Leave [him] von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 12: Eindringlinge ------------------------- Ein dumpfes Klopfen weckte ihn. Vorsichtig öffnete er die Augen und unterdrückte das Gähnen, als ihm langsam wieder ins Gedächtnis sickerte, wo er sich befand. Bruce erhob sich, sein Nacken schmerzte, da er auf dem Boden eingenickt war und er fühlte sich noch immer ausgelaugt. Jetzt womöglich sogar noch mehr. Die Lampen an den Wänden waren noch immer die einzige Lichtquelle und er konnte somit nur erraten, wie das Wetter draußen sein mochte. Das leise Klopfen ertönte erneut und er warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. Bruce konnte nicht anhand der Stellung der Zeiger feststellen, ob es Mittag oder Nacht war, morgens oder abends. Sein Schlafrhythmus war so außer Kontrolle geraten, wie es nur zu den aktivsten Zeiten mit Tony der Fall gewesen war, Zeiten in denen sie stundenlang im Labor gearbeitet hatten und sich weder um Schlaf, noch um Essen kümmern mussten. Zeiten zu denen sie wesentlich unbeschwerter sein konnten. Er richtete die braunen Augen auf die Glasfront seines Käfigs und betrachtete die Soldaten, von denen einer immer wieder gegen das dicke Glas klopfte. Seit Stunden, Tagen, vielleicht sogar schon Wochen war es immer wieder dieser eine Soldat. Erst hatte er sicher nur seine Aufmerksamkeit erregen wollen, doch mittlerweile schien er sogar ein wenig Gefallen daran gefunden zu haben, ihn auf diese Weise ein wenig zu nerven. Gut zu erkennen an dem Zucken seiner Mundwinkel. Er klopfte wenn Bruce wach wurde, klopfte kurz bevor er schlafen gehen wollte und immer wieder, wenn das Essen kam. Bis dato hatte er keine anderen Gesichter gesehen, als die Soldaten, die ihn zur Zeit bewachten und die beiden anderen Teams, mit denen sie sich ablösten. Der große General hatte sich seit ihrer Ankunft nicht blicken lassen, als wolle er ihm eine gewisse Eingewöhnungszeit geben. Oder ein wenig Privatsphäre. Was in diesem Glaskasten reichlich lächerlich war. Allerdings, wo er gerade an den Teufel dachte... Der zweite Soldat, sichtlich genervt von dem Klopfen seines Kollegen, hielt seine Waffe locker in den Händen und ließ den Kopf auf den Schultern kreisen, vermutlich genauso wie er seine Augäpfel in den Höhlen kreisen ließ, bevor er mit einem Mal stramm stand. Dem Klopfer verging das Lachen schnell, als er ebenfalls merkte, wer auf sie zu kam. Augenblicklich stand er stramm und salutierte, als General Ross plus Anhang an die Scheibe trat und Bruce für einen Moment betrachtete. Dieser wagte es kaum sich unter diesem undurchdringlichen Blick zu rühren. Ross gab seinen Männern einen Befehl, den er nicht verstehen konnte und direkt öffneten zwei der Männer mit ihren Schlüsselkarten zeitgleich einen Sicherheitsmechanismus, während der General einen Code an dem Lockpad der Tür eingab. Nach wenigen Sekunden glitt sie leise auf und die ersten Soldaten, die er mitgebracht hatte, nahmen den Raum ein, die Waffen auf ihn gerichtet, als könnten sie sich damit wirklich vor ihm schützen. Langsam, die gefesselten Hände gut sichtbar, stand Bruce auf und wartete darauf, dass man ihm sagte, was als nächstes passieren sollte. „Doktor Banner, die Räumlichkeiten sind nun für Sie vorbereitet. Wenn Sie mir bitte folgen würden“, Ross wirkte noch immer vollkommen gelassen, wartete nicht einmal auf eine Antwort oder dergleichen und drehte sich bereits auf dem Absatz um, um ihnen den Weg zu geleiten. Bruce ging ihm nach, immerhin blieb ihm nichts anderes übrig und die Soldaten, zwei vor ihm, zwei hinter ihm, begleiteten ihn, als wäre er ein Schwerverbrecher. Insgesamt waren es acht von Ross' Männern. Die kleine Gruppe ging den Gang entlang, noch immer waren Ross' Leute vor den Türen stationiert und salutierten ihm, als sie vorbeigingen, bis sie schließlich wieder in der Mitte ankamen. Bruce wagte einen Blick hinauf, konnte aber nichts großartiges erkennen, außer den Treppen die sich spiralförmig nach oben wanden. Sie durchquerten den Zylinder auf ihrer Ebene, bis sie einen weiteren Gang erreichten und ihm bis zu einem Aufzug folgten. Man gab dem Doktor, umfangen von den Soldaten den Vortritt, ehe General Ross sich ebenfalls in die Kabine stellte und auf einen Knopf drückte. Es gab ein kurzes Ruckeln und schließlich wurden sie nach oben gefahren. Noch immer schwiegen sie sich gegenseitig an und Bruce hätte fast darum gebeten, dass man ihm erklären würde, was genau nun vor sich gehen würde, wo man ihn hin brachte, auch wenn er es bereits ahnen konnte. Innerlich hatte er bereits damit abgeschlossen, dass er irgendwelche Torturen über sich ergehen lassen musste und ließ geräuschlos den Atem aus seinen Lungen entweichen. Abermals versuchte er zurück in einen meditativen Zustand zu gelangen, was in der kleinen Kabine nicht gerade einfach war, vor allem nicht, als sie plötzlich ruckelnd zum Stehen kam. Die Soldaten warfen sich schon fragende Blicke zu, was Bruce nicht sonderlich behagte, weil es bedeutete, dass etwas nicht in Ordnung war. Keine Sekunde später fiel das Licht aus und sie standen dort im Dunkeln. „Was ist hier los?“, leises Murmeln füllte die Dunkelheit, unterbrochen von der knappen Nachfrage des Generals: „Doktor Banner?“ „Ich bin noch hier“, antwortete Bruce und konnte es nicht verhindern einen leicht sauren Unterton beizubehalten. „Der Notstrom sollte jeden Moment wieder anspringen“, noch immer schien der General die Ruhe selbst zu sein und wie vorhergesagt blinkte das Licht kurz auf, ehe es sich stabilisierte, wenn auch ein wenig schwächer und der Fahrstuhl sich erneut in Bewegung setzte. Der Weg war nicht mehr weit gewesen, ehe sie erneut hielten und die Türen sich öffneten. Zu einem großen Raum, der ebenso im Dunkeln lag, wie sie zuvor. Das Licht der Fahrstuhlkabine erhellte die neue Umgebung nur spärlich und legte keinerlei Objekte frei. Bruce runzelte leicht die Stirn und hatte noch die Hoffnung, dass das Licht sich automatisch einschalten würde, wenn sie die ersten Schritte hinein machten. Ross hielt sie jedoch zurück und augenblicklich packte ein Gefühl des Unwohlseins, wenn nicht sogar der schleichenden Panik Bruce' Herz. Ein leises Piepen war zu hören und jemand sprach über das Headset zu dem General, der mit steinerner Miene zuhörte und sich schließlich an seine Männer wandte. Seine Worte schürten nur die Panik in der Brust des Doktors. „Wir haben Eindringlinge.“ Bruce spannte sich an und merkte den Druck der dicken Handschellen umso deutlicher an seinen Gelenken. Es fühlte sich an, als würde sein Herz wie wahnsinnig anfangen zu schlagen und er versuchte sich ruhig zu halten, damit er keinen Ausbruch hatte. Was auch immer diese Fesseln mit ihm machen würden, es würde sicher nicht schön enden. Das Klicken als die Waffen entsichert wurden, war das einzige Geräusch in dem Fahrstuhl und hallte in dem dunklen Raum vor ihnen wider. Weiteres Klicken folgte, als die Männer kleine Taschenlampen anschalteten, um wenigstens etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Und das erste Mal konnte Bruce etwas in dem riesigen Raum erkennen. Vollgestopft mit medizinischen Vorrichtungen und hoch entwickelter Technologie, sah es den Laboren im Stark Tower nicht gerade unähnlich. Wären sie nicht unterbrochen worden, wäre sein schlimmster Albtraum hier wahr geworden. Die Soldaten verständigten sich stumm mit Handzeichen, ehe sie den ersten Schritt machten. Ross blieb als einziger bei dem Doktor zurück und wandte sich mit verengten Augen zu ihm, flüsterte: „Ich weiß nicht wie, aber ich kann mir denken, wer hier eingedrungen ist. Wenn Sie irgendetwas versuchen sollten, Doktor, dann versichere ich Ihnen, dass es das Letzte sein wird.“ Als wolle er seine Worte noch extra unterstreichen, tippte er sich mit Zeige- und Mittelfinger gegen den Hals. Bruce zog eine Augenbraue hoch und schnaubte verächtlich. Ross wusste genau, dass er ihn vollkommen in der Hand hatte und Bruce sich ebenso fragte, wie es sein konnte, das man sie ausfindig gemacht hatte. Von außen sah dieses Gefängnis, wenn man es denn unter der Oberfläche gefunden hatte, aus wie eine uneinnehmbare Festung. Scheinbar lagen sie vollkommen falsch mit dieser Vermutung. Der General ließ ihn nicht aus den Augen, als er den Knopf drückte, der verhinderte, dass der Aufzug in nächster Zeit noch irgendwo hin fuhr. Es war eine Herausforderung. Sollten sie zusehen, wie sie den Doktor zurück bekamen, er würde es zu verhindern wissen. Unbewusst spannte Bruce sich an. Seine Gedanken rasten und er würde am liebsten dort hinaus gehen, sehen, was vor sich ging, die Anderen warnen, sie irgendwie verständigen, dass es ihm gut ging. Hin und wieder flackerte eines der Lichter an ihnen vorbei und erhellte die Umgebung von neuem, ohne das sich etwas tat. Nervös verlagerte Bruce das Gewicht, dieses taktische Vorgehen sah Tony gar nicht ähnlich und er machte sich bereits Sorgen. Vielleicht war er es doch nicht und sie schätzten die Lage vollkommen falsch ein. Als plötzlich der erste Schuss fiel schreckte Bruce auf und wurde kreidebleich, doch ein fester Druck an seiner Schulter hielt ihn an Ort und Stelle. Mit einem Mal wurde Geschrei laut und man merkte, wie sich Unruhe breit machte, als mit einem Mal auch das Licht wieder ansprang. Augenblicklich drückte General Ross Bruce an die Wand der kleinen Kabine und beobachtete aus seiner relativ sicheren Position heraus, wie sich das Chaos in dem Raum entfaltete. „Sieht aus, als wäre deine kleine Geheimaktion nicht so aufgegangen, wie du es gehofft hattest, Cap“, die blecherne Stimme von Iron Man war im Raum zu hören und Bruce beugte sich so weit nach vorne, wie es ihm möglich war, um sehen zu können, als ein leichtes Gefühl der Hoffnung in ihm aufkeimte – vor allem, als er merkte, dass Tony nicht so dumm war, alleine hier einzubrechen und scheinbar gleich das Team mitgebracht hatte. Er konnte nicht anders und ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Erst als weitere Schüsse fielen, musste Bruce sich ins Gedächtnis rufen, dass noch nichts gewonnen war. „Ein Schuss bedeutet noch lange keine Niederlage“, antwortete der Captain und Bruce sah, wie er in sein Blickfeld sprang, als er einem gegnerischen Schlag auswich. „Mathe war wohl nie deine Stärke“, kam direkt die sarkastische Antwort. „Tony, mach lieber deine Arbeit, sonst kannst du die Rückendeckung vergessen“, mischte sich nun auch die Black Widow ein. Sie stand mit einem Bruce völlig fremden Mann vor Tony, der sich gerade in einen der Computer hackte und verteidigte ihn mit aller Macht. Zwei der Soldaten griffen frontal an, aber die beiden reagierten schnell. Natasha duckte sich blitzschnell weg, hielt den Arm des Soldaten und schlug ihm die Waffe aus der Hand, ehe sie ihn mit einem kräftigen Tritt gegen das Knie zu Boden brachte und den Mann schließlich mit einem gezielten Schlag gegen die Schläfe ausknockte. Der Fremde hatte eine vollkommen andere Taktik, wahrscheinlich auch eine viel einfachere, dank des komischen Anzugs, den er trug – von Tony entworfen schien er jedenfalls nicht. Er wehrte sich zwar mit den Fäusten, doch hauptsächlich mit den ausklappbaren Flügeln, die an einer Apparatur an seinem Rücken befestigt waren, mit der er sich nicht nur schützte, sondern auch den Soldaten, der ihn angegriffen hatte, von sich schleuderte. Es war nervenaufreibend seinen Freunden zuzusehen, ohne selbst einschreiten zu können, doch kaum erhob Tony erneut das Wort, fiel der letzte Soldat besiegt zu Boden. „Okay, alles bereit!“ Flackernd ging das Licht wieder an, als erneut Strom durch die Festung floss. Direkt darauf wurde Bruce mit einem kräftigen Schubsen Richtung Fahrstuhltür befördert. „Das würde ich nicht sagen, Mister Stark“, der General hatte ihn fest am Hemdkragen gepackt und führte ihn vor, als wäre er eine Attraktion. Er brauchte ihm nicht einmal eine Waffe vorhalten, denn als er ihn an den Haaren zog um die Apparatur an seinem Hals zu präsentieren, war dies bereits Warnung genug. „Wie bewundernswert, dass ihr gekommen seid, doch leider unnütz. Banner, beziehungsweise der Hulk sind nun Eigentum des Militärs.“ „Wohl eher Gefangener.“ In der kurzen, aufkeimenden Stille konnte man das Surren des Aufzugs hören, der sich zu einem neuem Ziel begeben wollte, doch wurden seine Türen geschickt vom Militärsführer und dem Doktor blockiert, sodass er an Ort und Stelle bleiben musste. „Ich glaube nicht, dass Sie hier etwas mit ihrem... Charme ausrichten können, Stark. SHIELD existiert nicht mehr und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch ihr Team auseinander bricht.“ Mit einem schnellen Tastendruck öffnete Tony seinen Helm und der bitterböse Blick, der darunter zum Vorschein kam, ließ nicht nur Bruce schlucken. „So ist das also“, er runzelte die Stirn und sein Kopf schien auf Hochtouren zu arbeiten, als er jedes einzelne Puzzelstück zusammenfügte, „Die Daten für die Fesseln sind also von SHIELD geklaut, ich dachte, wir hätten sie vernichtet.“ „Oder sie sind von HYDRA geklaut und verbreitet worden“, mischte sich Natasha ein, als Bruce langsam ein Licht aufging. Selbst wenn er einen Ausbruch hervorgerufen hätte, hätten seine Fesseln sofort die kleinen Nanobots ausschwärmen lassen, die sein Herz auffressen und ihn letztendlich töten würden. Sehr schlau, seine eigene Erfindung so gegen ihn zu verwenden. „Dann müssen wir wohl ein Wörtchen mit Fury reden“, Tony senkte den Blick auf sein Handgelenk auf dem sich ein Hologramm auftat und er damit begann Daten auf dem kleinen Bildschirm hin und her zu schieben. Und über diese Neuigkeiten schien nicht nur Bruce verwundert, sondern auch der General: „Vielleicht haben Sie da etwas nicht mitgekriegt, aber-“ „Fury ist tot? Nah, Sie sind wohl nicht so up to date.“ Mit einem mehr als zufriedenen Gesichtsausdruck drückte Tony auf einen Knopf seines Holodisplays und mit einem leisen, schnellen Piepen, gefolgt von einem Klicken, öffneten sich Bruce fesseln und fielen scheppernd zu Boden. Man konnte wie in Zeitlupe sehen, wie die Fassung von General Ross bröckelte und seine Nasenflügel sich nervös blähten, kaum dass das metallische Scheppern den Raum erfüllte. Vielleicht hatte er einen stillen Panikknopf, denn nun hätte er jeden Moment das grüne Monster am Hals haben können und er selbst war bis auf eine Schusswaffe, die dem Hulk garantiert nichts anhaben konnte, nicht weiter bewaffnet, doch ein kompletter Ausbruch von Panik war hier nicht zu sehen. Stattdessen breitete sich eine eisige Stille im Raum aus, die einzig und alleine vom Klicken einer Waffe kam, die entsichert wurde. Natasha hatte den Lauf ihrer Pistole auf den General gerichtet und kam langsam auf ihn zu, stieg über die ausgeknockten Soldaten, als wären sie nicht weiter nennenswert. Die anderen Avengers folgten ihr dicht auf dem Fuße und gesellten sich mit Bruce und dem General in den Fahrstuhl. Steve war der Letzte und drückte in aller Seelenruhe auf den Knopf, damit der Fahrstuhl sie nach oben brachte. „An Ihrer Stelle würde ich jetzt keine dummen Tricks versuchen, Aussteigen können Sie nun nicht mehr“, Tony hatte die Arme vor der Brust verschränkt und hatte sein siegessicheres Schmunzeln auf den Lippen, als er Ross von oben herab betrachtete. Er sollte es sicher nicht wagen. Nicht, wenn Natasha direkt neben ihm stand, die Waffe in seine Seite gepresst und mit einem Blick, der jedem das Fürchten lehrte. „Und was genau erhoffen Sie sich jetzt von ihrer kleinen Befreiungsaktion? Ohne Anführer und offensichtlich irgendeine racheartige Selbstjustiz ausführend?“, selbst von Tonys Blick ließ der General sich nicht klein kriegen, sprach noch immer so autoritär wie zuvor und senkte sein Kinn nicht mal um einen Millimeter. „Oh, Sie werden schon sehen“, sicher nannte man ihn nicht ohne Grund Genie, aber jetzt klang er wesentlich ruhiger und wandte den Blick ab, um endlich den von Bruce finden zu können. Noch war nicht die Zeit, um eine überschwängliche Wiedervereinigung zu feiern, aber sein Blick sagte alles aus. Er war froh, dass Bruce noch in einem Stück war und fragte zeitgleich ohne Worte, ob es ihm auch wirklich gut ging und ihm nichts fehlte. Bruce selbst rieb sich die schmerzenden Handgelenke, brachte jedoch ein kleines Zucken seiner Mundwinkel zustande. Wie auch immer es zu dieser Situation gekommen war, war ihm vollkommen zuwider, aber er konnte froh sein, dass er solche Freunde hatte, die ihm aus dem Schlimmsten raushalfen, selbst wenn sein Alter Ego es mal nicht konnte. Das waren Menschen, für die man wirklich alles machen würde. Ein leises Pling ertönte, als der Fahrstuhl die oberste Etage erreicht hatte und Cap warf einen kurzen Blick über die Schulter, um sicher zu stellen, dass noch alles in Ordnung war, ehe er mit ruhigen Schritten die Kabine verließ, direkt nach ihm der General mit Natasha und ihrer Waffe dicht auf den Fersen, gefolgt von den beiden Wissenschaftlern und das Schlußlicht bildete der Mann, den Bruce nicht kannte. Es kamen keine weiteren Fragen, noch wurde auch nur ein einziges Wort gewechselt, als Steve sie über das gelöcherte Gatter führte, bishin zu einer Treppe, die sie wohl wieder nach draußen bringen würde. Bruce wagte einen Blick über die Brüstung, aber unter ihnen war nur Dunkelheit, in der nichts zu erkennen war. Trotzdem schlich sich ein leichtes Schwindelgefühl ein und er richtete seine braunen Augen wieder schnell nach vorne. Als Steve einen bestimmten Punkt der Treppe passiert hatte, wurde eine rechteckige Öffnung sichtbar, eine Tür, die sich langsam aufschob und ihnen die Außenwelt offenbarte. Wasser rann über die Kanten der Öffnung und plätscherte auf die Stufen, was sie nur umso rutschiger machte. Der starke Geruch nach Meer machte sich breit und als sie einen Blick nach draußen warfen, konnte man den schwarzen Nachthimmel erkennen, an dem unzählige Sterne funkelten. Das Rauschen des Meeres war zu hören und mischte sich mit einem Geräusch, welches Bruce zur Zeit nicht zuordnen konnte. Erst als sie die Oberfläche, quasi das Dach dieses Gefängnisses erreichten, verstärkte sich nicht nur der salzige Geruch, sondern auch das abgehackte Geräusch, das wie Rotoren klang und stetig näher kam. Steve blieb in einem angemessenen Abstand zum Rand, sowie zu der Landefläche stehen und deutete mit einem winzigen Wink seiner Hand an, dass die Anderen sich neben ihm einreihen sollten, damit sie auf das warten konnten, was ihnen wohl unvermeidlich bevor stand. Der Wind hier oben, mitten auf dem Meer, war kaum zu ertragen. Nicht nur riss und zerrte er an ihren Haaren und Kleidern, sondern er war auch noch so bitterlich kalt, dass Bruce augenblicklich die Arme um seinen Oberkörper schlang. Cap hatte seine Hände vor der Brust verschränkt und ließ sich nichts von dem Wind anmerken, vielleicht interessierte es ihn auch nicht wirklich und er wartete einfach geduldig ab. Bei Natasha und dem Fremden, sowie General Ross war es schon etwas vollkommen anderes. Sie alle hielten ihre Stellung, aber man konnte sehen, wie sie ihre Zähne aufeinander pressten, damit sie nicht anfingen zu klappern. Wenn man dann auch noch in dieser abnormen Kälte stand, schien es, als würde die Zeit langsamer vergehen und die Sekunden fühlten sich an wie etliche Minuten. Unsicher worauf sie jetzt warteten, warf Bruce einen Blick zu Tony und hoffte, dass er ihn auch so verstand, weil nicht er es sein wollte, der dieser merkwürdige, gespannte Stille brach. Tony drehte den Kopf jedoch nicht ganz zu ihm, sondern sah ihn nur aus dem Augenwinkel an, seine Mimik bedeutete ihm aber, dass er sich keine Sorgen machen brauchte. Bevor er den Blick jedoch wieder nach vorne richtete, schenkte er ihm noch ein aufmunterndes Lächeln und zwinkerte ihm kurz zu. Schließlich nahmen sie alle wieder die gleiche Haltung ein, als wären sie Soldaten, die auf ihren Morgenapell warteten. Das seltsame Geräusch von zuvor wurde immer lauter und war nun eindeutig als Rotoren eines Hubschraubers zu erkennen, der sich langsam aus der Dunkelheit schälte und dessen Scheinwerfer wackelig die Landefläche ins Visier nahm. Als wenn der Wind nicht so schon schlimm genug gewesen wäre, machten die Rotorenblätter es noch schlimmer und eisige Kälte peitschte ihnen ins Gesicht. Langsam setzte er zum Landeanflug an und Bruce wagte einen Blick aus dem Augenwinkel auf seine Kollegen, die alle die Ruhe in Person zu sein schienen. Das war auch wesentlich einfacher, wo sie alle eingeweiht waren und nicht nur die Kälte brachte sie nun zum Zittern, sondern auch das Gefühl der Ungewissheit, welches sich langsam in ihm staute. Als würde man ihn nun endgültig zum Schaffot führen, obwohl er tief in seinem Inneren wusste, dass er nichts zu befürchten hatte. Etwas ruckelig setzte der Hubschrauber auf und quälend langsam vergingen die Sekunden, bis die Rotorenblätter vollkommen zum Stillstand kamen. Man konnte die Anspannung förmlich spüren und selbst General Ross musste schlucken, als sich die Tür langsam aufschob und er seinem unbekannten Schicksal entgegenblicken musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)