Kristallmagie von ruikamo ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ein blitzschneller Hieb von links. Blut spritzt und das Monster heult laut auf. Blind vor Schmerz holt es mit seiner Kralle aus und versucht mich zu zerfetzen. Wie im Rausch bewegen sich meine Beine instinktiv. In einer Zickzacklinie weiche ich den rasiermesserscharfen Pranken aus. Meine Bewegungen sind rasantschnell, trotzdem spüre ich jeden meiner Schritte, jede meiner Muskeln, durch die immer wieder ein elektrisches Pochen fährt. Ich stoße mich kräftig vom Boden ab und starte im Sprung einen weiteren Angriff, dieses mal von hinten. Der Griff meines Schwertes liegt kühl und schwer in meiner Hand. Aber bevor ich es schwingen kann, trifft mich der gepanzerte Schwanz des Ungetüms am Rücken. Zwar entweicht alle Luft aus meiner Lunge, ich schaffe es aber mich geschickt abzurollen und sofort wieder los zu stürmen. Ich werde es jetzt beenden, wahrscheinlich reicht ein zehntel meiner Kraft schon aus. Leichtfüßig schaffe ich es auf den geschuppten Rücken des Monsters. 1,004 Sekunden, länger wird es nach meinen Berechnungen nicht mehr dauern. Ein kühler Schauer fährt durch meinen Arm, als ich in dem Bruchteil einer Sekunde einen glatten, blau Schimmernden Kristall aus meinem, um die Hüften gebundenen Lederbeutel, hole und ihn in eine pass gerechte Form an meinem Schwert setze. Ein blauer Lichtblitz zuckt zwischen mir und meinem Schwert hin und her. Ich merke, wie sich meine Geschwindigkeit weiter erhöht, die Macht des Kristalls lässt alles um mich herum wie in Zeitlupe wirken. Und dann ist es vorbei. Der riesige Kopf des Monsters fällt hinter mir zu Boden. Blitze zucken kurz auf, bevor sie wieder verschwinden. Während ich mich aufrichte, um den Kristall wieder in meinen Beutel zu tun und mein Schwert wieder in seine Scheide zu stecken, umspielt ein seichter Wind meine langen Haare. Mein Begleiter kommt aus seinem Versteck heraus und stürmt begeistert auf mich zu. Mein Vater hat ihn mir als Lehrling zugewiesen, jedoch ist der gleichaltrige bis jetzt nur als Packesel zu gebrauchen. "Prinzessin Azusa! Oder sollte ich Meisterin sagen? Auf jeden fall war das einfach unglaublich! Der gefrorene Blitzkristall ist einfach so mächtig und zusammen mit eurem Geschick...!" "Toran", unterbreche ich ihn etwas genervt " dies war weder meine volle Kraft, noch habe ich die des Kristalls voll ausgeschöpft. Und doch..." unzufrieden beiße ich mir auf die Lippe "ich habe mich um 0,001 Sekunden verschätzt, das wir kein zweites mal passieren!" Mit selbstbewussten Schritten durchquere ich die Stadt, die rund um das Schloss liegt. Natürlich ziehe ich viele Blicke auf mich, es passiert ja nicht alle Tage, dass man eine Prinzessin zu Gesicht bekommt. Toran stolpert mir nach, bemüht nicht den riesigen Rucksack fallen zu lassen. "In letzter Zeit häufen sich aber Angriffe solcher Art..." "Stimmt..." ,nachdenklich beschleunige ich. "wartet bitte... Meisterin!", keucht Toran hinter mir. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Ein alt bekanntes Gefühl, wenn ein Kristall in der Nähe ist. Instinktiv fährt meine Hand zu meinem Schwert. Auf einmal beginnt der Boden zu beben. Schreie mischen sich mit dem Geheul eines weiteren Ungeheuers. Menschenmassen versuchen zu fliehen, so dass es schwer wird einen Blick zum Stadtrand werfen zu können. Endlich habe ich mich durch die Menge gekämpft und bin nun etwas abseits des Gedränges, in dem ich Toran verloren habe. Vorsichtshalber lege ich jetzt schon den Kristall in die Form an meinem Schwert. Zwar könnte ich ein Monster auch ohne besiegen, aber mit so vielen Bürgern in der Nähe darf ich nichts riskieren. Ich nehme meine typische Kampfpose ein und versuche mich zu beruhigen. Es kommt äußerst selten vor, dass sich eines der Ungetüme so weit vor wagt. Vielleicht haben es die Jäger getrieben? Das kann nicht sein. Es gibt klare Anweisungen meines Vaters, die besagen niemals ein Monster zur Stadt zu lassen. Die Kraft des Kristalls entlädt sich und versetzt mir einen Schub, der mich bis zu einpaar Bäumen befördert. Ich lehne mich mit dem Rücken an den dicksten Stamm und warte. Mein Schwert liegt ruhig in meiner Hand. Plötzlich ertönt ein ohrenbetäubendes Brüllen, gefolgt von weiteren Beben. Geschockt blicke ich zu den Bäumen hinauf, unfähig mich zu bewegen. Es ist ein Monster, keine Frage, aber ein so großes Exemplar habe ich noch nie gesehen, nicht einmal in den Büchern meines Vaters. Kalter Schweiß läuft mir den Nacken herunter. Wer Schwäche zeigt ist so gut wie tot, also reiß dich zusammen! Leichtfüßig weiche ich einer riesigen Kralle aus. Das Monster scheint mich kaum zu beachten und marschiert Richtung Schloss. Ich sammle genügend Kraft von dem gefrorenen Blitzkristall, um einen Angriff zu starten. Mit rasanter Geschwindigkeit stürme ich auf eines der geschuppten Beine zu. Ich hole so weit ich kann aus und mobilisiere alle Blitze auf einen Punkt. Ein blau-weißes Feuerwerk entsteht, fügt dem Monster aber kaum Schaden zu. Ich muss die Zähne zusammenbeißen, um nicht von meinem eigenen Angriff zurückgeschleudert zu werden. Nun habe ich es aber auf mich aufmerksam gemacht, so dass es immer wieder nach mir ausholt. Oft kann ich nur knapp ausweichen, in dem ich mich mit der Hand vom Boden abstoße und ein Flick Flack aus der Gefahrenzone heraus mache. Es hat einfach keinen Sinn. Gegen so ein starkes Monster habe ich noch nie gekämpft und alle Kristalle, außer dem gefrorenen Blitzkristalls, darf ich nur mit einer Schriftlichen Erlaubnis des Königs benutzen. Aber, wenn ich es mir richtig überlege, ist dass hier ein Notfall. Natürlich werde ich keinen der stärkeren Benutzen, dass wäre viel zu gefährlich. Aber es gibt einen Weg, um auch schwächere Kristalle stark zumachen: Eine Kombination! Natürlich gibt es Kristalle, die wirksamer in einer Kombination miteinander arbeiten, als andere, es wurde aber vor kurzem durch Forschungen in unseren Schmieden und Laboren herausgefunden, dass Kristalle immer zusammen wirken können, manche schlechter, manche besser. Zusammen in einer Waffe heben sie sich nicht gegenseitig auf oder bekämpfen sich. Nur wenn die Kraft zwei oder mehrerer Kristalle bei einem Kampf frontal auf einander treffen, besiegt der stärkere den schwächeren. Es ist also egal, welchen Kristall ich nehme, nur wie stark die Kombi wird verändert sich. Vorsichtig hole ich aus meinem Lederbeutel einen weiteren Kristall heraus. Er ist strahlend weiß. Ein Eiskristall und ein gefrorener Blitzkristall wirken gut miteinander, es gibt natürlich viel bessere, die sogar noch nicht entdeckt wurden, aber da sie beide etwas mit Kälte zutun haben, sollte sich meine Kampfkraft beachtlich erhöhen. Ich spüre wie der Druck auf meinem Schwert wächst. Blaue und weiße Blitze zucken vom Schwertgriff zur Schwertspitze und dann runter zu meinem Arm. Kälte breitet sich in ihm aus und macht ihn taub. Ein weiteres mal stürme ich auf das Monster zu. Dort wo ich es treffe, breitet sich Eis aus und endlich kann ich etwas ausrichten. Ein gezielter Stoß durch die monströse Brust lässt es schwanken und letztendlich umfallen. Der Kampf ist vorbei. Erschöpft tue ich die beiden Kristalle wieder in meinen Beutel und setze mich auf einen Baumstamm. Langsam atme ich ein und aus. Plötzlich spüre ich wieder einen Schauer meinen Rücken herunter laufen. Im Gebüsch raschelt irgendetwas. "Wer ist da?", rufe ich mit fester Stimme. Aus den Augenwinkeln erkenne ich noch einen Stiefel, der aber schnell weg huscht. Ich stürme hinterher, vielleicht hat dieser Jemand etwas mit der Größe des Monsters zu tun. "Stehen bleiben!" meine Hand umfasst mein Schwert fester. Dann höre ich es wieder rascheln, dieses mal von rechts. Ich ändere meine Richtung und laufe näher an das Geräusch heran. Ruckartig trete ich die Zweige weg. Ich seufze "Toran, was machst du hier?" "Eh, ich habe euch gesucht... und dann war da dieses Gebrüll... und naja, ich weiß ja wie stark ihr seid, aber...", er richtet sich auf und zupft sich einpaar Blätter aus den Haaren. "Das war kein normales Monster... wir sollte umgehend zum Palast zurückkehren und Bericht erstatten", unterbreche ich ihn. "K-kein normales...?" Toran sieht mich verdattert an. Ich beachte ihn nicht und gehe voraus. Kapitel 2: ----------- "Azusa! Was hast du dir nur dabei gedacht?!", die Stimme meines Vaters ist rau, aber trotzdem kräftig. In dem großen Saal mit dem Thron hallt sie laut wieder. Seine Augen funkeln mich zornig an. "Nicht nur, dass du dich durch diesen Kampf in große Gefahr gebracht hast, du hast auch noch ohne meine Erlaubnis den Eiskristall benutzt!" In seinem Blick erkenne ich nun eine leichte Milde, die er hinter all der Erhabenheit versteckt. "Du weißt, dass du einen Kristall erst ohne Aufsicht benutzen darfst, wenn du das Element vollständig gemeistert hast." Er lehnt sich seufzend zurück. "Mein König,...",beginne ich mit fester Stimme"Ich muss euch darüber in Kenntnis setzen, dass es sich bei meinem Handeln um einen absoluten Notfall handelte! Dieses Monster war irgendwie... anders als die anderen und stellte eine Bedrohung für die umliegenden Städte dar!" Ich knie mit einem Bein auf dem Boden und hebe meinen Kopf nur ein wenig, um seine Stimmung deuten zu können. "Anders sagst du...?" nachdenklich mustert er mich. "Nun denn, sei unbesorgt mein Kind. Ich werde dieses Phänomen von meinen Jägern und Spähern untersuchen lassen. Du darfts dich zurückziehen." Erleichtert erhebe ich mich, als er noch einmal die Stimme erhebt:"Nichtsdestotrotz musst du für deine Missachtung der Regeln bestraft werden, was für dich bedeutet, dass es vorerst keine Ausflüge mehr gibt." "Jawohl..." mit zusammen gebissenen Zähnen drehe ich mich um. Dann fügt er noch leiser hinzu:"Ich will doch nur nicht, dass dir etwas passiert". Ohne mich um zu drehen antworte ich:"Ich weiß. Aber ich denke, du brauchst dir keine Sorgen machen, ich kann ein Monster in durchschnittlich 8,05 Sekunden zur Stecke bringen." Mit diesen Worten verlasse ich den prächtig verzierten Saal. "Und?" Toran hat neben der Tür zum Saal draußen gewartet. "Was und?" Ich gehe einfach an ihm vorbei in Richtung meiner Gemächer. "I-ich wollte nur wissen...ob er, naja, sauer war..." "Natürlich, ich musste schließlich den Eiskristall einsetzen.", antworte ich etwas scharf. "Tut mir leid", Toran blickt demütig zu Boden, während er neben mir her läuft. Fragend schaue ich ihn an. "Warum?" "Naja, ich habe dich ja zu einer Trainingseinheit außerhalb überredet...". Schweigend gehe ich weiter. "Ich sehe nicht ein, was du mit dem Angriff des Riesen-Monsters zutun haben könntest! Also, hast du auch nichts mit meinem Hausarrest zutun. Das ist eine Angelegenheit zwischen meinem Vater und mir." Toran schweigt. Ich schaue mich nach ihm um, aber er sieht immer noch betreten zu Boden. Eine weitere Stimme lenkt mich ab. "Azusa, ihr seid also wieder da." Es ist mein älterer Bruder Cyan. "Ja", antworte ich knapp. Unter uns Geschwistern ist es gefährlich liebevoll oder herzlich zu sein. Da ich die Jüngste bin, trifft mich zwar am wenigsten Gefahr, jedoch ist der Kampf um die Thronfolge so verstrickt, dass meine Geschwister auch befürchten könnten, dass ich sie umbringen wollte, immerhin bin ich ziemlich geschickt mit dem Schwert. Trotzdem habe ich sie lieb. "Ich nehme an, kein Monster traut sich so schnell wieder auch nur in die Nähe der Stadt! Nehmt euch in acht! Prinzessin Azusa und ihre heilige Klinge sind im Vormarsch!" Cyan gestikuliert überschwänglich und tut so als würde er ein Schwert schwingen. Ich muss lächeln. Er kann zwar gruselig bei Konferenzen sein, aber zu mir ist er meistens nett. "Kaum zu glauben, dass du mein großer Bruder bist..." meine Schroffheit ist ihm gegenüber immer schwer aufrecht zu erhalten. Auf einmal piekst er mich mit seinem Finger in die Wange. "Also...", Ein fieses Lächeln umspielt seine Lippen"Was liegt dir auf dem Herzen? Ist etwas vorgefallen? " seine Nasenspitze kommt so nah, dass ich das Cyan in seinen Augen erkennen kann, woher auch sein Name kommt. "Du bist zu nah" grob stoße ich ihn weg. "Aber wenn du schon fragst, es sieht so aus, als hätte ich eine neue Art von Monster entdeckt..." "Aha, ist das so...?" Sein wissender Blick macht mir Angst. "Was weißt du darüber, Cyan?" Er schaut wieder normal:"Hm? Ich?... In einem Dorf, in dem ich auf Durchreise war, hab ich so ein Gerücht gehört... und? Hast du es fertig gemacht? In den Boden gestampft? Absolut vernichtet?!" Ich muss kichern, er ist der einzige von meinen Geschwistern der durch meine Schutzmauer kommt... wenn ich es mir recht überlege, ist er über haupt der Einzige... bis auf Toran vielleicht. "Tja, besiegt habe ich es schon..." "Wie zu erwarten von meiner kleinen Schwester!" "Aber weil ich den Eiskristall benutzt habe, hab ich jetzt Hausarrest." Er macht ein enttäuschtes Gesicht und tänzelt um mich herum. "Zu schade, aber, du kannst ja mit deinem Lehrling trainieren" er lächelt, nickt Toran kurz zu und verschwindet dann im Wintergarten. "Prinz Cyan ist zwar irgendwie seltsam... aber auch cool!" Torans Augen beginnen zu glänzen. "Ich finde es eher beunruhigend, wenn man sich vorstellt, das er viel weiß, was wir nicht wissen...", misstrauisch verschränke ich meine Arme vor der Brust. "Aber, er hat recht. Nachdem wir uns ein wenig erholt haben, sollten wir wieder trainieren!" ich höre Toran seufzen. Als ich mich umdrehe hebt er entwaffnet die Hände: "ist ja gut, treffen wir uns im Hof, Meisterin?" ich nicke ihm zu und begebe mich dann zu meinen Gemächern. Erschöpft lasse ich mich in mein Himmelbett fallen. Ein Schmerz fährt durch meinen Rücken, wahrscheinlich hat mich der Schwanz des ersten Monsters härter getroffen, als ich dachte. Etwas gequält setze ich mich wieder auf und gehe zu meinem Schminktisch mit Spiegel, den ich eigentlich nur zum Haare hochstecken benutze. Ich krame aus einer Schublade eine verzierte Bürste heraus und fahre mir damit durch meine Haare. Sie sind lang, reichen bis zur Hüfte und haben eine bläuliche Farbe, aber nicht so kräftig wie Cyans Augen, sondern blasser, stiller. Schnell mache ich mir einen hohen Zopf und gehe dann die unzähligen Treppen zum Hof herunter. Toran wartet schon. "Meisterin! Hier drüben!", aufgeregt winkt er mir zu. Ich habe von meinen Geschwistern kämpfen in vier Schritten gelernt: Zuerst muss der Körper stark werden, dass bedeutet, dass man trainieren muss, so lange, bis man eine Waffe überhaupt halten kann. Dann muss man lernen, mit einer bestimmten Waffe zu kämpfen, ich wählte das Schwert. Schritt drei befasst sich ausschließlich mit Theorie zu Kristallen. Welche Kombis funktionieren, wie man Kristalle richtig einsetzt und so weiter. Eigentlich befinde ich mich immer noch in der vierten Phase. In dieser geht es darum, alles in Einklang zu bringen, zu kämpfen und gleichzeitig die Macht der Kristalle zu gebrauchen. Ich weiß nicht so recht, in welcher Phase Toran sich befindet. Als ich sagte er solle trainieren, wollte er gleich mit einer Waffe kämpfen, was aber selbstverständlich nach hinten los ging und mit unzähligen blauen Flecken für ihn endete. Ich dachte, ihm würde Theorie oder magische Kräfte besser liegen, aber auch davon konnte er sich nicht das geringste merken. Seufzend gehe ich zu ihm herüber. Es muss doch irgendetwas geben, was er gut kann, immerhin konnte er mein Lehrling werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)