Ein Hexentraum von Pureya (A Witch‘s Dream) ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Kaum war der Impala zum stehen gekommen sprang Sam hinaus und rannte in den Bunker. Selbst als er auf der schmalen Eisentreppe hinunter fast das Gleichgewicht verlor wurde er nicht langsamer, sondern stoppte erst als er im Lesesaal angekommen war. Er unterdrückte sein Bedürfnis nach Luft zu schnappen und lauschte angestrengt. Durch die leeren Flure wurde der Schall perfekt übertragen und verriet ihm, dass ihn sein Instinkt nicht getäuscht hatte. Castiel hatte Dean hierher gebracht. Hastig rannte Sam in das Lager, um die Beschwörung von Erzulie vorzubereiten. Mit Kreide malte er ihr Veve auf den Boden. Ein großes Herz, durchbohrt von einem Schwert und umgeben von stilisierten Blumen. In die Mitte stellte er eine große Holzschale in welche er alle Gegenstände aus Gold warf, die er finden konnte. An die vier Ecken des Veves stelle er grüne Kerzen, nachdem er in jede den Namen Erzulie hinein geritzt hatte. Er entzündete die Kerzen und übergoss die goldenen Schmuckstücke und Münzen in der Schale mit duftendem Rosenwasser. Dann setzte er sich mit verschränkten Beinen an die untere Seite des Veves und schloss die Augen. Mit unglaublicher Kraftanstrengung gelang es Sam sich von allen störenden Gedanken zu lösen und sich nicht mehr zu fragen was im Zimmer seines Bruders vorging. Es war eine Hilfe, dass er seine übernatürlichen geistigen Kräfte damals exzessiv genutzt und genau diese Technik der Konzentration trainiert hatte. Als er ganz allein in seinem Kopf war, öffnete er den Mund: "Erzulie, ich rufe dich in dieses Haus. Erzulie, nimm die Opfer, die ich dir bringe. Erzulie, ich rufe dich zu mir. Erzulie, nimm die Opfer, die ich dir bringe." Kaum hatte er die letzte Silbe formuliert, färbten sich die Flammen der Kerzen rosa. Sam öffnete die Augen und sah sich einer wundervollen, aber zeitgleich beängstigenden Gestalt gegenüber. Dunkelbraune Augen mit goldenen Sprenkeln darin starrten ihn an. Sie gehörten zu einer halbnackten Frau mit mahagonifarbener Haut. Die tiefschwarzen Haare waren kunstvoll mit bunten Bändern durchflochten und wallten ihren Rücken hinunter. Volle Brüste wurden kaum von einem golddurchwirkten Stoff verhüllt. Sie saß Sam gegenüber an der Stelle wo bis eben noch die Opferschale gestanden hatte. Ihre geschwungenen Lippen enthüllten strahlend weiße Zähne als sie amüsiert lächelte. Alles an dieser Frau strahlte Üppigkeit und pures Leben aus. Sam war sprachlos. Die Dame nicht. "Was für ein Glück ich doch habe." Sie gluckste erfreut, beugte sich vor und ergriff das Kinn des immer noch starren Jägers. "Du siehst wirklich gut aus. Jaja. Also sag mir, wofür hast du mich gerufen, beau garçon?", schnurrte sie. "Ääähhh...", antworte Sam und befreite sich aus ihrem Griff. Ihre Finger hatten wirklich stark zugedrückt. "Bist du Erzulie?", fragte er unsicher. "Aber ja. Doch du darfst mich nennen wie du willst." Und sie schenkte Sam ein weiteres zweideutiges Lächeln. Dieser beschloss es zu ignorieren. "Ich habe nicht viel Zeit etwas zu erklären! Ein Freund von mir ist vermutlich mit einer Art Liebeszauber belegt, oder irgendetwas in der Art und ich glaube, dass der von dir ausgelöst wurden ist und jetzt dreht er mit jeder Stunde mehr durch", sprudelte es aus Sam heraus. Erzulie zog eine Augenbraue hoch und ihr durchdringender Blick schien sich noch zu verschärfen. Plötzlich lachte sie los. "Aber das ist doch ganz simpel. Bring ihn einfach mit seinem Darling zusammen. Dafür sind Liebeszauber eben da", schmunzelte sie. Sam schüttelte ungeduldig den Kopf. "Nein, er hat keinen Darling und ich habe Angst, dass er noch irgendwem etwas antut!", versuchte er ruhig zu erklären. Erzulie unterbrach ihn. "Warum hat er dann einen Liebeszauber gewollt?", fragte sie neugierig. "Hat er ja nicht! Die Geschichte ist etwas komplizierter." Erzulie stützte neugierig das Kinn in die Hände und riss ihre dunklen Augen auf. "Erzähl mir alles!", forderte sie. Sam atmete tief durch und versuchte die Ungeduld in seiner Stimme zu vertreiben. Mit Göttern zu reden war anstrengend. "Eine Hexe in Utah, genauer gesagt Monroe muss dich beschworen und um einen Liebeszauber gebeten haben. Der hat vermutlich über sieben Männer durchdrehen lassen. Wir haben die Hexe daraufhin getötet und nun zeigt unser Freund genau die Symptome eines sehr starken Liebeszaubers", rasselte er im Schnelldurchlauf runter. Erzulie nickte aufmerksam lauschend. "Leider wissen wir nicht wie die Hexe hieß, oder irgendetwas anderes und vermutlich erinnerst du dich nicht mehr an sie", fuhr er fort. "Doch natürlich. Das war Kendra. Ein hübsches Mädchen. Sehr klug, und hatte einen fantastischen Männergeschmack. Dich hätte sie auch süß gefunden", unterbrach ihn Erzulie erneut und zwinkerte ihm zu. Sam sah sie verblüfft an. "Wirklich? Du weißt von wem ich rede?", fragte er aufgeregt. Erzulie nickte selbstgefällig. "Oh ja. Ihr Freund hat aus welchem Grund auch immer mit ihr Schluss gemacht. Das hat ihr gar nicht gefallen. Und so gab ich ihr den Blick", erklärte sie. "Den Blick?" "Ja, der Blick. Nur ein Blick in ihre Augen und jeder Mann mit einem schlagenden Herzen verzehrt sich nach ihr. Wirkt jedes mal." Und sie schenkte Sam einen verführerischen Augenaufschlag. Der ignorierte es erneut tapfer. "Aber sie ist tot, warum wirkt es immer noch?" Sam wurde immer unruhiger. Dieses Gespräch dauerte schon viel zu lange und wer weiß was gerade mit seinem Bruder geschah. Erzulie zuckte mit den Schultern. "Ihr habt sie getötet. Der Zauber gehört dem der sie getötet hat." Bevor Sam sie unterbrechen konnte hob sie eine ihrer schmalen Hände und fuhr fort. "Natürlich nicht der Blick. Aber Kendras letzte Eroberung ist der rechtmäßige Preis." "Oh Gott!", stieß Sam hervor und sprang auf. "Wie stoppt man das Ganze?", fragte er eindringlich. Erzulie runzelte ihre Stirn ein wenig, als sie seinen scharfen Ton hörte und erhob sich ebenfalls. Der wertvolle Stoff betonte jede Kurve ihres Körpers perfekt und enthüllte genug um die Fantasie nicht überstrapazieren zu müssen. "'Das Ganze' ist ein Geschenk, beau garçon. Die Liebe ist etwas wundervolles. Ich weiß das, schließlich bin ich dessen Göttin." Sie lachte leise. Sam unterdrückte ein Seufzen. "Ja, stimmt schon, aber dieses Geschenk ist hier leider komplett verschwendet. Bitte! Nimm es zurück! Ich flehe dich an!" Diese Worte schienen Erzulie zu gefallen, denn ihr Gesicht bekam den neckischen Ausdruck zurück. "Ich liebe es, wenn Männer flehen. Es passiert so selten", flüsterte sie und legte eine Hand auf Sam´s Schulter. "Ich mag dich, beau garçon, wirklich. Du hast Feuer. Siehst unschuldig aus, aber das Feuer kannst du nicht vor mir verbergen. Also..." Und sie trat hinter Sam und flüsterte ihm leise ins Ohr. "Was bekomm ich für meine Hilfe?" Sam stand stocksteif da. Ungewollte Gänsehaut zog sich über seinen Rücken, als Erzulies Atem sein Ohr umspielte. Er schluckte. "Was möchtest du denn?", fragte er vorsichtig. Er konnte sie kichern hören. "Oh beau garçon, das weißt du doch. Aber weil ich dich mag und um meinen guten Willen zu beweisen, werde ich mein Geschenk erst später abholen." Und plötzlich trat sie wieder in sein Sichtfeld und klatschte in die Hände. "Also, wo ist dein Freund? Und welches Mädchen hatte das Glück einen Mann völlig verrückt auf sie zu machen?" Sam seufzte. "Da hinten den Flur runter und das Mädchen ist mein Bruder." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)