Für immer beste Freunde von suugakusan (Ich liebe dich wie einen Bruder) ================================================================================ Erwachsensein, Teil 2 --------------------- 🍥🍥🍥 Seitdem Sasuke sein Auslandsaufenthalt angekündigt hatte, vergingen ungefähr drei Wochen. Wir redeten so oder so nicht viel miteinander, bloß seit dem verhängnisvollen Tag tauschten wir nichtmal ein einziges Wort aus. Zuhause schwebte eine schwere dickflüssige Aura eines riesigen, dringenden und sehr belastenden Problems. Als ob er mit der Ankündigung eine zerstörerische Atomexplosion ausgelöst hätte. Der giftige radioaktive Niederschlag tränkte jede Ecke meiner Wohnung durch, sodass sich niemand davor verstecken konnte. Sobald ich meine eigenen vier Wände betrat, bekam ich das Gefühl irgendwas würde mir die Atemwege wegätzen. Mein eigenes Bett verwandelte sich in einen beengenden Alptraumkasten, in dem ich nichtmal für eine Sekunde die Augen zutun konnte. Das frisch zubereitete Essen widerte mich an und kam direkt nach jeder Mahlzeit hoch. Meine Muskel waren krampfhaft verspannt, sodass sich jede Kopfbewegung durch das schmerzhafte Nachhallen in den Schultern richtig bemerkbar machte. Ich war selbst kurz nach dem Duschen komplett nassgeschwitzt. Jeden Tag fühlte ich mich wie ausgelutscht. Vermutlich dachte sich mein Körper, dass ich mich auf einem echten Schlachtfeld befinde und in ernster Lebensgefahr schwebe. Er sendete mir diese aufdringlichen Signale, damit ich mich so schnell wie möglich in Sicherheit bringe. Und es wirkte. Ich musste nach fünf Tagen eine panische Flucht ergreifen. Und nun übernachte ich seit 18 Tagen im Büro. Diese Situation ist an sich schon ein wenig belustigend. Als ich hier als Praktikant anfing, durfte ich die Trennung eines Mitarbeiters oberflächlich miterleben. Er hielt sich gefühlt rund um die Uhr im Büro auf und jeder vermutete schon, dass er hier schläft. Keiner wagte diese Tatsache anzusprechen und ich weiß bis heute nicht genau, ob es tatsächlich so ablief. Aber jedenfalls war ich damals fest davon überzeugt, dass sowas mir ja definitiv nicht passieren kann. Damals war für mich undenkbar, dass ich mit 26 für die bescheidene Existenz der alten Liege im Mitarbeiterraum unendlich dankbar sein werde. Und ausgerechnet weil die Beziehung zu Sasuke komplett in die Brüche geht. Es ist schon ein wenig ironisch. Was würde denn der zwanzigjährige Naruto dazu sagen? Er würde dem vermutlich nicht glauben. Weil der zwanzigjährige Naruto fest davon überzeugt war, dass die Sache mit Sasuke für immer bestehen bleibt. Er war schon deutlich weniger naiv, als zum Beispiel der sechzehnjährige Naruto. Er wusste bereits, dass eine Beziehung auch steinig verlaufen kann und dass man sich manchmal durchaus aus sehr triftigen Gründen trennt. Deswegen meinte er überheblich alles über Beziehungen Bescheid zu wissen. Außerdem vergötterte er Sasuke immer noch und ordnete sich freiwillig ihm unter. Mit zwanzig war ich fest davon überzeugt, dass Sasuke in fast jeder Hinsicht der Perfekte ist. In meiner damaligen Wahrnehmung war er eine mysteriöse Gottheit, die aus irgendeinem unbekannten Grund mich auserwählte. Ich hatte keinen blassen Schimmer davon, was Sasuke selbst an mir so teuer war und warum er ausgerechnet mich als Partner ausgesucht hatte. Genau das machte mich später völlig blind, denn ich verließ mich zu sehr auf Sasukes scheinbare Perfektion. Mittlerweile ist mir Gott sei Dank bewusst, dass Sasuke auch nur ein Mensch ist. Ich kenne inzwischen seine unzähligen Macken. Sie machen ihn letztendlich zu meinem Sasuke und viele davon sind wirklich süß und einzigartig. Manchmal besitzen sie sogar eine gewisse Hintergrundgeschichte. Eine davon ist besonders traurig. Vor langer Zeit warf er mal flüchtig, dass er komplett auf mich angewiesen ist, weil er sonst nicht lange gesund im Kopf bleiben kann. Ich staunte mich damals ein wenig über diese seltsame Äußerung, aber zerbrach mir nicht den Kopf darüber. Es geriet bequem in Vergessenheit, bis er zum ersten Mal sechs Monate am Stück nicht an meiner Seite war. Nach langen einsamen Nächten wusste auch ich, warum er es ausgerechnet so formuliert hatte. Der grausame Verlust seiner Familie zerbrach ihn komplett und seitdem lauert in seinem Unterbewusstsein eine panische lähmende Angst vor der riesengroßen chaotischen Welt da draußen. Und mit dieser Erkenntnis kam ich hinter die erstaunlich simplen Gründe, warum er gerade mich als den Partner fürs Leben aussuchte. Es lag schlicht und einfach daran, dass er mir zutiefst nicht egal ist. Er war fasziniert davon, welche unglaublichen Kräfte ich auftreiben kann, wenn es plötzlich um seinen Wohlergehen geht. Und er liebte es, sich auf meinem Schoß stets behütet zu fühlen. Diese scheinbare Sicherheit bringt seine psychotische innere Unruhe zum Stillstand. Und in meinen Armen kann er sich für einen kurzen Moment davon komplett lösen. Danach geht dieser Zyklus von vorne los. Deswegen sagte er, dass er ohne mich nicht lange gesund im Kopf bleiben kann. Ab da ergab sein Charakter Sinn. Zum Beispiel die Existenz der Teufelsspirale oder warum ihn ausgerechnet der Trennungsgedanke fast sofort in eine bodenlose Verzweiflung treibt oder wieso er die Eifersucht gar nicht unter Kontrolle halten kann… ja, Sasuke ist manchmal etwas kompliziert und diese kleine Erkenntnis erklärte ein wenig wieso. An sich ist es egal, was ich dazu sage. Diese Geschichte ist und bleibt vermutlich für immer mein absoluter Liebling. Sie ist mir unglaublich teuer, weil wir sie von Anfang an zusammen schrieben. Ich bin auch ein festes Bestandteil davon. Die Wahrheit ist, dass ich verzweifelt jemanden brauche, der mich verzweifelt braucht, sonst geht es mir überhaupt nicht gut. Ich fühle mich sonst absolut verschwendet. Sasuke kümmerte sich gern um diese Belangen. Es tat gut all diese Jahre die wichtigste Person in seinem Leben zu sein. Und seitdem es, zumindest gefühlt, nicht mehr so ist, verschlingt eine stille Depression jeden Tag ein kleines Stück von mir. Und jetzt bin ich in einer einsamen Dunkelheit angelangt. Hier sind ab und zu ruhige durchdachte Selbstmordabsichten überhaupt kein Problem. Manchmal finde ich diese gelassene Entschlossenheit völlig abschreckend und nehme mir vor endlich einen Psychotherapeuten zu besuchen. Es fällt mir schon schwer dies zuzugeben, aber ich bin ebenfalls auf ihn komplett angewiesen. Ohne ihn kann ich auch nicht all zu lange gesund im Kopf bleiben. Aber mal abgesehen davon sollten Sasuke und ich vom Glück reden, dass wir zufälligerweise in der ersten Klasse zu Sitznachbarn wurden. Ich denke, wir wären sonst nie freundlich zu einander. Wenn man unser Bund in Worte fasst, kommt er auch heute täuschend stark rüber. Immerhin haben wir ja Tatsache fast fünfzehn Jahre ziemlich einwandfrei als beste Freunde und fast acht Jahre als ein insgesamt glückliches Pärchen funktioniert. Schlussendlich brach auch dieses System fast vollständig zusammen. Seit zwei Jahren agieren wir als bittere Feinde und tun einander bewusst weh. Wir stechen aufeinander gnadenlos mit den schärfsten unangenehmsten Wahrheiten ein, lassen den jeweils anderen hilflos ausbluten und sehen dabei teilnahmslos zu. Ich verstehe mal wieder gar nicht, was zwischen uns eigentlich abgeht. Ich weiß nur, dass ich seit zwei Jahren hartnäckig daran arbeite, Sasuke durch meinen Job komplett zu ersetzen, und ich bin noch lange nicht am Ende. Und was macht währenddessen mein Sasuke? Ich habe absolut keine Ahnung. Leider verlernte ich absolut ihn zu deuten. Er verschließt seine Emotionen viel sicherer als früher. Diese Ungewissheit macht mich besorgt. Seine Verhaltensmuster kommen mir ziemlich bekannt vor. Vielleicht versucht er mal wieder mich und unsere Freundschaft aus seinem Leben komplett wegzuschmeißen. Dasselbe wie damals vor 10 Jahren, aber jetzt mit neuen Methoden und alten Erfahrung. Er erzählte mir irgendwann, dass er damals spürte, wie er von Tag zu Tag wahnsinniger wird und die manischen Zügen seines Großvaters in sich wiederfindet. Und wie er sich selbst daraus absolut nicht verhelfen konnte. Bloß damals reichte es ihm nach zehn Monaten und das hier läuft schon seit zwei Jahren. Das Bittere dabei ist, dass er mir damals versprach, dass er sowas nie wieder versucht. Andererseits waren wir beide ziemlich großmäulige dumme Kinder. Ich habe mich ernsthaft verpflichtet, ihm jede zwei bis drei Jahre zu versprechen, dass wir nicht auseinander gehen. Und was ist daraus geworden? Das letzte Versprechen lief direkt vor seinem ersten Auslandsaufenthalt aus und kein neues wurde seitdem geschlossen. Und seit drei Wochen liegt unsere beinahe hundertprozentig zerstörte Beziehung unter einem dichten erstickenden giftigen Smog und keiner von uns will diese hässliche Ruine voller wertvoller Erinnerungen wieder schön machen. Also von welchen Versprechen träume ich überhaupt? Ich habe sogar das Gefühl, dass wir beide absichtlich das kleine bisschen, was vielleicht noch zu retten wäre, herzlos in den Boden trampeln. Damit ganz am Ende überhaupt nichts von uns übrig bleibt. Sasuke, du bist mir immer noch so dermaßen wichtig! Ich liebe dich über alles und brauche dich immer noch so verdammt dringend! Es ist mir einfach viel zu gut bewusst. Ich weiß nichtmal genau, was ich ohne dich bin. Dir geht es doch bestimmt ähnlich, oder? Warum zur Hölle treten wir dann auf diesem verminten Schlachtfeld als Feinde auf? Warum foltern wir einander mit so einer herzlosen rationalen Ernsthaftigkeit? Warum verwenden wir für diese Zerstückelung unsere geheimsten Schwachpunkte? Früher haben wir diese Kenntnisse einander anvertraut um einander zu unterstützen. Und heute sind sie unsere mächtigste Waffe. Wieso wollen wir einander am liebsten untergehen sehen? Und warum kommt mir die Trennung von dir als eine lang ersehnte Erlösung? Seit wann ist denn die Einsamkeit besser? Keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Aber ich fand mich damit bereits vollständig ab. Es ist schon ziemlich traurig, nicht wahr? Ne, Sasuke? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)