Silberfunken von abgemeldet (17. Adventskalendertürchen 2017) ================================================================================ Kapitel 1: Eine Überraschung zum Träumen ---------------------------------------- Sanft wie Federn rieseln die Schneeflocken auf die Erde und ihre Reise entwickelt sich zu einem kleinen Problem, als der frostige Wind die Kristalle wild durch die Luft wirbelt. Verglichen mit den Grashalmen im Frühling, tanzen die Schneeflocken mit mehr Elan, führen den Winter auf einer einzigartigen Weise zu einem Schauspiel. Mit neugierigen, blutroten Augen beobachtet Chess den Schneefall, während sie Horn und Crowley hinterher geht, weit hinaus in die Schneelandschaft. Die Vampirin wundert sich schon seit ihren Aufbruch, wo Crowley sie hinführt, ihre Neugier hält sie schon in Grenzen, wie ihren Heißhunger auf Menschenblut. Heute Morgen war ihre letzte Mahlzeit, doch Horn mahnt immer, sie soll sich beim Essen beherrschen und mehr Manieren zeigen. Oft nervt es Chess, wie ein naives Dummerchen behandelt zu werden, zu dem noch wenn Lord Crowley dabei ist. "Lord Crowley! Wo führen Sie uns hin?", fragt sie nach langen Zögern. Horn dreht ihren Kopf zu Chess. Ihre blonden Locken fallen ihr dabei leicht auf die Schulter und die edlen, scharlachroten Augen mustern ihre Freundin. Sie braucht nicht mal Worte, um zu mitteilen, dass Chess nicht immer so ungeduldig sein, eher soll sie sich ruhig und gesittet verhalten. Chess schmollt leise. "Ich habe doch nur einmal kurz nachgefragt." "Die zehnte Frage innerhalb von 20 Minuten", korrigiert die Blondhaarige sie. Jetzt schon genervt rollt Chess mit den Augen. Der Schneedecke unter ihren blauen Absätzen knirscht nach jeden Schritt, so langsam hat sie von die Nase voll von Schnee. Viel lieber will sie köstliches Menschenblut naschen oder gegen Horn in Schach gewinnen. Verärgert spielt sie mit einer lilafarbenen Haarlocke, dabei wird sie von Horn bewacht, die über die kindische Reaktion etwas schmunzelt. "Freust du dich nicht, welche Überraschung uns Lord Crowley versprach?", erkundigt sich Horn. Zuerst schaut die kleine Vampirin in Horns liebliches Gesicht, erwidert das Lächeln auf den Lippen und nickt hektisch zu der Frage. Darum scheint sie auch mehr aufgeregt zu sein, als sonst in ihrer Freizeit mit der sie Horn und Crowley verbringt. Selten gönnt Crowley ihnen ein Geschenk, das erst später vor ihnen enthüllt wird. "Natürlich, Horn. Deswegen will auch so schnell wie möglich dort hin", drängelt Chess. "Nach meinen Geschmack dauert es nur zu lange." Über ihre Ungeduld schüttelt Horn den Kopf. Sie selbst kann es kaum erwartet, die Überraschung zu sehen, den sie kommt von Crowley höchst persönlich. Nachdenklich legt sie den Daumen und Zeigefinger am Kinn, überlegt intensiv nach, wohin die Reise führt, wenn es sich wahrscheinlich mehr um eine Überraschung handelt. Schnell wirft sie den Gedanken weg. Das klingt viel zu kompliziert. Die hellgrauen Wolken schütteln weiterhin die eisigen Kristalle ab und die komplette Umgebung liegt verborgen unter der Winterlandschaft bestehen aus Schnee und Eis. Genau deshalb ist der Winter Horns Lieblingsjahreszeit, da sie und Chess vor langer Zeit auf Crowley trafen, als in der tiefen Winterzeit ein Schneesturm über ihre Heimat fegte. Niemals im Leben vergisst sie diese außergewöhnlich wundervolle Begegnung. "Damals … sein sanftes Lächeln … sein attraktives Gesicht …", schwärmt die Vampirin. Ein Rotschimmer legt sich auf ihre Wangen, daraus fängt ihr Herz auf romantischer Weise anzuschlagen, als Vampir natürlich unmöglich. Still betrachtet Chess die geschmeidigen Bewegungen von Horn, die in Gedanken an ihren Schwarm denkt. Von Anfang an kennt sie die Gefühle ihrer Freundin gegenüber Crowley, doch so ganz versteht sie es nicht. Liebe steht bei ihr auf der Liste der langweiligen Dinge im Gegensatz zu Spiel und Blut. "Ich hab dich gehört, Horn", kichert die lila-haarige Vampirin amüsant. "Hm?" Verwirrt blinzelt Horn. Von der Seite aus grinst Chess sie frech an, wo die Blondhaarige mehr an Röte gewinnt. "Hab ich so laut gedacht?" Diesmal geht sie sicher, dass ihre Worte ein Gedanke bleibt, sonst blamiert sie sich nicht nur vor Chess, sondern auch vor Crowley. "Wie dem auch sei!", räuspert sie und blickt nach vorne. Offen möchte sie nicht darüber sprechen. Chess würde nur darüber Witze machen und das kann sie nicht gebrauchen. Einsam fährt sie sich durch die Haare. Eines Tags hat sie den Mut, Crowley ihre Liebe zu gestehen. "Wir sind da, Mädels", dringt Crowley Stimme in Horns Gedanken. Kurz schreckt sie auf. So sehr war sie in Gedanken versunken, so dass einige Sekunden braucht, auf seinen Satz zu reagieren. Ihr Blick gilt sofort den adligen Vampir, der sie freundlich anlächelt. Sein dunkelroter Pony umrahmt sein lächelndes Gesicht und passt perfekt zu den dunklen geflochtenen Haaren. Eine Schneeflocke landet auf seine Nase und schmilzt wie Horn bei den atemraubenden Anblick dahin. "Horn! Er redet mit uns", gibt Chess ihr den Hinweis und stupst ihre Freundin von der Seite aus. "Wie bitte?", stellt sie zuerst verträumt, dann wieder besinnt die Frage. "Die Überraschung?" "Jawohl! Als Dank für eure Loyalität und das ihr stets an meiner Seite bleibt, spendiere ich euch meine Lieben ein Festmahl", erklärt der Vampiradel und zeigt ihnen den Ort, der heute zwei Träume wahr werden lässt. Auf der Lichtung steht ein runder gläserner Tisch mit Geschirr und Gläser aus reinen Silber. Als Dekoration dienen weiße Rosen in der Vase und ein Kerzenständer mit hellen Wachskerzen. Das Dinner scheint wie gemacht für ein Festmahl der adligen Vampire zu sein. Die weiblichen Vampire hatten schon ihre eigenen Vorstellungen, welches Geschenk Crowley ihnen macht. Damit liegen sie wohl falsch. "Ein Picknick?", sagt Chess gelangweilt. Vor der Brust verschränkt sie die Arme, sie hat wirklich mehr erhofft, aber gegenüber Lord Crowley will sie nicht respektlos sein. Ihre Aufmerksamkeit wandert zu den kahlen Bäumen. An den Ästen hängen spitze Eiszapfen und glitzern im Sonnenlicht, das sich durch die Wolkenschicht kämpft. Hier weckt nichts ihr Interesse. "Frisches Menschenblut steht auch auf der Speisekarte", kommt von Crowley und zeigt auf die Sektflasche mit scharlachroter Flüssigkeit im Inhalt. "Zur Sicherheit überprüfe ich die Qualität dieser Köstlichkeit", ändert sie ihre Meinung. Horn seufzt leicht, als die kleine Vampirin über ihre Lippen leckt und schnell zu dem Tisch läuft. Die letzten Jahrhunderte während der Benimm-dich-Stunden hinterlassen bei Chess keine Spuren. Ihre Sturheit ist einfach nicht zu zähmen. Irgendwie mag sie Chess, so wie sie ist, fast wie eine kleine Schwester. Über ihr Gesicht spielt sich ein Lächeln ab, "Über was denkst du nach?", erklingt eine warme Männerstimme neben ihr. Sichtlich überrascht zuckt sie zusammen, dreht sich zu Crowley um und verfällt wieder seinem Charme. Allein unter seinen warmen Blick erfriert ihr Blut in den Adern. Natürlich wissenschaftlich unmöglich! Bevor sie mit der Sprache raus rügt, streicht sie eine blonde Strähne aus ihrem Gesicht direkt hinter dem Ohr. "Vielen Dank", haucht sie beinah und schenkt ihm auch ein herzliches Lächeln. "Mit der Überraschung habe ich nicht gerechnet." "Für dich habe ich ein ganz besonderes Geschenk, Horn", spricht er sie an und holt ein kleines Päckchen mit einer roten Schleife hervor. Wie ein Blitz durchzieht ein Gedanke ihren Kopf. Weit öffnet sie ihre Augen auf und betrachtet das Geschenk mit einem Kribbeln in den Fingern. Solange wartet sie auf diesen Augenblick, seit dem sie Crowley zum ersten Mal sah und bis heute haben sich ihre Gefühle für ihn nicht geändert. Jeden Tag wird ihre Liebe stärker, selbst in ihren Träumen handelt sich alles um ihn, ihren Schwarm. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll", beichtet sie ehrlich und legt ihre Hände auf den Wangen. Über die Worte freut sich Crowley und überreicht das Geschenk seiner treuen Begleiterin. Mit zittrigen Händen streckt sie ihre Hand aus, nimmt das Päckchen dankend an und strahlt über das ganze Gesicht. Endlich hält sie ihren Traum in Händen. Für eine Weile starrt sie verliebt auf ihr Geschenk, bemerkt die Neugier ihres Lords nicht, wie immer wenn sie ihrer Liebe näher kommt. "Endlich …", flüstert Horn leise und öffnet das Päckchen. "Huh?" Auf einmal verändert sich ihre Mimik. Ihre besondere Überraschung entwickelt sich von dem Traum eines Heiratsantrages zu einer Silberkette mit einem Rubin als Anhänger. Trotz des geplatzten Traumes streift ein Leuchten über ihre Augen, als ob ihre blutroten Augen ebenfalls Edelsteine sind. Diese traumhafte Aufmerksamkeit entpuppt sich zuletzt als ein kleiner Schritt zu der Liebe, wie sie es sich immer erträumt, nimmt sie die Kette vorsichtig an sich. "Gefällt die Kette dir?", erkundigt sich Crowley. "Einfach perfekt! Genau wie du … mit deiner Idee", antwortet sie verlegen. Beinah gibt sie ihm ein so peinliches Kompliment, jetzt muss sie sich beherrschen, sonst wird ihr schlimmster Alptraum wahr. Ohne ein Wort greift der Vampir nach der Kette, schreitet hinter Horn und legt die Kette um ihr Hals. Horn horcht in sich hinein. Gerade sprudelt sie vor Glück, in dem sie die Silberkette fest in der Hand hält, so wie die Nähe ihrer großen Liebe genießt. "Das freut mich sehr. Das Schmuckstück steht dir wirklich." Als seine Lippen sich zu einem Satz des Lobes formen, erteilt er Horns ganze Aufregung. Einmal dreht sie sich um 180 Grad und errötet unter seinen milden Lächeln. So nah war sie noch nie vor Crowleys Gesicht, außer sie darf süßes Blut von seinen Finger saugen, da kitzeln ihre Lippe sehnlichst nach einem Kuss. Soll sie wirklich diesen Schritt wagen? "Ich danke Ihnen von ganzen Herzen, Crowley-sama. Und ich muss Ihnen etwas sehr Wichtiges sagen." Unter nervösen Umständen ballt sie ihre Hände zu Fäusten, atmet tief durch und guckt direkt in seine Augen. Jetzt oder nie gleicht ihr Vorhaben, nach all der Zeit ihre Gefühle zu beichten, ihre Liebe des Lebens das Herz auszuschütteln. "Ich in ganz gespannt", lächelt er. "Also gut. Ich liebe …", fängt sie mutig an, doch ihr Herz mischt sich ein. "Ich liebe das Geschenk. Ich liebe es. Ich liebe es." Innerlich spürt sie die Enttäuschung ihrer eigenen Unsicherheit, nicht einmal ihn ihre Liebe zu gestehen, ohne einen Rückzieher zu machen. "Deine Freude ist ganz meinerseits." Crowley verbeugt sich vor ihr und Horn selbst macht einen höflichen Knicks. Die Liebe ist wirklich kompliziert! "Bevor Chess das Festmahl für sich gewinnt, stoßen wir mal dazu. Was meinst du?", meint der Vampir und blickt zum Glastisch, wo die Kleine genüsslich schon das dritte Glas hinter sich hat. "Selbstverständlich, mein Lord", stimmt sie ihn zu. Obwohl sie noch bitterlich darüber trauert, nicht den Mut zu haben, ihre Gefühle zu offenbaren, denkt sie einfach an die gemeinsame Zeit mit ihn. Der kleine Trost spendet ihr neuen Edelmut, es in Zukunft weiterhin zu versuchen, egal wie lange es dauert. Wie ein Gentleman hackt er sich bei Horn ein und führt sie elegant zum Festmahl. Erneut steigt die Hitze in ihren Wangen und lehnt sich leicht an seiner Schulter an. "Zum Glück träumt man sein Leben lang", munkelt Horn und trägt diesen Gedanken mit Stolz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)