Königsbürde von Cheytuna ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Kapitel 14 Es war der Tag der Hochzeit und Killian stand mit ausdrucksloser Miene in seinem Schlafzimmer vor einem großen Spiegel. Der Schneider war vor wenigen Augenblicken wieder gegangen und nun stand er da, in Kleidung, die wahrscheinlich zu teuer war, für die derzeitige Situation, in der sich ihr Land befand. Doch eines musste er dem Mann lassen, er hatte seine Arbeit wirklich gut gemacht. Die schwarze Hose hatte einen guten Sitz, weder zu weit, noch zu eng, während das etwas weite weiße Hemd aus edlem Stoff seinen Körper umschmeichelte. Darüber würde er gleich noch einen dunkelblauen kurzen Mantel tragen, auf welchem sich auch die goldenen Stickereien des Königshauses befanden. Einzig die eigenen schwarzen Wildlederschuhe hatte er durchsetzen können und verzichtete somit auf die teure Ausführung des Schusters, der die Schuhe für die Hochzeit hatte anfertigen sollen. Er fühlte sich in nichts unwohler, als in unbequemem Schuhwerk und die ihm zugedachten Schuhe waren alles andere als bequem gewesen. Zwar hatte er durch sein vehementes Ablehnen eine kleine Welle der Empörung ausgelöst, doch dies war ihm allemal lieber, als diesen unangenehmen Tag in ebensolchen Stiefeln zu verbringen. Ein weiteres Mal an diesem Morgen nahm er wahr, wie jemandem an seiner Kleidung herum zupfte, doch wie die letzten Male auch, achtete er nicht darauf, wer es war und warum diese Person das tat. Eine ganze Gruppe an Bediensteten huschte schon seit Stunden durch seine Räumlichkeiten. Was ihn zunächst noch irritiert hatte, war ihm inzwischen egal geworden und er starrte nur sein gespiegeltes Selbst an und hing seinen wirren Gedanken nach, welche er versuchte mit mäßigem Erfolg zu sortieren. Immer wieder schlich sich Aidan in seine Gedanken, doch versuchte er eben dies zu unterdrücken, alleine schon aus Respekt Amalia gegenüber. Er fühlte sich zwiegespalten, als wenn ihm eine böse und eine gute Stimme Dinge ins Ohr flüstern würden, welche ihn beeinflussen sollten. Zu seiner Erleichterung verhielt sich die Stimme, die ihm von Aidan erzählte, jedoch ruhiger. Seit der Jüngere bei ihm geschlafen hatte, hatte er kaum ein Wort mit ihm gewechselt, doch aus dem Weg gingen sie sich nicht, es hatte sich schlicht nicht ergeben. Er würde trotzdem gerne wissen, wie er mit der Situation klar kam und auf Dauer würde er sich auch wünschen, dass sie ein eben solches Verhältnis zueinander aufbauen würden, dass sie über so etwas sprechen konnten, doch für den Moment konnte er sicherlich zufrieden mit der aktuellen Situation sein. Schließlich wurde es ruhiger um ihn herum und Killian konnte sehen, wie Liam die Bediensteten langsam zur Tür hinausgeleitete. Auch Toran, der die ganze Zeit über anwesend gewesen war, sich jedoch an den Rand des Raumes zurückgezogen hatte, trat nun wieder vor, an die Seite seines Königs. „Bist du bereit?“, fragte der künftige Stellvertreter des Königs und sah ihn über die Spiegelung des Spiegels an. Sofort fühlte Killian sich in die Kutsche zurückversetzt, die sie hier her in den Palast gebracht hatte. Auch dort hatte Toran die gleiche Frage gestellt und nun fragte der junge König sich, ob er sich ähnlich wie zu dem Zeitpunkt fühlte. „Kann man wirklich bereit sein, für eine arrangierte Ehe?“, fragte er statt zu antworten. Der Ältere überlegte kurz, bevor er leise seufzte und dann zu einer Antwort ansetzte. „Das sind wohl nur die Wenigsten.“ Killian nickte leicht, denn das war auch sein Gedanke. Vor wenigen Generationen war es noch normal gewesen, dass die Ehen arrangiert wurden, doch inzwischen wurden diese Entscheidungen weitestgehend selbst getroffen, wenn auch mit von den Eltern oder anderen Verwandten ausgesprochenen Empfehlungen. „Sieh dich an“, meinte sein Freund schließlich zu ihm und deutete auf den Spiegel, dem die ganze Zeit schon sein Blick galt. „Die Farben stehen dir.“ Kurz musste Killian über die Aussage, den Versuch vom eigentlichen Thema abzulenken, schmunzeln, doch als er der Aufforderung trotzdem nachkam, musste er feststellen, dass Toran recht hatte. Die Kombination aus blau und schwarz ließ ihn nicht blass wirken, sondern vielmehr stolz. An die goldfarbenen Stickereien, die alleine seiner Frau, seinen Kindern und ihm vorbehalten waren, würde er sich zwar noch gewöhnen müssen, doch dies lag vielmehr daran, dass es ein zusätzliches Muster, welches er nicht gewohnt war. Die silberfarbenen Verzierungen die der Rest der Familie oder ehemalige Königsfamilienmitglieder nun tragen durften, wären ebenso gewöhnungsbedürftig für ihn gewesen. Auch Toran trug als Berater nun Kleidung in Schwarz und dunkelblau, jedoch ist der Blauanteil geringer und Stickereien gab es keine oder nur in Schwarz und waren dementsprechend dezent. Ebenfalls Amalia würde heute einen gewissen Blauanteil an ihrem Kleid tragen und sich somit den Farben ihrer künftigen Position anpassen. Killian fragte sich, wie es ihr wohl gerade ging, ob sie sich auch viele Gedanken machen würde und vor allem, ob sie ihn heiraten wollen würde. Nach einer weiteren Weile war es schließlich soweit und Liam hatte sämtliche Bedienstete aus dem Raum geleitet und nur noch sie drei waren anwesend. Es war wohltuend, diese Ruhe nun genießen zu können. Langsam schlich sich ein leichtes Lächeln auf Killians Gesicht, bevor er sich räusperte und zum Reden ansetzte. „Amalia weiß von Aidan und mir“, erzählte er leise und erntete dafür erstaunte und verwunderte Blicke. „Eigentlich hatten wir ihren Segen bekommen.“ „Das Schicksal treibt gerne seine Spielchen“, murmelte Liam. Toran hingegen legte Killian eine Hand auf die Schulter. „Dann wird sie sicherlich Verständnis dafür haben, wenn du zu Beginn eurer Ehe noch abgelenkt bist.“ Der junge König verzog kurz den Mund. Er konnte sie noch nicht einschätzen, wie sie wohl nun damit umgehen würde. „Ich vermute, dass sie nicht glücklich darüber sein wird, mich heiraten zu müssen.“ Kurz seufzte er auf. „Toran, kannst du heute ein Auge auf Aidan haben?“ „Natürlich, solange du mich nicht brauchst. Immerhin geht Ihr vor, mein König“, antwortete er und sprach dabei den letzten Satz besonders dramatisch aus und lachte infolgedessen. Auch Liam trat nun näher zu ihnen, allerdings hatte er ein kleines Tablett mit Essen darauf, welches er Killian entgegenhielt. „Killian, du solltest etwas essen.“ Sofort rümpfte der Angesprochene leicht seine Nase. „Nein, vielen Dank. Ich kann nichts essen.“ Seufzend stellte sein Kammerdiener das Tablett wieder weg nur, um nach dem Weinkrug zu greifen und Killian einen gefüllten Becher entgegenhalten zu können. „Dann trink zumindest einen Schluck. Vielleicht änderst du dann ja doch noch deine Meinung und isst zumindest eine Kleinigkeit.“ Sofort griff der junge König nach dem Gefäß und genehmigte sich einen Schluck. Ihm war klar, dass er nicht zu viel trinken sollte. Dies würde wohl kaum einen guten Eindruck hinterlassen, doch trotzdem versuchte er in der roten Flüssigkeit zumindest ein wenig Motivation zu finden, um den Tag gut überstehen zu können. Letztendlich sah er von dem Getränk wieder auf und sah seine Freunde fragend an. „Wann findet die Zeremonie eigentlich statt?“ Sofort mussten die Anwesenden lachen. „Hast du dich überhaupt über deine eigene Hochzeit informiert?“, wollte Toran wissen. „Nein“, sagte Killian schlicht. „Ich habe das Thema eigentlich versucht so gut es geht zu verdrängen.“ Ein wenig zweifelnd sah Toran ihn an und schüttelte kurz verwundert den Kopf. Dann griff er nach dem Mantel seines Königs und half ihm in diesen hinein. „Du wirst gleich von Travis abgeholt werden. Die Zeremonie findet natürlich in der Öffentlichkeit statt und das kurz vor Mittag“, begann er ausführlich zu erklären. „Wie es die Tradition verlangt, wirst du Amalia dann das erste Mal vor dem Altar sehen und nach der Zeremonie werdet ihr die zahlreichen Glückwünsche entgegennehmen.“ Bedächtig richtete Toran den Kragen des Mantels. „Danach geht es dann mit sämtlichen geladenen Gästen zum Festsaal, um das Mahl einzunehmen. Folgend erwartet man noch einen gemeinsamen Tanz von euch beiden, bevor ihr dann am Nachmittag in eure Hochzeitsnacht entlassen werdet, damit ihr für diese auch ausreichend Zeit habt.“ Augenblicklich drehte Killian sich der Magen um und er musste schlucken. Das war definitiv ein Punkt, den er auch weiterhin versuchen würde zu ignorieren. Sein Berater, der den Stimmungsumschwung bemerkt zu haben schien, griff nochmals nach seinem Kragen, um an diesem zu rütteln und so seine Aufmerksamkeit zu erlangen. „Wir, als deine Berater, werden die ganze Zeit über in deiner Nähe sein, nur den Tag beenden wirst du ohne uns müssen.“ Der junge König schloss seine Augen und atmete tief durch, versuchte die zuvor kurz aufgestiegene Übelkeit zu besänftigen. Er war alles andere als glücklich mit der Situation und er fragte sich, ob es verwerflich war, nun stärker denn je, das Bedürfnis zu haben, weglaufen zu wollen. „Ich passe auf Aidan auf“, hörte er schließlich Toran leise sagen, was ihn dazu bewegte die Augen wieder zu öffnen und dies mit einem Nicken anzunehmen. „Im Moment ist Luan bei ihm“, erklärte der Ältere weiter und wie von alleine zogen sich Killians Augenbrauen hoch. „Ich muss zugeben, dass mich das nun fast am meisten beunruhigt“, sagte er sarkastisch und meinte es auch so, wie er es sagte. Im Hintergrund sah er Liam, der leicht zu schmunzeln begann. „Ich vermute, dass Aidan mit ihm zurechtkommen wird.“ „Nun“, fing Killian erneut an zu sprechen. „Vielleicht schafft Luan es ja auch, Aidan davon zu überzeugen, dass das alles ein Fehler war. Immerhin scheint er ja für sich die richtigen Argumente gegen uns gefunden zu haben.“ „Ihr solltet das nicht als Fehler sehen, viel mehr als eine schöne Erfahrung“, sagte Toran sofort. Kurz ließ Killian die gehörten Worte sacken. Sie klangen gut, doch helfen sie ihnen leider auch nicht. „Ich bin mir da inzwischen nicht mehr so sicher“, gab er schließlich leise zu. Sein Berater seufzte kurz, ließ seine Zweifel aber im Raum stehen. „Ich denke nicht, dass Luan es schaffen wird Aidan das einzureden. Dazu kommt, dass er offiziell noch immer von nichts weiß.“ Über seine letzte Aussage blieb ihm nichts anderes übrig, als zu schmunzeln. Eine Weile unterhielten die drei sich nun noch über belanglose Themen und versuchten so den jungen König ein wenig auf andere Gedanken zu bringen. Die Pflichten würden ihn noch schnell genug wieder einholen. Schließlich klopfte es auch an der Tür und Travis kam herein. Überschwänglich begrüßte dieser den jungen König und erzählte ihm, was für ein großartiger Tag doch war. Nach der Begrüßung zog Liam sich schnellstmöglich und höflich zurück und ließ den König mit seinen Beratern alleine, doch auch Toran setzte nun zum Abschied an. Kurz umarmte er Killian und versuchte ihn so ein wenig mehr Mut zu verleihen. „Verliere mir jetzt nicht doch noch die Nerven“, scherzte er lächelnd. „Wir sehen uns bei der Zeremonie!“ Kurz zwinkerte er ihm im Scherz zu, was Killian auch dazu brachte, auf den Scherz einzusteigen. „Du würdest mich tatsächlich heiraten?“ Herausfordernd zog er die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Beim nächsten Mal, versprochen.“ Mit diesen Worten drehte er sich lachend um, nickte Travis zu und verließ den Raum. Als Killian zu dem Anderen sah, bemerkte er erstaunt, dass sich dessen gute Laune verzogen hatte und er nun stattdessen skeptisch und vielmehr unglücklich dreinblickte. Darauf eingehen konnte er jedoch nicht, da auch sie bereits losmussten. Mit einer Kutsche wurden sie zu einem großen Festplatz gebracht, der oft für solche Veranstaltungen genutzt wurde. Am heutigen Tage war er mit Herbstblumen und farblich passenden Girlanden geschmückt worden. Im vorderen Bereich befand sich der Altar, an welchem die Zeremonie stattfinden würde, davor standen einige Stuhlreihen, auf welchen der Adel und wichtige Handelsfamilien Platz finden würde. Der Bereich dahin ist leer gelassen worden, damit sich hier das Volk hinstellen und der Zeremonie ebenfalls beiwohnen konnte. Der junge König musste bis zu der eigentlichen Zeremonie noch eine Weile warten, weshalb er solange in der Kutsche blieb. Travis leistete ihm in dieser Zeit noch Gesellschaft, weshalb er auch weiterhin an dessen Blick erinnert wurde, den er Killian und Toran eben noch in seinen Gemächern zugeworfen hatte. Er konnte ihn sich nicht wirklich erklären, weshalb er entschied, den Älteren danach zu fragen. „Sagt, Euch ist eben der Scherz zwischen mir und meinem Stellvertreter nicht entgangen, denn ich sah Euren Blick diesbezüglich. Ihr wart nicht besonders glücklich darüber. Was war der Grund dafür? Erschien Euch das gerade als unangebracht?“ „Verzeiht mein König. Ich wollte Euch mit meiner Reaktion natürlich nicht zu nahe treten“, fing der Ältere sofort an zu sprechen und lächelte freundlich. „Eine solche Art von Scherzen hörte ich bisher nie innerhalb unseres Standes.“ Sofort runzelte Killian die Stirn, dachte über die Worte nach und war sich nicht sicher, wie er sie deuten sollte. „Eine solche Art von Scherzen? Was für eine Art meint Ihr? Ist es Eurer Meinung nach untypisch sich so alles Gute für so einen Tag zu wünschen?“ „Nein, nicht doch! Ich meinte Scherze über gleichgeschlechtliche Beziehungen“, kam auch gleich die fröhliche Antwort und Travis wandte sich wieder ab, da er scheinbar alles erklärt hatte. Zumindest aus seiner Sicht. Killian sah das jedoch anders. „Habt Ihr etwas gegen solche Beziehungen einzuwenden?“, fragte er also um sicher zu gehen, dass er die Aussage nicht falsch deutete und versuchte dabei möglichst locker und weniger skeptisch zu klingen. „Aber nein“, sagte der ehemalige Stellvertreter und sah überrascht darüber aus, dass das Thema noch nicht beendet war. „Aber eine solche Beziehung wäre doch nur wenig repräsentativ und daher innerhalb der Adelsfamilien schwer vorstellbar. Innerhalb der Königsfamilie wäre es natürlich undenkbar! Ich denke so etwas sollte wohl nicht toleriert werden.“ Erneut lächelte Travis freundlich bevor er sich zum Fenster drehte und das Thema wieder für beendet erklärte. Killian merkte dies nicht mal richtig. Viel zu sehr überrumpelte ihn die gehörte Antwort. Sofort wurde ihm klar, dass er in Zukunft Schwierigkeiten haben würde, diesen Mann mit gleichen Augen wie zuvor zu sehen. Er hätte nicht gedacht, dass Travis es schaffen würde, sich durch eine so kurze Aussage, so unsympathisch zu machen. Killian war glücklich darüber, dass in diesem Moment Bedienstete kamen, um ihn von der Kutsche abzuholen. Ende Kapitel 14 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)