Das Herz der Drachen von Onlyknow3 (Wiedersehen) ================================================================================ Kapitel 3: Verfolgungswahn -------------------------- Kapitel 03 - 03. Dezember: Verfolgungswahn Obwohl es Sonntag war, war Joey schon früh wach gewesen. Er konnte nicht sagen, was ihn so früh geweckt hatte, aber ihm war es nur recht! Nachdem er im Badezimmer gewesen war und deftig gefrühstückt hatte, umgeben vom herrlichen Duft der frischgebackenen Kekse und des Tannengrünes, hatte er seine Plätzchen portioniert. Jene, die für seine Freunde bestimmt waren, füllte er in kleine, weihnachtliche Dosen. Die, die er an die Obdachlosen verschenken würde füllte er in kleine Zellophantütchen und band sie mit bunten Schnüren zu. Es war nicht viel, aber es war eine Geste, die sich Joey nicht nehmen lassen wollte. Während seiner Schulzeit kam es das eine oder andere Mal vor, dass er draußen übernachten musste. Dabei blieb es nicht aus, dass er den einen oder anderen Obdachlosen besser kennenlernte. Das alles waren herzensgute Menschen, die einfach nur vom Pech verfolgt waren. Es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre Joey heute einer von ihnen. Mit dieser und anderen kleinen Gesten, wollte er sich bei diesen Männern einfach bedanken und ihnen zeigen, dass es immer noch jemand gab, dem sie wichtig waren, wenn sie es schon nicht mehr für sich selbst waren. Während er seine Kekse verpackte fiel sein Blick mehr als einmal aus dem Fenster auf die dunkle Limousine, einen Nissan Maxima der siebten Generation, hinten mit getönten Autoscheiben. Warum parkte ein Oberklassenauto in einer Gegend, wie dieser? Hatte der Fahrzeughalter keine Angst, dass man ihm die Reifen unterm Arsch wegklauen könnte? Aber das konnte ihm auch egal sein, denn es ging ihn nichts an. Nachdem seine Kekse sorgfältig verpackt waren nahm er sich einen Zettel und einen Stift. Als er heute Morgen aufgestanden war, war für ihn klar gewesen, dass er die Einladung seiner Mutter und Serenity nicht annehmen würde. Also musste er sich nun überlegen, was er an Weihnachten für sich kochen wollte und was er dafür alles brauchte. Zuerst kam ihm eine Gans oder Ente in den Sinn für das Essen. Doch für eine Person wäre das sicherlich übertrieben gewesen. Auf der anderen Seite konnte er das, was übrig blieb einigen Obdachlosen überlassen, die würden sich sicherlich darüber freuen. Die Liste für seinen Einkauf füllte sich rasch. Weihnachten lag dieses Jahr für Arbeitnehmer äußerst günstig. Der 24. Dezember fiel auf einen Sonntag und so entfaltete der erste und der zweite Weihnachtsfeiertag ihre gesamte Wirkung, da sie auf einen Montag und Dienstag fielen. Darauf wollte Joey vorbereitet sein. Als seine Einkaufsliste für die Weihnachtsfeiertage fertig war überlegte er, was er wem wohl schenken sollte. Die Geschenke für Serenity und seine Mutter musste er als erstes besorgen, denn Pakete nach Amerika würden - gerade in der Weihnachtsvorzeit - mindestens drei Wochen brauchen. Für Yugi hatte er auch schon ein Geschenk. Sein Freund hatte sich in den vergangenen drei Jahren kaum geändert und schwärmte immer noch für Schwarzen Magier von Duell Monsters. Daher hatte sich Joey vor einigen Wochen hingesetzt und ihm ein Unikat seines Lieblingsmonsters designt und auf einem größeren Format ausgedruckt. Manchmal bot es einfach Vorteile, wenn man für eine Medienagentur arbeitet. So konnte man die Drucker und Plotter nach Feierabend gelegentlich für private Zwecke nutzen. Als er sich auf den Weg machte in einem nahen Einkaufszentrum, welches auch am Sonntag geöffnet hatte, seine Liste abzuarbeiten fiel ihm wieder der Nissan Maxima auf. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass die ganze Zeit offensichtlich jemand am Steuer gesessen hatte und wenn er sich nicht täuschte, erkannte er selbst auf diese Entfernung Roland! Was tat die rechte Hand von Seto Kaiba den halben Sonntag in einem Nissan Maxima in dieser Gegend? Warum parkte er seit den frühen Morgenstunden hier und schien auf etwas oder jemanden zu warten. Vielleicht war Seto Kaiba ja endlich menschlich geworden und hatte hier irgendwo ein Liebesnest. Was er eigentlich im Scherz gedacht hatte, verpasste ihm unerwartet einen Stich. Joey wusste nicht wieso der Gedanke, dass Seto Kaiba eine Beziehung mit jemanden pflegen könnte, ihn so störte. Aber er tat es. In der Mall hatte der Blonde alles gefunden, was auf seiner Liste gestanden hatte. Als er aus dem Megastore heraus kam sah er unweit an der Straße wieder den Nissan Maxima parken. Verfolgte Roland ihn etwa? Nein! Sicherlich würde er langsam paranoid werden. Also machte sich Joey auf den Heimweg, um seine Einkäufe zu verstauen. Gerade als er um die nächste Ecke gehen wollte, fiel ihm auf, dass der Wagen sich bewegt hatte. Der Abstand zu ihm war gleichgeblieben, obwohl er sich einen halben Block bewegt hatte. Joey bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Als er daheim angekommen war und seine Einkäufe sauber weggeräumt hatte stand er wieder an seinem Tresen blickte gedankenverloren auf die Räucherstäbchen, die vor ihm lagen, bevor sein Blick wieder aus dem Fenster fielen. Wieder parkte der Nissan Maxima gegenüber. Das bildete sich Joey ganz sicher nicht ein. Am Nachmittag machte sich Joey mit dem Auto seines Vaters, welches er nach dessen Tod auf sich umgemeldet hatte, auf den Weg zum Friedhof. Er besuchte seinen Vater wöchentlich, steckte ein Räucherstäbchen in den Halter und zündete es an. Dann sprach er mit ihm. Genauso, wie an diesem Tag. Erzählte ihm, was seit seinem letzten Besuch so geschehen war und von der Begegnung mit Seto Kaiba. Wieder spürte Joey die Trauer über den Verlust seines Vaters in sich aufsteigen. Warum hatte der Kampf gegen den Krebs nur so aussichtslos sein müssen? Sie lebten in einer Welt mit den größten technischen Wundern, aber gegen so eine Krankheit waren sie immer noch machtlos? Er spürte erneut Wut in sich aufsteigen und hatte kurz Mühe, sie wieder herunter zu schlucken. Als er sich gefangen hatte machte sich der Blonde auf den Heimweg. Am Friedhofsausgang fiel ihm erneut der Nissan Maxima auf. War Roland ihm etwa bis zum Friedhof gefolgt? Genug war genug. Er wollte Antworten, also ging er Schnurrstraks auf die geparkte Oberklassenlimousine zu. Doch ehe er sie erreichte wurde ihr Motor gestartet und fuhr weg. Echt jetzt? Wollte Roland ihn verarschen? Joey stieg in seinen eigenen Wagen und fuhr nach Hause. Gerade als er sich einen Kaffee aufbrühen wollte fiel sein Blick wieder auf die gegenüberliegende Straßenseite. Natürlich! Dort stand wieder der Nissan Maxima! Genervt verließ Joey seine Wohnung, doch statt den Vorderausgang zu nutzen verließ er sein Wohnhaus durch die Hintertür in die Gasse. Er lief vor an die Hauptstraße, um dann auf der Seite, auf der der Wagen geparkt war, seine Straße wieder hochzulaufen. Wenn Roland ihn wirklich beobachtete, dann würde er ihn so gar nicht kommen sehen. Und tatsächlich: Roland bemerkte ihn erst, als er an die Fahrertür klopfte und ihn angrinste. Total schockiert öffnete der sonst so vielbeschäftigte Business Adviser der Kaiba Corp das Fenster. "Hey Roland, darf ich dich auf einen frischen Kaffee in meine Wohnung einladen?" kam es in gewohnter Laune von Joey, der seine Verwirrung und sein Ärger einfach runter schluckte. Gerade als Roland die Tür öffnete und aussteigen wollte kam aus der anderen Richtung Seto an. "Was geht hier vor?" wollte der Brünette wissen. Joey grinste ihn nur an. "Hab nur gesehen, dass Roland seit Stunden im Auto sitzt und hab ihn auf einen Kaffee eingeladen! Willst du auch einen?" Mit diesen Worten wandte sich Joey ab und überquerte die Straße, zurück zu seinem Wohnhaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)