My demons von Melora ================================================================================ Kapitel 3: Destroying fire and love flames ------------------------------------------   Syrah bemerkte die Unruhe in Teran. Den Hass gegenüber dem Kerl, der einfach so hier hereinspazierte, als wenn er dazu gehörte. Aber sie sah auch noch etwas anderes in seinen Augen. Es kam ihr vor, als hätte er sich erschreckt, dabei war er nicht schreckhaft. „Was ist los bei dir? Du siehst irgendwie verschreckt aus. Hast du nicht damit gerechnet Cognac hier zu begegnen? Der ist doch harmlos. Vor dem fürchtet man sich nicht, oder etwa doch?“ Teran sah wirklich so aus, als wenn er einen Geist gesehen hatte, das kam ihr nun einmal komisch vor, so schnell aus der Ruhe brachte man ihn nicht, schon gar keiner wie der. Schon alleine, weil er in Gedanken aus dem Fenster geschaut hatte, zuckte er, als Syrah ihn ansprach. Die Situation wurde immer grotesker – jetzt zuckte er schon. „Ist was? Ist Cognac vielleicht doch schlimmer, als er aussieht? Er sieht aus wie ein Engelchen – ach, was frag ich eigentlich? Shina sieht ja auch aus wie eins, sogar Vermouth kann so wirken, wenn sie es drauf anlegt.“ Teran drehte sich zu Syrah herum, dabei legte er den Kopf nur bei ihr ab, weil er flüstern wollte, nicht weil er so unglaublich gern kuschelte. „Cognac wurde von üblen Gestalten heimgesucht – er sollte nicht hier sein, sondern tot.“ Es war ein großes Geheimnis, was er mit ihr teilte – dabei verwickelte er sie allerdings auch in eine Sache, die Vermouth alles andere, als begrüßen würde. „Sei vorsichtig mit solchen Sachen“, flüsterte sie zurück, „Mutter ist vernarrt in diesen Kerl, sie wäre bereit jeden zu killen, der ihm zu nah kommt. Sie ist gefährlich, wenn man sich ihren Leuten nähert – sie zählt ihn zu ihnen.“ Vermouth nahm sich selbst ziemlich wichtig – daher fand sie es gerechtfertigt, zu morden, wenn sie damit ihren Leuten helfen konnte – so in etwa funktionierte diese Frau, aufgrunddessen erzählte ihm Syrah nichts Neues. „Ist mir bekannt, ich habe aber keine Angst vor ihrwie i. Außerdem würde ich nie wagen, mich selbst an Cognac zu vergreifen, da würden mir gleich noch mehr Leute auf die Nerven gehen. Leute, die mir weit weniger gefallen würden, als deine Mutter.“ „Dann solltest du deine Pläne überdenken, ich habe keine Lust, dich zu beerdigen… Außerdem glaube ich, dass sie sich an ihn hängen will. Weiß der Geier, was sie gut an Cognac findet, aber sie ist bockig wie ein Maulesel und will sich nicht reinreden lassen – auch von mir nicht.“ „Am meisten schockiert es mich, dass er wohlauf aussah. Auf den ersten Blick kein Kratzer. Du kannst deine Mutter ja mal aushorchen, ob sie ihn verarzten musste. Sie war schließlich mit dem im Badezimmer. Normalerweise nimmt sie ihn nicht dorthin mit, oder?“ Syrah begann zu lachen bei dieser Frage. „Du fragst Sachen, aber kann schon passieren. Denke aber nicht, dass die beiden zum Vergnügen im Badezimmer waren. Ihre Lust auf Derartiges war bestimmt nicht so ausgeprägt, nachdem Cognac überall mit Blut besudelt bei uns reingeflattert ist.“ „Also ist es nicht sein Blut gewesen, sonst wäre er jetzt nicht hier, dann wäre er irgendwo, aber nicht hier“, seufzte Teran, anschließend knurrte er. „So viel Mut habe ich ihm gar nicht zugetraut. Anscheinend wächst er über sich hinaus, wenn man ihn mit so etwas konfrontiert. Ich dachte, er sei sich zu fein, um so weit zu gehen. Bin ja fast überrascht. Nein, eher bin ich schockiert, ich bin schockiert, dass drei Kerle, die gern aufsteigen würden, nicht ausreichen, um ihn loszuwerden. Da muss ich mir wohl bessere Leute suchen, die ihm gewachsen sind.“ Man konnte Cognac sehr schnell unterschätzen, wenn man ihn von früher kannte – dieses Sensibelchen hatte anscheinend gelernt, sich richtig zu wehren – so ganz ohne Yuichi. Was Vermouth an Cognac fand, darüber ließ sich wirklich ein Roman verfassen. Jeder könnte einen anderen Grund hinzufügen. Die meisten würden wohl vermuten, dass der Grund darin verborgen lag, weil dieser Kerl eben verdammt gut aussehend und Vermouth nun mal ein oberflächliches Miststück war.  Dass Syrah noch nicht einmal wusste, weshalb ihre Mutter dem Typen half, war schon sehr traurig, fand er. Anscheinend war sie eine der wenigen Leute, die Cognac richtig einschätzten. Sogar er hatte sich geirrt, das hatte schon etwas zu heißen. Diese kleine Kröte spielte unheimlich gern den Beschützer – das tat er mit Vorliebe garantiert für eine so gut aussehende Frau, wie Vermouth. Seine Vermutung war, dass es bei Syrahs Mutter ein ähnliches Spiel war, deswegen half sie ihm auch – eine Hand wäscht die andere. Diese Frau hatte mehr Feinde, als Verbündete, da war schon von Belang, ob da einer mehr oder weniger war. An ihrer Stelle würde er sich so etwas auch warm halten – das und nichts anderes als Berechnung war der Grund, dass sie mit ihm ins Bett ging. Solche Frauen taten nichts ohne Grund und schon gar nicht aus purer Nächstenliebe. So viel Herz traute er ihr einfach nicht zu, auch wenn sie sich um Syrah kümmerte, wie es eine Mutter täte. Das hatte für ihn nichts zu heißen. Frauen wie Vermouth benutzten doch jeden Mann, egal wie gut der aussah. Zum Glück fiel er auf dieses Weibsstück nicht rein. „Sêi-chan glaubt bestimmt, dass er ihr etwas mehr bedeutet“, lachte der Killer und sah dann mit einem finsteren Blick in Syrahs Gesicht, weil es ihn amüsierte. „Vielleicht sollte ich abwarten und darauf vertrauen, dass sie dem armen Kerl am Ende das Herz bricht – dann könnte sich das Problem von selbst lösen. Der Kleine ist nicht gut darin, so eine Schmach zu verkraften. Er wurde von seiner ersten Freundin auch so eiskalt abserviert, danach ist er zum totalen Macho geworden. An deine Mutter hat er wohl schon ein bisschen sein Herz verloren… So ein oberflächlicher Spinner. Jeder weiß, dass man sich nicht in sie verlieben sollte, wenn man nicht seinem Untergang entgegen steuern will. Carpano hat das schon lang kapiert, deswegen meidet er sie, Cognac rennt ihr hinterher. Er ist dumm und einfältig bei Frauen – dem muss man nur ein bisschen was zum Gucken geben und man kriegt ihn todsicher dran.“ Es war für Syrah überhaupt nicht verständlich, wie Teran so von Vermouth sprechen konnte – in ihren Augen war sie eine tolle Frau, die einen gescheiten Mann verdiente – aber doch nicht Cognac, der war viel zu sprunghaft – mal war er da, dann war er weg, meistens kam er mit Problemen, aber wenn sie das anbrachte, bekam sie von Vermouth meistens Schelte und den Einwand, dass Cognac sofort zur Stelle war, wenn sie ihn brauchte. Dass er von Osaka ins nächste Flugzeug springen würde, wenn es notwendig war. Wahrscheinlich würde er sich auch zu ihr beamen, wenn das ginge. Dabei lachte sie dann immer so arrogant, weil sie anscheinend schon ganz genau wusste, dass er in sie verliebt war und damit benutzbar. Trotzdem glaubte ihre Tochter nicht, dass das der einzige Grund war. Sie ließ sich, glaubte sie, von dem jungen Kerl ganz gern bezirzen und umschmeicheln, das hatte doch jede Frau gern, egal wie viel sie von sich selbst hielt. Der Kerl tat ja auch alles dafür, um gut bei ihr anzukommen. Dass er ihre Mutter ausnutzte, war ein nettes Schönreden, aber dafür war er zu wütig, wenn etwas mit ihr war, und zu schnell im Handeln, wenn sie in Gefahr war. Nach außen hin wirkte Cognac wie ein unscheinbarer Macho-Kerl, aber laut Vermouth war er mutiger, als die meisten anderen Kerle in der Organisation, die vor ihr türmten, weil sie um ihr Leben fürchten. Das waren eben einfältige, dumme Männer, die nur das in ihr sahen, was sie ihnen präsentierte. „Es macht keinen Spaß über das Liebesleben meiner Mutter zu philosophieren – bist du nicht wegen etwas Anderem gekommen?“ versuchte Syrah ihren Typen jetzt von diesem blöden Thema abzulenken. Gerade konnte keiner von ihnen etwas gegen ihn tun. Vermouth würde sie beide lynchen, sie mussten schon etwas trickreicher gegen ihn vorgehen. Dass sie ihn so besonders leiden konnte, davon war nicht zu sprechen, aber Syrah fand Carpano viel schlimmer, der würde ihr noch weniger in den Kram passen, obwohl ihre Mutter auch den offensichtlich mochte – ihre Gründe waren manchmal echt diffus, jedenfalls für ihre Tochter. Die stellte sich immer unglaublich viele Fragen und konnte sie sich nur ungenügend beantworten – Cognac war eins dieser Rätsel, die sie bisher nie entschlüsseln konnte. Klar hatte sie Ideen, mit welchem Grund sie handelte, wie sie es eben tat, aber nichts davon hatte Hand und Fuß. Der betörende Blick von Syrah verriet Teran, worauf sie anspielte – dann würde er sich diesem Fall nun mal annehmen. Er konnte sich nicht leisten, sie allzu sehr zu verärgern, auch wenn seine Laune auf dem Tiefpunkt war – lieber wollte er Cognac tot haben, als sich jetzt irgendwelchen Spielchen mit Syrah zu widmen.   Unterdessen hatte Chris ihren Freund mit einem lockeren Schubs in ihr Bett befördert, wo er mit einem belustigten Grinsen lag, weil er ganz augenscheinlich glaubte, dass das nur eines bedeuten konnte. Voller Vorfreude wartete er eigentlich nur darauf, dass sie zu ihm ins Bett kommen würde, doch sie grinste von oben herab zu ihm. „Mach dir nicht zu viele heiße Gedanken. Den Saustall zu entfernen, den du heut mitgebracht hast, dauert seine Zeit. Solang wirst du dich noch gedulden müssen – was auch immer dir vorschwebt“, kam von ihr mit einem etwas schadenfrohen Lachen, weil sie ihn doch wirklich mit Vorliebe anecken ließ. Es war sofort ein geschockter Ausdruck in seinem Gesicht, kurz darauf der Ansatz eines Schmollens, aber er riss sich anscheinend damit so sehr zusammen, dass er sie anschließend anlächelte. „Was hast du damit vor?“ „Verbrennen, das kriegt kein Mensch mehr sauber.“ Mit den Worten pustete sie ihm einen Kuss zu und verschwand dann aus dem Zimmer. Es war ihm eigentlich gar nicht recht, dass sie jetzt seinen Müll entsorgte – das hatte er nicht einmal von ihr verlangen wollen, aber sie hörte sich nicht an, als sei es ein Problem. Scheinbar wollte sie ja auch, dass er hier wartete, wenn sie ihn schon förmlich in ihr Bett schmiss. Es war dunkel im Raum, nicht einmal Licht hatte sie angemacht – bestimmt hoffte sie, dass er sich ins Bett kuschelte und dabei glücklich und zufrieden einschlief. Er nahm sich vor, nicht ohne sie einzuschlafen. Obwohl es wirklich verlockend war, schon allein ihr Bett. Er fuhr einmal über die seidene Bettwäsche, die mochte er besonders gern.   Gerade in dem Moment, als Syrah Teran küsste, um ihm unmissverständlich klarzumachen, was Sache war, hörten sie ihre Mutter draußen im Flur und lösten sich voneinander. „Hat sie den jetzt etwa ins Bett gepackt und ist rausgegangen?“ „So etwas tut sie andauernd. Lässt ihn irgendwo alleine sitzen, damit er sich mit sich selbst beschäftigt, dann lässt sie sich Zeit mit dem Wiederkommen“, sagte Syrah amüsiert, weil diese Methodik wohl besonders gut bei ihm wirkte. Je länger man ihn zappeln ließ, umso vielversprechender wurde es. So etwas in die Richtung hatte ihre Mutter mal angedeutet. Dass man Männer damit am besten kriegte, wenn man sie etwas warten ließ – das ging aber nicht bei jedem so gut, wie mit Cognac. Teran war ein Typ, der keine Zeit verplemperte und eiskalt gehen würde…   Vermouth begab sich in eine Art Hinterhof, wo es absolut finster war, man also ihr kleines Feuer bestimmt bemerken würde, aber das Zeug verbrannte relativ schnell. Im Feuerlegen war sie geübt, es war nicht das erste Mal, dass sie etwas anzündete. Sie wollte das Zeug nur schnell in Asche verwandeln und dann wieder reingehen… Er hatte aber auch wirklich nicht gespart an Blut. Natürlich konnte man nicht erwarten, dass jemand einem jedes Detail erzählte, aber sie hätte doch ganz gern mehr gewusst. Sie stand nun mit verschränkten Armen da, als das Feuer loderte. Die meisten Leute waren so spät nachts nicht auf der Straße und bekamen es daher nicht einmal mit, dass sie etwas ansteckte. Sollte wider Erwarten trotzdem jemand sie dabei erwischen, würde ihr schon etwas einfallen – aber wahrscheinlich juckte das jetzt eh keinen. Das Nachbarhaus stand leer und die nächsten bewohnten Blöcke waren weiter entfernt, außerdem war der Hinterhof fast komplett rundherum dicht, so dass keiner hinein schauen konnte. Es war ja nicht so, dass sie nicht zum ersten Mal Klamotten verbrannte, die einfach zu viel Blut abbekommen hatten. Es dauerte knapp zehn Minuten, bis sie mit der Prozedur fertig war – er hatte ja nicht einmal um sein schönes Hemd gemeckert, anscheinend war er noch total mitgenommen von der Sache. Es wurde echt Zeit, dass sie sich diesem Thema intensiver widmete. Das ging am besten, wenn er in ihrem Bett lag, da war er nämlich nicht mehr so vorsichtig und man konnte alles Mögliche aus ihm herauslocken, wenn man ein bisschen nett zu ihm war. Nachdem sie fertig war, brauchte man bloß nicht glauben, dass die Blondine sofort zu ihm ging, sie begab sich auch noch einmal ins Badezimmer, weil sie ein bisschen anziehender wirken wollte, wenn sie ihn schon plante auszuquetschen. Da zog sie sich etwas Hübscheres an, damit ihr Freund auch ja nicht auf die unsinnige Idee kam, den Versuch zu starten, ihr allzu sehr zu widerstehen. Er probierte es immer ganz gern, so lange standhaft zu bleiben, wie es ihm möglich war – gerade dann, wenn er wusste, dass sie es herausforderte. Doch eigentlich war er eher der Typ Mann, der über die Frau herfiel, um ihr keine Wahl zu lassen. Dabei hatte er aber noch nie eine Grenze überschritten und hörte brav wie ein Hund, wenn sie von ihm verlangte, dass er aufhören soll. Auch wenn es ihm meistens nicht gefiel, denn der Kerl war ein wahrer Nimmersatt, der immer Lust auf Sex hatte – es war also eher beängstigend, wenn er es gar nicht probierte… Sie musste auch gar nicht viel tun, dass er wollte. Als sie noch einmal ihre Frisur – unsinnigerweise – kontrolliert, ihr Makeup nachgebessert und sich dann ihrer  Kleider entledigt hatte, um in einen Hauch von dunkelvioletter Seide zu schlüpfen, war sie mit sich zufrieden. Chris wusste ganz genau, dass er nicht, wie die meisten verklemmten, oder anständigen Männer war und auf viel Kleidung stand – bei ihm traf es eher den Geschmack, wenn es knapper war. Seine Sinne wollten verführt werden. Das hieß nicht, dass er auf billige Frauen stand, wo man schon beim ersten Blick alles sah, aber ein Hauch von Haut sah er ganz gern, besonders vom Dekolleté. Das war gerade aber reichlich genug bedeckt, fand sie, dafür war es kurz, kürzer ging fast nicht und es würde ihr über den Po rutschen. Die Tür quietschte ganz leise, als sie sich ins Zimmer schlich. Es war ruhig, deswegen schloss sie die Zimmertür ebenso leise, denn anscheinend hatte Sêiichî sie noch nicht mitbekommen. War er also doch wieder eingeschlafen? Sie würde ihn ja schlafen lassen, aber da war zu viel in ihrem Kopf, womit sie sich beschäftigte, da konnte sie ihm noch keinen wohlverdienten Schlaf gönnen. Ihr schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen, als sie die spärliche Nachttischlampe anknipste. Ganz hell fand sie nicht schön für das, was sie hier plante. Sein Gesicht wurde mit dem sanften Licht erhellt und er sah zu ihr. So, wie er in ihr Kissen gekuschelt lag, war er vollkommen entspannt und glücklich. Sie schmunzelte zufrieden. „Und ich dachte schon, du bist ins Traumland entschwunden.“ Der schweifende Blick des jungen Mannes gelangte von ihrem wunderschönen, makellosen Gesicht, zum Hals, über ihr Dekolleté, wo sie sofort etwas Gieriges in seinen Augen entdecken konnte. Sêiichî presste die Lippen zusammen, sie sah es ihm sofort an, dass er sie heiß fand, das konnte er nicht vor ihr verbergen – sie hatte die Ruhe weg, stand vor dem Bett und stieg nicht gleich zu ihm, so dass er – wie sie von einem Mann, wie ihm erwartete – tätig wurde, indem er den Arm unter dem Kopfkissen hervorholte und etwas näher rutschte, so dass er sie mit ebendiesem umschlingen konnte. Seine Hand lag knapp über ihrem Po und war alles andere als anständig, als er einmal darüberfuhr. „Damit hätte ich nicht gerechnet, schon gar nicht so schnell“, hörte man ihn in einem tiefen, ziemlich unanständigen Tonfall flüstern. „So etwas nennt sich Nachthemd, das zieht man zum Schlafengehen an, nicht dafür, was du wieder denkst, mein Lieber“, sagte sie mit einem amüsierten Lachen in der Stimme, um ihn ein wenig zu ärgern. „Aber ich dachte, ich bin etwas lieb zu dir, indem ich mir etwas anziehe, was du todsicher magst.“ „Los, komm zu mir“, mit den Worten packte seine zweite Hand sie am Hintern und drückte sie ein bisschen Richtung Bett und sie reagierte, indem sie die Hände auf dem Bett abstützte, dabei rutschte das eng anliegende Nachthemd ihr etwas tiefer und er konnte ziemlich passgerecht die Stellen betrachten, die einem an dieser Frau einfach sofort auffallen mussten, selbst wenn man total blind war, entgingen sie einem kaum. Sie kroch wie ein Raubtier zu ihm, das machte ihn außerordentlich an, weshalb er einmal Luft einsog und sie beobachtete. Er wollte doch nicht, wie gefundenes Fressen wirken, aber genau das Gefühl gab sie ihm. Sêiichî erhob sich schnell, er lag schon ein bisschen wie auf dem Präsentierteller – aber er war sogleich voll und ganz da und öffnete die Decke mit dem einen Arm, seine zweite Hand drückte sie zu sich an die Brust. Gerade wollte er nur eines, sie so dicht wie möglich bei sich spüren. Diese traumhaften Rundungen genussvoll mit seinen Augen erhaschen. Den betörenden Duft von ihrem Kissen noch ein bisschen intensiver genießen. Ihre helle, wohlschmeckende Haut mit seinen Lippen kosten und dabei seinen Verstand verlieren. Was brachte es ihm nach einem solch beschissenen Tag, sich noch allzu lange in der Vergangenheit aufzuhalten, wenn hier die Gegenwart auf ihn wartete? Bisher war an seinen Taten nichts Bedrohliches, er hatte sich ja noch nicht einmal über sie begeben, um die Herrscherposition einzunehmen, die er sowieso mehr als begrüßte. Er fiel nicht hemmungslos über sie her, aber trotzdem war sie auf der Hut, denn man wusste nie, welche hinterhältigen Sachen er sich diesmal ausgedacht hatte, um sie in Sicherheit zu wiegen. Aber dann, wenn sie schon nicht mehr damit rechnete, sie wie ein Tier zur Schlachtbank führen würde, wo er sie gnadenlos rannahm. Manchmal war er dreist und verlor kaum Zeit, ein anderes Mal verführte er sie mit seinen heißen Küssen und seinen geschickten Händen. Eigentlich wusste man nie, was einen erwartete. Ob er in der Tür mit einem stürmischen Kuss alles für sich entschied und einen danach einfach aufs Bett warf, damit er gleich jegliche Widerwehr im Keim ersticken konnte. Sie war durchaus fähig sich zu wehren, sie war keine Frau, die vollkommen wehrlos war – aber manchmal entschied sich das binnen Sekunden, wo sie erst noch dachte, heute würde sie es ihm besonders schwermachen, er sie dann aber so überrumpelte, dass sie das schnell wieder verwarf, weil es einfach zu gut war. Manchmal war sie ja auch liebestrunken und konnte nicht anders. Aber dann war das ihre Entscheidung, so wie jetzt. Sanft fuhr seine Hand über ihren Kopf, der bei seiner Brust lag, dabei spielte er an der Haarnadel, mit der sie ihre wilde Mähne zu einer Frisur getrimmt hatte, die ihm gar nicht so sehr gefiel. „So ein heißes Nachthemd anhaben und dann so eine geziemte, brave Frisur tragen, das fällt nur dir ein“, kündigte er seine nächste Schandtat an und zog die Nadel aus ihrem Haar, dadurch fielen ihre Haare über ihre Schultern und teils auch zu ihm. Er fasste in ihr dichtes Haar und durchwühlte es, wild durcheinander geraten, gefiel ihm das blonde Haar um Meilen besser. „So mag ich dich lieber. Du bist eine Wildkatze, zu dir passt das Brave gar nicht“, behauptete Sêiichî, wickelte eine Haarsträhne um seinen Finger und küsste sie. Danach schenkte er der Haarsträhne wieder die Freiheit und kümmerte sich darum ihren Kopf etwas mehr zu sich hoch zu ziehen, gefolgt von einem ungezügelten Kuss direkt auf ihre roten Lippen. Er nahm diese ganz für sich in Anspruch und legte viel Gefühl in diesen einen Kuss, immerhin war es der Erste, den sie seit Wochen teilten. Darauf hatte er so lange gewartet – dafür und diesen Fummel war er ja geradezu brav, das konnte man nicht leugnen. Echt, dafür verdiente er mindestens einen Orden, dass er ihr nicht gleich unter das Nachthemd ging, um sie frech anzufassen. Aber seine Lippen konnten sich nicht beherrschen und forderten ihre heraus, zu kleinen Spielereien mit der Zunge, die aber noch nicht ganz in ihren Mund eintauchte, um dort gierig nach ihrer zu schnappen. Er war praktisch nie zurückhaltend und seine Küsse loderten wie wildes Feuer. So gut Sêiichî seine Sache machte – sie erwartete nichts anderes von einem Mann, wie ihm, sie musste den Kuss unterbrechen und sich dann sein Gesicht mit beiden Händen schnappen, um ihm in die Augen zu sehen. „Was denn?“ Sofort nahm er an, es stimmte etwas nicht und wirkte besorgt, weil sie ihn so intensiv ansah und dabei den Kuss gelöst hatte. Bestimmt hatte er nun Panik, dass sie nicht wollte, das wäre für ihn gerade wohl ziemlich schlimm. „Du warst drei Wochen, ohne Pause in Osaka… Wieso bist du auf einmal wieder hier?“ fragte sie ihn, wobei sie diese Frage berechtigt fand – früher war er jede Woche durch die Gegend gefahren, nur um sie zu sehen, mittlerweile war er ein bisschen vernünftiger und überforderte sich nicht mehr so extrem, da wunderte es sie eben. Außerdem wollte sie verhindern, dass er in alte Muster zurück fiel. Sie hatte sich so viel Mühe gegeben, um ihm zu helfen, obwohl er sich im ersten Moment eher bestraft gefühlt hatte, weil sie ihm gesagt hatte, er müsse nicht jede Woche zu ihr kommen, das sei zu viel. Ein bisschen gelogen hatte Chris schon, sie hatte ihn gern in ihrer Nähe, aber wenn ihm das dann schadete, wollte sie lieber verzichten. „Du willst immer alles genau wissen“, meinte Sêiichî mit einem leichten Schmunzeln und strich mit dem Finger an ihrer Wange entlang. „Aber wehe ich versuche dich so auszufragen, das gefällt dir dann nicht. Dürfen Männer denn keine Geheimnisse haben?“ Chris fand es ganz und gar blöd, wenn Sêiichî ihr so kam, weil er damit nur erreichen wollte, dass sie aufhörte ihn auszufragen. Obwohl es verständlich war, legte sie nun eine schmollende Miene auf. „Das war eine ganz schlichte Frage – du tust so, als sei das ein riesengroßes Geheimnis. Immer, wenn du so etwas tust, hast du etwas Schlimmes zu verbergen…“ Nun war auch noch ein zutiefst besorgter Ton in ihrer Stimme, den sie teils spielte, da sie ziemlich übertrieb, damit diesem Torfkopf das auch nicht entgehen konnte. „Statt, dass du dich freust, also wirklich. Kannst du die Dinge nicht einfach mal so hinnehmen, wie sie kommen? Du kannst aufhören, mich so anzusehen. Die letzten drei Wochen waren sehr anstrengend – ich hatte viele Nachtschichten, außerdem zwei unfähige Idioten als Kollegen, die mir jede Menge Arbeit aufgehalst haben, deswegen waren Überstunden an der Tagesordnung. Meine einzigen zwei freien Tage am Stück, die ich für diesen Monat habe, wollte ich mit etwas Entspannendem, Schönem verbringen. Was wäre naheliegender, als nach Tokyo zu kommen, wo meine Freunde sind?“ Das hatte er gut erklärt, fand er – und es klang nicht gleich wieder so übertrieben. „Ah ja – deine Freunde“, sagte Chris ungläubig. „Und den Ersten, der dich anruft, den ignorierst du dann auch. Hast du ihm denn schon geschrieben?“ Man konnte die Schauspielerin nicht so leicht hinters Licht führen. Oh man, diese Frau – irgendwann machte sie ihn noch mal wahnsinnig, weil sie nicht einmal die kleinste Ausrede hinnahm und nur die absolute Wahrheit akzeptieren wollte. Es reichte ihm, er war nicht direkt sauer, aber ein bisschen eingeschnappt. „Ja, Freunde – sind wir denn nicht mehr befreundet, nur weil wir zusammen sind?“ Ganz so direkt hatte er ihre Beziehung noch nie benannt, denn sie hatten das auch nie so entschieden, wie andere Paare es taten, mit einem klaren wir sind jetzt zusammen. Bei ihnen lief das anders, sie nahmen alles, wie es kam – beide wussten dabei ganz genau, worauf sie sich einließen. Dass so etwas auf wackeligen Beinen stand und sich von heute auf morgen ändern könnte. Gerade, wenn einer von beiden ständig woanders war. Nachdem Sêiichî beruflich nach Osaka gezogen war, gab es zunächst überhaupt keine Klarheit – entweder war Chris in Tokyo – oder noch schlimmer – in Amerika, so dass sie eine große Distanz trennte, da konnte schließlich alles mögliche passieren – vor allem bei einem Kerl, wie ihm. Einmal hatte sie sich erkundigt, obwohl sie normalerweise keinem Mann derartig hinterher spionierte. Aus Sorge vielleicht um sein Leben, aber doch nie aus persönlichen Gründen – wie Eifersucht. Sie war wirklich beunruhigt, was ein Kerl, wie er in Osaka anstellen könnte. Ein Bekannter hatte ihr dann gesagt, dass er eigentlich viel zu viel arbeitete und kaum Zeit für Spaß hatte. So etwas sollte einen dann beruhigen. Die ersten sechs Monate hatte sie sich wirklich gefragt, ob er gerade mit irgend so einer einfältigen Frau zugange war und sie gerade schon vergaß – sie hatte nicht direkt Panik geschoben, aber bedauern würde sie es schon, wenn dieses Bündnis brach. Es war hart sich einzugestehen, dass man eigentlich wahnsinnig an einer Person hing und sie nicht an eine andere verlieren wollte. Als ihr bestätigt worden war, dass Sêiichî in den sechs Monaten eigentlich eher distanziert zu den anderen Frauen gewesen war, fand sie sich selbst idiotisch, so etwas zu tun. Er wäre entsetzt gewesen, ganz bestimmt. Oder er hätte es lustig gefunden und sein Ego hätte sich über ihre Eifersüchteleien noch gefreut, weil der Kerl sich ja an allem aufbaumeln musste, was danach aussah, dass sie ihm verfallen sein könnte. Eigentlich wollte Sêiichî genau das. Wollte ihre Liebe, ihre Sehnsucht und ihre Eifersucht anfachen. Dieser grenzenlose Idiot. Wusste er denn wirklich nicht, was in ihr vorging? Dass sie ihn auch vermisste? Sie hatte sich nicht aus Spaß einen zweiten Wohnsitz in Japan gesucht – das tat sie doch nicht, weil sie hier arbeiten musste. Wenn es darum ging für die Organisation tätig sein zu müssen, wäre sie brav in den Staaten geblieben… Für einen Moment wirkte Chris, als wenn sie in Gedanken abschweifte – natürlich wusste der junge Mann überhaupt nicht, woran sie dachte, er merkte nur, wie sie verstummte und irgendwohin schaute, aber nicht in sein Gesicht, sondern an diesem vorbei. „Hey, was ist denn los? Worüber denkst du nach?“ Damit holte er sie zurück in die Wirklichkeit, so dass sie kurz erschrocken zuckte und dann wieder in seine blauen Augen blickte. „Ach nichts, gar nichts. Ich habe mich nur gefragt, wie Osaka wohl so ist. Vor allem all die Frauen dort. Denen sagt man nach, dass sie ziemlich verrückt sein sollen – na ja, und wild sollen sie sein. Also bestimmt gefallen dir die Frauen dort.“ Seine Augen wurden groß und er fragte sich, ob sie tatsächlich gerade darüber nachdachte, dass er sich in Osaka eine andere Frau suchen könnte. Das war ziemlich grotesk, immerhin konnte diese Frau ihn in Sachen Ego übertreffen – und seines war keinesfalls klein. „Sweety“, Sêiichî hob ihr Kinn mit seinem Finger leicht an, „was machst du dir für merkwürdige Gedanken?“ Kurz darauf drückte er seine Lippen sanft gegen ihre, blickte sie dabei aber weiterhin an. „Das mit den Freunden war doch nur eine Ausrede, damit ich dir nicht direkt sagen muss, dass ich deinetwegen hier bin“, fügte er an, dabei wurde er ganz dezent rot um die Wangen, weil er sich ein bisschen dafür schämte. Er hatte, als er nach Tokyo gefahren war, doch an gar niemand anderen denken können, weil er zu ihr wollte. „Dass du das aus mir rauskitzeln musst. Weißt du nicht, wie unangenehm das einem Mann sein kann? Du bringst mich damit ziemlich in Verlegenheit, weißt du das nicht?“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)