Animi Lingua von Duchess (Des Herzens Sprache) ================================================================================ Kapitel 5: Die Birke auf der Wiese ---------------------------------- Wie ihr vielleicht schon vorher gemerkt habt, ist diese Birke nicht nur irgendeine Landschaftsverschönerung sondern ein fester Bestandteil dieser Story. ... ich wollt halt schon immer mal wissen wie es ist eine Parabel zu schreiben *drop*... ~~~~~//I\\~~~~~//I\\~~~~~//I\\~~~~~ Die Liebe ist wie die Magnetfelder auf zwei Eisenstücken: Je weiter man voneinander entfernt ist, desto stärker wird der Drang zueinander zu finden. ~~~~~\\I//~~~~~\\I//~~~~~\\I//~~~~~ Die Sonne stand inzwischen schon fast senkrecht am Himmel und brannte Kenny, Tyson und Ray auf die Rücken. Tyson war Feuer und Flamme, als es darum ging Pflanzen mit ganz bestimmten Kennzeichen zu finden. Kenny half nur etwas widerwillig, da es eine schweißtreibende Arbeit war und er eigentlich lieber mit Dizzy gearbeitet hätte, aber er hatte Max versprochen, dass auch er sich um Ray kümmern würde. Ray war genau wie Tyson voll bei der Sache, allerdings nicht, weil es ihm so viel Freude bereitete Pflanzen zu suchen, sondern mehr, weil er mit diesen Pflanzen und dem Buch der Heilkräuter eine Arznei für Kai herstellen konnte. Sehr sorgsam suchte er, wenn er die richtige Pflanzenart gefunden hatte, das schönste Kraut aus und legte es in seinen Korb. Er wurde dabei immer wieder von Tyson unterbrochen, der begeistert nicht nur die Pflanzen anschleppte, die er eigentlich suchen sollte, sondern auch anderes Grünzeug fand, von dem er unbedingt den Namen wissen wollte und ob man daraus nicht auch irgendetwas Besonderes herstellen konnte. In der Regel bezog sich Letzteres dabei nicht auf Heilmittel, sondern auf Essen. Endlich hatte Ray alles gefunden, was er brauchte. Diese Wiese war wirklich ein wundervoller Ort. Fast keine Pflanze glich der anderen und die Düfte, die die zumeist Blütenlosen Kräuter von sich gaben, wenn man sie zwischen den Fingern zerrieb waren teils würzig, teils frisch, teils fruchtig, teils blumig aber es waren auch teilweise Gerüche, von denen man froh sein konnte sie wieder abwaschen zu können. Kenny hatte als erster bemerkt, dass Ray nun seine Ausbeute begutachtete. "Hast du alles, was du brauchst?" rief er herüber. "Ja. Ich schlage vor, dass wir uns jetzt da vorn unter die Bäume setzen sollten" rief Ray zurück. Die Waldlichtung war sehr groß. Man konnte eigentlich gar nicht mehr wirklich von einer Lichtung sprechen, sondern eher von einer ausgewachsenen Wiese. Am Waldrand breiteten sie dann eine große Decke aus und kaum hatte Kenny das mitgebrachte Essen aus dem Rucksack genommen, schon saß auch Tyson wieder neben ihnen und hielt Ray wieder etwas Grünes unter die Nase. Doch Ray schüttelte den Kopf. "Also wirklich Tyson, dass das Löwenzahn ist solltest selbst du wissen und nein, daraus kann man nichts machen, da das ausgewachsene Blätter sind und deren Milch Giftig ist!" belehrte Ray ihn wieder einmal. Enttäuscht schmiss er die Blätter hinter sich und grabschte nach einem belegten Brötchen. Kenny hatte sich auch ein Brötchen genommen und redete nun gemütlich mit Dizzy. Ray aß nichts, er dachte wieder einmal nur an Kai und wie es ihm wohl gerade ging. Ob Max wirklich Erfolg haben würde? Ob ein Tag reichen würde, oder ob es doch länger dauerte, bis Max Kai soweit hatte, wie er ihn haben wollte? Was dachte er da eigentlich gerade nach? Er konnte doch nicht alles Max überlassen! Er musste selbst mit Kai reden, es war seine Aufgabe, nicht Maxs! So langsam kam sich Ray doch schlecht vor mit den anderen hier herauf gegangen zu sein und zu glauben, dass Max ihm alles herrichten könnte. Kai war doch seine Liebe! Neben sich fand er ein Gänseblümchen, welches er pflückte und in Gedanken abzählte. "Er sagt es mir heute,... er sagt es mir heute nicht,... er sagt es mir heute,... er sagt es mir heute nicht..." "Sag ma Ray, was mascht du da?" schmatzte Tyson, der bemerkt hatte, dass mit Ray etwas nicht stimmte. "Nichts!" grummelte Ray. "Wirklisch nischts?" harkte Tyson noch einmal nach. Ray zog genervt die Knie an seinen Körper und schlang die Arme drum. Tyson beugte sich kauend nach vorne um in Rays Augen sehen zu können. Doch dieser funkelte ihn nur zornig an. "Warum bischt du sauer?" fragte Tyson wieder mit seiner Kindernaivität. "Beim Essen spricht man nicht!" antwortete Ray ihm kühl und knapp. Schnell schluckte Tyson den Bissen runter. "Sagst du mir jetzt warum du so sauer bist?" Tysons besorgt, traurige Stimme besänftigte Ray etwas, sodass er nicht mehr ganz so mürrisch war. "Ich hab jemand anderem eine Aufgabe gegeben, die eigentlich ich erledigen müsste" seufzte Ray. Tyson guckte ihn wie ein Auto an. Dann schien ihm nach einer Weile endlich ein Licht auf zu gehen. "Ach Ray, du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen, weil Max jetzt bei Kai ist..." versuchte Tyson ihn zu beruhigen. Ray riss die Augen auf, was wusste Tyson, den von Max Plan? Max hatte ihm versprochen, dass das unter ihnen bleiben würde. "... Es ist ja auch nicht deine Aufgabe..." Allmählich bekam Ray das Gefühl, dass sie aneinander vorbei redeten. "... Du kannst ja schließlich nichts dafür, dass Kai sich plötzlich wieder irgendwo eine Krankheit eingehandelt hat! Und außerdem brauchst du auch mal endlich Urlaub! ..." erzählte Tyson altklug weiter. Ein Stein fiel Ray vom Herzen. Tyson redete also gar nicht von dem Plan. Während Tyson noch weiter redete, hörte Ray nur mit halbem Ohr zu und begann die Kräuter zu sortieren und zu bearbeiten. Von dem ganzen Gespräch hatte Kenny nichts mitbekommen. Er war eingeschlafen. Kai schwitzte unaufhörlich. Er wusste nicht, ob es an seiner Krankheit lag, oder an der Sonne, die die Zimmerluft schon stark erhitzt hatte. Ihm war schlecht und sein Herz schlug ungewohnt schnell. Max war seit dem Frühstück noch nicht wieder bei ihm gewesen. Es war ja nett von ihm, dass er Kai so viel Zeit für sich allein ließ, damit er nachdenken konnte, aber im Moment wünschte Kai sich nichts sehnlicher als eine Ablenkung. Und jemanden, der ihm etwas zum Abkühlen bringen konnte, dachte Kai verbittert und wandte den Kopf vom Fenster ab, da seine Augen vom grellen Licht, trotz Vorhang, wehtaten. Bunte Punkte schwammen nun vor seinen Augen herum. Er wollte schlafen, doch es ging nicht. Die Stille, die Hitze und die Schmerzen machten ihn nervös, als wollten sie ihm noch den letzten Nerv rauben. Kai wollte aufstehen, doch es ging nicht. Sein Körper verweigerte jede Bewegung. Endlich kam Bewegung in die Luft. Sofort öffnete Kai die Augen wieder und sah, Max mit einem Tablett hereinkommen. "Kai, um Himmels Willen, was ist denn mit dir?" entfuhr es dem Blonden aufgeregt, als er Kai in diesem Zustand erblickte. Schnell stellte er das Tablett ab und beugte sich zu Kai übers Bett. "Heiß" stöhnte Kai nur. Max nickte kurz und lief zum Fenster. Es war wirklich sehr warm hier in diesem Zimmer, etwas zu warm für jemanden, der das Bett hüten musste. Er riss das Fenster auf und sofort kam ein kühlender Windzug herein und strich Kai übers Gesicht. Endlich ein wenig Erleichterung. Max schloss eine Fensterlade und zog vor das noch freie Stück Fenster beide Vorhänge. Das Zimmer war nun nur noch halb so hell, sodass es weniger in Kais Augen brannte. Kai seufzte auf, doch seine Augen hielt er geschlossen, sodass er nicht bemerkte wie ihm nur Sekunden später ein kalter, nasser Waschlappen auf Stirn und Augen geklatscht wurde. Erschrocken saß er plötzlich senkrecht im Bett. "Pscht! Ganz ruhig, Kai!" sagte Max und drückte ihn an den Schultern sanft zurück ins Kissen. Kai spürte wie es ihm langsam wieder etwas besser ging, die übelkeit hatte nachgelassen, seine Augen taten nicht mehr weh, sein Puls fühlte sich wieder normal an und im Zimmer war es nun endlich wieder kühler, aber totale Erschöpfung machte sich in ihm breit. "Kai?" hörte er eine leise Stimme neben sich. "Ja?" antwortete er leise. "Ich hab ein Süppchen für dich gekocht. Nach einem Rezept von meiner Großmutter. Es ist ein altes Hausmittel und soll gegen alle Krankheiten mit Schmerzen und Fieber helfen" "Will ich nicht! Ich glaub an so etwas nicht!" antwortete Kai störrisch. "Kai..." setzte Max an "... lass dir doch bitte helfen" Kai schwieg stur. "Du hast dir gerade eben doch auch helfen lassen, Kai" bearbeitete ihn Max weiter. Kai stöhnte und wandte den Kopf von ihm ab. Enttäuscht atmete Max aus. Er wusste, dass es keinen Zweck hatte, momentan war Kai noch zu matt von der Hitze, und wenn er ihn jetzt weiter überreden wollte würde er ihn wieder unter Stress setzen, und das wäre jetzt alles andere als gut für ihn. Also nahm er sich einen Stuhl und setzte sich in eine Ecke des Zimmers und beobachtete ruhig von dort aus Kai. Kai fühlte sich gerade so wohl, dass er erst einmal einschlief. Erst eine dreiviertel Stunde später wachte er wieder auf und wunderte sich über den Lappen auf seinen Augen, den Max während Kai geschlafen hatte alle paar Minuten neu unter Wasser gehalten hatte. Er nahm sich den Lappen von den Augen und öffnete sie. Das Zimmer lag noch immer im Halbdunkeln, es hatte sich aber radikal abgekühlt. "Wie geht es dir jetzt?" erklang Maxs Stimme aus der Ecke. Erschrocken wendete Kai seinen Kopf in Maxs Richtung. Er hatte nicht bemerkt, dass noch jemand im Raum war. "Max?! äh... ja mir geht's... gut... glaub ich..." sagte Kai zögerlich und versuchte sich etwas aufzusetzen. Max stand vom Stuhl auf und ging hinüber zum Fenster. Langsam zog er die Vorhänge zur Seite. Die Sonne schien Kai nun nicht mehr direkt in die Augen, sodass Kai einen guten Ausblick auf die Wiese und vor allem auf die alte Birke hatte. Langsam, fast andächtig machte Max es sich auf dem Fenstersims bequem. Er hatte sich direkt hinter die verschlossene Fensterlade gesetzt, sodass er im Dunkeln saß und Kai ihn nicht mehr richtig sehen konnte, sondern nur noch er ihn. "Siehst du diese Birke da, Kai?" fragte er in einem sanften Tonfall, sodass Kai ihm nur perplex mit "Ja" antworten konnte. Was sollte diese Frage denn jetzt? War es denn nicht egal, ob er die Birke sehen konnte, oder nicht? "Sie ist groß, nicht?" fragte Max. Kai sah verdutzt in die schwarze Ecke, in der Max saß. Was sollte diese Fragerei? "Und ihr Stamm ist dick und knorrig! Wie bei jedem alten Baum" stellte Max fest. Eine kurze Pause entstand bevor er weiter sprach. "Der hat bestimmt viel durchgemacht. Er ist dabei auch immer stärker geworden und hat sich dadurch noch besser entwickeln können..." Kai sah nach draußen. Die äste der Birke wiegten sich im leichten Wind. "... Wie alt der wohl ist? ..." Dasselbe hatte Kai sich auch schon gefragt, doch wieso interessierte das Max denn jetzt gerade? "...und wie viele Tiere bereits in ihm wohnen..." bewunderte Max den Baum. Er ließ eine Pause entstehen. "... was diese Tiere bloß machen werden, wenn der Baum plötzlich weg ist? ..." "Warum sollte er plötzlich weg sein?" fragte Kai verwundert. "... Na, wenn hier mal ein richtiger Sturm wütet ist er der Erste, der umkrachen würde..." "Nein, die anderen Bäume im Wald sind viel schwächer als diese Birke! Sie würde bis zum Schluss stehen bleiben" empörte sich Kai. "... du hast nur zum Teil Recht, Kai..." sagte Max immer noch im gleichen, ruhigen Tonfall. Doch in Kai stiegen unerwartete Gefühle hoch. Warum war er denn gerade so empört darüber, dass Max dieser Birke ein kurzes Leben versprach? Konnte es ihm nicht einfach gleichgültig sein? "... diese Birke ist stärker als die anderen Bäume hier oben, aber..." Wieder entstand eine kurze Pause, in der Kais Spannung auf das was da kommen würde stieg. "... aber die Birke steht hier alleine und die anderen Bäume stehen dicht aneinander... und genau das macht sie stärker als diese einzelne Birke... Ein Sturm würde zwar die Waldbäume mächtig quälen, doch er würde sich in ihnen verfangen, sodass er abgeschwächt würde und auf die Bäume, welche in der Mitte stehen keinen großen Einfluss hätte und die Bäume am Rand sind dann zwar voll vom Sturm getroffen, doch ihnen wird immer noch der Rücken von den anderen Bäumen gedeckt... sie helfen sich gegenseitig... Die Birke hat keinen Partner mit dem sie sich verbünden könnte..." Nach dieser Erklärung schwieg Kai. Irgendwie war ihm unwohl. Wieso tat ihm diese Birke plötzlich so leid. Sie ist groß und stark und das was Max erzählt hatte musste doch keineswegs so stimmen wie er es gesagt hatte. Ihr Stamm war stark! Man konnte sie biegen, aber nicht brechen! Sie würde Blätter verlieren. Ja und? Die würden ja auch wieder nachwachsen! Was sollte das alles hier denn bloß gerade? "Hast du jetzt Hunger?" fragte Max. Kai stand geistlich, wie so oft in den letzten Tagen, wieder einmal neben sich. Er brauchte eine Minute, bevor er Maxs Frage richtig verstand und dann mit einem Nicken antwortete. Max wartete derweil wohl wissend, weshalb Kai so lange brauchte, doch dann stieg er vom Fenstersims herunter und brachte Kai ein Tablett mit einem Teller nicht mehr ganz so warmer Suppe. "Die schmeckt auch kalt" sagte er, diesmal wieder in einem etwas freundlicheren Ton. Kurz betrachtete Kai Maxs Gesicht, welches ihn lächelnd ansah, dann wandte er sich wieder etwas besser fühlend ab und begann die Suppe brav zu essen. Er musste zugeben, dass sie tatsächlich ausgezeichnet schmeckte. Aber das Schicksal der Birke, das Max ihr vorausgesagt hatte, machte ihm irgendwie Gedanken und ließ ihn nach dem Essen, als Max wieder gegangen war nicht besonders gut schlafen. ~~~~Fortsetzung folgt~~~~ So wie hats euch gefallen?... ich lechtze geradezu nach Kommis! Kapitel 6: Der Heilungsprozess Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)