a man's thing von JO89 ================================================================================ ♦️ a word --------- Es war ein Abend im Frühling als der Detektiv müde nachhause kam und die Tür aufschloss. Im Haus war es stockfinster und erschöpft streifte er sich die Schuhe von den Füßen. Blind warf der 17-Jährige seinen Schlüsselbund in die Schale auf der Kommode und schälte sich aus seinem Inverness-Mantel. Es war frustrierend. Seufzend machte er sich auf den Weg in sein Zimmer, wo Watson auf ihn wartete. Es war still, er hörte nur seine eigenen Schritte und wie seine Socken über den Holzfußboden schlurften. Seine Eltern schliefen wahrscheinlich schon seit Stunden tief und fest. Ein Abend wie dieser war niederschmetternd, denn er machte seine bisher brillante Bilanz zunichte. Mittlerweile hatte er über 500 Fälle allein in Japan gelöst, für sein Alter und seine wenige Zeit in diesem Land, beachtlich. Ja, auf seine Leistung und seine Erfolge war er stolz. Sie waren das Ergebnis seiner Genauigkeit, einer Charaktereigenschaft, die ihn, wie er fand, von anderen Ermittlern unterschied, wenn nicht sogar hervorhob. Die meisten seiner Kollegen empfand er schlichtweg als schlampig, wie sonst konnten Verbrecher immer wieder entwischen? Wie war es denn sonst möglich, dass ein Herr Nakamori seit fast zwei Jahrzehnten einem arroganten Dieb wie Kaito Kid nachjagte, aber nie fasste? Gedankenversunken schüttelte Saguru nur den Kopf und öffnete seine Zimmertür. Watson bauschte just das Gefieder und stieg von einem Bein auf das andere. Ein leichtes Schmunzeln zeichnete endlich wieder seine Lippen, denn eigentlich war ihm nach der heutigen Flaute jedes Lachen vergangen. Er setzte sich zu seinem Schreibtisch und sein treuer Falke Watson flog mit zwei Zügen von seiner Vogelstange auf die Tischplatte nur um dann auf Hakubas Arm zu hopsen. Streicheleinheiten waren erwünscht. Kaito Kid war ihm mal wieder entkommen. Es war nicht ein Fall, bei dem er versagt hatte. Nein, die Vorfälle hatten sich in den letzten Wochen und Monaten gehäuft. Er fragte sich im Stillen, was er falsch machte, immerhin wusste er ja um Kids wahre Identität. Er war sich so sicher diesen Dieb enttarnt zu haben. Es schien nur, als wäre dieser immer einen Schritt voraus. Es machte Saguru rasend, denn immerhin war das normalerweise etwas, das er sich selbst an die Brust heftete. Jemand anderem voraus sein Und nun war der weiße Saphir dahin, fort, auf unbestimmte Zeit. Saguru hatte mit den Worten gerungen, als der Besitzer zu Wissen verlangte, wie das passieren konnte. Immerhin hatten 20 Polizeiautos und drei Helikopter den Tatort bewacht. „Wie immer bekommt Kid, was er will.“, hatte dessen Frau mit verschränkten Armen gegiftet, in ihrem vornehmen mit Blüten bemalten und bestickten Kimono. Ginzo Nakamori, der noch gezetert hatte, dass seine Leute Kid endlich verfolgen sollten, war mit einem Male leise, als seine geweiteten Augen zu Frau Kuramoto huschten. „Warum haben wir Sie überhaupt beauftragt? Eigentlich hätten wir uns das sparen können, Liebling“, fuhr sie an ihren Mann gewandt und mit höhnender Stimmer fort. „Kid bringt den Saphir ohnehin zurück.“ Der Auftraggeber, der sich mit geballten Fäusten angestrengt zur Contenance zwang, blickte finster zu seiner Frau, sagte aber kein Wort. Saguru fuhr sich durchs Haar und legte den Kopf in den Nacken. Kuroba war ihm ein Dorn im Auge. „Dieser nichtsnutzige, unreife Idiot.“, flüsterte der Detektiv leise, obgleich ihn außer Watson sowieso niemand hörte. Was fand Aoko nur an ihm? Ein frustriertes Seufzen entfuhr ihm. Watson bauschte sein Gefieder, und als der 17-Jährige zu seinem Falken sah, bemerkte er, dass dieser mit der Müdigkeit zu kämpfen hatte. Saguru hingegen konnte einfach noch nicht schlafen, dafür war er viel zu aufgewühlt. Am nächsten Morgen betrat Saguru gähnend den Klassenraum. Es fehlten noch einige Schüler. Die Sonne schien erbarmungslos durch die Fenster und Saguru wünschte sich heute nicht zum ersten Mal, er wäre doch nicht weit nach Mitternacht in sein Bett gerobbt. Akako stand bei Kaito Kuroba und lehnte sich lächelnd über dessen Tisch. „Weißt du Kaito, da ist dieses Wochenende dieses Kirschblütenfest, und ich dachte-“, hörte Hakuba seine schöne Klassenkameradin mutig sagen, als er geradewegs an ihr vorbei zu seinem Platz marschierte. Er konnte gar nicht anders als sich nochmals nach ihr umzudrehen, nicht nur weil sie nicht mehr weiter sprach. Kuroba hingegen wirkte einfach nur desinteressiert. Wo doch jeder andere Junge in dieser Klasse, sich wahrscheinlich ein Bein abhacken würde, nur um diese Chance zu erhalten. Aber nein, Kaito war da anders. Akako presste die Spitzen ihrer Zeigefinger aufeinander und sah verlegen aus. Saguru warf missmutig seine Schultasche auf den Tisch, schritt einmal herum und holte seine Unterlagen für die erste Stunde hervor, ehe er die Tasche grob unter den Tisch trat und auf seinen Stuhl sackte. Was fanden die Frauen nur an ihm, Kaito Kuroba? Zuerst Aoko, dann Akako… „… also ich dachte, vielleicht könnten wir“, begann Koizumi erneut während sich ihr Gesicht rötlich färbte. In diesem Moment schlug Kaito die Zeitung auf. „Koizumi-san, ich hab schon andere Pläne für das Wochenende. Und außerdem, alle Jungs aus unserer Klasse stehen auf dich, reichen dir die nicht? Du bist bestimmt ein nettes Mädchen, aber frag doch einen von denen… Ich bin mir sicher, kein einziger würde nein sagen“ Kuroba war bemüht leise zu sprechen. Saguru merkte es ihm an, dass ihm die Situation unangenehm war. „Aber du sagst doch gerade nein…“, kam es von Akako betroffen. Also, wenn du magst, ich würde sofort mit dir hingehen, Akako-san. Es war ein Satz, der sich just in Hakubas Gedanken geschlichen, seinen Mund aber nie verlassen hatte. Es war ein Satz, den er locker zu Aoko hätte sagen können, da fehlten ihm die Worte nicht so schnell. Aber bei Akako war das anders. Koizumi hatte an jedem Finger mindestens zehn Verehrer und keinem einzigen schenkte sie auch nur ein Fünkchen Beachtung. Niemand war für sie interessant genug, außer Kuroba, und der wollte nichts von ihr. Es war deprimierend. Hakuba war sich nicht mal sicher, ob Akako ja sagen würde, wenn er sie denn einlud. Und er würde wirklich gerne mit ihr dieses Fest besuchen. Wahrscheinlich käme es auch überraschend, immerhin hatte er nie etwas angedeutet. Rot werden zählte nicht, fast jeder Junge bekam eine gesunde Gesichtsfarbe, wenn es um Akako ging. Koizumi wandte sich letzlich gekränkt ab. Noch immer hallten diese Worte in Saguru wieder, wie ein Echo, und doch entwich ihm keine Silbe. Verflucht noch eins, Kuroba hatte nicht nur bei seinen Fällen die Nase vorne. ♣️ goodbye ---------- Als Conan Edogawa diesen Samstagabend nachhause mit seinem Fußball unterm Arm in die Detektei Mori zurückkehrte, war er völlig erschöpft und vom Spielen mit seinen kleinen Freunden, den Detektive Boys, müde. Automatisch tapste der Junge ins Bad, während er so darüber nachdachte, wie seltsam sein Leben doch geworden war. Mit seinen 17 Jahren im Körper eines Kindes gefangen, hatte er sich neue Freunde suchen müssen, wieder Anschluss finden in dieser Welt. Mitsuhiko, Genta und Ayumi waren nett und herzlich in ihrem kindlichen Wesen. Und er war froh, dass er sie als Freunde hatte. Ai würde er so gesehen auch nicht mehr missen wollen. Weder ihren Zynismus, noch ihren scharfen Verstand oder ihre schnelle Auffassungsgabe. Doch Professor Agasa war eigentlich die einzig greifbare Person in seinem Umfeld geblieben, die ihn seit Jahren und vor allem als Shinichi Kudo kannte und, sofern sie alleine waren, auch so nannte. Natürlich gab es da auch noch Heiji Hattori, der ihn ständig mit dem altbekannten Nachnamen rief, aber in Tokio war dieser eben nicht zuhause. Shinichis Eltern lebten in LA und waren daher auch nicht greifbar. Es war nicht so, dass er in irgendeiner Art und Weise anhänglich wäre, aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann fehlte ihm sein altes Ich schon. Und wenn er noch ehrlicher zu sich selbst war, sein aktuelles Leben war schon anstrengend und schwierig genug. Er wollte gar nicht wissen, wie es wäre, wohnten seine Eltern auch in Tokio. Nichtsdestotrotz würde er gerne einmal wieder Ran gegenüberstehen, nicht als Conan, nicht als irgendjemand anderes. Einfach als er. Kein Telefonat und keine SMS wären mehr nötig, um sie daran zu erinnern, dass er, Shinichi Kudo, an sie dachte und sie vermisste. Als er mit dem Duschen fertig war, und in seinem Bademantel eingewickelt und seinen Pantoffeln hungrig weiter in die Küche schlurfte, erblickte er bereits Kogoro Mori. Dieser war friedlich vor dem Fernseher eingeschlafen. Es war nicht weiter verwunderlich, hatte das Onkelchen doch viele Samstage ähnlich wie diesen verbracht, mit Bier und dem täglichen Unterhaltungsprogramm. Dann hörte er seinen Namen, und da war er gerade an Rans Zimmer vorbeigelaufen. Unweigerlich blieb er wie angewurzelt stehen. Selbst wenn er weitergehen hätte wollen, Conan konnte einfach nicht. Es war nicht sein aktueller Deckname, den er gehört hatte. Nein. „Shinichi“, hatte Ran da ganz leise gemurmelt. Der Junge konnte nicht anders als zu warten. Eigentlich müsste er sich selbst eine Ohrfeige verpassen, aber er musste einfach ihrer Stimme lauschen. Er tat ihm in der Seele weh, weil sie sich so traurig angehört hatte. Leise und unbemerkt schlich er zurück zur Tür, welche einen Spalt weit offen war. Vorsichtig lugte er in ihr Zimmer, nachdem er sichergestellt hatte, das Kogoro noch immer tief und fest schlief. Ran saß auf ihrem Bett und hielt einen Bilderrahmen in ihren Händen. „Wo bist du nur, Shinichi?“, fragte die Schülerin weiter leise in den Raum und betrachtete das gerahmte Foto. „Hier“, dachte sich Conan, „ganz nah bei dir, Ran“ Wie gerne wäre er jetzt zu ihr gegangen und hätte sie in den Arm genommen. Er war immer bei ihr. Er passte auf sie auf. Auch wenn er es nicht als Shinichi konnte, das machte ihm aber nichts aus. Wichtig war sie. Ran strich mit den Fingerspitzen und offensichtlich völlig in Gedanken versunken über das Bild. Dann schweifte ihr Blick zurück zu ihrem Schreibtisch. Die Schülerin hatte Conan noch immer nicht bemerkt. Zum Glück, wie er fand. Conan konnte sich selbst nicht bremsen und besah sich auch den Gegenstand, den Ran gerade so nachdenklich betrachtete. Es stand eine kleine Vase auf der Arbeitsplatte, mit etwas Wasser und einer Rose in Rosa*. Wieder hörte der Junge seinen Namen. Dann musste er sich abwenden. Er ertrug den Anblick nicht länger. Ran sah so traurig aus. Und nun fühlte er sich ähnlich. Hunger hatte er auch keinen mehr, der ursprüngliche Grund, warum er in die Küche wollte. Stattdessen eilte er in sein eigenes Zimmer und warf sich schwungvoll aufs Bett. In diesem Moment fand er die Umstände, in denen er seit Monaten lebte, unerträglich. Die Realität schmerzte. Die Männer in Schwarz waren aktuell unauffindbar, das Gegengift nach wie vor unentdeckt. Die ganze Brillanz half nichts. All die gelösten Fälle schienen bedeutungslos, nichtig und unwichtig. Unweigerlich fragte er sich, wie lange er das Leben als Conan Edogawa führen würde. Würde er ein zweites Mal die Pubertät durchleben? Das wollte er nicht. Es war eine Angst, die ihn selten heimsuchte, aber ausgerechnet jetzt. Er wusste, dann hätte er Ran für immer verloren. Auch wenn ihm mittlerweile klar war, dass sie ihn liebte, wenn er diesen Fall nicht löste, durfte er ihrem Leben nicht im Weg stehen. Denn dann wäre Shinichi Kudo bis auf weiteres nur eine Illusion. Eine Erinnerung, die nicht wieder zurückkehren würde. In diesem Moment fragte er sich auch, wie er ohne seine Ran je glücklich werden sollte. Fast widerwillig grub er sein altes Handy aus seinem gut gehüteten Versteck. Er wusste wie schwer es für Ran war ihn nicht mehr zu sehen. Naja, zumindest hatte er es immer geahnt. Schließlich hatte er sich nicht einmal verabschieden können. Keine Erklärung. Kein »bis bald«. Conan war sich just in diesem Moment bewusst, dass Ran irgendwann einen jungen Mann kennenlernen könnte, der Shinichi Kudo vergessen machte. Es war legitim, sein rationaler Verstand bestand darauf, mehrmals, wie ein Echo. Und doch. Dieses Wissen stach vehement in seiner Brust. Er fühlte sich schlecht. „Hallo Ran, wie geht es dir? Shinichi“, war die kurze SMS, die seine Seele etwas beruhigte, als er sie verschickte. Es schien als vergingen Minuten. Eine scheinbare Ewigkeit. Im Haus ertönte ein Piepsen. Conan kannte den Ton von Rans Handy, wenn sie eine Textnachricht erhielt. Die körperliche und seelische Distanz zu den Menschen, die ihm wichtig waren, zu Ran, für einen kurzen Moment schien sie wieder verschwunden, auch wenn sie noch Augenblicke zuvor so schmerzlich und unüberwindbar schien. „Mir geht es grundsätzlich gut. Aber ich vermiss dich, Shinichi. Wann kommst du wieder?“ Bald, versprach er sich und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. ♠️ it would be easy ------------------- Es war später Nachmittag, als Kaito den Park durchstreifte auf dem Weg zum Kino und damit verbunden zu Aoko, die dort wahrscheinlich schon ungeduldig auf ihn wartete. Er hatte sie ihr einfach nicht abschlagen können, diese Bitte, draußen unter freiem Himmel auf einer riesigen Leinwand eine Neuverfilmung und Neuinterpretation anzusehen. Nur das Timing war halt mehr schlecht als recht. Kuroba steckte inmitten seiner Vorbereitungen den weißen Saphir zu entwenden und dem rechtmäßigen Besitzer zu überreichen. Und er musste gestehen, dass er Aoko an dem besagten Tag nur halbherzig zugehört hatte. „Du willst gar keine Zeit mit mir verbringen Kaito, sag das doch gleich…“ Das war der vorwurfsvolle und beleidigt klingende Satz, den Kaito aus seinen Plänen riss, als sie beide in dieser fast sternenklaren Nacht vor ihren Häusern stehen blieben. „Doch! Natürlich!“, stammelte Kuroba ohne es zu wollen ertappt und fuhr noch viel schneller fort: „Mach dich nicht lächerlich! Passt Samstag? Oder ist das zu spät?“ Die kleine Nakamori begann zu lächeln und meinte nur: „Gut, dann treffen wir uns dort“ Ihm rutschte just eine Augenbraue in die Stirn, als er zusah wie sie fröhlich zur Haustür schritt und aufschloss. „Wo?“ Er hatte sich unweigerlich verraten. Er hatte verraten, dass er keine Ahnung hatte, worum sie ihn eben gebeten hatte. Aber damit musste er wohl oder übel leben. Doch Aoko lachte nur noch herzhafter als zuvor und meinte: „Na vorm Kino, du Dummerchen!“ Dummerchen, von wegen… So ein Doppelleben ist halt manchmal schlichtweg anstrengend, meinte Kuroba verteidigend, auch wenn er gegenüber Nakamori nichts dergleichen andeutete. Und genau deshalb nickte er nur stumm mit seinen in den Hosentaschen vergrabenen Händen und beobachtete wie seine beste Freundin ins Elternhaus verschwand. Kaito selbst blickte für einen Moment nochmal in den Himmel und sinnierte über seine Pläne, die er als Kid auszuführen hatte. Es war wirklich nicht leicht, allem stets gerecht zu werden… Als er dann selbst seine Haustür aufschloss, piepste sein Mobiltelefon, welches er mit flinken Fingern aus der Hosentasche fischte. „Gute Nacht, Kaito-kun“, war die kurze Nachricht von seiner Nachbarin und besten Freundin, Aoko Nakamori. Es trieb ihm ein verschmitztes Grinsen ins Gesicht, immerhin legte er wegen ihr heute eine Nachtschicht ein um mit den Vorbereitungen rechtzeitig fertig zu werden. Es durfte einfach nichts schief gehen… Schon gar nicht, wenn Hakuba wieder mitmischte… Und Aoko ahnte von all dem nichts. Ein Umstand, der ihn ungemein beruhigte. In diesem Moment verließ der Oberschüler den Park und schritt die Straße hinunter, die zum Kino führte. „Kuroba!“, hörte er auf einmal eine bekannte Stimme hinter sich und hastige Schritte hallten wider. Als er sich umdrehen wollte, hängte sich Akako Koizumi auch schon bei seinem Arm ein und begrüßte ihn freundlich: „Schön dich zu sehen.“ Da war dieses strahlende Lächeln, das so manchen jungen Mann verzauberte. „Wirst du verfolgt? Oder warum rennst du so?“ Koizumi lachte herzerwärmend mit leicht geröteten Wangen. „Nein, ich musste dich doch einholen, um dir Hallo zu sagen, Dummkopf“ Dann schmiegte sie ihren Kopf gegen seine Schulter. Jetzt war er also auch ein Dummkopf. Diesmal konnte er nicht anders als verständnislos den Kopf zu schütteln. „Dir liegt doch gar nicht so viel an mir“, kam es räuspernd von Kuroba, und dennoch wirkte er cool und distanziert, als ginge es eben nicht um ihn sondern einen x-beliebigen Kerl. „Du hast mich ertappt“, neckte Akako augenzwinkernd und lehnte sich zu ihm. „Wir wissen doch beide, dass ich Kid noch viel anziehender finde als dich.“ Zumindest hatte die Schülerin gehofft ihn damit aus der Reserve zu locken, doch von Kaito kam keine Reaktion. „Damit kann ich nicht dienen.“, war eine viel zu kurze Antwort, die Akako nicht auf sich beruhen ließ. „Jetzt stell dich nicht so an, ich kenne dein kleines Geheimnis, Mister“, säuselte sie Kuroba ins Ohr. Und diesmal lief ihm ein Schauer über den Rücken. Ob das angenehm oder unangenehm war, wusste er in diesem Moment gar nicht zu deuten, beschäftigte ihn dieser stille Vorwurf doch viel mehr. Dann erblickte er Nakamori, die vorm Kino wie angewurzelt dastand und geschockt zurückstarrte. „Denk was du willst“, war nicht die Antwort, die er eigentlich geben wollte. Vielmehr wollte er alles abstreiten. „Es hat mich gefreut, Koizumi-san. Bis demnächst!“ Dann riss sich Kaito von ihr los und eilte zu Aoko. „Hey“, kam es wenig erfreut von seiner besten Feundin. Kaito wusste genau, es lag Aoko auf der Zunge, zu erfahren, ob Koizumi auch dabei sein würde. „Einen schönen Abend euch beiden“, verabschiedete sich diese jedoch lächelnd und fuhr ihren eigenen Weg fort. Aoko blickte der Klassenkameradin verwundert und offensichtlich auch erleichtert nach. Kaitos prüfender Blick zwang sie schlichtweg zur Erklärung: „ Ich weiß nicht, ihr wirkt so vertraut miteinander… Ich dachte, vielleicht willst du dir den Film viel lieber mit ihr ansehen, als mit mir…“ Meinte sie das ernst? Etwas überrumpelt und geschockt stammelte Kuroba: „Wie kommst du denn darauf?“ Seine beste Freundin ließ die Schultern hängen. „Naja, weißt du… in letzter Zeit wirkst du so abwesend und verschlossen. So als wärst du in deiner ganz eigenen Welt völlig versunken…“ Kaitos Augenbraue rutschte in die Stirn. Wirklich? Verdammt, er musste besser aufpassen… „Und ich frage mich dann immer, wenn dem so ist… Warum redest du dann nicht mit mir darüber? Also darüber, was dich anscheinend so beschäftigt… Und ich frage mich, ob es an mir liegt… Und wenn ich dich mit Akako so sehe, frage ich mich auch, ob du mit ihr eventuell darüber reden kannst…“ Kaito nahm ihr das Popcorn und die Nachos aus den Händen, die sie bereits besorgt hatte und stellte sie an einem kleinen Tisch ab. „Ich bin eine schlechte beste Freundin, nicht wahr?“, wollte sie dann wissen. „Ach Quatsch! Du siehst Gespenster!“, versuchte Kaito sie zu beruhigen. „Was möchtest du trinken? Ich lad dich ein.“ Aoko wirkte noch immer etwas traurig, auch wenn er nicht ganz begriff, warum. Kaito wusste aber auch nicht, wie er ihr das ganze erklären sollte, ohne sie einzuweihen. Ja, er hatte seine kleinen Geheimnisse, aus gutem Grund. Und wenn es nicht leichtsinnig und dumm wäre, Aoko wüsste wahrscheinlich schon längst Bescheid. Kuroba erinnerte sich immer wieder daran, dass es zu ihrem eigenen Schutz war, seine beste Freundin im Dunkeln tappen zu lassen. Und wenn es auch so schien, als wäre das die komfortabelste Lösung, einfach war es sicher nicht. Und als sie ihre Plätze suchten, fragte er neugierig: „Und was ist nun dieser ominöse Film, den du unbedingt sehen willst?“ Nakamori blickte ihn überrascht an. „Hab ich dir das nicht gesagt?“ Kaito schüttelte den Kopf. Naja, vielleicht hatte sie doch, und er war mit seinen Gedanken wieder nur beim Raubzug gewesen… „Und mich hat es schon gewundert, dass du trotzdem zugesagt hast…“ Innerlich begannen seine Alarmglocken zu schrillen. „Immerhin ist eine Neuinterpretation zu Scarlett O’Hara und Rhett Buttler in unserer Zeit spielend, nicht das, was du dir sonst so ansiehst…“ „Echt jetzt“, kam es tonlos von Kuroba. Als Aoko nickte, vergrub er unwillkürlich sein Gesicht in seinen Händen. Das durfte doch nicht wahr sein! Das war ein Alptraum! Am liebsten wäre er sofort aufgestanden und gegangen oder zumindest kerzengerade im Boden versunken, doch das konnte er seiner besten Freundin nicht antun… Sein einziger Trost war, dass er in wenigen Tagen nach Vegas flog. Er konnte es kaum erwarten. War dieser Abend doch wohl die größere Hürde, die ihm bis dahin im Weg stand. So ein Raubzug war dagegen doch vergleichsweise ein Kinderspiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)