All Hellows Eve von Laito-Sakamaki (Ein zu perfektes Opfer) ================================================================================ Kapitel 13: Qual lässt sich immer noch steigern ----------------------------------------------- Bereits eine gefühlte Ewigkeit hing Hikari nun bereits an der kalten Steinwand. Die Fesseln an ihren Handgelenken schnitten unangenehm in ihr Fleisch, da ihre Beine immer wieder Mal kurzzeitig den Dienst versagten und ihr ganzes Gewicht dann an ihren Handgelenken hing. Zudem begann sie fürchterlich zu frieren. Dieser Keller war eisig, ebenso die Wand in ihrem Rücken und sie trug nichts weiter mehr, als den Rock ihrer Schuluniform am Leib. Auch das Blut, welches Laito und Ayato ihr zuvor noch gestohlen hatten, trug sicherlich dazu bei, dass ihr von Minute zu Minute kälter wurde. Erschöpfung und Müdigkeit taten ihr Übriges dazu und noch niemals zuvor hatte sie sich Ayato´s Rückkehr gleichzeitig so sehr gewünscht und sie gefürchtet. Seine Strafe würde, ohne Zweifel, die Härteste sein, welche sie von ihm bisher ertragen musste. Warum auch immer es so war, er fühlte sich von ihr betrogen, gewissermaßen hintergangen und dies kratzte an seinem Stolz. Andererseits hatte er sie niemals seinen Strafen ausgesetzt, solange sie verletzt und schwach war. Vielleicht würde er ihr auch dieses Mal erst die Zeit geben sich zu erholen, bevor er sie dann direkt wieder an die Schwelle zum Tod trieb. Sie hoffte es inständig. Wenn sie wenigstens gewusst hätte, wie lange sie schon in diesem Keller war. Jedes Zeitgefühl war verloren gegangen und sie konnte absolut nicht sagen, ob nun erst eine einzige - oder bereits mehrere Stunden vergangen waren. Angestrengt lauschte sie, ob Irgendetwas zu hören war, doch alles war Totenstill. Wieso musste Ayato auch ausgerechnet heute mal Reiji´s Anweisungen Folge leisten? Sonst gab er auch etwas auf die Schule und wenn es bei ihm darum ging, Hikari auf irgendeine Weise seine Macht über sie zu demonstrieren, dann am liebsten sofort. Doch ausgerechnet heute entschied er sich, folgsam zur Schule zu gehen und sie hier in diesem stinkenden Gewölbe hängen zu lassen. Beinahe kam sie schon in Versuchung, sich irgendeinen der Brüder her zu wünschen, ganz gleich welchen, Hauptsache irgendwer befreite sie endlich. Vollkommen gleich, dass sie danach der Überfall eben jenes Bruders erwarten würde. Ein letztes, verzweifeltes Mal versuchte sie, ihre Arme frei zu bekommen, doch der Schmerz fuhr ihr direkt in die Glieder und ließ sie gequält aufschreien. "Wird denn wirklich alles immer schlimmer?" schluchzte sie leise und ließ erschöpft den Kopf nach vorn sinken, "Hat Qual tatsächlich immer noch eine Steigerung, dass nicht einmal mehr der Tod eine Erlösung ist?" "Der Tod ist durchaus eine Erlösung", drangen die, beinahe hämischen Worte ihr durch Mark und Gebein, "Doch nicht für dich!" "Reiji-san", entfloh es ihr, als sie erschrocken den Kopf hoch riss, um direkt in seine magentafarbenen Augen zu blicken. Das kalte, überhebliche Grinsen auf seinen Lippen ließ sie, selbst ihren Ansatz des Wunsches irgendeiner der Brüder würde endlich auftauchen, sofort bereuen. "Sind wir also wieder zu einer förmlichen Anrede zurück gekehrt, hm?" schnurrte er ihr entgegen und ein so ungutes Gefühl schlich daraufhin in ihr hoch, wie sie es bis zu diesem Augenblick niemals gespürt hatte. Wie eine dunkle Vorahnung kroch seine Stimme durch ihren Körper, versetzte ihn in absolute Alarmbereitschaft und verhieß ihr den Einblick, in eine weitere Hölle. Selbst als sein Grinsen weicher wurde und seine ganze Haltung einen weniger gefährlichen Eindruck machte, klingelten weiterhin alle Alarmglocken in ihr. So entwich ihr ein kurzer, ängstlicher Laut, als Reiji sich zu ihr vor lehnte, und sie seinen Atem auf der Haut ihres Halses spüren ließ. "Sollte das kleine Menschenmädchen tatsächlich doch lernfähig sein und mir nun etwas mehr Respekt entgegen bringen?" hauchte er, sogar ein wenig angetan, "Dann ist jetzt wohl der richtige Zeitpunkt, für eine weitere Lektion..." Ängstlich hielt Hikari den Atem an und starrte Reiji geschockt an, als dieser sich wieder ein wenig von ihr entfernte. Sein Blick wanderte abwärts und seine Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Grinsen. Ihr Blick folgte seinem und schmerzlich wurde sie sich wieder ihres nackten Oberkörpers bewusst. »Er will doch nicht etwa...?« Wenn Reiji auch nur halb so aufmerksam war, wie Laito, dann hatte auch er ihr Libido Problem längst erkannt und wahrscheinlich sogar schon genauestens analysiert, um es jetzt eiskalt gegen sie zu benutzen. Wieder fing sie an, an ihren Fesseln zu zerren, den Schmerz so gut es ging ignorierend und sie konnte Reiji´s kaltes Lachen hören. Dann plötzlich hatte er sie grob am Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. "Dieses Mal wird dein Schoßvampir dich nicht retten", raunte er bedrohlich, "Und auch kein anderer wird zufällig hier auftauchen und mir ein weiteres Mal meinen Spaß verderben." "Was hast du vor?" presste Hikari ängstlich über die Lippen, wissend, Reiji war wohl mit Abstand der größte Sadist von allen, "Bitte Reiji-san, ich..." Sein amüsiertes Lachen brachte sie zum Schweigen. "Keine Angst", hauchte er dann in beruhigendem Tonfall, doch gleichzeitig lauerte etwas Brandgefährliches in seiner Stimme, "Es wäre unter meiner Würde dich anzufassen, wie Laito es getan hat!" Er hob langsam den Arm und damit die Gerte in Hikari´s Blickfeld, welche er in der Hand hielt. "Ich ergebe mich gern anderen Freuden...", schnurrte er verheißungsvoll und ließ die Lederschlaufe am oberen Ende des Schlaginstrumentes zwischen ihren Brüsten ihre Haut hinab streichen. Mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen starrte Hikari ihn an. Da war die entsetzliche Scham darüber, dass er um die Sache mit Laito wusste, was wohl gleichzeitig bedeutete, dass er alles wußte, was in diesem Keller bisher vorgefallen war. Und vor allem anderen war da die Angst vor dem, was sie nun erwartete. Er würde sie schlagen. Sie war halbnackt in einer wirklichen, funktionstüchtigen Folterkammer an die Wand fixiert. Ohne jede Chance, sich irgendwie zu befreien und vor ihr stand ein echter Vampir, für den Menschen nichts als eine niedere Lebensform waren, die allenfalls als Blutopfer eine minimale Bedeutung für ihn hatten. Ein Horrorszenario, wie selbst Hollywood es nicht hätte besser konstruieren können und doch waren es weder die Reißzähne ihres Gegenübers, welche sie fürchten musste, noch seinen Blutdurst. Nicht einmal ihr Blut war gut genug für ihn. Er wollte sie nicht beißen, sondern sie ganz einfach nur schlagen. Mit dieser Gerte würde er auf ihren nackten Körper einschlagen, während sie wehrlos an die Wand gebunden war und sich nicht einmal schützend zusammen rollen konnte. "Reiji-san, ich...", bäumte die Verzweiflung sich nochmals in ihr auf, doch ein schmerzgeplagter Schrei unterbrach ihre Worte und beendete ihre Hoffnung. Der Länge nach hatte das Leder sie an ihrem linken Bein getroffen und es fühlte sich an, als wäre ihre Haut einfach aufgerissen an jedem Millimeter, welcher Berührung mit der Gerte hatte. Sofort schossen ihr Tränen in die Augen, ihr Puls und ihr Atem beschleunigten sich und sie wimmerte leise. "Tu das nicht", schluchzte sie kaum hörbar, "Bitte Reiji-kun..." Irgendwo hatte sie mal gehört, man müsse eine persönliche Basis mit seinem Peiniger schaffen; da es diesem dann schwerer fallen würde, ernsthaft Verletzungen zu verursachen, wenn er auch die Person vor sich sah und nicht nur ein Opfer. In ihrem Fall jedoch hatte das einen weiteren, reissenden Schmerz zur Folge. Mit einem markerschütternden Schrei riss sie den Kopf nach hinten, schnappte nach Luft und sackte dann nach vorn zusammen. Sie zitterte heftig und der brennende Schmerz quer über ihren Bauch übertraf sogar den der schneidenen Fesseln, in welchen sie nun mehr oder weniger hing. "Warum...tust du das?" presste sie gequält hervor, "Warum hasst du mich so sehr?" Sie fühlte wieder seinen Atem auf ihrer nackten Haut und die Kälte, welche sein Körper ausstrahlte, so nahe war er ihr plötzlich. "Du und dein Blut verseuchen mein Haus", knurrte er drohend, "Seit du hergekommen bist, liegt überall dieser süße Hauch von Versuchung in der Luft. All meine Brüder sind ihm erlegen, doch mich wirst du nicht täuschen!" "Täuschen?" echote Hikari, "Womit sollte ich dich täuschen wollen? Ich wusste doch gar nicht, dass es Vampire überhaupt gibt, bis Ayato mich hierher entführt hat!" Wieder ein sehr grober Griff um ihr Kinn und der Zwang, ihm in die Augen zu sehen. "Ich weiss genau, was du bist", murrte er kalt, "Ich weiss alles von dir! Das einzige, was ich nicht weiß ist, warum mein minderwertiger Bruder dir so standhaft aus dem Weg geht, obwohl er dein Blut genauso sehr begehrt, wie jeder von uns..." "Shu?" fragte Hikari unsicher, "Er weicht mir aus? Warum??" "Sag du es mir", entgegnete der Vampir kalt, "Warum kann ausgerechnet dieser Nichtsnutz dem Locken deines Blutes widerstehen?" Hikari war vollkommen verwirrt. Der Älteste Sakamaki ging ihr tatsächlich gezielt aus dem Weg? Er wollte ihr Blut nicht? Nur warum, wenn es ihn doch genau so sehr lockte, wie seine Brüder? Was war mit ihrem Blut? Oder lag es am Ende an ihr selbst? "Denkst du darüber nach, ob Shu dich mag?" riss Reiji´s amüsierte Stimme sie aus ihren Gedanken, "Du bist wirklich hochmütig, Mensch! Auch wenn Shu leider eine gewisse Sympathie für euch minderwertigen Wesen hat, er ist dennoch ein Vampir! Für Wesen wie uns ist eure Spezies nichts weiter als leichte Beute. Ihr seid ein Nichts gegen uns, seid schwach und zerbrechlich, eine primitive Lebensform, absolut minderwärtig, dumm, langsam und blind..." Er kam ihrem Gesicht ganz nahe und senkte seine Stimme in ein gefährliches Flüstern. "Ich sagte dir bereits, keiner in diesem Haus wird dir je soetwas wie Liebe entgegen bringen. Und es wird dich auch keiner retten." Er glitt an ihren Lippen vorbei zu ihrem Ohr und sofort hielt sie wieder angespannt den Atem an. "Heute Nacht gehörst du mir!" verursachte seine Stimme eine, schon fast bösartige, Gänsehaut. Hikari kniff die Augen zusammen, in Erwartung eines schmerzhaften Bisses, doch dieser blieb aus. Stattdessen entfernte Reiji sich wieder etwas von ihr und noch bevor sie wusste wie ihr geschah, hatte er ihr den Rock regelrecht vom Leib gerissen. Sie schrie auf, wandt sich in ihren Fesseln und schluchzte heftig vor lauter Angst. Beinahe zeitgleich hörte sie Reiji´s Lachen und spürte seine Gerte schmerzhaft quer auf ihre Oberschenkel treffen, wo sie wieder jeden Millimeter getroffener Haut aufriss. Ein, fast schon irrsinniger Schrei fuhr über ihre Lippen, noch bevor sie Zeit hatte Atem zu holen und ging schließlich in ein leises Weinen über. »Diese unglaubliche Kraft in seinen Schlägen...so entsetzliche Schmerzen...« Sie biss die Zähne zusammen, versuchte angestrengt, den Schmerz zurück zu drängen und nicht den Verstand zu verlieren, doch schon traf sie der nächste, harte Schlag. Noch während ihres schmerzerfüllten Aufschrei´s traf sie ein weiterer und danach noch ein Schlag und noch einer... Sie fühlte ihre Haut reissen, immer und immer wieder. Auf den Oberschenkeln, dem Bauch, ihren Seiten, dem Oberkörper, den Armen; Reiji kannte keine Gnade, verschonte auch die schmerzempfindlichsten Stellen nicht und ergötzte sich auf widerliche Weise an ihrem Weinen und Schreien. Erst als sie nur noch Wimmerte und Schluchzte, stellte er seine Schläge ein, fasste sie erneut am Kinn und hob ihren Kopf an. Ihre Augen waren matt und gerötet vom Weinen, ihr Atem war flach und unkontrolliert. Noch immer liefen Tränen über ihre Wangen und ihr Bewusstsein war kurz davor zu schwinden, dennoch erwiderte sie seinen Blick. "Dein Blut lockt mich so sehr, wie ich es nie zuvor erlebt habe", flüsterte er mit belegter Stimme, "Einzig das Verderben kann so verlockend sein, dieses brennende Verlangen zu erschaffen, welches noch niemals existent war. Du wirst mich nicht verhexen, wie du meine Brüder verhext hast. Deinem Blut zu widerstehen ist kaum mehr Herausforderung für mich, als einem Vogel die Flügel zu brechen..." Überdeutlich sog er ihren Duft ein und leckte genußvoll über ihre Wange, was sie ängstlich zucken ließ. "Deine Tränen schmecken beinahe so süß, wie dein Blut", schnurrte er und roch nochmals überdeutlich an ihr. Obwohl Hikari bereits recht benommen war, bemerkte sie doch die leichte Veränderung an ihm. Angestrengt versuchte sie, ihre Sinne beisammen zu halten, welche allesamt vom Schmerz überrollt zu werden drohten. Sie wusste nicht, was plötzlich anders war bei Reiji oder woher sie es wusste, doch irgendetwas in ihr sagte ihr ganz deutlich, jetzt das Bewusstsein zu verlieren, würde ihr nur noch eine weitere Hölle bescheren. Und dann erkannte sie, welcher Natur seine Veränderung war. Deutlich sah sie diesen gefährlichen Glanz in seinen Augen, jenen, welcher in den Augen jedes einzelnen der Brüder lag, immer wenn der Drang nach Blut jeden kleinsten Fetzen Menschlichkeit in ihnen korrumpierte und sie zu blutrünstigen Tieren machte. Sie musste nicht an sich hinab schauen um zu wissen, dass die meisten der Striemen, welche Reiji ihr mit seiner Gerte zugefügt hatte, nicht unerheblich bluteten. Sie konnte fühlen, wie das warme Blut über ihre unterkühlte Haut lief. Für Reiji´s Geruchssinn, der Blut selbst durch unverletzte Haut wahrnahm, konnte der Blutgeruch unmöglich zu ignorieren sein. Und doch tat er es. "Bereits in der Sekunde, in welcher ich dir zum ersten Mal in die Augen sah wusste ich, er hat seine Hand im Spiel", knurrte er ihr voller Hass entgegen, "Und ich wette dieser Verräter Shu weiss genau, was hier läuft! Doch ich werde mich von euch nicht an die Wand spielen lassen." "Was...?" brachte Hikari gequält hervor, "Wovon sprichst du? Wer hat seine Hand im Spiel? Und was weiss Shu darüber?" "Als ob du das nicht wüsstest", schrie der Vampir sie an und traf gleichzeitig hart mit der Gerte quer über ihren Brustkorb. Es erzeugte ein unschönes Geräusch und Hikari schrie wie von Sinnen. Mit einem Lachen, welches wohl sogar den Teufel selbst vor Neid hätte erblassen lassen, sah Reiji zu, wie das Blut aus der langen Wunde quoll, langsam über ihre Brüste lief, von wo aus es an manchen Stellen zu Boden tropfte. "Ich...weiss...nichts...", schluchzte Hikari, die nur noch hemmungslos weinte, "Bitte...hör auf..." Wieder vernahm sie sein diabolisches Lachen und spürte in der nächsten Sekunde den Schlag auf Bauch und Unterleib. Die lederne Schnalle klaschte hart auf ihren Beckenknochen, riss die dünne Haut darüber auf und ließ sie ein letztes Mal markerschütternd aufschreien, bevor ihr Körper versagte und sie schweratmend in den Fesseln hängen blieb. Noch einige weitere Mal schlug Reiji wie von Sinnen zu, doch Hikari zuckte nur noch und wimmerte kaum mehr hörbar. Ein heftiges Zittern schüttelte ihren Körper, als Reiji kalte Finger sich abermals um ihr Kinn legten und ihren Kopf anhoben. Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, ihre Augen zu öffnen. Alles brannte wie Feuer, ihr ganzer Körper schmerzte so sehr, das sie einfach nur noch schreien wollte - doch kein Laut über ihre Lippen kam; dass sie weinen wollte - doch keine Träne mehr ihre Augen verließ. Jede nicht lebensnotwendige Funktion hatte ihr Körper einfach eingestellt. "Sag meinem Bruder, er wird mich niemals besiegen", drang Reiji´s Stimme, wie durch Watte, warnend an ihre Ohren, "Ich habe deinem Blut widerstanden. Ich bin besser als er! Und ich finde heraus, welches Spiel ihr spielt!" Sie hörte, wie dumpf die Tür ins Schloß fiel. Er hielt es nicht einmal für nötig, sich einfach weg zu teleportieren. Auf absolut menschliche Weise ließ er sie hier zurück, nachdem er wie ein Irrer auf sie eingeschlagen hatte, weil er sicher wusste. Er hatte alle Zeit der Welt. Keiner der Brüder war daheim und würde merken, dass Reiji bei ihr gewesen war. Und wenn dieser seine Brüder auch noch davon abhielt hierher zu kommen, wenn sie von der Schule zurück waren, dann würde sie hier unten vielleicht doch noch sterben und endlich erlöst sein. So weit jedoch sollte es wohl abermals nicht kommen, denn noch während ihr Bewusstsein nun doch endlich schwand nahm sie wahr, wie sie befreit, hochgehoben und weggetragen wurde. Dann wurde es schwarz. Das letzte, was Hikari noch wahrgenommen hatte war, das jemand ihre Fesseln durchschnitt und sie auffing, als ihre Beine direkt versagten. Sie wurde hoch gehoben und aus der Folterkammer getragen. Welcher der Brüder es war, wusste sie nicht und sie wollte es auch gar nicht mehr wissen. Ihr ganzer Körper brannte höllisch. Überall wo Reiji´s Gerte sie getroffen hatte fühlte es sich an, als hätte ihr jemand Angelhaken durch die Haut gebohrt und sie dann gewaltsam heraus gerissen. Der Schmerz war einfach so übermächtig gewesen, dass ihr Bewußtsein dem nicht mehr länger hatte standhalten können. Nun war sie wieder zu sich gekommen und das erste was sie fühlte war, dass sie in einem Bett lag und in starke Arme gekuschelt eng an einem unbekleideten Körper lag und dieser Körper war... »Warm...?«, erschrak sie beinahe ein wenig. Wie konnte das sein? War sie nicht mehr im Haus der Vampire? Deren Körper waren alle sehr kühl, was dieser hier nun wirklich nicht war, aber neben wem lag sie? Was war passiert machdem sie ihr Bewußtsein verloren hatte? Und wieso lang sie neben einem halbnackten Mann? Vorsichtig versuchte Hikari sich aus der, recht engen, Umarmung zu lösen, brachte so jedoch direkt Unruhe in den Körper neben sich. Erschreckt hielt sie sofort inne und kniff die Augen zu, als könne sie so verhindern, als wach entdeckt zu werden. Durch die Bewegung fiel irgendetwas direkt vor ihre Nase und berührte sie leicht. Im letzten Moment biss sie sich auf die Lippe, um einen leisen, erschreckten Aufschrei zu unterdrücken. Ihr 'Retter', wer auch immer er war, schien jedoch nicht aufgewacht zu sein und so getraute sie sich ganz vorsichtig wieder zu atmen und langsam ihre Augen zu öffnen. Sie spähte nach dem kleinen, harten Gegenstand, welcher sie getroffen hatte und ihre Augen weiteten sich. Es handelte sich um eine Kette, oder ein Halsband an dem etwas hing, dass Hikari kannte. »Ein Schlüssel?!« "Subaru-kun?" richtete sie sich überrascht auf und blinzelte den weißhaarigen Vampir vollkommen verwirrt an. Der schlug die Augen auf und setzte sich direkt aufrecht. "Bist du endlich aufgewacht?" fragte er und es klang irgendwie beinahe etwas erleichtert, "Wie fühlst du dich?" Hikari blinzelte ihn nur ungläubig an und bekam kein Wort heraus. Wieso war sein Körper so warm? Subaru schien etwas verunsichert, zog eine Augenbraue hoch und fragte dann nochmals: "Wie fühlst du dich? Hast du noch Schmerzen?" Erst jetzt reagierte Hikari auf seine Frage, allerdings zuerst nur mit einem leichten Nicken. Sie hatte tatsächlich keine Schmerzen mehr und fühlte sich sogar halbwegs normal. Auch das verwirrte sie nun zusätzlich. Nach einigen weiteren, endlosen Sekunden hatte sie sich endlich genug gefasst, um ihre Verwirrung in Worte zu fassen. Sie hatte bereits bemerkt, dass es ihr Zimmer war, in welchem sie sich befanden und somit ihr Bett, in welchem sie gelegen hatten. "Hast...du mich etwa...?" sie brach ab, da Subaru nickte. "Ich habe dein Blut gerochen und dich gefunden", erklärte er, "Hätte ich das nicht, wärst du wohl höchst wahrscheinlich schon tot." "Tot?" wiederholte Hikari kratzig, "War es so schlimm?" Wieder nickte der Vampir. "Dieser Penner Reiji hat dich übel zugerichtet", erklärte er und in seiner Stimme klang nun wieder deutlicher Zorn, wie es bei ihm eigentlich üblich war, "Und das Ayato und Laito dich vorher auch in den Fängen hatten, hat es umso schlimmer gemacht." "Du weisst...?" setzte Hikari an, befürchtend, Subaru hatte alles mit angesehen, doch dieser schüttelte bereits den Kopf, wobei sein seidiges Haar Hikari zum ersten Mal einen Blick in beide seiner Augen gewährte, für einen kurzen Moment lang. "Ich habe sie an dir gerochen und ihre Bissmarken gesehen", nahmen seine Worte den Schreck aus ihren Gliedern, "Sie haben viel zu viel von deinem Blut getrunken. Und dann auch noch Reiji." "Er wollte nicht einmal mein Blut", senkte Hikari den Blick, "Alles was er wollte war..." Sie schluchzte, als die Erinnerungen sie überkamen. Im nächsten Moment fühlte sie sich wieder in Subaru´s Arme gezogen und sanft an seinen Körper gedrückt. Sofort weiteten sich erneut überrascht ihre Augen, doch diese Geborgenheit tat so unglaublich gut nach all dem erlebten Horror, dass sie sich nur Sekunden später, beinahe Schutz suchend, an ihn schmiegte. Und noch immer war seine nackte Haut warm, wenn auch nicht mehr ganz so sehr wie noch vor einigen Minuten, als sie zusammen unter einer Decke aneinander gekuschelt gelegen hatten. "Du hast es überstanden", strich er ihr leicht übers Haar, "Ich habe deine Wunden versorgt und mich zu dir gelegt, weil dein Fieber so hoch war." "Fieber?" sah Hikari zu ihm auf, "Ich hatte Fieber?" "Das war die Folge von Reiji´s Schlägen", erwiderte Subaru ihren Blick, "Wie gesagt, du wärst wahrscheinlich tot, hätte ich dich nicht gefunden." "Du hast also versucht, mich abzukühlen?" fragte sie ihn ungläubig, "Darum bist du so warm." Er nickte. "Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen." "Mich sterben lassen...", murmelte Hikari gegen seine Brust, "Dann hätte diese Hölle endlich ein Ende." "Das konnte ich nicht", flüsterte er, "Frag nicht warum, aber der Duft deines Blutes, er... Selbst meine Rosen sind dagegen bestenfalls Gestrüpp." Seine Hand strich nochmals über ihr Haar, griff beinahe sanft hinein und zog es dann leicht von ihrem Nacken weg. "Es war so schwer...", nahm Hikari direkt die leichte Erregung seiner Stimme wahr, "Dieser Duft war überall..." Selbst die Erinnerung an den Geruch ihres Blutes schien den Vampir in einen leichten Rausch verfallen zu lassen. Ein Rausch jedoch, welcher sich schnell steigern würde, wenn Hikari nicht sofort handelte. Sie befreite sich also sanft aus seiner Umarmung und rutschte auf die Bettkante, wo sie, mit dem Rücken zu ihm, sitzen blieb. "Wie lange haben wir hier gelegen?" fragte sie. "Vier Tage", war die Antwort. "Vier Tage", wiederholte Hikari leise, wobei sie einige der, beinahe komplett verheilten, Striemen auf ihren Armen und Beinen betrachtete. »In nur vier Tagen? Wie können solche Wunden in nur vier Tagen verheilen?« In der nächsten Sekunde schoss ihr die Schamesröte ins Gesicht. "Du hast...?" fuhr sie zu Subaru herum, der sich gerade wieder angezogen hatte und sein zerfetztes Shirt zurecht zog. "Jeden einzelnen Striemen", bestätigte er gewohnt mürisch, was sie nicht mehr über die Lippen bekam, "Doch einige Narben werden zurück bleiben. Ich bin kein Magier." Ihr Blick glitt an sich hinab, über das dünne Nachthemd, welches demnach auch er ihr angezogen hatte und ihre Wangen fingen an zu glühen. »Jede einzelne«, hallte es in ihrem Kopf. Der Gedanke verursachte eine Gänsehaut und auch Subaru schien diese Tatsache jetzt unangenehm zu sein, denn auch auf seine Wangen legte sich ein leichter Rotschimmer. "Ich seh später wieder nach dir", brummte er dann hervor und drehte sich weg, "Bleib hier im Zimmer. So entgehst du meinen Brüdern am ehesten!" Und noch bevor Hikari irgendetwas sagen konnte, war er verschwunden. Einen Augenblick lang blinzelte sie nachdenklich ins Leere, dann jedoch warf sie sich auf´s Bett und vergrub beschämt ihr Gesicht in den Kissen. Kaum eine Stelle ihres Körpers war von Reiji´s Gerte verschont geblieben und kaum eine Stelle ihres Körpers, welche Subaru´s Zunge nicht berührt hatte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)