Leave [him] von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 6: Überraschungen ------------------------- Bruce' Herz raste und das einzige, was ihn vermutlich davon abhielt den Wagen als große, grüne Jellybohne zu sprengen, war die kleine Massage von Tonys Hand in seinem Nacken, wenn sie sich beruhigend auf sein Knie legte, oder einfach nur fest seine Hand drückte. Sie waren nunmehr knapp 45 Minuten unterwegs, zurück nach Philadelphia und ihre Verfolger hatten sie verloren. Entweder war der alte Transporter tatsächlich schneller als ein Militärfahrzeug, oder aber etwas war vollkommen faul. Entweder hatten sie das Militär abgehängt, oder aber man hat sie ziehen lassen. Weil etwas Größeres auf sie wartete. Ein spektakuläres Empfangskomitee. „Was ist mit Hubschraubern? Werden wir beobachtet?“ „Vermutlich.“ „Hat SHIELD seine Finger im Spiel?“ „Das kann ich dir nicht sagen.“ Auch wenn es herzlich wenig Informationen waren, die Tony da lieferte, beruhigte es Bruce immerhin ein bisschen. Vielleicht wurden sie ja nicht von einem Hubschrauber geortet, weil SHIELD sich eingeklinkt hatte. Sie standen doch unter ihrem Schutz. Oder? Sie passierten gerade ein Schild, dass ihnen vermittelte, dass sie noch 10 Meilen bis Philadelphia hatten, als mit einem Mal das Telefon klingelte. Mit seiner freien Hand fischte Tony nach seinem Handy und warf einen kurzen Blick auf das Display. Unterdrückte Nummer. „Hallo?“, bellte der Ältere beinahe in das Telefon, als er abnahm, während er gleichzeitig noch versuchte, sich auf die Straße zu konzentrieren. Bruce meinte am anderen Ende der Leitung eine männliche Stimme zu erkennen, doch was genau diese da von sich gab, konnte auch er nicht erraten. Jedenfalls schien sein Freund nicht sonderlich begeistert, denn direkt nach dem Augenrollen und dem gehässigen Lachen, verdunkelte sich seine Miene. „Nein, danke“, Tony legte auf und warf das Handy achtlos auf das Armaturenbrett. Schweigen füllte die kleine Fahrerkabine, doch kaum schnappte Bruce nach Luft, um nachzufragen, platzte Tony bereits hervor: „Das war ein gewisser General Ross, du kennst ihn vielleicht.“ „Hm.“ „Jedenfalls bedauert er es, dass wir nicht angehalten haben und ich musste ihn leider vertrösten, was das persönliche Gespräch mit dir anging.“ „Spielst du jetzt meinen Sekretär?“ „Sollte ich das etwa, Doktor Banner?“ Tony warf ihm einen unbekümmerten Blick zu, den Bruce mit einem Lächeln erwiderte. Es half ein wenig dabei, ihn die Angst vergessen zu lassen. Wenn auch nur für einen kurzen Moment. „Was hat er gesagt?“ Aus dem Augenwinkel konnte der Doktor erkennen, wie Tony komische Verrenkungen mit dem Mund machte, als würde er seine Wortwahl genaustens überdenken. Und nach reichlicher Überlegung schnappte er sich erneut das Handy. „Er sagte etwas, von wegen: 'Ich werde überall da sein, wo ihr seid. Blah, blah, es gibt kein Entkommen'“, murmelte Tony, während er auf dem Display herumtippte, „Das übliche verrückte Gerede von Verrückten.“ Er klemmte sich das Handy gerade zwischen Ohr und Schulter, als sie die Stadtgrenze von Philadelphia passierten. „Und versuchst du jetzt zurück zu rufen?“ „Nein, ich versuche Rhodey zu erreichen. Der kennt sich bestimmt mit sowas aus.“ Mit gerunzelter Stirn beobachtete Bruce das Vorhaben seines Freundes und wie sich dessen Miene schon wieder verdunkelte. Nach einigen weiteren Sekunden legte Tony schließlich auf und begann damit eine weitere Nummer zu wählen, doch anscheinend hatte er damit auch kein Glück. „Seltsam“, murmelte er und legte das Handy nun vorsichtiger auf das Armaturenbrett, „Weder Rhodey noch Fury sind zu erreichen.“ „Vielleicht haben sie ja gerade wichtigeres zu tun“, Bruce zuckte mit den Schultern, „Ich weiß nicht, vielleicht die Welt retten.“ „Ich glaube eher, dass Rhodey gerade dem Präsidenten in den Arsch kriecht, aber okay.“ Tony verlangsamte das Tempo, langte jedoch wieder nach dem Handy und tippte darauf herum. „JARVIS?“ „Was kann ich für Sie tun?“ Nachdem das Genie ihre missliche Lage erklärt hatte, hörten sich beide eher beunruhigt an, was die KI ihnen zu sagen hatte. „Wie es aussieht, wird bereits nach Ihnen gefahndet. Ich kann nicht genau sagen, wer den Befehl herausgegeben hat, aber es scheint kein Befehl zu sein, der für das gesamte Militär gilt.“ Die beiden Männer wechselten einen Blick. „Das klingt so, als wäre da jemand auf heimlicher Jagd.“ Bruce gab nur ein mehr oder minder belustigtes Schnauben von sich: „Das ist immer noch nicht lustig, Tony.“ „Das war auch keinesfalls lustig gemeint.“ „Sir, es sollen mehrere Soldaten in den östlichen Großstädten stationiert sein. Aus geheimer Quelle ist eingegangen, dass sie bereits in Philadelphia waren, außerdem sind dort und in New York fast die doppelte Menge an Soldaten stationiert.“ Nachdenklich lenkte Tony den Wagen weiter und schien nun sogar noch sorgfältiger nach irgendwelchen Auffälligkeiten Ausschau zu halten. „Vermutlich eiern die gerade vor dem Hotel rum, in dem wir waren. Bleib dran JARVIS.“ Erst nach einer kurzen Pause meldete die KI sich wieder: „Sehr wohl, Sir.“ „Lass uns lieber weiter fahren“, murmelte Bruce, rutschte angespannt tiefer in seinen Sitz und stierte über den Rand seiner Brille hinaus aus dem Fenster. „Schade, ich dachte wir könnten irgendwo noch zu Mittag essen.“ „Nicht witzig.“ Tony holte tief Luft, zischte schließlich ein: „Oh, Shit“, und bog mit einem Mal rasant links ab. Ein entgegenkommendes Auto hupte sie an, schlingernd kamen sie zurück auf ihre Fahrbahnhälfte und Bruce versuchte seinen Freund mit einem Blick zu töten. „Tut mir leid“, kam es schließlich kleinlaut zurück, „Wie wäre es mit Malibu?“ „Willst du direkt durchfahren?“ „Das wäre doch ein wenig lang, oder?“ Bruce verdrehte die Augen, als wäre es genau das gewesen, was er damit hätte sagen wollen. „Sir? Wenn ich etwas dazu sagen dürfte: Man erwartet Sie auch bereits in Malibu.“ „Vermutlich erwartet man uns auch bereits in meiner Ski-Hütte in Vermont.“ JARVIS rang sich tatsächlich etwas ab, dass sich anhörte wie ein Räuspern und die beiden Wissenschaftler mit einem verwirrten Blick zurück ließ. „Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: Halten Sie sich von Großstädten und Ärger fern.“ „Klingt logisch“, Tony manövrierte den Pick-up durch die kleineren Seitenstraßen und schien auf der Suche nach etwas Bestimmten zu sein. Bruce konnte nur hoffen, dass es nicht besagter Ärger war. Seine braunen Augen suchten selbst die Gegend ab, doch scheinbar hatte noch keiner der Soldaten irgendwie mitgekriegt, dass sie hier unterwegs waren. Ohne es zu merken, verlangsamte Tony schließlich den Wagen, bis er vollkommen zum Stillstand kam. „Was hast du vor?“ Der Braunhaarige schnallte sich ab und stieg aus, während er bereits auf die andere Straßenseite zeigte, auf der sich ein teures Autohaus befand. „Wir werden erst mal unseren Untersatz wechseln.“ „Und so ein Sportwagen ist natürlich wesentlich unauffälliger.“ Nach diesem Kommentar sah Tony seinen Freund an, als wäre dieser gerade aus dem 17. Jahrhundert heraus gekrochen. Trotzdem schnappten sie sich ihre Sachen, denn auch wenn das Auto etwas auffälliger war, als dieser alte Pick-up, so war er auf jeden Fall wesentlich schneller, um damit zu fliehen. Links gucken, rechts gucken und sie überquerten die Straße, liefen schnellen Schrittes zu dem Gebäude und platzten durch die Tür. Alle Augen der Verkäufer richteten sich schlagartig auf die potenzielle Kundschaft. Und die beiden Verfolgten wagten es nun auf zu atmen, als die Kühle Luft des Verkaufsraumes sie umfing und die Türen zur Außenwelt sich langsam hinter ihnen schlossen. Die wenigen Mitarbeiter an ihren Schreibtischen sahen sie misstrauisch an, eine Dame wollte sich bereits erheben, um sie zu bedienen, doch just in diesem Augenblick öffnete sich die Tür hinter ihrem Tisch und ein betagter, leicht untersetzter Mann kam in seinem schicken Anzug zu ihnen gelaufen. „Mister Stark! Wie schön, Sie wiederzusehen“, aufgeregt schüttelte er seine Hand und wandte sich dann an Bruce, dem er ebenfalls überschwänglich die Hand schüttelte. Die beiden Männer wechselten einen Blick und vermutlich fragten sie sich beide im selben Moment, ob sie etwas verpasst hatten, oder sie tatsächlich schon ein mal hier gewesen waren. „Bitte, folgen Sie mir doch, in mein Büro.“ Trotz des noch immer verwirrten Ausdrucks zuckte Tony mit den Schultern und tat wie ihm geheißen, auch wenn Bruce ihm mit einem reichlich mulmigen Gefühl folgte, denn trotz ihres womöglich erneuten Auflaufens in diesem Geschäft, sah es so aus, als wären sie von den Mitarbeitern nicht gerade erwünscht. Der Mann geleitete sie in sein Büro und schloss die Tür hinter ihnen. „Setzen Sie sich doch“, er deutete auf die beiden, billigen Stühle, die vor seinem imposanten Schreibtisch platziert waren und machte sich selbst daran einen Ordner aus dem Regal zur Linken zu ziehen, den er auf der Arbeitsfläche aufschlug. „Nein, danke. Wir haben es ein wenig eilig“, antwortete Tony ruhig, wenn auch noch immer ein wenig verwirrt. „Natürlich, natürlich“, der Mann, der laut der goldenen Plakette an seinem Tisch, wohl Mister Channing hieß, blätterte durch den Ordner und zog schließlich mehrere Papiere heraus, die er ihnen präsentierte. „Dies hier sind alle nötigen Informationen, die Sie für Ihren neuen Wagen benötigen, der Vertrag und weitere Informationen, die den Vertragsabschluss begünstigen und natürlich die bereits beglichene Rechnung.“ Während Bruce nervös von einen Fuß auf den anderen trat, hob Tony bereits skeptisch die Augenbraue und nahm die Unterlagen an sich, um sie durchzusehen. „Sieht alles korrekt aus“, murmelte er zu sich selbst, bekam jedoch augenblicklich die Zustimmung des Verkäufers, der direkt die Schublade seines Schreibtisches öffnete und klimpernd einen Schlüssel hervor zog. „Ihr neuer Wagen steht draußen. Vollgetankt und bereit für seine erste Fahrt“, schwungvoll warf er ihnen den Schlüssel zu, den Tony gerade so fangen konnte, gedanklich noch immer abgelenkt davon, herauszufinden, wann genau er ein Auto gekauft hatte, dass sie nun so dringend benötigten. „Und da gibt es keinen Haken?“, fragte Bruce in die Stille hinein, nachdem keiner der anderen beiden Männer auch nur einen Versuch machte, sich zu erklären. „Nein“, beteuerte Mister Channing so ernst, als würde es um Leben und Tod gehen, „Sie sind Vorgestern hier hereingekommen und wollten unbedingt einen Wagen kaufen. Wir haben alles ausgehandelt und Sie wollten ihn später abholen und hier sind Sie nun.“ „Okay“, Tony warf seinem Freund einen Blick zu, der noch immer recht unwohl aussah, „Danke?“ „Nichts zu danken“, mit einem breiten Grinsen auf dem runden Gesicht führte Mister Channing sie wieder nach draußen und durch den Eingangsbereich hindurch. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen und an den Fingern knibbelnd, wandte Bruce sich abermals an seinen Freund und flüsterte: „Hast du den Kauf betrunken abgeschlossen? Du weißt schon, neulich?“ Tony runzelte die Stirn, als würden langsam aber sicher Teile seiner Erinnerungen an die Nacht in Philadelphia zurückkehren und ein wenig unbehaglich zuckte er mit den Schultern, als Bruce weiter nach hakte: „Du weißt, dass der Vertrag so nicht gültig ist.“ Tony griff nach seinem Arm und drückte ihn leicht, fast schon verschwörerisch sah er dem Jüngeren in die Augen: „Das ist doch jetzt vollkommen egal. Das hier ist eine Win-Win Situation, oder?“, zischte er leise, mit zusammengebissenen Zähnen, was Bruce nur besorgt die Stirn runzeln ließ. Aber Tony hatte Recht, dass hier hatte ihnen wohl den Arsch gerettet. Der Verkäufer, der scheinbar nichts von ihrem Austausch mitgekriegt hatte, oder zumindest so tat – vermutlich, damit er den Vertrag im Nachhinein nicht annullieren musste – kam zum Stehen und drehte sich zu ihnen um: „Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dem neuen Gefährt“, mit einem weiteren Händeschütteln verabschiedete er sich von ihnen und ging wieder zurück in das Gebäude. Verlassen und ein wenig irritiert standen sie auf dem großen Parkplatz vor dem Haus und probeweise drückte Tony auf den Schlüssel und lauschte nach dem Klicken, des sich öffnenden Autos. Wie sich schnell heraus stellte, gehörte der Schlüssel zu einem nagelneuen, nachtschwarzen Maserati GT. „Überhaupt nicht auffällig“, Bruce konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen, als er den Wagen betrachtete und bereits damit anfing, ihre Sachen ordentlich zu verstauen. „Aber geschmackvoll“, wandte Tony ein und wollte sich gerade auf dem Fahrersitz niederlassen, als sein Handy sich wieder zu Wort meldete. „Sir, es sind bereits mehrere Einheiten auf dem Weg zu Ihrem aktuellen Standort.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)