Loyalität von Swanlady (Freed x Laxus) ================================================================================ Kapitel 1: Loyalität -------------------- „Vielleicht solltest du darüber nachdenken, einen Job zu suchen?“, erklang Mirajanes freundliche Stimme und Freed sah von seinem Tee auf. Sie lächelte ihn an, während ihre Hände flink, aber präzise ein Glas polierten. „Du siehst so aus, als könntest du etwas Ablenkung gebrauchen.“ Freed straffte die Schultern. „Wie kommst du darauf?“, murmelte er und wollte eigentlich keine Antwort auf diese Frage erhalten. Er bekam sie trotzdem. „Weil du der Eingangstür bald ein Loch ins Holz starrst.“ Es war der Meister gewesen, der ihn gebeten hatte, ein Auge auf Laxus zu werfen. Und seitdem hatte Freed nicht mehr damit aufgehört. Auch jetzt, nach Jahren, die von Kämpfen, Abenteuern, Kummer und schönen Momenten geprägt gewesen waren, war es immer noch eine Angewohnheit, die er nicht abschütteln konnte. „Ich mache mir nur Sorgen“, meinte er nachdrücklich. „Bixslow und Ever tun es ebenfalls.“ Mirajane lächelte nachsichtig und legte den Kopf schief. „Die beiden sehe ich aber nicht tagtäglich hier sitzen und warten“, machte sie ihn unverblümt auf den Unterschied aufmerksam. Freed schluckte den großen Klos im Hals nur mit Mühe hinunter. „Es ist nicht das erste Mal, dass er so lange fort ist“, murmelte er, doch die Worte galten mehr ihm selbst als Mirajane, die daraufhin auch nichts erwiderte. Sie kehrte ihm wieder den Rücken zu und begann die geputzten Gläser zurück an ihre Plätze zu stellen. „Du hast Angst, dass er irgendwann nicht mehr zurückkommt, nicht wahr?“, hakte sie sanft nach. Die Frage traf Freed unvorbereitet. Erschrocken weiteten sich seine Augen. Er konnte von Glück reden, dass Mirajane ihn in diesem Moment nicht ansah. „Unsinn. Wieso sollte er nicht zurückkommen?“, schnaufte er unwirsch. „Diese Gilde bedeutet ihm unglaublich viel.“ „Das ist wahr. Tut mir leid, ich dachte nur, dass es vielleicht das ist, was dich plagt“, meinte sie heiter und griff nach einem Waschlappen. Mirajane schenkte ihm ein flüchtiges, wissendes Lächeln, dann verschwand sie zwischen den Reihen der Tische, um dort ein wenig aufzuräumen. „Ist es nicht“, nuschelte Freed, als sie schon längst nicht mehr in Hörweite war und der Knoten in seinem Bauch bestätigte ihm dies. Zwei Wochen dauerte es, bis er sich auflöste. Dies geschah genau in dem Moment, in dem die Tür aufschwang und schwere Stiefel Laxus‘ Rückkehr ankündigten. Sofort hellte sich Freeds trübe Miene auf und er ließ alles stehen und liegen, um dem Magier entgegen zu eilen, dem er Treue geschworen hatte. Plötzlich wirkte die Gilde lebendiger, obwohl es in den letzten Tagen nicht an Rangeleien gemangelt hatte. Dass er es war, in den wieder Leben einkehrte, ging völlig an ihm vorbei. „Willkommen zurück, Laxus“, grüßte er und lächelte breit. Obwohl Freed jemand war, der Ordnung und Verhaltensregeln schätzte, konnte er sich im Falle seiner Empfindungen Laxus gegenüber kaum beherrschen. Es gab niemanden, den er mehr schätzte und der ihm mehr bedeutete. „Freed“, murmelte Laxus, was Erwiderung genug war. Freed bemerkte, wie der Blick seines Kameraden durch die Halle glitt. „Wo sind Bixslow und Ever?“, erkundigte er sich. „Sie haben vor zwei Tagen einen Auftrag angenommen“, erklärte Freed, woraufhin Laxus ihm einen skeptischen Blick zuwarf. „Und du bist hiergeblieben?“ Obwohl es nicht wie ein Vorwurf klang, meldeten sich in diesem Augenblick Freeds Gewissensbisse. Er hatte überlegt, ob er seine Freunde begleiten sollte, hatte dann aber aus Gründen, die er sich selbst nicht erklären konnte, abgelehnt. Bixslow und Evergreen konnten auf sich aufpassen, aber Freed hätte sich denken können, dass Laxus danach fragen würde. Er hatte nur nicht damit gerechnet, dass er es sofort tun würde. „Brauchst du uns? Soll ich sie zurückrufen?“, stellte Freed hastig Gegenfragen, vor der Antwort, die er Laxus schuldig war, davonlaufend. „Mach mal halblang, Freed“, schnaufte Laxus und schob sich an ihm vorbei. „Ich wollte nur wissen, wo sie sind. Sonst nichts.“ Mit dem Zeigefinger deutete Laxus auf die Bar, hinter der Mirajane herumhantierte. „Ich denke, ich habe mir einen Drink verdient.“ „Selbstverständlich“, pflichtete Freed ihm bei und folgte Laxus‘ breitem Rücken mit dem Blick. „Du scheinst aber einen zu brauchen.“ Ohne sich umzudrehen, deutete Laxus Freed mit einer Handgeste, dass er mitkommen sollte. Freed tat das, was er immer tat, wenn Laxus ihn um etwas bat: Er gehorchte. Es fühlte sich merkwürdig an, sich auf denselben Barhocker zu setzten, auf dem er den gestrigen Nachmittag allein verbracht hatte, dieses Mal aber mit der Gewissheit, dass die Person, auf die er gewartet hatte, endlich wieder zu Hause war. Mirajane grüßte Laxus freundlich, ehe sie ihnen etwas zu trinken vorbreitete – auf Laxus Entschluss hin, auch für Freed etwas Alkoholisches. Nachdem sie zwei Krüge Bier vor ihnen abgestellt hatte, zog sie sich diskret zurück. Freed, der die letzten Tage immer wieder mit ihr gesprochen hatte, fiel dieses rücksichtsvolle Verhalten sofort auf, doch Laxus schien nicht darauf zu achten. Er war froh darüber. „Wie war deine Mission?“, erkundigte sich Freed, als das Schweigen zu lange dauerte und ihm begann auf den Schultern zu lasten. Verkrampft hob er den Krug, um einen Schluck zu trinken. Das Bier schmeckte bitter und ernüchternd – es war nichts, das er mochte, aber etwas, das er – da hatte Laxus nicht Unrecht – im Augenblick brauchte. „Erfolgreich“, erwiderte Laxus und ein selbstsicheres Lächeln zupfte an seinem Mundwinkel. Es war ansteckend, weshalb Freed kurz daraufhin verstohlen grinste. „Ich habe nichts anderes erwartet“, sagte er stolz. Wieder legte sich ein geladenes Schweigen über sie. Es geschah selten, dass sie Zeit ohne Bixslow und Evergreen verbrachten, weshalb Freed krampfhaft überlegte, welches Thema er anschneiden sollte, doch dieses Mal nahm Laxus ihm die Entscheidung überraschenderweise ab. „Raus mit der Sprache“, brummte er. „Wieso sitzt du hier herum, während du dort draußen etwas Nützliches tun könntest? Das ist nicht deine Art, Freed.“ Laxus‘ Worte hörten sich immer noch nicht wie eine Anklage an. Es fiel Freed schwer, zu deuten, welche Intentionen er mit seinem Hinterfragen verfolgte. „Ich…“ Egal, wie hartnäckig er versuchte, die entsprechenden Worte zu finden – er brachte keinen vernünftigen Satz zustande. Deshalb schloss Freed den Mund wieder und ertränkte seine Frustration im Glas. Die Bitterkeit des Getränks hatte aufgehört ihn zu stören. „Ich kann keine Gedanken lesen. Ich kann dir also nicht helfen, wenn du nicht den Mund aufmachst“, raunte Laxus nonchalant. Freed war ein sehr geduldiger Mensch. Er konnte ausharren, die Regeln befolgen und ausdauernd an seinen Runen arbeiten. Doch in diesem Moment riss sein Geduldsfaden – der, der an seine eigene Zurückhaltung knüpfte. „Ich habe auf dich gewartet“, platzte es aus ihm heraus und er wandte den Kopf zur Seite, um Laxus nicht ansehen zu müssen. „Wieso?“, fragte dieser nach einer Weile, ruhiger als Freed vermutet hatte. Neuen Mut schöpfend, schielte er in Laxus‘ Richtung. Dieser hatte die Stirn in Falten gelegt. Seine blitzförmige Narbe kräuselte sich über seiner Augenbraue. „Ich weiß es nicht“, erwiderte Freed bedrückt. All der Ärger über sich selbst, den er mit sich herumtrug, lag in seinen Worten. Grimmig starrte er auf die Maserung des Tresens. „Ich weiß, dass du ein komplizierter Mensch bist, Freed“, seufzte Laxus gedehnt. „Aber du hast doch sonst immer die richtigen Worte für jede Situation parat. Also streng dich an. Und trink.“ Es sah nicht danach aus, als würde Laxus locker lassen. Den letzten Teil seiner Aussage konnte Freed problemlos befolgen, weshalb er das Glas sofort an seine Lippen führte. „Versuchst du mich betrunken zu machen?“, fragte er und griff nach einer Serviette, um sich den Mund abzutupfen. Ein tiefes Geräusch, das an ein erheitertes Grunzen erinnerte, ließ Laxus‘ Schultern erbeben. Freed bekam keine Antwort auf seine Frage, stattdessen quälte er sich weiterhin mit der Antwort herum, die Laxus mit einem einzigen, fordernden Blick verlangte. „Ich hatte das Gefühl, dass ich auf dich warten soll“, startete er einen kläglichen Versuch, sich zu erklären. Freed zuckte mit den Schultern. „Besser kann ich es nicht beschreiben.“ Mit der trägen Hand rieb sich Laxus über den Nacken und schloss angestrengt die Augen. „Hör zu, Freed. Du weißt, wohin blinde Loyalität mir gegenüber führt. Wir haben es bereits einmal erlebt“, sagte er trocken und erschüttert riss Freed die Augen auf. „Das waren andere Zeiten!“, protestierte er sofort. „Das ist vorbei, Laxus. Du bist nicht mehr –“ „Ich weiß“, unterbrach Laxus ihn unwirsch. „Du solltest trotzdem versuchen, sie abzulegen.“ Freed presste die Lippen aufeinander. Er versuchte, sich nicht gekränkt zu fühlen, aber in seinen Augen schimmerte Enttäuschung und… Angst. „Das kann ich nicht“, murmelte er. „Freed, ich sage nicht, dass ich dich nicht an meiner Seite haben will“, meinte Laxus ungeduldig. Er ging wohl davon aus, dass Freed ihn falsch verstanden hatte, doch das stimmte nicht. „Ich weiß, was du damit sagen willst.“ Freed faltete die Hände im Schoß und ballte sie zu Fäusten. Sein Herz zog sich unangenehm zusammen. Er hatte in diesem Moment keine Angst, Laxus zu verlieren. Nach allem, was sie gemeinsam erlebt hatten, erschien ihm dies unmöglich. Es war etwas anderes, vor dem er sich fürchtete. Ein stechender Blick bohrte sich in seine Wange. „Wenn ich meine Loyalität ablege, dann… habe ich nichts mehr, das ich dir geben kann“, sagte Freed so leise, dass er sich nicht sicher war, ob Laxus ihn hörte. „Jedenfalls nichts, das du annehmen würdest.“ Wenn er seine Ergebenheit vergaß, blieben nur seine nackten Gefühle zurück. Diese waren egoistisch, unangebracht und so verzwickt, dass er sie Laxus unmöglich darbieten konnte. „Weißt du, was deine größte Schwäche ist, Freed?“ Laxus seufzte resigniert. „Du denkst zu viel nach.“ Mit dem Zeigefinger schlug er sachte gegen Freeds Schläfe. „Ich entscheide selbst, was ich annehme und was nicht“, verkündete Laxus unzeremoniell, ehe er sich vom Barhocker schob. „Also streng dich an“, wiederholte er seine vorherigen Worte. Freed war kaum aufgefallen, wann Laxus sein Bier zu Ende getrunken hatte. Sein eigenes war noch immer halb voll. Sein Verstand war zu benebelt – was gewiss nicht am Alkohol lag – um die Situation richtig zu interpretieren, aber er hatte den Eindruck, als hätte sich zwischen Laxus und ihm irgendetwas… verschoben. Ein besseres Wort hatte Freed dafür nicht. Verdutzt blinzelnd, stand auch er auf. Doch statt zu taumeln, stand er aufrecht, den Kopf voller Hoffnung erhoben. Der Boden unter seinen Füßen, auf dem er die große Ehre genießen durfte, neben Laxus voranzuschreiten, war fester geworden. „Wohin gehst du?“, rief er Laxus hinterher und sah ihm nach. „Schlafen“, kam prompt die simple Antwort, die Freed schmunzeln ließ. Richtig. Laxus hatte sich seine Ruhe verdient. „He, Freed“, erklang die schwere, vertraute Stimme abermals und ließ ihn aufsehen. Laxus warf ihm einen Blick über die Schulter zu und schenkte ihm ein schiefes Grinsen. „Lass uns das mal wiederholen.“ „Was?“, hakte Freed unsicher nach. Laxus konnte doch unmöglich das peinliche Gespräch über Gefühle und Loyalität meinen?! „Was wohl? Bier trinken.“ Freed durchströmte Erleichterung und all seine angestauten Zweifel entluden sich in einem unkontrollierten Glucksen. Ein Bier mit Laxus trinken. Ja, das konnte er tun. Dafür brauchte er seine Loyalität nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)