All Hellows Eve von Laito-Sakamaki (Ein zu perfektes Opfer) ================================================================================ Kapitel 7: Dr. Jekyll und Mr. Hyde ---------------------------------- Lange hielt die erlösende Bewusstlosigkeit jedoch nicht an. Auch wenn Hikari sich weder regte, noch ihre Augen öffnete, ihre Sinne arbeiteten wieder und ihr Vestand war zwar ein wenig träge, aber dennoch klar. Sie fühlte einen kalten Körper direkt an ihrem, starke Arme, die sie trugen und es war nicht dieser fremde Vampir, sondern Ayato. Sie hatte seinen Duft sofort erkannt. Auch waren sie nicht mehr in der Schule, sondern eindeutig daheim. Was war geschehen? Hatte Ayato sie gefunden oder hatte er sie tatsächlich vor dem anderen Vampir gerettet? Schon während dieses Gedanken wusste Hikari, wie dumm dieser war. Wenn Ayato sie dem fremden Vampir wirklich entrissen hatte dann nur, weil er sich nicht einfach so etwas weg nehmen ließ, was ihm gehörte. Und sie gehörte ihm. Das hatte er schon so oft mit deutlichen Worten ausgesprochen. In diesem Moment war Hikari so weit, sich genau das zu wünschen. Würde sie ihm gehören, so wie er es wollte, dann würde sie ihm allein gehören und kein Vampir, außer ihm, würde mehr ihr Blut fordern dürfen. So paradox es klang - was Ayato wollte, war wirklich das Beste, was ihr hier widerfahren konnte. Nur ein einziger Vampir, der ihr Leben absolut nicht achtete, sie quälte und behandelte, wie eine wertlose Hülle für das, was er am meisten begehrte - Blut. Doch sie war nicht wirklich sein Eigentum. Sie gehörte allen der sechs Brüder. Jeder von ihnen sah sie als Etwas, dass er besaß und nahm sich von ihr, wonach ihm gerade verlangte. Und nicht nur die sechs Brüder taten dies, wie sie heute schmerzhaft hatte erfahren müssen. Da waren noch andere Vampire und auch die würden keine Gelegenheit verschwenden, an ihr Blut zu gelangen. Dieses Haus, die Schule - egal wo Hikari sich aufhielt, sie war nirgendwo sicher und würde es niemals sein. Dieser fremde Vampir hatte geschafft, was keinem der Brüder bisher wirklich gelungen war. Er hatte sie gebrochen. Ohne weiter darüber nach zu denken schmiegte sie sich fester gegen Ayato´s Brust und griff kraftlos in den Stoff seines Hemdes. "Ayato-kun...", murmelte sie schwach., "Es war...nicht meine Schuld...er war plötzlich da...." Sie spürte, dass er stehen blieb und wusste, dass er sie ansah, doch sie regte sich weiterhin nicht. Dazu fehlten ihr sowohl die Kraft, alsauch der Wille. "Bestraf mich...bitte nicht...", brachte sie so gerade eben noch hervor. "Tch", machte er direkt seinen Unmut deutlich und ließ das Mädchen auf seinem Arm dadurch leicht zusammen zucken, "Würde ich dich in diesem Zustand auch noch bestrafen, würdest du sterben und ich damit für immer dein Blut verlieren! Glaubst du ernsthaft, dieses Risiko würde ich eingehen? Bestrafen kann ich dich auch später noch!" Er setzte sich wieder in Bewegung und hatte bald Hikari´s Zimmer erreicht. Nachdem er mit ihr hinein getreten war, gab der Tür einen kleinen Kick mit dem Fuß, damit diese ins Schloß fiel und brachte sie dann zum Bett hinüber. Überraschenderweise warf er sie nicht einfach hinein, sondern legte sie beinahe schon vorsichtig ab. Außer einem ganz leisen, erleichterten Seufzer zeigte sie wieder keinerlei Reaktion und der Vampir betrachtete sie eindringlich. Eigentlich konnte es ihm egal sein, wie schwach sie war. Er wußte, wie weit er gehen konnte, ohne ihr Leben zu gefährden und selbst wenn er Anzeichen übersehen sollte - was kümmerte es ihn, wenn sie starb? Da draußen gab es genug Mädchen, deren Blut er sich holen konnte. »Aber keines wie ihres«, wusste er sicher, »Sie zu töten wäre wirklich dumm!« Dennoch kniete er sich auf´s Bett und kroch langsam zu ihr. Sie nahm die Bewegung wahr und begann leicht zu zittern, blieb aber weiterhin, mit dem Rücken zu ihm gedreht, liegen. Er spürte ihre Angst, konnte sie förmlich riechen, ebenso wie er ihr Blut roch. Ein Duft so verlockend, wie der Gesang einer Sirene und er folgte dieser Verlockung nur zu gerne. Hikari fühlte, wie er sich dicht hinter sie legte, spürte, wie seine Hand sich auf ihre Taille schob und vernahm seinen beschleunigten Atem. Nur eine Sekunde später spürte sie diesen auch in ihrem Nacken. "Bitte nicht...", brachte sie kaum hörbar hervor und versuchte, sich zusammen zu kauern, was sie jedoch nicht einmal im Ansatz schaffte. Sie war einfach zu erschöpft und zu schwach für jede wirkliche Bewegung und erst Recht, für eine ernsthafte Gegenwehr. "Sei doch einfach still!" murrte Ayato gegen ihren Nacken und sein Arm schlang sich vollends um ihren Körper. Voller Angst erwartete Hikari den scharfen Schmerz, doch er kam nicht. Stattdessen spürte sie, wie er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub und sie fester an sich zog. "Ayato...-kun...", entwich es ihr leise. "Halt den Mund und schlaf", murrte er erneut, "Ich bin müde und will dein Blut, wenn ich aufwache! Also schlaf gefälligst und erhol dich." Das Mädchen glaubte, zu träumen. Niemals würde Ayato auf ihr Blut verzichten, nur weil es ihr schlecht ging oder sie ihn darum bat. Es konnte nur ein Traum sein. Wenn sie jetzt so einschlief, wäre sie bei ihrem Erwachen sicher bei diesem fremden, blonden Vampir und den Brüdern, von welchen dieser gesprochen hatte. Und wenn es ein Traum war, was sprach dagegen, diesen einfach zu genießen? Sie würde früh genug erwachen und wieder mitten in der Hölle sein. Vorsichtig tasteten ihre zitternden Finger nach Ayato´s Hand. Es kostete sie unglaubliche Anstrengung, doch sie wurde belohnt und erreichte seine kalten Finger. "Übertreib es nicht, Chichinashi", knurrte es mahnend in ihr Ohr und kein Hauch der Müdigkeit von gerade war mehr zu vernehmen, "Greif niemals nach der Hand eines Vampirs..." Sofort beendete Hikari ihre Anstrengung und ihre Hand sankt kraftlos wieder auf´s Bett. »Kein Traum«, war sie sich jetzt sicher. Es war real und diese Realität verwirrte sie vollkommen. Warum tat Ayato das? Er hatte sie ganz sicher beissen wollen und dennoch lag er nun ruhig hinter ihr und hielt sie einfach nur fest. Oder besser, er klammerte sich an sie, wie ein kleiner Junge an seine Mutter, nachdem er aus einem schlimmen Albtraum erwacht war. Allzu gern hätte sie ihn gerfagt, was los war, doch er hatte ihr zum einen, mit seinen letzten Worten deutlich gemacht, dass das Tier in ihm nur darauf wartete,, dass er es frei ließ und zum anderen war sie einfach viel zu erschöpft, sich weiterhin wach zu halten. Als sie schon beinahe eingeschlafen war, legten sich seine kalten Finger sanft um ihre Hand und hielten sie fest. Ein leichtes Lächeln umschlich ihre blassen Lippen und sie war endgültig eingeschlafen. Als Hikari erwachte bemerkte sie zuerst, das sie nicht mehr fest gehalten wurde. Dann kamen die Erinnerungen und sie schoss förmlich hoch. Ihre Augen suchten die andere Bettseite ab, doch sie war allein. "Suchst du Ayato-kun?" ließ eine Stimme in ihrem Rücken sie mit einem leisen Aufschrei herum fahren. Auf dem Lesesessel am Fenster saß Reiji, schob mal wieder an seiner Brille herum und blickte sie missbilligend an. "Du hast ganze 3 Tage und Nächte geschlafen", seufzte er entnervt, "Sollte er etwa die ganze Zeit bei dir liegen?" Er erhob sich und trat bedrohlich zu ihr, sodass sie hektisch den Kopf schüttelte, als Antwort auf seine Frage und in der Hoffnung, er würde ihr dann nicht noch näher kommen. Das tat er jedoch trotzdem und lehnte sich sogar, noch bedrohlicher, über sie. "Du machst eine Witzfigur aus ihm", knurrte er ihr entgegen, "Wie ein braves Hündchen hat er bei dir gelegen, bis vor wenigen Stunden noch und hat aufgepasst, dass niemand dir zu nahe kommt. Bettelt er auch schon um dein Blut, statt es sich zu nehmen, wenn er es will, huh?" Seine Hand krallte sich in das T-Shirt, welches Ayato ihr scheinbar statt der Schuluniform angezogen hatte, drehte seine schlanken Finger in den Stoff ein und zog ihn damit enger um Hikari´s Körper. Dann zerrte er sie das letzte kleine Stück zu sich und funkelte ihr genau in die Augen. "All meine Brüder sind regelrecht verrückt nach deinem Blut", knurrte er gefährlich, "Wenn es wirklich so besonders ist, will ich es haben und ich werde nicht darum betteln wie dieser armselige Freak, der sich selbst Ore-sama nennt! Ich nehme, was immer ich will und das wann und wie ich es will! Ich habe mich schon viel zu lange zurück gehalten!" Mit einem Ruck zerrte er sie noch näher und sofort spürte sie den scharfen Schmerz in ihrer linken Halsbeuge. »Damit sind es jetzt alle sechs...«, war ihr schmerzlich bewusst, »Die Hölle ist ein Spießroutenlauf.« Sie spürte, wie Reiji das Blut aus ihrem Körper sog, wie seine Arme sie umschlangen und ganz fest an ihn zogen, bevor seine Zähne sich ein weiteres Mal in ihren Hals bohrten und sie sein zufriedenes Seufzen vernahm. Hikari´s Herz krampfte sich zusammen und mit aller Kraft wehrte sie sich gegen das Gefühl, welches langsam in ihr aufstieg. »Ich will das nicht!«, schrie sie innerlich, »Das ist mein Körper und ich lasse das einfach nicht zu, verdammt!« Ihre Hände stemmten sich gegen Reiji´s Schultern und sie versuchte mit aller Kraft, ihn von sich zu drücken. Das jedoch hatte lediglich zur Folge, dass seine Zähne sie deutlich mehr verletzten und somit auch deutlich mehr Schmerz bereiteten. So viel Schmerz, dass sie laut aufschrie und dann schluchzend in seiner Umklammerung erschlaffte. "So ist es brav", vernahm sie seine höhnenden Worte, "Sei ein gutes Mädchen und ergib dich mir. Dann bist du für immer mein!" Er biss erneut zu und abermals schrie Hikari auf. Doch es war ein Wutschrei, welcher gleichzeitig den Schmerz erträglicher machen sollte, da sie direkt erneut versuchte, sich energisch von ihm fort zu drücken. »In dem Moment in dem du aufhörst, dich zu wehren, wirst du in diesem Haus sterben«, hallten Subaru´s Worte plötzlich in ihrem Kopf. Genau so war es. Sich den Vampiren und diesem Schicksal einfach zu ergeben würde am Ende nichts als einen qualvollen Tod bringen. Jeder der Brüder wollte sie besitzen und würde sie sich jedem von ihnen ergeben, konnte sie daran nur zugrunde gehen. Wenn sie ihnen auch nicht wirklich entkommen konnte, so musste sie doch dagegen kämpfen, von ihnen einfach nur benutzt zu werden, wie ihnen gerade der Sinn danach stand. Immer kräftiger stemmte sie sich gegen Reiji, presste ihre Kiefer fest aufeinander um ihre Schreie wenigstens etwas zu dämpfen und den immer stärker werdenden Schmerz zu ertragen. Wenigstens verhinderte dieser Schmerz das gefährliche Verlangen ihres Körpers, welches diese verfluchten Bisse immer wieder auslösten. Dennoch würde sie diesem Schmerz auch nicht mehr sehr lange standhalten können, wenn sein Limit nicht endlich erreicht war. Dann ganz plötzlich ließ er nach und für den Bruchteil einer Sekunde fühlte sie sich frei. Dann jedoch hatte sie das Gefühl, ihre Handgelenke würden jeden Moment einfach zersplittern. Sie fühlte das Gewicht auf ihrer Hüfte und die eiskalten Finger, welche ihre Handgelenke mit der Gewalt eines Schraubstocks umklammerten. Reiji hockte auf ihr und hatte sie absolut bewegungsunfähig gemacht. Mit einem diabolischen Grinsen lehnte er sich ganz dicht zu ihrem Gesicht und verzog spöttisch den Mundwinkel. "Weißt du, du wertloser Mensch, mir persönlich ist es egal, wie sehr meine Zähne dein Fleisch aufreissen und welche Narben dadurch zurück bleiben", schnurrte er gefährlich, "Wenn du aber versuchst, mich gänzlich von dir weg zu drücken und mir dein Blut zu verweigern, dann muss ich dir leider zeigen, wo dein Platz ist..." Seine Finger schlossen sich noch härter um ihre Handgelenke und Hikari schrie schmerzlich auf. "Ich könnte sie dir mit Leichtigkeit brechen...", klang seine Stimme in einem bedrohlichen Hauch direkt an ihr Ohr, "Ich könnte jeden einzelnen deiner Knochen brechen und dich dann einfach zum Sterben liegen lassen. Oder ich könnte weiterhin jede Blutzufuhr zu deinen Händen unterbrechen bis sie anfangen abzusterben und zu faulen und wenn ich dich dann wieder freigebe wird das abgestorbene Blut aus deinen Händen sich in deinem ganzen Körper verteilen, dich langsam aber sicher vergiften und qualvoll sterben lassen..." Hirkari sog hörbar Luft ein und zitterte heftig vor Angst und Schmerz. Dieser Vampir war definitiv der gefährlichste der sechs Brüder. Hinter Reiji´s perfektem Erscheinungsbild und dem großen Wert auf Sitte und Anstand, verbarg sich ein, von blindem Zorn zerfressener, Sadist wie er im Buche stand. Von diesem Vampir konnte sicher selbst der Marquis de Sade noch vieles lernen. Sein leises, amüsiertes Lachen unterstrich dies nur noch. "Ich könnte mir auch einfach nur dein, wirklich unglaublich wohlschmeckendes, Blut nehmen...", spürte sie zuerst seinen Atem über ihren Hals gleiten und direkt danach seine kalte Zunge, "Bis auf den letzten Tropfen...." Hikari´s Augen weiteten sich und sein erneutes, leises Lachen ließ einen unangenehmen Schauer über ihren Rücken rollen. Beinahe panisch sah sie ihm in die Augen, als er den Kopf anhob, um ihr Gesicht sehen zu können. "Was also wünscht du dir von mir, Menschlein?" wisperte er herausfordernd, "Schmerz...?" Er ließ seine Zunge nochmals über ihren Hals streichen, wodurch ihr ein ängstlicher Laut entwich und ihr Zittern heftiger wurde. "...den Tod...?" Seine Stimme war ein verheißungsvolles Flüstern und seine Zähne kratzen spürbar über ihre Haut. "...oder Liebe...?" Quälend langsam bohrten seine Zähne sich in ihre Kehle und mit einem schmerzvollen Seufzen bog ihr Körper sich ihm entgegen. "Als wüsste auch nur einer von euch, was Liebe ist", presste sie abfällig hervor. Die körperliche Gegenwehr hatte sie aufgegeben. Das brachte lediglich Schmerz und ihr Leid würde den Vampir nur noch mehr anstacheln. Also wehrte sie sich mit dem Einzigen, was ihr in ihrer Situation noch blieb - mit Worten. "Ihr seid allesamt schlimmer als wilde Tiere", spieh sie hervor, während Reiji sie weiterhin ihres Blutes beraubte, "Die quälen ihre Beute nicht zum Spass oder ergötzen sich an deren Leid. Bestien seid ihr! Das ihr euch überhaupt wagt, ein Wort wie 'Liebe' auszusprechen, ist absoluter Hohn!" Sie konnte fühlen, wie seine Lippen sich zu einem Grinsen verzogen und er gleich darauf von ihr abließ, um sie erneut anzusehen. Seine Griffe lockerten sich bis zu einem erträglichen Grad und in seinem Gesicht erkannte sie deutliches Interesse. "Du hast Recht", lächelte er beinahe, "Keiner von uns weiß wirklich, was Liebe ist. Wir sind Vampire und waren es schon immer. Menschliche Gefühle sind uns fremd! Liebe hätten wir nur von anderen erfahren können, doch wir alle kennen nicht einmal Mutterliebe..." Seine Stimme senkte sich immer weiter ab und er lehnte sich so dicht zu ihren Lippen, dass er sie schon hauchzart berührte. "Und Mädchen die zur Beute werden, bringen ihrem Jäger keine Liebe entgegen...nicht wahr...?" Er drängte ihr zielstrebig einen Kuss auf, war dabei aber so erschreckend zärtlich, dass Hikari´s Körper direkt mit einem leichten Kribbeln antwortete. Ihre, vor Entsetzen, geweiteten Augen musterten Reiji genau. Er hatte die Augen geschlossen und wirkte wirklich, als würde er diesen Kuss genießen. Als er dann auch noch ihre Handgelenke frei gab, war ihre Verwirrung vollkommen. Im nächsten Moment schmiegte seine Hand sich an ihren Hals und Nacken und sein Daumen streichelte sanft über ihre Wange. Sie bekam sofort eine Gänsehaut und das Kribbeln in ihr wurde stärker. Noch konnte sie es kontrollieren, aber dies konnte sich von einer auf die andere Sekunde ändern. Es hing ganz davon ab, was Reiji tat oder noch tun würde. Der unterbrach den Kuss, öffnete die Augen und zog sich nur wenig zurück. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln, dass ihn viel weniger kalt aussehen ließ und sein Daumen strich noch immer federleicht über ihre Wange. "Du sehnst dich so verzweifelt nach Liebe, kleines Menschenmädchen...", flüsterte er und sogar seine Stimme klang viel weicher als sonst, "...so verzweifelt, dass du sie sogar bei Wesen wie uns suchst..." Er schloß erneut seine Augen, um sie abermals zu einem unglaublich berauschenden Kuss zu verführen. Dieses Mal erlag Hikari seinem Charme und ihre Lider schlossen sich ebenfalls. »Seine Abgründe sind die tiefsten von allen«, war da ein kurzer Gedanke, »Aber noch niemals bin ich so unglaublich zärtlich geküsst worden... Dr. Jekyll und Mr. Hyde...« Als Reiji sie frei gab und plötzlich neben dem Bett stand, blinzelte sie kurz irritiert. Sie fühlte sich, als hätte man sie aus einem wunderschönen Traum gerissen und brauchte einige Augenaufschläge lang um zu begreifen, was geschehen war. Dann blickte sie den hochgewachsenen Vampir ungläubig an. "Erwarte nicht, dass ich oder irgendeiner meiner Brüder dir soetwas wie Liebe entgegen bringt", sagte er nun in seinem üblich, abfälligen Ton und seine magentafarbenen Pupillen blitzten so kalt wie eh und je, "Das einzige, das Vampire wie wir wirklich lieben, ist Blut! Und selbst wenn es nicht schon lange zu spät dafür wäre...wie will ein jämmerliches, kleines Menschlein wie du uns zeigen, was Liebe ist? Wo du es doch selbst nicht weisst..." Er drehte sich um und ging. Wie versteinert saß Hikari da und starrte ihm nach, sah zu, wie er ganz langsam die Tür hinter sich schloß, während in ihrem Kopf ganz großes Kino stattfand. Was ging hier verdammt nochmal vor sich? War sie wirklich derart leicht zu durchschauen für sie alle? Wie war es möglich, dass sie immer genau ins Schwarze trafen, wenn sie es wirklich darauf anlegten? Verriet sie sich derart deutlich selbst oder waren Vampire so empathisch, dass sie jederzeit erfühlen konnten, was in ihr war? Und was für ein Spiel spielte Reiji mit ihr? Was hatte er ihr mit seinen Küssen beweisen wollen? Hatte er ihr damit überhaupt etwas beweisen wollen? Oder hatte er sie einfach nur getestet? Das leise Klicken der Tür riss sie sowohl aus ihren Gedanken, alsauch aus ihrer Starre. "Reiji-kun, bitte warte", sprang sie hektisch vom Bett hoch und lief zur Tür. Mit Schwung riss sie diese auf und wäre beinahe in den zweitältesten Bruder hinein gerannt, weil dieser noch direkt vor der Tür stand und sie grinsend von oben herab ansah. Sofort sank sie wieder etwas in sich zusammen, blieb aber standhaft und sah ihm genau in die Augen. Auch als dieser sich wieder dicht an ihr Ohr hinab lehnte, wich sie weder zurüch, noch ließ sie ein Zittern ihres Körpers zu. "Wenn ich dich besitzen will, dann wirst du schneller darum betteln mein werden zu dürfen, als du für die Entscheidung gebraucht hast, mir nach zu laufen", hauchte er beinahe arrogant, "Wähle deine Wünsche weise, kleines Menschenmädchen, denn jeder von uns könnte sich dazu entscheiden, sie dir zu erfüllen..." Dieses Mal ging er wirklich und ließ Hikarie noch unschlüssiger zurück, als zuvor in ihrem Zimmer. Reiji hatte genau gewusst, dass sie ihm nachlaufen würde und direkt vor der Tür auf sie gewartet, um ihr noch deutlicher zu machen, dass sie ihm absolut ausgeliefert war. Egal was auch immer er wollte, konnte er auch mit Leichtigkeit bekommen und sie sogar noch dazu bringen, es ihm mit Freude zu geben. Oh ja, Reiji war ganz sicher der gefährlichste der Brüder. Bei ihm in Ungnade zu fallen mußte sie tunlichst vermeiden, wenn sie einem grausamen Tod durch eiskalte Folter entgehen wollte. Glücklicherweise war er nicht so ein versessener Jäger wie die beiden grünäugigen Teufel und präsentierte seine Überlegenheit lieber stilvoll. Mit ihm eine halbwegs tragbare Co-Existenz aufzubauen, dürfte für sie ebenso im Bereich des Möglichen liegen, wie bei dem Faultier Shu. Auch für Subaru würde sie sicherlich eine annehmbare Lösung finden, so selten nur möglich mit ihm konfrontiert zu werden. Der kleine Irre mit dem Teddy würde allerdings wohl dauerhaft ein ernstes Problem darstellen. Mit ihm auf irgendeine Weise co-existieren zu können, erschien Hikari derart unmöglich, dass sie sogar fürchtete, dass er zu einem größeren Problem für sie werden könnte, als die beiden besitzergreifenden Rotschöpfe. Langsam schloß sie die Tür und ging zurück zum Bett. Völlig in Gedanken ließ sie sich auf die Bettkante sinken und starrte ins Leere. Sie brauchte einen Plan. Einfach nur von diesem auf den nächsten Tag zu überleben reichte nicht aus. Sie konnte sich nicht dauerhaft von den Brüdern umher scheuchen lassen wie ein verängstigtes Reh und hoffen, dass irgendwann etwas besser werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)