Zweisamkeit von Hannibal ================================================================================ Kapitel 1: Weihnachtsspaziergang -------------------------------- Ein herrlicher Winterabend hatte sich über die Stadt Newport gelegt. Leichter Schneefall hatte über den Nachmittag hin eingesetzt und verzierte nun die Dächer der Häuser, die niedrigen, geschmackvollen Sitzbänke in der Innenstadt und die zahlreichen Autos am Straßenrand. Es roch verführerisch nach gebrannten Mandeln und Glühwein und alle schienen bereits ausgelassen und in Weihnachtsstimmung zu sein. Man sah Kinder, die an den Händen ihrer Eltern die kleine Zwergenwelt bestaunten, die man auf dem Marktplatz aufgebaut hatte und Erwachsene, die mit Freunden lachend zusammenstanden, einen Becher heißen Weines oder Schokolade vor sich auf dem Tisch. Gern hätte Wolf sich ebenfalls etwas von dem hervorragenden Glühwein genehmigt, den es wie jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt in Newport gab. Aber heute drängte die Zeit, denn es gab noch viel zu tun. Ein Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk verriet ihm das es nun langsam knapp wurde. So ließ er die weihnachtliche Idylle, Idylle sein und eilte in Richtung Gerichtsgebäude, welches sich majestätisch von dem übrigen Stadtbild absetzte, vorherrschend durch seine vielen hohen Fenster und weiten Türen. Ein paar der Angestellten dort schienen diesen Freitagabend auch lieber anders verleben zu wollen, von daher herrschte ein stetiges Kommen und Gehen. Wobei das Gehen in diesem Augenblick doch mehrheitlich vertreten war. Alles gut angezogene Männer in Anzügen und geschmackvoll gekleidete Damen mit Aktentaschen unter dem Arm, sodass Wolf sich beinahe underdressed vorkommen würde, wenn ihm solch ein Umstand nicht vollkommen egal wäre. Um nichts in der Welt hätte er seine geliebte rote Jacke, die er vor zwei Jahren von Malcolm zu Weihnachten bekommen hatte, gegen ein 'gerichtstaugliches' Sakko getauscht. Mit einem kurzen Gruß an den Pförtner schlängelte Wolf sich zur Treppe durch, die in die oberen Stockwerke des Gebäudes führten, wo er einen langen Gang entlangspazierte bis er zu einer Türe kam, neben der auf einem Messingschild der dortige Angestellte 'Sven E. Malcolm' ausgewiesen war. Ohne anzuklopfen trat Wolf ein, denn er liebte den Gesichtsausdruck von dessen blöder Tippse, die es gar nicht leiden konnte, wenn man einfach so eintrat. Und wieder sollte Wolf Recht behalten, denn Malcolms Sekretär warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Guten Abend, Mr. Benz. Bitte denken Sie daran das nächste Mal anzuklopfen.“ Es war deutlich herauszuhören, das er diese Worte nicht zum ersten Mal an den Besucher richtete. Wolf lächelte ihn nur schmal an, ehe er weiterging und an die schwere Mahagonieholztür klopfte, bevor er sie öffnete. Im Raum war Malcolm gerade dabei seine Tasche auf dem Schreibtisch zuklicken zu lassen und seine Utensilien wie Autoschlüssel und Mobiltelefon in der Jackentasche zu verstauen. Als er den Neuankömmling bemerkte, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Und genau dieses Lächeln war es, welches Wolf an Malcolm so liebte. Den Mundwinkel auf der einen Seite leicht höher gezogen als auf der anderen und dazu die paar Fältchen um die schönen blauen Augen. Auch nach Jahren in ihrer Beziehung hatte sich die Anziehungskraft, die der Anwalt auf den exzentrischen Schriftsteller hatte, nicht abgeschwächt. „Hallo Schatz, ich hab gar nicht mit dir gerechnet.“, sagte der erstaunte Rothaarige, woraufhin Wolf nur lächelnd die Schultern zuckte. „Ich wollte dich entführen.“, gab er schlicht Antwort und nickte in Richtung Fenster hin, wo immernoch der Schnee auf die weihnachtliche Kulisse der Stadt hinunterfiel. Sachte trat er hinzu, nahm seinem Liebsten die Tasche ab und wartete noch bis dieser sich seine Jacke übergeworfen hatte. Ein kurzer Gruß an den Assistenten im Vorraum folgte, ehe die beiden Männer das Gericht verließen. Malcolm hatte indessen Wolf die Aktentasche wieder weggenommen, denn er hatte es noch nicht über sich gebracht mit dem Schriftsteller als offenes Paar aufzutreten, von daher spielte er immernoch ein wenig Theater für die Kollegen. Wohingegen Wolf eher das Gefühl hatte das es sich bei ihnen beiden, zumindest im Gericht, um ein offenes Geheimnis handelte. Malcolm wollte hinüber zum Mitarbeiterparkplatz, wo er seinen geliebten Maserati geparkt hatte, jedoch hatte sein Lebensgefährte andere Pläne und griff nach der Hand des Rothaarigen. „Nichts da. So leicht kommst du mir nicht davon. Heute entführe ich dich auf ein Date, ob du willst oder nicht.“ Mit einem leicht theatralischen Aufseufzen fügte Malcolm sich, denn er wusste, wenn Wolf sich einen romantischen Abend zusammen in den Kopf gesetzt hatte, dann würde es sehr schwierig werden ihn davon abzubringen. „Lass mich wenigstens noch meine Tasche in den Wagen legen.“ Ein gespielt großmütiges Kopfnicken seitens Wolf gestattete dies und nachdem Malcolm nun rasch seine Aktentasche im Kofferraum seines Wagens verstaut hatte, machte er sich mit seinem Liebsten auf den Weg in die Innenstadt, denn er konnte sich denken, das es Wolf auf einen romantischen Spaziergang auf der weihnachtlich geschmückten Promenade abgesehen hatte. Hand in Hand schlenderten die beiden an den bunten Buden vorbei, amüsierten sich über herrlich kitschig gestaltete Weihnachtskarten und tranken eine heiße Schokolade, die Wolf sich jedoch mit einem Schuss Rum verfeinerte. Das wärmte angenehm und etwas dichter aneinandergekuschelt, blieben sie vor einer hübsch dekorierten Bude mit Tannenbaumschmuck stehen, als plötzlich Malcolms Handy klingelte. Er entschuldigte sich eben bei Wolf, bevor er sich ein paar Schritte entfernte um der Diskretion Genüge zu tun. Wolf indessen schaute sich in Ruhe bei den beiden nächsten Ständen um und trat letztendlich mit einer kleinen Tüte in der Hand wieder an seinen Schatz heran, der in diesem Moment auch sein Telefon wieder wegsteckte. „Was hast du denn da in der Tasche?“, fragte er den Schriftsteller neugierig, worauf dieser den Kopf schüttelte. „Das verrate ich dir noch nicht.“ Typisch Wolf, der sich immer irgendwelchen Blödsinn ausdenken konnte, bei dem man selbst oft genug als Opfer herhalten musste. Malcolm kannte das schon und genau diese Dinge waren es, die er an Wolf so anziehend fand, denn dieser war selten konventionell aufgelegt. Ein wenig wanderten die beiden noch an der liebevoll dekorierten Promenade entlang, bis ihnen die Kälte in die Glieder kroch und sie sich entschlossen, den Heimweg anzutreten. Die feine Schneedecke auf Dach und Frontscheibe des Maseratis verursachte eine kurze Verzögerung, die Wolf ausgiebig dazu nutzte, seinem attraktiven Lebensgefährten beim abwischen derselben zuzuschauen. In Gedanken dankte er dem Zufall und der örtlichen Bibliothek dafür, das sein Liebster ihm damals dort nach einer Lesung über den Weg gelaufen war. An das Schicksal glaubte Wolf zwar nicht so ganz, aber woran er fest glaubte, war die Liebe auf den ersten Blick und diese hatte ihn damals eiskalt erwischt als der Rothaarige mit einem Stapel Bücher in der Hand vor ihm gestanden und ihm dieses umwerfende Lächeln zugeworfen hatte. Komischerweise neigte er seit dieser Zeit immernoch dazu, seinen Liebsten entweder mit seinem Kosenamen oder mit dem Nachnamen anzusprechen, einen Reim darauf konnte der exzentrische Schriftsteller sich allerdings nicht machen, was er recht belustigend fand. „Wolf? Kommst du?“ Malcolm schien ihn schon einmal gerufen zu haben, denn sein Gesichtsausdruck war fragend, weil sein Lebensgefährte beim ersten Mal nicht reagiert, sondern weiter vor sich hin geträumt hatte. „Äh ja...komme.“ Rasch machte es sich der Angesprochene auf dem Beifahrersitz bequem, wo er sorgfältig die kleine Tüte zwischen seinen Beinen verstaute. „Woran hast du gedacht?“, fragte ihn der gutaussehende Anwalt. „Ach, ich musste nur wieder an den Moment damals in der Bibliothek denken.“ Malcolm lächelte sein übliches Lächeln, was Wolf so an ihm liebte. Behutsam legte er seinem Partner kurz die Hand auf den Oberschenkel, ehe dieser den Wagen startete und in Richtung Zuhause fuhr, wobei die Schneeflocken in der Luft tanzten und Wolf entspannt aus dem Fenster schaute. In sich ruhend und schon richtig weihnachtlich gestimmt. Es dauerte eine knappe halbe Stunde bis der Maserati auf die gepflegte und geräumte Auffahrt des großen Hauses auf den Hügeln von Newport fuhr. Und die beiden Männer sich in dessen Wärme flüchteten. Die nächste Stunde nutzte Malcolm um zu duschen und sich frisch zu machen, während Wolf sich um das Abendessen kümmerte. Gemütlich vor dem brennenden Kamin saßen sie beisammen und stießen nach dem köstlichen Mahl mit einem Glas Wein an. Eines musste man Wolf lassen. Wenn man darüber hinwegsehen konnte, das er mit einer Zigarette im Mundwinkel in der Küche stand, wurde man von seinen Kochkünsten nie enttäuscht. Verliebt hatten die beiden Männer sich später unter der flauschigen Sofadecke aneinandergekuschelt und schauten noch ein wenig fern, wobei Malcolm seinem Schatz sachte mit den Fingern durch das seidige, langsam ergrauende Haar fuhr. Ein leises Gähnen konnte dieser nach einer Weile jedoch nicht mehr unterdrücken und so schlug Malcolm vor, langsam zubett zu gehen. „Ist gut, Bambi. Geh du schonmal rüber. Ich komme gleich nach.“, erwiderte Wolf lächelnd, wobei er den Kosenamen für seinen Lebensgefährten benutzte. Während Malcolm im Badezimmer verschwand, schlich Wolf sich zu seiner Tüte und anschließend in den Flur, wo er kurz herumwerkelte und wenig später zu seinem Schatz unter die warmen Decken schlüpfte. Der beugte sich kurz herüber und gab ihm einen liebevollen Kuss. „Ich liebe dich. Schlaf gut, Wolf.“ Dieser erwiderte den Kuss kurz, lächelte und kuschelte sich in sein Kissen. Mit einem stillen Lächeln beim Gedanken an Malcolms Gesichtsausdruck, wenn dieser am nächsten Morgen das kleine Schokoladenrentier in seinem Schuh finden würde. Kapitel 2: Den Schlitten packen ------------------------------- „Bist du bald fertig?“, erkundigte Malcolm sich bei seinem Lebensgefährten, der immernoch ratlos vor dem aufgeklappten Koffer stand, der auf dem Bett lag und gerade mal bis zur Hälfte gefüllt war. Und die bereits gepackten Kleidungsstücke waren ausschließlich die des engagierten Anwalts. Wolf indessen hatte gerade mal zwei Sockenpaare hineingelegt und war sich uneinig was den Rest anging. Malcolm stand mit verschränkten Armen daneben und besah sich das Spektakel nun schon eine ganze Weile. „Schatz, es hat dort um die neunzehn Grad, da wirst du doch wohl etwas zum anziehen haben.“ Dieser warf ihm einen kurzen Blick zu und schnaubte. „Schon, ich will aber auch einen guten Eindruck machen und von daher sollte ich mein Hemd mit den Dackeln und das mit den grinsenden Ananas wohl hierlassen.“, knurrte er halb ernst, halb belustigt zurück. Mit Schwung schob er ein paar der Bügel im Schrank beiseite, streckte den Kopf hinein und begann herumzukramen und ein paar Kleidungsstücke hinter sich auf das Bett zu werfen. Malcolm konnte nicht anders als still vor sich hin zu lächeln, das war mal wieder typisch Wolf. Vorgestern Abend hatten sich seine Eltern gemeldet und angefragt, ob der Sprössling nebst Lebensgefährten vielleicht Lust hätte sie in den Wochen vor Weihnachten zu besuchen. Und die besinnliche Zeit vor den Festtagen mit ihnen zu verbringen. Wolf war sofort einverstanden gewesen, denn er hatte die Eltern seines Schatzes sehr ins Herz geschlossen und diese schienen den flippigen Schriftsteller wirklich gern zu haben. Also war die Sache beschlossen und Malcolm hatte sich gleich rangesetzt um für sie beide einen Flug nach Mesa zu buchen. Dieser würde schon früh am Sonntagmorgen gehen, aber das hieß das sie den Samstag noch ganz für sich haben würden. Reichlich zerzaust tauchte Wolf wieder aus dem Schrank auf und schien mit sich zufrieden, denn auf dem Arm hatte er einen kleinen Stapel Hemden und ein paar dünne Pullover. „Da haben wir ja den spießigen Kram...ich denke davon wird’s was tun.“, kommentierte dieser seine Ausbeute, die er ohne viel Federlesens im Koffer verstaute. Nach kurzer Überlegung warf Wolf nun auch noch ein paar Jeans und ein Knäuel an Unterwäsche hinterher ohne sich die Mühe zu machen die Klamotten zusammenzulegen. Innerlich sah Malcolm sich schon dabei die Kleidung seines Liebsten ordentlich zu falten um Platz zu sparen. Augenscheinlich sehr von dieser 'Anstrengung' erschöpft, ließ Wolf sich auf das Bett plumpsen, zog die Beine an sich heran und beobachtete den Rothaarigen dabei, wie dieser sich darum bemühte Ordnung in ihren gemeinsamen Koffer zu bringen. Unterdessen streckte sein Zuschauer den Arm aus um die Packung filterlose Zigaretten von seinem Nachttisch zu nehmen um sich eine anzustecken. Doch kaum hatte er eines der Glimmstäbchen aus der Packung gefischt, fing er sich einen drohenden Blick des Anwalts ein. „Geh nach draußen!“, wies er ihn unwirsch zurecht, denn Malcolm konnte es nicht leiden wenn im Haus geraucht wurde. Generell schätzte er es nicht, das sein Schatz rauchte. Und das Haus war auch wirklich der einzige Ort wo man Wolf kaum mit einer Zigarette im Mundwinkel antraf, denn kaum setzte er einen Fuß vor die Tür konnte man sicher sein, das er nur wenig später eine brennende Zigarette zwischen den Fingern halten würde. Folgsam kam dieser dem Wunsch seines Lebensgefährten nach und schlich sich durch das bereits weihnachtlich geschmückte Haus hinaus nach draußen in den Garten, wo er ein wenig umherwanderte um sich warm zu halten. Sein Weg führte den Schriftsteller um eine Ecke des Gebäudes herum, wo er durch das Fenster einen Blick in das Schlafzimmer erhaschen konnte, wo Malcolm zur Zeit damit beschäftigt war, wieder Ordnung in ihre Kleidung für die Reise zu bringen. Grinsend legte Wolf den Kopf schief, denn ihm war soeben eine Idee gekommen. Die Zigarette in den Mundwinkel geschoben bückte er sich und begann einen gleichmäßigen runden Ball aus Schnee zu formen. Sein Opfer ahnte noch nichts bis ein dumpfes Geräusch aus Richtung Fenster ihn aufschreckte, perplex schaute er zu der Stelle, von der er den Aufprall vernommen hatte, sah Wolf, wie dieser sich die Hände an der Jeans trockenrieb und schüttelte den Kopf. „Kannst du nicht mal produktiv sein?“, rief er hinaus zu dem verspielten Autor, der jedoch nur lächelnd die Schultern zuckte und sich auf den Rückweg zum Haus machte, wobei er nicht vergaß die Zigarettenkippe im Aschenbecher zu lassen. Drinnen lenkte Wolf seine Schritte in die Küche, wo er begann ein wenig herumzuwerkeln und nach Sahne und Marshmallows zu suchen. Ein kurzes Weilchen später balancierte er vorsichtig eine Tasse mit dampfend heißer Schokolade in Richtung Schlafzimmer, die von einem Sahnehäubchen und leicht angerösteten, kleinen Marshmallows gekrönt wurde. Als Malcolm die sich nähernden Schritte vernahm schaute er auf und zog eine Augenbraue nach oben als er sah, was sein Schatz ihm da brachte. Irgendwie konnte man ihm ja nicht böse sein... Lächelnd stellte Wolf die Tasse ab und gab dem Rothaarigen einen liebevollen Kuss auf die Wange. „Für dich, Bambi. Und keine Sorge, du bekommst ihn ohne Schuss.“ Behutsam strich Malcolm seinem Partner eine der widerspenstigen Haarsträhnen aus der Stirn und lächelte liebevoll. Wolf drückte kurz seine Hand, ehe er sich wieder dem, nun sorgfältig gepackten, Koffer zuwandte und kurz überlegte, ehe er rasch hinüber in sein Arbeitszimmer ging, wo er ein schmales Büchlein mit einem bunt bedruckten Einband vom Regal nahm und es oben auf die Kleidung legte, bevor er den Koffer schloss. Malcolm, der mittlerweile seine Tasse in der Hand hielt und ein pustete um die heiße Schokolade abzukühlen, sah ihm dabei zu. „Wolf, doch nicht etwa das Buch?“ Sachte schüttelte dieser den Kopf. „Da kommst du nicht drum herum, deine Mutter mochte den vorherigen Band schon so gern. Da kann ich ihr auch den zweiten mitbringen.“ Schicksalsergeben seufzte der Rothaarige auf, ehe er einen Schluck von dem süßen Getränk in seiner Hand nahm. Den nun beinahe vollen Koffer wuchtete Wolf unterdessen vom Bett und schob ihn nahe an die Wand, wo er bis zum nächsten Morgen nicht stören würde. Malcolm schaute ihm dabei zu, trank seinen Kakao in kleinen Schlucken und dachte über den morgigen Flug nach. „Wir sollten heute früher Zubettgehen. Sonst kommst du morgen wieder nicht in die Gänge.“, wies er seinen Lebensgefährten auf den Umstand hin, das dieser es gern vermied früh aufzustehen, wenn er konnte und so seine lieben Schwierigkeiten damit hatte, hochzukommen. Wolf nickte knapp, denn leider hatte sein Schatz damit Recht. Er war kein Frühaufsteher, nie gewesen und von daher sollten sie, wenn sie am nächsten Morgen nicht in Hetze geraten wollten wirklich an diesem Abend eher schlafen gehen. Während Malcolm seine heiße Schokolade trank, machte Wolf sich daran die restlichen notwendigen Dinge zusammenzusuchen. Zirka eine Stunde später hatten es sich die beiden im Bett bequem gemacht und aneinandergekuschelt um noch ein wenig die Nähe des Partners zu genießen. Wolf hatte durchgesetzt das die Lichterkette über dem Fenster angeschaltet blieb und so wurde das Schlafzimmer in warmes Licht getaucht, während man draußen den Schnee fallen sehen konnte. An Malcolms Schulter gelehnt schaute Wolf hinaus und merkte, wie ihm langsam die Augen zufielen. Am nächsten Morgen klingelte unbarmherzig der Wecker und riss die beiden Männer aus dem Schlaf. Malcolm war wie gewohnt schnell auf den Beinen, duschte sich kurz und machte sich und Wolf dann ein leichtes Frühstück zurecht, damit sie nicht mit leerem Magen zum Flughafen reisen mussten. Wenig später fasste er seinen Schatz an der Schulter, der den Kopf unter das Kissen geschoben hatte um dem nervigen Weckerklingeln zu entgehen und noch ein wenig weiterdösen zu können. Verschlafen blickte er auf. Milde lächelnd beugte Malcolm sich vor und gab seinem Schatz einen sanften Kuss. „Steh auf, es ist Zeit. Ich hab dich schon etwas länger liegen lassen.“ Murrend setzte Wolf sich im Bett auf und fuhr sich durch das zerstrubbelte Haar, ehe er ausgiebig gähnte. Sein Partner ließ ihn erstmal allein um den Koffer in den Flur zu tragen, während Wolf ins Bad tappste um es ihm gleichzutun was duschen und frischmachen anging. Es dauerte eine knappe halbe Stunde, da saß er neben Malcolm am Frühstückstisch und machte sich über eine Schale Müsli her. „Das Taxi kommt auch bald, damit wir noch pünktlich sind.“ Und der Staatsanwalt sollte Recht behalten. Nicht ganz eine Stunde später saßen die beiden in dem Wagen, der sie zum Flugplatz bringen sollte. Ein leises Seufzen konnte Wolf nicht unterdrücken. „Weißt du? Eigentlich wäre ich ja viel lieber mit dir daheim geblieben und hätte die nächste Kerze auf dem Kranz angezündet als mir jetzt diesen Stress zu machen.“ Malcolm nahm seine Hand und drückte sie kurz. „Ich denke das der Stress schon bald vergessen sein wird wenn du dir mit meiner Mum über die selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen hermachst.“ Sein Lebensgefährte grinste, denn er wusste, das es genau so kommen würde. Kapitel 3: Blütenmeer --------------------- „Uff, ist mir langweilig.“, brummte Wolf vom grauen Sofa her, die Beine hatte er locker über die seitliche Lehne hängenlassen und das Tablet ruhte auf seiner Brust. Bis eben hatte er noch konzentriert Kwazy Cupcakes gespielt, aber das war ihm nun doch zu langweilig geworden, zumal Malcolm seit geschlagenen zwei Stunden über seinen Ordnern brütete und sich Notizen machte. Den Kopf in den Nacken gelegt spähte Wolf zu seinem Partner hinüber, auf dessen Reaktion wartend. Der jedoch kannte das nachmittägliche Genörgel schon, weswegen er sich etwas verspätet dazu äußerte. „Fahr raus an den Strand und hol dir da ein Eis oder geh ins Unicorn was trinken.“, schlug der Rothaarige ihm vor. Dies hatte jedoch ein leises Schnauben aus Richtung des Sofas zur Folge. Man hörte das Polster leise knarzen als Wolf sich erhob und sich zu Malcolm an den Tisch gesellte, worauf dieser hastig zwei seiner Ordner zuklappte. Das kannte er schon von seinem Mann, mit sensiblen Daten war er eigen. War an und für sich auch richtig. Von hinten die Arme um seinen Schatz gelegt, konnte Wolf spüren wie Malcolms Schultern nach unten sackten. 'Ohja, du liegst richtig, Bambi. Jetzt werde ich dir auf die Nerven gehen.', dachte Wolf still für sich. Grinsend gab er seinem Mann einen Kuss auf die bärtige Wange. „Na was meinst du? Wir könnten auch zusammen etwas Spaß haben.“ Dieser Vorschlag wurde mit einem lauten Aufseufzen kommentiert. „Wolf, wir haben doch gestern er...“ „Nicht das was du jetzt wieder von mir denkst!“, unterbrach ihn sein Gegenüber abwinkend. „Ich hab was anderes im Sinn. Mach dich mal für die Außenwelt zurecht.“, wies Wolf ihn an, der das eigentlich in seiner abgetragenen Bluejeans mit dem schlabberigen T-Shirt nötiger gehabt hätte. „Nagut, wenn du mir verrätst was du vorhast?“, gab Malcolm zurück und folgte seinem Lebensgefährten. Wolf, der schon im Schlafzimmer verschwunden war, tauchte mit dem Kopf im Ausschnitt eines frischen dunkelblauen Shirts auf, das braungraue Haar ziemlich zerwuschelt. Aber um seine Frisur machte sich der exzentrische Schriftsteller selten Gedanken. „Ich denke, wir kümmern uns mal um unsere grüne Spielwiese da draußen. Ich will zum Gartencenter.“ Malcolm nickte kurz, das war ja noch gesellschaftlich vertretbar, neben den anderen Ideen, die manchmal in Wolfs Kopf herumtanzten. Also tat er ihm den Gefallen und schlüpfte in eine gutsitzende Jeans und ein adrettes Poloshirt, bei dem er die oberen Knöpfe offenließ. Die verfehlte seine Wirkung auf Wolf nicht, die Malcolm jedoch keineswegs beabsichtigt hatte. Grinsend verfingen Zeige- und Mittelfinger seines Mannes im Ausschnitt. „Sieht gut aus, Bambi...“, schnurrte er leise, woraufhin Malcolm sich von dessen Griff befreite. „Du wieder.“, brummte der Rothaarige, konnte jedoch ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken. Während sich sein Mann nun schonmal in den Flur begab um die Autoschlüssel zu suchen, erledigte Malcolm im Bad noch die notwendige Haarpflege, denn im Gegensatz zu seinem Partner, legte er Wert darauf, wie die Frisur saß. „Schatz?! Kommst du jetzt mal?“, konnte man ihn schon aus dem Flur rufen hören und schicksalsergeben folgte Malcolm dessen Ruf. „Nehmen wir deinen oder meinen?“, wurde ihm dort die Frage gestellt, woraufhin der Blick Bände sprach. Sein Mann fasste das in Worte, was Malcolm eben noch gedacht hatte: „Bist du denn des Wahnsinns, Wolf?! Meinen Wagen wirst du garantiert nicht mit Blumenerde und dergleichen einsauen!“ Ein leichtes Schnauben war zu hören, während Malcolm gebückt dastand um sich die Schuhe zu binden. „Korrekt, Wolf. Also deinen!“ Damit schnappte er sich den Autoschlüssel seines Mannes von der Anrichte und marschierte hinaus, während sein Mann hinter ihm die Haustür abschloss. Wenig später waren beide schon im Wolfs weniger gut aufgeräumtem Volkswagen auf dem Weg zum städtischen Gartencenter. Dort war allein aufgrund des Wetters schon sehr viel los, was Wolf jedoch nicht störte. Der liebte es Menschen um sich zu haben und demnach war er wesentlich entspannter als sein Lebensgefährte, als sie zusammen mit einem Wagen durch die Reihen von Pflanzen und Setzhilfen, sowie Gartengeräten schlenderten. Wolf schien genau zu wissen, wonach ihm der Sinn stand und so landete eine farbenprächtige Pflanze nach der anderen auf dem Wagen. Malcolm erkannte ein paar von ihnen wieder, denn sein Mann neigte dazu, sich auf bestimmte Blumensorten einzuschießen und pflanzte gern öfters dieselben Arten jedes Jahr wieder ein. Manche Leute legten Wert auf ein gleichmäßig buntes Bild ihrer Beete, was auf Wolf jedoch nicht zutraf. Er mochte es, wenn alle Farben wild durcheinandergewirbelt blühten und sein Lebensgefährte widersprach ihm da nicht, aus Erfahrung wusste er, das dies wenig Sinn machen würde. Und außerdem ließ er sich gern von dem bunten Ergebnis überraschen, was sein Schatz da jedes Mal zauberte. Dennoch war er ziemlich erleichtert, als sie den gemeinsamen Einkauf beendet hatten und sich wieder auf dem Heimweg befanden. Sein Schatz hatte gut Laune, während er zwischen den Sendern im Radio hin und her sprang und Malcolm das fahren überließ. Daheim angekommen machte Wolf sich daran, die Einkäufe rasch nach hinten in den Garten zu bringen, denn er wollte heute schon anfangen. Malcolm indessen holte sich lieber einen kalten Saft aus dem Kühlschrank um dem Treiben draußen erstmal aus sicherer Entfernung zuzuschauen. Unterdessen war Wolf schon geschäftig im Garten zugange und man sah nur Erdbrocken und Plastikeinsätze fliegen. Sein Lebensgefährte verspürte auch nicht wirklich Lust sich an diesem anstrengenden Tun, zumal noch unter der Mittagssonne zu beteiligen. Ihm genügte es, an der Seite zu stehen, seinen Bio-Saft zu schlürfen und kluge Kommentare abzugeben, während Wolf zusehends ins Schwitzen geriet und hin und wieder spielerisch einen kleinen Erdklumpen nach Malcolm warf, wenn dieser ihm, seiner Meinung nach, wieder zu besserwisserisch wurde. Nach einer Stunde mit den Händen in der Erde lief ihm der Schweiß in Strömen herunter und er hatte gefühlt mehr von der Blumenerde im Gesicht als bei den Pflanzen. Allerdings konnte das Ergebnis sich sehen lassen. Sich zufrieden notdürftig den Dreck von den Händen wischend betrachtete Wolf sein Werk. Das Beet vor ihm erstrahlte in einem einzigen, bunten Blütenmeer und wertete den Garten farblich wirklich auf. Grinsend drehte Wolf sich zu seinem Lebensgefährten um, der es sich vor einer Weile schon im Schatten auf einem Sonnenstuhl bequem gemacht hatte und mit seiner Sonnenbrille auf der Nase in einem Magazin blätterte. „Sieht toll aus Schatz. Morgen machst du dann das zweite Beet?“, fragte Malcolm über den Rand seiner Lektüre hinweg. Wolf blinzelte. „Äh, ja.“ Um ehrlich zu sein, er hatte das zweite Beet während seines enthusiastischen Tuns komplett vergessen. Mit einem ergebenen Seufzen ließ er sich rücklings platt auf den Rasen fallen. Das hatte er jetzt davon. Kapitel 4: Zur Hölle und zurück ------------------------------- Der Abend und die Gesellschaft waren dröger als gedacht. Es war eine dieser Veranstaltungen, wo Malcolm als Staatsanwalt präsent sein musste, von wegen des 'Wer kennt Wen und Wer ist Wer' in der Stadt. Wolf langweilte sich. Immer, wenn ihm ein brillanter Einfall kam wie man die Party aufpeppen könnte, kassierte er einen warnenden Blick von seinem Schatz. Dieser wusste genau, was im Kopf seines flippigen Ehemannes vorging. Allerdings gelang es Wolf an diesem Abend, die Menschen um sich herum mit ein paar gediegeneren Anekdoten zu unterhalten, was von Malcolm lobend aufgenommen wurde. Er mochte es, wenn Wolf seinen Esprit benutzte ohne dabei allzu sehr ins, nunja...vulgäre abzurutschen. Flachwitze und dergleichen passten nicht zum abendlichen Klientel. Wolf kannte das, tat seinem Mann den Gefallen und wusste, wenn er diese Hölle überstanden hatte, dann hatte dieser daheim eine sehr private Belohnung für ihn. Hoffentlich dauerte der Abend nicht allzu lange. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)