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Lily Severus Evans- Wie der Vater, so die Tochter...

von

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Plötzlich Vater...

„Sie wollten mich sprechen, Headmaster…?“, grüßte auch schon die dunkle Stimme des Zaubertränkeprofessors beim Eintreten in das Büro des amtierenden Schulleiters.
 

„Gewiss, Severus“, erwiderte der Angesprochene seelenruhig während sein eigenwilliger Angestellter langsam auf ihn zugeschritten kam und erst in angemessenem Abstand zu Dumbledores Arbeitstisch Halt machte.

„Geht es wieder einmal um Potter? Was hat er diesmal verbrochen?“, riet Snape blind.

„Dieses Mal, Severus geht es nicht um Potter… ausnahmsweise.“, lachte der Schulleiter von Hogwarts amüsiert.
 

„Dann kann ich Ihnen nicht ganz folgen...“, erklang es ruhig vonseiten des weitaus jüngeren Zauberers ohne seine Miene zu verziehen.

„Mein Junge… du bist doch so scharfsinnig. Was meinst du wieso ich dich herbefohlen habe?“

„Vermutlich benötigen Sie erneut meine Dienste… Alles andere passt nicht zu Ihnen, Headmaster“, erklärte Snape völlig unbeeindruckt.

„Du bist auf dem richtigen Weg, Severus.“
 

Der Hauslehrer Slytherins rollte vielsagend mit den Augen: „Wollen Sie mich ärgern oder erlösen Sie mich nun endlich aus meiner Unwissenheit? Sie vergeuden meine Zeit...“

„… die ich dir geschenkt habe, Severus! Denk daran...“, erinnerte Dumbledore seinen Angestellten belehrend. Snape widersprach nicht, da er ja leider Recht hatte und der selbst erklärte Halbblutprinz noch immer für seine schwerwiegenden Sünden büßen musste.

„Dann seien Sie so freundlich mich aufzuklären...“, brachte Snape zähnekirschend in angedeuteter Ungeduld hervor.
 

„Also schön. Du hast sicher mitbekommen, dass wir neue Schüler haben.“

„Ach, tatsächlich? Um Ihre ausgeprägte Auffassungsgabe beneide ich Sie vollkommen, Headmaster...“, kommentierte die düstere Kerkerfledermaus grimmig aber in deutlichem sarkastischen Tonfall.
 

„Lass mich doch erst einmal Ausreden Severus, haha. Dir ist sicherlich nicht entgangen, dass eine gewisse Evans von nun an die Schule besucht, ja?“ Der Tränkemeister erhob vielsagend eine Augenbraue. Darauf lief es also hinaus? „Ihr Name mag zwar Zufall sein, Severus… aber ich habe das Gefühl es steckt da mehr dahinter. Ihr Vorname ist schon recht verdächtig.“
 

Nun wurde Snape rot vor Zorn: „Wollen Sie mir etwa unterstellen, dass…?!“

„Aber, aber Severus… Ihre Augen erinnern mich und dich sicherlich auch an ihre Namensvetterin- wenn nicht gar Namensgeberin.“
 

„LÜGEN SIE NICHT! Lily starb in jener Nacht und nur der Potter Bengel hat bekanntlich überlebt. Niemand sonst befand sich in dem Haus! Und selbst falls es stimmen sollte… wieso sollte ausgerechnet Lily eines ihrer Kinder nach jemanden wie MIR benennen wollen- das ist purer Zynismus…!!!“, entkam es aufgebracht von dem erzürnten Zaubertränkeprofessor sichtlich unerfreut wohin sich das Gespräch entwickelte. Der düster gekleidete Lehrer atmete einmal tief durch um nicht komplett durchzudrehen. „Andererseits stimmt es auch, dass 'Lily Severus' kein Name ist den man tagtäglich hört… aber es kann ein äußerst bösartiger Zufall gewesen sein- Ironie des Schicksals wenn man so will.“
 

„Ich vermute lediglich, Severus. Das ist ein Unterschied. Aber ja, du hast Recht. Wir wissen beide gut genug, dass allein die Familie Potter, sprich: Lily, James und Harry in ihrem Haus in Godrics Hollow zu jener Zeit gelebt haben… Und doch schließt es nicht vollends aus, was uns unmöglich erscheint, Severus. Vielleicht gab es irgendetwas wovon wir nichts hätten erfahren dürfen? Wer weiß...“
 

„Sie wissen es aber nicht und mutmaßen leichtfertig ohne Beweise, die Ihre Vermutungen bestätigen könnten...“

„Aber auch nicht entkräften...“, konterte Dumbledore. Snape knurrte finster. „Und du willst alle positive Möglichkeiten ausschließen nur um womöglich eine Wahrheit zu verdrängen, Severus...“

„Albus!“
 

„Nun wie dem auch sei… Kommen wir endlich zum Wesentlichen. Ich bin einfach neugierig. Das Kind sieht dir und Lily ziemlich ähnlich, das musst selbst du zugeben. Gerade dir scheint sie wie aus dem Gesicht geschnitten zu sein- bis auf die Augenfarbe, die denen von Harry gleichen.“
 

„Ja und? Das hat noch lange nichts zu bedeuten. Wollen Sie mir etwa unterstellen, dass ich ein Kind habe ohne zu wissen wie und wann das passierte?! Sie und ich wissen doch genau: ich habe keine Kinder! Und wie Kinder entstehen wissen Sie doch hoffentlich auch noch...“
 

„Und deswegen sollte es doch für dich kein Problem darstellen, Klarheit zu schaffen. Ein für alle Mal. Dann hast du deine Ruhe und die Sache wäre endgültig aus der Welt geschafft. Ein Ahnentest dürfte die Wahrheit ans Licht bringen. Spricht etwas dagegen, Severus?“, schlug der weise Zauberer geduldig vor.
 

Der Hauslehrer Slytherins zögerte noch nachdenklich. In der Tat sprach nichts dagegen, sondern vielmehr dafür. Schließlich hatte Severus nichts zu verbergen, da war er sich sicher: „Das lässt sich durchaus einrichten, Headmaster.“

„Dann ist das ja geklärt… Aber ganz unter uns...“, flüsterte der Schulleiter ganz vertraulich zu seinem Angestellten. „Mich würde das Ergebnis, und sei es auch nur negativ… dennoch brennend interessieren...“
 

Fassungslos sah der selbsternannte Halbblutpriz den weißbärtigen Zauberer an. Das konnte doch einfach nicht wahr sein?! Wieso nur schienen alle in so heller Aufruhr nur wegen einer Göre, die zufällig Ähnlichkeiten mit ihm hatte? Empört über diese Aussage erklärte Snape dieses Gespräch für beendet und eilte ohne weiteren Wortes misslaunig aus dem Büro des Direktors.
 

~
 

Der Zaubertrankunterricht begann gleich am nächsten Morgen in den ersten beiden Stunden. Dieses Jahr hatten die Gryffindors gemeinsam mit den Ravenclaws gemeinsam Unterricht in diesem Fach. Lily Severus traf auf dem Weg in die Kerker Ginny und wurden ein Stück von Harry, Ron und einem brünetten Wuschelkopf begleitet. Schweigend und ganz unauffällig hatte sich die Schwarzhaarige der Gruppe angeschlossen, in dem sie einfach nur nahe hinter ihnen herlief mit ihrem dicken Tränkebuch vor der Brust tragend.
 

Auch als sich das Gryffindor Trio von Ginny verabschiedeten bewahrte die Evans noch den Abstand zu der Weasley. Als die Rothaarige jedoch abrupt stehen blieb, lief die Ravenclaw versehentlich in sie rein. „E-entschuldige“, entkam es ihr auch sofort. Sie war etwas unvorbereitet gewesen und anscheinend unachtsam, wenn man jemand so nahe hinterher lief. Ginny drehte sich sofort um und grinste ihre Mitschülerin breit an: „Macht doch nichts. Ich dachte schon, dass mir jemand folgt... ein wenig unheimlich muss ich zugeben. Aber erst einmal guten Morgen, Lily Sev.“
 

Lily wollte sofort etwas erwidern und öffnete den Mund leicht, aber die Worte wollten nicht so recht aus ihrer Kehle kommen, deswegen fuhr Ginny lachend fort: „Warum so zurückhaltend? Lauf doch einfach neben mir, anstatt hinter mir her. Wir Löwen beißen nicht.“ „J-ja, entschuldige. Ich werd es mir merken, Ginny“, erwiderte die Ravenclaw, die sich wieder gefasst hatte.
 

„Das freut mich. Und nun ab zum Unterricht- ich habe gehört, es bringt sieben Jahre Pech wenn man zu Professor Snapes ersten Unterrichtsstunde zu spät erscheint.“ Damit hakte sich das kleine unbeschwerte Mädchen aus dem Hause Gryffindor in Lilys Arme ein und zog die sichtlich Überraschte einfach mit sich...
 


 

Nachdem der Hauslehrer Slytherins seine alljährliche Vorworte zu seinem Unterricht gebracht hatte, lies er auch schon kurz darauf seine Schüler zu spüren wie wenig er von ihnen hielt. Wie es der aufmerksamen Lily auffiel hakte er sehr gerne auf die Gryffindors herum, als hätte er eine persönliche Blutfehde mit diesem Haus.
 

Mit ernsten Blick und leicht zur Seit gelegten Kopf hörte sie wie er durch die Reihen ging, sich vor den Erstklässlern aufbaute und die Schüler direkt ausfragte und mit zynischen Kommentare sie zu verunsichern versuchte- das Fürchten haben sie ja jetzt alle schon gelernt. Ruhig horchte Lily weiter, innerlich den Kopf schüttelnd und notierte sich natürlich die richtigen Antworten auf die Fragen ihres fiesen Lehrers.
 

Auch beim Brauen ihres ersten Rezeptes war es bis auf die köchelnden Kessel totenstill in der Klasse. Lily war gerade dabei einige Zutaten nach Vorgaben im Buch zu zerschneiden, als sie und die gesamte Klasse erneut aufhorchen mussten. Ihre Blicke wanderten zu Ginny und Snape, der hämisch grinsend auf die Weasley zugeschritten kam. Die Rothaarige schien sich zu bemühen ihren missglückten Trank zu korrigieren. Doch ihr düsterer Lehrer tat ihr nicht den Gefallen, soweit zu kommen- er provozierte stattdessen ein klägliches Versagen für Gryffindor und führte dies an Ginny vor.
 

„Äußerst bedauerlich, dass in meiner Klasse immer Schüler sitzen, die nicht einmal des Lesens mächtig sind. Weasley... erkläre deinen Fehler der Klasse.“ Die Rothaarige hatte einen Kloß im Hals. Die Aufmerksamkeit der Mitschüler lagen auf ihr, was ihr ebenfalls mehr als nur unangenehm war. Mit zittrigen Lippen versuchte sie zu einer Antwort anzusetzen, doch es gelang nicht. Die dunkle Stimme der Fledermaus klang sehr bedrohlich, dazu musste er nicht einmal seine Stimme laut erheben.
 

Allein die Schärfe des Untertons genügte um seine Gegenüber in Angst zu versetzen: „Die Haufen Dummköpfe von Schülern meinen auch jedes Jahr, ohne ordentliche Vorbereitung in meinem Unterricht erscheinen zu müssen, als wäre die Hohe Kunst des Zaubertrank brauens eine Leichtigkeit... diese widerwärtige Überheblichkeit, diese anmaßende Arroganz von minderbemittelteden unerfahrenen Banausen dulde ich hier nicht. Die werde ich jedem der hier Anwesenden garantiert austreiben. Ich rate dir dringend eine Brille zuzulegen, oder eine Lesenachhilfe...“
 

Die schwarzen Augen haben Ginny nicht für eine Sekunde verlassen. Mit einem Schwenk seines Zauberstabes zauberte der finstere Zaubertrankprofessor die Brühe aus Ginnys Kessel weg. „Noch mal anfangen, Weasley. Diesmal genau nach dem Buch arbeiten!“ Ginnys Blick verdüsterte sich und sie musste drohende Tränchen unterdrücken. Musste sie also wieder alles von vorne machen...? Dabei hatte Ginny doch noch versucht den Trank zu retten... ohne jede zweite Chance hatte er einfach ihre Brühe weggezaubert und sie somit für zu dämlich erklärt dieses Problem selbst zu lösen.
 

Doch Lilys scharfe Adleraugen entging es nicht und fixierte darauf ihren Lehrer finster, fast schon abfällig an. Was war das denn bitte für ein Lehrer? So. Ein. Arsch... Lily, war zwar selber kein Überflieger beim Brauen ihres ersten Trankes, aber sogar sie wusste, dass Ginnys Trank noch nicht ganz verloren gewesen war- man hätte nur eine neutralisierende Zutat hinzugeben müssen, damit man mit der angefangenen Brühe weiter arbeiten konnte.
 

So ein fieser Schuft!
 

Lilys finsterer Blick erdolchte weiterhin den ihr zugewandten Rücken des mies gelaunten Professors. Aber zur Überraschung der kleinen Ravenclaw merkte dies auch der Zaubertränkemeister ohne sich umzudrehen: „Was starrst du deinen Lehrer so feindselig an? Hast du keine Aufgabe, der du nachgehen musst, Evans?“ Der verächtliche Hohn im Klang seiner Stimme bereitete jedem Schüler sofort Gänsehaut.
 

Die Schwarzhaarige schwieg auch dann als Snape sich vor ihr aufgebaut hatte und beide sich böswillig anfunkelten. Die grünen Seelenspiegel blickten direkt in Snapes onyxfarbenen. Seine Mundwinkel verzogen sich immer weiter nach unten je länger Lehrer und Schülerin aneinander anschwiegen. „Werd. Nicht. Frech!“, erklang es äußerst streng zurechtweisend, auf einer sehr ruhigen und doch bedrohlich düsteren Art. Die schwarzhaarige Ravenclaw musste sich zügeln auf seine Gehässigkeit einzugehen. Das würde ihre Situation nur umso mehr verschlimmern. Aber ein 'Ja, Sir' zeigte nur feige Unterwürfigkeit. Sie war zwar nicht die Mutigste, aber Unterwürfig war sie genauso wenig.
 

„Evans... heute Abend in meinem Büro...“, schnarrte der Lehrer und wandte sich dannn auch mit Genugtutung wieder von ihr ab. Wieso nur, war sich Lily sicher, das diese Fach nicht ihr liebstes werden würde?
 


 

„Ich hasse Zaubertränke jetzt schon... so ein mieser...“, fluchte Lily Severus leise nach dem Unterricht und packte ihre Sachen zusammen.

„10 Punkte Abzug von Ravenclaw wegen Beleidigung!“, hörte die Evans noch hinter sich sagen bevor sie die Klasse verlassen hatte. Toll... gute Ohren schien ihr Lehrer wohl auch noch zu haben. Das würde noch ein Spaß werden sich mit so einem Kerl als Lehrkraft auseinander setzen zu müssen.
 


 


 

„Ist alles okay, Ginny“, fragte Lily Severus vorsichtig nach, als sie die Rothaarige eingeholt hatte. Das arme Gryffindormädchen brummte beleidigt vor sich hin. „Hey... nimm es dir nicht zu Herzen. Es war seine Schuld. Ich weiß, du hättest es hinbekommen deinen Trank zu korrigieren“, versuchte die Schwarzhaarige das andere Mädchen zu trösten. „Ich kann dir versichern, ich mag das Fach seit Beginn des Unterrichts nicht.“
 

„Es ist nicht deswegen, Lily Sev... Ich mag ja das Fach an sich... es ist interessant und auch fordernd. Ich hasse nur den Lehrer... ich meine wer stellt schon so einen Fiesling ein?“, antwortete nun die kleine Rothaarige. Nun kullerten die ersten kleinen Tränen über die Wangen der Weasley: „Er hasst mich...“
 

„A-aber nicht doch! Du hast doch sicher auch gemerkt, dass er sich anderen Schülern ebenso... ungehobelt verhält. Ich vermute, dass er nicht dich speziell beleidigen wollte, sondern Gryffindor selbst. Verstehst du?“, erklärte sofort die Evans ihre eigenen Gedankengänge und aus den Beobachtungen schließend. Sie wurde von Ginny jedoch nur fragend angeschaut: „Meinst du...“
 

„Ich bin mir da sicher, Ginny. Er hat überwiegend Gryffindor-Schüler gedemütigt... bei dir hat er lediglich eine Chance gesehen euch eines auszuwischen. Ich weiß auch nicht warum er das tut, aber anders kann ich es mir nicht erklären.“ Die Weasley schien noch nicht gänzlich überzeugt, nickte aber: „Ron hatte mir schon ähnliches erzählt... Snape sei sehr parteiisch seinem eigenen Haus gegenüber und mag alle anderen Häuser nicht. Aber, dass er so schlimm ist habe ich mir nicht vorstellen können“, schluchzte sie.
 

„Stimmt, die Freundlichkeit in Person ist er nicht...“, munterte Lily Severus ihre Mitschülerin auf. Nur sehr zaghaft legte Lily einen Arm um ihre neue Freundin und hielt sie tröstend fest. Dieses mal hatte sie sich überwunden. Eine traurige Ginny sah sie selber echt ungern, es tat ihr dann selber weh sie so zu sehen. „Aber immerhin, bist du noch heil davon gekommen. Ich habe ihn nur blöd angesehen und schon brummt er mir prompt Nachsitzen auf. Glaube mir, ich freue mich echt nicht.“
 

Ein leichtes Lächeln konnte sie der Gryffindor entlocken, was sie selber auch mehr lächeln ließ. „Abgesehen von alledem, du hast doch noch zeitig geschafft deinen Trank zu brauen. Ich bin mir sicher, er muss dir dafür eine gute Note geben!“

„Du übertreibst jetzt Lily“, scherzte nun auch die wieder beruhigte Ginny ernstlich aber freundschaftlich mit ihrem Ellenbogen in deren Seite stoßend. Mit besserer Laune begaben sie sich zu ihrem jeweiligen Anschlussunterricht...
 

~
 


 

Es wurde bereits Abends und Lily seufzte, ausgestreckt im Bett auf dem Rücken liegend. Ihr erstes Nachsitzen und das bereits in der ersten Schulwoche. Das Schuljahr fing ja schon einmal gut an, dachte sie ironisch. Und obwohl sie bereits ihre Schulrobe abgelegt hatte und keine Lust verspürte ihren schrägen Lehrer von heute morgen wiederzusehen, so zwang sich sich wieder aufzusetzen...
 

Benötigte sie ihr jetzt noch ihre Schulrobe? Der Unterricht für den heutigen Tag war vorbei... Aber sie trat einem Lehrer unter die Augen. Und die grau-schwarze abgetragene Kleidung förderte nicht zwingend den Respekt zwischen Lehrer und Schüler, obwohl es ihr ja herzlich egal war- besonders so einem Grobian von einem Lehrer gegenüber. Aber andererseits wollte sie weiteren Stress mit ihm vermeiden.
 

Die altabgetragenden Kleidungen würden vermutlich seine Augen beleidigen, vermutete die Ravenclaw. So wie sie ihren finsteren Zaubertranklehrer einschätzte, würde er sicherlich nicht erfreut sein sie so zu sehen. Womöglich gab er unschöne Kommentare ab. Da die Ärmel ihres ausgeleierten Pullies das größte Problem waren entschied das Mädchen sich nur den Schulumhang umzulegen. Alles andere wirkte wenigstens halbwegs anständig. Ohne sich weitere Gedanken zu machen lief sie aus ihrem Schlafbereich durch den Gemeinschaftsraum an den anderen Schülern vorbei und eilte schon in Richtung Kerker...
 


 

Nach elendlich langen Treppen absteigens kam die junge Evans auch schon zu dem gewünschten Raum an und klopfte kräftig gegen die schwere Kerkertür, die zu Snapes Büro führte. Mit kontrolliertem Blick hörte sie wie das Schloss aufgeschlossen wurde und sich die Tür zunächst spaltweise und dann etwas weiter geöffnet hatte um sie einzulassen, als der Lehrer seine Schülerin erkannte.
 

Snape musterte stumm seine Schülerin skeptisch, als würde ihm ihre Kleidung nicht sonderlich behagen, aber er äußerte sich nicht weiter dazu und ließ sie eintreten.

„Komm. Ich habe einen Auftrag, der uns beide betrifft.“, verkündete er auch schon alsbald unterkühlt wie die Temperaturen in den Kerkern.

Sie sah ihn einfach nur an.
 

„Befehl vom Headmaster...“, fügte der düstere Lehrer brummig hinzu. „Nun guck nicht so dumm aus der Wäsche sondern folge mir. Ich möchte das hier so schnell wie möglich hinter mich bringen...“
 

Damit zerrte er sie grob mit sich in sein privates Labor hinter einer weiteren Tür und ein paar weiteren Treppen herabsteigend. Neugierig sah sie sich um, doch Snape holte sie schnell wieder in die Gegenwart zurück: „Ich werde dir gleich ein paar Tropfen Blut entnehmen, sobald die Vorbereitungen getroffen sind. Rühr dich solange nicht vom Fleck und fass ja nichts an!“ Die Schwarzhaarige nickte gehorsam und verhaarte an ihrem Platz eine Weile lang.
 

Sie sah zu wie ihr Professor schnell und doch geschickt ein Pergamentrolle aufrollte und einige in Gläschen verschlossene Flüssigkeiten von verschiedenen Schränken hervorholte und sie aufbereitete. Noch einige Zutaten fand er zusammen und arbeitete an seinem bereits köchelnden Kessel weiter, der anscheinend einen fast fertigen Trank enthielt. Er fügte geordnet und höchst konzentriert einige der Zutaten und der Flüssigkeiten hinzu und rührte ein wenig.
 

„In drei Minuten sollte alles fertig ein“, sprach er murmelnd zu sich selber. „Nun zu dir, Evans. Krempel einen Ärmel hoch, ich benötige etwas Blut von dir. Das dürftest du doch wohl noch alleine schaffen können, oder?“ Ohne weiter auf seine provozierende Bemerkung einzugehen kam sie seiner Aufforderung nach. Unsanft spürte die junge Ravenclaw auch schon wie ihr Lehrer ihr einige Blutstropfen abzapfte und genauestens abgestimmt in den kochenden Kessel beifügte.
 

Das Testverfahren lief im allgemeinen ohne nennenswerte Zwischenfälle ab, nur die gefühlte Ewigkeit Wartezeit nagte Snape an den Nerven. Auch zwei Minuten konnten sich noch wie eine Ewigkeit anfühlen...

„Was …?“, Lily Severus sah erneut neugierig in Richtung des brodelnden Kessels.

„Das ist etwas das sich umgangsprachlich als 'Ahnentest' bezeichnen lässt. Es gibt zwar eine einfachere Variante, aber die steht uns heute leider nicht zur Verfügung. Frag nicht weiter- mach einfach das was ich dir sage. Mehr musst du nicht wissen...“, raunte der Tränkemeister genervt.
 

Fragend sah Lily ihn an, schwieg jedoch, obwohl sie gerne das 'wozu' erfragt hätte. Wieso interessierte es ihn, wer ihre Ahnen waren? Wer ihre Eltern waren…? Nur eine Vermutung schoss sofort in ihrem Kopf, doch die schien zu unwahrscheinlich um zu stimmen. Aussprechen tat sie nichts, sagte aber nur feststellend: „Dann wollen wir also herausfinden wer meine Eltern sind?“
 

„Halt endlich deine verdammte Klappe du dämliches Balg! Ich möchte nicht noch einmal eine Stunde lang diese blöden Trank brauen müssen!“, fuhr er sie ungehalten an. Seine Geduld war bereits am Ende. Nun schwieg sie auch den Rest der Zeit. Als der Trank vollbracht war, ließ Snape wenige Tropfen auf das Pergament fallen. „In zehn bis fünfzehn Minuten wird das Ergebnis sichtbar. Bis dahin kannst du im Büro einige Zutaten neu ordnen...“ Und damit zog er sie wieder in sein Büro hoch und überließ sie ihrer Aufgabe. Er selber setzte sich an seinen Pult und fing an in einem seiner Fachbücher zu studieren...
 


 

Als dann das Ergebnis endlich erschien, erbleichte der sonst so kühle und strenge Lehrer so deutlich, dass man es auch an seinem üblichen fahlem Gesicht hatte mühelos erkennen können. Der Test war rechtens und vollkommen perfekt ausgeführt worden und damit war eine Fehlanalyse ausgeschlossen. Aber wie konnte das sein?
 

Es schien zwar offensichtlich... aber nun hatte er auch die Gewissheit. Oh Merlin sei verflucht! Wieso nur hatte er sich von Dumbledore aufschwatzen lassen diesen Test zu machen? Jetzt wünschte er sich nichts sehnlicher, niemals vom Ergebnis erfahren zu haben...
 

Es stand nun schriftlich, dass er, der stolze Zaubetränkemeister und Meister der Dunklen Künste und Verteidigung Severus Snape tatsächlich der leibliche Vater von diesem kleinen Möchtegern Abklatsch von ihm war. Severus war wie vom Blitz getroffen als er mehrfach das Ergebnis gelesen hatte. Klar wirkte das hagere Kind vielleicht auf dem ersten Blick wie eine Jungversion seinerselbst... aber die Tatsache, dass sie tatsächlich sein eigen Fleisch und Blut schimpfen konnte brachte den sonst so gefassten Snape aus dem Konzept- das schaffte so gut wie nichts und niemand sonst, abgesehen von Dumbledore natürlich...
 

Auch dem Mädchen fielen fast die Augen raus, als sie neugierig mitgelesen hatte. „S-Sie sind... mein Vater, Professor?“ Sie wusste nicht was unheimlicher war. Snape als Lehrer zu wissen mit dem sie außer Äußerlichkeiten nichts gemein hatte, oder dass eben dieser ihr Erzeuger war? Es grauste ihr.

„Du. Wirst. Darüber. Schweigen... Hast du mich verstanden?“, drohte der 'frisch gebackene' Vater finster.

Lily Severus schluckte heftig.

Dann wurde sie auch schon aus unsanft aus seinem Büro hinausgeworfen.
 

Snape versank ungläubig in seinem Bürostuhl... und betrachtete zum gefühlt millionsten Male das Ergebnis.. Es war erschreckend und eine böse Überraschung plötzlich ein Kind zu haben, aber noch furchtbarer war die Wahrheit wer dessen Mutter war! Darauf verzog sich Severus' Herz schmerzlich zusammen... nein.. warum konnte dies kein böser Traum sein? Einer der vielen Albträume, die ihn sonst auch des öfteren plagten und aus denen er immer erwachte... warum konnte dies auch heute nicht so sein?
 

~
 


 

Stürmisch betrat der dunkle Zaubertränkemeister das Büro des amtierenden Schulleiters mit einer alles anderen als erfreuten Miene. „Wann genau wurde das Mädchen geboren?!“, verlangte er auch schon mürrisch unverzüglich zu wissen. Die hektische fast panische Reaktion von seinem Angestellten überraschte Dumbledore ein wenig.
 

Dieser bedeutete seinen Gegenüber mit den Händen sich erst zu beruhigen: „Nun beruhige dich erst einmal, Severus... Eins nach dem anderen. Nun, wie stehst du zu ihr? An deiner nicht großen Begeisterung kann ich es mir denken...“ Kaltherzig warf Severus Snape dem Schulleiter das gewünschte Pergament mit dem Ergebnis auf dessen Schreibtisch ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Mit erhobener Augenbraue schaute der Weißbärtige seinen Angestellten an und nahm den Ahnentest und las es.
 

„Oh. Das ist in der Tat sehr überraschend... und erfreulich auf einer gewissen Art. Meinen Glückwunsch zur Vaterschaft, Severus.“

„Das beantwortet mir noch lange nicht die Frage!“, fauchte Snape ungemütlich.

„Na, ich frage mich aber tatsächlich wie du das fertiggebracht hast, Severus... du und Lilys Mutter, ohne das du etwas davon wusstest... hmm. Interessant.“

„Albus!“, bellte Snape düster.
 

„Ah, verzeih, verzeih... ich schweife ab, nicht? Dann wollen wir einmal sehen...“ Der Schuldirektor suchte aus seinen Unterlagen die entsprechende Schülerakte und musste eine große Überraschung feststellen, was ihn die Augenbrauen in die Höhe schießen lies.
 

„Dürfte ich das auch endlich erfahren, Headmaster?“, knurrte der Hauslehrer Slytherins ungedudig. Fast schon großväterlich lächelnd sah er zu Severus auf: „Gibt es denn ein schöneres Geburtstagsgeschenk als ein neues Leben?“ Snapes Augen verschmälerten sich einen Augenblick grübelnd was er meinte. Aber auch er begriff dann schließlich was er meinte.
 

„Das ist jetzt nicht Ihr Ernst?“ Dumbledore nickte beherzt. „Am 09. JANUAR 81*???! Wenn ich mich nicht verrechne, ist das doch viel zu früh! Albus! Sie müsste wenn schon, erst im April oder Mai des Jahres 81 geboren werden... Wie ist es überhaupt möglich, dass sie...? Sie sieht zwar etwas zu hager aus, scheint aber dennoch bei bester Gesundheit zu sein...“
 

„Wunder gibt es, Severus... auch wenn das wirklich hochgradig seltsam ist, da bin ich ganz bei dir. Ich bin zwar kein Meister in diesem Fach, aber ich würde behaupten, dass sie zu diesem Zeitpunkt anscheinend bereits soviel Magie in sich beherbergte, dass dies sie noch am Leben erhielt. Wahrscheinlich auch eher gerade mal so. Für gewöhnlich ist das nicht so... zumindest ist mir kein Fall bekannt, das magische Kinder schon in diesem Stadium soviel Magie besäßen. Und wenn man sich ihre Eltern ansieht, beide sehr magiebegabte und äußerst talentierte Zauberer und Hexe, würde es mich nicht groß wundern, Severus. Aber gerade deswegen müssen wir sie genau Beobachten. Diese Geburt könnte Langzeitschäden zu gegebener Zeit erst hervorrufen- nicht selten tödlich bei magischen Frühgeburten.“
 

Severus war noch nie so oft in Schockstarre verfallen wie an diesem Tage. Na großes Unheil aber auch...

„Sie meinen...?“

„Nun geh nicht gleich vom Schlimmsten aus, aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen. Es können auch 'einfachere' Symptome sein, wie körperliche Einschränkungen, wie nicht gänzliche Fortbildung ihrer Geschlechtsfunktionen.“
 

„Unfruchtbarkeit?“

Dumbledore nickte: „Ja, oder andere weibliche Wesenszüge bilden sich nicht so aus wie sie sollten, oder aber mentale Probleme könnten eintreten... und schlimmsten Falls treten körperliche und mentale Probleme auf. Auch wenn sie heute noch wie ein normales Kind wirkt, kann es morgen schon ganz anders sein.“
 

Severus' wollte noch etwas sagen, aber außer einem leicht geöffneten Mund brachte er nichts zustande. Die Blässe in seinem Gesicht konnte sich an diesen Tage echt wie ein Gespenst vergleichen lassen. Erst wurde ihm heute offenbar, dass er Vater eines Kindes war, und dann kam auch zugleich die Hiobsbotschaft, das es womöglich Tod-kränklich war. Unheil noch eins... , das war eindeutig zuviel für einen ersten Schultag...


Nachwort zu diesem Kapitel:
*Ja, Knder können auch am selben Tag geburtstag haben wie ein elternteil. Ich bin ein Besipiel dafür und habe am selben tag geburtstag wie meine Mutter. Und da Lily Severus mich ein wenig wiederspiegelt denke ich passt es gut in die Geschichte rein. Komplett anzeigen

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