Oneshot NaruHina von shino-girl ================================================================================ Kapitel 1: Na und?! ------------------- „Naruto!“, ruft sie vom ersten Stock ins Erdgeschoss und klingt dabei alles andere als erfreut. Hinata kam gerade von einer anstrengenden Spätschicht und wollte nur noch ein oder zwei ruhige Stunden auf der Couch verbringen, vorzugsweiße mit ihrem Freund an der Seite, und dann ins Bett. Schließlich muss sie morgen wieder in die Klinik. Da sollte sie fit sein! Aber die ruhigen Stunden scheinen gerade meilenweit weg zu sein. Sie horcht in die Stille und vernimmt ein abwesendes „Ja“ aus dem unteren Geschoss. Das reicht ihr vorerst. Zumindest hört er ihr zu. „Kommst du mal bitte?!“ Zuckersüß ist ihre Stimme auf einmal. Wäre er wirklich mit beiden Ohren bei ihr, wüsste er, dass er wohl etwas verbrochen hatte und würde eilen, um einen größeren Schaden abzuwenden. Stattdessen dauert es etwas, bis er sich erneut zu Wort meldet. Nur ab und zu hört sie ihn etwas murmeln, was aber nicht für sie bestimmt ist. „Ich kann jetzt nicht!“, kommt es dann abgelenkt und gerade so laut wie nötig aus dem Wohnzimmer. Das war für sie bestimmt, trifft aber nicht auf ihre Begeisterung. Unendlich genervt schmeißt sie ihre Jacke in den Wäschekorb und stampft nun selbst los. Hinata findet ihren Freund auf der Couch, wie sie ihn vor gut zehn Stunden zurückgelassen hatte, als sie zum Dienst musste. Im Jogginganzug, ungekämmt und mit dem Controller für die Playstation in der Hand. Nur stehen jetzt noch zusätzlich diverse leere Dosen von Energydrinks auf dem Tisch vor ihm und er sitzt in einem Krümelfeld. Überall liegen Brösel von Chips, Keksen und sogar die Reste einer Fertigpizza liegen auf einem Teller in unmittelbarer Nähe. //Wenigstens weiß er wofür diese runden, weißen Dinger nützlich sind!//, dachte Hinata sich und wunderte sich nicht im Geringsten über den Sarkasmus, der dabei in ihren Gedanken mitschwang. Bei dem Chaos hier möchte sie einfach nur noch den Schlüssel nehmen und wieder zurück ins Krankenhaus fahren. Dort ist wenigstens alles an seinem vorgesehenen Platz. Nicht, dass sie einen Sauberkeitstick hatte. Das wahrlich nicht, aber eine gewisse Ordnung sollte doch überall herrschen. Stattdessen bringt er es fertig in nur wenigen Stunden das Haus auf den Kopf zu stellen. „Hast du den ganzen Tag nichts anderes gemacht, als zu zocken?“ Wütend baut sie sich neben dem Bildschirm auf. Mehr, als einen kleinen Seitenblick erwirkt sie dabei aber nicht bei ihm. „Sasuke! Ich brauche Rückendeckung!“, schrie er lieber aufgeregt in sein Headset und drückt wie wild auf den Tasten herum. „Du hast mir versprochen oben aufzuräumen, bis ich wieder da bin. Und jetzt sieht’s hier auch noch aus wie im Saustall!“ Hinatas Stimme klingt selten so aufgebracht wie jetzt. Dazu wird sie nicht gerne ignoriert, was sie nur noch mehr aufregt. Mit verschränkten Armen stellt sie sich deshalb jetzt direkt vor den Fernseher und sieht ihren Freund auffordernd an. Sie will seine Aufmerksamkeit. Der lehnt sich allerdings nur etwas zur Seite und versucht so und mit eingeschränktem Sichtfeld weiterzuspielen. „Jetzt reicht’s!“, nuschelt Hinata zu sich selbst. Mit gezielten Handgriffen zieht sie die Stecker. Wahllos. Ihr ist es scheißegal, was da gerade vom Stromnetz getrennt wird. Hauptsache Naruto kann sich endlich voll und ganz auf die konzentrieren. „Spinnst du?“ Im ersten Moment perplex, ist er im zweiten Moment umso aggressiver. Naruto reißt sich das Headset von den Ohren und springt auf. Versucht den Schaden zu beheben. „Hast du sie noch alle? Was fällt dir eigentlich ein? Weißt du, was du getan hast?“ Rücksichtslos schubst er sie weg um an die Kabel zu kommen. „Ich hab dich von der Müllhalde geholt.“, kommt der bissige Kommentar von ihr daraufhin. „Hörst du mir jetzt endlich zu?“ Erneut ist ihre Stimme viel zu nett für diese Situation. „Du kannst mich mal!“, ist seine einzige Reaktion und ist bereits erneut abgelenkt um die Konsole wieder zum Laufen zu bringen. „Seit wann bist du so ein Arsch? Du hast mir versprochen aufzuräumen. Jetzt komm ich heim und es sieht noch schlimmer aus, als vorher. Du sitzt lieber den ganzen Tag vor dem Drecksding und spielst irgendwelche dämlichen Ballerspiele!“ Jetzt dreht Hinata vollkommen auf und lässt ihre Wut auf ihn raus. „Räum doch selbst auf, wenn’s dich stört!“ Er steckt den letzten Stecker in die Steckdosenleiste und Hinata kann beobachten, wie das System wieder hochfährt. „Ich bin nicht deine Putze!“, entrüstet sie sich, ihrer Meinung nach zu Recht. „Schön wär’s. Die würde sich nicht so aufführen!“ Es ist sein Pech, dass er in diesem Moment aufsteht und ihr einen gehässigen Blick zuwirft. Schallend handelt sich Naruto für diese Aussage eine Ohrfeige ein. „Hörst du dir eigentlich zu?“, kommt es daraufhin noch von Hinata. Scheinbar hat ihr kleiner Aussetzer auch gesessen. Zum ersten Mal, seit dem sie durch die Tür gekommen ist, schaut er sie länger als eine Sekunde an. „Seit du auf Tour gehst bist du ein riesengroßes Arschloch. Du behandelst mich wie Dreck, gammelst lieber vor dich hin, als was mit mir zu machen und bist dazu noch mies drauf.“ Sie hat Gehör bei ihm gefunden, allerdings reagiert er ganz anders darauf, wie sie sich erhofft hatte. Vielleicht ist er beleidigt, weil sie ihm eine mitgegeben hat. Ist ihm wohl noch nicht passiert. „Ist ja auch kein Wunder, wenn du mich ständig nervst. Warum bist du noch hier, wenn dich alles so ankotzt?“ Sprachlos schaut Hinata ihn nun an. Bedeutet sie ihm denn gar nichts mehr, wenn er sich so mir nichts, dir nichts von ihr trennen konnte? Wenn es den Anschein macht, er würde ihr keine Träne nachweinen? „Ich bin noch hier, weil ich nicht einfach so aufgeben wollte.“ Ihre Stimme ist auf einmal leise und wirkt zerbrechlich. „Aber es gibt wohl nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“ Resignierend muss sie feststellen, wie ihre mühsam aufrecht erhaltene Illusion in sich zusammen fällt. Sie hatte wirklich gedacht, dass sie das gemeinsam wieder hinbekommen. Aber es gibt kein Gemeinsam mehr. „Sie hatten alle Recht. Sie wussten, dass das mit uns nichts wird. Hätte ich doch nur auf sie gehört.“ //… und nicht auf mein Herz.// Mit Tränen in den Augen geht sie an ihm vorbei. Darauf bedacht ihn diese nicht sehen zu lassen. Diese Genugtuung wollte sie ihm nicht verschaffen. Nicht, nachdem sie ihm schon so viel gegeben hatte. Ohne groß nachzudenken nimmt sie sich eine Sporttasche und stopft ein paar Sachen hinein. Das nötigste. Wenn er ab Donnerstag wieder weg ist für seine nächsten Auftritte, kann sie in Ruhe den Rest holen. Kein Wort verschwendet sie für ihren Abschied. Zum einen hätte er eh nicht zugehört. Seine geliebte Playstation läuft bereits wieder und die Verbindung mit Sasuke ist wohl auch schon wieder hergestellt. Zum anderen hätte sie ihre Tränen nicht zurückhalten können und er hätte gesehen, was sie ihm nicht zeigen wollte. Den Schmerz, den er ihr zufügt, indem er sie wie ein Ding einfach wegwirft und den Liebeskummer, der sie bereits jetzt vereinnahmt. Selbst nach dem Streit und seinen verletzenden Worten frisst dieser sich in ihr Herz. Sie hatte ihm vertraut und ihn in ihr Herz gelassen. Sie hatte ihn geliebt. Falsch. Sie liebt ihn immer noch. Liebe ist für sie nichts, was an dem einen Tag kommt und an einem anderen Tag geht. Deswegen wollte sie auch dafür kämpfen. Jetzt kämpft sie nur noch gegen die Tränen und die Einsamkeit, die sich ihrer bemächtigt. Mit dem Auto fährt sie durch die Stadt. Wo nur sollte sie jetzt hin. Es ist beinahe Mitternacht. Jeder normale Mensch liegt jetzt wahrscheinlich schon im Bett und schläft. Einmal mehr fühlt sie sich so einsam, wie noch nie in ihrem Leben. Dabei hatte sie noch nie viele Freunde oder Freundinnen. Trotzdem. Seit sie die Erfahrung gesammelt hat, wie es ist einen festen Freund zu haben, dem sie bedingungslos vertrauen konnte und der immer für sie da war, hatte sie ein Bedürfnis danach entwickelt. Nach Nähe, nach Geborgenheit. Sie will nicht mehr alleine sein. Doch genau das ist sie im Moment. Auf gut Glück beschließt sie zu ihrer besten Freundin zu fahren. Vielleicht ist sie noch wach. Zögernd bleibt Hinata jedoch im Auto sitzen. Im Wohnzimmer brennt zwar Licht, trotzdem fällt es ihr schwer diesen glücklichen Umstand zu nutzen. TenTen wird alles wissen wollen, obwohl Hinata gerade nicht bereit ist, darüber zu reden. Und wenn sie dann alles weiß, wir sie einfach sagen: „Ich habe dir doch gesagt, ihr passt nicht zusammen!“ TenTen hat von Anfang an Recht behalten. Sie wusste es schon, nachdem sie Naruto zum ersten Mal gesehen hatte. Hinata bezweifelt, dass sie diesen Satz ertragen kann. Nicht jetzt, vielleicht morgen. Dann, wenn sie einen Weg gefunden hat, mit dem Schmerz zu leben. Doch die Not lässt sie tief durchatmen und aussteigen. Mit der Tasche in der Hand geht sie zur Haustüre. Erst nach einem erneuten, kurzen Zögern drückt sich dann doch dich Klingel. Es dauert etwas, bis ihr jemand öffnet. Es ist nicht TenTen, sondern ihr Freund Shino, was Hinata erleichtert zur Kenntnis nimmt. Er ist deutlich ruhiger und besonnener als seine Freundin. „Hallo Shino.“, grüßt Hinata ihn leise und versucht sich klein zu machen. Nicht, weil sie Angst vor ihm hat, sondern weil es ihr unangenehm ist die Beiden zu solch später Stunde zu stören. „Kann ich heute Nacht hier schlafen?“ Sie redet nicht um den heißen Brei herum. Das braucht sie bei ihm wirklich nicht, außerdem wird er es mit Sicherheit schon fast erraten haben, anhand der Tasche. „Komm rein.“ Er tritt ein Stück beiseite, nimmt ihr höflich die Tasche ab, damit sie Jacke und Schuhe ausziehen kann. Danach folgt Hinata ihm ins Wohnzimmer. Sofort ist sie TenTens neugierigen Blicken ausgesetzt. „Ich geh schon mal ins Bett.“, murmelt Shino seiner Freundin zu, gibt ihr noch einen Kuss und verschwindet dann. Hinatas Tasche stellt er neben der Couch ab. Betreten schaut sie ihm nach. Sie wollte nicht ihre Zweisamkeit zerstören und fühlt sich jetzt schuldig. Ist diese doch so unendlich kostbar. Gerade als sie wieder zu ihrer besten Freundin sehen will, spürt sie schon ihre Arme, die sie in eine tröstende Umarmung ziehen. Eine Reaktion, wie sie Hinata nicht von ihr erwartet hat. „Ist es vorbei?“, fragt sie lediglich. Hinata nickt daraufhin und schluchzt dabei leise. Auf einmal kommt alles über sie und die Tränen laufen in Strömen über ihr Gesicht. Unaufhaltsam und unerbittlich. „Ich hatte so gehofft, dir bleibt das erspart!“, murmelt TenTen leise. Das ist alles was sie sagt, und sie meint es auch so. Stumm ist sie einfach nur für ihre Freundin da, als es dieser am schlechtesten geht. Sie selbst hat das vor Shino mehr als nur einmal durchmachen müssen. Aber sie ist daran gewachsen, ist zu der Person geworden, die sie heute ist. Bei Hinata befürchtet sie gerade allerdings, dass sie daran zerbricht. Nie zuvor hat sie einem Menschen so sehr vertraut wie Naruto. Bis es soweit war hat es Ewigkeiten gedauert und viele Gespräche mit einer Unmenge an Tee benötigt. TenTen wusste damals noch nicht über wen sie sich unterhielten. Als sie es erfahren hatte, war es bereits zu spät. Sie bereute lange Zeit Hinata bestärkt zu haben ihm einen Vertrauensvorschuss zu geben und sich von ihren Gefühlen leiten zu lassen. Dann kam der Tag an dem Hinata ihr denjenigen vorstellte, dessen Identität sie vorher nicht preisgeben wollte. Naruto Uzumaki. Frontmann einer erfolgreichen Band. Er lebt zwar weitestgehend von den Medien zurückgezogen, hat bei ihnen trotzdem nicht den besten Ruf. Nicht, dass er jede Nacht eine Neue abschleppte. Selbst Hinata hätte gewusst, dass sie sich dann nicht auf ihn einlassen sollte. Eher hat er den Ruf ungezogen und unbeherrscht zu sein. Man soll nicht alles glauben, was die Zeitungen und Klatschblätter behaupten, das weiß TenTen selbst. Trotzdem kam er ihr von Anfang an suspekt vor. Bei einem gemütlichen Mädelsabend scheute TenTen sich auch nicht, ihrer Freundin Hinata das zu sagen. Sie wollte ihn ihr wirklich nicht schlecht reden und noch viel weniger wollte sie mit ihrer Vermutung richtig liegen. Leider hat sie wohl doch ins Schwarze getroffen. Dabei hatte sie nach etwas über einem Jahr schon geglaubt sich geirrt zu haben. „Willst du reden?“ Insgeheim hofft die Braunhaarige darauf. Nicht aus reiner Neugierde, sondern aus Angst Hinata würde sich vor ihr verschließen. Das wäre mehr als nur schlecht. Es wäre eine Katastrophe. Es würde zum Teil bedeuten, dass sie nicht nur das Vertrauen in Naruto verloren hat, sondern auch ihr Grundvertrauen in sie. „Bitte rede mit mir!“, fleht TenTen daher, als ihre Freundin sich aus der Umarmung windet und mit einem Tränenschleier über den Augen den Kopf schüttelt. „Ich bin müde.“ Im Moment kann Hinata mit ihr darüber noch nicht reden. Braucht sie doch selbst noch etwas mehr Zeit um es zu begreifen, um es zu verstehen. „Versprichst du mir, morgen alles zu erzählen?“ Ihr ist bewusst, warum TenTen darauf beharrt. Denn Hinata ist selbst bewusst, je länger sie es nicht ausspricht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit es nie zu tun. Obwohl sie sich im Moment gar nicht sicher ist, ob sie es überhaupt möchte. Sich ihr anvertrauen. Sich jemals wieder jemandem anzuvertrauen. Wenn es jedes Mal so unendlich weh tut kann sie das einfach nicht länger ertragen. Lieber wäre sie wieder alleine. Ihre Erinnerungen schweifen zu der Zeit zurück, in der es so war. In der sie nur sich selbst hatte vertrauen müssen, was schon schwer genug war. Sie hatte nur oberflächliche Bekanntschaften und auch nur die Gedanken an ihr Ziel. Ärztin zu werden und Menschen zu helfen. Um genau zu werden, sie wollte Chirurgin werden. Da konnte sie helfen ohne groß mit ihren Patienten reden zu müssen. Und sie hat ihr Ziel erreicht. Ist eine der besten ihres Fachs. Vielleicht aber auch nur, weil die Beziehung zu Naruto und die engeren Freundschaften sie menschlicher gemacht haben. Zweifel machen sich in ihr breit. Kann sie alleine und trotzdem gut sein? Sie begegnet dem fragenden Blick von TenTen. Natürlich, sie ist ihr noch eine Antwort schuldig. Und Hinata weiß, dass sie nicht eher schlafen gehen darf, ehe sie es ihrer Freundin versprochen hat. Es ist wohl eines ihrer leichtsinnigsten Versprechungen, trotzdem gibt sie es. Vielleicht ist es auch ganz gut, wenn TenTen sie dazu zwingt. Auch wenn ihr die einsamen Tage von früher leichter und glücklicher erscheinen im Moment, weiß Hinata selbst, wie viel glücklicher sie mit Menschen an der Seite war und ist, die für sie da sind. Selbst wenn sie das gerade nicht wahrhaben will. TenTen nickt zufrieden und bereitet ihr danach die Couch vor. Gerne hätte sie ihr den Luxus eines Gästezimmers geboten, doch so viel Platz haben die Beiden in ihrer Wohnung nicht. Hinata würde sich aber auch nie beschweren. Das hat sie noch nie gemacht und wird sie nie machen. Bestimmt ist sie gerade einfach nur froh, überhaupt irgendwo schlafen zu können. „Bis morgen.“ Bewusst verabschiedet TenTen sich nicht mit „Gute Nacht“ oder „Schlaf gut“. Die Nacht wird für Hinata ein wahrer Alptraum werden. Da brauchten sie beide sich nichts vormachen. Hinata dagegen versucht sich nur an einem Lächeln. Es sieht so gequält aus, wie sie sich fühlt. Trotzdem ist sie gleich darauf alleine und kann sich hinlegen. Ruhe findet sie in dieser Nacht allerdings kaum. So sieht sie auch aus am nächsten Morgen. Mit tiefdunkel unterlaufenen Augen, die vom vielen Weinen auch noch deutlich angeschwollen sind, sitzt sie am Küchentisch. Wortlos überreicht TenTen ihr eine Tasse Tee und wartet. Mit einer, für sie ungewöhnlichen, Geduld. Shino ist bereits zur Arbeit gefahren und entschuldigt seine Freundin für heute, die im gleichen Unternehmen arbeitet. Daher haben die Beiden heute alle Zeit der Welt. Und die nutzen sie auch. Hinata erzählt, mehr oder weniger freiwillig, was vorgefallen ist. Nicht so ausführlich, wie TenTen es gerne hätte, aber zumindest offenbart sie sich. Darüber ist die Braunhaarig unendlich froh. Hinata gibt ihr sogar noch mehr preis. Spricht über die letzten Wochen und wie es sich immer weiter zugespitzt hatte. Erst die Tränen unterbrechen Hinata. Der Liebeskummer zerfrisst sie innerlich, trotzdem weigert sie sich gegen eine erneute Umarmung. TenTen würde sie so gerne trösten, was Hinata aber nicht zulassen will. Lieber macht sie das mit sich selbst aus. „Du kannst so lange bei uns bleiben, wie du willst. Bis du weißt, wie es weitergehen soll.“ Es ist nur ein schwacher Versuch von TenTen sie auf andere Gedanken zu bringen, was trotzdem mit einem dankbaren Lächeln quittiert wird. „Ich will euch nicht stören. Ich werde mir so schnell wie möglich eine neue Unterkunft suchen.“ Hinatas Stimme klingt immer noch etwas verweint, doch es wird besser. Bei einem Blick auf die Uhr erschrickt sie. „Ich muss zur Arbeit!“, meint sie, steht bereits auf. „Du kannst doch jetzt nicht arbeiten gehen.“ TenTen protestiert und will sie aufhalten. Vergebens. „Es lenkt mich wenigstens ab.“ Mit wenigen Handgriffen macht Hinata sich fertig und geht zur Arbeit. Ein Blick auf ihr Handy, bevor sie ins Auto steigt, zeigt gähnende Leere. Wer bitte hätte ihr auch schreiben sollen? Die Spätschicht ist wieder anstrengend gewesen. Zu den geplanten Operationen kamen noch zwei Notfälle, die dazwischen geschoben worden sind. Müde lässt sie sich in der Umkleide auf eine Bank nieder und lehnt den Kopf an die Wand hinter sich. Ihr Kopf ist leer, wie sie erleichtert feststellt. Die Konzentration über Stunden hinweg hat ihr alles abverlangt, was sie heute geben konnte. Das Ergebnis ist überaus erleichternd. Keine Gedanken, keine Gefühle, keine Sorgen. Leise vernimmt sie in diesem Zustand das Klingeln ihres Handys aus dem Spind. Seufzend steht sie auf, öffnet die Metalltüre und kramt aus der Tasche das bimmelnde Mobilteil hervor. Sofort, als sie erkennt, wer es ist, lässt sie es fallen und tritt mit Tränen in den Augen einen Schritt zurück. Erst Minuten nach verstummen ihres Klingeltons wagt sie sich wieder heran. Sie wirft einen Blick auf das Display. Acht verpasste Anrufe und vier Nachrichten. Hinata entsperrt das Handy und sieht sich die Nachrichten an. TenTen hat geschrieben, nachdem sie erfolglos angerufen hat. Nur um sich nach ihrem Befinden zu erkunden und ihr zu sagen, dass sie nicht zurückrufen brauche, wenn sie nicht möchte. Eine weitere Nachricht ist von Kiba, er fragt, wann sie endlich wieder etwas trinken gehen würden. Die anderen zwei Nachrichten sind von Naruto, genauso wie die anderen sieben Anrufe. Sie ignoriert beides und lässt ihr Handy in ihrer Handtasche verschwinden. Stellt es vorher vorsorglich auf Stumm. TenTen erwartet sie schon ungeduldig, als sie endlich nach der Schicht die Wohnung betritt. Selbst etwas vom Abendessen hatte sie aufgehoben und macht es ihr nochmal warm. „Alles ok?“ Hinata ist nicht die gesprächigste, was ihr vollkommen bewusst ist. Doch sie wirkt gerade noch zurückhaltender und in sich gekehrter, wie sonst. „Naruto schreibt mir und ruft mich an.“, berichtet die Langhaarige zwischen zwei Bissen nachdenklich. „Achja?!“ Sofort sind alle Alarmglocken bei TenTen angegangen. „Was will er?“, will sie sofort wissen, bekommt jedoch nur ein Achselzucken als Antwort. Stattdessen legt Hinata das Handy auf den Tisch, entsperrt es und schiebt es ihrer Freundin hin. Kurz darauf hört sie diese missbilligend mit der Zunge schnalzen. „Wenn er wissen will, wann ich meine Sachen hole, kannst du ihm `Am Wochenende´ schreiben.“ Mühsam würgt sie Bissen für Bissen herunter. Eigentlich hat sie keinen Hunger, doch wollte sie TenTen nicht kränken. Sie hat sich Mühe gegeben und es schmeckt wirklich gut. „Ich habe seine Nummer blockiert. Der nervt dich nicht mehr.“ Mit diesen Worten schiebt sie das Handy zurück zur Eigentümerin. Hinata hinterfragt das nicht, aber später auf der Couch interessiert es sie doch, was er geschrieben hat, um diese Reaktion hervorzurufen. So sehr sie auch suchte, sie konnte den Chat nicht finden. Ob er verschwindet, wenn die Nummer auf ignorieren gestellt wird, weiß sie nicht. Dafür kennt sie sich zu wenig mit diesem Ding aus. //Vielleicht ist es besser so…//, denkt sie noch, ehe sie das Teil auf den Couchtisch legt und die Augen zu macht. Diese Nacht ist deutlich einfacher zu ertragen. Die Müdigkeit trägt ihren Teil hinzu. Am nächsten Morgen wacht sie durch das Dauerklingeln an der Türe auf. Ein neugieriger Blick durchs Fenster offenbart, wer es ist. Naruto steht davor und wird von TenTen abgehalten einzutreten. „Was willst du?“ Ihre Stimme ist deutlich unterkühlt. „Komm schon, lass mich rein. Ich weiß, dass sie bei dir ist. Ihr Auto steht da.“ Der Blonde deutet dabei in die richtige Richtung und versucht währenddessen an ihr vorbei zu kommen. „Du solltest ganz plötzlich von hier verschwinden! Du wirst ihr nicht auch noch das letzte Stückchen Herz brechen, was noch heil ist.“ Auf leisen Füßen schleicht Hinata zur Wohnzimmertüre und belauscht das Gespräch weiter. Wie gern würde sie einfach zu ihm gehen, in seine Arme stürzen und hoffen, dass wieder alles okay ist. Doch selbst sie merkt, wie unrealistisch das ist. Es wird nie wieder alles okay sein. „Bitte, ich muss mit ihr reden. Sie geht nicht ans Handy.“ „Verschwinde! Und lass sie in Ruhe. Du hast keine Ahnung, was du angerichtet hast! Ihr passt einfach nicht zusammen!“ Unbarmherzig hält sie ihn vom eintreten ab und schließt letztendlich die Tür. Sein Protest verhallt ungehört. Als TenTen sich umdreht sieht sie sofort in tränenverhangene Augen. „Es ist besser so!“, meint sie, während sie ihre Freundin in die Arme nimmt. „Er tut dir sonst nur noch mehr weh.“ Schniefend nickt Hinata. Zwar tut es gerade mehr weh, ihn ziehen zu lassen, doch sie vertraut auf die unbeeinflusste Meinung von TenTen. „Das wird schon wieder. Du wirst ihn vergessen und jemand anderen finden.“ Bei diesen Worten erschüttert ein weiterer Weinkrampf den Körper von Hinata. Sie wollte doch gar keinen anderen. War er doch bisher der Erste und Einzige, der ihre Aufmerksamkeit überhaupt geweckt hat, der sie interessierte. Niemand hat das vor ihm geschafft und im Moment konnte sie sich einfach nicht vorstellen, dass es jemals jemand anderes schaffen sollte. Sie frühstücken zu dritt. Danach ist Hinata für ein paar Stunden alleine, bis sie selbst zur Arbeit muss. Am Auto stellt sie erschrocken fest, dass ein Strafzettel angebracht worden war. Bangend, wie hoch der Betrag sein wird, öffnet sie den Zettel. Überrascht muss sie das Konzertticket auffangen, welches Richtung Boden segelt. Das ist gar kein Strafzettel. Das ist Narutos Versuch mit ihr in Kontakt zu treten. `Ich weiß, du willst nicht mit mir reden. Bitte komm trotzdem zum Konzert. Wenn du nicht kommst, oder danach immer noch nicht mit mir reden willst, akzeptiere ich das. Ich habe scheiße gebaut, bitte gib mir die Chance das wieder gut zu machen.´ Hinata schluckt hart, schluckt die Tränen hinunter. Was soll sie nur machen? Jedes Mal, wenn er oder ein Gedanke an ihn aufkommt bricht sie fast in Tränen aus. Wie soll sie nur über ihn hinwegkommen? Achtlos steckt sie den Brief und die Eintrittskarte in ihre Handtasche und fährt zur Arbeit. So verlaufen auch die restlichen Tage, bis zum Wochenende. Hinata hat das Wissen über die Eintrittskarte aus ihrem Kopf verbannt und nachdem Shino und TenTen sie beinahe pausenlos beschäftigen, geht es ihr von Tag zu Tag etwas besser. Sie ist immer noch weit weg von der Antwort `Gut´ auf die Frage hin, wie es ihr geht, aber es wird einfacher. Auch am Samstag lässt TenTen ihre Freundin nicht aus den Augen. Sie nimmt Hinata mit zum Einkaufen, danach machen sie eine kleine Shoppingtour. Nur am Nachmittag fängt sie an herumzudrucksen. „Wir sind heute bei Shinos Eltern zum Essen eingeladen.“, rückt sie nach einer Weile endlich mit der Sprache raus. „Das ist doch schön!“ Hinata versteht das Problem nicht, was TenTen dadurch hat. „Ja, nur du… du wärst alleine.“ Fast hätte die Lilahaarige gelacht, stattdessen schmunzelt sie nur leicht. „Ich bin erwachsen. Ich schau mir einen Film an und geh dann schlafen. Alles gut.“ Was soll schon passieren außer, dass sie heulend auf der Couch sitzt, sich einen Liebesfilm anschaut und hofft, es wäre ihr Leben, welches auf ein Happy-End zusteuert. Sie machte den Beiden schon genug Umstände. Deshalb konnte und wollte sie gar nicht verlangen, dass diese sich ständig nach ihr richten. Um ehrlich zu sein, freut sich Hinata auf einen freien Abend. Endlich mal allein sein und zur Ruhe kommen. Nachdenken können. Ohne Zweifel wird es ein mit Tränen überschwemmter Abend, aber das wird schon wieder. Zumindest sagen ihr das alle in den letzten Tagen. Kurz vor 18 Uhr brechen die zwei Verliebten dann endlich auf und ohne Umschweife lässt Hinata sich auf der Couch, ihrer aktuellen Zwischenunterkunft, nieder. //Ich brauche unbedingt eine Wohnung!// Der Gedanke schießt ihr zum ersten Mal diese Woche durch den Kopf, allerdings mit einer Dringlichkeit, die sie noch nie so erlebt hat. Sie geht zu ihrer Tasche, will sich ihr Handy holen. Seit Tagen verweilt es dort unangetastet. Doch statt dem kleinen Gerät zieht sie den Zettel von Naruto hervor. Noch einmal überfliegt sie die Zeilen. //Bestimmt war das gestern//, denkt sie sich und wirft einen Blick auf die Karte um die Bestätigung zu erhalten. Sie rechnet fest damit und irgendwie fühlt sie sich bei dem Gedanken leichter. Er würde sie von jetzt an in Ruhe lassen und sie konnte versuchen ihr Leben wieder auf die Reihe zu bringen. Doch ihr Herz schlägt höher, als sie das Datum von heute lesen konnte. Das Konzert beginnt um 19 Uhr, ist sogar hier in der Stadt. Sie würde zu spät kommen, aber sie würde bestimmt nicht viel verpassen. Grübelnd starrt sie auf die Wanduhr, verfolgt den Sekundenzeiger mit den Augen. Sie sollte das einfach nicht machen, es ist unklug und genau das Gegenteil von dem, was sie aktuell tat. Ihn ignorieren, ihn versuchen aus allen Gedanken zu streichen. Unschlüssig wandern ihre Augen zu der Karte. Sie sieht aus, wie jede andere. Hinata konnte nichts Auffälliges entdecken. Wenn sie also rechtzeitig wieder zurück ist, würde es keiner mitbekommen, ob sie dort war oder nicht. Naruto würde es nicht wissen und TenTen auch nicht. Nur sie selbst. //Bestimmt fällt mir der Abschied danach leichter…// Sie wusste, mit diesem Gedanken manipuliert sie nur sich selbst, doch es zeigte Wirkung. Hinata sucht sich aus den wenigen Kleidungsstücken etwas heraus, womit sie hoffentlich nicht auffallen würde und macht sich dann auf den Weg. Die Türsteher wollen bereits die Türen schließen, lassen sie dennoch schnell passieren. Noch bevor sie die Treppen erreicht, um in die oberen Blöcke des Stadions zu kommen, schallen die ersten Töne aus den riesigen Boxen und das Fangeschrei, der hauptsächlich weiblichen Fans, übertönt diese fast. Wie versteinert bleibt sie auf den Stufen stehen, als Narutos Stimme über die Lautsprecher erklingt und er alle Anwesenden begrüßt. Er hält sich mit Worten allerdings nicht lange auf und sie spielen die ersten zwei Songs. In dieser Zeit steigt Hinata die letzten Treppenstufen hinauf, stellt sich am Absatz nahe an die Wand. So fällt sie nicht großartig auf, kann aber jederzeit wieder gehen. Was sie nach weiteren vier Liedern auch macht. Ihn dort stehen zu sehen, fast in greifbarer Nähe und doch so fern, erträgt sie nicht länger. Ohne Aufsehen zu erregen steigt sie die Treppen hinab. Niemand beachtet sie, warum auch, gibt es doch viel Interessanteres auf der Bühne zu sehen. „Okay Leute. Wir verabschieden uns jetzt in eine kurze Pause. Vorher will ich allerdings noch etwas Privates hier sagen!“ Naruto klingt, als wäre er etwas aus der Puste. Bei dem Bühnenprogramm kein Wunder. Und Hinata bleibt bei diesen Worten stehen, schaut sogar über die Schulter zurück, auch wenn sie dadurch nicht wirklich etwas sehen kann. „Es wird immer spekuliert, ob ich eine Freundin habe oder nicht. Um ehrlich zu sein, weiß ich das in diesem Moment selbst nicht.“ Sofort fangen einige verrückte Mädels, fast alle ganz vorne in den ersten Reihen, das Kreischen an. Es sind die, die alles dafür tun würden um seine Freundin zu werden. „Ich habe mich diese Woche ziemlich heftig mit meiner Freundin gezofft. Sie ist sogar noch am gleichen Tag ausgezogen und seitdem hatten wir keinen Kontakt mehr. Mit mittelalterlichen Methoden habe ich ihr eine Eintrittskarte zukommen lassen. Ich hab‘ allerdings keine Ahnung, ob sie die bekommen hat und wenn ja, ob sie auch wirklich gekommen ist. Ich hoffe es natürlich.“ Seine Ansage stößt nicht bei jedem auf Begeisterung. Vor allem nicht bei denen, die gerne selbst an seiner Seite stehen möchten. Trotzdem lassen sie es sich nicht entgehen das Ganze mit dem Handy zu filmen. Später werden sie es bestimmt irgendwo hochlange und wenn sie es sich immer und immer wieder anschauen, stellen sie sich wahrscheinlich vor, dass er diese Worte nur an sie richtet. Ein Verhalten, welches Hinata nicht nachvollziehen kann. „Schatz, ich hoffe du hörst das hier. Es soll jeder hören, damit du weißt, wie ernst ich es meine. Ich habe echt viel Scheiß gebaut in den letzten Wochen, das habe ich leider zu spät gemerkt. Es tut mir Leid. Alles was ich gesagt, getan oder eben nicht getan habe. Bitte verzeih mir, nur noch dieses eine Mal…“ Naruto bricht ab, ihm fallen einfach nicht die passenden Wörter ein, obwohl er tagelang Zeit hatte, sich welche zu Recht zu legen. Doch das ist nichts Neues für Hinata. Reden ist nicht seine Stärke. Aber für einen Song findet er immer die richtigen Worte. Deshalb wundert es sie nicht, dass es darauf hinausläuft. Längst steht sie wieder an dem Platz, den sie nur wenige Augenblicke vorher verlassen hat. „Du weißt, wie schlecht ich im reden bin. Deswegen drücke ich es in meiner Sprache aus… Jungs…“ Naruto dreht sich zu seinen Bandkollegen um, gibt ihnen ein Zeichen. Kurz darauf ertönen die ersten Klänge der Instrumente aus den Lautsprechern und auch Naruto spricht seine ganz eigene Sprache – er singt. Aufmerksam hört sie den Strophen zu. Ich war anders als die andern, passte nicht in deren Welt Den Traum, mal was zu wagen, war das was mir gefällt Ihr habt immer gesagt, aus uns wird nichts werden Ihr habt immer gesagt, am Ende bleiben nur Scherben Ihr habt immer gesagt, dass unser Plan nicht funktioniert Ihr werdet schon sehn Na und, ist mir egal Was die anderen über uns sagen Na und, scheißegal Werd dich für immer in meinem Herzen tragen Denn das ist unser Leben, es ist unsre Zeit Werd dich für immer lieben, auch nach jedem Streit Na und, mir egal Was die anderen über uns sagen Zwei Herzen, eine Liebe, das Chaos war perfekt Es war nicht immer einfach, das haben wir gleich gecheckt Na und, ist mir egal Werd dich für immer in meinem Herzen tragen Denn das ist unser Leben, es ist unsre Zeit Werd dich für immer lieben, auch nach jedem Streit Wofür hat man ein Herz, wenn man nicht drauf hört? Dass wir nicht perfekt sind, hat uns nie gestört Wofür hat man ein Herz, wenn man nicht drauf hört? Nach dieser Passage braucht Hinata nicht weiter zuzuhören. Sie weiß genau, was ihr Herz ihr sagt. Das, was es schon die restliche Woche geschrien hat. Nur, dass es nicht gehört wurde. Bis jetzt. Das Lied ist mit Sicherheit kein Liebeslied wie es im Buche steht. Aber es spiegelt ihre Beziehung ziemlich gut wider. Nicht nur ihre Freunde hatten ihre Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt, sondern auch seine Freunde und Bandkollegen. Auch wenn sie sich nichts daraus machen wollten, schwebte es immer wie ein unheilbringendes Schwert über ihnen. Gestritten hatten sie sich auch oft genug. Doch, nur bis auf ihren letzten Streit, hatten sie sich immer wieder zusammengerauft. Es wird Zeit das wieder gerade zu biegen. Natürlich schimmern bereits wieder Tränen in ihren Augen. Nach solch einem Liebesbeweis ist das doch auch Legitim, oder? Noch während seine Stimme aus den Lautsprechern hallt, eilt sie die Treppen hinunter. Läuft über die menschenleeren Flure. Sie kennt den Weg in den Backstage-Bereich. Einmal war sie hier schon. Damals kam sie von dort um in der Loge seinen Auftritt anzusehen. Es war ganz am Anfang ihrer Beziehung. Allerdings ist rausgehen deutlich einfacher, als reinkommen. Sie wird von zwei Securitymitarbeitern aufgehalten. Es bedarf einiger überzeugender Worte, ehe sich einer dazu erbarmte nach dem Manager der Band zu suchen. „Du bist es wirklich…“ Kakashi steht die Überraschung ins Gesicht geschrieben, dabei sieht er doch immer aus, als hätte er eine ziemlich lange Nacht mit Alkohol- und Drogenexzessen hinter sich. „Komm mit!“ Er autorisiert Hinata und sie ist endlich einen Schritt weiter. Gezielt führt er sie durch die Gänge. Mittlerweile werden die vier bestimmt die Bühne verlassen haben. So ist es auch. Sie sind gerade dabei sich neue Oberteile anzuziehen. Unter den Scheinwerfern wird es unwahrscheinlich heiß und sie schwitzen deshalb enorm. Es ist daher auch unerlässlich, dass sie in diesen 10 Minuten Pause genug trinken. Bereits auf den Stufen von der Bühne herunter bekommen sie daher ihre erste Flasche Wasser in die Hand gedrückt. Betretenes Schweigen herrscht zwischen ihnen. Kakashi räuspert sich kurz, als er vor Hinata durch die Türe tritt, geht dann allerdings weiter und gibt die Sicht auf die junge Frau frei. Lange sehen sich die Beide einfach nur an. Naruto braucht etwas, um zu realisieren, dass sie wirklich hier ist. Langsam geht er auf sie zu, bleibt nahe vor ihr stehen. Auch jetzt tauschen sie wortlos ihre Blicke. „Es tut mir so unendlich leid. Ich wünschte, ich könnte meine Worte unausgesprochen machen!“ Zärtlich streicht er dabei eine Haarsträhne von ihr hinters Ohr. „Wir sind beide nicht perfekt.“ Leise greift sie seine Worte auf. Das reicht vollkommen um ihm eine Botschaft zukommen zu lassen. Er lacht glücklich auf bevor er sie in einen stürmischen Kuss zieht. „Ich liebe dich!“, beteuert er zwischen zwei weiteren Küssen. „Auch nach jedem Streit!“, ergänzt Hinata verlegen lächelnd. Geht es ihr doch genauso. Überglücklich schlingt sie ihre Arme um seinen Hals. Es ist wundervoll in seinen Armen. „Kommst du wieder nach Hause? Ich hab auch aufgeräumt.“ In seiner Stimme schwingt Hoffnung mit. Auf ihr Nicken hin, freut sich nicht nur er darüber. Auch Sasuke, Gaara und Shikamaru schicken ein erleichtertes „Halleluja!“ gen Himmel. Kichernd nimmt Hinata das zur Kenntnis. Naruto ging es die letzten Tage wohl auch nicht sonderlich gut, wie sie dieser Reaktion entnehmen kann. Aber das ist eine andere Geschichte. Kapitel 2: Ost und West ----------------------- Leise schließe ich die Haustüre auf, immer darauf bedacht so wenig Geräusche wie nur irgend möglich zu machen. In dem kleinen Vorraum, in den ich nun trete, entledige ich mich meiner dünnen Jacke, die ich während des Übergangs vom launischen Frühling in den warmen Sommer noch benötige, als auch meiner Schuhe, die ich gegen meine Hauspantoffeln tausche. Erst dann schiebe ich die Türe auf, hinter welcher der eigentliche Hausgang liegt und in das Haus führt. Das Haus meiner Eltern. Es steht in einer nobleren Wohngegend am Stadtrand von Tokyo. Es ist groß und geräumig und hat sogar einen schön angelegten Garten, welcher dauerhaft von einem angestellten Gärtner fachmännisch gepflegt wird. Meine Eltern, oder besser mein Vater, geht einer gut bezahlten Arbeit nach, weshalb wir uns das leisten können. Er ist der Verbindungsmann zwischen den japanischen Behörden und der deutschen Botschaft, die hier in Tokyo ihren Sitz hat. Er kennt die Kultur und Sitten beider Länder, beherrscht neben seiner Muttersprache noch die Weltsprache Englisch, und auch Deutsch, was ihn für diese Arbeit qualifiziert. Er hilft beiden Parteien im Umgang mit dem jeweils anderen, um Missverständnisse zu vermeiden. Allerdings ist er selbst sehr traditionell. Weshalb meine Familie auch hier lebt. In einem nach alten Maßstäben gebauten Haus und nicht in einer modern ausgestatteten Stadtwohnung. Die Erziehung von meiner kleinen Schwester und mir ist daher ebenfalls sehr traditionslastig, dennoch nicht mehr ganz so streng. Ich verbeuge mich trotzdem schnell und respektvoll als hinter der dünnen Abtrennung meine geliebte Mutter bereits auf mich wartet. Sie scheint schon eine ganze Zeit lang gewartet zu haben, denn sie hat sich auf ihre Knie niedergelassen und sitzt entspannt dort. Lächelnd erhebt sie sich nun und streicht mir liebevoll über die Wange. Es ist nur eine kleine Geste, dennoch zeigt sie mir damit deutlich die Zuneigung und Liebe, welche sie für mich empfindet. Denn auch sie wurde von ihren Eltern sehr streng erzogen und zeigt nur selten und auf verhaltene Weise ihre Gefühle. Weshalb diese Geste mir sehr viel bedeutet. Zu selten zeigt sie mir auf diesem Weg was sie für mich fühlt. „Dein Vater hat für heute Abend einen Gast eingeladen. Er bittet darum, dass wir uns entsprechend kleiden und verhalten.“ Innerlich muss ich über die Worte und die Ausdrucksweise meiner Mutter sarkastisch schmunzeln. Äußerlich setze ich mein höfliches Lächeln auf, welches von mir erwartet wird. `Er bittet´ bedeutet nichts anderes, als `ich befehle es´, `entsprechende Kleidung´ heißt demnach den Kimono anziehen und bei `entsprechendem Verhalten´ duldet er weder Widerspruch, noch Fehltritte. Mein Vater ist in diesen Dingen streng. Sehr streng. Jeder Verstoß gegen diese alte Etikette wird geahndet. Wie ich mich bereits jetzt auf diesen Abend freue, denke ich mir, ebenfalls sarkastisch. Wie bereits die letzten Tage dieser Woche habe ich heute wieder einen langen Arbeitstag hinter mir. Ich muss am frühen Morgen das Haus verlassen, denn ich benötige in der Rush-Hour über eine halbe Stunde mit der U-Bahn in den Stadtkern Tokyos. Von meiner Haltestelle habe ich dann noch einmal einen zehnminütigen Fußmarsch zu dem riesigen Gebäude in dem der Kindergarten untergebracht ist, in dem ich arbeite. Mein absoluter Traumjob. Ich liebe Kinder sehr. Mich liebevoll um sie zu kümmern und ihnen beim Wachsen und Lernen zuzusehen erfüllt mich jeden Tag mit Freude. Es ist dennoch keine Arbeit bei der ich gut verdiene. Ein Hauptgrund warum ich noch bei meinen Eltern wohne. Mit 25 Jahren wohlgemerkt. Dabei ist es hier in Tokyo nicht einmal unüblich in diesem Alter noch Zuhause zu wohnen. Es ist schwer einen freien Wohnraum zu finden. Und sollte mal eine Wohnung frei werden, ist sie kaum zu bezahlen. Trotzdem würde ich diesen Traditionen gerne entfliehen, ebenso der strengen Hand meines Vaters. Gerade jetzt, wo ich immer weiter in die Moderne gezogen werde und dem europäischen, freizügigen Verhalten verfallen bin, wird es für mich von Tag zu Tag schwieriger das altehrwürdige Leben meiner Eltern zu ertragen und ebenfalls zu verkörpern. Dabei ist es mir am Anfang noch sehr, sehr schwer gefallen den westlichen Lebensstil anzunehmen. Meine Gefühle zu zeigen und offen auszusprechen was ich denke ist für mich Neuland, aber mein Freund hat in diesen Dingen zum Glück viel Geduld mit mir. Vor einem Jahr habe ich ihn kennengelernt. Bei der Eröffnung des Kindergartens in dem ich arbeite. Er war dort als Vertreter der deutschen Regierung. Denn die Kinder werden nach japanischen, als auch nach europäischen Werten unterrichtet und erzogen. In enger Zusammenarbeit mit den Eltern. Und obwohl er sich bereits mit unserer Kultur auskannte, hat es lange gedauert bis er es geschafft hat einmal mit mir auszugehen. Er war viel zu forsch und hat mich damit jedes Mal verschreckt. Aber er hat sich immer weiter unserer Kultur angepasst, ging vorsichtiger vor und hat es letztendlich geschafft mich mit seinem europäischen Charme um den Finger zu wickeln. Denn ich liebe sein Lachen. Es ist so unbekümmert. Ich kenne das von meinen Landsleuten nicht. Selbst wenn ich mit meinen Freundinnen in privater Umgebung bin geben wir uns nicht derart lauthals und lachen über alles Mögliche. Es ist immer ein verhaltenes Kichern mit vorgehaltener Hand. Mittlerweile muss ich jedes Mal aufpassen nicht laut loszulachen, sollte ich etwas amüsant finden. Schließlich weiß niemand etwas von uns beiden. Wir halten es geheim. Auf meinen eigenen Wunsch. Meine Eltern dürfen nichts davon erfahren. Sie wollen, dass ich einen angesehenen Japaner heirate bei dem ich bis ins hohe Alter gut versorgt bin. Denn meine Arbeit wirft einfach nicht genug Geld ab, um mich selbst zu versorgen, nicht in so einer teuren Stadt wie Tokyo. Aber ein angesehener Japaner wird wieder die Einstellung haben, seine Frau solle nicht Arbeiten und muss zuhause bleiben. Dabei will ich doch Arbeiten. Ich liebe meine kleinen Hosenscheißer. Ohje… ich muss aufpassen, dass ich das nicht laut ausspreche. Trotzdem, ich will bei den Kindern sein. Ihnen helfen aufs Klo zu gehen, sie trösten, wenn sie sich das Knie aufgeschlagen haben und ihnen die Essensreste aus dem Gesicht wischen. Bei diesem Gedanken muss ich automatisch an heute denken, wie einer der Kleinen einfach einen Tauchgang in der Tomatensoße unternommen hat. Ich will sie aufwachsen sehen. Zu spät bemerke ich, dass ich mit meinen Gedanken abgeschweift bin und dabei anscheinend auch noch angefangen habe verträumt und verschmitzt zu grinsen. Meine Mutter straft mich daher mit einem strengen Blick. Sofort senke ich meine Lider und werde wieder ernst. „Ich werde mich sofort umziehen gehen.“, gebe ich beschwichtigend bekannt, verbeuge mich ein weiteres Mal respektvoll vor ihr und mache mich in ruhiger Eile auf den Weg in mein kleines, bescheidenes Reich. Im Vorbeigehen bitte ich unser Hausmädchen darum, mich zu begleiten und mir beim Anlegen des Obi behilflich zu sein. Ich bezweifle nämlich, dass ich noch viel Zeit habe. Schließlich ist es bereits 17:30 Uhr. Schnell mache ich mich kurz frisch, ehe ich routiniert meinen Kimono anlege. Mit ihren fachkundigen Griffen sitzt auch der Obi schnell und perfekt an seinem Platz. Nun fehlen nur noch meine Haare. Ich mag meine Haare, sie sind dunkel, leuchten in einem blauen, fast schon lilafarbenen, Schimmer und sie gehen mir bis zur Hüfte. Es hat lange gedauert bis sie so lang waren und ich pflege sie sorgfältig, dass das auch so bleibt. Im Alltag lasse ich sie offen, doch nun müssen sie zu einem feinsäuberlichen Dutt zusammen gesteckt werden. Das ist bei dieser Länge wirklich eine Kunst für sich und ich bin froh, dass ich auch dabei Hilfe erhalte. Eilig schlüpfe ich noch in meine Sandalen und beeile mich wieder ins Erdgeschoss zu kommen. Meine Mutter und meine kleine Schwester Hanabi stehen bereits im Flur bereit. Ich zwänge mich zwischen sie beide, somit stehen wir dem Alter entsprechend aufgereiht. Ein kurzer Seitenblick auf Hanabi verwirrt mich. Ihre Haare sind offen und fallen ihr über die Schultern. Und auch ihr Kimono ist nicht fachgerecht angelegt. Er zeigt deutlich ihr Dekolleté. Es bleibt mir jedoch keine Zeit mehr darüber nachzudenken. Mein Vater schiebt die dünne Türe beiseite und führt seinen Gast in den breiten Flur. Sein strenger Blick trifft mich mit voller Härte. Gott sei Dank bin ich noch früh genug hier eingetroffen, denke ich und möchte mir nicht ausmalen welche Strafe mich für mein Zuspätkommen ereilt hätte. Hinter Hiashi vernehme ich allerdings eine weitere Bewegung die meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich erstarre, halte sogar für einen Moment die Luft an. Der Blondschopf kommt mir nur allzu bekannt vor. Vater tritt einen weiteren Schritt vor und gibt somit die komplette Gestalt für meinen Blick frei. Schnell senke ich meinen Blick. Es darf nicht offensichtlich werden, dass ich ihn kenne. Deshalb senke ich respektvoll meine Lider, so kann ich mich nicht verraten. Ich höre ihn unterdrückt auflachen. „Sie müssen mir helfen, Hyuuga-sama. Mit den Anreden komme ich noch nicht ganz klar.“, spricht er meinen Vater respektvoll an. Obwohl er, als der deutsche Botschafter, der Vorgesetzte meines Vaters ist. Und ich weiß ganz genau, dass er die richtigen Suffixe kennt und sie sehr wohl richtig einsetzten kann. „Kein Problem. Darf ich Ihnen meine Familie vorstellen, Uzumaki-sama. Das ist meine Frau, Hyuuga-san.“ Mein Vater bleibt ernst. Einzig und allein sein professionelles Lächeln setzt er auf. Das, welches jeder Japaner von klein auf beigebracht bekommt. Mit der Vorstellung nimmt er auch die Anrede auf, wie Naruto seine Frau ansprechen sollte. „Es freut mich sie in unserem bescheidenen Heim begrüßen zu dürfen, Uzumaki-sama.“ Meine Mutter verbeugt sich als Erste vor ihm. Naruto tut es ihr gleich. „Ein wundervolles Haus. Vielen Dank für die Gastfreundschaft, Hyuuga-san.“ Ich schmunzle innerlich. Dieser verdammte Charmeur. Er kennt unsere Sitten verdammt gut und hält Vater zum Narren, der nun zu mir kommt. „Meine älteste Tochter, Hinata-san.“, stellt er mich vor. „Guten Abend, Uzumaki-sama.“, schließe ich mich der Anrede meiner Mutter an und verbeuge mich tief. Beim Aufrichten erhasche ich einen Blick auf seine Kleidung. Er trägt einen Yukata und sieht darin ziemlich lächerlich aus. In der Regel trägt er einen maßgeschneiderten Anzug, welcher ihm ausgezeichnet steht. Ich zwinge mich ein Grinsen zu unterdrücken und suche einen unsicheren Blickkontakt mit ihm. Er scheint ebenfalls überrascht mich hier zu sehen, ist aber deutlich sicherer darin diese Emotion zu unterdrücken. Schnell senke ich daher wieder meinen Blick. „Guten Abend, Hinata-san.“, höre ich noch während er sich auch leicht vor mir verbeugt. Ich meine sogar herauszuhören, dass er dabei verschmitzt grinst. „Und das ist meine jüngste Tochter. Hanabi-chan.“ Auch Hanabi verbeugt sich tief, zeigt damit Einblicke, die sie eigentlich verbergen sollte. Ich blicke kurz zu Naruto. Ein leichter Rotschimmer zierte seine Wangen und er versucht woanders hinzuschauen, wie ich erleichtert feststelle. Es ist ihm also auch peinlich und unangenehm. „Hallo, Naruto-kun.“ Ich horche auf. Sie nennt ihn beim Vornamen. Kennen sie sich etwa? „Hallo, Hanabi-chan.“, erwidert der Blonde ebenfalls vertraut und verneigt sich leicht. „In wenigen Minuten ist das Essen bereits fertig zum Servieren. Wollen wir uns zu Tisch begeben?“, fragt Hiashi in höflicher Art und Weise, dennoch lässt der Tonfall kaum Widerspruch zu. Doch mein Freund scheint auch gar keine Abneigung dagegen zu haben und folgt meinem Vater leicht schlurfend. Er ist die Gästepantoffeln nicht gewohnt. Bei sich zu Hause läuft er immer nur Barfuß, eigens für mich hat er sich auch ein Paar zugelegt. Während meine Mutter hinter Naruto und ich hinter meiner Mutter gehe, hat Hanabi ihren Platz neben Naruto gefunden und sucht auf absichtlich unabsichtliche Weise Körperkontakt zu ihm. Ärgerlich presse ich meine Lippen aufeinander um keinen Ton über sie kommen zu lassen. Es ärgert mich, dass sie sich derart verhält. Gleichzeitig frage ich mich, warum Vater nichts unternimmt. Mich hätte er längst scharf zurechtgewiesen. Hiashi zeigt seinem Gast seinen Platz am schmalen Ende des niedrigen Tisches, und zeigt ihm, wie er sich setzen kann. Die Männer sitzen in den meisten Fällen im Schneidersitz auf ihrem Platz. Während sich die Frauen in ihrem, an den Beinen eng geschnittenen, Kimono auf die Knie niederlassen und sich auf ihre aufgestellten Füße setzen. Natürlich auch in einer gewissen Platzanordnung. Mutter nimmt zur rechten Hand ihres Mannes Platz, der auf der gegenüberliegenden Stirnseite von Naruto sitzt, ich zu Vaters linker Hand. Hanabi links neben mir und somit direkt rechts neben Naruto. Verstohlen mustere ich den Umgang der Beiden aus dem Augenwinkel. Denn ich muss aufpassen, dass Vater mich nicht beim starren erwischt. Mich wird er direkt auf meine Fehltritte ansprechen. Ich habe im Gegensatz zu Hanabi keine Sonderstellung bei ihm. „Wie ich sehe kennen Sie Hanabi bereits, Uzumaki-sama.“, stellt mein Vater fest, als wir alle sitzen und nimmt somit ein unverfängliches Tischgespräch auf. „Ja, ich kenne sie von diversen Wettkämpfen. Wir haben uns allerdings noch nie wirklich unterhalten.“ Während Naruto meinem Vater antwortet bedient meine kleine Schwester ihn, füllt sein Glas mit frischem Wasser und zeigt dabei erneut deutlich, was sie so alles vorzuweisen hat. Naruto versucht dabei meinem Vater weiter in die Augen zu schauen und sich nicht ablenken zu lassen. Ein tieferes Gespräch entsteht, in dem Hiashi Lobpreisungen auf Hanabi niederprasseln lässt. Schließlich ist sie sein Vorzeigekind. Hervorragend in der Schule, Stipendium an einer Elite-Universität und ein vielversprechendes Talent in der Kampfsportart Judo, in der Naruto übrigens auch sehr erfolgreich ist. Er ist der amtierende Europameister, aber auch international unterwegs. Von daher kennen sie sich wohl auch, wie ich ganz am Anfang des Gesprächs mitbekommen habe. Nachdem mein Vater mich aus allen Unterhaltungen versucht herauszuhalten, gebe ich mich meist meinen Gedanken hin und verpasse die Wortwechsel zum größten Teil. Ich kenne jeden Erfolg meiner Schwester zur Genüge und weiß bereits in welcher Reihenfolge Hiashi sie anspricht. Er hat sich da längst ein Muster zugelegt. Während sie sich unterhalten wird das Abendessen serviert. Viele Teller mit verschiedenem Inhalt werden auf dem etwas länglichen Tisch drapiert, sowie kleine Schälchen mit diversen Soßen. Vater klärt Naruto auf, um was es sich hier alles handelt und wünscht dann einen guten Appetit. Doch erst nachdem Hiashi und unser Gast sich etwas genommen haben greifen wir Frauen ebenfalls zu. Ich kann mir einen heimlichen Blick zu Naruto nicht verkneifen. Schließlich möchte ich sehen, wie es mit den Essstäbchen klappt. Als ich ihn damit das erste Mal habe essen sehen, hat er haushoch gegen zwei kleine Stäbchen aus Holz verloren. Mittlerweile haben sie sich miteinander arrangiert und es klappt deutlich besser. Er zwinkert mir sogar leicht zu und grinst dabei verhalten. Ich dagegen schüttle ganz leicht und mit einem mahnenden Blick meinen Kopf. Er darf uns nicht verraten. Meine Angst vor der Reaktion meiner Eltern muss in meinen Augen zu sehen sein. Denn Naruto bricht unseren Blickkontakt und sucht sich ein neues Filetstück, welches er als nächstes verputzen will. Derweil nimmt er das abgebrochene Gespräch wieder auf, diesmal allerdings mit Hanabi. Das Familienoberhaupt springt dennoch nach kurzer Zeit wieder mit ein und ich schalte ab, möchte seine Lobreden nicht hören. Ich bekomme auch nur wenige Bissen hinunter, bin viel zu angespannt und habe keinen Hunger mehr. Stumm sehe ich auf meinen Teller auf dem nun meine Stäbchen ordentlich nebeneinander liegen und zeigen, dass ich fertig bin. Es dauerte allerdings nicht lange bis sich die in der Mitte stehenden Teller lehrten und alle die Nahrungsaufnahme beendeten. Erschrocken horche ich auf, als ich meinen Namen höre. Naruto hat ihn erwähnt. In welchem Zusammenhang kann ich nicht mehr nachvollziehen. Allerdings ist es totenstill geworden. Selbst Mutter hebt ihren gesenkten Blick etwas. Ich sehe Hiashi an, sein Blick ist düster und er sucht nach den richtigen Worten. „Hinata hat ihre Qualifikationen, allerdings erzielt sie keine Erfolge wie Hanabi. Kann sie auch gar nicht, da sie sich hauptsächlich im Hintergrund hält.“ Darum geht es also. Naruto muss ihn gefragt haben, ob es nicht auch Erfolge von mir gibt mit denen er sich brüstet, oder ob er nicht auch stolz auf seine älteste Tochter ist. So etwas in der Art muss es gewesen sein. Eine Frage auf die Vater nicht vorbereitet ist. Nicht umsonst lenkt er die Aufmerksamkeit immer auf meine Schwester. Über mich kann er nicht viel sagen. Naruto bemerkt das und spricht nun mich direkt an. „Gehst du noch zur Universität, Hinata-san?“ Er kennt die Antwort, dennoch antworte ich ihm, schließlich dürfte er sie nicht wissen. „Nein, ich habe mein Studium bereits abgeschlossen.“, gebe ich leise Auskunft. „Was hast du studiert?“ Naruto lässt mich nicht in Ruhe, obwohl er merkt, dass es mir unangenehm ist. Warum tut er das? „Mein Hauptfach war Pädagogik mit Zusatzprüfung in Psychologie.“ Beeindruckt hebt er seine Augenbrauen. „Psychologie? Das ist sehr anspruchsvoll, nicht wahr? Wie hast du dein Studium abgeschlossen?“ Er ist sichtlich interessiert und ich habe das Gefühl er will auf etwas Bestimmtes hinaus. Ich kenne ihn mittlerweile und sein Tonfall lässt darauf schließen, dass er etwas vorhat. Unsicher blicke ich zu meinem Vater. „Ich habe meine Doktorarbeit mit summa cum laude abgeschlossen.“ Meine Hände krallen sich angespannt in den Stoff meines Kimonos über meinen Oberschenkeln. Ich weiß nicht was jetzt kommt. „Du hast schon einen Doktortitel? Und auch noch mit Auszeichnung?! Wow. Sie müssen sehr Stolz auf Ihre Tochter sein, Hyuuga-sama!“ Das war also sein Ziel. Er wollte Vater mit der Nase auf das stoßen, auf was er wirklich stolz sein konnte, nachdem er offensichtlich nichts dergleichen für mich empfindet. Aber auch jetzt schiebt er es aufs reine auswendig lernen und wimmelt die Komplimente für meine Leistungen ab. Das ist zu viel für mich. Ich schaffe es eigentlich ganz gut seine Kaltherzigkeit mir gegenüber an mir abprallen zu lassen. Aber es ist Naruto dem er es so an den Kopf knallt. Er ist mein Freund. Ich fühle mich erniedrigt und Tränen sammeln sich in meinen Augenwinkeln. Langsam stehe ich auf und halte dabei meinen Blick so gut es geht gesenkt. „Bitte entschuldigt mich.“, murmele ich, ehe ich mit gemäßigten Schritten den Raum verlasse. Sobald ich die Türe ohne ein Geräusch wieder zugeschoben habe rette ich mich in mein Zimmer. Weinend sitze ich auf meinem Bett. Meine Anspannung entlädt sich langsam und ich fange an zu zittern. Wie gern würde ich mich jetzt in Narutos Arme stürzen. Er würde mich trösten. So wie er auch versucht hat meinen Vater von meinen Leistungen zu überzeugen, so ist er von mir überzeugt. Ich bin immer für dich da. Ruf mich an, wenn du jemanden zum Reden brauchst. Auf einmal kommen mir seine Worte in den Sinn. Schniefend ziehe ich mein Handy aus den tiefen meines Kleiderschrankes hervor, rufe ihn an. Es dauert lange bis er abhebt. So lange hat er noch nie gebraucht. „Hey meine Kleine…“ Allein damit zaubert er mir schon ein seichtes Lächeln ins Gesicht. Ich schniefe erneut. „Warum weinst du?“ Er flüstert nur. Anscheinend vertraut er den dünnen Wänden nicht und befürchtet einen Mithörer. „Du hast es doch mitbekommen…“, klage ich, ebenso leise. „Hör nicht auf ihn. Ich bin sehr stolz auf dich und deine Mutter auch!“ – „Du hast mit ihr gesprochen?!“ Darüber bin ich nun wirklich erstaunt. Aus diesen Gesprächen hält sie sich doch immer raus. „Nein… aber es ist ihr anzusehen!“ Es entsteht eine Pause zwischen uns, in der ich mir die neue Information durch den Kopf gehen lasse. Mama ist stolz auf mich. Das ist etwas was mein Herz wirklich erwärmt. Ist es doch das, was sich wohl jedes Kind wünscht. Seine Eltern stolz zu machen. Und Mutter bedeutet mir so viel mehr, ihre Anerkennung demnach ebenfalls. „Schatz… ich kann dich so nicht vor ihm beschützen. Wenn wir es offiziell machen sind mir nicht mehr die Hände gebunden!“ Seine Stimme ist eindringlich, dennoch schüttle ich meinen Kopf. Bis mir bewusst wird, dass er mich gar nicht sehen kann. „Nein… nein, noch nicht…“ –„…Schatz…“, unterbricht er mich, ich lasse ihn aber nicht ausreden. „…ich kann das noch nicht, bitte…“ Ich höre ihn tief durchatmen und im Anschluss einen tiefen Seufzer. „Dir ist bewusst, dass er versucht mich mit deiner Schwester zu verkuppeln?“ Daraufhin stoße ich einen verzweifelten und zittrigen Lacher hervor. „Du machst es gerade nicht besser!“ Ich kritisiere ihn damit liebevoll und er lacht daraufhin nur. „Okay Kleine… wisch deine Tränen weg und komm wieder zu uns. Morgen nehme ich dich dann in die Arme und wir reden, ja?!“, beschließt Naruto. Je länger unser Telefonat dauert, desto unhöflicher und auffälliger wird es. Und desto größer wird die Gefahr, dass wir beide entdeckt werden. Ich brumme jedoch nur eine leise Zustimmung, denn eigentlich ist es mir nicht recht. Ich will nicht mehr da runter. Ich will mich unter meiner Bettdecke verkriechen und auf Morgen warten. Bevor ich jedoch noch Widerworte geben kann hat er schon aufgelegt. Resignierend will ich das Smartphone, welches ich gar nicht besitzen dürfte, wieder in meinem Kleiderschrank verstecken, da leuchtet es stumm noch einmal auf. Eine Nachricht von Naruto. Schnell öffne ich sie und jetzt ist meine schlechte Laune endgültig wie weggewischt. `Ich liebe dich, Kleines´, steht dort im Display und bringt mich zum Lächeln. Schnell wische ich mir meine Augen trocken, überprüfe im Bad noch einmal meine Schminke und dass ich nicht zu verheult aussehe. Unauffällig lasse ich mich wieder auf meinem Platz nieder. Naruto hat bereits wieder ein Gespräch ins Rollen gebracht, schenkt mir jedoch ein kleines, aufmunterndes Lächeln. Den Rest des Abends werde ich zum Glück in Ruhe gelassen. Mein Freund lenkt nicht noch einmal die Aufmerksamkeit auf mich, will mich vor weiterer Ignoranz meines Vaters schützen. Stattdessen lässt er es tapfer über sich ergehen, wie Vater Hanabi weiter anpries und meine kleine Schwester sich zum Affen macht. Ihm überdeutlich ihren Ausschnitt unter die Nase hält und sich provokant räkelt. Ich stattdessen bin körperlich anwesend, geistig schweife ich jedoch ab. Denn ich bin mir sicher, dass Naruto auf diese Anmache nicht anspringt. Er hat schon eine Freundin und ist ihr treu ergeben. Zumindest im Moment. Ob er es auch ist, wenn ich nicht dabei bin, ich weiß es nicht. Wieviel Zeit vergangen ist kann ich ebenfalls nicht sagen. Denn ich komme erst zurück in die Realität als alle aufstehen. Ich folge ihnen und verabschiede mich von meinem Freund mit dem Wissen morgen endlich wieder in seinen Armen liegen zu können. „Ich geh dann mal ins Büro.“, informiere ich meine beiden Kolleginnen und meinen einzigen männlichen Kollegen. Ich habe gerade noch den Mittagstisch fertig gedeckt, während die anderen sich um die Kleinen kümmern, mit ihnen spielen und dabei auf die richtige Aussprache und das richtige Verhalten achten. Es ist zwar noch einen halbe Stunde bis es wirklich Mittagessen gibt, aber jetzt gerade ist es ruhig. Ein geeigneter Zeitpunkt um sich zurückzuziehen. Denn die kleinen Knirpse sind schlau, auch wenn man es ihnen nicht unbedingt ansieht. Sehen sie dich zum Essen noch wollen sie sich auch mit dir zusammen hinlegen und ihren Mittagsschlaf halten. Und das bringt definitiv den Feierabend um 13 Uhr in Gefahr. Jede Woche ist ein anderer von uns dran, der früher gehen darf. Der Rest ist dann immer bis 15 Uhr da, oder einfach bis auch der letzte von seiner Familie abgeholt wurde. Damit wir allerdings wirklich früher gehen können, verziehen wir uns die letzte Stunde in unser kleines Büro und arbeiten dort den liegengebliebenen Papierkram auf. Meine Kollegen lächeln mir nickend zu und wünschen mir ein schönes Wochenende, was ich natürlich gerne zurückgebe. Ich verfalle wieder in ein verliebtes Grinsen wenn ich an später denke. Direkt nach der Arbeit werde ich zu Naruto fahren und den Nachmittag mit ihm verbringen. Meine beste Freundin TenTen deckt mich dabei. Offiziell sind wir beide zusammen unterwegs. Denn sie ist wirklich die Einzige, der ich von Naruto erzählt habe. Meine Kollegen wissen nur das Nötigste. Dass ich verliebt bin, allerdings wissen sie nicht wer es ist und ob wir bereits zusammen sind. Sie müssen nur ab und zu meine Schwärmerei aushalten. Ich laufe vorsichtig durch den großen Raum um auch ja keinem herumliegenden Spielzeug Schaden zuzufügen. Meinem aktuellen kleinen Liebling streiche ich kurz über den Kopf, verabschiede mich aber nicht direkt. Er versteht es schon und würde versuchen mich aufzuhalten. Gott sei Dank ist er auch gerade mit seinem Kumpel beschäftigt. Sie knallen ihren nagelneuen Superhelden gegeneinander und lassen sie kämpfen. Schmunzelnd gehe ich weiter und komme ungehindert an der Bürotür an. Noch einmal überfliege ich den Raum ob meine Kameraden alles alleine im Griff haben und schließe die Türe dann hinter mir. Um kurz nach eins fahre ich den Computer herunter. Vor der Türe ist es vor wenigen Minuten still geworden. Kein Geklapper von Geschirr ist mehr zu hören und kein vorlautes Quengeln. Sie haben sich alle in ihre kleinen Schlafsäcke auf der gemütlichen Matratzenfläche gekuschelt und die meisten dürften bereits eingedöst sein. Neugierig und bedacht leise öffne ich die Türe einen Spalt breit und sehe wie sich wirklich alle von ihnen friedlich hingelegt haben. Grinsend schließe ich die Türe wieder, schnappe mir meine Handtasche und meine Jacke und verlasse den Raum durch den zweiten Ausgang direkt in den Vorraum, wo unsere Schuhe aufbewahrt werden. Er ist von dem Spiel- und Schlafraum abgetrennt. Zum einen damit keiner stiften gehen kann, zum anderen damit ein klarer Schnitt zwischen dem Bereich für Straßen- und Hausschuhe existiert. Ich ziehe mir meine Turnschuhe an und verlasse dann leise die Etage. Mit dem Aufzug komme ich schnell nach unten zum Ausgang. Mein Blick geht sofort gen Himmel, als ich aus dem riesigen Gebäude trete. Es ist ein verregneter Tag und ich seufze leise bei dem Gedanken jetzt zur U-Bahn laufen zu müssen. Ich werde nass und halb erfroren dort ankommen, denn ich habe meinen Schirm zuhause vergessen. Heute Morgen hat es noch nicht geregnet, als ich los bin. Erst die letzten zwei Minuten auf dem Fußweg fing es langsam an zu nieseln. Das Wetter trübt meine Laune etwas und ich wende mich mit angesäuerter Miene, die sich natürlich auf meine Vergesslichkeit bezieht, in Richtung U-Bahn. „Hyuuga-san.“, höre ich nach wenigen Schritten allerdings meinen Namen. Suchend sehe ich mich um. Erkenne einen Mann im schwarzen Anzug und einer ebenso schwarzen Chauffeurs-Mütze. Er steht neben dem Heck einer glänzenden, ebenfalls schwarzen Limousine, von der in kleinen Rinnsalen die Regentropfen abperlen. Er selbst steht unter einem breiten, wie soll es auch anders sein, schwarzen Regenschirm und wird von diesem vor der Nässe geschützt. Neugierig trete ich auf ihn zu. „Bitte steigen Sie ein! Ich fahre sie zum Botschafter.“ Bei diesen Worten öffnet er mir die hintere Türe und schirmt nun den Einstieg vor dem Regen ab. Er lächelt offenherzig und gewährt mir ohne Eile den Einlass, achtet penibel darauf, dass ich mich nicht stoße und auf keinen Fall nass werde. Er spricht in gemäßigtem Ton, worüber ich sehr dankbar bin. Der Wagen ist schon auffällig genug, nicht auszudenken, wenn jemand auch noch mitbekommen würde, wohin er fährt. Die Türe wird sachte neben mir geschlossen, nur wenige Sekunde später sitzt der Mann hinter dem Steuer und startet den Motor. Während der Fahrt beobachte ich ihn, kann in seinem Profil jedoch keine Regung erkennen. Ab und zu bewegt er den Kopf um besser in die Seitenspiegel sehen zu können, doch sein Gesicht drückt keine Gefühle aus. Verunsichert hole ich mein Handy aus meiner Tasche und tippe eine SMS. `Hast du mir einen Fahrer geschickt?´, stelle ich darin meine Frage und schicke sie an Naruto. In dieser extremen Stille traue ich mich nicht zu telefonieren. Kaum sehe ich, dass mein Freund die Nachricht gelesen hat, höre ich ein leises Klingeln. Aber es kommt nicht von meinem Mobiltelefon. In aller Ruhe nimmt der Fahrer seine rechte Hand vom Lenkrad und bewegt sie zu seinem Ohr. Betätigt dort die Taste eines Headsets und wartet noch eine Sekunde ehe er sich meldet. „Sir?!“ Mehr gibt er nicht von sich. Lauscht aber den Worten des Anrufers. „Hyuuga-san ist bei mir.“ Es geht um mich, stelle ich fest. Und der mysteriöse Fahrer scheint zu bestätigen, dass ich in seiner Obhut bin. Denn bei seinem Satz nickt er auch dazu. Ein unbewusstes Zeichen für die Bestätigung auf eine Frage. „Fünf Minuten, Sir.“ Ich überschlage den Weg zu Narutos Wohnung im Kopf. Die Zeit würde reichen diesen Weg zurück zu legen. „Ja, Sir!“, bestätigt der Mann noch, ehe er den Knopf erneut drückt und das Gespräch beendet. Kaum ist das passiert leuchtet mein Display auf. `Bis gleich, meine Kleine.´ Erleichtert drücke ich seine Nachricht weg. Er weiß genau, dass ich den Anruf mitbekommen habe und meint, dass er mir somit keine Antwort mehr schuldig ist. Entspannter blicke ich nun aus dem abgedunkelten Fenster und sehe die hohen Wolkenkratzer an mir vorbeiziehen. Ich erkenne den hohen Glasturm in dem der Blonde seine Wohnung bezogen hat. Doch anstatt davor zu halten, wie ich es erwartet habe, fahren wir um die nächste Abbiegung und von dort direkt zur versperrten Abfahrt in die Tiefgarage des Gebäudes. Das Fahrerfenster wird herunter gelassen und mit einer weißen Chipkarte authentifiziert er den Wagen an einem Terminal. Es scheint allerdings nicht zu reichen. Ich sehe wie er sein Gesicht etwas anhebt. Er scheint in eine Kamera zu schauen. Es dauert noch zwei weitere Sekunden, dann öffnet sich das massive Eisentor automatisch und gibt die Einfahrt frei. Bisher habe ich das Gebäude immer nur zu Fuß durch den Haupteingang betreten, daher sehe ich mich interessiert um. Der Wagen hält und ich will schon von selbst aussteigen, als ich mich besinne. Denn der in schwarz gekleidete Mann steigt rasch aus und umrundet den Wagen, öffnet mir die Türe. Er lächelt, hält mir eine Hand hin und stützt mich beim Aussteigen. Im Anschluss verbeugt er sich tief vor mir. „Bitte entschuldigen Sie mein unhöfliches Auftreten. Ich scheine Sie erschreckt zu haben.“ Untertänigst und immer noch in gebückter Haltung bittet er mich um Verzeihung. Ich weiß gar nicht, wie ich darauf reagieren soll. „I-ich… ähm… nein also ja… ähm… alles ok…“ Ich bin sichtlich überfordert mit dieser plötzlichen Offenbarung und diesem Verhalten. Ich hoffe, dass ich ihn jetzt nicht beleidigt habe oder gekränkt. Das kleine Schmunzeln, welches nach einer Millisekunde bereits wieder verschwunden ist, zeigt mir, es ist nicht so. „Ich hätte mich vor Ort bereits vorstellen sollen, deswegen erlaube ich es mir, dies jetzt nachzuholen. Mein Name ist Genma. Ich bin der Fahrer des deutschen Botschafters und der Fahrer von Uzumaki-sama.“ Im ersten Moment verwirrt mich sein letzter Satz. Der deutsche Botschafter und Naruto sind ein und dieselbe Person. Im nächsten Moment denke ich allerdings auf die Lösung gekommen zu sein. Er fährt anscheinend für ihn dienstlich und auch privat. Deshalb diese strikte Trennung. „Bitte. Ich begleite Sie hinauf.“ Er löst diese, für mich, unangenehme Situation geschickt auf, indem er wieder Bewegung hinein bringt. Eine Hand deutet mir den Weg, seine andere ist in meinem Rücken. Er berührt mich nicht, aber ich spüre die Wärme die von seiner Handfläche ausgeht. Genma ruft den Fahrstuhl, der nur wenige Sekunden später geräuschlos aufgleitet und uns aufnimmt. Er drückt für das 15. Stockwerk. Genau die Mitte des Hochhauses und die Etage in der die Wohnung meines Freundes liegt. Zusammen mit einer weiteren. Schweigend fahren wir hinauf und steigen aus. Rücksichtsvoll betätigt er erst die Klingel, bevor er mit der weißen Karte von vorhin die Haustüre entriegelt. Er gibt mir den Vortritt und kaum habe ich einen Schritt hineingemacht sehe ich schon Naruto, wie er aus dem Wohnraum auf mich zukommt. Liebevoll legt mein Freund seinen Arm um meine Hüfte und zieht mich näher an sich. Ich lasse mich gegen seine Brust drücken und lächle sofort verträumt. Ich mag seine emotionalen Begrüßungen. Sie lassen keinen Widerspruch daran zu, dass er mich liebt. Allerdings belässt er es auch dabei in Anwesenheit von weiteren Personen und geht nicht weiter. Und wäre das hinter mir nicht Genma, so bin ich mir sicher, läge ich jetzt nicht in seinen Armen. Denn der Körperkontakt ist in unserem Land immer noch verpönt und er will sicher keinen internationalen Zwischenfall riskieren. Stattdessen bedankt er sich, in meinen Augen salopp, bei seinem Mitarbeiter und schließt die Türe. Jetzt sind wir alleine. Jetzt können wir uns endlich richtig begrüßen. Und heute ist er ziemlich stürmisch. Gierig fordert er einen langen Kuss ein, hält mich weiterhin fest an der Hüfte und lässt mir keine Chance auf einen Rückzug. Diese Möglichkeit will ich auch gar nicht. Wir haben uns fast eine ganze Woche nicht mehr gesehen. Abgesehen von gestern, natürlich, aber das zählt nicht. Ich löse eine Hand von meiner Tasche, die ich mit beiden Händen umklammert halte, und greife mit ihr in den Haaransatz in seinem Nacken. Seine blonden Haare sind so typisch europäisch und ich liebe es sie zwischen meinen Fingern zu spüren. Bereitwillig erwidere ich seine sanfter werdenden Küsse, zeige ihm deutlich, dass ich noch nicht genug habe, indem ich ihn bei mir halte. Nur langsam gebe ich ihn frei, und selbst jetzt lassen wir noch nicht voneinander ab. Unsere Lippen treffen sich noch einige Male ganz sanft, ehe er mich mit wachen Augen ansieht. „Hey, meine Kleine!“ Mit diesen Worten begrüßt er mich immer und ich liebe es. Sie bringen mich immer wieder zum Lächeln, auch wenn er damit auf den riesigen Größenunterschied von fast 25cm zwischen uns aufmerksam macht. „Hallo Füchschen…“, erwidere ich seine Begrüßung. Wie automatisch wandert meine Hand zu seiner Leiste, wo sich sein Fuchs-Tattoo befindet. Ich habe es nur durch Zufall gesehen und finde es wunderschön. Es sieht aus, als würde er auf einen zukommen, die Hinterpfoten verlaufen allerdings zu lodernden Flammen. Seitdem ist es sein Spitzname. Es folgt ein kurzer Kuss auf meinen Schopf, dann lässt er mich frei, damit ich mich meiner Jacke und meiner Schuhe entledigen kann. Endlich in Hausschuhen zieht er mich ungeduldig mit sich. Er lässt sich auf seine riesige und extrabreite Couch in die vielen Kissen fallen. Vorsichtig klettere ich zu ihm und lege mich dicht neben ihn. Mein Kopf kommt auf seiner muskulösen Brust zur Ruhe und ich kann seinen Herzschlag hören. Eine Hand von ihm wandert direkt zu meinen Hinterkopf und krault mich, seine andere liegt auf meiner Hüfte und hält mich nah bei sich. Leise seufze ich auf. Es ist so schön bei ihm zu sein. „Wie war dein Tag?“, fängt er an. Harmlos, doch ich weiß genau auf welches Thema wir gleich zu sprechen kommen. „Schön, die Kleinen waren heute fast schon erschreckend brav…“ Ich grinse, denn ich kann mir vorstellen, dass am Montag bestimmt das Doppelte auf uns zukommt. „Und deiner? Wieso bist du nicht einfach mitgefahren?“ Versucht unauffällig ziehe ich sein Shirt nach oben, ich will sein Tattoo freilegen. Er lässt mich gewähren, sowieso ist er viel freizügiger, als ich es bin. Es macht ihm nichts aus wenn ich ihn halb nackt sehe. Es wäre ihm auch egal, sollte ich ihn komplett ausgezogen sehen. Daher denke ich mir nicht viel dabei, als ich auch den Bund seiner Jeans etwas nach unten ziehe. Sonst sind die Vorderbeine des Fuchses noch verdeckt. „Ich hab‘ noch telefoniert, als er losgefahren ist. Und ich wusste nicht wie lange das dauert. Das wollte ich dir nicht antun.“ Ich spüre ihn erschauern, während ich mit den Fingerspitzen die Linien auf der sensiblen Haut nachfahre. Absichtlich fahre ich öfter über die vorderen Beine, hier ist der Effekt am größten. „Und wie geht’s dir? Ich meine, nach gestern?!“ Und schon sind wir beim Thema, denke ich mir und schweige. Eigentlich will ich nicht darüber reden, dass es unausweichlich ist und es irgendwann sowieso dazu gekommen wäre, ist mir durchaus bewusst. „Okay… keine Antwort… vielleicht fangen wir einfach weiter vorne an… Wusstest du, dass dein Vater für mich arbeitet?“ Er nimmt es mir nicht übel, dass ich nicht antworte. Eine weitere Eigenschaft, die ich sehr an ihm liebe. Er geht auf mich ein. Setzt mich nicht unter Druck. Wenn er auf direktem Wege nicht an sein Ziel kommt nimmt er eben einen Umweg. Ich nicke auf seine Frage. Natürlich weiß ich für wen mein Vater arbeitet. „Wieso hast du es mir nicht gesagt?“ Es dauert etwas, bis ich mit den Schultern zucke und noch einmal einige Sekunden bis ich sage: „Vielleicht weil ich mir selbst wünsche, dass es nicht diese Hyuuga-Familie ist, in die ich geboren wurde.“ Ich spüre, dass ich mich erklären muss. „Mein Vater hatte einen Bruder. Hizashi. Mein Onkel. Er war mir mehr Vater, als meiner es je war.“ Bei den Gedanken an ihn kommt meine Trauer wieder hoch. Er ist schon vor über zehn Jahren gestorben, dennoch kommt es immer wieder über mich, wenn ich über ihn rede. Er fehlt mir sehr. „Was ist mit ihm passiert?“ Naruto ist es natürlich aufgefallen, wie ich von ihm in der Vergangenheitsform gesprochen habe und fragt verständlicherweise nach. „Er hatte einen Herzinfarkt als ich 13 war.“ Er nimmt meine Hand in seine und führt sie zu seinem Mund. Liebevoll haucht er zärtliche Küsse auf meine Fingerspitzen, lässt mich so sein Mitgefühl spüren. „Er scheint dir viel bedeutet zu haben…“ Ich nicke leicht auf seine Feststellung. „Ich konnte mit ihm über alles sprechen. Über meine Gefühle, Ängste, Probleme. Er hat mir immer geholfen…“ Zum ersten Mal hebe ich meinen Kopf um zu meinem Blonden aufzuschauen. Ich lächle etwas. Denn auch wenn es meist negative Dinge waren mit denen ich zu Hizashi gekommen bin, sind es doch schöne Erinnerungen geworden. Erst hat er sich bei einer Tasse Tee mein Problem angehört, mir anschließend einen Lösungsweg aufgezeigt und danach durfte ich einfach Kind sein. Wir haben gespielt oder ein großes Eis gegessen oder uns sonst wie amüsiert. Naruto lässt mich meinen Gedanken nachhängen, drückt seine Lippen zärtlich auf meine Stirn. „Warum kann Hiashi dir keine Anerkennung schenken?“ Naruto kann es nicht akzeptieren wie es ist. Er versteht es nicht, wie mein Vater mich und meine Leistungen derart ignorieren kann. Ich bette meinen Kopf wieder auf seiner Brust „Das war nicht immer so. Erst als ich sieben Jahre alt war hat er mich fallen gelassen. Bis dahin hat er mich täglich trainiert und mir bei den Hausaufgaben geholfen. In der Schule war ich zwar gut, aber ich konnte mich nicht durchsetzen, bei Judo auch nicht. Zu der Zeit hat meine Schwester auch damit angefangen und wurde schnell besser. Also konzentrierte er sich nur noch auf sie. Nichts was ich seitdem erreiche interessiert ihn, es ist für ihn nichts wert.“ Ich zucke mit den Schultern. Ich weiß nicht, wann ich die Tatsache so akzeptiert habe, doch es macht mir das Leben leichter. „Es trifft mich schon lange nicht mehr, wenn er mich so behandelt. Ich war auch schon öfter in Situationen wie gestern. Normalerweise komme ich damit auch klar… aber gestern warst du es, vor dem er mich schlecht gemacht hat…“ Meine Stimme wird leiser und brüchiger, deswegen unterbreche ich mich selbst. Er intensiviert das Kraulen in meinem Nacken und streicht mit seiner anderen Hand liebevoll über meinen Rücken. Schutzsuchend drücke ich mich näher gegen ihn. Ich brauche nicht weiterreden, Naruto versteht mich auch so. Und jetzt hat er auch die Antwort auf seine erste Frage die ich nicht beantworten wollte. Nach gestern geht es mir nicht gut. Es hat mich verletzt, wie Vater mich vor ihm als unnützes Ding präsentiert hat. Und das, obwohl Naruto deutlich zu verstehen gegeben hat, wie stolz es ihn selbst machen würde. Es ihn macht. Ich bin froh über die Bestätigung, die er mir in unserem kleinen Telefonat noch gegeben hat. Sie hat mich davor bewahrt mich in mein Schneckenhaus zurückzuziehen und auch jetzt hält sie mich über Wasser. Ich klammere mich an sie um nicht unterzugehen in meinen Selbstzweifeln. „Kleine…“ Seine Hand unter meinem Kinn zwingt mich zu ihm aufzuschauen. „Ich liebe dich… kein Wort deines Vaters kann etwas daran ändern.“ Wieder kommen seine Worte zum richtigen Zeitpunkt. Und gepaart mit seinen Berührungen schafft er es dieses Mal meine Gedanken zu verdrängen. Wir küssen uns, lange und sehr zärtlich. Ich genieße es. Danach kuscheln wir uns schweigend aneinander. Naruto hält das allerdings nicht lange aus. Er muss weiter nachgedacht haben, was ich zu vermeiden versucht habe und erhebt seine Stimme. „Ich will es deinem Vater sagen!“ Sofort verspanne ich mich. Nein, das geht nicht. Vater wird uns trennen, wenn er es erfährt. Und ich würde es nicht ertragen ihn zu verlieren. „Wieso hast du solche Angst vor seiner Reaktion? Was kann denn schon passieren?“ Natürlich merkt er meine Anspannung und fragt nach ihrem Grund. „Oh mein Gott…“ Er setzt sich ruckartig auf und bringt mich unter sich. Zwingt mich ihm in die Augen zu sehen. „Schlägt er dich etwa?“ Etwas von seinem plötzlichen Stellungswechsel, aber definitiv von seinen Worten erschrocken schüttele ich den Kopf. „N-nein…“ Mein Entsetzen in der Stimme zeigt ihm deutlich, dass ich die Wahrheit sage. Erleichtert lässt er seinen Kopf kurz nach unten sacken, danach sucht er wieder seine alte Liegeposition. „Wovor hast du dann Angst?“, fragt er nochmal. „Er wird versuchen uns auseinander zu bringen. Er will, dass Hanabi an deiner Seite ist. In seinen Augen bin ich definitiv nicht gut genug für dich. Außerdem…“, ich breche ab, weil ich keine Vermutungen anstellen will. Naruto kann ich jetzt allerdings nicht mehr abwimmeln, er will wissen was ich denke. „Vater erhofft sich bei seinen Handlungen immer Vorteile für sich selbst. Ich weiß nicht was es bei dir ist, aber Hanabi kann er steuern und lenken. Sie macht alles was er sagt. Ich nicht… über mich hat er keine Kontrolle.“ „Du meinst, er will mich mit ihr manipulieren?“ Er möchte sich noch einmal absichern, ob er mich richtig verstanden hat. Ich nicke nur als Antwort. Ich merke wie er über meine Worte nachdenkt und ich fühle mich schuldig meinen Vater so hintergangen zu haben. Es gehört sich nicht derart über jemanden zu reden. Er ist mein Vater, auch wenn er sich nicht um mich kümmert. Ich habe kein Recht über ihn zu urteilen. Ich winde mich, unter dem Vorwand auf die Toilette zu müssen, aus seinen Armen. Doch selbst das kalte Wasser, welches ich mir ins Gesicht spritze, hilft nicht. „Schatz?“, höre ich Naruto vor der Tür. Ich bin schon zu lange hier drin und er ist misstrauisch geworden. Zögerlich öffne ich die weiße Türe, ich werde mich hier nicht verbarrikadieren können. Allerdings blicke ich gen Boden, als ich vor ihm stehe und mich schlecht fühle. Zärtlich hebt er mein Kinn an, versucht in meinen Augen zu lesen. Aber er versteht unsere Kultur zu wenig um mich in diesem Fall zu verstehen. Überrascht weiten sich meine Augen bei seinen nächsten Worten. „Er behandelt dich so mies und trotzdem stehst du loyal hinter ihm.“ Er versteht mich tatsächlich, er weiß warum ich mich zum jetzigen Zeitpunkt derart schlecht fühle. Ohne Gegenwehr lasse ich mich in seine Arme ziehen. Zitternd entweicht mir die angehaltene Luft aus der Lunge und meine Anspannung fällt ab. Es tut gut zu wissen, dass er mich versteht. „Bitte… entscheide dich für mich. Ich verspreche dir, ich werde unsere Beziehung beschützen. Ich werde sie zu jedem Zeitpunkt verteidigen und sie niemals aufgeben. Das gleiche gilt für dich.“ Er lässt nicht locker. Er will es unbedingt. „Naruto… Füchschen… für mich gibt es dann kein Zurück mehr…woher weißt du, dass es das Richtige ist?“ Bestimmt nimmt er daraufhin mein Gesicht zwischen beide Hände. Sieht mir fest in die Augen. „Weil du die Richtige bist. Ich habe noch nie das empfunden, was ich für dich empfinde. Herr Gott… ich bin süchtig nach dir. Ich will dich jeden Tag sehen, vermisse dich nach wenigen Stunden schon schrecklich und schreibst du mir nicht gleich zurück habe ich Panik, dass dir etwas zugestoßen ist. Sehe ich dich mit anderen werde ich eifersüchtig, weil sie Zeit mit dir verbringen dürfen. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie derart starke Gefühle für jemanden gehabt. Das sagt mir einfach, dass du es bist. Du bist diejenige, für die ich alles gebe. Ich kämpfe für dich, ich kämpfe um dich. Und ich werde nicht bei dem kleinsten Gegenwind aufgeben. Ich werde gegen hunderte Tornados kämpfen, wenn es nötig ist.“ Sein Gefühlsausbruch überfordert mich, zeigt mir aber auch deutlich wie sicher er sich seiner Sache ist. Außerdem macht mich der Inhalt seiner Worte glücklich, ich fange zögerlich an zu lächeln. „Du hältst mich für die Richtige?“ Verblüfft sieht er mich an bei meiner Frage. Vielleicht denkt er darüber nach wieviel ich von seinen Worten überhaupt mitbekommen habe. Schließlich sagen sie im Endeffekt genau das aus wonach ich gerade Frage. Eifrig nickt er. „Ja, ich halte dich für die Richtige. Und die Einzige. Ich glaube nicht, dass es auf dieser Welt noch so eine wie dich gibt. Die mich das Gleiche fühlen lässt wie du. Hinata, ich liebe dich. Ich vergöttere dich und selbst das beschreibt noch nicht mal im Ansatz, was ich für dich empfinde. Kein Wort kann beschreiben was du mir wirklich Wert bist. Verdammt… ich will dich. Mit Haut und Haaren. Mit all deinen Gefühlen, Ecken und Kanten. Ich will dich so wie du bist, denn so bist du perfekt.“ Erschrocken bemerkt er nach seinem erneuten Ausbruch meine Tränen und in der Angst mich zu fest angepackt zu haben, lässt er mich sofort los. Ich dagegen schlinge meine Arme fest um ihn. „Ich liebe dich auch!“ In meinen Ohren hört sich das gegenüber seinem Geständnis richtig lächerlich an. Erleichtert versteht er nun, dass der Ursprung meiner Tränen nur die Rührung und Freude ist und schlingt seine Arme auch wieder um mich. Nach wenigen Sekunden hebt er mich etwas an und trägt mich zurück zu Couch. Ich lasse ihn lange nicht mehr los, schmiege mich dich an ihn, bis ich irgendwann nicke. „Lass es uns Vater sagen!“ Ich bin mir jetzt sicher. Zusammen mit Naruto schaffe ich das. Und er wird an meiner Seite bleiben, mich stützen und vor dem Fall bewahren. Er überschüttet mich daraufhin mit Küssen und strahlt überglücklich. „Aber nicht heute! Ich will jetzt was essen gehen, ich hab‘ einen Bärenhunger!“ Ich lache auf. Ich kann gar nicht sagen wie typisch das für ihn ist. Er kann ständig essen und hat trotzdem noch Hunger. „Können wir nicht was liefern lassen? Ich will nicht in den Regen…“, murre ich gegen seinen Vorschlag, rümpfe dabei sogar meine Nase etwas. „Mhmm… essen mit dir auf der Couch… wie könnte ich da Nein sagen?!“ Er bringt mich wieder unter sich und schnappt spielerisch nach meinen Lippen. Im nächsten Moment hält er sich schon sein Smartphone ans Ohr. Kaum hat er zwei Nudelsuppen für uns, im gebäudeeigenen Restaurant, geordert, wendet er sich mit seiner vollen Aufmerksamkeit mir zu. Naruto und ich haben uns vorgenommen es direkt am Tag darauf meinem Vater mitzuteilen. Er kam am Samstagvormittag bei uns vorbei und bat um ein Vier-Augen-Gespräch mit Hiashi. Angespannt lief ich in dieser Zeit in meinem Zimmer hin und her. Es blieb erstaunlich ruhig im Haus, selbst nachdem Naruto wieder gegangen war. Doch das sollte nicht lange so bleiben. Denn anstatt dieses Thema mit mir auszumachen, hetzt er nun meine Schwester gegen mich. Ich weiß nicht genau, was er ihr gesagt hat, aber sie kam, vor Wut kochend, in mein Zimmer gestürmt. „Wie konntest du nur? Wegen dir habe ich mich vor ihm vollkommen entblößt. Vater und ich werden uns nie wieder in der Öffentlichkeit sehen lassen können!“ Sie bricht in Tränen aus und kommt mir drohend näher. „Hanabi… ich wusste nicht, dass er der Gast von Vater ist. Ich wusste doch gar nicht, dass er dich für Naruto interessant machen wollte.“, verteidige ich mich ruhig, sehe sie flehend an. Innerlich hoffe ich, dass unsere Schwester-Beziehung eng genug ist um sie davon überzeugen zu können. „Naruto wusste nicht, dass ich seine Tochter bin. Er dachte, ich gehöre einer ganz anderen Familie an. Hanabi, bitte… ich weiß nicht was Vater dir erzählt hat, aber ich wollte dich auf gar keinen Fall bloßstellen.“ Sie hält inne und mustert mich. Zum ersten Mal denkt sie wohl mal wirklich darüber nach. Ich merke wie sich in ihr Widersprüche aufbauen, erkenne es an ihrer Mimik. Doch anstatt mit mir darüber zu reden, stößt sie einen aggressiven Schrei aus und rennt aus meinem Zimmer. Vater hat sie gut trainiert. Niemals würde sie aus Wut einen Menschen attackieren. Hat sie gelehrt ihre Wut im Training rauszulassen. Und dem wird sie sich wohl jetzt stundenlang widmen. Ich höre wie die Haustüre zugeschlagen wird. Sie scheint sich auf den Weg ins Dojo zu machen. Nun kommt allerdings mein Vater zu mir. Er ist viel zu ruhig für meinen Geschmack. Mit einem seiner Wutausbrücke würde ich jetzt besser klar kommen als damit. „Ich hoffe du bist stolz darauf deine Schwester und mich derart hintergangen zu haben. Du hast ihre Ehre, meine Ehre, die Ehre der ganzen Familie mit Füßen getreten.“ Er tritt näher auf mich zu und ich weiche instinktiv zurück. „Er hat mich um meinen Segen gebeten. Meinen Segen für die Beziehung zwischen ihm und meiner Tochter Hinata.“ Vater speit diese Wörter regelrecht aus. „Ich hätte dich schon viel früher an den erstbesten Trottel verheiraten sollen, den ich gefunden hätte.“ Ich bin an der Wand angelangt und kann nicht mehr weiter vor ihm fliehen. „Ich hatte schon immer nur eine Tochter! Scher dich aus meinem Haus, pack deine Sachen und verschwinde. Ich will dich hier nie wieder sehen. Soll er dich doch aufnehmen. Und merk dir eins: Dir werde ich niemals meinen Segen geben!“ Mit diesen Worten dreht er sich um und verlässt mein Zimmer. Zittrig sinke ich an der Wand nach unten. Seine Worte hallen in mir wieder. Fest presse ich eine Hand auf meinen Mund um nicht laut zu schluchzen. Ich brauche lange um mich wieder einigermaßen zu sammeln. Immer noch zitternd greife ich nach meinem Handy. Ich rufe ihn nicht an, aber ich schreibe Naruto, dass er vor dem Haus auf mich warten soll. Es dauert nicht lange bis ich meine wenigen persönlichen Dinge und das bisschen Kleidung zusammen gesucht und in einer Tasche verstaut habe. Ich sehe mich in meinem Zimmer um. Kann kaum glauben es nicht wieder zu betreten. Ich nehme einen tiefen Atemzug und nehme dann meine Tasche. Bevor ich mein Elternhaus jedoch für immer verlasse suche ich noch meine Mutter. Ich muss mich von ihr verabschieden. Sie wird die Einzige sein, die ich vermissen werde. Ich finde sie im Garten. Sie weiß warum ich sie aufsuche. Ihre Augen drücken Trauer und Verletzlichkeit aus. Es tut ihr weh mich zu verlieren. Wie sie es immer tut streicht sie mir über die Wange. Ich ergreife ihre Hand und halte sie dort, damit ich mich einige Sekunden länger an sie schmiegen kann. Aber das reicht mir nicht. Ich muss sie umarmen. Ein letztes Mal. Ich gebe meinem Drang nach und schließe sie in meine Arme. „Ich hab dich lieb, Mama!“, flüstere ich ihr dabei ins Ohr. Ich will mich schon wieder von ihr lösen, da spüre ich plötzlich ihre Arme ebenfalls um mich. „Er ist wirklich nett. Ich hoffe ihr werdet glücklich zusammen.“ Obwohl ich gerade weine muss ich leise lachen. Das ist wohl das ehrlichste und emotionalste, was ich von ihr bisher gehört habe. „Das sind wir schon. Ich liebe ihn sehr.“, versichere ich ihr. Vorsichtig winde ich mich aus ihren Armen. Ich greife in meiner Jackentasche nach einem Stück Papier. Meine Handynummer steht darauf. So unauffällig wie möglich stecke ich ihr den Zettel zu. „Ich freue mich, wenn du mich mal anrufst!“ Ich nehme meine Tasche wieder auf, die ich habe fallen lassen und wende mich von ihr ab. Ein letztes Mal sehe ich zu ihr zurück, kurz bevor ich wieder ins Haus trete. Erneut schießen mir die Tränen in die Augen, als ich erkenne, dass sie mit ihren Lippen `Ich liebe dich´ formt. Schnellen Schrittes verlasse ich nun das Haus. Meinem Vater will ich nicht mehr begegnen. Vor dem Haus steht bereits Naruto, er geht neben dem Auto unruhig auf und ab bis er mich sieht. Mein energisches Kopfschütteln lässt ihn verstummen, noch bevor er anfängt zu sprechen. Er verstaut meine Tasche wortlos im Kofferraum und ich setze mich währenddessen bereits auf den Beifahrersitz. Schweigend lenkt Naruto den Wagen durch den dichten Stadtverkehr. An einem Samstag ist schon deutlich mehr los als unter der Woche. Mir laufen immer noch die Tränen über die Wangen, es wird noch dauern bis sie wieder versiegen. Abwesend starre ich durch das Beifahrerfenster nach draußen. Spüre, wann immer es der Verkehr zulässt, Narutos streichelnde Hand auf meinem Oberschenkel. Wir sprechen weiterhin kein Wort miteinander. Naruto gibt mir Zeit. Er weiß ich fange an, wenn ich so weit bin. Was ich allerdings sofort mache, ist mich in seine Arme zu begeben sobald wir seine Wohnung betreten. Das tröstet mich am besten. Seine Wärme und seine liebevollen Berührungen. Zum ersten Mal heute entspanne ich mich nachdem ich mich mit ihm auf der Couch niederlasse. Ich muss sogar eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder öffne hat draußen schon die Dämmerung eingesetzt und Naruto liegt nicht mehr bei mir. Stattdessen liegt eine warme Decke über mir, die mich an seiner Stelle weiter wärmen soll. Ausgelaugt reibe ich meine Augen frei, sie fühlen sich durch das viele Weinen wie verklebt an und in kleinen Bröckeln fallen die getrockneten Tränen von mir ab. Lautlos stehe ich auf und mache mich auf die Suche nach Naruto. Der Lichtschein, der aus der angelehnten Küchentür kommt, macht es mir leicht ihn zu finden. Er hat mit mir nicht gerechnet, sein erschrockenes Zucken, als ich von hinten meine Arme um ihn schlinge, verrät mir das. Aber auch das nimmt er mir nicht übel. Leicht streichelt er mir kurz über den Unterarm um sich dann wieder den Töpfen auf dem Herd zu widmen. „Ich hoffe du hast Hunger, Kleines…“, damit bricht er unser Schweigen. Wohl in der Hoffnung mit normalen Themen auch mal wieder Worte aus mir herauszubekommen. „Was gibt es denn?“, tue ich ihm den Gefallen und schlüpfe unter seinem Arm durch. Nun stehe ich vor ihm und mustere neugierig den Inhalt des einen Topfes. Im trüben Wasser schwimmen Spaghetti, das habe ich sofort erkannt. „Spaghetti Bolognese.“ Seelenruhig gibt er dabei noch einmal verschiedene Gewürze in die Soße. Neugierig, wie es bei ihm schmeckt, tauche ich meinen kleinen Finger kurz in die Soße und stecke ihn mir schnell in den Mund um zu kosten. Auch er nippt am Kochlöffel und probiert. Er scheint mit dem Ergebnis zufrieden. Ich tauche auch nochmal meinen Finger hinein. Denn es schmeckt wirklich gut. „Das ist lecker!“, murmele ich genießerisch, wofür ich mir wohl einen kleinen Kuss auf meinen Schopf verdient habe. „Freut mich. Deckst du den Tisch? Die Nudeln sind auch gleich fertig, dann können wir essen.“ Ich nicke zustimmend. Mache mich sofort daran die Teller zu holen. Noch bevor er die fertigen Nudeln auf den Tisch stellen kann, bin ich auch fertig und wir können uns gleich über das Essen her machen. „Das schmeckt sehr gut!“, lobe ich ihn zwischen zwei Bissen. Ehrlich gesagt habe ich nicht erwartet, dass er überhaupt kochen kann. Bisher sind wir immer im Restaurant essen gegangen oder haben uns von dort etwas bringen lassen. Ich habe ihn heute zum ersten Mal am Herd stehen sehen. Schmunzelnd bedankt er sich. „Hast du mir nicht zugetraut, was?“ Grinsend zieht er mich auf. Ich weiß nicht, wie er das macht, aber ich habe das Gefühl, er kann meine Gedanken lesen. Trotzdem grinse ich ebenfalls, was seine Annahme bestätigt. „Kochst du mal etwas aus deiner Heimat?“, lenke ich ab. Immer wieder muss ich feststellen, dass ich noch viel zu wenig über ihn, seine Kultur, die Lebensweise der Deutschen und über deren Küche weiß. Stattdessen habe ich erwartet, dass er sich uns anpasst. Was ihm, nebenbei bemerkt, ziemlich gut gelungen ist. „Ich weiß was Besseres!“ Naruto strahlt mich an und ich werfe ihm daraufhin einen misstrauischen Blick zu. „Ich muss demnächst nach Hause fliegen. Geschäftlich eigentlich. Aber ich hänge gern ein paar Tage Urlaub daran. Dann zeig ich dir ein bisschen was und du kannst dich an allem satt essen.“ Während er diese Worte ausspricht nimmt er meine Hand und zieht mich daran zu sich auf den Schoß. Bereitwillig lasse ich das mit mir machen und auch die frechen Lippen, die sich über mich hermachen lasse ich gewähren. Fange sie sogar mit meinen ein und genieße unseren zärtlichen Kuss der daraus entsteht. „Planen wir gerade unseren ersten gemeinsamen Urlaub?“, frage ich leise, bleibe dabei nahe an seinen Lippen. „Hmm… und ich freu mich drauf...“ Daraufhin küsst er mich erneut, allerdings nur kurz. Schaut mich danach neugierig und fragend an. Ich lasse ihn noch ein paar Sekunden zappeln, dann grinse ich. „Ich mich auch!“ Ich mache es mir bequemer auf seinen Beinen. „Wie lange fliegt man nach Deutschland?“, frage ich interessiert. Und ich habe den Abend über noch viele Frage, die er mehr oder weniger ausdauernd beantwortet. Aber er weiß auch, dass ich noch nie außerhalb Japans war. Von daher verzeiht er mir meine nervige Fragerei, lässt sich lieber in einer anderen Währung für seine Geduld bezahlen. Geschickt lässt er mich für heute meine Tränen vergessen. Doch wir wissen beide, dieses Thema ist noch lange nicht erledigt. Trotzdem schieben wir es jetzt erstmal in den Hintergrund und genießen unsere gemeinsame Zeit, schmieden Zukunftspläne und finden gemeinsame Träume. Kapitel 3: Perfect ------------------ Lächelnd lässt er seinen Blick kurz über die verschneite Landschaft wandern. Schaut danach sofort wieder auf die Straße. Nur noch ein kurzes Stück Autobahn liegt vor ihm. Dann noch ein paar Minuten über die Landstraße und er ist endlich da. Nach bereits zwei Stunden Fahrt erreicht er dann endlich sein Ziel und freu sich sichtlich darüber. Als sich vor ein paar Wochen völlig unerwartet eine ehemalige Schulkollegin bei ihm meldete und ein Treffen vorschlug, mit ein paar weiteren ehemaligen Kameraden, hatte er sofort zugesagt. Damals waren sie alle in einer Clique und beinahe unzertrennlich gewesen. Beinahe. Nach ihrem Schulabschluss allerdings hatten sie sich schnell aus den Augen verloren. Ab und zu hatte er sich nochmal mit dem ein oder anderen getroffen. Die Entfernungen waren jedoch zu groß. Jeden hatte es irgendwo anders hin verschlagen. Auf diese oder jene Uni. Letztendlich war der Kontakt ganz abgebrochen. Umso mehr hatte sich Naruto darüber gefreut von ihr zu hören und damit auch von den anderen. Nur wenige Tage später war dann bereits eine Hütte reserviert und er konnte sich auf ein baldiges Wiedersehen freuen. Und freuen tut er sich immer noch. Mit jedem Kilometer, den er zurück legt ein bisschen mehr. Sein Blick schweift zu dem Bild, welches in der Mittelkonsole liegt. Er nimmt es auf, faltet es auseinander. Er selbst ist darauf zu sehen. Zusammen mit einem jungen Mädchen. Wie jung sie damals noch waren. Und so unerfahren. Mit dem Daumen streicht er über ihr Gesicht. Damals war sie seine beste Freundin. So viel hatten sie zusammen gemacht. Hatten ihre ersten Liebeskummer zusammen durchgestanden und alles miteinander geteilt. Süßigkeiten, Gerüchte und die intimsten Geheimnisse, die jeder von ihnen hatte. Wirklich alles. Aber erst, als sie sich nicht mehr regelmäßig sehen konnte, sie weit weg von ihm auf einer Uni studierte, erkannte er, dass er doch nicht alles mit ihr geteilt hatte. Die gegenseitige Liebe. Ob sie gegenseitig gewesen wäre, das wird er wohl nicht mehr herausfinden. Aber eines weiß er mit Sicherheit. Seit es ihm bewusst geworden ist, dass er sich in sie verliebt hatte, konnte er sich auf keine andere Frau mehr richtig einlassen. Keine hatte ihm jemals wieder so viel bedeutet. Keine konnte ihm jemals wieder dieses glückliche und gute Gefühl geben. Vor allem, weil er nie wusste, warum sie wirklich mit ihm zusammen waren. Bestimmt der Hauptgrund, warum alle Beziehungen seitdem nach kurzer Zeit den Bach runtergehen. Naruto freut sich deshalb riesig, seine heimliche, große Liebe nach all den Jahren wieder zu sehen. Er macht sich keine Hoffnungen. Zumindest versucht er sich das einzureden. Insgeheim weiß er genau, wie groß seine Hoffnungen tatsächlich sind. Doch sie hat in der Zwischenzeit bestimmt schon jemanden gefunden, mit dem sie glücklich geworden ist. Auf gar keinen Fall würde er das mit unüberlegten Worten und Taten gefährden. Schließlich ist es doch das, was er will. Sie glücklich zu wissen. Trotzdem wird es ihm gut tun, sie zu sehen und vielleicht schafft er es dann auch sie zu vergessen. Aber auch da, macht er sich wenig Hoffnung. Wenn er sie nach all diesen Jahren nicht aus Kopf und Herz verbannen konnte, wird er es in Zukunft auch nicht schaffen. In diesen Gedanken versunken, verpasst er beinahe seine Ausfahrt. Im letzten Moment hört er auf sein Navi, blinkt und verlässt die Autobahn. Für den Rest der Strecke legt er das Bild zurück in die Mittelkonsole und folgt den letzten Anweisungen. Letztendlich hält er vor der gemütlich aussehenden Hütte an. Für einen Moment bleibt er noch im warmen Auto sitzen und atmet einmal tief durch. Wie aufgeregt er auf einmal ist. Im Inneren des Hauses brennt bereits Licht und ein weiteres Auto steht vor der Tür. Ob es ihr Auto ist? Es wird Zeit das heraus zu finden. Erneut nimmt er das Bild auf, wirft einen kurzen Blick darauf, um es anschließend in seine Jackentasche zu stecken. Naruto steigt aus, holt aus dem Kofferraum seine Sporttasche. Darin ist alles verstaut, was er für die nächsten zwei Tage brauchte. Damit geht er zur Haustür und klingelt. Die laute Musik der Klingel dringt sogar noch vor der Tür an seine Ohren. Es dauert daher auch nicht lange, dann öffnet sich diese und die Person, die er erhofft hatte, vor sich zu sehen, steht lächelnd im Türrahmen. Aus ihr ist eine wunderschöne, junge Frau geworden. Einst ruhig und schüchtern, hat sie wohl ihren Platz in der Welt gefunden und wirkt deutlich selbstbewusster. Ihre dunkelblauen Haare sind sehr lang geworden und umrahmen Hinatas hübsches Gesicht. „Naruto…“, spricht sie ihn leise an und schlingt dann sofort ihre Arme um ihn. So, wie früher auch. Vertraut und als ob sie noch immer die besten Freunde sind. „Es ist so schön, dich wieder zu sehen!“, murmelt sie während der Umarmung und seufzt leise. „Ich freue mich auch!“, stimmt er ihr zu und schließt seine Arme noch fester um sie. „Komm rein und mach die Tür zu, damit die Kälte draußen bleibt!“ Sie beendet die Umarmung und tritt einen Schritt zurück, dass auch Naruto herein kommen kann. „Es ist arschkalt draußen. Was haben wir uns nur dabei gedacht bei dem Wetter Ski fahren zu gehen?“ Sie lacht und Naruto wird es sofort warm ums Herz. Wie sehr er dieses helle, aufrichtige Lachen doch vermisst hatte. „Wir haben doch schon weitaus schlimmeres überstanden. Ich sag nur November, Vollmond und See!“ Immer wieder gerne erinnert er sich an diese Nacht. Aus reiner Langeweile sind sie bei Minusgraden in den See gesprungen und haben rumgetobt. Einen Tag später lagen sie beide mit einen fetten Grippe im Bett. Trotzdem eine schöne und lustige Erinnerung. „Oh mein Gott! Das waren noch Zeiten!“ Sie hatte ihn in die Küche geführt. Auf der einladend gepolsterten Eckbank legt er erst einmal seine Tasche ab. „Ich habe Kaffee gemacht. Willst du eine Tasse?“ Selbst hatte sie ihre bereits wieder in der Hand und wärmt sich daran ihre Finger. „Gerne! Schwarz, bitte.“ Gezielt öffnet sie einen Schrank, holt daraus eine Tasse und schenkt ihm ein. „Bist du schon lange da?“, fragt Naruto währenddessen, nimmt dann gleich einen kleinen, vorsichtigen Schluck von dem Aufputschmittel. „Nein, vielleicht eine halbe oder dreiviertel Stunde. So konnte ich mich wenigstens schon mal in Ruhe umschauen. Es ist so schön und gemütlich hier.“ Entspannt lehnt sie an der kleinen Anrichte und strahlt ihn dabei an. „Aber es wird trotzdem Zeit, dass die anderen kommen. Wir wollten heute doch nochmal auf den Berg.“ Neugierig wirft sie einen Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk. Es ist kurz nach 13 Uhr. Das weiß Naruto, weil er im Auto selbst noch einen Blick auf die Anzeige geworfen hatte. In ein paar Stunden schließt der Lift und es wird dunkel. Wie aufs Stichwort klingelt es erneut. Gemeinsam machen sie sich auf den kurzen Weg durch den Flur. Draußen stehen die restlichen angemeldeten. Sasuke, Shikamaru und Neji. Der Rest wollte entweder kein Ski fahren oder hatte keine Zeit. Sind aber trotzdem für andere Treffen offen. So sind sie bei ihrem ersten Treffen nur eine kleine Runde, was ihnen den Spaß aber nicht nimmt. Sie begrüßen sich freudig. Auch bei ihnen klingt es, als hätten sie sich gestern erst gesehen. Mit Sasuke ist auch Naruto ehemals bester Freund mit dabei. Jeder von ihnen bekommt anschließend eine Tasse in die Hand gedrückt und für eine halbe Stunde quatschen sie alle aufgedreht durcheinander So viel haben sie sich zu erzählen aus den vergangenen Jahren, in denen sie sich nicht gesehen hatten. In voller Montur quetschen sich alle in das größte Auto. In dem Fall das von Naruto. Es sind nur wenige Minuten mit dem Auto ins Tal. Zu Fuß wären es circa 15 Minuten. Von dort geht der Skilift in nur circa fünf Minuten nach oben zum Gipfel. Aber auch in den wenigen Minuten Autofahrt haben sie unendlich viel Spaß. Drehen die Musik laut auf und singen extrem schief mit. Doch genau das ist wohl das Lustige daran. Naruto kann sich darauf jedoch gar nicht so wirklich konzentrieren. Immer wieder wandert sein Blick in den Rückspiegel und beobachtet sie. Die Frau, die ihm schon lange, lange Zeit nicht mehr aus dem Kopf geht. Ihm regelrecht den Kopf verdreht hat. Selbst im Lift kann er sie nicht aus den Augen lassen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie das bemerkt. Hinata winkt ihm gut gelaunt zu. Sitzt er doch mit Sasuke im anderen Abteil. Für eine Weile halten sie sogar Blickkontakt. Auf ihren beiden Gesichtern erscheint dabei ein sanftmütiges Lächeln. Wie sehr sich Naruto gerade wünscht bei ihr zu sein und mit ihr reden zu können. Stattdessen ist der dazu verdammt sie zu sehen und zu wissen, dass sie für den Moment unerreichbar ist. Die Plastikwand verhindert es, dass er mit ihr sprechen kann. Zum Glück dauert die Fahrt zum Gipfel nicht lange. Und während sich die sportbegeisterten und damit sicher auf den Skiern stehenden Jungs sofort die länglichen Ski anschnallen und den Berg hinab sausen, bleibt Naruto bei Hinata. Sie steht etwas unsicher auf den Brettern. Mit ein bisschen Übung und einigen Hilfestellungen im flachen Teil legt sich das schnell und sie machen sich ebenfalls auf den Weg ins Tal. Langsam, dafür aber sicher. Oder auch nicht. Gerade, als Naruto ein Stückchen voraus fährt, hört er sie hinter sich überrascht aufschreien. Sofort fährt er einen leichten Bogen, hält somit an und ist schnell bei ihr. „Auu…“, jammert sie, lacht dabei jedoch. Kurz reibt sie sich noch ihr schmerzendes Hinterteil, auf dem sie gelandet ist und lässt sich dann von Naruto aufhelfen. Fällt ihm dabei in die Arme, verweilt dort länger, als sie eigentlich müsste. Selbst Naruto, dem solche subtilen Dinge normalerweise nicht auffallen, bemerkt das. Es gibt ihm sofort etwas Hoffnung, von der er versucht hatte, sie nicht aufkommen zu lassen. Trotzdem lässt er es fürs erste unausgesprochen. „Alles okay?“, fragt er besorgt. Ihr fröhliches Lachen bei der Bestätigung lässt ihn daran nicht zweifeln. Vorsichtig machen sie sich wieder auf. Mit großer Verspätung erreichen sie die Talstation, an der sie schon ungeduldig erwartet werden. Bevor sie allerdings die letzte Bahn nach oben nehmen, besorgen sie sich noch Leuchtfackeln. Für jeden zwei Stück. Sie hatten nicht geplant noch bei Tageslicht den Weg ins Tal zurück zu legen. Mit dem künstlichen Licht werden sie daher keine Probleme deswegen erwarten. Bei der zweiten Auffahrt setzt sich Hinata bewusst zu Naruto ins Abteil, sie sind alleine. „Wie konnten wir uns nur aus den Augen verlieren?“ Nach ein bisschen betretenem Schweigen, eröffnet sie so das Gespräch. „Du bist weggegangen. Auf diese Uni, zu der ich nicht zugelassen wurden.“ Hinata seufzt leise. Er war ihr schon damals böse, das wusste sie. Hat es ihr allerdings verziehen. Dachte sie bisher zumindest. Dabei hatte sie so sehr versucht ihm begreiflich zu machen, wie wichtig ihr das ist. Aufgrund ihrer hervorragenden Leistungen, hatte sie beste Uni des Landes ihr ein Stipendium vergeben. In Rekordzeit hatte sie das Medizinstudium abgeschlossen und forscht seither nach Heilmitteln gegen Krebs. Warum es ihr so wichtig war? Niemals mehr wollte sie einen geliebten Menschen durch diese Krankheit verlieren. Ihre Mutter sollte die erste und die letzte Person gewesen sein, der sie nicht helfen konnte. „Du weißt, wie wichtig mir diese Sache war, und noch ist!“ Ihre ruhige und sanfte Stimme lässt das Gespräch ebenfalls ruhig bleiben. „Du warst mir wichtig. Bist es noch!“ Naruto sieht keine Notwendigkeit, sich zurück zu halten. Sie kann ruhig von einem Teil seiner Gefühle erfahren. Aber erst, wenn er sich sicher ist, nichts zu zerstören, wird er ihr auch den Rest preisgeben. „Du mir auch! Glaub mir, die Vorlesungen waren ohne dich nicht das, was sie hätten sein können. Ich habe oft an dich gedacht.“ Aufmerksam hört der Blonde ihr zu, lächelt bei ihren Worten. Sie konnte ihn also auch nicht vergessen. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder? Konnte es etwa sein, dass sie ähnlich fühlt, wie er? „Tust du das denn immer noch? An mich denken?“ Mit einem geheimnisvollen Grinsen im Gesicht antwortet sie. „Natürlich!“ Daraufhin greift sie nach ihren Skiern und steigt aus. In der Zwischenzeit waren sie doch wirklich oben angekommen. Naruto muss sich anstrengen noch aus der Gondel zu kommen, ehe ihre Türen sich für die Abfahrt wieder schließen. „Was haltet ihr davon, wenn wir uns irgendwo hinsetzen und uns den Sonnenuntergang anschauen?“, schlägt die Frau in der Runde, und somit die Romantikbewusste, vor. Ihre Blicke wandern gen Westen, wo die Sonne bereits ziemlich tief steht. Es wird noch eine gute halbe Stunde dauern, bis diese sich ganz verabschiedet. Somit haben sie noch ein paar Minuten um einen geeigneten Platz zu finden. Diese nutzen sie, um auf der Piste einige Meter zu fahren. Auf einer Schneeverwehung lassen sie sich in einer Reihe nieder. Vor ihnen das Panorama der umliegenden Bergwelt. Angestrahlt von den letzten Sonnenstrahlen des Tages, reflektiert der Schnee das rötliche Licht. Während die drei wild durcheinander reden und nur Dummheiten im Kopf haben, genießen Naruto und Hinata das Naturschauspiel. „Wunderschön!“, haucht Hinata leise, mit einem verträumten Ausdruck im Gesicht. Die Sonne verschwindet langsam und mit einem letzten, prächtigen Farbenspiel hinter den Bergen am Horizont. „Ja…“, stimmt Naruto zu, liegt sein Blick dabei allerdings auf ihrem Profil. Im restlichen Licht blickt Hinata nun ebenfalls zu Naruto. Ihr bezauberndes Lächeln verschlägt ihm dabei die Sprache und er vergisst sogar fast zu atmen. Lange sehen sie sich in die Augen, kommen sich immer näher. Zu einem Kuss kommt es jedoch nicht. Die Anderen zünden ihre Fackeln an und sorgen mit ihrem Jubel dafür, dass sich Hinata ihnen zuwendet. Bunte Farben erhellen die Umgebung und lassen den Schnee mystisch glitzern. Ein toller Anblick. Schnell schnallen sie die Bretter wieder an die Füße und nachdem auch Hinata und Naruto ihre Fackeln angezündet hatten, gleiten sie dieses mal gemeinsam in der Gruppe den Hang hinunter zurück ins Tal. Dort verstauen sie die Bretter und Stöcke im Auto und suchen sich danach eine Kneipe um dort einzukehren. Natürlich um dort etwas zu trinken, so wie es sich nun einmal gehört. Diverse Runden kippen sie in der Runde weg und machen dabei die Tanzfläche unsicher. Aber auch dort zieht sich Naruto nach einiger Zeit zurück, setzt sich auf ihren Platz zurück und beobachtet sie. Sie hat großen Spaß mit den Anderen und lässt sich sogar dazu hinreisen Karaoke zu singen. Schmunzelnd behält er sie im Auge. Auffordern winkt sie ihn auf einmal zu sich, will, dass er mit ihr zusammen etwas singt. Naruto winkt ab, gibt ihr zu verstehen, sich etwas zum Essen holen zu wollen. Mit einer weiteren Geste lädt er sie ein mitzukommen. Er zieht sich seine Jacke an und geht anschließend nach draußen. Sie hat nicht den Anschein gemacht mitzugehen, weshalb er den Schneeball, der ihn am Hinterkopf trifft, nicht erwartet hat. Lachend bleibt sie einen Meter von ihm entfernt stehen und blickt fasziniert gen Himmel. Den ganzen Tag war es klar, doch jetzt hat es angefangen zu schneien. Dicke Flocken segeln langsam zu Boden, bleiben in ihren langen Haaren, die aus der Mütze herausschauen, hängen. Erneut sieht sie einfach nur wunderschön aus. „Komm, ich will einen Schneeengel machen!“ Euphorisiert und wohl auch leicht angetrunken, greift sie nach seiner Hand und zieht ihn mit sich. Mit Schwung lässt sie sich in den Schnee fallen, breitet Arme und Beine aus und bewegt sie. Es entsteht ein klassischer Schneeengel. Auch Naruto lässt sich neben ihr in den Schnee fallen und tut es ihr gleich. Bevor sie sich dann endlich etwas zu essen besorgen, bewerfen sie sich noch mit Schnee und Schneebällen und tollen herum. Es macht so viel Spaß mit ihr. An einer Straßenecke, an der sie vorbei kommen, ist ein kleiner Laden, der Pizza verkauft. Dort holen sie sich eine und mit dem Pizzakarton machen sie sich auf den Weg, um zu Fuß zurück zur Hütte zu laufen. Es wäre unklug, sich mit dem Alkoholpegel im Blut noch hinters Steuer zu setzen. Ein kleiner Weg durch den Wald führt sie auf direktem Weg zu ihrem Häuschen für die Nacht. Der Hunger treibt sie an und durchgefroren öffnen sie schnell die Haustüre. Während Naruto für wohlige Wärme sorgt und ein Feuer im Kamin entzündet, genehmigt sich Hinata bereits das erste Stück von der herrlich duftenden Pizza. „Deine Studienzeit hat dir gut getan!“, bemerkt Naruto an und schnappt sich ebenfalls ein Stück. „Meinst du? Ich werde den Rest meines Lebens nicht mehr so viele Hirnzellen wegsaufen können, wie ich es in der kurzen Zeit geschafft habe.“ Sie lacht peinlich berührt auf. Bereitwillig erzählt sie einige Anekdoten aus ihrer Zeit als Studentin und bringt damit auch ihn zum Lachen. Nach dem letzten Stück Pizza, ziehen sie sich ihre Skikleidung aus und schlüpfen in ihre bequemen Jogginghosen und die weichen, warmen Pullis. Zusätzlich schlüpft Hinata in ein zweites Paar Socken. Trotz der mittlerweile wohligen Temperatur im Haus, hat sie noch immer eiskalte Füße. Auf der Couch, direkt vor dem Kamin, lassen sie sich nieder. Zwischen etlichen Kissen und unter warmen Decken machen sie es sich richtig gemütlich. „Wie ist es dir ergangen?“ Hatte sie doch nun schon einiges von sich offenbart, ist sie nun gespannt auf seine Geschichte. „Ich habe Wirtschafspolitik studiert und danach bei ein paar Firmen gearbeitet. Das war einfach nichts für mich. Ich habe mir dann eine eigene Firma aufgebaut. Eine Sicherheitsfirma.“ Er zuckt mit den Schultern. Für ihn ist das mittlerweile nichts mehr Großes. Damals hatte er einfach nur sein Hobby mit dem Beruf kombiniert. Leidenschaftlich betreibt er Kampfsport, hält dabei sogar einige Meisterschaftstitel. Dazu noch das Wissen über die unternehmerischen Aspekte und sein Konzept für die Bank stand bereits so gut wie da. Mit den Krediten stellte er einige gute Leute ein, mietete sich in ein gutes Haus ein und fast von Anfang an lief es zufriedenstellend. Als hätte er eine Marktlücke erschlossen. Gut, am Anfang lief es mehr schlecht, als recht. Viele schlaflose Nächte und etliche Überstunden ließen ihn Zweifeln. Doch nach den ersten, positiv verlaufenen, Aufträgen, die sich zu Daueraufträgen entwickelten, war die Durststrecke überwunden. Er fasste Fuß in der Szene und machte sich innerhalb kürzester Zeit einen Namen. Einen ziemlich guten Namen. Namhafte Großfirmen gehören nun zu seinem Klientel, dessen Firmenzentralen unter seinem Schutz stehen, sowie einige gut betuchte Privatleute mit ihren teurer Villen. Mittlerweile hatte er sich fast verzehnfacht und sein Gehaltszettel ließ sich wirklich sehen. Trotzdem führt er ein sehr bescheidenes Leben. Hinata staunt darüber nicht schlecht. Damit hat sie wirklich nicht gerechnet. „Gut gemacht!“ Sie wuschelt ihm stolz durch die Haare, nachdem sie ausführlich von seiner Geschichte erfahren hat. Damals hatte wohl keiner erwartet, dass einmal etwas aus ihm wird. War er doch ein rotzfrecher Bengel, der keine Lust hatte überhaupt etwas zu lernen und gerade so seinen Abschluss geschafft hatte. Dabei hat er es in der kurzen Zeit wohl am weitesten gebracht. „Was macht die Liebe? Hast du eine Freundin, oder sogar eine Frau?“ Neugierig löchert sie ihn weiter. Sarkastisch lacht Naruto leise auf. „Weder noch. Mit mir hält es keine aus. Und wenn doch, dann nur wegen dem Geld.“ Tatsächlich hatte er diese Erfahrung schon zwei, dreimal machen müssen. Solange das Geld fließt ist alles in Ordnung. Aber gibt es einmal nicht die gewünschte Tasche, oder das gewollte Paar Schuhe, ist es schneller vorbei, als er „Auf Widersehen“ sagen kann. Enttäuschend und es zerstört das Vertrauen. Vor allem, wenn es doch sowieso nur die Eine gibt, die wirklich die Richtige sein kann. „Tut mir Leid.“, murmelt sie, legt dabei tröstend eine Hand auf sein Knie. „Hast du denn schon den Mr. Perfect gefunden?“ Natürlich will Naruto jetzt auch wissen, ob er seine Chance bei ihr ergreifen kann. Der Tag hat immer mehr Hoffnungen in ihm geweckt. Ihre ganze Art, ihr Verhalten, ihre Annäherungen ließen ihn darauf hoffen. Und wenn er sich nicht ganz verschätzt und noch auf sein Bauchgefühl hören konnte, dann liegt er damit richtig. „Ich habe mich vor einigen Wochen von meinem Freund getrennt. Es hat einfach nicht mehr gepasst.“ Er will sich wirklich nicht darüber freuen. Bestimmt hat es ihr trotzdem sehr wehgetan, aber langsam eröffnet sich wirklich ein Weg für ihn. „Ich glaube, nur deswegen habe ich mich bei dir gemeldet.“, fährt sie auf einmal fort und Naruto spitzt die Ohren. „Wir haben uns Jahre lang nicht mehr gesehen und trotzdem denke ich seit langer Zeit nur noch an dich.“ Ein verhaltenes Lächeln ziert ihre Lippen und auch Naruto merkt, wie groß seine Chance doch wirklich ist. Riesengroß, um ehrlich zu sein. „Du begleitest mich auch jederzeit.“ Er deutet auf seine Jacke, die greifbar in ihrer Nähe liegt. Sie muss sich zwar etwas strecken, aber dann hat sie das Leder in der Hand und holt, wie angewiesen etwas aus der Jackentasche. Sie faltet das Bild auf und schmunzelt sofort. „Das war an der Abschlussfeier.“, stellt sie treffsicher fest. Auf dem Bild küsst sie ihn auf die Wange. An diesen Moment kann sie sich noch gut erinnern. Sie hatten herum gealbert und dabei ist dieser Schnappschuss entstanden. „Seit wann trägst du das denn bei dir?“ Ihr sind die ausgefransten Ecken und die vielen Knicke aufgefallen. Es sieht fast so aus, als würde er es seit diesem Moment in der Tasche bei sich haben. Sie stets bei sich haben. Statt einer Antwort bekommt sie allerdings nur ein geheimnisvolles Lächeln, was sie zurück auf das Bild sehen lässt. Wie gut er in dem Anzug damals ausgesehen hatte. Bestimmt tut er es noch. Das viele Training hat ihn noch männlicher werden lassen, sodass ihm Anzug und Krawatte unendlich gut stehen werden. „Lass uns nochmal tanzen! So, wie damals.“ Sie legt das Bild beiseite und zieht ihn hoch von der Couch. Schnell haben sie sich Schuhe und Jacken angezogen und mit einer alten Laterne treten sie vor dir Tür in die kalte Nacht. Es schneit noch immer und der Mond hoch am Himmel taucht die Schneelandschaft in fahles Licht. Naruto hält ihr seine Hand hin und zusammen tanzen sie unbeholfen einige Schritte. Verfallen schnell in langsames hin und her schunkeln. Narutos eine Hand bleibt auf ihrer Hüfte liegen, die andere legt sich auf ihre Wange. Mit dem Daumen streicht er über ihre kalte Backe. Ihre Arme haben sich derweil um seinen Hals geschlungen. Schmiegt sich somit dicht an ihn. Tief schauen sie sich in die Augen. Langsam nähern sie sich einander, lassen ihre Lippen aufeinander treffen. Ihr erster Kuss, niemals zuvor hatten sie es soweit kommen lassen. Dafür macht es beide nun umso glücklicher. Schmetterlinge machen sich in beiden breit und zum ersten Mal seit langem, haben sie beide das Gefühl, wahrhaftig verliebt zu sein. Von den Glücksgefühlen berauscht, nimmt Naruto ihre Hand. Hält sie über ihren Kopf und lässt sie sich um ihre eigene Achse drehen. Er lacht dabei freudig. Schon lange hat er sich nicht mehr so unendlich glücklich gefühlt. Was macht sie nur mit ihm? Aber eigentlich ist das auch egal. Sie ist diejenige, die sich bereits vor Jahren in sein Herz geschlichen und dort ausgeharrt hat. Sie ist die Frau, mit der er zusammen sein will. Für den Rest seines Lebens. Das ist ihm bereits jetzt so klar, wie nichts anderes zuvor in seinem Leben. Sie ist einfach perfekt. Perfekt, wie sie ist. Perfekt für ihn. Hinata ergeht es im gleichen Moment nicht anders. Tief im inneren hatte sie geahnt, dass nur er sie wirklich glücklich machen kann, aber sie hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass sie es so schnell herausfinden würde, wie Recht sie damit haben sollte. Küssend tanzen sie noch eine Weile im Schnee, turteln herum und kuscheln sich aneinander. Erst, als es ihnen zu kalt wird, suchen sie eilig die Wärme des Feuers, legen sich zusammen auf die Couch. Selbst dort sind sie nicht mehr voneinander zu trennen. Sie reden an diesem Abend noch lange. Viele Erinnerungen warten darauf miteinander geteilt zu werden. So wie früher, wollen sie wieder alles miteinander teilen. Es soll keine Geheimnisse zwischen ihnen geben, nichts unausgesprochenes, was zwischen ihnen stehen könnte. Selbst alle Ex-Partner werden aufgezählt, was sogar noch für einige Lacher sorgt. Manche von ihnen hatten Eigenheiten, die einfach nur belächelt werden konnten. Spät in der Nacht schafft Hinata es kaum noch ihre Augen aufzuhalten und gähnt beinahe ununterbrochen. Das ist der Zeitpunkt, an dem sie sich ein Bett suchen und gemeinsam unter die Bettdecke kriechen. Naruto macht das Licht aus und nur noch das Feuer im Kamin erhellt das Haus. Sie wünschen sich eine gute Nacht, küssen sich ein letztes Mal für heute und legen sich, eng aneinander gekuschelt, zur Ruhe. Kapitel 4: Ostergeschenk ------------------------ Vorsichtig zog er seinen Arm unter ihrem Kopf hervor, wollte sie auf gar keinen Fall wecken. Nicht heute, wo er doch etwas ganz besondere vorhatte. Fast geräuschlos verließ er ihr gemeinsames Schlafzimmer, als er es geschafft hatte. Barfuß lief er über den kühlen Holzboden und stieg die Treppe ins Erdgeschoss hinab. Ließ dabei gekonnt die knarzenden Stufen aus. Zielstrebig ging er auf den einzigen Raum im ganzen Haus zu, der nur für ihn war, der vor Hinata und ihren teuflischen Putzlappen sicher war. Sein Büro. Dafür hatte er allerdings einen Deal mit ihr eingehen müssen. Die Abmachung war, er musste selbst einmal die Woche klar Schiff machen. Ansonsten würde sie es tun. Aber auch wenn er diese Pflicht mal etwas vernachlässigte, schaute sie gern darüber hinweg. Denn schließlich brachte dieser Raum auch für sie einen entscheidenden Vorteil mit sich. Sie sahen sich häufiger. Wenn er mal wieder viel zu tun hatte, brachte er einfach einige Unterlagen mit nach Hause und erledigte die Arbeit hier, nachdem sie etwas Zeit miteinander verbracht hatten. Und sollte er mal wieder völlig abdriften, konnte sie ihn wieder in die Welt zurück bringen, die wirklich zählte. Und zwar die kleine Welt, die er sich mit ihr zusammen aufgebaut hatte. Das Häuschen, in das sie vor zwei Jahren gezogen sind, und welches sie gemeinsam nach und nach umbauten, so wie sie es haben wollten. Für den großen Garten, der das Haus umgibt ist Hinata zuständig. Und egal wie sie es schaffte, er war immer grün und die Pflanzen blühten wunderschön, außer natürlich im Winter. Gezielt holte er mit wenigen Handgriffen ein handgroßes Osterei aus seinem abschließbaren Schreibtisch. Es war kitschig bemalt mit bunten Blümchen darauf und mehreren Osterhasen, welche Holzkörbe auf den Rücken trugen, die mit ebenfalls bunt bemalten Eiern bis oben hin gefüllt waren. Eigentlich waren sie dazu da, um Schokolade sicher vor Insektenbefall draußen in der Natur zu verstecken. Und auch Naruto nutzte es für diesen Zweck, nur steckte etwas viel wertvolleres in seinem Inneren. Behutsam öffnete er das Ei noch ein letztes Mal. Besah sich den Inhalt. Heute wollte er den nächsten Schritt wagen. Einen Schritt, den er nur mit ihr machen konnte, denn sie war es. Sie war diejenige, die er aus tiefstem Herzen liebte. Und das schon seit über fünf Jahren. Oder besser, seit 5 Jahren, 9 Monaten und 21 Tagen. Und, er scannte kurz seine Uhr auf dem Schreibtisch, seit knapp 8 Stunden. Ja, er wusste genau den Tag, an dem sie zusammen gekommen sind. Und dieser Tag gehörte auf jeden Fall zu den schönsten Tagen seines Lebens. Der Heutige würde sich hoffentlich auch dazu gesellen. Nachdem er das Ei wieder geschlossen hatte ging er in ihr Wohnzimmer, öffnete leise die große Terrassentüre. Trat auf die, von der morgendlichen Sonne, leicht aufgewärmten Steinplatten und von dort in den bereits saftig grün gewordenen Rasen. Naruto steuerte seinen Lieblingsplatz an. Dieser war von nirgendwo einzusehen. Weder von der Straße, noch vom Nachbargrundstück aus. Und natürlich auch nicht vom Schlafzimmerfenster. Hier versteckte er das Osterei, recht offensichtlich. Hinata sollte nachher nicht ewig suchen müssen, bis sie es fand. Dann trat er eilig den Rückzug an. Zwar schien Anfang April schon die Sonne sehr stark, doch es war definitiv noch nicht warm genug sich länger draußen aufzuhalten und schon gar nicht, wenn man, wie er, nur mit seiner Schlafshorts bekleidet war. Noch bevor er aber wieder ins Warme huschte, brach er die Blüte einer Osterglocke ab. Er streifte seine, vom Tau, nassen Füße auf dem Vorleger ab und schloss dabei leise wieder die Türe hinter sich. Voller Vorfreude im Bauch schlich er auf Zehenspitzen weiter in die Küche. Schließlich wollte er seine Liebste heute mit einem Frühstück im Bett verwöhnen. So strich er ein paar Brote, so wie sie es gern hatte. Dazu wurden einige Trauben gewaschen und gesellten sich ebenfalls auf das Tablett. Zuletzt machte er noch Kaffee, welchen er dann in zwei große Tassen füllte. Zur Deko drapierte er noch die Blume auf dem Tablett. Gekonnt balancierte er alles die Treppen hinauf und stellte es auf seiner Bettseite auf dem Boden ab, kroch dann wieder zurück ins Bett. Hinata hatte sich derweil auf ihre rechte Seite gedreht, mit dem Rücken zu ihm, und hatte die Beine angezogen. So zusammengerollt dämmerte sie unter der dicken Bettdecke. „Wo warst du?“, murrte sie leise, als sie spürte, dass Naruto wieder zurück ins Bett kam, hob die Bettdecke leicht an und rollte sich auf ihre linke Seite. Kuschelte sich sofort besitzergreifend an ihn. Es war Sonntag, da gehörte er nur ihr. Nicht so, wie an den anderen sechs Tagen der Woche, wo sie ihn mit tausend anderen teilen musste. „Ich hab Frühstück gemacht.“, gab Naruto leise zur Antwort, drückte ihr einen liebevollen Kuss auf ihre verstrubbelten Haare. „Draußen?!“ Ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Sie hob sogar träge den Kopf und die misstrauisch hochgezogenen Augenbrauen brachten ihn zum Lachen. Er wusste, wie sehr sie es hasste, wenn er einen Sonntag mal nicht nur für sie zur Verfügung stand. „Hab dir ´ne Blume mitgebracht.“ Zur Bestätigung angelte er den Stängel vom Tablett und brachte ihn vorsichtig in die Nähe ihrer Nase, damit sie daran riechen konnte. Auch wenn er bezweifelte, dass dieses Ding nach irgendwas roch. Er kannte sich mit Pflanzen nicht aus. Natürlich, die einzelnen Blumen waren mehr oder weniger schön, aber das war es dann auch schon. Was wohl auch erklärte, warum Hinata für den Garten zuständig war. Jetzt musste auch sie schmunzeln. „Du bist ein verdammter und unglaublich süßer Romantiker.“ Sie musste sich strecken um an seine Lippen zu kommen. Zärtlich knabberte sie an ihnen, ehe sie mit sanftem streichen ihrer Zunge um Einlass bat. Zärtlich umkreisten sich ihre Zungen, wurden immer wilder, fingen an um die Vorherrschaft zu kämpfen. Und sie nahm noch ihren Körper als Unterstützung hinzu. Kniete sich über ihn und jedes Mal, wenn er wieder die Oberhand gewann, senkte sie ihr Becken ab, rieb sich unschuldig an seinem. Lenkte ihn damit ab, brachte ihn zum Ächzen. Doch es war kein dauerhaftes Mittel, denn schon beim dritten Mal griff er sie fest an der Hüfte und hielt sie genau dort. Brachte sie in eine aufrechte Position, in dem er sich selbst aufsetzte. Naruto unterbrach ihren Kuss, verbannte in dieser kurzen Pause ihr störendes Schlafshirt in die nächste Ecke. Sofort schickte er seine Hände auf Wanderschaft über ihren nackten Oberkörper, während sie sich in den nächsten Kuss vertieften. Auch Hinata blieb nicht untätig. Federleicht strichen ihre Hände über seine Bauchmuskeln, seine Seiten, hinauf zu seiner Brust. Ihre Fingerspitzen umkreisten seine Brustwarzen, kniffen fest in die harten Knospen. Überrascht keuchte Naruto auf, trennte sich von ihren Lippen, saugte sich stattdessen in ihrer Halsbeuge fest. Ihre Finger gruben sich währenddessen in seine Haare, legte ihren Kopf beiseite um ihm besseren Zugriff zu geben. Zufrieden leckte er anschließend über den roten Fleck, den er hinterlassen hatte, mit dem er sie für die nächsten Tage gebrandmarkt hatte. Fuhr von dort mit der Zunge weiter über ihr Schlüsselbein, küsste sich dann ihr Brustbein hinunter und hielt zwischen ihren Brüsten an. Liebkoste dort die empfindliche Haut, brachte sie dazu genießerische Laute von sich zu geben. Ihr Griff in seinen Haaren wurde fester, versuchte ihn weiter zu dirigieren, was er sich nicht gefallen lassen wollte. Harsch griff er nach ihrer Hüfte, hob sie leicht an und brachte sie unter sich, legte sich sofort schwer auf sie. Sichtlich genoss er den Druck, den er selbst auf sein hartes Glied ausübte. Und auch Hinata stöhnte verhalten auf bei den deutlichen Berührungen. Ihre Hände, die immer noch in seinem Nacken verweilten, zogen ihn in ein weiteres stürmisches Zungengefecht. Der Blonde versuchte währenddessen endlich die überflüssigen Schlafshorts von ihren Hüften zu zerren. Erst als sie etwas ihr Becken anhob, schaffte er es das Kleidungsstück zu entfernen und achtlos aus dem Bett zu werfen. Jetzt strichen seine Finger über ihre Seite weiter runter, außen an ihrem Schenkel bis zum Knie. Dort machten sie kehrt, strichen über die Innenseiten wieder nach oben, stoppten kurz vorher und entfernten sich wieder von ihrer Mitte. Frustriert grummelte sie in den Kuss. Wollte endlich dort angefasst werden. Doch wenn sie es nicht bekam, holte sie es sich eben. Es lag nun an ihr, ihn auch komplett zu entkleiden, zog ihm daher seine Shorts über den Hintern, soweit es ging. Den Rest müsse Naruto selber machen entschied sie. Ihre Hände krallten sich in seine Arschbacken, hinderte ihn daran zurück zu zucken, während sie ihr Becken hob und sich nah an ihn brachte. Die forschen Finger an ihrem Schenkel hatte sie dabei vergessen. Laut stöhnte sie auf, als nun zwei Finger ihre Schamlippen durchbrachen und in sie eindrangen. Sie sackte zurück in die Matratze, während ihre Fingernägel rote Striemen auf seinem Hintern hinterließen. Hinata warf ihren Kopf zurück in den Nacken, während Naruto sie weiter mit den Fingern befriedigte. Doch er hatte es noch auf was anderes abgesehen. Biss sogleich leicht in ihren Kehlkopf, der deutlich durch die Überstreckung hervorstach. Genoss es die Vibrationen zu spüren, welche der Laut, der jetzt aus ihrem Mund kam, mit sich brachte. Aber sie wollte ihn auch hören und vor allem wollte sie ihn. In sich. Gezielt griff sie in seine Mitte, schlang ihre Finger um seinen Schwanz. Völlig überrascht stöhnte Naruto auf, löste damit seine Zähne von ihrer Kehle. Langsam fing sie an ihn zu pumpen, was ihn augenscheinlich fast um den Verstand brachte. Er zog seine Finger aus ihr, stützte sich mit beiden Händen neben ihrem Kopf ab. Sein Haupt ließ er einfach hängen. Er hatte die Augen geschlossen und biss sich auf die Unterlippe, um keine weiteren verräterischen Laute entkommen zu lassen. Doch nicht lange beließ er es bei dieser Situation, viel zu sehr war er bereits erregt, sodass er schon nach kurzer Zeit ihre Hand einfing und über ihrem Kopf festpinnte. Kurz sahen sie sich tief in die Augen, ehe sie wieder stürmisch ihre Lippen vereinten. Hinatas freie Hand ruhte wieder in seinem Nacken, während er sich positionierte, um endlich in sie einzudringen. „Naruto…“, murrte sie in den Kuss, brachte ihn dazu inne zu halten. Anstatt weiter zu reden, tastete sie nach dem Nachttisch und wollte die oberste Schublade aufziehen. Seine Hand hielt sie davon ab. Und wieder blickten sie sich tief in die Augen. „Brauchen wir das wirklich?“, fragte er leise. Hinata begriff sofort, was er ihr damit sagen wollte. Ein glückliches Lächeln legte sich auf ihre Züge und sie schüttelte verneinend den Kopf. Zärtlich küssten sie sich kurz, gaben sich nochmal eine stumme Zustimmung. Der nächste Kuss war dann schon wieder stürmischer. Fachten ihre kurz abgeflaute Lust wieder an, rieben sich aneinander, strichen bewusst über empfindliche Hautpartien und als ihre Zungen wieder einen Kampf ausfochten drang Naruto in sie ein. Ließ sie den Kuss nicht unterbrechen, nahm ihr stöhnen in sich auf. Seine ersten Stöße kostete er voll aus. Stieß langsam in sie und zog sich noch langsamer zurück. Erhöhte sein Tempo stetig. Hinata klammerte sich an ihn, kam ihm mit ihrem Becken in seinem Rhythmus entgegen. Ihrer beider Atmung beschleunigte sich rasant. Naruto keuchte mittlerweile bei jedem Stoß, spürte wie sich sein Orgasmus in ihm aufbaute. Er verlangsamte seine Stöße wieder, drang ruckartig und tief in sie ein, brachte sie zum Stöhnen und auch an ihre Grenzen. Ein weiteres gezieltes Mal ließ er sie leise aufschreien. Ihr inneres zog sich um seinen Schwanz zusammen. Er stieß noch zweimal in diese Enge, ehe auch er sich mit einem lauten Stöhnen in ihr erlöste. Außer Atem und mit einem verwegenen Lächeln zog sie seinen Kopf zu sich. Wollte ihn küssen, während sie ihn noch in sich spüren konnte. Zärtlich trafen sich ihre Lippen immer und immer wieder. Sie schmiegte sich eng an ihren Freund, der die Decke zärtlich über sie zog. Komplett unbekleidet sollte sie auf keinen Fall auskühlen. Hauchzart strichen seine Finger über die Haut an ihrem Hals, spielte mit ihren Haarsträhnen. Und sie genoss die Streicheleinheiten. Vergrub ihre Nase in seiner Halsbeuge, sog seinen herben Duft ein und schloss ihre Augen. Fühlte sich so geborgen in seinen Armen. „Ich liebe dich!“ Sie hatte das Gefühl gehabt, ihm das unbedingt sagen zu müssen. „Ich liebe dich auch.“, gab er zurück, hauchte ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn. „Möchtest du Frühstücken?“, fragte er leise. Ihm selbst knurrte mittlerweile der Magen. Schließlich war der Tag auch schon weit fortgeschritten. Doch Hinata schüttelte nur leicht den Kopf. Wollte lieber erst duschen gehen. Und er erfüllte ihr diesen Wunsch. Womit sie nicht gerechnet hatte, waren die starken Arme, auf denen sie sich wiederfand und sie ins angrenzende Bad trugen. Ließen sie erst wieder auf dem flauschigen Teppich ab. Gekonnt stellte er das Wasser an, führte sie dann unter den warmen Wasserstrahl. Er stellte sich hinter sie, küsste ihren Nacken und schlang seine Arme um sie. Vertrauensvoll lehnte sie sich an ihn, ließ sich verwöhnen. Genoss die Hände, die sie einseiften und gleichzeitig massierten. Auch sie nahm sich dann eine Portion Duschgel und seifte ihn damit ein. Zärtliche Küsse durften währenddessen auch nicht fehlen. Sie stellten sich wieder unters Wasser, spülten die Seife ab. Naruto wusch sich noch schnell die Haare, ehe sie alleine zurück blieb. Ihre Haare dauerten immer so lange, da konnte er auch etwas anderes machen. Denn wenn sie schon nicht mehr im Bett frühstücken würden, dann könnte er es zumindest in die Sonne verlegen. Schnell hatte er sich abgetrocknet und im Schlafzimmer Kleidung rausgesucht. Das Tablett nahm er gleich mit in die untere Etage. „Naruto…?“ Mit einer langen, weiten Jogginghose und einem flauschigen Kapuzenpullover tapste sie barfüßig durch das Haus. Suchte ihren Blondschopf, doch auch in der Küche konnte sie ihn nicht finden. Dann fiel ihr Blick auf die offen stehende Terrassentür. Schon von drinnen konnte sie die kleine Kuschelecke sehen, die er in der kurzen Zeit geschaffen hatte. Grinsend trat sie hinaus, auf ihn zu. Er erwartete sie mit offenen Armen. „Du bist wirklich ein unheilbarer Romantiker, was?“ Seine Arme umfingen sie und auch ihre Arme legte sich um ihn. „Ich tu alles für dich. Du bist mein ein und alles.“ Er zog die Kapuze ihres Pullovers über die noch feuchten Haare. „Dir darf nie etwas passieren. Du darfst nie krank werden. Und du sollst niemals einsam sein.“ Seine Hand lag sanft auf ihrer Wange, strich über die zarte Haut. „Dafür werde ich immer sorgen.“ Tief blickte er in ihre Seelenspiegel, die sich unter der wohltuenden Berührung leicht geschlossen hatten. Legte alle Gefühle, die er hatte, in diesen Kuss, in den er sie jetzt verwickelte. Er ließ ihr keine Zeit für Erwiderungen. Wickelte sie stattdessen in eine der Decken und zog sie auf die Bank, wieder in seine Arme. „Ich hab nochmal frischen Kaffee gemacht.“, flüsterte er ihr leise ins Ohr und übergab ihr eine der Tassen mit dem Heißgetränk. Nahm sich danach selbst eine. Hinata machte es sich gemütlich. Spürte seine starke Brust hinter sich, wie sie sich regelmäßig hob und senkte. Genoss es, wie sein Arm einen gewissen Druck auf ihren Bauch ausübte. Und die wärmenden Sonnenstrahlen, die auf ihre Haut trafen. Sie schwiegen lange, brauchten nur ihre gegenseitige Nähe, während sie sich das zubereitete Frühstück schmecken ließen. Doch ihr brannte eine Frage auf der Zunge und als sie ihre leere Tasse beiseite stellte, schien der richtige Moment gekommen zu sein. Ihre Hand legte sich über sein, die auf ihrem Bauch ruhte. „Seit wann bist du bereit für ein Baby?“ Sein Griff um ihren Bauch wurde fester. „Ich weiß nur, dass ich schon etwas länger darüber nachdenke. Seit wann ich bereit bin… keine Ahnung.“ Zärtlich strich er über ihren flachen Bauch. Er konnte sich noch gar nicht vorstellen, wie dieser aussah, sollte er bald ein kleines Leben beherbergen. Aber sie würde wundervoll mit einer Babykugel ausschauen, da war er sich hundertprozentig sicher. Genauso sicher, wie er von ihrem Kinderwunsch wusste, den sie schon seit einiger Zeit hegte. Diesen aber ihm zu liebe noch etwas aufgeschoben hatte. „Ich habe übrigens noch eine Überraschung für dich.“ Halb drehte sich Hinata nach dieser Ankündigung zu ihm um. „Wir haben doch gesagt, wir schenken uns nichts.“, erinnerte sie ihn an ihre gemeinsame Abmachung. „Es ist ja auch kein richtiges Geschenk.“, verteidigte sich Naruto. „Na gut… was ist es?“ Sie ging darauf ein. „Du musst es suchen.“ – „Was? Hier überall? Kannst du es nicht wenigstens etwas eingrenzen?“ Naruto schmunzelte, nickte dann aber. Er wollte schließlich auch nicht mehr länger warten. „Such an meinem Lieblingsplatz.“ Sie schälte sich aus der Decke, machte sich zielstrebig auf den Weg, Naruto folgte ihr. Und wie erwartet hatte sie das bunt bemalte Osterei schnell entdeckt und hob es auf. Gespannt öffnete sie es, wollte endlich wissen, was er ihr schenken wollte. Sie stockte, als sie den wertvoll aussehenden Ring vorfand, der in dem roten Samt steckte, welcher den Innenraum auskleidete. Sie nahm ihn heraus, betrachtete ihn näher. Dann drehte sie sich zu Naruto um, der hinter ihr geblieben war. Und sie fand ihn auf einem Bein kniend vor, wie er grinsend zu ihr aufschaute. Überrascht schlug sie eine Hand vor ihren Mund, als ihr dämmerte, was genau hier gerade passierte. „Hinata Hyuuga. Willst du meine Frau werden?“ Erleichtert, diese Worte endlich losgeworden zu sein, strahlte er sie an. Doch das Einzige, was die völlig überrumpelte Hinata zustande brachte, war ein heftiges nicken. Sofort war Naruto wieder auf den Beinen. Vorsichtig nahm er den Verlobungsring an sich, den sie immer noch zwischen ihren Fingern hielt. Zusätzlich nahm er noch ihre linke Hand, streckte ihre Finger aus. „Na, dann schauen wir mal, ob der auch passt.“ Frech grinsend schob er den Ring auf ihren Ringfinger, achtete darauf, nicht zu viel Druck auszuüben. Aber er schien wie angegossen zu passen. Hinata konnte es noch gar nicht richtig fassen. Starrte auf ihre Hand, an der nun das Schmuckstück glänzte und eine gewisse Botschaft an alle sandte, die ihn sahen. Sie gehörte jetzt offiziell zu ihm. Und als sie es endlich verarbeitet hatte, was gerade passiert war, fiel sie ihm um den Hals. Küsste ihn stürmisch. „Ja, ich will.“, teilte sie ihn zwischen den fahrigen Küssen lachend mit. Besser spät als nie. Kapitel 5: Seitensprung ----------------------- Passend zur Musik summt sie, bereitet nebenbei das Abendessen zu. Ein Blick auf die Uhr lässt sie lächeln. Sie hatte noch genug Zeit, brauchte also nicht in Hektik zu verfallen, und trotzdem dauert es nicht mehr lange, bis ihr Mann nach Hause kommen würde. Sie hatte eine kleine Überraschung für ihn besorgt und freut sich wahnsinnig auf seine Reaktion, wenn er es auspackt. Noch dazu ist sie gerade dabei seine Leibspeise zu kochen. Er liebt diese japanischen Nudelsuppen und wird sich bestimmt riesig darüber freuen. Jetzt muss er nur noch nach Hause kommen. Arbeitet er doch immer viel zu lange. Seit seine Firma vor ein paar Wochen an die Börse gegangen ist, ist es noch schlimmer geworden. Für heute konnte sie ihm, während eines kurzen Telefonats am Mittag, das Versprechen abringen, pünktlich zuhause zu sein. Und darauf wartet sie nun. Gespannt und voller Vorfreude um endlich mal wieder einen entspannten Abend mit ihm zu verbringen. Laute Musik dringt aus den Boxen des Radios, zu der sie sich rhythmisch bewegt. Dabei überhört sie sogar fast den Klingelton ihres Handys. Wahrscheinlich im letzten Moment merkt sie es doch und nimmt ab. Im Display hat sie bereits das strahlende Gesicht des Blondschopfes erspäht und meldet sie entsprechend gut gelaunt. „Bist du schon auf dem Weg, Füchschen?“ Am anderen Ende ist es kurz still, dann meldet sich auch Naruto zu Wort. „Ich fürchte, nein. Ich habe noch ein Meeting rein bekommen und werde es nicht rechtzeitig schaffen.“ Ihr Gesprächspartner klingt bedauernd, aber auch irgendwie abgelenkt. Zusätzlich hört sie, wie er mit jemand anderem leise redet. „Okay, klar. Die Firma geht vor.“ Hinata kann ihre Enttäuschung nicht verbergen. Sie hat sich so auf diesen Abend gefreut. Hat sie ihren Gatten doch schon lange nicht mehr nur für sich gehabt, weshalb sie sich überhaupt so auf einen gemütlichen zweisamen Abend gefreut hatte. Sie hätte ihm sein Smartphone abgenommen, damit er sich nur auf sie konzentrieren musste. Dann hätten sie in Ruhe zu Abend gegessen und nach ein bisschen entspannter Zeit auf der Couch, hätte sie ihm sein Geschenk überreicht. Insgeheim hatte sie auch auf ein Schäferstündchen gehofft. Wie gesagt, in den letzten Wochen kam sie bei ihm viel zu kurz und ihre Sehnsucht nach ihm wurde von Tag zu Tag unerträglicher. Stattdessen würde sie nun ein weiterer einsamer Abend erwarten. Ein einsamer Abend in einer viel zu großen Wohnung, in der sie sich völlig fehl am Platz fühlt. Sie wohnten noch nicht lange hier. Erst seit ein paar Monaten. Es ist eine noble Wohngegend und die Preise dementsprechend teuer. Trotzdem wollte Naruto unbedingt hier eine Eigentumswohnung erwerben. Ein Prestigeobjekt durch und durch. Dabei weiß Hinata überhaupt nichts mit so viel Platz anzufangen. Zwar ist sie selbst in einer reichen Familie aufgewachsen, doch das hatte sie noch nie verstanden. Hatte sich lieber ein kleineres Zimmer in der elterlichen Villa ausgesucht um sich dieses gemütlich einzurichten. Große Zimmer hatten, egal wie gut sie eingerichtet sind, immer einen Hotelcharakter. Genauso ergeht es ihr nun auch in der neuen Wohnung. Sie fühlt sich einfach nicht heimisch, nur ihr Mann verhalf in dieser Situation zur Besserung. Wenn er anwesend ist, fühlte sie sich hier nicht vollkommen fremd. „Vielleicht schaffe ich es morgen.“ Es ist ein schwacher Versuch von ihm, seine Frau zu beschwichtigen und bringt eher das Gegenteil, denn Hinata weiß, dass es morgen wohl auch nicht soweit kommen wird. „Ich bin gleich soweit!“, hört sie ihn flüstern, trotz, dass er den Hörer mit einer Hand zu hält. „Es könnte später werden. Ich habe, wie gesagt, noch ein Meeting. Warte nicht auf mich, ich muss Schluss machen!“ Hinata hat nicht einmal die Chance noch etwas zu erwidern, da hat er bereits aufgelegt. Frustriert landet ihr Handy unsanft auf der Arbeitsplatte und der Kochlöffel bleibt einfach im Topf. Sie schaltet nur noch die Herdplatte aus, lässt sonst alles so, wie es gerade ist und verlässt die Küche. Lässt sich im Wohnzimmer auf die überdimensionierte Couch fallen und schaltet missmutig den Fernseher an. Vorbei ist der Wunschtraum von einem gemeinsamen Abend mit Naruto. Jetzt bleibt ihr nur das schlechte Feierabendprogramm und die Gedanken an die Stimme im Hintergrund. Deutlich hat sie die Frauenstimme bei ihrem kurzen Gespräch mit Naruto gehört. Glaubte seine Sekretärin darin erkannt zu haben. Aber was macht diese so spät noch auf der Arbeit. Es ist mittlerweile auch schon weit nach 18 Uhr. Ist denn wirklich so viel zu tun, selbst für sie? Unglücklich zappt Hinata sich durch das langweilige Fernsehprogramm, ehe sie sich hinlegt. Morgen muss sie früh raus, hat selbst einen wichtigen Termin. Schließlich hat sie doch morgen ihre mündliche Prüfung. Über die letzten Wochen hinweg hat sie viel gelernt, weshalb sie sich heute eine kleine Auszeit gegönnt hatte. Sie fühlt sich bestens vorbereitet, eigentlich kann gar nichts mehr passieren. Es ist kurz vor Mitternacht, wie sie bei einem Blick auf den Wecker erkennt, als sie endlich die Haustüre ins Schloss fallen hört. Naruto ist zurück. Das ist Wissen, welches sie beruhigt. Müde beäugt sie ihn, während er sich im fahlen Licht von seiner Kleidung befreit. „Du solltest doch nicht auf mich warten!“, murmelt er, nachdem er ihre leicht geöffneten Augen beim Hinlegen bemerkt. Wortlos rutscht sie näher an ihn heran, schmiegt sich an seinen nackten Oberkörper. Jedoch nicht für lange. Ihr steigt der Duft von Parfum in die Nase. Es ist nicht der herbe Duft, welches sein Parfum hinterlässt. Es ist der süßliche Geruch von dem Eau de Toilette einer Frau. Ihr eigenes ist es nicht, das kann Hinata sofort ausschließen. Allerdings weiß sie auch, was der Geruch auf seiner Haut dann bedeutet. Sein Meeting war mit Sicherheit nicht das, was bei dem Begriff vermutet wird. Passender wäre wohl der Ausdruck `Fusionierung´ gewesen. Mit Tränen in den Augen dreht sie sich von ihm weg. In dem Wissen, dass bis vor kurzem noch eine andere Frau sich so an ihn geschmiegt hat, dreht sie ihm den Rücken zu. Schlingt, bevor er die Gelegenheit nutzen kann, sich ihr zu nähern, die Decke eng um sich. Baut somit eine kleine Barriere auf. Außerdem hofft sie, so ihre verräterisch bebenden Schultern zu kaschieren. Laufen die Tränen doch mittlerweile ohne Unterlass über ihr Gesicht. Sie hatte schon so eine Ahnung, doch zum ersten Mal wird sie darin bestätigt. War Naruto bisher einfach nur vorsichtig, dass sie den Duft von dieser fremden Frau nicht bemerkt hatte? Oder war sie bisher nur zu unaufmerksam? Egal, was es war. Naruto hat eine Affäre. Er betrügt sie, hinter ihrem Rücken. Nur mit wem? Und wo? Ist er so unvorsichtig und lässt seine Geliebte ins Büro kommen? Unendlich viele Fragen schwirren Hinata im Kopf herum und wilde Fantasien lassen sie nicht schlafen. Erst, als sie sicher ist, dass Naruto schläft, dreht sie sich wieder zu ihm, betrachtet ihn beim Schlafen. Versucht dabei Antworten auf ihre Fragen zu finden und bekommt sie sogar von ihm selbst. Leise stöhnt er, selbst seine Hüften machen diese verräterischen Bewegungen. Aufmerksam hört sie zu, vielleicht verrät er ihr in diesem Zustand den Namen von dieser Frau. Doch nach wenigen Minuten ist sein feuchter Traum bereits wieder zu Ende und er liegt friedlich schlafend auf der anderen Bettseite. Erneut kommen ihr die Tränen. Ist diese Frau denn so viel besser beim Sex, dass er sie ihr vorzieht? Und warum redet er nicht mit ihr darüber, wenn er unzufrieden ist? So viele Fragen und keine Antworten auf diese. Dabei dachte sie bisher, dass alles in Ordnung ist. Scheinbar nicht. Doch selbst noch so langes Grübeln hilft ihr nicht weiter. Es lässt sie nur spät in der Nacht in einen unruhigen Schlaf gleiten. Als Hinata am nächsten Morgen völlig übermüdet aus dem Bett krabbelt, ist Naruto schon längst weg. Natürlich hat sie mitbekommen, wann er aufgestanden ist und hätte sie mit ihm reden wollen, hätte sie auch ihre Augen aufgemacht. Aber das wollte sie in diesem Moment nicht und bereut es zu tiefst. Nicht nur die unendlich vielen Fragen von gestern schwirren ihr im Kopf herum. Die Nervosität bemächtigt sich ihrer immer weiter und er hat für solche Situationen immer die richtigen Wörter. Doch für heute stehen ihr diese nicht zur Verfügung. Heute muss sie es alleine schaffen. Und das tut sie auch. Wenige Minuten nach ihrem Fachgespräch, in denen sich die Prüfer beraten haben, wird ihr bekannt gegeben, dass sie bestanden hat. Sie hat ihr Ziel erreicht und trotzdem überschattet dieses wunderbare Ereignis das Wissen über die Untreue ihres Mannes. Sie hatte sich fest vorgenommen, alles darüber heraus zu finden. Daher macht sie sich am späten Nachmittag auf, eigentlich kurz vor Feierabend, um ihren Mann an seinem Arbeitsplatz zu besuchen. Natürlich in der Hoffnung, er nimmt sich den Rest des Tages frei und feiert mit ihr. Aber diese Hoffnung schwindet bereits, als ihr Sakura, seine Sekretärin mitteilt, dass er sich gerade in einer Besprechung befindet und diese noch etwas dauern würde. Trotzdem bittet Hinata sie darum, ihn kurz heraus zu holen. Vielleicht entscheidet er sich um, wenn er von ihrer bestandenen Prüfung hört. „Ich werde ihn fragen. Bitte warten Sie einen kurzen Moment.“ Die gutaussehende Frau, welche in ihrem Alter ist, deutet auf die bequemen Sessel. Hinata entscheidet sich allerdings dazu, stehen zu bleiben. Nachdem die Frau durch die Türe zu Narutos Büro geschlüpft ist, begibt sie sich ebenfalls dort hin. Sie drückt ein Ohr an die Türe und versucht etwas zu verstehen, ohne Erfolg. Ein Schlüsselloch ist bei dieser Art von Tür auch nicht vorhanden. So bleibt ihr dann doch nur banges Warten. Erfreut stellt sie fest, wie nach wenigen weiteren Augenblicken Naruto, gefolgt von Sakura, durch die Türe tritt. „Ist alles in Ordnung?“, fragt er ohne Umschweife. Schließlich ist es ungewöhnlich, dass sie vorbei kommt. Lächelnd nickt sie daraufhin. „Ich habe meine Prüfung bestanden.“, teilt sie ihm freudestrahlend mit. Seine Reaktion fällt allerdings nicht so aus, wie sie es sich erhofft hat. „Herzlichen Glückwunsch!“, kommt es wenig euphorisch von ihm und eine kurze Umarmung ist alles, was er ihr zugesteht. „Wieso hast du mir das nicht geschrieben? Dann hätte ich versuchen können, mir den Abend frei zu halten.“ Enttäuscht über seine Reaktion und über sich selbst mit ihren unrealistischen Hoffnungen, schlingt Hinata die leichte Übergangsjacke enger um sich. „Ich wollte es dir persönlich sagen.“ Sie zuckt mit den Schultern und senkt den Blick, damit er nicht den leichten Tränenschleier sieht, der sich bereits wieder in ihren Augen sammelt. Gerade in diesem Moment meldet sich Sakura räuspernd zu Wort. „Entschuldigung, aber du hast in einer halben Stunde bereits das nächste Meeting.“ Interessiert horcht sie auf. Vorhin hat sie sein Treffen mit anderen als Besprechung bezeichnet, doch jetzt als Meeting. Das erinnert sie an gestern. Naruto hat es ebenfalls Meeting genannt. Wird er sie heute also ein weiteres Mal betrügen? Scheinbar, denn er wirkt auf einmal ziemlich nervös. „Du hast viel zu tun. Entschuldige die Störung. Dann frage ich TenTen, ob sie mit mir darauf anstößt.“ Hinata gibt vor, etwas anderes zu machen, um Naruto in Sicherheit zu wiegen. „Wir feiern am Wochenende! Versprochen!“ Er drückt ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwindet dann wieder in sein Büro. Selbst Sakura setzt sich zurück an ihren Schreibtisch. Beobachtet Hinata allerdings weiterhin, bis diese sich nach einem Moment auch von ihr verabschiedet und das Vorzimmer verlässt. Doch allzu weit tragen ihre Füße sie nicht. Sie sucht sich ein geeignetes Versteck, in dem sie auf den Feierabend warten konnte. Der ließ sogar gar nicht lange auf sich warten. Um kurz nach 17 Uhr begaben sich die meisten zum Ausgang und selbst ein paar Nachzügler sind spätestens um 17:30 Uhr auf dem Heimweg. Stille breitet sich aus und Hinata traute sich wieder aus ihrem Versteck. Auf leisen Füßen schleicht sie zurück zu seinem Büro. Licht im Vorzimmer ließ sie allerdings inne halten. Sakura saß noch immer an ihrem Schreibtisch und tippte auf der Tastatur herum. Nicht ungewöhnlich für eine Sekretärin, dachte sich Hinata. Dass sie kurz darauf jedoch aufstand, aus ihrer Handtasche einen Lippenstift und weitere Schminkutensilien herausholte, schon eher. Selbst ein Parfum legte sie auf. Vor dem Spiegel im Schrank überprüft sie nochmal den Sitz ihres engen Kostüms, rückte ihre Oberweite nochmal zurecht und öffnete einen weiteren Knopf, um einen tieferen Einblick zu gewähren. Zu dem Zeitpunkt ahnte Hinata bereits, wieso sie das tat. Im nächsten Augenblick wurde ihre Ahnung bestätigt. Sakura stöckelt auf ihren High-Heels zu der geschlossenen Bürotür ihres Mannes. Ohne zu klopfen tritt sie ein. Scheinbar wusste sie, dass er alleine ist. Hinata nutzt die Chance, schleicht sich in das Vorzimmer und drückt sich an die Wand. Vorsichtig lugt sie um die Ecke durch den Spalt der Türe, die Sakura nicht komplett geschlossen hatte. Sie hat sich mit einem Bein auf die Tischkante gesetzt und beugt sich aufreizend nach vorne. „Es sind alle weg…“, säuselt sie und spielt währenddessen mit seinen kurzen, blonden Strähnen. Naruto ignoriert das vorerst und starrt weiter auf seinen Bildschirm. Doch als sich ihre andere Hand auf seine Brust legt und ihn nach hinten in seinen Stuhl drückt, blickt er sie an. Sie streicht mit ihren Fingerspitzen seinen Oberkörper nach unten und fasst ihm ungeniert in den Schritt. Zumindest glaubt Hinata das, genau kann sie es nicht sehen. „Muss das heute sein?“, fragt Naruto jedoch und zieht ihre Hand dort weg. „Du hast Hinata gehört. Ich würde gerne zu ihr.“ Sakura jedoch übergeht das geflissentlich. „Du hast sie auch gehört. Sie feiert mit ihrer Freundin. Warum feierst du nicht mit mir?“ Sie steht vom Schreibtisch auf, zieht ihren Rock etwas nach oben, um sich rittlings auf seinen Beinen nieder zu lassen. Selbstbewusst legt sie ihre Lippen auf seine, hält ihn damit ab, noch weiter zu reden. „Außerdem halte ich mich immer an deine Forderung, dann solltest du dich auch an meine halten. Oder willst du etwa, dass deine Frau davon erfährt?“ Hinata hört Naruto leise seufzen und sieht ihn daraufhin leicht den Kopf schütteln. Sofort hat er wieder ihre Lippen auf seinen und sie macht sich währenddessen daran, sein Hemd aufzuknöpfen. Viel mehr braucht Hinata nicht zu sehen. Bereits seit der ersten eindeutigen Szene laufen ihr die Tränen übers Gesicht. Doch erst jetzt, wo es zu den ersten Handlungen kommt, dreht sie sich um und rennt nach draußen. Ihre Welt bricht gerade in sich zusammen. Ihre Welt, die sie seit ihrem 17. Lebensjahr mit Naruto teilt, zerfällt in tausende kleine Einzelteile. Trotz ihrer Vorahnung trifft es sie so unerwartet und hart. Irgendwie hatte sie doch auf ein HappyEnd gehofft. Tief zieht sie die Kapuze ihrer Jacke ins Gesicht und rennt weinend durch die Straßen. Zurück nach Hause. Wo sollte sie denn sonst hin? Ihre Eltern wohnen viel zu weit weg. Zu TenTen, ihrer besten Freundin könnte sie sich noch retten, doch um ehrlich zu sein, wollte sie im Moment einfach nur alleine sein. In ihrer gemeinsamen Wohnung angekommen, schließt sie die Türe von innen ab und lässt den Schlüssel stecken. In der Hoffnung, er würde so nicht reinkommen können. Im Bad, dem kleinsten und damit fast dem gemütlichsten Raum schließt sie sich ebenfalls nochmal ein und kauert sich in eine Ecke. Weint sich einfach nur den ganzen Schmerz von der Seele. Versucht dabei heraus zu finden, wann ihre Ehe angefangen hat zu scheitern, seit wann Naruto ihr schon fremdgeht. Macht sich Vorwürfe es nicht früher erkannt zu haben. Alles Dinge, die ihr wieder und wieder die Tränen in die Augen treiben und sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Ein leises Klopfen lässt sie erschrocken zusammenfahren. Für einen Moment versucht sie die Schluchzer zu unterdrücken, was gar nicht so einfach ist, um herauszufinden, wer in der Wohnung ist. Etwa Naruto? Wie ist er reingekommen? „Schatz, was ist los? Mach die Tür auf.“ Leise dringt seine Stimme an ihre Ohren. Er ist also tatsächlich in die Wohnung gekommen. Wie gut, dass es weitere verschließbare Türen gibt. Hinata kann sich nicht länger zurück halten, erneut erschüttert sie ein tiefer Schluchzer. „Lass mich in Ruhe!“, würgt sie zwischendrin hervor. „Bitte, mach auf und sag mir, was los ist!“ Er lässt sich nicht einfach so wegschicken. Was hatte sie denn auch erwartet. „Verschwinde!“, schreit sie sofort, will ihn jetzt wirklich nicht sehen. Er hat alles kaputt gemacht. Es bleibt still vor der Tür und Hinata wähnt sich schon in Sicherheit. Geht davon aus, dass er wirklich gegangen ist. Wieviel das doch über ihn aussagt. Erneut gibt sie sich ihren Tränen hin. Vergräbt ihr Gesicht in den angezogenen Knien. „Schatz?“ Vorsichtig nähert der Blonde sich seiner Frau. Die Badezimmertüre lässt sich von außen ziemlich einfach entriegeln, was er sich zunutze gemacht hat. Erschrocken hebt sie ihren Blick und sieht in seine blauen Augen. Täuscht sie sich etwa, oder liegt in ihnen tatsächlich Reue und Bedauern? „Fass mich nicht an! Nie wieder!“, faucht sie leise und gebietet seiner Hand Einhalt, die er nach ihr ausgestreckt hat. „Hau ab! Verschwinde zu ihr!“ Der Schmerz liegt in ihren Augen und versetzt Naruto einen empfindlichen Stich ins Herz. So wollte er sie niemals sehen und auch noch zu wissen, dass es seine Schuld ist, macht es nicht besser. „Es ist nicht so, wie du denkst.“, versucht er sie zu beruhigen. „Ich brauche mir nichts denken. Ich habe es gesehen.“ Sofort danach erfasst sie ein erneuter Heulkrampf. Sie sieht nur noch, wie Naruto sich die Haare rauft und irgendwas vor sich hin flucht. Wortlos lässt er sich ihr gegenüber auf den Boden nieder und wartet, bis sie sich etwas beruhigt. „Sie erpresst mich.“, gibt er dann leise zu, was bei Hinata nur auf Ungläubigkeit trifft. Sie schnappt sich das nächste, was ihr in die Finger kommt, leider nur das weiche Handtuch und wirft es nach ihm. „Du Mistkerl. Lüg mich nicht an!“ Geschickt fängt er das weiche Wurfgeschoss, bleibt ruhig. „Ich war auf der Weihnachtsfeier total besoffen. Du weißt, ich erinnere mich an gar nichts mehr.“ Er spricht einfach weiter und lässt sich auch von weiteren Dingen, die sie nach ihm wirft nicht davon abbringen. „Am ersten Tag nach dem Urlaub kam sie zu mir und hat mir ein Video und diverse Bilder gezeigt, wo ich mit ihr… naja, du weißt schon.“ Sie zwingt ihn zum Abbrechen, indem sie den Föhn nach ihm wirft. Will das alles gar nicht hören. „Zuerst waren es nur kleine Geldsummen, doch jedes Mal, wenn ich die Beweise haben wollte, ist der Preis dafür in die Höhe geschossen. Irgendwann wollte ich es dir einfach sagen, doch dann hätte sie es an die Presse gegeben und in der ganzen Firma verteilt. Ab da wollte sie dann zusätzlich auch noch Sex von mir.“ Es scheint, als hätte er seinen Rückblick abgeschlossen, seine Geschichte erzählt. Mit der Pause, will er ihr einfach nur etwas Zeit geben, damit sie alles einordnen konnte. Doch auch nach unendlichen Minuten rührt sich die Langhaarige nicht. „Glaub mir, wenn es weiter nur um uns gegangen wäre, hätte ich es dir gesagt und das aus der Welt geschafft. Ich konnte es dir nicht antun, dass mit dir in der Öffentlichkeit zu klären. Ich liebe dich und nur dich! Du bist das Beste in meinem Leben. Wir hätten bestimmt einen Weg gefunden.“ Naruto will sie einfach nur am Bein berühren, eine gewisse Nähe herstellen, was sie gekonnt zu unterbinden weiß. „Warum hast du es mir nicht gleich gesagt?“ Gnädigerweise gibt sie ihm einen Vertrauensvorschuss und tut so, als ob sie seine Geschichte glaubt. Doch er zuckt nur ratlos mit den Schultern. „Ich habe mich geschämt und hatte Angst. Wie bringt man seiner Frau bei, sie betrogen zu haben?“ Während er spricht schaut er auf seine Hände, knetet diese nervös. „Wieso wolltest du es dann später machen?“ Sie hat sich mittlerweile die Packung mit den Kosmetiktüchern geangelt und wischt sich die Tränenspuren vom Gesicht. Nicht, dass das viel helfen würde, doch es gibt ihr ein beruhigendes Gefühl etwas in den Händen zu haben. „Das schlechte Gewissen hat mich innerlich zerfressen. Ich konnte dir nicht mehr in die Augen schauen.“ In diesem Moment schaut er auf und sie weiß, was er meint. Ihr ist es vorher nicht bewusst aufgefallen, aber Blickkontakte zwischen ihnen sind selten geworden. Dabei verliert sie sich doch so gerne in seinen blauen Augen. Es ist das erste, was seine Geschichte glaubhaft macht. „Und als sie das dann von mir verlangte, konnte ich einfach nicht mehr in deiner Nähe sein.“ Irgendwie wirkt er erleichtert. Zumindest wirkt seine Körpersprache so auf Hinata. Stimmt es letztendlich doch, was er ihr hier erzählte? „Wie oft?“ Ihre Stimme ist brüchig, als sie danach fragte, braucht sofort ein neues Tuch, um die nächsten Tränen aufzufangen. „Neun Mal…“, gesteht er leise, schämt sich zutiefst. Entsetzt sieht die Langhaarige ihn an. „Seit wann?“ Wie konnte sie das nur so lange nicht bemerken, fragt sie sich insgeheim noch. „Seit ungefähr sechs oder sieben Wochen.“ Naruto sackt immer mehr in sich zusammen. Es erleichtert ihn, dass die Wahrheit jetzt endlich ausgesprochen wird. Dennoch ist es längst nicht vorbei. Ihr Vertrauen ihm gegenüber ist stark erschüttert, vielleicht sogar so sehr, dass sie es nicht wieder zusammen aufbauen können. Davor hat er wohl am meisten Angst. Die Frau zu verlieren, die er so sehr liebt. Trotzdem wagt er keinen erneuten Versuch sie anzufassen. Hatte sie vorhin doch deutlich gemacht, dass sie das nicht will. „Geh duschen!“ Unbeeindruckt nimmt sie seinen verblüfften Ausdruck zur Kenntnis, nach wenigen Sekunden fügt er sich jedoch und steht langsam auf. Während er duscht und sich alles abwäscht, was noch von ihr stammen könnte, spritzt Hinata sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Viel hilft es nicht. Die Augen bleiben gerötet und dick geschwollen. Die vielen Gedanken schwirren immer noch durch ihren Kopf und noch immer weiß sie nicht, ob sie Naruto das alles glauben soll. Es klingt so unglaubwürdig, ist andererseits schon wieder so kurios, dass sie sich gar nicht vorstellen kann, wie er sich so etwas ausdenken könnte. Nichts desto trotz wird sie sich jetzt erst einmal hinlegen und mit etwas Glück darüber schlafen. Der Tag war anstrengend und das Weinen hat ihre Augen müde gemacht. Nur ihr Verstand ist leider noch hellwach, wie sie beim Umziehen feststellen muss. Aus der Küche holt sie sich noch ein Glas Wasser und stellt es auf das Nachtkästchen, ehe sie unter die Decke schlüpft. Naruto, der sich aus dem Schrank frische Kleidung holt und anzieht, steht kurz unschlüssig vor dem Bett. Wartet wahrscheinlich auf eine Art Erlaubnis. Ein einfacher Fingerzeig, verweist ihn allerdings des Raumes. Hinata hat entschieden, dass er diese Nacht auf der Couch zu schlafen hat. In ihrem Ehebett wollte sie ihn bestimmt nicht. Nicht in dieser Nacht und vielleicht sogar ich keiner weiteren. Das muss sie selbst erst noch herausfinden. Niedergeschlagen tappst Naruto barfuß aus dem Schlafzimmer, macht sogar die Türe hinter sich zu. Es war zwar ihre eigene Entscheidung, dennoch treibt es ihr erneut die Tränen in die Augen. Eine lange Nacht liegt hinter Hinata mit vielen schlaflosen Stunden. Irgendwann hatte sie sogar ihr Handy genommen und nach solchen Vorfällen gesucht. Niemals hätte sie jedoch damit gerechnet, dass es derart viele Einträge dazu gab. Scheinbar kommt das gar nicht so selten vor. Aufgrund mangelnder Alternativen, was sie sonst hätte tun sollen, hat sie immer tiefer gegraben. Einen positiven Nebeneffekt hatte es ebenfalls. Ihre Tränen versiegten während sie recherchierte. So langsam fing sie an, Naruto zu glauben. Besser gesagt, ging sie nicht mehr grundsätzlich davon aus, dass er ihr eine Lüge auftischte. Die vielen Artikel geben ihm Recht. Dabei stieß sie sogar auf etwas ziemlich interessantes, was ihre Aufmerksamkeit erregt. Besah sich das genauer. Irgendwann vernahm sie von draußen Geräusche. Scheinbar ist Naruto auf den Beinen und nach den Geräuschen in der Küche zu urteilen, macht er Frühstück. Kurz darauf klopft es leise, ohne ihre Erlaubnis kommt er allerdings nicht rein. Heute Morgen will sie ihn einfach nicht sehen. Er soll gehen, damit etwas Ruhe einkehren kann. Sie bezweifelt, dass er sich ein weiteres Mal auf die Machenschaften seiner Sekretärin einlässt. Wobei sie auch gar nicht wollte, dass er nochmal in ihre Nähe kommt. Für heute würde sie es nicht mehr verhindern können, doch für die Zukunft, hatte sie vielleicht eine Möglichkeit gefunden. Nachdem es eine Weile ruhig ist, traut sie sich endlich wieder aus dem Schlafzimmer. Vor der Türe steht auf dem Boden ein Tablett mit einem kleinen Frühstück. Ein Friedensangebot? Sie nimmt das Tablett auf und trägt es zurück in die Küche und verspeist dort das bereits angerichtete Essen. Leises Klingeln eines Telefons lässt sie aufhorchen. Es verstummt schnell, dafür dringt nun eine leise Stimme an ihre Ohren. Mit dem Brot in der Hand nähert sie sich der Stimme. Tatsächlich sitzt Naruto an seinem Schreibtisch am Laptop und hat sein Handy in der Hand. Die blauen Augen liegen auf seiner Frau bis er auflegt. Sie hat sich an den Türrahmen gelehnt und die Arme unwohl vor der Brust verschränkt. „Guten Morgen.“ Naruto legt das Mobiltelefon beiseite und klappt sogar den Laptop zu. Schenk ihr seine ganze Aufmerksamkeit. Das, was sie bis vor zwei Tagen unbedingt wollte und ihr nun zu viel ist. „Du bleibst heute hier?“, fragt Hinata leise und zurückhaltend. „Ja, das ist, denke ich, das Beste.“ Auch Naruto hält sich zurück und weiß nicht, was er noch sagen soll. „Was hast du jetzt vor?“, will Hinata wissen, lässt ihren Mann dabei nicht aus den Augen, der als erstes nur mit den Schultern zuckt. „Das alles wieder gerade biegen.“ Ziemlich überzeugend wirkt das noch nicht auf Hinata. Er scheint nicht mal einen Plan zu haben. „Ich werde das regeln, versprochen!“ Fest schaut er ihr in die Augen um seinem Versprechen die nötige Ernsthaftigkeit zu geben. Die Langhaarige nimmt das einfach so hin. In ihrem Kopf hat sich längst ein eigener Plan gebildet, den sie umsetzen wird. Das noch bevor er überhaupt weiß, was er machen soll. Sie wird nicht zulassen, dass irgendeine dahergelaufene Sekretärin sich ihren Mann nahm. Ja, Naruto hat riesen Mist gebaut, doch trotz alle dem liebt sie ihn noch immer. Sie wird es ihm nicht einfach verzeihen, doch sie wird sich auch nicht von ihm trennen. Es dauert nicht lange, da will sie ihn nicht mehr länger in die Augen sehen, weshalb sie sich einfach umdreht und geht. Gönnt sich eine heiße Dusche. Geht dabei ihren Plan nochmal durch, den sie anschließend in die Tat umsetzen möchte. Naruto macht sie vor einkaufen zu gehen, doch ihr eigentliches Ziel ist sein Büro, oder eher das Vorzimmer zu seinem Büro. „Was machen Sie denn hier? Naruto ist heute nicht im Büro. Hat er es Ihnen nicht gesagt?“ Sakura ist sichtlich überrascht über Hinatas erscheinen. „Das trifft sich gut. Dann können wir ungestört reden.“ Hinata lässt sich nichts anmerken und lächelt dabei sogar zuckersüß. Überrumpelt die Pinkhaarige damit regelrecht. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Professionell wendet sie sich ihrem Gast zu, um ihr aufmerksam zuzuhören. „Wissen Sie eigentlich was Naruto mir bedeutet?“, fragt Hinata stattdessen und zieht sich einen Stuhl heran. Sie möchte nicht von oben herab mit Sakura sprechen, obwohl sie jedes Recht dazu hätte. Scheinbar hatte Hinata sie damit vollkommen überrumpelt, denn sie blieb stumm. „Sie sind wunderschön mit Ihren grünen Augen, dem bildhübschen Lächeln und der perfekten Haut. Damit können Sie doch jeden haben, nicht wahr?“ Hinata spricht einfach weiter und versucht dabei ruhig zu bleiben, beobachtet ihre Gegenüber genau. Diese hat endlich wieder ihre Stimme gefunden. „Worauf möchten Sie hinaus?“ Ihre Frage klingt vorsichtig, kein Wunder, da sie nicht wusste, inwieweit Hinata ihr auf die Schliche gekommen ist. „Ich habe Sie und meinen Mann gestern gesehen. Nachdem er in der Nacht zuvor im Schlaf geredet hat, musste ich herausfinden, was dahinter steckt.“ Hinata gab nur ein Teil ihres Wissens preis. Sie wollte Sakura nicht vorwarnen und ihr vorerst das Gefühl von Überlegenheit lassen. „Naruto konnte sich Schönheiten, wie Ihnen, noch nie gut verwehren. Ich kann mir also denken, wie einfach es war Ihre Reize bei ihm einzusetzen. Ich kann da leider nicht mithalten.“ Natürlich ist Sakura misstrauisch, seit Hinata ihr offenbart hatte, dass sie von der Affäre weiß. „Warum kommen Sie damit zu mir?“ Argwöhnisch kneift sie ihre Augen leicht zusammen und mustert die Frau ihres Chefs mir ihren grünen Augen aufmerksam. „Ich möchte sie nur darum bitten, mir meinen Mann nicht wegzunehmen. Sie wissen wirklich nicht, was er mir bedeutet. Hören Sie auf ihn um den Finger zu wickeln, nur weil Sie es können.“ Ein überhebliches Lächeln schleicht sich auf das Gesicht der Angestellten. Es ist lediglich eine Bitte, die an sie gestellt wurde. „Und wenn ich das nicht tue?“, fragt sie mit einem lieblichen Augenaufschlag. Natürlich würde sie damit nicht aufhören, wenn man sie lieb und nett darum bittet. Das hatte sich auch Hinata bereits gedacht. „Ich kann also davon ausgehen, dass Sie Ihre Finger nicht von ihm lassen werden?“ Hinata stellt ihre Gegenfrage bewusst mit ihrem naivsten Ton, den sie an den Tag legen konnte. „Natürlich nicht. Naruto ist ein reicher Geschäftsmann und sieht gut aus. Eine Mischung, die es nicht häufig gibt. Wer weiß, vielleicht stehe bald ich an seiner Seite. Du hast ausgedient. Und wie du schon selbst festgestellt hast, bist du nicht annähernd hübsch genug für ihn.“ Sakuras missratener Charakter kommt endlich vollständig zum Vorschein. Selbst ihre Manieren vergisst sie in diesem Moment, grinst dabei noch hinterlistig. Mit einem zufriedenen Lächeln zückt Hinata ihr Handy. Sie hatte Narutos Sekretärin doch wirklich an den Punkt gebracht, an dem sie sie haben wollte. „Wen willst du anrufen? Naruto? Der wird dir bestimmt nicht helfen!“ Zwar ist Sakura irritiert über die ruhige Art von Hinata. Irgendwie hatte sie erwartet, dass sie in Tränen ausbrechen würde, dennoch ist sie weiterhin ihres Erfolges sicher. „Nein, ich rufe die Polizei an.“ Hinata bemerkt das kurze, erschrockene weiten der Pupillen, mehr merkte man der anscheinend ziemlich abgebrühten Frau ihr gegenüber allerdings nicht an. „Und die soll was machen? Den Ehebrecher einmal ausschimpfen?“ Noch versucht sie sich über Hinatas Handeln lächerlich zu machen. Mal sehen, wie das gleich aussieht. „Nein, ich werde den Beamten mitteilen, wo sich die seit Jahren, mit landesweitem Haftbefehl gesuchte Betrügerin aufhält. Das bist doch du, oder?“ Aus ihrer Handtasche holt Hinata ein gefaltetes Blatt Papier, legt es ihr hin. Sakura versucht noch ihre Fassung zu wahren, doch als sie den ausgedruckten Fahndungsaufruf vor sich sah wurde ihre Miene verbissen. „Die braunen Haare stehen dir viel besser, als dieses grässliche Pink!“, setzt Hinata zuckersüß hinterher und fängt sich damit einen bissigen Blick ein. Nicht, dass es ihr etwas ausmachen würde. Schnell hat sie die Nummer der Polizei eingetippt, ihr Daumen schwebt allerdings noch über der `Anruf-Taste´. „Was willst du?“, fragt Sakura schnell. Sie weiß genau, was ihr blüht, wenn die Polizei sie zu fassen bekommt. „Ich will, dass du mir alle Fotos und Videos aushändigst. Dann will ich, dass du eine fristlose Kündigung schreibst. Naruto ist zuhause, du wirst sie ihm dort vorbeibringen. Und dann verschwindest du. Sehe ich dich danach noch einmal in unserer Nähe, hetze ich die Polizei auf dich!“ Hinata hätte das selbst nicht von sich erwartet. So abgebrüht und unnahbar zu sprechen und zu handeln. So ist sie nicht und nach diesem Vorfall wird sie das auch nie wieder sein. Aber hier geht es gerade um so viel. Nicht nur um ihre Ehe, auch um Narutos Ruf, seine Firma, einfach um ihr gesamtes Leben. Sakura überlegt fieberhaft. Versucht einen Ausweg aus dieser misslichen Lage zu finden. „Wir können das auch gerne mit ein paar netten Beamten ausdiskutieren.“, bietet Hinata ihr an, setzt sie damit weiter unter Druck. „Miststück!“, zischt Sakura wütend. Ihr letztes Aufbegehren, bevor sie einknickt. „Ich habe die Fotos hier auf dem Rechner auf meinem privaten Laufwerk.“, gesteht sie und klickt bereits auf der Maus herum. Hinata geht um ihren Schreibtisch herum und nimmt ihr kurz darauf die Maus ab. Sie wird ihr bestimmt nicht die Chance geben, das noch per Mail zu verteilen. Sie lässt sich das Laufwerk zeigen und formatiert dieses ohne Rücksicht auf Verluste. Was sie damit alles löschte, war ihr wirklich herzlich egal. Vielleicht sollte sich trotzdem nochmal ein Computerspezialist das anschauen, doch vorerst sollte das reichen. „Hast du Kopien?“ Hinata ist klar, dass eine Verbrecherin wie sie bestimmt auf Nummer Sicher geht. „Zuhause, auf einer Festplatte.“, gibt diese, mit den Zähnen knirschend zu. „Schreib‘ deine Kündigung, dann fahren wir zusammen dahin!“ Hinata schaut ihr dabei die ganze Zeit über die Schulter, lässt sie nicht mehr aus den Augen um ihr auf keinen Fall die Möglichkeit zu geben, irgendetwas zu tun, was ihren Plan gefährdet. Mit dem Dokument in den Händen, fährt Hinata zu der nahegelegenen Adresse. Die griesgrämig schweigende Sakura auf dem Beifahrersitz. Missmutig händigt Sakura in der Wohnung die Festplatte aus. Was Hinata nicht weiß ist, dass darauf alles gespeichert ist, was sich während ihrer erfolgreich verlaufenen Machenschaften angehäuft hat. Hinata geht damit in die Küche, schmeißt das kleine Ding in die Spüle und flutet das Gerät. Anschließend steckt sie es in den Mixer, der auf der Anrichte steht und zerkleinert es in seine Einzelteile. Sakura beobachtet dies regungslos. „War’s das dann?“, fragt sie sogar ziemlich genervt. Es nervt sie wirklich extrem, dass sie auf Hinata reingefallen ist. Niemals hätte sie die ruhige, schüchterne und zurückhaltende junge Frau so eingeschätzt. „Kommt drauf an. Hast du sonst noch irgendwo Kopien?“ Die Pinkhaarige schüttelt verneinend den Kopf. Hätte sie damit gerechnet, hätte sie eventuell noch eine weitere Kopie auf ihrem Laptop oder einer weiteren Festplatte angefertigt, doch so war nun alles weg. Zufrieden nickt Hinata. Selbst wenn sie noch etwas hätte, gegen Naruto würde sie es nicht einsetzen. Der Gefahr, verpfiffen zu werden, wird sie sich bestimmt nicht aussetzen. „Dann bringen wir dieses unangenehme Thema endlich zu Ende!“ Wieder setzen sie sich ins Auto und schweigen sich an. Bis Sakura die Stille auf einmal unterbricht. „Ich verstehe es nicht. Wieso verzeihst du ihm das? All die Frauen haben sich von ihren Männern getrennt, mit denen ich das bisher durchgezogen habe.“ Die Langhaarige lässt sich mit dem Antworten ziemlich lange Zeit. Obwohl sie ihre Antwort genau kennt. Die Nacht war lange genug, um sich darüber Gedanken zu machen. „Naruto ist der einzige Mann für mich. Das war er schon immer und wird es immer sein. Ich glaube nicht, dass ich jemand anderen so lieben könnte, wie ihn.“ Danach sprechen sie nicht mehr miteinander, schauen sich nicht einmal mehr an. Hinter Hinata betritt die andere Frau das große Haus und folgt dem Fingerzeig, der auf das Heimbüro deutet. Mit gezielten Schritten tritt sie durch die offene Türe, lässt Naruto nicht zu Wort kommen. Sie will das Ganze wohl einfach nur hinter sich bringen. „Meine fristlose Kündigung. Du bekommst keine Probleme mehr mit mir.“ Naruto wirft einen ungläubigen Blick zu seiner Frau und auch Sakura wendet sich wieder an sie. „Kann ich jetzt gehen?“, fragt sie bissig und Hinata macht eine gewährende Geste. Kurze Zeit später knallt die Tür ins Schloss und Hinata ist mit Naruto alleine. Der war in der Zwischenzeit aufgestanden und nähert sich ihr langsam. Wie heute Morgen auch schon, steht sie mit verschränkten Armen an den Türrahmen gelehnt da. Schaut ihm nun abwartend in die Augen. „Kannst du mir das erklären?“, fragt Naruto neugierig. „Ich habe es geregelt!“ Es ist das einzige, was sie dazu sagt. Sie stößt sich ab, geht einen Schritt auf ihn zu, die Arme weiterhin verschränkt. „Tu das nie wieder!“ Streng sieht sie ihm in die Augen, beobachtet seine Reaktion. „Nie wieder!“, stimmt er leise zu, senkt reumütig den Blick. Mehr, als einen kurzen Kuss auf die Wange gewährt Hinata ihm in diesem Moment auch nicht. Erst eine Woche später, in der sie sich wegen der ganzen Sache einen wahren Ehekrieg lieferten, kamen sie sich wieder näher. Hatten sich dafür gegenseitig alles an den Kopf geworfen, was zwischen ihnen seit langer Zeit unausgesprochen war. Und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, schaffen sie es neu anzufangen und sich wieder zu vertrauen. Kapitel 6: Mutprobe ------------------- „Entschuldigt die Verspätung.“ Mit zurückhaltendem Lächeln ziehe ich schnell meine Jeansjacke aus und setze mich zu meinen Freunden auf die gemütliche und weich gepolsterte Eckbank. Im Kanon werde ich ebenfalls begrüßt. Wie jeden Freitag haben wir uns alle hier, in unserem Lieblings-Burger-Restaurant, eingefunden um die Woche ausklingen zu lassen. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“ Kiba, mein bester Freund sitzt mir gegenüber und zieht mich neckend auf. Grinst frech dabei. Er weiß genau, dass ich verschlafen hatte. Schließlich hatte ich ihn in einer kurzen, knappen Nachricht darüber informiert. Nach der Uni hatte ich mich vor den Fernseher gesetzt um die wenigen Stunden bis zu unserem Treffen zu überbrücken. Völlig k.o. von der Woche war ich währenddessen eingeschlafen und viel zu spät wieder aufgewacht. Aber viel scheine ich nicht verpasst zu haben. Neben Kiba sitzen Shino und Choji. Die Beiden verhalten sich meist ebenso passiv wie ich selbst. Wir sind eben bessere Zuhörer, als Erzähler. Dafür sind andere umso aktiver und sind die ganze Zeit am Reden. Sie machen ihren Stammtisch unterhaltsam und zu dem was er ist. Insgesamt sind wir zu zwölft, doch meistens fehlen ein paar. Müssen arbeiten oder haben einfach etwas anderes vor. So sind wir heute nur zu Acht. Lee, Kankuro, Ino und Sakura sind noch da und unterhalten gemeinsam den gesamten Tisch. Auch Kiba schließt sich wieder an, nachdem er mir ein Glas zugeschoben hat. Er hatte direkt für mich mitbestellt und als mein bester Freund weiß er natürlich genau, was ich mag. Dankbar lächele ich ihm zu und nippe an dem hausgemachten Eistee. Pfirsichgeschmack, mein Lieblingsgetränk von hier. Er ist wirklich der Beste. Aufmerksam verfolge ich das laufende Gespräch, damit ich verstehe, worüber sie aktuell sprechen. Natürlich bringen sie gerade mal wieder Gerüchte in Umlauf. Es geht dabei um Neji und TenTen. Die Beiden gehören ebenfalls zu ihrer Clique und hängen in letzter Zeit häufig zusammen ab. Und sind mysteriöser Weiße auch immer zusammen dabei oder zusammen abwesend. „Gai hat die Beiden gesehen!“ Lee hat gerade das Wort. Er ist ein Schüler in TenTen’s Kampfsportschule und über sie in ihre Runde gekommen. Gai ist sein Trainer und in der Schule angestellt, aber zum Glück nicht an ihrem Stammtisch dabei. Er ist ziemlich speziell, mehr will ich dazu gar nicht sagen. „Sie haben `trainiert´.“ Der Schwarzhaarige formt mit seinen Fingern Anführungszeichen und macht damit deutlich, dass dieses Wort nicht das aussagt, was es eigentlich sagen soll. „Die Zwei sind zusammen, da wette ich mit euch!“ Alle, die am Tisch sitzen, stimmen zu oder nicken einfach nur. Irgendwie ist es jedem von uns klar. Nur nicht, warum sie es verheimlichen. Es ist doch etwas Schönes und wir freuen uns für sie. Das Gespräch wird unterbrochen. Zwei Kellnerinnen kommen an den Tisch und bringen das Essen. Selbst das hat Kiba für mich mitbestellt. Einen Salat mit Hähnchenbruststreifen und Joghurtdressing. Wie gut er mich doch kennt. Genussvoll mach ich mich über das schmackhafte Grünzeug her, höre dabei nur noch nebensächlich dem Tischgespräch zu. Sollen sie doch über Neji und TenTen reden, daran brauche ich mich nicht zu beteiligen. Neji ist mein Cousin, ich möchte am liebsten gar nicht über sein Liebesleben reden. Ich schalte daher vollkommen ab. Überrumpelt schaue ich daher in die Runde, als ich angestupst werde. Irgendetwas muss ich gerade verpasst haben, nur was? „Wie schaut es bei dir aus?“, fragt Kankuro. Wohl zum zweiten Mal, seinem auffordernden Tonfall nach zu urteilen. Dennoch weiß ich nicht, wonach er fragt. „Männertechnisch?“, hilft er mir auf die Sprünge. „Ich, ähm…“ Sofort ziert ein leichter Rotschimmer meine Wangen und hilflos blicke ich in die verschiedenen Gesichter, die mich neugierig ansehen. Seit meinem kleinen Techtelmechtel mit Kiba, von dem die anderen übrigens nichts wissen, hatte ich nicht einmal mit einem anderen geflirtet. „So schlimm also?“, folgert Kankuro sofort und macht ein besorgtes Gesicht. Doch das verschwindet, zu meiner Befürchtung, viel zu schnell. „Wie wäre es mit einem kleinen Anreiz?“ Aus meiner Befürchtung wird eine schlimme Vorahnung, weshalb ich vorsorglich schon mein Besteck ablege, damit es mir im nächsten Moment nicht aus der Hand fällt. Gerade Kankuro habe ich gelernt nicht zu unterschätzen. Er ist zwar ein guter Freund, nur leider mit ziemlich verrückten Einfällen. Zu meinem Leidwesen wettet er auch sehr gerne. Von daher wundert es mich nicht, dass er jetzt genau das vorschlägt und auch schon seinen Geldbeutel in der Hand hält. „Ich wette, du traust dich nicht hier und jetzt jemanden anzusprechen.“ Er grinst frech, wie ich es von ihm kenne und legt währenddessen einen Zehn-Euro-Schein auf den Tisch. „Ich bin dabei!“ Lee meldet sich zu Wort und legt ebenfalls einen Schein auf den Tisch. Die anderen machen es ihm gleich. Selbst Kiba, obwohl er doch genau weiß, wie schüchtern ich bin und dass ich diese Wette höchstwahrscheinlich verlieren werden. Unwohl knete ich meine Hände. „Das ist unfair, Leute.“, murmele ich leise. Wie stellen sie sich das denn bitte vor? Ich kann doch nicht einfach jemanden ansprechen. Was wird derjenige sich denn denken? Wahrscheinlich, dass ich vollkommen verrückt bin. Selbst wenn ich das mache, es wird einfach nur peinlich. Natürlich reden sie jetzt alle auf mich ein und versuchen mir etwas Mut zuzusprechen. Unsicher lasse ich meinen Blick durchs gesamte Restaurant gleiten. In der Hoffnung, es gibt gar keinen, den in ansprechen kann. Doch was mache ich mir vor? Es ist Freitagabend und fast jeder Tisch ist besetzt. Es wird auf jeden Fall jemanden geben. „Wen soll ich denn ansprechen?“ Auch wenn ich überhaupt nicht will, lasse ich mich vorerst darauf ein. Schließlich kann ich noch immer einen Rückzieher machen. „Das überlass ich dir.“ Wie großzügig von ihm, denke ich mir sarkastisch. Das macht es für mich allerdings nicht einfacher. Erneut sehe ich mich um, dieses Mal etwas genauer. Mein Blick fällt auf einen Tisch, an dem drei junge Männer, wahrscheinlich mein Alter, sitzen. Sie unterhalten sich angeregt. Bestimmt geht es um Fußball oder irgendeinen anderen Sport. Damit kann ich nichts anfangen. Ich bin so unsportlich, wie es eine Frau nur sein kann. Kann schon froh sein, dass ich beim Laufen nicht über meine eigenen Füße stolpere. Mein Blick wandert weiter über die Gäste. Ein etwas älteres Ehepaar, ein junges Pärchen, eine größere Gruppe, ähnlich wie wir auch. Ziemlich weit hinten bleibt mein Blick an jemandem hängen. Er sitzt alleine an einem kleinen Tisch und liest sich die Speisekarte durch, was mir den Eindruck verschafft, dass er nicht auf eine weitere Person, eine Begleitung, wartet. So muss ich mich wenigstens nur vor einem zum Deppen machen. Ich beobachte ihn noch einen Moment, bevor ich mich wieder zu meinen Freunden drehe. Mal sehen, ob ich sie morgen auch noch so nenne. „Muss ich wirklich?“ Noch einmal versuche ich aus dieser Wette heraus zu kommen. Aber ich habe heute einfach kein Glück. Stattdessen beschließt Kankuro es mir noch schwerer zu machen. „Ich leg noch einen Zehner oben drauf, wenn du ihn küsst.“, stockt er den Gewinn auf, als ich schon dabei bin aufzustehen. Entgeistert starre ich ihn an. Als ob es nicht schon schwer genug für mich ist, einen wildfremden Menschen anzusprechen. Jetzt soll ich ihn auch noch küssen. Was zur Hölle hat er sich denn bitte eingeworfen um auf solche Ideen zu kommen? Ich versuche mich davon jetzt nicht noch nervöser machen zu lassen, als ich sowieso schon bin. Seinem zweiten Einwurf muss ich ja nicht nachkommen und werde ich wahrscheinlich auch nicht. Doch damit kann ich ganz gut leben. Aber ich möchte nicht als Feigling dastehen. Weshalb ich nun wirklich meinen ganzen Mut zusammen nehme und langsam aufstehe. Ihre Augen verfolgen mich gespannt und wollen natürlich alles verfolgen. Angespannt laufe ich zwischen den Tischen hindurch, mein Ziel fest im Blick. Je näher ich ihm jedoch komme, desto langsamer werden meine Schritte. Ich kann das nicht. Ich kann nicht einfach jemanden ansprechen. Mache mir viel zu große Gedanken darum, was er darüber denkt und was er von mir hält. Nur noch zögerlich tragen mich meine Füße und ich beiße aufgeregt auf meiner Lippe herum. Es sind nur noch zwei Meter zu dem jungen Mann, den ich mir ausgesucht habe um meine Wette zu gewinnen, da bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ich kann das wirklich nicht. Ich starre auf die blonden Haare. Wenn ich mich jetzt umdrehe und gehe, wird er mich gar nicht bemerkt haben und ich komme ohne peinlichen Zwischenfall aus dieser Nummer wieder raus. Die spärliche Haushaltskasse wird darunter ziemlich leiden und meine angeblichen Freunde werden mich dann zwar für eine sehr, sehr lange Zeit damit aufziehen, aber das wird vorbei gehen. Ich sehe zu ihnen zurück. Sie beobachten mich mit Adleraugen. Irgendwie hatte ich gehofft, sie haben Erbarmen mit mir und geben mir ein Zeichen, dass ich abbrechen kann. Stattdessen versuchen sie mich an diesem Punkt erneut zu ermutigen, dass ich es doch durchziehe. Verzweifelt schüttele ich meinen Kopf, um ihnen mitzuteilen, dass ich kurz davor bin aufzugeben. Erneut atme ich tief durch und drehe mich wieder zu meinem Ziel um. Er scheint mich noch nicht bemerkt zu haben. Zum Glück. Ich zwinge mich zu den letzten zwei Schritten. Jetzt kann ich nicht mehr zurück. Er hat mich bemerkt und hebt seinen Blick von der Speisekarte, wirkt überrascht. Bestimmt hat er mit einer Bedienung gerechnet und nicht mit einem schüchternen, jungen Mädchen mit einem hochroten Kopf und verstummter Stimme. „Hallo.“, bringe ich krächzend hervor, spiele nervös mit dem Saum meines Oberteils. „Hi?!“ Ich kann es ihm nicht verübeln, dass er mich misstrauisch mustert. „I-ich bin Hinata.“ Am liebsten würde ich auf der Stelle im Erdboden versinken, mir ist das alles so unendlich peinlich. Ich kann ihm nicht einmal in die Augen schauen. Kann nicht mit ansehen, wie er mich als eine vollkommene Spinnerin abstempelt. „Freut mich dich kennen zu lernen, Hinata.“ Er lehnt sich lässig zurück und zeigt mir ein strahlendes Lächeln. Es löscht alles, was mir gerade durch den Kopf schwirrt. Leider auch meinen gesamten Wortschatz. Mir fällt absolut nichts ein, was ich sagen könnte. Ihm fällt das wohl auch auf. Sein Blick huscht kurz zur Menükarte, welche noch immer in seiner Hand verweilt. „Bist du oft hier? Kannst du mir etwas empfehlen?“ Für seinen Rettungsversuch, es nicht noch peinlicher zu machen, bin ich ihm unendlich dankbar. „Ähm, sicher…“, stammele ich. „Cool, setz dich.“ Er strahlt mich weiter an und deutet auf den Platz neben sich. Zuerst stehe ich weiter unbeweglich da, irgendwie schaffen es meine Muskeln sich ohne ausdrücklichen Befehl meines Gehirns in Bewegung zu setzen und ich lasse mich neben ihm nieder. Der Blonde hält die Karte weiterhin in der Hand, hält sie allerdings so, dass ich mit rein schauen kann. Zögernd hebe ich eine Hand und blättere um. „Den Salat esse ich immer am liebsten, wenn ich hier bin.“ Ich deute auf den Menüpunkt damit er selbst lesen kann um was es sich handelt, sehe ihn mir währenddessen von der Seite an. Mir sind sie gleich bei unserem ersten Blickkontakt aufgefallen. Diese meerblauen Augen, die vor Lebensfreude nur so strahlen und glitzern. Dazu dieser offene und freche Ausdruck in ihnen und auf dem ganzen Gesicht. Er fasziniert mich. „Klingt ja ganz gut, aber ich würde heute eher zu einem saftigen Burger tendieren.“ Noch während er sich durchliest, aus was der Salat besteht, meldet er schon seine Bedenken an. Er wendet seinen Kopf und ich bin mit diesen Augen konfrontiert. Sie bringen mich völlig aus dem Konzept. Falls ich denn überhaupt eines hatte. Wieder grinst er mich an. Mit Sicherheit weiß er genau, wie leer es in meinem Kopf ist. „Ich, ähm…“ Schnell reiße ich mich von diesem hypnotisierenden Blick los und blättere ein weiteres Mal um. Schlage die gewünschte Seite auf und suche den Burger, den ich esse, wenn ich mal keinen Salat nehme. Ein Cheeseburger, ergänzt mit ein paar knusprig gebratenen Bacon-Streifen. „Das klingt schon besser!“ Er legt die Karte beiseite. Jetzt hat er nichts anderes mehr zu tun und besieht sich stattdessen mich. Mustert mich, lässt damit erneut die Röte in mein Gesicht steigen. Und er macht wirklich nichts weiter. Er schaut mich einfach nur an, mit einem mysteriösen Lächeln. Ich senke meine Lider, ein verzweifelter Versuch seinen Blicken zu entkommen. Und zucke zusammen, als er plötzlich die Stimme erhebt. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass das so weiter geht und er darauf wartet, bis ich etwas sage. Ich merke jedoch schnell, dass er das Wort gar nicht an mich gerichtet hat. Eine Bedienung ist an den Tisch getreten und nimmt seine Bestellung auf. Tatsächlich nimmt er den von mir empfohlenen Burger. Ohje, hoffentlich schmeckt er ihm dann auch. Als ob die ganze Situation nicht schon peinlich genug ist. Wie peinlich ist es bitte, wenn es ihm dann überhaupt nicht schmeckt? Oh Herr, bitte tu endlich ein Loch auf, in dem ich versinken kann. „Und diesen Salat für die junge Dame hier.“ Er hält der hübschen Frau die Karte hin, damit sie diese mitnehmen kann und zwinkert mir dabei zu. „Bitte nur eine kleine Portion.“ Geistesgegenwärtig melde ich mich zu Wort. Ich hatte doch bereits einen Salat. Mit einem Nicken bestätigt sie und lässt uns alleine. „Also, Hinata…“ Was habe ich mir da nur angetan? Ich drehe mich ihm wieder zu, er hat mich bereits wieder ins Visier genommen. „Wieviel zahlen dir deine Freunde dafür, dass du mich ansprichst?“ Ertappt halte ich für einen kurzen Moment die Luft an. Wie hat er das so schnell herausgefunden? Seit wann weiß er es? „Woher…“ – „Woher ich es weiß? Ich habe dich beim rein kommen gesehen. So eine hübsche, junge Frau übersehe ich nicht.“ Er schmeichelt mir, was ich überhaupt nicht vertragen kann. „Und deine schüchterne, unbeholfene Art sagt mir, dass du das noch nie gemacht hast und es damit höchstwahrscheinlich auch nicht freiwillig tust.“ Seine Schlussfolgerung ist völlig schlüssig und trifft absolut ins Schwarze. Wieder senke ich meinen Blick. Ob er jetzt sauer ist? „Entschuldige…“ Ich wollte ihn wirklich nicht verärgern. Besser gesagt wollte ich das alles hier nicht. „Schon gut. Ich freue mich sehr über diese unerwartete Unterhaltung.“ Ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich darüber bin. Er ist also nicht böse auf mich und ich scheine seinen Abend nicht zu ruinieren. Das sind doch gute Nachrichten, welche mir sogar ein leichtes Lächeln aufs Gesicht zaubern. „Also? Wieviel bekommst du?“ Trotzdem bleibt er weiterhin neugierig. „Zehn Euro, von jedem.“, rücke ich kleinlaut mit der Sprache raus. Verheimliche ihm allerdings, dass es eine zweite Wette gibt. Unauffällig wandert sein Blick zu unserem Tisch. „70 Euro, gute Ausbeute!“, lobt er mich und grinst schon wieder dabei. Oder immer noch. Selbst ich kann daraufhin ein stolzes Grinsen nicht unterdrücken. „Erzähl mir etwas über dich!“ Er positioniert sich etwas anders, um mich gut im Blick zu haben und sich trotzdem entspannt anzulehnen. Seine blauen Augen ruhen dabei ununterbrochen auf mir. „Was willst du denn wissen?“ So bei ihm im Mittelpunkt zu stehen fühlt sich weiterhin komisch an, auch wenn ich über seine lockere Art wirklich extrem froh bin. Sie gibt mir das Gefühl, dass es gar nicht so peinlich ist, wie ich die ganze Zeit annehme und lässt auch mich etwas lockerer werden. „Was gibt es denn über dich zu wissen?“ Diese Gegenfrage auf meine Frage hilft mir nicht wirklich weiter. Sie bringt mich nur zum Nachdenken. Viel fällt mir daraufhin nicht ein. Was gibt es denn schon großartiges über mich zu wissen? „Ich bin Studentin.“ Es ist das Erste und Einzige, was mir überhaupt einfällt. „Was studierst du?“ Er hält das Gespräch am Laufen, indem er nachfragt. „Kindheitspädagogik. Ich liebe Kinder und will unbedingt mit ihnen arbeiten.“ Er fängt an zu schmunzeln, habe ich etwas Falsches gesagt? „Du hast gerade zum ersten Mal, seitdem ich dich kenne, selbstbewusst gewirkt. Das ist wirklich dein Traum, nicht wahr?“ Jetzt weiß ich, warum er so reagiert hat. Verändere ich mich wirklich so sehr, wenn ich darüber spreche? Gut möglich. Ich weiß gar nicht, wann ich mich dafür entschieden habe, beruflich etwas mit Kindern zu machen, doch es war schon sehr früh. Während meiner Schulzeit war ich Babysitten, um mein Taschengeld etwas aufzubessern. Irgendwann habe ich mich um die neuen Schüler gekümmert, mich in den Ferien als Aufsichtsperson gemeldet und so ging es immer weiter. Von da an war ich sicher, dass es das Richtige für mich ist und habe mich deshalb für diesen Studiengang entschieden. Ich habe sogar schon eine Anstellung in Aussicht. Denn in wenigen Wochen werde ich meinen Abschluss machen und dann in den Beruf starten. Dank meiner hervorragenden Noten habe ich gute Chancen darauf in einer renommierten Kinderklinik anfangen zu können. Dort werde ich mich um die Kinder kümmern, ihnen psychologisch zur Seite stehen in diesen schweren Zeiten und ihren Aufenthalt im Krankenhaus verschönern. Wenn ich diesen Job bekomme, würde ein Traum für mich in Erfüllung gehen. „Woran denkst du?“ Er reißt mich aus meinen Gedanken, beißt danach genüsslich von einer Pommes ab. Ich war so vertieft, ich habe nicht einmal mitbekommen, wie das Essen gebracht worden ist. Kann es denn eigentlich noch peinlicher werden? Sofort spüre ich, wie mir erneut das Blut in den Kopf schießt. Ich habe aufgehört zu zählen. Es wird bestimmt noch öfter passieren heute Abend. Ich erkläre ihm, was mir durch den Kopf gegangen ist und er hört mir aufmerksam zu. Wieder stellt er daraufhin fest, wie ich mich zum positiven verändere, wenn ich darüber rede. Natürlich ist mir das super unangenehm, weshalb ich beschließe endlich von mir abzulenken. „Was ist mit dir?“, stelle ich schnell die Frage. Dabei fällt mir auf, ich kenne noch nicht einmal seinen Namen. „Wie heißt du eigentlich?“ Mittlerweile stochere ich in dem Salat herum. Ich bin immer noch viel zu aufgeregt, um auch nur einen Bissen hinunter zu bringen. Wie schade um das Essen. „Ich heiße Naruto.“ Genüsslich nimmt er einen großen Bissen von seinem überdimensionalen Burger. Bevor er weiterspricht leert er allerdings ganz wohlerzogen seinen Mund. „Ich bin ein weltbekannter Sänger und habe ziemlich großen Spaß dabei!“ Wieder macht er sich über sein Essen her, während ich ihn nachdenklich ansehe. Hat er das ernst gemeint? Würde man ihn nicht erkennen, wenn es so wäre? Gut, ich würde nicht einmal Justin Bieber erkennen, sollte er vor mir stehen. Ich kann mich da also nicht als Maßstab nehmen. Doch es wird hier bestimmt Leute geben, die nicht so weltfremd sind, wie ich. Ino und Sakura zum Beispiel. Die Beiden kennen gefühlt jeden Promi, der auf dieser Welt existiert. Sie wären mit Sicherheit schon hier und würden ihn ausquetschen, wäre er wirklich das, was er sagt. Ich beschließe daher, seine Aussage aus Lüge zu strafen. Nehme es ihm jedoch nicht übel. Wieso auch? Ich kann verstehen, warum er mir nicht die Wahrheit sagt. Ich bin eine Wildfremde und woher soll er wissen, dass ich nichts im Schilde führe. „Was macht eine so berühmte Person an einem Freitagabend alleine im Restaurant?“ Ich versuche so unschuldig wie möglich zu klingen. Er soll nicht merken, dass ich ihn hinterfrage. „Du solltest dich doch vor Begleitungen kaum retten können.“ Naruto fängt sofort an zu grinsen, er hat es sofort bemerkt. Ich bin eine verdammt schlechte Schauspielerin. „Ich hatte einfach keine Lust mich um eine Begleitung zu kümmern, hatte Hunger und wollte nur schnell etwas essen.“ Er wartet einen Moment, indem er mich einfach nur anschaut und meine Reaktion darauf abwartet. „Zum Glück bin ich alleine gegangen. Ich würde wohl sonst nicht in den Genuss deiner Anwesenheit kommen.“ Verdammt, wie schafft er das immer. Woher weiß er, welche Worte er aussprechen muss, um mich in eine Tomate zu verwandeln. Um nicht etwas erwidern zu müssen, nehme ich doch endlich eine Gabel von meinem Salat. „Wie alt bist du?“ Den plötzlichen Themenwechsel finde ich super. Und es ist etwas Unverfängliches. „Ich bin 24.“ – „27“, teilt der Blonde zwischen zwei Bissen mit. Er ist schon fast fertig, während ich bisher kaum etwas hinunter bekommen habe. Daher beeile ich mich jetzt. Trotzdem hat er die Möglichkeit mich bei den letzten Bissen genauestens zu beobachten. Als ich mein Besteck beiseitelege, nimmt er gerade einen großen Schluck aus der Bierflasche. „Wieso schaust du mich immer so an?“ Merkt er denn nicht, wie unangenehm mir das ist? „Ich versuche nur schlau aus dir zu werden.“, gibt er ohne Umschweife zu, lässt mich weiterhin nicht aus den Augen. „Du bist sehr hübsch, weißt du das?“ Seine direkte Art, auszusprechen was er denkt, bringt mich immer wieder aufs Neue aus dem Konzept. „Ich frage mich nur, warum du so unendlich schüchtern bist. Du bist schön, hast, soweit ich das beurteilen kann, eine tolle Persönlichkeit und bist eine höfliche, kluge Frau. Wo ist dein Selbstvertrauen?“ Wie vorhin schon, kaue ich auf meiner Unterlippe herum. Das wohl deutlichste Zeichen für meine Unsicherheit. Ich beobachte, wie er sein Bier zur Seite stellt und die frei gewordene Hand dazu nutzt um mich an meiner schlechten Angewohnheit zu hindern. „Du könntest jeden haben!“, offenbart er mir flüsternd, kommt mir näher. Erneut ziehen mich seine Augen in den Bann. Sie sind so ausdrucksstark. Ganz im Gegensatz zu meinen. „Ich will nicht jeden.“, murmele ich. „Ich will den Einen!“ Zum ersten Mal erlebe ich ihn für wenige Sekunden sprachlos. „Du weißt auf jeden Fall, was du willst!“, stellt er amüsiert fest. Wahrscheinlich hat er das von mir nicht erwartet. Zumindest nicht anhand dem Verhalten, was er bisher von mir gesehen hat. „Küss mich!“ Ich habe nicht lange über diese Worte nachgedacht, falls ich überhaupt mein Gehirn in dieser Angelegenheit befragt habe. Einen Rückzieher kann ich jetzt nicht mehr machen. Meine Worte nimmt er vollkommen ernst. Sanft legt er eine Hand an meine Wange und sieht mir nochmal in die Augen. Fragt mich stumm, ob ich es wirklich will. Es ist wundervoll zu wissen, dass es doch die Möglichkeit auf einen Rückzieher gibt. Aber nein, das will ich nicht. Ich will das auch nicht, weil eine Wette läuft. Ich will das, weil er mir gefällt. Weil er der Eine sein könnte. Naruto kommt mir näher und sanft treffen unsere Lippen aufeinander. Ein Kribbeln macht sich sofort in meinem Körper breit, was für ein komisches Gefühl. Komisch, aber auch… gut. So etwas habe ich noch nie gefühlt. Nicht einmal bei Kiba, von dem ich eigentlich dachte, in ihn verliebt zu sein. „Nochmal!“, fordere ich sofort, als sich unsere Lippen trennen. Ich will das noch einmal spüren. Dieses wunderbare Gefühl im Bauch. Ich sehe in seine Augen, er ist nur wenige Millimeter von mir entfernt. Jedoch kommt er meiner Forderung nicht nach, daher ergreife ich die Initiative. Wieder liegen unsere Lippen aufeinander und ich genieße es ein weiteres Mal. Dieses Mal etwas länger. Glücklich strahle ich ihn danach an. So habe ich mich wirklich noch nie gefühlt. Im nächsten Moment habe ich allerdings ein schlechtes Gewissen. Was wird er denken, wenn er von der Wette erfährt? Bestimmt geht er davon aus, dass ich es nur deswegen getan habe und sauer sein. Vielleicht lässt er mich sogar einfach sitzen und geht. Aber ich kann es ihm nicht verheimlichen. Ich bin eine so schlechte Lügnerin, er wird es sofort bemerken. Er hat es schon bemerkt. „Was ist los?“ Natürlich ist ihm mein Gemütswechsel aufgefallen. „I-ich… bitte sei mir nicht böse.“ Da ist es wieder. Das Stottern, welches immer durchkommt, wenn ich angespannt bin. „Kankuro hatte die Wette erweitert. Ich sollte dich küssen. A-aber ich habe es nicht deswegen getan.“ Auf einmal sprudeln die Wörter nur so aus mir heraus. Er soll einfach nicht die Möglichkeit bekommen, etwas zu sagen oder gar zu gehen. „I-ich mag dich wirklich…“, setze ich noch leise hinzu, verstumme danach. Unwohl erwarte ich nun seine Reaktion. Selbst jetzt grinst er, ich frage mich warum. „Bist du bereit mir das zu beweisen?“ Irgendwie weiß ich nicht, wie ich darauf reagieren soll. Was genau meint er denn damit? Was hat er vor? „Verbring den restlichen Abend mit mir.“ Er hat mich genauestens beobachtet, während ich mir so meine Gedanken gemacht habe. Bevor ich allerdings zu sehr in ihnen versinke, erlöst er mich. Allerdings macht es das auch nicht wirklich besser. Was möchte er heute noch machen? Nimmt er mich mit zu sich? Will er etwa…? Ich bin dazu geneigt, seine Bitte abzulehnen. Es macht mir zu große Angst. Dieses Ungewisse und noch dazu kenne ich ihn kaum. „Wenn du willst können wir auch in der Stadt bleiben, unter Menschen.“ Damit nimmt er mir die Angst vor dem Alleine sein mit ihm. Ich denke nicht länger darüber nach, nicke einfach. Sofort grinst er begeistert und ruft mit einem einfachen Handzeichen die Bedienung. Es geht auf einmal so schnell. Unter leisem Protest lasse ich ihn auch meinen Salat bezahlen und wir stehen auf. Er begleitet mich zu dem Tisch, an dem meine Freunde sitzen und mich mit riesengroßen Augen ansehen. Sie haben alles mitbekommen und erkennen mich wohl kaum wieder. Die sonst so vorlauten unter ihnen bekommen kein Wort mehr heraus, während Naruto mir in meine Jacke hilft. „Du gehst mit ihm mit?“ Kiba ist der Erste, der seine Stimme wieder findet. Ich höre die Sorge in seiner Stimme, aber meine auch einen Hauch von Eifersucht zu hören. Wortlos nicke ich auf seine Frage, sehe unsicher zu Naruto. „Wenn mich so eine hübsche Frau schon anspricht, werde ich es mir nicht entgehen lassen, sie länger um mich zu haben.“ Er hat die Eifersucht von Kiba natürlich auch bemerkt und reizt ihn absichtlich, legt sogar einen Arm um mich. Zieht mich näher an seine Seite. Ein gutes Gefühl. „Bevor wir gehen, solltet ihr allerdings eure Schulden bezahlen.“, wirft Naruto in die Runde und erntet erstaunte Blicke. Hatten sie etwa erwartet, dass ich es ihm nicht sage? Falsch gedacht. Sie händigen Naruto einen kleinen Stapel von Geldscheinen aus, der es zuallererst durchzählt und die Scheine einmal faltet. „Gut gewettet!“, sagt er trocken, während er mir das Bündel überreicht. Irgendwie ist es mir unangenehm es zu nehmen und tatsächlich einzustecken. Dennoch ist es mein gutes Recht. Zurückhaltend lächle ich dabei. „Schönen Abend!“, wirft Naruto in die Runde. Ich winke ihnen zum Abschied und lasse mich von dem Blonden nach draußen führen. „Also? Bleiben wir in der Stadt oder bist du mutig genug mit zu mir zu kommen?“ Wieder grinst er mich so frech an. Wir stehen vor dem Eingang. Das Restaurant liegt nicht direkt in der Innenstadt, doch es sind nur ein paar hundert Meter bis dorthin. Nachdenklich sehe ich ihn an. Einerseits habe ich nicht das Gefühl, dass er irgendetwas Schlimmes machen würde, andererseits traue ich mich einfach nicht. „Gib mir dein Handy.“, verlangt er und hält bereits seine Hand wartend in meine Richtung. Ich bin verwirrt. Was will er denn jetzt damit? Nach kurzem Zögern zücke ich das kleine Ding und lege es in die geöffnete Hand vor mir, entsperre es vorher noch. „Wem von denen vertraust du am meisten?“ Er zeigt mit einem Kopfnicken zurück ins Restaurant und ich weiß, dass er den verrückten Haufen da drin meint. Lange brauche ich für die Antwort nicht überlegen. „Kiba.“, murmele ich und sehe, wie er den Nachrichtenverlauf mit ihm aufruft. Er fängt an zu tippen, was ich sofort versuche zu unterbrechen, doch er dreht sich geschickt weg und verhindert das. Trotzdem erhalte ich es nach wenigen Sekunden zurück. Leicht nervös sehe ich nach, was er meinem besten Freund geschrieben hat. `Ich bin bei ihm. Ruf die Polizei, wenn du bis morgen 10 Uhr nichts von mir gehört hast.´ Direkt im Anschluss hat er seine Adresse eingetippt. Nicht die beste Wohngegend, wenn ich die Straße richtig zugeordnet habe. Ein weiterer Fakt, der seine Aussage von vorhin als Lüge straft. „Bis morgen ist eine lange Zeit.“ Ich weiß nicht warum, aber ich möchte es ihm noch ein letztes Mal schwer machen und sehen wie er darauf reagiert. „Naja, ich dachte 10 Uhr ist eine gute Zeit. Dann können wir morgen früh ausschlafen und haben keine Eile.“ Völlig von sich überzeugt glaubt er sich bereits am Ziel zu wissen. „Ich soll bei dir übernachten? Wer sagt, dass ich das will?“ Auf meine Frage hin lacht er leise auf. „Na du. Gerade eben. Würdest du das absolut nicht wollen, hättest du es gleich gesagt.“ Verdammt, da habe ich mich wohl selbst verraten. „Na komm!“ Erneut hält er mir seine Hand entgegen und zum ersten Mal ergreife ich sie ohne zu zögern und schenke ihm ein lächeln. Ohje, wie konnte er mich nur so schnell um den Finger wickeln? „Bist du mit dem Auto da?“, fragt er mich, nachdem wir ein paar Schritte gegangen sind. „Ich habe gar kein Auto.“ Muss mir das jetzt peinlich sein? Eigentlich nicht. Schließlich kenne ich kaum einen Studenten, der eins hat. Gut, die meisten haben eines, wenn man die Tatsache verdrängt, dass es eigentlich den reichen Eltern gehört. „Wunderbar, rein mit dir.“ Neben mir blinken auf einmal die Lichter eines Wagens und im nächsten Moment hält Naruto mir schon die Beifahrertüre von einem Audi A4 auf. Ich schaue ihm nochmal in die Augen und sehe nur die Freude über mein Mitkommen in ihnen. Er wirkt absolut nicht bedrohlich auf mich, weshalb ich mich langsam auf den weich gepolsterten Sitz gleiten lasse. Neben mir geht die Türe zu und ich schaffe es gerade mich anzuschnallen, da sitzt er schon hinterm Lenkrad und startet den Wagen. Das Radio vertreibt die Stille, die zwischen uns eingekehrt ist. „Wie hat dir der Burger geschmeckt?“ Es ist ein lausiger Versuch, wieder ins Gespräch zu kommen. Aber ich höre seine Stimme einfach so gerne. „Sehr gut, wie immer.“ Sofort überlege ich, was er mir damit sagen will und sehe ihn dabei nachdenklich an. „Du weißt mittlerweile, dass ich in der Nähe wohne. Glaubst du noch, ich war zum ersten Mal dort essen? Um ehrlich zu sein, habe ich dich schon einige Male dort gesehen.“ Er amüsiert sich über meine Naivität, schenkt mir sogar einen kurzen belustigten Seitenblick, ehe er sich wieder auf den Verkehr konzentriert. Dann hat er das vorhin also nur als Vorwand genutzt um mit mir ins Gespräch zu kommen. Wie hinterhältig. „Nicht beleidigt sein.“ Wieder sieht er zu mir. Noch immer wirkt er amüsiert über diese Situation. „Stell dir vor, ich hätte das nicht gemacht.“, regt er mich zum Nachdenken an und ich stelle mir sofort vor, wie sich meine Freunde über meinen Rückzieher lustig machen. Eigentlich kann ich ihm wirklich dankbar dafür sein. „Du hast ja Recht.“ Ich murmele diese Wörter in meinen nicht vorhandenen Bart. Irgendwie habe ich die Befürchtung er bekommt dadurch einen Höhenflug. Tatsächlich lacht er leise, aber nur kurz und steuert den Wagen währenddessen langsam in eine Auffahrt. Das ging jetzt aber schnell. Ich tue es ihm gleich und steige aus, folge ihm zur Haustür. „Herzlich willkommen in meinem Zuhause!“ Naruto macht eine einladende Geste, sodass ich vor ihm eintrete. Es ist erstmal dunkel, bis er das Licht einschaltet. Ein länglicher Gang taucht auf, von dem einige Türen abgehen. Direkt rechts neben der Türe geht eine Treppe in den ersten Stock. Ich ziehe meine Schuhe und die Jacke aus, verstaue beides in der bereitstehenden Garderobe. Naruto tut es mir gleich, geht dann voraus. Neugierig schaue ich mich um. Die Bilder an den Wänden sind reine Dekorationselemente, allerdings nicht gerade schön. Innerlich zucke ich mit den Schultern. Es ist schließlich die Wohnung eines Mannes. Da ist es nebensächlich, wie die Bilder aussehen. Fragend sehe ich die Tür zu meiner Rechten an. Der Blonde öffnet sie nicht, sondern führt mich einfach daran vorbei. „Da ist das Gäste-WC.“, gibt er keine Sekunde später kund. Er schaut über seine Schulter zu mir zurück und läuft trotzdem weiter. Er muss seine Wohnung ziemlich gut kennen, wenn er sich das zutraut. Fast direkt gegenüber ist eine weitere Tür. Sie steht etwas offen und ich erkenne eine Couch darin. Das ist offensichtlich das Wohnzimmer. Doch auch daran führt er mich vorbei. Er steuert die nächste und letzte Türe an. Ich schätze es wird die Küche sein. Ich behalte Recht. Eine kleine Küche taucht vor mir auf, kaum der Rede wert. Aber wahrscheinlich kocht er nicht oft, dann macht ihm das nichts aus. „Willst du was trinken? Eine Cola?“ Ich habe noch nicht einmal darauf geantwortet, da holt er aus einem Schrank bereits zwei Gläser hervor. Holt sich jedoch eine Bestätigung von mir, ehe er diese befüllt. „Danke.“, murmele ich, als er es mir hinhält. „Komm!“ Naruto hat selbst ein Glas in der Hand und grinst mich wieder an. Geht durch eine zweite Türe in der Küche. Sie führt ins Wohnzimmer. Es ist gleichzeitig auch das Esszimmer, wie ich auf den ersten Blick feststelle. Auch dieser Raum ist nur spärlich eingerichtet. Die Möbel zusammengewürfelt und allgemein sieht es so aus, wie ich mir eine Junggesellenwohnung vorgestellt habe. Trotzdem gefällt es mir ganz gut. Die kleinen Räume wirken gemütlich und das ist es, was ich an meiner Wohnung liebe. Ich fühle mich dort geborgener, als in großen Räumen. Einfach mal die Türe zu machen und die gesamte Welt aussperren. Meine Wohnung habe ich nach diesen Kriterien ausgesucht und gemütlich eingerichtet. Nachdem ich meinen Blick noch etwas habe schweifen lassen, setze ich mich zu ihm auf die Couch. Er beobachtet mich stumm dabei. Wahrscheinlich auch die Momente davor schon. Wie unangenehm. Schnell, bevor mir noch ein Missgeschick passiert, stelle ich mein noch unangetastetes Glas auf den kleinen Couchtisch. Als ich mich wieder zurücklehne hält er mir eine Decke hin. Erneut bedanke ich mich, lege sie mir über die Beine. Augenblicklich fühle ich mich sicherer. Sogar so sicher, dass ich ihm wieder in die Augen schauen kann. Begegne dabei seinem Lächeln und dem leicht amüsierten Ausdruck in den blauen Iriden. „Geht es dir gut?“ Ganz leicht legt er seine Hand an meine Wange, streicht mit dem Daumen zart über die Haut. Wie ferngesteuert senken sich meine Lider und ich drücke mich leicht der warmen Hand entgegen. Das nächste was ich spüre sind seine Lippen, einen weiteren Kuss zwischen uns. Er ist dabei so sanft, als fürchte er mich zu überfordern. Dabei mag ich es doch, es fühlt sich schön an. Es macht mich sogar etwas traurig, als seine Lippen von meinen verschwinden. Ich beiße mir zurückhaltend auf die Unterlippe, verstecke damit mein Lächeln. Naruto kommentiert nichts. Weder meinen Blick, noch mein Verhalten. „Schauen wir einen Film?“, fragt er stattdessen. Seine Hand verschwindet von meiner Wange und ich vermisse sie bereits in der ersten Sekunde. Trotzdem nicke ich zustimmend. „Such du einen aus, okay?“, erhebe ich dann doch noch meine Stimme. Ich bin gerade nicht in der Lage etwas zu entscheiden. Nicht einmal etwas so banales, wie eine Filmauswahl. Während mein Gastgeber mit der Fernbedienung rumspielt nehme ich einen gierigen Schluck von der Cola. Auch wenn ich bisher noch nicht viel gesagt habe ist mein Mund staubtrocken. Dann mache ich es mir bequem. Ziehe die Beine an und die Decke enger um mich. Die Polsterung ist weich und auch die halbhohe Rückenlehne ist bequem. Ich ertappe mich wirklich dabei, dass ich mich wohl fühle. Und das, obwohl ich mit einem fremden Mann in einer fremden Wohnung bin. Naruto wählt einen Actionfilm aus, zumindest glaube ich mich an den Titel und den Trailer zu erinnern. Er macht es sich jetzt auch bequem, fragt nochmal ob mir seine Auswahl zusagt. Meine Antwort ist wie erwartet. Ein stummes nicken. Anschließend versuche ich mich auf den Film zu konzentrieren. Zwinge mich auf den Bildschirm zu schauen, obwohl ich die Geschichte nicht ansatzweiße verfolge. Mir gehen viel zu viele Gedanken durch den Kopf. Sie schwirren alle nur um ihn. Um sein Verhalten, seine Taten, seine Worte. Statt mir den Film weiter anzusehen, wandert mein Blick auf sein Profil. Ich werde aus ihm nicht schlau. Verstehe nicht, warum er mir den Gefallen getan und mir geholfen hat, vor meinen Freunden nicht dumm auszusehen. Und verstehe noch weniger, warum er mich weiterhin um sich haben will. Was er wohl in mir sieht? Etwas, das ich selbst nicht sehe. Zumindest kann ich es mir nicht anders erklären. „Hey, du solltest lieber den Film anschauen, als mich.“ Der Blonde reist mich aus meinen Gedanken. Erschrocken klärt sich mein Blick und trifft direkt auf seine blauen Augen. Wie den ganzen Abend schon blitzen sie amüsiert, doch es liegt auch diese Sanftheit und Gutmütigkeit in ihnen. Auf seinem Gesicht erscheint ein Grinsen als ich nicht den Anschein mache, seinem Vorschlag nachzukommen. „Komm her!“ Er positioniert sich neu, legt sich hin und macht sich lang auf dem bequemen Möbelstück. Lässt an seiner Seite genug Platz, damit ich mich dazulegen kann. Bevor ich nur darüber nachdenken kann, lockere ich die Decke und lege mich neben ihn. In seinen angebotenen Arm, der sich auch sofort um mich legt. Ich wollte nicht wieder der Angsthase sein, der ich bisher immer gewesen bin. Ich meine, wir haben uns jetzt schon ein paar Mal geküsst. Was ist denn dann noch dabei sich neben ihn zu legen und ein bisschen zu kuscheln. Trotzdem bin ich angespannter, als ich es eigentlich sein will. Jedoch verfliegt das schnell. Denn er sagt nichts dazu, schaut sogar weiter den Film. So als sei nichts Wichtiges passiert. Das gibt mir die Möglichkeit ungestört meine Gedanken zu sortieren. Ich bekomme dadurch zwar weiterhin nicht viel, oder eher gar nichts, vom Film mit, aber es lässt mich mutiger werden. Entspannt lege ich meine Kopf auf seiner Schulter ab und lege sogar einen Arm auf seinen Bauch. Nach ein paar weiteren Minuten merke ich sogar, wie ich die streichelnde Hand an meinem Rücken zu genießen beginne. Ich fange an zu lächeln. Einfach nur, weil ich glücklich bin. Glücklich über diesen Moment und über die Entscheidungen, die dorthin geführt haben. Der Film interessiert mich mittlerweile gar nicht mehr. Viel mehr konzentriere ich mich auf dieses schöne Gefühl. Ich schließe die Augen, möchte es noch intensiver wahrnehmen. Sein Geruch steigt mir in die Nase. Er riecht gut, herb und männlich. Ich meine sogar, sein Blut in den Adern rauschen zu hören. Ich lausche weiter. „Hinata?“ Mehrere Male hintereinander höre ich meinen Namen. Leise wird er ausgesprochen, während eine sanfte Hand über meine Wange und durch meine Haare fährt. Ich sträube mich, die Augen aufzumachen. Habe sie doch gerade erst geschlossen, um mich auf meine anderen Sinne zu konzentrieren. Mit einem unzufriedenen Murren öffne ich sie dann doch. Nur einen Spalt breit. Es ist so hell, obwohl das Licht bereits gedämmt zu sein scheint. Außerdem merke ich auf einmal, wie müde ich bin. Habe ich vielleicht sogar schon geschlafen? Aber warum werde ich dann geweckt? Ich schließe meine Lider wieder und rücke näher an den wunderbar wärmenden Körper. Naruto lacht leise. „Du kannst im Bett weiterschlafen. Da ist es für den Rest der Nacht viel bequemer.“ Trotz der lockenden Worte fällt es mir weiterhin schwer diese bequeme Position aufzugeben. Ein Kuss auf meinen Schopf weckt mich weiter. Er bringt mich dazu den Kopf zu heben und ihn aus müden Augen anzuschauen. Seinen Kuss erwidere ich nur zu gern. So kann ich wenigstens wieder die Augen zu machen. Anschließend gebe ich mir allerdings doch Mühe und setze mich auf. Gähne dabei herzhaft. Die Vorstellung von einem gemütlichen Bett treibt mich an. Naruto wohl ebenfalls. Er schaltet den Fernseher aus und wartet dann auf mich. Zusammen gehen wir die Treppe hinauf. Und während er ohne zu zögern in sein Schlafzimmer geht, stehe ich unentschlossen in der Tür. Was mache ich hier eigentlich? Ich kann mich doch nicht einfach zu einem Wildfremden ins Bett legen. Was ist nur los mit mir? Ich hätte mich niemals auf diese Mutprobe einlassen dürfen! Hätte ihn nie ansprechen dürfen, nie mit ihm mitgehen sollen. Wieso habe ich nicht einfach meine Haushaltskasse geplündert? Dann wäre es nicht so weit gekommen. „Reicht dir ein langes T-Shirt?“ Seine Frage holt mich aus meinen infrage stellenden Gedanken. Mechanisch nicke ich, danach schweift mein Blick von ihm wieder zu dem Bett, welches so groß und dominant mitten im Raum steht. Solange, bis er sich in mein Blickfeld schiebt. Ich schaue zu ihm auf und ich bin mir ziemlich sicher, er kann alle meine Zweifel und Ängste erkennen. „Du weißt, dass du nichts musst, oder? Es gibt noch andere Optionen.“ Um zumindest eine kleine Verbindung aufzubauen berührt er mich zärtlich und nur mit den Fingerspitzen am Arm. „Optionen?“, frage ich leise, bin mir nicht sicher, was er meint. „Du warst für heute mutig genug, daher würde ich im Wohnzimmer auf der Couch schlafen.“ Naruto macht eine kurze Pause. Will er etwa meine Meinung dazu? „Das wäre die erste Option.“ Wieder hält er inne, schaut mich einfach nur mit weichen Augen an. „Was ist die Zweite?“ Er hat mich neugierig gemacht. „Ich bring dich nach Hause. Das letzte was ich will ist, dass du dich unwohl fühlst.“ Nach seinen Worten schmunzelt er, erklärt sich danach schnell. „Zumindest nicht noch unwohler, als du dich den ganzen Abend über gefühlt hast.“ Ich muss daraufhin selbst leicht lächeln. „Vielleicht gibt es noch eine andere Option.“ Bewusst nutze ich das Wort, welches er ins Gespräch gebracht hat. „Hast du etwa noch eine?“ Schüchtern nicke ich auf seine Frage. „Du könntest nochmal runter gehen und mir ein paar Minuten geben.“ Wie immer, wenn ich unsicher bin, beiße ich mir auf die Unterlippe. „Das klingt für mich sehr gut. Das Badezimmer ist gegenüber. Soll ich dir von unten etwas mitbringen?“ Er drängt sich bereits an mir vorbei und geht Richtung Treppe. „Ein Glas Wasser vielleicht?“ Er schmunzelt aufgrund meiner als Frage gestellten Bitte, nickt jedoch und lässt mich alleine. Ich nutze die Zeit um ins Bad zu gehen. Schlüpfe in das T-Shirt, welches ich von dem Blonden bekommen habe und sehe mich anschließend zweifelnd im Spiegel an. Reiße mich dann zusammen, atme tief durch. Ich schaffe das, rede ich mir mehrfach ein. Suche dabei in dem Spiegelschrank nach einer Zahnbürste. Zum Glück werde ich schnell fündig und mache mich nun endgültig Bettfertig. Ein letzter Blick und ein tiefes Seufzen später tapse ich barfüßig über den Gang und schlüpfe unter die Bettdecke. Setze mich im Schneidersitz hin und starre anschließend zur Türe. Nervös, leicht ängstlich und total verkrampft warte ich, dass der Gastgeber ebenfalls eintritt. Und das dauert gar nicht lange. Er kommt mit einem leichten Lächeln im Gesicht und einem Glas Wasser in der Hand lässig herein. Das Glas stellt er ohne ein Wort auf meinem Nachttisch ab, geht dann um das Bett herum zu der anderen Seite. Zieht sich dabei, wie selbstverständlich das Shirt über den Kopf und lässt es sofort im Wäschekorb verschwinden. Anschließend schlüpft er aus seiner Jeans, die er einfach achtlos auf den Boden wirft. Und auch wenn ich es nicht will, muss ich zugeben, dass ich nicht aufhören kann ihn anzustarren. Er sieht gut aus, das ist mir bereits den ganzen Abend aufgefallen, aber jetzt, wo er halbnackt vor mir steht, mit diesen wahnsinnig gut aussehenden Muskeln, die beinahe seinen ganzen Oberkörper zieren und bei jeder Bewegung herrlich hervortreten, merke ich erst, wie gut er wirklich aussieht. Ich kann mich an ihm gar nicht satt sehen, dennoch merke ich nach kurzer Zeit, wie ungewöhnlich es ist, dass er sich nicht weiter bewegt. Mühevoll reiße ich meinen Blick von seinem durchtrainierten Bauch los, lasse meine Augen nach oben zu seinem Gesicht wandern. Sein freches Grinsen und das amüsierte blitzen in seinen blauen Augen machen mir wortlos klar, dass er nur noch da steht, damit ich ihn bewundern kann. Augenblicklich spüre ich wie sich all mein Blut in meinem Kopf sammelt und ich feuerrot werde. Geht es denn noch peinlicher? Schnell wende ich meinen Blick ab, starre jetzt lieber auf meine Finger, die ich nach der kleinen Pause jetzt wieder nervös knete. Neben mir spüre ich die Matratze leicht nachgeben und weiß, dass Naruto nun ebenfalls im Bett ist. Und das leichte schaukeln verrät mir, dass er es sich bequem macht. Kurz darauf wird es still. Doch nicht für lange. „Willst du im Sitzen schlafen oder legst du dich zu mir?“, fragt er mich und ich höre deutlich den belustigten Unterton heraus. Ich nehme mal wieder meinen Mut zusammen und schaue wieder zu ihm. Er liegt auf dem Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und schaut mich herausfordernd an. Ich weiß nicht warum, aber es geschieht beinahe automatisch, dass ich mich zu ihm drehe und es mir an seiner Seite ebenfalls bequem mache. Unsere Position ist ähnlich derer, die wir vor kurzem auf der Couch bereits eingenommen hatten. Vielleicht fällt es mir deshalb leichter und vielleicht fühle ich mich deshalb gerade ziemlich wohl und schließe nach all den verwirrenden, ängstlichen Gefühlen und Gedanken ruhig meine Augen. Fühle mich, trotz dem ganzen Widerwillen, an seiner Seite geborgen. Naruto streckt sich ein letztes Mal um das Licht auszumachen und zieht anschließend die Decke über uns. „Schlaf gut, Hinata!“, höre ich ihn noch flüstern und habe auch nichts gegen den zärtlichen Kuss, den er mir auf die Stirn haucht. Gähnend rolle ich mich auf die andere Seite und ziehe die Decke enger um mich. Wehre mich dagegen die Augen aufzumachen und sie dem Tageslicht auszusetzen. Ich habe so gut geschlafen und möchte dieses wohlige Gefühl noch ein bisschen genießen. Erneut drehe ich mich und gähne, strecke mich dabei und auch wenn ich es nicht will, öffnen sich meine Augen. Schon bin ich hellwach. Die Erinnerung an letzte Nacht ist schlagartig zurück. Schnell sitze ich im Bett und sehe mich um. Narutos Seite ist leer, ich liege alleine in dem großen, überaus bequemen Bett. Daher lausche ich. Jedoch dringt kein Laut an meine Ohren. Alles ist still. Ich schlage die Bettdecke zurück und stelle meine nackten Füße auf den weichen Teppich. Auf Zehenspitzen laufe ich auf den Gang hinaus, schaue nach links und rechts, ehe ich langsam die Treppe hinab gehe. Vielleicht ist er unten in der Küche. Ich schaue in jedes Zimmer, kann ihn jedoch nirgends finden. Stattdessen rückt mein Handy in den Fokus meiner Aufmerksamkeit. Auch wenn es rein subjektiv ist, habe ich das Gefühl, dass es schneller als sonst blinkt und mir vorwirft, meine Kontakte zu vernachlässigen. Geschickt entsperre ich es und werde mit unzähligen Nachrichten und verpassten Anrufen konfrontiert. Sakura und Ino haben mir geschrieben. Wollen wissen wie meine Nacht war. Die zwinkernden Smileys verraten mir, dass sie sich genaue Details erhoffen. Ich ignoriere ihre Nachrichten. Dann ist da noch eine von Kankuro, der mir seinen Respekt mitteilt. Es zaubert mir für einige Sekunden ein Grinsen ins Gesicht. Selbst TenTen hat mir geschrieben. Irgendjemand muss ihr gesagt haben, was gestern passiert ist. Ihre Nachricht klingt etwas besorgt. Ich beschließe, sie zu beruhigen und schreibe ihr, dass es mir gut geht und ich sie später anrufen werde. Die letzten Nachrichten sind alle von Kiba. Seit ungefähr sieben Uhr schreibt er mir im 10-Minuten-Takt. Seine Nachrichten klingen nicht nur etwas besorgt, sondern extrem besorgt. Er hat mich zusätzlich mehrmals angerufen und mir einige Sprachnachrichten hinterlassen. Alle mit der Bitte mich dringend bei ihm zu melden. Ich schaue auf die Uhr, es ist halb zehn. Es ist wohl wirklich an der Zeit ihn zu erlösen. Ich tippe auf den grünen Hörer und halte mir anschließend das schmale Mobiltelefon ans Ohr. Bereits nach dem ersten Klingeln nimmt mein bester Freund ab. Wahrscheinlich starrt er seit Stunden sein Handy an und wartet. „Hinata? Geht es dir gut? Hat er dir was getan? Wo bist du? Ist alles okay?“, bombardiert er mich sofort mit allen möglichen Fragen. Klingt dabei aufgelöst und krank vor Sorge. „Guten Morgen.“, erwidere ich mit einem Lächeln auf den Lippen. „Hör auf dir Sorgen zu machen, mir geht es gut.“ Mit leisen Worten beruhige ich ihn. Muss das alles mehrere Male wiederholen bis er es mir endlich glaubt. „Was habt ihr gestern noch gemacht?“ Er ist neugierig, das kann ich sogar verstehen. „Ein bisschen geredet und einen Film geschaut.“, kläre ich ihn auf und hoffe ihm damit nochmal mehr die Sorge zu nehmen. „Und ihr? Seid ihr nochmal weitergezogen?“ Ja, natürlich interessiert es mich, wie der Abend meiner Freunde noch so war. Ich würde auch gerne wissen, was sie nach meinem Abschied noch gesagt haben. Um diese Frage auch so zu stellen habe ich allerdings nicht den Mut. „Ein paar der Anderen sind noch weiter. Ich bin nach Hause gegangen und habe mir Sorgen gemacht.“ Kiba macht sich nicht einmal die Mühe seinen Vorwurf an mich zu verbergen. Dabei hat er doch bei dieser idiotischen Wette ebenfalls mitgemacht, die mich erst dazu gebracht hat so etwas Unvernünftiges zu tun. „Es ist alles okay, Kiba, und hör bitte auf mir Vorwürfe zu machen. Du hast auch bei dieser bescheuerten Wette mitgemacht.“ Ich höre ihn am anderen Ende seufzen. „Du hast ja Recht. Entschuldige!“ Es entsteht eine kurze Pause zwischen uns. „Und jetzt? Ist er bei dir und hört zu? Wann bringt er dich nach Hause?“ Wieder kommt seine Sorge durch, die ich einfach überhöre. „Ich bin gerade allein und einen Plan haben wir noch nicht aufgestellt. Ich denke mal, wir frühstücken und dann fährt er mich.“ Ich stehe vom Sofa auf und mache mich wieder auf den Weg nach oben. Hier unten ist Naruto offensichtlich nicht, vielleicht ist er im Bad. Da hatte ich vorhin nicht reingeschaut. Das tue ich aber jetzt, doch auch hier ist er nicht. Nirgendwo im oberen Stockwerk ist Naruto. Weder im Bad noch im Schlafzimmer in welches ich ebenfalls nochmal einen Blick werfe. Währenddessen habe ich mich von Kiba verabschiedet. Das Handy lege ich achtlos auf ein Sideboard, trete danach zurück auf den Gang. Dort stehe ich nun ratlos herum und frage mich wo er sein könnte. Mein Blick fällt auf das Bücherregal am Ende des Ganges, wo ein wenig Licht in das Dunkle dringt. Dabei scheint dort weder ein Fenster noch eine Lampe zu sein. Neugierig wo das herkommt gehe ich darauf zu. Werfe vorsichtig einen Blick durch den Spalt, der zwischen Bücherregal und Wand besteht und dem Licht ermöglicht hindurch zu scheinen. Auf der anderen Seite ist alles weiß. Durch den kleinen Spalt kann ich nicht viel erkennen, doch ich nehme meinen Mut und meine Neugierde zusammen und ziehe das Regal etwas weiter auf. Erhalte mehr Einblick in den Raum, der scheinbar versteckt bleiben sollte. Von der Neugier angetrieben, schiebe ich das Regal so weit auf, dass der Spalt groß genug wird, damit ich hindurch passe. Ich habe das Gefühl in einer anderen Welt aufzutauchen. Die Wohnung von Naruto war so schön klein, gemütlich eingerichtet und ich habe mich dort auf Anhieb wohl gefühlt. Aber hier ist alles weiß, steril und so offen. Nichts was mir gefällt. Ich fühle mich unwohl ab dem allerersten Moment. Trotzdem sehe ich mich weiter um, gehe in den großen, modern eingerichteten Raum hinein. Alles passt zusammen und sieht richtig stylisch aus, wenn ich das beurteilen müsste. Eine riesige Couch steht im Raum, von der aus man auf einen absolut überdimensionalen Flachbildfernseher schaut. Vor der Fensterfront steht ein Klavier, daneben hängen einige Gitarren in Halterungen an der Wand. In der freien Ecke steht sogar eine kleine Bar. An den Wänden hängen auch einige Bilder, die ich mir genauer anschaue. Zum Teil zeigen sie Menschenmassen, die vor einer Bühne stehen und einem Sänger zujubeln. Andere einfach nur einen Sänger, der seine Gitarre in den Händen hält. Sein Gesicht ist nicht zu erkennen, es wird von einer Maske bedeckt. Wo bin ich hier nur gelandet, frage ich mich innerlich. Ein Geräusch hinter mir bringt mich dazu, mich umdrehen und diesem zu folgen. „Naruto?", rufe ich fragend und eher leise in den Raum. Vielleicht ist er es ja doch. Tatsächlich schaut keine zwei Sekunden später ein blonder Wuschelkopf aus einem Raum heraus und ein breites Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit, als er mich mit seinen Augen erfasst. „Guten Morgen, Schlafmütze!", begrüßt er mich mit einem Grinsen und verschwindet dann wieder in den Raum. Ich folge ihm, überwinde die wenigen Meter schnell. Stehe dann bei ihm in der Küche. Auch sie ist groß und weiß eingerichtet mit einer anthrazitfarbenen Arbeitsfläche. Ein freistehendes Kochfeld und die hochmoderne Ausstattung geben auch ihr einen Hotelcharakter. Wie auch im Wohnzimmer fühle ich mich hier unwohl. Frage mich gleichzeitig, warum wir eigentlich hier sind. „Guten Morgen.", murmele ich zurückhaltend. Gerne würde ich sein Lächeln erwidern, doch dafür bin ich gerade einfach zu verwirrt. „Hast du gut geschlafen?" Während er fragt, wendet er das Omelette in der Pfanne, schaut erst danach wieder zu mir. Ich nicke stumm, als er mich ansieht und sehe dabei wohl wieder total verschüchtert aus. Genauso wie gestern Abend. „Komm mal her.“ Er kann nicht weg, sonst würde das Ei wohl verbrennen, daher streckt er mir eine Hand entgegen. Etwas widerwillig gehe ich zu ihm, lege meine Hand in seine. Sofort nutzt er das um mich noch näher heran zu ziehen. „Ich hatte gehofft du schläfst noch ein paar Minuten, dann hätte ich dich mit Frühstück im Bett überrascht.“ Er strahlt mich mit wachen Augen an. „Jetzt kannst du dir allerdings aussuchen, ob wir im Bett oder am Tisch frühstücken.“ Er lässt meine Hand los um nach dem Pfannenwender zu greifen. Leicht hebt er das Omelette an und besieht sich den Garzustand. Lässt es dann wieder in die Pfanne fallen. Es braucht anscheinend noch einen Moment. „Am Tisch wäre mir lieber.“, gebe ich meine Entscheidung leise bekannt, zögere kurz ehe ich weiter rede. „Können wir dafür zurück in deine Wohnung? Ich finde es komisch in der Wohnung von deinem Nachbarn zu sein.“ Schützend verschränke ich meine Arme vor der Brust. Ich habe mich zwar getraut ihm meine Gedanken zu offenbaren, doch schon im nächsten Moment verlässt mich der Mut für weitere Worte. „Können wir machen. Es steht sowieso schon alles auf dem Tablett.“ Naruto geht sofort auf meinen Wunsch ein und ich will schon erleichtert lächeln. „Aber hier hätten wir mehr Platz.“, versucht er mich umzustimmen, woraufhin ich ihn skeptisch anschaue. „Ist das denn für deinen Nachbarn in Ordnung, dass wir hier sind und seine Küche nutzen?“ Mir persönlich wäre das überhaupt nicht Recht, wenn derjenige, dem ich meinen Schlüssel anvertraue, sich einfach in meiner Wohnung zu schaffen macht. Der Blonde schmunzelt daraufhin nur seltsam. „Ja, das macht ihm nichts aus.“ Er lässt das Eigericht von der Pfanne auf einen Teller fallen und stellt diesen direkt auf den Tisch. Im Anschluss verteilt er die restlichen Sachen vom Tablett ebenfalls auf der Holzplatte. Ich bezweifle also, dass wir noch die Wohnung wechseln und helfe ihm deshalb dabei. „Setz dich!“, weist er mich an und fragt sofort danach, was ich trinken möchte. Ich entscheide mich für Kaffee. Die Kanne steht bereits auf dem Tisch und ich mache ihm dadurch keinen zusätzlichen Aufwand. Die zwei Tassen sind schnell gefüllt und Naruto setzt sich kurz darauf mir gegenüber. „So, dann lass mal sehen. Bist du der Omelette-mit-Bacon oder der Brötchen-mit-Marmelade-Typ?“ Gut gelaunt strahlt er mich an und wartet darauf, dass ich mir etwas nehme. Ich muss ihn daraufhin einfach noch ein paar Sekunden auf die Folter spannen. Dann greife ich nach einem Brötchen und schmunzle dabei. „Wie vermutet.“, lacht der Blonde und nimmt sich jetzt auch. Dann wird es ruhig zwischen uns. Völlig in meinen Gedanken versunken, schmiere ich die Hälfte des Brötchens mit der Erdbeermarmelade und beiße anschließend hinein. Den guten Geschmack kann ich gar nicht richtig genießen, während mein Blick neugierig durch den Raum wandert. „Wieso frühstücken wir nicht in deiner Wohnung?“ Es hat ein paar Bissen gebraucht, bis ich genügend Mut für diese Frage gesammelt habe. Dabei weiß ich selbst nicht, warum ich schon wieder so schüchtern bin. „Ich hatte bei mir nichts mehr im Kühlschrank.“ Grinsend nimmt er eine weitere Gabel von dem Ei. „Du siehst allerdings so aus, als würde es dir hier nicht gefallen. Woran liegt das?“ Sein fragender Blick liegt auf mir, dem ich weder standhalten noch entkommen kann. Selbst ein weiterer Bissen und die Zeitschinderei helfen mir dabei nicht. Ich zucke daher mit den Schultern bevor ich leise mit der Sprache rausrücke. „Es ist alles so riesig und unpersönlich. Fast wie in einem Hotel.“ Naruto sieht daraufhin nachdenklich aus, stochert für einen Moment in dem Omelette herum. „Aber das ist doch egal. Wir sind ja nicht lange hier und gehen nach dem Frühstück zurück in deine Wohnung.“ Bei meinen Worten lächle ich freudig, versuche damit die Stimmung zu retten und beiße daraufhin herzhaft von dem Marmeladenbrötchen ab. „Und was ist, wenn ich dir sage, dass es diesen Nachbarn gar nicht gibt?“ Wir mustern uns nun gegenseitig. Ich versuche heraus zu finden, was er mir damit sagen möchte und er scheint meine Reaktion zu beobachten und zu analysieren. „Ich verstehe nicht ganz…“, murmele ich, als ich endlich fertig gekaut habe. „Hast du dich vorhin etwas umgeschaut?“, fragt er mich weiter, worauf ich stumm nicke. „Was glaubst du anhand dessen, wer hier wohnt?“ Ich denke an meine ersten Eindrücke, die vielen Musikinstrumente und die Bilder an den Wänden. Alles hat irgendwie mit Musik zu tun. Trotzdem zucke ich ratlos mit den Schultern, als ich meinen Vermutung äußere: „Wahrscheinlich ein Musiker oder so.“ Mit einem aufmunternden Nicken bestärkt er mich in meiner Meinung und fängt dabei mal wieder das Grinsen an. „Weißt du noch, was ich dir gestern im Restaurant gesagt habe?“ Mit einem fragenden Blick signalisiere ich ihm, dass ich nicht weiß, worauf er hinaus möchte. „Ich habe dir gesagt, dass ich Sänger bin.“, frischt er meine Erinnerungen auf und ich weiß sofort, warum ich mich daran nicht mehr erinnere. Ich hatte es ihm nicht geglaubt, schließlich gab es nichts, was seine Aussage bestärkte. Und auch wenn es jetzt Dinge gibt, die für ihn sprechen, glaube ich es ihm immer noch nicht. Das steht mir auch mal wieder deutlich ins Gesicht geschrieben, was ihn leise auflachen lässt. Er hat wieder Gefallen an seinem Frühstück gefunden und kaut genüsslich. „Du sagst also, du bist der Sänger auf diesen Bildern und dir gehört diese Wohnung?“, frage ich, nur um seine Aussage auf den Punkt zu bringen und um nachzufragen, ob ich ihn richtig verstanden habe. Mit einem Grinsen im Gesicht nickt er auf meine Frage, beobachtet mich weiter. „Dann gehört die andere Wohnung deinem Nachbar?“ Ich bin mittlerweile total verwirrt und weiß nicht mehr, was ich glauben oder denken soll. Sein simples, verneinendes Kopfschütteln bringt mich leider auch nicht weiter. „Mir gehören beide Wohnungen.“, gibt er bekannt, nachdem die Fragezeichen in meinen Augen immer größer geworden sind. „Führst du sowas wie ein Doppelleben?“ Es ist das Erste was mir nun durch den Kopf schießt. Weiß nicht, wie ich mir das sonst alles erklären soll. Aus welchem anderen Grund sollte ein Mensch sonst zwei Wohnungen haben? Das auch noch direkt neben einander und mit einem geheimen Durchgang. „Ja, so kann man es ausdrücken, wenn man will.“ Er schmunzelt über diese passende Feststellung. „Mir ist meine Privatsphäre ziemlich heilig.“, klärt er mich anschließend über seine Beweggründe auf. Ich kann ihn gut verstehen, meine Privatsphäre ist mir auch sehr wichtig. Trotzdem kann ich es nicht glauben. Warum sollte er das tun? Stars wollen doch immer Aufmerksamkeit, wieso also sollte er davor flüchten wollen? „Es ist ganz und gar nicht schön ständig im Rampenlicht zu stehen. Dauerhaft unter Beobachtung der Medien, immer gut aussehen, nie einen Fehler machen. Das nervt!“ Langsam aber sicher wird alles klarer für mich. Ein Promi zu sein hat viele Vorzüge, doch scheinbar auch viele Nachteile. Für ihn sind diese negativen Dinge scheinbar viel schwerwiegender, als die Positiven. „Das heißt, das hier ist die Wohnung von deinem Sänger-Ich und die andere von deinem normalen Ich?“ Immer noch muss ich diese ganzen Informationen verarbeiten, kein Wunder also, dass nur komische Fragen währenddessen heraus kommen. Erneut lacht er leise auf, ehe er bestätigend nickt. „Wie lange machst du das schon?“ Ich stelle mir das ziemlich schwer vor. Zwei verschiedene Leben, immer auf der Hut sein, um sich nicht zu verraten. Irgendwie tut er mir Leid, andererseits hat er sich selbst dazu entschieden und muss nun damit leben. „Mittlerweile sind es sechs oder sieben Jahre.“ Er weiß es gar nicht genau, wahrscheinlich macht es ihm weit weniger aus, als ich vermute. Trotzdem, ich könnte das nicht. Würde es auch nicht wollen. Naruto behält mich einfach nur im Blick und lässt mich meinen Gedanken nachhängen, während er einen Schluck aus seiner Tasse nimmt. Das animiert mich dazu, ebenfalls meinen Kaffee zu beachten. Der musste allerdings noch mit Milch gestreckt werden, bevor er für mich genießbar wurde. „Nur wenn du mir deine Fragen stellst kann ich sie dir beantworten.“ Ich scheine ihn mit meinen fragenden Blicken zu amüsieren, denn das leichte Schmunzeln hat sich nun dauerhaft auf seine Lippen geschlichen. „Wie nennst du dich?“, frage ich daraufhin als Erstes, denn ich würde wirklich gern wissen, ob ich schon irgendwann einmal von ihm gehört habe. „Mein Künstlername ist Kyuubi.“, antwortet er mit einem Lächeln. Sofort fange ich an meine Erinnerungen zu durchforsten und ich meine tatsächlich diesen Namen bei Ino und Sakura schon einmal gehört zu haben. Doch mehr kommt mir dabei nicht ins Gedächtnis. „Zumindest weiß ich jetzt eine Sache ganz genau!“ Er macht eine kurze Pause und wartet darauf meine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Du bist definitiv kein Fangirly!“ Er sieht auf eine gewisse Art und Weise erleichtert aus. „Warum gehst du das Risiko ein, wenn du Angst hast ich könnte ein Fan sein?“ Trotz meiner Verwirrung habe ich scheinbar meinen Mut wiedergefunden. Es fällt mir zumindest nicht mehr schwer meine Fragen zu stellen und ich finde auch endlich Gefallen an dem leckeren Frühstück. Ich traue mich sogar, etwas von seinem Omelette zu stibitzen. „Ich glaube, du hättest mich auf den Bildern erkannt, wenn du ein Fan wärst. Dann hätte ich natürlich geleugnet, dass ich das bin und es auf meinen abwesenden Nachbarn geschoben.“ Er grinst verschmitzt bei seiner Antwort und noch viel frecher, als wir uns ein kleines Gabel-Duell liefern. Ich habe Gefallen an dem gebratenen Ei gefunden und muss nun mit ihm um einen weiteren Bissen kämpfen, lache dabei leise. Freue mich kurz darauf über meinen kleinen Sieg. „Ich mag dein Lachen.“, gesteht er mir, während ich noch kaue. Sein Blick ruht dabei die ganze Zeit auf mir und ich versinke in seinen blauen Augen. Kann mir ein verlegenes Lächeln nicht verkneifen. Trotzdem ergreife ich seine Hand, die er mir über den Tisch hinweg zu streckt. Im ersten Moment streicht er nur mit dem Daumen über meine Finger, ehe er mich mit einem leichten Zug animiert aufzustehen und zu ihm zu kommen. Mich auf seinem Schoß nieder zu lassen. Ein Arm legt sich daraufhin eng um mich und hält mich fest bei sich. Mit der anderen Hand streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht, lässt sie danach auf meiner Wange liegen. „Auch wenn wir uns schon geküsst haben, habe ich irgendwie das Gefühl es wäre dir angenehmer, wenn ich dich heute um Erlaubnis frage.“ Seine Stimme ist leise geworden und er beobachtet meine Reaktion aufs genaueste. Und während er das tut, bemerke ich erst, wie Recht er hat. Ich hätte einen Kuss von ihm als ziemlich aufdringlich empfunden. Doch jetzt liegt es bei mir ob wir uns küssen oder nicht. Ich habe zwar keine Ahnung was mit mir los ist, doch ich kann mir gerade nichts anderes vorstellen, als genau das zu tun. Allerdings liegt es nun auch an mir den ersten Schritt zu machen und der fällt mir schwerer als erwartet. Dennoch nehme ich all meinen Mut zusammen. Langsam überwinde ich den geringen Abstand zwischen uns, lege nach einem erneuten, kurzen Zögern meine Lippen auf seine. Ein erster, scheuer und zärtlicher Kuss an diesem Morgen. Ein kurzer Blickkontakt im Anschluss entfacht einen weiteren, deutlich intensiveren Kuss. Und der führt zu weiteren und weiteren. Keine Ahnung, wie lange wir so sitzen und uns küssen. Sogar leise miteinander lachen über irgendwelche unbeholfenen Dinge die wir sagen und machen. Er lässt mich die Zeit total vergessen und auch alles um mich herum. Schafft es, selbst in meinem Kopf alles störende beiseite zu schieben. Das Klingeln von seinem Handy reist mich allerdings aus diesem Bann. Schlagartig wird mir bewusst, was ich die letzten Minuten gemacht habe und sofort ist alles beim Alten. Peinlich berührt befreie ich mich aus seinen Armen, während er sein Smartphone aus der Hosentasche zieht und leise seufzt, ehe er das Telefonat annimmt. Lässt mich dadurch mit meinen wirren Gedanken und Gefühlen allein. Im ersten Moment folgen mir noch seine Augen, während er seinen Gesprächspartner begrüßt und anschließend aufmerksam zuhört. Seinem Blick kann ich nicht standhalten und bin auf eine gewisse Weiße froh, dass er aufsteht und den Raum verlässt. Sobald er weg ist, atme ich tief ein und vergrabe mein Gesicht verzweifelt in meinen Händen. Frage mich, was eigentlich in mich gefahren ist. Nicht nur, dass ich gegen jede Vernunft mit ihm nach Hause gegangen bin und bei ihm geschlafen habe. Jetzt knutsche ich auch noch mit ihm beim Frühstück. Und als ob das noch nicht schlimm genug ist, kann ich mich nicht daran erinnern, mich jemals so gut gefühlt zu haben. Selbst Kiba, bei dem ich mich immer wohl gefühlt habe, hat nie das geschafft, was Naruto gerade eben geschafft hat. Er hat mir alle hindernden Gedanken und unsicheren Gefühle genommen. Ich will, dass er das wieder macht. Mich all das, was mich selbst an mir stört, vergessen lassen. Gleichzeitig macht mir dieses starke Verlangen danach so große Angst, dass ich einfach nur weg will. Die Unsicherheit siegt tatsächlich. Ich schleiche mich aus der Küche und schaffe es, ohne von Naruto bemerkt zu werden, durch den Durchgang in die andere Wohnung. Sofort schlüpfe ich ins Bad, schließe die Tür hinter mir ab. Bestimmt bemerkt er mein Fehlen bald und ich möchte in meinem jetzigen Zustand auf keinen Fall von ihm beim Umziehen überrascht werden. In der Hoffnung, dass es meine Gedanken ordnet, spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht. Als ich anschließend in den Spiegel sehe, rinnen die Wassertropfen langsam hinab und tropfen vom Kinn nach unten. Ein Blick in meine Augen und ich merke, das hat gar nichts gebracht. Ich bin noch genauso verwirrt wie vorher. Leise seufze ich und trockne mir das Gesicht ab. Ziehe im Anschluss meine eigenen Sachen wieder an. Sein Shirt falte ich fein säuberlich zusammen und lege es auf einer kleinen Kommode ab. Jetzt muss ich nur noch mein Handy aus dem Schlafzimmer holen. Die Tür ist schnell entriegelt und ich trete auf den Gang, will nur schnell ins gegenüberliegende Zimmer. Doch ich stoppe in der Bewegung, als ich mit ihm, und damit seinem fragenden und auch leicht verletzen Blick, konfrontiert bin. Ich starre ihn an, während er einfach nur an der Wand lehnt und mich beobachtet. Er sagt keinen Ton. Und auch ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wie auch, wenn ich nicht einmal mir selbst erklären kann, warum ich das, was ich gerade mache, überhaupt mache. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, erhebt er nach endlosen Sekunden seine Stimme. Sie ist leise und klingt nicht mehr so lebendig, wie noch beim Frühstück. Wahrscheinlich trifft ihn mein Verhalten hart und das verstärkt mein schlechtes Gewissen nur noch weiter. Ich will mich erklären und mein Mund öffnet sich bereits, nur um festzustellen, dass ich absolut keine Worte habe. Und so schließt er sich wortlos wieder. Stattdessen schüttel ich schuldbewusst den Kopf. Es ist wirklich nicht seine Schuld. Seine Mine wird daraufhin weicher und schenkt mir sogar wieder ein leichtes Lächeln. „Gefühlschaos?“, fragt er, nachdem er mich und meine Mimik noch einige Sekunden beobachtet hat. Ich nicke gequält. „Kann ich beim Ordnen behilflich sein?“ Er stößt sich von der Wand ab und kommt zu mir. Vorsichtig hebt er seine Hand, die ich misstrauisch beobachte, streicht mir sacht über die Wange. „Ich weiß nicht, du bist der Grund dafür.“ Angespannt entlasse ich Luft aus meiner Lunge. Seine Nähe macht meine emotionale Lage auch nicht besser. „Ach ja? Wir kennen uns doch noch gar nicht so lange.“ Ein leichtes Grinsen ziert seine Lippen dabei. „Und trotzdem kommst du mir immer so nah und küsst mich schamlos.“ Aus dem Grinsen wird ein amüsiertes Lachen. „Meinst du das?!“, fragt er, während sich seine Hände auf meine Hüfte legen und mich eng an sich ziehen. Im nächsten Moment liegen seine Lippen auf meinen. Ein weiterer Kuss, den ich wider Willen erwidere und auch genieße. Aber genau das ist es ja, was mich so verwirrt. Wie kann ich das genießen, wenn er mich immer so überrumpelt, mich nicht ernst nimmt. Es dauert einen Moment, bis ich mich zusammenreisen kann. Dann lege ich meine Hände auf seine Brust. Ein leichter Druck reicht schon und Naruto beendet diesen Kuss. Trotzdem bleibt er mir so nah. Schnell senke ich meinen Kopf. So muss ich ihm nicht mehr in die Augen sehen und gleichzeitig bringe ich meine Lippen aus seiner Reichweite. „Ja, genau das.“, murmel ich. Kurz darauf spüre ich seine Lippen auf meiner Stirn. „Entschuldige, ich bin wohl wirklich zu aufdringlich.“ Er geht auf Abstand und ich wage es aufzuschauen. „Ich ziehe mich um, dann bring ich dich nach Hause. Ist das okay für dich?“ Der Blonde steht bereits in der Tür zum Schlafzimmer, als er mich nach meiner Meinung fragt. Ich nicke daraufhin nur. Auch wenn es mir gerade zu schnell auf das Ende zugeht. Was ohne Zweifel mein Verdienst ist. Es dauert nicht allzu lange, dann sitzen wir beide in seinem Auto, wo eine unangenehme Stille herrscht. Ich traue mich nicht, etwas zu sagen. Stattdessen fällt mir sein Handy ins Auge, welches er in der Mittelkonsole abgelegt hat. Ich nehme es auf und habe sofort seine misstrauische Aufmerksamkeit. Nachdem es gesperrt ist, halte ich es ihm stumm hin. Er zögert lange, ehe er kurz seinen Finger auf den Sensor legt. Für einen Moment zucken meine Mundwinkel dankbar nach oben und ich fange sogleich an darauf herum zu tippen. Als ich fertig bin lege ich es an seinen alten Platz zurück. Dabei überrascht es mich wie lange er seine Neugierde in Zaum halten kann. Er nimmt es erst in die Hand, als er vor meinem Wohnhaus parkt. Versucht über den Verlauf herauszufinden, was ich getan habe, doch den habe ich natürlich gelöscht. „Was hast du gemacht?“, fragt er und tippt weiter auf dem Ding herum. „Nichts schlimmes, versprochen.“ Ich glaube in diesem Moment hat er den Eintrag im Adressbuch gefunden, denn ein strahlendes Lächeln ziert ganz plötzlich sein Gesicht. „Darf ich dich noch reinbringen?“ Naruto ist zwar noch etwas zurückhaltend, versucht scheinbar meine Grenzen einzuhalten, aber die unerträgliche Ruhe scheint vorbei zu sein. Vorausgesetzt ich spiele mit. „Gerne!“ Bei mir huscht ein schüchternes Lächeln übers Gesicht. Mein Chauffeur hechtet daraufhin beinahe aus dem Auto, um mir ganz Gentleman-Like die Tür zu öffnen. Selbst mit dieser Geste bringt er mich schon wieder in Verlegenheit. Dennoch greife ich nach seiner Hand, die er mir hinhält. Das ist auch der einzige Körperkontakt, den wir auch aufrecht erhalten, bis wir meine Etage betreten. Schon vom Treppenhaus aus, sehe ich jemanden vor meiner Wohnungstür hocken. Naruto wirft mir einen fragenden Blick zu. „Das ist Kiba.“, bestätige ich leise. „Was macht er hier?“, will er daraufhin wissen. „Sich Sorgen machen.“ Ich seufze leise. Mir stehen einige anstrengende Stunden bevor, da bin ich mir ziemlich sicher. „Willst du ihn mir vorstellen?“ Naruto ist stehen geblieben und ich bleibe an seiner Seite, schüttle dabei leicht den Kopf. „Heute lieber nicht, er mag dich nicht besonders.“ Das konnte ich bereits aus dem kurzen Telefonat entnehmen, welches ich mit Kiba geführt hatte und das wird er mir in meiner Wohnung noch viel ausführlicher erläutern. „Nehme ich ihm etwa seine große Liebe weg?“ Der Blonde weiß gar nicht, wie richtig er mit dieser Aussage liegt, die er so unbedarft einfach ausgesprochen hat. „Von wegnehmen kann noch keine Rede sein, aber so in der Art.“ Er hat es doch tatsächlich geschafft mir ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern. Nur mit dieser kleinen, entspannten Unterhaltung. „Dann lass ich dich wohl mal mit ihm alleine.“ Er verabschiedet sich mit einem scheuen Kuss auf die Schläfe und einem tiefen Blick in meine Augen. „Ich schreib dir!“, flüstert er mir noch zu, ehe er sich mit einem zwinkern umdreht. Ich sehe ihm kurz nach, schaue dann zu Kiba, der mittlerweile aufgestanden ist und auf mich zu kommt. Seine Mimik zeigt deutlich seine Sorge und die Vorwürfe, die er mir gleich machen wird. Nichts, worauf ich gerade Lust habe. Ich schaue wieder in Narutos Richtung, rufe seinen Namen. Er dreht sich sofort meiner Stimme zu und wartet. Diesmal bin ich es, die ihm nahe kommt. „Küss mich!“, verlange ich leise, kann seine anschließende Verwirrung verstehen. „Ich werde aus dir einfach nicht schlau.“, raunt er mir zu, ehe er mich in den von mir gewünschten Kuss zieht. Es ist nur ein kurzer Kuss. Naruto schaut mir fest in die Augen und fängt an zu grinsen. „Ich weiß, was du vorhast!“ Sein Blick zuckt kurz zur Seite, in Kibas Richtung, während ich mir ertappt auf die Unterlippe beiße. „Ich will eine Gegenleistung dafür.“, raunt er gegen meine Lippen. „Ein zweites Date, nächstes Wochenende!“ Ich schaue ihm nochmal in die Augen, ehe ich leicht nicke. Sofort stahlt er mich mit seinem umwerfenden Lächeln an. „Ich melde mich und jetzt stell dich ihm!“ Er lässt mich los und geht. Ich schaue ihm nach, bis er im Treppenhaus verschwunden ist. Erst dann drehe ich mich zu Kiba um, der mich anschaut, als wäre ich völlig verrückt geworden. Ich begrüße ihn mit einer knappen Umarmung. Noch bevor ich den Schlüssel in meine Wohnungstür stecke, fängt er bereits mit seiner Standpauke an. Ich höre nur halbherzig zu, es interessiert mich nicht wirklich was er zu sagen hat. Naruto ist in Ordnung. Ein bisschen aufdringlich, aber er respektiert mich, meine Grenzen und Gefühle. Und er will mich wiedersehen, trotz meinem mehr als nur komischen Verhaltens. Dennoch lasse ich Kiba reden. Vielleicht muss er es einfach loswerden und dann kann ich vernünftig mit ihm darüber sprechen. Ich stelle ihm wortlos etwas zu trinken auf den Tisch, habe mir selbst einen Tee gemacht und setze mich auf einen Stuhl. Seine Predigt ist immer noch nicht beendet, allerdings fängt er an sich zu wiederholen. Ihm gehen also die Argumente aus. Ein leises Piepsen zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Das Display meines Handys zeigt den Eingang einer Nachricht von einer unbekannten Nummer an. Ich weiß sofort von wem die ist und muss mein dämliches Grinsen zurückhalten, als ich sie lese. Merke nicht einmal, wie Kiba vor mir verstummt. Erst nachdem ich das Mobiltelefon beiseitelege und ihn ansehe. „Die Nachricht da, war die von ihm?“, fragt er angespannt. Ich nicke leicht, bevor ich antworte. „Ja, Kiba, die Nachricht ist von Naruto. Und bevor du mir noch weiter Vorwürfe machen willst, könntest du dir mal anhören, was ich zu sagen habe.“ Zwar antworte ich ihm in normalem Ton, doch die Worte entsprechen nicht meiner sonstigen Wortwahl. Kiba ist meine schüchterne Zurückhaltung gewohnt, reagiert daher mit einer einfachen, gewährenden Geste. „Ich hatte gestern, trotz eurer absolut bescheuerten Wette, einen schönen Abend. Dank Naruto, der mich wie ein Gentleman aus der peinlichsten Situation meines Lebens gerettet hat. Er ist ein toller Kerl und ich mag ihn. Und ja, wir werden uns wieder sehen. Mir egal, was du oder die anderen sagen.“ Tief atme ich durch. Endlich einmal habe ich gesagt, was ich denke und fühle mich dabei richtig gut. Kiba bleibt noch ein bisschen und wir reden. Quatschen über alles, nur nicht über Naruto. Meine Ansprache hat fürs erste gewirkt und ich habe meinen besten Freund zurück. Zwischendrin meldet sich mein Handy immer mal wieder zu Wort und ich muss jedes Mal über seine Nachricht schmunzeln. Und mit jeder weiteren freue ich mich immer mehr auf unser Wiedersehen. Kapitel 7: Retourkutsche ------------------------ Leise klopft es an der schweren Bürotür und auch ohne dass das Dorfoberhaupt etwas sagen muss, öffnet sich die Tür kurz darauf. Die Wache lässt die junge Kunoichi eintreten, welche der Hokage extra einbestellt hatte. Als sie zwei Schritte in den Raum gemacht hatte, schloss er die Tür hinter ihr, sodass die Gespräche vertraulich bleiben konnten. Dennoch verbeugt sich die Hyuuga-Tochter angemessen zur Begrüßung. „Hokage-sama, Sie wollten mich sprechen?“ Unverfänglich begrüßt sie ihn, wartet auf seine Reaktion. Es dauert noch einige Sekunden, ehe Naruto von der Schriftrolle aufsieht und dabei lächelt. Im gleichen Zug erhebt er sich von seinem bequemen Drehstuhl und geht auf sie zu. Besitzergreifend legen sich seine Hände auf ihre Hüften und ziehen sie nahe an sich. Schon im nächsten Augenblick treffen ihre Lippen aufeinander. Die ersten Küsse sind forsch und leidenschaftlich, schließlich sind die letzten zwei Treffen aufgrund der vielen Ereignisse in den letzten Tagen ausgefallen. Doch nach und nach treffen ihre Lippen immer sanfter aufeinander, bis Hinata letztendlich mit einem glücklichen Lächeln ihren Kopf auf seine Schulter legt und seine Umarmung genießt. „Wie geht’s dir?“, fragt Naruto seine Freundin leise. Die Langhaarige bringt wenige Zentimeter zwischen sie beide, damit sie sich in die Augen schauen können. „Gut.“, antwortet sie ehrlich und lächelt dabei. „Und dir? Du siehst müde aus.“ Sie streicht ihm bei den Worten eine Strähne aus der Stirn und besieht sich dabei die deutlichen Augenringe, welche seine schönen blauen Augen in den Hintergrund drängen. Mit einem Lächeln übergeht er ihre Frage, auf welche sie die Antwort sowieso schon kennt. „Ich habe eine Mission für dich und dein Team.“ Naruto wechselt stattdessen das Thema. Er stiehlt sich noch einen letzten Kuss von ihren Lippen und geht dann zu seinem Schreibtisch zurück. Dort liegt eine Schriftrolle, welche für Hinata bestimmt ist und ihren Einsatz beschreibt. „Kurz hinter der Grenze vom Grasreich liegt ein kleiner Tempel. In diesem soll heute Nacht ein Schriftstück mit wichtigen Informationen eintreffen, welches morgen an unsere Gegner weiterverkauft werden soll.“ Auch wenn sie das alles nachlesen konnte, spricht er doch lieber mit ihr darüber. „Ihr sollt die Schriftrolle in euren Besitz und anschließend nach Konoha bringen.“ Hinata nickt, sie hatte verstanden, was sie zu tun hatte. „Unseren Informationen zufolge sind es schlichte Bauern, welche das Dokument aktuell im Besitz haben. Sie erregen keine Aufmerksamkeit und sollen es einfach nur an die Käufer übergeben.“, spricht Naruto jedoch weiter. „Bitte bleib trotzdem vorsichtig und auf alles gefasst.“ Eindringlich schaut er ihr in die Augen. Auch wenn die Mission auf dem Papier nicht die Schwierigste ist, macht er sich doch jedes Mal Sorgen, wenn er sie raus in die Welt schickt. Mit einem stummen Nicken bestätigt sie seine Bitte und lächelt dabei. Sie küssen sich noch einmal, ehe sie sich voneinander verabschieden. Sie musste los, wenn sie und ihr Team es noch rechtzeitig zum Tempel schaffen sollten. Im dichten Gras verharren die fünf gut ausgebildeten Shinobi und beobachten aus einiger Entfernung den Tempel. Vor kurzem ist die Gruppe von Bauern eingetroffen. Das Team hatte insgesamt fünfzehn Männer, Frauen und Kinder gezählt. Vier Ochsen zogen ihr Hab und Gut gemächlich hinter sich her und grasen mittlerweile in der Nähe des Tempels. Hinata hatte die Gruppe, seit diese in Sichtweite war, mit ihrem Byakugan beobachtet. Nur bei drei der Männer konnte sie Chakra feststellen, jedoch kein starkes. Diese Männer beherrschten wohl das ein oder andere Jutsu, stellten für sie und ihr Team jedoch keine Gefahr dar. Hinata ertappte sich dabei, wie sie sich bereits in Sicherheit wähnte und ermahnte sich im gleichen Augenblick zur Vorsicht. Sie nimmt Blickkontakt zu ihren Teamkameraden auf. Gemeinsam stimmen sie ihr Vorgehen leise ab. Sie würden bis zum Anbruch der Nacht warten und dann versuchen, die Schriftrolle ungesehen in ihren Besitz zu bringen. Als es soweit war, blieb Hinata mit einem Kollegen vor dem Tempel als Rückendeckung, während zwei weitere ins Innere des Tempels vordringen. Der fünfte Mann blieb in dem Grasversteck, er sollte ihren Rückzugsweg offen halten. Die Langhaarige hatte erneut ihr Byakugan aktiviert und beobachtete die Bauern und auch ihre zwei Teamkameraden im Gebäude. Alles schien ruhig und die Zwei kamen gut voran, hatten die Schriftrolle bereits in den Händen und begaben sich auf den Weg zurück nach draußen, als auf einmal sehr viel Chakra um sie herum auftauchte. Geschickt hatten die feindlichen Ninjas ihr Chakra seit dem Nachmittag unterdrückt und sich als einfache Bauern getarnt. Sofort kamen die Beiden ihren Kollegen im Tempel unterstützend entgegen, kämpften sich zu ihnen durch. Ihr Teamkamerad, welcher die Schriftrolle bei sich trägt, wurde besonders stark attackiert, weshalb sich Hinata bemühte, schnellstmöglich an seine Seite zu gelangen, um ihm bei der Verteidigung zu helfen. Denn er war durch einige Treffer bereits deutlich geschwächt. Hinata ist bisher, dank ihres Kekkei Genkais, allen Angriffen spurlos entgangen. Um ihn zu entlasten, beschloss sie, die Schriftrolle an sich zu nehmen. Steckte diese in eine kleine Tasche an ihrem Rucksack. Die Angriffe auf Hinata verstärkten sich sofort, doch noch hatte sie es weiterhin gut im Griff und ihre drei Kollegen hatten die Möglichkeit, den Weg nach draußen frei zu kämpfen. Auch wenn ihre Gegner versuchten, diesen Weg für Hinata wieder abzuschneiden, ließ sie es nicht zu. Sie mussten nur ins Freie kommen. Dort konnten sie ihre Vorteile besser ausspielen, als in den beengten Gängen des Tempels. Auf den oberen Stufen, bereits unter freiem Himmel, wähnte sich Hinata zu siegessicher. Achtet für einen kurzen Moment nicht auf alles, sodass ein Kunai ihre Abwehr durchbricht und sich tief in ihre Seite bohrt. Dieser kleine Fehler führt dazu, dass sie ihr Byakugan nicht mehr aufrechterhalten kann. Sie erwartet noch im selben Moment viele weitere und vor allem schwere Treffer. Doch das schlimme Ausmaß, welches sie befürchtet, bleibt aus. Ihre Teamkollegen waren einige Moment vor ihr draußen und hatten das Spiel bereits gedreht und viele Gegner unschädlich gemacht, sodass einer von ihnen die Not ihrer Teamleiterin erkannt und helfend eingegriffen hatte. Einige Waffen streiften sie noch, doch es gab keinen direkten Körpertreffer mehr. Kurz danach war es ruhig, die Gegenspieler lagen kampfunfähig um sie herum verteilt. Die Vier nutzen diese Ruhe, um zu Atem zu kommen. Letztendlich hatten sie nicht mit einer solch heftigen Gegenwehr gerechnet. Jeder für sich selbst schätzt seine körperliche Verfassung ein, ehe sie sich zunicken und sich auf den Heimweg machen. Daran wurden sie jedoch gehindert. Ein Gegner, wahrscheinlich sogar der Anführer der Gruppe, hatte sich ihren fünften Mann geschnappt. Er hielt ihn mit einem schmerzvoll aussehenden Griff unter Kontrolle. Nutze ihn als Schutzschild gegen die restlichen Vier und hielt ihm gleichzeitig ein Kunai an die Kehle. Eine falsche Bewegung und er würde in wenigen Augenblicken verbluten. „Ich will die Schriftrolle zurück!“, brummt der Mann missmutig. Mit Sicherheit hatte er sich die Nacht auch anders vorgestellt. „Und wir unseren Teamkollegen.“, offenbart sich Hinata als Teamleiterin. „Lebend!“, setzte sie noch hinzu, als er das Kunai fester gegen den Hals drückte. Wahrscheinlich wollte er so etwas mehr Druck auf Hinata ausüben, die sich das allerdings nicht gefallen lässt. Nachdem beide etwas hatten, was der jeweils andere wollte, war es für Hinata einfach, den Austausch zu verhandeln. Mit langsamen Bewegungen legt sie die Schriftrolle vor den Beiden ins Gras und geht dann ein Stück zurück. Ihr Kamerad wurde kurz darauf aus dem schmerzhaften Griff entlassen und mit strengem Ton wies Hinata dem gesamten Team den Rückzug an. Ließ keinen Widerspruch zu, der angesichts der gescheiterten Mission natürlich aufkam. Schnell lassen sie den Tempel hinter sich, sie blickt nicht mehr zurück. Braucht sie auch nicht. Der laute Knall der Explosion teilt ihr deutlich mit, dass ihr Plan funktioniert hatte. Ihr Einsatzbericht existierte nun nicht mehr, hatte als Briefbombe seinen Dienst getan und sie konnten die Mission ohne Verluste und mit Erfolg abschließen. Zumindest wähnte sie sich bereits an diesem Ziel. Merkte nicht, wie ihr das Rennen durch die Grasfelder immer mehr Kraft raubte. Zurück in den Wäldern ihres Landes, sprangen sie von Ast zu Ast, bis Hinata ein kurzes Zeichen gibt für eine kleine Pause. Sie musste kurz durchatmen. Auch wenn diese Fortbewegung eine ihrer leichtesten Übungen ist, war sie gerade ziemlich außer Atem. Sie bleibt auf einem Ast stehen und atmet ein paar Mal tief durch. Als sie ihre Hände in die Seiten stemmen will, wird ihr die Verletzung überhaupt erst richtig bewusst. So schnell jedoch, wie ihr Blick verschwimmt und sie fällt, kann weder sie noch der Rest ihres Teams begreifen oder gar handeln. Hinata durfte das Krankenhaus schnell wieder verlassen. Gerade mal einen Tag nachdem sie mit einigen Schnittwunden und einer tiefen Stichwunde dorthin gebracht worden war, hatten die Medic-Nins sie wieder für einsatzfähig erklärt. Naruto hatte es in dieser kurzen Zeit leider nicht geschafft, sie zu besuchen. Und nachdem ein anderer des Teams die sichergestellte Schriftrolle abgeliefert hat, hatte er auch keinen triftigen Grund dazu. Schließlich war ihre Beziehung geheim und niemand wusste darüber Bescheid. Trotzdem hätte sie ihn gerne selbst von ihrer Gesundheit überzeugt. Ihr bleibt allerdings nichts anderes übrig, als sich langsamen Schrittes dem Hyuuga-Anwesen zu nähern. Ihrem Zuhause, in welches sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht zurückkehren möchte. Bestimmt wusste ihr Vater bereits Bescheid und auch wenn sie die Mission erfolgreich abgeschlossen und alle Teammitglieder nach Hause gebracht hatte, war ihm das mit Sicherheit nicht genug. Schließlich hatte sie einen Fehler begangen und die Anderen damit in Gefahr gebracht. So etwas durfte einem Mitglied des Hyuuga-Clans nicht passieren. Nur ausgezeichnete Leistungen waren überhaupt gut genug in seinen Augen. Daher ist es für sie wenig überraschend, als die herrische Stimme ihres Vaters sie empfängt, sobald sie das Haus betritt. Sie beeilt sich, zu ihm zu kommen, wollte seine Geduld nicht auch noch überstrapazieren. Respektvoll verbeugt sie sich vor dem Clan-Oberhaupt, ehe sie sich auf ihre Knie sinken lässt. Es war einfacher, sich seinem Willen zu beugen, als gegen ihn aufzubegehren. „Was hast du wieder angestellt?“, verlangt er mit strenger Stimme zu erfahren. „Es war ein Hinterhalt, jedoch haben wir es gemeinsam geschafft, die Mission erfolgreich abzuschließen.“, versucht die Langhaarige ihren Vater zu beschwichtigen. „Meine Informationen besagen, dass dein Team dich retten musste.“, erwidert er abfällig auf die Aussage seiner Erstgeborenen. Lässt ihr keine Chance, noch einmal das Wort zu erheben. „Ich habe mir das nun lange genug mit angeschaut. Du bist für diese Arbeit einfach nicht geeignet. Ich kann nicht länger zulassen, dass du andere, gute Shinobi in Gefahr bringst. Deshalb habe ich dir eine andere Arbeit gesucht. Ich werde mit dem Hokage sprechen und ihn bitten dich vom Dienst freizustellen.“, stellt Hiashi seine Tochter vor vollendete Tatsachen. „Das kannst du nicht machen, Vater!“ Ihr demütig gesenkter Kopf zuckt erschrocken nach oben und in ihren Augen spiegelt sich eben jener Ausdruck, während sie zu ihrem Schöpfer blickt. Sie hatte die letzten Jahre so hart trainiert, beherrscht auch das Byakugan so gut wie nie zuvor und hat sich ihren Rang wirklich verdient. Wieso kam er also gerade jetzt zu diesem Entschluss? „Ich kann und ich werde! Jetzt geh auf dein Zimmer und wage es nicht, es zu verlassen!“ Ihr Vater bleibt bei seiner tiefgreifenden Entscheidung und weist seine Tochter streng an. Wohl wissend, dass sie nicht dagegen ankämpfen würde. Und Hinata reagierte, wie er es erwartet hatte. Es kamen keine Widerworte von ihr und sie verschwand auf leisen Sohlen in ihrem Zimmer. Er war immer noch ihr Vater und trotz seiner patriarchalischen Art respektierte sie ihn. Denn er war stark und niemals würde sie ihn im Kampf besiegen. Nun konnte sie nur noch auf Naruto hoffen. Hiashi würde versuchen, ihn zu manipulieren. Doch sie wusste auch, dass Naruto diese Eigenheit ihres Vaters kannte. Sie war sich beinahe sicher, dass er sein Einverständnis verweigern würde. Naruto hat sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und liest sich aufmerksam ein Schriftstück durch, als es an der Tür klopft. Nach nur einem Seitenblick auf die eintretende Wache, schweift sein Blick wieder zu den Wörtern zurück. „Hiashi Hyuuga bittet um ein Gespräch.“, wird er von dem Mann informiert, was ihn dazu verleitet, kurz misstrauisch die Augen zusammen zu kneifen. Auch er respektiert das Oberhaupt, jedoch ist er auch Hinatas Vater. Solange sie ihre Beziehung geheim halten, fragt er sich jedes Mal vor einem Gespräch, ob er es eventuell herausgefunden hat. Er nickt kurz, woraufhin die Wache seinem Gast Einlass gewährt. „Hokage-sama, bitte entschuldigen Sie die Störung.“ Respektvoll verbeugt sich Hiashi Hyuuga vor dem Dorfoberhaupt, der währenddessen das Schriftstück zusammenrollt und beiseite legt. „Womit kann ich helfen, Hyuuga-san?“, fragt der Blonde, geht nicht weiter auf Hiashis Floskel ein. „Ich habe gerade meine Tochter Hinata aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht.“, arbeitet Hiashi bedacht darauf hin, seine eigentliche Bitte vorzutragen. Naruto hingegen wird hellhörig. Er wusste nichts von ihrer Entlassung, was so gesehen nichts ungewöhnliches ist. Schließlich ist es unüblich, ihn über den Gesundheitszustand seiner Shinobi zu informieren. Er hätte nur erwartet, dass Hinata selbst es ihn wissen lassen würde. „Wie Sie vielleicht mitbekommen haben, gab es in jüngster Vergangenheit nun schon einige dieser Zwischenfälle. Ich mache mir große Sorgen um ihre Sicherheit.“, spricht Hiashi weiter. Weiß genau, welche diplomatischen Worte er aufgreifen muss, um zum gewünschten Ziel zu kommen. „Worauf wollen Sie hinaus, Hyuuga-san?“ Dem Blonden ist es nicht entgangen, dass Hiashi auf etwas hinarbeitet. Er weiß nur noch nicht, was das sein soll. „Bitte stellen Sie meine Tochter vom Dienst frei. Ich habe die Befürchtung, dass ihr Trainingsstand nach den vielen Verletzungen nicht mehr ihrem Rang als Jo-Nin entspricht. Dabei gefährdet sie nicht nur sich, sondern auch ihre Teammitglieder.“ Auch wenn Naruto ihm den sorgenden Vater nicht ganz glauben kann, wünscht sich etwas in ihm, dass er diese Bitte tatsächlich aus den richtigen Gründen vorbringt. Der Hokage beobachtet das Clan-Oberhaupt genau, während er über seine Entscheidung nachdenkt. Er durfte die durchaus berechtigte Sorge von Bürgern nicht ignorieren, wenn dadurch andere in Gefahr geraten könnten. Und Hiashi hatte gerade nachvollziehbare Zweifel an seiner Tochter geäußert. Nicht, dass er sie teilte. Nein, er hält Hinata für eine starke Frau, welche ihre Kräfte einzuschätzen weiß. Doch es ließ sich nicht von der Hand weisen, dass sie einige Krankenhausaufenthalte hinter sich hatte. Das wenige Training könnte unter Umständen seine Spuren hinterlassen haben. Naruto ist tatsächlich geneigt, der Bitte zuzustimmen. Zudem spielt es ihm selbst in die Karten. Musste er sie nicht mehr auf gefährliche Missionen schicken, musste er sich keine Sorgen mehr um sie machen. Naruto atmet noch einmal tief durch und überredet sich damit selbst, dass das eine gute Idee ist. Auch wenn er bereits ahnte, dass sie damit sicherlich nicht einverstanden sein wird. „Ich stimme Ihrer Bitte zu, Hyuuga-san. Ich kann das Risiko nicht eingehen, solange ihr Trainingsstand nicht wiederhergestellt ist.“, verkündet Naruto seine Entscheidung, nicht ahnend, dass er Hinatas Urteil damit gefällt hatte. Mit einem knappen Nicken gab Hiashi zur Kenntnis, dass er verstanden hat. „Wenn Sie mir das kurz schriftlich bestätigen würden, werde ich das meiner Tochter mitteilen und Sie haben keinen weiteren Aufwand in dieser Sache.“ Hinatas Vater wählt seine Worte weiterhin weiße, denn solange er die Entscheidung nicht schriftlich in den Händen hält, kann der Hokage sie jederzeit widerrufen. Innerlich freut er sich jedoch über die beeinflussbare Art des Hokage, nicht wissend, dass Naruto seine ganz eigenen Motive für diese Entscheidung hat. Es dauert nicht lange, bis das Dorfoberhaupt die offizielle Nachricht ausformuliert und unterschrieben hat. „Vergessen Sie nicht, dass ich das jederzeit widerrufen kann. Ich werde mich bei Gelegenheit selbst von Hinatas Trainingsstand überzeugen und meine Entscheidung anschließend überdenken!“ Naruto konnte nicht anders, als diese mahnenden Worte an den Hyuuga zu richten, bevor er das Dokument übergibt. Hiashi sollte wissen, dass er das Dokument nicht als Freifahrtschein ansehen durfte. „Natürlich, haben Sie vielen Dank, Hokage-sama!“ Aufgrund der Verbeugung bleibt Naruto der düstere Blick seitens Hiashi verborgen, dem die letzten Worte gar nicht gefallen. Dennoch verschwindet er ohne ein weiteres Wort aus dem Büro. Bis zum späten Abend wartet Hiashi, um es ihr mitzuteilen. Lässt sie derweil in der Hoffnung verweilen, dass sie für den Hokagen derart unverzichtbar ist und er deshalb einem Dienstaustritt nicht zustimmen kann. Außerdem will er keinen zusätzlichen Aufwand, indem er ihr die Möglichkeit gibt, zu verschwinden. Ohne anzuklopfen betritt er das Zimmer seiner Tochter. „Hinata, pack deine Sachen, wir werden in wenigen Minuten aufbrechen!“, befiehlt er ihr mit knappen Worten und lässt sie ab diesem Moment nicht mehr aus den Augen. Die junge Frau springt schnell von ihrem Bett auf, auf dem sie es sich für die Zeit ihres Arrestes bequem gemacht hatte. „Naruto hat es erlaubt?“ Sie glaubt ihm kein Wort, niemals hätte ihr Freund das zugelassen. Er wusste doch, wie gut sie ist. „Für dich heißt das immer noch Hokage-sama!“, trichtert Hiashi ihr mit strenger Stimme den nötigen Respekt ein. „Und zu deiner Frage: Ja, ich habe hier die schriftliche Entlassung aus deinem Dienst.“ Triumphierend hält er die Schriftrolle in die Höhe, ein kaltes Lächeln ziert dabei seine Lippen. Es war so eine Genugtuung für ihn, dass auch endlich die höchste Stelle im Dorf erkannt hat, wie ungeeignet sie für die Aufgaben eines Shinobi ist. Hinata glaubt ihrem Vater immer noch kein Wort. „Ich will sie lesen!“, verlangt sie deshalb und geht mit festen Schritten auf ihren Vater zu. Kann nicht glauben, dass Naruto das wirklich unterschrieben haben soll. Bereitwillig überlässt er ihr die Papierrolle. Schnell überfliegt sie den Inhalt. „Was hast du ihm gesagt, dass er das unterschrieben hat?“ Ungläubig fliegen ihre Augen immer wieder über die geschriebenen Worte und kommt damit den Tränen immer näher. Naruto hatte es wirklich genehmigt. Sie erkannte seine Handschrift sofort, so blieb auch kein Zweifel an der Echtheit mehr übrig. „Die Wahrheit!“, antwortet Hiashi knapp und ist selbstverständlich vollkommen überzeugt von sich und seinen Worten. „Und jetzt pack deine Sachen oder du gehst mit leeren Händen!“, fordert er sie erneut barsch auf. Es bleibt Hinata nichts anderes übrig, als sich dem Willen ihres Vaters zu beugen. Mit wenigen Handgriffen hat sie das Wichtigste in einen Rucksack gepackt. Als sie sich kurz umschaut, ob sie tatsächlich alles hatte, was sie brauchen würde, weist ihr Vater sie bereits an, ihm zu folgen. Er würde sie höchstpersönlich dort abliefern, wo sie keinen Schaden mehr anrichten konnte. Nur so konnte er sicherstellen, dass sie auf dem Weg dorthin nicht noch verschwand. „Darf ich mich von Mama verabschieden?“ Sie kannte ihren Vater und wusste, wie unberechenbar er im Moment ist. Daher formuliert sie ihre Frage so vorsichtig wie möglich, denn auch sie hat manipulative Fähigkeiten. Schließlich hatte sie den besten Lehrer überhaupt. Nach seinem gnädigen Einverständnis sucht sie ihre Mutter in der Küche auf. „Komm her, Schätzchen.“ Die feuchten Augen verraten Hinata. Und als sie zärtlich in die Arme geschlossen wird, brechen die Dämme letztendlich. Sie war so stark geworden, doch ihre Emotionen hatte sie immer noch nicht vollkommen im Griff. „Mach dir keine Sorgen, mein Schatz. Meine Cousine ist sehr nett. Bei ihr bist du gut aufgehoben.“, versucht die zierliche Frau ihre aufgewühlte Tochter zu beruhigen. „Warum ist er so? Was mache ich nur falsch?“ Zärtlich streicht ihre Mutter ihr übers Haar. „Hör auf dich so etwas zu fragen. Du bist gut so, wie du bist. Und dein Vater hat Gründe die wir nie verstehen werden.“ Hiashis Frau wird aus dem Verhalten ihres Mannes auch nicht schlau, so bleibt ihr in diesem Moment nur die Möglichkeit, ihre Tochter zu bestärken. Ihr das zu sagen, was Hiashi nicht konnte. Schniefend windet sich Hinata aus der liebevollen Umarmung. „Wohin bringt er mich?“ Sie traut sich kaum zu fragen. Dass sie Naruto vorerst nicht mehr sehen würde, war ihr klar. Doch wo genau er sie unterbringt, war ihr noch ein Rätsel. Es würde Hinata nicht einmal wundern, wenn sie den Rest ihres Lebens in einem kleinen, dreckigen und dunklen Raum fristen müsste. Hauptsache ihr Vater hatte sie los und konnte sich endlich wieder auf Wichtigeres konzentrieren. „Meine Cousine lebt in Suna und hat einen kleinen Blumenladen. Sie ist wirklich sehr nett, ihr werdet euch gut verstehen.“ Lächelnd entkräftet sie die heimlichen Ängste ihrer Tochter. Mit dem Handrücken wischt Hinata die restlichen Tränen aus den Augenwinkeln und versucht ihrer Mutter ebenfalls ein Lächeln zu schenken, was ihr kläglich misslingt. „Kannst du nicht nochmal mit ihm reden? Ich möchte hier bleiben.“ Bittend sieht sie ihre Mutter an. Mit ihrer ruhigen Art hatte sie schon oft Einfluss auf ihren aufbrausenden Vater nehmen können und das Blatt im letzten Moment gewendet. „Vielleicht ist es besser, wenn du für ein paar Tage hier raus kommst. Nimm dir eine kleine Auszeit, ruhe dich aus und wenn er sich beruhigt hat, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“ Ihre Mutter lächelt aufrichtig. „Ich liebe dich, mein Schatz. Und dein Vater liebt dich auch. Er kann es dir nur nicht zeigen.“ Wieder streicht sie ihrer Tochter übers lange Haar und der sanfte Ausdruck in ihren Augen bringt etwas Ruhe in Hinata. „Ich hab dich auch lieb, Mama.“ Noch einmal schlingt sie ihre Arme um ihre Mutter und drückt sich fest an sie. „In ein paar Wochen bist du bestimmt wieder zu Hause. Sieh es als Mission an.“ Hinata nickt stumm. Nach dem Gespräch mit ihrer Mutter kam es ihr nicht mehr ganz so schlimm vor. Kann die Entscheidung ihres Vaters besser annehmen. Natürlich will sie noch immer nicht weg, aber es lässt sich nun leichter ertragen. Nach einem langen Marsch kamen die zwei Hyuugas in Suna an. Die Sonne zeigte sich bereits am Horizont und tauchte die sandige Landschaft in ein rötliches Licht. „Hiashi-sama, Hinata-chan. Willkommen, kommt rein.“ Leicht verbeugt sich die schon etwas ältere Dame und lässt beide in ihr bescheidenes Heim eintreten. „Du bist bestimmt müde, mein Kind. Komm, ich zeig dir gleich dein Zimmer.“ Fürsorglich kümmert sich die zum Teil schon ergraute Frau um Hinata. „Danke sehr.“, nuschelt Hinata leise und ist froh, als sie endlich alleine gelassen wird. Sie schließt die Tür hinter sich und blickt sich um. Das Zimmer ist nicht groß, jedoch ist hier alles und sogar noch mehr, als sie benötigt. An einer Wand steht ein gemütlich aussehendes Bett und hinter der Tür eine kleine Kommode für ihre Kleidung. Völlig ausreichend, da sie sowieso nicht viel mitnehmen konnte. Vor dem kleinen Fenster steht außerdem ein kleiner Schreibtisch, auf dem sogar ein paar Blatt Papier und ein Stift parat liegen. Drei kleine Töpfe mit schönen Blumen hauchen dem Raum etwas Leben ein. Hinata versucht sich an einem Lächeln, um diesem Zimmer in ihrem Kopf eine positive Verknüpfung zu geben, scheitert daran allerdings kläglich. Sie stellt ihren Rucksack vor der Kommode ab und legt sich dann aufs Bett. Nun kam ihr doch ein Lächeln ins Gesicht. Es sieht nicht nur bequem aus, sondern ist es auch. Doch das Lächeln hält nicht lange an. So alleine konnten sich ihre Gedanken ausbreiten und ohne es wirklich zu bemerken, lief ihr die erste Träne aus dem Augenwinkel. Ohne eine einzige Antwort auf ihre vielen Fragen hört sie nach nur wenigen Minuten, wie ihr Vater sich bereit macht, nach Konoha zurückzukehren. Als er weg ist, hört Hinata die leisen Schritte ihrer Verwandten auf dem Flur. Um einem Gespräch zu entgehen, gibt die Langhaarige vor, zu schlafen. Doch noch während sie es vortäuscht, verfällt sie in einen ruhigen Schlaf. Als Hinata wieder aufwacht, muss es bereits Mittag oder sogar Nachmittag sein. Die Sonne steht hoch am Himmel und es ist heiß. Ihr treten sofort Schweißperlen auf die Stirn. Solch ein Klima kennt sie nicht. In Konoha hat es immer angenehme Temperaturen. Der Gedanke an Konoha lässt sie nur wieder schmerzlich daran zurück denken. Langsam steht sie auf, zieht sich als erstes die Jacke aus, um ihren überhitzten Körper etwas herunterkühlen zu können. Danach verlässt sie ihr neues Zimmer. Langsam geht sie den Gang entlang, in die Richtung, aus der sie heute Morgen gekommen ist. Schüchtern öffnet sie eine der Türen und findet dahinter die menschenleere Küche. Sie geht weiter und probiert ihr Glück hinter einer anderen, angelehnten Tür. Hier scheint sie richtig zu sein. Vor ihr stehen viele eingetopfte Pflanzen und Schnittblumen. Die Luft ist komplett erfüllt mit dem lieblichen Duft von verschiedenen Blüten. Langsam geht sie in den Ladenraum und sucht nach der Besitzerin. „Hinata, du bist wieder wach!“ Freudig wird sie von der Cousine ihrer Mutter empfangen. „Wie geht’s dir?“, fragte sie freundlich. „Gut.“ Die junge Kunoichi antwortet leise und zwingt sich dabei zu einem Lächeln. „Schon gut, ich kann mir denken, wie du dich fühlst!“ Die nette Frau erlöst sie von der Pflicht, ihr Wohlbefinden vortäuschen zu müssen. „Willst du etwas essen?“ Sie hatte zwar keine eigenen Kinder, doch sie war selbst mal ein Kind. Und ein leckeres Essen hat aus eigener Erfahrung noch immer dazu beigetragen, Probleme erträglicher zu machen. Doch Hinata schüttelte nur den Kopf und nachdem sie nicht ihre Mutter war, konnte sie ihr auch nichts aufzwingen. „Kann ich Ihnen helfen?“, bietet Hinata stattdessen ihre Arbeitskraft an. Schließlich musste sie sich ihren Lebensunterhalt hier irgendwie verdienen. „Kindchen, sag ruhig Du zu mir. Ich bin Narami!“ Die ältere Frau stellt sich Hinata offiziell vor und bietet ihr anschließend eine grüne Schürze an, welche Hinata sich bereitwillig anlegt. Sie hilft ihrer Großcousine beim Umtopfen einiger Pflanzen. Dabei unterhalten sich die Beiden über harmlose und unverfängliche Dinge. Einige Kunden kommen im Laufe des restlichen Tages vorbei und erfreuen sich an den grünen Pflanzen in der sonst so kargen Wüste. Abends schließen sie gemeinsam ab und gehen zurück in die Wohnung. „Magst du Nudelsuppe? Dann koche ich uns schnell etwas.“ Narami ist nach den gemeinsamen Stunden im Laden und den netten Wortwechseln guter Hoffnung, dass Hinata hier langsam angekommen ist und versucht erneut die Mauern mit gutem Essen einzureißen. Doch auch dieses Mal bedankt sich die junge Frau höflich für das Angebot und verschwindet ohne einen Bissen in ihrem Zimmer. Lässt Narami mit sorgenvoller Miene in der Küche zurück. Hinata dagegen schließt sich in ihrem Zimmer ein und setzt sich auf das weiche Bett, atmet mehrmals tief durch, um die aufkommenden Emotionen in den Griff zu bekommen. Ihr Blick fällt auf ihren Rucksack. Schnell hat sie ihn zur Hand und kramt in den verstauten Sachen herum, ist auf der Suche nach etwas ganz bestimmten. Es war das Einzige, was sie von ihm mitnehmen konnte. Ein altes Shirt von Naruto. Sie hatte es von ihm stibitzt, als sie einmal bei ihm gewesen war. Als sie es endlich gefunden hatte, rollte sie sich auf ihrem Bett zusammen. Verzweifelt presst sie das Kleidungsstück an sich. Sein vertrauter Geruch erfüllt ihre Sinne und lässt sie an vergangene, glückliche Zeiten denken. Versinkt dabei erneut in ihren Tränen. Ob er es schon bemerkt hatte? Dass sie nicht mehr in Konoha war? Sie war nicht sauer auf Naruto, denn sie wusste, dass die Worte ihres Vaters ihn dazu bewegt hatten. Kaum jemand schaffte es, sich ihrer Macht zu entziehen. Naruto sitzt in seinem gemütlichen Drehstuhl und bearbeitet einige Dokumente. Eine äußerst langweilige Tätigkeit, bei der seine Gedanken oft abschweifen. Ob sie sauer auf ihn ist, da er sie außer Dienst gestellt hat, fragt er sich. Ob sie versteht, dass er sich nur Sorgen macht? Schließlich weiß er nicht, was Hiashi ihr erzählt hat. Denn dass er zum sorgenden Vater geworden ist, nahm er ihm immer noch nicht ab. Also hatte auch das Clan-Oberhaupt Hintergedanken bei seiner Bitte verfolgt. Es wurde immer wichtiger für Naruto ihr sein Handeln zu erklären. Mit bedachten Worten verfasst er deshalb ein Schreiben für seine Geliebte. Sicherlich ist sie sauer und er wollte es bis zu ihrem Treffen nicht noch schlimmer machen. Wie immer verschlüsselt er das Dokument, sodass ihr neugieriger Vater mit dem Inhalt nicht viel anfangen kann. Er ruft einen Boten und gibt diesem die deutliche Anweisung, dieses Dokument nur Hinata persönlich zu übergeben. Voller Vorfreude auf ihr bevorstehendes Treffen begibt er sich mit neuem Elan zurück an die Arbeit. Doch nur wenige Zeit später ist dieser Elan komplett verschwunden, als der Bote mit einer wenig erfreulichen Nachricht in sein Büro kommt. „Bitte entschuldigen Sie, Hokage-sama, ich konnte ihn nicht daran hindern, es zu lesen.“ Noch zwei weitere Male entschuldigt sich der Bote überschwänglich. So etwas war ihm wohl noch nie passiert. „Schon gut, damit habe ich gerechnet.“, beruhigt er den Boten und bittet ihn darum zu gehen, damit er in Ruhe nachdenken kann. Naruto kommt allerdings zu keinem vernünftigen Ergebnis und vertagt seine Gedanken auf später. Hoffte, dass Hiashi ihr einfach das Schreiben übergeben und sie heute Abend bei ihm in der Wohnung auf ihn warten würde. Müde schaltet er das Licht aus. Doch der Gedanke daran, seine Freundin gleich in den Arm nehmen zu können, belebt seine Geister. Auf dem Heimweg holt er bei Ichiraku zwei Nudelsuppen und freut sich nun zusätzlich auf ein leckeres Essen in trauter Zweisamkeit. Noch vor seiner Wohnung bleibt er allerdings stehen und weiß auch, ohne nachgeschaut zu haben, dass Hinata nicht auf ihn wartet. Die Wohnung ist komplett dunkel und auch die kleine Veränderung an der Haustür fehlt. Ihr geheimes Zeichen, wenn sie in seiner Wohnung Zuflucht suchte. So konnte er spontane Gäste noch rechtzeitig vertrösten, damit niemand hinter ihr kleines Geheimnis kommen konnte. Es missfällt ihm, in die leere Wohnung zu gehen, selbst um nur die zwei Suppen in der Küche abzustellen. Nachdem er sich nicht sicher sein konnte, dass Hinata sein Schreiben erhalten hatte, wollte er nun selbst nach ihr sehen. Macht sich jedoch gar nicht erst die Mühe den offiziellen Weg über ihren Vater zu gehen, sondern nutzt seine Fähigkeiten und schleicht sich unerkannt auf das Hyuuga-Anwesen. Der dicht beblätterte Baum vor ihrem Zimmerfenster leistet ihm dabei gute Dienste. Irritiert muss er auch hier absolute Dunkelheit feststellen, dabei schläft sie um diese Uhrzeit sicherlich noch nicht. Und was sollen die weißen Tücher über den Möbelstücken? Sollte sie am Ende hier gar nicht mehr wohnen? Doch wo dann? Eine eigene Wohnung hätte sie ihm sicherlich nicht verschwiegen, darüber hätte sie sich zu sehr gefreut. Ein beklemmendes Gefühl beschleicht den Hokagen. Heute ist es jedoch zu spät, um Hiashi zur Rede zu stellen. Er hätte erklären müssen, was er zu dieser späten Stunde noch von seiner Tochter wollte. Allerdings könnte er sich morgen Vormittag ohne Erklärungsnot nach dem Trainingsstand erkunden und genau das würde er tun. Naruto schläft unruhig in dieser Nacht. Sein Unterbewusstsein lässt ihn nicht zur Ruhe kommen und spielt ihm immer wildere Streiche. Solange, bis er schweißgebadet aufwacht. Aufgewühlt holt er ihr Porträtfoto aus der Brusttasche seines Hokage-Mantels hervor. Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen fährt er die Konturen ihres Gesichtes auf dem Bild mit dem Finger nach. Hofft inständig darauf, dass es ihr in diesem Moment gut geht. Mit dem Bild in der Hand schläft er ein weiteres Mal ein. Dieses Mal tief und fest und ohne schlechte Träume. Erst sein Wecker reißt ihn aus diesem erholsamen Schlaf. Er bleibt noch einen Moment liegen und betrachtet ein letztes Mal ihr Bild, ehe er es mit einem Lächeln an seinen eigentlichen Platz im Mantel zurücksteckt. Ohne Frühstück im Magen macht er sich auf den Weg zum Hokage-Turm. Als er dort eintrifft, herrscht bereits eine gewisse Aufregung bei allen Anwesenden. Er zieht ein vertrautes Gesicht beiseite und möchte von diesem wissen, was los ist. Er hasste es völlig unvorbereitet einem politischen Notfall gegenüber zu stehen. Und es ist gut, dass er gefragt hat. Denn der Besuch, der bereits in seinem Büro auf ihn wartet, hätte ihn auf jeden Fall überrascht. So hat Naruto noch ein paar Treppenstufen Zeit, um sich auf das Kommende vorzubereiten. In seinem Büro stehen vier Wachen um einen fremden Mann herum und achten darauf, dass dieser keinerlei Dokumente oder anderweitige Informationen in die Hände bekommen konnte. Es herrscht gerade kein Krieg, doch einige Unruhen in verschiedenen Ländern machen die fünf Großmächte nervös, sodass selbst verbündete Länder sich nicht mehr zu einhundert Prozent vertrauen. „Hokage-sama, ein Bote aus Sunagakure!“ Einer der Wachen informiert das Dorfoberhaupt, sobald dieser durch die Tür kommt. Alle vier treten gleichzeitig einen Schritt zurück, damit der Blonde an den Boten herantreten kann. „Guten Tag, Hokage-sama.“, begrüßt der Bote ihn mit einer tiefen Verbeugung. „Ich überbringe Ihnen ein Schreiben vom ehrenwerten Kazekage. Er erwartet Ihre Antwort unverzüglich und bietet meine Dienste zur Übermittlung an.“ Naruto nimmt die Schriftrolle entgegen und wird bei den Worten des Boten direkt stutzig. Gaara und ihn verbindet mittlerweile eine jahrelange Freundschaft und normalerweise tauschen sie sich über verschlüsselte Nachrichten aus, welche ein Falke überbringt. Eine derart formelle Botschaft sieht ihm nicht ähnlich. Schon gar nicht, dass er einen Boten von Konoha beinahe wortwörtlich ausgeladen hat. Der blonde Kage geht zu seinem Schreibtisch und öffnet dort, abgewandt von neugierigen Blicken, das Schreiben. „Naruto, unsere Freundschaft ist mir wichtig. Ich gebe dir daher einmalig die Möglichkeit dich zu erklären. Warum hast du Spione in mein Reich eingeschleust? Wir haben einen davon bereits gefasst. Ich erwarte umgehend eine vollständige Liste mit Namen. Wir werden sie alle in Gefangenschaft nehmen und nach Ende der Unruhen an Konoha ausliefern. Solltest du nicht kooperieren, werden wir für die enttarnten Spione keine Gnade walten lassen und wir werden nicht mehr an eurer Seite stehen! Gez. Gaara Kazekage“ Naruto muss sich setzen und das Geschriebene ein zweites Mal lesen. Er hatte keine Einsätze in Suna bewilligt. Wieso auch? Gaara und er tauschen sich über alles aus, zumindest bisher. Es gab keinen Grund, Suna auszuspionieren. Sie sind Verbündete und durch die enge Freundschaft mit dem Kazekage ist eine derart zerbrechliche, politische Verbindung noch viel stärker. Es gibt nur eine weitere Stelle, die das hätte entscheiden können. Seine Gedanken schweifen zum Ältestenrat. Er weiß, dass diese Gaara nicht sonderlich mögen und ihm auch nicht vertrauen. Hatten sie das etwa über seinen Kopf hinweg entschlossen? Sofort macht er sich auf den Weg zu dem Obersten von ihnen. Nach kurzem Klopfen dringt er ohne Erlaubnis in dessen Amtszimmer ein und hält ihm die Schriftrolle entgegen. „Könnt Ihr mir das erklären?“ Naruto muss sich stark zurückhalten. Sollten die Ältesten diese Einsätze tatsächlich genehmigt haben, könnte ihnen ein Krieg mit Suna bevorstehen. Gemächlich liest der ergraute Mann das Schreiben. „Wir haben niemanden entsandt. Auf Euren eigenen Wunsch, Hokage-sama. Sie sagten, wir können ihm vertrauen.“ Der alte Mann gibt Naruto das Schreiben zurück und dem Blonden bleibt nichts anderes übrig, als seiner Aussage Glauben zu schenken. Denn dass es hier darum geht, Suna nicht zu einem mächtigen Feind zu machen, muss selbst der Greis vor ihm erkannt haben. Immer noch ratlos verlässt er ohne ein weiteres Wort das Büro des Ältesten. Seine Beine tragen ihn nicht zurück in sein Büro. Nein, er muss nachdenken und das konnte er am Besten auf dem Dach. Mit Blick auf das gesamte Dorf, was ihm jedes Mal beeindruckend vor Augen führt, wie weitreichend die Konsequenzen seiner Entscheidungen sein können. Und mit Blick auf jeden seiner Vorgänger, deren Vermächtnis er jeden Tag versucht, gerecht zu werden. Die kühle Morgenluft flutet seine Lunge, als er tief einatmet und für einen Moment die Augen schließt. Er muss zur Ruhe kommen, wenn er eine Lösung finden möchte. Die zwei grundlegenden Fakten schwirren in seinem Kopf umher. Weder der Ältestenrat noch er als Hokage haben Spione nach Suna entsandt. Fieberhaft überlegt Naruto, ob es noch eine Stelle gibt, welche etwas derartiges anordnen könnte. Doch egal an was er dabei dachte, die Antwort lautet immer: Nein. Das heißt, es kann sich nur um eine Verwechslung handeln. Eventuell war der Shinobi nur auf der Durchreise in ein anderes Land oder vielleicht gehört er gar nicht zu Konoha. Doch nichts dergleichen konnte, geschweige denn, wollte er Gaara in einem Brief mitteilen. Das könnte das angespannte Verhältnis endgültig zerstören. Für einige weitere Minuten versuchte er einen vernünftigen Ansatz zu finden, auf dem er ein solch wichtiges Schreiben aufbauen konnte. Letztendlich kommt er immer zum gleichen Ergebnis. Nur ein persönliches Gespräch mit Gaara könnte die Fragen auf beiden Seiten restlos beantworten. Sein Blick schweift in die Ferne. Selbst von hier aus konnte er das Hyuuga-Anwesen ausmachen. Leise seufzend richtet er eine unausgesprochene Entschuldigung an Hinata, da er sie mal wieder hinten anstellen muss. Anschließend steuert er mit schnellen Schritten sein Arbeitszimmer an. Ihm bietet sich noch das gleiche Bild wie bei seinem ersten Eintreffen. Er informiert den Boten über seinen Entschluss, dies persönlich mit dem Kazekage zu klären und schickt ihn anschließend direkt los. So würde er kurz vor ihnen in Suna sein und den Besuch des Hokagen anmelden. Seine Wachen sind jedoch alles andere als begeistert von seiner Entscheidung. Während die Männer die außerplanmäßige Reise zu koordinieren versuchen, holt Naruto seine Waffentaschen aus der Schublade seines Schreibtisches. Eine bindet er sich um die Hüfte und eine um den rechten Oberschenkel. Er legt sich seinen Umhang um und setzt den Hokage-Hut auf. Eilig verlässt er sein Büro, hat keine Zeit zu verlieren. Sofort versammeln sich die herbeigerufenen ANBU um ihn. Zwei weitere kommen am Dorfausgang dazu. Sie mussten den bestmöglichen Schutz für ihr Dorfoberhaupt gewährleisten. Und so rennen sechs Ninjas durch dichte Wälder und später durch hohe Sanddünen. Ohne Zwischenfall erreichen sie Sunagakure. Doch nur dem Hokagen wird der Zutritt zu den Räumen des Kazekage gewährt. Seine begleitenden ANBU müssen sich in Geduld vor den Mauern üben. Naruto wird von zwei Wachen durch die riesige Anlage geführt. Immer wieder an weiteren Wachen vorbei. Vor einer hohen Tür kommen sie endlich zum Stehen. Es dauert noch einen Moment, dann öffnet jemand von innen die Tür. Temari, die Schwester von Gaara, hat ihr Gespräch mit ihm offenbar beendet. „Naruto, du hier?“, fragt sie überrascht, schenkt ihm dennoch ein Lächeln. „Schön dich zu sehen. Hast du zufällig Shikamaru mitgebracht?“ Naruto begrüßt die Blonde ebenfalls vertraut und zwinkert ihr mit einem geheimnisvollen Lächeln zu. Natürlich sollte er nicht wissen, wer sich unter den Masken verbirgt, doch er kennt die Dienstpläne. Mit einem zufriedenen Grinsen lässt sie die zwei Kage alleine. Gaara steht vor der riesigen Fensterfront und blickt auf die Stadt vor sich. „Naruto, ich hatte nicht erwartet, dass du persönlich kommst.“ Der Rothaarige dreht sich zu dem anderen Dorfoberhaupt um und nimmt ihn ohne jegliche Mimik ins Visier. Naruto läuft es trotz der hohen Temperaturen kalt den Rücken runter. Ihre bisherigen Treffen waren nie derartig unterkühlt, doch er konnte Gaara verstehen. Inständig hofft er, ihn am Ende dieses Gesprächs wieder als Freund betiteln zu können. „Angesichts dieser Ereignisse wollte ich mir selber ein Bild machen.“, erklärte sich Naruto, erspart sich und Gaara langwieriges herumreden, was dieser honoriert, indem er die große Distanz zwischen ihnen um einige Meter reduziert. „Bringst du mich zu dem Gefangenen?“ Nachdem Naruto immer noch nicht wusste, über wen sie hier eigentlich sprachen und er vermeiden wollte, Gaara auf Falschinformationen zu beschuldigen, versucht er es auf diesem Weg. Sobald er weiß, über wen sie sprechen, kann er endlich klare Aussagen treffen. „Erst, wenn ich die Liste sämtlicher Leute habe, die sich hier aufhalten.“ Gaara bleibt hartnäckig und weiterhin sehr distanziert. Mit seiner Nachricht an Naruto, der Möglichkeit einer Stellungnahme und nun auch noch dem persönlichen Gespräch hat er seinen Ältestenrat sehr erzürnt. Er durfte dem anderen Reich nicht noch mehr Zugeständnisse geben. „Da liegt das Problem, Gaara.“, fängt der Blonde an, sich zu erklären. „Es sollte sich keiner von uns hier aufhalten. Weder ich noch der Ältestenrat haben dafür einen Befehl gegeben.“ Noch während er spricht, merkt Naruto, dass sein Gegenüber ihm nicht glaubt. „Naruto, ich verstehe nicht, was passiert ist. Wir waren Freunde und jetzt spionierst du mein Land aus.“ Gaara kommt weiter auf seinen Gast zu, der nun so langsam erahnen kann, wie sehr es den Kazekage verärgert. „Ich hoffe dir ist bewusst, dass laut unserem Bündnisvertrag Spionage als Vorbereitung eines kriegerischen Aktes bewertet und als solcher eingestuft wird. Es war ein letzter Freundschaftsdienst von mir, dir eine Chance zu geben, alle weiteren Spione an uns auszuliefern, um einen Krieg zu verhindern. Dass wir euch noch nicht den Krieg erklärt haben, liegt einzig daran, dass ich dem Ältestenrat versichert habe, dass du so vernünftig bist, es nicht so weit kommen zu lassen." Gaara ist erschreckend ruhig, während er über dieses heikle Thema spricht und Naruto kann aufgrund der offenen Worte nur schlucken. Ihr jetziges Gespräch entscheidet über die Zukunft von zwei Ländern. „Gaara, ich schwöre dir, mir ist sowohl unsere Freundschaft, als auch der Bündnisvertrag nicht weniger wichtig als dir. Mir liegt nichts ferner, als Krieg über unsere zwei Reiche zu bringen. Deshalb bin ich hier. Um dir zu zeigen, dass ich diese Situation sehr kritisch einschätze und dies nur über ein persönliches Wort und keine unpersönliche Stellungnahme per Bote zu klären ist.“ Naruto versucht betont ruhig zu bleiben, auch wenn ihn die ganze Situation so nervös macht, wie es keine andere Situation bisher getan hat. Zudem steht er vor dem riesigen Problem, das verlorene Vertrauen von Gaara wieder zu gewinnen. Der Blick des Rothaarigen wird etwas milder. Naruto kann sich zwar täuschen, jedoch scheint das Vertrauen, welches Gaara in ihn legt, noch nicht komplett abhanden gekommen zu sein. Er versucht es daher ein weiteres Mal mit Offenheit. „Als ich deine Nachricht erhalten habe, habe ich meinen Ältestenrat zur Rede gestellt. Auch sie wissen, was im Bündnisvertrag steht. Sie haben mir versichert, niemanden bei euch eingeschleust zu haben. Bist du dir wirklich sicher, dass es einer von uns ist?“ Eigentlich wollte er diese Frage nicht stellen, um Gaara keine Unfähigkeit vorzuwerfen. Doch er braucht endlich ein paar Informationen zu dem angeblichen Spion. Der Kazekage durchbohrt Naruto beinahe mit seinem Blick. Nicht, weil er sich in Frage gestellt fühlt, sondern um seine Aussagen als Wahrheit oder Lüge zu identifizieren. Langsam nickt er und bestätigt: „Ich bin mir sicher. Sie war in unserem Jahrgang der Auswahlprüfungen.“ „Sie?“, erstaunt horcht der Hokage auf. Die ganze Zeit ist er davon ausgegangen, dass sie von einem Shinobi sprechen, doch jetzt hatte es auf einmal den Anschein, dass es sich um eine Kunoichi handelt. Diese ehrliche Überraschung überzeugt Gaara wohl letztendlich und er erklärt sich bereit, ihm die Gefangene zur Identifikation zu zeigen. Sobald sie den jetzigen Raum verlassen, wird Naruto erneut von Wachen begleitet. Auch wenn das anhand der vielen Wachposten auf den Fluren wohl wirklich nicht notwendig ist. Er konnte sich nicht erinnern, dass bei seinen letzten Besuchen auch so viele Wachen herumstanden. Also doch schon eine deutliche Reaktion auf seine Anwesenheit? Aber er hatte nicht vor Ärger zu machen, weshalb es ihn im ersten Moment nicht störte. Vermutlich hätte Konoha genauso reagiert. Es ist ein langer Weg zu den Gefängniszellen, welche tief unten im Gebäudeinneren liegen. Und noch dazu gibt es sehr viele davon und erschreckend viele sind mit Insassen gefüllt. Doch es ist nicht Narutos Angelegenheit, weshalb er sich nicht mehr umschaut als nötig und einfach nur stur hinterher läuft. Überraschend bleiben sie in einem anderen Trakt stehen. Hier sind kaum Zellen belegt, daher weiß Naruto genau, wohin er sein Augenmerk richten muss. Augenblicklich weicht jegliche Farbe aus seinem Gesicht. Auch in ihrem jetzigen Zustand erkennt er sie sofort. Sie liegt bewegungsunfähig gefesselt, mit Knebel und Augenbinde auf dem Boden einer kleinen Gefängniszelle. Wie konnte ausgerechnet sie an diesen Ort kommen. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Naruto deutet Gaara stumm, dass er mit ihm sprechen muss. Der Einfachheit halber führt Gaara die kleine Gruppe weiter zum nächsten Raum, welcher nicht weit entfernt liegt. „Du kennst sie also!“ Für Gaara war die Reaktion des Hokagen eindeutig. Naruto nickt daraufhin nur. „Können wir vertraulich sprechen?“, fragt er und wirft dabei einen Blick auf die zwei Wachen. Mit einem Kopfnicken schickt der Rothaarige die Zwei weg und schließt die Tür hinter ihnen. Nun sind sie allein und er will nun endlich die Wahrheit wissen. „Ich kenne sie, ja. Aber ich habe sie vor zwei Tagen erst aus dem Dienst entlassen - auf Wunsch ihres Vaters.“ Naruto klingt nachdenklich, während diese Worte seine Lippen verlassen. Wollte Hiashi deswegen unbedingt die Entlassung, um sie woanders unterbringen zu können? Hatte er nicht an die Konsequenzen gedacht, die das mit sich bringen würde? Ok, sie war nicht mehr im aktiven Dienst, dennoch werden sich einige, wie auch Gaara selbst, an sie erinnern. Das ging so einfach nicht. Wegen seiner blauäugigen Entscheidung stehen zwei Länder gerade kurz vor einer Kriegserklärung. Sobald er zurück in Konoha ist, wird er dieses kopflose Verhalten ahnden. Doch Suna würde er auf keinen Fall ohne Hinata verlassen. Mit festem Blick schaut er Gaara in die Augen. Er soll merken, dass er die Wahrheit sagt. „Ich weiß wirklich nicht, warum sie hier ist, Gaara, aber definitiv nicht, um euch auszuspionieren.“ Mit Nachdruck spricht er diese Worte aus, was ihn nach dem ganzen Hin und Her jedoch nicht weiterbringt. „Ich möchte dir ja glauben, aber angesichts der Lage ist das alles nicht so einfach!“ Gaara dreht sich weg von ihm. Auch wenn er es nicht sollte, vertraut er Naruto weiterhin, was ihm gerade das Leben schwer macht. „Was kann ich tun, um dich von meiner Glaubwürdigkeit zu überzeugen?“, fragt der Blonde, lässt nicht locker in dieser Angelegenheit. „Was würdest du tun?“, stellt Gaara geschickt seine Gegenfrage und muss auf seine Antwort nicht lange warten. „Für sie? Alles!“ Leise, aber absolut wahrheitsgetreu ist Narutos Antwort. Für Hinata würde er alles tun. Von der Amtsaufgabe bis hin zum Tod. Sie ist ihm zu wichtig, als dass ihr etwas passieren durfte. Gaara wurde stutzig. Selbst ihm ist die Veränderung seines langjährigen Freundes aufgefallen. „Sie gehört zu dir, an deine Seite.“, stellt er erstaunt fest. „Deswegen hast du dem Wunsch ihres Vaters überhaupt nachgegeben, weil es auch ein Vorteil für dich ist. Und deswegen bist du so sicher, dass sie nicht zum Spionieren hier ist!“ Nun ergibt das alles für Gaara einen Sinn, das bleiche Gesicht, als er sie erkannte und der schmerzliche Blick in seinen Augen. Es tut ihm weh, sie so zu sehen. „Habt ihr sie schon verhört?“, fragt Naruto, der zu Gaaras Schlussfolgerungen nur nicken konnte. „Nein, darauf wollten wir verzichten bis zu deiner Stellungnahme.“ Gaara ist wirklich ein wahrer Freund. Viele Länder hätten zuerst den Spion gefoltert, bis dieser entweder Informationen preis gibt oder stirbt. Doch nicht er, er bevorzugt die Diplomatie. „Gut, fragt sie.“, gibt Naruto jetzt jedoch seine Erlaubnis. Denn auch er würde gerne wissen, weshalb sie hier ist. Der Rothaarige gibt das sofort an seine Männer weiter, welche sich daran machen, die Gefangene aus ihrer Zelle zu holen. „Gaara, bitte, seid nicht so hart zu ihr.“ Er fleht seinen guten Freund beinahe an. Dieser nickt nur und bedeutet Naruto leise zu sein. Denn sie stehen bereits in dem angrenzenden Raum, von dem aus sie dem Verhör zuhören und zusehen können, ohne dass Hinata wusste, dass Naruto hier ist. Schmerzlich muss der blonde Kage mit ansehen, wie seine Geliebte achtlos über den Gang gezerrt und auf den Verhörstuhl geschubst wird. Ihre Hände werden kurz befreit, nur um diese gleich wieder in, am Stuhl fest geschweißten Metallfesseln zu fixieren. Ihr Oberkörper wird ebenfalls mit einem dicken Lederstreifen an der Stuhllehne festgebunden. Als das erledigt ist, ziehen sie ihr rücksichtslos den Knebel und die Augenbinde ab. Sie blinzelt heftig, um sich an das gleißende Licht zu gewöhnen, welches direkt auf sie gerichtet ist. Doch schon in diesem Moment landet eine flache Hand in ihrem Gesicht. Nur um ihr zu zeigen, wer hier überhaupt das Sagen hat. „Muss das sein? Sie kooperiert auch ohne das alles.“ Naruto beschwert sich leise bei Gaara, der nur mit den Schultern zuckt. Er redet seinen Verhörspezialisten nicht ins Handwerk, da müssen jetzt wohl oder übel beide durch. Wenn sie zu zimperlich mit ihr umgehen, weiß sie, dass irgendwas nicht stimmt und das Ergebnis wäre wertlos. Und nur eine zweifelsfreie Entlastung bringt Gaara in die Position, ihre Freilassung dem Ältestenrat plausibel zu erklären, ohne das kleine Geheimnis von den Beiden preisgeben zu müssen. Das sollte Anreiz genug für den Blonden sein, diese Behandlung mit ihr durchzustehen. Ohne einen Ton steckt Hinata den Schlag weg. Er war nicht so heftig, wie er hätte sein können. Aber sie weiß bereits jetzt, dass das nicht alles gewesen ist. Erneut richtet sie ihren Blick nach vorne, kann langsam durch das grelle Licht eine Silhouette vor sich erkennen. Ein Mann sitzt ihr gegenüber und scheint sie einfach nur zu beobachten, während der zweite wohl fürs Grobe zuständig ist. Noch bevor sie sich zu gut auf die Situation einstellen kann, erhebt ihr Gegenüber seine Stimme. Sie klingt dunkel und fordernd, doch nicht einschüchternd. Schließlich ist das hier erst das Vorspiel. „Name?“ „Hinata Hyuuga.“ So knapp wie er fragt, so knapp sind auch ihre Antworten. Eine blumige Ausgestaltung ihrer Antworten würde ihn nur wütend machen. Kaum hatte sie ihren Namen ausgesprochen, kam bereits die nächste Frage. Wie gut, dass sie über diese Antworten nicht nachdenken musste. „Herkunft?“ „Konohagakure.“ „Rang?“ „Jo-Nin, außer Dienst.“ „Mission?“ „Keine.“ „Mission?“ Als er nicht die gewünschte Antwort erhält und ein zweites Mal fragen muss, ist der Ton bereits deutlich rauer und Hinata beschließt, ihre Aussage zu erweitern. „Ich habe keine Mission, ich soll meiner Großcousine in ihrem Blumenladen helfen.“ Sofort trifft der nächste Schlag ihr Gesicht, was ihr unmissverständlich klar macht, dass die Männer ihr das nicht glauben. Wie zu erwarten war, war dieser Schlag härter als der Erste und sie bekam auch keine Zeit mehr, sich davon zu erholen. Stattdessen muss sie sich weiteren Fragen stellen. „Wer hat dich hierher geschickt?“ „Mein Vater, Hiashi Hyuuga.“ „Steht er über dem Hokagen?“ „Nein.“ „Warum bist du dann hier?“ „Ich weiß es nicht.“ Erneut trifft sie angesichts ihrer letzten Antwort ein harter Schlag, dieses Mal auf die andere Gesichtshälfte, welcher ihr zum zweiten Mal deutlich macht, dass sie die falschen Antworten hatte. Doch andere Antworten hatte sie einfach nicht. „Wie viele von euch spionieren derzeit noch in Suna?“ „Niemand.“ „Seit wann bist du hier?“ „Seit Mittwoch.“ „Weiß der Hokage, dass du hier bist?“ „Ich glaube nicht.“ „Wo sind deine Waffen?“ „Ich habe keine.“ „Warum weiß es der Hokage nicht?“ „Ich bin privat hier.“ „Dein momentaner Auftrag?“ „Ich habe keinen.“ „Lüge!“ Hinata war zusammengezuckt, als er sofort auf ihre Antwort die Fäuste auf den Tisch knallen ließ, war er doch bisher sehr beherrscht. Doch sie blieb ruhig, wie sie es gelernt hatte und das, obwohl die Fragen immer schneller und wild durcheinander kamen und sie Mühe hatte, seinen Worten zu folgen. Ihr Gegenüber gibt dem anderen im Raum mit einem Kopfnicken ein Zeichen und erst jetzt bemerkt sie den ausgebliebenen Schlag. Hinata hält den Blickkontakt zu dem Mann vor ihr, bis ihr ruckartig der Kopf an den langen Haaren nach hinten gezogen wird. Ein leiser Aufschrei, gemischt aus Überraschung und Schmerz, verlässt ihre Kehle unbewusst. Diesen Moment nutzt derjenige und verabreicht ihr einen Tropfen von einer unscheinbaren, durchsichtigen Flüssigkeit. Sie kann einen Blick auf das Etikett erhaschen und bereitet sich anhand des abgebildeten Totenkopfs auf das Schlimmste vor. Der Griff in ihren Haaren löst sich und sie kann wieder zu ihrem Gegenüber schauen. Auf dessen Gesicht sie ein überhebliches Grinsen ausmachen kann. Doch darauf kann sie sich jetzt nicht konzentrieren. Ihr Herz fängt auf einmal an zu rasen und kurz darauf beschleunigt sich ihre Atmung. Leicht öffnet sie ihren Mund, um mehr von dem wertvollen Sauerstoff in ihre Lunge zu saugen. Aber auch das reicht wenige Sekunden später nicht mehr aus. Sie verfällt in ein keuchendes Luftholen, während sich ihr Brustkorb immer schneller hebt und senkt. Angst breitet sich in ihr aus. Die Angst davor zu ersticken. Verzweifelt versucht sie, ihre Hände aus den Fesseln zu befreien, tut sich dabei mehr weh, als dass es ihr nützt. „Ein wahres Wundermittel, nicht wahr?“ Der Mann vor ihr lacht amüsiert über ihre Versuche, sich zu befreien. „Ein Tropfen bringt das Herz zum Rasen. Die Folge ist, die Lunge kann das Blut bei dem hohen Blutdruck nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff anreichern, das Gehirn denkt, man erstickt und erhöht die Atemfrequenz immer weiter.“ Hinata konnte den Mann kaum verstehen. Das Blut rauscht so schnell durch ihre Adern, dass ihre Ohren dröhnen. Sie hat aufgehört, an ihren Fesseln zu ziehen und versucht stattdessen, mit reiner Willenskraft ihre Atmung zu verlangsamen. Nach nur zwei versucht tiefen Atemzügen, verfällt sie wieder in schnelles und unkontrolliertes Luftschnappen. „Keine Sorge, noch ist alles in Ordnung. Erst ab dem zweiten Tropfen würde ich mir persönlich Sorgen machen. Die Symptome verstärken sich und das Gehirn unterbricht die Blutzufuhr zu den Extremitäten, um sich selbst noch mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Immer mehr Organe leiden unter dem mangelnden Sauerstoff und es dauert nicht mehr lange, bis ein Multi-Organversagen droht.“ Er gibt ihr einen Moment, damit sie seine Worte verarbeiten kann und weist seinen Kollegen dann mit einem Kopfnicken an. Hinata kann sich nicht dagegen wehren, dass ihr der zweite Tropfen verabreicht wird. Der fehlende Sauerstoff und die Anstrengung beim Atmen fordern ihren Tribut. Ihre Kräfte schwinden schnell, doch sie kämpft weiter, auch wenn sie nicht weiß, wie lange sie noch durchhalten würde. Wie der Mann sagte, erhöht sich ihr Herzschlag noch einmal. Sie kann spüren, wie es schmerzhaft in diesem unnatürlich hohen Takt schlägt und ihr fällt es noch einmal schwerer zu atmen. Sie kann sich längst nicht mehr aus eigener Kraft aufrecht halten, doch der Lederriemen um ihre Brust übernimmt das für sie. „Wie lange wird es wohl dauern, bis du uns anflehen wirst, dir den dritten Tropfen zu geben? Er tötet dich, aber deine Schmerzen werden ein Ende haben.“ Hinata konnte trotz ihrer schlechten Verfassung den belustigten Tonfall ausmachen. Mittlerweile spürt sie, wie ihre Füße das Kribbeln anfangen. Die Unterversorgung ihrer Gliedmaßen hat also bereits begonnen. Sie versucht, die Blutzufuhr anzuregen und bewegt ihre Füße leicht. Auf eine derartige Bewegung hatte ihr gegenüber gewartet. „Es hat angefangen, nicht wahr?“, stellt er fest und steht langsam von seinem Stuhl auf. Die Langhaarige hat jedoch nicht mehr die Kraft, ihn mit ihren Augen zu verfolgen. „Bitte…“, presst sie unter größter Anstrengung heraus. „Bitte was? Bitte beendet das?“ Lauernd schleicht er um sein Opfer herum. Er schätzt sie nicht so ein, dass sie es endgültig beenden will, weshalb er sich bereits das Gegenmittel aus dem Schrank genommen hatte. Ein minimales Kopfschütteln bestätigt ihn in seiner Vermutung, denn niemand wählt dieses Ende beim ersten Mal. „Möchtest du deine Antworten ändern?“, fragt er deshalb weiter und erhält darauf ein leichtes Nicken von ihr. Zur Erleichterung wohl aller Beteiligten verabreicht er ihr umgehend das Gegenmittel. Es dauert einen unerträglich langen Moment, bis sich seine Wirkung entfaltet und sich ihr Zustand verbessert. Naruto wandert mittlerweile auf und ab in dem kleinen Raum. Konnte nur so einen Teil seiner Emotionen loswerden, um dieses Verhör nicht auf der Stelle zu unterbrechen. Als er hörte, dass nur ein weiterer Tropfen sie umbringen würde, wäre die Situation beinahe eskaliert. Doch Gaara erklärte ihm ruhig, dass sie das jedem so erzählen. Die eigentliche Reaktion ist eine sofortige Bewusstlosigkeit, anschließend wird das Gegenmittel verabreicht. Der Grund, warum sie das so machen, ist einfach. Im Angesicht des Todes knicken die Meisten ein und geben ihre Geheimnisse preis. So auch Hinata, wie Naruto erstaunt feststellen muss. Sie hat ihren Kopf in den Nacken gelegt und saugt mit tiefen Atemzügen Luft in ihre strapazierten Lungen. Ihr Herz schlägt noch immer viel zu schnell, doch es ist erträglich geworden. Die beiden Männer geben ihr weniger Zeit zum Luftholen als sie erhofft hatte. „Auf welche Frage willst du deine Antwort ändern?“ Seine Stimme ist eiskalt und ruhig, nähert sich ihr auf wenige Zentimeter. Ihre Augen würden ihm verraten, ob sie spricht, um zu Leben oder um die Wahrheit preiszugeben. „Warum.“, erwidert sie leise zwischen zwei Atemzügen. „Gute Wahl.“ Er streicht ihr mit einem Finger beinahe zärtlich über die Wange. „Warum bist du hier?“, wiederholt er seine Frage, auf die sie vorhin vorgab, die Antwort nicht zu wissen. Sie antwortet ihm, muss zwischen ihren Worten jedoch immer wieder Luft holen. „Ich war, bin und werde nie gut genug sein für meinen Vater. Er hat mich abgeschoben, um mich nicht mehr ertragen zu müssen.“ Naruto hält inne, ihre Stimme ist so leise, dass er sich konzentrieren muss, um sie zu verstehen. Er hatte, im Gegensatz zu den Verhörspezialisten, keinen Zweifel an ihrer Aussage. Schließlich kennt er ihre Situation. „Ich habe es geahnt.“ Resignierend seufzt er und rauft sich dabei die Haare. „Ihr Vater ist das Oberhaupt des Hyuuga-Clans. Er ist sehr streng, idealistisch und herrschsüchtig. Sie konnte es ihm noch nie wirklich Recht machen.“, erklärt er Gaara die familiären Hintergründe. „Sie wurde in die falsche Familie geboren. Das ist der einzige Grund, warum sie in deinem Land ist.“ Naruto legt eine Hand an die kühle Glasscheibe. Wie gerne wäre er jetzt bei ihr, nur um ihr zu sagen, dass alles wieder gut werden würde. Der Kazekage analysiert für einen weiteren Moment die Situation, welche sich deutlich beruhigt hatte. Sein langjähriger Freund wirkte angesichts des emotionalen Schmerzes, welchen er durch das Verhör erfahren musste, beinahe gebrochen. Die junge Kunoichi kommt langsam wieder zu Atem, ihr Zustand besteht jedoch aus purer Erschöpfung. Seine zwei Verhörspezialisten haben angesichts ihrer Worte eine Gangart zurückgeschaltet, sind jedoch nicht vollends überzeugt. Sie haben in ihrer Laufbahn schon viel gehört, doch diese Aussage können sie nur schwer einschätzen, weshalb sie sich gerade stumm über das weitere Vorgehen abstimmen. Die Entscheidung wird ihnen jedoch abgenommen. Ihr Dorfoberhaupt betritt den Raum und gibt ihnen die Anweisung, die Gefangene von ihren Fesseln zu befreien, während Gaara selbst ein Glas mit Wasser befüllt und es vor der jungen Frau auf den Tisch stellt. Die Fesseln hatten sich rund um ihre Handgelenke in die Haut geschnitten. Mit ihren blutigen Händen greift sie zittrig nach dem Glas und lässt die kühlende Flüssigkeit ihren ausgetrockneten und brennenden Hals hinabfließen. „Vielen Dank, Kazekage-sama.“ Es fällt ihr bereits leichter zu reden. Sie ist wirklich dankbar für diese kleine Geste der Freundlichkeit und deutet im Sitzen eine Verbeugung an. Sie beobachtet eine knappe Handbewegung, woraufhin die zwei Männer den Raum verlassen. „Du hast einen sehr mächtigen Schutzengel!“, spricht der Rothaarige kühl. Wohl wissend, dass Naruto im nächsten Moment hinter ihm auftauchen wird. „Hokage-sama“ Es überrascht sie, ihr Dorfoberhaupt hier zu sehen, versucht jedoch eine gewisse Stärke in ihre Stimme zu legen, um ihn durch ihre Schwäche nicht zu blamieren. Naruto umrundet seinen guten Freund und geht neben ihr in die Knie. „Wie geht’s dir?“, fragt der Blondschopf besorgt und versucht ihren unruhigen Blick einzufangen. Nervös sieht sie jedoch zu Gaara. Was er über das Verhalten des Hokage wohl dachte. Er war viel zu fürsorglich. „Mir geht es gut, aber Ihr solltet nicht hier sein. Nicht meinetwegen.“ Sie versucht die Distanz zu wahren, um ihn nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Sonst würde das Geheimnis bald kein Geheimnis mehr sein. „In welche Hölle hat dich dein Vater nun wieder geschickt?“, fragt Naruto in diesem Moment so leise, dass nur sie es hören kann. Ratlos zuckt sie nur mit den Schultern, senkt dabei ihren gesamten Kopf, um die aufkommenden Emotionen zu verbergen. Wie gerne würde sie sich jetzt in eine seiner schützenden Umarmungen stürzen, nachdem er schon in ihrer Nähe ist. Und doch geht es nicht, da sie ihm das Leben ansonsten noch schwerer machen würde. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, zieht er sie im nächsten Augenblick in seine Arme. „Hokage-sama, was...?“ Weiter kam sie nicht in ihrem Satz, wurde von ihm unterbrochen. „Gaara weiß Bescheid.“, offenbart er und gibt ihr damit die Möglichkeit, sich vollends fallen lassen zu können. Und das tut sie, wird dabei von seinen starken Armen aufgefangen. Dies ist der Moment, in dem Gaara den Rückzug antritt, den Beiden die Zeit gibt, die sie benötigen. Beruhigend streicht Naruto ihr den Rücken, während sie zusammen auf dem Boden kauern. Sie wollte stark bleiben, doch das war zu viel Zärtlichkeit nach all dem, was in diesem Raum noch vor kurzem passiert ist. Nichts konnte die Tränen mehr zurückhalten, welche die Angst der letzten Stunden aus ihrem Körper schwemmen. Naruto sagt nichts, drückt sie stattdessen noch fester an sich und wartet einfach ab, bis sie sich wieder beruhigt. Nutzt diese Zeit auch für sich, um die Emotionen zu verarbeiten, welche ihn als Zuschauer gequält haben. Sie erlangt ihre Beherrschung jedoch schnell zurück und befreit sich aus seiner festen Umarmung, damit sie die verräterischen Spuren im Gesicht beseitigen kann. Niemand soll sehen, wie sehr sie das Erlebnis mitgenommen hat. Sie wurde das erste Mal derart verhört und hatte wohl noch viel zu lernen. Obwohl sie insgeheim hofft, so etwas kein weiteres Mal ertragen zu müssen. Narutos zweifelnder Blick lässt sie in ihren Bewegungen innehalten und sie bemerkt ihren Fehler dann selbst. Mit ihren blutverschmierten Händen hat sie sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt. Sicherlich gibt sie nun die perfekte Hauptrolle für eine Horrorgeschichte ab. „Das bekommen wir wieder hin.“, gibt er optimistisch bekannt und gemeinsam stehen sie auf. Er deutet ihr an, sich zu setzen, während er zur Tür geht. Denn er ist sich sicher, dass die zwei Wachen ihren Posten wieder bezogen haben und wird nicht enttäuscht. Er bittet um eine Schüssel voll Wasser, Tücher und etwas Verbandsmaterial, was ihm alles innerhalb kurzer Zeit bereitwillig zur Verfügung gestellt wird. Er kehrt zu seiner Freundin zurück und kümmert sich als erstes um die blutigen Wunden. „Naruto, es tut mir Leid.“ Hinata beobachtet die sorgfältigen Handgriffe. Doch Naruto schüttelt nur den Kopf zu ihren Worten. „Hör auf dich für etwas zu entschuldigen, für das du nichts kannst.“ Es war schließlich nicht ihre Entscheidung, sondern die von Hiashi, die alle in diese Schwierigkeiten gebracht hat. „Ich möchte nach Hause. Ob der Kazekage mir das erlauben wird?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Gaara wird in dieser Angelegenheit das kleinste Problem sein.“, erwidert Naruto in Gedanken. Fängt dann an, Hinata die aktuelle Lage zu erläutern, auch mit Details über Gespräche hinter verschlossenen Türen. Was ihr Vater mit seiner eigenmächtigen und unüberlegten Entscheidung angerichtet hat. Und welche politischen Hürden Gaara überwinden muss, um ihre Freilassung zu erwirken. Während er spricht, bandagiert er gekonnt ihre Handgelenke und macht sich anschließend daran, ihre Hände und ihr Gesicht vom Blut zu befreien. „Ich würde deinem Vater zu gerne eins auswischen. Ihm am eigenen Leib erfahren lassen, was er angerichtet hat.“ Nachdenklich betrachtet sie den Blonden. Sie hätte nichts dagegen, schließlich hat sie diese Tortur nur ihm zu verdanken und manche Menschen müssen die Konsequenzen geradezu spüren, damit sie in der Zukunft nicht wieder derart handeln. Naruto kann ihre stumme Zustimmung in den Augen ablesen. Er hatte tatsächlich bereits eine Idee, möchte allerdings erst Gaaras Meinung dazu hören. Der Hokage lässt den mit Blut getränkten Lappen in die Schüssel mit Wasser gleiten. Hinata ist nun vom ganzen Blut befreit und fachkundig verarztet. Es ist nun an der Zeit für die Beiden, dieses unterirdische Gefängnis endlich zu verlassen. Sie schauen sich noch einmal tief in die Augen, denn sobald sie diesen Raum verlassen, müssen sie wieder in ihre Rollen schlüpfen. Mit einem stummen Nicken bestätigt Hinata Narutos ebenso stumme Frage. Sie ist bereit. Sie lässt ihm, als ihr Dorfoberhaupt, den Vortritt. Folgt ihm jedoch in kurzem Abstand, während die Wachen ihnen auf dem gesamten Weg nicht von der Seite weichen. Selbst im Amtszimmer des Kazekage werden sie nicht aus den Augen gelassen, schließlich haben die Wachen noch keinen anderen Befehl erhalten. Hinata bleibt daher versucht unauffällig dort stehen, wo sie nach dem Eintreten stehen geblieben ist, während Naruto ungeduldig auf und ab geht. Womit er erst aufhört, als Gaara den Raum betritt. Die Wachen ziehen sich zurück, sodass erneut ein vertrauliches Gespräch stattfinden kann. Mit seinen Worten wendet der Rothaarige sich an Naruto. „Ich konnte den Ältestenrat davon überzeugen, dass sie nicht die Absicht hatte, an Informationen zu gelangen. Jedoch wurde ihr Grenzübertritt nicht angemeldet und sie ist illegal in unserem Reich.“ Als Freund von klaren und direkten Worten redet er nicht lange um den Sachverhalt herum und verschont seine Gäste mit unnötigen Details von seinem vorherigen Gespräch. Dennoch muss er etwas ausholen, damit beide die Forderung, welche Suna stellt, verstehen können. „Naruto, viele Leute meines Volkes sehen unseren Bündnisvertrag nicht als das Gute, was er ist, sondern als Fessel. Als etwas, das uns streng reguliert. Ihr habt gegen den Vertrag verstoßen. Ich kann dir daher nur einen Gefangenenaustausch anbieten. Eine Freilassung ohne Gegenleistung steht nicht in meiner Macht.“ Der Hokage hatte damit bereits insgeheim gerechnet. Kein Land gibt einen derartigen Trumpf ohne Ausgleich aus der Hand. Er hoffte nur, dass die Ältesten nicht übermütig sind und ihre unerfüllbare Forderung nicht zu einem erneuten Konflikt führen. „Für wen interessiert ihr euch?“ Die Entscheidung von den Ältesten ist zu schnell gefallen. Als Hokage, der ebenfalls einen Ältestenrat hat, weiß er, was das bedeutet. Hinter verschlossenen Türen haben sie bereits seit der Gefangennahme ihre weiteren Züge geplant, egal welche Situation letztendlich eintreffen sollte. „Vor einigen Wochen habt ihr während einer Mission einen Nuke-Nin aus Amegakure gefasst. Im Austausch gegen ihn bekommst du deine Kunoichi zurück.“ Die beiden Dorfoberhäupter lassen sich nicht aus den Augen, während sie die Bedingungen besprechen. Naruto weiß genau, welchen Nuke-Nin Gaara meint. Es wäre eine Erleichterung für Konoha, ihn loszuwerden, da dieser in seiner Zelle nur Ärger macht. Doch genau das macht den Blonden auch stutzig. Wieso sollte sich Suna dieses Problem aneignen? „Wieso ihn? Soweit wir wissen, hat er Suna keinen Schaden zugefügt.“, hinterfragt er diese Forderung daher skeptisch. Auch wenn er geneigt ist, der Forderung zuzustimmen, sollte er das nicht vorschnell tun. Letztendlich geht es um das gesamte Volk. „Das ist eine Information, die ich nicht mit dir teilen kann.“ Der Kazekage lässt sich nicht in die Karten schauen. „Aber ich gebe dir mein Wort, dass Konoha keinerlei Nachteile dadurch zu erwarten hat.“ Auf Gaaras Wort ist Verlass, da ist sich der Blonden nach diesem Tag zu einhundert Prozent sicher. Nur aus diesem Grund stimmt er dem Austausch zu. Sie besiegeln ihre Abmachung mit einem Handschlag und in diesem Moment fällt die Anspannung von allen Anwesenden ab. Selbst Hinata, die dem ganzen Gespräch stumm beigewohnt hatte, traute sich erleichtert durchzuatmen. Schließlich ist ihre Freilassung gerade besiegelt worden. Naruto schaut zum ersten Mal seit Gaaras eintreffen zu seiner Freundin und lächelt. Mit einer kleinen Geste winkt er sie herbei und stellt die Beiden offiziell einander vor. „Wir hatten nicht den besten Start, dafür bitte ich um Verzeihung. Für den Rest deines Aufenthaltes wird dir allerdings die uneingeschränkte Gastfreundschaft meines Landes zur Verfügung stehen.“, begrüßt der Kazekage die Partnerin seines Amtskollegen. Sie lächelt leicht zu seinen ersten Worten und bedankt sich anschließend für die Annehmlichkeiten, welche ihr von jetzt an zu Teil werden würden. „Darf ich eine Frage stellen?“ Leise erhebt sie ihre Stimme und blickt zwischen den beiden Männern hin und her. Beide nicken und erteilen ihr das Wort. „Meine Großcousine wurde ebenfalls verhaftet. Darf sie auch nach Hause?“, stellt sie zurückhaltend ihre Frage. Möchte sich nicht in die Politik der Beiden einmischen. „Das wurde bereits veranlasst. Sie wird über das Missverständnis und deinen Verbleib informiert und jeglicher entstandene Schaden wird ersetzt.“ Die Langhaarige nickt verstehend und bedankt sich höflich. Nachdem nun auch das geklärt ist, dürfen sich Naruto und Hinata über die Einladung zum Abendessen freuen. Es ist bereits später Nachmittag und während Hinata für die Zeit bis zum Essen die Möglichkeit erhält, sich frisch zu machen und neue Kleidung anzulegen, setzen sich die zwei Kage zusammen. Naruto wollte noch etwas bestimmtes mit Gaara besprechen und auch sonst gibt es noch diverse Themen, über die es sich auszutauschen gilt. In den privaten Räumen des Kazekage kommen sie zwei Stunden später alle zusammen. Gaaras Geschwister, Temari und Kankuro, haben sich ebenfalls zum Abendessen eingefunden. Die blonde Kunoichi hat auch einen Gast dabei, der Naruto nicht fremd ist. Mit ihrer Hilfe hat Shikamaru es aus der sengenden Hitze ins kühle Gebäude geschafft und genießt nun ebenso die Gastfreundschaft des Landes. Doch auch den anderen ANBU wurde mittlerweile ein Quartier für die Nacht zugewiesen, wie der Rothaarige Naruto glaubwürdig versichert hat. Doch die Runde ist erst mit Hinata komplett, welche gerade als Letzte von einer vermummten Hausangestellten hereingeführt wird. Die Langhaarige trägt traditionelle Kleidung aus Suna, welche ihr wirklich ausgezeichnet steht. Naruto kommt ihr lächelnd entgegen. Er legt einen Arm um sie und küsst sie sacht auf die Schläfe. „Du siehst toll aus!“, wispert er ihr anschließend ins Ohr, was ihr ein verlegenes Lächeln ins Gesicht zaubert. Er stellt Hinata Gaaras Geschwister vor und ebnet somit den Weg für einen entspannten Abend. Um Shikamaru macht sich der Hokage wenig Sorgen, ist er doch für seine Verschwiegenheit bekannt. So erleben sie einen schönen Abend bei leckerem Essen und offenen Gesprächen. Kurz vor Mitternacht löst sich die Gruppe auf. Hinata konnte kaum noch ihre Augen offen halten, die Anstrengungen des Tages setzten ihr ordentlich zu. Naruto hatte es bemerkt und er war es deshalb, der den Aufbruch einleitete. Unter dem Vorwand, dass er mit seinen ANBU bereits im Morgengrauen abreisen würde, damit er alles für den nachkommenden Trupp aus Suna vorbereiten konnte. Sie verabschieden sich alle für die Nacht. Naruto und Hinata folgen einer Angestellten zu ihren Zimmern. Hinata verschwindet als Erste in dem ihr zugeteilten Raum, jedoch nicht ohne einen letzten Blick zu Naruto, der ihr ein leichtes Lächeln schenkt. Er wusste, dass der morgige Tag noch einmal sehr herausfordernd für sie werden würde, doch danach war der Alptraum endlich vorbei. Der Blonde folgt der fremden Frau weiter zu seinem Zimmer, welches überraschenderweise nur eine Tür weiter liegt. Das konnte kein Zufall sein. Als er die Tür hinter sich geschlossen hat und endlich unbeobachtet ist, lässt er seinen Blick aus einer Vorahnung heraus an der Wand entlang gleiten. Und tatsächlich findet er dort eine weitere Tür, welche ihn ins Nebenzimmer bringt. Er dankt seinem rothaarigen Freund in Gedanken und ist schnell beim Durchgang. Nach einem leisen Klopfen, um Hinata nicht zu erschrecken, wechselt er die Räume und nimmt seine überraschte Freundin fest in den Arm. Sie hat nicht damit gerechnet, freut sich dennoch sehr darüber. In seinen Armen würde sie heute Nacht ruhig schlafen können. Am nächsten Morgen wacht sie allerdings alleine auf. Die Sonne ist bereits aufgegangen, weshalb sie davon ausgehen konnte, dass Naruto bereits seit einigen Stunden weg ist. Nach den Stunden Schlaf geht es ihr auch deutlich besser und sie ist bereit für die kommenden Ereignisse. Leise klopft es an der Zimmertür. Laut genug, dass sie es hört, sollte sie wach sein. Leise genug, dass sie dadurch nicht aufwacht, sollte sie schlafen. Der Zeitplan richtet sich also scheinbar nach ihr. Um es nicht länger hinaus zu zögern, öffnet sie die Tür. Eine Hausangestellte wartet dort geduldig und händigt Hinata ihre persönlichen Dinge aus. Gaara hatte den Rucksack bei Narami abholen und herbringen lassen. Selbst ihre Kleidung von gestern ist nun frisch gewaschen. Der Kazekage hatte mit der Gastfreundschaft nicht übertrieben. Die Langhaarige bedankt sich höflich. Wenig später ist sie bereit für den Aufbruch. Gaara wird von seinen beiden Geschwistern begleitet, die er mittlerweile über die gestrige Situation in Kenntnis gesetzt hat. Zusätzlich stehen bereits zehn maskierte Shinobi bereit. Als Hinata zu der Gruppe stößt, nimmt der Kazekage sie direkt beiseite. „Hat Naruto gestern noch mit dir sprechen können?“, fragt er sie eindringlich, woraufhin Hinata nickt. Gaara macht daraufhin eine kleine Handbewegung und schon werden Hinata die Hände auf den Rücken gefesselt. Im Anschluss nehmen die Shinobis sie in ihre Mitte und eskortieren sie aus Suna, angeführt vom Kazekage höchst persönlich. Und auch wenn sie stark abgeschottet ist, konnte sie dennoch die stechenden Blicke der Dorfbewohner auf sich spüren. Das Eintreffen dieser großen Gruppe aus Suna bleibt in Konoha natürlich nicht unbemerkt. Es spricht sich schnell herum, dass der Kazekage mit einigen Elite-Ninjas und einem Gefangenen das Dorf betreten hat. Selbst Hiashi hat bereits davon gehört, als zwei Shinobi im Hyuuga-Anwesen auftauchen und ihn auffordern, sich sofort beim Hokage zu melden. Er ahnt nichts, geht sogar davon aus, dass sein Dorfoberhaupt ihn als Berater zu sich ruft. Erhobenen Hauptes betritt er das Büro des Hokagen, bekommt noch mit, wie dieser aufgeregt mit dem Kazekage diskutiert. Doch der Rothaarige verstummt, als er den Neuankömmling bemerkt und sieht ihn bedrohlich an. „Ist er das?“, fragt Gaara kalt und wartet auf die Bestätigung. „Ja, das ist Hiashi Hyuuga.“ Sofort strömt mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit Sand aus der Phiole auf Gaaras Rücken, der sich um Füße und Handgelenke des Clan-Oberhauptes legt und ihn bewegungsunfähig macht. „Gaara, so geht das nicht!“ Naruto fährt seinen Amtskollegen scharf an, bevor Hiashi es konnte. „Die Abmachung war eindeutig, Naruto. Du übergibst mir den Verräter oder wir erklären Konoha den Krieg!“ Gaaras Stimme ist eisig und er macht es dem Hyuuga einmal mehr unbequemer in den Fesseln aus Sand. „Krieg, Verräter? Was geht hier vor sich, Hokaga-sama?“ Hiashi hatte nun genug Zeit um sich zu fangen und die Situation zu analysieren. „Den Informationen des Kazekage nach, haben Sie einen Spion in Suna eingeschleust, Hyuuga-san. Falls Sie das wirklich getan haben, kann ich Ihnen nicht helfen. Ich muss sie ausliefern, um das restliche Dorf vor einem Krieg zu bewahren.“ Naruto klärt Hiashi mit einer betont ruhigen Stimme auf. Versucht, Ruhe in die aufgebrachten Gemüter zu bekommen. „Natürlich habe ich das nicht getan!“, entrüstet sich Hiashi und versucht sich aus dem festen Sand zu befreien. „Gaara, hast du einen Beweis für seine Taten? Hyuuga-san ist ein respektiertes Mitglied unseres Dorfes. Ich kann ihn dir nicht einfach aushändigen.“ Gaara hat mittlerweile die Arme vor der Brust verschränkt und wirkt so noch bedrohlicher. Er nimmt Blickkontakt zu einem seiner Shinobi auf und nur wenige Sekunden später schleifen zwei weitere Männer eine Person in den Raum, die sich kaum auf den Beinen halten kann. Mit einem Tritt in die Kniekehlen zwingt man sie schmerzhaft auf die Knie. Im Anschluss ziehen sie den schwarzen Sack vom Kopf und geben das malträtierte Gesicht der eigentlich hübschen Kunoichi preis. Sie ist geknebelt, ihre Lippen sind an mehreren Stellen aufgeplatzt und bluten etwas. Ihr linkes Auge ist blutunterlaufen und leicht geschwollen und aus ihrer Nase sickert dunkles Blut. Doch das alles erkennen die Anwesenden erst, als Gaara in ihre Haare greift und den hängenden Kopf in den Nacken zieht. „Wir haben sie in Suna aufgegriffen und verhört.“ Nach diesen Worten verschwinden seine Finger aus ihren Haaren. Er konnte in den Gesichtern sehen, dass Beide die junge Frau erkannt haben. „Das ist Hinata Hyuuga.“, bestätigt Naruto die Zugehörigkeit zu Konoha, reibt sich dabei nachdenklich die Stirn. „Das ist Ihre Tochter, Hyuuga-san!“ Er weist das Clan-Oberhaupt auf diese Offensichtlichkeit hin. „Moment, sollte ich sie deswegen aus dem Dienst entlassen? Damit Sie sie für ihre eigenen Zwecke einsetzen können?“ Naruto erinnert sich an das Gespräch mit dem Hyuuga, dem sich sorgenden Vater und erhebt nun ebenfalls laut seine Stimme. „Sie sagten mir, Sie wollen sie trainieren, damit sie wieder fit für Missionen wird. Stattdessen schicken Sie sie nach Suna zum Spionieren, missachten mutwillig den Bündnisvertrag und stürzen das gesamte Land in einen Krieg. Was ist nur in Sie gefahren?“ Naruto tobt und ist kurz davor, seine Wut an dem Hyuuga selbst auszulassen. Hiashi scheint das jedoch gar nicht wirklich mitzubekommen. Starrt stattdessen die gesamte Zeit zu seiner Tochter, die wie leblos zwischen den Shinobi auf dem Boden kauert. Dieser Anblick setzt ihm zu. Genau das wollte er verhindern, doch er hatte die falsche Entscheidung getroffen. Es nur schlimmer gemacht. „Ich wollte doch nur, dass sie da draußen nicht mehr verletzt wird. Sie ist meine Tochter, ich kann sie nicht verlieren.“ Es sind wohl die ehrlichsten Worte, die ihm seit Jahren über die Lippen kommen. Es zaubert Naruto ein kurzes Lächeln ins Gesicht. Zum einen hat Hiashi seine Lektion gelernt, doch noch viel wichtiger, er hat endlich das preisgegeben, was ihn wirklich motiviert. Die Angst um seine Tochter. All die grausamen Worte ihr gegenüber nur, weil er mit seiner eigenen Schwäche nicht umzugehen wusste. Es dauert jedoch nur einen Moment, bis er sich wieder gefangen hat und sich direkt an Gaara wendet. „Kazekage-sama, ich habe einen Fehler begangen und stehe dazu. Ich werde keinen Ärger machen, aber bitte übergeben Sie meine Tochter zurück an Konoha. Sie hat nichts damit zu tun.“ Er hält dem schneidenden Blick des Rothaarigen stand, bis dieser seine Entscheidung getroffen hat und zu Naruto schaut. „Ich möchte unsere Freundschaft nicht mehr als nötig strapazieren, Naruto. Sie gegen Ihn und wir ziehen die Kriegserklärung zurück.“ Gaaras Ton macht klar, dass es das einzige Angebot bleiben wird. Mit einem Nicken stimmt Naruto der Vereinbarung zu, schließlich hat Hiashi sich selbst angeboten. Sofort wechseln die zwei Shinobi ihren Platz und nehmen nun Hiashi in ihre Mitte. Sie ziehen ihm die schwarze Haube übers Gesicht und nachdem Gaara seinen Sand in die Phiole zurückfließen lässt, fesseln sie ihren neuen Gefangenen und bringen ihn weg. Gaara schließt die Tür hinter ihnen, während Naruto bereits bei Hinata ist und ihr die Fesseln und den Knebel abnimmt. Mit dem Daumen streicht er über ihre Unterlippe, wischt damit die Farbe weg, die ihre Verletzungen derart echt wirken lässt. „Das hat beinahe Spaß gemacht.“, gibt sie leise zu, während Naruto ihr auf die Beine hilft. „Da kann ich nur zustimmen.“ Ein leichtes Grinsen ziert das sonst so reglose Gesicht des Kazekage und auch Naruto fängt das Grinsen an. Die Drei lassen sich auf die bequemen Stühle nieder, welche um einen runden Tisch herum stehen und eigentlich für kleinere Besprechungen gedacht sind. Sie werden sich hier noch eine ganze Zeit lang aufhalten. Denn mit Gaara eine neue Vereinbarung auszuhandeln, in der ein Nuke-Nin den Platz ihres Vaters einnimmt, dauert nun einmal seine Zeit. „Ich habe Vater noch nie so erlebt.“, lässt die Langhaarige seine Worte Revue passieren. Sie denkt an die Worte ihrer Mutter zurück, bevor sie nach Suna aufgebrochen sind. Dass ihr Vater Gründe hat, die sie nie verstehen werden. Dem war nicht so. Er hatte die gleichen Gründe wie wohl jeder Vater und jede Mutter. Nur eine völlig andere Art damit umzugehen. Hinata lächelt, denn sie hat etwas Wichtiges über ihren Vater erfahren. Auch wenn er es ihr nie sagen wird, hat er sie dennoch lieb. In Zukunft wird sie die verletzenden Worte einfacher ertragen können. Denn sie bedeuten nichts anderes, als `Ich hab dich lieb und sorge mich um dich´. Für einen langen Moment schauen sich Naruto und Hinata in die Augen. Beide lächeln. Nicht nur, weil sie froh darüber sind, dass ihr kleiner Streich so gut funktioniert hat. Sondern auch, weil sie sich auf die gemeinsame Zeit freuen. Denn für die Zeit der Genesung und der Wiederherstellung ihres Trainingsstands wird der Hokage die junge Kunoichi aus dem unheil bringenden Einfluss des Clan-Oberhauptes befreien und ihr Zuflucht in seinem Gästezimmer gewähren. Das ist natürlich nur die offizielle Version. Schließlich würde es Hiashi sofort bemerken, dass ihre Verletzungen nur geschminkt sind, sollte sie im Hyuuga-Anwesen wohnen bleiben. Was Hinata jedoch noch nicht weiß ist, dass Naruto seine eigenen Ziele verfolgt. Er würde sie nach den Wochen bei ihm nicht wieder gehen lassen, sie nicht gehen lassen können. Hinata gehört an seine Seite, das ist ihm in den letzten zwei Tagen erst richtig bewusst geworden. Liebevoll nimmt er ihre Hand in seine, kreuzt ihrer beider Finger ineinander. Der Blonde hat genug Zeit mit ihr in Ruhe darüber zu reden. Gemeinsam werden sie eine Lösung finden, wann und wie sie ihre Beziehung bekannt geben. Doch jetzt haucht der Hokage nur einen zarten Kuss auf ihren Handrücken und richtet im Anschluss seine Aufmerksamkeit auf das Gespräch, welches Hinata und Gaara bereits führen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)