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Das Herz der Drachen

Wiedersehen
von
Koautor:  MAC01

Vorwort zu diesem Kapitel:
Als danke und eure Treue zu unserer Yugi FF hier ein besonderes Bonus.
MAC und ich haben uns entschieden euch einen
Adventskalender zu schenken mit 24 Kapiteln.
Für jeden Tag eins. Viel Spaß beim lesen.

LG
Onlyknow3
MAC01 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sorry das ich jetzt erst Uploade, aber hatte Besuch und konnte nicht ON kommen.
Hoffe ihr habt trotzdem noch spaß an den 10ten Türchen.

LG
Onlyknow3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Diese Kapitel ist unserer Kikono-chan gewidmet.
Ihre witzigen Kommis sind der Grund dafür.

LG
Onlyknow3
MAC01 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So meine lieben Leser/inen, der endspurt
noch drei Tage bis Heiligen Abend.
Noch drei Türchen, es wird spannend.

LG
Onlyknow3
MAC01 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Auch hier ein sorry für das späte Post, der Tag war lang und Anstrengend.
Danke für Euer verständnis.
Viel Spaß beim lesen mit Türchen 22.

LG
Onlyknow3
MAC01 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wir wünschen allen unseren Lesern und Kommi schreibern, so wie denen die nur lesen.
Frohe Weihnachten, kommt gut über die Feiertage.
Man liest sich, und nun viel freude am Türchen 24.

LG
Onlyknow3
MAC01 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Zum Krönenden Abschluss des Adventskalenders, und als absoluter Schluss.
Haben wir noch einen Epilog geschrieben.
Wir wünschen euch noch viel Spaß, beim lesen noch.
Denkt bitte dran das Mexx umzieht, das die Webseite dann Offline ist.

LG
Onlyknow3
MAC01 Komplett anzeigen

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Wiedersehen

Kapitel 01 - 01. Dezember: Wiedersehen
 

In Domino City lagen die Temperaturen schon seit Tagen unter dem Gefrierpunkt und kündeten davon, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis der erste Schnee fiel. Obwohl die Weihnachtswaren, wie Lebkuchen, Spekulatius und Dominosteine, seit September in den Supermärkten angeboten wurden, war es doch der Weihnachtsmarkt, worauf sich die Menschen in der fünfte Jahreszeit freuten.
 

Der Weihnachtsmarkt wurde immer auf demselben zentralen Platz aufgebaut und verwandelte den sonst so freiläufig wirkenden Platz in eine verwinkelte und irrgartenähnliche Gassenlandschaft. Jeder Stand bestand aus einer kleinen, hölzernen Hütte, deren Auslage reichlich mit Tannengrün und Lichter dekoriert worden waren. Im Zentrum des Weihnachtsmarktes wurde jedes Jahr eine prachtvolle, völlig überdimensionierte Tanne aufgestellt, die dann üppig geschmückt wurde.

Vor der Tanne stand traditionellerweise ein klassisches Kinderkarussell mit hölzernen, kunstvoll geschnitzten Holzpferden. Diese bewegten sich unermüdlich zu weihnachtlich lauter Musik im Kreis auf und ab. Während die Kinder laut jauchzend auf dem Karussell ihren Spaß hatten konnten sich ihre Eltern an den umstehenden Stände an den kulinarischen Köstlichkeiten dieser Jahreszeit erfreuen. Je weiter man sich vom Zentrum des Marktes nach außen bewegte, desto weniger wurden die Imbissstuben und machten Platz für Stände mit Schmuck, weihnachtlichen Deko-Artikel, kunstvoll gezogene Kerzen oder Dienstleister, wie den Glasgraveur.

Man fand auf dem Markt alles was man brauchte oder nicht brauchte und einen in irgendeiner Weise in weihnachtliche Stimmung versetzte!
 

Joey schlenderte gemütlich über den Weihnachtsmarkt, durch die Menschenmasse, die sich trotz der kalten Temperatur hier tummelten, von Stand zu Stand. Er war gerne hier! All die mehr oder weniger zufälligen Begegnungen zwischen den Menschen, die angebotenen Waren, die feierliche Musik, die blinkenden Lichter und nicht zuletzt die zahlreichen Gerüche ließen jeden Besuch zu etwas Besonderem werden. Vor allem inspirierten all diese Eindrücke den Blonden immer wieder für seine Arbeit als Mediengestalter.

Nachdem er vor drei Jahren mehr schlecht als recht die Schule abgeschlossen hatte, hatte er das Glück gehabt eine kleine Firma zu finden, die ihm die Chance einräumte ihn in seinem Traumberuf auszubilden. Erst im Sommer hatte er diese Ausbildung mit Bestnote abgeschlossen und er wäre damit mehr als zufrieden gewesen. Doch dann war sein Chef auf ihn zugekommen und hatte ihn gefragt, ob er nicht an einem dualen Studium zum Mediendesigner interessiert wäre.

Duales Studium... das hieß, dass Joey an drei Tagen in der Woche in der Uni saß und zwei Tage in der Firma arbeiten konnte. Er verdiente weiterhin Geld, bekam das Studium von seinem Arbeitgeber bezahlt und sein Arbeitsplatz war während der Dauer des Studiums sicher. Das war mehr, als er sich je hätte erträumen konnte.

Anders als die Prognosen es hervor gesagt hatten, war er nicht in der Gosse gelandet und musste sich mit Aushilfsjobs über Wasser halten! Alles lief Bestens...
 

Als er seinen letzten Einkauf in einer Tüte verstaute und sich durch die Menschenmenge weiter schieben wollte, stieß jemand gegen ihn. Erschrocken hob Joey seinen Kopf und wollte sich schon entschuldigen, als er erkannte gegen wen er gestoßen war: Vor ihm stand Seto Kaiba! Für einen Moment setzte Joey's Herz aus, bevor es um so heftiger wieder zu schlagen begann. Der andere blickte mit seinen eisblauen Augen zu ihm herab und auf einmal fühlte sich der Blonde, wie damals in der Schule: Wertlos und dessen nicht würdig!

"Hey Joey!" hörte er eine ihm bekannte, freudig Stimme, als ein Teenager neben den CEO der Kaiba Corp trat. Er reichte Seto bis zur Schulter und trug sein schwarzes Haar mittlerweile kurz geschnitten. Mokuba! Man war der Kleine in die Höhe geschossen!

"Hallo Mokuba!" grüßte Joey mit einem aufgesetzten Grinsen. Dann nickte er dem jüngeren Kaiba verabschiedend zu, wandte sich um und versuchte in der Menschenmenge unterzutauchen.
 

Als er endlich den Ausgang des Weihnachtsmarktes erreicht hatte konnte er nicht anders als loszulaufen. Er lief die gesamte Strecke vom Markt zu sich nach Hause! Doch das mulmige Gefühl, dass sich in seinem Magen entwickelt hatte, als er plötzlich wieder vor Seto Kaiba gestanden hatte, wollte einfach nicht verschwinden!
 

Seto Kaiba! Niemand außer Duke Devlin hatte je gewusst, dass Joey mal in diesen arroganten, Ich-bezogenen Typen verliebt gewesen war. Schon gar nicht Mr. Jungunternehmer selbst! Umso schmerzhafter war es für ihn, dass dieser ihn niemals als gleichwertig anerkennen wollte. Egal, wie viel Mühe er sich gab oder wie gut er in Duell Monsters geworden war, niemals wurde er von ihm akzeptiert. Stattdessen kassierte er eine Beleidung und herabsetzende Bezeichnung nach der anderen von dem, dem er gerne näher gekommen wäre.

Eigentlich dachte der Blonde, dass er über all diese Gefühle hinweg wäre. In den letzten drei Jahren - seit seinem Abschluss an der Senior-Highschool - hatte er nicht einmal an den Brünetten gedacht! Anfangs war es schwer gewesen, doch er hatte es sich selbst verboten. Solange der Drachen durch seine Gedanken geisterte war da kein Platz für etwas anderes gewesen. Also hatte er sich voll auf seine Ausbildung konzentriert.

Wie konnte eine Begegnung, die nicht einmal eine Minute gedauert hatte, all diese Gefühle von früher plötzlich erneut aufleben lassen?

Leben und Veränderungen

Kapitel 02 - 02. Dezember: Leben und Veränderungen
 

Die kleine Wohnung, die Joey sein Zuhause nannte, umfasste zwei Zimmer, eine offene Einbauküche, die nur durch einen Tresen vom Wohnzimmer getrennt wurde, sowie ein kleines Badezimmer. Er wohnte noch nicht sehr lange hier, gerade mal ein halbes Jahr, doch er fühlte sich hier wohl.
 

Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er alleine wohnte. Bis vor einem halben Jahr lebte er mit seinem Vater zusammen. Klar, das Leben mit seinem alten Herrn war nie einfach gewesen. Gerade nach der Scheidung und während Joey's Schulzeit hatte der Mann sich gänzlich aufgegeben und war dem Alkohol und der Spielsucht verfallen. Nicht selten reagierte er den Frust an seinem Sohn ab und beschimpfte ihn als Totalversager.

Doch nachdem Joey die Zusage für seine Ausbildung hatte, schien sich sein Dad zu besinnen. Er hörte auf zu trinken - was gerade am Anfang enorm schwer gewesen war - und suchte keine Casinos mehr auf. Fast schien es dem Blonden, als würde sich sein alter Herr ein Beispiel an ihm nehmen.

All die bissigen Kommentare, die er früher von ihm zu hören bekommen hatte, verschwanden aus dem Alltag des jungen Mannes. Stattdessen begann sein Vater ihn zu ermutigen und seinen Stolz auszudrücken. Schließlich hatte er sogar wieder Arbeit gefunden.

Man hätte sagen können, dass es gar nicht besser hätte laufen können! Joey war glücklich endlich einen 'richtigen' Vater zu haben. Einen Vater, der sich um ihn kümmerte, ihn unterstützte und bei dem er sich immer wieder Rat einholen konnte. Doch wie so oft im Leben währte das Glück nicht lange!

Vor anderthalb Jahre bemerkte Joey das erste Mal, dass etwas nicht bei seinem Vater stimmte. Er hatte glasige, blutunterlaufene Augen und schien irgendwie neben sich zu stehen. Sein Vater hatte es mit einer Erkältung versucht zu erklären, doch das erschien Joey nicht sehr glaubwürdig. Schließlich stieß Joey auf die Wahrheit, als er unerwartet früher nach Hause kam.

Er überraschte seinen Vater dabei, wie er sich einen Schuss setzte. Erschrocken hatte der ihn nur angestarrt, während die Spritze immer noch in der Armbeuge steckte. Hatte versucht zu erklären, dass es nicht so wäre, wie es aussah. Aber Joey wollte das nicht hören. Er war zu gekränkt und enttäuscht gewesen.

Vielleicht war es diese Enttäuschung gewesen, die seinen Vater ein weiteres Mal wachgerüttelt hatte. Er ließ sich von Joey in eine Entzugsklinik bringen, um wieder clean zu werden. Der Blonde hatte diesen Schritt mit Skepsis betrachtet. Er hatte Angst, ein weiteres Mal enttäuscht zu werden. Dennoch unterstützte er seinen Vater bei der Therapie.

Kurz bevor die Therapie zu Ende war, hatte sein Vater ihn zu einem betreuten Gespräch gebeten. Joey ging davon aus, dass dieses Gespräch zu den Schritten gehörte, die ein Abhängiger im Verlauf seines Entzugs gehen musste, um wieder gesund zu werden. Doch er hatte sich getäuscht. So bitterlich getäuscht.

Sein Vater hatte ihm eröffnet, dass er Krebs hatte. Im Endstadium. Operation nicht möglich! Das hatte Joey den Boden unter den Füßen weggezogen. Er hatte damals nicht verstehen können, was ihm sein Vater sagen wollte. Und obwohl es aussichtslos war kam sein Vater der Bitte seines Sohnes nach und versuchte alles, um gegen sein Schicksal anzukämpfen. Ergriff jeden Strohhalm. Machte zwei Chemos mit. Doch sie standen auf verlorenem Posten.

Vor einem halben Jahr starb sein Vater schließlich.
 

Traurigkeit ergriff Joey, als er an seinen Vater denken musste. Das würde das erste Weihnachtsfest ohne ihn werden. Alleine! Zwar hatte er eine Einladung von Serenity und seiner Mutter erhalten, die Feiertage bei ihnen in den U. S. A. zu verbringen, aber er war unsicher, ob er sie annehmen sollte. Es war kein Geheimnis, dass er sich mit seiner Mutter seit der Scheidung nicht gut verstanden hatte.

Wenn sie sich mal sahen dauerte es oft nicht lange, bis alte Wut und Zorn bei beiden hochkam. Bei seiner Mutter, weil Joey sie so sehr an ihren Ex-Mann erinnerte. Bei Joey, weil er ihr nicht verzeihen konnte, dass sie ihn damals bei seinem Vater gelassen und mit seiner geliebten Schwester einfach weggegangen war.

Natürlich hätte er Weihnachten auch bei Yugi, Atemu und deren Großvater verbringen können. Aber sie waren längst nicht mehr so eng, wie zur Schulzeit. Noch immer waren sie befreundet und wenn sie zusammen unterwegs waren, kam es Joey vor, als hätte sich nichts geändert. Aber der Kontakt war doch weniger geworden. Und irgendwie fühlte sich der Gedanke, Weihnachten bei den Mutos zu verbringen falsch und wie ein Verrat an seinem Vater an.

Und dann gab es da noch Duke! Duke und er... nun ja, das war kompliziert. Oder auch nicht? Sie waren Freunde und wenn sie sich sahen, dann kam es nicht selten vor, dass sie miteinander im Bett landeten. Es war nicht so, dass sie zusammen waren. Aber ihre Freundschaft bot gewisse Vorzüge! Aber ob das ausreichte, um Weihnachten mit dem erfolgreichen Jungunternehmer...

Das Bild von Seto zog sich durch seine Gedanken. Der Blick, den er ihm gestern zugeworfen hatte war anders gewesen, als zu ihrer Schulzeit. Damals lag in dem Blick des anderen nichts außer Spott und Hohn. Niemals auch nur ein Funken Anerkennung. Aber in dem Blick gestern... Joey konnte nicht sagen, was sich geändert hatte, aber da war keine Spur mehr von Spott und Hohn zu sehen gewesen.
 

Ein schrilles Klingeln holte ihn aus seinen Gedanken zurück und er griff instinktiv nach der Eieruhr und schaltete das nervtötende Geräusch ab. Er nahm seine Backhandschuhe, öffnete den Herd und zog das Bleck frisch gebackener Kokosmakronen heraus. Der Geruch von Kokos stieg auf und ließ ihn ein zufriedenes Brummen von sich geben. Er nahm eine Makrone vom Blech und legte sie auf einen Teller, auf dem bereites von anderen Keks- und Plätzchensorten je ein Vertreter lag und darauf warteten, von dem Blonden vernascht zu werden.

Als Joey sich zum Tresen umwandte sah er die Belohnung seines Tagewerkes. Er hatte 27 verschiedene Sorten an Plätzchen gebacken, die nun langsam nach und nach auskühlten. Es hatte den gesamten Samstag gedauert, aber es war eine Tradition von ihm. An jedem ersten Adventswochenende stellte er sich in die Küche und backte seine 27 Lieblingsplätzchen. Diese verteilte er in kleinen Tüten oder Dosen und verschenkte sie an seine Freunde und an Menschen, die weniger Glück als er selbst hatte: An die Obdachlosen. Lediglich ein Plätzchen von jedem Blech hob er für sich selbst auf.

Mit sich zufrieden ging er in sein Wohnzimmer, ließ sich auf seine Couch nieder und erfreute sich an seiner Dekoration. Seine ganze Wohnung hatte er weihnachtlich mit Tannengrün, Weihnachtsternen und bunten Lichterketten geschmückt. Draußen war es bereits dunkel und so schaltete er die Lichter an seinem Fenster ein, die in verschiedenen Rhythmen immer wieder aufleuchteten. Während er sich von dem Lichtspiel fesseln ließ genoss er seine Kokosmakrone.

Verfolgungswahn

Kapitel 03 - 03. Dezember: Verfolgungswahn
 

Obwohl es Sonntag war, war Joey schon früh wach gewesen. Er konnte nicht sagen, was ihn so früh geweckt hatte, aber ihm war es nur recht! Nachdem er im Badezimmer gewesen war und deftig gefrühstückt hatte, umgeben vom herrlichen Duft der frischgebackenen Kekse und des Tannengrünes, hatte er seine Plätzchen portioniert.

Jene, die für seine Freunde bestimmt waren, füllte er in kleine, weihnachtliche Dosen. Die, die er an die Obdachlosen verschenken würde füllte er in kleine Zellophantütchen und band sie mit bunten Schnüren zu. Es war nicht viel, aber es war eine Geste, die sich Joey nicht nehmen lassen wollte.
 

Während seiner Schulzeit kam es das eine oder andere Mal vor, dass er draußen übernachten musste. Dabei blieb es nicht aus, dass er den einen oder anderen Obdachlosen besser kennenlernte. Das alles waren herzensgute Menschen, die einfach nur vom Pech verfolgt waren. Es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre Joey heute einer von ihnen. Mit dieser und anderen kleinen Gesten, wollte er sich bei diesen Männern einfach bedanken und ihnen zeigen, dass es immer noch jemand gab, dem sie wichtig waren, wenn sie es schon nicht mehr für sich selbst waren.
 

Während er seine Kekse verpackte fiel sein Blick mehr als einmal aus dem Fenster auf die dunkle Limousine, einen Nissan Maxima der siebten Generation, hinten mit getönten Autoscheiben. Warum parkte ein Oberklassenauto in einer Gegend, wie dieser? Hatte der Fahrzeughalter keine Angst, dass man ihm die Reifen unterm Arsch wegklauen könnte?

Aber das konnte ihm auch egal sein, denn es ging ihn nichts an.

Nachdem seine Kekse sorgfältig verpackt waren nahm er sich einen Zettel und einen Stift. Als er heute Morgen aufgestanden war, war für ihn klar gewesen, dass er die Einladung seiner Mutter und Serenity nicht annehmen würde. Also musste er sich nun überlegen, was er an Weihnachten für sich kochen wollte und was er dafür alles brauchte.

Zuerst kam ihm eine Gans oder Ente in den Sinn für das Essen. Doch für eine Person wäre das sicherlich übertrieben gewesen. Auf der anderen Seite konnte er das, was übrig blieb einigen Obdachlosen überlassen, die würden sich sicherlich darüber freuen. Die Liste für seinen Einkauf füllte sich rasch. Weihnachten lag dieses Jahr für Arbeitnehmer äußerst günstig. Der 24. Dezember fiel auf einen Sonntag und so entfaltete der erste und der zweite Weihnachtsfeiertag ihre gesamte Wirkung, da sie auf einen Montag und Dienstag fielen. Darauf wollte Joey vorbereitet sein.

Als seine Einkaufsliste für die Weihnachtsfeiertage fertig war überlegte er, was er wem wohl schenken sollte. Die Geschenke für Serenity und seine Mutter musste er als erstes besorgen, denn Pakete nach Amerika würden - gerade in der Weihnachtsvorzeit - mindestens drei Wochen brauchen.

Für Yugi hatte er auch schon ein Geschenk. Sein Freund hatte sich in den vergangenen drei Jahren kaum geändert und schwärmte immer noch für Schwarzen Magier von Duell Monsters. Daher hatte sich Joey vor einigen Wochen hingesetzt und ihm ein Unikat seines Lieblingsmonsters designt und auf einem größeren Format ausgedruckt. Manchmal bot es einfach Vorteile, wenn man für eine Medienagentur arbeitet. So konnte man die Drucker und Plotter nach Feierabend gelegentlich für private Zwecke nutzen.
 

Als er sich auf den Weg machte in einem nahen Einkaufszentrum, welches auch am Sonntag geöffnet hatte, seine Liste abzuarbeiten fiel ihm wieder der Nissan Maxima auf. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass die ganze Zeit offensichtlich jemand am Steuer gesessen hatte und wenn er sich nicht täuschte, erkannte er selbst auf diese Entfernung Roland!

Was tat die rechte Hand von Seto Kaiba den halben Sonntag in einem Nissan Maxima in dieser Gegend? Warum parkte er seit den frühen Morgenstunden hier und schien auf etwas oder jemanden zu warten. Vielleicht war Seto Kaiba ja endlich menschlich geworden und hatte hier irgendwo ein Liebesnest. Was er eigentlich im Scherz gedacht hatte, verpasste ihm unerwartet einen Stich. Joey wusste nicht wieso der Gedanke, dass Seto Kaiba eine Beziehung mit jemanden pflegen könnte, ihn so störte. Aber er tat es.
 

In der Mall hatte der Blonde alles gefunden, was auf seiner Liste gestanden hatte. Als er aus dem Megastore heraus kam sah er unweit an der Straße wieder den Nissan Maxima parken. Verfolgte Roland ihn etwa? Nein! Sicherlich würde er langsam paranoid werden. Also machte sich Joey auf den Heimweg, um seine Einkäufe zu verstauen. Gerade als er um die nächste Ecke gehen wollte, fiel ihm auf, dass der Wagen sich bewegt hatte. Der Abstand zu ihm war gleichgeblieben, obwohl er sich einen halben Block bewegt hatte. Joey bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.

Als er daheim angekommen war und seine Einkäufe sauber weggeräumt hatte stand er wieder an seinem Tresen blickte gedankenverloren auf die Räucherstäbchen, die vor ihm lagen, bevor sein Blick wieder aus dem Fenster fielen. Wieder parkte der Nissan Maxima gegenüber. Das bildete sich Joey ganz sicher nicht ein.
 

Am Nachmittag machte sich Joey mit dem Auto seines Vaters, welches er nach dessen Tod auf sich umgemeldet hatte, auf den Weg zum Friedhof. Er besuchte seinen Vater wöchentlich, steckte ein Räucherstäbchen in den Halter und zündete es an. Dann sprach er mit ihm. Genauso, wie an diesem Tag. Erzählte ihm, was seit seinem letzten Besuch so geschehen war und von der Begegnung mit Seto Kaiba.

Wieder spürte Joey die Trauer über den Verlust seines Vaters in sich aufsteigen. Warum hatte der Kampf gegen den Krebs nur so aussichtslos sein müssen? Sie lebten in einer Welt mit den größten technischen Wundern, aber gegen so eine Krankheit waren sie immer noch machtlos? Er spürte erneut Wut in sich aufsteigen und hatte kurz Mühe, sie wieder herunter zu schlucken. Als er sich gefangen hatte machte sich der Blonde auf den Heimweg. Am Friedhofsausgang fiel ihm erneut der Nissan Maxima auf. War Roland ihm etwa bis zum Friedhof gefolgt?

Genug war genug. Er wollte Antworten, also ging er Schnurrstraks auf die geparkte Oberklassenlimousine zu. Doch ehe er sie erreichte wurde ihr Motor gestartet und fuhr weg. Echt jetzt? Wollte Roland ihn verarschen?

Joey stieg in seinen eigenen Wagen und fuhr nach Hause. Gerade als er sich einen Kaffee aufbrühen wollte fiel sein Blick wieder auf die gegenüberliegende Straßenseite. Natürlich! Dort stand wieder der Nissan Maxima!

Genervt verließ Joey seine Wohnung, doch statt den Vorderausgang zu nutzen verließ er sein Wohnhaus durch die Hintertür in die Gasse. Er lief vor an die Hauptstraße, um dann auf der Seite, auf der der Wagen geparkt war, seine Straße wieder hochzulaufen. Wenn Roland ihn wirklich beobachtete, dann würde er ihn so gar nicht kommen sehen.

Und tatsächlich: Roland bemerkte ihn erst, als er an die Fahrertür klopfte und ihn angrinste. Total schockiert öffnete der sonst so vielbeschäftigte Business Adviser der Kaiba Corp das Fenster.

"Hey Roland, darf ich dich auf einen frischen Kaffee in meine Wohnung einladen?" kam es in gewohnter Laune von Joey, der seine Verwirrung und sein Ärger einfach runter schluckte.

Gerade als Roland die Tür öffnete und aussteigen wollte kam aus der anderen Richtung Seto an.

"Was geht hier vor?" wollte der Brünette wissen. Joey grinste ihn nur an.

"Hab nur gesehen, dass Roland seit Stunden im Auto sitzt und hab ihn auf einen Kaffee eingeladen! Willst du auch einen?"

Mit diesen Worten wandte sich Joey ab und überquerte die Straße, zurück zu seinem Wohnhaus.

Liebe rostet nicht

Kapitel 04 - 04. Dezember: Liebe rostet nicht
 

Seto saß in seinem Arbeitszimmer zu Hause und ließ, ein weiteres Mal, den gestrigen Tag Revue passieren: Obwohl er anfänglich nicht genau wusste, ob Joey's Einladung zum Kaffee ernst gemeint war oder nicht, war er ihm zusammen mit Roland in dessen Wohnung gefolgt.
 

Eigentlich hätte Roland den anderen unauffällig beschatten und etwas über dessen Alltagsgewohnheiten rausfinden sollen. Doch stattdessen war er ganz offensichtlich Joey aufgefallen. Der andere war schon immer recht kess gewesen und so verwunderte es den jungen CEO kein bisschen, dass der Blonde sie auffliegen ließ und das ganze mit Humor nahm. Für ihn allerdings war es mehr als peinlich gewesen, dass sein Interesse so offensichtlich geworden war.
 

Als sie in Joey's Wohnung herein kamen war Seto davon überrascht, wie gemütlich und wohnlich sie wirkte. Die Weihnachtsdekoration war dezent und wenig aufdringlich, auch wenn ihn das ständige, rhythmische Leuchten der Lichterkette an den Fenstern nervte. In der Luft lag der Geruch von selbst gebackenen Plätzchen, Zimt, Äpfel und frisch aufgebrühtem Kaffee.

Roland und er setzten sich an den Tresen und bekamen prompt ihre Kaffees hingestellt.

"Einmal mit drei Löffel Zucker für den Business Adviser und einmal mit einem Schuss Sahne für den erfolgreichen Jungunternehmer!" hatte der Blonde mit einem schiefen Grinsen gesagt, als wäre er die Bedienung in einem Diner, der ganz genau ihre Kaffeegewohnheiten kannte. Es überraschte Seto, dass der andere wusste, wie er seinen Kaffee trank. Aber sie dankten dem Blonden nur und er wandte sich ab, um etwas zu kochen.

Auch das überraschte Seto: Die Erkenntnis, dass der Streuner kochen konnte. Eigentlich war er immer davon ausgegangen, dass der andere sich nur von Burger oder Instantnudeln ernähren würde, wäre er jemals auf sich alleine gestellt. Aber da stand er und kochte eine Gemüsepfanne.

Eine Gemüsepfanne! Das Innere von Seto rumorte. Er konnte diesem Gericht nichts abgewinnen. Auch nicht in Anbetracht dessen, dass es ein gesundes Gericht war. Aber er beobachtete Joey dabei, wie dieser geschickt mit einem Küchenmesser den Lauch, die Möhren und die Zuckerschoten in mundgerechte Stücke schnitt, während in einem Reiskocher der Reis garte und in einem Topf die Gemüsebrühe aufkochte. Schließlich gab der Blonde sein Gemüse kurz zur Brühe, um es zu blanchieren.

Ihr Gastgeber wirkte, als würde er das beruflich machen. Konnte es sein, dass Joey Koch geworden war? Seto schüttelte kurz den Kopf. Nein, dass konnte er sich nicht vorstellen. Joey in einer Restaurantküche? Nun ja, seine Bewegungen wirkten schon sehr routiniert. Aber gerade sonntags boomten Restaurants. Wäre Joey also Koch, dann wäre er jetzt bei der Arbeit und nicht zu Hause.

Währenddessen schnitt der Blonde irgendein Fleisch in kleine Stücke. Als er wenige Minuten später das Gemüse abgoss fing er die Brühe auf, bevor er in dem Topf das Fleisch anbriet und es kräftig würzte. Dann gab er das Gemüse wieder mit zum Fleisch, dünstete es kurz mit an und goss dann die Brühe dazu. Er sprang regelrecht zum Kühlschrank und holte einen Frischkäse heraus. Den gab er dazu und ließ ihn schmelzen. Er rührte noch ein wenig um und schmeckte ab, bis der Reiskocher verkündete, dass er mit seiner Arbeit fertig war.

Ohne sie zu fragen hatte Joey drei Teller aus seinem Schrank genommen und richtete die Gemüsepfanne mit dem Reis an. Dann stellte er zwei Teller vor Roland und Seto und wünschte ihnen einen guten Appetit. Seto war wenig begeistert davon einfach so etwas von diesem Gericht vorgesetzt zu bekommen. Andererseits wollte er den Blonden nicht vor den Kopf stoßen. Also nahm er einen Bissen und... war überrascht wie gut das Essen schmeckte.

Noch nie hatte er einen Teller Gemüsepfanne so schnell und mit Genuss verschlungen, wie diese Portion. Selbst Roland schien über die Geschwindigkeit, mit der sein Chef aß, überrascht zu sein. Joey hatte den Brünetten nur zufrieden angelächelt. Nachdem sie fertig waren mit Essen verabschiedeten sich Roland und Seto von dem Blonden und dankten ihm für die Einladung zum Essen.

"Ach, nicht dafür!" kam es nur wieder forsch von dem Blonden, der sie zur Tür gebracht hatte. "Aber das nächste Mal, solltest du einfach fragen, wenn du etwas wissen willst und nicht Roland den ganzen Tag bei der Kälte in einem Auto sitzen lassen!"

Seto spürte, wie seine Ohren heiß wurden. Er nickte nur und dann waren sie gegangen.
 

Die Worte des Blonden hallten immer noch durch Seto's Kopf: 'Das nächste Mal...'. Hieß das, dass der andere ihn wiedersehen wollte? Oder wie hatte der Streuner das nur gemeint?

Klar, er hätte Mokuba von gestern erzählen und ihn nach seiner Meinung fragen können. Sein kleiner Bruder war in zwischenmenschlichen Angelegenheiten irgendwie besser als er. Aber das hätte nur dazu geführt, dass Mokuba ihm das Telefon in die Hand gedrückt und Joey's Nummer gewählt hätte. Das... war dann doch nicht so seine Art.

Erstaunlicher Weise hatte Mokuba immer genau gewusst, das Seto einen Crush auf Joey gehabt hatte. Auch wenn er dies gekonnt zu überspielen wusste, hatte der jüngere Kaiba ihn stets durchschaut. Schon damals hatte er ihn dazu gedrängt sich Joey zu offenbaren, doch der Brünette war dazu einfach nicht in der Lage gewesen.

Und heute? Er wusste es nicht!

Als er am Freitag mit Mokuba über den Weihnachtsmarkt geschlendert war und dem Blonden zufällig begegnete, flammte etwas in ihm auf, was er längst verloren glaubte. Doch scheinbar hatte es nur geruht. Da war dieses Verlangen nach dem Blonden, der auf einmal wieder in sein Leben getreten war. Eigentlich hatte Seto gedacht, dass Joey die Stadt irgendwann verlassen hatte. Doch da hatte er wieder vor ihm gestanden und blickte ihn mit diesen honigbraunen Augen an.

"Scheiße!" fluchte der CEO frustriert, als er die Akte vor sich zuschlug und sein Gesicht in seine Hände legte.

"Du solltest zu ihm fahren!" hörte er plötzlich die Stimme seines kleinen Bruders. Erschrocken hob er den Kopf und blickte ihn überrascht an.

"Solltest du nicht in der Schule sein?" fragte Seto ausweichend.

"Mal auf die Uhr geschaut?" konterte Mokuba mit einem frechen Grinsen im Gesicht.

Als sein Blick auf die Uhr fiel, wurde Seto bewusst, dass es bereits früher Nachmittag war. Er hatte den halben Tag nur über den Streuner nachgedacht gehabt und war nicht einen Strich zum Arbeiten gekommen.

"Du solltest ihm sagen, was du fühlst!" hörte er abermals die Stimme seines kleinen Bruders. Dieses Mal aber sehr viel näher und bedächtiger, als zuvor.

Seto erwiderte nichts auf den Vorschlag. Mokuba nahm ihn in den Arm und drückte ihn sanft.

Ein neuer Kunde

Kapitel 05 - 05. Dezember: Ein neuer Kunde
 

Joey saß in seinem Büro und versuchte sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Das war gar nicht so einfach, denn immer wieder drängte sich das Bild eines brünetten Firmenchefs in seinen Vordergrund. Seto Kaiba! Der Blonde schnaufe entmutigt.

Der Drache war unverhofft und überraschend wieder in sein Leben getreten. Erst hatte er ihn eher zufällig auf dem Weihnachtsmarkt getroffen, wobei es Joey wunderte, dass jemand wie Seto über so etwas Profanes, wie einen Weihnachtsmarkt, schlenderte. Dann hatte er ihn durch Roland beobachten lassen. Was war nur mit dem anderen los? Wieso interessierte er sich auf einmal so für ihn? Soviel Interesse an ihm hatte der andere nicht mal während ihrer gemeinsamen Schulzeit gezeigt.

Die Chance nach den Hintergründen zu fragen, hatte Joey am Sonntag ungenutzt verstreichen lassen. Als sie beisammen saßen hätte er bequem und unverfänglich nach dem Grund der Beschattungsaktion fragen können. Doch stattdessen hatte sich der Blonde damit begnügt, dass dem Jungunternehmer ganz offensichtlich seine Hausmannskost schmeckte. Joey spürte, wie der Stolz in ihm wuchs. Er hatte etwas hinbekommen, das dem anderen ganz offensichtlich gefallen hatte. War das nicht auch eine Art von Anerkennung. Anerkennung nach der er in seiner Schulzeit so gegeifert und von dem anderen nicht bekommen hatte?

Ein Klopfen riss Joey aus seinen Gedanken und er blickte auf, als seine Tür aufging und Mariko ihn anlächelte. Mariko war die Sekretärin des Chefs und dessen rechte Hand.

"Du Joey, Kenji möchte dich in seinem Büro sehen!" informierte die nette Frau, deren braunes Haar elegant hochgesteckt war, den blonden Chaot.

Dieser nickte, schlug sein aktuelles Projekt zu und verließ sein Büro, nur um wenige Momente später an die Tür seines Chefs zu klopfen. Als er hereingebeten wurde öffnete er die Tür und erstarrte kurz. Sein Chef, Kenji Fujimura saß mit Seto Kaiba auf seinem Ledersofa und beide blickten zu ihm rüber.

Was zum Teufel tat Kaiba hier? Hier in der Agentur, für die Joey arbeitete? Kenji stand auf, kam auf ihn zu und legte seine Hand in seinen Rücken, während Mariko die Tür von außen wieder schloss.

"Herr Kaiba, das ist Joey Wheeler!" stellte Kenji den Blonden dem Brünetten vor. Nicht das das notwendig gewesen wäre, aber das konnte Joey's Chef nicht wissen. "Er ist mein fähigster Mann und ich denke, er wird für ihr Projekt genau der Richtige sein!"

Auch Kaiba stand auf und musterte Joey eingehend. Irgendetwas an dieser Situation machte Joey wütend. Er konnte nicht genau sagen, was es war, nur dass es ihn ärgerte. Seto hielt ihm auf einmal seine Hand hin. Nach einem kurzen Zögern schüttelte Joey die ihm dargebotene Hand.

"Seto Kaiba!" stellte sich der Brünette vor. "Freut mich, Sie kennen zu lernen, Herr Wheeler!"

Okay, so langsam verstand der Blonde, dass Seto vorzog Joey's Chef nicht darüber aufzuklären, dass sie sich bereits kannten.

"Joey, bitte!" bot er dem CEO an, so wie er es jedem Kunden anbot. Dieser nickte nur. Als Joey wieder zu seinem Chef blickte, fiel ihm dessen Blick auf. Scheinbar spürte Kenji, dass hier etwas im Busch lag, konnte aber scheinbar nicht genau sagen, was. Dann wandte er sich ab und ging zum großen Projekttisch, der in seinem Büro stand. Nachdem auch Kaiba dem Mann gefolgt war schloss Joey auf und blickte auf die Baupläne irgendeines Gebäudes.

"Das ist der Plan für die Kinderkrebsstation des Domino City Grace.", begann Seto zu erläutern, "Es geht um die Gestaltung der Wände für die Zimmer und den Aufenthaltsraum. Dieser war zwar ausgeschrieben, aber keiner der Entwürfe und der Ideen hat mir zugesagt. Dann bin ich vor einigen Tagen über die Arbeit dieser Agentur gestolpert, die mir sehr gut gefallen hat!"

"Die meisten Arbeiten", griff Kenji den Ansatz des neuen Geschäftskunden auf, "sind von Joey gewesen. Er ist sehr talentiert und hat die Gabe sich ganz in ein Projekt hinein zu versetzen, um genau die Wünsche unserer Auftraggeber zu erfüllen."

Der Blonde spürte, wie er rot wurde. Ungewöhnlich. Normalerweise machte es ihm nichts aus, wenn sein Chef ihn vor einem Kunden derartig hervor hob. Doch dieses Mal... es war ihm unangenehm, weil er das Gefühl hatte, dass Seto sich einen Einblick in sein Berufsleben erzwang. Oder war das hier bloßer Zufall? Seto Kaiba und Zufälle? Niemals!

"Vielleicht könnten Sie mir noch einige ihrer Entwürfe, Ideen und Arbeiten zeigen?" fragte Seto unschuldig. Innerlich musste Joey grinsen. Was für ein gewiefte Hund der andere doch war.

"Gerne doch, Herr Kaiba!" kam es lächelnd von Joey, der wahrlich darum bemüht war, den Schein zu wahren. "Es wäre am Einfachsten, wenn wir das Gespräch dann in mein Büro verlegen würden!"

"Wie ich sehe, verstehen Sie sich beide hervorragend!" kam es plötzlich von Kenji, dessen Anwesenheit Joey fast vergessen hätte. "Dann überlass ich Sie nun den fähigen Händen von Joey, Herr Kaiba."

Kenji reichte Seto die Hand, der sie bereitwillig schüttelte, bevor er sich Joey zuwandte. Dieser wandte sich um und ging zur Tür, öffnete sie und ließ Kaiba zuerst hinaus treten. Dann zog er hinter sich die Tür wieder zu und führte den CEO der Kaiba Corp zu seinem Büro. Vor dem Büro saß eine jüngere Dame hinter einem Schreibtisch.

"Serika, bringst du uns bitte zwei Kaffee? Einen wie immer und einen mit einem Schuss Sahne!" bat er seine Sekretärin, die ihn freundlich anlächelte und ergeben nickte, bevor sie aufstand und verschwand.

Joey öffnete die Tür zu seinem Büro und ließ wieder Kaiba als erstes eintreten. Dann folgte er dem Brünetten und ging an ein Regal. Dort zog er eine große Mappe hervor, mit der er zu seinem eigenen Projekttisch zurückkehrte und sie aufschlug.

Ein Angebot

Kapitel 06 - 06. Dezember: Ein Angebot
 

Müde und leicht genervt saß Joey an seinem Schreibtisch im Büro. Die halbe Nacht hatte er wach gelegen und über Seto nachgedacht. Seto, der gestern plötzlich hier in seiner Arbeitswelt aufgetaucht war. Der so tat, als würde er ihn nicht kennen, nur um mit ihm rein geschäftlich über die Gestaltung diverser Räumlichkeiten der Kinderkrebsstation zu sprechen. Weil der Jungunternehmer angeblich rein zufällig über einige seiner Arbeiten im Netz gestolpert war. Wer's glaubte!

Dennoch war das Gespräch, welches sie gestern führten, nicht wirklich unangenehm gewesen. Es war ein konstruktiver Austausch von Ideen gewesen. Einige Male hätte Joey sogar schwören können, dass Seto von seinen Arbeiten beeindruckt gewesen wäre. Aber sicherlich war das reines Wunschdenken von ihm.

Schließlich hatte Seto ihm die Hand gereicht und sich verabschiedet. Hatte noch einmal betont, dass er auf die ersten Gestaltungsentwürfe von Joey gespannt sei. Heuchler! Als ob Seto Kaiba jemals von etwas, dass von Joey Wheeler kam beeindruckt sein könnte. Das verbot ihm doch sein eigener Stolz. Denn sonst hätte der Drache ihn in irgendeiner Weise anerkennen und Respekt zollen müssen.
 

Joey schüttelte resigniert den Kopf und widmete sich wieder seiner Arbeit. Er hatte noch das Projekt eines anderen Kunden, welches er zuerst fertig machen musste. Erst gegen Mittag hatte er es endlich geschafft und gab seine Entwürfe an das Büro seines Chefs weiter. Dann ging er in die Mittagspause.

Als er zurück kam blinkte sein Mailprogramm und kündete davon, dass er eine neue Nachricht erhalten hatte. Ein Blick auf den Absender ließ Joey die Kinnlade runterfallen: Diese Mail kam von Seto Kaiba höchstpersönlich. Also öffnete er die Nachricht und wäre beinahe vom Stuhl gefallen. Die E-Mail beinhaltete eine förmliche Einladung zu einem der zahlreichen Bonzentreffen kurz vor Weihnachten. So einer Gala, bei denen die geladenen Gäste Unsummen für ein Gedeck zahlten, nur um sich für eine im Vorfeld getätigte Spende in absurder Höhe selbst zu feiern und gut zu fühlen. Was sollte er bitte auf so einem Essen?

Er wollte schon absagen, als ihm in den Sinn kam, dass eine Absage und damit einhergehend ein verletztes Ego einen Verlust des Auftrages nach sich ziehen konnte. Der Blonde lass noch einmal die Einladung fand endlich das, wonach er suchte: Die Frist für eine Antwort lag auf dem 20. Dezember. Also hatte seine Absage für diese Veranstaltung noch etwas Zeit. Sehr schön!

Dann nahm er sich die Vorgaben von Kaiba zur Hand und begann mit den ersten Entwürfen für das neue Projekt. Joey wusste nicht, woran es lag - ob es um das Projekt an sich ging, krebskranken Kindern eine schöne Umgebung zu schaffen oder einfach nur Kaiba zu zeigen, dass er längst nicht mehr der Versager war, den alle in ihm gesehen hatten - aber die Kreativität sprudelte nur so aus ihm heraus. Schon kurz vor Abend konnte er die ersten Entwürfe an die Kontaktadresse, die ihm Kaiba genannt hatte, schicken. Er war gespannt darauf, ob und welches Feedback er erhalten würde.
 

Der Blonde streckte sich, zog sich an und verließ sein Büro. Er wünschte Serika noch einen schönen Abend und verabschiedete sich von jedem, an dem er vorbei ging. Als er beim Büro seines Chefs ankam blickte er durch die geöffnete Tür und wünschte auch Kenji noch einen schönen Abend.

"Hey Joey, warte mal... komm mal rein!", bat ihn Kenji.

Verwirrt wandte sich Joey wieder zu ihm um und betrat das Büro. Neugierig blickte er Kenji an. Ging es vielleicht um die fertige Projektmappe, die er ihm zur Mittagspause rein gegeben hatte? Doch seine Projektmappe war nirgends zu sehen.

"Stimmt was nicht mit dem Nakamura-Projekt?", erkundigte sich Joey unsicher.

"Was? Nein, nein... das ist wie immer großartig geworden und Nakamura war begeistert!", eröffnete ihm sein Chef. "Du, hier ist etwas abgegeben worden, was dich betrifft!"

Verwirrt blickte Joey ihn an und trat noch einen Schritt näher auf Kenji zu. Vor diesem lagen mehrere Papiere in drei Schwüngen zusammen geheftet.

"Was meinst du?", hakte Joey nach.

"Es gibt ein Angebot für dich!", eröffnete Kenji schmunzelnd.

"Wie, ein Angebot?" verstand Joey nicht wirklich, was sein Chef ihm sagen wollte.

"Ein Ablöseangebot!", spezifizierte der Ältere. Doch noch immer verstand Joey nicht genau, worum es ging. "Die Kaiba Corp war von deinen Entwürfen begeistert und möchte dich gerne abwerben!"

Der Agenturleiter schob Joey einen der Verträge hin, der ihn ungläubig hochnahm. Als er die Ablösesumme, sowie das Gehaltsgebot sah musste er sich hinsetzen. Das konnte unmöglich ernst gemeint sein! Niemand würde für IHN solche lächerlich hohen Summen bieten. Irritiert blickte Joey auf zu Kenji.

"Du scheinst da drüben jemand schwer beeindruckt zu haben!", kam es mit einem wehmütigen Schmunzeln von Kenji.

"Ja... nein mit Sicherheit nicht! Das ist nur ein schlechter Witz, sonst nichts!", wiegelte Joey ab und versuchte dabei neutral zu klingen.

"Das sind offizielle Dokumente!" wandte Kenji ein.

"Ist mir egal... ich hab kein Interesse!" gab Joey wieder zurück. "Außerdem hab ich erst mit dem Studium angefangen!"

"Joey...", Kenji war aufgestanden und um den Tisch gegangen. Väterlich legte er seine Hände auf die Schultern des Blonden. "Das könnte deine Chance sein, groß rauszukommen!"

Der Blonde entzog sich der Geste seines Chefs und schüttelte wieder ablehnend mit dem Kopf.

"Willst du mich los werden?", fragte Joey unsicher nach.

"Nein! Himmel! Du bist mein fähigster Mitarbeiter!", versuchte Kenji ihn zu bestärken.

"Warum reden wir dann noch darüber?", kam es genervt von Joey. "Ich hab nicht vor zu wechseln. Hier fühl ich mich wohl und arbeite mit Menschen zusammen, die ich kenne und schätze! Lass mich mein 'Talent' auch weiterhin in deinen Dienst stellen!"

"Okay..." lenkte Kenji schließlich mit einem stolzen Lächeln ein. "Dann hab einen wundervollen Abend, Joey!"

Mit diesen Worten ging Kenji zurück zu seinem Platz, während Joey sich umwandte und die Agentur verließ.

Verfolgt

Kapitel 07 - 07. Dezember: Verfolgt
 

Was für ein Tag, ging es Joey durch den Kopf. Da Kenji schon in der früh mit dem Schnellzug nach Tokyo gefahren war, um vor Ort persönlich mit Nakamura die fertigen Entwürfe durchzugehen, blieb ein Großteil der Arbeit seines Chefs an ihm hängen.

Zwar gab es in der Agentur Mitarbeiter, die schon weitaus länger hier arbeiteten, aber Kenji hatte den Blonden von Anfang an protegiert und als seinen Stellvertreter aufgebaut. Jemanden zu haben, der an einen glaubte, war zu Beginn für Joey eine völlig neue Erfahrung gewesen, doch mittlerweile schätzte er das entgegengebrachte Vertrauen seines Chefs. Von daher hatte er gestern dieses lächerlich, unmöglich ernst gemeinte Angebot der Kaiba Corp ablehnen müssen.

Es waren Dutzende Mails angekommen, die alle neue Projektanfragen beinhalteten. Die meisten davon kamen von der Kaiba Corp. Eigentlich hätte Joey damit gerechnet, dass die Kaiba Corp nach seiner Absage schmollend in der Ecke sitzen und einen Weg suchen würde das laufende Projekt abzubrechen. Doch stattdessen schienen sie noch viel interessierter an ihm und seiner Arbeit zu sein.

Joey brauchte bis Mittag, um die verschiedenen Anfragen zu sortieren und nach Dringlichkeit zu priorisieren. Ein Teil der Anfrage waren Ergänzungen zum Projekt Kinderkrebsstation und erweiterten den ursprünglichen Auftrag sogar noch. Auch die ersten Reaktionen auf Joey's Erstentwürfe befanden sich in der Flut der Mails. Scheinbar war bei der Kaiba Corp wirklich jemand schwer von ihm begeistert. Nur bezweifelte der Blonde, dass es sich dabei wirklich um Seto handeln würde. Sicherlich war es ein für dieses Projekt zuständiger Mitarbeiter, denn das, was er in den Mails als Lob heraus las, konnte unmöglich von dem stoischen Drachen selbst kommen.
 

Der restliche Tag blieb im Vergleich zum Vormittag ruhig. Kurz vor Feierabend kam Kenji zurück, der über beide Ohren hinweg grinste, Joey eine kleine Flasche Champagner hinstellte und ihm mitteilte, dass der Nakamura mehr als zufrieden mit dessen Entwürfen gewesen war. Stolz erfüllte Joey! Endlich hatte er etwas gefunden, indem er gut war und das andere begeisterte. Nie hätte er gedacht, wirklich mal etwas zu tun, indem sich er Anerkennung erarbeiten konnte.

Der Blonde wollte sich schon seinem aktuellen Entwurf zuwenden, als Kenji ihm abermals die Hand auf die Schulter legte.

"Joey..." kam es tadeln von seinem Chef. "Nimm jetzt diese Flasche und geh mit Freunden feiern!"

Der Blonde hatte nur verlegen gegrinst und seinem Chef versprochen, nur noch schnell diesen letzten Entwurf fertig zu machen und dann zu verschwinden. Mit einem resignierten Grinsen hatte Kenji ihn angeblickt und genickt. Dann war er in sein eigenes Büro verschwunden.

Mit Freunden feiern? Da traf es sich ja gut, dass er heute Abend bei Yugi und Atemu zum Essen eingeladen war. Es war schon wieder viel zu lange her, dass er die beide das letzte Mal gesehen hatte. Während Yugi mittlerweile den Game Shop übernommen hatte und weiterführte, verbrachte Atemu fast die Hälfte des Jahres in Ägypten. Nicht am Stück, aber immer Mal wieder. Wochenlang.

Also speicherte Joey seinen fertigen Entwurf ab und machte sich auf den Heimweg.
 

Zuhause fand er einen Brief seiner Mutter im Briefkasten. Er schnaubte verächtlich. Sicherlich war es die übliche Enttäuschung darüber, dass er die Einladung zu Weihnachten ausgeschlagen hätte und die vergebliche Hoffnung der Frau, sich bald mit ihm aussöhnen zu können. Darauf hatte er jetzt so gar keine Lust, also legte er den Brief, ohne diesen zu öffnen, auf den Tresen und machte sich für den Abend fertig.

Als er frisch geduscht und umgezogen sein Wohnhaus verließ entwickelte sich in ihm ein beklemmendes Gefühl. Immer dann, wenn er ein Sträßchen nahm, in dem es wenig Fußgängerverkehr gab beschlich ihn der Verdacht, dass jemand ihm folgen würde. Also wechselte er bei der nächsten Gelegenheit in eine belebte Hauptstraße. Menschenmassen drängten sich ihm entgegen und von hinten immer weiter. Als er an einen tiefen Hauseingang vorbei kam nutzte er die Gelegenheit kurz in der Masse zu verschwinden und sich in diesen hinein zu drücken. Keine Minute später schloss ein bulliger Mann in Jeans und Parker zu der Stelle auf, an der Joey das letzte Mal zu sehen gewesen war. Scheinbar versuchte er ihn wiederzufinden und über die Köpfe der Menschenmasse hinweg zu schauen ohne auch nur in Erwägung zu ziehen seinen Blick in den Hauseingang fallen zu lassen. Zu Joey's Glück. Das war definitiv keiner von Kaiba's Leuten. Aber wer hätte sonst noch ein Interesse an ihm?

Schließlich eilte der bedrohlich wirkende Glatzkopf weiter die Straße hinunter. Da er die meisten Menschen, die gerade unterwegs waren, um einen Kopf überragte, konnte Joey ihm mit dem Blick gut folgen. Der Mann blieb an der nächsten Kreuzung stehen und entschloss sich dann nach links abzubiegen.

Erst jetzt trat Joey aus dem Hauseingang heraus und überquerte sofort die Straße und wechselte die Seite, nur für den Fall, dass der Typ zurück kommen würde. Er zog sich die Kapuze seines Hoodies über, denn sein blondes Haar fiel in der Masse hier schon deutlich auf. Schließlich bog er in eine Seitenstraße ein und versuchte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und seinem vermeintlichen Verfolger zu bringen.

Keine zehn Minuten später erreichte er den Game Shop und damit das Haus, in dem Yugi und Atemu zusammen mit dem Großvater lebten. Als er klingelte öffnete Yugi ihm freudestrahlend die Tür und umarmte ihn herzlich. Nur zu gern erwiderte der Blonde diese Geste, bevor er hinter seinem Rücken die Tüte mit den Geschenken hervorzog.

"Für Weihnachten, falls wir uns bis dahin nicht mehr sehen sollten!" kam es grinsend von Joey und Yugi nahm die Tüte mit den Geschenken dankend entgegen. Dann gingen sie hinein.

Unverhofft

Kapitel 08 - 08. Dezember: Unverhofft
 

Joey schlendere durch eine der großen Einkaufsmeilen der Stadt. Er hatte den gesamten Vormittag damit zugebracht Ordner, die zu dem Projekt Kinderkrebsstation gehörten und an ihn persönlich geliefert worden waren, zu sichten und zu sortieren. Es waren Verordnungen und Richtlinien gewesen, die bei der Gestaltung der Räumlichkeiten von Seiten des Staates und des Krankenhauses beachtet werden mussten. Er war Mediengestalter, kein Jurist. Was sollte er mit all dem Papierkram anfangen?

Da Kenji die schlechte Stimmung des Blonden nicht übersehen oder ignorieren konnte hatte er ihm den halben Tag freigegeben. Nach den jüngsten Erfolgen, die er dem jungen Mann zu verdanken hatte, hatte dieser sich das redlich verdient. Jedenfalls hatte er so argumentiert und Joey förmlich aus der Agentur geworfen.

Da er sonst nichts mit seiner plötzlich gewonnenen Freizeit anzufangen wusste hatte sich Joey eben entschlossen, etwas bummeln zu gehen. Immer wieder blieb er an reichlich geschmückten Schaufenster oder Auslagen stehen. Bewunderte das Angebot oder das Arrangement der beworbenen Produkte.

Doch immer wieder bildete sich Joey ein im Spiegelbild des Schaufensters den Typen von gestern Abend zu sehen. Doch wann immer sich der Blonde umwandte, war der Mann verschwunden. Wieder bildete sich das mulmige Gefühl in seinem Magen. War das alles nur ein Zufall oder wurde er paranoid?

Als er über den reichlich gefüllten Weihnachtsmarkt schlenderte ließ das Gefühl verfolgt zu werden nach. Immer wieder war Joey stehen geblieben, um im Schein sich etwas anschauen zu wollen unauffällig umzuschauen. Doch den Glatzkopf konnte er nicht mehr sehen.

Schließlich drang Joey zum Zentrum des Weihnachtsmarktes vor und als er vor der reichlich geschmückten Tanne stand ereilte ihn eine Eingebung. Er nahm auf einer der zahlreichen Sitzgelegenheiten Platz und zog seinen Skizzenblock aus dem Rucksack. Sofort begann er etwas zu skizzieren. Vergessen war der Ärger über die Ordner und den Papierkram oder die Angst vor seinem Verfolger. Joey verlor sich gänzlich im Zeichnen.

Schließlich spürte er, dass jemand vor ihn getreten war und die Anspannung kehrte augenblicklich zu ihm zurück. Ruckartig und mit entsetztem Blick hob er seinen Kopf und... blickte einem frech grinsenden Duke ins Gesicht. Sofort löste sich die Anspannung bei Joey.

"Man, neben dir könnte eine Bombe hoch gehen und du würdest es nicht merken!", neckte Duke ihn spielerisch.

"Du kennst mich doch!", kam es kess von Joey zurück, der mittlerweile auch grinste.

"Da hast du recht!", kam es wieder von dem Schwarzhaarigen, der sich vorbeugte und Joey einen Kuss auf die Wange drückte. Irgendwoher kam ein Blitzlicht und schreckte Joey auf. Doch es war nur ein stadtbekannter Klatschreporter, der eiligst in der Menge verschwand.

"Scheinbar landest du morgen mal wieder auf der Titelseite irgendeines Klatschmagazins!", scherzte Joey locker.

"Scheint so!", kam es gleichgültig von Duke, der daraufhin Joey wieder verführerisch anlächelte. "Lust mit mir was essen zu gehen?"

Joey nickte, packte seinen Skizzenblock wieder weg und stand auf. Duke hakte sich bei ihm unter und sie schlenderten über einen Umweg und quer über den Weihnachtsmarkt zu einem kleinen Restaurant. Dort ließen sie sich einen Tisch weiter hinten geben, wo sie sich in Ruhe unterhalten konnten.

"Und Joey,", eröffnete Duke das Gespräch, "was gibt es Neues bei dir?"

"Hm... nicht viel!" kam es von Joey, bevor er einen Schluck seiner Cola nahm. "Außer das ein gewisser Jungunternehmer sich versucht in mein Leben zu drängen!"

"Hey,... das ich dich getroffen habe, war reiner Zufall!" kam es sofort mit einem breiten Grinsen und erhobenen Händen von Duke.

"Baka!" kam es neckisch von Joey zurück. "Nicht du! Seto. Kaiba."

"Wirklich?" kam es ungläubig von Duke.

"Jap,", bestätigte der Blonde. "Bin ihm letzte Woche auf dem Weihnachtsmarkt über den Weg gelaufen... Sonntag merk ich plötzlich, wie mich Roland verfolgt. Zum Einkaufen. Auf den Friedhof. Wieder nach Hause. Hab ihn dann zum Kaffee hochgebeten, da tauchte Seto plötzlich auf."

"Und dann?" wollte Duke begierig wissen.

"Nichts und dann!" konterte Joey nüchtern. "Hab ich den feinen Herr auch zu einem Kaffee gebeten und den beiden was von meiner Gemüsepfanne abgegeben!"

"Du hast für ihn gekocht?" hakte Duke interessiert nach.

"Was?" kam es empört von dem Blonden. "Red keinen Stuss. Ich hab mir was gekocht und dachte mir, es wäre unhöflich, den beiden nicht auch was anzubieten!"

"Und dann?" wiederholte Duke weiterhin neugierig.

"Nichts und dann!" würgte Joey ab. "Danach sind sie gegangen und ich hab unserem Herr Eisberg gesagt, dass wenn er was wissen will, mich fragen soll, anstatt Roland den ganzen Tag hinter mir her zu schicken!"

"Ist nicht dein Ernst!" kam es ungläubig von dem Schwarzhaarigen.

"Doch!" bestätigte Joey mit einem frechen Grinsen. "Prompt stand er Montag bei meinem Chef auf der Matte... mit sooo einem Auftrag, den ich erledigen soll, weil er angeblich zufällig über Bilder meiner Arbeit gestolpert ist!"

Ein Grinsen zeichnete sich auf Dukes Gesicht ab und ließ Joey verdutzt innehalten. Irgendetwas entging dem Blonden doch gerade.

"Was ist?" kam es bohrend von ihm.

"Nichts! Was soll sein!" versuchte Duke sich vor einer Antwort zu drücken.

"Ich kenn dich, Würfelfreak!" kam es scharf von Joey. "Du weißt irgendetwas!"

Das Grinsen seines Gegenübers wurde breiter.

"Nun ja..." begann Duke endlich reinen Wein einzuschenken. "Tatsächlich hat mich Seto schon am Samstag angeschrieben und sich über die Stupidität der Bewerber für sein Kinderkrebsstations-Projekt beschwert. Ich hab ihm dann Bilder von meinem Erdgeschoss geschickt, die du mir gestaltet hast."

Joey saß mit offenen Mund dar.

"Warum?" fragte der Blonde Duke verzweifelt.

"Na ja,", kam es kleinlaut von Duke, "weil ich nicht wusste, dass ihr euch schon über den Weg gelaufen seid und ich der Meinung bin, dass du eine zweite Chance verdient hast!"

"Eine zweite Chance?" kam es nichtverstehend von Joey.

"Du bist seit der Oberschule in ihn verliebt, Darling!", erklärte Duke seufzend, "und hast nie etwas versucht, weil du immer das Gefühl hattest weit unter ihm zu stehen. Jetzt hier mal die News des Jahres: Das tust du nicht mehr. Du hast was aus dir gemacht und du bist großartig in dem was du tust! Ich wollte dir nur die Möglichkeit geben, ihm genau das zu zeigen!"

"Duuuke!" kam es mit einem leidenden Unterton von Joey, dessen Gesicht bereits eine sanfte Röte aufwies.

"Hey, was denn?" kam es verteidigend von dem Dunkelhaarigen. "Ich schau mir lange genug an, wie du dich nach jemand verzerrst, den du für unerreichbar hältst. Du kannst diese Chance nutzen oder sie verstreichen lassen. Das ist ganz allein deine Entscheidung."
 

Die beiden plauderten dann noch eine Weile und Duke ließ mehr als einmal durchschimmern, dass er durchaus an einem 'Vorzug' ihrer Freundschaft Interesse hatte, nur das Joey irgendwie dafür gar nicht in der Stimmung war. Der Sex mit Duke war immer großartig, das stand außer Frage, aber er bekam Seto einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Eifersucht

Kapitel 09 - 09. Dezember: Eifersucht
 

Seto streckte sich genüsslich in seinem Bett, bevor er sich langsam aus seiner Decke schälte. Die frische Morgenluft empfand er als angenehm, während er von seinem Schlafzimmer ins Bad schlurfte. Es war Samstag und er gestattete sich an diesen Wochentagen etwas länger zu schlafen, da er nicht in die Firma fahren musste, sondern bequem von zu Hause aus arbeiten konnte.

Als er wenig später frisch geduscht und angezogen in sein Esszimmer kam, fand er bereits einen frischen Kaffee an seinem Platz vor, ebenso die aufgebügelte Zeitung. Nachdem er es sich auf dem Stuhl bequem gemacht hatte griff er zum Kaffee und nippte daran, nur um sich mit viel Mühe und Not davon abzuhalten, den Schluck sofort wieder hinaus zu spaunzen.

Wieder einmal hatte Mariko den Schuss Sahne vergessen! Also schluckte er widerwillig den puren Kaffee hinunter und blickte sich dann nach dem Sahnekännchen um. Auch dieses hatte man ganz offensichtlich vergessen. Etwas verärgert darüber, dass seine Köchin selbst nach fast sechs Jahren sich nicht merken konnte, wie er seinen Kaffee am liebsten trank, stand er nochmals auf und ging in die Küche.

Wieso konnte sich Mariko das nicht merken? Selbst der Köter hatte nach drei Jahren Funkstille und ohne, dass sie jemals so etwas wie Freunde gewesen wären, noch gewusst, wie er seinen Kaffee gerne trank. In der Küche fand Seto zwar nicht die Köchin, aber das Sahnekännchen.

Mit einer energischen Bewegung schnappte er sich das Kännchen und bereute es zugleich! Durch die plötzliche Bewegungsenergie verteilte sich der Inhalt des Sahnekännchens auf seine dunkle Hose und hinterließ mehr als zweideutige Flecken auf ihr.

Entnervt ließ Seto die Schultern sinken und fragte sich, ob der gesamte Tag so weiter gehen würde oder ob es noch Hoffnung auf einen würdevollen Tag geben würde. Nachdem ihm ein schwerer Seufzer entkommen war kehrte er zu seinem Frühstückstisch zurück, an dem sich mittlerweile auch Mokuba eingefunden hatte.

Sein kleiner Bruder sah aus wie ein Zombie. Die Haare standen ihm kraus in alle Richtungen ab, die Augenlider schienen gerade mit Mühe offen zu bleiben und er schien bei weitem noch nicht ansprechbar zu sein. Vor allem weil er sein Shirt verkehrt herum trug und die Naht seiner Hose nach außen zeigte.

"Na, wieder spät geworden beim Feiern?", fragte Seto mit angehobener Stimme nach, während er auf seinem Stuhl Platz nahm. Mit einer gewissen diabolischen Schadenfreude beobachte er, wie Mokuba's Augen aufgerissen wurden und für einen Moment hätte der Jungunternehmer schwören können, dass seine Stimme die Pupillen seines kleinen Bruders in Schwingung versetzte. Ja, so war das, wenn man abends zum Feiern in die Disco ging und einen, zwei oder mehr über den Durst trank. Dann hatte man am nächsten Morgen mit einem heftigen Kater zu kämpfen.

"N... nicht sooo laaaut!", kam es leidend von Mokuba, der seinen Kopf in seine Hände legte und beides an die Tischkante lehnte. Sanft strich Seto ihm durch das kurze Haar. In dem Moment kam Mariko herein und brachte ein großes Glas mit einer dickflüssigen, grünlichen Substanz, die sie freundlich lächelnd vor Mokuba abstellte und dann wieder verschwand. Der jüngere Kaiba angelte nach dem großen Longdrinkglas und begann dann den Inhalt in sich hinein zu schützen. Dabei verzog er ekelerregend den Mund und das Gesicht, bis er das Glas komplett geleert hatte.

"Bäääh,", war das einzige, was Mokuba danach rausbekam, während er seinen Kopf wieder auf den Tisch ablegte.

Seto musste grinsen. Dann gab er sich einen Schuss Sahne in den Kaffee und wartete einen Augenblick, während die Sahne sich in seinem Kaffee verteilte. Schließlich nahm er die Zeitung und die Tasse auf, nahm einen Tiefen schluck und... spaunzte den jetzt perfekten Kaffee quer über seine Zeitung, während er sich gleichzeitig verschluckte und husten musste.

Mokuba sprang erschrocken auf, kam zu ihm und schlug ihm mit der flachen Hand auf den Rücken, in dem stetigen Bemühen, seinen Bruder vor dem Erstickungstod zu bewahren. Dann sprang Seto plötzlich auf, so dass sein Stuhl rücklings umkippte und mit einem Poltern auf dem Boden aufkam, während der Jungunternehmer bereits aus dem Esszimmer eilte.

Mokuba blickte ihm mit einem fetten Grinsen hinterher. Er hatte genau gesehen, was diese Reaktion bei seinem Bruder ausgelöst hatte.
 

Joey stand in seiner Küche und war gerade dabei sich einen Kaffee zu kochen. Seine Haare standen wirr ab und er trug nur eine Trainingshose. Es war gestern wieder spät geworden, wie immer, wenn er Duke begegnete. Normalerweise endeten sie beide für gewöhnlich in der Kiste und irgendwann am Morgen fuhr ihn Duke dann nach Hause. Doch dieses Mal war Joey dafür nicht empfänglich gewesen. Er hatte Duke die Enttäuschung angesehen, aber dieser war selbst schuld.

Schließlich hatte Duke Seto praktisch wieder in Joey's Leben zurück gebracht, um dem Blonden eine zweite Chance zu bieten den Jungunternehmer für sich zu gewinnen. Jetzt war der Eisberg wieder in seinem Leben und verwirrte ihn mehr als während der gemeinsamen Oberschulzeit. Wieso musste alles mit Kaiba so ein Kampf sein?

Aber war nicht genau das, was Joey immer so anziehend an dem anderen gefunden hatte? Das er ihn immer wieder herausforderte und ihn zu Höchstleistungen antrieb? Okay, in der Schule war er stets weit unterlegen gewesen! Aber bei Duell Monsters hatten ihre Rivalität und ihre Sticheleien aus einem Möchtegern-Duellant, der absolut kein Gespür für die Karten oder Taktik hatte, einen erstklassigen Duellant aus ihm gemacht, der sich in mehreren großen Turnieren stets behaupten konnte: Königreich der Duellanten, 2. Platz. Battle City Turnier, 4. Platz. Noch einige andere, bei denen er zumindest unter die ersten Drei gekommen war.

Trotz seiner Entwicklung und seiner Erfolge hatte Kaiba ihm stoisch die Anerkennung verwehrt, die er doch gesucht hatte. Joey verstand bis heute nicht, warum Kaiba ihn stattdessen stets daran erinnerte, woher er kam und wie weit unter ihm er eigentlich stand. Irgendwann hatten die Sticheleien ihren herausfordernden Charakter verloren und hatten ihm nur noch weh getan. Von daher hatte er den Schulabschluss begrüßt und die damit entstehende Distanz zu Seto Kaiba.

Plötzlich hämmerte es heftig an seine Tür, so dass er zusammen zuckte und den Zucker fallen ließ. Verwirrt und etwas ängstlich blickte er zu seiner Wohnungstür. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit, denn schlagartig fiel ihm wieder sein Verfolger der letzten beiden Tage ein. Nur zögerlich ging er zur Tür und blickte durch den Spion. Statt des glatzköpfigen Verfolgers sah er braunes Haar und blaue Augen. Wenn man vom Teufel dachte!

Joey löste seine Kette an der Tür und schloss sie auf. Dann öffnete er sie und blickte verwirrt zu Kaiba, der mehr als wütend wirkte. Ohne herein gebeten worden zu sein schob sich Kaiba an ihm vorbei und drängte sich in die kleine Wohnung. Verdaddelt blickte Joey ihm hinterher, bevor er die Tür wieder schloss und schulterzuckend dem anderen zurück ins Wohnzimmer folgte.

Dieser hielt plötzlich eine Zeitung mit einer Hand hoch, die schon arg mitgenommen wirkte. Auf der Titelseite in der unteren Sparte, die dem Klatsch aus der Promiwelt diente, war ein Bild auf dem Duke zu sehen war, wie er ihm einen Kuss auf die Wange drückte. Joey musste schmunzeln, als ihm klar wurde, dass er recht behalten hatte. Dann fielen ihm... Waren das... was waren das für Flecken auf der Zeitung?

"Bist du mit Duke zusammen?", fragte Seto in einem bitterbösen Tonfall und einer Lautstärke, die Joey für nicht angemessen empfand.

"Morgen erstmal!", wich Joey der Beantwortung aus und wandte sich seiner Küchennische zu. Dort schnappte er sich einen Handfeger und kehrte den Zucker auf.

"Was ist nun?", forderte Seto ungehalten eine Antwort.

"Was nun ist?", kam es empört von Joey, der den aufgefegten Zucker in den Müll kippte."Seit wann geht dich mein Privatleben etwas an? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass du eifersüchtig bist! Was mich zu der Frage führen würde, warum du eifersüchtig sein solltest, da wir weder befreundet, noch irgendwie liiert sind!"

Der Blonde konnte sehen, wie die Antwort den Jungunternehmer unter der Gürtellinie traf. Scheinbar hatte seine Antwort Kaiba völlig aus der Bahn geworfen, da dieser schweigend ihm gegenüberstehend stehen blieb.

"Das ich das noch erleben darf: Seto Kaiba steht hier und ist sprachlos!", spottete Joey und verfiel damit in alte Angewohnheiten aus seiner Schulzeit. Er nutzte den Moment, nahm sich die vorbereitete Tasse und schenkte sich einen Kaffee ein.

"Joey,", wurde er plötzlich sehr viel leiser von dem Drachen angesprochen und hätte sich wegen der Unsicherheit in der Stimme des anderen fast verschluckt. Seit wann sprach er ihn beim Vornamen an. Klar, beim Projekt hatte er es ihm angeboten. Aber das war beruflich und das hier war... privat!

"Bist du mit Duke zusammen oder gibt es für jemanden noch eine Chance dein Herz zu erobern?"

Romantik

Kapitel 10 - 10. Dezember: Romantik
 

Joey saß auf seiner Couch, hatte eine Tasse heiße Schokolade in der Hand und nippte an ihr. Er war immer noch verwirrt und wusste nicht, was er von dem gestrigen Auftritt Kaibas halten sollte. War das wirklich Eifersucht gewesen, die den Jungunternehmer zu ihm in seine bescheidene Wohnung getrieben und Antworten hatte fordern lassen?

Eigentlich hatte der Blonde vorgehabt, nicht auf die unverschämte Frage des Unternehmers zu antworten. Doch nachdem dieser mit einer derartigen Unsicherheit nachgefragt hatte, hatte er sein Vorhaben über Bord geworfen. Es lag nicht in der Natur des Blonden andere zu quälen. Also warum sollte er das bei Kaiba tun und es auch noch genießen. Also hatte er ihm offenbart, dass er Single war und Duke nur ein sehr guter Freund, mit dem er ab und zu was Trinken oder Essen ging. Den Vorzug ihrer Freundschaft musste er dem Brünetten nicht auf die Nase binden. Das ging ihn schlicht und ergreifend nichts an. Warum auch?

Kaiba hatte ehrlich erleichtert gewirkt. Auch diese Reaktion war für den Blonden mehr als unverständlich. Dann fiel ihm die zweite Hälfte von Kaibas Frage ein, ob es für jemanden noch eine Chance gab, sein Herz zu erobern. Er hatte sich bei diesem Teil der Frage fast verschluckt, denn sie klang so, als hätte der Brünette Interesse an ihm. Natürlich war das völlig ausgeschlossen. Der andere hatte noch nie sonderliches Interesse an ihm gehabt… oder?

Und dann hatte der Drache ihn tatsächlich beim Wort genommen. Er hatte ihn offen und direkt gefragt, was jemand tun müsste, um sein Herz zu gewinnen. Joey war sich fahrig durch die Haare gegangen und wusste im ersten Moment keine Antwort auf diese Frage.

Das Problem war schlicht und ergreifend, dass niemand sein Herz gewinnen konnte! Einerseits, weil es einfach kein Preis oder Trophäe war, die man hätte gewinnen können. Andererseits, weil er sein Herz längst an jemanden verloren hatte!

Doch beides wollte er dem Brünetten nicht offenbaren. Also hatte er krampfhaft eine Antwort überlegt. Zum Glück hatte er zur Schulzeit oft mit Tea irgendwelche Schnulzen im Kino angeschaut. Es war nicht so, dass romantische Filme seinen Geschmack trafen, aber er hatte auch nichts gegen sie. Zuweilen konnten sie sogar recht unterhaltsam sein und in diesem Moment sogar hilfreich.

Dann griff der Blonde auf sein umfangreiches Filmwissen zurück und hatte geantwortet, dass man ihn mit romantischen, kleinen Gesten überraschen müsste. Mit einem Ghettoblaster vor seinem Fenster auftauchen und sein Lieblingslied singen. Ein romantisches Essen zu zweit. Einen Ausflug auf den Domino Tower am Valentinstag. Schokolade. Rosen.

Natürlich war das alles Quatsch!

Damit der Mensch, dem sein Herz bereits gehörte, ihn für sich gewinnen konnte, wäre der erste Schritt Interesse an seiner Person und etwas Anerkennung gewesen. Joey hielt kurz inne. Kaiba hatte Interesse gezeigt. Immerhin hatte er den armen Roland fast einen ganzen Tag auf ihn angesetzt und verfolgen lassen. Konnte man das als Interesse werten? Schon irgendwie.

Auch Anerkennung hatte er ihm – nach all den Jahren endlich – geschenkt. Zumindest für seine Entwürfe in der Agentur. Immer noch bezweifelte Joey, dass die Lobs und Begeisterung aus den E-Mails wirklich von Kaiba persönlich gekommen waren, sondern von einem Mitarbeiter, der für dieses Projekt als Verbindungsmann fungierte. Denn Kaiba wäre sicherlich viel zu beschäftigt, jeden Entwurfsvorschlag von ihm persönlich anzusehen und zu kommentieren. Das konnte sich der Blonde einfach nicht vorstellen. Aber andererseits hatte Kaiba versucht ihn für eine lächerlich hohe Summe von seiner Agentur zur Kaiba Corp abzuwerben. War das nicht auch einen Art von Anerkennung?

Selbst wenn er diese beiden Punkte erfüllte, gab es noch einen dritten Punkt. Und dieser hatte wesentlich mehr Gewichtung, als die beide anderen! Die Person, der sein Herz längst gehörte, hätte einfach nur offen und ehrlich seine Gefühle zum Ausdruck bringen müssen. Etwas, was Kaiba niemals tun würde. Nicht weil er es vielleicht nicht wollte, aber Joey sprach ihm einfach die Fähigkeit dazu ab.

Nachdenklich war Kaiba schließlich gegangen und hatte einen völlig verdaddelten Joey in seinem Appartement zurück gelassen.
 

Joey nippte an seiner nicht mehr ganz so heißen Schokolade, als es plötzlich klingelte. Verwundert blickte er zu seiner Wohnungstür und konnte sich nicht erklären, wer an einem Sonntag etwas von ihm wollen könnte. Nur langsam stand der Blonde auf und schlurfte in seinen dicken Wintersocken zu seiner Tür. Vorsichtig, als ob der Türspion ihn sonst anfallen könnte, beugte er sich zu dem Guckloch und checkte, wer vor seiner Tür stand.

Braune Haare und blaue Augen strahlten ihm entgegen. Was… was sollte das? Zwei Tage hintereinander suchte der Geschäftsmann ihn auf. War heute noch ein weiteres Bild von Duke und ihm in der Zeitung aufgetaucht oder was sollte das jetzt?

„Joey, mach die Tür auf!“, kam es im gewohnten Tonfall von vor der Tür. „Hier draußen ist es wirklich kalt.“

Als ob das jetzt ein zwingender Grund für den Blonden gewesen wäre, die Tür zu öffnen, immerhin war es Winter, da sollte es schließlich kalt sein! Außerdem hatte er den Brünetten nicht zu sich eingeladen, also was sollte dieser Auftritt schon wieder vor seiner Tür.

Seufzend öffnete Joey schließlich seine Tür einen Spalt, nicht weit genug, als dass sich der Brünette ein weiteres Mal einfach so in seine Wohnung hätte drängen können.

„Was willst du?“, wollte der Blonde wissen, versuchte dabei neutral klingen.

„Lass mich rein, dann zeig ich es dir!“, war die provokante Antwort des Drachens. Dabei funkelte der Brünette Joey kess an. Dieser rollte mit den Augen und trat zurück, wandte sich um und verließ die schmale Diele, ging ohne ein weiteres Wort ins Wohnzimmer und dann weiter in die Küche. Dort setzte er einen Kaffee auf. Als er sich zu seinem Besucher umwandte, den er reinkommen gehört hatte, erstarrte er völlig baff.

Zwei kräftige Männer hatten einen kleinen, runden Tisch und zwei Stühle herein getragen. Ihnen folgten zwei weniger kräftige Personen, von denen einer eine weiße Tischdecke über den Tisch warf, während die zweite zwei Gedecke auflegte. Als diese verschwanden trat ein dritter Mann herein, der auf den Tisch eine kleine gläserne Vase in die Mitte des Tisches stellte, in der zwei rote Rosen standen.

„Was… was soll das alles?“, fragte Joey völlig verwundert.

„Ist das nicht offensichtlich?“, kam es überrascht von Kaiba.

„Ähm… nein?“, erwiderte der Blonde unsicher.

„Du sagtest gestern, dass jemand, der dein Herz gewinnen wollen würde das über romantische Gesten, wie ein Essen zu Zweit erreichen würde!“, erklärte Kaiba nüchtern und deutete mit einer einladende Geste auf einen der beiden Stühle. Joey konnte immer noch nicht glauben, dass der andere ihn wirklich ernst genommen hatte und all das seit gestern organisiert hatte. Aber selbst wenn ihm an diesen Gesten etwas gelegen hätte, glaubte Kaiba wirklich, dass wenn er alles geballt auf einmal erbrachte, er wirklich sein Herz gewinnen konnte?

Seichte schüttelte Joey seinen Kopf. Denn immer noch hatte der Brünette das, was ihm am Wichtigsten war, nicht erbracht: Ehrlichkeit und Offenheit bezüglich dessen Gefühle.

„Kaiba… was…?“, stammelte Joey, nicht wissend, wie er jetzt mit dieser Situation, an der er nicht ganz unschuldig war, umgehen sollte.

„Komm schon, Joey…“, kam es plötzlich fast leidlich von dem Unternehmer. „Ich… gebe mir wirklich Mühe und du weißt, dass ich in sowas nicht sehr gut bin!“

War es gestern noch Kaiba, der sprachlos in dieser Wohnung gestanden hatte, war es heute Joey. Er nickte schließlich und gab nach. Also setzte er sich auf dem dargebotenen Stuhl, während Seto sich ihm gegenüber niederließ. Gerade als sein Blick auf die immer noch offene, wenn auch angelehnte Tür fiel, wollte er schon aufspringen, um sie zu schließen. Doch Kaiba griff einmal über den Tisch und nach seinem Handgelenk, um ihn aufzuhalten. Dann erkannte der Blonde warum: Eine Bedienung, wie aus einem Restaurant, trat ein und hatte zwei Suppenteller in den Händen, die sie sogleich den beiden servierte.

Joey wusste nicht wieso, aber er musste schmunzeln. Kaiba hatte recht: Er gab sich wirklich Mühe und das obwohl er darin nicht gut war. Aber dieses Essen hatte er perfekt organisiert und vorbereitet und hätte Joey auf so ein Kitsch gestanden, wäre es wirklich romantisch gewesen.

Der Morgen danach

Kapitel 11 – 11. Dezember: Der Morgen danach
 

Als Joey an diesem Montag erwachte wurde ihm klar, dass er Alkohol nicht besonders gut vertrug. Jedenfalls fühlte sich sein Kopf schwer und verkatert an. Nur langsam schaffte es der Blonde in eine aufrechte Position und hielt sich dann den Kopf mit beiden Händen. Was für ein Wochenende, dachte er und war erleichtert darüber, dass er bereits gestern noch eine Mail an Kenji geschrieben hatte, in dem er sich für heute einen freien Tag genehmigte.

Er wusste, dass sein Chef nichts dagegen hatte, da solche kurzfristige Tageurlaube bei dem Blonden nie vorkamen, obwohl die Agentur diese Schlendriantage anbot. Jeder Mitarbeit konnte drei Mal im Jahr – sofern kein Krankenstand vorherrschte oder ein Abgabetermin der Firma im Nacken saß – sich einen Tag frei nehmen. Das war das erste Mal, seit Joey in der Agentur angefangen hatte, dass er davon Gebrauch machte.

Erst nach und nach fielen ihm die Details des gestrigen Tages wieder ein. Wie Kaiba plötzlich vor seiner Tür gestanden hatte, mit diesem Tisch und dem Essen, den beiden roten Rosen, die mehr als offensichtlich klar machten, dass er wirklich an ihm interessiert war.

Obwohl sich Joey am Anfang noch etwas gesträubt hatte, hatte er schließlich nachgegeben und sich zu Seto an den Tisch gesetzt. Das Essen war wirklich ausgezeichnet gewesen und entgegen seiner Erwartungen wurde es eigentlich ein recht netter Abend. Seto – er hatte ihn irgendwann gebeten, ihn auch beim Vornamen zu nennen - hatte die Gelegenheit genutzt und ein Gespräch mit ihm begonnen, welches wohl dazu diente, einige Wissenslücken zu schließen. Es war für den Blonden erschreckend gewesen, wie viel Interesse der Brünette auf einmal für ihn entwickelte.

Irgendwann waren sie schließlich auch auf ihre Schulzeit zu sprechen gekommen und Seto hatte ihm eröffnet, dass er schon damals ein Interesse an dem Blonden gehabt hatte. Doch er war einfach nicht in der Lage gewesen, seine Gefühle zu offenbaren und hatte stattdessen versucht Joey mit all den Sticheleien und abfälligen Bemerkungen auf Abstand zu halten. Ja, dass hatte doch wirklich gut funktioniert, war alles gewesen, was Joey dazu mit einem ironischen Grinsen beisteuerte.

Seto hatte inne gehalten und ihn ausgiebig gemustert. Dann geschah etwas, was Joey nie für möglich gehalten hätte: Seto Kaiba entschuldigte sich bei ihm für all die Namen, die er ihm in der Schulzeit verpasst hatte. Joey wäre beinahe vor Schreck vom Stuhl gefallen.

Irgendwann zeigte der Wein, der zum Essen gereicht wurde, auch bei dem Geschäftsmann endlich eine Wirkung und er wurde lockerer. Erzählte davon, dass er damals dachte, dass er sich keine Blöße oder Schwäche geben dürfe und daher lange seine Gefühle und vor allem seine Homosexualität verleugnet hätte. Selbst heute hätte er noch Probleme damit, sich als schwul zu outen. Aber das lag auch hauptsächlich daran, dass er in seinem Leben nur an einer Person wirkliches Interesse entwickelt hatte und die hatte er verloren geglaubt. Erst als er dieser Person auf dem Weihnachtsmarkt überraschend über den Weg gelaufen war, hatte er gespürt, dass all diese Gefühle noch in ihm waren und auf ihn stärker als zuvor wirkten.

Joey schlug sich die Hand an die Stirn. Damit hatte Seto auch die dritte Bedingung schlussendlich erfüllt: Absolute Ehrlichkeit und Offenheit über seine eigenen Gefühle. Okay, vielleicht musste man ein paar Punkte abziehen, da erst der Wein ihn so offen hatte werden lassen. Aber es gab nun kein Zurück mehr!

Dann erstarrte Joey plötzlich. Seto war gestern schließlich sogar in Tränen ausgebrochen. Immer wieder wiederholte er, völlig betrunken wohlgemerkt, dass er bereute, nicht schon damals in der Schulzeit in diesem einen Punkt seines Lebens den Mut besessen zu haben, Joey reinen Wein einzuschenken. Dass er so viel Zeit einfach verschwendet hatte.

In diesem Zustand – betrunken und völlig aufgelöst – hatte Joey den anderen nicht gehen lassen können. Zwar hatte dieser eingewandt, dass Roland ihn abholen konnte, aber da es zu diesem Zeitpunkt schon weit nach Mitternacht war, empfand der Blonde es als unverantwortlich Roland jetzt quer durch die gesamte Stadt fahren zu lassen, nur um seinen völlig betrunkenen Chef bei ihm abzuholen…
 

Auf einmal sprang Joey aus seinem Bett, rannte förmlich zu seiner Schlafzimmertür, die er hastig aufriss, bevor ihm fast die Augen aus dem Kopf fielen. Tatsächlich lag auf seiner Couch ein schlafender Seto Kaiba und schnarchte… und sabberte ein wenig auf sein Gästekissen. Dieser Anblick war für Joey einfach zu viel auf nüchternen Magen und einem Morgen ohne Kaffee.

Also schlurfte er nun wieder eher gemächlicher in seine offene Küche und setzte… nein… erst einmal musste er den gekochten und nicht getrunkenen Kaffee von gestern wegschütten. Dann endlich konnte er frischen Kaffee aufbrühen.

Als Joey in seinen Kühlschrank blickte musste er feststellen, dass er am Freitag das Einkaufen völlig vergessen hatte. So war das nun Mal, wenn er unerwartet Duke über den Weg lief. Da blieb so etwas wie einkaufen einfach auf der Strecke. Dennoch wollte er sich vor Seto keine Blöße geben. Daher ging er fix ins Bad, vollzog eine Katzenwäsche, bevor er sich warm anzog und in den Laden an der Ecke eilte.
 

Der vertraute Geruch von Kaffee drang in Setos Bewusstsein, der sich langsam gegen den Nebel des Alkohols und der Bewusstlosigkeit durchsetzte. Langsam richtete er sich auf und blickte sich kurz fragend um. Dann fiel ihm wieder ein, dass er bei Joey war. Sein Nacken knackte laut, als er sich streckte. Diese Couch war mörderisch für seinen Rücken. Nur mit viel Mühe gelang es Seto schließlich sich zu erheben. Der Nase folgend schlurfte er mit staksigen Schritten in die Küche und zur Quelle des herrlichen Geruchs.

Es brauchte einen Moment, bis er eine Tasse fand und er in dem ansonsten leeren Kühlschrank die Kaffeesahne fand. Er schenkte sich eine Tasse des schwarzen Getränks ein und verfeinerte dieses mit einem Schuss Sahne. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er allein war. Sowohl die Schlafzimmer- als auch die Badezimmertür standen offen und ließen erkennen, dass sie leer waren. Wo war Joey?

Da hörte der Brünette die Wohnungstür und blickte fragend um die Ecke. Dort zog sich Joey gerade die Schuhe und den Mantel aus, bevor er seine Einkaufstüten wieder aufnahm und zu ihm in die Küche kommen wollte. Als der Blonde erkannte, dass er schon wach war nickte er ihm nur zu, bevor er mit den frisch erworbenen Einkäufen den Frühstückstisch einkleidete.

Da der Wein sie ganz offensichtlich beide sehr mitgenommen hatte verbrachten sie das Frühstück schweigend. Das war ganz gut, denn noch immer war Seto nicht ganz klar, warum er hier übernachtet hatte. Erst nach einer Brötchenhälfte und einer zweiten Tasse Kaffee löste sich die Blockade in seinem Kopf und die Erinnerungen kamen zurück. Ebenso das Gefühl der Peinlichkeit. Schlagartig bereute der Unternehmer, dass er zu jedem Gang einen Wein hatte auftischen lassen. Mental setzte er sich eine Notiz in Zukunft auf dieses Gesöff aus vergorene Trauben zu verzichten.

Die Stille wurde jäh unterbrochen, als sein Smartphone zu klingeln begann. Suchend tastete er seine Taschen ab, bis er nach einer schier unendlich langer Zeit endlich den Störenfried fand. Der Name auf dem Display ließen seine Augen rollen. Dann nahm er den Anruf schließlich an.

„Guten Morgen – Ja – Nein – Bin bei Joey – Nein – Ist nur spät geworden – Hey… hey, nicht so… hey, nicht so laut!“
 

Dem verzweifelten Gespräch des sonst so resoluten Unternehmers zuzuhören, wie er gerade seinem jüngeren Bruder scheinbar Rede und Antwort stehen musste, zauberte bei Joey unbewusst sein Schmunzeln auf das Gesicht. Doch als Mokuba begann so laut zu brüllen, dass selbst er ihn verstand, nahm er Seto das Smartphone aus der Hand.

„Hey Mokuba, danke für deinen Anruf, aber sei so gut und gönn uns eine Pause! Der Wein war gut und reichlich, daher brummt uns der Schädel. Dein Bruder meldet sich, sobald die Kopfschmerzen abflauen!“, mit diesen Worten legte Joey schließlich auf und reichte einem nicht minder verblüfften Seto sein Smartphone zurück.

Dieser nahm es nur zögerlich wieder zurück, während sich auch auf seinem Gesicht ein seichtes Lächeln abzeichnete. Wenn er ihn so betrachtete, musste Joey feststellen, dass sein Gegenüber nur noch recht wenig Ähnlichkeit mit dem Geschäftsmann hatte, den er kannte.

In seinen Augen sah er dieses Verlangen oder... nein nicht Verlangen! Es war eher ein Wunsch. Ein Wunsch, den jeder ab einem gewissen Zeitpunkt im Leben entwickelte. Der Wunsch nach jemandem in seinem Leben, mit dem man weiter voranschreiten konnte, der einen liebte und den man zurück lieben konnte.

Wieder wurde dem Blonden bewusst, dass Seto nicht gerade erfahren war, was seine eigenen Gefühle betraf. Schon während ihrer Schulzeit war der damalige Jungunternehmer immer stets darum bemüht gewesen, seine Gefühle von sich zu schieben und zu verleugnen. Seto hatte es gestern beim Abendessen selbst zugegeben. Von daher musste den Brünetten das alles hier eine große Überwindung gekostet haben.

Plötzlich wurde Joey bewusst, dass Seto aufgestanden und zu ihm rüber gekommen war. Überrascht blickte er zu dem Brünetten auf, der ihn sanft an der Hand nahm, um ihn zu sich hoch zu ziehen und dann... dann legte Seto seine Lippen auf die des Blonden.

Völlig geschockt davon, dass der Brünette diesen Schritt einfach so gewagt hatte, ließen Joey kurz erstarren, bevor er diesen Kuss langsam und genussvoll erwiderte. Davon hatte er Jahre lang geträumt. Doch jetzt diesen Mann wirklich zu küssen überstieg all seine Erwartungen um Längen. Es war einfach nur unglaublich.
 

Dann durchzog ein lauter Knall die Stille!

Schüsse

Kapitel 12 - 12. Dezember: Schüsse
 

Seto saß in seinem Arbeitszimmer in seiner Villa und blickte aus dem Fenster. Er wirkte müde und nicht besonders ausgeschlafen, was wohl daran lag, dass er wohl beides war - müde und unausgeschlafen. Immer wieder waren ihm in der Nacht die gestrigen Ereignisse durch den Kopf gegangen. Wie eine Endlosschleife wiederholten sie sich vor seinem geistigen Auge. Immer und immer wieder:
 

Endlich... nach all den Jahren, hatte er all seine Bedenken und Ausreden über Bord geworden und sich dazu durchgerungen Joey reinen Wein einzuschenken, ihn sogar zu küssen. Es war ein herrlicher Kuss gewesen, den Seto so nie erwartet gehabt hätte. Er hätte sein ganzes Geld und seine Firma hergegeben, wenn er dadurch diesen Augenblick für immer hätte halten können.

Doch ein Schuss zerstörte die Stille und ihren Kuss. Reflexartig hatte der Brünette den Blonden zu Boden gerissen und war mit ihm hinter eine kleine Wand, die zum Schlafzimmer führte, gekrochen.

Sie konnten nicht vor und nicht zurück ohne sich in das Schussfeld dieses Irren zu begeben. Erneut durchriss ein Schuss die Stille und sie hörten auf der Straße das Quietschen von Autoreifen und panische Schreie von Passanten. In einiger Entfernung heulten Sirenen von Polizei und Krankenwagen auf.

Seto hatte den Blonden eng an sich gedrückt und schützend seinen Arm um dessen Kopf gelegt. Der Unternehmer hatte gar nicht mehr verstanden, was hier los war. Sie waren hier doch nicht in Amerika, wo jeder Hinz und Kunz einfach so in einen Baumarkt laufen konnten und schwer bewaffnet wieder raus kommen konnte. In Japan war es unlängst schwieriger an einen Waffenschein ran zu kommen und dann noch eine Waffe zu kaufen.

Wieder durchschlug ein Schuss die Fensterscheibe zu ihrer rechten und blieb in der Wand in einem Bild hängen. Joey wollte schon aufspringen und wer auch immer da schoss anschreien, doch Seto hielt ihn unten. Er konnte diese Reaktion nur einem Schock zuschreiben.

Schließlich hörte Seto, wie die Tür von Joeys Wohnung aufgetreten wurde und gefolgt von der vertrauten Stimme Rolands.

"Sir, ist alles in Ordnung bei Ihnen?", hatte seine rechte Hand nachgefragt. Als Antwort pfiff erneut eine Kugel durch das Wohnzimmerfenster und die offene Wohnungstür und blieb in der Flurwand stecken.

"Ja, bleib in Deckung!", wies Seto ihn an. Auf diese Art und Weise zu kommunizieren empfand Seto als ungemein anstrengend, also tastete er seine Taschen ab und fand schließlich was er suchte: sein Smartphone. Mit der Kurzwahltaste 2 hatte Seto Rolands Nummer gewählt, der sofort ran ging.

"Was ist da los?", forderte Seto eine Erklärung.

"Sir, wie es scheint wurde die gegenüberliegende Bank überfallen. Einer der Angestellte löste den Alarm aus, woraufhin die Räuber sich verbarrikadierten und sich mit Geiseln in die höheren Stockwerke des Gebäudes zurück gezogen haben.", setzte Roland ihn ins Bild.

"Aber warum schießen sie dann wild durch die Gegend?", verlangte Seto zu wissen.

"Nun Sir... das weiß niemand!", gestand Roland. "Scheinbar ist einer der Täter psychisch labil!"
 

Die Polizei rückte an, sperrte die Straße ab und nahm die Verhandlungen mit den Möchtegernbankräubern auf. Es vergingen Stunden, in denen Seto mit Joey im Arm an die Außenwand gepresst dasaß und wartete. Wann auch immer sich etwas auf der Straße oder in einer der Wohnungen rührte begann einer der Räuber zu schießen.

Eigentlich genoss Seto es Joey im Arm zu halten ohne vorher irgendwie umständlich eine Legitimation dafür zu schaffen. Allerdings hätte er eine andere, weniger stressige Situation vorgezogen. Vielleicht auf einem bequemen Möbelstück oder in einer Hütte am See, wo man bei Lust und Laune ein wenig Skifahren gehen konnte. Nicht auf einem stetig kälter werdendem Boden in einer Wohnung mit Durchzug, da mittlerweile zwei Fenster zu Bruch gegangen und die Wohnungstür auftreten worden war.

Als die Nacht hereinbrach stellte die Polizei große Scheinwerfer auf und beleuchtete die kleine Bank, sowie die umstehenden Häuser. Die Verhandlungen schienen zu scheitern, als die Polizei die kleine Bank schließlich stürmte. Dieses Chaos nutzte Roland, drang in die Wohnung ein und stürmte zu ihnen. Da keine Schüsse in ihre Richtung fielen zerrte der erfahrene Mann erst Joey, dann Seto aus der kleinen Wohnung. Als sie von dem Adrenalinschub aufgeputscht und etwas außer Atem an der Wand des Flures neben der Wohnungstür lehnte schien Joey plötzlich etwas einzufallen. Er stieß sich ab und nur dem beherzten Eingreifen Rolands war es zu verdanken, dass Joey nicht wieder Schnurrstraks zurück in die Wohnung gestürmt war.

"Nein... nein ich muss...", schrie Joey verzweifelt. Erst jetzt im Schein des Flurlichts sah Seto, dass dem anderen sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war und der Blonde klang auch mehr als panisch und völlig neben der Spur.

"Herr Wheeler!", kam es beruhigend von Roland, der den Blonden gegen die Flurwand drückte und den Augenkontakt mit ihm suchte. "Ganz ruhig. Langsam und tief durch die Nase ein und aus atmen."

Joey hatte den Älteren nur verständnislos angeblickt und verstand gar nicht, was dieser von ihm wollte. Seine Atmung wurde immer hektischer, bis er das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn und er hatte das Gefühl, dass der Boden unter seinen Füßen zu schwanken anfing. Schließlich japste er regelrecht nach Luft, die sich aber einfach nicht in seinen Lungen einfinden wollte. Der andere redete immer wieder auf ihn ein, doch davon verstand der Blonde kein einziges Wort mehr.

Schließlich hatte er das Gefühl, dass er fiel und alles um ihn herum dunkel wurde!

Hilfe

Kapitel 13 - 13. Dezember: Hilfe
 

Als Joey langsam wach wurde drehte sich alles ein wenig um ihn. Er hatte Kopfschmerzen und sein Hals fühlte sich an, als hätte er Tagelang nichts getrunken. Nur langsam und erst beim dritten oder vierten Versuch gelang es ihm sich aufzusetzen. Um zu vermeiden, dass sein Kopf gleich in tausend Stücke zersprang legte er seine Hand an die Stirn und rieb sich mit dem Handballen über die Augen.

Nur langsam nahm er nach und nach seine Umgebung wahr und erkannte, dass er nicht bei sich Zuhause war. Er lag in einem Kingsize Bett, mit extrem bequemer Matratze. Dieses Bett stand in einem Raum, der locker halb so groß wie sein Appartement war, mit sehr hohen Fenstern, die von schweren Vorhängen umsäumt waren. Joey stöhnte auf. Es gab nur einen Ort, den er kannte, der so aussah: Die Kaiba-Villa.

Er war früher schon hier gewesen, wenn er mit Mokuba Zeit verbracht hatte, weil dieser auf ihn so einsam gewirkt hatte, während der großartige Seto Kaiba einen Großteil seiner Zeit in der Firma verbracht hatte. Wenn es dann zu spät für den Heimweg wurde - und der Kleine hatte sich darauf verstanden, es zu spät werden zu lassen -, dann hatte er ein ähnliches Zimmer für die Nacht bekommen.

Aber warum war er hier? Nur langsam begannen sich die Rädchen in seinem Kopf langsam zu bewegen. Seto, der vorbei kam mit einem Tisch und einem Essen für zwei. Oh ja, damit hatte Joey nicht gerechnet, dass der Unternehmer seine Worte für bare Münze halten und entsprechend auch direkt etwas in diese Richtung organisieren würde. Auch wenn der Blonde eigentlich nicht auf so einen Kitsch stand, musste er zugeben, dass es etwas hatte... etwas Besonderes... etwas was ihm gefallen hatte.

Sie hatten gemeinsam gegessen und sich unterhalten. Worüber hatten sie sich gleich nochmal unterhalten? Seto hatte zu Beginn sehr viel über ihn wissen wollen. Schien echtes Interesse an den vergangenen drei Jahren zu haben. Vor allem an seiner Ausbildung und seinem frisch aufgenommenes Studium. Der Brünette schien ehrlich beeindruckt gewesen zu sein.

Dann waren sie auf ihre Schulzeit zu sprechen gekommen. Joey hätte es nie für möglich gehalten, aber ein Seto Kaiba konnte von Wein betrunken werden. Was sich da alles für ihn offenbarte, hätte er sich nicht einmal im Traum gewagt zu erhoffen. Seto Kaiba war schon in der Oberschule in ihn verliebt gewesen und hatte sich nicht getraut ihm das zu zeigen. Noch viel mehr sogar: Der große, erfolgreiche Geschäftsmann bereute ehrlich, dass er damals nicht aktiv geworden war und Joey schon verloren glaubte.

"Ich war so froh, als ich dir auf dem Weihnachtsmarkt begegnet bin!", hallten die Worte des Unternehmers durch Joeys von Kopfschmerzen gebeutelten Schädel. Froh? Auf ihn hatte Seto auf dem Weihnachtsmarkt wie immer gewirkt: Unnahbar! Nein. Moment... seinem Blick hatte die Kälte gefehlt, als er ihn überrascht angeschaut hatte.

"Was hast du auf dem Weihnachtsmarkt eigentlich getrieben? Ich meine, du bist doch sicherlich schwer beschäftigt und hast eigentlich keine Zeit für sowas, oder?" hatte Joey nachgehakt.

"Ich arbeite längst nicht mehr so viel, wie früher!", hatte ihm der Brünette geantwortet. "Und Mokuba fand, dass ich mal wieder raus kommen müsste! Er hat mich bestimmt drei oder vier Mal über den Markt gezogen, immer wieder zu den gleichen Ständen."

So, so... Mokuba hatte ihn also auf den Weihnachtsmarkt gezerrt und der Workaholic vom Dienst wollte ihm tatsächlich weiß machen, dass er kein Workaholic mehr wäre? Immer noch mit dröhnendem Kopf kam Joey da auf einmal ein Verdacht... dieser... dieser Mistkerl Duke! Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er jedes Jahr am ersten Tag des Weihnachtsmarktes drüber schlenderte und ganz bestimmte Buden aufsuchte. Joey stöhnte auf, als er endlich verstand, dass Duke Seto nicht nur auf seine Arbeit gestoßen hatte, sondern scheinbar mit Mokuba konspiriert hatte, um diese 'zufällige' Begegnung auf dem Weihnachtsmarkt herbei zu führen.

Joey blickte sich weiter im Zimmer um, bis sein Blick auf einen Rollständer fiel, auf dem Klamotten fein säuberlich aufgehängt waren. Nicht irgendwelche Klamotten... seine Klamotten. Dann blickte er zum Nachttisch auf dem sein Laptop lag. Der nächste Blick fiel auf die Kommode, auf der seine Skizzenblöcke und -bücher lagen und so wie es aussah, waren es nahezu alle, die er Zuhause gehabt hatte. Er schluckte und wollte schon aufspringen, als es an der Tür klopfte.

Nach einem Moment wurde die Tür einen Spalt weit geöffnet und Seto blickte kurz hinein, dann öffnete er die Tür weiter und trat ein. Joey wollte ihn schon anmaulen und fragen, was er hier suchte, doch der Brünette war nicht alleine. Er war in Begleitung zweier Herren, die Joey sofort wiedererkannte. Er sank wieder auf die Matratze und zog seine Decke höher.

"Guten Morgen Herr Wheeler! Mein Name ist Detective Kenji Matsuro, vom Dezernat für Schwerverbrechen.", stellte sich der Mann Anfang vierzig ihm vor. Joey bedachte ihn nur mit großen Augen. Er wusste ganz genau, wer da vor ihm stand.

"Ich führe die Ermittlungen zu dem Banküberfall mit anschließender Geiselnahme und Gefährdung des öffentlichen Wohls. Ich hätte nur einige Routinefragen an sie!", erklärte der Mann, der ihn mit einem strengen Blick bedachte.

"Ich kann Ihnen kaum was dazu sagen.", versuchte Joey abzuwiegeln. "Wir haben nichts gesehen oder gehört, bis die Schüsse fielen. Danach haben wir Stunden in Deckung an der Wand gesessen. Erst als die Bank gestürmt wurde konnten wir aus meiner Wohnung!"

"Ah, okay... das deckt sich ziemlich genau mit dem, was Herr Kaiba zu Protokoll gegeben hat!", merkte der Polizist an.

"Das liegt wohl daran, dass wir beide in der gleichen Situation waren.", kam es vorlaut von Joey.

Der Mann bedachte ihn mit einem kritischen Blick und Joey senkte ausweichend seinen eigenen auf die Bettdecke.

"Darf ich noch fragen, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen?", fragte der Detective. Joey Haare auf den Unterarmen und im Nacken stellten sich auf.

"Er ist ein Geschäftskunde. Ich bin Mediengestalter und soll für ihn eine Einrichtung gestalten.", erklärte Joey schnell und konnte die Enttäuschung in Setos Blick erkennen. Ehrlich gesagt wusste der Blonde nicht, was sie wahren. Sie hatten sich einmal geküsst und dieser Kuss wurde jäh von den Schüssen, die sie Stundenlang am Boden kauern gelassen hatten, unterbrochen. Er war nicht naiv: Ein Kuss machte noch keine Beziehung oder etwas dergleichen. Dazu gehörte noch mehr.

Aber das war auch gar nicht der Grund, warum Joey so sehr betont hatte, dass Seto 'nur' ein Geschäftskunde war. Der Grund dafür stand genau vor ihm und machte sich Notizen. "Dann danke ich Ihnen für ihre Aussage und die Beantwortung meiner Fragen.", der Polizist nickte ihm zu und wandte sich dann zum Gehen. Kurz vor der Tür blieb er dann doch noch Mal stehen.

"Verzeihen Sie mir, eine Frage hätte ich doch noch!", meinte er mit einem gefährlichen Lächeln im Gesicht. "Wenn Herr Kaiba 'nur' ein Geschäftskunde ist, warum sind Sie dann bei ihm zu Gast?"

Joey spürte, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. Der andere hatte ihn durchschaut.

"Weil Herr Wheeler ein geschätzter Geschäftspartner ist und seine Wohnung von der Spurensicherung noch nicht freigegeben wurde! Was hätte ich also tun sollen? Ihn mitten im Winter auf der Straße lassen sollen?" kam es scharf von Seto und irgendwo war Joey ihm dankbar, dass er das Antworten übernahm.

"Das war sehr altruistisch von Ihnen! Dann wünsche ich den Herren einen guten Tag!", kam es weiter grinsend von Matsuro, bevor er schließlich endlich das Zimmer verließ.

Kaum war er wieder alleine in dem Zimmer schlug er eilig die Decke zurück, sprang aus dem Bett und flitzte an die Tür. Er lauschte, ob der 'Detective' wirklich weg war oder vielleicht noch vor der Tür stand. Doch als Joey nichts hören konnte wetzte er an den Kleiderständer und zog sich eilige an. Vor der Kommode sah er seine Reisetasche liegen, also begann er die Klamotten in die Tasche zu stopfen, ebenso seine Skizzenblöcke und -bücher und zuletzt ganz oben auf seinen Laptop.

Schließlich schlich er wieder zur Tür, öffnete sie vorsichtig und lugte in den Flur. Der war leer. Also schlich er im Eiltempo den Flur zur Treppe entlang, die er prüfend hinunter blickte. In der Eingangshalle stand nur Seto, der scheinbar gerade telefonierte. Geschwind nahm der Blonde die Treppe ins Erdgeschoss.

"Hey, ähm... danke für alles, aber ich bin mal weg!", kam es kurz angeboten von ihm, als er sich an Seto vorbei drängte und die Tür öffnen wollte. Doch der Brünette schien etwas dagegen zu haben, dass er einfach so ging und hielt ihn am Handgelenk fest.

"Wo willst du hin, Joey?", fragte Seto sichtlich schockiert, während er sein Smartphone wegsteckte. "In deiner Wohnung ist noch die Spurensicherung!"

"Werd schon ein Plätzchen finden!", grinste Joey ihn nur gekonnt an.

"Du kannst gerne hier bleiben! Mokuba und ich haben genug Platz hier!", wandte der Brünette ein.

"Ich kann nicht hier bleiben!", kam es nur erschrocken von Joey.

"Warum denn nicht?", wollte der Unternehmer von ihm wissen.

"Weil ich dich damit in Gefahr bringen würde!", schoss es schließlich aus dem Blonden.

"Hä?", war die nichtverstehende Reaktion seines Gegenübers.

"Hör mal Kai... Seto... der Typ eben... dieser Detective... der gehört zur Yakuza!", erklärte Joey widerwillig.

"Woher willst du das wissen?", hakte der Brünette nach.

"Weil ich ihn kenne!", gab Joey resigniert zu, während er seinen Blick zu Boden richtete. "Er... er hatte früher gelegentlich mit meinem Vater zu tun. Ich weiß zu was er imstande ist und ich weiß, wenn er diesen Fall untersucht, war das kein einfacherer Banküberfall, der aus dem Ruder lief!"

"Aber selbst wenn der Detective zur Yakuza gehört, warum sollte dich oder mich das in Gefahr bringen?", bohrte Seto weiter nach.

"Weil... weil...", die Verzweiflung in Joeys Stimme war deutlich heraus hörbar. Plötzlich legte der Brünette seinen Arm um seine Schulter und zog ihn an seine Brust.

"Egal, was dahinter steckt oder passiert, ich werde dir helfen! Also lass mich dir helfen... Bitte!", kam es sanft von dem Brünetten

Schulden

Kapitel 14 - 14. Dezember: Schulden
 

Joey saß auf der Couch in Setos Hausbüro, mit dem Laptop auf dem Schoss und ging seine geschäftlichen Mails durch. Nun ja, jedenfalls wollte er sie durchgehen... vor einer Stunde. Seitdem starrte er nur auf das Display des Laptops und war in seinen Gedanken versunken.
 

Er hatte gestern mehrfach versucht Seto davon zu überzeugen, dass es wirklich das Beste wäre, wenn er gehen würde. Immer wieder hatte Seto nach dem Grund gefragt, den der Blonde aber nicht Preis geben wollte. Unter gar keinen Umständen wollte er den Unternehmer in irgendetwas hineinziehen. Schon gar nicht in etwas, was mit der Yakuza zu tun hatte.

Doch Seto war nicht bereit gewesen ihn so gehen zu lassen. Irgendwann war Joey dann die ultimative Ausrede eingefallen: Er musste zur Arbeit. Doch der Brünette hatte ihn nur angelächelt und gemeint, dass sein Chef ihm die Woche frei gegeben hätte, damit er sich von dem Schock ausgiebig erholen könnte. Ungläubig hatte Joey sein Handy gezückt und bei Kenji angerufen, der ihm aber nur bestätigte, dass das stimmte. Er hatte ihm sogar gedroht, dass wenn er vor Montag auf der Arbeit auftauchen sollte, es eine Standpauke geben würde. Seufzend hatte der Blonde aufgelegt und das Handy wieder weggesteckt.

Ihm war klar, dass allein seine Anwesenheit Seto in Gefahr brachte. Doch wie hätte er dem anderen das klar machen sollen?
 

Ein Klopfen riss Joey aus den Gedanken und ließ ihn aufspringen. Dabei wäre ihm beinahe der Laptop herunter gefallen, den er gerade so noch auffangen konnte. Verwirrt blickte er erst zu Seto, der ihn erschrocken anblickte, und dann zu der sich öffnenden Tür. Roland kam herein und blieb verwundert stehen, als er den entsetzten Blick des Blonden sah.

"Entschuldigen Sie bitte die Störung, ich bringe nur die Tagespost!", erklärte Roland, der wohl spürte, dass die Nerven des Blonden bis zum Zerreißen gespannt waren. Joey stellte seinen Laptop auf dem Tisch ab und atmete tief durch. Was hatte er sich bloß gedacht? Das die Yakuza in die Villa marschiert kommt, höfflich an die Bürotür anklopft und ihn dann an seinen Haaren hier raus zerren würde?

Dann bekam er von Roland einen Brief hin gehalten.

"Dieser hier ist an Sie adressiert, Herr Wheeler!", kam es sachlich von der rechten Hand Setos.

Verwirrt blickte Joey den Brief an. Wieso bekam er Post hier her? Er war erst seit zwei Tagen hier und eigentlich hatte er auch gar nicht vor zu bleiben. Also wer wusste schon groß, dass er hier war? Sein Chef - natürlich - und... Joey stockte und musste schlucken. Mit zittriger Hand nahm er den Brief entgegen. Auf der Vorderseite stand sein Name, doch weder eine Anschrift noch ein Absender konnte er finden.

Seto war aufgestanden und zu ihm herüber gekommen. Vorsichtig legte er einen Arm um Joeys Schulter. Doch dieser zuckte wieder schreckhaft zusammen und blickte den Brünetten nur völlig entgeistert an.

"Hey Joey, meinst du nicht, dass es langsam Zeit wird, mir zu sagen, was es mit der Yakuza auf sich hat?" wurde er sanft von Seto angesprochen.

"Nein!", kam es leise von dem Blonden. "Es wird nur langsam Zeit das ich jetzt endlich gehe!"

"Nein!", erwiderte dieses Mal Seto.

Der Blonde blickte zu ihm auf. Er verstand nicht, warum Seto sich so um ihn bemühte. Ja, der andere hatte Gefühle für ihn und das scheinbar schon seit einer ganzen Weile. Aber im Grunde kannten sie einander doch kaum.

"Sie haben Schulden bei der Yakuza, nicht wahr?", kam es schließlich nüchtern von Roland. Erschrocken blickte Joey zu ihm auf. Er war blass geworden. Doch schließlich nickte er.

"Wenn es nur um Geld geht, dann ist das doch kein Problem!", kam es gewinnend von Seto. Doch sofort hob Joey abwehrend die Hände.

"Vergiss es!", keifte Joey sofort. "Das letzte was ich von dir will, ist dein Geld!"

Er hatte dabei vielleicht etwas schärfer geklungen, als er beabsichtigt hatte, aber die Vorstellung, dass Seto ihm finanziell weiterhalf war für ihn einfach absolut abwegig.

"Es geht aber nicht nur um das Geld, oder?", hakte Roland weiter nach.

Ertappt blickte Joey zu ihm und biss sich auf die Unterlippe. Dann ließ er seinen Kopf hängen. Seto legte sanft seine Hand an Joeys Wange und hob dessen Blick zu sich.

"Was ist da noch?", bohrte jetzt Seto weiter.

"Sie wollen das Geld nicht in bar zurück!", kam es kleinlaut von Joey.

"Sondern?", kam es nichtverstehend von Seto. "Wollen sie eine Niere von dir oder was?"

Joey wandte seinen Blick wieder von Seto ab und schaute zu Roland, der scheinbar verstand, um was es hier wirklich ging.

"Für einen Japaner sehen Sie recht exotisch aus, Herr Wheeler!", kam es wieder sachlich von Roland. "Das bricht ihnen hier das Genick, nicht wahr?"

Der Blonde nickte stumm und schluckte schwer. Seto blickte zu Roland, der scheinbar immer noch nicht verstand, um was es genau hier ging.

"Die meisten Yakuza beziehen einen Großteil ihrer Geldmittel aus Bordellen und erotische Filmkunst!", erklärte Roland in seiner typischen steifen Art. Endlich schien bei Seto der Groschen zu fallen.

"Mein Vater hat mich die ganzen Jahre vor ihnen geschützt!", erklärte Joey leise. "Aber seit er tot ist... sind sie wieder hinter mir her! Durch meinen Umzug dachte ich, sie endlich abgeschüttelt zu haben. Doch durch den Polizisten gestern... haben sie mich jetzt wohl gefunden!"

Mit diesen Worten wandte sich Joey ab und verließ eilig das Büro. Seto folgte ihm, griff nach seinem Handgelenk und stoppte ihn.

"Und was jetzt?", fragte Seto. "Weglaufen?"

"Was bleibt mir anderes übrig?", erwiderte Joey. "Oder soll ich mich von denen benutzen lassen?"

"Da muss es doch einen Ausweg geben!", begann Seto nachzudenken.

"Meinst du nicht, ich hätte den nicht schon gefunden, wenn es einen gäbe?", keifte Joey ihn an und man konnte deutlich seine Angst und Panik heraus hören. "Die wollen nur das eine von mir und lassen sich davon nicht abbringen!"

Seto zog ihn wieder an sich und schlang seine Arme um ihn. Für Joey war diese Geste immer noch ungewohnt, jedenfalls von Seto, dennoch lehnte er sich einen Moment hinein. Die Wärme des anderen durchdrang ihn und fühlte sich so gut an.

Dann wurde ihr Moment durch die Haustürklingel gestört.

Joey zuckte vor Schreck heftig zusammen und sprang regelrecht zweit Schritte nach Hinten. Roland ging an den beiden jungen Männern vorbei zur Haustür und öffnete sie. Als hätte Joey es geahnt erkannte er die beiden Polizeibeamten von gestern wieder. Detective Matsuro grinste ihn schief an.

"Guten Tag, die Herren. Wir sind hier, um Herrn Wheeler mitzunehmen!", kam es sofort von Matsuro.

"Mitzunehmen? Wohin?", wollte Seto wissen.

Der Yakuza in Uniform bedachte den Jungunternehmer kritisch.

"Zur Vernehmung. Es gibt da noch einige offene Fragen, die Herr Wheeler auf der Wache beantworten soll!", spulte der Detective wie auswendig gelernt und wenig überzeugend runter.

"Wenn dem so ist, werde ich Herr Wheeler einen Anwalt rufen und wir werden in einer Stunde auf der Wache erscheinen!", konterte Seto erneut.

Der Polizist rollte genervt mit den Augen, als er merkte, dass seine Ausrede nicht den gewünschten Erfolg hatte.

"Wir werden Herrn Wheeler jetzt mitnehmen!", kam es gefährlich klingend von Matsuro.

"Nein, dass werden Sie nicht!", verweigerte Seto die Herausgabe des Blonden.
 

Dann ging alles ganz schnell und ein Schuss beendete das Gespräch.

Flucht

Kapitel 15 - 15. Dezember: Flucht
 

Joey saß in seinem Sitz und blickte aus dem kleinen Fenster, während er über den gestrigen Tag nachdachte.
 

Es war alles so schnell gegangen. Noch ehe jemand reagieren konnte hatte Matsuro eine Waffe gezogen. Roland reagierte automatisch und versuchte den Polizisten zu entwaffnen. Dadurch entstand ein Handgemenge und in diesem löste sich schließlich ein Schuss. Seto stöhnte auf und fiel zu Boden. Joey ging sofort neben ihm in die Hocke. Der Unternehmer hielt sich den Oberarm und Blut rann durch seine Finger.

"Scheiße, Seto!", kam es geschockt von Joey, der seine Hand ebenfalls auf die Wunde am Oberarm presste, um die Blutung zu stoppen.

Derweil rangen Roland, Matsuro und dessen Juniorpartner miteinander, als zwei weitere Security aus Setos Team angerannt kamen. Sie zogen den Juniorpartner aus der Rangelei, während es Roland endlich gelang dem älteren Detective die Waffe zu entwinden und ihn in den Schwitzkasten zu nehmen.

In diesem Moment kam Mokuba aus dem oberen Stockwerk und sah seinen Bruder am Boden. Sofort eilte er die Treppe hinunter und kam neben seinem Bruder zum Knien.

"Wir... wir brauchen eine Krankenwagen!", schrie der jüngere Kaiba in Panik, der Joey wegdrängte und seine eigene Hand auf den Streifschuss an Setos Arm presste. Joey stolperte einige Schritte entsetzt schauend zurück.

Aus der Küche kam die Köchin, die nach dem Rechten sehen wollte. Als sie sah, wie die Security und Roland die beiden Polizisten fixierten und Mokuba die Hand auf eine blutende Wunde bei seinem älteren Bruder presste lief sie erschrocken zurück in die Küche, um einen Krankenwagen und die Polizei zu rufen.

Nach wenigen Minuten trafen uniformierte Polizisten und der Krankenwagen ein. Noch immer stand Joey mit blutverschmierten Händen etwas abseits und nahm alles nur wie durch Watte mit. Der Notarzt kam herbei gerannt, schob Mokuba von seinem Bruder, um sich einen Überblick zu verschaffen.

"Was... was ist hier passiert?", wollte Mokuba von Joey wissen.

"Die... die Yakuza... sie... sie wollte mich holen!", erklärte der Blonde stockend und immer noch neben sich stehend.

"Mein Bruder wurde wegen dir angeschossen?", keifte Mokuba entsetzt.

"J... ja!", war die einfache Antwort von Joey, der beobachtete, wie die Notärzte einen provisorischen Verband an Setos Oberarm anlegten, während ein Sanitäter mit einer Trage dazu stieß. Vorsichtig schoben sie den verletzten Kaiba auf die Trage, bevor sie ihn hochnahmen und raustragen wollten.

Joey wollte folgen, wurde aber von Mokuba aufgehalten, der die blutige Hand auf Joey Brust legte und somit auf dessen Shirt einen Abdruck hinterließ.

"Wo willst du hin?", fragte Mokuba irritiert.

"Ich... ich will mitfahren!", erklärte Joey besorgt.

"Nein!", kam es plötzlich kalt von dem Jüngeren. "Mein Bruder wurde wegen dir angeschossen. Den letzten, den ich in seiner Nähe sehen will bist du Joey!"

Mit diesen Worten wandte sich Mokuba ab und lief der Trage hinterher, um seinen Bruder ins Krankenhaus zu begleiten.
 

Währenddessen nahmen die Streifenpolizisten die Detectives zögerlich in Gewahrsam und begannen dann die Aussagen von Roland, seinen Securities und Joey aufzunehmen. Dabei verschwiegen Roland und Joey jedoch, dass es sich bei den beiden Detectives um Yakuza handelte. Sie wussten nicht, wer aus dem Department noch alles für die Yakuza arbeitete und es schien ihnen am Klügsten nicht durchblicken zu lassen, was sie wussten.

Noch während der Befragung kam die Spurensicherung hinzu, die Fotos schossen und verschiedene Dinge erfassten und einsammelten. Joey war in den Hintergrund getreten, in eine kleine kaum einsehbare Nische. Er konnte immer noch nicht fassen, was eben geschehen war. Die Yakuza hatte nicht nur zwei geschmierte Polizisten geschickt, um ihn abzuholen. Nein! Einer von ihnen hatte seine Dienstwaffe gezogen und wollte so seiner Aufforderung Nachdruck verleihen. Immer wieder fragte sich Joey, warum die Yakuza so auf ihn fixiert war. Ging es hier wirklich nur um sein 'exotisches' Aussehen? Blonde Haare konnte man sich doch wirklich leicht einfach färben. Da brauchte man doch keinen Naturblonden.

Als auch Roland endlich gehen durfte eilte dieser die Treppe hinauf in Richtung von Setos Schlafzimmer. Sicherlich würde die rechte Hand seinem Chef einige Sachen packen und dann zu ihm ins Krankenhaus bringen. Ob er ihn fragen sollte, ob er ihn mitnehmen würde. Nein! Mokuba hatte recht deutlich gemacht, dass er nicht willkommen war. Sicherlich würde Roland diese Ansicht teilen. Also blieb Joey in seiner Ecke, halb hinter der großen Topfpflanze stehen und wartete bis sowohl die Polizisten, als auch die Spurensicherung und Roland das Haus wieder verlassen hatten.

Dann stieg er die Treppe hinauf zu dem Gästezimmer, in das ihn Seto einquartiert hatte und blickte sich verzweifelt um. Was... was sollte er jetzt tun? Bleiben konnte er nicht! Er bezweifelte ernsthaft, dass er jetzt noch hier willkommen sein würde. In seine Wohnung konnte er auch nicht. Jetzt da die Yakuza wusste, wo er wohnte, würden sie ihm dort sicherlich auflauern, wenn er so dumm gewesen wäre, dort noch einmal aufzutauchen. Zu einem seiner Freunde? Nein! Die würde er unweigerlich genauso in Gefahr bringen, wie er Seto in Gefahr gebracht hatte.

Er tigerte im Gästezimmer herum, als sein Blick auf die Sachen fiel, die Roland aus seiner Wohnung mitgebracht hatte. Auch der Brief seiner Mutter erschien dem Mann scheinbar so wichtig, dass er ihn mitgebracht hatte. Wütend griff Joey nach dem Umschlag. Jetzt war er wenigstens in der Stimmung für die Hasstirade seiner Mutter. Noch viel erbärmlicher konnte sich Joey gar nicht mehr fühlen.

Doch als er die Zeilen seiner Mutter lass war er erstaunt. Es war nicht die übliche Bekundung, dass sie enttäuscht von ihm war und ihn für den schlimmsten Fehler ihres Lebens hielt. Im Gegenteil. Seine Mutter drückte ihre Sorge darüber aus, dass Joey beschlossen hatte, dieses Weihnachten alleine zu verbringen. Sie bat ihn noch einmal inständig sich das zu überlegen und doch zu ihr und Serenity zu kommen. In dem Umschlag war auch ein Flugticket, welches er jederzeit am Flughafen einlösen konnte.

In diesem Moment tat sich Joey eine Möglichkeit auf. In Amerika würde er niemand in Gefahr bringen. Diese kleine Yakuza würde unmöglich über den Pazifik greifen können, um ihn dort aufzuspüren oder seine Mutter und Schwester in Gefahr zu bringen. Da Kenji ihn ohnehin gedrängt hatte über Weihnachten bis ins neue Jahr hinein Urlaub zu nehmen beschloss Joey genau das. Er schickte seinem Chef mit seinem Smartphone eine E-Mail, packte alle seine Sachen wieder in die Reisetasche und wollte das Zimmer verlassen. Doch er hielt einen Moment inne.

Dann begann er in seiner Tasche herum zu kramen, zog ein kleines Kärtchen hervor und schrieb "Sorry" darauf. Dieses Kärtchen stellte er auf der Kommode an eine der Blumenvasen, bevor er dann das Zimmer und die Villa verließ.
 

Zwei Stunden später saß Joey im nächsten Flugzeug nach Los Angelas. Während dem 18-stündigen Flug vertrieb sich der Blonde die Zeit, indem er noch einige Entwürfe für den Großauftrag der Kaiba Corp fertig machte und versendete diese. Er war niemand, der etwas unerledigt zurück lassen wollte.

Verschwunden

Kapitel 16 - 16. Dezember: Verschwunden
 

"Verdammt, das brauch ich nicht!", keifte Seto ungehalten, als eine Schwester kam und ihn daran hindern wollte die Infusion rauszuziehen. "Falls ich mich immer noch nicht klar ausgedrückt habe: Ich werde jetzt gehen!"

Die Schwester stand kurz davor Schnappatmung zu bekommen und eilte davon. Vielleicht hatte sie endlich sein Anliegen verstanden und würde nun ENDLICH die Entlassungspapiere holen. Doch stattdessen kam sie schließlich mit einem Arzt zurück, während Seto sich in sein Hemd quälte.

"Herr Kaiba, ich kann nur von ihrem Vorhaben abraten!", kam es fachlich von dem Arzt, der ihn ernst bedachte.

"Zur Kenntnis genommen und jetzt bitte die Entlassungspapiere!", ignorierte Seto den Einwand des behandelnden Arztes. Er hatte ohnehin schon viel zu lange hier zugebracht. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er sich schon gestern selbst entlassen. Doch Mokuba und Roland hatten darauf bestanden, dass er mindestens 24 Stunden hier blieb. Das Warum war ihm ein absolutes Rätsel.

Ebenso war es ihm ein Rätsel warum Joey ihn nicht besuchen kam. Eigentlich hätte er gedacht, dass der Blonde ihn ins Krankenhaus begleiten würde. Doch in seiner Benommenheit hatte er nur Mokuba wahrgenommen. Überhaupt hatte es Seto überrascht, dass er wegen dem Streifschuss ins Krankenhaus gemusst hatte. Wenn man sich Filme und Serien anschaute, dann standen Menschen mit Streifschüssen auf, wurden genäht und gut war. Doch in der Realität sah das wieder ganz anders aus. Durch die hohe Bewegungsenergie verletzte so ein Streifschuss nicht nur die Stelle, die er am Körper berührte. Die Energie übertrug sich auf das Gewebe und richtete auch dort Schäden.

Daher musste Seto seinen Arm ruhig halten und in einer Schlinge tragen. Jedenfalls so ruhig, wie es ein Seto Kaiba nun mal schaffte, seinen Arm ruhig zu halten. Der Arzt hatte der Schwester zugenickt und die war abermals hinaus geeilt, um ein paar Augenblicke später mit einem Formular in dreifacher Ausführung wieder zurück zu kommen. Sie deutete auf ein Feld und reichte Seto einen Kugelschreiber. Er unterschrieb und stand auf.

"Ich werde ihrem Hausarzt ihre Krankenakte zukommen lassen, Herr Kaiba!", informierte der Arzt ihn.

"Tun Sie, was Sie für notwendig halten!", kam es nur kurz angebunden von Seto, der seine Tasche, die er schon gepackt hatte nahm und das Zimmer verließ. Als er am Haupteingang des Krankenhauses ankam stellte er fest, dass sein Wagen nicht hier war. Fahrig strich er sich durch sein Haar. Er war gestresst, enttäuscht und wütend.

Plötzlich hielt vor ihm ein Taxi und eine Frau kurz vor der Niederkunft stieg zusammen mit ihrem völlig aufgelösten Mann aus. Seto warf einen Blick auf den Rücksitz. Der schien trocken und sauber zu sein. Also war ihre Fruchtblase nicht auf dem Weg hier her geplatzt. In diesem Moment hörte er ein Platschen neben sich. Als er neben sich sah, sah er die Frau in einer Pfütze stehen. Frage geklärt. Er stieg in das Taxi ein und gab dem Mann seine Adresse. Der schaute ihn kurz verdutzt an und nickte dann.
 

Als Seto in die Villa kam hörte er die aufgebrachte Stimme seines Bruders aus der Küche.

"Wie kann das so einfach geschehen?", fragte Mokuba scheinbar völlig aufgelöst jemanden. Seto ging durch die Schwingtür und fand sich Mokuba, Roland und Fuguta gegenüber. Mokuba blickte ihn entsetzt und ertappt an.

"Was... was tust du denn hier?", kam es völlig erstaunt von dem Schwarzhaarigen.

"Ich wohne hier!", konterte Seto nüchtern. "Was ist denn hier los?"

"Nichts!", wiegelte Mokuba panisch ab.

"Mokuba!", kam es angespannt von Seto, der auf das kindische Verhalten seines Bruders gerade so gar keine Lust hatte.

"Joey ist fort.", kam es mit schuldbewusster Stimme von dem Jüngeren.

"Was meinst du mit fort?", flammte in Seto auf einmal Panik auf, da ihm klar wurde, dass das eine recht plausible Erklärung dafür war, warum Joey ihn nicht mal besucht hatte. Hatte die Yakuza ihn schlussendlich doch noch gekriegt?

"Als wir vorgestern aus dem Krankenhaus wieder kamen war er weg. Er hat all seine Sachen gepackt und ist verschwunden!", erklärte Mokuba geknickt.

Seto wurde auf einmal klar, dass nicht die Yakuza ihn erwischt hatte, sondern der Blonde von sich aus gegangen war. Das versetzte ihm einen Stich.

"Vielleicht war er so dumm in seine Wohnung zurück zu kehren.", warf Seto nachdenklich ein.

"Da haben wir schon nachgeschaut. Wir haben auch mit seinem Chef gesprochen. Der meinte, er hätte sich bis ins neue Jahr Urlaub genommen!", erklärte Mokuba gedrückt.

Er hatte sich Urlaub genommen? Bis ins neue Jahr? Und jetzt war er verschwunden? Verdammt... Seto hatte echt geglaubt, dass er dem Blonden endlich näher gekommen war und eine Chance gehabt hatte etwas zwischen ihnen aufzubauen. Also warum war der Blonde dann einfach so weggelaufen? Er wäre hier in der Villa doch sicher vor der Yakuza gewesen. Selbst die korrupten Polizisten konnten sie aufhalten und ihn vor deren Zugriff schützen. Also was sollte das? Was hatte ihn veranlasst zu gehen?

Da fiel Seto ein weiteres Mal der schuldbewusste Blick seines Bruders auf. Es kam selten vor, dass der Jüngere so schaute. Nicht einmal, wenn er wirklich Schuld an etwas hatte.

"Mokuba?", kam es mit dem gewissen Unterton in der Stimme, die große Brüder beherrschten, wenn sie wussten, dass ihre jüngeren Geschwister etwas aufgefressen hatten.

Mokuba schluckte und wandte seinen Blick auf den Boden. Er ging zu ihm und zog ihn zum Esstisch. Dort platzierte er den Schwarzhaarigen auf einem Stuhl, bevor er sich selbst einen Stuhl zu Recht zog und sich Mokuba gegenüber setzte. So konnten sie auf Augenhöhe miteinander sprechen.

"Raus mit der Sprache!", forderte der Brünette.

"Könnte sein, dass Joey gegangen ist, wegen etwas, was ich gesagt habe, als du verletzt am Boden lagst!", nuschelte der Jüngere vor sich hin.

"Was... was hast du ihm gesagt?", hakte Seto auf einmal hektisch nach.

"Eventuell... könnte es sein, dass ich ihm... irgendwie... so indirekt, direkt die Schuld daran gegeben habe, dass du... na ja,... verletzt worden bist!", rückte der Siebzehnjährige stocken mit der Sprache heraus.

Es nicht glauben wollend fuhr sich Seto mit der Hand durch sein Haar. Jetzt ergab das schon eher Sinn. Joey war nicht aus einer Laune heraus abgehauen. Er gab sich die Schuld und wollte ihn nicht weiter in Gefahr bringen. Schließlich hatte er das die halbe Woche wiederholt ja auch gesagt. Doch durch Mokubas Schuldzuweisung musste sich der Blonde einfach darin bestärkt gefühlt haben und hatte sich verzogen.

"Moki...", kam es leidig von Seto. Er sah wie Mokuba eine Träne über die Wange lief. "Schon gut... du warst von der Situation genauso überfordert, wie ich. Da sagt man halt Dinge, die man nicht so meint und später bereut. Aber jetzt... müssen wir Joey finden!"

"Das versuchen wir, seit wir aus dem Krankenhaus gekommen sind!", gestand Mokuba. Auf einmal wurde Seto klar, warum Mokuba darauf bestanden hatte, dass er im Krankenhaus blieb. Sein kleiner Bruder hatte gehofft Joey zu finden und zurück zu holen, bevor er merken würde, dass der Blonde die Kurve gekratzt hatte.

"Ihr habt mit seinen Freunden gesprochen?", frage Seto.

"Ja, mit allen, die derzeit im Land sind!", beantwortete Mokuba die Frage seines Bruders.

"Wer ist denn nicht im Lande?", hakte der Ältere nach.

"Ryou ist in England. Tristan und Tea sind gerade in Australien.", beauskunftete der Siebzehnjährige geduldig.

Nachdenklich wandte Seto sich ab, verließ die Küche, stieg die Treppe ins obere Stockwerk hoch und suchte das Gästezimmer auf, indem er Joey einquartiert hatte.

"Wir haben hier schon alles abgesucht, aber nichts mehr gefunden!", erklärte Mokuba verzweifelt.

Seto ließ sich auf der Kante des Bettes nieder und blickte zur Wand. Dann fiel sein Blick auf etwas hinter der Topfpflanze. Da steckte etwas hinter der Kommode. Ein Stück Papier oder ein Umschlag. Er stand auf und schob mühsam die Topfpflanze mit seiner einen Hand beiseite und angelte dann nach dem Papier. Tatsächlich war es ein Umschlag. Abgestempelt in den Vereinigten Staaten. Nach dem Absender von Joeys Mutter. Er warf einen Blick in den Umschlag und fand einen Brief. Sicherlich würden viele es für taktlos halten einen Brief zu lesen, der nicht für einen bestimmt war, doch das hier war eine Ausnahmesituation. Also zog er ihn aus dem Umschlag und begann zu lesen.

"Er ist in Amerika!", kam es schließlich sicher von Seto. "Seine Mutter hatte ihm ein Flugticket geschickt."

Der Jungunternehmer hob seinen Blick zu Roland.

"Ich brauche einen Flug nach Amerika. Noch heute!", kam es nur trocken von dem Brünetten. Roland nickte und eilte davon. Seto würde seinen Streuner zurück holen!

Santa Monica

Kapitel 17 - 17. Dezember: Santa Monica
 

Joey saß auf der Terrasse am Tisch und blickte gedankenverloren auf den Pazifik, der immer wieder mit sanften Wellen an den Strand von Santa Monica gespült wurde. Weiter hinten konnte man den berühmten Santa Monica Pier mit dem Vergnügungspark obendrauf sehen. Seine Schwester und seine Mutter hatten hier wirklich ein schönes, kleines, direkt am Strand gelegenes Haus gemietet. Es war gemütlich und warm eingerichtet, während es jede moderne Annehmlichkeit bot, die man so erwartete. Von einem ausgezeichneten Internetanschluss, über eine moderne Küche, bis hin zur zentralgesteuerten Klimaanlage. Okay, letzteres wurde derzeit nicht wirklich gebraucht. Die Temperaturen waren gemäßigt und im Vergleich zu den Temperaturen in Japan angenehm warm. Auch wenn einige der Einheimischen hier mit dicken Pullover rumrannten, was Joey so gar nicht verstehen konnte.

Auf einmal schlangen sich zwei Arme von hinten um seine Schultern und er schreckte kurz zusammen, bevor er auflachte. Serenitys Kopf schob sich auf seine Schulter.

"Ich bin ja sooo froh, dass du doch noch gekommen bist!" flüsterte sie ihm ins Ohr.

Joey lächelte zurück. Seine siebzehnjährige Schwester hatte sich prächtig entwickelt und wirkte wie eine richtige, junge Dame. Man, wann war sie nur erwachsen geworden? Hatte er wirklich so viel von ihrer Entwicklung verpasst? Scheinbar! Das machte ihn ein wenig traurig, denn in ihrer Kindheit waren sie unzertrennlich gewesen.

Serenity setzte sich neben ihn an den Tisch und griff nach einem Brötchen, um es sich aufzuschneiden.

"Woher kam dein Sinneswandel denn so plötzlich?", wollte sie schließlich wissen

Ja, woher? Was sollte der Blonde darauf antworten? Das er Zuhause von der Yakuza verfolgt wurden, die ihm sein Leben zerstören wollten, weil sie fanden, dass er mit seiner 'exotischen' Ausstrahlung perfekt in eines ihrer Bordelle passte? Nein! Das war nichts, was er seiner Schwester erzählen könnte. Das wegen ihm seine große Liebe, die er eigentlich längst abgeschrieben hatte und die plötzlich wieder in sein Leben getreten war um ihm ihre Liebe zu ihm zu gestehen, angeschossen worden war? Nein! Auch das war etwas, was er seiner kleinen Schwester nicht erzählen wollte.

"Hab dich einfach vermisst!", kam es sanft lächelnd von Joey. Es war keine Lüge! Er vermisste seine Schwester seit der Scheidung fast jeden Tag. Aber es war halt auch nur die halbe Wahrheit und in ihm rührte sich ein schlechtes Gewissen.

Serenity lächelte vergnügt und kicherte verlegen.

"Ich dich auch, Brüderchen!", kam es fröhlich von der jungen Frau.

Joey wandte seinen Kopf über seine Schulter und blickte in das Haus.

"Wo ist sie?", fragte er beiläufig, während er seine Füße auf den gegenüber stehenden Stuhl hob und die Arme vor der Brust verschränkte.

"Arbeiten!", erwiderte Serenity.

"Arbeiten? An einem Sonntag?", hakte Joey verwundert nach.

"Ja, sie hat Abgabetermin morgen und muss noch an einigen Ecken und Kanten feilen!", erklärte seine Schwester ihm, bevor sie genüsslich in ihr Marmeladenbrötchen biss. "Wie wär's wenn ich dir später ein wenig die Gegend zeigen würde? Es gibt hier viel zu sehen, gerade weil Santa Monica ein Touristenmagnet ist."

Lustlos zuckte Joey mit den Schultern. Auch wenn er hier in Amerika war und ernsthaft bezweifelte, dass die Yakuza bis hierher reichen könnte, fühlte er sich bei dem Gedanken draußen rumzulaufen nicht wohl.

"Hey, du hast doch was!", kam es sorgenvoll von Serenity, die ihr halb gegessenes Brötchen wieder abgelegt hatte.

"Was... nein, alles in Ordnung!", versuchte Joey abzuwiegeln und setzte sein typisches Grinsen auf, dass er in der Schule immer aufgesetzt hatte, um darüber hinwegzutäuschen, dass es Zuhause nicht besonders lief. Er war gut in diesem Grinsen, aber scheinbar nicht gut genug für seine Schwester. Die legte nur eine Hand auf seinen Oberarm und er blickte sie an.

"Die Sightseeing-Tour klingt eigentlich ganz gut!", versuchte der Blonde abzulenken. Entweder hatte er damit Erfolg oder seine kleine Schwester erkannte, dass er jetzt nicht darüber sprechen wollte, was ihn bedrückte. Sie nickte und lächelte ihn sanft an.
 

Serenity hatte ihn Stundenlang durch die Stadt gezogen. Los Angeles war einfach groß und überwältigend. Doch, wie seine Schwester ihn berichtigte, waren sie gar nicht in der Stadt Los Angeles. Santa Monica galt als eigene Stadt, die von Los Angeles eingekesselt war und oft von Besuchern als Teil von Los Angeles gesehen wurde.

Schließlich zog sie ihn um die Ecke und sie waren wieder am Strand. Unglaublich. Scheinbar bestand Santa Monica hauptsächlich aus diesem Strand. Rechts von ihm lag der Pier mit dem Vergnügungspark, dass hieß, dass irgendwo links das Haus seiner Mutter und Schwester stehen musste. Seine Schwester zog ihn ein Stück weiter und dann in ein Cafe, dessen Bestuhlung größtenteils draußen stand. Serenity suchte ihnen einen Tisch direkt an der belebten Strandpromenade und eine Bedienung kam mit einem breiten Lächeln an und fragte Serenity, ob sie ihr das übliche bringen sollte. Die Brünette nickte, ebenfalls lächelnd und blickte dann zu ihrem Bruder. Der bestellte sich lediglich einen Kaffee. Wenige Augenblicke später servierte sie bereits die gewünschten Getränke.

Gerade als Joey an seinem Kaffee nippen wollte legte sich ein Schatten auf ihn. Er erstarrte und seine Angst flammte auf. Nur zögerlich blickte er auf und wäre beinahe vor Schreck von seinem Stuhl gefallen.

Vor ihm stand Seto!

Was zum Teufel trieb Seto hier in den USA und dann noch in Santa Monica? Wie wahrscheinlich war es, das der Brünette zufällig hier war und durch reines Glück ihm hier über den Weg lief? Nein! Zufälle gab es bei Seto nicht!

"Du solltest aufpassen, dass du keine Fliegen verschluckst, wenn dein Mund so weit aufsteht!", kam es von dem Unternehmer in seinem gewohnt bissigen Tonfall.

Serenity

Kapitel 18 - 18. Dezember: Serenity
 

Seto saß auf seinem Bett im Hotel und blickte aus der großen Fensterfront direkt auf Santa Monica und den Strand hinab. Er hatte sich das alles etwas anders vorgestellt!
 

Nicht nur das sein Flug über zwanzig Stunden gedauert hatte. Er hatte trotz First Class und einem ansprechenden Komfort keinen Schlaf auf dem Flug gefunden. Seine Schulter hatte durchgehend gepocht und gehämmert. Die Schmerztabletten waren nutzlos gewesen und hatten absolut keine Wirkung. Außerdem wurden sie nach der Landung am Internationalen Flughafen von Los Angeles direkt konfisziert. Aber das war egal, denn sie verschafften ihm ohnehin keine Linderung.

Als Roland und er dann den Flughafen verlassen hatten war Seto fast von der Hitze erschlagen worden. In Japan war es winterlich kalt und Schnee fiel. Hier in California herrschten selbst jetzt kurz nach Mitternacht noch fast 15° Celsius. Wie warm würde es dann erst am Tag werden? Roland war davon geeilt und kam wenig später mit ihrem Mietwagen zurück. Er blieb direkt vor Seto stehen, stieg aus, öffnete ihm die Tür, so dass Seto einsteigen konnte, und lud dann ihre Koffer ein. Dann machte sich Roland dank Navi zielsicher auf den Weg zum Hotel.

Nur das Seto gar nicht zum Hotel gewollt hatte. Als er dass Roland sagte wandte dieser nur ein, dass Seto längst noch nicht wieder fit war und sich erst auszuruhen hatte. Das letzte was er wolle, wäre Seto der Obhut der US-Ärzte übergeben, nur weil der Unternehmer aus Erschöpfung zusammenklappte. Doch darauf gar nicht anspringend bestand Seto weiterhin darauf, sofort zu der Adresse zu fahren, die auf dem Brief als Absender angegeben war. Geduldig wies Roland daraufhin, dass sie gerade kurz vor eins in der Nacht hätten und dass Joey wohl nicht sehr begeistert reagierten würde, mitten in der Nacht herausgeklingelt zu werden. Damit war für Roland das Thema beendet.

Im Hotel hatte Seto genauso wenig Ruhe gefunden, wie im Flugzeug. Der Jetlag machte ihm zudem zu schaffen. Warum musste es hier jetzt Nacht sein? So war er bis vier Uhr früh wach gewesen, bis ihn die Erschöpfung endlich niederrang und ihn schlafen ließ.

Als er wieder wach wurde war es bereits nach der Mittagsstunde und er verfluchte Roland dafür, dass dieser ihn hatte schlafen lassen. Dazu waren es knapp 20° Celsius und die Sonne schien. Er zog sich eilig an und rief Roland zu sich.

"Ich habe hier ein Frühstück für Sie!", begrüßte Roland ihn.

"Frühstück? Dafür hab ich jetzt keine Zeit!", erwiderte Seto kurz angebunden und wollte schon zur Tür.

"Dann werden Sie sich diese Zeit nehmen!", hatte der Ältere erwidert, während er sich vor die Zimmertür gestellt hatte und damit Seto den Weg abschnitt.

Entgeistert blickte Seto seine rechte Hand an. Was war in ihn gefahren?

"Sie werden dieses Zimmer nicht verlassen, bevor Sie ihr Frühstück aufgegessen haben!", fuhr der Mann vor ihm fort und hatte dabei einen tadelnden Ton.

"Roland...", setzte Seto an und versuchte seinen Geh-mir-aus-dem-Weg-sonst-bist-du-gefeuert-Ton anzusetzen. Doch Roland verschränkte seine Arme und blickte ihn stoisch an. Verdammter Mistkerl.

"Wenn du mich nicht so lange hättest schlafen lassen, dann hätte ich jetzt die Zeit zu essen.", setzte Seto zum letzten Versuch an.

"Ich habe Sie schlafen lassen, weil Sie es bitter nötig gehabt haben! Genauso, wie sie dieses Frühstück jetzt brauchen! Also setzen Sie sich an den Tisch und frühstücken endlich!", kam es streng und unerbittlich von dem Älteren.

Der Jungunternehmer wollte bereits zu einer Erwiderung ansetzen, als Roland ihm zuvor kam.

"Wissen Sie... in der Zeit, in der Sie mit mir diskutieren, hätten Sie schon halb mit dem Frühstück durch sein können! Wollen Sie jetzt noch mehr Zeit verschwenden oder essen Sie jetzt endlich etwas?", kam es väterlich von Roland.

Komisch... wann war Roland bitte zu seinem Vater mutiert?
 

Endlich erreichten sie Santa Monica. Roland steuerte die Adresse an, die auf dem Brief als Absender angegeben war und fand schließlich ein Haus, welches direkt am Strand stand. Seto stieg aus und ging zur Tür. Er klopfte. Keiner reagierte. Also betätigte er die Klingel. Wieder keine Reaktion. Er trat zwei, drei Schritte zurück und blickte zum oberen Stockwerk. Ging zwei Schritte in das, was hier der Vorgarten darstellte und schaute durch das Fenster in das Wohnzimmer. Scheinbar war wirklich keiner Zuhause. Natürlich hätte er hier warten können, aber wenn Joey die Straße entlang kam und ihn sah, könnte er einfach Kehrt machen und verschwinden. Also gab Seto Roland die Anweisung den Wagen zu parken.

Dann wandte sich Seto nach rechts und lief die Straße entlang. Nach wenigen Minuten erreichte er einen Durchgang, der es Passanten ermöglichte von der Straße auf die Strandpromenade zu wechseln. Dann lenkte er seine Schritte wieder in Richtung des Hauses, vor dem er gerade gestanden hatte. Als er an einem kleinen Cafe vorbei kam erspähte er blondes Haar. Keine Seltenheit hier in California. Doch die Körpersprache des Mannes, der einer Brünetten gegenüber saß kam Seto vertraut vor. Also trat er an die Absperrung, die den Außenbereich des Cafés von der Promenade trennte und blieb stehen. Tatsächlich entpuppte sich der Mann als sein Streuner.

Der zuckte zusammen, als Setos Schatten auf ihn fiel und drehte sich zu ihm um. Als er ihn sah klappte sein Kiefer herunter. Seto war von der Reaktion mehr als amüsiert. Joey schien völlig sprachlos zu sein.

"Du solltest aufpassen, dass du keine Fliegen verschluckst, wenn dein Mund so weit aufsteht!", kam es von dem Unternehmer in seinem gewohnt bissigen Tonfall, in der Hoffnung das Eis zu brechen.

Plötzlich sprang der Blonde auf, kramte sein Portmonee hervor und legte einige US-Dollarnoten auf den Tisch bevor er sich zum Ausgang kämpfte. Seto folgte ihm.

"Joey... hey Joey, bleib stehe!", rief Seto. Doch der Blonde wandte sich in Richtung des Hauses, vor dem Seto eben noch gestanden hatte und dachte gar nicht stehen zu bleiben. Da packte Seto ihn am Handgelenk und zwang ihn dazu. Entgeistert blickte Joey ihn an.

"Was tust du hier? Solltest du nicht im Krankenhaus sein?", keifte der Blonde ihn an. In seiner Stimme lag Sorge, aber auch Wut.

"Wie du siehst, bin ich nicht im Krankenhaus!", erwiderte Seto stoisch.

"Ja... JA, Seto! Das seh ich! War aber auch nicht die Frage!", schrie Joey ihn an.

"Ich habe mich selbst entlassen!", antwortete der Brünette schließlich. Mittlerweile war auch Serenity aufgeschlossen

"Wie blöd kann man sein?", kam es in einem rhetorischen Tonfall von dem Blonden. "Du wurdest angeschossen! Da entlässt man sich nicht einfach mal so aus dem Krankenhaus!"

"Es war nur ein Streifschuss!", kam es abwehrend von Seto. "Aber wieso zum Teufel bist du wütend auf mich?"

"Wie... wieso ich...", Joey bekam Schnappatmung, deutete mit einer Geste kurz an, dass niemand etwas sagen sollte und schien sich kurz zu sammeln. "Ich bin nicht wütend auf DICH!"

"Auf wen denn dann?", fragte Seto weiter nach.

Joey wandte seinen Blick von ihm ab und auf das Meer, während er scheinbar über eine Antwort nachdachte.

"Wenn ich meinen Bruder richtig kenne, dann ist er wohl auf sich selbst sauer!", warf Serenity ein und kassierte einen entgeisterten Blick von Joey.

"DANKE SERENITY!", kam es sarkastisch von dem Blonden, der sich umdrehte und weiter davon stürmte, nachdem er sich der Hand Setos entledigt hatte.

Als Seto hinterher wollte wurde er dieses Mal von Joeys Schwester aufgehalten.

"Ich hab keine Ahnung was los ist, aber ihm jetzt hinterher zu gehen macht es nur noch schlimmer!", merkte die junge Frau an. Dann zog sie ihn in die entgegengesetzte Richtung zurück zum Cafe und ließ sich von ihm ins Bild setzen. Scheinbar hatte der Blonde ihr oder ihrer Mutter nichts von seinen Problemen erzählt. Danach hatte sie mich angelächelt und die Familienähnlichkeit zu seinem Streuner wurde offensichtlich.

"Seto, wie wär es, wenn du morgen zum Essen kommst?", fragte sie.

"Zum Essen?", hakte Seto nach.

"Ja, zum Brunch oder Lunch.", meinte sie, während sie aufstand.

"Okay... aber...", wollte Seto noch was einwenden.

"Kein 'aber'. Ich regel alles Weitere und verschaff dir eine Chance zum Reden!"

Lunch

Kapitel 19 - 19. Dezember: Lunch
 

Das monotone Brummen der Motoren des Flugzeuges klang beruhigend, während Seto sich den gestrigen Tag noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Serenity hatte ihn zum Lunch eingeladen und diese Chance wollte Seto sich nicht entgehen lassen.
 

Seto war von seinem Bett aufgestanden und hatte sich gestreckt. Der Schmerz zog von seiner Schulter durch ihn. Er hob seinen Arm aus der Schlinge und bewegte ihn. Erneut raste der Schmerz durch ihn.

"Sie sollen Ihren Arm schonen und ruhig halten!", kam es tadelnd von Roland.

"Ja, ich weiß...", lenkte Seto ein, der seine Schlinge wieder richtete und seinen Arm darin ablegte.

"Ich war so frei, ein Gastgeschenk zu besorgen!", informierte Roland, während er Seto dabei half in sein Jackett zu schlüpfen.

"Danke, Roland!", bedankte sich Seto aufrichtig, denn er hätte an diese Feinheit nicht mehr gedacht.

Dann stellte sich Seto vor einen Spiegel und betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Er hatte sich leger gekleidet: Eine Jeans, ein Poloshirt und ein zwangloses Jackette. Die Nervosität brachte ihn beinahe um und er wusste nicht einmal, warum er überhaupt nervös war.

Schließlich machten sie sich auf den Weg. Als Roland vorfuhr schluckte Seto. In seinem Magen hatte sich ein flaues Gefühl breit gemacht. Dennoch stieg er aus. Roland hatte ihm ein Strauß Blumen und eine Packung Pralinen besorgt. Er ging zur Tür und klingelte. Schritte kamen auf ihn zu. Die Tür wurde geöffnet und er stand Joey gegenüber. Der starrte ihn ungläubig an.

"Was...?", kam es entgeistert von Joey, bevor er die Tür wieder zuschlug. Verdutzt blickte Seto auf die wieder ins Schloss geschlagene Tür, dann zurück zu Roland, der noch im Wagen saß, bevor ein zweites Mal die Tür geöffnet wurde. Dieses Mal stand Serenity vor ihm und lächelte ihn an.

"Hey Seto, komm doch rein!", begrüßte sie ihn freundlich. Er blickte prüfend hinein und sah irgendwo in der offenen Küche Joey mit verschränkten Armen stehen. Dann trat er ein.

"Ähm, ich hab... ähm... das hier für dich!", kam es ungeübt von Seto, der Serenity die Blumen und die Pralinen in die Hand drückte, während sein Blick allein auf dem Blonden lag.

"Oh, das ist aber aufmerksam von dir, danke dir!", freute sich die Siebzehnjährige über die Gastgeschenke. "Komm, wir sind noch nicht ganz fertig mit kochen und du kannst uns helfen!"

Joey rollte mit den Augen. Scheinbar war es ihm immer noch nicht recht, dass Seto hier war. Dennoch nickte Seto und trat näher. Serenity schloss hinter ihm die Tür.

"So, Seto... du wurdest also angeschossen?", fragte Serenity fröhlich, was ihr umgehend als unpassend auffiel und sie entschuldigend den Jungunternehmer anblickte.

"Serenity!", kam es scharf von Joey.

"Nein, schon okay!", winkte Seto ab. "Ja, wurde ich... Streifschuss, an der Schulter!"

"Wie kam es dazu?", hakte Serenity weiter nach, während sie Seto in die Küche führte.

"Verdammt, Serenity!", maulte Joey erneut. "Sei nicht so taktlos!"

Joey stieß sich von der Anrichte ab und zog an ihr und Seto vorbei zur Terrassentür, in deren Rahmen er sich nun stelle und auf den Pazifik blickte.

"Dir gefällt nicht, welche Gespräche ich führe?", kam es spitzfindig von ihr. "Dann führ du doch das Gespräch!"

Joey verschränkte nur die Arme vor der Brust. Scheinbar dachte er gar nicht daran mit Seto auch nur ein Wort zu wechseln. Das reichte. Seto trat an ihn heran und stellte sich vor ihn.

"Verdammt, was soll das?", fauchte der Unternehmer den Blonden an, der ihn überrascht anblickte.

"Das frag ich mich auch!", keifte Joey zurück. "Verdammt, was tust du hier?"

In dem Moment ging die Haustür auf und alle Blicke richteten sich auf die Frau im mittleren Alter, die gerade herein kam und geschockt stehen blieb.

"Was.. was ist denn hier los?", kam es fassungslos von ihr.

"Mama, du bist aber früh zu Hause!", kam es freudig von Serenity, die zu ihr lief und sie umarmte.

"Ja, mein Chef hat mir frei gegeben, weil das Projekt gut gelaufen ist.", kam es von der Mutter. "Aber das erklärt nicht, was hier gerade abgeht!"

"Das ist Seto, ein Freund von Joey!", erklärte Serenity schnell.

"Auftraggeber!", berichtigte Joey.

"Verehrer!", kam es jetzt von Seto.

"Scheiße!", reagierte Joey leise, während er sich eine Hand an die Stirn legte.

"Verehrer?", kam es ungläubig von der Mutter und schon am Gesicht von Serenity wurde Seto bewusst, dass das irgendwie gerade falsch gewesen war. "Verdammt, Joey! Sag mir, dass das nicht wahr ist."

Der Blonde atmete tief ein und nahm die Hand von seiner Stirn. Er stellte sich gerade hin und wandte sich seiner Mutter zu.

"Immerhin haben wir es dieses Mal auf drei Tage geschafft, Mutter!", kam es belustigt von Joey. Seto kannte dieses Verhalten von Joey schon aus ihrer gemeinsamen Schulzeit. Wann immer der Blonde eine Katastrophe erwartete, ergriff er die Initiative und zog die Situation oder das Thema ins lächerliche.

"Was hat dein Vater bei dir eigentlich alles falsch gemacht, dass du derart missraten bist?", schrie die Frau mittleren Alters ihn an.

"Hm... ich würde sagen, genauso viel, wie du bei meiner Erziehung versagt hast!", konterte der Blonde mit einem aufgesetzten Grinsen.

"Was fällt dir ein, in meinem Haus so mit mir zu sprechen!", keifte sie ihn weiter an. "Und vor allem, was fällt dir ein einen daher gelaufenen Typen hier anzuschleppen und deine widerliche Neigungen hier so zur Schau zu stellen?"

"Daher gelaufenen Typen?", kam es jetzt gefährlich leise von Seto. Scheinbar hatte die Frau nicht damit gerechnet, dass er sich zu Worten melden würde und blickte ihn entgeistert an. "Ich bin Seto Kaiba und ich werde jetzt ihren Sohn wieder mit nach Japan nehmen! Warum? Weil er an meine Seite gehört!"

Mit diesen Worten griff Seto nach Joeys Handgelenk und zog ihn demonstrativ näher an sich.

"Außerdem sollte niemand Weihnachten in einer solch feindlichen Umgebung verbringen. Falls also die junge Dame möchte, dann darf sie uns gerne begleiten. Ich spendiere gerne Hin- und Rückflug!" bot Seto der jüngeren Schwester seines Angebeteten an. Dann setzte er sich in Bewegung und zog einen sprachlosen Joey an einer noch viel sprachloseren Mutter vorbei. Nur Serenity kicherte.

Als Roland sah, dass die beiden aus dem Haus kamen stieg er aus und öffnete die hintere Tür. Seto stieg ein und zog den Blonden mit sich, der immer noch in einer Schockstarre gefangen schien. Erst als Roland wieder eingestiegen war und den Wagen startete schien Joey zu erwachen.

"Was... was war das?", kam es ungläubig von Joey. "Warte mal... Ich kann nicht zurück. Was ist mit der Yakuza? Hier bin ich in Sicherheit!"

"Darum werden wir uns kümmern, wenn wir wieder Zuhause sind, Herr Wheeler!", kam es ermutigend von Roland, der über den Rückspiegel zu dem Blonden blickte.

Der blickte nur völlig entgeistert erst zu dem Fahrer des Wagens, dann zu Seto, der ihn nur gespannt anblickte. Joey legte sich wieder die Hand an die Stirn und wusste nicht, was er sagen sollte.
 

Immer noch hatte Seto das monotone Brummen der Motoren im Ohr, als sein Blick auf seine Schulter fiel. Dort lag der blonde Schopf von Joey, der sich irgendwann an ihn gelehnt und eingeschlafen war. Seto schmunzelte. Sein Streuner war jetzt wieder genau dort, wo er hingehörte: An seiner Seite.

Zuhause

Kapitel 20 - 20. Dezember: Zuhause
 

Nachdem das Flugzeug gelandet war standen Joey und Serenity an der Gepäckausgabe. Seine jüngere Schwesterhatte sich entschlossen dieses Jahr Weihnachten mit ihrem Bruder zu feiern. Damit wollte sie ihrer Mutter einen Denkzettel für deren unmögliches Verhalten verpassen und hoffte, sie damit anzuregen ihren Standpunkt noch einmal zu überdenken. Nie hätte Serenity von ihrer Mutter ein solch homophobes Verhalten erwartet. Aber vielleicht hatte sie diese Offenbarung - das Joey scheinbar schwul war - einfach nur als Vorwand genutzt, um erneut einen Streit vom Zaun zu brechen. Das schien der jungen Frau schon eher wahrscheinlich, wenn auch nicht weniger schlimm. Sie verstand einfach nicht, warum ihre Mutter ein solches Problem mit Joey hatte. Er konnte doch nichts dazu, dass er seinem Vater so ähnlich sah.

Im Augenwinkel sah Serenity, wie Seto neben Joey trat. Während Joey total gebannt auf das Gepäckband stierte angelte der Geschäftsmann fast schon zaghaft nach der Hand ihres Bruders. Serenity musste schmunzeln. Es fielen ihr viele Adjektive für den Brünetten ein, doch solche wie zaghaft, schüchtern oder unsicher gehörten nicht gerade dazu. Ihn jetzt genauso zu erleben war ein krasser Bruch in ihrer Vorstellung, die sie zu ihm hatte. Allerdings konnte sie auch nur auf ein Erlebnis in der Vergangenheit zurückgreifen, bei dem sie diesen Mann kennengelernt hatte: Das Domino City Battle Turnier.

Schon damals hatte sie den Eindruck gehabt, dass Seto nicht ganz so war, wie er vorgab zu sein. Jemand, der ihrem Bruder das Leben gerettet hatte konnte nicht schlecht oder so abweisend kalt sein, wie Seto damals gerne vorgegeben hatte. Dazu war dieser Seto, der gerade neben ihrem Bruder stand, das komplette Gegenteil. Vor allem war er aber extrem blass und wirkte, als würde er jeden Moment umkippen.
 

Als Joey Setos Hand an seiner eigenen spürte war sein erster Impuls, dem anderen die Hand zu entziehen. Doch er unterdrückte diesen Reflex und tastete seinerseits zaghaft nach der Hand des anderen. Er wusste nicht wieso, aber diese kleine Geste fühlte sich gut an. Vor allem erfüllte sie einen lang gehegten, kleinen Traum, den der Blonde lange in sich gehütet hatte. Einmal Händchenhalten mit Seto Kaiba. Gleich hinter 'Einmal Seto Kaiba küssen'. Beides hatte er diese Woche abhaken können. Konnte er, dadurch beflügelt, wirklich darauf hoffen, dass noch mehr von seiner kleinen 'Seto Kaiba'-Wunschliste abgehakt bekam? Doch auch ihm fiel auf, wie schlecht Seto aussah.

"Hey, alles in Ordnung, Seto?", fragte Joey behutsam nach.

Seto blickte ihn kurz an, lächelte glücklich und nickte, während er Joeys Hand etwas drückte.

"Alles bestens. Nur etwas geschlaucht vom Fliegen.", versuchte Seto den Blonden zu beruhigen.

Dann sah Joey den ersten ihrer Koffer. Er hob ihn vom Band und stellte ihn zu seiner Schwester. Als er sich wieder dem Band zuwandte, sah er, wie Seto versuchte mit seiner einen Hand seinen eigenen Koffer runter zu heben. Schnell stand der Blonde bei Seto und half ihm.

"Schon in Ordnung, ich kann das auch alleine.", kam es in gewohnter Manier von dem Unternehmer und Joey musste schmunzeln. Da war ja der bissige Ton in den er sich verliebt hatte. Den 'Ich-schaff-das-auch-alleine'-Ton.

"Es ist keine Schande sich von jemandem helfen zu lassen, Seto.", konterte Joey ebenfalls in gewohnter Manier, während sich sein Schmunzeln zu einem Grinsen ausbildete.

Seto blickte ihn mit großen Augen an und musste dann auch Lächeln.

"Ja, da hast du Recht.", lenkte der Brünette schließlich ein.

Schließlich kam noch Joeys Reisetasche, die er sofort schulterte, bevor er Setos Koffer nahm. Dann nahm er den Brünetten wieder an dessen gesunder Hand und zog ihn mit sich, während Serenity ihren kleinen Rollkoffer hinter sich her zog.

"Wo müssen wir hin?", fragte Joey, der Seto anblickte.

"Abholbereich C", kam es müde von Seto. Joey nickte nur und sie suchten den richtigen Ausgang für ihr Terminal. Als sie dort an kamen schlug ihnen die winterliche Kälte und vereinzelnde Schneeflocken entgegen, während Setos Wagen fast sofort vorfuhr und hielt, hinter dem Steuer Roland, der geschwind ausstieg und die Tür öffnete, so dass sie alle bereits einsteigen konnten, während er die Koffer verstaute. Dann brachte er sie zu Kaibas Villa. Eigentlich wollte Joey seiner Schwester seine eigene Wohnung zeigen, doch solange die Sache mit der Yakuza noch nicht geklärt war, erschien es ihm nicht sicher nach Hause zu gehen.

Nach fast einer Stunde Fahrt kamen sie endlich bei der Villa an. Serenity war von der Größe dieses Hauses - nein Haus war nicht das richtige Wort für dieses Monstergebäude - mehr als beeindruckt. Die Tür ging auf und Mokuba trat auf oberen Treppenabsatz. Serenity lächelte, als sie den jüngeren Bruder Setos sah und ging zu ihm.

"Hey Mokuba.", begrüßte sie freudig ihrem Gegenüber.

"Serenity?", kam es ungläubig von diesem, der scheinbar nicht nur davon überrascht war, dass Serenity mit nach Japan gekommen war, sondern auch wie attraktiv sie geworden ist. Er war davon so überwältig, dass ihm der Kiefer nach und nach runter klappte.

"Du solltest aufpassen, dass du keine Fliegen verschluckst, wenn dein Mund so weit aufsteht!", kam es neckend von der jungen Frau, was Mokuba aus seiner Verträumtheit riss und die Wangen rot werden ließ.

"Ähm... ist ja lustig. Sowas sagt Seto auch immer.", kam es verblüfft von dem Schwarzhaarigen.

"Ja, ich weiß.", erwiderte Serenity strahlend. "Hat er zu meinem Bruder auch gesagt."

Joey half Seto aus dem Wagen, während Roland die Koffer holte und sie ins Haus brachte. Als die beiden die paar Stufen zur Haustür hochgestiegen waren umarmte Mokuba seinen Bruder vorsichtig, da er ihm ansah, dass dieser Schmerzen hatte. Dann blickte er ziemlich belämmert zu Joey.

"Schön, dass du wieder da bist Joey.", kam es kleinlaut von Mokuba. "Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Ich habe das nicht ernst gemeint. Nur in dieser Situation war ich so aufgewühlt, dass ich einfach jemandem die Schuld geben musste. Das war dir gegenüber nicht fair, denn du kannst nichts dazu, dass du in dieser Notlage steckst. Das weiß ich jetzt."

Es entstand einen Augenblick der Stille und Joey blickte Mokuba streng an. Dann lockerte sich seine Mimik und er lächelte Mokuba sanft an.

"Schon gut, Mokuba. Schwamm drüber!", löste Joey mit versöhnlicher Stimme die Anspannung beim Jüngeren. Dieser lächelte ihn schließlich breit an und umarmte dann auch den Blonden. Der war davon mehr als überrascht, erwiderte aber sanft die Geste. Als sie sich lösten wandten sie sich alle zum Haus und traten aus der Kälte in das beheizte Foyer.

Kaum waren sie über die Schwelle getreten blieb Joey wie angewurzelt stehen und betrachte sich die aufwendige, aber dezente weihnachtliche Dekoration, die seit seiner Flucht hier angebracht worden war. Sie erinnerte ihn stark an seine eigene Dekoration in seinem Appartement.

"Ich... ich wollte es für dich etwas festlicher machen.", druckste Mokuba verlegen herum. "Hoffe es gefällt euch."

"Heilige Scheiße, aber wie!", kam es ungläubig von Joey, der weiter ins Wohnzimmer ging und dort seinen ungeschmückten Tannenbaum erblickte, den er sich besorgt und auf dem Balkon seiner Wohnung gelagert hatte. Daneben auf einem Tisch lagen Dutzende Kartons, in denen sich offensichtlich Weihnachtsschmuck befand. Ein breites Grinsen zeichnete sich auf Joeys Gesicht ab. Zuhause, dachte sich der Blonde. Das hier fühlte sich an, wie ein Zuhause!

Ich liebe dich

Kapitel 21 - 21. Dezember: Ich liebe dich
 

"WAS TUST DU HIER?", drang die fast hysterische Stimme von Joey an sein Ohr. Seto verzog sein Gesicht, als würde ihm gleich das Trommelfell platzen, doch dann bekam sich der Blonde wieder ein. "Dein Arzt hat doch gesagt, du sollst dich ausruhen!"

"Ich ruh mich doch aus!", keifte Seto zurück und blickte unschuldig von seiner Zeitung auf.

"Man Kaiba!", kam es genervt von dem Blonden und dass der andere dabei seinen Familiennamen gebrauchte versetzte Seto einen kleinen Stich.

"Was denn?", verstand Seto einfach nicht, was der Aufstand sollte. Er saß doch nur am Frühstückstisch, trank einen Kaffee und las seine Zeitung. Es war nicht, als würde er im Fitnessraum sein und sich dort verausgaben.

" Seto.", kam es jetzt sanfter von Joey, der neben Setos Stuhl in die Hocke gegangen war. "Du wurdest angeschossen. Das solltest du nicht so auf die leichte Schulter nehmen."

"Schöner Wortwitz!", kam es trocken von Seto. Joey grinste nur verlegen.

"Ja, sorry!", kam es einlenkend. "Das war keine Absicht. Aber komm schon... du musst dir die Ruhe gönnen, die dein Körper jetzt braucht, sonst kippst du wieder um!"

"Du machst dir zu viele Sorgen!", versuchte Seto seinen Gegenüber zu beruhigen und legte seine Zeitung weg. "Mir geht es schon viel besser als gestern. Das ich umgekippt bin lag nur an dem hin- und herfliegen."

"Ja, noch etwas, an dem ich Schuld bin.", kam es jetzt gespielt theatralisch von dem Blonden, der damit seine Schuld und Traurigkeit über die Tatsache, dass Seto seinetwegen verletzt worden war, überspielen wollte, während er aus der Hocke hochsprang und durch den Raum tigerte. "Noch eine Kerbe auf meinem Holz."

"Ach komm, Joey.", versuchte Seto nun zu beschwichtigen. "Du weißt, dass ich das so nicht gemeint habe."

"Aber so ist es doch...", brachte Joey schuldbewusst vor, "Du wurdest wegen mir angeschossen. Du bist wegen mir zwei Mal um die halbe Welt geflogen. Du bist wegen mir gestern zusammengeklappt..."

Seto war aufgestanden und fing Joey auf seinem Hinweg durch den Raum ab, so dass dieser stehen bleiben musste. Doch der Blonde konnte oder wollte ihm nicht in die Augen sehen. Also legte der Unternehmer die Finger unter das Kinn seines Gegenübers und hob dessen Blick zu sich.

"Joey, jetzt mach mal halblang! Es war meine Entscheidung heute Morgen aufzustehen und zum Frühstückstisch zu kommen. Es war meine Entscheidung nach Amerika zu fliegen und dich zurück zu holen. Es war meine Entscheidung mich selbst aus dem Krankenhaus zu entlassen. Und es war meine Entscheidung, diese zwei zwielichtigen Polizisten dich nicht mitnehmen zu lassen!", wusch Seto ihm den Kopf.

Joey wollte schon etwas erwidern, als sie beide Stimmen aus dem Foyer hörten und sich von einander lösten. Sie brachten zwei, drei Schritte Abstand zwischen sich. Dann kamen Mokuba und Serenity herein. Beide in dicker Winterkleidung und bereits in ihren Jacken.

"Was...", kam es entgeistert von Joey.

"Ich wollte Serenity Domino City zeigen.", erklärte Mokuba fröhlich.

"Bist du kirre?", kam es fassungslos von Joey. Serenity blickte erschrocken auf.

"Was geht denn bei dir, Brüderchen?", hakte sie nichtverstehend nach.

"Die Yakuza sitzt mir im Nacken und du willst jetzt da draußen, in deren Gebiet, rumstolzieren?", fragte der Blonde nach, wobei die rhetorische Natur der Frage irgendwie unterging.

"Hab ich auf meiner Stirn ein Leuchtfeuer oder steht da 'Joeys kleine Schwester'?", entgegnete Serenity stoisch.

Von dem Konter seiner Schwester überrumpelt wusste Joey nicht, was er hätte erwidern sollen. Er wusste nur, dass er seine Schwester auf gar keinen Fall jetzt nach draußen lassen würde. Am Ende würde die Yakuza ihrer noch habhaft und würde entweder ihn damit 'überreden' ihrem Willen zu folgen oder sie... er schüttelte nur den Kopf.

"Es wäre wirklich das Klügste, wenn ihr beiden auf dem Anwesen bleiben würdet. Der See ist zugefroren. Da könntet ihr ein wenig Schlittschuhfahren.", mischte sich nun Seto ein.

"Ach komm schon, Ni-sama... ich möchte ihr ein wenig die Stadt zeigen!", begehrte Mokuba auf. Dabei setzte er diesen Blick auf, den er schon seit seiner Kindheit beherrschte und den er immer dann benutzte, um bei Seto seinen Willen durchzusetzen.

"Nein... NEIN!", kam es sofort abwehrend von dem älteren Kaiba. "Nicht dieser Blick. Hör... Hör auf damit, Mokuba... verdammt!"

Seto wandte sich zu einem irritierten Joey um und blickte ihn kurz abwägend an.

"Und wenn sie von Fuguta und zwei meiner Sicherheitsleute begleitet werden?", fragte Seto kleinlaut.

Joey konnte es nicht fassen. Seto war vor seinem kleinen Bruder eingeknickt und schob ihm nun den schwarzen Peter zu. Okay, er musste durchgreifen, dann sollte es so sein... Da fiel sein Blick auf seine Schwester, die sich ein Beispiel an Mokuba genommen hatte und einen ähnlichen Blick aufgesetzt hatte und ihn damit stumm beackerte. Er stöhnte auf.

"Diese Leute sind wirklich gefährlich!", kam es leidend von Joey.

"Aber unsere Sicherheitsleute sind ausgezeichnet ausgebildet und immer auf der Hut. Von mir aus nehmen wir auch drei oder vier mit!", begann Mokuba zu feilschen.

Joey rollte mit den Augen und blickte zu Seto.

"Das ist dein Bruder!", warf er dem Brünetten vor.

"Und das ist deine Schwester!", konterte dieser mit dem gleichen Tonfall.

Dann blickten sie beide synchron zu den Jüngeren und seufzten.

"Fuguta fährt euch.", kam es von Seto bestimmend.

"Und ihr nehmt vier von den Sicherheitsleuten mit.", bestimmte Joey.

"Ihr ruft jede Stunde an und meldet euch!", machte Seto weiter.

"Und spätestens zum Abendessen seid ihr wieder zu Hause!", schloss Joey.

Die beiden jüngeren grinsten freudig, sprangen ihrem jeweiligen Bruder kurz um den Hals und wetzten dann aus dem Esszimmer. Joey und Seto seufzten simultan und ließen ihre Schultern hängen, was Seto zu einem schmerzhaften Stöhnen veranlasste. Sofort wandte sich Joey ihm mit besorgtem Blick wieder zu.

"Schmerzt die Schulter wieder?", fragte er wieder schuldbewusst.

"Ach, fällt kaum auf.", wollte Seto seinen Schmerz kleinreden.

"Spiel es nicht so herunter, du Drache!", keifte Joey.

"Willst du dir dafür noch eine Kerbe auf deinem Holz schlagen?", fragte Seto provokant, was dazu führte, dass Joey sich schuldbewusst abwandte. Sofort wurde dem Brünetten sein Fauxpas bewusst und er griff nach Joey Arm, um ihn wieder zu sich zu drehen.

"All das, was geschehen ist, hat dazu geführt, dass du jetzt hier bist. Bei mir! Und mit mir Weihnachten verbringen wirst. Damit war das alles es wert!", flüsterte Seto ihm zu. Joeys Augen weiteten sich erschrocken. "Vielleicht hab ich es bislang noch nicht deutlich genug gesagt, Joey, aber ich... liebe dich!"

Treffer. Versenkt!

Kapitel 22 - 22. Dezember: Treffer. Versenkt!
 

Joey lag auf dem Gästebett in der Kaiba-Villa und konnte nicht schlafen. Schon seit Stunden lag er hier und starrte an die Decke, die mit kunstvollen Styropor-Platten verkleidet war. In der Hoffnung, dass er einschlafen würde, hatte er irgendwann die Poren der Platte gezählt. Drei Mal. Es waren genau 437 Poren. Keine mehr. Keine weniger. 437 Poren. Ob er noch einmal - ein viertes Mal - nachzählen sollte?

Innerlich war er immer noch völlig aufgewühlt und durcheinander. Nicht nur, dass seine Schwester meinte, ihm die letzten Nerven zu rauben, indem sie sich mit Mokuba in die Stadt schlugen. Nein... SETO... dieser Idiot... Seto hatte ihm seine Liebe offen und direkt gestanden.

Verdammt! Fahrig strich sich der Blonde mit der Hand durch sein Haar. Wieso, zum Teufel, hatte Seto das getan? Nicht, dass Joey sich diese Worte nicht schon seit Jahren aus Setos Mund gewünscht hätten. Aber das, gestern, war einfach so ein unpassender Augenblick gewesen. Er hätte nichts lieber getan, als Seto um den Hals zu fallen und ihm zu sagen, dass es ihm genauso ging. Doch... doch das konnte er nicht.

Nicht, solange die Sache mit der Yakuza über ihm schwebte und ihn jederzeit aus seinem geregeltem Leben herausreißen konnte. Ihn von diesem Mann, der die Liebe seines Lebens war, wegzerren und zu unsagbaren Dingen zwingen würden. Würde es so kommen würden sie am Verlust des anderen zu Grunde gehen. Er hatte dem anderen schon mehr als genug angetan. Das musste nicht auch noch sein.

Also hatte er sich stumm abgewandt und war in sein Zimmer gegangen. Hatte einen völlig perplexen Seto stehen lassen. Im Nachhinein betrachtet, war das nicht viel besser als das Szenario, dass er zu vermeiden gesucht hatte. Er wusste, wie ungeübt Seto im Ausdruck seiner Gefühle war. Wie schwer es dem anderen fiel diese offenzulegen. Und er hatte ihn vor den Kopf gestoßen. Wieder klatschte sich Joey eine Hand an die Stirn.

Er konnte es nicht mehr ändern, egal, wie sehr es sich wünschte. Es gab keine Zeitmaschine, in die er hätte springen können, um zurück zu reißen, seinem jüngeren Ich eine Ohrfeige zu verpassen und Seto zu sagen, wie er für ihn empfand. Wie er schon seit Jahren empfand. Warum? Warum hatte noch keiner eine Zeitmaschine erfunden?

Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Er stemmte sich auf die Ellenbogen und blickte auf die Uhr. Der Wecker zeigte ihm, dass es 04.30 Uhr in der Früh war. Wer könnte jetzt, um diese Uhrzeit etwas von ihm wollen?

Er stand müde auf, schlurfte in seinen Plüschhausschuhen, die die Form von Hundepfoten hatten, zur Tür und öffnete diese. Vor dieser Stand Seto, der ihn nun völlig geschockt musterte, bevor sich ein schiefes Grinsen auf sein Gesicht legte.

"Man, dieses Hundekostüm hat es dir angetan, was?", kam es scharfzüngig von Seto, während er sich an Joey vorbei in das Zimmer schob. Joey blickte an sich herunter. Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass er vor dem Zubettgehen seine Wohlfühlklamotten angezogen hatte, die aus einer weichen Fleecelatzhose und einem ebenso weichen Fleecepullover mit Kapuze, von dem Hundeschlappohren herab baumelten, bestand. Er ließ kurz den Kopf hängen und seufzte. Das Image des Hundes würde er wohl nie wieder los werden. Dann schloss er die Zimmertür.

"Was willst du so früh am Morgen von mir?", fragte er schließlich und klang dabei abweisender, als er wollte. Seto bot ihm hier gerade eine Chance alles richtig zu stellen und den Schaden von gestern zu begrenzen. Warum reagierte er also so angesägt?

"Hör mal, Joey.", begann der Jungunternehmer schließlich sein Anliegen vorzutragen. "Mir ist bewusst, dass mein... Geständnis... möglicherweise zu einem unpassenden Zeitpunkt gekommen ist. Das ganze Hin und Her der letzten Tage und der wieder aufkommende Stress mit der Yakuza... das muss dich sehr belasten."

Joey verstand die Welt nicht mehr. Wann war der Brünette so feinfühlig geworden? Er hätte nach dem mehr als unangenehmen Abendessen, gestern Abend, damit gerechnet, dass Seto ihn Hochkant aus der Villa werfen und ihn seinen Probleme selbst überlassen würde. Jedenfalls hatte Seto gestern noch sehr verletzt gewirkt. Doch davon war jetzt keine Spur mehr zu erkennen. Vielleicht war er auch in der Twilight Zone gelandet und der Seto dieser Realität war eben so? Blödsinn.

"Ich wollte dir nur sagen, dass mir deine Reaktion, oder sollte ich besser Nicht-Reaktion sagen, sehr weh getan hat. Aber ich habe verstanden, warum du so reagiert hast, wie du reagiert hast. Aber ich verspreche dir, dass niemand dich hier wegholen und zu irgendetwas zwingen wird! Nicht solange ich an deiner Seite bin!", sprudelte es regelrecht aus Seto heraus.

Joey war regelrecht baff. Er stand nur in seinem Hundeoutfit dar und starrte ungläubig den Jungunternehmer vor sich an. Der Mann, der sich in ihrer Schulzeit Spitznamen wie Eisblock, Drache oder Arschloch verdient hatte. Davon war nichts mehr zu spüren. Dann nickte ihm der Brünette zu und bewegte sich wieder auf die Tür zu.

"Das war auch schon alles, was ich dir sagen wollte. Tut mir leid, wenn ich dich gestört oder geweckt haben sollte.", meinte Seto, während er nach dem Türknauf griff. Doch Joey fing seine Hand ab und zog ihn wieder zu sich. Er blickte lange in diese eisblauen Augen, die ihn schon immer fasziniert hatten. Durch die Worte des Brünetten beflügelt fühlte er plötzlich in sich, dass er die Worte nicht länger zurück halten konnten, doch Seto legte ihm seinen Zeigefinger auf die Lippen.

"Nein, bitte sag es jetzt nicht!", bat der andere ihn.

Verwirrt blickte Joey ihn an.

"Ich würde mir nichts mehr wünschen, als von dir diese Worte zu hören.", gestand Seto ihm. "Aber nicht, solange du diese Klamotten trägst!"

Treffer. Versenkt!

Besuch

Kapitel 23 - 23. Dezember: Besuch
 

Der Blonde stand in der Küche und kontrollierte ein letztes Mal, ob auch wirklich alles vorhanden war oder er den armen Roland noch einmal in den Krieg, der da draußen stattfand und sich vorweihnachtlicher Einkauf schimpfte, schicken musste. Doch es sah gut aus. Der Truthahn - ein 8 kg schweres Monstervieh - taute bereits auf. Alles andere schien komplett zu sein. Sehr schön.

Bereits heute Abend wollte Joey mit den Vorbereitungen des Weihnachtsessen beginnen. Dazu würde er eine Füllung aus Maisbrot, Zwiebeln, Äpfeln, Maronen und Sellerie zubereiten, das dann durch Schinkenwürfel und Petersilie ergänzen und mit Hühnerbrühe und Gewürz abrunden.

Damit würde er dann den Truthahn, der bis dahin hoffentlich fertig aufgetaut war und den er dann gründlich abgespült und trocken getupft hätte, füllen und mit Zahnstochern verschließen. Anschließend würde er Olivenöl, Gewürze und Knoblauch mischen und den Vogel damit einmassieren, bevor er ihn auf einer Fettpfanne bei 200 Grad Ober-/Unterhitze in den Backofen schieben würde und alle viertel Stunde mit seinem Saft übergossen.

Nach der Stunde würde er die Hitze auf 80° Celsius runter drehen und den Vogel über Nacht siebeneinhalb Stunden garen lassen. Morgen früh würde der Blonde das Vieh dann einmal von der Brust auf den Rücken wenden und dann nochmals das Tier bei 200° Celsius für zwanzig Minuten aufheizen, bevor er die Temperatur für die folgenden 40 Minuten auf 100° Celsius reduzieren würde.

In der Zeit könnte er dann die Vorspeisen vorbereiten: eine Kartoffel-Pflaumenschaumsuppe mit Zimt und als zweiter Gang einen Möhren-Apfel-Salat mit Orangendressing und Walnüsse. Dann brauchte er noch die Beilagen für den Truthahn, der natürlich der Hauptgang sein würde. Die Weihnachtstorte für das Dessert würde er heute Abend noch anfangen.

Das war ein guter Plan! Das Läuten an der Haustür zog seine Aufmerksamkeit auf sich und er verließ die Küche. Da niemand in der Nähe war ging er an die Tür, öffnete sie und stolperte vor Schreck zwei Schritte zurück. Sein Herz schien still zu stehen und er hielt unbewusst den Atem an.

"Aaah, Josef!", kam eine tiefe Stimme von dem Mann, der nun einen Fuß in die Villa setzte. Dieser Mann war Kei Takabayashi, der Oyabun der Yakuza, die so hartnäckig an Joeys Schuld festhielt und ihm in den letzten Wochen die Vorweihnachtszeit gründlich vergällt hatten. Dem Mann folgten zwei seiner Männer.

Gerade als der Blonde wieder zu sich kam und davon laufen wollte spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Als er über seine Schulter blickte sah er Roland, der ihm deutete ruhig zu bleiben. Schweiß trat auf Joeys Stirn.

"Oyabun Takabayashi, Herr Kaiba lässt bitten!", kam es nur zuvorkommend von Setos rechter Hand und Joey verstand gar nichts mehr. Roland deutete den Gang entlang, der vom Foyer abging und zu Setos Hausbüro führen würde, bevor Joey spürte, wie Roland ihn mit sich zog. Scheinbar sollte er dem Gespräch beiwohnen, anstatt schleunigst das Weite zu suchen.

In Setos Büro war bereits einiges vorbereitet worden. Auf dem Tisch der Sitzgarnitur waren einige flache Tellerchen und eine Flasche Sake bereit gestellt worden. Seto begrüßte den Boss der Takabayashi-Yakuza respektvoll, was für Joey ein völlig ungewohntes Bild war. Dann setzten sie sich. Auch er wurde von Roland neben Seto auf die kürzere Couch bugsiert, während Roland neben ihm stehen blieb.

"Also, Herr Kaiba, warum bin ich hier?", fragte Kei und wirkte amüsiert.

"Ich möchte den Sachverhalt bezüglich Herrn Wheeler abschließend klären.", legte Seto seine Karten auf den Tisch.

"Den 'Sachverhalt'?", fragte der Oyabun nach, als wüsste er nicht, worum es ging.

"Die Takabayashi hat eine Forderung gegenüber Herrn Wheeler. Er hat mehrfach versucht diese Forderung samt Zinsen zurückzuzahlen, aber ihm wurde unmissverständlich klar gemacht, dass ein finanzieller Ausgleich ausgeschlossen sei und er die Schuld abzuarbeiten hätte.", spielte Seto das Spiel mit.

"Ist dem so?", fragte Kei überrascht und blickte zu Joey, der versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Er wollte nicht hier sein. Die Angst, dass diese Männer ihn jetzt einfach mitnehmen würden, wuchs in ihm. Aber er wusste auch, dass Kei Takabayashi auf die Einhaltung mancher Sitten bestand und dazu gehörte es auch, zu antworten, wenn der Chef der Yakuza einem eine Frage stellte.

"Ja.", kam es leise von Joey.

"Und dir widerstrebt es, für uns zu arbeiten?", fragte Kei mit einer gewissen Spitzzüngigkeit nach. Joey verstand die Unterschwelligkeit des Tonfalls und wusste, dass ein falsches Wort von ihm die Situation hier und jetzt eskalieren lassen würde.

"Die Arbeit im Dienste der Takabayashi ist ehrenhaft und das Angebot schmeichelt mir, aber ich habe meinen Traumjob im Bereich des Mediendesigns gefunden und würde dieser Arbeit gerne den Vorzug geben.", kam es stockend und unsicher von dem Blonden. Er hoffte nur, dass seine Formulierung den Oyabun nicht verärgerte oder beleidigte. Der starrte ihn nachdenklich an, bevor er seine Hand erhob und sich einer seiner Lakaien sich zu ihm beugte. Er flüsterte dem Mann etwas ins Ohr, er erwiderte etwas... das Gespräch, von dem Joey nicht ein Wort verstand dauerte nur wenige Augenblicke. Dann trat der Untergebene wieder einen Schritt zurück. Der Blonde war zum Zerreißen gespannt.

"Ich verstehe das.", kam es schließlich von Kei, der die Schale aufnahm und an dem Sake nippte. "Wenn man die Möglichkeit hat, seinen Traum zu verwirklichen, sollte man sie ergreifen!"

Was sollte das nur heißen? Joey blickte ihn fragend und nichtverstehend an.

"Es gibt da etwas, was mehr wert ist als Geld oder Arbeitskraft, Josef. Weißt du was?", kam es von dem Boss der Yakuza und Joey hatte das Gefühl, auf dem Prüfstand zu sein. Mehr wert als Geld oder Arbeitskraft? Was könnte der andere damit meinen.

"Gefälligkeiten!", kam es kühl von Seto. "So, wie jene, die ich eingefordert habe, als ich Sie hier her eingeladen habe."

Die Yakuza hatte Seto noch eine Gefälligkeit geschuldet? Wieso hatte er etwas mit so einer Bande zu tun?

"Um genau zu sein, Herr Kaiba, war es keine Gefälligkeit, die ich Ihnen schuldig war, sondern viel mehr ihrer rechten Hand!", berichtigte Kei wieder amüsiert.

"Haarspalterei!", kam es schroff von dem Brünetten. "Also, wie wollen wir nun diese Situation bereinigen?"

"Ich erlasse dem jungen Mann die Schuld seines Vaters bei uns. Dafür sind wir beide dann Quitt und Herr Wheeler schuldet uns einen kleinen Gefallen!", bot der Oyabun an.

"Was für eine Art von kleinem Gefallen?", kam es zögerlich von Joey und erntete einen kritischen Blick von dem Yakuza.

"Einen, der nicht illegal sein wird!", spezifizierte sein Gegenüber, ehe er noch einen Schluck von seinem Sake nahm.

Unsicher blickte Joey zu Seto, der aber seinerseits zu Roland blickte. Als der Blonde zu dem hochgewachsenen Mann neben sich aufblickte nickte dieser nur. Dann wandte er sich wieder dem Oyabun zu.

"In Ordnung!", nahm er schließlich den Deal an.

"Sehr schön!", kam es zufrieden grinsend von dem Dunkelhaarigen Mann. "Ein ausgezeichneter Sake, den Sie da haben, Herr Kaiba."

"Ich war so frei ihnen eine Kiste von diesem Sake an die Haustür stellen zu lassen.", kam es von Seto.

"Das wird immer besser!", lachte der Mann auf, bevor er sich erhob. Auch Seto und Joey standen auf. "War mir ein Vergnügen, die Herren."

Seto verbeugte sich ein wenig und stieß Joey an, der es ihm nachmachte. Roland geleitete den Oyabun und seine Begleitung aus dem Büro Richtung Haustür. Kaum schloss sich die Bürotür ließ sich Joey wieder auf die Couch fallen und atmete erleichtert aus. Konnte es wirklich wahr sein, dass er aus dem Schneider war? Und das nur dank Seto und Roland?

"Danke!", hauchte Joey.

Seto wandte sich zu ihm um und blickte ihn sanft lächelnd an. "Nicht dafür!", war alles, was von dem Jungunternehmer kam, der daraufhin auch sein Büro verließ und einen verdutzten Joey zurück ließ.

Frohe Weihnachten

Kapitel 24 - 24. Dezember: Frohe Weihnachten
 

Während der Blonde in der Küche mit dem Festmahl beschäftigt war saß Seto auf der Couch im Wohnzimmer und beobachtete die beiden frischverliebten Turteltauben, wie sie den mittelgroßen Weihnachtsbaum schmückten. Dabei schienen Mokuba und Serenity viel Spaß zu haben. Seto beneidete die beiden. Hätte er vor etwas mehr als drei Jahren nur den Mut gehabt, dann hätte er schon damals mit Joey zusammen Weihnachten feiern können.

Wie viele Jahre verloren gegangen waren, nur weil er sich damals nicht hatte überwinden können. Aber vielleicht hatte das auch etwas Gutes! Er hatte ein Gefühl für Verlust erhalten und wäre jetzt sicherlich viel mehr in der Lage die Liebe - sofern er Joeys Herz überhaupt hatte gewinnen können - zu wertschätzen. Auf der anderen Seite hatte es Joey die Gelegenheit gegeben sich selbst aus der Gosse zu ziehen und etwas aus seinem Leben zu machen. Ganz ohne Hilfe. Aus eigener Kraft. Dadurch war der Blonde viel selbstsicherer geworden, als er in der Schulzeit gewesen war.

Schließlich waren die beiden Jüngeren fertig den Baum mit allerlei Kugeln, Schmuck und Lametta zu behängen. Hier und da wirkte der Baum vielleicht etwas überladen, dennoch barg er eine gewisse Schönheit. Ein Klopfen riss den Jungunternehmer aus seinen Gedanken und als er sich zur Wohnzimmertür umwandte sah er Roland. Seto stand auf und reichte dem Mann, der stets an seiner Seite war, die Hand zum Gruße.

Roland war heute nicht zum Arbeiten hier. Seto hatte ihn zum Essen eingeladen, denn er verdankte ihm mehr, als er sagen konnte. Und mit dieser kleinen Geste, wollte er seine Anerkennung zum Ausdruck bringen. Gerade als er sich mit seinem Gast wieder hinsetzten wollte sah er wie Joey aus der Küche gewetzt kam und die Treppen in den oberen Stockwerk hinauf eilte. Nur beim Vorbeilaufen hatte Joey Roland kurz gegrüßt.

Keine halbe Stunde kam Joey, frisch geduscht und für den Tag passender gekleidet, die Treppe wieder hinunter und eilte zurück in die Küche. Bereits jetzt war der Geruch, der aus der Küche kam so verführerisch, dass Seto sich auf das Essen mehr als freute. Nur zu gern wäre er dem Blonden zur Hand gegangen, doch dieser hatte ihn heute Morgen einfach aus der eigenen Küche geworfen und klar gemacht, dass er störte.

Es dauerte kaum eine halben Stunde, da wurden sie endlich zum Essen gerufen. Seto war erstaunt darüber, was ein einziger Mensch für eine Mahlzeit alleine kochen konnte. Alle nahmen am Tisch Platz, der mehr als festlich geschmückt war. Neben einer weihnachtlichen Tischdecke war hier und da dekoratives Tannengrün platziert worden, meist in Kombination mit einem Kerzenhalter, der eine rote Kerze trug, die bereits angezündet war. Auf einem Nebentisch waren die verschiedenen Gänge in Warmhalter oder auf einer elektrischen Wärmeplatte platziert worden.

Es war ein vergnügliches Gelage, welches sämtliche Sinne ansprach. Es war beinahe berauschend und es fiel allen schwer aufzuhören, als der Körper mehr als einmal signalisierte, dass er kein Essen mehr aufnehmen konnte. Am Ende, nachdem sie alle auch noch ein Stück der einfach umwerfenden After Eight Torte genossen hatten, hatten sie mehr denn je das Gefühl, dass man sie nur noch rollen konnte.

Dennoch kämpften sie sich auf ihre Füße und verließen langsam das Esszimmer, jeder etwas von dem Essen tragend, was übrig geblieben war. In der Küche deckten sie die Reste ab und verstauten sie, so dass man nach Herzenslust bei Bedarf sich bedienen konnte. Dann wanderten sie weiter.

Im Wohnzimmer angekommen sahen sie, dass die Geschenke, die jeder einzelne von ihnen irgendwann besorgt hatten, festlich eingepackt unter dem reichlich geschmückten Tannenbaum lagen. Zu Joeys Überraschung fanden sich auch seine Geschenke darunter, die er Anfang des Monats auf mehreren Etappen besorgt hatte und blickte erstaunt zu Roland. Der lächelte ihn nur stumm an und zeigte ihm, dass er dafür - dass er ganz offensichtlich noch einmal in Joey Wohnung gewesen war - keinen Dank erwartete. Auf dem Kaffeetisch erwartete Joey die nächste Überraschung, denn dort fanden sich auf mehreren Weihnachtstellern seine selbst gebackenen Plätzchen, über die sich bereits Mokuba her machte, obwohl dieser noch beim Verstauen der Reste laut gejammert hatte, dass ihm schlecht sei.

Naschkatzen blieben Naschkatzen! Joey musste schmunzeln. Aus der Anlage im Wohnzimmer drang seichte, unaufdringliche Weihnachtsmusik und zwischen den Plätzchen hatte jemand seinen Adventskranz aufgestellt, auf dem alle vier Kerzen leuchteten. Der Duft des Weihnachtsessen, sowie Zimt, Äpfel und Lebkuchen lag in der Luft. Im Kamin prasselte ein Feuerchen und trug zur Stimmung bei. Nur sanftes Licht von zwei Standlampen erhellte den Raum und tauchte ihn in weiches Licht.

Nachdem sie eine Weile beisammen gesessen, die Atmosphäre genossen und einfach nur geplaudert hatten verlagerten sich alle Anwesenden schließlich immer näher an den Weihnachtsbaum. Dann ging die große Geschenkeschlacht los. Geschenke wurden hin- und hergereicht. Schleifen und Bänder wurden gelöst. Papier aufgerissen. Es wurde gejauchzt und sich gefreut. Dinge wurden ausgepackt und gleich ausprobiert oder übergezogen. Nun wurde auch klar, warum Serenity und Mokuba vorgestern unbedingt noch einmal in die Stadt wollten. Sie hatten die Gelegenheit genutzt und hatten noch einmal einige Geschenke besorgt.

Schließlich war die Zeit so weit voran geschritten, dass Isono sich verabschiedete, um nach Hause zu fahren und auch Mokuba und Serenity schienen völlig erledigt zu sein.
 

Joey war dabei, dass Papier der Geschenkschlacht einzusammeln und für Ordnung zu sorgen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Überrascht blickte er zu Seto auf und sah, wie dieser ihn sanft anlächelte. Der Blonde ließ Papier Müll sein und stand langsam auf. Sanft strich Seto ihm über die Wange und Joey lehnte sich in die zärtliche Berührung. Dabei schloss er genießerisch die Augen, die er überrascht aufriss, als er die Lippen seines Drachens auf seinen spürte. Doch nur um gleich darauf seine Hände um Setos Nacken zu legen und seine Augen langsam wieder zu schließen. Es war ein langsamer, intensiver Kuss und als sie sich trennten fühlte Joey sich, als würde das Kribbeln in seinem Bauch ihn gleich abheben lassen. Mit leicht geröteten Wangen blickte er zu Seto auf.

"Ich... Ich liebe dich, Josef Wheeler!"

Joey lächelte ihn glücklich an, während seine Hände immer noch an Setos Nacken lagen.

"Ich liebe dich auch, Seto Kaiba!"

Das Strahlen, dass Setos Gesicht auf einmal von sich gab, war so rein und voller Glück, dass es fast schon blendete. Joey zog den Brünetten wieder zu sich und küsste ihn erneut. Er konnte spüren, wie ihre Herze so im Einklang schlugen, als wäre es ein einziges, welches sie sich teilten.
 

Das hier... das war sein Weihnachtswunder!
 

Ende ????

Bonus!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Zukunft

Epilog - Zukunft
 

Der Schnee fiel schon seit Stunden und wuchs auf den Gehwegen und Straßen immer mehr in die Höhe. Doch das war Yugi und Atemu, Ryou, Tristan, Duke, Isono, sowie Seto, Mokuba und Serenity reichlich egal. Sie saßen gemütlich im Wohnzimmer vor dem Kamin und plauderten, während im Hintergrund besinnliche, ruhige Weihnachtsmusik aus der Anlage drang. Dabei kuschelte sich Serenity eng in Mokubas Arm, der hinter ihr saß und sie sanft an sich drückte.

Das Haus war von Mokuba und Serenity festlich geschmückt worden, während sich Joey - so wie im vergangenen Jahr auch schon - um das Festtagsmahl kümmerte. Zusammen mit ihren Gästen hatten sie dann abschließend auch den Weihnachtsbaum reichlich geschmückt. Der Duft von frisch gebackenen Plätzchen lag im Wohnzimmer in der Luft und aus der Küche drang eine Sinfonie an olfaktorischen Eindrücken, was allen bereits das Wasser im Munde zusammen laufen ließ.
 

Es war ein wildes, aufregendes Jahr mit vielen Höhen, aber auch Tiefen gewesen. Nachdem Joey und Seto endlich zueinander gefunden hatten war ihre Beziehung im Alltag auf die Probe gestellt worden. Beide hatten ihre Jobs, die sie tagsüber voll und ganz in Beschlag nahmen, Joeys manchmal auch am Wochenende.

Joey hatte seine Wohnung in der Innenstadt, während Seto seine Villa im Außenbezirk stehen hatten. Natürlich sahen sie sich hin und wieder in der Agentur wegen der Kinderkrebsstation und weiteren Projekten, die diesem folgten, aber das war Arbeit und dort war kein Raum für Privates. Gelegentlich musste Seto teilweise recht kurzfristig auf Geschäftsreise, was die gemeinsame Zeit nochmals reduzierte. Durch Stress und diverse Ängste kam es immer wieder zwischen ihnen zum Streit.

Während Joey vermeiden wollte von Seto in irgendeiner Weise abhängig zu sein, sei es beim Thema Zusammenwohnen, Arbeitsaufträge oder gar den wiederholten Versuchen von Seto ihn für die Kaiba Corp zu gewinnen, damit sie sich auch während der Arbeitszeit öfters sehen konnten, wurde Seto hauptsächlich von Verlustängsten getrieben. Auch seine Fähigkeiten was Gefühle anbelangte mussten sich erst noch richtig entwickeln und entfalten, so deutete er oft Handlungen oder Kommentare seines Freundes falsch. Dennoch versöhnten sie sich immer wieder rasch und der darauffolgende Versöhnungssex war einfach Hammer.

Schließlich überwand Seto seine Verlustängste und gab auch seine Eifersucht gegenüber Duke immer mehr auf, was ihm gar nicht leicht gefallen war. Vor allem seit er wusste, dass Dukes und Joeys Freundschaft erst seit diesem Jahr rein platonisch war und vorher gewisse Vorzüge beinhaltet hatte. Auf diese Offenbarung war ein Riesenstreit gefolgt, doch danach hatte Joey ihm unmissverständlich klar gemacht, dass er nur die Wahl hatte ihm zu vertrauen oder sich von ihm zu trennen. Seto hatte sich für das Vertrauen entschieden. Heute konnte der weiße Drache Duke sogar ohne Argwohn oder Abneigung als Gast in seinem Haus dulden. Vielleicht lag das aber auch daran, dass sich zwischen ihm und Tristan etwas entwickelt hatte.

Da Seto über seinen Schatten springen konnte hatte Joey im Herbst auch seinen Standpunkt, was das Zusammenleben anbelangte, überdacht und war bei Seto eingezogen. Allerdings hatte er seine Wohnung behalten, falls es im Büro einmal spät werden würde oder sie sich stritten, damit er einen Rückzugsort hatte. Auch das war ein Streitpunkt zwischen ihnen gewesen. Seto verstand einfach nicht, wozu Joey sich diese 'Hintertür' offen hielt. Schließlich hatte Joey dann zum Ersten dieses Monats sein Mietverhältnis aufgekündigt und hatte Seto damit mehr als glücklich gemacht.
 

Doch auch bei den anderen hatte sich dieses Jahr viel ereignet. Im März war Yugis Großvater im Schlaf gestorben. Es war für den Bunthaarigen eine schwere Zeit gewesen, war sein Großvater doch der letzte Verwandte, der ihm geblieben war. Ihn zu verlieren hatte ihn in eine schwere Depression gestürzt. Nur Atemu war es zu verdanken, dass der Kleinste unter ihnen, aus diesem schwarzen Loch wieder heraus gekommen war. Atemu verlagerte sich von seiner Feldarbeit auf den akademischen Teil und fand eine Anstellung an der hiesigen Universität, wo er seine Forschungen in der Theorie vorantreiben konnte und im Unterrichten eine neue Leidenschaft fand.

Ryou promovierte in seinem Studium und war viel mit Bakura vor allem in Ägypten unterwegs. Doch Bakura blieb Bakura. Seine Gier nach Reichtum verleiteten ihn immer wieder bei Ausgrabungen Kulturgüter und Teile von archäologischen Schätzen unter den Tisch fallen zu lassen. Damit gefährdete er nicht nur Ryous Ruf in den akademischen Kreisen, was der Weißhaarige noch hingenommen hätte, aber seine ständigen Wut- und Gewaltausbrüche erreichten im Sommer einen traurigen Höhepunkt, der Ryou für fast fünf Wochen ins Krankenhaus brachte. Das war der Zeitpunkt gewesen, an dem seine Freunde interveniert und ihn endlich überzeugt hatten, dass es so nicht weiter gehen konnte. Also hatte sich Ryou von Bakura getrennt.

Und dann waren da noch Mokuba und Serenity. Nachdem auch sie im vergangenen Jahr zueinander gefunden hatten, hatten sie ihre Beziehung über den Pazifik hinweg aufrecht erhalten. Bei jeder Gelegenheit flog Mokuba in die USA um Serenity zu besuchen und war selbst bei ihrer Mutter scheinbar gern gesehen und höchst willkommen. Als Serenity dann die Schule abgeschlossen hatte überraschte sie Mokuba damit, dass sie sich an der Universität von Domino City eingeschrieben hatte. So zog sie im Sommer wieder zurück nach Japan und die Beziehung der beiden ging in eine intensivere Phase. Dennoch wollten die beiden nichts überstürzen und ließen sich mit dem nächsten Schritt Zeit. Ihr Plan sah vor erst beide gemeinsam ihre Studien abzuschließen und ihr Leben zu festigen. Danach wollten sie weiter sehen.
 

Der nächste Schritt!? Seto war mehr als nervös. Denn heute wollte er hier nicht nur Weihnachten feiern. Er hatte noch etwas in petto und das ließ ihn schon seit Wochen hibbelig werden. Immer wieder stand er auf, lief umher, ließ sich wieder auf die Couch fallen, bevor der Kreislauf von vorne begann.

Während dem umwerfenden und umfangreichen Essen bekam er kaum etwas runter. Zu groß war seine Nervosität, als dass er auch nur einen Bissen herunter bekommen hätte. Das fiel selbst seinem schwarzen Drachen auf, der besorgt mehr als einmal nachfragte, ob alles bei ihm in Ordnung sei. Seto hatte nur genickt und in seinem Essen rumgestochert.

Schließlich waren sie alle wieder ins Wohnzimmer gewandert um Bescherung zu feiern. Wie schon im vergangenen Jahr wurden Geschenke hin- und hergereicht, Papier aufgerissen und sich gefreut. Nur dass das Chaos dieses Jahr um ein vielfaches größer war.

Gerade als der Blonde mit einem störrischen Geschenkpapier im XXL-Format kämpfte stand Seto ein weiteres Mal auf und stellte sich vor ihn. Als Joey das Papier endlich gebändigt hatte blickte er überrascht zu Seto auf, der ihm die Hand hinhielt. Verwirrt nahm Joey die ihm gebotene Hand entgegen und ließ sich in eine stehende Position ziehen. Auf einmal wechselte die Musik von Weihnachtsmusik in sanfte Jazz-Klänge.

"Josef Wheeler.", setzte Seto mit fester Stimme an. "Manche Menschen suchen ihr Leben lang nach der großen... der wahren Liebe und können sie doch nicht finden. Andere finden sie und ergreifen diese einmalige Chance in ihrem Leben nicht. Erst, wenn sie verloren ist, realisieren diese Menschen, was für ein großes Glück sich ihnen bot und wie töricht sie waren, sie ziehen zu lassen.

Als ich dir letztes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt begegnet bin, hab ich sofort gewusst, was für eine unglaubliche Chance mir das Leben bot. Meine Gefühle für dich hatten sich über die Jahre hinweg kein Stück verändert. Also nahm ich mir vor, diese Chance nicht ungenutzt verstreichen zu lassen und dir endlich zu zeigen, was ich für dich empfinde.

Und jetzt sind wir hier... ein Jahr ist vergangen... es war ein sehr turbulentes Jahr mit einigen Auf und Ab... aber eines hat sich in dieser Zeit nicht geändert: Das ist meine Liebe, die ich für dich empfinde. Die Liebe und die Gewissheit, dass ich dich niemals wieder in meinem Leben missen möchte und den Rest meines Lebens mit dir verbringen möchte."

Seto ging auf sein Knie, zog eine kleine Schatulle und öffnete diese. In der Schatulle kam ein Ring zum Vorschein, der einem weißen Drachen ähnelte, der sich in den eigenen Schwanz biss und so den Ring erst bildete.

"Willst du mich heiraten?", fragte Seto, in dessen Stimme die Nervosität deutlich raus zu hören war.

Stille entstand. Alle hielten die Luft an. Joey blickte mehr als überrascht zu Seto hinab. Sein Mund stand einen Spalt weit offen. Es verging ein weiterer Moment und die Umstehenden mussten Luft holen. Unsicher blickte Seto nach einem weiteren Augenblick zu Mokuba und Serenity, die hinter Joey standen. Serenity kam einen Schritt näher und legte eine Hand auf Joeys Schulter.

Der Blonde begann zu Blinzeln, dann wich das Erstaunte purer Freude und begann heftig zu nicken, während er sich eine Hand an den Mund hielt und einige Freudentränen über seine Wangen liefen. Serenity und Yugi quietschten vor Freude auf. Nun fiel auch die Anspannung von Seto ab, der aufsprang und seine Arme um Joey schlang. Die Umstehenden applaudierten und gratulierten freudig.

"Ja... ja, ich will!", hauchte Joey, immer noch völlig überwältigt von Setos Antrag, in dessen Ohr, während er die Umarmung erwiderte, bevor Seto ihn leidenschaftlicher als jemals zuvor küsste.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Würde eure Meinung gern hören zu unserem Adventskalender.

LG
Onlyknow3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hast du deine Vorlage wieder gefunden? MAC und ich sagen Danke.
Hoffe es hat dir gefallen.

LG
Onlyknow3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Der Einfall mit dem Hundekostüm, stammt aus der Feder von Shijin.
Den sie in der Sidestory zu unserem Adventskalender: "Das Herz der Drachen", geschrieben hat.
Danke für die Anregung hier für noch mal Shijin.

LG
Onlyknow3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffe euch hat das ende???? gefallen. Bin auf eure Rückmeldung neugierig.

LG
Onlyknow3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffe der Epilog hat euch gefallen, bin gespannt was ihr dazu sagt.
Vielen lieben Dank euch allen die unsere Adventskalender verfolgt haben.
Danke für 62 Favos, und über 135 Kommis.

LG
Onlyknow3
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Von:  Lunata79
2023-08-31T23:36:50+00:00 01.09.2023 01:36
Hey! Hab die FF in einem Rutsch durchgelesen.

Wenn ich ehrlich bin, ist die ganze FF ziemlich unfair zu Seto. Seto hat sich geöffnet und wie dankt es ihm Joey? Seto kämpft die ganze Zeit um Joey und ihm fällt nichts besseres ein, als Seto immer wieder wegzustoßen. Ein Wunder, dass Seto den Kampf nicht einfach aufgegeben hat, nachdem er davon ausgehen musste, dass Joey nichts für ihn übrighat. Joey hat nämlich echt nichts getan, um Setos Liebe überhaupt zu verdienen. Joey hätte sich ruhig auch anstrengen können. So hat es sich nämlich angefühlt, als würde Joey Seto schamlos ausnutzen, dass er Joey liebt.
Und die Sache mit der Yakuza kommt nur als Zwischenfüller an, um es unnötig in die Länge zu ziehen.

Aber die Story find ich trotzdem gut. Macht weiter so.

Lg
Lunata79
Von:  Tiaiel
2018-07-19T19:28:32+00:00 19.07.2018 21:28
Ich war neugierig und hab deine “Schleichwerbung“ beherzigt. Sehr interessanter Einstieg. Ich bin gespannt, wie es mit den beiden weitergeht nach so langer Zeit des Nicht-Sehens *__* Mir gefällt dein Schreibstil auch sehr gut (und auch ich liiiihiiiibe die 5. Jahreszeit!! Hihi)
Tüdelü, Tia
Antwort von:  Onlyknow3
19.07.2018 22:07
Das ist wie die Yugi FF ein Gemeinschaftswerk, meine Ko - Autorin und Freundin MAC01.
Es gibt zu diese Yugi AK, auch einen Naruto AK und eine FF, alles zusammen mit MAC01 geschrieben.
Wir freuen uns dich hier begrüßen zu können. Danke für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  Usaria
2017-12-26T20:36:16+00:00 26.12.2017 21:36
Ihr zwei, dass ist ein wirklich schöner Abschluß, so muss eine Weihnachtsgeschichte Enden. Wobei sie hatte ja schon ein Habby End.
Entschuldigt bitte, dass ich keinen Kommi im 24. und 25. Kapitel hinter lassen habe. Einmal keine Zeit, und zum anderem war ich einfach emotional nicht in der Lage. Da währe nur Misst raus gekommen. Nur mal so als Idee, vielleicht schreibt ihr ja nächstes Jahr einen Adventskalender, der über die Hochzeitsvorbereitungen geht. Währe doch auch schön. Oder einer über Moki und Serenity?
Mit euerm Kalender kam ich dieses Jahr sogar richtig in Weihnachtsstimmung, denn da komme ich immer schwer rein, wenn´s eben nicht schneit, und in München waren die Tage mit Schnee, ne Handvoll werdens nicht!
Ich wünsch euch einen guten Rutsch ins nächste Jahr.
Antwort von:  Onlyknow3
27.12.2017 13:25
Wir haten hier in Karlsruhe auch schon Schnee. So sehr wie viele auf weiße Weihnachten jedes Jahr hoffen, sei mir nicht böse wenn ich sage, ich kann aus Gesundheitlichen Gründen auf die weiße Pracht verzichten. Ich wünsche es jedem der es mag das er ihn bekommt, doch für mich halt nicht.
Was dein Anliegen, da du nicht die Einzige bist haben wir das in unsere Notizen aufgenommen.
Wird halt dauern bis Advent 2018. So auch dir ein extra dickes DANKE, für deine vielen Kommmis.
Auch dir einen guten Rutsch ins neue Jahr, bleib Gesund.

LG
Onlyknow3
MAC01
Antwort von:  Usaria
27.12.2017 14:16
Ich kann dich verstehen, denn so geht´s mir im Sommer wenn die Temperaturen über 25 Grad sind! Doch ich gönne es jedem der sich über die Hitze freut.
Danke und bleib du auch Gesund.
Von:  Shijin
2017-12-26T17:15:16+00:00 26.12.2017 18:15
Es fällt wohl nicht nur mir schwer, mich von der Geschichte zu verabschieden ;)
Das erste Jahr im Rückblick darzustellen und damit sämtliche unserer Kopfkinos aufzugreifen, ist klasse von euch. So erfährt man auch noch etwas, wie es unseren geliebten Nebencharas ergangen ist. Sehr schön...
Vielleicht gibt es ja noch eine One-Shot über die Hochzeit? Oder nochmal sowas schönes, leichtes, kurzes um die Hochzeitsvorbereitungen herum? So könnte man zumindest interpretieren ;)
Antwort von:  Onlyknow3
26.12.2017 18:58
Das war wirklich nicht so leicht diesen Adventskalender abzuschließen, doch es muss sein.
Es wird auch deffinitiv kein weiteres Kaitel dazu geben. Solltet ihr trotzdem hunger auf was leichtes haben, dürft ihr ihn gerne immer wieder lesen. Hier verabschieden wir uns noch einmal mit einem dicken DANKESCHÖN, an euch alle die ihr uns Unterstützt habt.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  CharlieBlade1901
2017-12-26T13:16:16+00:00 26.12.2017 14:16
Der Heiratsantrag. Vorhersehbar. Oder einfach zu oft gelesen um noch überrascht darüber jauchzen zu können. Aber keine so üble Idee. Sogar Weihnachten mit alten Gesichtern ist dabei. I like it.
Antwort von:  Onlyknow3
26.12.2017 18:58
Das es dich nicht Überrascht, heißt ja nicht das keiner darüber freut über den Antrag.
Auch dich schließe ich damit ein. Danke für deinen unkomplizierten Witz in den Kommis.
Die haben mich mehr wie ein mal zum lachen gebracht. Danke auch heute für deinen Kommi.

Wir wünschen euch allen die ihr uns Unterstützt habt, alles gute.
Kommt alle gut ins neu Jahr.
LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  Kikono-chan
2017-12-26T12:02:11+00:00 26.12.2017 13:02
Was für ein wundervoller Epilog *_________*
Schon interessant, wie sich manche Dinge so entwickeln^^ Find es sehr schön, wie ihr die Beziehungen aller untereinander aufgegriffen habt (vor allem das mit Duke), bei Yugis Großvater war ich dann aber schon ein bisschen traurig... Es fällt mir schwer, den alten Mann einfach wegzudenken, der gehört zu Yugi, wie Roland zu Seto gehört >.<

Der Antrag und die Rede vorab von Seto war ja mal Zuckerschock pur - diabetisches Koma, ich komme XD Jetzt kann ich friedlich sterben *zufrieden seufz* äääh, Mittag essen gehen natürlich ;P

Nochmals danke für diesen gelungenen Adventskalender, die Kapi-Widmung und all den lieben Zeilen, sowie all die Mühe, die ihr euch gemacht habt!

Ich wünsche euch noch einen schönen 2. Weihnachtsfeiertag und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2018 :)
Eure Kikono-chan
Antwort von:  Onlyknow3
26.12.2017 18:52
Das war wirklich nicht so leicht diesen Adventskalender abzuschließen, doch es muss sein.
Es wird auch deffinitiv kein weiteres Kaitel dazu geben. Solltet ihr trotzdem hunger auf was leichtes haben, dürft ihr ihn gerne immer wieder lesen. Hier verabschieden wir uns noch einmal mit einem dicken DANKESCHÖN, an euch alle die ihr uns Unterstützt habt.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  CharlieBlade1901
2017-12-25T01:00:31+00:00 25.12.2017 02:00
Ein Kunstwerk für yugioh Liebhaber die auf Weihnachten stehen. Und perfekt umspielt auf den schwarzen Rotenaugendrache und den weißen Drachen mit eiskaltenblick. Grandios.
Antwort von:  Onlyknow3
25.12.2017 10:17
Danke für das Lob, du glaubst gar nicht wie wir beide gefiebert haben ob die beide AKs ankommen bei unseren lesern. Die Resonanz dazu war Umwerfend, mehr mal gab es bei uns Freudentränen, wegen der Kommis und Favos. Der dank geht an euch von Herzen zurück. Ohne euch wäre das ganze Projekt gescheitert. Danke für all eure Kommis und Favos.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  CharlieBlade1901
2017-12-25T00:11:16+00:00 25.12.2017 01:11
Aaaaawwwwwww....
Charlie: „Na endlich.“
Seto: „Ach kom das beste kommt eben zum Schluss.“
Charlie: „Aber es kommt noch ein Kapitel.“
Antwort von:  Onlyknow3
25.12.2017 10:13
Ja das beste kommt immer zum Schluss. Auch ein Liebesgeständnis von beiden.
Danke für deinen Kommi, und auch dir frohe Weihnachten Charlie.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  Shijin
2017-12-24T22:52:14+00:00 24.12.2017 23:52
Wow, super schön geworden.
Dankeschön
Antwort von:  Onlyknow3
25.12.2017 00:00
Den Danke gebe ich zurück mit freundlichem Gruß.
Ihr wart alle so klasse, mit Kommis und Favos das uns das nicht schwer fiel noch ein Kapitel drauf zu legen.
Danke für deinen Kommi, schöne Feiertage.

LG
Olyknow3
Von:  Kikono-chan
2017-12-24T13:41:10+00:00 24.12.2017 14:41
Einfach nur wunderschön :) <3
Lässt das "Ende???" darauf hin deuten, dass es vielleicht noch weitergeht?^^

Die Geschichte ist einfach nur super geworden, hatte Alles, was das Herz begehrt - Witz, Charme, Romantik, Spannung (auch wenn bis heute ungeklärt ist, wer eigentlich der mysteriöse Glatzkopf war, der Joey am Anfang verfolgt hatte... XD) - ich möchte mich bei euch beiden bedanken für diese zwei wundervollen Adventskalender :)

Und nun bleibt mir nur noch eins zu sagen: Frohe Weihnachten, ein besinnliches Fest mit viel Liebe im Kreise eurer Liebsten wünsche ich euch :)

Eure Kikono-chan
Antwort von:  Onlyknow3
24.12.2017 15:30
Der Glatzkopf war einer der Einfänger des Yakuzachefs, der sollte Joey erst mal auskundschaften und dann zu schlagen. Was Joey durch sein Flucht nach Amerika erfolgreich verhindert hat. Was die drei ??? zeichen beduten, nun das wird die Beschehrung dann zeigen. Danke das dir der Adventskalender so gut gefallen hat. Dir auch frohe und besinnliche Feiertage. Danke für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01


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