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Mein Chef und ich

oder: Nie wieder Ferienjobs!
von

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Mein Chef ist ein Dieb

Haare kitzelten meinen Brustkorb und ich konnte mich gerade noch davon abhalten, mich zu bewegen. Wieder dauerte es bestimmt hundert Jahre, bis der Fotograf genug Bilder hatte. Mein Gesicht glich inzwischen sicher einer überreifen Tomate und ich schwitzte wegen der Beleuchtungsapparate. „Alles klar, fünf Minuten Pause. Hier, Handtücher und Wasser. Du schlägst dich großartig, Kanagi-kun. Miyoshi-san, wie immer professionell.“ Der Blonde löste sich von mir und nahm sein Wasser entgegen, während ich mich auf die Bettkante setzte und mich mit dem Handtuch abtrocknete. Erst dann trank auch ich einen Schluck Wasser. „Wie viele Bilder kommen noch?“ fragte ich, ohne den anderen anzusehen. „Hmmm...vier, warum?“ War ja klar. Das würde ich ihm so was von heimzahlen. Schneller als gedacht war die Pause vorbei. „Alles klar, machen wir weiter. Für das nächste Bild musst du dich auf das Bett setzen, Kanagi-kun. Gesicht nach vorne, die Knie zusammen, die Beine hinten auseinander. Genau so. Miyoshi-san, Sie knien sich bitte hinter Kanagi-kun. Die Arme um seine Brust, die Hände auf seinen Brustkorb.“ Ich schnappte leise nach Luft, als der Blonde der Aufforderung nachkam und ich seinen Körper an meinem spürte. Sein Gesicht lag auf meiner Schulter und ich roch eine Mischung aus Zitrone und Vanille. Musste sein Shampoo sein…

„Mache ich dich nervös, Mondkalb?“ wisperte der andere mir zu und selbst ich konnte den triefenden Spott in seiner Stimme heraushören. Am liebsten hätte ich ihm meinen Ellbogen in die Rippen gehauen. „Halt die Klappe.“ fauchte ich zurück und merkte, wie sein Körper leicht bebte. Lachte dieser Penner mich aus? „Kanagi-kun, den Kopf nach hinten lehnen, bitte.“ beendete Saitoh-san meinen Plan, ehe ich ihn ausführen konnte. Während ich also die Decke anstarrte, schien sich die Zeit zu ziehen wie Kaugummi. Die nächsten beiden Bilder waren fast genauso schlimm. Hätte ich geahnt, wie dicht mein Chef mir für die Fotos auf die Pelle rücken würde, hätte ich von vorneherein abgelehnt. Endlich kam das vorletzte Bild. „So, hier brauchen wir ein paar Utensilien.“ sagte der Fotograf und reichte Miyoshi-san ein paar flauschige Handschellen und eine Augenbinde. „M-moment...“ protestierte ich jetzt doch und warf Saitoh-san einen wohl ziemlich entsetzten Blick zu. „Keine Sorge, Kanagi-kun.“ erwiderte dieser und lächelte mir beruhigend zu. „Dir wird nichts passieren. Miyoshi-san weiß, was er tut. Entspann dich einfach und vertrau ihm.“ Wie bitte? Vertrauen? Dem? Wie sollte das gehen, wenn ich ihn nicht einmal ausstehen konnte? Blöderweise war der Blonde bereits dabei, mir die Augen zu verbinden und eine vollkommene Schwärze überkam mich.

Schon wurde ich auf das Bett gedrückt und meine Hände über meinem Kopf am Bett befestigt. „Hier, das müssen Sie einfach nur festhalten, Miyoshi-san. Das Gesicht halb zur Kamera, bitte. Und den Zeigefinger an die Lippen. Perfekt.“ Ich war mehr als erleichtert, als genug Bilder im Kasten waren und ich von den Handschellen befreit wurde. Ich zog mir die Augenbinde ab und blinzelte heftig gegen die plötzliche Helligkeit. „Wir sind fast durch. Für das letzte Bild musst du dich auf das Bett knien, Kanagi-kun. Dieses Mal so, dass du Miyoshi-san im Blick hast. Miyoshi-san, Sie müssen sich ebenfalls hinknien. Dann halten Sie bitte Kanagi-kuns Hände fest und neigen den Kopf so, dass ein simulierter Kuss entsteht.“ Bei diesen Worten verschluckte ich mich und hustete einige Sekunden lang, bevor ich Saitoh-san nun endgültig verzweifelt ansah. „Es soll bitte was entstehen? Das kann doch nicht wahr sein.“ „Krieg dich wieder ein, Mondkalb.“ meinte der Blonde fast schon gelangweilt und legte endlich den Flogger weg, den er bis eben noch in der Hand gehabt hatte. „Es soll nur so aussehen. Du solltest lernen, die feinen Unterschiede mitzubekommen.“ „Halte noch etwas durch, Kanagi-kun.“ kam es jetzt auch von dem Fotografen. „Nur noch dieses Bild, dann hast du es geschafft. Das kriegst du hin. Wenn du zu aufgeregt bist, mach einfach die Augen zu.“ Das tat ich nur allzu gerne und nur Sekunden später legten sich die Hände des anderen auf meine und etwas Weiches streifte ganz leicht über meine Lippen. Mein Herzschlag erhöhte sich und glich nun mehr einem Trommelfeuer. „Die Augen nicht ganz so fest zusammenkneifen, Kanagi-kun.“ drang Saitoh-sans Stimme an meine Ohren. Der hatte leicht reden... Mit aller Willenskraft, die ich aufbringen konnte, entspannte ich mich wieder und wartete ab. Irgendwann musste es ja vorbei sein.

Urplötzlich pressten sich Lippen fest auf meine und ich riss die Augen auf. Was tat dieser Blödmann denn da? Ich wollte zurückweichen und den anderen anschreien, doch Miyoshi-san nutzte diesen Augenblick aus und fuhr mit seiner Zunge in meinen Mund. Ich erstarrte, während sich der Raum um mich zu drehen begann. Er küsste mich...er küsste mich tatsächlich...plünderte in aller Ruhe meinen Mundraum und strich mit seiner Zunge herausfordernd über meine. Ich tat gar nichts. Ich war vollständig paralysiert. Mein Gehirn schaffte es nicht, diesen Moment zu verarbeiten. Schließlich endete der Kuss ebenso plötzlich, wie er begonnen hatte und Miyoshi-san blickte mich kurz gehässig an, ehe er sich an Saitoh-san wandte, der mit offenem Mund dastand und entgeistert dreinschaute. „Was sollte das denn, Miyoshi-san?“ fragte der Fotograf schließlich und der Blonde zuckte mit den Achseln. „Ist authentischer. Haben Sie alles im Kasten?“ „Ja schon...die Kamera war auf Selbstauslöser. Aber ging das nicht etwas weit, Miyoshi-san?“ „Wegen dem Mondkalb? Er wird schon drüber wegkommen.“ „Kanagi-kun? Ist alles in Ordnung? Kanagi-kun?“ Allmählich erwachte ich aus meiner Starre und stand auf. „Da...da...“ hörte ich meine eigene Stimme und die beiden anderen sahen mich aufmerksam an. „Ähm...Kanagi-kun?“ kam es zögerlich von Saitoh-san.

Ich beachtete ihn gar nicht. Mein Blick galt alleine Miyoshi-san, der auf der Bettkante saß, den Kopf schräg zur Seite gelehnt hatte und nun wieder desinteressiert wirkte. „Kommt da noch was oder hast du schon wieder deine Zunge ver-...“ fing der andere an, doch ich ließ ihn nicht aussprechen. Wie eine Welle brachen meine Gefühle aus mir heraus. „Das war mein erster Kuss, du dämliches Arschloch!!“ schrie ich den Blonden an, drehte mich auf dem Absatz herum und stürmte aus dem Aufnahmestudio. „Warte, Kanagi-kun!“ rief Saitoh-san mir hinterher, doch ich dachte gar nicht daran, auf ihn zu hören, sondern knallte nur die Tür hinter mir zu und rannte den Flur entlang. Mir doch egal, dass ich hier auf Socken herumlief und mein Oberkörper immer noch entblößt war. Ich konnte nur an das denken, was gerade passiert war. Mein Chef - ein Mann - hatte mir meinen ersten Kuss gestohlen. Ich hatte zwar schon einmal eine Freundin gehabt, aber diese war viel zu schüchtern gewesen, um mich zu küssen oder sich von mir küssen zu lassen. Lediglich Händchenhalten hatte sie erlaubt. Irgendwann hatte sie dann Schluss gemacht und seither hatte ich sie nicht mehr wiedergesehen.

Vor einem Büro hielt ich endlich an, schlüpfte durch die Tür und ließ mich auf dem Bürostuhl nieder. Anscheinend wurde hier gerade umgebaut, denn die Jalousien vor den Fenstern waren hinuntergelassen und ein zerlegter Aktenschrank stand an einer Wand. Ich setzte mich auf den Bürostuhl und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Das Gefühl von Miyoshi-sans Lippen auf meinen hatte sich tief in meine Gedanken gebrannt. Wie sollte es jetzt nur weitergehen? Ich konnte und wollte dem Blonden nicht mehr unter die Augen treten. Blöderweise war das unmöglich, da ich als sein Assistent arbeitete. Vielleicht sollte ich den Ferienjob doch aufgeben. Toll, und das nach nur zwei Tagen… Die Stimme von Miyoshi-san hallte in meinem Kopf wieder. `Mein letzter Assistent hat zwei Wochen durchgehalten. Wenn ich mir dich so ansehe, würde ich sagen, du schaffst gerade mal drei Tage.´ Oh nein. Ich würde bestimmt nicht dafür sorgen, dass der andere auch noch mit seiner Vermutung Recht behielt. Außerdem wollte ich meine Mutter nicht unglücklich machen. Sie hatte sich so gefreut, als sie gehört hatte, dass ich hier angenommen worden war. Ich straffte mich und traf meine Entscheidung. Ich würde bleiben. Sicher würde ich noch eine Möglichkeit finden, Miyoshi-san die Sache mit dem Kuss heimzuzahlen. Ich blieb noch eine halbe Stunde in dem Büro, um mich wieder vollständig zu beruhigen, dann machte ich mich auf den Weg zurück in das Aufnahmestudio.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zebran20121
2017-11-09T11:48:44+00:00 09.11.2017 12:48
Na da hat sich der kerl sich aber was geleistet. Ich an seiner stelle hätte ihm sowas von eine gescheuert dass sein schädel zur seite fliegt. Bitte sorg dafur dass er einen weg findet Miyoshi eins aus zu wischen.

LG Zebran
Antwort von:  BloodyRubin
09.11.2017 13:33
Keine Sorge, Miyoshi wird noch seine Strafe kriegen. Wäre sonst auch mehr als unfair. ^^
Wird aber noch etwas dauern, da ich noch nicht so weit vorgeschrieben habe und ich Obi vorher noch etwas ärgern will. xD
LG,
BloodyRubin


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