Für immer beste Freunde von suugakusan (Ich liebe dich wie einen Bruder) ================================================================================ Erwachsensein, Teil 3 --------------------- 🍥🍥🍥 Auf der Arbeit gab es heute mal wieder unnötigen Stress. Seitdem ich zum stellvertretenden Leiter befördert wurde, oder kurz, zum Temari-Ersatz, durfte ich einmal pro drei Monate einen Bericht anfertigen. Der nächste muss bis übermorgen den Vorgesetzten erreichen und ausgerechnet heute ging mein PC nicht an. Die IT Leute sagten, er wäre wohl mit einem Virus infiziert. Sie meinten, es wäre nicht so schlimm und dass es letzter Zeit häufiger vorkommt, also haben sie ein gut funktionierendes Standardverfahren genau für solche Fälle. Deswegen sieht es sehr gut aus. Heute Nachmittag sollte wohl alles fertig sein. Erlösung zum ersten. Außerdem verpflichtete IT Abteilung uns alle seit neustem einen täglichen Backup durchzuführen. Sie haben alles vorbereitet, man darf es nur abends nicht vergessen, was ich tatsächlich bis dato gewissenhaft durchzog. Also hätte ich dadurch einen direkten Zugriff auf alle meine Dateien aus dem Firmennetz. Erlösung zum zweiten. Und war’s das auch schon. Danach fing eine Daueraufregung an. Unsere IT Abteilung ist schlau genug, um so ein riesiges Projekt wie firmenweites Backup durchzuziehen, aber sie scheitert tatsächlich daran, genug Ersatz-PCs zur Verfügung zu stellen. Das klingt aber nicht so schwer wie das mit dem firmenweiten Backup!!! Man muss sie nur kaufen und irgendwo sicher abstellen!! Nichts mit aufwendiger Vernetzung von irgendwelchen mysteriösen hauseigenen Hochsicherheitsservern! Oh ja, ich kann mich sehr gut an diese lästigen Wartungsarbeiten erinnern! Wie sie hier erstmal den kompletten Verwaltungsbetrieb lahmlegten! Und wie sie mir schlussendlich einen sehr wichtigen Termin vermasselten! Die Ersatzrechner muss man nur kaufen. EINFACH KAUFEN, VERDAMMT NOCH MAL!!! Zuerst wurde mir ein riesiger Plastikklotz in die Hand gedrückt, welcher sich mysteriöserweise als „Laptop“ schimpfen darf. Der Ersatzlaptop war uralt und unterstützte natürlich nicht die nötige Software. Meine Dateien seien wohl inkompatibel. Ein Update muss erstmal drauf, wurde mir gesagt. Aber das geht nicht. Weil das verdammte Ding immer noch uralt ist!!! Deswegen wurde mir als nächstes ein blödes Tablet in die Hand gedrückt. Ersatz des Ersatzes, wenn man so will. Es ist definitiv besser als der uralte Laptop, aber diese eingeschränkte Apps brachten mich zur Weißglut, bis ich es doch komplett ließ. Es ist zu anstrengend. Ich will zurück an meinen Rechner mit einer Maus und einer normalen Tastatur in Echtgröße. Ich will nicht bei jeder Interaktion den Bildschirm picksen müssen und dieses kleine Plastikspielzeug mit winzigen Tasten macht mich irgendwie fertig. Aber die IT Leute sind schon irgendwie cool. Das mit dem Backup war wichtig und notwendig. Es ist halt einfach lästig, wenn etwas den gewöhnten Ablauf stört, und meistens ist es die scheiternde Technik. Und schlussendlich haben sie ja gesagt, dass ich höchstwahrscheinlich schon heute Nachmittag meinen Rechner zurückbekomme, und meistens halten sie sich an die selbstgenannten Terminen. Das Blöde ist nur, dass ich schon wieder die halbe Nacht am Schreibtisch verbringen muss, denn ich hab ehrlich gesagt den verdammten Bericht nichtmal vernünftig angefangen. Aber warum beschwere ich mich eigentlich? Eigentlich ist es in Endeffekt eh nur meine Schuld. Und außerdem, hey, ich schlafe zurzeit so oder so hier! Also muss ich mich nicht zum letzten Zug beeilen! Und es ist eh nur eine routinemäßige Schreiberei, an der man lediglich ziemlich kleinlich rumfummeln muss. Das heißt, wenn die IT Leute heute Nachmittag meinen Rechner wirklich zurückbringen, dann ist es an sich eine fertige Sache. Ich bete einfach zu Göttern, dass mein lieber Metallfreund heute Nachmittag aus den Toten wiederaufersteht. Dann packen wir es zusammen an. Dann kann ich noch alles termingerecht abgeben. Amen. Und so endete der heutige Tag damit, dass ich um 2:33 den Bericht doch an meinem eigenen Rechner komplett fertigstellten durfte. IT Leute erledigten ihren Job super und retteten unbeabsichtigt damit meine arme Abteilung vorm peinlichen Bloßstellen. Danke euch! Und mir selbst muss ich auch einen kleinen Lob aussprechen. Also gut gemacht, Herr stellvertretende Leiter! So, jetzt muss das blöde Ding nur noch dreifach ausgedruckt, unterschrieben und in die Umschläge gepackt werden. Und dann kann man endlich auch mal ins Bett gehen. Oder? Hmmm, sollte ich vielleicht die Dinger doch noch per Hauspost verschicken? Muss ich noch selber schnell zum Briefkasten flitzen? Ist es denn wirklich nötig? Was wenn es erst zusammen mit dritten oder gar vierten Ladung abgeholt wird? Dann dauert es vielleicht bis überübermorgen bis zum Chef und das ist nicht gut. Na gut… dann geh ich einfach selbst kurz dahin. Dann wird meins fast sicher mit der ersten Ladung rausgeschickt. Super. Na dann dauert der Arbeitstag doch noch ein wenig länger. Dann ist es halt so. Ist okay. Ich lief durch das leere leblose und sehr spärlich beleuchtete Firmengelände. In der linken Hand befanden sich meine drei Heiligkeiten und in der rechten mein Handy. Ich scrollte stupide durch eine Internetseite mit irgendwelchen Memes. Ab und zu verließ sogar ein kurzes trockenes Kicher meine Brust. Und manchmal wurde ich sogar vom hysterischen Lachanfall über irgendwelche krasse Autounfälle überwältigt. Aber das passierte nicht all zu oft, nein. Die meiste Zeit starrte ich teilnahmslos auf das riesige bunte Display dieses nagelneuen technischen Wunders. Mittlerweile kann auch ich mir solchen luxuriösen Schnickschnack bedenkenlos leisten… tja, nicht zu vergleichen mit der übelst billigen Tomatenperversion, von der Sasuke und ich uns damals acht Monate lang durchgängig ernähren mussten. Es schmeckte wie letztes Dreck… es war auch das letzte Dreck… aber es hat trotzdem richtig viel Spaß gemacht. Und wie siegreich und köstlich sich die Einstellung als Aushilfe in Supermarkt anfühlte! Ich bin so einer wilden Freude mittlerweile wahrscheinlich nicht mehr fähig. Und wie Sasuke mich dafür so super aufrichtig lobte! Was müsste ich jetzt überhaupt tun, damit er heute genauso reagiert? Keine Ahnung, wahrscheinlich würde dafür nichtmal die krasseste Promotion reichen. Er würde vermutlich nur ein knappes zurückhaltendes „gut gemacht, Usuratonkachi“ ablassen. Wenn überhaupt… aber damals überschüttete er mich mit zärtlichen Küssen, fischte eine heimlich gebunkerte Weinflasche aus dem Kleiderschrank heraus, um die er speziell für diesen Anlass mit einer älteren Frau kämpfte, und kochte von seinem allerletzten Geld ein leckeres Schweinemisoramen für mich… ach, diese ersten unsicheren Schritte, die ich zusammen mit Sasuke in der Erwachsenenwelt machte, werde ich bestimmt nie vergessen. Mein Daumen kam aus Versehen gegen die längliche Taste auf der Kante meines Handys und das Display ging aus. Es unterbrach meine Nostalgie abrupt und ich war schon wieder hier und jetzt, auf dem Weg zur Postfachanlage. Aus dem perfekten schwarzen Spiegel schaute mich ein unmenschlich müder stellvertretender Leiter an. Augenringe sind ein festes Bestandteil seines Gesichts. Die ersten beinahe unsichtbaren Falten bildeten sich bereits auf seiner noch sonst jugendlich wirkenden Haut. Man bemerkt die kaum, nur wenn man dieses Gesicht aus der direkten Nähe betrachtet. Außer denen um die Augenwinkel und zwischen den Augenbrauen. Weil er immer noch beim Grinsen die Stirn unabsichtlich runzelt. Und sonst wird sein Lächeln immer noch als sonnig bezeichnet. Ich grinste den Mann an und er grinste mir zurück. Bin das wirklich ich? Ich erkenne mein Spiegelbild manchmal nicht wieder. Die Straßenlaterne beleuchtete die einsame Postfachanlage und ich war bei diesem Anblick froh. Es heißt nur, dass mein Arbeitstag fast beendet ist. Und dass ich trotz technischer Schwierigkeiten irgendwie alles fertiggestellt bekam. Ich machte dabei sogar einen Spaziergang und schnappte ein wenig frische Luft. Auch nicht schlecht. Man tut sogar nebenbei was für die Gesundheit. Oder so. Okay, mal sehen… das geht ans Hauptsekretariat… zack! Erledigt. Das hier geht ans Sekretariat der allgemeinen Zeitschriftenverwaltung… zack! Weg. Und das hier… Plötzlich vibrierte mein Handy aufdringlich und erhellte die gesamte Umgebung wie ein glühender Scheinwerfer. Ich ließ das Gerät vor Schreck fallen und musste mich erstmal für einen kurzen Moment sammeln. Ich bückte mich hin und hob das immer noch vibrierende kleine Kasten vom Boden. Oh Gott sei dank ist es von außen nicht beschädigt! Ich hätte jetzt sowas von keine Lust drauf… Auf dem Display stand „Uchiha, Sasuke“. Oh ne… nicht jetzt… ich bin sooo müde… Ich unterdrückte den Anruf, warf den letzten Brief ins richtige Postfach und schreib meinem Freund eine Nachricht. „Ist was dringendes?“ tippte ich ein und schickte die Nachricht ab. „Wir müssen reden“ kam zurück. „Aber doch nicht jetzt, oder?!“ ich war sauer auf ihn und ich glaube, dies machte sich sogar durch die leblose Kurznachricht bemerkbar. „Doch. Ich kann es nicht länger aufschieben. Ich will es auch nicht per WhatsApp klären“ Dann kam der nächste Anruf, den ich genauso wie vorhin unterdrückte. Und dann noch eins. Und noch eins. Und noch eins… ich setzte mich auf die Bank und schaltete auf „Nicht stören“ um. Die Anrufe stoppten. „Du bist plötzlich nicht erreichbar. Was ist los, verdammt?!“ er ist auch eindeutig wütend. Ich sollte ihn zurückrufen. Aber allein der Gedanke daran macht mich viel zu launisch. „Naruto, bitte geh ran“ kam die nächste Nachricht. Ich hatte immer noch keine geistige Kraft ihn zurückzurufen. Ich sollte. Er dreht nämlich durch und es ist mir bewusst. Ich könnte seine kurzzeitige Psychose auf jeden Fall ein wenig lindern. Ein kurzer Anruf würde schon reichen… Ich will aber nicht. Ich lasse ihn schon wieder allein. „Naruto, komm schon! Geh ran! Es dauert nicht lange, ich verspreche“ „Ich will nur ganz kurz mit dir reden“ „Fünf Minuten“ „Bitte“ „Ich mach mir Sorgen um dich“ Sobald ich die letzte Nachricht las, tauchte ein kleiner Wassertropfen auf dem Display. Ach ja, klar. Ich weine. Ich sitze um 3:04 auf der Bank vor der Betriebspostfachanlage und weine direkt auf mein neues teures Handy. Warum zur Hölle mach ich sowas?! „Bitte melde dich sobald du kannst“ „Ich bin eh noch ein bisschen wach“ Die Nachrichtenflut von Sasuke hörte auf. Ich weiß doch, wie es sich anfühlt, wenn sich jemand absichtlich nicht meldet. Es ist halt Kacke. Ne, das geht so nicht. Er hat an sich völlig recht, wir müssen reden. Und außerdem hat er sowas überhaupt nicht verdient. Ich atmete tief ein, entsperrte mein Handy und wählte Sasukes Rufnummer. Ich kenne sie immer noch auswendig. Der große grüne Knopf starrte mich fordernd an und wollte unbedingt gedrückt werden… komm, eine ganz schnelle Bewegung… Ne, es kostet zu viel Kraft. Ich bin leider nicht so stark. Ich ging stattdessen in WhatsApp und sah mir nochmal die Nachrichtenflut an. Ich will nur ganz kurz mit dir reden… es dauert nicht lange… fünf Minuten… bitte geh ran… Ich mach mir Sorgen… Der blaue Cursor blinkte gewissenhaft und zeigte mir damit an, dass es jederzeit losgehen kann. Bloß was soll ich überhaupt schreiben? Ich nahm das Gerät mit beiden Händen und fing einfach an irgendwas zu tippen. Ich hasse die momentane Situation wie die… Kein guter Anfang. Ich löschte den Text. Es tut mir leid, ich bin zurzeit ziemlich gestresst. Das Gesprä… Nein. Ich bin irgendwie voll… Auch nicht gut. Danke, dass du dich noch irgendwie kümmer… Falsch. Ich vermisse dich Das ist eine absolute Wahrheit. Meinst du, wir könnten uns noch irgendwie aus dem ganzen Scheiß ausgraben? Ich wünschte es wäre so. Lass uns vielleicht morgen irgendwo treffen? Wann hättest du Zeit? Ach, verdammt! Morgen kann ich selber nicht. Ich muss dringend Utakatas Storyboards berichtigen. Ich ersetzte „morgen“ durch „Wochenende“ und mir fiel auf, dass ich am Montag zu Temari fahren sollte, um uns wegen Otsutsuki-san zu besprechen. Ich muss mich am Wochenende darauf vorbereiten. Okay… Nächste Woche… Ne, nächste Woche ist die letzte Woche des Monats. Hier bricht die Hölle aus, weil die Zeitschrift möglichst pünktlich herausgebracht werden soll. Ich muss auf alles mein Blick werfen, bevor es in die Druckerei geht. Übernächste Woche… Nein, da bin ich auf einer Dienstreise. Ich öffnete meinen Planer und musste etwas ganz schreckliches feststellen. Der nächste tagsüber freie Termin wäre erst in fünf Wochen möglich. Und sonst arbeite ich bis spät in die Nacht. Schlafen wäre auch nicht schlecht. Aber was zur Hölle ist das?! Kann es vielleicht noch scheißunpassender werden?! Es geht hier um meinen lieben Sasuke und einem so total beschissenen Umzug ins ANDERE LAND, der uns höchstwahrscheinlich endgültig kaputtkriegt. Ich will eigentlich gar nicht ohne ihn. Aber ich will auch nicht so. Ich kann ihn und unsere Zukunft zwischen diesen so verdammt unwichtigen Dingen nichtmal unauffällig durchschieben. Ein ganz kleines Plätzchen würde schon reichen… wir bräuchten vermutlich maximal zwei Stunden am Stück. Aber die gibt es einfach nicht. Es wird nicht funktionieren. Es kann einfach nicht. Unsere Welten sind zu weit auseinander. Egal, was wir uns überlegen, werden sich „wichtigere“ Sachen zwischen uns stellen. Und irgendwann müssen wir miteinander telefonisch Termine vereinbaren. Wollen wir diese Misere wirklich? Ich löschte den ursprünglichen Text und kehrte zurück ins Büro. Die Nacht verlief schlaflos und am nächsten morgen haute ich mir drei Tassen doppelten Espresso rein. Ich exte sie wie eine Pflichtmedizin, putze mir danach die Zähne und zog mich ins Frische um. Ich sollte heute wirklich bei der Reinigung um die Ecke vorbeischauen. Mir gehen bald saubere Hemde aus. Am frühen morgen, als noch keiner im Büro war, stellte ich meinen Aufsatz doch fertig. Um ca. 7:40 durfte auch Sasuke ihn in vollständiger Fassung lesen. Er meldete sich im Laufe des Tages nicht. Wahrscheinlich haben ihn meine Nachrichten endgültig zerstört, denn ich schickte folgendes ab: „Ich bin so ziemlich ratlos. Ich hab halt keine Ahnung wie diese schon jetzt ziemlich angeknackste Fernbeziehung fortbestehen soll. Obwohl ich dich immer noch unfassbar doll liebe, sehe ich nichtmal einen einzigen Weg für uns vernünftig zu funktionieren. Und wenn du noch drei weitere Jahre am Stück getrennt von mir verbringen möchtest, dann kann ich mir erst recht nicht vorstellen, wie wir uns unter diesen ungünstigen Umständen reparieren sollen. Wir quälen uns schon jetzt mit den Pflichtdates, die nur ein Mal pro Monat stattfinden. Es ist viel zu anstrengend, völlig unproduktiv und nichtmal annähernd zufriedenstellend. Wir machen uns damit nur fertig. Und wie wird es sein, wenn wir uns gar nicht mehr sehen? Drei Jahre ist halt ein sehr langer Zeitraum. Deswegen lass uns es einfach beenden. Lass uns bitte einander gegenseitig erlösen“ „Wenn dieser weinerliche Text zu viel von deiner Zeit beansprucht, dann tut es mir aufrichtig leid“ „Deswegen das ganze nochmal in Kurzfassung“ „Ich will mich spätestens am Ende des Jahres von dir trennen“ „Bitte verzeih es mir“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)