „Ich mache mir doch nur Sorgen“, sagte er und auch seine Mundwinkel hoben sich ein wenig, als ihm bewusst wurde, dass er zumindest in diesem Moment von Menschen umgeben war, in dessen Gegenwart er sich wohlfühlte, auch wenn es nicht viele waren. „Aidan, du bist auch Teil des königlichen Blutes, genau wie deine Schwester.“ Sofort kam der Jüngere auf ihn zu, blieb direkt vor ihm stehen. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin verstoßen worden und meine Schwester genießt einen guten Schutz durch die Wachen“, mit den Worten gab er Killian einen kleinen Kuss auf die Lippen, bevor er wieder einen Schritt zurücktrat, falls ein Bediensteter den Raum betreten sollte. „Ich hoffe, dass die Rebellen das auch so sehen“, seufzte Killian. „Aber der alte König hatte auch Wachen und dein Blut bleibt dasselbe wie zuvor, auch wenn man dich deines Standes enthoben hat.“ Ende Kapitel 19 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)