Wishes von TheOnlyOne ================================================================================ Wishes ------ 30. März   Verschlafen stapfte Sarada ins Esszimmer. Der Tisch war bereits gedeckt. Wie immer zierten zwei Gedecke den Tisch, welcher eigentlich für 4 Personen gedacht war. „Guten Morgen mein Schatz!“, tönte es fröhlich über die Küchentheke. „Morgen…“, knurrte Sarada müde zu ihrer Mutter rüber. Mit einem Tablett in der Hand schwirrte Sakura um ihre Tochter herum und reichte ihr ihr Frühstück. „Morgen ist der große Tag!“, verkündete Sakura. Gähnend griff Sarada zu ihren Stäbchen. „Hm.“ Geistesabwesend stocherte Sarada wenig begeistert in ihrem Reis herum. „Bedrückt dich irgendwas?“ Ein sorgenvoller Ausdruck lag in Sakura’s Gesicht. Sarada hielt in ihrer Bewegung inne. Wenn sie an ihre Geburtstage zurückdachte waren sie immer eine glückliche Erinnerung. Doch, wie jedes Ereignis in ihrem Leben, hatte auch ihr Geburtstag einen bitteren Beigeschmack. Sie wollte es nicht zugeben, wo sie doch oft den Lebensweg ihres Vaters verurteilte, aber sie vermisste ihn. Sarada legte ihre Stäbchen beiseite. „Mama… gibt es eigentlich eine Möglichkeit…mit Papa….also… ich würde ihm gerne schreiben…“, Sarada senkte den Blick. Sie war unsicher. Sakura ergriff die Hand ihrer Tochter und lächelte ihr zuversichtlich entgegen. „Geh zu Naruto! Er wird dir bestimmt helfen können.“, ihre Stimme war sanft, doch ließ ihr Ratschlag keinen Zweifel zu. Sarada’s Mundwinkel zuckten. Wieso war sie nicht selbst auf diese Idee gekommen? Der Hokage stand im ständigen Kontakt mit ihrem Vater. Und so, wie sie ihn einschätzte, ein liebevoller Vater eben, würde er garantiert ihre Bitte vernehmen. Ihre traurige Miene wich einem Strahlen. Motiviert erhob sich Sarada vom Stuhl. „Ok! Auf zum Hokage Turm!“, verkündete sie. Sakura grinste zufrieden. Eilig räumte Sarada das Geschirr vom Tisch und verschwand in ihrem Zimmer. Mit Stift und Papier bewaffnet, begann sie ihren Brief.   Hallo Papa, wo bist du gerade? Ich hoffe es geht dir gut…   Das knackende Geräusch von zerknülltem Papier drang durch den Raum. Die Papierkugel mit den eben  geschriebenen Worten fiel lieblos in den Mülleimer. Weitere Minuten vergingen und der Stift setzte lediglich ein paar Mal auf dem weißen Untergrund auf und hob wieder ab. Genervt stöhnte Sarada auf. „Wieso nur ist das so schwer…?“ Sie ließ den Kopf auf den Schreibtisch sinken. Ihre Augen waren auf ihr Nachtkästchen gerichtet. Eine kleine Weiße Kommode mit Nachttischlampe, Wecker und dem Familienfoto. Wie ferngesteuert zog Sarada die Schublade des Schränkchens auf und nahm ein sauber gebundenes Bilderbuch heraus. Ihre Fingerspitzen glitten über das kalte Leder des Einbandes während sie sich auf dem Bett niederließ und sich gegen die Wand lehnte. Gedankenverloren blätterte sie jede Seite darin durch. Jede Seite zeigte ein anderes Bild. Mal zeigte es ihre Mutter, mal sie selbst, mal war ihr Vater auf dem Bild. Am längsten haftete ihr Blick an einem der ältesten Fotos. Während die junge Sakura unter der liebevollen Geste von Kakashi zuckersüß in die Kamera grinste, schaute ihr Vater desinteressiert unter dem kritischen Blick des Nanadaime Hokage in die Kamera. Dein Vater war schon immer sehr ruhig und zurückhaltend… Nach dem Krieg hat es drei Jahre gebraucht, bis du da warst… Sarada dachte an Sakura’s Worte. „Ruhig und zurückhaltend…“, sagte sie leise. Es waren die Worte, mit denen man eigentlich sie selbst zu gerne beschreiben würde. Sarada lächelte. Wie so oft musste sie feststellen, dass sie ihrem alten Herrn sehr ähnlich war. Mit neuem Mut rappelte sich Sarada auf und begann erneut zu schreiben.   Hallo Papa, du fehlst mir!   Morgen ist mein Geburtstag! Mama ist schon wieder total hibbelig und aufgeregt. Schon seit Tagen plant sie das Essen. Aber wahrscheinlich kannst du dir das alles schon denken. Es wird wie jedes Jahr sein. Mama macht ein absolut leckeres Frühstück. Mittags kommen dann Oma und Opa vorbei und Opa wird, wie immer, noch hibbeliger und aufgeregter sein als Mama... Aber eigentlich ist das okay, eigentlich mag ich genau das an Opa…   Sarada schüttelte den Kopf um nicht den Faden zu verlieren.   Alle, die mir etwas bedeuten, werden da sein… nur du nicht. Ich weiß wie wichtig deine Mission ist und ich weiß auch, dass du gerne bei uns wärst, aber ich wenn ich mir etwas zu meinem Geburtstag wünschen dürfte, dann, dass du hier wärst.   Sarada   P.S. Pass gut auf dich auf!     Der Stift in Sakura’s Hand klapperte im regelmäßigen Stakkato gegen den Tisch. Noch einmal überdachte sie den prall gefüllten Einkaufszettel auf dem Tisch und hakte ihre Inventarliste geistig ab. Mit einem Stöhnen beendete Sakura ihre Inventur und ließ den Zettel in ihre Einkaufstasche gleiten. „Sarada!“, rief sie durch den Flur. „Ich gehe jetzt einkaufen.“ Augenblicklich riss Sarada die Tür auf und rannte zu ihrer Mutter. „Warte, ich komme mit dir!“ Sakura’s Augen weiteten sich. Erstaunt betrachtete sie ihre Tochter die schon dabei war, ihre Stiefel zu schnüren während sie ein zusammengefaltetes Papier mit ihren Fingern fest umklammert hielt. „So kann ich zum Hokage und dir gleichzeitig beim Tragen helfen.“ Das junge Mädchen grinste ihrer Mutter breit entgegen. Sakura konnte ein Schmunzeln nicht vermeiden. Auch wenn Sarada oft versuchte ihre Gefühle zu verbergen, aber wenn es um ihren Vater ging, konnte sie niemandem etwas vormachen. Denn wenn es um ihn ging, sprühte sie vor Lebensenergie.   „Herein!“, erklang die bekannt heisere Stimme aus dem Büro des Hokage. Sarada drückte unsicher die Klinke herunter. Sie erblickte den großen Blondschopf hinter seinem Schreibtisch. Mit Schriftrollen in der Hand lehnte Shikadai’s Vater lässig an der Wand und schien das Schriftstück zu studieren. „Ah Sarada! Komm rein.“ Mit einem eiligen Winken deutete Naruto ihr, einzutreten. Sein Lachen war seit je her ungebrochen. Sarada konnte sich nicht erinnern ihn jemals nachdenklich oder wütend gesehen zu haben. Sie kannte den Hokage stets als einen fröhlichen Gesellen. „Was kann ich für dich tun?“, sagte er, als Sarada unmittelbar vor seinem Schreibtisch halt machte. Sarada schluckte und strich unsicher mit dem Daumen über das Papier in ihrer Hand. „Wäre es möglich…nun ja-.“, ihr Griff um den Brief verstärkte sich, bevor sie ihn ohne weitere Erklärung Naruto entgegenstreckte. Mit fragendem Blick musterten Shikamaru und Naruto den kleinen Zettel. Naruto ergriff das liebevoll gefaltete Stück Papier. „Was ist das?“ „Bitte, wäre es möglich den Brief meinem Vater zukommen zu lassen?“ Naruto’s Blick wurde weicher. Er ging zu Sarada und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Komm ich begleite dich zur Falknerei, dann kannst du den Brief selbst losschicken.“ Ihre Augen weiteten sich bevor ein Lächeln auf ihre Lippen trat. Erleichtert nickte Sarada und folgte dem Hokage zur Falknerei.   Sakura’s Einkaufstüten wurden immer voller. Schließlich erwarteten sie morgen Besuch, da sollte alles perfekt sein. Mühsam arbeitete sich Sakura durch das Getümmel im Dorf. Es war wie jedes Jahr erstaunlich. Sobald der Frühling hereinbrach, erwachte auch Konoha zu neuem Leben. Die ersten Cafés eröffneten die Sommerterassen, die Eisdielen bewarben ihr neues Sortiment und die Geschäfte stellten schon Schaufensterpuppen mit Bademode aus. Gedankenversunken hielt Sakura vor einem Bekleidungsgeschäft. Das Schaufenster zeigte eine junge Familie am Strand. Zwischen Mutter und Vater stand ein kleines Kind welches die Hände seiner Eltern fest packte. Sakura lächelte verbittert. Es machte ihr wieder einmal bewusst, wie viel von ihrem Familienleben auf der Strecke geblieben war. Sie war sehr stolz auf ihren Mann, schließlich gewährleistete er zusammen Naruto bisher die Sicherheit Konoha’s und der gesamten Bevölkerung. Doch den Preis dafür, mussten letztlich Sakura und Sarada zahlen. Morgen würde Sarada’s 13. Geburtstag sein und auch diesen, wie so viele andere, würde ihr Mann nicht mit ihnen teilen können. „Mama!“, eine vertraute Stimme drang an Sakura’s Ohren. Hölzern wandte sie sich um und erkannte ihre Tochter die strahlend auf sie zukam.  „Was hast du vor? Gibt es irgendetwas wovon ich nichts weiß?“, fragte sie ihre Mutter und deutete auf die prall gefüllten Einkaufstüten. Sakura schüttelte lächelnd den Kopf.  „Nein alles okay. Du kennst doch deinen Großvater…“ Sarada verdrehte die Augen. Wenn sie an ihren Großvater dachte, hatte sie ständig einen gut gelaunten und aufgedrehten Mann vor Augen, der sich seines Alters nicht geschlagen geben wollte. So versuchte er in allen Dingen mit den jungen Leuten mitzuhalten. „Er wird doch hoffentlich morgen nicht wieder ein Wettessen veranstalten, oder?“ Sakura kicherte. „Nein, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“ Sarada nahm ihrer Mutter eine der Einkaufstaschen ab bevor sie den Weg nach Hause einschlugen.   Noch bis spät in den Abend hinein kam Sakura aus ihrer Küche nicht mehr raus. Sarada schlief bereits, während Sakura den Küchentisch liebevoll für das Frühstück vorbereitete. Angestrengt wischte sich Sakura den Schweiß von der Stirn als sie ihr Meisterwerk betrachtete. Die Kuchen standen in der Kühlung. Die herzhaften Spieße, sowie eingelegtes Gemüse und Salat für den Abend waren auch schon vorbereitet. Erschöpft ließ sich Sakura auf den Esszimmerstuhl sinken. Sie griff zu dem Familienfoto und stellte es vor sich auf den Tisch. Ein tiefes Seufzen entfuhr ihr. „Unsere Tochter wird nun schon dreizehn Jahre alt, Sasuke-kun…“ Sakura’s Erinnerungen glitten zu jenem Moment, als sie von Sarada erfuhren.   „Unmöglich! Ich kann… ich meine wie…?“ „Na das Wie ist denke ich klar.“, Karin rückte ihre Brille zurecht. „Was treibt auf euren Missionen?!“ Sakura’s Blick glitt zu Sasuke. Seine Miene schien erstarrt. Ohne auch nur einmal zu blinzeln, betrachtete er den Bildschirm, welcher ihm ein ungenaues Schwarz-Weiß-Bild mit einer winzigen Blase zeigte.   Sakura schmunzelte. Sie lehnte sich nach vorne und bettete ihren Kopf auf ihre Arme welche unmittelbar vor dem Bilderrahmen zur Ruhe kamen. Noch eine Weile betrachtete Sakura das Foto und ließ viele ihrer Erinnerungen Revue passieren. Die Müdigkeit übermannte Sakura und ließ ihre Gedanken unmittelbar ins Traumland gleiten.   Ein allzu vertrauter Duft erreichte ihre Nase. Der lang ersehnte Geruch von sanfter Minze gemischt mit dem cremigen Duft von Weichspüler kitzelte in der Nase. Mit einem Mal war die Müdigkeit verflogen. Sakura schlug ihre Augen auf, doch das Wohnzimmer war unverändert. Auf der Küchenzeile präsentierten sich liebevoll dekorierte Platten. Die Papierservierten auf den Tellern waren noch ebenso so schön gefaltet wie am Abend. Erst als sich Sakura aus ihrem Stuhl erheben wollte, erkannte sie den unerwarteten Übeltäter. Ein Mantel aus schwerem, schwarzem Stoff lag großzügig über ihren Schultern und reichte ihr bis zu den Knien. „Wann ist-?“ Ungläubig betrachtete Sakura das Kleidungsstück. „Sakura!“, die dunkle Stimme drang an ihre Ohren. Schon jetzt begannen ihre Mundwinkel zu zucken. Doch erst als der Blick zum  Türrahmen des Flurs wanderte, entblößten ihre weichen Lippen ein strahlendes Lächeln. „Du bist zu Hause…aber wieso?“, Sakura trat auf ihren Mann zu. Dieser zog einen Zettel aus seiner Tasche und übergab ihn seiner Frau. „Ich war sowieso in der Nähe. Außerdem wollte ich meiner Tochter den Wunsch nicht ausschlagen.“, der Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen. Sakura entfaltete das Stück Papier und erkannte die Handschrift ihrer Tochter.   … aber ich wenn ich mir etwas zu meinem Geburtstag wünschen dürfte, dann, dass du hier wärst…   Sakura lächelte und strich Sasuke liebevoll die langen Strähnen aus dem Gesicht.  „Das ist ein wunderschönes Geburtstagsgeschenk.“       31. März   Schon beim öffnen der Tür kam Sarada der deftige Geruch von warmen Brötchen entgegen. Auch das vertraute Geräusch von klirrendem Porzellan erreichte ihre Ohren. Schnell schnappte Sarada ihre Sachen und verschwand im Badezimmer. „Ich glaube sie ist wach.“, stellte Sakura fest während sie den Tisch deckte. Sasuke saß an Sakura’s Schreibtisch im Schlafzimmer. Ein sanftes Klopfen ließ ihn zusammenfahren, während Sakura sich in den Türrahmen lehnte. Stöhnend ließ sich Sasuke in den Stuhl zurückfallen. „Meinst du sie weiß es?“, sein Blick wanderte hinüber zu seiner Frau. „Dass du hier bist? …Wohl kaum, sonst wäre sie nicht schon im Badezimmer verschwunden.“ Sakura grinste breit und kam auf ihren Mann zu. Sie beugte sich über den Stuhl und küsste sanft seine Nasenspitze.  „Du solltest langsam aufhören. Auf deinen Reisen kannst du noch genug arbeiten.“ Sasuke lächelte anerkennend und nickte seiner Frau zu.   Unruhig wartete Sasuke im Schlafzimmer ab. Das Geräusch der aufgehenden Badezimmertür ließ seine Anspannung weiter wachsen. Nur durch den schmalen Türspalt erkannte er Sakura, schräg gegenüber im Wohnzimmer die ihm, mit dem Zeigefinger auf den Lippen, andeutete keinen Mucks von sich zu geben. Es war drei Monate her, seit er das letzte Mal zu Hause war. Er fragte sich, ob sie sich freute ihn zu sehen. Vollkommener Unsinn! Sie würde ihm kaum diese Zeilen schreiben, wenn sie ihn nicht vermissen würde. Sakura’s Stimme riss Sasuke aus seinen Grübeleien. „Da ist ja das Geburtstagskind! Guten Morgen mein Schatz.“ Durch den Türspalt erkannte Sasuke seine Tochter die ihre Mutter unbeholfen umarmte. „Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag!“, fügte Sakura noch an. „Da-nke…Mama! Du er-drückst mich fast.“, presste Sarada hervor. Lachend ließ Sakura von ihr ab. „Oh tut mir Leid, Liebling.“ Sasuke schmunzelte und musste wieder an Sarada’s Brief denken.   …Mama ist schon wieder total hibbelig und aufgeregt…   „Na komm! Bevor das Frühstück kalt wird.“, drängelte Sakura. Sarada setzte sich. Ihr fiel augenblicklich das dritte Tischgedeck ins Auge. „Erwarten wir heute morgen schon Gäste?“, fragte sie kritisch. Mit einem vielsagenden Lächeln nickte Sakura. „Na, du hast ihn doch selbst eingeladen!“ Sakura deutete auf die Tür zum Schlafzimmer. Sasuke trat vorsichtig in den Türrahmen. Wie in Zeitlupe drehte Sarada ihren Kopf und erblickte die große Gestalt ihres Vaters. „Papa?!“, rief sie durch den Raum. „Aber wie-?“ Sasuke’s Gesichtszüge wurden weich. „Alles Gute zum Geburtstag, Sarada.“ Sarada’s Stuhl fiel zu Boden und sie fiel ihrem Vater in die Arme. „Du bist wirklich hier.“, stellte sie ungläubig fest. Sasuke’s Herz machte einen Satz. Wieder einmal war er erstaunt über den Einfluss den Sarada auf sein Verhalten nahm. Sie war eben wie ihre Mutter. Sie verleitete ihn ständig dazu eine Seite von sich zu zeigen die er immer noch zu verbergen versuchte. „Deine Mutter hat Recht. Das Frühstück wird noch kalt wenn du mich nicht loslässt.“, flüsterte er Sarada zu. Diese lockerte augenblicklich ihren Griff und lachte Sasuke verlegen entgegen. Sakura stellte noch die restlichen Aufschnitte und Aufstriche auf den Tisch bevor sie das Frühstück zum Essen freigab. „Lasst es euch schmecken.“, verkündete sie. Während des Frühstücks erlebte Sakura wieder einmal die wundersame Wirkung der Sasuke-Sarada-Kombination. Nicht nur dass Sarada unaufhörlich erzählte, nein, Sasuke der sonst so ruhig vor sich hin grübelte, schenkte seiner Tochter die volle Aufmerksamkeit und versuchte jedes gesprochene Wort in sich aufzunehmen. In diesen seltenen Momenten pausierte die typische Wortkargheit der Uchiha Männer und Sasuke erzählte Sarada von den vergangenen Monaten. Sakura schwieg und genoss den Augenblick. Für einen kurzen Moment schienen sie einfach nur eine normale Familie zu sein. Mit einem  entspannten Seufzen räumte Sakura den Tisch ab und setzte im gleichen Zuge eine Kanne Tee auf. Erst das schrille Pfeifen des Wasserkessels ließ Vater und Tochter ihre Unterhaltung unterbrechen.   Für März, schien es ein ungewöhnlich warmer Frühlingstag zu sein. Der Himmel war wolkenlos und die Sonne spendete fast frühsommerlicher Wärme. Sakura wischte den großen Tisch auf der Terrasse ab. Wie in einem Ballett tänzelte sie leichtfüßig um den Tisch und deckte ihn, ebenso wie den Esszimmertisch am Morgen, liebevoll ein. In der Mitte des Tisches präsentierte sich am Nachmittag ein luftig, saftiger Käsekuchen mit kleinen Obsttörtchen, die Sakura am Abend zuvor bereits zubereitet hatte. „So! Fertig!“, verkündete sie stolz. Sie hing ihre Schürze in den Küchenschrank bevor sie sich in den Gartenstuhl sinken ließ. Ihre Aufmerksamkeit galt nun ihrem Ehemann, der neben ihr saß. Seine Füße lehnten gegen einen zweiten Gartenstuhl. Im Schatten des Sonnenschirms studierte er eingehend die Schriftrolle in seiner Hand. Ein Lächeln breitete sich erneut auf Sakura’s Gesicht aus. Wieder einmal präsentierte der Tag ein Bild einer durchschnittlichen, normalen Familie. Sasuke zuckte kaum merklich zusammen als zierliche Hände über seine Schultern bis hin zu seiner Brust glitten. Rosa Haarsträhnen kitzelten seine Stirn. „Was liest du da?“, erkundigte sich Sakura. Sasuke ließ das Pergament sinken und schaute zu seiner Frau herauf. „Nur die Schriften eines äußerst verwirrten Geistes.“, gab er seufzend zurück. Sakura lehnte ihr Kinn an seinen Kopf. „Hmm… also immer noch kein Hinweise?“ „Nein.“, seine Lippen formten nur noch eine schmale Linie. „Du wirst schon noch was finden.“, sie drückte ihm einen scheuen Kuss ins Haar. Das Klingeln an der Haustür ließ die Beiden zusammenzucken. „Ich geh‘ schon!“, rief Sarada aus dem Flur nach draußen. Eine Sekunde der Stille bevor lautes Geplärr vom Flur nach Draußen drang. „Da ist ja meine Prinzessin! Dreizehn Jahre! Junge, Junge….wo ist nur die Zeit hin.“ Sakura stöhnte auf. Diese Lautstärke konnte nur von ihrem Vater kommen. Sie schenkte ihrem Mann ein entschuldigendes Lächeln als sie sein Stöhnen vernahm. Sasuke rollte die Schriftrolle zusammen und verschwand vorerst im Schlafzimmer. Sakura konnte sich denken wieso. Ihr Vater kam nicht sonderlich gut mit der schweigsamen Art seines Schwiegersohns zurecht. So kaschierte Kizashi seine Unsicherheit meist mit flachen Witzen über die sonst keiner lachen konnte. Sarada führte ihre Großeltern zur Terrasse, wo Sakura bereits auf die Gäste wartete. „Ah Sakura mein Täubchen, sieh nur an wie groß das kleine Mädchen schon ist.“ Betont auffällig tätschelte Kizashi sanft Sarada’s Kopf. „Ja…“, Sakura lächelte verlegen und klemmte sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Wem sagst du das.“ „Liebling, hör auf so rumzublödeln. Dich hört ja noch die ganze Nachbarschaft.“, Mebuki schob ihren Mann zur Seite um Sakura herzlich in die Arme zu sehen. „Hallo Mama, du siehst gut aus.“, bemerkte Sakura. Sarada stellte das liebevoll verpackte Geschenk auf den Beistelltisch beim Sofa. „Nanu… wo ist denn-.“ Sakura kam durch die Terrassentür. „Alles in Ordnung, mein Schatz?“ „Wo ist denn Papa hin?“ Sakura lächelte entschuldigend. „Er ist glaub ich noch kurz an den Schreibtisch… Hol ihn schon mal, wir schneiden gleich den Kuchen an.“ Sarada nickte ihrer Mutter zu und verschwand im Flur Richtung Elternschlafzimmer. Ein zaghaftes Klopfen ertönte als sich die Tür zum Schlafzimmer vorsichtig aufdrückte. „Papa?“ Ein einfaches „Hier.“ ertönte vom anderen Ende des Raumes. Unsicher trat das junge Mädchen ein und erblickte ihren Vater am Schreibtisch. „Eh… Mama serviert gerade den Tee, also…“ Sasuke seufze. Er konnte sich wohl nicht länger vor seinem Schwiegervater drücken. Er erhob sich aus dem Schreibtischstuhl und begleitete seine Tochter nach draußen. „Aaah Sasuke! Alter Junge.“, herzhaft klopfte Kizashi Sasuke auf die Schulter. „Und was gibt es Neues in der Shinobi Welt?“ Sarada und Sakura schenkten Sasuke ein entschuldigendes Lächeln. „Nicht viel…“, gab er knapp zurück. Für ihn war diese Unterhaltung also beendet. Erneutes Klingeln an der Tür unterbrach Kizashis nächsten Anlauf eine Unterhaltung mit Sasuke zu führen. Kaum konnte Sarada die Türklinke der Haustür nach unten drücken, platzte auch schon Ino herein und fiel über ihr Patenkind her. „Sarada  mein Gänseblümchen! Du liebe Güte 13 Jahre schon…“ Mit aller Kraft versuchte Sarada dem Würgegriff zu entkommen, aber ihre Patentante hatte wahrscheinlich dieselben unmenschlichen Kräfte wie ihre Mutter. „Tante Ino… du erdrückst mich.“ Abrupt ließ Ino das junge Mädchen los. „Verzeih… ich bin immer viel zu emotional wenn es um euch Kinder geht.“, sie zwinkerte Sarada zu. Sarada kicherte. „Na komm, wir sitzen alle schon draußen. Mama ist bestimmt froh über deine Unterstützung.“ Ino begleitete das Mädchen nach draußen. Mittlerweile sparte sie sich bei Sasuke eine  überschwängliche Begrüßung. Ein knappes „Hallo.“, reichte, um ihn vollkommen zufrieden zu stellen.   Der Tag schien immer weiter fortzuschreiten und der Tisch füllte sich mit weiteren Gästen. Boruto und Mitsuki überraschten Sarada mit einem neuen Satz Shuriken während Chou Chou sie mit einer exklusiven Auswahl an feinen Leckereien beschenkte. „Vielen Dank…das wäre echt nicht nötig gewesen.“, Sarada lachte verlegen. In der Runde herrschte Tumult. Von allen Ecken tönten Gespräche, Diskussionen oder Gelächter. Sarada vergaß die Zeit. Zu sehr genoss sie den Geburtstag mit ihrer Familie und Freunden. . Aber vor allem ihr Vater bedeutete ihr im Moment alles auf der Welt. Er saß direkt neben ihr und lauschte unbeteiligt den umliegenden Gesprächen. Sarada musste schmunzeln. Sie erkannte sich wieder einmal mehr in ihm. Wie oft saß sie selbst so in der Akademie. Es ermöglichte ihr oft die Situationen innerhalb der Klasse zu beurteilen und zu analysieren. Und dann wiederum gab es Situationen in denen sie impulsiv und emotional reagierte. Automatisch glitt ihr Blick zu ihrer Mutter die sich aufgeregt mit Ino und ihrer Großmutter unterhielt.   Die Sonne lag in den letzten Atemzügen und die Wärme des Tages verebbte schlagartig. In Windeseile wurde das gesellige Miteinander ins Esszimmer verlegt. Der deftige Geruch von gegrilltem Fleisch erfüllte die Wohnung. Das von Sakura liebevoll gezauberte Buffet ließ keine Wünsche mehr offen. „Oh Mama das sieht einfach nur toll aus!“, lobte Sarada ihre Mutter. „Nicht wahr?!“, entgegnete diese begeistert. Während die Gespräche eingedämmt wurden, wurden die Teller immer voller und Sakura’s Buffet immer spärlicher. „Oh Sakura das schmeckt himmlisch.“, kreischte Ino anerkennend. „Das hat sie von mir!“, erklärte Mebuki stolz. „Ja und deine Impulsivität…“, stichelte Sakura. Sasuke stieß den Anflug eines Lachens aus. Er schien seiner Frau zuzustimmen. „Aaah Sasuke, komm schon, mein Bester. Deine Frau holt uns jetzt mal einen Sake damit die Herren im Haus auch mal auf ihre Kosten kommen.“, Kizashi stieß Sasuke vielsagend mit dem Ellbogen in die Rippen. Sarada versteckte ihr Gesicht unter ihrer Hand um die Peinlichkeit des Moments zu verbergen. Dennoch verkniff sich Sarada ein Lachen, denn die Unbeholfenheit gemischt mit vollkommenen Desinteresse in Sasuke’s Gesicht war unverkennbar. „Papa, was hab ich dir zum Alkohol gesagt?“, begann Sakura mit drohendem Unterton. Abwehrend hob Kizashi die Hände. „Schon gut. Schon gut.“ Er lehnte sich zu Sasuke rüber und begann zu flüstern. „Eine kleine Vorwarnung, so von Mann zu Mann: Im Alter wird es schlimmer.“ Sasuke’s Augen weiteten sich kaum merklich bevor ihm Kizashi grob auf den Rücken klopfte. „Sarada… vielleicht sollte dein Vater doch mal einen Schluck trinken. Der ist ja dermaßen unterkühlt.“, flüsterte Chou Chou ihr zu. Sarada versuchte sich augenblicklich ihren Vater betrunken vorzustellen. Doch unmöglich. Der Eindruck, dass ihr Vater ständig die Situation kontrollierte, dominierte ihre Gedanken. Trotzdem nahm sie sich vor, ihre Mutter bei nächster Gelegenheit auszufragen. Sarada schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, er ist gut so wie er ist…“   „Danke dass ihr gekommen seid.“ Sarada stand mit Mitsuki und Boruto an der Wohnungstür. „Ach kein Ding!“, Boruto grinste breit. „Deine Mom kann echt super kochen!“ Mit ausgestrecktem Daumen versuchte Boruto seine Aussage weiter zu untermalen. „Danke für deine Einladung Sarada.“, Mitsuki verneigte sich höflich. „Gerne. Sehen wir uns dann morgen?“ Boruto und Mitsuki nickten bevor sie in der Dunkelheit von Konoha verschwanden. Auch der Rest ließ sich nicht mehr länger auf den Stühlen halten. Erschöpft ließen sich Sasuke und Sarada auf das Sofa sinken. „Was für ein Tag…“, Sarada seufzte. „Papa?… Wann wirst du uns wieder verlassen?“ Sasuke stutzte über Sarada’s präzise Wortwahl. Stiller Protest lag darin. Aber es bedeutete auch, dass sie nicht wollte, dass er geht. „Du weißt, dass ich weiter muss.“, gab er leise zurück. Sarada wendete den Blick ab. Ihre Augen wurden glasig. „Du brauchst nicht so ein Gesicht zu ziehen… ich werde auch wieder nach Hause kommen.“, Sasuke’s sonst so kühler Blick wurde weicher. Noch immer verbarg sie ihr Gesicht vor ihm. „Ich… ich wünschte du könntest bei uns bleiben… Und Mama auch. Sie zeigt es zwar nicht… aber jeden Abend sitzt sie im Schlafzimmer mit deinem Bild in der Hand…“ Sasuke’s Haltung war starr. Zum ersten Mal hörte er davon. Ihm war bewusst, dass Sarada ihn vermisste, aber das Sakura so sehr darunter zu leiden schien war neu für ihn. Liebevoll legte er den Arm um seine Tochter und zog sie zu sich. „Ich werde wieder nach Hause kommen.“, er presste seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. „Wann?“, ihre Stimme war beinah ein Flüstern. „Bald…“   Sakura ertastete die leere Betthälfte. Sie war hellwach. „Ich wusste du würdest gehen.“ Sakura schaltete das Licht im Wohnzimmer an. Sasuke legte seinen Umhang an. „Du weißt, dass ich nie lange bleiben kann.“, sagte er trocken. Sakura schüttelte den Kopf, während sie ihm half, den Verschluss des Umhangs zu schließen. „Du hättest einfach ehrlich zu ihr sein sollen. Sie ist ein großes Mädchen.“ Sasuke’s Blick lief ins Leere. „Ich weiß…aber ich… konnte nicht. Sie war so enttäuscht, auch ohne das sie wusste wann ich gehe.“ Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf Sakura’s Lippen ab. „Es ist schon erstaunlich was Kinder mit einem anstellen.“ „Hn.“, gab er schlicht zurück. Mit seinem Daumen strich er über ihre weichen Lippen die unter dem Druck seines Daumen nachgaben. „Wirst du mich vermissen?“, fragte er ungewollt. Er beobachtete, wie sich ihre Augen weiteten bevor sie den Blick verlegen von ihm abwendete. Sie hatte sich verraten. „Was wäre ich, wenn ich dich nicht vermissen würde?“, sagte sie leise. Sakura strich ihm über die Wange. „Komm bitte heil wieder nach Hause, ja?“ Sasuke nickte. Mit einem letzten Kuss versiegelte er ihre Lippen. „Es tut mir Leid.“, flüsterte er ihr zu, bevor er in die Dunkelheit der Nacht trat und verschwand.   Das schrille Klingeln des Weckers dröhnte in Sarada’s Ohren. Unbeholfen tastete sie nach der Uhr. Nach unzähligen Versuchen erreichte sie endlich den kleinen Knopf, der den Wecker zum Schweigen brachte. Verschlafen schälte sie sich aus der Decke und rieb sich die Augen. Ihr erster Blick galt dem Familienfoto, wie immer. Doch ein weißes Kuvert versperrte ihre die Sicht auf ihre Eltern. Mit einer sauber geschwungenen Schrift stand ihr Name darauf. Mit kritischem Blick begutachtete sie den Umschlag. Was mag da wohl drin sein? Die Neugier siegte letztlich. Barsch riss sie das Kuvert auf und entnahm das Papier aus dem Umschlag.   Sarada, es tut mir Leid! Aber ich kann nicht länger bei euch bleiben. Dich und deine Mutter alleine zu lassen fällt mir mit jedem Mal schwerer. Gerade weil es mir so schwer fällt, muss ich gehen. Ich bin kurz davor, das Rätsel dieser Welt zu lösen, um endlich zu euch heimkehren zu können. Bitte gib mir etwas Zeit, damit ich dir deinen Wunsch erfüllen kann.   Pass gut auf dich und deine Mutter auf. Ich werde hoffentlich bald wieder bei euch sein.   Papa   Sarada betrachtete das Schriftstück. Nie hatte sie die Handschrift ihres Vaters gesehen. Doch sie war schön. Sie war geradlinig und sauber, wie er. Ihre Fingerspitzen glitten über die einzelnen Buchstaben. Sie konnte sich vorstellen, wie schwer ihm diese Worte gefallen sein mussten, und doch waren sie der Beweis für seine Aufrichtigkeit. Noch einmal drückte sie den Brief fest gegen ihre Brust und rief sich den gestrigen Tag wieder in Erinnerung. „Alles Gute zum Geburtstag, Sarada.“ Sie dachte an den liebevollen Ausdruck in seinem Gesicht. Oft bedachte er sie mit diesem Blick und sie wusste, dass kaum jemand außer ihr, in den Genuss seines warmen Lächelns kam. Sie dachte an all die Dinge die er ihr gestern erzählte. Von der Wüste vor Sunagakure, dem Strand von Kirigakure… die Treffen mit einem der Kage. Sie erkannte, wie wichtig seine Aufgabe in dieser Welt war und doch hoffte sie, dass er bald des Rätsels Lösung finden würde. „Ich hoffe auch, dass du bald wieder bei uns bist…“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)