Ende gut, alles gut? von Fiamma ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 1   „Gut gemacht.“ Lächelnd schlug Ladybug mit Cat Noir ein und grinsend griff sie nach ihrem Jo-Jo. „Ich muss los. Ich hab meinen Eltern versprochen ihnen in der Bäckerei zu helfen. Sehen wir uns nachher?“ Seufzend kratzte sich Chat Noir am Hinterkopf und geknickt runzelte sie die Stirn. „Dein Vater hat dich verplant oder?“ Nickend trat er näher an sie heran. Seit er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wurde er von Nathalie auf Schritt und Tritt verfolgt und regelrecht überwacht. Außerdem hatte ihm sein Vater noch mehr Pflichten aufgebrummt und wurde nur noch von einem Termin zum Nächsten geschleppt. Sie sahen sich dadurch nur selten. Eigentlich nur in der Schule, oder wenn er sich abends heimlich herausschlich und er sie, als sein Alter Ego besuchen kam. Ganz selten kam es mal vor, dass er die Erlaubnis bekam, dass er sie mal ganz normal zu Hause besuchen kommen durfte. Ganz geschweige davon, dass sie zu ihm kommen durfte. Seinem Vater schien es wohl gar nicht zu passen, dass sie ein Paar waren. Gut, was hatte sie auch schon groß zu bieten. Er war ein angesagter Designer und hatte großes Ansehen. Er war ja selbst ihr Vorbild. Und sie? Sie war bloß eine einfache Bäckerstochter. Nicht reich oder sonst irgendetwas Besonderes. Dass sie Ladybug war, konnte sie ihm ja schlecht auf die Nase binden. Also war sie in seinen Augen vermutlich ein Störfaktor. Er sehe es mit Sicherheit lieber, wenn sein Sohn mit jemandem, wie Chloé zusammen wäre. Allein der Gedanke daran ließ sie schütteln. Doch dann musste sie doch innerlich grinsen. Chloés Gesichtsausdruck, als sie erfahren hatte, dass ihr Adri-Cherié nun mit ihr zusammen war, war unbezahlbar. „Ich muss zu so einer blöden Modenschau … Aber vielleicht hat Mylady ja nichts gegen einen abendlichen Besuch, der nicht zur Vordertür hereinkommt?“, fragte Chat Noir grinsend und riss sie damit wieder aus ihren Gedanken heraus. Sie war so in ihren Gedanken versunken, dass sie gar nichts mehr mitbekommen hatte. „Wie könnte ich da etwas gegen haben. Wobei meine Eltern sich langsam wundern, wo der gesamte Camembert hin verschwindet.“ „Ich sag ja, du verwöhnst ihn viel zu sehr.“ Fast gleichzeitig begann es bei den beiden zu piepen und lächelnd gab sie ihm einen Kuss. „Wir sollten los.“     Erschöpft ließ sich Marinette am Abend bäuchlings mit ihrem Smartphone in der Hand auf ihr Bett fallen. Der Laden war brechend voll gewesen und sie dachte, es würde nie ein Ende nehmen. Lächelnd drehte sie sich dann aber auf ihren Rücken. Trotzdem freute sie sich, dass die Halloweenkleinigkeiten ihrer Eltern so gut ankamen und sie restlos ausverkauft waren. Nachdenklich blickte sie auf das Display ihres Handys. Keine Nachricht von Adrien. Vermutlich konnte er Nathalie noch nicht abwimmeln. Ob er es dann überhaupt noch schaffte herzukommen? Seufzend streckte sie die Arme von sich. Es war schon sehr spät und sie ziemlich müde. Ihm ging es bestimmt ähnlich. „Er kommt bestimmt noch.“ Aufmunternd lächelte ihr Tikki zu und setzte sich auf ihren Bauch. Bevor Marinette allerdings irgendetwas sagen konnte, begann es plötzlich laut zu donnern. „Ein Gewitter?“ Wo kam das denn so schnell her? Eben, als sie oben auf dem Balkon saß, um auf Adrien zu warten, war es noch eine sternklare Nacht. Erneut dröhnte es und mit einem Mal begann auch das Licht zu flackern. „Was ist denn jetzt los?“ Stirnrunzelnd sah sie Tikki an. „Keine Ahnung.“ Kopfschüttelnd flog Tikki herauf zur Dachluke und sah hinaus. Ein Blitz nach dem andern erhellte den Nachthimmel und ohrenbetäubender Donner folgte. „Das ist doch kein normales Gewitter“, überlegte Tikki laut und flog wieder herunter. Nachdenklich sah Marinette ebenfalls zur Dachluke hinauf und sprang dann auf. „Ich denke auch nicht.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, begann das Licht erneut zu flackern und mit einem lauten Knacken wurde es auf einem Schlag dunkel in ihrem Zimmer. „Ich glaube, der Sache sollten wir nachgehen. Tikki, verwandl..,.“ Abrupt brach sie dann aber mitten im Satz ab, da ein lautes Klopfen an ihrer Bodenluke ertönte. „Ja?“ „Schatz ist alles Okay hier? Anscheinend haben wir einen Stromausfall.“ Ihre Mutter betrat mit einer Taschenlampe ihr Zimmer und leuchtete zu ihr herauf. „Ja alles gut. Ich wollte gerade sowie schlafen gehen.“ „Ist gut. Dann wünsche ich dir eine gute Nacht.“ „Nacht Maman.“ Leise schloss ihre Mutter die Bodenluke und prompt war es wieder dunkel in ihrem Zimmer. „Wir sollten los. Tikki, verwandle mich.“ Ihr Zimmer hüllte sich in einem schimmernden rot und nur Sekunden später stand sie als Ladybug auf ihrem Bett und verließ über die Dachluke ihr Zimmer. Abermals erhellten zig Blitze den Himmel und angespannt, schwang sie sich über die Dächer von Paris. Überall war es dunkel. Der Stromausfall hatte somit wohl gesamt Paris erwischt. Doch sonst war nichts zu erkennen. Oder irrte sie sich etwa? Und hier war gar kein Akuma am Werk? Grübelnd blieb sie auf einem der Dächer stehen und öffnete ihr Jo-Jo. Flink versuchte sie Adrien oder in diesem Falle, Chat Noir zu erreichen. Doch wie sollte es auch anders sein, er ging er nicht heran. Vermutlich war er nicht verwandelt. Vielleicht sollte sie erst mal zurück nach Hause. Schnell warf sie dazu ihr Jo-Jo aus und wollte sich gerade davon schwingen, als ein lauter Schrei ertönte. Sofort änderte sie ihre Meinung und schwang sich in die Richtung aus dem der Schrei ertönte. Er führte sie auf den Platz vor dem Louvre. Wachsam landete sie auf dem Boden und sah sich herum. Allerdings war niemand zu sehen. Der Platz war menschenleer. Wo kam der Schrei also her? Immer wieder blitzte und donnerte es, doch von Wolken immer noch keine Spur. Was ging hier nur vor? „Du glaubst also auch, dass hier etwas nicht stimmt.“ Erschrocken drehte sie sich herum und blickte in ihr bekannte grüne Augen. „Chat.“ „Bitte entschuldige die Verspätung. Ich wurde … aufgehalten. Schon etwas entdeckt?“ Kopfschüttelnd sah sie wieder über dem Platz und plötzlich begann leise eine Frauenstimme zu summen. Auf der Stelle gingen die beiden in Kampfstellung und versuchten den Ursprung der Melodie zu finden. Doch konnten sie nichts ausfindig machen. „Hörst du das?“, flüsterte Ladybug mit einem Mal und hielt ihr Jo-Jo etwas fester zwischen ihren Fingern. Sie konnte deutlich Schritte vernehmen, und das waren eindeutig mehr als nur zwei Füße. „Ja. Was ist das?“ Stirnrunzelnd nahm nun auch Chat Noir seinen Stab in die Hände und lange mussten sie nicht auf eine Antwort warten, da sie plötzlich von seltsamen Gestalten eingekreist wurden. „Was zur …?“, murmelte Ladybug und begann das Jo-Jo kreisen zu lassen. Die gesamte Meute sah aus, als wäre sie direkt aus einem Horrorfilm entsprungen. Einer von ihnen sah sogar, wie ein echter Zombie aus. Direkt über der Glaspyramide begann es zu blitzen und erneut summte eine Frauenstimme. Und dann ertönte ohne Vorwarnung ein lauter Knall und mit einem Mal stand direkt auf der Spitze der Pyramide eine Frau. Sie hatte ein kurzes orangefarbenes Kleid, das aussah, wie ein Kürbis, an, und trug dazu einen grünen, spitzen Hexenhut. Das war also ihr neuer Gegner. „Schön das ihr gekommen seid. Somit muss ich euch nicht ein Mal suchen. Ich bin Pumpkin Queen und werde euch das fürchten lehren. Gebt mir eure Miraculous, oder ihr werdet Teil meiner Gruselshow.“ „Niemals“, rief Ladybug und drehte sich dann zu Chat Noir, „Sieht du den Besen in ihrer Hand? Da ist mit Sicherheit der Akuma drin.“ Nickend begann er seinen Stab zu wirbeln und ging einen Schritt vorwärts. „Du hast die Lady gehört. Du bekommst sie nicht.“ „Schön, wenn ihr sie mir nicht freiwillig geben wollt …“ Lachend sprang die Frau plötzlich auf den Besenstiel und wirbelte in der Luft herum. „Trick or treat!“ Augenblicklich begann die Meute auf sie zu laufen und griff sie an. Flink sprangen die beiden hin und her und wichen ihnen aus. „Niemand wird mehr sagen können, dass ich zu niedlich für Halloween wäre.“ Im Augenwinkel konnte sie sehen, wie Pumpkin Queen etwas aus einer kleinen Tasche in ihrem Rock herausfischte und so schnell konnte sie gar nicht reagieren, kleine Kügelchen auf sie los schoss. „Pass auf!“ Doch es war zu spät und einer der Kügelchen traf Chat Noir mitten auf seiner Stirn. „Chat! Alles in Ordnung?“, rief sie und schubste ein kleines Mädchen in einem zerfetzten, weißen Kleid zur Seite. „Ein Gummibär?“ Irritiert hielt er die Süßigkeit zwischen zwei Fingern und erleichtert atmete sie auf. Doch dann ging Chat Noir plötzlich auf alle viere herunter und begann zu fauchen. „Chat?“ „So mein kleiner schwarzer Kater. Nun bring mir ihr Miraculous!“ Knurrend setzte er zum Sprung an und sie konnte gerade noch rechtzeitig ihr Jo-Jo auswerfen und beförderte sich auf das nächste Dach. Zeit zum Überlegen blieb ihr aber auch nicht, da Chat Noir ihr direkt hinterher hastete und nun knurrend vor ihr landete. „Chat. Ich bin es doch.“ Zähnefletschend stand er vor ihr und reagierte überhaupt nicht auf sie. Langsam ging er einen Schritt nach dem anderen auf sie zu. „Es hat keinen Zweck. Gib ihm einfach deine Ohrringe.“ Lachend beobachtete Pumpkin Queen die ganze Situation fliegend auf ihrem Besen. Sie musste sich beeilen. „Glücksbringer!“ Kleine Marienkäfer schwirrten über ihrem Kopf und verwirrt fing sie eine Dose Sprühsahne auf. Was sollte sie denn damit anfangen? Mit zusammengezogenen Augenbrauen wanderte ihr Blick über den Platz. Und dann wusste sie es. Diese kleine Unaufmerksamkeit gegenüber Chat Noir, wurde ihr allerdings zum Verhängnis. Schnaufend schubste er sie, wodurch sich das Gleichgewicht verlor, auf ihren Rücken fiel und nagelte sie am Boden fest. Knurrend beugte er sich zu ihrem Kopf herunter und schien an ihr zu schnüffeln. Langsam hob er seine Hand und griff zu ihrem Ohr. Wenn sie nicht wollte, dass er ihre Ohrringe bekam, musste sie handeln. „Tut mir leid“, murmelte sie und drückte ihn von sich weg. Sie gab ihm einen heftigen Tritt in die Magengrube und trat ihn somit von sich herunter. Sofort warf sie ihr Jo-Jo aus, schwang sich an Pumpkin Queen vorbei zur anderen Seite, und sprühte ihr dabei die Sahne direkt auf ihre Augen. Nervös landete sie auf der Glaspyramide, doch glücklicherweise ging ihr Plan auf. „Hey was soll das“, zischte die Frau, wirbelte herum und fiel von ihrem Besen herunter. Ohne Zeit zu verlieren, schnappte sich Ladybug mit ihrem Jo-Jo den Besen und zerbrach ihn auf ihrem Bein. Ein kleiner schwarzer Schmetterling flog heraus und in einer Handbewegung fing sie ihn ein. „Hab dich. Tschüss kleiner Schmetterling.“ Zufrieden warf sie die Sprühdose in die Luft. „Miraculous Ladybug.“ Kleine Marienkäfer schwirrten umher und augenblicklich war der Platz wieder leer und die Frau zurückverwandelt. Verwundert eilte Chat Noir zu ihr und sah sich zu allen Seiten um. „Was ist passiert?“ „Du hast mal wieder versucht mein Miraculous zu bekommen, aber keine Sorge ich habe dich mal wieder gerettet.“ Grinsend stupste sie gegen sein Glöckchen und verlegen kratzte er sich ein seinem Kopf. „Tut mir leid.“ „Ist ja alles gut gegangen.“ Lächelnd gab sie ihm einen Kuss und tastete dann nach ihren Ohrringen, da sie anfingen zu piepen. „Kommst du noch mit zu mir?“ „Nein .. ich … muss nach Hause, bevor jemand merkt, dass ich weg bin.“ Schnell gab er ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund und nahm seinen Stab zur Hand. „Bis morgen.“ Sie hatte gar keine Chance ihm darauf zu antworten, da er ohne ein weiteres Wort davon lief. Was war denn jetzt los? Da ihr Ohrring jedoch erneut piepte, machte sie sich auch auf den Weg nach Hause.   „Ich habe keine Ahnung, was mit ihm los war. Er war so seltsam. Meinst du, da stimmt irgendetwas nicht?“ Bedrückt starrte Marinette auf ihr Smartphone. Keine Nachricht von ihm. Sonst schrieb er ihr abends immer noch mal eine Nachricht. „Mach dir keine Sorgen. Er war bestimmt einfach nur erschöpft und schläft schon. Und das solltest du besser auch tun. Sonst verschläfst du morgen wieder.“ Lächelnd schmiegte sich ihr kleiner Kwami an ihre Wange und nickend legte sie ihr Handy zur Seite. „Du hast recht. Gute Nacht Tikki.“ Gedankenschwer kuschelte sie sich unter ihre Decke und hoffte, dass Tikki recht hatte.   Kapitel 2: ----------- Kapitel 2   Seufzend legte Adrien sein Smartphone, nachdem er es eine gefühlte Ewigkeit angestarrt hatte, auf den Schreibtisch. „Warum sagst du es ihr nicht einfach? Ist doch nichts dabei. Sie wird es doch sowieso erfahren.“ „Nichts dabei? Wie soll ich ihr das denn sagen.“ Bedrückt ließ er sich bäuchlings auf sein Bettfallen und stöhnte aus. „Ganz einfach. Also du gehst zu ihr und sagst, Marinette …“ „Tschh. Versteckt dich“, unterbrach er seinen kleinen Kwami, da er etwas hörte und keine Sekunde später klopfte es auch schon an der Tür. „Adrien. Bist du immer noch wach? Ich habe Stimmen gehört. Mit wem sprichst du?“ Mit ernster Miene betrat Nathalie sein Zimmer und schnell richtete er sich in seinem Bett auf. „Ja. Ich kann nicht schlafen und habe noch etwas … ähm im Fernsehen geschaut.“ Fragend blickte sie auf den schwarzen Bildschirm und hob dann eine Augenbraue in die Höhe. Er konnte genau sehen, dass sie ihm nicht glaubte und nervös fuhr er sich durch seine Haare. Dass sie auch ständig vor seinem Zimmer, natürlich immer ganz zufällig, herumlaufen musste. Er konnte ihr ja schlecht sagen, dass er mit seinem Kwami geredet hatte. „Fernsehen?“ „Na gut. Ich habe telefoniert.“ Ernst blickte sie ihn an und verschränkte dann ihre Arme hinter ihrem Rücken. „Mit deiner kleinen Freundin nehme ich an.“ „Ja. Anders kann ich ja nicht mit ihr sprechen, seit ihr mich von einem Termin zum Nächsten schleppt. Und dann jetzt auch noch die Sache mit …“ Mit einer Handbewegung brachte sie ihn zum Schweigen und kopfschüttelnd drehte sie sich wieder zur Tür. „Schlaf jetzt. Du musst morgen fit sein.“ Ohne ihn antworten zu lassen, verließ sie wieder sein Zimmer und schloss die Tür. Stöhnend warf er sich wieder auf sein Bett und vergrub sein Gesicht in seinem Kissen. Das war einfach nicht fair.     Müde lief Marinette am nächsten Morgen zur Schule. Immer wieder wurde sie wach und brauchte dann ewig, bis sie wieder in den Schlaf fand. Zu sehr beschäftigte sie die Sache, warum Adrien so seltsam war. Nach dem Kampf war er sofort verschwunden und geantwortet hatte er ihr auch nicht, nachdem sie ihm eine Nachricht geschrieben hatte, in der sie fragte, ob alles in Ordnung wäre. Irgendetwas stimmte da doch nicht. Gähnend steuerte sie die Treppe zum Schulgebäude an, von der aus ihr Alya schon lächelnd zu winkte. „Morgen“, seufzte sie und sofort runzelte ihre Freundin skeptisch die Stirn. „Lass mich raten. Der Stromausfall gestern Abend war kein Normaler?“ Kopfschüttelnd sah sie sich um und suchte nach Adrien. Aber er war nirgends zu sehen. „Habe ich es mir doch gedacht. Meine Eltern haben mich nicht mehr herausgelassen. Du musst mir alles erzählen.“ Schmunzelnd lächelte Marinette ihre Freundin an. Alya schrieb immer noch für ihren Blog und filmte sie auch als Ladybug. Allerdings musste sie ihr versprechen, sich nicht in Gefahr zu bringen, dann gab sie ihr auch manchmal ein Interview nach dem Kampf, wenn es die Zeit zu ließ. Zu irgendetwas musste es ja auch gut sein, dass ihre Freundin bescheid wusste. Und es freute sie, Alya damit glücklich machen zu können. Ihr Blog lief besser den je, seitdem sie exklusiv Interviews von ihr erhielt. „Okay. Aber ich es erzähl es dir nur. Kein Interview.“ Lachend umarmten sie sich, doch dann sah sie wieder bedrückt zur Straße herüber. „Hey Marinette. Ist alles in Ordnung?“ Schulterzuckend blickte sie ihre Freundin an. Sie wusste es ja selbst nicht. War alles in Ordnung? „Sag mal, ist Adrien schon da?“ „Nein. Nicht, dass ich wüsste. … So, wie du guckst … habt ihr Streit?“ Bevor sie jedoch ihrer Freundin antworten konnte, ertönte die Schulglocke und Nino kam angelaufen. „Hey ihr Zwei. Ihr steht noch hier draußen?“ „Erzähl es mir in der Pause“, flüsterte Alya ihr zu und hakte sich dann bei Nino unter, „Na los. Lasst uns und lieber reingehen.“ Nachdenklich sah Marinette zur Straße, doch keine Spur von dem Auto, dass Adrien zur Schule brachte. Wo blieb er denn? Kam er heute denn gar nicht zur Schule? War er möglicherweise sogar krank und war deshalb so seltsam? „Marinette!“, rief ihre Freundin von der Tür aus und abrupt sah sie wieder zurück. „Komm ja schon.“ Alya unterhielt sich angeregt mit Nino und schweigend lief sie den beiden hinterher in den Klassenraum. Vielleicht sollte sie ihm einfach noch mal eine Nachricht schreiben. Sich selber zu nickend, steuerte sie ihren Platz an, zog ihr Handy heraus und setzte sich auf den Stuhl. Flink entsperrte sie das Display und wollte gerade den Text eintippen, als Nino laut losrief, „Adrien. Tauchst du auch noch auf“, lachte er und begrüßte seinen besten Freund. Sofort sah sie von ihrem Handy auf und erleichtert atmete sie auf. Ihm ging es gut. Nun blieb allerdings die Frage, warum er sich nicht gemeldet hatte. In einer Handbewegung steckte sie das Smartphone in die Tasche zurück und beobachtete ihn, wie er auf sie zu kam. „Morgen“, murmelte er, küsste sie auf die Wange und nahm neben ihr auf seinem Stuhl platz. Sie konnte deutlich die dunklen Schatten unter seinen Augen erkennen. Er hatte offenbar genauso wenig, wie sie geschlafen. Die Frage war nur, warum? „Ich hab mir sorgen gemacht. Ist alles in Ordnung?“ Fragend musterte sie ihn und wartete auf seine Antwort. Doch außer einem Nicken schien er nichts dazu zu sagen zu haben und kramte seine Schulsachen aus der Tasche. Alya die die ganze Situation offensichtlich gesehen hatte, da sie auf dem Platz vor ihr saß, legte ihren Kopf schief und runzelte seine Stirn. „Was ist los?“, flüsterte sie zu ihr herauf. Bevor sie ihr jedoch antworten konnte, betrat Madame Bustier das Klassenzimmer und sofort drehte sich ihre Freundin wieder herum. Im Augenwinkel konnte sie beobachten, wie Adrien nervös mit seinen Fingern auf dem Tisch herumtippte. Was hatte er denn bloß? Dass irgendetwas nicht stimmte, war ja mehr als offensichtlich. Und dann beugte er sich mit einem Mal zu ihr herüber. „Können wir in der Pause kurz reden?“, flüsterte er ihr zu und sah sie dabei ernst an. „O-okay“, antwortete sie nur knapp und nickend blickte er wieder nach vorne. Für einen kleinen Moment rutschte ihr das Herz in die Hose. Können wir kurz reden und so ein Gesichtsausdruck dabei haben, konnte eigentlich nie etwas Gutes heißen. War er von ihr genervt? Hatte sie etwas falsch gemacht? Grübelnd, was er nur mit ihr bereden wollte, schaffte sie es kaum dem Unterricht zu folgen. Als Madame Bustier allerdings etwas von Gruppenarbeit erzählte, schenkte sie ihr wieder ihre komplette Aufmerksamkeit. Vielleicht musste sie ja gar nicht bis zur Pause warten. Wenn sie mit Adrien in eine Gruppe kommen würde, konnte sie unauffällig versuchen herauszufinden, was er wollte. „Dieses Projekt wird euch die nächsten Wochen begleiten und einen großen Einfluss auf eure Gesamtnote haben. Also erledigt es sorgsam. Ihr werdet mir am Ende alle eure ausgearbeiteten Arbeiten in einer Mappe abgeben und zusätzlich vor der gesamten Klasse vorstellen.“ Das Stöhnen, welches in der gesamten Klasse ausbrach, ignorierte ihre Klassenlehrerin gekonnt und sprach einfach weiter. „Es wird in zweier Gruppen gearbeitet. Damit hier nun keine große Diskussion ausbricht, wer mit wem zusammenarbeitet, wird euer Sitznachbar euer Gruppenpartner werden.“ Erleichtert atmete Marinette aus und wollte sich gerade zu Adrien herumdrehen, als Madame Bustier sich plötzlich an sie wandte. „Ach Marinette. Da Adrien die nächste Zeit nicht anwesend sein wird und somit kein Teil einer Gruppe werden kann, arbeitest du am Besten mit Nathaniel zusammen. Und Ivan du gehst zu Max und Kim.“   Lautes Getuschel brach in der Klasse aus und langsam drehte sich Adrien zu Marinette. Musste Madame Bustier das nun so herausposaunen? Mit großen Augen sah sie ihn. Er wollte doch nicht, dass sie es so erfuhr. Hätte er es ihr doch schon gestern gesagt. Innerlich schimpfte er mit sich selbst. Aber er wusste doch einfach nicht, wie er es ihr sagen sollte. Es war ja nicht nur, dass er als Adrien weg wäre. Nein, er konnte ihr auch nicht als Chat Noir die nächste Zeit im Kampf gegen Hawk Moth zur Seite stehen. „Marinette … Ich …“ „Ruhe jetzt. Privatgespräche führt ihr bitte in der Pause. Adrien wechselst du bitte mit Nathaniel den Platz. Dann kann ich die Aufgaben verteilen und wir können die einzelnen Schritte beginnen.“ Widerwillig räumte er seine Sachen zusammen und stand auf. Kurz blickte er noch mal zu Marinette, die ihn immer noch mit großen Augen anblickte, und machte platz für Nathaniel.   Angespannt tippe er mit seinen Fingern auf dem Tisch herum. Endete diese Stunde denn nie? Nervös beobachtete er die anderen, wie sie an ihren Aufgaben arbeiteten. Da er in keine Gruppe eingeteilt wurde, durfte er sich alleine beschäftigen, solange er leise wäre. Alleine beschäftigen, seufzte er innerlich. Er wollte im Moment nur mit Marinette sprechen. Weitere Minuten vergingen und endlich ertönte das erlösende Klingelzeichen. Sofort sprang er von seinem Stuhl auf, nahm seine Tasche und wollte zu ihr, als er plötzlich von Chloé, Sabrina und Ivan aufgehalten wurde. „Was meinte Madame Bustier damit, dass du die nächste Zeit nicht anwesend bist? Kommst du nicht mehr zu Schule?“, säuselte Chloé und genervt versuchte er sich an ihr vorbei zu drücken. „Nicht jetzt. Ich muss mit Marinette sprechen.“ Im Augenwinkel konnte er sehen, wie Nathaniel und sie aufstanden. Geschwind eilte er zu ihr und griff nach ihrem Handgelenk. „Können wir reden?“ Ohne etwas zu sagen, nickte sie ihm zu und so zog er sie an den anderen vorbei aus dem Klassenraum heraus. Schnell sah er sich um. Da aber immer mehr ihrer Mitschüler auch den Raum verließen, lief er mit ihr weiter die Treppe in den Innenhof herunter und steuerte eine Bank an. Tonlos nahmen die beiden Platz. Mit zusammengezogenen Augenbrauen fixierte er sie. Doch sie sah ihn nicht an und hielt ihren Kopf gesenkt. „Marinette …“ „Du gehst weg?“ Mit großen Augen sah sie ihn jetzt doch an und nun war er es, der den Kopf senkte. „Ja … Mein Vater zwingt mich. Ich soll für ihn auf eine Werbetour gehen, da ich das Gesicht seiner Kampagne bin. Wenn ich es nicht mache, lässt er mich nicht mehr zur Schule gehen und Nathalie unterrichtet mich zu Hause. Abgesehen davon, dass ich sonst irgendwo noch hingehen dürfte. … Er hat es mir gestern gesagt … Ich hätte es dir gleich sagen sollen, aber ich wusste einfach nicht wie.“ Er spürte, wie Marinette nach seinen Händen griff und langsam sah er wieder auf. „Wo musst du denn hin? Für wie lange überhaupt?“ Schwer schluckte er und blickte wieder herunter zu seinen Füßen. „USA. Vier Wochen. Vielleicht auch etwas länger.“ „Oh …“ Traurig sah er sie an und seufzte laut. „Ich will nicht weg. Ich lass dich ja nicht nur als Adrien alleine … aber ich habe keine andere Wahl.“ Marinette rutschte zu ihm herüber und schmiegte ihren Kopf auf seine Schulter. „Du kannst ja nichts dafür … Wann geht es denn überhaupt los?“ Wieder atmete er schwer ein. Das würde der nächste Schock werden. „Übermorgen.“ Auf der Stelle richtete sich Marinette wieder auf und mit heruntergeklappter Kinnlade sah sie ihn an. „So schnell?“ „Er wurde schon alles arrangiert. In zwei Tagen geht der Flug.“ Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten. Es war einfach nicht fair von seinem Vater. Er hatte beinahe das Gefühl, als wollte er ihn, so schnell es ging aus der Stadt befördern wollen. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie sich Nino und Alya näherten. Sie wollten vermutlich auch wissen, was los war. Gefasst darauf, wie sie reagieren würden, blickte er zu Marinette herüber, die genau so traurig aussah, wie er sich fühlte. Er wollte nicht von ihr weg und sie hier alleine lassen. Nicht nur, dass er sie schrecklich vermissen wird. Nein, was passierte, wenn ein erneuter Angriff erfolgte und sie ganz alleine kämpfen musste. Sie war stark, das wusste er. Aber oft genug war es schon zu zweit brenzlig gewesen. Aber das konnte er schlecht seinem Vater, als Argument präsentieren, als er mit ihm gestritten hatte, dass er nicht fliegen wollte. Aber er hatte, wie immer keine Chance gegen seinen Vater und klein beigeben. Er saß einfach am längeren Hebel, da er noch nicht volljährig war. Betrübt sah er zu seinen Freunden und machte sich darauf gefasst, auch ihnen zu erzählen, was los war. Kapitel 3: ----------- Kapitel 3   Betrübt beobachtete Marinette Adrien, wie er den anderen erzählte, was los war. Alya sah dabei immer wieder, mit einem Gemisch aus Entsetzen und Wut in ihrem Gesicht, zu ihr herüber und als Adrien und Nino begannen sich zu unterhalten, setzte sie sich neben sie. „Und wie geht es dir?“ Schulterzuckend senkte sie ihren Blick und knetete ihre Hände ineinander. „Keine Ahnung …Warum macht sein Vater das nur? Zum Glück sind es ja nur vier Wochen.“ Aufmunternd legte Alya ihren Arm über ihre Schultern und wedelte mit ihrem Zeigefinger. „Ich würde sagen, da haben wir ganz viel Zeit für Mädchenkram.“ Ein kurzes Lächeln huschte Marinette über das Gesicht. Was würde sie nur ohne ihre Freundin machen. Doch als sich Alyas Miene schlagartig wieder änderte und sie sich ganz nah zu ihr herüberbeugte, verzog auch sie wieder das Gesicht. „Und was ist wenn … du weißt schon, ein … auftaucht?“ Tief einatmend schüttelte sie fragend ihren Kopf und zog ihre Schultern in die Höhe. „Ich werde das schon schaffen.“ Bevor sie allerdings weiter sprechen konnte, ertönte die Schulglocke und so standen allesamt von der kleinen Bank auf. „Komm. Wir gehen schon mal vor.“ Ohne Nino antworten zu lassen, zog Alya ihren Freund schon mit sich mit und eilte mit ihm Richtung Treppe. Etwas unsicher stand Adrien ihr nun gegenüber und anscheinend hatte er genauso wenig, wie sie, eine Ahnung, was er nun sagen sollte, bis er sich schließlich räuspernd am Kopf kratzte und ihr dann seine Hand entgegen hielt. „Wir sollten auch wieder hinauf. Madame Mendeleiev mag es doch gar nicht, wenn wir zu spät kommen.“ Schwach lächelnd nickte sie ihm zu, legte seine Hand in seine und lief mit ihm zusammen los. „Lässt dich dein Vater dann wenigstens die nächsten zwei Tage in Ruhe? Ich meine, dass wir vielleicht …“ „Morgen hat er mir Zeit zum Packen eingeräumt“, knirschte Adrien mit seinen Zähnen und drückte ihre Hand dabei etwas zu fest, sodass ihr ein kleines Aua entwich. Sofort ließ er sie los und sah sie mit großen Augen an. „Oh nein. Tut mir leid. Das wollte ich nicht. Ich bin nur so …“ „Schon gut. Ist doch nichts passiert.“ Lächelnd nahm sie wieder seine Hand und eilte mit ihm zur Klasse herauf. Etwas verwundert blieben sie dann allerdings mitten auf der Türschwelle stehen, als sie Madame Bustier erblickten. „Da wir nun vollzählig sind, können wir ja weiter machen.“ Irritiert blickten sich die beiden kurz an, betraten dann aber eilig den Klassenraum. „Wie ich eben schon sagte, Madame Mendeleiev ist leider erkrankt und so übernehme ich nun ihre Stunde. Somit könnt ihr nun weiter an euren Projekten arbeiten.“ Seufzend senkte Marinette ihren Kopf und lief zu ihrem Platz herüber. Darauf hatte sie nun überhaupt keine Lust. Nicht, dass sie Nathaniel nicht mochte, oder nicht mit ihm zusammenarbeiten wollte, doch wollte sie die wenige Zeit, die sie noch mit Adrien hatte, bevor er flog, mit ihm verbringen. Auch wenn es nur in der Schule neben ihm sitzen war. Bedrückt beobachtete sie ihn, wie er weiter hinauflief und Nathaniel wiederum herunterkam. Lächelnd nickte sie ihm zu und setzte sich dann mit ihm auf die Plätze. Er konnte ja nichts dafür. „Wollen wir weiter machen?“, fragte sie ihn daher freundlich und nickend nahm er seinen Stift in die Hand.     Nachdenklich saß Marinette am Abend in ihrem Sonnenstuhl auf dem Balkon, sah in den Sternenhimmel hinauf und dachte über den Tag nach. Viel zu schnell war der Schultag für ihren Geschmack heute vorbei gewesen. Normalerweise konnte nicht früh genug die Schulklingel ertönen, doch heute war das etwas anderes. Viel zu schnell musste sie sich heute von Adrien verabschieden und zu sehen, wie das Auto davonfuhr. Nur noch morgen und dann wäre er für mindestens vier Wochen fort. Seufzend verschränkte sie ihre Arme hinter ihrem Kopf. „Sei nicht traurig. Die Zeit vergeht bestimmt ganz schnell“, versuchte Tikki sie zu trösten und sah sie dabei mit ihren großen Augen an. Doch plötzlich begann ihre kleine Freundin auf ein Mal zu grinsen, „Ich glaube, da bekommt gleich jemand bessere Laune.“ Irritiert runzelte Marinette die Stirn und wollte gerade fragen, wie ihr Kwami das meinte, als sie plötzlich einen schwarzen Schatten, gefolgt von einem grünen Licht, im Augenwinkel bemerkte. Augenblicklich richtete sie sich auf und blickte direkt in Adriens lächelndes Gesicht. Freudig sprang sie auf ihre Füße. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er heute noch kommen würde. Umso überraschter war sie nun ihn hier zu sehen. Erst vor einer halben Stunde hatte er ihr geschrieben, dass Nathalie immer noch vor seinem Zimmer herumschwirrte. Schnell wollte sie zu ihm eilen, jedoch übersah sie dabei einen Blumentopf, der auf dem Boden stand und stolperte prompt darüber. Arme wedelnd versuchte sie das Gleichgewicht zu halten, jedoch ohne Erfolg. Sofort kniff sie ihre Augen zusammen und machte sich darauf gefasst mit dem Boden Bekanntschaft zu machen, als sie plötzlich von zwei Armen aufgefangen wurden. „Mylady. Ich wusste ja, dass du auf mich fliegst, aber, dass du es so wörtlich nimmst, ist mir neu.“ Langsam öffnete sie wieder ihre Augen und sah in Adriens grinsendes Gesicht. Augenrollend richtete sie sich wieder auf, begann dann aber auch zu lächeln. „Nun bilde dir ja nichts ein.“ Gespielt beleidigt verschränkte er seine Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund. „Aber es freut mich wirklich, dass du hier bist.“ Über beide Ohren strahlend näherte sie sich seinem Gesicht und legte ihre Lippen auf seine. „Wie hast du das überhaupt geschafft?“ Wieder grinsend zuckte er mit den Schultern und hob seine Hände in die Luft. „Naja meine Bettdecke schaut nun ein wenig Fernsehen. Zur Sicherheit hab ich aber auch die Tür verriegelt.“ Glücklich ihn heute doch noch sehen zu können, schlang sie ihre Arme um seinen Oberkörper und schmiegte ihren Kopf an seine Brust. „Adrien! Du hast mir versprochen, dass ich meinen Käse bekomme. Wobei du eigentlich noch zwei Schachteln drauflegen müsstest, nachdem ich mir den ganzen Tag über dein Gejammer anhören musste. Marinette hier, Marinette da.“ Erschrocken fuhren die beiden wieder auseinander und sahen, wie Plagg maulend neben ihnen schwebte. „Plagg!“, schimpfte Adrien und rot um die Nasenspitze versuchte er seinen Kwami zu fassen, doch dieser verstecke sich einfach hinter Marinette. Kichernd drehte sie sich herum und stupste ihn gegen seinen Kopf. „Ich kann dir welchen holen. Na kommt. Wir gehen rein. Aber seid leise, meine Eltern sind noch wach.“ „Siehst du, sie macht nie so ein Fass auf, wenn ich meinen Käse möchte … Wollt ihr nicht eure Miraculous tauschen? Ich geh zu Marinette und Tikki kommt zu dir.“ Musternd betrachtete Marinette Adrien und tippte sich nachdenklich gegen ihr Kinn. „Ich glaube, rot würde dir ganz wunderbar stehen. Oder, was meinst du Tikki?“ Grinsend sah sie zu ihrer kleinen Freundin, die ganz genau wusste, dass sie nur scherzte. „Ich denke auch.“ Stöhnend legte Adrien seinen Kopf in den Nacken. „Haha, sehr witzig.“ „Naja du hast ja keine Ohrlöcher, also bleibt es wohl alles beim Alten.“ Lachend gab sie ihm einen Kuss und hüpfte dann in ihr Zimmer herunter.     Schwungvoll warf Adrien am nächsten Morgen die Autotür zu und sein Blick wanderte über die Treppe. Normalerweise wartete Marinette mit ihren Freunden auf ihn, aber heute konnte er nur Alya und Nino entdecken. Hatte sie vielleicht verschlafen? Wäre zumindest nicht das erste Mal. Sich nichts weiter dabei denkend, steuerte er seine Freunde an, die ganz offensichtlich gerade diskutieren, und begrüßte sie. „Verpennt die kleine Schlafmütze mal wieder?“ „Ne. Die ist schon da. Sie bespricht irgendetwas drinnen mit Nathaniel“, antwortete Alya nur knapp, deutete auf die Tür und blickte dann wieder zu Nino, „Dann können wir doch auch einfach …“ Weiter hörte er allerdings nicht mehr zu und stieg die Stufen hinauf. „Ich geh schon mal rein“, rief er ihnen zu, auch wenn sie es vermutlich nicht mal mitbekamen. Was hatte Marinette denn mit Nathaniel zu besprechen? Kurz zog sich sein Magen zusammen, doch dann schellte er sich innerlich selber. Er wusste zwar, dass sein Klassenkamerad etwas für sie empfand, aber für sie war er nur ein Freund. Er hatte also keinen Grund eifersüchtig zu sein. Vermutlich mussten sie irgendetwas für ihr Projekt besprechen. Dass sie auch ausgerechnet mit ihm eine Gruppe bilden sollte. Hätte Madame Bustier sie nicht mit Ivan oder mit jemand anderem zusammenpacken können? Schnell schüttelte er dann allerdings unbemerkt seinen Kopf. Das war absurd, was er dachte und flink betrat er das Gebäude. Suchend wanderte sein Blick durch die Gegend, bis er die beiden auf einer der Bänke sitzen sah. Mit großen Augen sah sie sich offenbar gerade etwas an und blätterte darin herum. Schnell überwand er die Meter, die ihn von den beiden trennten, und stellte sich vor sie. „Morgen.“ „Adrien. Guten Morgen.“ Lächelnd blickte sie zu ihm auf. Auch Nathaniel begrüßte ihn und fragend, kratze er sich an seinem Kopf. „Was macht ihr?“ „Wir haben gestern darüber gesprochen, dass wir unsere Präsentation mit Bildern gestalten wollen und Nathaniel hat sein Skizzenblock mitgebracht und ich Meinen. Wobei meine Skizzen eher aus Entwürfen für Kleidungsstücke oder Accessoires bestehen.“ Freudig wandte sie sich wieder an Nathaniel. „Du bist echt begabt.“ „Du aber auch.“ Lächelnd tauschten sie die Blöcke wieder aus und standen auf. „Da sollten wir doch was Gutes zusammenbekommen.“ Nickend steckte Marinette ihre Unterlagen wieder in ihre Tasche und stellte sich neben ihn. „Ich geh schon mal vor“, sprach Nathaniel und kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da lief er auch schon davon. „Wir sollten auch hoch.“ Zustimmend nahm er ihre Hand und so liefen sie los. Jedoch senkte Marinette auf ein Mal bedrückt ihren Kopf. „Was ist los?“ Besorgt musterte er sie. „Naja … Morgen fliegst du … Hast du wenigstens heute mal keine Termine bekommen?“ Seufzend schüttelte er seinen Kopf. Ja, nicht ein Mal heute erlaubte sein Vater ihm, dass er den Chinesischunterricht ausfielen ließ. „Das heißt, wir sehen uns heute gar nicht mehr, außer jetzt?“ Geschockt sah sie ihn an, blieb stehen und verlegen kratzte er sich an seinem Hinterkopf. „Naja also, wenn du magst … hat mir mein Vater, nach einer langen Diskussion erlaubt, dass du heute zum Essen kommen kannst und danach noch etwas den Abend bei mir verbringen darfst. Zu dir lässt er mich nicht. Ich soll zu Hause bleiben, damit ja nicht irgendwie den Flug morgen früh verpasse.“ Sofort wurden Marinettes Augen größer und freudig umarmte sie ihn. „Natürlich möchte ich.“ Lächelnd zog er sie zu sich und Arm in Arm standen sie einfach nur da. Traurig seufzte er dann aber leise auf. Er wusste jetzt schon, dass er sie die nächsten Wochen schrecklich vermissen würde. „Los ihr Turteltauben. Was steht ihr hier denn noch so herum? Es hat schon längst geklingelt“, rief Alya ihnen zu, lief mit Nino an ihnen vorbei und erschrocken nahmen auch sie wieder die Beine in die Hand.   Genervt blickte er zu Marinette und Nathaniel herunter. Ging die Stunde denn nie zu Ende? Ihm passte es gar nicht, dass sie ausgerechnet mit ihm zusammenarbeiten musste. Ständig rutschte er nah zu ihr herüber oder tatschte sie aus irgendeinem Grund an. Das konnte doch nicht mehr zufällig sein. Und Marinette schien es nicht mal zu bemerken. „Da ist die Katze nicht mal aus dem Haus und schon tanzen die Mäuse auf dem Tisch“, murmelte er leise und verwundert blickte Rose zu ihm herüber. „Hast du was gesagt?“ „Nein. Schon gut“, winkte er schnell ab, stützte sich mit dem Ellenbogen auf dem Tisch ab und legte seinen Kopf in seine Hand. Er wollte gerade sein Handy herausholen, damit er sich irgendwie beschäftigen konnte, als plötzlich ein lauter Knall nicht weit von der Schule ertönte. Sofort richtete er sich auf und sah zum Fenster hinaus. „Bitte bleibt sitzen und bewahrt Ruhe“, versuchte Madame Bustier die Klasse zu beruhigen, da alle aufgeschreckt zu den Fenstern liefen. Sofort sah er zu Marinette herüber und nickend trafen sich ihre Blicke. „Madame ich … muss mal ganz dringend … auf die Toilette“, stammelte sie und ohne auf eine Antwort seitens ihrer Klassenlehrerin zu warten, stürmte sie aus dem Klassenzimmer. „Ähm … Ich auch“, rief er ebenfalls und rannte auch hinaus. Die verwunderten Blicke der anderen ignorierte er gekonnt und es hatte nicht lange gedauert, da hatte er Marinette eingeholt. „Scheint so, als gebe es wieder Arbeit“, seufzte sie und rannte mit ihm in die Mädchentoilette. Nickend hielt er sein Faust in die Höhe. „Dann sollten wir uns lieber beeilen.“ Zusammen sprachen sie die drei magischen Wörter und wenige Sekunden später standen sie sich als Ladybug und Chat Noir gegenüber. Grinsend öffnete er die Tür und deutete heraus. „Ladies first.“   Kapitel 4: ----------- Kapitel 4   Mit schmerzverzerrtem Gesicht stand Marinette vor ihrem Spiegel und begutachtete den riesigen Schnitt auf ihrer Wange. „Tut es noch sehr weh?“, fragte Tikki und sie konnte genau sehen, dass ihre kleine Freundin sie ganz genau musterte. „Es geht. Es brennt nur unheimlich.“ Seufzend nahm sie sich ein neues Pflaster und klebte es über die Wunde. Blöderweise hatte sie nur einen kleinen Moment nicht aufgepasst, da sie die Umgebung nach Passanten abgesucht hatte und schon hatte eines der Messer sie erwischt. Zum Glück konnten sie den Mann schnell zurückverwandeln und zurück zur Schule eilen. Natürlich mussten sie sich schnell etwas einfallen lassen, warum sie und Adrien so lange weg waren und sie nun einen tiefen Schnitt im Gesicht hatte. Aber in Ausreden ausdenken waren sie mittlerweile, gezwungener Maßen, ganz gut geworden. Kurz huschte ihr ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie waren wirklich ein gutes Team. Doch dann verzog sich ihre Miene wieder. Was sollte sie nur ohne ihn die vier Wochen machen? Gedankenschwer schlurfte sie herüber zu ihrem Schreibtisch, nahm ihr Smartphone in die Hand und riss ihre Augen auf. „Was schon so spät?“ Hektisch schnappte sie sich ihre kleine Umhängetasche und steuerte die Bodenluke an. „Tikki. Wir müssen los.“ Schnellen Schrittes verließ sie ihr Zimmer und eilte herunter. Da wollte sie extra, damit sie nicht zu spät kommen würde, früh loslaufen und nun hatte sie total die Zeit vergessen. Adriens Vater schien ja ohnehin schon keinen guten Eindruck von ihr zu haben, wenn sie nun auch noch zu spät kam, machte es die ganze Sache nicht besser. Schwungvoll sprang sie die letzten Stufen der Treppe herunter und steuerte sofort die Haustür an. „Bin zu Adrien. Bis später“, rief sie noch ihren Eltern zu und schon verließ sie die Wohnung.   Aus der Puste stemmte sie ihre Hände auf ihre Oberschenkel und versuchte ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Den ganzen Weg hier her hatte sie keine einzige Pause gemacht. Aber es hatte sich gelohnt. Sie war pünktlich. Nachdem sie ansatzweise wieder normal Luft bekam, drückte sie auf die Klingel und wartete nervös vor dem großen Tor. Sie war noch nicht oft hier und wenn, schlich sie sich heimlich als Ladybug durch das Fenster hinein. „Ja?“, ertönte es plötzlich aus der Sprechanlage und erschrocken zuckte sie für einen kleinen Moment zusammen. „H-hier ist Ma-Marinete. Ich wollte zu Adrien.“ Ein lautes Knacken erklang und niemand war mehr zu hören. Verwundert blickte sie auf das Tor. Hatte es sich sein Vater doch anders überlegt und sie durfte doch nicht hineinkommen? Doch zu ihrer Erleichterung öffnete sich die Tür und geschwind huschte sie hindurch. Schnell hatte sie den Weg vom Tor zum Haus überwunden. Keine Sekunde später öffnete sich auch schon die große Eingangstür und Nathalie bat sie hinein. „H-hallo.“ „Adrien ist in seinem Zimmer. Ich bringe dich hinauf.“ Ohne sie auf irgendeine Art antworten zu lassen, drehte sich Nathalie herum und schweigend folgte sie ihr die lange Treppe hinauf zu Adriens Zimmer. Sie war jedes Mal erneut erstaunt, wie groß dieses Haus war. Aber auch, wie steril und kalt es hier wirkte. So etwas kannte sie von zu Hause gar nicht. Sie hatten zwar nur eine kleine Wohnung, doch die strahlte so viel mehr Wärme und Liebe aus und augenblicklich war sie unendlich froh darüber, so tolle Eltern zu haben. Was brachte einem der ganze Reichtum, wenn man keine Liebe erfuhr. Ob es hier schon immer so gewesen war, oder erst seit seine Mutter verschwunden war, schoss es ihr durch den Kopf. Wobei die Sache mit der Schule ja auch noch ganz neu für ihn war. Traurig betrachtete sie das große Bild an der Wand. Sie verstand seinen Vater einfach nicht. Wie konnte man nur so zu seinem eigenem Kind sein? Als Nathalie allerdings an Adriens Tür klopfte, löste sie sich wieder von dem Bild und huschte schnell die letzten Stufen rauf. „Adrien. Besuch für dich.“ Es dauerte nicht lange und die Tür wurde geöffnet. „Marinette!“ Lächelnd griff er nach ihrem Handgelenk und zog sie schwungvoll in sein Zimmer. „Das Essen ist jeden Moment fertig. Kommt bitte gleich hinunter.“ Schnell nickte er Nathalie zu, warf die Tür wieder zu und zog sie in seine Arme. Langsam löste er sich wieder von ihr und strich vorsichtig mit seinem Finger über das Pflaster. „Was macht deine Wunde Pünktchen?“ „Es geht schon. Bin Schlimmeres gewöhnt.“ Mit gerunzelter Stirn betrachtete er sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja?“ „Wirklich.“ Winkend ging sie weiter in sein Zimmer hinein und ihr Blick wanderte über sein Bett, wodurch sie einen großen Koffer entdeckte. „Zum Beispiel, dass du morgen für vier Wochen wegfliegst.“ „Ja. Oder, dass du ausgerechnet mit Nathaniel in einer Gruppe bist in der Zeit“, murmelte Adrien leise und irritiert drehte sie sich zu ihm. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass es schlimm war, dass sie mit Nathaniel in einer Gruppe war? „Was?“ „Ach nichts. Wir sollten vielleicht mal heruntergehen. Sonst steht Nathalie gleich wieder auf der Matte.“ „Vergiss meinen Käse nicht“, maulte Plagg und stöhnend hob Adrien sein Hemd etwas hoch. „Ja doch. Und nun verstecke dich.“ Kichernd ließ sie sich von ihm mitziehen und so verließen sie sein Zimmer. Hand in Hand gingen sie herunter, steuerten die Tür zum Esszimmer an, als plötzlich eine Stimme hinter ihnen ertönte. „Vater.“ „Guten Abend Mademoiselle …“ Fragend hielt sein Vater ihr die Hand zur Begrüßung entgegen und zögerlich legte sie ihre Hand in seine. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, ergriff Adrien allerdings schon das Wort. „Marinette. Ihr Name ist Marinette.“ „Mademoiselle Marinette“, wiederholte sein Vater monoton und legte danach seine Hände wieder hinter seinem Rücken, „Sie waren doch das Mädchen, das den Hutwettbewerb gewonnen hat.“ „J-ja … genau.“ Verlegen kratzte sie sich am Kopf und sah Hilfe suchend zu Adrien. Aus irgendeinem Grund schüchterte die Gegenwart seines Vaters, sie komplett ein. „Sie haben wirklich Talent, als Hutmacher.“ „Sie möchte auch Designer werden, Vater. Aber das hab ich dir schon alles erzählt.“ Ohne seine Miene zu verziehen, sah sein Vater zwischen ihr und Adrien hin und her, und begann sich dann schließlich zu räuspern. „Ist das so. Nun gut. Ich möchte euch nicht vom Essen abhalten.“ „Essen Sie denn gar nicht mit?“ Kopfschüttelnd musterte er sie und blieb offenbar an ihrem Pflaster auf ihrer Wange hängen. Ihr wurde ganz unbehaglich dabei. Hatte sie zu viel gesagt? War das nun unhöflich? Sie wollte Adrien ja nicht nachher noch weiteren Ärger aufbrummen. „Ich habe noch zu tun.“ Mit ernster Miene blickte er ein letztes Mal auf das Pflaster, drehte sich auf seinem Absatz herum und verschwand hinter einer Tür. Irritiert blickte sie ihm hinterher. Warum sah er sie denn so seltsam an, beziehungsweise ihre Wange mit dem Pflaster? „Na komm. Lass uns essen. Es ist wirklich schön, das zur Abwechslung mal nicht alleine zu müssen.“ Strahlend blickte Adrien sie an und so entschloss sie sich diese seltsame Begegnung mit seinem Vater auf sich beruhen zu lassen.   „Das war wirklich lecker.“ Zufrieden lehnte sie sich zurück und rieb sich über ihren Bauch. „Ach, naja … Wollen wir hoch in mein Zimmer?“ Lächelnd nickte sie ihm zu, stand auf und wollte gerade ihr Geschirr zusammenräumen, als Adrien ihre Hand griff. „Lass stehen. Du brauchst nichts wegräumen.“ „Aber -“ „Nichts aber. Na komm. Ich hab noch eine Überraschung für dich.“ „Ja? Was denn?“ Mit großen Augen sah sie ihn an und zwinkernd zog er sie nun mit sich mit. „Wenn ich es dir verrate, dann ist es doch keine Überraschung mehr.“ Lächelnd ging sie ihm hinterher, doch abrupt blieb er auf ein Mal stehen und drückte ihre Hand etwas fester. Verwundert, was er hatte, sah sie an ihm vorbei und entdeckte auch sofort die Ursache. Nathalie stand auf der Türschwelle und versperrte förmlich ihren Weg. „Adrien. Die Pläne haben sich geändert. Deinem Vater ist etwas Wichtiges dazwischen gekommen. Ich werde dich auf die Reise begleiten. Daher wünscht er sich, dass du gleich zu ihm kommst, damit er mit dir die Angelegenheit besprechen kann.“ Schnaufend ließ Adrien sie los und sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Geh schon mal hoch in mein Zimmer.“ Nickend wollte sie an ihm vorbeilaufen. Doch weit kam sie nicht und wurde prompt von Nathalie aufgehalten. „Mademoiselle Marinette es tut mir leid. Aber sie müssen jetzt gehen. Ich begleite sie noch zur Tür.“ „Nein. Vater hat gesagt, dass sie den Abend hier verbringen darf.“ Mit großen Augen sah Marinette zwischen Nathalie und Adrien hin und her. „Aber … ich …“, stammelte sie, doch wurde sie schon von Nathalie regelrecht zur Tür geschoben. „Ich richte mich nur nach den Anweisungen deines Vaters.“ Fassungslos und unfähig irgendetwas zu sagen, sah sie wie sich Adriens Bodyguard neben ihn stellte. Sie kam sich vor, als wäre sie in einem falschen Film gelandet. Was sollte das? Warum sollte sie jetzt so plötzlich gehen? Mit einem Satz lief Adrien dann aber auf sie zu und zog sie in seine Arme. „Tut mir leid.“ „Du kannst doch nichts dafür.“ „Ich versuche, so schnell es geht, zu dir zu kommen“, flüsterte er ihr leise, sodass niemand sonst es mitbekam, in ihr Ohr und kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wurde sie von Nathalie auch schon aus dem Haus gedrängt. Immer noch perplex starrte sie auf die nun geschlossene Tür. Passierte das gerade wirklich? Wurde sie von seinem Vater rausgeworfen? Was hatte er nur gegen sie? Gönnte er den beiden nicht mal einen Abend, wenn er seinen Sohn schon für vier Wochen von hier fortschickt? Langsam sammelten sich die Tränen in ihren Augen. Rasch drehte sie sich daher herum, lief aus dem großen Tor, was sich gerade öffnete, und hastete die Straße entlang, bis sie in einer kleinen Seitenstraße gelandet war. „Tikki, was hat sein Vater nur gegen mich?“ Tränen kullerten ihr die Wangen herunter und weinend lehnte sie sich gegen eine Hauswand. „Er hat uns nicht mal richtig verabschieden lassen. Wenn er sich nicht herausschleichen kann, dann sehe ich ihn erst wieder, wenn er zurück ist.“ „Er schafft es bestimmt.“ Tröstend kuschelte sich ihr kleiner Kwami an ihre Wange und dankend nahm sie Tikki in ihre Hände. „Ach Tikki. Ich glaube, ich muss etwas den Kopf freibekommen.“ „Du meinst?“ Nickend richtete sich wieder auf und sah ihre kleine Freundin erwartungsvoll an. „Na dann los.“ „Danke … Tikki verwandele mich.“   Wie lange sie nun schon hier oben stand und auf die Stadt herunter blickte, wusste sie nicht. Nachdem sie eine Weile durch Paris geirrt war, hatte sie kurzerhand entschlossen sich auf den Eiffelturm zu setzen. Um die Uhrzeit war kaum noch jemand hier und so konnte sie ungestört ihren Gedanken nachhängen. Sie genoss die Stille hier oben. Selbst den Regen, der nun schon seit einer Ewigkeit auf sie herunter prasselte, ignorierte sie einfach. Dann wurde sie halt nass. Was machte das schon. Nachdenklich stützte sie ihre Hände auf der Brüstung ab und schloss ihre Augen. Leise donnerte es in weiter Ferne. Es schien ein Gewitter aufzuziehen. Langsam öffnete sie wieder ihre Lider und blickte auf die Lichter der Stadt herunter. Alles sah so friedlich und ruhig aus. Konnte es nicht immer so friedlich sein? „Wusste ich doch, dass ich dich hier finde.“ Erschrocken drehte sie sich herum und blickte in zwei grüne Augen. „Wie?“ „Da du nicht zu Hause warst und auch nicht an dein Handy herangehst, konntest du ja nur hier sein.“ Zwinkernd stellte sich Chat Noir neben sie und schwungvoll warf sie sich in seine Arme. „Du bist hier.“ „Natürlich. Ich kann doch nicht fliegen, ohne mich von dir zu verabschieden.“ „Ich werd dich ganz schön vermissen.“ Traurig senkte sie ihren Kopf und wieder stiegen die Tränen in ihr auf. Verstohlen wischte sie sie allerdings aus ihrem Gesicht und blickte wieder zu ihm auf. „Du musst aus dem Regen raus.“ Nickend schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper. Erst jetzt merkte sie, wie die Kälte ihr langsam die Knochen durchfror. Wie lange hatte sie denn hier gestanden? „Merken sie nicht, dass du weg bist?“, fragte sie unsicher und knetete ihre Hände ineinander. Sie wollte ja nicht, dass er ihretwegen Ärger bekommt. „Sie denken, ich sitze in meinem Zimmer, packe fertig und gehe dann schlafen … Na komm. Du bist ganz durchgefroren.“ Mit einem Satz sprang er auf die Brüstung, nahm sein Stab in die Hand und so griff auch sie nach ihrem Jo-Jo.     Kapitel 5: ----------- Kapitel 5   Kurze Zeit später landete Marinette vor der Bäckerei und Chat Noir sprang auf ihren Balkon herauf. Sie musste ja durch die Eingangstür wieder hinein. Wie sollte sie sonst ihren Eltern erklären, warum sie, ohne durch die Tür gekommen sein, oben in ihrem Zimmer war. Rasch sah sie sich um, ob auch niemand in der Nähe zu sehen war, und verwandelte sich zurück. In Windeseile stürmte sie die Treppen herauf, schloss die Tür auf und betrat die Wohnung. „Bin zurück. Sorry, dass es so spät geworden ist. Adriens Fahrer hat mich aber nach Hause gebracht.“ „Wir wollten dich gerade anrufen. Wir haben uns Sorgen gemacht.“ Ihre Mutter stand vom Sofa auf, überwand die wenigen Meter zu ihr und auch ihr Vater sah zu ihr herüber. „Bitte entschuldigt. Wir haben total die Zeit vergessen.“ Ganz gelogen war das nicht mal. Sie hatte zwar nicht mit Adrien zusammen die Zeit vergessen, sondern, als sie alleine durch Paris geirrt und oben auf dem Eiffelturm gesessen hatte, aber das musste sie ihnen ja nicht auf die Nase binden, oder viel mehr durften sie es ja nicht wissen. „Wir wissen ja, dass du bei Adrien warst und auch, dass ihr euch nun lange nicht sehen könnt, aber nächstes Mal rufe bitte kurz an, damit wir wissen, dass alles in Ordnung ist.“ Schuldbewusst nickte sie und nahm ihre Mutter in den Arm. „Versprochen.“ Lächelnd nickte ihr ihre Mutter nun wiederum zu und ging zurück zum Sofa. „Möchtest du noch ein wenig mit uns fernsehen?“ „Nein, heute nicht. Ich will nur noch schnell meine Haare trocknen und dann ins Bett.“ „Ist gut.“ Flink huschte sie ins Badezimmer, schnappte sich zwei Handtücher und, wollte gerade die Treppe hinauflaufen, als sie noch mal auf dem Absatz kehrt machte, und zur Küche lief. „Ich nehme mir noch eine Kleinigkeit zu essen mit hoch.“ Verwundert sah ihre Mutter sie an. Doch bevor sie etwas dazu sagen konnte, hatte Marinette schon einige Kekse und ein Stück Camembert auf einen Teller gepackt, eilte damit zurück und hüpfte regelrecht die Stufen herauf. „Gute Nacht.“ Rasch betrat sie ihr Zimmer und schloss die Bodenluke hinter sich. Auf den Weg, zur Treppe, stellte sie den Teller mit Keksen und Camembert auf ihren Schreibtisch ab, und schnellen Schrittes spurtete sie zu ihrem Bett herauf. Mit wenigen Handgriffen öffnete sie das Dachfenster und ein gewisser Kater sprang daraufhin auch prompt in ihr Zimmer hinein. „Meine Eltern sind noch wach“, sprach sie leise und nickend verwandelte er sich zurück. Lächelnd sah sie zu Plagg und Tikki, die neben ihnen herumschwebten. „Auf meinem Schreibtisch steht etwas zu essen für euch.“ Kurz sah sie den beiden noch hinterher, wie sie herunterflogen, und wandte sich dann wieder an Adrien. „Hier.“ Dankend nahm er das Handtuch, welches sie ihm entgegen hielt und beide rubbelten sich ihre Haare trocken. Immer lauter prasselte der Regen auf die kleine Dachluke und seufzend sah sie hinauf. „Hoffentlich hört es bald auf. Sonst wirst du ja klitschnass.“ „Naja vielleicht werde ich ja dann krank und muss nicht fliegen … Wobei bis ich das bin, bin ich auch schon in New York“, scherzte er und zuckte schief grinsend mit seinen Schultern. Doch mit einem Mal wurde er wieder ganz ernst. „Mein Vater hätte dich nicht einfach so rauswerfen dürfen. Tut mir wirklich leid. Ich weiß auch nicht, was in ihn gefahren ist. Dabei hat er mir nicht mal groß etwas zu sagen gehabt.“ Traurig sah er auf seine Füße herunter und legte seine Hände auf seine Beine. Langsam rutschte sie etwas zu ihm herüber und legte ihre Hand auf seine. „Du kannst doch nichts dafür. Mach dir deswegen keine Vorwürfe.“ Ohne etwas zu sagen, zog er seine Schultern in die Höhe und sah sie mit gerunzelter Stirn an. Sie konnte genau sehen, dass ihn noch etwas anderes bedrückte, als die Tatsache, dass sein Vater den Abend so enden lassen hatte. „Was ist los? Und sag mir nicht, es ist nichts.“ Leise seufzte er auf und kratzte sich an seinem Hinterkopf. „Weißt du … Es klingt vielleicht blöd. Aber irgendwie hatte ich mich, wenn ich schon fliegen muss, auf irgendeine Art und Weise darauf gefreut, dadurch wenigstens etwas mehr Zeit mit meinem Vater verbringen zu können. Aber jetzt … jetzt kommt Nathalie mit und er bleibt hier.“ Tröstend drückte sie seine Hand etwas fester und blickte ihm dabei tief in die Augen. „Das klingt nicht blöd. Er ist dein Vater und du würdest gerne, dass er sich mehr Zeit für dich nimmt.“ „Naja. Ist ja auch egal. Lass uns nicht weiter über ihn sprechen. Schließlich ist er der Grund, warum ich überhaupt für vier Wochen weg muss.“ Er versuchte zwar zu lächeln, doch merkte sie sofort, dass es kein echtes Lächeln war. Dafür kannte sie ihn gut genug. Aber sie würde ihn nie dazu drängen über seinen Vater zu sprechen. Das musste schon von ihm selbst ausgehen. „Wann geht überhaupt dein Flieger?“ Stöhnend warf er sich rücklings auf ihr Bett und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Um 6 Uhr. Das heißt, um 4 Uhr wird mich Nathalie aus dem Bett zerren.“ „So früh.“ Betrübt senkte sie ihren Kopf und konnte dadurch im Augenwinkel sehen, wie Adrien sich schwungvoll wieder aufrichtete. „Mach die Augen zu.“ „Was?“ Verwundert blickte sie ihn an. Was hatte er denn jetzt vor? „Na los mach sie zu.“ Grinsend rutschte er näher zu ihr und nickend schloss sie ihre Lider. „Schön zu lassen.“ Sie merkte, wie seine Hände an ihrem Hals entlang zu ihrem Nacken fuhren und kurz musste sie kichern, da seine Finger sie auf ihrer Haut kitzelten. Und schon waren seine Hände wieder verschwunden. „Jetzt kannst du sie wieder öffnen.“ Blinzelnd öffnete sie wieder ihre Augen und schaute direkt in seine, die etwas fixierten und langsam sah sie an sich hinunter. „Oh mein …“ Mit großen Augen entdeckte sie, was er ihr um ihren Hals gebunden hatte. Staunend nahm sie ein kleines silbernes Medaillon in ihre Hände und sah sich das Schmuckstück genauer an. Ein Lächeln huschte ihr über das Gesicht, als sie sah, dass auf der Vorderseite eine kleine Katzenpfote eingraviert war. „Damit du mich auch ja nicht vergisst … Mach es auf.“ „Sag doch so etwas nicht. Als ob ich dich vergessen würde.“ Vorsichtig öffnete sie das Medaillon und, bevor sie etwas sagen konnte, sprach Adrien auch schon weiter. „Ich hatte auf die schnelle kein anderes Foto, also hab ich Alya gefragt, ob sie eins von uns zusammen hat.“ Mit großen Augen sah sie auf das Bild von ihm und ihr. Sie waren in der Bibliothek. Sie konnte sich noch genau an den Tag erinnern. Ewig haben sie dort zusammengesessen und er hatte ihr versucht etwas in Chemie zu erklären, was sie nicht verstanden hatte. Alya musste es heimlich von ihnen gemacht haben. „Gefällt es dir?“ „Ob es mir gefällt?“ Schnell schloss sie das kleine Medaillon wieder, rutschte ruckartig zu ihm herüber und er konnte gar nicht so schnell gucken, da hatte sie schon ihre Lippen auf seine gelegt. „Ist … das … ein Ja?“, murmelte er in den Kuss hinein und nickend rutschte sie noch näher an ihn heran. „Da kommt mir ja der Camembert wieder hoch“, würgte Plagg plötzlich neben ihnen, „Wir sollten langsam los.“ Erschrocken fuhren die beiden auseinander und Adrien sah seinen Kwami böse an. „Du hast so viel Taktgefühl, wie eine Erbse Plagg“, schimpfte Tikki, die jetzt ebenfalls zu ihnen hinaufgeflogen kam. „Entschuldigt, aber falls Adrien es vergessen hat, sein Koffer liegt noch komplett leer auf seinem Bett.“ Seufzend senkte Adrien seinen Kopf. „Ausnahmsweise hat Plagg mal recht. Ich muss wirklich langsam los. Wenn ich morgen früh ohne gepackten Koffer da stehe, kann ich mir die nächste Standpauke anhören.“ Traurig nickte Marinette und so standen die beiden von ihrem Bett auf. Jetzt wurde es wohl Zeit zum Abschied nehmen. Sie beobachtete ihn, wie er sich wieder in Chat Noir verwandelte, und konnte immer noch nicht so richtig glauben, dass er nun für vier Wochen nicht da sein würde. „Also …“ „Ich komm noch mit raus“, flüsterte sie, doch er winkte sofort ab. „Bleib lieber hier, es regnet doch noch.“ Kopfschüttelnd sprang sie auf ihr Bett, öffnete die Luke und kletterte heraus. Sofort tropfte der Regen auf ihr Gesicht. Langsam stand sie auf und keine Sekunde später stand Chat Noir auch schon neben ihr. „Dickköpfig, wie eh und je.“ Grinsend stemmte er seine Hände in die Hüfte, doch änderte sich seine Miene auch gleich wieder. Augenblicklich zog er sie zu sich und schlang seine Arme um ihren Körper herum. Wortlos schmiegte sie sich an seine Brust und sanft strich er ihr mit seiner Hand über den Kopf. Dass sie mitten im Regen standen und die Tropfen nur so herunterprasselten, war ihr und ihm vermutlich auch, ziemlich egal. Und so standen sie einfach nur da, ohne etwas zu sagen, im Regen. Worte waren überflüssig. Sie wussten auch so gut genug, was der jeweils andere dachte. Eine gefühlte Ewigkeit verharrten sie an Ort und Stelle, bis er sie wieder losließ und seine Hände auf ihre Wangen legte. Langsam kamen sich ihre Gesichter immer näher, bis sich ihre Münder schließlich trafen. Seufzend löste er dann allerdings den Kuss. Sanft strich er ihr mit seinem Finger über die Wange und betrachtete dabei das Pflaster. „Pass gut auf dich auf Pünktchen.“ Fiepsend versuchte sie ihm zu antworten, doch sie bekam im Moment keinen Ton mehr heraus und so nickte sie ihm einfach nur zu. Lächelnd gab er ihr einen Kuss auf die Stirn, hüpfte mit einem Satz auf die Balkonbrüstung und griff nach seinem Stab. „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch“, flüsterte sie zurück und kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, sprang er auch schon auf das nächste Dach. Winkend sah sie ihm hinterher, wie er von Dach zu Dach davon sprang und als er nicht mehr zu sehen war, ging sie schweren Herzens zurück in ihr Zimmer.     Traurig blickte Adrien aus dem kleinen runden Fenster und sah auf die immer kleiner werdende Landschaft herunter. Er hatte absolut keine Lust auf diese Reise, aber er hatte ja keine andere Wahl. Stöhnend lehnte er sich zurück und sein Blick wanderte durch das Flugzeug. Natürlich reiste er erster Klasse, mit allem, was dazugehörte. Wobei ihm selbst das ziemlich egal war. Für seinen Vater jedoch musste es ja immer alles das Beste vom Besten sein. „Also, da ich nun mit dir fliege, gehen wir …“ Gelangweilt nickte er Nathalie zu, doch wirklich zu hören tat er ihr nicht. War ihm doch egal, wann und wo er zu sein haben soll. Sie würde ihn doch ohnehin überall hinschleppen. Also wozu sollte er zu hören. Außerdem war er dazu noch ziemlich müde. Die Nacht hatte er, nachdem er seinen Koffer gepackt hatte, kein Auge mehr zu gemacht. Und um 4 Uhr wurde er dann auch planmäßig, dass er auch ja nicht zu spät kommen würde, aus seinem Bett geschmissen. Und wie konnte es anders sein. Sein Vater hatte sich nicht ein Mal persönlich von ihm verabschiedet, sondern ließ es über Nathalie ausrichten. „Wünschen Sie etwas?“ Fragend sah ihn eine Stewardess an und schnell schüttelte er seinen Kopf. „Aua“, fluchte er dann aber leise und räuspernd drückte er seine Hand, da Plagg ihn kräftig in die Rippen getreten hatte, auf seine Brust. „Ach, hätten Sie vielleicht doch ein Stück Camembert für mich?“ Irritiert sahen ihn Nathalie und die Stewardess an und unschuldig hob er seine Hände in die Höhe. Wenn sie alleine waren, konnte der kleine Vielfraß was erleben. „Ich werde sehen, was ich machen kann.“ Nickend wandte er sich wieder ab. Schmunzelnd stützte er seinen Ellenbogen auf die Lehne, legte seinen Kopf in die Hand und sah wieder aus dem Fenster heraus. Auch wenn Plagg manchmal ganz schön nerven konnte, war er dennoch froh, dass wenigstens sein kleiner Freund mit dabei war. So hatte er immerhin jemanden zum Reden, wenn er alleine war.   Kapitel 6: ----------- Kapitel 6   Stöhnend wedelte Marinette mit ihrer Hand herum und versuchte ihren kleinen Kwami zu verscheuchen. Schon seit einigen Minuten stupste sie ihr im Gesicht herum. „Tikki, was soll das denn. Ich will noch schlafen.“ Brummend drehte sie sich schwungvoll auf die andere Seite und zog sich ihre Decke über den Kopf. Die gesamte Nacht hatte sie, da sie einfach noch viel zu aufgewühlt war, kein Auge zu getan. Erst am frühen Morgen hatte sie endlich in den Schlaf gefunden. Glücklicherweise war Samstag und somit konnte sie so lange im Bett bleiben, wie sie wollte. Theoretisch. Wäre da nicht eine gewisse kleine Freundin, die sie die ganze Zeit versuchte zu wecken. Wie aufs Stichwort schlüpfte diese just in dem Moment auch prompt unter ihre Decke. „Dein Handy klingelt in einer Tour. Es scheint wichtig zu sein.“ „Was kann an einem Samstagmorgen denn so wichtig sein“, murmelte sie leise und streckte ihren Kopf wieder heraus. „Früh? Es ist schon nach zwölf.“ „Was?“ Gähnend rieb sie sich den Schlaf aus den Augen, schwang ihre Beine über die Bettkante und schlurfte zu der kleinen Treppe. Sie hatte sich nicht ein Mal mehr umgezogen gehabt gestern. Sie brauchte jetzt erst ein Mal dringend eine Dusche und frische Sachen. Langsam stieg sie die Stufen herunter und steuerte ihren Schreibtisch an. „Es klingelt doch gar-“ Doch genau in diesen Moment klingelte ihr Smartphones und so ging sie flink heran. „Ja?“ „Mein Gott Marinette, endlich. Was machst du denn? Wo bleibst du?“ Mit zusammengekniffenen Augen musste sie ihr Handy kurz etwas weghalten, da ihr Alya regelrecht entgegen schrie. Irritiert hielt sie es dann aber wieder an ihr Ohr. Was meinte sie? „Sorry. Aber, ich weiß nicht, wovon du sprichst? Waren wir verabredet?“ „Schwing dein Hintern in die Stadt, sofort. Ich meine, wirklich schwingen. Wir brauchen Ladybug.“ Sofort bekam sie große Augen und prompt war sie hellwach. „Ein neuer Akuma?“ „Ja. Vor dem Opernhaus Garnier.“ Mehr brauchte sie nicht zu wissen und drückte ihre Freundin weg. Mit ernster Miene legte sie ihr Handy zurück auf den Schreibtisch und blickte herüber zu Tikki. „Es gibt Arbeit. Tikki verwandle mich.“   Kurze Zeit später landete sie nahe der Oper auf einem Dach und versuchte die Lage zu überblicken. Eine riesige Menschenmenge hatte sich vor dem Opernhaus versammelt und schien um etwas oder viel besser jemandem herumzustehen. Und dann entdeckte sie es auch schon. Mitten in der Menge stand eine Frau in einem langen weißen Kleid, das mit Noten verziert war. Ihr Gesicht war komplett weiß und ein schwarzer Notenschlüssel zierte ihre Wange. Ladybugs Blick wanderte weiter herum und dann entdeckte sie auch ihre Freundin, die hinter einem Auto hockte und alles filmte. Mit einem Satz sprang sie zu ihr herunter und leise landete sie neben ihr. „Was ist hier los?“ Doch bevor sie eine Antwort von ihr bekommen konnte, ertönte plötzlich Geigenmusik. „Halt dir die Ohren zu!“, befahl Alya und drückte sich selbst die Finger in die Ohrenmuscheln. Sofort drückte sie sich ebenfalls die Hände auf ihre Ohren und sah fragend zu ihrer Freundin. Nachdem Alya ihre Hände nach einigen Minuten wieder herunternahm, schaute sie vorsichtig an dem Auto vorbei auf den Platz. „Was war das?“ „Eine Frau aus dem Orchester ist offenbar sauer, dass sie nicht die erste Geige spielen darf. Sie nennt sich Sinfonia. Wenn sie auf ihrer Geige spielt, wird jeder, der es hört hypnotisiert und gehorcht ihren Befehlen.“ Ernst sah Ladybug auf die Menschenmenge. „Also steckt der Akuma vermutlich in der Geige“, murmelte sie mehr zu sich selbst und nickte ihrer Freundin zu, „Danke.“ Ohne Zeit zu verlieren, sprang sie auf, rannte auf die Menschentraube zu und blieb mit etwas Abstand zu ihnen stehen. „Nur, weil man mal nicht Erster wird, muss man doch nicht gleich seine Wut an der Stadt auslassen.“ Lautes Lachen ertönte und im selben Augenblick bildeten die Menschen vor ihr eine Gasse, wodurch sie direkt auf ihren neuen Gegner blicken konnte. „Ladybug. Na endlich. Du hast mich ganz schön warten lassen.“ „Jetzt bin ich ja da.“ Kampfbereit griff sie nach ihrem Jo-Jo und wollte es gerade nach der Geige auswerfen, als Sinfonia lachend wieder begann zu spielen. Blitzartig drückte sie wieder die Hände auf ihre Ohren und mit einem Mal drehten sich die Menschen allesamt zu ihr herum und griffen sie an. Sofort sprang sie von der einen zu anderen Seite und versuchte ihnen auszuweichen. Doch oft gelang es ihr nicht und immer öfter bekam sie dadurch einen schmerzhaften Tritt oder Schlag ab. Als es immer brenzliger wurde, rannte sie kurzerhand, so schnell sie konnte, die Straße herunter. Als sie sich sicher war, dass sie aus der Reichweite von Sinfonia war und das Geigenspiel nicht mehr hören konnte, schwang sie sich auf das nächste Dach. Wie sollte sie nur kämpfen, wenn sie sich die Ohren zu halten musste. Ratlos raufte sie sich die Haare. Das fing ja super an. Der erste Einsatz ohne Chat Noir und sie steckte schon in der Bredouille. Was machte sie jetzt nur? Wenn sie jetzt schon ihren Glücksbringer benutzte, blieben ihr nur fünf Minuten. Was war, wenn die nicht ausreichten? Aber es half nichts, so konnte sie nichts machen. Seufzend richtete sie sich also auf und warf ihr Jo-Jo in die Luft. „Glücksbringer!“ Mit großen Augen fing sie eine kleine Box auf. Was sollte sie denn damit anfangen? Eilig öffnete sie die Schachtel und freudig ballte sie eine Hand zur Faust, als sie erkannte, was sich darin befand. „Ja.“ Flink zog sie ein paar Ohrenstöpsel heraus und steckte sie sich in die Ohren. Sie durfte keine Zeit verlieren. Sie musste den Akuma einfangen, bevor ihre Zeit abgelaufen war und sie sich zurückverwandeln würde. Auf der Stelle rannte sie los, sprang über die Dächer zurück und schwang sich zurück vor die Oper. „Hey Sinfonia. Du hast ausgespielt.“ Kampfbereit stemmte sie ihre Hände in die Hüften und dann ging alles ganz schnell. Sinfonia spielte erneut auf ihrem Instrument und die Menschen griffen sie an. Doch dieses Mal rannte sie einfach mitten durch die Masse hindurch, schubste einige dabei zur Seite, holte mit ihrem Jo-Jo aus und schnappte sich damit die Geige. Schwungvoll warf sie sie auf den Boden. Sofort zersprang sie und ein kleiner schwarzer Schmetterling flog heraus. Mit der nächsten Handbewegung fing sie den Akuma ein und verabschiedete ihn mit ihrem üblichen Spruch. Erleichtert zog sie die Ohrenstöpsel aus ihren Ohren und warf sie in die Luft. „Miraculous Ladybug.“ Alles wurde wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückgesetzt und die Frau sackte auf ihre Knie. „Was ist passiert?“ Lächelnd bückte sich Ladybug zu ihr herunter und half ihr beim Aufstehen. „Sie wurden akumatisiert. Aber keine Sorge, alles ist wieder gut.“ Piepend machte sich ihr Ohrring bemerkbar und entschuldigend legte sie ihre Hand an ihr Ohr. „Ich muss los.“ Ohne auf eine Antwort seitens der Frau zu warten, lief sie los. Sie musste schnell etwas finden, wo sie sich zurückverwandeln konnte. Bis nach Hause würde sie es nicht mehr schaffen. Suchend rannte sie die Straße entlang, als sie plötzlich jemand flüstern hörte. „Psst. Hier.“ Verwundert drehte sie sich herum und blickte direkt in Alyas grinsendes Gesicht, die ihr andeutete herzukommen. „Na komm. Ich passe auf, dass niemand guckt.“ Rasch eilte sie zu ihr und prompt schob ihre Freundin sie zwischen zwei parkende Autos. Dankend nickte sie ihr zu, blickte sich ein letztes Mal um und ging in die Hocke. Keine Sekunde zu früh, da ihr Ohrring ein letztes Mal piepte und sie wieder als Marinette auf der Straße hockte. Das ging gerade noch mal gut. „Danke.“ „Keine Ursache. Geht es dir gut?“ „Ja. Nichts passiert.“ Verschwörerisch legte Alya ihren Arm über ihre Schulter und begann über beide Ohren zu grinsen. Sie kannte diesen Blick und begann auch zu lächeln. „Was hast du vor?“ „Hier um die Ecke ist ein kleines Café. Was sagst du, wir trinken etwas und du erzählst mir, wie es gestern Abend bei Adrien war. Scheint ja spät geworden zu sein, wenn du bis in die Puppen schläfst und nichts mehr mitbekommst.“ Schulterzuckend sah sie ihre Freundin an. Aber, warum eigentlich nicht. Ihre Eltern waren ohnehin in der Bäckerei und hatten mit Sicherheit nicht mal mitbekommen, dass sie gegangen war. Außerdem konnte Tikki einen Keks vertragen und sie hatte ihre Tasche in der Hektik auf ihren Schreibtisch liegen lassen. „Okay … Aber du musst zahlen, ich hab nämlich nichts dabei.“ Entschuldigend kratzte sie sich an ihrem Kopf und schon wurde sie von ihrer Freundin mitgezogen. „Das ist das kleinste Problem. Schlimmer ist da eher, dass mein Akku mitten im Kampf schlappmachen musste. Nun konnte ich gar nicht das große Fermate filmen.“ Theatralisch hielt sie ihr Smartphone in die Höhe. „Das große Fermate?“ „Sagt man das nicht so?“ Nachdenklich tippte sich Alya gegen ihr Kinn und steckte danach ihr Handy zurück in die Hosentasche. „Ich glaube, ich hätte in Musik besser aufpassen sollen.“ „Ich glaube auch.“ Kichernd sahen sie sich kurz an und machten sich dann auf den Weg zu dem kleinen Café.     Müde ließ sich Adrien bäuchlings auf das Bett in seinem Hotelzimmer fallen. Er hatte zwar versucht im Flugzeug zu schlafen, doch ständig textete ihn entweder Nathalie zu oder irgendetwas anderes war, dass er einfach nicht zum Schlafen kam. Aber vielleicht war es auch ganz gut so. Wenn er jetzt einfach gleich schlafen würde, würde er sich vielleicht schneller an die neue Uhrzeit gewöhnen. Und da er sowieso morgen früh aufstehen musste, da er hier zu seinem erstem Fotoshooting musste, war schlafen wohl die beste Idee. Vorher wollte er Marinette allerdings noch schnell bescheid sagen, dass er gut angekommen war. Lächelnd drehte er sich auf seinen Rücken und richtete sich wieder auf. Was sie wohl gerade machte? Überlegend sah er auf die kleine Uhr, die auf dem Nachtschränkchen stand. „20.44 Uhr“, murmelte er vor sich hin und begann zu rechnen. „Was willst du mir damit sagen? Zeit zum Essen?“ Genervt rollte er mit seinen Augen. „Nein. Ich überlege gerade, wie spät es gerade in Paris ist. Ich wollte Marinette schnell bescheid sagen, dass ich gut angekommen bin … Dort müsste es jetzt … 14.44 Uhr sein.“ „Na dann ruf deine holde Maid mal an. Sonst nervst du den ganzen Abend wieder damit herum.“ Gähnend legte sich Plagg auf das große weiße Kissen. Kopfschüttelnd suchte Adrien die Nummer aus seinen Kontakten heraus und schielte zu seinem kleinen Freund. Wer von den beiden war hier denn bitte ständig am Herummaulen. Und das nur wegen Käse. Schnell wählte er dann aber Marinettes Nummer und wartend, dass sie heranging, tippte er auf seinem Bein herum. Verwundert legte er dann aber kurze Zeit später, als sich bloß ihre Mailbox meldete, wieder auf. Hatte sie es vielleicht nicht gehört? Oder war sie beschäftigt? Nachdenklich drehte er sein Smartphone in seinen Händen. Er sollte es einfach in ein paar Minuten noch ein Mal versuchen. Aber was machte er in der zwischen Zeit? Langsam sah er an sich herunter und rutschte dann vom Bett herunter. „Ich geh kurz unter die Dusche“, wandte er sich an seinen Kwami, doch der schien schon tief und fest zu schlafen. Schmunzelnd lief er leise herüber in das anliegende Badezimmer und schloss die Tür. Ihm hatte die Reise wohl auch zu schaffen gemacht. Erfrischt verließ er kurze Zeit später, nur mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt, wieder das Badezimmer. Die Dusche tat ihm wirklich gut und er fühlte sich, auch wenn er immer noch hundemüde war, gleich etwas besser. Flink steuerte er seinen Koffer an, fischte sich ein paar neue Klamotten heraus und zog sich rasch an. Ein weiteres Gähnen entwich ihm und so griff er nach seinem Handy und sah herauf. Keine Nachrichten oder Anrufe. Anscheinend hatte Marinette es noch gar nicht bemerkt, dass er versucht hatte, sie zu erreichen. Stirnrunzelnd probierte er es erneut, doch wieder bekam er nur die Mailbox heran. Was machte sie nur? Und dann kam ihm ein Gedanke. Es gab eigentlich nur einen Grund, warum sie mitten am Tag nicht auf ihr Handy sah. Angespannt suchte er den Zettel, den er mit einem Haufen anderer Papiere von Nathalie in die Hand gedrückt bekommen hatte, worauf das Passwort für das WLAN aufgeschrieben stand. Eigentlich wollte er sich erst morgen darum kümmern, aber das konnte jetzt nicht mehr warten. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand er endlich, unter einem Stapel Papieren, den er auf den Tisch gelegt hatte, den kleinen Zettel. „Was machst du denn hier für einen Lärm? Wolltest du nicht schlafen?“ „Jetzt nicht. Ich muss etwas nachsehen“, antwortete er bloß monoton und tippte das Passwort ein. Sofort, als er das Signal empfing, öffnete er den Ladybug-Blog und entdeckte auch direkt Alyas letzten Videoeintrag. Leider sollte er mit seiner Vermutung recht behalten. Der Eintrag war von heute Vormittag. Wenn er die Zeit zurückrechnete, war das vor wenigen Stunden. Warum ging sie also jetzt nicht heran? Nervös öffnete er das Video und mit zusammengebissenen Zähnen musste er mit ansehen, wie sie von einer Horde Menschen angegriffen wurde. Warum hielt sie sich denn die Ohren zu und wehrte sich nicht richtig? Leider konnte man außer einem lauten Rauschen überhaupt nichts vom Ton verstehen. Erneut wurde sie von einem großen Mann getroffen und plötzlich brach das Video ab. Was war denn jetzt los? Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf das Display. Warum hörte das Video so abrupt auf? War ihr etwa irgendetwas passiert? „Was ist denn los?“ Fragend setzte sich Plagg auf seine Schulter. „Es gab einen neuen Angriff und ich kann Marinette nicht erreichen. Was ist, wenn ihr etwas passiert ist?“ „Ihr geht es bestimmt gut. Probier es doch einfach noch mal.“ Nickend hielt er ein weiteres Mal sein Handy an sein Ohr, doch wieder nichts. Er bekam nur die Mailbox heran. Aufgeregt begann er auf und ab zu tigern. Was war, wenn ihr wirklich etwas passiert war? „Ruf doch einfach ihre Freundin an.“ Ja, natürlich. Warum war er nicht selbst darauf gekommen. Sofort wählte er Alyas Nummer und nervös wartete er darauf, dass sie heranging.   Kapitel 7: ----------- Kapitel 7   Angespannt sah Adrien auf den kleinen Wecker, der auf dem Nachtschränkchen stand, und drehte langsam seinen Kopf wieder zurück. Schwer atmend blickte er hinauf zur Decke. Die Minuten vergingen und mit jeder weiteren, wurde er immer unruhiger. Selbst Alya konnte er nicht erreichen. Was ging da nur vor? Mit zusammengebissenen Zähnen krallte er seine Finger in die Bettdecke. Diese Ungewissheit machte ihn fertig. Ebenso die Tatsache, dass er rein gar nichts von hier aus unternehmen konnte. Nur warten. Warten, ob sich irgendjemand melden würde. Selbst Nino hatte er angerufen. Er konnte ihn zwar nur fragen, ob er etwas von Marinette gehört hatte, und auf die Frage warum, ihm lediglich antworten, dass er ihr etwas Dringendes sagen müsste. Doch selbst er hatte weder von ihr noch von Alya heute schon etwas gehört. Ruckartig richtete er sich wieder auf, rutschte zum Fußende herunter und schwang seine Beine über die Bettkante. Er hielt es nicht mehr aus, nur herumzusitzen. Langsam ging er auf die große Fensterfront zu, legte seine Hand auf die Fensterscheibe und sah auf die bunten Lichter der Stadt herunter. „Sie wird sich schon melden.“ „Ich hoffe, du hast recht …“     Mit einem Lächeln auf dem Gesicht betrat Marinette spät am Nachmittag ihr Zimmer und schloss die Bodenluke hinter sich. „Du kannst wirklich froh darüber sein, so eine gute Freundin zu haben.“ „Mhm.“ Da hatte Tikki in der Tat recht. Alya hatte sie wirklich gut abgelenkt und auf andere Gedanken gebracht. Nach dem Start heute hätte sie nicht geglaubt, dass der Tag doch noch so schön werden würde. Glücklicherweise stellten ihre Eltern auch keine Fragen, warum sie ohne Tasche, Schlüssel und Handy in der Bäckerei auftauchte. Sie kannten ihre Schusseligkeit und so hatte sie ihnen einfach gesagt, dass sie zu spät dran war und in der Eile, alles zu Hause vergessen hatte. Ganz gelogen war es ja nicht mal. Sie hatte ja wirklich in dem Moment, bevor sie sich verwandelte, nicht daran gedacht, ihre Sachen mitzunehmen. Und da sie ja nicht wusste, ob ihre Eltern mittlerweile schon wieder in der Wohnung waren, konnte sie nicht als Ladybug zurückspringen. Nachdenklich strich sie über ihren Ohrring. Zum Glück ging noch mal alles gut. Alleine zu kämpfen war wirklich noch mal etwas ganz anderes, als zu zweit. Langsam wanderte ihr Blick auf ihre Brust herunter und seufzend nahm sie das Medaillon in ihre Hand. Ob er gut angekommen war? „Alles Okay?“ Fragend schwebte Tikki neben ihr und nickend lächelte Marinette ihre kleine Freundin an. „Ja, ich habe mich gerade nur gefragt, ob Adrien gut angekommen ist. Er müsste ja schon gelandet sein.“ „Na dann frag ihn doch einfach.“ „Du hast recht.“ Flink huschte sie herüber zu ihrem Schreibtisch. Wenn sie es richtig in Erinnerung hatte, hatte sie ihr Handy nach dem Gespräch mit Alya dort hingelegt und sofort entdeckte sie es auch. In einer Handbewegung griff sie da nach und entsperrte das Display. Verwundert runzelte dann allerdings ihre Stirn. Sie hatte zig Anrufe und Nachrichten. Alle von Adrien. War etwa etwas passiert? Sofort öffnete sie die Mitteilungen und bekam prompt große Augen. „Was ist denn los? So, wie du schaust, ist irgendetwas passiert?“ „Nein. Aber genau das denkt Adrien.“ Irritiert kippte nun auch ihr kleiner Kwami seinen Kopf zur Seite. „Er hat auf den Ladybug-Blog gesehen, dass es einen neuen Angriff gab. Da das Video aber mitten im Kampf abgebrochen ist und er mich nicht erreicht, denkt er jetzt, es ist etwas passiert.“ „Na dann ruf ihn doch schnell an.“ Nachdenklich blickte sie auf das Display und sah auf die Uhrzeit. „Was ist los?“ „Bei ihm ist es doch schon mitten in der Nacht jetzt. Er schläft bestimmt schon.“ Seufzend ließ sie sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen. Tikki setzte sich vor sie auf den Tisch und lächelte sie an. „Na los. Ruf ihn an.“     Aufatmend legte Adrien auf, packte sein Handy auf den Nachtisch und ließ sich bäuchlings auf das Bett fallen. „Ihr geht es gut.“ „Hab ich doch gesagt … Können wir jetzt schlafen?“ Gähnend legte sich Plagg auf das Kissen zurück und schloss auch prompt seine Augen. Schmunzelnd rutschte Adrien unter die Decke, beobachtete noch kurz seinen kleinen Freund und stellte dann die kleine Nachttischlampe aus. Auch wenn Plagg es nicht zu gab. Er hatte sich genau so große Sorgen um Tikki und Marinette gemacht, wie er. Er hatte nicht ein Mal nach seinem geliebten Käse gefragt. Und das sollte schon etwas heißen. Erleichtert, dass es Marinette gut ging, schloss auch er seine Lider. In wenigen Stunden klingelte der Wecker, und wenn er morgen nicht komplett aus den Latschen kippen wollte, sollte er nun schleunigst schlafen.   Gähnend folgte er am nächsten Morgen Nathalie und lief ihr müde hinterher. Sie führte ihn durch einen langen Flur nach dem andere durch das große Gebäude. Hier sollte das erste Shooting für ein Magazin stattfinden. „So. Da wären wir.“ Nickend ging er durch die schon geöffnete Tür und betrat das Studio. Es war riesig. Sofort wanderte sein Blick durch den Raum. Überall wuselten schon Leute herum, bauten etwas auf und Kleiderständer wurden durch den Saal geschoben. Wie groß war dieses Shooting? „Adrien. Kommst du bitte?“ Erschrocken zuckte er kurz zusammen, nickte Nathalie dann allerdings zu und folgte ihr wieder. Sie steuerten einen großen Mann mit einem Klemmbrett in der Hand an und perplex runzelte er die Stirn, als ein Mädchen, etwa in seinem Alter, Arme wedelnd auf ihn zu gelaufen kam. „Hi. Du musst Adrien sein oder?“ „J-ja.“ Sie sprach französisch? Damit hätte er jetzt nicht gerechnet. „Schön dich endlich kennenzulernen. Wir sind bestimmt ein gutes Team. Das wird super.“ Fragend sah er zu Nathalie und sie verstand offenbar seine Verwirrung. „Adrien, das ist Celina. Ihr beide seid das Gesicht der Kampagne.“ Mit großen Augen sah er zwischen Nathalie und dem rothaarigen Mädchen hin und her. Die beiden würden zusammen das Gesicht für die Kampagne werden? Warum hatte ihm sein Vater kein Sterbenswörtchen davon gesagt? Auch Nathalie hatte bei ihren ewig langen Berichten kein Ton davon erwähnt. Räuspernd kratzte er sich dann aber am Kopf und wandte sich wieder an Celina, die ihn immer noch ansah. „Ähm. Ja. Ganz bestimmt.“ „Na dann, wir sehen uns ja gleich am Set.“ Winkend lief sie davon und ihre roten Locken wippten nur so auf und ab dabei. Sie schien ja ein nettes Mädchen zu sein. Dennoch hätte ihm sein Vater dieses kleine Detail ruhig mitteilen können. Als Celina nicht mehr zu sehen war, drehte er sich wieder zu Nathalie und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Warum wusste ich davon nichts? Wer ist das überhaupt?“ „Ich dachte, dein Vater hätte es dir gesagt. Sie ist die Tochter eines alten Bekannten und Geschäftspartner deines Vaters. Er ist ebenfalls in der Modebranche tätig. Er ist allerdings mit seiner Familie vor Jahren hier her ausgewandert. Seine Tochter ist hier ein gefragtes Model. Sie hielten es für eine gute Idee, damit die Marke deines Vaters hier noch bekannter wird.“ Das erklärte dann auch, warum sie französisch sprach. Seufzend steckte er seine Hände in die Hosentaschen. Das war doch Absicht, dass sie ihm das nicht erzählt hatten. Sein Vater wusste genau, dass er solche Partnershootings nur ungern machte. „So. Nun zieh dich bitte um. Der Mann da hinten wird dir alles zeigen.“   „So, das war es für heute“, ertönte die Stimme des Fotografen und froh darüber pustete Adrien laut aus. Seit Stunden war er nun schon hier und schoss mit Celina ein Foto nach dem anderen. Wie oft er sich in der Zeit umgezogen hatte, darüber wollte er gar nicht nachdenken. So langsam aber sicher holte ihn die schlaflose Nacht ein und er wünschte sich nur noch eine warme Dusche und ein Bett. Erschöpft ging er daher herüber zur provisorischen Umkleidekabine und hatte sie beinahe erreicht, als Celina sich auf ein Mal direkt vor ihn stellte. „Du bist echt gut. Hat wirklich Spaß gemacht.“ „Danke, du auch.“ Lächelnd nickte er ihr zu. Sie konnte sich wirklich gut vor der Kamera bewegen. Kein Wunder, dass sie hier ein gut gebuchtes Model war. „Da das nächste Shooting erst übermorgen ist, was hältst du davon, du kennst ja hier niemanden, wenn ich dir morgen ein wenig die Stadt zeige?“ „Oh, ich weiß nicht … Ich glaube, ich werde mich morgen lieber etwas ausruhen. Der Jetlag und so weißt du … Außerdem müsste ich eh erst Nathalie fragen, ob das in Ordnung wäre. Ich weiß nicht, ob du meinen Vater kennst. Er ist sehr streng, was das angeht.“ Celina schien ja wirklich ein nettes Mädchen zu sein, aber er hatte überhaupt keine Lust auf Sightseeing morgen. „Das sollte kein Problem sein.“ Erschrocken drehte er sich herum und blickte direkt auf Nathalie, die Celina zu stimmend zu nickte. „Na dann geht doch alles klar. Ich hol dich morgen um 9 Uhr ab. Mein Vater weiß, in welchem Hotel ihr eingecheckt habt. Bis morgen“, trällerte Celina, und bevor er auf irgendeine Weise reagieren konnte, war sie schon davon gelaufen. Das war ja lieb von ihr gemeint, aber er wollte doch gar nicht. Vermutlich dachte sie, da ihre Väter befreundet waren, dass sie sich nun um ihn kümmern musste. Was natürlich Blödsinn war. „Adrien würdest du dich dann bitte umziehen, damit wir los können?“ „Ist gut“, seufzte er leise und betrat die kleine Umkleidekabine.     „Das ist sie?“ Skeptisch sah Alya auf das Display ihres Smartphones und schulterzuckend nahm Marinette ihre Hand wieder herunter. „Ich denke. Zumindest hab ich kein anderes Model in New York mit dem Namen, den er gesagt hatte, gefunden.“ „Ach mach dir keinen Kopf. Er hat doch nur Augen für dich.“ Lächelnd sah sie zu ihrer Freundin herunter. Eigentlich war es wirklich blöd von ihr. Aber, als ihr Adrien gestern gesagt hatte, dass er mit dieser Celina fast jeden Tag nun zusammenarbeiten musste und sie ihm auch noch die Stadt zeigen würde, konnte sie gar nichts dagegen machen, dass sie auf dieses Mädchen eifersüchtig wurde. „Wer hat nur Augen für wen?“ Fragend setzte sich Nino neben Alya auf seinen Platz und sah zwischen Alya und ihr hin und her. „Ich hoffe doch, du nur für mich.“ Zwinkernd grinste Alya sie an und schmunzelnd beobachtete sie ihre Freundin, wie sie ihren Freund begrüßte. Zum Glück hatte Alya gleich reagiert. Nino musste das ja nun wirklich nicht mitbekommen. Nachher gab er es nur an Adrien weiter. Die Schulklingel ertönte und mit dem Klingeln betraten auch Madame Bustier und Nathaniel den Klassenraum. Schnell eilte dieser auf den Platz neben ihr und begrüßte sie freudig. „So, wir brauchen gar nicht groß weiter reden. Arbeitet einfach gleich an euren Projekten bitte.“ Sofort brach lautes Getuschel aus und auch Marinette drehte sich zu Nathaniel. „Wollen wir dann auch anfangen?“ Nickend zog er seine Unterlagen heraus. Auch sie fischte ihre Mappe aus ihrer Tasche, allerdings fiel ihr dabei blöderweise ein Stift herunter. Stöhnend beugte sie sich unter den Tisch und versuchte an ihn heranzukommen. Nathaniel hatte es offenbar bemerkt, denn auch er beugte sich nun herunter. „Warte ich helfe dir.“ Flink hatte er den Stift aufgehoben und reichte ihn ihr herüber. Doch plötzlich verharrte er in seiner Position und starrte sie an. Was hatte er denn jetzt? Doch direkt danach ahnte sie schon etwas. Sofort sah auf ihren Arm. Ihr Ärmel war nach oben gerutscht. „Was hast du denn gemacht?“ Mit großen Augen sah er sie und ruckartig zog sie ihre Bluse richtig. „Das … Ich hab mir … den Arm geklemmt.“ „Das sieht ja furchtbar aus.“ Nervös richtete sie sich wieder auf, rutschte mit ihrem Stuhl wieder an den Tisch und wedelte mit ihrer Hand. „Ach halb so wild. Nicht weiter schlimm.“ Musste ihr blöder Ärmel genau jetzt hochrutschen? Hawk Moth hatte gestern mal wieder einen seiner Akumas losgeschickt und fatalerweise hatte sie ihn etwas unterschätzt, was ihr nun einen lilablau verfärbten Arm bescherte. „Sicher?“ „Ja. Du weißt doch, wie tollpatschig ich bin.“ Lächelnd zog sie ein Blatt hervor und schob es zu ihm herüber. „Lass uns lieber anfangen.“ „Okay“, murmelte er leise und betrachtete ihren Zettel. Hoffend, dass er nicht weiter nachfragen würde, nahm sie sich ihre Notizen und sortierte einige Blätter.     Kapitel 8: ----------- Kapitel 8   Langsam lief Marinette hinter Alya und Nino her und folgte ihnen, wie sie auf die große Eingangstür zusteuerten. Sie hatten das Gebäude schon beinahe verlassen, als sie plötzlich von jemandem gerufen wurde. Flink drehte sie sich herum und entdeckte dann Nathaniel, wie er auf sie zu gerannt kam. „K-kann ich kurz mit dir sprechen?“ Außer Atem sah er sie an und verwundert runzelte sie ihre Stirn. Was wollte er denn jetzt? War ihm noch irgendetwas zu ihrem Projekt eingefallen? Wobei das ja auch bis morgen warten könnte. So wie er sie ansah, schien es aber um etwas anderes zu gehen. „Ähm. Ja. Natürlich.“ Kurz blickte sie über ihre Schulter zurück und lächelte ihre Freunde an. „Geht ruhig schon. Wir sehen uns ja dann heute Nachmittag.“ Nickend winkten ihr die beiden zu und liefen dann zusammen die Treppe herunter. „Was gibt es denn?“ Fragend wandte sie sich wieder an Nathaniel und wartete darauf, was er zu sagen hatte. „Ja … Also …“ Sie konnte genau sehen, dass er nervös auf seinen Füßen hin und her tippelte und offenbar nach den richtigen Worten suchte. Was hatte er denn auf ein Mal? „Ist alles in Ordnung?“ „Das würde ich gern von dir wissen“, platzte es mit einem Mal aus ihm heraus und erschrocken zuckte sie kurz zusammen. „Entschuldige.“ „Warum fragst du?“ Verlegen strich er sich mit seiner Hand über den Arm. „Ich meine … Also, erst die Wunde in deinem Gesicht … dann dein Arm … Und das ist ja nicht das erste Mal, dass du mit irgendwelchen Verletzungen zur Schule kommst. Das sieht beinahe so aus, als ob … Wenn du jemanden zum Reden brauchst … Wir kennen uns vielleicht nicht so gut, aber, falls du irgendwelche Probleme mit deinen Eltern oder Adrien hast dann …“ Mit großen Augen starrte sie ihn an. Dachte er etwa, sie wurde misshandelt? Schnell wedelte sie daher mit ihren Händen vor ihm herum. „Nein. Nein. Alles gut. Ich bin sehr tollpatschig, weißt du. Mir geht es gut. Wirklich.“ Angespannt blickte sie ihm direkt in die Augen und hoffte, dass er ihr glauben würde. Es rührte sie ja schon, dass er sich Sorgen um sie machte, aber sie konnte ihm ja schlecht die Wahrheit sagen. Bevor Nathaniel jedoch noch irgendetwas sagen konnte, ertönte plötzlich ein Knall, gefolgt von lautem Geschrei aus Richtung des Parks. Alarmierend ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Hawk Moth gab die letzten Tage wirklich alles. Jeden Tag hetzte er einen neuen Superschurken auf die Stadt los. Wenn sie sich nicht ganz täuschte, war der Knall von dem Nächsten. „Tut mir leid. Ich muss los.“ Ohne auf eine Antwort seitens Nathaniel zu warten, rannte sie los. Sie hörte ihn zwar noch irgendetwas hinterher rufen, jedoch konnte sie darauf jetzt leider keine Rücksicht nehmen. Ladybug wurde gebraucht. In Windeseile steuerte sie den Park an und prompt liefen ihr auch schon panisch schreiende Menschen entgegen. Hier war zweifellos wieder eine akumatisierte Person unterwegs. Rasch sah sie sich um, hockte sich hinter einem Baum und öffnete ihre kleine Tasche. „Tikki verwandle mich.“ Kampfbereit richtete sie sich wenige Sekunden später als Ladybug auf und wollte gerade wieder loseilen, als ihr auf einen Schlag sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. „M-marinette?“ Sprachlos und mit großen Augen starrte sie auf ihren Klassenkameraden. Er musste ihr hinterher gelaufen sein. Jetzt wusste er es. Er wusste bescheid. Er hatte es ganz offensichtlich gesehen, wie sie sich verwandelt hatte. Wie konnte das nur passieren? Sie hatte sich doch vergewissert, dass niemand in der Nähe war. Erst ein weiterer Knall löste sie aus ihrer Schockstarre und ernst legte sie ihre Hände auf seine Schultern. „Bitte. Du darfst es niemanden sagen.“ Flehend blickte sie ihm tief in die Augen und ein weiterer Knall ertönte nicht weit von ihnen entfernt. „Bring dich in Sicherheit.“ „Nein … I-ich …“, stotterte Nathaniel und rührte sich nicht vom Fleck. Er schien genauso wie sie einen kleinen Schock zu haben und so gab sie ihm einen kleinen Schubs. Er musste aus der Schusslinie verschwinden. „Geh rüber zu der kleinen Bäckerei und warte dort auf mich. Sag meinen Eltern, dass ich gleich nachkomme. Los!“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nickte er ihr zu und rannte los. Tief atmete sie ein, versuchte sich zu sammeln und nahm ihr Jo-Jo in die Hand. Sie musste, so schnell es ging, den Akuma einfangen und dann zu Nathaniel. Sie hatte keine Ahnung, wie er nun auf diese Neuigkeit reagieren würde. Würde er sie nachher verraten? Glauben tat sie das eigentlich nicht, aber wissen konnte sie das auch nicht. Schnell schüttelte sie allerdings ihren Kopf. Darum konnte sie sich später Gedanken machen. Ihre Aufmerksamkeit sollte sie nun erst mal voll und ganz dem bevorstehenden Kampf widmen. Sie wusste bisher noch nicht, mit wem sie es zu tun haben würde, und alleine war es ohnehin um einiges schwieriger. Sie durfte sich keine Unachtsamkeit erlauben. Sich selber zu nickend warf sie ihr Jo-Jo aus und schwang sich an den Ort des Geschehens.   Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend humpelte sie nach dem Kampf aus dem Park herüber zur Bäckerei. War Nathaniel wirklich dort und wartete auf sie? Oder lief er schon durch Paris und erzählte allen, was er herausgefunden hatte? Der Kampf hatte länger, als ihr lieb war, gedauert. Sie hatte den Akuma zwar zum Glück einfangen können, doch ganz ohne Blessuren ist sie auch nicht davon gekommen. Kurz wanderte ihr Blick herunter zu ihrem Bein. „Geht es?“ Vorsichtig streckte Tikki ihren Kopf aus der Tasche und sah mit großen Augen zu ihr herauf. „Ja. Es geht schon. Ich denke, es ist nur geprellt.“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte sie weiter und zu ihrer Erleichterung entdeckte sie Nathaniel, der tatsächlich auf sie zu warten schien. Er hatte sich vor der Bäckerei auf den Boden gesetzt und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Kurz seufzte sie auf. Er hätte ruhig hineingehen können. Er musste doch nicht in der Kälte auf dem Boden sitzen und warten. Schwer atmend, da ihr Bein doch mehr schmerzte, als es ihr lieb war, überquerte sie die Straße. Unweigerlich, je näher sie ihm kam, drängte sich wieder die Erkenntnis, die sie bewusst beim Kampf verdrängt hatte, in ihr Bewusstsein. Nathaniel wusste bescheid. Er kannte jetzt ihre Geheimidentität. So etwas hätte nicht passieren dürfen. Aber nun konnte sie es nicht mehr ändern und musste sich erst mal dem Gespräch mit ihm stellen. Mit ernster Miene blickte sie zu ihm herüber und hatte die andere Seite beinahe erreicht, als ihr Klassenkamerad plötzlich aufsah und sie offenbar genau in diesem Moment auch entdeckte, da er ruckartig aufsprang und ihr entgegen lief. „Geht es dir gut?“ Mit großen Augen wanderte sein Blick herunter auf ihr Bein, welches sie hinterherzog und stützend legte er seinen Arm um sie herum. „Warte, ich helfe dir.“ „Danke“, murmelte sie leise, und ohne ein weiteres Wort liefen sie von der Straße herunter. Mit einer Handbewegung deutete sie auf die Eingangstür und ohne Zeit zu verlieren, betraten sie das Haus. Still saßen sie kurze Zeit später auf dem kleinen Sofa in ihrem Zimmer und hielten beide ihren Blick gesenkt. Sie wusste einfach nicht so recht, wie sie anfangen sollte. Auch er suchte wohl nach den richtigen Worten und im Augenwinkel konnte sie erkennen, wie er seine Hände ineinander knetete. Nach weiteren Minuten des Schweigens wollte sie gerade fragen, ob er etwas zu trinken wollte, um überhaupt irgendetwas zu sagen, als Nathaniel plötzlich wieder aufsah und ihr nun direkt in die Augen blickte. „Ich werde es niemanden sagen. Das kannst du mir glauben. Versprochen.“ Ein riesiger Stein fiel ihr vom Herzen und dankbar legte sie ihre Hand auf seine. „Danke“, flüsterte sie leise und nahm ihre Hand wieder zurück. „Also, die ganzen Verletzungen … die kommen …“ Nickend kratzte sie sich an ihrem Kopf und lächelte verlegen. „Ähm, ja. Die sind bei irgendwelchen Kämpfen entstanden … Die meisten zumindest.“ Kurz lächelten sie sich an und sie konnte genau sehen, dass ihn noch zig Fragen auf den Lippen brannten. Er hatte genau den gleichen Gesichtsausdruck, wie Alya damals. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Es war ja auch eine Riesensache, die er da gerade erfahren hatte. Sie glaubte ihm, dass er es niemanden sagen würde und so begann sie zu grinsen. „Na los. Schießlos. Du kannst ruhig fragen.“     Müde streckte Adrien seine Arme in die Höhe und ließ sich gähnend rücklings auf das Bett fallen. Der Tag hatte ganz schön an seinen Nerven gezerrt. Den gesamten Tag über hatten sie die nächste Fotostrecke geshootet und zu allem Überfluss hing Celina auch noch in den Pausen, wie eine Klette an ihm. Offenbar dachte sie, da sie ihm gestern die Stadt gezeigt hatte, dass sie jetzt so etwas wie Freunde oder so waren. Dabei wollte er eigentlich nur seine Ruhe haben. Ihm taten immer noch die Füße weh. Das ständige Hin und Her Gelaufe heute machten die ganze Sache nicht besser. Celina musste ihn ja gestern unbedingt von einer Sehenswürdigkeit zur Nächsten schleppen. Sie war ja schon ein nettes Mädchen, aber etwas Zeit für sich konnte auch nicht schaden. Sie würden sich jetzt ohnehin fast täglich sehen. „Hast du mich vergessen?“ Maulend schwebte Plagg vor ihm herum und funkelte ihn mit zusammengekniffenen Augen böse an. Seufzend stand er daher wieder auf, schlurfte zu dem kleinen Kühlschrank in seinem Zimmer herüber und überreichte seinem Kwami den Käse. Er hatte keine Lust auf große Diskussionen. Dass er von den Angestellten des Hotels seltsam angesehen wurde, als er nach Camembert auf seinem Zimmer fragte, war Plagg natürlich ziemlich egal. Schmunzelnd drehte er sich aber wieder herum, lief zurück zum Bett und schnappte sich sein Handy. Plagg würde sich sowieso nicht ändern. Und eigentlich sollte er das auch gar nicht. Kurz rechnete er die Zeit zurück und lächelnd entsperrte er das Display seines Smartphones. Er hatte mit Marinette ausgemacht, dass er sie heute Abend beziehungsweise für sie nach der Schule anrufen würde. Plaggs Geschmatze ignorierend wählte er ihre Nummer und wenige Sekunden später nahm sie auch schon ab. „Mari-“ „Adrien … Ich … kann jetzt nicht. Nathaniel ist gerade da und … Ich muss auflegen. Ich melde mich bei dir.“ Entgeistert nahm er seine Hand herunter und starrte auf das Display. Was war das denn gerade? Sie hatte einfach aufgelegt. „Hey Romeo, was ist dir denn über die Leber gelaufen?“ Immer noch verwirrt, legte er das Handy neben sich auf das Bett und blickte dann fragend zu Plagg. „Sie hat einfach aufgelegt … Weil Nathaniel da ist?“ Warum musste sie auflegen, wenn er da war? Warum war er überhaupt bei ihr zu Hause? Tausend fragen schossen ihm gleichzeitig durch den Kopf und unweigerlich keimte die Eifersucht in ihm wieder auf. Wenn er herausfand, dass er sich an sie heranmachte, konnte er was erleben, wenn er wieder zu Hause wäre. Unbemerkt ballte er seine Hände zu Fäusten und murmelte leise vor sich her. „Entspann dich. Sie hatte mit Sicherheit einen Grund dafür.“ „Ja bestimmt“, presste er durch seine Lippen hindurch, griff wieder nach dem Smartphone und versuchte seinen besten Freund zu erreichen.   Stöhnend wälzte er sich in dem großen Bett hin und her. Er hatte immer noch nichts wieder von ihr gehört. Auch ein weiterer Anruf von ihm lief ins Leere, da sie nicht heranging. Nino war leider auch keine große Hilfe und wusste auch nichts weiter darüber. Nur, dass Nathaniel nach der Schule mit ihr reden wollte und sie einen Kinobesuch mit Alya und ihm kurzerhand abgesagt hatte. Er hätte vermutlich lieber Alya fragen sollen. Sie wusste eigentlich immer, was bei Marinette los war. Was machte sie nur? Es waren mittlerweile schon drei Stunden vergangen. Ein Blick auf den kleinen Wecker verriet ihm, dass er eigentlich schon längst schlafen sollte. Morgen stand der Dreh für einen kleinen Werbespot an und völlig übermüdet dort zu erscheinen, war keine optimale Voraussetzung. Doch er konnte einfach nicht einschlafen. Erneut drehte er sich schwungvoll auf die andere Seite und zog die Bettdecke etwas höher. „Du machst mich noch wahnsinnig mit deinem Gezappel“, zeterte Plagg und stöhnte genervt aus, „Jetzt schlaf endlich.“ Er wollte seinem kleinen Freund gerade antworten, als sein Handy leise neben ihm piepte. Er hatte eine Nachricht erhalten. Abrupt richtete er sich daher auf, schnappte sich sein Handy und öffnete die Mitteilung. Sie war von Marinette.   Bist du noch wach? Können wir kurz reden?   Einen winzigen Moment starrte er auf die Zeilen. Können wir kurz reden? Kurz zog sich sein Magen zusammen. Das klang so ernst. Sofort wählte er dennoch ihre Nummer und wartete darauf, dass sie herangehen würde.   Kapitel 9: ----------- Kapitel 9   Angespannt drückte sie auf Absenden und sah danach auf ihr Smartphone in ihren Händen. Ob er schon schlief? Sie wollte ihn vorhin nicht so abblocken, aber es ging nicht anders. Nathaniel durfte nicht auch noch erfahren, dass er Chat Noir war. Es reichte schon, dass er nun ihr Geheimnis kannte. Sie musste wenigstens seine Identität bewahren. Auf die Frage, ob es Adrien wissen würde, hatte sie zwar notgedrungen mit Ja geantwortet, ebenso das Alya bescheid wusste. Aber als er wissen wollte, ob sie wissen würde, wer Chat Noir in Wirklichkeit wäre, hatte sie schnell verneint. Sie merkte zwar, dass er ihr nicht so ganz glaubte, aber er hatte glücklicherweise auch nicht weiter nachgefragt. Zum Glück waren Adrien und sie sich einig gewesen, dass sie, wenn sie in der Öffentlichkeit als ihre Superhelden-Ich`s unterwegs waren, sich mit Liebesbekunden zurückhalten würden. Sonst hätte Nathaniel mit Sicherheit jetzt eins und eins zusammenzählen können. Schwer atmend drehte sie ihr Handy in ihren Händen. Er war mit Sicherheit nun sauer auf sie, dass sie ihn so geblockt hatte. Aber sie wollte doch einfach in Ruhe mit ihm sprechen und nicht, wenn Nathaniel neben ihr saß und zuhörte. Sie wollte ihn direkt anrufen, wenn Nathaniel wieder gegangen war. Allerdings hatte ihre Mutter blöderweise, als sie ihren Klassenkamerad an der Tür verabschiedet hatte, gesehen, als sie zurück in ihr Zimmer wollte, dass sie humpelte. Natürlich hatte sie gleich gefragt, was passiert wäre und in ihrer Not, fiel ihr nichts Besseres ein, als zu behaupten, sie wäre die Treppe heruntergefallen. Dummer Fehler, wie sie prompt feststellen musste. Sofort hatte ihre Mutter sie besorgt gemustert und dadurch dummerweise auch noch ihren blauen Arm entdeckt. Egal, wie oft sie auch bekundete, dass es ihr gut gehen würde, ihre Mutter bestand darauf, sie zum Arzt zu bringen. Nach der Sache mit der Badewanne war sie übervorsichtig geworden und so hatte sie sie kurzerhand in die Notaufnahme geschleppt, wo sie dann von Kopf bis Fuß untersucht wurde. Erst als die Ärzte ihrer Mutter beteuerten, dass ihr Bein lediglich eine Prellung hatte und es ihr ansonsten gut gehen würde, war sie wieder beruhigt. Das ganze Prozedere hatte ewig gedauert. Allein darauf, dass ihr Bein geröntgt werden würde, musste sie über eine Stunde warten und so zog es sich beinahe drei Stunden hin, bis sie wieder nach Hause fuhren. Ein tiefer Seufzer entwich ihr, als sie auf die Uhrzeit blickte. „Er schläft bestimmt schon“, murmelte sie leise und ließ sich rücklings auf ihr Bett zurückfallen. Natürlich schlief er jetzt schon, es war bei ihm mitten in der Nacht. Sollte sie ihn vielleicht noch eine Nachricht schreiben, in der sie kurz erklärte, was passiert war? „Du hast die Nachricht doch eben gerade erst abgeschickt.“ Schwach lächelnd nickte sie ihrer kleinen Freundin zu. Zuckte dann allerdings kurz zusammen, als ihr Handy wenige Sekunden später begann zu klingeln. Sofort richtete sie sich wieder auf, nahm den Anruf entgegen und mit großen Augen hielt sie ihr Smartphone gegen ihr Ohr. „Ich hoffe, ich hab dich nicht geweckt. Tut mir so leid. Ich wollte dich vorhin nicht abblocken. Es war nur. Nathaniel durfte doch nicht auch noch erfahren, dass du. Und dann hat meine Mutter auch noch gesehen, dass mein Bein verletzt ist und, als sie dann noch meinen blauen Arm entdeckt hat, hat sie mich zum Krankenhaus geschleppt. Das hat ewig gedauert. Sie mussten es ja unbedingt röntgten.“ Ohne Luft zu holen, sprudelten die Wörter, ohne nachzudenken, aus ihr heraus und wild wedelte sie dabei, auch wenn es Adrien nicht sehen konnte, mit ihrer Hand in der Luft herum. „Du glaubst gar nicht, wie lange so etwas dauern kann. Du bist bestimmt sauer jetzt auf mich.“ „Du bist verletzt?“, ertönte die entsetzte Stimme von Adrien am anderen Ende der Leitung, als sie eine kurze Pause machte, um Luft zu holen. „Ja. Nein. Ach, es ist nur geprellt. Halb so wild. In ein paar Tagen ist das wieder gut. Schlimmer, als mein Arm wird es auch nicht werden. Hawk Moth hat offenbar im Moment Langeweile, da er einen Akuma nach dem anderen losschickt.“ Sofort biss sie sich auf die Unterlippe. Sie wollte ihm das eigentlich nicht so erzählen, damit er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Aber sie war so durch den Wind, dass es ihr einfach raus gerutscht ist. „Was?“ „Ich hab das schon unter Kontrolle. Mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut.“ „Okaay“, dehnte er das Wort in die Länge und sie wusste genau, dass er nicht überzeugt davon war. Bevor sie jedoch noch etwas dazu sagen konnte, sprach er plötzlich weiter. „Warte. Moment. Was meinst du überhaupt damit, Nathaniel darf das nicht auch noch herausfinden?“ Tief atmete sie ein und begann dann alles zu erzählen. „Über dich weiß er nicht bescheid. Daher musste ich vorhin auch so schnell auflegen. Nachher hätte ich irgendetwas zu dir gesagt, was ihn nachher doch auf die Fährte hätte bringen können.“ Nervös beendete sie die Erzählung und wartete darauf, wie er reagieren würde. Angespannt atmete sie ein und wieder aus. Warum sagte er denn gar nichts? War er jetzt sauer auf sie? Enttäuscht? Mit Sicherheit war jetzt enttäuscht von ihr. Warum hatte sich auch nicht besser aufgepasst. „A-adrien?“, sprach sie nun mehr im Flüsterton, als das sie es laut aussprach, und knetete dabei die Finger in den Stoff der Hose. „Die Hauptsache ist doch, dass dir gut geht.“ Er versuchte wohl so normal, wie möglich dabei zu klingen, doch sie merkte sofort, dass er alles andere als normal war. Schwer musste sie daher schlucken. „Ich … Es …“ „Meinst du Nathaniel hält sich daran, und wird dich nicht verraten?“ „Ja. Ich denke schon.“ Davon ging sie wirklich aus. Nathaniel war kein schlechter Mensch. Und er schien sich wirklich Sorgen um sie zu machen. „Ich hoffe, du hast recht. Sonst …“ Sonst? Verwundert nahm sie ihr Handy kurz herunter und starrte auf das Display. Im ersten Moment dachte sie, die Verbindung wäre unterbrochen, doch dem war nicht so. Warum sprach er denn nicht weiter? „Sonst?“ „Schon gut … Ich glaube, ich sollte lieber, schlafen jetzt.“       „Adrien?“ Erschrocken zuckte er zusammen und blickte in Celinas fragendes Gesicht. „Äh. Ja, was?“ „Du bist ja heute ziemlich durch den Wind. Wir sollen noch mal durchlaufen.“ Nickend folgt er Celina. Er war durch den Wind? War das ein Wunder? Er hatte kein Auge mehr zubekommen und war nun somit seit über vierundzwanzig Stunden wach. Aber, was er auch versucht hatte, er konnte, nach dem Telefonat, nicht mehr schlafen. Zu sehr wühlte ihn die ganze Sache auf. Ständig schwirrte ihm Nathaniel in seinem Kopf herum und er malte sich die wildesten Szenarien aus, was er nun mit der Erkenntnis, dass Marinette Ladybug war, anfing. Marinette mochte ihm ja vertrauen. Er tat das allerdings nicht. Würde er es etwa dazu nutzen, um bei ihr landen zu können? Zähneknirschend sah er auf seine Füße herunter. Außerdem war Hawk Moth offenbar in mehr als bester Laune und hetzte einen Superschurken nach dem anderen auf die Stadt los. Und er saß hier fest und konnte überhaupt nichts unternehmen. Er konnte sie nicht beschützen. Auch wenn sie es herunterspielte. Sie war verletzt. Weil sie alleine kämpfen musste. „Adrien?“ Seufzend sah er wieder auf und wedelte entschuldigend mit seinen Händen. Er sollte sich besser konzentrieren. Wenn er alles tausendmal wiederholen musste, da er nicht bei der Sache war, würde das hier noch ewig dauern. Und dazu hatte er nicht wirklich Lust. Er wollte, so schnell es ging, zurück in sein Hotelzimmer. „Sorry. Ich ich werde jetzt besser aufpassen.“   Gähnend rieb er sich die Augen und war mehr als nur froh, dass die letzte Szene im Kasten war. Schlurfend steuerte er auf die Tür zu, vor der Nathalie auf ihn warten würde, um ihn zurück ins Hotel zu bringen. Er wollte nur noch schlafen. Er konnte kaum noch seine Augen offen halten. Ein weiteres Mal gähnte er und hatte den Ausgang schon beinahe erreicht, als, wie aus dem Nichts, Celina plötzlich neben ihm herlief. Erschrocken schüttelte er kurz seinen Kopf. „Tschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken.“ „Schon gut.“ Lächelnd nickte er ihr zu, lief weiter und so gingen sie schweigend zusammen nebeneinander auf die Tür zu, bis Celina sich doch wieder zu Wort meldete. „Hättest du vielleicht Lust heute mit mir ins Kino zu gehen? Seit gestern läuft ein ganz-“ „Das ist wirklich nett von dir, dass du fragst, aber“, schnitt er ihr das Wort ab und schob entschuldigend seine Schultern in die Höhe, „Ich bin wirklich sehr müde. Und möchte nur noch in mein Hotelzimmer zurück.“ Er konnte sehen, wie sich ihre Mundwinkel nach unten zogen und Schulter zuckend, ging sie einen Takt schneller. „Schade. Dann vielleicht ein anderes Mal.“ Wieder lächelnd winkte sie ihm ein letztes Mal über die Schulter zu und verschwand dann aus dem Saal. Seufzend tat er es ihr gleich und nickte draußen Nathalie zu und gab ihr somit zu verstehen, dass sie fahren konnten.   Nach einer gefühlten Ewigkeit betrat er das Hotel Zimmer. In der Rushhour durch New York zu fahren war wirklich eine Qual. Eilig warf er die Tür zu, schlüpfte aus seinen Schuhen heraus, steuerte ohne Umwege das Bett an und warf sich schwungvoll herauf. Leise stöhnte er aus. Er war hundemüde. Er brauchte dringend Schlaf. „Ich glaub, die Kleine steht auf dich.“ „Wer? Celina?“ Nickend setzte sich Plagg neben ihn auf die Bettdecke und Augen rollend sah er zu seinem Kwami herüber. „Quatsch. Außerdem weiß sie von Marinette. Wie du noch wissen müsstest, hab ich ihr von ihr erzählt, als sie mir die Stadt gezeigt hat. Sie will nur freundlich sein und sucht neue Freunde.“ Nachdenklich drehte er sich auf seinen Rücken und betrachtete die Decke. „Ich kann sie sogar ganz gut verstehen. Ihre Eltern behüten sie ganz ähnlich, wie mein Vater mich. Es ist schön, wenn man dann jemanden kennenlernt, dem es genau so geht.“ „Wenn du das sagst.“ „Ja und nun sei still.“ Genervt drehte er sich auf die Seite und er merkte, wie seine Lider immer schwerer wurden. Ein letztes Mal gähnte er und schon fielen ihm die Augen zu.     „Verstanden?“ Energisch tippte Alya Nathaniel gegen die Brust und bedachte ihn mit ihrem, wenn du auch nur ein Sterbenswörtchen darüber verlierst, dann töte ich dich, Blick und eingeschüchtert nickte ihr Klassenkamerad. „Gut. Da hinten kommt Nino. Wir sehen uns dann ja gleich in der Klasse.“ Schmunzelnd beobachtete Marinette ihre Freundin, wie sie mit ihrem Freund die Treppen hinauf lief. Natürlich hatte sie ihr gleich, nachdem sie mit Adrien telefoniert hatte, erzählt, was passiert war. Jetzt war es wirklich ein Vorteil, dass ihre Freundin über alles bescheid wusste. Alya hatte geduldig zugehört und sie getröstet. Auch über die Tatsache, dass Adrien so komisch beim Gespräch war, hatte sie sie beruhigt. Sie konnte wirklich froh sein, sie zu haben. Lächelnd wandte sie ihren Blick von der Treppe ab und sah zu Nathaniel zurück. Eingeschüchtert klammerte er seine Arme um seine Hefter und drückte sie fest an seine Brust. Jetzt tat er ihr schon etwas leid. Alya meinte es nie böse. Sie hatte einfach eine aufbrausende Art und machte sich einfach Sorgen um sie. „Nimm es Alya nicht böse. Ich weiß, dass du mich nicht verraten wirst.“ Wieder nickte er und langsam erhob sie sich von der Bank. Sie sollten lieber auch wieder in die Klasse herauf. „Wollen wir auch los? Madame Bustier mag es doch gar nicht, wenn wir zu spät kommen und ich bin ja nicht so schnell gerade, wie du weißt.“ „Wie geht es deinem Bein überhaupt?“ Auch Nathaniel stand nun auf und begann sie zu mustern. „Ach es geht schon. Nur Treppensteigen ist etwas blöd.“ Schulterzuckend begann sie loszuhumpeln. „Warte, ich helfe dir.“ „Danke.“ Flink stellte er sich neben sie, sah dann aber zwischen ihr und seinen Mappen hin und her. „Ich nehme sie.“ Lächelnd streckte sie ihre Arme aus, griff nach seinen Mappen und nahm sie in ihre Hände. Doch hatte sie eine von ihnen wohl nicht richtig festgehalten, da sie nun zwischen den anderen herausrutschte und zu Boden fiel. Lauter loser Blätter waren dadurch ebenfalls herausgerutscht und lagen nun vor ihren Füßen. „Oh nein, das tut mir leid.“ Sofort versuchte sie in die Hocke zu gehen und die Zettel wieder aufzuheben, als sie von Nathaniel gestoppt wurde. „Schon gut. Nicht schlimm. Ich mach das schon.“ Marinette ließ sich davon jedoch nicht abhalten und sammelte ebenfalls eifrig die Blätter mit auf und stapelte sie wieder auf der Mappe. Doch auf ein Mal betrachtete sei eines von ihnen genauer. Es war eine Zeichnung, die er wohl gemacht hatte. Als sie jedoch erkannte, wenn er da gezeichnet hatte, bekam sie prompt große Augen.   Kapitel 10: ------------ Kapitel 10   Ein leichtes Schmunzeln huschte ihr über das Gesicht und lächelnd überreichte sie Nathaniel das Stück Papier. Als er bemerkte, welches Blatt sie ihm da gerade gereicht hatte, lief er prompt, wie eine rote Tomate, an und hektisch steckte er die losen Blätter zurück in seine Mappe. „W-wollen wir dann?“, stammelte er immer noch mit hochrotem Kopf und sah dabei verlegen zu Boden. „Ja, lass uns los.“ Nickend überreichte er ihr seine Unterlagen, begann sie zu stützen und so liefen die beiden schweigend die Treppe herauf. Mit dem Klingeln erreichten sie den Klassenraum und so schnell es Marinette möglich war, steuerten sie ihre Plätze an. Da sie nun Madame Bustier hatten, setzte sich Nathaniel direkt auf den Stuhl neben ihr. Sie konnte genau sehen, wie sein Blick über seine Schulter nach hinten in die letzte Reihe wanderte. „Weiß sie es?“, flüsterte sie und beugte sich etwas zu ihm herüber. Sofort zuckte er zusammen und abrupt richtete er seinen Blick wieder nach vorne. „Nein“, murmelte er leise und senkte seinen Blick. Bevor sie allerdings noch etwas dazu sagen konnte, betrat Madame Bustier den Raum und so sah auch sie wieder nach vorne. Leise bearbeiteten alle ihre Projekte. Nathaniel und sie kamen gut voran. Wenn es so weiterging, waren sie viel früher fertig, als geplant und somit lange vor dem Abgabetermin. Man konnte wirklich gut mit ihm zusammenarbeiten, schoss es ihr durch den Kopf und schielte dabei herüber zu ihrem Klassenkameraden. Er notierte gerade eifrig etwas und bemerkte dadurch nicht, wie sie ihn begann zu mustern. Sie mochte ihn wirklich gerne, als Freund. Und sie freute sich darüber, dass sich ganz dem Anschein nach, seine Schwärmerei für sie erledigt hatte. Es hätte sonst sehr kompliziert werden können. Gerade jetzt, wo er ihr Geheimnis kannte. Aber nun. Sie konnten ohne Missverständnisse befreundet sein und vielleicht konnte sie ihm sogar etwas helfen. „Ich finde, ihr würdet gut zusammenpassen“, flüsterte sie ihm zu und deutete dabei zurück zu Juleka. „Was?“, quietschte er mit einem Rotschimmer um die Nase und ließ dabei seinen Stift los, wodurch er auf den Boden kullerte. Flink beugte er sich herunter, hob ihn auf und sah sie danach mit großen Augen an. „Marinette, Nathaniel, wenn es nichts mit dem Unterricht zu tun hat, besprecht das bitte nach der Stunde.“ Räuspernd stand ihre Klassenlehrerin vor ihnen und fixierte die beiden. Entschuldigend nickte Marinette und so lief Madame Bustier weiter durch die Reihen und betrachtete die bisherigen Arbeiten der anderen.     Müde lag Adrien auf dem großen Hotelbett und griff hastig nach seinem Handy, als dieses piepte. Freudig sah er hinauf, nur um danach genervt mit den Augen zu rollen. „Was will Celina denn schon wieder.“ „Wapf gibft du ihr auch deine Nummer.“ Schmatzend saß Plagg neben ihm, verdrückte gerade seinen Käse und schüttelte dabei nur tadelnd seinen Kopf. „Ich war so müde, dass ich kaum meine Augen offen halten konnte und hab nicht nachgedacht.“ „Tja dann hast du halt selber schuld.“ Böse funkelte er den kleinen Vielfraß an, doch dann öffnete er doch schnell die Nachricht. Laut auspustend las er die Mitteilung. Sie fragte, was er gerade machen würde. Kurz schielte er zu seinem Kwami herüber. Hatte er womöglich doch recht?     Langsam humpelte Marinette nach Schulschluss mit Alyas Hilfe die Treppe herunter. Ihre Freundin diskutierte gerade angeregt mit Nino und so hörte sie nur halbherzig zu. Die beiden waren wirklich zwei Hitzköpfe. Aber vielleicht passten sie deshalb auch so gut zusammen. Lächelnd beobachtete sie die beiden. Doch, als sie Alya so mit Nino zusammen sah, stimmte es sie für einen kurzen Moment etwas traurig, da sie dadurch unweigerlich an Adrien denken musste. Er war noch gar nicht lange fort und sie vermisste ihn jetzt schon schrecklich. „Marinette. Kannst du Nino mal bitte sagen, dass er damit falsch liegt?“ Abrupt riss Alya sie damit wieder aus ihren Gedanken heraus und irritiert blickte sie ihre Freundin an. Sie hatte keine Ahnung, wovon diese sprach. „Ich … also … ähm“, stammelte sie und überlegte, worüber sie nur gesprochen haben könnten. Bevor sie allerdings weiter sprach, konnte sie im Augenwinkel Nathaniel entdecken, der langsam hinter ihnen die Treppe herunterlief und flink wandte sie sich daher wieder an ihre Freundin. „Ich hab ganz vergessen, ich hab noch etwas zu erledigen. Wir sehen uns ja dann morgen.“ Irritiert runzelte Alya die Stirn, blickte zwischen ihr und, dem immer näherkommenden, Nathaniel hin und her. Doch dann nickte sie ihr zu und hakte sich bei Nino unter. „Ist gut.“ Lächelnd winkten ihr die beiden zu, und schon huschten sie die Treppe herunter. Vermutlich dachte Alya nun, sie müsste noch irgendetwas wegen der Ladybugsache mit Nathaniel besprechen. Dabei wollte sie aus einem ganz anderen Grund noch mal mit ihm sprechen. „Nathaniel?“ „Ja?“ Verwundert blickte er sie an und so sprach sie direkt weiter. „Ich wollte dich vorhin nicht irgendwie in Verlegenheit bringen oder so.“ Kurz wich er ihrem Blick aus, doch dann sah er sie doch wieder an. „Schon gut. Ich wollte nur nicht, also … ich meine, ich weiß ja nicht, was du nun von mir denkst.“ Nun war sie es, die wiederum verwundert drein blickte. „Ich versteh nicht.“ Einige Schüler hasteten plötzlich lautstark an ihnen vorbei. Erst dadurch fiel Marinette wieder bewusst auf, dass sie ja immer noch auf der Treppe standen. „Wollen wir ein Stück zusammengehen?“ Nickend hielt Nathaniel ihr ganz automatisch seinen Arm entgegen und so griff sie auch dankbar danach. Treppensteigen war wirklich noch etwas schwierig mit ihrem Bein. Schweigend stiegen sie die Stufen herunter und liefen langsam über den Hof herüber zur großen Eingangstür. Nachdenklich sah Marinette auf den Boden, ergriff dann aber doch wieder das Wort. „Wie meintest du das, was ich nun von dir denke?“ Sie konnte genau hören, wie er seufzend die Luft in seine Lungen sog und sich danach lautstark räusperte. „Also, weil doch alle, Dank Chloé, wissen, dass ich in dich verliebt war. Und naja nun in Juleka. Nachher denkst du, was ist das denn für einer, da es ja noch gar nicht so lange her ist. Aber weißt du, nachdem ich akumatisiert wurde, habe ich halt auch gemerkt, dass du nie mehr in mir sehen wirst, als einen Mitschüler oder Freund.“ Schwach lächelnd nickte sie ihm zu. Da hatte er recht. Sie mochte ihn, als Freund. Selbst wenn sie nicht mit Adrien zusammengekommen wäre, hätte sie nichts anderes in ihm gesehen. „Aber, warum sollte ich denn schlecht deshalb über dich denken? Ich glaube, du und Juleka, ihr wärt wirklich ein tolles Paar.“ „Meinst du?“ Fragend sah er sie an und lächelnd nickte sie ihm zu. „Weißt du, wir sind beide in demselben Kunstkurs. Dadurch haben wir uns besser kennengelernt und gemerkt, dass wir ziemlich viel gemeinsam haben. Juleka ist einfach toll.“ Rot um die Nasenspitze half er ihr die nächste Treppe herunter und lächelnd beobachtete sie ihn. „Ich kann ja mal unauffällig versuchen herauszufinden, was sie über dich denkt.“ „Ja, das würdest du tun?“ Da sie die letzte Stufe erklommen hatten, blieb sie grinsend stehen und verschränkte verschwörerisch ihre Arme vor der Brust. „Wozu hat man denn Freunde?“   Summend saß Marinette an ihrem Schreibtisch und zeichnete einige Entwürfe. „Na, da hat ja jemand gute Laune.“ „Heute ist einfach ein schöner Tag.“ Lächelnd blickte sie ihren Kwami an und wollte gerade wieder an ihren Skizzen arbeiten, als ihr Handy begann zu klingeln. Immer noch summend griff sie nach ihrem Smartphone und sah Alyas Namen auf dem Display. „Hey Alya. Ich wollte-“ „Marinette, schallte die Nachrichten an“, unterbrach ihre Freundin sie sofort und im selben Moment wusste sie, dass der ruhige Tag wohl damit vorbei war. „Nicht schon wieder“, murmelte sie und tat, was ihre Freundin ihr aufgetragen hatte.     Schwer atmend drückte sie ihr Gesicht in ihr Kissen. Hawk Moth gab sich wirklich alle Mühe, sie durch Paris zu triezen. Seit Adrien fort war, gab es keinen Tag, an dem sie nicht als Ladybug erneut die Stadt retten musste. Seufzend drehte sie sich auf ihren Rücken. Heute wurde es wirklich ziemlich brenzlig. Mit ihrem verletzten Bein konnte sie nicht gut kämpfen und hatte es wirklich nur mit großer Anstrengung und großer Mühe geschafft, den Akuma einzufangen. Bedrückt zog sie ihre Bluse ein Stück hoch und betrachtete ihren Bauch. Morgen würde er mit blauen Flecken übersät sein. Sie konnte jetzt schon deutlich die Spuren des Kampfes erkennen und mit schmerzverzerrtem Gesicht fuhr sie mit ihren Fingern über ihre Haut. Laut auspustend zog sie den Stoff der Bluse wieder herunter, streckte ihre Arme in die Höhe, nur um sie danach unter ihrem Kopf zu verschränken. Nachdenklich blickte sie herauf zur Dachluke. Was bezweckte Hawk Moth damit? Er musste ja bemerkt haben, dass Chat Noir seit Tagen nicht anwesend war. Versuchte er sie extra aus der Reserve zu locken? „Worüber denkst du nach?“ Langsam drehte sie ihren Kopf zur Seite und blickte direkt in Tikkis große Augen, die sie fragend ansahen. „Meinst du, Hawk Moth scheucht mich absichtlich so oft durch die Stadt?“ „Darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht. Es scheint fast so … Du solltest auf jeden Fall auf der Hut sein.“ Nickend blickte sie wieder herauf zur Luke, betrachtete den wolkenfreien Himmel, und ohne, dass sie es wollte, fielen ihr langsam die Augen zu.     „Jetzt ruf sie doch einfach an“, maulte Plagg und warf ihm sein Handy auf seinen Bauch. „Sie wollte sich doch aber melden.“ Genervt stöhnte sein Kwami aus, schwebte zu dem kleinen Funkwecker, der auf den Nachtisch stand, und deutete mit seinen kleinen Ärmchen herauf. „Willst du morgen wieder alles im Halbschaf erledigen? Jetzt ruf an, dann können wir endlich schlafen.“ „Ist ja gut.“ Kopfschüttelnd entsperrte Adrien das Display, wählte ihre Nummer und wartete darauf, dass sie herangehen würde. Da sich allerdings nach einigen Minuten immer noch nichts tat, wollte er es gerade aufgeben, als sein Anruf doch angenommen wurde. „J-ja?“, flüsterte Marinette und verwundert runzelte er seine Stirn. Hatte sie geschlafen? In Paris war es doch noch gar nicht so spät. „Hab ich dich geweckt?“ „Adrien!“, schrie sie halb und begann dann wieder ohne Punkt und Komma zu sprechen, „Oh nein! Ich wollte dich anrufen. Es tut mir leid. Ich wollte mich nur kurz ausruhen. Dabei bin ich wohl eingeschlafen. Ich hab dich nicht vergessen. Ehrlich. Ich war so kaputt, da … Ich war etwas Müde heute nach der Schule.“ Sofort versteifte er sich und ballte seine freie Hand zur Faust. Das war mit Sicherheit nicht der Grund. „Du musstest wieder kämpfen, hab ich recht? Geht es dir gut? Warum erzählst du es mir denn nicht.“ Kurze Zeit herrschte Stille zwischen ihnen, bis er hören konnte, wie sie laut einatmete und danach begann zu seufzen. „Ja du hast ja recht. Ich wollte dir einfach keine Sorgen bereiten. Mir geht es gut.“ „Wirklich?“ „Ich bin Ladybug. Da muss Hawk Moth schon früher aufstehen. Mich bekommt niemand so schnell klein.“ „Ganz sicher?“ „Sicher. Dass ich nicht ständig einen bestimmten Kater aus der Patsche helfen muss, hilft ungemein. Dadurch kann ich mich voll und ganz auf die Superschurken konzentrieren.“ „Hey!“ Er konnte hören, wie sie begann zu kichern und prompt stieg er auch mit ein. „Wie war dein Tag überhaupt?“ Lächelnd ließ er sich zurück auf das Bett fallen und begann zu erzählen.     Mit einem Lächeln auf dem Gesicht betrachtete Marinette am nächsten Morgen das Amulett zwischen ihren Fingern. Doch mit einem Mal verzog sich ihre Miene. Hoffentlich war Adrien jetzt nicht müde. Lange hatten sie noch telefoniert und bei ihm musste es mitten in der Nacht gewesen sein, als sie aufgelegt hatten. „Na, was ist dir denn über die Leber gelaufen? Eben hast du doch noch so gestrahlt.“ Fragend sah Alya von ihrem Platz aus zu ihr herauf. „Ach, ich hab nur gedacht, dass Adrien hoffentlich nicht müde jetzt ist, da wir so lange telefoniert haben.“ Kopfschüttelnd verschränkte ihre Freundin die Arme. „Du solltest dir lieber Sorgen um dich selbst machen. Ich hab gesehen, wie du heute Morgen die Treppe regelrecht heraufgekrochen bist“, flüsterte Alya nun und sah sie eindringlich dabei an. „Mir geht es gut.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen wollte Alya gerade etwas erwidern, doch zur Marinettes Erleichterung, ließ sich Nino auf seinen Stuhl fallen und so ließ ihre Freundin es zum Glück gut sein und wandte sich an ihren Freund. Sie wusste ja, dass es Alya nur gut meinte. Aber ändern konnte sie an der Situation ja auch nichts. Niemand konnte das. Und sie sollte sich wirklich nicht auch noch unnötig Sorgen, um sie machen müssen. Ihr ging es zwar nicht sonderlich gut, ihr gesamter Körper fühlte sich an, als wäre er von einem Lkw überfahren worden, aber sie konnte die Stadt nicht einfach im Stich lassen, nur weil sie ein paar Wehwehchen hatte. Sie musste einfach durchhalten. Adrien war ja auch nicht für immer fort. Wenn er wieder da war, konnten sie sich die Arbeit wieder teilen. Und Hawk Moth würde hoffentlich auch wieder etwas ruhiger werden. So in ihren Gedanken vertieft, hatte sie gar nicht bemerkt, dass sich Nathaniel mittlerweile neben sie gesetzt hatte. Erst als dieser sie ansprach. Er schien etwas auf dem Herzen zu haben. Nervös wippte er auf seinem Stuhl hin und her. „Was ist denn los?“ Lächelnd kippte sie ihren Kopf zur Seite und sah ihn fragend an. Hektisch sah er sich plötzlich um und beugte sich dann ganz nah zu ihr herüber. Was wurde das denn jetzt? „Adrien ist es oder? Adrien ist Chat Noir“, flüsterte er und augenblicklich wich ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht. Kapitel 11: ------------ Kapitel 11 „Was? N-nein. Das ist doch. Wie kommst du denn darauf?“, flüsterte sie zurück und wedelte dabei hektisch mit ihren Händen herum. „Naja Adrien ist weg … Chat Noir ist seitdem ebenfalls verschwunden. Und …“ Und? Was war ihm denn noch aufgefallen? Kam sie aus der Sache überhaupt wieder heraus? Es war ja leider wirklich sehr auffällig. Nervös knetete sie ihre Hände ineinander und sah ihn mit großen Augen an. Er rutschte noch etwas näher zu ihr und beugte sich nun zu ihrem Ohr herüber. „Außerdem kommt er auch oft zu spät. Wenn ein Akuma auftaucht, verschwindet er ebenfalls. Zusammen hat man die beiden auch noch nie gesehen. Selbst als Mylène akumatisiert wurde“, flüsterte er ihr ganz leise zu und sie konnte im Augenwinkel genau sehen, wie Alya verwundert zu ihnen heraufsah.  Sie wunderte sich mit Sicherheit, was die beiden so zu tuscheln hatten. Da musste sie wohl wieder Rede und Antwort stehen.  Schwer schluckte sie dann allerdings und beobachte schweigend Nathaniel, wie er wieder etwas zurückrutschte. Was sollte sie ihm jetzt sagen? Sie hatte keine Ausrede oder plausible Antwort darauf, warum Adrien ständig verschwand oder oft zu spät kam. Gut, dass zu spät kommen, konnte man vielleicht noch mit seinen Jobs für seinen Vater rechtfertigen. Aber den Rest? Dafür hatte sie keine Antwort. Geschlagen nickte sie ihm also zu. „Lass uns in der Pause darüber sprechen.“ Nickend sah er wieder auf seine Unterlagen und seufzend schloss sie kurz ihre Augen. Es brachte wohl nichts, es noch weiter zu leugnen. Es war eindeutig, wenn er ihr Geheimnis kannte. „Und dann lässt er dich hier einfach ganz alleine?“, fragte Nathaniel etwas zu laut und sofort legte sie ihren Finger über ihre Lippen und sah sich, ob ihnen auch niemand zu gehört hatte, um. „Tsch.“ „Tschuldige.“ Traurig blickte sie über den Hof und danach auf ihre Füße herunter. Ihr wäre es auch lieber gewesen, wenn er hier bei ihr in Paris wäre, aber es war nun mal nicht zu ändern. „Er kann ja nichts dafür. Sein Vater zwingt ihn. Wäre er nicht geflogen, hätte ihm sein Vater verboten weiter in die Schule zu gehen. Geschweige denn davon, dass er noch das Haus verlassen dürfte.“ Sie konnte hören, wie Nathaniel laut schnaufte und so sah sie wieder auf.  „Trotzdem. Er hätte dich nicht alleine lassen dürfen“, murmelte er und sah wiederum stur dabei auf seine Füße herunter, „Du bist dadurch verletzt.“ „Das hätte auch passieren können, wenn-“, doch mitten im Satz brach sie ab, da Rose plötzlich aufgeregt auf sie zu lief.  „Marinette, hast du schon gehört? Mr. Damocles veranstaltet zu Ehren des Schuljubiläums einen Tanzabend, einen Ball. Ist das nicht toll?“ Mit großen Augen faltete Rose ihre Hände vor der Brust zusammen und strahlte über beide Ohren. „Ähm … nein. Das klingt ja toll. So ein richtiger Ball? Wann soll er denn sein?“ Lächelnd blickte sie ihre Freundin an. Sie konnte gar nichts dagegen machen. Roses Freude darüber war einfach ansteckend.  „In zwei Wochen.“ Aufgeregt tippelte ihre Freundin vor ihr herum, und bevor sie noch etwas dazu sagen konnte, hatte sie offenbar jemand Neues gefunden, dem sie es erzählen wollte. „Hey … Hör mal …“, hörte sie sie nur noch rufen und schon hastete sie davon. Kurz sah sie Rose noch hinterher, senkte dann allerdings traurig ihren Kopf. „Alles in Ordnung?“ Schwach lächelnd nickte sie, doch dann zuckte sie mit ihren Schultern. „Naja. In zwei Wochen ist Adrien noch nicht wieder da. Es wäre schön gewesen, wenn wir zusammen auf den Ball hätten gehen können.“ „Das kann ich verstehen“, antwortete Nathaniel, doch dann bemerkte sie, wie er mit seinen Gedanken abschweifte, und jemanden zu beobachten schien. Verwundert folgte sie seinen Blick und sofort begann sie zu grinsen, als sie entdeckte, wenn er da betrachtete. „Das ist doch die Idee. Frag sie, ob sie mit dir zusammen auf den Ball geht.“ „Was? Nein … Das … Ich …“, stammelte er vor sich hin und verschwörerisch begann sie mit ihrem Zeigefinger zu wedeln. „Nein, das ist perfekt. Außerdem hat sie bald Geburtstag. Du machst ihr ein ganz tolles Geschenk.“ Lächelnd sah sie ihren Klassenkamerad an und wartete auf seine Reaktion. Ein wenig war sie auch froh darüber, dass das Thema Chat Noir fürs Erste vergessen war. „Könntest … könntest du mir vielleicht dabei helfen?“ Grinsend boxte sie ihm freundschaftlich auf die Schulter und nickte ihm zu. „Klar helfe ich dir.“ Als Mr. Damocles den Klassenraum verließ, begannen alle aufgeregt zu tuscheln. Er hatte ganz offiziell die Feier zum Jubiläum verkündet und Gesprächsthema Nummer eins war nur noch der Ball. Da es ohnehin in wenigen Minuten klingeln würde, und somit die letzte Stunde für heute beendet wäre, hatte Madame Bustier nichts dagegen, dass sie ihre Aufgaben für heute sein ließen und so packte auch Marinette ihre Unterlagen zurück in ihre Tasche. „Du schneiderst dir doch bestimmt selbst ein Kleid oder?“ „Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt hingehe. Adrien ist ja dann noch nicht wieder zurück.“ Grübelnd blickte sie zu ihrer Freundin herunter. Ohne Adrien hatte sie nicht wirklich Lust darauf, nachher ganz alleine da herumzustehen. „Warum? Du musst mitkommen. Nur weil Adrien nicht da ist. Ich und Nino sind doch schließlich auch dort. Und da ein gewisser Kerl sich ja freiwillig gemeldet hat die Musik für den Abend zu übernehmen, steh ich doch sonst nachher ganz alleine da herum.“ Tadelnd verschränkte Alya ihre Arme vor der Brust und sah sie fordernd an. Kopfschüttelnd seufzte Marinette, doch dann konnte sie sich ein Schmunzeln nicht länger verkneifen. „Na schön. Vorher gibst du ja eh keine Ruhe.“ „Ganz recht.“ Lachend drehte sich Alya wieder herum und keine Sekunde später ertönte auch schon die Schulklingel. Eilig strömten ihre Klassenkameraden heraus und auch Alya stand hastig auf. „Ich muss mich beeilen. Ich muss meine Schwestern abholen.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, zog ihre Freundin sie schon in eine Umarmung und rannte danach aus dem Klassenraum heraus. Langsam stand sie nun auch auf und schulterte ihre Tasche. Schritt für Schritt humpelte sie die Treppe herunter. Ihrem Bein ging es zwar schon etwas besser, aber von normalem Laufen war sie noch weit entfernt.  „Ich helfe dir.“ Erschrocken blickte sie hinter sich und sah in das lächelnde Gesicht von Nathaniel. „Danke. Ich bin echt froh, wenn ich wieder normal laufen kann.“ Lächelnd hakte sie sich bei im unter, jedoch sah sie dabei etwas oder besser gesagt jemanden und grinsend löste sie sich wieder von ihm. Verwundert runzelte er seine Stirn und sah sie fragend an. „Das ist deine Chance. Geh und frag sie, ob sie mit dir hingeht.“ Sofort drehte er sich herum und bekam prompt einen roten Kopf. „Jetzt sofort?“ „Ja. Sie ist alleine. Na los.“ Immer noch grinsend gab sie ihm einen kleinen Schubs und begann weiter die Treppe herunter zu humpeln. „Bis morgen.“ Langsam lief sie nach Hause und war heilfroh, dass sie nicht weit weg wohnte und so nur die Straße herunter musste. Sie wollte nur noch in ihr Zimmer, ihr Bein hochlegen und sich einfach ein wenig ausruhen. Hawk Moth hatte sich noch nicht gemeldet heute. Entweder hatte er sich es anders überlegt oder sie musste nicht mehr lange warten, bis sie erneut als Ladybug gegen einen neuen Superschurken antreten musste. Seufzend nahm sie das Amulett von Adrien in die Hand. Außerdem musste sie ihm noch erzählen, dass Nathaniel nun auch über ihn bescheid wusste. „Marinette! Warte mal“, ertönte es plötzlich hinter ihr und rasch sah sie über ihre Schulter zurück.  Strahlend blieb Nathaniel neben ihr stehen und atmete hastig ein und aus. Er musste den ganzen Weg hier her gerannt sein. „Sie … Sie hat …“ „Nun komm erst mal wieder zu Atem. Was hat wer?“ „Sie hat … Sie hat Ja gesagt.“ Über beide Ohren strahlend sah er sie an und nun huschte auch ihr ein Lächeln über das Gesicht. „Danke. Danke Marinette.“ „Wofür?“ Irritiert zog sie ihre Augenbrauen hoch. Wofür bedankte er sich jetzt bei ihr? „Dafür, dass du mir, im wahrsten sinne des Wortes, einen Schubs gegeben hast.“ „Dafür brauchst du dich nun wirklich nicht bedanken.“ „Soll ich dir nach Hause helfen?“ Fragend hielt er ihr seinen Arm entgegen und dankbar hakte sie sich unter. Zitternd krallte Adrien seine Finger um sein Smartphone und starrte auf das Display. Da er Marinette nicht erreichen konnte und auch auf Alyas Blog nichts zu erfahren war, hatte er kurzerhand den Stream des Nachrichtensenders von Paris geöffnet und musste nun mit ansehen, wie Marinette mal wieder kämpfen musste. Allein. Er konnte nur hier sitzen und zusehen. „Sie schafft das schon.“ Er kniff seine Augen zusammen, ignorierte Plaggs Aufmunterungsversuch und hoffte inständig, dass ihr nichts passieren würde. Doch als die Stimme von Nadja Chamack aus dem kleinen Lautsprecher in seinem Handy in seine Ohren drang, riss er seine Augen schlagartig wieder auf.   Ladybug scheint mehr und mehr in die Ecke gedrängt zu werden und ganz Paris fragt sich ein weiteres Mal, wo steckt nur Chat Noir? Seit Tagen sieht man Ladybug nur noch alleine kämpfen. Was hat es damit auf sich?Warum kommt er ihr nicht zu Hilfe?   Er verstärkte den Druck, den er mit seinen Händen auf sein Handy ausübte, und presste schwer atmend seine Kiefer aufeinander. Er wollte ihr doch zur Hilfe kommen. Aber er konnte doch nicht. Er konnte ihr nicht helfen und musste einfach hilflos mit ansehen, wie sie durch Paris gescheucht wurde. Stöhnend schloss Marinette die Dachluke und ließ sich auf ihrem Bett nieder. Kaum hatte sie vorhin ihr Zimmer betreten, da wurde die Stadt auch schon erneut Opfer eines Angriffes. Gab Hawk Moth denn gar keine Ruhe mehr? Seufzend legte sie ihre Hände über ihr Gesicht. Lange hielt sie das nicht mehr durch. Die ständigen Kämpfe zerrten an ihrem Körper. Auch an Tikki ging es nicht spurlos vorbei. Aber sie mussten durchhalten. Was anderes blieb ihnen gar nicht übrig. Sie konnten Hawk Moth ja schlecht gewinnen lassen.  Langsam zog sie ihr Handy aus der Hosentasche heraus. Nun musste sie Adrien aber erst mal stecken, dass Nathaniel nun auch über ihn bescheid wusste. Tief atmete sie also noch ein Mal ein und wählte dann seine Nummer. Gähnend legte Marinette ihren Kopf auf den Tisch und hoffte, dass Madame Mendeleiev noch ein wenig brauchen würde, bis sie in die Klasse käme. Sie hatte die gesamte Nacht nicht geschlafen, da sie bis in die frühen Morgenstunden einen Superschurken hinterher hetzen musste. Sie hatte zwar eine weitere Woche ohne Adrien überstanden, doch schien es beinahe so, als ob Hawk Moth noch eine Schippe herauflegen würde. Oft schickte er nun sogar zwei Mal am Tag einen Akuma los und gestern sogar in der Nacht. Wenn es so weiter ging, machte sie nachher wirklich noch einen fatalen Fehler, weil sie einfach am Ende war. „Hast du nachher Lust mit mir und Nino in die Stadt zu gehen?“, riss ihre Freundin sie aus den Gedanken und langsam sah sie daher wieder auf.  Schüttelte dann aber ihren Kopf. Ihre Freundin meinte es zwar gut, aber einen weiteren Nachmittag mit den beiden Turteltauben zusammen musste wirklich nicht sein. Sie wusste, dass Alya sie nur ablenken wollte, doch sie fühlte sich einfach wie das dritte Rad am Wagen, wenn sie zusammen unterwegs waren. „Oh, schade. Warum denn nicht?“ „Ich bin schon mit Nathaniel verabredet.“ Skeptisch zog Alya eine Augenbraue in die Höhe. „Ihr macht aber viel in letzter Zeit.“ „Wir sind nur Freunde. Du brauchst gar nicht so zu gucken. Ich helfe ihm halt bei einer Sache.“ Sie hatte sich wirklich die Woche das eine oder andere Mal mit ihm getroffen und sie hatten überlegt, was er Juleka schenken könnte und sind dazu durch zig Geschäfte geschlendert. Sie hatten viel Spaß dabei und so hatten sie beschlossen, dass sie ruhig öfter etwas unternehmen könnten. Als Freunde versteht sich, und so hatten sie sich kurzerhand für heute Nachmittag verabredet. Sie wollte ihm, da er es selbst noch nie gespielt hatte, das neue Ultimate Mega Strike zeigen.  „Okay. Wenn du das sagst.“ Seufzend verdrehte sie ihre Augen. Sie war für Alyas falschen Vermutungen einfach zu müde und so platzierte sie nach einem genervten Ja ihren Kopf wieder auf der Tischplatte. Kapitel 12: ------------ Kapitel 12 Erleichtert, dass er für heute Feierabend hatte, packte Adrien seine Sachen zusammen. Mit jedem Tag, den er hier schaffte, näherte er sich seiner Abreise. Und die konnte er kaum noch erwarten. Auch wenn es noch knapp zwei Wochen waren, bis er endlich in einem Flugzeug zurück nach Hause und zurück zu Marinette säße. Hoffentlich hielt sie noch durch, bis er wieder da wäre. Sie beharrte zwar darauf, dass sie alles im Griff hatte und es ihr gut ging, aber er wusste genau so gut wie sie selbst, dass dem nicht so war.. Er merkte doch, wie müde sie bei ihren Gesprächen war und auch von Nino wusste er, wie sie völlig erschöpft im Unterricht saß. Auch die Tatsache, dass Nathaniel über alles bescheid wusste, beunruhigte ihn sehr. Würde er wirklich dichthalten und sie beide nicht verraten? Zudem machte es ihn wahnsinnig, dass die beiden seit Kurzem öfter etwas unternahmen, auch wenn Marinette beteuerte, dass sie nur Freunde waren. War es für Nathaniel auch nur Freundschaft? Nutzte er nachher die ganze Sache aus? Es war zum Verrücktwerden. Von hier aus konnte er einfach nur Däumchen drehen und nichts unternehmen.  Kopfschüttelnd schulterte er dann aber seine Tasche und verließ den großen Saal. Nathalie wartete mit Sicherheit schon unten, um ihn zurück ins Hotel zu bringen. Er wollte gerade den Fahrstuhl ansteuern, als er dann aber plötzlich irritiert stehen blieb und auf eine Person blickte, die kauernd an der Wand hockte. „Was machst du denn noch hier? Alles in Ordnung?“ „Oh. Adrien. Ja … ja, alles in Ordnung.“ Kurz sah Celina zu ihm auf, doch dann klammerte sie ihre Finger um ihr Smartphone und starrte auf das Display. Irritiert runzelte er seine Stirn. So wie sie ausschaute, war es alles andere, als alles in Ordnung. In einem Satz hockte er sich also neben sie und sah sie fragend an. Sie war zwar manchmal etwas aufdringlich, aber deshalb war sie ja kein schlechter Mensch und er mochte sie ja schon irgendwie, als Freundin, und so konnte er sie nicht einfach so hier sitzen lassen. „Erzähl. Was ist los?“ „Ach, es ist blöd.“ Lächelnd stupste er sie an der Schulter an und nickte ihr aufmunternd, damit sie ihm erzählen würde, was sie bedrückte, zu. Sie war sonst eigentlich immer nur am Lächeln. So betrübt hatte er sie noch kein einziges Mal, seit er sie kennengelernt hatte, gesehen. „Na los. Ich erzähle es auch keinem weiter. Versprochen. Weißt du, ich bin ein Meister darin, ein Geheimnis für mich zu behalten.“ „Na gut … Aber wehe, du lachst … Übermorgen veranstaltet mein Vater wieder so ein großes Geschäftsessen und ich muss da immer mit … Naja und … Der Sohn des Partners meines Vaters ist auch dabei …“ Er konnte sehen, wie sie nach den richtigen Worten suchte und so ließ er ihr die Zeit und wartete geduldig, bis sie weitersprechen würde. „Er ist jedes Mal so aufdringlich, betatscht mich und meint, da sein Vater ein wichtiger Partner von meinem Vater wäre, müsste ich machen, was er sagt und seine Freundin werden. Sonst würde er schon dafür sorgen, dass mein Vater die Aufträge verliert.“ „Was? Hast du es deinem Vater erzählt?“ Schwach lächelnd blickte sie ihn an, nickte zaghaft und senkte danach wieder ihren Blick. „Hab ich. Er glaubt mir nicht. Ich solle mich nicht so anstellen.“ Seufzend schlang sie ihre Arme um die Beine und zog sie eng an ihren Körper heran. „Väter sind doch echt das Letzte“, murmelte er leise, senkte seinen Kopf und musste dadurch unweigerlich an seinen eigenen denken.  Seinem eigenem Vater war er doch auch völlig egal. Es war ihm egal, wie es ihm ging oder wie er sich fühlte. Er schickte ihn hier her in die Staaten, kommandierte ihn herum, wo es nur ging, und seine eigene Meinung war ihm total egal. Für ihn zählten einzig allein die Arbeit und sein Ruf.  Ein tiefer Seufzer riss ihn dann allerdings wieder aus seinen Gedanken heraus und so sah er wieder zu Celina. „Naja, da muss ich halt durch. Solange ich nicht mit einem festen Freund auftauche, lässt er mich wohl nicht in Ruhe … Ich sollte jetzt lieber los, mein Fahrer wartet.“ Schwungvoll sprang sie plötzlich auf, blickte zu ihm herunter und setzte wieder ein Lächeln auf. Doch er merkte direkt, dass es kein Echtes war. „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht voll jammern. Wir sehen uns ja dann morgen.“ Winkend drehte sie sich auf ihrem Absatz herum und ging auf den großen Fahrstuhl zu. Ohne groß nachzudenken, was er da vorhatte, stand er jetzt ebenfalls auf und lief ihr hinterher. „Warte. Vielleicht kann ich dir ja irgendwie helfen.“ „Wie meinst du das?“ Langsam drehte sie sich zu ihm zurück und kippte ihren Kopf etwas zur Seite. „Ich begleite dich zu dem Essen und gebe mich einfach als dein Freund aus. Dann lässt er dich vielleicht in Zukunft in Ruhe.“ „Ja? Das würdest du tun?“ „Was hast du dir dabei gedacht? Du weißt aber schon, wie Marinette darauf reagieren wird? In deiner Haut möchte ich jetzt nicht stecken.“ Lachend schob sich Plagg seinen Camembert in den Mund und setzte sich schmatzend auf den Tisch. Schwer atmend ließ sich Adrien auf den Stuhl daneben fallen und fuhr sich aufgeregt durch die Haare. „Gar nichts. Ich habe nicht nachgedacht. Ich wollte ihr doch einfach nur helfen. Sie tut mir halt leid.“ „Tja, schön dich gekannt zu haben.“ „Plagg. Nicht hilfreich.“ Stöhnend legte er seinen Kopf in den Nacken, sah zur Decke herauf und atmete tief ein. Vielleicht sollte er Marinette lieber gar nichts davon erzählen. Sie dachte nachher nur etwas Falsches. Es war ja nur für einen Abend und er spielte die ganze Sache ja einfach nur vor. Andrerseits wollte er sie auch nicht anlügen. Wobei es ja nicht direkt eine Lüge war, wenn er es ihr nur einfach nicht erzählte.  „Am Besten sage ich Marinette gar nichts. Vorerst.“ „Aber-“ „Ich will nichts hören“, unterbrach er seinen kleinen Freund und sprang auf, „Sie bekommt das nachher in den falschen Hals. Ich will nicht, dass sie dadurch irgendwie mit ihren Gedanken nachher abgelenkt ist. Du weißt genau so gut wie ich, wie Hawk Moth sie gerade durch die Stadt triezt. Ich erzähl es ihr, wenn ich zurück bin.“ Nachdenklich zog er sein Handy heraus. Doch dann wählte er entschlossen ihre Nummer. Es war richtig, ihr erst davon zu erzählen, wenn er wieder zu Hause war. Stöhnend steckte Marinette ihr Handy zurück in ihre Tasche. Da zitierte Alya sie extra mit den Worten, sie solle ja nicht zu spät kommen, ins Einkaufszentrum, damit sie ihr beim Aussuchen eines Kleides half, und nun schaffte sie es selber nicht pünktlich. Was machte sie denn jetzt? Zurück nach Hause fahren, lohnte es sich auch nicht. Nachdenklich tippte sie sich gegen ihr Kinn und entschloss sich dann kurzerhand einfach schon mal etwas durch das Center zu laufen und nach etwas Passendem für Alya Ausschau zu halten. Außerdem konnte sie sich gleich neue Stoffe mitnehmen, wenn sie schon mal hier war. Schlendernd lief sie bepackt mit zwei großen Tüten, nachdem sie sich mit neuen Stoffen zum Nähen eingedeckt hatte, von einem Schaufenster zum Anderen und blieb dann plötzlich mit großen Augen vor einem stehen.  „Na guckst du nach einem Kleid für die Jubiläumsfeier? Das steht dir bestimmt gut“, ertönte es hinter ihr und so drehte sie sich auf ihrem Absatz herum. „Nein, eigentlich wollte ich nur für Alya gucken … Hey. Hallo Nathaniel.“ Lächelnd begrüßte sie ihn und blickte dann auf die Tüte in seiner Hand. „Und, was machst du hier?“ „Ich brauchte ein paar neue Zeichenstifte. Naja, ich glaube ich weiß jetzt endlich das perfekte Geschenk für Juleka. Ich werde ihr etwas Zeichnen.“ Verlegen hielt er die Tüte in die Höhe und blickte danach nachdenklich herauf. „Oder ist das blöd?“ „Nein. Das ist super. Warum sind wir da nicht schon früher heraufgekommen. Etwas ganz Persönliches von dir.“ Freudig klatschte sie in ihre Hände, was Nathaniel ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.  „Und hast du dich schon entschieden, ob du zur Jubiläumsfeier gehst?“ Schulterzuckend blickte sie zurück auf das Schaufenster. Sie hatte Alya zwar gesagt, dass sie gehen würde, aber sicher war sie sich trotzdem nicht.  „Nein, nicht wirklich Denke eher nicht. Außerdem schaff ich es nicht mehr, mir ein Kleid zu schneidern. Dadurch hält mich, du weißt schon wer, zu sehr auf Trapp.“ „Was ist denn mit dem hier?“ Demonstrativ zeigte er auf das Kleid, welches sie zuvor betrachtet hatte. Es war wirklich sehr schön. Ein Traum in rot mit schwarzer Spitze und schwarzen Punkten. Es erinnerte sie ein wenig an Ladybug, musste sie schmunzelnd feststellen. „Ich weiß nicht. Eigentlich hab ich gar keine Lust ganz alleine auf einen Ball zu gehen.“ „Du bist doch nicht alleine. All deine Freunde werden da sein. Probiere es doch einfach mal an.“ Grübelnd sah sie zwischen Nathaniel und dem Kleid hin und her. „Du hast recht. Ich probiere es an. Könntest du vielleicht mit reinkommen und meine Sachen halten?“ Fragend hielt sie ihre Tüten vor sich und lächelnd nickte Nathaniel ihr zu. „Und?“, drang die Stimme von Nathaniel zu ihr hinein und musternd betrachtete sie sich in dem kleinen Spiegel, der in der Umkleidekabine hing. „Einen Moment noch.“ Ein weiteres Mal drehte sie sich im Kreis und sah danach an sich herunter. Langsam öffnete sie die Umkleidekabine, trat heraus und zupfte unsicher am Stoff des Kleides herum. „Was sagst du?“ „Wow. Du siehst toll aus. Ich glaube, du hast nun keinen Grund mehr, nicht zum Ball zu kommen.“ Rot um die Nasenspitze drehte sie sich herum und stellte sich vor einem großen Spiegel. Sie musste sich eingestehen, dass es wirklich gut aussah und ein klein bisschen freute sie sich nun doch auf die Feier. Eigentlich wollte sie bloß Alya helfen und nun hatte sie ganz unerwartet für sich selbst etwas gefunden. „Ich nehme es.“ Lächelnd drehte sie sich im Kreis, blieb dann aber plötzlich wieder stehen und sah auf das Preisschild. „Hoffentlich können sie es zurücklegen. So viel Geld hab ich nicht dabei. Ich zieh mich schnell wieder an.“ „Ist gut.“ Lächelnd tänzelte sie zurück in die Kabine, zog das Kleid wieder aus und war gerade dabei es wieder ordentlich über den Bügel zu hängen, als ihr ihr Klingelton in die Ohren drang. Ihr Handy war noch in der Tasche bei Nathaniel. „Könntest du kurz für mich herangehen?“, rief sie daher heraus und nahm sich flink ihre Hose zur Hand, „Es ist bestimmt Alya, die fragt, wo ich gerade bin.“ „Ja. Hallo?“ Verwundert nahm Adrien sein Smartphone herunter und sah herauf. Nein, dort stand wirklich Marinette. Er hatte sich nicht vertippt. Aber es war eindeutig nicht ihre Stimme.  „Wer spricht da? Ich wollte eigentlich Marinette.“ „Hier ist Nathaniel. Ich sollte für sie herangehen, da sie sich gerade wieder anzieht. Sie dachte, es wäre Alya.“ „Sie macht was?“ „Sich wieder anziehen.“ Verwundert schüttelte er seinen Kopf. Er verstand überhaupt nichts mehr. Warum ging Nathaniel an ihr Handy, wenn sie sich anzog? Warum war er überhaupt bei ihr, wenn sie sich anzog? Warum musste sie sich überhaupt anziehen? Was ging da bitte vor?  „Adrien bist du das?“ „Ja. Hast du ein Problem damit? Ich würde jetzt gerne mit meiner Freundin sprechen. Kannst du sie mir also bitte geben?“, sagte er jetzt ernster und betonte dabei extra das Wort Freundin. Nur weil er gerade nicht da war, brauchte sich Nathaniel nicht einbilden, dass er sich deswegen an sie heranschmeißen durfte.  Kurz herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, doch dann konnte er hören, wie er Marinettes Namen sagte und sie ihm etwas zurückrief. Doch, was sie sagte, konnte er nicht verstehen. Plötzlich raschelte es und dann konnte er endlich ihre Stimme hören. „Adrien? Kann ich dich gleich zurückrufen? Ich bin noch nicht ganz wieder angezogen und steh hier noch halbnackt.“ „Ähm O-okay?“ „Ich beeil mich. Bis gleich.“ Und keine Sekunde später hatte sie auch schon aufgelegt. Immer noch völlig perplex nahm er sein Smartphone herunter und blickte in das fragende Gesicht von Plagg. „Was ist denn los?“ „Ich habe keine Ahnung.“ Kapitel 13: ------------ Kapitel 13   Hastig zog sich Marinette ihren Pulli und ihre Jacke an, schlüpfte in ihre Schuhe und verließ mit dem Kleid und ihrem Handy in den Händen die kleine Umkleidekabine. Adrien hatte echt ein Talent in den unpassendsten Momenten anzurufen. Seufzend steuerte sie Nathaniel, der sich gerade etwas ansah, an, doch mit einem Mal blieb sie abrupt stehen. Ihre Augen wurden immer großer und augenblicklich verfärbte sich ihr Kopf zu einer überreifen Tomate, als ihr bewusst wurde, was sie gerade zu ihm gesagt hatte. „Ähm Marinette?“ Verwundert stand Nathaniel vor ihr und fuchtelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum. „Alles in Ordnung?“ „J-ja … ja. Es ist nur. Oh mein Gott!“ Stöhnend klatschte sie sich mit der Hand, in der sie noch ihr Smartphone hielt, gegen die Stirn. „Autsch.“ Jammernd rieb sie über ihre Stirn und sah denn wieder zu Nathaniel. „Was ist den los?“ „Ich habe Adrien gerade gesagt, dass ich halb nackt bin und du gehst an mein Telefon. Ich bin aber auch ein Idiot. Er denkt doch jetzt mit Sicherheit …“ Nun war es Nathaniels Gesicht, welches eine Rotfärbung annahm und mit großen Augen sah er sie an. „Sobald ich gefragt habe, ob ich mir das Kleid zurücklegen lassen kann, muss ich ihn anrufen.“ „Ja, besser ist das.“ Nickend huschte sie zur Kasse, wo es zum Glück keine Probleme gab, und so verließen die beiden das kleine Geschäft. „Na gut. Ich muss dann auch los. Wir sehen uns ja dann morgen in der Schule.“ „Okay. Ich rufe jetzt lieber schnell Adrien an.“ Marinette wollte sich gerade von Nathaniel verabschieden, als auf ein Mal ein lautes Dröhnen aus Richtung des Einganges des Centers ertönte. Sofort verzog sich ihre Miene, griff Nathaniel am Arm, und schob ihn in den Laden zurück. „Versteck dich dort drinnen.“ Ein weiterer Knall ertönte und angespannt, sah sie sich schon nach der Ursache um. „Aber-“, setzte ihr Freund an, doch ließ sie ihn gar nicht zu Wort kommen. „Los! Rein da.“ Energisch schubste sie ihn durch die Tür, rannte los und suchte einen Ort, an dem sie sich verwandeln konnte.     Laut schnappte Adrien nach Luft und ließ sich danach auf das Hotelbett fallen. Was konnte bitte so lange daran dauern, sich wieder anzuziehen? Wobei er immer noch nicht verstand, warum sie sich überhaupt, wenn Nathaniel bei ihr war, wieder anziehen musste. Ein weiterer Blick auf die Uhr ließ ihn abermals genervt ausatmend. Schon ganze dreißig Minuten war es her, als sie meinte, sie würde gleich zurückrufen. Ein leises Piepen seitens seines Handys ließ ihn dann aber schwungvoll wieder aufspringen. Jetzt war auch noch sein Akku leer. „Was dauert das denn so lange.“ Grummelnd lief er, damit er sein Ladekabel holen konnte, zum Tisch herüber. „Du weißt doch, wie Frauen sind. Für so etwas brauchen die doch immer ewig.“ „Seit wann, weißt du denn so gut über Frauen bescheid? Du interessierst dich doch nur für deinen stinkenden Käse.“ „Nur weil es mich nicht interessiert, bedeutet das nicht, dass ich nicht über solche Dinge bescheid weiß. Und wenn wir schon mal dabei sind. Ich hab Hunger.“ Stöhnend schüttelte Adrien seinen Kopf, nahm sein Ladekabel und lief zum Bett zurück. „Hey. Was ist denn jetzt mit meinen Käse?“     Seufzend zog Marinette ihr Shirt wieder herunter und blickte über ihre Schulter zurück. „Danke.“ „Meinst du das reicht? Sollte da nicht lieber ein Arzt rüber schauen?“ Langsam drehte sie sich zu ihrer Freundin herum und blickte Alya direkt in die Augen. „Alles gut. Mach dir keine Sorgen.“ Sie konnte genau sehen, wie ihre Freundin sie besorgt musterte und mit zusammengezogenen Augenbrauen ihr die Salbe zurückgab. „Wirklich. Morgen wird das nur etwas blau aussehen, aber das ist nicht weiter schlimm. Ehrlich. Dein Kleid sollten wir aber vielleicht doch lieber an einem anderen Tag aussuchen … Ach verdammt!“ Wie von der Tarantel gestochen sprang sie plötzlich auf und lief durch Alyas Zimmer. „Was ist denn jetzt los?“ „Ich muss doch Adrien anrufen.“ Hektisch zog sie ihr Handy heraus und wollte schon seine Nummer wählen, als schwungvoll die Zimmertür aufgerissen wurde. „Alya! Du wolltest doch mit uns spielen!“ Maulend standen ihre Schwestern auf der Türschwelle und sahen sie fordernd an. „Ja. Gleich.“ Bestimmend schob sie die Kleinen wieder heraus und schloss die Tür. „Ich sollte das vielleicht lieber zu Hause machen.“ „Ja, da hast du recht. Man weiß nie, wie lang die Ohren zweier gewisser Personen hier sind.“ Demonstrativ öffnete sie wieder ihre Zimmertür und polternd fielen ihre Schwestern zu ihr ins Zimmer hinein. „Ertappt! Ihr sollt doch nicht lauschen.“ „Tut uns leid“, sprachen die beiden im Chor und schmunzelnd beobachtete Marinette ihre Freundin, wie sie die beiden durch das Zimmer jagte.   Rasch huschte Marinette, so schnell es ihr möglich war, durch die Straßen von Paris, zurück nach Hause. Doch mit einem Mal blieb sie stehen und hob ihre Hand in die Höhe. „Auch das noch.“ Nachdenklich betrachtete sie die Regentropfen auf ihrer Handfläche. Mit einem tiefen Seufzer nahm sie dann aber wieder ihre Beine in die Hand und rannte weiter. Musste es jetzt ausgerechnet anfangen zu regnen?   Grummelnd schloss sie die Haustür auf, warf sie schwungvoll wieder zu und stampfte klitschnass in die Wohnung. Aus dem bisschen Regen entstand zu ihrem Ärgernis ein kräftiger Schauer und in null Komma nichts war sie nass bis auf die Knochen. Der Tag wurde echt immer perfekter. Ein letzter Seufzer entwich ihr und ohne weiter Zeit zu verlieren, stieg sie die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf.       Ein weiteres Niesen ließ Marinette seufzend ein Taschentuch aus der Hosentasche ziehen. Laut schnäuzend putzte sie ihre Nase. „Das sieht ja gar nicht gut. Vielleicht solltest du lieber nach Hause gehen.“ Besorgt sah ihre Freundin von ihrem Platz zu ihr herauf. „Nein, es geht schon“, schniefte sie und kramte ihre Unterlagen heraus. Daran war doch nur dieser blöde Schauer von vor zwei Tagen schuld. Wobei das vermutlich nicht der ausschlaggebende Punkt war. Eher eine Kombination aus Erschöpfung gepaart mit zu viel Regen. „Bist du sicher? Du siehst wirklich so aus, also gehörst du besser ins Bett, als in die Schule“, mischte sich nun auch Nathaniel mit ein. „Ja. Wirklich.“ Demonstrativ blickte sie in eine andere Richtung und war froh, als Madame Bustier das Klassenzimmer betrat und sie somit einem weiteren Kreuzverhör entgehen konnte. Sie machten sich ja nur Sorgen, aber sie konnte doch jetzt nicht einfach im Bett liegen. Nicht, wenn Hawk Moth in Bestform war. Sie musste im Trott bleiben. Würde sie sich einen Tag Ruhe gönnen, würde sie vermutlich ganz zusammenklappen.       Nachdenklich sah Adrien auf sein Hintergrundbild seines Smartphones und seufzte leise. Nicht mehr lange und er wäre endlich wieder zu Hause. Über die Hälfte hatte er zum Glück geschafft. Er war mehr als nur froh, wenn er endlich wieder bei Marinette sein konnte. Sie hatte ihm zwar die ganze Sache mit der Umkleidekabine erklärt, aber geheuer war ihm die ganze Sache trotzdem nicht. Außerdem ging es nicht so weiter, dass sie alleine kämpfen musste und dazu vermisste er sie auch noch schrecklich. „Ist sie das?“ Erschrocken sah er auf, blickte in Celinas große Augen und folgte dann ihrem Finger, wie sie auf sein Display deutete. „Wer?“ „Na deine Freundin.“ Nickend steckte er sein Handy zurück in die Hosentasche. „Ja. Das ist Marinette.“ „Süß.“ Ein Lächeln huschte ihm über das Gesicht, als er an sie denken musste und ein weiteres Mal nickte er Celina zu. „Wir sind dann fertig. Ihr könnt für heute gehen“, ertönte die Stimme des Fotografen und erleichtert atmete er aus. Diese Marathonshootings gingen ihm langsam aber sicher, ziemlich auf die Nerven. Und war dies nicht schon genug, musste er in seinen freien Stunden auch noch Hausaufgaben von Nathalie erledigen, damit er nicht den Anschluss verlieren würde. Den Anschluss verlieren. Wer war denn schuld, dass er so lange fort war. Gedankenverloren wollte er gerade seine Sachen holen, als er von Celina am Arm zurückgezogen wurde. „Bitte lächeln.“ Schwungvoll legte sie ihren Arm über seine Schultern und zog ihn zu sich herunter. Überrascht und überrumpelt zugleich sah er zu ihrem Handy in ihrer Hand, welches sie über sie hielt und kaum hatte er verstanden, was sie vorhatte, drückte sie ihm auch schon einen Kuss auf die Wange und machte dabei ein Foto. „Hey. Was soll das?“ „Ein Erinnerungsfoto. Wir sind doch schon irgendwie Freunde geworden oder nicht? Und bald ist die Zeit doch auch zu Ende. Du wirst mir fehlen. Ich habe nicht viele Freunde. Weißt du.“ Lächelnd zeigte sie ihm das Bild und seufzend kratzte er sich am Kopf. „Na gut. Aber nächstes Mal frag mich vorher, Okay?.“ „Okay. Tschuldige … Ach so, wegen heute Abend … Also …“ Verlegen stupste sie mit ihrem Fuß auf dem Boden herum und schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Also … wenn du nicht … Ich meine, du musst nicht …“ „Ich habe doch gesagt, ich helfe dir. Dabei bleibt es auch.“       Schüttelnd rieb sich Marinette über ihre Arme. War es hier so kalt oder war ihr nur so kalt? Diese dumme Erkältung machte ihr doch langsam ziemliche Probleme. Zum Glück war gleich Schulschluss und sie konnte nach Hause und ins Wochenende gehen. Zumindest, was die Schule betraf. Hawk Moth nahm sich mit Sicherheit kein Wochenende frei. Da ihre Eltern aber bis Montag zu Besuch bei Freunden waren, musste sie sich zumindest keine Ausrede einfallen lassen, warum sie krank das Haus verließ. Sie hatten es schon nicht gut gefunden, dass sie so zur Schule ging, und eigentlich wollten sie auch ihren Freunden absagen und nicht fahren. Aber nachdem sie ihnen tausend Mal versichert hatte, dass es Okay wäre und sie die Hochzeit doch nicht verpassen sollten, stimmten sie dann doch widerwillig zu und so fuhren sie heute Morgen los. Damit hatte sie sturmfrei. Nach einem weiteren Niesanfall versuchte sie wieder Madame Bustier zu folgen und sah daher wieder auf die Tafel, als ihr auffiel, dass Alya ungewöhnlich unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte und ständig über ihre Schulter zu ihr zurückblickte. Was hatte sie denn jetzt? Hatte sie ihr Handy auf dem Schoß versteckt? War etwa wieder ein Akuma unterwegs? Lange musste sie allerdings nicht mehr auf eine Antwort warten, da die ersehnte Schulklingel ertönte und somit der Unterricht für heute vorbei war. Sofort streckte sie sich nach vorne und tippte Alya auf die Schulter. „Was ist passiert? Ist etwa wieder etwas unterwegs?“, flüsterte sie ihrer Freundin zu, die mit einem Mal ganz nervös zu werden schien. „Marinette. Nein. Das ist. Ich . Also..“ „Alya?“ Seufzend zog Alya ihr Handy hervor und hielt es ihr nun direkt vor das Gesicht. Mit großen Augen blickte sie auf das Bild. „Aber …“ Vor ihr prangte ein Post von Celina. Sie hatte ein Foto von sich und Adrien hochgeladen und dazu geschrieben. Auf einen schönen Abend. Ich freue mich. Das Ganze hatte sie noch mit einem Kuss- sowie einem Herzchensmiley versehen. Warum Alya dieser Celina überhaupt auf Twitter folgte, war ihr im Moment ziemlich egal. „Das kann er mir jetzt mal erklären.“ Aufgebracht schnappte sie sich ihre Tasche, stürmte aus dem Klassenraum und wählte schon beim Treppeheruntergehen seine Nummer.       Etwas unsicher lief Adrien mit Celina durch den großen Festsaal. Wie viele Leute hier herumschwirrten, wusste er nicht. Aber es waren einige. Worauf hatte er sich da nur eingelassen. Tief einatmend ließ er sich von Celina mitziehen und begrüßte zig Leute. Den ein oder anderen kannte er zum Glück schon von den Fotoshootings. „Danke übrigens noch mal.“ „Nicht dafür.“ Lächelnd nickte er ihr zu und sie wollten gerade einen der großen Tische ansteuern, da das Essen bald aufgetischt wurde, als er merkte, wie Celina mit einem Mal verkrampfte und sich regelrecht an seinen Arm heranklammerte. „Was ist los?“, flüsterte er ihr zu und schwer schluckend deutete sie auf einen Jungen, der zielgerecht auf die beiden zusteuerte. „Celina. Immer schön dich zu sehen. So hübsch wie eh und je.“ Spitzbübisch grinste er sie an, nahm ihre Hand und gab ihr einen Kuss herauf. Das musste wohl der Typ sein, von dem sie gesprochen hatte. „Jon.“ „Kein Hallo, kein gar nichts? Aber Celina, seit wann so forsch? Du musst dich vor mir doch nicht zieren. Willst du uns denn gar nicht vorstellen?“ Bevor Celina irgendetwas sagen konnte, hielt ihm Adrien allerdings schon demonstrativ seine Hand entgegen und zog mit der anderen Hand Celina zu sich. „Ich bin Adrien. Ihr Freund. Nett dich kennenzulernen.“ Böse funkelte er ihn an. Er war zwar nicht wirklich ihr Freund, doch konnte er solche Typen einfach nicht ausstehen. „Ach dein Freund. Soso … Naja wir sehen uns bestimmt später noch.“ Zwinkernd winkte er Celina zu und verschwand dann im Getümmel. „Danke.“ Er merkte, wie sie seinen Arm wieder losließ und erleichtert ausatmete. „Der Typ ist ja echt ein Ekel.“ „Wem sagst du das.“ Aufmunternd lächelte er ihr zu, als er merkte, wie sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Vorsichtig zog er es ein Stück heraus und erkannte sofort Marinettes Namen im Display. „Ich ähm. Kann man hier irgendwo kurz ungestört telefonieren?“ Nickend zeigte Celina auf einen Balkon. „Bin gleich wieder da.“ Flink huschte er durch die Leute hindurch auf den Balkon heraus und sofort wehte ihm die kalte Abendluft durch die Haare. Eine Jacke wäre jetzt wirklich nicht schlecht gewesen. Zurücklaufen wollte er jetzt aber auch nicht noch mal. Freudig sah er stattdessen auf das Display und nahm dann den Anruf entgegen. „Mari-“ „Kannst du mir mal erklären, was das zu bedeuten hat? Gibt es da etwas, was du mir zu sagen hast?“ Verdutzt runzelte er seine Stirn. Wovon sprach sie da bitte? „Ich weiß nicht, was du meinst.“ „Du und Celina? Klingelt da was bei dir? Ist sie grade bei dir? Warum hat sie dich geküsst? Ich hab das Foto gesehen.“ Nervös ging er zur Balkonbrüstung, lehnte sich dagegen und fuhr sich durch seine Haare. Sie meinte bestimmt das Foto, welches Celina heute Vormittag gemacht hatte. Wo hatte sie das Bild denn gesehen? Hatte Celina etwa? „Ich kann das erklären. Das ist so-“ „Darling? Kommst du wieder rein? Es ist frisch hier draußen und das Essen wird gerade gebracht“, ertönte es plötzlich hinter ihm und erschrocken sah er über seine Schulter. Schwungvoll lief Celina auf ihn zu. „Darling? Das Essen? Adrien was soll das?“ „Marinette. Ich kann das-“ Doch weiter kam er nicht. Im Augenwinkel konnte er nur noch sehen, wie Celina mit einem Mal ins Straucheln kam, stolperte, und gegen seinen Rücken knallte. Durch die Wucht des Aufpralls rutschte ihm sein Handy aus der Hand, flog über die Brüstung und mit großen Augen musste er mit ansehen, wie es in die Tiefe stürzte. „Nein!“   Kapitel 14: ------------ Kapitel 14   Fassungslos starrte er über die Brüstung und sah in die Tiefe hinunter. Von seinem Handy war vermutlich nicht mehr viel übrig. Immerhin befanden sie sich hier oben im zwanzigsten Stock. „Oh. Nein. Das wollte ich nicht. Das tut mir so leid. Ich-“ Aufgebracht drehte er sich herum. „Was sollte das gerade? Kannst du mir mal verraten, woher ...“ Doch mitten im Satz brach er ab und sah zur Balkontür. Stand der die ganze Zeit schon da? „Ärger im Paradies?“ Lässig stand Jon mit verschränkten Armen an den Türrahmen gelehnt und sah schief grinsend zu ihnen herüber. „Nein. Kein Ärger“, zischte Celina und sah etwas nervös zu ihm herüber. Bevor er allerdings etwas dazu sagen konnte, drückte sich Jon schon von dem Türrahmen ab, zwinkerte Celina zu und drehte sich herum. „Du weiß ja, wo du mich findest, wenn du den Kleinen da satthast.“ Die beiden sahen ihm hinterher und, als er wieder in der Menge verschwunden war, wandte sich Celina wieder an ihn. Mit großen Augen sah sie ihn an und legte ihre Hände auf seine Arme. „Ich wollte das nicht. Das tut mir so leid. Jon hat gesehen, wie du auf den Balkon gelaufen bist und mich danach die ganze Zeit verfolgt. Willst du mein Handy haben? Du hast gerade mit Marinette telefoniert oder?“ Hektisch zog sie ihr Smartphone aus ihrer kleinen Tasche heraus und hielt es ihm entgegen. Seufzend drehte sich Adrien wieder herum, legte seine Arme auf die Brüstung und ließ sein Kopf hängen. „Ich weiß ihre Nummer nicht auswendig … Sie hat gehört, dass du mich Darling genannt hast.“ Stöhnend raufte er sich die Haare und blickte erneut herunter. „Aber sie weiß doch, dass du mir nur hilfst.“ „Ich hab es ihr nicht erzählt“, murmelte er kleinlaut und blickte sie danach wieder an, „Hast du irgendwo das Foto, das du von uns gemacht hast gepostet?“ „Du hast es ihr nicht erzählt? … Ja, warum? Ich wollte doch, dass es glaubhaft ist. Jon stalkt ständig meine Medienseiten. Warte, sie hat das Foto gesehen?“ „Ja.“ „Das wusste ich doch nicht. Ich dachte, du würdest es ihr erzählen.“ „Ich wollte es ihr ja auch erzählen, aber erst, wenn ich zu Hause bin.“ Verwundert sah sie ihn an und steckte danach ihr Handy zurück in ihre Tasche. „Warum das?“ „Na weil … Ich wollte nicht, dass sie … Sie sollte doch nicht. Ach das ist kompliziert.“ Stöhnend begann er auf und ab zu laufen und überlegte krampfhaft, wie er das wieder geradebiegen konnte. Nun war genau das passiert, warum er es ihr eigentlich noch nicht erzählen wollte. „Komm, wir gehen dein Handy suchen. Vielleicht hast du ja Glück und du kannst die SIM-Karte noch retten. Dann kannst du es kurz in mein Handy packen.“ Nickend stimmte er ihr zu und folgte ihr wieder hinein und so steuerten sie den Ausgang an. Er hatte keine große Hoffnung, dass da noch etwas zu retten war. Es war durch den Aufprall mit Sicherheit in tausend Teile zersplittert.     „Adrien? Hallo?“ Mit großen Augen sah Marinette auf ihr Handy. Nachdem sie nur noch ein Rauschen gehört hatte, war es plötzlich ganz weg. Hatte er etwa aufgelegt? „Hey, was stehst du denn hier, wie angewurzelt, auf der Treppe? Hast du ihn erreicht?“ Langsam drehte sie ihren Kopf zu Alya und sah ihre Freundin entgeistert hat. „Ja. Schon. Aber …“ Mit bebenden Lippen sah sie ihre Freundin an. War das gerade wirklich passiert? „Aber? Alles in Ordnung? Du bist ja total durch den Wind. Was ist passiert?“ Verwirrt sah sie zwischen Alya und ihrem Handy hin und her. Das war mit Sicherheit diese Celina im Hintergrund. Sie waren also tatsächlich heute Abend zusammen. Und sie hatte ihn Darling genannt. Warum nannte sie ihn Darling? Hieß das also? „Aber? Hey Mari. Was ist los?“ „Er hat einfach aufgelegt … Und er war bei Celina.“ Wütend klammerte sie ihre Finger um ihr Smartphone. Von wegen er vermisste sie. „Das glaub ich nicht. Komm, gib mal her.“ Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, griff Alya nach ihrem Handy und rief offenbar bei ihm an. „Nur die Mailbox.“ „Siehst du. Er hat aufgelegt und nun sein Handy ausgemacht.“ Aufgebracht schnaufte sie aus, und wollte gerade weiter die Treppe herunterlaufen, als sich auf ein Mal alles um sie herum begann zu drehen. Sie hatte das Gefühl den Boden unter ihren Füßen zu verlieren. Was war das? „Marinette!“, drang dumpf die Stimme ihrer Freundin in ihre Ohren und keine Sekunde später sackten ihr auch schon die Beine weg. Torkelnd fiel sie in die Arme ihrer Freundin. „Was ist los?“ „Ich … mir ist …“ Sie spürte, wie Alya ihre Hand auf ihre Stirn legte, und augenblicklich den Druck um ihren Körper verstärkte. „Mein Gott. Du glühst ja. Du gehörst sofort ins Bett.“ Hinlegen war vermutlich wirklich keine schlechte Idee. Kurz schloss sie ihre Augen. Sie fühlte sich miserabel. Ihr war so heiß und gleichzeitig so kalt. Diese dämliche Erkältung. Sie hatte das Gefühl auf einem Karussell zu sitzen und in ihrem Kopf klopften unzählige kleine Hämmerchen. Schwer atmete sie ein und wieder aus und versuchte dieses dämliche Schwindelgefühl loszuwerden. Das konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen. Tief atmete sie ein, öffnete wieder ihre Lider und sah Alya an, die sich plötzlich aufgeregt umsah. Suchte sie etwa etwas? „Lass uns zusehen, dass wir dich nach Hause bringen“, sagte sie nur kurz und knapp und ging mit ihr langsam die Treppe herunter. „Dafür, dass du nichts auf den Rippen hast, bist du ganz schön schwer … Wo steckt denn nur Nino, wenn man ihn mal braucht“, murmelte ihre Freundin leise, stieg mit ihr weiter die Treppe hinunter und schielte über ihre Schulter zurück. Offenbar hatte sie gefunden, wonach sie suchte, da sie leise erleichtert ausatmete. „Nathaniel“, rief sie die Treppe rauf, „Ich brauch Hilfe. Marinette muss sofort nach Hause.“ Rasch lief er die Stufen herunter zu ihnen und sah mit großen Augen zwischen ihr und Alya hin und her. „Marinette hat Fieber. Kannst du mir helfen, sie nach Hause zu bringen?“ „Ja. Natürlich.“ Ohne weitere Worte legte Nathaniel seinen Arm um sie herum und so gingen die beiden mit ihr weiter. „Das ist wirklich nicht nötig. Ich schaff das schon alleine.“ „Ja, deswegen bist du auch gerade beinahe die Treppe heruntergefallen. Deine Eltern sind schon losgefahren oder.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage und laut seufzte ihre Freundin aus. „Du bist also ganz alleine.“ „Mhm. Ganz alleine“, antwortete sie leise und musste dadurch unweigerlich an Adrien denken. War er jetzt etwa mit dieser Celina zusammen oder was hatte die ganze Sache zu bedeuten? Blieb er nachher für immer in New York? Doch dann sah sie verwundert Alya an, die nervös ihr Handy aus der Hosentasche zog und auf das Display starrte. Seufzend blieb Marinette stehen und löste sich von ihrer Freundin und Nathaniel. Sie kannte diesen Blick gut genug. „Akuma?“, fragte sie daher direkt heraus, da die beiden ohnehin bescheid wussten, woraufhin Alya nervös ihr Handy zurück in die Tasche streckte. „Ja … Aber du kannst doch so nicht kämpfen. Du kannst dich doch kaum auf den Beinen halten. „Ich hab doch keine andere Wahl.“ Wortlos drückte sie Alya ihre Schultasche in die Hände und rannte, den Schwindel ignorierend los. „Marinette. Nicht“, rief ihr Alya noch hinterher, doch sie blieb nicht stehen und rannte weiter in Richtung der Toiletten, damit sie sich verwandeln konnte.     Angespannt stocherte Adrien in seinem Essen herum. Er bekam einfach nichts herunter. Zu sehr nagte die Ungewissheit an ihm. Was Marinette jetzt wohl dachte und wie es ihr jetzt ging? Er hatte bisher immer noch keine Ahnung, wie er die ganze Sache richtigstellen sollte, wenn er sie nicht erreichen konnte. Sein Handy hatten sie auch nicht gefunden. Es war vermutlich irgendwo auf der Straße gelandet und schon längst von zig Autos weiter geschliffen wurden. Oder die einzelnen Teile davon. Nun saß er hier also und wartete, dass Nathalie ihn wieder abholen würde. Er konnte sie nicht mal anrufen, dass er früher zurück ins Hotel wollte. „Hey, das wird schon wieder.“ Schulterzuckend pikte er eine Nudel mit seiner Gabel auf und schob sie auf seinem Teller herum. Warum konnte er nicht einfach seine Klappe halten. Hätte er Celina nicht angeboten, ihr zu helfen, dann säße er nun nicht hier in diesem Schlamassel. Schwer atmend legte er die Gabel wieder beiseite und konnte im Augenwinkel sehen, wie sein Tischpartner etwas bei Facebook las. „Aber natürlich“, murmelte er leise. Er war aber auch in Idiot. Abrupt drehte er sich herum und wandte sich an Celina. „Kann ich mir dein Handy kurz ausleihen?“ „Klar. Ist dir die Nummer eingefallen? Lächelnd drehte sie sich herum, zog ihre Tasche auf den Schoß und fischte ihr Handy heraus. „Das nicht. Aber ich kann ihr doch einfach eine Nachricht über Facebook schreiben.“ Kopfschüttelnd entsperrte sie das Display und überreichte ihm ihr Smartphone. „Da hättest du auch schon mal eher draufkommen können.“ „Ja ich weiß … Entschuldigst du mich kurz?“ Eilig griff er nach dem Handy, entschuldigte sich auch kurz am Tisch für einen Moment und verließ dann eilig den Saal. Ohne Zeit zu verlieren steuerte er, damit er ihr ungestört schreiben konnte, die Männertoilette an. Kaum hatte er diese erreicht, flog Plagg heraus und sah ihn vorwurfsvoll an. „Das hast du ja wunderbar hinbekommen.“ „Als ob ich mein Handy absichtlich heruntergeworfen habe.“ Plaggs weitere Gejammere ignorierend, loggte er sich flink ein und bekam prompt große Augen, als er sah, was der Nachrichtensender gepostet hatte. Er hatte ihn extra geliked, damit er ja nichts verpassen würde. „Was ist denn jetzt los? Hat sie dich etwa schon gelöscht?“ „Nein … Hier fragt jemand, was heute nur mit Ladybug los sei. Und das ist gerade mal zehn Minuten her.“ Sofort versuchte er den Ladybug-Blog zu öffnen. Es dauerte ewig, bis er geladen war, doch Alya hatte nichts geteilt. Schon seit Tagen nicht. Was ging da nur vor? Ohne Zeit zu verlieren, suchte er den Livestream des Pariser TV-Senders heraus und tatsächlich lief gerade eine Sondersendung. Angespannt starrte er auf das Display und es hatte nicht lange gedauert, da drang auch schon die Stimme der Sprecherin in sein Ohr.     Ladybug wird immer mehr in die Ecke gedrängt und offenbar hat sie ziemliche Probleme gegen Gymnastia anzukommen. Sie scheint heute nicht ganz bei der Sache zu sein. Immer öfter muss sie einstecken. Und wieder keine Spur von Chat Noir.   „Das ist alles meine Schuld.“ Zitternd klammerte er die Finger um Celinas Handy und kniff seine Augen zusammen. Offensichtlich kämpfte sie gerade gegen eine wild gewordene Bodenturnerin, zumindest sah ihr Outfit danach aus, und hatte große Probleme gegen sie anzukommen.   Sie hat sie! Ladybug wurde erwischt. Und ganz dem Anschein nach schafft sie es nicht mehr, sich ohne Hilfe zu befreien. Laut unseren Informationen ist die Polizei schon unterwegs. Doch kann sie noch rechtzeitig eintreffen?   Panisch riss er seine Augen wieder auf und blickte auf das Display. „Nein“, flüsterte er und konnte nicht fassen, was er da sah. Sie wurde von den Bändern der Bodenturnerin eingewickelt und er konnte genau sehen, wie sie versuchte nach Luft zu schnappen. Eines der Bänder hatte sich um ihren Hals gewickelt und schnürte ihr die Luft ab. Zitternd stiegen ihm die Tränen in die Augen. „Plagg, was ist, wenn sie … wenn sie …“ Er konnte den Satz nicht mal zu Ende sprechen. Was war, wenn sie es nicht mehr schaffte, sich zu befreien? Fragend sah er seinen Kwami an, doch dieser war totenstill, was ihm noch mehr das Herz zusammenziehen ließ. Wenn selbst Plagg kein Wort mehr sprach, sah es nicht gut um sie aus. Und er stand hier in irgendeiner Toilette am anderen Ende der Welt und konnte überhaupt nichts unternehmen. Doch dann drang die Stimme der Nachrichtensprecherin wieder in seine Ohren und sofort sah er zurück auf das Handy.   Sehen sie das? Was ist das? Scheinbar kommen ihr zwei Schüler zur Hilfe und bewerfen Gymnastia mit Schulbüchern. Es scheint Wirkung zu haben. Gymnastia ist abgelenkt, wodurch sich Ladybug aus den Fängen befreien kann.   Sofort erkannte er die zwei Schüler. Das waren doch Alya und Nathaniel. Sie kamen ihr zur Hilfe. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Sie beschwor ihren Glücksbringer, fing den Akuma ein und verwandelte alles zurück. Erleichtert fiel die ganze Anspannung von ihm und ein tiefer Seufzer entwich ihm. Er wollte die Seite gerade wieder schließen, als die aufgeregte Stimme der Nachrichtensprecherin erneut ertönte.   Was ist mit Ladybug los? Sie ist zusammengesackt und scheint bewusstlos zu sein.   Kapitel 15: ------------ Kapitel 15   Außer sich starrte er auf das kleine Display. Was war mit ihr? Sie hatte die Turnerin doch besiegt. Alles war gut. Und jetzt? Was war mit ihr los? „Mari... Steh doch auf … Plagg, warum steht sie denn nicht auf?“ Zitternd sah er zu seinem kleinen Kwami, der jedoch nur seinen Kopf schüttelte. „Ich … ich weiß es nicht.“ Sofort sah er wieder auf das Handy. Sie lag immer noch regungslos auf der Straße. Doch dann konnte er sehen, wie Nathaniel auf sie zu gelaufen kam und dann stand Alya plötzlich direkt im Bild. Was hatte das alles zu bedeuten?   „Haben Sie das gesehen? Ladybug war doch der Wahnsinn“, sprach sie direkt in die Kamera und man merkte, das die Person hinter der Kamera versuchte an ihr vorbei zu filmen, doch ständig stellte sie sich wieder direkt davor, „Sie können auch gerne auf meinen Ladybug-Blog vorbeischauen …“ Ohne Punkt und Komma sprach sie einfach weiter. Versuchte sie etwa das Fernsehteam abzulenken? Und dann mit einem Mal war das Bild weg. Mit großen Augen starrte er auf das Display. „Was ist denn jetzt los?“ Als nach wenigen Sekunden plötzlich Werbung eingespielt wurde, nahm er seine Arme herunter und ließ sie einfach neben seinen Körper hängen. „Ich muss zu ihr.“     Blinzelnd versuchte Marinette ihre Lider zu öffnen, doch gestaltete sich das schwieriger als gedacht. Sie waren schwer wie Blei und sie hatte das Gefühl, als würde ihr Kopf zerspringen. Was war überhaupt passiert? Das Letzte, an das sich erinnerte war, wie sie Gymnastia besiegt hatte, ihren Glücksbringer in die Luft warf und dann, dann nichts mehr. Dann wurde alles schwarz. Hatte sie sich etwa mitten auf der Straße zurückverwandelt? Ruckartig riss sie ihre Augen auf, richtete sich auf, nur um direkt darauf stöhnend zurückzukippen. „Langsam. Alles ist gut“, drang die Stimme ihrer Freundin in ihre Ohren und langsam drehte sie ihren Kopf zu der Stimme. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ja in ihrem Bett lag. „A-alya, was … was …“ „Keine Sorge. Alles ist gut. Nathaniel und ich haben dich nach Hause gebracht. Ich denke mal, du hattest nichts dagegen, dass ich mir deinen Schlüssel aus deiner Tasche genommen hab.“ Zwinkernd grinste ihr ihre Freundin zu und ein leichtes Schmunzeln huschte ihr über das Gesicht. Doch dann verzog sich sofort wieder ihre Miene und ernst sah sie Alya an. „Was ist passiert?“, krächzte sie mit heiserer Stimme und sah ihre Freundin fragend an. „Du bist zusammengeklappt. Mitten auf der Straße.“ Geschockt riss sie wieder ihre Augen auf. „Hab ich mich zurückverwandelt?“ Lächelnd schüttelte ihre Freundin den Kopf und hob ihren Zeigefinger in die Höhe. „Nicht direkt auf der Straße. Nein. Niemand weiß, dass du Ladybug bist. Als ich das Fernsehteam abgelenkt habe, hat dich Nathaniel in eine Seitenstraße gebracht und dort wurdest du dann wieder Marinette. Er hat sich mit dir dort versteckt, bis wir uns sicher waren, dass niemand mehr da war.“ „Ja, das stimmt. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen Marinette. Du hast wirklich tolle Freunde“, mischte sie nun auch eine piepsige Stimme ein. „Tikki.“ Ihr kleiner Kwami setzte sich auf ihren Bauch und lächelte sie an. „Wie geht es dir?“ „Ehrlich gesagt ging es mir schon mal besser.“ Schwer atmend strich sie sich mit ihrer Hand über die Stirn. „Kein Wunder, du hast ja auch noch Fieber. Am Besten schläft du noch etwas. Ich bleib hier und passe mit Tikki zusammen auf dich auf.“ Nickend zog sie ihre Decke bis zu ihrem Kopf herauf. Schlafen war vermutlich wirklich eine gute Idee. „D-danke …“; flüsterte sie leise und merkte, wie ihr auch schon wieder die Augen zu fielen, „Auch fürs nach Hause brin...“       Nervös sah er aus dem kleinen runden Fenster heraus. Hoffentlich ging es Marinette gut. Es machte ihn wahnsinnig nicht zu wissen, was passiert war. Unbemerkt krallte er seine Finger in die Armlehne des Sitzes. Nicht mehr lange und er wäre endlich wieder zu Hause. Er hätte nie gedacht, dass sein Vater ihm erlauben würde, vorzeitig nach Hause zu kommen. „Oh man, ich bin ja schon so aufgeregt. Ich war ewig nicht mehr in Paris. Haben wir nicht ein Glück, dass wir direkt heute Morgen noch einen Flug bekommen haben.“ Langsam drehte er seinen Kopf herum. Gut, zum großen Teil war es wohl ihr Verdienst. Nachdem er wieder zum Essen zurückgekehrt war, hatte sie sofort bemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimmte und so lange nachgebohrt, bis er erzählt hatte, dass er unbedingt nach Hause musste. Warum verschwieg er ihr aber. Lediglich, dass es irgendetwas mit Marinette zu tun hatte, hatte er ihr erzählt. Daraufhin hatte sie ihren Vater so lange bequatscht und ihm erzählt, was für ein Heimweh er doch haben würde, woraufhin ihr Vater mit seinem Vater gesprochen hatte. Jetzt durfte er zwar nach Hause, doch die Bedingung dazu war, dass Celina mitkommen würde und sie ihre Shoots in Paris beenden würden. Das konnte ja noch etwas werden. Leise seufzte er dann aber auf und versuchte Celina zu zulächeln. Er sollte sich nicht beschweren. Immerhin konnte er wegen ihr nun wieder nach Hause. „Wie lange warst du denn schon nicht mehr in Frankreich?“ „Drei Jahre.“ Nickend schenkte er ihr noch ein kurzes Lächeln, wandte sich dann wieder dem Fenster zu und sah schweigend heraus.       Langsam öffnete Marinette ihre Augen und brauchte einen Moment, bis sie wieder wusste, wo sie war. Vorsichtig richtete sie sich auf und sah sich um. Niemand hier. Wie lange hatte sie geschlafen? Fragend kratzte sie sich an ihrem Kopf und rutschte mit ihren Beinen über die Bettkante. Das Schwindelgefühl war zwar besser, trotzdem fühlte sie sich immer noch fürchterlich. Wie zur Bestätigung musste sie niesen und schniefend stand sie auf. Sie brauchte dringend etwas zu trinken. Ihre Kehle war staubtrocken. Stutzig blickte sie dann aber auf ihr Bett. Neben ihrem Kopfkissen lag ja ihr Handy. Vermutlich hatte Alya es dorthin gelegt. Mit großen Augen starrte sie auf die Uhrzeit. Es war acht Uhr in der früh? Sie hatte einen halben Tag geschlafen? Doch traurig entsperrte sie dann das Display. Sie hatte keine Nachrichten oder Anrufe oder irgendetwas. Er hatte sich somit nicht bei ihr gemeldet. Schwer atmend presste sie ihre Lippen aufeinander. War es das jetzt? Bekam sie nicht mal mehr eine Erklärung? Wütend warf sie das Smartphone auf ihr Bett, drehte sich herum und ihr Blick wanderte durch ihr Zimmer. „Tikki?“ Wo steckte sie bloß? Wackelig auf den Beinen stieg sie eine Stufe nach der anderen herunter und steuerte die Bodenluke an. Sie war offen. Und dann hörte sie ein Klirren von unten. So schnell sie konnte, stieg sie die Treppe hinab und kaum hatte sie die letzte Stufe erreicht, entdeckte sie Alya und Tikki, die laut polternd in der Küche hantierten. „Hey.“ Erschrocken drehte Alya herum, begann dann aber zu lächeln. „Gute Morgen Schlafmütze. Wie geht es dir?“ Schulterzuckend lief sie zu ihrer Freundin herüber und setzte sich schnell, da ihr doch wieder etwas schwindelig wurde und sie merkte, wie ihre Beine zu Pudding wurden, auf einen Hocker. „Es geht … Was macht ihr hier überhaupt?“ „Frühstück.“ Kurz nickte sie, senkte dann ihren Kopf und blickte auf das Amulett herunter. „Ich hab kein Hunger“, murmelte sie leise, doch sah sie dabei nicht auf. „Ach Süße. Du denkst an Adrien oder?“ „Er hat sich nicht mal mehr bei mir gemeldet. Keine Nachricht, kein Anruf, nichts. Das sagt doch alles.“ Sie merkte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und verstohlen wischte sie sie aus ihrem Gesicht. Alya musste es aber dennoch bemerkt haben, denn abrupt stellte sie die Schüssel, die sie gerade in der Hand hielt, beiseite, eilte zu ihr und nahm sie in den Arm. „Dafür gibt es bestimmt eine einfache Erklärung. Er meldet sich noch bei dir. Da bin ich ganz sicher. Er liebt dich doch … Viel wichtiger ist jetzt aber erst mal, dass du wieder zu Kräften kommst. Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, als du plötzlich bewusstlos auf der Straße lagst.“ Langsam löste sich ihre Freundin wieder von ihr und sah sie besorgt an. „Ihr habt mir echt den Arsch gerettet.“ Mit großen Augen sahen sie Alya und Tikki an. „Was ist?“ „So kennt man dich gar nicht“, kicherte Tikki, woraufhin sich Alya offenbar das Lachen auch nicht mehr verkneifen konnte. „Ehrlich. Wenn ihr nicht gekommen wärt, ich habe keine Ahnung, was dann passiert wäre. Bei Nathaniel muss ich mich auf jeden Fall auch noch bedanken.“ „Das kannst du ja dann nachher machen.“ Schwungvoll drehte sich Alya herum und nahm wieder die Schüssel in die Hand. „Wie nachher?“ „Ich muss nachher auf meine Schwestern aufpassen. Nathaniel löst mich ab.“ Seufzend sah sie ihre Freundin an. „Das ist wirklich nicht nötig. Außerdem geht es mir schon viel besser“, log sie schnell. Sie wollte die beiden doch nicht weiter da mit hineinziehen. „Und was ist, wenn du wieder umkippst? Deine Eltern sind nicht zu Hause.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen trat Alya nun wieder direkt vor sie, legte ihre Hand auf ihre Stirn und schüttelte dann, Arme vor der Brust verschränkend, ihren Kopf. „Du glühst immer noch, wie ein Backofen. Los. Leg dich hin. Ich bring dir das Essen.“ „Aber-“ „Nichts aber.“ Stöhnend rutschte Marinette vom Hocker herunter und schlurfte zur Treppe herüber. Wenn Alya sich erst mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ sie sowieso nicht locker.   Unbemerkt blickte sie ein weiteres Mal auf ihr Handy. Immer noch nichts. Als sie vorhin noch mal probiert hatte, ihn zu erreichen, da sie ihn zur Rede stellen wollte, war sein Handy immer noch ausgestellt. „Feigling“, murmelte sie leise, worauf sich Nathaniel verwundert zu ihr drehte. „Hast du was gesagt?“ „Nein. Schon gut.“ Schulterzuckend sah er daraufhin wieder zum Fernseher. Jetzt war sie doch ganz froh, nicht alleine zu sein. Wurde sie dadurch immerhin etwas abgelenkt. Schnell hatten die beiden, nachdem sie sich tausend Mal bei ihm für die Hilfe bedankt hatte, entschieden einfach einen Film zu gucken. Nun saßen sie hier auf dem Sofa und aus dem einen Film waren mittlerweile vier geworden. Doch langsam aber sicher merkte sie auch, wie sie die Müdigkeit überrollte und ohne, dass sie es wollte, fielen ihr langsam die Augen zu.     Stöhnend warf Adrien seine Tasche auf sein Bett. Endlich war er alleine. „Meine Güte. Ich dachte, die hören nie wieder auf“, jammerte Plagg und schwebte durch das Zimmer. Nachdem er endlich zu Hause angekommen war, wurde er direkt von seinem Vater zum Essen mitgeschleppt. Damit Celina nicht langweilig werden würde, wenn sich die Alten unterhielten, äffte er seinen Vater in Gedanken nach. So kannte er ihn gar nicht. Er war irgendwie so anders in der Gegenwart seines Freundes. Kurz schnaufte er auf. Celinas Eltern begleiteten sie immerhin. Er durfte mit der Assistentin in ein fremdes Land reisen. Doch dann schüttelte er seinen Kopf. Er hatte jetzt wirklich Besseres zu tun, als sich über seinen Vater aufzuregen. Zum Glück konnte er sich mit der Ausrede, dass ihm der Jetlag zu schaffen machen würde und er gerne schlafen würde, endlich für heute zurückziehen. Rasch lief er zurück zu seiner Tür und verriegelte diese. „Plagg, lass uns los.“ Nickend schwebte seiner kleiner Freund vor ihm und wartete wohl darauf, dass er die entsprechenden Wörter aussprach. Ein kleinen Moment sah er den Kwami erstaunt an. Kein Gemecker oder Genörgel? „Wartest du auf besseres Wetter?“ „Was? Nein. Plagg verwandle mich.“   Hastig sprang er über die Dächer von Paris und erblickte kurze Zeit später das Haus mit der Bäckerei. Mit einem weiteren Satz sprang er auf das nächste Dach und blieb verdutzt stehen. Ihr Zimmer war ganz dunkel. War sie nicht zu Hause? Warum war sie um die Zeit nicht zu Hause? Angespannt sprang er auf den Balkon, blickte durch die Dachluke, doch sie war nicht da. Sofort beschleunigte sich sein Herz. Hieß das etwa … Tief atmete er durch. Er musste jetzt einen klaren Kopf bewahren. Saß sie vielleicht mit ihren Eltern noch zusammen? Er hatte gesehen, dass im Wohnzimmer Licht brannte. Ohne Zeit zu verlieren, hüpfte er auf die Brüstung und machte einen weiteren Sprung herunter zum Fenster. Vorsichtig, damit ihre Eltern ihn nicht sehen würden, blickte er durch die Scheibe. Marinette war tatsächlich hier, doch, als er bemerkte, mit wem sie da überhaupt zusammensaß, wurden seine Augen immer größer.   Kapitel 16: ------------ Kapitel 16   Warum saß sie denn mit ihm alleine auf dem Sofa und hatte sich sogar gegen seine Schulter gelehnt? Starr stand er einfach nur da, presste seine Kiefer aufeinander und sah hinein. Machte sie jetzt etwa etwas mit Nathaniel, da sie dachte, er und Celina wären … Doch bevor er überhaupt auf irgendeine Weise reagieren konnte und sich überlegen konnte, was er jetzt machte, schwebte Tikki mit einem Mal, mit einem Keks in ihren Händchen, zum Sofa. Mit großen Augen starrte sie allerdings plötzlich zum Fenster herüber und ließ, anscheinend vor Schreck, ihren Keks auf den Boden fallen. Verwundert blickte Nathaniel über seiner Schulter zurück und bekam prompt, genau wie Tikki, große Augen. Für einen winzigen Moment sahen sie sich einfach nur an, bis Tikki irgendetwas sagte und sich Nathaniel daraufhin langsam etwas nach vorne beugte. Vorsichtig drehte er sich zu Marinette und legte sie längs auf das Sofa. Erst jetzt bemerkte er dadurch, dass sie ja schlief. Langsam stand Nathaniel auf, kam zum Fenster, öffnete es und ging wieder einen Schritt zurück. Tonlos kletterte er hinein und schloss das Fenster wieder hinter sich. Kaum hatte er es verriegelt, flog Tikki mit einem Mal schwungvoll zu ihm herüber. „Was machst du denn hier?“, flüsterte sie und kuschelte sich gegen seine Wange. Lächelnd nahm er sie in seine Hände und hielt sie vor sich. „Das würde ich jetzt auch gerne wissen.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte Nathaniel ihn an und verschränkte seine Arme vor der Brust. Zähneknirschend ließ er Tikki los, ließ seine Arme neben seinen Körper hängen und ballte seine Hände zu Fäusten. „Hast du ein Problem damit?“, knurrte er zwischen seinen Zähnen hindurch und funkelte Nathaniel böse an. „Nein. Kein Problem.“ „Jungs. Nicht so laut. Lasst Marinette schlafen. Sie braucht Ruhe.“ Fragend sah Adrien wieder zu Tikki und würdigte Nathaniel keines Blickes mehr. Er brauchte sich hier gar nicht so aufspielen. Doch darum konnte er sich auch später kümmern. Jetzt musste er erst mal herausfinden, was hier überhaupt los war. „Tikki, was ist mit Marinette? Warum ist sie zusammengebrochen? Geht es ihr gut?“ Der kleine Kwami deutete ihm an mitzukommen und so gingen die Drei zu der kleinen Küchennische herüber. „Ihr geht es schon etwas besser. Sie hat eine schlimme Erkältung und hatte hohes Fieber. Die ganzen Kämpfe haben ihr ganz schön zugesetzt.“ „Ja, weil sie ganz alleine kämpfen musste“, schnaufte sein Klassenkamerad leise. Kurz sah er wieder zu ihm und wollte ihm schon seine Meinung geigen, jedoch senkte er dann stattdessen schuldbewusst seinen Kopf. Er hatte ja recht damit. Auch wenn er nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen war. Bevor er allerdings doch noch etwas dazu sagen konnte, sprach Tikki auch schon weiter. „Naja und dann ist sie, obwohl es ihr überhaupt nicht gut ging, weiter in die Schule gegangen und da beinahe schon umgekippt … Und dann kam ein weiterer Angriff. Das muss ihr wohl den Rest gegeben haben. Nach dem Kampf ist sie dann komplett zusammengebrochen. Aber, woher weißt du das überhaupt?“ Tief atmete er ein. Er musste sich kurz etwas sammeln. Wäre er doch nur da gewesen. „Ich hab es gesehen … Es wurde im Fernsehen übertragen …“, sprach er nur monoton und blickte herüber zum Sofa. „Stimmt. Das Fernsehteam … Aber jetzt erzähl du mal, wie kommt es überhaupt, dass du wieder in Paris bist?“ „Ich konnte einfach nicht länger dort bleiben, als ich das gesehen hab.“ „Und, warum bist du dann nicht schon früher gekommen?“, mischte sich Nathaniel wieder ein und fixierte ihn dabei. Jetzt reichte es ihm und wütend überwand er die Distanz zwischen ihnen und baute sich vor ihm auf. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Und glaub ja nicht, nur weil ich nicht da war, dass du das Recht dazu hast, dich an Marinette ranzuschmeißen. Sie ist meine Freundin, klar?! Ich weiß doch ganz genau, dass du was von ihr willst.“ „Dass sie so fertig ist, ist doch nur deine Schuld. Du hättest hier in Paris sein müssen. Hätten Alya und ich ihr nicht geholfen, wer weiß wann dann … Und ich will nichts mehr von ihr. Kapier das mal. Sie ist eine gute Freundin, mehr nicht. Ich und Alya kümmern uns um sie, da ihre Eltern über das Wochenende verreist sind!“ Zitternd ballte Adrien seine Hände zu Fäusten und schwer sog er die Luft in seine Lungen. Ja, hätten die beiden sie nicht gerettet, dann … „Tschh. Jetzt hört auf ihr beiden. Also wirklich.“ Mit hochgehobenen Ärmchen flog Tikki zwischen sie und so trennten sie sich wieder voneinander. Nachdenklich senkte er seinen Kopf und ging dann schweigend zu Marinette. Langsam kniete er sich vor das Sofa und strich ihr mit seinem Finger eine verirrte Strähne zurück hinter das Ohr. „Ich kümmere mich jetzt um sie“, flüsterte er leise und wandte seinen Blick nicht von ihr ab, „Du kannst also nach Hause gehen.“ Vorsichtig legte er einen Arm um ihre Schultern und den anderen Arm schob er unter ihre Knie. Langsam hob er sie so hoch und drehte sich mit ihr in seinen Armen zu Nathaniel herum. „Pass gut auf sie auf. Ich melde mich morgen bei ihr“, sprach Nathaniel leise und griff dann nach seiner Tasche. Still beobachtete er ihn, wie er zur Haustür lief. „Nathaniel.“ Verwundert sah sein Klassenkamerad über seine Schulter zu ihm zurück. „Ja?“ „Danke.“ Kurz nickte Nathaniel ihm zu, sah dann aber wieder nach vorne und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Einen kurzen Moment blickte er noch auf die geschlossene Tür, doch dann ging er langsam mit Marinette die Treppe zu ihrem Zimmer herauf. Tikki flog ihm direkt hinterher und folgte ihm. „Na, das wird vielleicht eine Überraschung, wenn sie aufwacht.“ „Wenn sie mich überhaupt sehen will …“, sprach er leise, stieg mit ihr die Treppe zu ihrem Bett herauf, legte sie sanft hinein und verwandelte sich zurück. Sein kleiner Kwami schwebte neben ihm herum und lächelnd sah Tikki ihn an. „Na komm. Du hast bestimmt Hunger.“ Ruckartig zog sie Plagg mit sich mit und so verschwanden die beiden Kwamis, bevor Plagg überhaupt irgendetwas sagen konnte, aus dem Zimmer. Behutsam deckte er Marinette zu, setzte sich auf die Bettkante und beobachtete sie im Schlaf. Sanft strich er ihr über ihre Wange und seufzend schmiegte sie sich mit ihrem Gesicht gegen seine Hand. „Adrien“, murmelte sie leise und lächelnd rutschte er noch etwas näher zu ihr. „Ich bin hier.“ Stöhnend zog sie die Decke noch etwas enger um ihren Körper. „Tikki, ich hab geträumt, Adrien ist hier. Blöd oder“, nuschelte sie leise und seufzte. Sofort nahm er ihre Hand, beugte sich ganz nah zu ihrem Gesicht herunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Nein, nicht blöd.“ Er merkte, wie sie erschrocken seine Hand drückte und blinzelnd öffnete sie ganz langsam ihre Lider. „A... A-drien?“, hauchte sie leise, sah zu ihm herauf und auf einen Schlag wurden ihre Augen immer größer. „Du … bist … hier …“ Lächelnd nickte er ihr zu und, er konnte gar nicht so schnell gucken, da hatte sie sich schwungvoll an seine Brust gezogen und drückte ihr Gesicht in sein Shirt. „Oh mein … Du bist wirklich hier.“ Sanft legte er seine Arme um sie herum und drückte sie eng an sich heran. Allerdings bemerkte er dadurch, wie ihre Schultern begannen zu beben und keine Sekunde später drang auch schon ein leises Schluchzen in seine Ohren. Sie weinte. Sie weinte wegen ihm. Augenblicklich verstärkte er den Druck um ihren Körper und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Er wollte gerade etwas sagen, sie beruhigen, doch plötzlich drückte sie sich von ihm weg, löste sich aus seiner Umarmung und rutschte von ihm weg. Sie sah ihn nicht an und blickte stur auf ihr Bett herunter. „Was machst du hier? Bist du gekommen, um mir … um mir zu sagen, dass du nun mit Celina zusammen bist?“, schluchzte sie und er konnte, auch wenn sie ihren Kopf gesenkt hielt, sehen, wie ihr die Tränen über die Wangen kullerten. Schmerzlich verpasste es ihm einen Stich im Herzen. Sie dachte wirklich, er wäre jetzt mit Celina zusammen. „Was? Nein!“ Ruckartig rutschte er zu ihr, griff nach ihren Händen und versuchte ihr in die Augen zu sehen. „Da ist gar nichts mit Celina. Das musst du mir glauben. Ich kann das alles erklären.“ Langsam sah sie wieder auf und blickte ihm direkt in die Augen. „Warum legst du dann einfach auf und meldest dich nicht mehr? Warum nennt sie dich Darling?“ Tief atmete er ein, ordnete seine Gedanken und begann dann zu erzählen. „Also, das war so …“   Schweigend saß sie vor ihm und er hatte keine Ahnung, was sie nun dachte. Glaubte sie ihm? Würde sie ihn gleich aus dem Zimmer jagen? Angespannt musterte er sie, doch dann hielt er es nicht mehr aus. „Nun sag doch was.“ Seufzend atmete sie tief ein und sah ihm danach direkt in die Augen. „Und das ist die Wahrheit? Ohne etwas zu sagen, nahm er ihr Gesicht in beide Hände, beugte sich herunter und legte seine Lippen auf ihre. Langsam löst er sich wieder von ihr und sah ihr wieder tief in die Augen. „Ich liebe nur dich.“ „Ich liebe dich auch“, flüsterte sie leise und erneut kullerten ihr die Tränen herunter. Sanft strich er ihr mit seinen Fingern über ihre Wangen und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. Dadurch bemerkte er aber auch, wie warm sie überhaupt war. Sofort legte er seine Hand auf ihre Stirn. „Du solltest etwas schlafen. Du hast Fieber. Tikki und Nathaniel haben mir erzählt, was passiert ist.“ „Wo sind die beiden überhaupt?“ „Nathaniel habe ich nach Hause geschickt und Tikki ist mit Plagg irgendwo unten.“ Nickend rutschte sie wieder unter ihre Decke. „Bleibst … bleibst du hier?“ Lächelnd griff er nach ihrer Hand und merkte, wie ihr auch schon wieder die Augen zufielen. „Ich bleibe hier und passe auf dich auf.“       „Hey.“ Sanft drang seine Stimme zu ihr durch und langsam öffnete sie ihre Augen. Nein, das war kein Traum. Er war es wirklich. Er war wirklich wieder da. „Ich muss kurz nach Hause. Ich hoffe, du bist mir nicht böse. Ich hab Alya über dein Handy angerufen. Sie müsste gleich hier sein.“ Sofort schlug sie ihre Decke beiseite und wollte sich aufrichten, doch hielt Adrien sie sofort davon ab. „Schön liegen bleiben.“ „Aber …“ Panisch hielt sie sich an seinem Arm fest. Er konnte doch nicht schon wieder gehen. Er war doch gerade erst gekommen. Sie hatte doch noch so viele Fragen. Warum war er überhaupt wieder hier? Wie hatte er das geschafft? Oder musste er wieder zurück in die Staaten? „Ich komme nachher wieder. Versprochen. Ich muss nur erst mal zurück in mein Zimmer, bevor jemand merkt, dass ich weg bin.“ Traurig blickte sie ihn an. Doch dann nickte sie und ließ ihn wieder los. „Ich komm, so schnell ich kann, zurück.“ „Okay.“ Lächelnd legte er seine Lippen auf ihre und löste sich für ihren Geschmack viel zu schnell wieder von ihr. „Plagg!“, schrie er zu Bodenluke herunter und kurze Zeit später flog der kleine Vielfraß, gefolgt von Tikki, in ihr Zimmer. „Was ist denn?“ „Wir müssen los.“ Schmunzelnd betrachtete sie die beiden, wie sie schon wieder anfingen zu streiten und der kleine Kwami den Kürzeren zog, da Adrien ihn einfach in seinem Ring verschwinden ließ. Kopfschüttelnd begann sie zu grinsen. Was hatte sie die beiden doch vermisst. „Bis nachher Mylady.“ Schnell gab er ihr einen letzten Kuss, bevor er die Dachluke öffnete, heraufsprang und sie leise von außen wieder schloss. Lächelnd winkte er ihr durch die Scheibe zu und verschwand dann im Sonnenaufgang.   Kapitel 17: ------------ Kapitel 17   Kurz sah sie noch zur Dachluke herauf, doch dann streckte sie gähnend alle viere von sich. „Wie geht es dir?“ Lächelnd richtete sie sich auf und rutschte zur Bettkante herüber. „Mir geht es schon viel besser. Danke. Das Schlafen hat wirklich geholfen.“ „Und ein gewisser Junge hat nicht zufällig auch etwas damit zu tun?“ Grinsend schwebte Tikki neben ihr und beobachtete sie genau. „Ja, vielleicht ein wenig.“ Lächelnd stupste sie ihrer kleinen Freundin gegen den Bauch, was diese kichern ließ, und stand auf. Langsam schlurfte sie zu der kleinen Treppe herüber und stieg eine Stufe nach der anderen herunter. Sie konnte es immer noch nicht glauben, Adrien war wirklich wieder da. Wieder hier in Paris. Doch wie lange? Sie war einfach viel zu erschöpft gewesen, um weiter nachzufragen. Nachdenklich blieb sie auf der letzten Stufe stehen, sah an sich herunter und betrachtete das kleine Medaillon um ihren Hals. Sagte er auch wirklich die Wahrheit? „Alles in Ordnung? Ist dir wieder schwindelig?“ „Nein. Alles gut. Ich habe nur gerade überlegt … Glaubst du, er sagt die Wahrheit?“ Fragend kippte Tikki ihren Kopf zur Seite. „Meinst du, wegen der Sache mit Celina?“ Nickend ging sie weiter. „Also ich weiß ja nicht, was Adrien dir gesagt hat, aber ich glaube nicht, dass er lügt. Und was Plagg so erzählt hat, brauchst du wir wirklich keine Sorgen zu machen … Allerdings …“ Stutzig blieb Marinette stehen und sah Tikki nun wieder direkt an. „Allerdings?“ „Plagg traut ihr nicht. Dass sie nun auch in Paris ist, macht die Sache nicht besser.“ Mit großen Augen starrte sie ihren Kwami an. Celina war mit in Paris? Warum hatte Adrien ihr das nicht gesagt? Warum hatte er ihr schon wieder etwas verschwiegen? Gut, sie hatten zwar noch überhaupt nicht über die ganzen Umstände, warum er wieder in Paris war, gesprochen, aber das kleine Detail, wenn er schon über Celina gesprochen hatte, hätte er ruhig erwähnen können. Die Türklingel holte sie jedoch wieder aus ihren Gedanken und so lief sie, so schnell es ihr möglich war, zur Tür. Das war mit Sicherheit Alya.       Abgehetzt landete Adrien in seinem Zimmer, rannte zu seiner Tür, entriegelte diese und verwandelte sich zurück. Gerade rechtzeitig, denn keine Sekunde später klopfte es auch schon. Mit großen Schritten eilte er zu seinem Bett, warf sich hinein und zog seine Bettdecke bis zum Hals hinauf. Er konnte hören, wie die Tür geöffnet wurde und jemand das Zimmer betrat. „Adrien?“ „J-ja“, stöhnte er und tat so, als ob er gerade wach wurde. „Das Frühstück ist fertig. Dein Vater möchte, dass du zu ihm herunterkommst.“ „Komme gleich.“ Schritte ertönten und die Tür wurde wieder geschlossen. Laut ausatmend richtete er sich wieder auf und schlug die Decke beiseite. Das war knapp. Aber seit wann aß sein Vater mit ihm zusammen? Sonst interessierte es ihn doch auch nicht. Aber vielleicht konnte er so immerhin versuchen zu fragen, da heute keine Shootings anstanden, dass er wenigstes zu Marinette konnte. „Wehe du vergisst meinen Käse!“ „Ja, ja.“ Gähnend schwang er seine Beine über die Bettkante und hüpfte heraus. Das würde heute ein langer Tag werden. Er hatte Marinette keine Sekunde, als sie geschlafen hatte, aus den Augen gelassen und somit selbst kein Auge zugetan. Aber das war egal. Hauptsache er konnte bei ihr sein. Rasch rannte er in sein Badezimmer herüber, hielt sein Gesicht kurz unter kaltes Wasser und trocknete es flink ab. Das musste erst mal reichen. Ohne Zeit zu verlieren, verließ er wieder das Badezimmer und steuerte sofort die Zimmertür an. Wenn er seinen Vater fragen wollte, ob er heute den Tag bei Marinette verbringen durfte, wollte er ihn in keinster Weise verärgern und so eilte er aus seinem Zimmer heraus. Er wollte gerade die Treppe ansteuern, als er irritiert stehenblieb. „Guten Morgen Adrien.“ Lächelnd winkte ihm Celina von der Treppe aus zu. „G-guten Morgen?“ Fragend blickte er sie an. Kam sie etwa gerade aus Richtung der Gästezimmer? Warum kam sie aus dessen Richtung? Warum war sie zu dieser Tageszeit überhaupt schon hier? „Gehst du auch gerade zum Frühstück?“ Nickend ging er auf die Treppe zu und ging dann mit ihr zusammen die Stufen herunter. „Ja. Ähm. Hab ich was verpasst? Was machst du denn so früh schon hier?“ „Unsere Väter haben sich gestern Abend noch so lange unterhalten, dass Gabriel uns angeboten hat, damit wir so spät nicht noch ins Hotel fahren müssen, uns einfach hier einzuquartieren. Und daraus wurde dann, dass wir nun für die gesamte Zeit hier wohnen werden. Hast du alles verschlafen.“ Mit heruntergeklappter Kinnlade blieb er stehen und starrte Celina an, wie sie schulterzuckend an ihm vorbei lief. „Tja, sieht wohl so aus, als würden wir uns jetzt noch des Öfteren in der Zeit über den Weg laufen.“ Summend tänzelte sie weiter die Treppe herunter und schien ihn nicht weiter zu beachten. Hatte er das gerade richtig gehört? Sie wohnten jetzt für die Zeit, in der sie hier waren, bei ihnen? Hatte Celina ihren Vater gerade Gabriel genannt? „Willst du da Wurzeln schlagen, oder kommst du mit frühstücken?“, riss Celina ihn aber wieder aus den Gedanken heraus. Dadurch bemerkte erst, dass sie schon unten am Treppenansatz stand. Sofort nahm er wieder seine Beine in die Hand und eilte herunter. Wie sollte er Marinette nur sagen, dass sie nun hier wohnten. Er hatte ihr ja noch nicht ein Mal erzählt, dass Celina mit in Paris war. Eigentlich wäre die ganze Situation ja gar nicht so schlimm. Aber durch das ganze Missverständnis in New York wollte er gar nicht daran denken, was Marinette nun dazu sagen würde. Seufzend betrat er mit Celina das Esszimmer und schon zum zweiten Mal klappte ihm heute, und der Tag hatte gerade erst angefangen, die Kinnlade herunter. Sein Vater saß mit Celinas Eltern und Nathalie am Tisch, plauderten lauthals und schienen sich köstlich zu amüsieren. So kannte er seinen Vater überhaupt nicht. Normalerweise sah man ihn nicht mal wirklich lächeln und er war immer todernst. „Adrien, Celina kommt, setzt euch zu uns“, rief er zu ihnen herüber und winkte sie heran. „Ja, Vater.“ Immer noch total verwirrt von der ganzen Situation, steuerte er schweigend einen Stuhl an und nahm Platz. Nachdenklich beobachtete er seinen Vater. So fröhlich hatte er ihn schon lange nicht mehr gesehen. Eigentlich, seitdem seine Mutter verschwunden war. „Was sagt ihr?“ Erschrocken zuckte er kurz zusammen. Er war so in seinen Gedanken vertieft, dass er gar nichts mehr mitbekommen hatte. „Wozu?“ „Dein Vater und meine Eltern wollen mit uns ein wenig durch Paris. Da wir so lange nicht hier waren“, erklärte Celina und erwartungsvoll blickten alle zu ihm. Er hatte wenig Lust dazu. Er wollte zu Marinette und nicht durch Paris latschen. Ob es ein guter Zeitpunkt war jetzt zu fragen? Allerdings hatte sein Vater gerade gute Laune, eine bessere Chance zu fragen bekam er mit Sicherheit nicht. „Also, ehrlich gesagt …“ Nervös kratze er sich an seinem Kopf und blickte danach seinen Vater direkt an. Jetzt oder nie. „Wir haben ja keine Termine und … Ich würde gerne zu Marinette. Wir haben uns so lange nicht gesehen und Paris ist jetzt nicht wirklich spannend für mich.“ Er konnte sehen, wie sich die Miene seines Vaters begann zu verziehen und seine Mundwinkel herunterrutschten. Schwer musste er schlucken. Es durfte sich vermutlich nur noch um Sekunden handeln, bis sein Vater ihm eine Ansage machte. Bevor er aber überhaupt etwas sagen konnte, klopfte ihm Celinas Vater plötzlich lachend auf die Schulter. „Ach. Die Jugend. Lass den Jungen ruhig.“ Wieder lächelnd schaute sein Vater zu seinem Freund, doch mit einem Mal drehte er sich wieder zu ihm. Wie er ihn ansah, gefiel ihm gar nicht. „Na dann geh mal zu Marinette. Macht euch einen schönen Tag.“ „O-okay … Danke Vater.“ Damit hätte er nun überhaupt nicht gerechnet. Erleichtert wollte er gerade ausatmen, als sein Vater sich noch mal an ihn wandte. „Warum nimmst du Celina nicht einfach mit? Alleine mit uns, langweilt sie sich doch nur.“ „Was? Aber?“ War das sein ernst? Er konnte Celina doch nicht mit zu Marinette nehmen. „Das ist wirklich nicht nötig. Ich komme gerne mit euch mit.“ Wild wedelte Celina mit ihren Armen und blickte abwechseln zu ihm und seinen Vater. „So ein Quatsch. Mit uns langweilst du dich doch nur. Wir setzen euch bei ihr ab und holen euch dann einfach, wenn wir fertig sind, wieder ab.“ „Aber-“ Doch sein Vater ließ ihn gar nicht mehr zu Wort kommen. Angeregt plante er mit seinem Freund und Celinas Mutter den Tag. Lachend standen sie dazu auf und verließen den Raum.       „Hier.“ Lächelnd überreichte ihr Alya einen heißen Tee und setzte sich neben sie auf das Sofa. „Danke. Du musst aber wirklich nicht die ganze Zeit hier sein. Mir geht es schon viel besser. Ehrlich.“ „Mach dir da mal keinen Kopf drum. Aber nun erzähl doch mal. Adrien ist also wieder da ja? Marinette wollte gerade antworten, als es plötzlich an der Haustür klingelte. „Erwartest du jemanden?“ Schulterzuckend sah sie ihre Freundin an und wollte gerade aufstehen, als Alya auch schon aufsprang und zur Tür lief. Wer konnte das sein? Nathaniel? Adrien würde vermutlich nicht vor heute Abend kommen. Somit viel er schon mal aus. „Na, wenn man vom Teufel spricht“, drang die Stimme ihrer Freundin in ihre Ohren und neugierig streckte sie ihren Kopf in Richtung der Tür. „Hallo Alya. Können wir reinkommen?“, ertönte eine weitere Stimme und sofort huschte ihr ein Lächeln über das Gesicht. Adrien. Doch dann stutzte sie. Wir? Mit großen Augen blickte sie auf Adrien, der mit einem Mädchen die Wohnung betrat. Ihr wäre beinahe die Teetasse aus der Hand gerutscht. Das war doch diese Celina. Warum brachte er sie mit hier her? Unfähig irgendetwas zusagen, starrte sie die beiden einfach nur an. „Tut mir leid, wenn wir hier so hereinplatzen. Ich hab ja noch kein neues Handy und-“ „Hey. Ich bin Celina. Schön dich endlich kennenzulernen.“ Lächelnd ging das Mädchen an Adrien vorbei, schüttelte ihr schwungvoll ihre Hand und ging wieder einen Schritt zurück. „Tut mir leid, dass ich hier nun einfach so mit auftauche. Gabriel hielt es für eine gute Idee und hat uns gar keine andere Wahl gelassen.“ Immer noch mit großen Augen sah sie zwischen ihr und Adrien, der nur verlegen seine Hände ineinander knetete, hin und her. Gabriel? Sie durfte seinen Vater Gabriel nennen? Peinliche Stille breitete sich aus und keiner schien so recht zu wissen, was er nun sagen sollte, bis sich Alya schließlich räusperte. „Du musst dir den Balkon von Marinette ansehen. Von dort hat man einen super Ausblick auf die Stadt.“ Ohne auf eine Antwort seitens Celina zu warten, griff Alya nach ihrem Handgelenk und zog sie die Treppe herauf. Kurz blickten sie den beiden noch hinterher, bis sie sich ein leises Seufzen nicht verkneifen konnte. Unsicher klammerte sie ihre Finger um die Tasse. „Es tut mir leid. Ich wollte sie nicht mitbringen.“ Langsam trat er auf sie zu und setzte sich neben sie. Er wollte seine Hand auf ihre Schulter legen, doch ruckartig rutschte sie von ihm weg. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie mit in Paris ist?“ „Ich wollte es dir heute in Ruhe erzählen. Dir ging es nicht gut und du solltest dich doch ausruhen.“ Schwer atmete sie ein, drehte ihre Tasse in ihren Händen herum und hielt ihren Kopf gesenkt. „Schon wieder hast du mir nicht gleich die Wahrheit gesagt. Wir müssen uns doch vertrauen können.“ „Ich hätte es dir gleich sagen sollen. Das weiß ich jetzt auch. Es tut mir leid … Wenn wir dabei sind. Da gibt es noch etwas, was ich dir sagen muss …“ Stirnrunzelnd blickte sie jetzt doch wieder auf und sah ihn nun direkt an. Hatte er in Bezug auf Celina doch nicht die ganze Wahrheit gesagt? Für einen kleinen Moment rutschte ihr das Herz in die Hose, aber wenn es so war, dann wollte sie es jetzt auch wissen. Angespannt stellte sie ihre Tasse auf den kleinen Couchtisch und begann ihn zu fixieren. „Das wäre?“ „Naja Celina und ihre Eltern wohnen, in der Zeit, wo sie hier sind, bei uns.“ „Das war alles?“ Verwirrt kratzte er sich an seinen Kopf und legte seinen Kopf etwas schief. „Ähm ja?“ Erleichtert ließ sie sich gegen die Sofalehne fallen und schüttelte ihren Kopf. Gut, sie war nicht begeistert, dass sie sich dadurch ständig sehen würden, da sie auch die Aussage von Plagg beunruhigte, aber sie hatte jetzt wirklich mit etwas anderem gerechnet. Doch dann verzog sich ihre Miene wieder. „Ich wusste es, bis heute Morgen selbst nicht“, murmelte Adrien und unsicher sah er zu ihr herüber. „Naja, wenn eure Väter befreundet sind, ist es ja eigentlich nicht verwunderlich, dass sie bei euch wohnen … Celina versteht sich gut mit deinem Vater oder?“ Schulterzuckend ließ er sich nun auch gegen die Lehne fallen und blickte zur Decke hinauf. „Keine Ahnung. Ich verstehe meinen Vater gerade ohnehin nicht. Ich meine, er hat nie Zeit für mich, für seinen eigenen Sohn. Und jetzt? Nun macht er einfach so einen Stadtbummel. Dafür hat er auf ein Mal Zeit.“ Langsam rutschte sie zu ihm herüber, legte ihre Hand auf seine, wodurch er wieder zu ihr sah und kuschelte sich an ihn heran. Er hatte es wirklich nicht einfach mit seinem Vater. „Egal. Lass uns nicht weiter über meinen Vater sprechen. Wie geht es dir?“ Sanft strich er ihr über ihre Stirn und musterte sie besorgt. „Schon viel besser.“ Stimmen aus Richtung ihres Zimmers ließ sie sich aber schnell wieder aufrichten. „Am Besten ihr geht jetzt.“ „Aber?“ „Ich möchte noch etwas schlafen. Wer weiß, wann der nächste Angriff ist. Hawk Moth lässt schon ein wenig auf sich warten. Und da du ja gerade einen Anhängsel hast, kannst du dich ja kaum verwandeln, wenn es so weit ist. Außerdem hab ich nicht unbedingt Lust darauf, dass Celina hier ist“, flüsterte sie den Rest, da Alya und Celina wieder die Treppe herunterkamen. Seufzend nickend er ihr zu und zog sie in seine Arme. „Ich komme nachher wieder. Alleine“, flüsterte er ihr zu, gab ihr einen Kuss und schon stand er auf, „Celina. Wir gehen.“     Kapitel 18: ------------ Kapitel 18   Schweigend lief Adrien die Treppe herunter. So hatte er sich den Tag definitiv nicht vorgestellt. Seufzend öffnete er die Haustür und trat, gefolgt von Celina, heraus. „Konntet ihr es nicht klären? Vielleicht hätte ich noch mal mit ihr reden sollen?“ Verwundert drehte er sich zu ihr. „Was?“ „Na, wegen der Sache in New York.“ Innerlich klatschte er sich gegen die Stirn. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Sie konnte ja nicht wissen, dass er das schon längst geklärt hatte. „Nein. Ja. Das ist kompliziert.“ „Okaay“, dehnte sie das Wort in die Länge und tippte sich danach gegen ihr Kinn, „Und was machen wir jetzt?“ Schulterzuckend lief er mit ihr die Straße herunter. „Am Besten gehen wir nach Hause.“ „Ich hab eine bessere Idee.“ Grinsend griff sie nach seinem Handgelenk und zog ihn einfach in die entgegengesetzte Richtung. „Hey“, schimpfte er und löste sich wieder aus ihrem Griff, „Was soll das?“ „Naja. Ich dachte, wir lenken dich etwas ab und … Ich war so lange nicht hier … Als ich klein war, bin ich mit meiner Oma immer zu so einem See …“ Seufzend verzog sie ihren Mund, tippte ihre Zeigefinger gegeneinander und senkte betrübt ihren Kopf. „War `ne blöde Idee. Lass uns zurückgehen.“ Seufzend drückte er sich seine Hand gegen seine Schläfe. Sie konnte ja nichts für die ganze Situation, und wenn sie nicht gewesen wäre, säße er immer noch in New York fest. „Na, dann zeig mir mal den See.“ Lächelnd griff sie wieder nach seiner Hand und zog ihn wieder schwungvoll mit sich mit.       Mit hochgezogener Augenbraue verschränkte Alya die Arme vor ihrer Brust und schüttelte ihren Kopf. „Warum schickst du ihn weg?“ „Ich hatte keine Lust auf diese Celina.“ Schmollend zog Marinette ihre Beine eng an ihren Körper und legte ihren Kopf auf ihre Knie. „Du weißt aber schon, dass du ihm damit einen Tag mit ihr verpasst hast?“ „Ich weiß.“ Laut stöhnend ließ sie sich zur Seite auf das Sofa fallen und zog die kleine Wolldecke über ihren Körper. Lächelnd setzte sich Alya neben sie und legte ihre Hand auf ihren Kopf. „Dir ist nicht zu helfen … Ruh dich etwas aus.“     „Es ist wirklich schön hier.“ Langsam schlenderten die beiden an dem kleinen See entlang und Adrien beobachtete lächelnd ein kleines ferngesteuertes Boot, das auf dem Wasser herum schipperte. Doch stutzig sah er dann herüber zu Celina, da sie nachdenklich stehen blieb und auf den See hinausblickte. „Meine Oma ist mit mir hier immer spazieren gegangen. Unzählige Geschichten hat sie mir dabei erzählt.“ „Du vermisst sie oder?“ Nickend lächelte sie ihm kurz zu und blickte dann wieder auf das Wasser. „Warum besuchst du sie dann nicht einfach, wenn du hier bist?“ „Sie wohnt schon lange außerhalb von Paris … Außerdem würde sie mich vermutlich sowieso nicht mehr erkennen.“ Seufzend zuckte sie mit ihren Schultern und ging wieder weiter. Verlegen kratzte er sich an seinem Kopf. Er wollte sie mit der Frage nicht traurig machen, und so überlegte er, wie er sie wieder aufheitern konnte. „Vielleicht sollten wir …“ Doch wurde er durch das Piepen ihres Handys unterbrochen. Flink zog sie es aus ihrer Tasche und lass ihre Nachrichten. „Wir sollen hier warten. Dann holen sie uns ab“, erzählte Celina, doch verzog sich direkt daraufhin ihr Gesicht. „Was ist los?“ „Jon“, zischte sie und streckte dabei angewidert ihre Zunge heraus. „Was will der Typ denn jetzt?“ Stöhnend zeigte sie ihm die Nachricht, worauf auch Adrien nur den Kopf schütteln konnte. Der Typ dachte wirklich, er könnte sich alles erlauben. Dabei müsste er ja denken, dass sie einen Freund hatte. Wenn er wirklich Celinas Freund gewesen wäre, da hätte er sich aber schon etwas anhören können, warum er seine Freundin so anmachte. Verschwörerisch zog er dann allerdings seine Augenbrauen zusammen. „Na komm. Wir schicken ihm mal eine Nachricht. Mit schönen Grüßen aus der Stadt der Liebe. Irgendwann muss der Typ das doch mal verstehen.“ Schwungvoll legte er seinen Arm über ihre Schulter und zog sie etwas zu sich. „Na los. Mach ein Foto und schick ihm das.“ Grinsend hob Celina ihr Handy in die Höhe, drehte sich mit ihm so, dass sie den See im Hintergrund hatten, und machte ein Foto. „Ich bestell ihm schöne Grüße von dir.“ Nickend verschränkte er seine Arme vor der Brust und beobachtete Celina, wie sie die Nachricht tippte, als er plötzlich erschrocken zusammenzuckte. „Adrien?“ Verwundert drehte er sich herum und blickte in das sichtlich irritierte Gesicht von Nino. „Nino!“ „Alter, was machst du denn hier? Ich dachte, du wärst noch in den Staaten?“ Freudig begrüßten sich die beiden und er konnte genau sehen, wie sein Freund skeptisch Celina betrachtete. „Ich bin früher zurück. Bin seit gestern wieder da.“ Lächelnd klopfte Nino ihm auf die Schulter und schüttelte dabei seinen Kopf. „Und dann sagst du nicht bescheid?“ „Ich konnte nicht. Mein Handy ist kaputt. Lange Geschichte … Was machst du eigentlich hier? Wusste nicht, dass dich so etwas interessiert?“ Schnell versuchte er das Thema zu wechseln. Er hatte gerade nicht sonderlich Lust darauf, sich eine Ausrede einfallen zulassen. Er konnte ihm ja kaum erzählen, dass Ladybug wegen ihm in ziemlichen Schwierigkeiten war und er unbedingt zurück musste. „Ach, ich mache mit meinen Eltern einen Familienausflug. Total Öde.“ Genervt wedelte Nino mit seiner Hand und blickte dann wieder auf Celina. „Und ihr?“ Dabei sprach er das ihr extra fragend aus und er konnte sich genau denken, was sein Freund wohl gerade dachte. Doch bevor er ihm irgendetwas erklären konnte, wurde Nino auch schon von seinen Eltern gerufen und winkend ging er einen Schritt zurück. „Sorry, ich muss. Schön, dass du wieder da bist. Meld dich!“, rief er ihm noch zu und rannte zu seinen Eltern.       Quiekend sah Alya auf ihr Smartphone. Irritiert wandte sich Marinette vom Fernsehgerät ab und blickte zu ihrer Freundin. „Was ist denn los?“ „Nino hat mir gerade ein Foto geschickt.“ Vorsichtig richtete sie sich auf und zuckte fragend mit ihren Schultern. Was war denn an dem Foto so besonders, dass ihre Freundin solche Geräusche von sich gab? „Was ist dem an dem Foto so aufregend, dass du … Warte. Moment. Ich glaub, ich will es gar nicht wissen.“ Rot um die Nasenspitze wedelte sie mit ihren Händen, damit ihre Freundin nicht weitersprach. Nachher war es so ein Foto. Eine andere Erklärung hatte sie für die Reaktion nicht. Stöhnend rollte Alya daraufhin aber nur mit ihren Augen und hielt ihr das Display vor die Nase. „Doch nicht so ein Foto! … Sieh dir das an.“ „Aber …“ Immer größer wurden ihre Augen und aufgeregt nahm sie Alyas Handy in die Hände. Das war Adrien. Und Celina. Sie hielten sich Arm in und Arm und machten ein Foto von sich. „Nino hat sie gerade getroffen. Sie sind-“ „Ich weiß, wo sie sind. Ich kenne den See.“ Zitternd drückte sie Alya das Smartphone zurück in die Hände und rollte sich augenblicklich wieder in die Decke ein. Sie hatte ihm zwar gesagt, dass er mit Celina gehen sollte, aber sie meinte damit nicht, geht zu einem total romantischen See und macht da Fotos von euch. Schnaufend presste sie ihre Lippen aufeinander und vergrub sich in der Wolldecke. „Ich denke nicht, dass du da zu viel hineininterpretieren solltest. Sie küssen sich ja nicht oder so etwas.“ „Mhm.“ „Immerhin hast du sie weggeschickt. Sie wollten bestimmt einfach nur etwas die Zeit vertreiben“, mischte sich nun auch Tikki ein, nachdem sie von Alya ebenfalls das Foto gezeigt bekommen hatte. „Ich weiß.“ Seufzend legte sie ihre Hände über ihr Gesicht und sanft strich ihr Alya über die Schulter. „Ich bin ein Idiot“, murmelte sie zwischen ihren Händen hindurch und seufzte leise.       Eilig sprang er über die Dächer der Stadt. Endlich konnte er sich absetzen und los zu Marinette. Nachdem sie vom See abgeholt wurden, waren sie noch den ganzen Tag durch Paris geirrt. Er wurde von einem Ort zu dem Nächsten geschleppt, bis sie endlich zurück nach Hause fuhren. Nachdem er dann auch noch mit Celina und ihren Eltern zu Abend essen sollte, dachte er schon, er würde sie heute gar nicht mehr loswerden. Sein Vater hatte sich natürlich mit der Begründung, er müsste noch etwas arbeiten, zurückgezogen. So ganz konnte er wohl auch in Gegenwart seines Freundes, sein Verhalten nicht abschalten. Nachdem Celina und ihre Eltern endlich beschlossen hatten, sich für heute auf ihre Zimmer zu verziehen, konnte er sich auch für heute zurückziehen, um zu schlafen. Eigentlich könnte er Schlaf jetzt wirklich gut gebrauchen, aber zuerst musste er zu ihr. Auch wenn er nun schon mehr als vierundzwanzig Stunden wach war. Er musste sie heute einfach noch mal sehen. Besonders nach dem unglücklichen Zusammentreffen mit Celina. Rasch sprang er kurze Zeit später auf ihren Balkon und wurde prompt stutzig. In ihrem Zimmer war es dunkel. Vielleicht war sie noch unten, überlegte er und prompt verzog sich seine Miene. Nicht, dass Nathaniel wieder hier war. Auch wenn er behauptete, dass er nichts mehr von Marinette wollte, glaubte er ihm nicht so recht. Sofort beugte er sich über die Brüstung und sah hinunter. Aber auch hier war alles dunkel. Wo steckte sie? Ein lauter Knall ließ ihn dann allerdings in Richtung des Eiffelturms blicken. „Nein!“ Ruckartig griff er nach seinem Stab und sprang sofort los. Dieser Knall konnte eigentlich nur heißen, dass es einen neuen Angriff gab. Sie kämpfte gerade, schoss es ihm durch den Kopf. Alleine. Zitternd verstärkte er den Druck, mit den er seinem Stab hielt, und sprang, so schnell ihn seine Beine trugen, in Richtung des Eiffelturms. Außer Atem erreichte er den Ort des Geschehens. Er brauchte nicht lange suchen, da fand er sie auch schon. Sie stand mitten unter dem Eiffelturm und fing gerade einen schwarzen Schmetterling ein. Schwer atmend ballte er seine Hände zu Fäusten. Er kam zu spät. Er hatte sie noch nicht bemerkt und so lief er schnellen Schrittes auf sie zu. Er konnte sehen, wie sie einen Stiefel in die Luft warf und augenblicklich Tausende kleine Marienkäferchen umherschwirrten. Doch dann weiteten sich seine Augen, als er bemerkte, wie sie plötzlich anfing zu schwanken und nach hinten kippte. „Ladybug!“ Gerade noch rechtzeitig erreichte er sie und fing sie, bevor sie mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug, auf. „Chat?“, krächzte sie heißer, blickte zu ihm herauf, doch dann fielen ihr die Augen zu. „Ich bin zu spät. Es tut so mir leid“, flüsterte er leise und drückte sie fest an sich. Im Augenwinkel bemerkte er, wie sich immer mehr Passenten um sie versammelten und begannen zu tuscheln. Deutlich konnte er seinen Namen aus dem Gemurmel heraushören. Da Ladybugs Ohrringe allerdings begannen zu piepen, nahm er sie in seine Arme und stand mit ihr auf. Er musste sie nach Hause bringen. Er wollte gerade loslaufen, als sich immer mehr Menschen um ihn herumstellten. „Chat Noir“, rief eine Frau und kam auf ihn zu, „Wo warst du so lange?“ Immer mehr traten an ihn heran und stellten alle die gleichen Fragen. Er hatte jetzt aber keine Zeit für so etwas und so lief er einfach kopfschüttelnd an ihnen vorbei und rannte mit Ladybug in seinen Armen davon.   Vorsichtig legte er sie in ihr Bett und kniete sich davor. „Jetzt bin ich wieder hier und konnte ihr trotzdem nicht helfen. Ich hab nichts von einem Angriff mitbekommen.“ Zitternd stützte er seine Arme auf dem Bett ab und kniff seine Augen zusammen. „Mach dir nicht solche Vorwürfe. Niemand ist dir deshalb böse.“ Langsam blickte er zu Tikki hinauf und schüttelte ganz langsam seinen Kopf. „Ich hätte ihr helfen müssen. Ich bin doch ihr Partner. Stattdessen saß ich bei einem blöden Abendessen fest.“ „Jetzt bist du ja da.“ Nickend verwandelte er sich zurück und griff nach ihrer Hand. Und so schnell würde er heute auch nicht wieder gehen.     „Marinette“, drang eine laute Stimme in ihre Ohren. Stöhnend rieb sie sich ihren Kopf. Er dröhnte fürchterlich. Was war denn nur passiert, nachdem sie den Akuma eingefangen hatte? Ihr war beinahe so, als wäre Chat da gewesen. Aber war das möglich? „Marinette, könntest du mir mal erklären, was hier los ist?“, ertönte erneut die Stimme und blinzelnd öffnete sie langsam ihre Augen. Schemenhaft erkannte sie die Umrisse ihrer Mutter. „Maman?“ Irritiert richtete sie sich auf und blickte kurz zu der Dachluke hinauf. Es war noch stockfinster. Es musste noch mitten in der Nacht sein. Ihre Eltern waren wohl gerade angekommen. „Was ist denn los?“ „Was macht Adrien mitten in der Nacht hier?“ Fragend deutete ihre Mutter auf etwas, woraufhin sie langsam ihrem Finger folgte. Mit großen Augen entdeckte sie Adrien, der halb auf ihrem Bett lag und schlief. „Ähm … Also …“, stammelte sie und ruckelte dabei an seiner Schulter. Das würde ärger geben. Kapitel 19: ------------ Kapitel 19   „Könntest du mir bitte erklären, warum mitten in der Nacht, ohne, dass wir davon wissen, dein Freund in deinem Zimmer ist?“ „Ja … Also … Weil …“, stammelte sie herum. Sie hatte doch selbst keine Ahnung. Sie wusste ja nicht ein Mal, wie sie überhaupt hier her gekommen war. Auf eine Antwort wartend sah ihre Mutter sie an und nervös knetete sie ihre Hände ineinander. Seufzend begann Adrien sich zu rekeln, blinzelte kurz und sah sie dann mit großen Augen an. Ruckartig fuhr er hoch und griff nach ihren Händen. „Du bist wach. Wie geht es dir?“ Räuspernd machte sich ihre Mutter wieder bemerkbar und erschrocken sah Adrien über seine Schulter zurück. „Madame Cheng.“ Verlegen kratzte er sich an seinem Kopf. „Also, was ist hier los?“ „Adrien ist früher aus den Staaten zurück. Mir ging es nicht gut. Ich bin in der Schule umgekippt und er hat auf mich aufgepasst. Genau genommen Alya, Nathaniel und er. Sie haben sich abgewechselt.“ „Du bist umgekippt?“ „Ja, sie hatte hohes Fieber“, erzählte Adrien besorgt und sah danach wieder zu ihr. Ohne zu zögern, setzte sich ihre Mutter zu ihnen auf das Bett und nahm ihr Gesicht in ihre Hände. „Wir hätten nicht fahren dürfen. Ich habe doch gewusst, dass es dir nicht gut geht.“ Liebevoll strich sie ihr über die Stirn. „Ich muss wohl auch eingeschlafen sein“, murmelte Adrien, woraufhin ihre Mutter wieder zu ihm sah. „Wir haben ja nichts dagegen, dass du hier bist. Aber nächstes Mal sagt ihr Bescheid, wenn du hier übernachtest. Und nur, wenn wir auch zu Hause sind … Und du, junge Dame, erzählst uns das nächste Mal sofort, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Wir wären doch jederzeit zurückgekommen.“ Seufzend stand ihre Mutter wieder auf und sah Adrien an. „Weiß dein Vater, dass du hier?“ Verlegen schüttelte Adrien seinen Kopf und sah nervös zu ihr herüber. Er war mit großer Wahrscheinlichkeit, als Chat Noir aus seinem Zimmer geschlichen. Doch, das konnten sie ihr ja nicht sagen. „Hab ich es mir doch gedacht. Eigentlich müsst ich nun deinen Vater anrufen. Er macht sich mit Sicherheit Sorgen, wenn du nicht zu Hause bist.“ „Maman. Bitte. Wenn er erfährt, dass sich Adrien herausgeschlichen hat, darf er doch nie wieder das Haus verlassen. Er wollte mir doch nur helfen und für mich da sein.“ Sie konnte genau sehen, wie ihre Mutter hin und her überlegte und sich dann nachdenklich über ihren Nasenrücken rieb. „Na gut. Nur dieses eine Mal. Wenn Monsieur Agreste uns allerdings darauf anspricht, werden wir nicht lügen.“ „Danke Maman.“ „ Am Besten ich bringe dich nun nach Hause Adrien.“ „Das ist sehr nett Madame Cheng. Aber es ist ja nicht weit. Und wenn plötzlich ein fremdes Auto vor dem Eingang parkt … Ich gehe schnell zu Fuß.“ Skeptisch sah ihre Mutter ihn an, schüttelte dann aber lächelnd ihren Kopf und stieg die kleine Treppe herunter. „Na schön. Aber kein nächtliches Herausschleichen mehr. Beim nächsten Mal muss ich deinen Vater davon erzählen.“ Dankbar nickten die beiden ihr zu und so steuerte ihre Mutter die Bodenluke an. „Schlaf am Besten noch etwas Marinette … Du bleibst Morgen zu Hause. Ich werde in der Schule anrufen. Und Adrien-“ „Ich verabschiede mich nur kurz und dann bin ich auch schon verschwunden.“ „Gut.“ Ihre Mutter verließ wieder ihr Zimmer und sofort, als die Bodenluke geschlossen wurde, atmete sie hörbar aus und ließ sich erleichtert nach hinten kippen. „Das ist noch mal gut gegangen. Wie bin ich überhaupt hier her gekommen?“ „Da hast du recht. Ich hab dich nach Haus gebracht. Gerade, als du den Akuma eingefangen hattest und dein Glückbringer in die Luft geworfen hattest, bist du wieder umgekippt. Ich bin zu spät gekommen, es tut mir so leid.“ Schuldbewusst senkte er seinen Blick und ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich saß bei dem blöden Abendessen fest und hab nicht mitbekommen, dass es einen Angriff gab.“ „Mach dir bitte keinen Kopf. Es ist doch alles gut gegangen.“ Sie sah wie er versuchte zu lächeln, doch so richtig wollte es ihm nicht gelingen und so nickte er ihr einfach nur zu und nahm ihre Hände. „Ich sollte aber wirklich, lieber gehen jetzt. Nicht, dass mein Vater doch noch Wind bekommt, dass ich nicht in meinem Zimmer bin.“ Traurig nickte sie und ließ sich in seine Arme ziehen. „Ich muss morgen zwar wieder zur Schule, aber vielleicht lässt mich mein Vater ja danach zu dir. Da wir nicht geplant zurück nach Paris sind, muss erst alles für die restlichen Shoots geregelt werden. Somit hab ich eigentlich frei.“ Schwach lächelnd löste sie sich von ihm, nickte ihm zu und senkte dann ihren Blick. Wenn sein Vater es ihm erlaubte, dann bestimmt wieder nur mit dieser Celina zusammen. Was fand sein Vater nur so toll an ihr? Sie durfte ihn sogar Gabriel nennen. Mit Sicherheit wünschte er sich, sie wäre die Freundin an seiner Seite und nicht sie. Was aber war, wenn er in der Zeit, in der sie hier war, auch anfing, es so zu sehen? Sie war ja wirklich nur ein kleiner Tollpatsch. Kein angesagtes Model, Bürgermeistertochter oder Ähnliches, mit reichen Eltern. „Alleine.“ Erschrocken zuckte sie zusammen. Sie war so in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nichts mehr mitbekommen hatte. „Was?“ „Wenn ich komme, dann alleine … Na gut, ein kleiner Vielfraß wäre noch dabei. Aber keine Celina.“ Lächelnd blickte sie ihm nun direkt in die Augen. Hatte er etwas ihre Gedanken gelesen? Innerlich schallte sie sich selber. Wie konnte sie nur so einen Gedanken haben, dass er etwas von Celina wollen würde. Schweigend sahen sie sich an und langsam näherten sich ihre Gesichter, bis sich schließlich seine Lippen auf ihre legten. Nur widerwillig löste sie sich wieder von ihm. Auch wenn sie ihn noch zu gerne bei sich hätte, er sollte wirklich lieber los. Nicht, dass es nachher doch noch ärger gab. „Du weißt gar nicht, wie glücklich ich bin, dass du wieder da bist“, flüsterte sie ihm zu, woraufhin er ihr einen weiteren Kuss gab und danach lächelnd von Bett herunterrutschte. „Ich auch.“       Gähnend warf Adrien am nächsten Morgen die Autotür zu und schlurfte langsam in Richtung der Treppen, die ihn hinauf ins Schulgebäude bringen würden. Die Nacht war eindeutig zu kurz. Eigentlich wäre er jetzt am Liebsten in seinem Bett geblieben. Doch hätte er gefragt, ob er zu Hause bleiben dürfte, hätte sein Vater es nachher so gedreht, dass ihm die Schule mit seinen ganzen Verpflichtungen zu viel wäre, und würde ihn nachher wieder zu Hause unterrichten wollen. Das ging auf keinen Fall. Das bisschen Freiheit, das er besaß, wollte er nicht verlieren. Daher musste er da nun durch. Ein weiteres Mal gähnte er und stieg Stufe für Stufe die Treppe hinauf. Normalerweise warteten Marinette und die anderen sonst immer auf ihn, aber heute war keine Menschenseele zu sehen. Wobei das eigentlich kein Wunder war. Marinette lag zu Hause krank im Bett und Nino und Alya wussten ja nicht, dass er heute schon wieder zur Schule kommen würde. Die würden vielleicht Augen machen. Langsam lief er durch das Schulgebäude. Verwundert blickte er sich dann allerdings um, als mit einem Mal angefangen wurde zu tuscheln, wenn er vorbei ging. Was war denn jetzt los? Stirnrunzelnd beschleunigte er seinen Schritt, huschte die lange Treppe herauf und ging auf das Klassenzimmer zu. Mit einem Lächeln betrat er den Raum. „Morgen.“ Alle verstummten für einen kleinen Moment und begannen dann, wie auch die anderen im Flur, zu tuscheln. Was ging hier nur vor? Irritiert wanderte sein Blick durch das Klassenzimmer und blieb bei Nathaniel hängen, der ihn böse anfunkelte. Warum sah er ihn denn so böse an? Doch nicht etwa immer noch, weil er in New York war und Marinette hier alleine war? Nino und Alya waren dummerweise noch nicht da. Einer der beiden hätte vielleicht gewusst, was hier vorging. Seufzend ging er zu seinem Platz und setzte sich. Grübelnd überlegte er, was nur alle hatten, als er mit einem Mal erstarrte. Wussten sie vielleicht, dass er Chat Noir war? Hatten sie eins und eins zusammengezählt, da er genau, als Chat Noir wieder auftauchte, auch er wieder da war? Oder hatte Nathaniel möglicherweise, um ihm eins auszuwischen, es verraten? „Jetzt wissen es wohl alle.“ Erschrocken sah er auf und blickte direkt in das grinsende Gesicht von Chloé. „Wie? Was? Es ist nicht so, ich meine …“ „Aber Adri-Cheri, du musst dich doch nicht schämen. Wobei ich ja dachte, dass du irgendwann merkst, was du an mir hast.“ Perplex runzelte er seine Stirn. „Chloé, es tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“ Lachend zog sie ihr Handy heraus, tippte irgendetwas hinein und hielt es ihm dann direkt vor die Nase. „Es war ja klar, dass du den Tollpatsch irgendwann satthast.“ Mit großen Augen starrte er auf das Titelbild eines Klatschmagazins. Es zeigte ihn mit Celina, wie sie am See das Foto gemacht hatten. Sie wurden als das neue Traumpaar am Modehimmel betitelt. Wütend las er die Zeilen und ballte seine Hände zu Fäusten. „Das stimmt nicht!“ Aufgebracht sprang er auf und wollte gerade noch etwas sagen, als Nino und Alya den Klassenraum betraten. „Jo, Adrien. Warum hast denn nicht gesagt, dass du heute wieder hier bist?“ „Was ist denn hier überhaupt los?“, fragte Alya dann aber verwundert, bevor er seinen Freund antworten konnte, als sie Chloé neben seinem Tisch stehen sah. Immer noch grinsend hielt diese auch den beiden ihr Smartphone vor die Nase und mit heruntergekippter Kinnlade sah Alya danach wieder zu ihm, „Alya. Bitte. Du weißt, dass das nicht wahr ist.“ Nachdenklich sah sie zwischen ihm und Chloé hin und her und verschränkte dann ihre Arme vor der Brust. „Man muss nicht alles glauben, was in der Presse steht. Und nun zieh Leine“, zische sie Chloé an. Schulterzuckend, aber immer noch grinsend, ging Chloé zu ihrem Platz zurück und schwungvoll ließ er sich wieder auf den Stuhl fallen. „Wenn Marinette das sieht.“ Niedergeschlagen drückte er seine Hände über sein Gesicht. Hoffentlich konnte er zu erst mit ihr sprechen, bevor sie das sah. Aber er hatte noch immer kein neues Handy. Nathalie wollte sich heute erst darum kümmern. „Naja, das Foto kennt sie bereits. Nino hatte euch auch im Park gesehen, wie du weißt, und ein Foto davon geschickt.“ Ruckartig sah er wieder auf und blickte seinen Freund fragend an. „Wie kannst du denn Marinette so etwas schicken? Glaubst du echt, ich mach so etwas?“ „Schuldige Bro. Ich fand es halt auch seltsam, euch so zu sehen. Außerdem hab ich es Alya geschickt. Nicht Marinette … Aber Alya hat mir gestern Abend noch alles erzählt.“ Stöhnend ließ er wieder seinen Kopf hängen. „Hey. Marinette glaubt so etwas doch nicht. Die Frage ist doch eher, wie kommt so etwas an die Presse?“ Da hatte Alya allerdings recht und dann schoss ihm nur ein Name in den Sinn. Celina. Aber was versprach sie sich davon? Genau das, würde er nach der Schule herausfinden. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seiner Magenregion aus. Was wenn Plagg wirklich recht hatte und sie damit versuchte die beiden auseinander zu bringen? Konnte er sich so in jemanden täuschen?       „Hey. Beruhige dich. Du musst dich ausruhen.“ Wütend stampfte Marinette mit ihrem Handy in der Hand in ihrem Zimmer auf und ab und ignorierte die besorgten Worte ihrer kleinen Freundin. Chloé hatte ihr mit einem dummen Kommentar den Link zu dieser Seite geschickt. Sie kannte die Szene, wie er mit ihr an dem See stand, zwar schon, aber sie wäre doch nicht auf die Idee gekommen, dass es heute die Titelbilder irgendwelcher Schmierblätter zieren würde. Sie wusste ja, dass Adrien in der Öffentlichkeit stand, aber sein Privatleben ging doch nun wirklich niemand etwas an. Aber warum schrieben die Reporter so etwas überhaupt? Hatten sie vielleicht doch mehr beobachtet, als man auf dem Foto sehen konnte? Wenn er sie doch belog? Zitternd blieb sie stehen, senkte ihren Kopf und sah auf ihre Füße herunter. Celina hatte ihm ja wirklich mehr zu bieten als sie. Außer, dass sie Ladybug war, hatte sie doch gar nichts. Und wenn man es genau nahm, konnte man sie auch als Ladybug einfach austauschen. Sie war es ja nur, weil sie diese Ohrringe bekommen hatte. Es könnte theoretisch jeder machen. Vielleicht traute er ihr einfach nicht zu sagen, dass er doch lieber mit Celina zusammen sein wollte. „Wenn er mich doch belügt?“, flüsterte sie und blickte erneut auf das Foto von den beiden. „Denk so etwas nicht. Glaub mir, Plagg hätte mir das gesagt, wenn ihm etwas aufgefallen wäre. Und jetzt leg dich wieder ins Bett. Du brauchst Ruhe.“ Tikki hatte ja recht. Und so stieg sie nickend wieder zu ihrem Bett hinauf. Langsam rutschte sie unter ihre Decke, blickte hinauf zur Dachluke und beschloss, wenn sie Adrien das nächste Mal sah, ihn einfach noch mal auf die ganze Sache anzusprechen.   Kapitel 20: ------------ Kapitel 20   Wieder zu Hause stampfte Adrien aufgebracht nach der Schule zu den Gästezimmern und steuerte dabei direkt Celinas an. Ohne zu klopfen, riss er die Tür auf und stürmte hinein. „Kannst du mir mal sagen, was das soll?“ Erschrocken sprang Celina von dem Bett herunter und fasste sich an ihre Brust. „Herrgott. Adrien. Was erschreckst du mich denn so?“ „Warum erzählst du irgendwelchen Klatschblättern, wir wären das neue Traumpaar und gibst ihnen das Foto?“ Mit geballten Fäusten trat er näher auf sie zu und begann sie zu mustern. Konnte er sich so in ihr getäuscht haben? Er dachte sie wären so etwas wie Freunde geworden. Er wollte ihr nur helfen, warum tat sie ihm jetzt so etwas an? „Ich weiß nicht, wovon du sprichst?“ „Ach nein?“ Ruckartig griff er nach ihrem Arm und zerrte sie aus dem Zimmer. „Hey. Was soll das? Was ist denn mit dir los?“ Doch er antwortete ihr nicht und zog sie einfach weiter in sein Zimmer. Sie wusste mit Sicherheit ganz genau, wovon er sprach. Tonlos startete er seinen Computer. Celina hatte es wohl aufgeben ihn anzusprechen und stand einfach neben ihm und wartete wohl darauf, was er vorhatte. Schnell tippte er auf seiner Tastatur herum und wenige Sekunden später prangte auf den Bildschirmen das Titelbild einer Klatschzeitung. „Kannst du mir das Mal erklären? Das können sie ja nur von dir haben! Warum machst du das? Ich dachte, wir wären Freunde.“ Mit großen Augen sah sie auf die Bildschirme und begann danach wild mit ihren Händen herumzuwedeln. „Damit hab ich überhaupt nichts zu tun! Warum sollte ich das denn machen?“ War das ihr ernst? Sie sah das Bild und leugnete es immer noch? Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten und presste seine Kiefer aufeinander. „Ernsthaft? Das ist dein Foto!“, zischte er zwischen seinen Zähnen hindurch und zeigte mit seinem Zeigefinger auf den Bildschirm. Langsam aber sicher platzte ihm der Kragen. Er wollte nett sein und ihr helfen und so dankte sie es ihm? „Wenn du dich mal kurz beruhigen könntest und dir das Foto genau ansehen würdest, würde dir auffallen, dass es nicht das Bild sein kann, was wir gemacht haben.“ Irritiert runzelte er seine Stirn. Natürlich war das, das Foto. „Was?“ Kopfschüttelnd legte sie ihre Hand auf seine Schulter, drehte ihn herum und deutete auf einen der Bildschirme. „Da, siehst du? Man kann genau sehen, wie ich mein Handy in den Händen habe und es vor uns halte. Wie soll es dann bitte mein Foto sein? Ich kann mich ja schlecht selbst fotografiert haben, während ich ein Foto mache.“ Perplex kippte ihm die Kinnlade herunter. Da hatte sie recht. Er hatte nur die beiden vor dem See gesehen, dass er darauf gar nicht geachtet hatte. „Glaubst du echt, ich hätte so etwas an die Presse geschickt? Ich will doch selber meine Ruhe haben.“ Traurig senkte sie ihren Kopf und knetete ihre Hände ineinander. Laut seufzte er und fuhr sich mit seiner Hand durch seine Haare. Das hatte er ja prima hinbekommen. „Tut mir leid. Ich dachte wirklich …“ „Dass ich so gemein bin, so einen Blödsinn der Presse weiterzugeben? Und wenn ich dich daran erinnern darf, das Foto war deine Idee.“ „Ja …“ Stöhnend ließ er sich auf den Schreibtischstuhl fallen und sah sie entschuldigend an. „Weißt du, wenn Marinette das sieht … Ich weiß nicht …“ „Vertraut sie dir denn nicht?“ „Doch schon, aber … Ach, das ist alles gerade einfach total kompliziert.“ Langsam stand er wieder auf und blickte nachdenklich auf das Foto. „Wenn du es nicht warst, wer war es denn dann?“ Schulterzuckend lehnte sich Celina gegen den Schreibtisch und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Bestimmt irgendwelche Paparazzi, die uns im Park gesehen haben und falsche Schlüsse gezogen haben. Unsere beider Familien sind ja nun nicht gerade unbekannt … Alles wieder gut zwischen uns?“ Nickend kratzte er sich am Kopf. „Sorry, dass ich dich beschuldigt habe.“ „Schon gut. Ich an deiner Stelle hätte dasselbe gedacht.“ Lächelnd schritt sie nun durch sein Zimmer und schien sich umzusehen. „Schönes Zimmer übrigens.“ Verwundert stutzte er kurz, doch dann fiel ihm ein, dass sie ja noch gar nicht in seinem Zimmer war. „Ähm danke“, räusperte er sich und schielte kurz zu den Bildschirmen, „Am Besten ich geh jetzt zu Marinette und rede mit ihr, bevor sie den ganzen Mist zu Gesicht bekommt.“ „Tu das. Ich werde dann auch mal wieder in mein Zimmer. Oder soll ich mitkommen und mit ihr sprechen?“ Lächelnd lief sie auf die Tür zu und blieb dann davor stehen. Flink eilte er ihr hinterher und schüttelte seinen Kopf. „Nein. Schon gut. Ich geh lieber alleine.“ „Sie mag mich nicht oder?“ Traurig verzog sie ihr Gesicht und legte danach die Hand auf die Klinke. „So würde ich das nicht nennen, es ist nur … Naja die Umstände, wie ihr euch kennengelernt habt, wobei kennengelernt, ja noch zu viel gesagt ist, etwas ungünstig waren.“ Er konnte sehen, wie sie gerade etwas sagen wollte, doch erschrocken zog sie stattdessen ihre Hand von der Klinke, als diese heruntergedrückt wurde. Flink gingen die beiden einen Schritt zurück und blickten dann zu Nathalie, die auf der Türschwelle stand. „Adrien. Ich habe … Oh Celina. Na das passt sich ja. Ich wollte ohnehin zu euch beiden.“ Innerlich stöhnte er auf. Wenn sie zu ihnen beiden wollte, konnte das nichts Gutes für ihn und den heutigen Tag heißen. „Aber zu erst. Hier.“ Sie drückte ihm ein neues Smartphone in die Hände und sah ihn dann prüfend an. „Ich hoffe, das hält etwas länger, als das andere.“ Verlegen nickte er und drehte das Smartphone in seinen Händen herum. Ja, es war noch gar nicht lange her, da hatte er sein Altes herunter fallen lassen, wodurch es kaputt ging und sie es ihm ein Neues besorgt hatte. Er hatte im Moment wirklich kein Glück mit seinen Handys. „So und nun, da ihr beide hier seid, könnt ihr auch gleich mitkommen.“ „Wohin?“, fragten beide gleichzeitig. „Es wurde ein Termin bei einem der Topfotografen von Paris frei, und eure Väter konnten ihn für euch buchen. Also kommt bitte mit.“     Genervt tippte er mit seinen Fingern auf seinem Bein herum und wartete darauf, dass es weiter ging. Dieses blöde Fotoshooting zog sich nun schon viel länger, als ihm lieb war. Und die dumme Pause brauchte er auch nicht. Er wollte doch nur fertig werden. „Hier.“ Lächelnd überreichte Celina ihm ein Glas Wasser. „Danke.“ „Ich glaube, wir werden hier nie fertig“, stöhnte sie und ließ sich in den Sessel neben ihm fallen. „Ich habe auch beinahe das Gefühl.“ Seufzend nahm er einen Schluck von dem Wasser und stellte das Glas vor sich auf den kleinen runden Tisch. „Wie wär´s, ich täusche einen Schwächeanfall vor, dann muss ich nicht mehr weiter machen und du kannst zu Marinette.“ Demonstrativ hielt sie ihren Handrücken gegen ihre Stirn und rutschte im Sessel nach unten. Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Ich denke, selbst dann lassen sie uns weiter machen.“ „Vermutlich.“ Schwungvoll richtete sie sich wieder auf und beide mussten kurz darüber Lachen. Da Celinas Handy piepte, zog sie es heraus und so wandte er seinen Blick wieder von ihr ab und sah durch das kleine Fenster gegenüber heraus. Es wurde mittlerweile dunkel. Als Adrien konnte er den Besuch bei Marinette wohl vergessen. Blieb wohl nur wieder ein nächtlicher Besuch. Allerdings musste er dann gut aufpassen. Nicht, dass ihre Mutter sie wieder erwischte. Gähnend wollte er gerade einen weiteren Schluck von seinem Wasser nehmen, als Plagg mit einem Mal unruhig unter seinem Hemd herumzappelte. Was hatte er denn jetzt? Schwungvoll stand er auf und kratzte sich an seinem Hinterkopf. „Ich … Ich muss mal kurz ähm … auf die Toilette. Mein Magen … Sorry.“ Rasch eilte er aus dem kleinen Aufenthaltsraum und lief zu den Toiletten herüber. Schnell schloss er die Tür hinter sich ab und keine Sekunde später kam Plagg auch schon herausgeflogen. „Was ist los?“ „Ich glaube, es gibt Arbeit.“ „Was?“ Mit großen Augen zog er sein Handy heraus und checkte die Nachrichten. Sein kleiner Freund hatte recht. Ohne zu zögern, streckte er seine Faust in die Höhe. Hoffentlich kam er nicht schon wieder zu spät. „Plagg, verwandle mich.“ Mit einem Satz sprang er zu dem kleinen Badezimmerfenster herüber, kletterte heraus und machte sich auf den Weg. In Windeseile sprang er über die Dächer von Paris zum Louvre. Von Weitem konnte er schon Ladybug sehen und so legte er noch einen Zahn zu. Außer Atem erreichte er sie, blieb direkt neben ihr stehen und zog kampfbereit sein Stab hervor. „Ich hoffe, ich komme noch nicht zu spät.“ Kurz blickte sie zu ihm, allerdings wandte sie sich sofort wieder von ihm. Doch, wie sie ihn ansah, ließ sein Herz in die Hose rutschen. Sie hatte es schon gesehen, schoss es ihm durch den Kopf. „Verdammt“, fluchte er innerlich. Aber es war kein Wunder. Sie lebte ja nicht hinterm Mond. „Nein, noch nicht zu spät“, antwortete sie ihm monoton und ließ ihr Jo-Jo kreisen. „Womit haben wir es zu tun?“ Schnell entschied er sich, sich erst Mal auf den Kampf zu konzentrieren. Er wollte nicht den gleichen Fehler von damals machen. Die Sache konnten sie danach auch noch klären. „Irgendein Hobbykünstler. Er nennt sich der Crocker. Er schießt mit Ton um sich. Sobald man getroffen wurde, verwandelt man sich, genau wie er, in eine Tonfigur.“ Nickend wanderte sein Blick über den Platz. Überall standen leblose Tonfiguren herum. Und dann entdeckte er ihn. Er bestand komplett aus Ton. Er war eine lebendige Tonfigur. Lachend stand er vor der Glaspyramide und ließ irgendein Teller in seiner Hand kreisen. Wobei der Teller mit seiner Hand verwachsen war. War das eine Töpferscheibe? Aber weiter kam er nicht, da sich plötzlich ein Klumpen Ton auf dem Teller bildete und Crocker schwungvoll seinen Arm hob. „Mein Meisterwerk werden die Superhelden von Paris werden. Dann wird niemand mehr sagen können, dass ich kein Talent habe!“ Lachend holte er aus und warf den Klumpen Ton auf sie zu. „Pass auf!“, rief Ladybug und wehrte den Klumpen mit ihrem Jo-Jo ab. Sofort verstand er, wie der neue Schurke arbeitete, und wirbelte seinen Stab in der Luft herum. „Nicht treffen lassen. Verstanden. Weißt du, wo der Akuma steckt?“ „Ich … Ich d-denke in der Töpferscheibe.“ Besorgt musterte er sie. Sie war ziemlich wackelig auf den Beinen und atmete hastig ein und aus. Sie mussten den Kampf schnell beenden, damit sie zurück in ihr Bett konnte. „Glaubt ihr wirklich, ihr könnt mir entkommen?“, ertönte die tiefe Bassstimme von Crocker über den Platz. Laut lachte er erneut auf und schoss einen weiteren Klumpen auf sie. Gekonnt schoss er ihn mit seinem Stab zurück und stellte sich schützend vor Ladybug. „Pff. Mehr hast du nicht zu bieten? Lächerlich.“ „Du willst mehr? Kannst du haben, Straßenkatze!“ Schief grinsend gab er der Töpferscheibe mehr Schwung und auf einem Schlag flogen zig kleine Tonhaufen auf die beiden zu. „Musste das jetzt sein!“, zischte Ladybug, stellte sich wieder neben ihn und wehrte mit ihm zusammen die Geschosse ab. Sie schien wirklich sauer auf ihn zu sein, und das nicht nur wegen seines saudummen Spruches gerade. „Entschuldige“, murmelte er kleinlaut und konzentrierte sich darauf nicht getroffen zu werden. Der Crocker schien das Tempo noch mal anzuziehen und die beiden hatten wirklich Mühe den Angriffen noch auszuweichen. Er konnte sehen, wie Ladybug immer mehr ins Wanken geriet und ihr Jo-Jo unkontrolliert vor ihrem Körper kreiste. Sie konnte nicht mehr. Und dann passierte es. Hustend krümmte sie zusammen und laut klappernd fiel das Jo-Jo vor sie auf den Boden. Seine Augen weiteten sich, als er die nächsten Tonklumpen auf sie zu fliegen sah. „Ladybug!“ Schwungvoll warf er sich vor sie, riss sie mit sich mit und fiel mit ihr zu Boden. Sofort drückte er sich mit seinen Händen vom Boden ab und lag nun schützend über ihr. „Geht es dir gut?“ „J-ja.“ Doch plötzlich wurden ihre Augen immer größer. „Aber dir nicht! Du wurdest getroffen!“   Kapitel 21: ------------ Kapitel 21   „Aber dir nicht! Du wurdest getroffen!“ Kaum hatte Ladybug die Worte ausgesprochen, zog auch schon ein seltsamer Schmerz durch seinen Brustkorb hindurch. Sofort sah er an sich herunter und entdeckte auch schon eine braune Masse, die sich langsam durch seinen Anzug fraß. „Ich … Ich glaube, wir sollten uns beeilen.“ Nach Luft schnappend presste er seine Lippen aufeinander, stand wieder auf und wirbelte seinem Stab herum. Schützend stellte er sich vor sie und blickte über seine Schulter zu ihr zurück. Sie sprang ebenfalls wieder auf ihre Füße und sah ihn immer noch mit großen Augen an. „I-ich gebe dir Deckung … s-so lange ich kann.“ „Chat …“, flüsterte sie, doch dann nickte sie entschlossen und beschwor, währenddessen er weiter die Geschosse abwehrte, ihren Glücksbringer herauf. Keine Sekunde später fing sie eine riesige Wasserpistole auf. „Was soll ich denn damit anfangen?“ „Ich h-hoffe, du findest es schnell raus“, keuchte er, da sich sein Brustkorb allmählich zusammenzog und er merkte,wie die Tonmasse seinen Oberkörper herunterkroch. Wenn sie sich nicht beeilten, wäre er bald auch nur noch eine leblose Tonfigur. Zum Glück verlangsamte sein Anzug offenbar die Verwandlung. Sonst wäre er mit Sicherheit schon längst komplett umhüllt gewesen. „Ich hab´s!“ Erleichtert stieß er einen kleinen Seufzer aus und blickte hinter sich. „Was soll ich tun?“ „Lenke ihn ab. Schaffst du das?“ Besorgt musterte sie ihn und so versuchte er zu grinsen. „N-nichts leichter, als das.“ Er konnte genau sehen, dass sie hin und her überlegte, doch dann nickte sie ihm zu, warf ihr Jo-Jo aus und schwang sich davon. „Ha ha ha. Ihr seid ja tolle Superhelden. Überlässt dich Ladybug einfach deinem Schicksal. Sie ist halt auch nur eine egoistische kleine Göre.“ Lachend ertönte Crockers Stimme über den Platz. Kopfschüttelnd senkte er seinen Arm und schoss somit keine neuen Klumpen los. „Sprich nicht so über sie!“ „Warum nicht, es ist doch die Wahrheit. Sie lässt dich hier alleine. Vermutlich sieht sie von irgendwo zu, wie du zu einem meiner Werke wirst.“ Wütend wollte Chat Noir auf ihn losstürmen, doch zu seinem entsetzen, bewegte er sich kein Stück. „Verdammt“, fluchte er leise und blickte an sich herunter. Seine Beine waren komplett zu Ton geworden. „Oh, kannst du nicht mehr laufen?“ Triumphierend ging Crocker nun einen Schritt nach dem anderem langsam auf ihn zu. Pfeifend ließ er dabei seine Töpferscheibe kreisen, doch schoss er keine neuen Tonklumpen los. „Du hast etwas, was ich brauche.“ Knurrend klammerte er seine Finger um seinen Stab und hielt ihn kampfbereit in die Höhe. „Ach, wie süß, glaubst du echt, dass du noch irgendetwas gegen mich ausrichten kannst? Sieh dich doch an.“ Er wollte gerade etwas erwidern, als er schmerzlich feststellen musste, dass er nur noch seine Arme bewegen konnte und die Masse unaufhörlich weiter wanderte. Der Crocker hatte bedauerlicherweise recht. Er konnte nicht mehr viel ausrichten. Nicht mehr lange und er wäre komplett aus Ton. „Langsam könntest du wirklich wiederkommen“, murmelte er zu sich selbst und beobachtete den Crocker, wie er immer näher auf ihn zu trat. Schwer atmend presste er seine Kiefer aufeinander. Der Ton kroch seine Oberarme entlang. Von der einen Sekunde zur Nächsten waren seine Arme somit auch bewegungsunfähig. „Mylady“, flehte er leise den Platz absuchend und keine Sekunde später stand der Crocker grinsend direkt vor ihm. Ohne ein weiteres Wort schlangen sich Crockers langen Tonfinger um sein Handgelenk und lachend griff er mit seiner anderen Hand nach seinem Ring. Knurrend versuchte er ihn abzuschütteln, doch er hatte keine Chance. Seine Arme waren, bis zu seinen Händen komplett verhärtet. „Das Spiel ist aus.“ Geschlagen schloss er seine Augen. Tief einatmend hoffte er auf ein Wunder, als ein bekanntes Surren in seine Ohren drang. „Nicht so schnell!“ Augenblicklich riss er seine Lider wieder auf und sah direkt in Ladybugs grinsendes Gesicht. Sie hatte Crocker mit ihrem Jo-Jo eingewickelt und schimpfend wandte der sich in den Fängen des Seils. Ohne Zeit zu verlieren, zielte sie mit der Wasser Pistole auf die Töpferscheibenhand, wodurch der Ton aufweichte und ein schwarzer Schmetterling herausflog. „Deine dunklen Zeiten sind vorbei kleiner Akuma.“ Sie ließ den Crocker wieder los und fing den kleinen Schmetterling ein. „Keine Sekunde zu früh, Mylady.“ Nickend warf sie die Wasser Pistole in die Luft. „Miraculous Ladybug.“ Die kleinen Marienkäferchen schwirrten umher und erleichtert, als sie auch um ihn herumschwirrten, wackelte er mit seinen Armen. „Das war knapp.“ Er wollte gerade, wie üblicherweise mit ihr einschlagen, als sie plötzlich schwer atmend ihre Hände auf ihre Beine drückte. Sofort eilte er zu ihr und begann sie zu stützen. Ihr Ohrring piepte und so nahm er sie sofort in seine Arme. „Ich bring dich nach Hause.“   Gerade rechtzeitig landete er mit ihr auf ihrem Balkon, als sie sich zurückverwandelte. Vorsichtig setzte er sie ab und blickte er ihr nun direkt in die Augen. Sie hatte den ganzen Weg hier her kein Wort gesagt. „W-wie geht es dir?“, fragte er daher nun zögerlich. „Es geht.“ Tief atmete er ein, schloss kurz seine Augen und machte dann einen Schritt auf sie zu. „Du hast die Bilder gesehen oder?“ Nickend verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und begann ihn zu fixieren. „Ist da was dran?“ „Nein. Natürlich nicht! Irgendwer muss uns fotografiert haben und falsche Schlüsse gezogen haben. Mari-“ „Kommst du noch mit rein?“, unterbrach sie ihn und deutete auf die Dachluke. Nervös kratzte er sich an seinem Hinterkopf. Er würde wirklich gerne jetzt mit ihr mitgehen, aber er hatte sich mitten beim Shooting auf der Toilette eingeschlossen. Er musste erst mal zurück. „Ich muss-“ „Zurück zu Celina. Verstehe schon.“ „Was? Nein … Ja, sie ist auch da, aber nicht so, wie du denkst. Ich hab´ mich-“ „Schon gut.“ Abwehrend hob sie ihre Hand in die Höhe und ging auf die Dachluke zu. „Ich habe schon verstanden.“ „Du verstehst das falsch.“ Ohne ein weiteres Wort stieg sie in ihr Zimmer und schloss hinter sich die Luke. „Verdammt.“ Schwert atmend ballte er seine Hände zu Fäusten. Am Liebsten wäre er ihr nun direkt hinterher, aber er musste dringend zurück und so nahm er seinen Stab in die Hand und machte sich auf den schnellsten Weg zurück.   Außer Atem sprang er zurück auf das Fensterbrett, und sofort als er den Raum betreten hatte, drang auch schon lautes Klopfen zu ihm durch. „Wir brechen jetzt die Tür auf!“ Augenblicklich verwandelte er sich zurück, rannte zur Tür und entriegelte sie. „Adrien. Meinte Güte. Warum antwortest du denn nicht? Wir dachten, du wärst hier drinnen umgekippt.“ Eindringlich sah Nathalie ihn an und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Entschuldige, ich hab` euch wohl irgendwie nicht gehört.“ Nervös klammerte er seine Finger um die Klinke und sah auf die aufgebrachte Meute, die vor dem kleinen Toilettenraum standen. „Was machst du hier so lange?“ „Ähm, es ist etwas peinlich … Ich hab wohl das Mittagessen nicht vertragen und …“ Erneut wurde er von Nathalie gemustert, doch dann atmete sie tief ein. „Nun gut. Geht es dir denn jetzt etwas besser?“ Nickend trat er heraus und so begannen auch die anderen zurückzugehen. „Na dann. Komm bitte mit. Wir warten auf dich.“     Schwer atmend sah Marinette hinauf zur Dachluke. Er war nicht hinter her gekommen. Sie hatte ja noch die Hoffnung gehabt, dass er ihr doch Folgen würde. Aber dem war nicht so. Er war zurück zu dieser Celina. Langsam wusste sie wirklich nicht mehr, was sie noch glauben sollte. Er beteuerte ihr zwar, dass da nichts mit ihr wäre, aber ständig traten immer solche Situationen auf, die sie zweifeln ließ. Seufzend verkroch sie sich unter ihrer Decke. Warum war das nur so kompliziert im Moment mit ihnen? „Hey. Er hatte bestimmt seine Gründe, dass er gehen musste.“ „Ich weiß langsam einfach nicht mehr, was ich ihm noch glauben soll.“ „Am Besten du ruhst dich nun wieder aus. Du weißt, was der Arzt vorhin gesagt hat.“ Langsam drehte sie sich auf ihren Rücken und blickte wieder hinauf zur Dachluke. „Ja …“ Ihre Mutter musste sie ja unbedingt zu einem Arzt, der ihr, strickte Bettruhe verordnet hatte, schleppen. Er meinte, durch ihre Vorbelastung, müsse sie sich gut schonen, damit es sich nicht verschlimmerte. Daher würde es ihr auch so schlecht gehen, hatte er gemeint. Stöhnend drehte sie sich zurück auf die Seite. Wie sollte sie das bitte einhalten, wenn sie ständig kämpfen musste? Seufzend griff sie nach ihrem Handy. Sie sollte Alya ja noch erzählen, was der Arzt gesagt hatte. Doch kam, bevor sie dazu kam, mal wieder ein Akuma dazwischen. Flink wanderten ihre Finger über das Display und rasch schrieb sie ihrer Freundin.     Nachdenklich sprang Chat Noir über die Dächer von Paris. Kurz vor Marinettes Balkon blieb er dann allerdings stehen, hielt inne und betrachtete seinen Ring. Warum verhielt sich sein Vater so seltsam? Also seltsamer als sonst. Als sie endlich mit dem Shoot fertig waren und wieder zurück zu Hause waren, hatte er ihn vor seinem Zimmer abgepasst und ihm ganz merkwürdige Fragen gestellt. Außerdem hatte er sich nach seinem Gesundheitszustand erkundigt, das machte er sonst nie. Was ihm jedoch am Meisten irritierte, war das komische Interesse an seinem Ring. Ahnte er etwa etwas? Konnte er sich irgendwie einen Reim daraus machen, dass Chat Noir verschwunden war und nach seiner Rückkehr wieder aufgetaucht war? Ist ging ja schließlich auch durch die Medien. Er musste in Zukunft noch besser aufpassen. Sich selber zu nickend machte er einen letzten Sprung und landete dann leise auf dem Balkon. Vorsichtig schlich er zur Dachluke und blickte durch die Scheibe. Kurz huschte ihm ein Lächeln über das Gesicht, als er sie erblickte. Er wollte gerade klopfen, als Tikki plötzlich zu ihm hochsah und dann ihren Kopf schüttelte. Verwundert runzelte er seine Stirn. Was war denn jetzt? Fragend hob er seine Hände in die Höhe, woraufhin Tikki zu Luke heraufflog und zu ihm herauskam. „Was ist denn los?“ „Tschh. Sie ist gerade erst eingeschlafen. Lass sie schlafen. Sie braucht jetzt Ruhe. Der Arzt hat ihr Bettruhe verordnet und sie ist heute schon genug herumgelaufen.“ „Der Arzt?“ „Ja. Ihre Mutter hat sie zum Arzt gebracht. Was auch richtig war. Sie muss sich wirklich ausruhen. Die ganze Sache, als sie im Krankenhaus war, ist ja noch gar nicht lange her und dieser Infekt schafft sie ziemlich.“ Betrübt senkte er seinen Kopf. Er wollte doch mit ihr sprechen. Aber Tikki hatte recht. Sie brauchte ihren Schlaf. „Okay. Kannst du ihr bitte sagen, dass ich da war?“ Da Tikki nickte, griff er wieder nach seinem Stab und wollte gerade losspringen, als sie noch mal das Wort ergriff. „Das wird schon wieder mit euch.“ Aufmunternd lächelte sie ihm zu. Er versuchte zurück zu lächeln, doch außer einem gequälten Gesichtsausdruck brachte er nichts zustande und so sprang er los zurück nach Hause. Es war im Moment echt wie verhext. Als würde jemand absichtlich versuchen, einen Keil zwischen sie treiben zu wollen. Aber was hätte dieser jemand davon, und warum sollte er dies tun? Seufzend sprang er in sein Zimmer. Das war absurd. Am Besten er versuchte jetzt auch einfach zu schlafen und grübelte nicht weiter nach.       Nachdenklich lag Marinette in ihrem Bett und drehte ihr Smartphone in ihren Händen. Adrien hatte ihr geschrieben und ihr somit seine neue Nummer gegeben, allerdings hatte sie ihm noch nicht zurückgeschrieben. Sie konnte es irgendwie nicht. Mehrmals hatte sie angefangen, nur um dann doch die komplette Nachricht wieder zu löschen, bevor sie sie abschickte. Sie wusste auch von Tikki, dass er gestern da gewesen war, aber irgendwie, sobald ihr diese dämlichen Bilder in den Kopf schossen, konnte sie ihm einfach nicht mehr schreiben. Sie wollte ihm ja glauben, aber irgendwie waren es doch ziemlich viele Zufälle auf ein Mal. Seufzend legte sie ihr Handy zur Seite. Gähnend wollte sie gerade ihre Augen schließen, als es mit einem Mal an der Bodenluke klopfte. Verwundert drehte sie ihren Kopf in Richtung der Luke. Ihre Eltern waren doch eigentlich noch in der Bäckerei. „Ja?“ Mit einem Ruck wurde die Luke geöffnet und Alyas Kopf lugte hinein. „Dürfen wir reinkommen?“ Verwundert runzelte sie ihre Stirn. Wen hatte Alya denn mitgebracht? „Wir?“ Doch ohne ihre Frage zu beantworten, betrat Alya mit einem Mal zusammen mit ihren Freundinnen das Zimmer. „Entschuldige. Aber sie wollten dir unbedingt einen Krankenbesuch abstatten.“ Lächelnd richtete sie sich auf und blickte in die grinsenden Gesichter von Juleka, Rose, Mylène und Alix. „Mit euch hab ich ja gar nicht gerechnet.“ Vorsichtig rutschte sie aus ihrem Bett und stieg langsam die Treppe herunter. „Schön euch zu sehen.“ Lächelnd deutete sie ihnen an, sich hinzusetzen und so steuerten alle die kleine Ottomane an. Doch Rose blieb plötzlich stehen und sah verträumt auf ihre Schneiderpuppe. „Wow. Das Kleid ist wunderschön. Ziehst du das auf der Jubiläumsfeier an?“ „Naja, also-“ „Adrien wird Augen machen, wenn er dich darin sieht“, unterbrach Rose sie und seufzend wandte sie sich wieder von der Schneiderpuppe ab und stand nun mit dem Rücken zu den anderen. „Ich weiß gar nicht, ob ich mit … Außerdem, wer weiß, ob ich bis dahin überhaupt wieder gesund bin.“ „Oh, ich dachte nur, da Adrien wieder da ist … Hab ich etwas Falsches gesagt?“ Sofort setzte sie wieder ein Lächeln auf und drehte sich wieder herum. Die anderen mussten ja nicht unbedingt wissen, was gerade zwischen ihnen los war. „Erzählt gibt es etwas Neues in der Schule?“ Die anderen begannen wild durcheinander zu erzählen und lächelnd hörte sie ihnen zu. Jedoch wanderte ihr Blick dabei herüber zu der Schneiderpuppe. Die Jubiläumsfeier hatte sie total vergessen gehabt. Sie hatte mit Adrien nicht darüber gesprochen. Gingen sie denn zusammen dorthin?   Kapitel 22: ------------ Kapitel 22   Niedergeschlagen saß Adrien am nächsten Tag in der Schule. Immer wieder sah er auf sein Handy. Sie hatte ihm nicht geantwortet. Erneut wanderte sein Blick herunter und vorsichtig zog er sein Smartphone ein Stück heraus. Keine einzige Nachricht. Leise seufzend steckte er es zurück, stützte seinen Ellenbogen auf den Tisch ab und legte seinen Kopf in seine Hand. Was machte er denn nur? Wenn sie ihm nicht zuhörte, wie sollte er es dann erklären? Erschrocken zuckte er dann allerdings zusammen, als die Schulklingel ertönte. Die Stunde war schon zu Ende? Er war so in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht gemerkt hatte, wie die Stunde an ihm vorbei zog. Langsam rutschte er mit seinem Stuhl nach hinten, stand auf und packte seine Sachen zusammen. „Denkt bitte daran, eure Eltern zu fragen, wer von ihnen, als freiwilliger Helfer bei der Jubiläumsfeier dabei ist“, drang die Stimme seiner Klassenlehrerin durch das laute Gemurmel der anderen hindurch. Die Jubiläumsfeier. Jetzt erinnerte er sich auch wieder, dass ihm Marinette davon erzählt hatte. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht, da er ja eigentlich noch gar nicht zurück gewesen wäre. „Und kommst du auch?“, ertönte die Stimme seines Freundes und nachdenklich sah er von seiner Tasche auf. „Ich weiß es nicht. Wenn mein Vater nichts dagegen hat.“ „Marinette würde sich mit Sicherheit freuen, wenn du sie fragst, ob sie mit dir hingeht …“, warf Alya dazwischen, zwinkerte ihm zu und stand von ihrem Platz auf. „Hat sie das gesagt?“ Doch anstatt ihm zu antworten, winkte Alya ihm nur zu und verschwand mit Juleka aus dem Klassenzimmer.     Wütend knallte er lautstark seine Zimmertür zu und warf seine Tasche in die Ecke. Sein Vater konnte ruhig hören, dass er sauer war. Stinksauer. Aufgebracht stampfte er zu seinem Schreibtisch, schnaufte mehrmals und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Selbst Plagg ließ sich nicht blicken. Er wusste wohl, dass er im Moment kein Bedürfnis hatte zu plaudern. Es war einfach nicht fair. Warum war sein Vater nur so? War es ihm total egal, was er wollte oder fühlte? Sollte es einem Vater nicht eigentlich am Herzen liegen, dass sein Sohn glücklich wäre? Schwer atmend presste er seine Kiefer aufeinander und ballte unbemerkt seine Hände zu Fäusten. Doch dann hob er seine rechte Hand und betrachtete seinen Ring. Am liebsten würde er jetzt … Allerdings ließ ihn das plötzliche Klopfen aufschrecken und kopfschüttelnd dreht er sich auf seinen Stuhl in Richtung der Tür. „Ja?“ Er hörte, wie die Tür geöffnet wurde, doch konnte er noch nicht sehen, wer geklopft hatte. „Darf ich reinkommen?“ „Ja.“ Langsam stand er auf und ging Schritt für Schritt in Richtung der Tür, bis Celina etwas entfernt von ihm stehen blieb. „Ich hab es gerade gehört … Es tut mir leid. Ich-“ Abwinkend hob er seine Hand in die Höhe. „Du kannst ja nichts dafür.“ Stumm standen sie sich gegenüber und keiner schien so recht zu wissen, was er nun sagen sollte, bis sich Celina schließlich räusperte und fragend ihre Schultern in die Höhe hob. „Ich hab versucht die beiden umzustimmen. Aber keine Chance.“ „Mhm.“ Nickend drehte er sich herum, lief zu der großen Fensterfront herüber und legte nachdenklich seine Hand auf die Scheibe. Wie sollte er das nur Marinette beibringen?     Leise klopfte es spät am Abend an der Dachluke. Langsam sah Marinette hinauf und seufzte. Bittend sah Chat Noir zu ihr hinunter und so stand sie langsam auf und öffnete ihm das Fenster. Vorsichtig hüpfte er hinein, blieb vor dem Bett stehen und sah sie schweigend an. Auch sie sagte keinen Ton und setzte sich stattdessen wieder auf ihr Bett. Stumm zog sie ihre Beine an ihren Körper, legte ihren Kopf auf ihre Knie und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen. Sie konnte hören, wie er schwer einatmete und sich anschließend räuspernd auf die Bettkante setzte. „Ich wollte nicht gehen, wirklich. Ich musste. Ich wollte nicht zu Celina. Das musst du mir glauben. Ich hatte mich auf einer Toilette eingeschlossen, als Plagg bemerkte, dass es einen Angriff gab. Mitten bei einem Shooting.“ Vorsichtig sah er über seine Schulter zu ihr und nickend richtete sie sich etwas auf. „Ich hätte nicht einfach in mein Zimmer verschwinden sollen. Dass ich dir nicht geantwortet habe, tut mir auch leid … Es ist einfach alles so … alles ist so … Ich weiß auch nicht. Seitdem du wieder da bist … Ich weiß einfach langsam nicht mehr, was ich dir noch glauben soll“, flüsterte sie und legte ihren Kopf wieder auf ihre Knie. Ruckartig rutschte er nun zu ihr herüber und griff nach ihren Händen. Mit großen Augen sah er sie an. „Es ist die Wahrheit. Das musst du mir einfach glauben. Wirklich. Warum sollte ich denn extra früher zurückkommen wollen, wenn ich da doch sonst mit Celina alleine und ungestört hätte Zeitverbringen können? Aber ich wollte nur zu dir.“ Da hatte er allerdings recht. Das ergab keinen Sinn. „Das stimmt“, murmelte sie und vergrub ihr Gesicht auf ihren Knien, „Tut mir leid.“ Er ließ ihre Hände wieder los und augenblicklich spürte sie, wie er sie in seine Arme zog. „Du musst dich für gar nichts entschuldigen … Ich an deiner Stelle würde vermutlich genau so reagieren … Du weißt gar nicht, wie eifersüchtig ich auf Nathaniel bin.“ Langsam löste sie sich aus seiner Umarmung und sah ihn mit großen Augen an. „Also auf den musst du nun wirklich nicht eifersüchtig sein. Er ist mir zwar ein guter Freund geworden, aber mehr nicht. Außerdem hat er nur noch Augen für die liebe Juleka.“ „Ich weiß.“ Verlegen kratzte er sich an seinem Hinterkopf und zog dann fragend seine Schultern nach oben. „Also … alles … alles wieder Okay?“ Schwach lächelnd nickte sie ihm zu und so zog er sie erneut in eine Umarmung. Ihr Blick fiel dabei herunter auf die Schneiderpuppe. Das war die Gelegenheit. „Sag mal … Wenn du ja jetzt wieder zu Hause bist … Wollen wir dann nicht zusammen zur Jubiläumsfeier gehen?“ Sie hatte noch nicht ein Mal richtig zu Ende gesprochen, da merkte sie schon, wie sein gesamter Körper sich plötzlich versteifte. Irritiert runzelte sie ihre Stirn. „Hab … Hab ich etwas Falsches gesagt?“ Seufzend verstärkte er den Druck, mit den er sie festhielt, und hielt sie nun fest in seinen Armen. „Ich liebe dich, denke bitte daran okay?“ Ernst schob sie ihn von sich weg und sah ihm nun direkt in die Augen. „Okay?“ Sie konnte sehen, wie er tief Luft holte. „Flipp jetzt bitte nicht aus.“ Misstrauisch verschränkte sie die Arme vor der Brust und fixierte ihn. „Adrien?“ Seufzend senkte er seinen Blick und sah sie nicht mehr an. „Ich wollte heute nach der Schule zu meinem Vater. Naja, um ihn zu fragen, ob ich auf den Ball gehen darf … Aber ich kam gar nicht dazu. Bevor ich überhaupt irgendetwas sagen konnte, hat er mir mitgeteilt, dass ich …“ „Dass du?“ Ruckartig sah er wieder auf und sie konnte deutlich die Wut, die er im Moment verspürte, erkennen und musste schlucken. So hatte sie ihn ja noch nie gesehen. „Dass ich in Begleitung von Celina dort zu erscheinen habe.“ „Was?“ Fassungslos klappte ihr die Kinnlade herunter. Aufgebracht sprang er plötzlich von ihrem Bett auf und lief davor auf und ab. „Er hat wohl von Chloés Vater davon gehört. Ebenso, dass aufgrund des Jubiläums auch die Presse anwesend sein wird. Und jetzt will er und Celinas Vater, dass wir da in seiner Abendmode erscheinen. Zu Werbezwecken versteht sich. Und wir sollen ja eine gute Figur machen. Ich darf mich auch nur, solange Fotografen dort sind, nur mit ihr dort sehen lassen.“ Niedergeschlagen ließ er sich zurück aufs Bett fallen, stützte seine Ellenbogen auf seinen Beinen ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Egal, was ich gesagt habe, er hat mir gar nicht zu gehört.“ Unfähig etwas zu sagen, saß sie einfach nur da und blickte herunter zu ihrem Kleid. Schlagartig hatte sie das Interesse an diesem dämlichen Ball verloren.       „Bis morgen.“ Lächelnd gab er ihr einen Abschiedskuss und verschwand dann im Dunkeln der Nacht. Nachdenklich sah sie ihm noch kurz hinterher, drehte sich dann aber seufzend herum und steuerte die kleine Dachluke an. „Was ist denn los? Ist es wegen des Balls?“ Schulterzuckend kletterte sie zurück in ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett. „Nein, das ist es nicht.“ Natürlich war sie traurig und auch wütend auf seinen Vater. Aber sie hatte sich damit abgefunden und den Abend für sich selbst abgehakt. Sie würde nicht hingehen. Sie konnte einfach nicht, den ganzen Abend über, dabei zusehen, wie Adrien mit einem anderen Mädchen verbrachte. „Was ist denn dann los? Ich merke doch, dass es dir nicht gut geht.“ „Ich weiß es auch nicht.“ Eigentlich war alles in Ordnung. Sie hatten sich vor ein paar Tagen ausgesprochen, alles geklärt und doch, irgendwie fühlte es sich an, als würde ein riesiges Damoklesschwert über ihnen schweben. Irgendwie war es nicht mehr, wie früher. Sie vertraute ihm nicht mehr blind. Sie wollte es ja, aber sie konnte es irgendwie nicht und sie hatte einfach ein ungutes Gefühl. Sie konnte es sich nicht erklären. Dabei war gar nichts weiter vorgefallen. Er kam sogar jeden Tag vorbei. Heimlich schlich er sich dazu aus seinen Zimmer und verbrachte den Abend mit ihr. Auch bei den täglichen Angriffen arbeiteten sie gut zusammen und hatten es gut unter Kontrolle. Was war nur los mit ihr? „Du solltest versuchen zu schlafen. Morgen geht es doch wieder zur Schule“, riss ihre kleine Freundin sie wieder aus ihren Gedanken und lächelnd nickte sie ihr zu. „Du hast recht.“ Ihre Erkältung war zum Glück auskuriert und ihr Arzt gab auch sein Okay, das sie wieder alles Normal machen durfte. Flink schaltete sie daher das Licht aus und kuschelte sich unter ihre Decke. Immerhin konnte sie Adrien so auch wieder öfter sehen. So hatten sie wenigstens auch noch die Vormittage zusammen und nicht nur die kurze Zeit am Abend.     Schweigend saß Adrien, wie jeden Morgen, im Auto und wurde zur Schule gefahren. Doch heute hatte er die ganze Zeit schon ein Lächeln im Gesicht. Heute kam Marinette wieder zur Schule. Der Platz neben ihm würde endlich nicht mehr leer sein und sie konnten, auch wenn es bloß in der Schule wäre, den Tag zusammen verbringen. Kure Zeit später erreichten sie das große Gebäude und er wollte gerade aussteigen, als ihn Nathalie zurückrief. „Adrien. Bitte trödele heute nicht herum und komm nach der Schule zügig zum Auto. Wir haben direkt nach der Schule einen Termin.“ Augenblicklich änderte sich seine Stimmung und genervt rollte er mit seinen Augen. „Was ist es dieses Mal?“ „Du und Celina müsst zur Anprobe. Falls noch kleine Änderungen gemacht werden müssen. Damit es auch bis zur Feier fertig ist.“ „Okay“, stieß er genervt aus, verließ den Wagen und warf schwungvoll die Autotür zu. Er hatte überhaupt keine Lust auf diese dämliche Jubiläumsfeier, die sein Vater nur für Werbezwecke nutzen wollte. Er wollte sich viel lieber einen schönen Abend mit seinen Freunden machen. Stattdessen war er nun eine wandelnde Werbereklame. Zu allem Überfluss war Nathalie auch noch der Anstandswauwau, damit er sich ja gar keinen Fehltritt leistete. Woher hatte sein Vater überhaupt erfahren, dass sie noch freiwillige Helfer suchten? Kurz sah er dem Auto noch hinterher, wie es davon fuhr, doch dann drehte er sich auf seinem Absatz herum und augenblicklich erhellte sich seine Stimmung wieder, als er Marinette entdeckte, wie sie mit Alya und Nino auf der Treppe stand.     Hand in Hand lief Marinette mit Adrien nach Schulschluss durch das Gebäude und steuerte die große Tür an, als Alya und Nino auf sie zu gestürmt kamen. „Hey ihr zwei. Habt ihr Lust mitzukommen? Juleka, Nathaniel und Rose wollen noch in das neu eröffnete Musikgeschäft. Jagged Stone soll da heute Autogramme geben.“ „Klar. Bin dabei.“ Fragend sahen nun alle zu Adrien, der nur mit seinem Kopf schütteln konnte. „Ich muss passen. Ich hab noch ein Termin direkt nach der Schule.“ Traurig drückte sie seine Hand etwas fester und so verließen die Vier zusammen das Schulgebäude. Wie aufs Stichwort fuhr auch schon der Wagen vor. „Da kommt ja auch schon das Abholkommando“, witzelte Nino, der sich dadurch prompt einen bösen Blick von Alya einfing. „Ich muss dann.“ Schwach lächelnd nahm er sie in den Arm und wollte ihr gerade einen Kuss geben, als auch schon gehupt wurde. Schnell gab er ihr daher einen Kuss auf den Mund, verabschiedete sich von Nino und Alya und lief dann schnellen Schrittes die Treppe herunter. Er hatte das Auto noch nicht ein Mal erreicht, da sprang die Tür mit einem Mal auf. Celina hüpfte heraus und winkte ihm zu. „War ja klar, dass die wieder dabei ist“, murmelte sie und beobachtet Celina, wie sie Adrien umarmte, mit ihm zusammen ins Auto stieg und schon fuhren sie davon. Kapitel 23: ------------ Kapitel 23   Lachend schlenderte Marinette mit ihren Freunden zu dem neuen Musikgeschäft. Nach der anfänglichen Enttäuschung, dass Adrien mal wieder nicht mitkommen konnte, hatte sie viel Spaß mit ihren Freunden. Zu lange hatte sie schon keinen ganz normalen Nachmittag mehr mit ihnen verbracht. „Du Marinette?“, ertönte Nathaniels Stimme neben ihr und so drehte sie sich zu ihm. „Ja?“ „Bevor ich es vergesse. Als du krank warst, hast Madame Bustier die Tage für die Projekte festgelegt. Am Montag sind wir dran unseres vorzustellen.“ Abrupt blieb sie stehen und klatschte sich gegen ihre Stirn. Das Referat hatte sie komplett vergessen gehabt. „Ähm. Alles Okay?“ Verwirrt sahen die anderen zu ihr zurück und blickten sie fragend an. „Ja, ja. Alles gut.“ Schulterzuckend drehten sich ihre Freunde wieder herum und so wandte sie sich wieder an Nathaniel, wodurch auch die beiden weiter liefen. „Da hab ich echt überhaupt nicht mehr dran gedacht. Tut mir leid.“ Entschuldigend seufzte sie aus. „Wofür entschuldigst du dich?“ „Naja, weil wir gar nicht mehr daran gearbeitet haben.“ Sofort wurden seine Augen groß und er begann seinen Kopf zu schütteln. „Du warst krank und hattest … naja du weißt schon …“ Nickend senkte sie ihren Blick, doch abrupt sah sie wieder auf. „Montag? Dann haben wir ja noch das Wochenende, um es für Montag vorzubereiten. Na was sagst du?“ „Theoretisch gute Idee. Allerdings könnte ich nur morgen späten Nachmittag. Am Sonntag fahr ich mit meinen Eltern zu Verwandten und naja Samstag …“ Sie merkte, wie er rot wurde und verträumt zu Juleka blickte, die mit Rose etwas weiter vorne lief. „Samstag wollen Juleka und ich etwas unternehmen und abends ins Kino gehen.“ „Das ist doch toll.“ Lächelnd klatschte sie in ihre Hände. Sie freute sich für Nathaniel und Juleka. Die beiden passten wirklich gut zueinander. „Na dann also morgen?“, fragte sie ihn lächelnd, woraufhin er nickte.   Kurze Zeit später erreichten sie das Musikgeschäft und steuerten freudig den Eingang an. Nino wollte gerade die Tür öffnen, als sie plötzlich schwungvoll aufgerissen wurde. Wütend stürmte ein junger Mann heraus, rannte Nino dabei um, wodurch er zu Boden fiel. „Hey“, schimpfte Nino, doch der Mann reagierte überhaupt nicht und stampfte laut brüllend davon. Sofort eilten alle zu ihrem Freund und Alya half ihm beim Aufstehen. „So was“, murmelte Marinette und sah dem Mann skeptisch hinterher. Sie hatte ein komisches Gefühl. Nicht, dass da gerade ihr neuer Gegner an ihr vorbei gerauscht war. Vielleicht sollte sie ihm lieber hinterher. Prompt blickten Alya und Nathaniel sie besorgt an. Sie hatten offenbar den gleichen Gedanken. „Na los. Lasst uns rein“, riss sie dann allerdings Nino alle aus ihren Gedanken und so betraten sie zusammen den Laden. Nino und Alya liefen etwas vor und auch Rose und Juleka hatten schon etwas angesteuert. Besorgt beugte sich Nathaniel daraufhin zu ihr. „Meinst du, das wird ein neuer …“, flüsterte er ihr ins Ohr und fragend zuckte sie mit ihren Schultern. „Könnte gut sein. Der war ja ganz schön sauer … Ich sollte Adrien sagen, dass er sich bereit machen sollte. Nur für den Fall.“ Flink zog sie ihr Handy heraus und versuchte ihn zu erreichen. „Nur die Mailbox“; seufzte sie und steckte ihr Handy zurück in die Tasche.     Unauffällig schielte Adrien auf seine Tasche, da ihm sein Klingelton in die Ohren drang. Vorsichtig versuchte er mit seiner Hand danach zu fischen, doch wurde er prompt daran gehindert. „Junger Agreste. Nun halten Sie doch mal still und lassen Sie die Arme oben.“ Stöhnend tat er, wie ihm gesagt wurde, und wartete genervt darauf, wann der Schneider endlich fertig war. Wie lange konnte denn so etwas bitte dauern? Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte er endlich von dem kleinen Podest heruntersteigen und atmete erleichtert auf. Flink hatte er sich umgezogen und wollte gerade nach seiner Tasche greifen, als sich der alte Schneider noch mal an ihn wandte. „Ich mache das schnell fertig. Auch bei Mademoiselle Celina und dann probieren Sie es gleich noch ein Mal an. Dürfte ungefähr eine Stunde dauern. Es sind nur Kleinigkeiten.“ „Aber-“ „Das ist kein Problem. Wir werden warten“, warf Nathalie dazwischen, die gerade mit Celina den Raum betreten hatte. Stöhnend griff er nach seiner Tasche. „Und was sollen wir bitte in der Zeit machen?“ Celina war neben ihn getreten und tippte sich an ihr Kinn. „Also ich hätte ein wenig Hunger. Hier um die Ecke ist doch ein kleines Café. Dürfen wir?“ Fragend sah sie dabei zu Nathalie, die ihnen zu nickte. „Oder möchtest du nicht?“ „Nein. Ist Okay“, seufzte er und zog sein Handy heraus. Marinette hatte ihn angerufen. Nicht nur ein Mal. Es schien wichtig zu sein. Nachdenklich lief er Celina hinterher, wie sie die Boutique verließ, und versuchte Marinette zu erreichen. Doch sie ging nicht heran. Was sie wohl wollte?       Außer Atem landete Ladybug hinter einem Auto, griff nach ihrem Jo-Jo und versuchte ein weiteres Mal Adrien beziehungsweise Chat Noir zu erreichen. Aber er ging nicht heran, was bedeutete, er war nicht verwandelt. Dies hieß wiederum, er würde nicht so bald hier auftauchen, um ihr zu helfen. „Wo bleibst du“, murmelte sie leise, allerdings blieb er nicht viel Zeit zum Verschnaufen, da das Auto hinter ihr weggesprengt wurde. „Ladybug!“ Kampfbereit sprang sie wieder auf und ließ ihr Jo-Jo kreisen. Zu ihrem Bedauern hatte sie mit ihrer Vermutung recht gehabt und der Mann von vorhin wurde tatsächlich akumatisiert und tyrannisierte nun die Stadt. Fatalerweise war er unglaublich stark und sie kam kaum alleine gegen ihn an. Sie könnte nun wirklich seine Hilfe gebrauchen. Wo blieb er nur?     „Adrien?“ „Hm? Was?“ Erschrocken zuckte er zusammen und sah zu Celina herüber. Er war so in seinen Gedanken versunken, dass er gar nichts mehr mitbekommen hatte. „Das Essen steht schon eine Weile vor deiner Nase.“ Kichernd schüttelte sie ihren Kopf und zeigte auf den Teller. „Oh.“ Verlegen blickte er hinunter und nahm die Gabel in die Hand. „Du denkst an Marinette oder?“ Nickend pikte er in den kleinen Kuchen, machte ein Stück ab und schob das Stück auf dem Teller hin und her. „Wenn du reden möchtest … Ich bin eine gute Zuhörerin.“ Schulterzuckend schob er das Kuchenstückchen weiter über den Teller und seufzte dann. „Wir haben uns zwar ausgesprochen, aber … Ich weiß auch nicht. Irgendwie …“ „Ist doch nicht alles wieder in Ordnung?“ „Mhm. Naja … Egal.“ Es war zwar nett von ihr gemeint, doch irgendwie kam es ihm falsch vor, ausgerechnet mit ihr, obwohl sie ja gar nichts dafürkonnte, darüber zu sprechen und so versuchte er schnell das Thema zu wechseln. „Und schmeckt es dir?“ Über beide Ohren strahlend nickte sie ihm zu und nahm einen weiteren Happen von ihrem Dessert. „New York ist echt toll, aber das Essen kommt bei Weitem nicht an das Essen von hier heran. Das vermisse ich dort echt.“ Grinsend schüttelte er seinen Kopf und wollte sich gerade seinem Kuchen widmen, als sich Celina plötzlich mit dem Löffel in der Hand über den Tisch beugte und, er konnte gar nicht so schnell reagieren, ihm den Löffel in den Mund schob. „Ich meine, probiere das doch Mal. So etwas bekommst du nicht in den Staaten.“ Überrumpelt nickte er und so zog sie den Löffel wieder aus seinem Mund. Lächelnd lehnte sie sich zurück und aß weiter. Schmunzelnd beobachtete er sie, wie sie weiter ihr Dessert verdrückte. Sie wirkte oft schon so erwachsen, doch gerade sah sie eher, wie ein kleines Kind aus, das sich über seinen Nachtisch hermachte. Sie hatte wohl auch nicht oft die Gelegenheit für so etwas. Ihre Eltern hielten sie, genau so an einer kurzen Leine, wie sein Vater ihn. Viele beneideten ihn für seinen Lebensstil, das wusste er. Doch er würde liebend gerne, das ganze Geld, das große Haus und alles aufgeben, wenn er dafür ein ganz normaler Teenager sein dürfte. Dann könnte er mit seinen Freunden Zeit verbringen und alles, was dazugehörte. Lächelnd blickte er Celina an. Schön, wenn sie sich wenigstes über so etwas noch freuen konnte. „Lass es dir schmecken.“   Sie hatten gerade bezahlt und waren im Begriff das Lokal zu verlassen, als auf ein Mal ein lauter Knall ertönte. Alarmierend sah er sich um, doch konnte er außer einer Menge Staub nichts erkennen. Es gab wohl wieder einen Angriff. Sofort blickte er zu Celina, die ihn mit großen Augen ansah. „Ist … Ist das ein Angriff? Von diesen Superschurken, wovon alle sprechen?“ „Ja. Aber keine Sorge. Lauf am Besten zu der Boutique zurück und verstecke dich dort.“ Energisch schob er sie ein Stück vorwärts. Er musste sich dringend verwandeln. „Und, was ist mit dir?“ „Ich … Ich werde gucken, ob ich helfen kann … Ähm … Vielleicht gibt es ja Verletzte.“ Panisch klammerte sie sich an seinen Arm. „Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen!“ Bevor er ihr antworten konnte, merkte er dann aber plötzlich, wie eine weitere Hand, sich um seinen Arm legte. „Hier seid ihr ja. Los. Steigt ein“, befahl Nathalie, die plötzlich neben den beiden aufgetaucht war und ohne zu zögern, sprang Celina in den Wagen. „Aber-“ „Adrien. Los jetzt. Worauf wartest du!“, schimpfte Nathalie und zeigte auf die geöffnete Autotür. Er wollte sich gerade eine Ausrede überlegen, damit er zurück ins Café laufen konnte, als er verwundert über seine Schulter blickte. Der Gorilla stand plötzlich hinter ihm und schob ihn ins Auto. Zähneknirschend stieg er ein und warf die Tür zu. Was machte er denn jetzt? Er musste ihr doch helfen.     Laut auspustend und völlig erschöpft warf sich Marinette mit ihrem Handy in der Hand auf ihr Bett. „Geht es dir gut?“ Stöhnend rollte sie sich auf ihren Rücken, blickte ihre kleine Freundin an und nickte. „Das war ja ganz schön knapp.“ Zu stimmend nickte sie ein weiteres Mal. Ganz schön knapp war leicht untertrieben. Wäre die Polizei nicht helfend zur Stelle gewesen, hätte sie nicht gewusst, was dann passiert wäre. „Ich hab das Gefühl, als würden die Superschurken in letzter Zeit stärker werden … Oder liegt es daran, dass ich meistens alleine kämpfe?“, flüsterte sie den Schluss und hob ihr Handy in die Höhe. Adrien hatte sie versucht zurückzurufen. Langsam nahm sie die Hand wieder herunter, als es plötzlich in ihrer Hand piepte und sie erschrocken zusammenzuckte. Beinahe hätte sie ihr Handy dadurch fallen lassen. Sofort blickte sie auf das Display. Sie hatte eine Mitteilung erhalten. Aber mit unbekannter Nummer. Flink öffnete sie die Nachricht und ihre Augen wurden mit einem Mal immer größer. „Alles in Ordnung?“ Tonlos hielt sie Tikki ihr Smartphone vor die Nase. Sie konnte sehen, wie auch die Augen ihrer kleinen Freundin immer größer wurden und so zog sie ihren Arm zurück. „Dafür gibt es bestimmt eine Erklärung.“ „Ach ja?“ Erneut blickte sie auf das Foto, welches Adrien und Celina zeigte. Sie saßen in einem Café und sahen sehr vertraut zusammen aus. Sie fütterte ihn sogar gerade. „Von wem die Nachricht wohl ist?“, fragte Tikki und schwebte nun direkt neben ihrem Smartphone. „Keine Ahnung. Es steht kein Name nichts dabei. Nur, Er belügt dich. “ Zitternd krallte sie ihre Finger um ihr Handy. Anstatt ihr zur Hilfe zukommen, machte er sich einen schönen Nachmittag mit Celina. Von wegen er hat einen Termin. Schnaufend warf sie das Smartphone auf ihr Kopfkissen und zog ihre Beine eng an ihren Körper. Tikki wollte gerade etwas sagen, doch hob sie direkt ihre Hand in die Höhe und brachte sie somit zum Schweigen. Sie wusste schon, was sie sagen wollte und wollte es nicht hören. Sie merkte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und so ließ sie sich nach hinten fallen und vergrub ihr Gesicht in ihrer Decke.     Besorgt sprang Chat Noir über die Dächer zu Marinette. Seit dem Angriff hatte er nichts von ihr gehört. Auch auf Anrufe reagierte sie nicht. Hoffentlich ging es ihr gut. Es hatte ewig gedauert, bis er endlich alleine in sein Zimmer gehen konnte. Nun war es mittlerweile schon spät am Abend und er machte sich große Sorgen. Er hatte in den Nachrichten verfolgt, dass sie nur mithilfe der Polizisten den Akuma einfangen konnte, dabei hätte er es doch sein müssen, der ihr half. Doch er hatte einfach keine Möglichkeit unbemerkt zu verschwinden. Nathalie klebte die ganze Zeit an seinen Fersen, so als würde sie ihn absichtlich nicht aus den Augen lassen. Rasch hüpfte er auf den Balkon herüber und eilte zu dem kleinen Dachfenster. Erleichtert pustete er kurz aus, als er sie auf ihrem Bett, sich mit Tikki unterhaltend, sitzen sah. Lächelnd klopfte er und langsam blickte sie zu ihm hinauf. Doch, als er in ihr Gesicht blickte, zog sich sein Herz zusammen. Sie war sauer. Das konnte er deutlich erkennen. Doch war das ein Wunder? Es hatte sie im Stich gelassen. Ein toller Superheld war er. Er beobachtete sie, wie sie aufstand und die Dachluke öffnete. Doch machte sie nicht, wie gewohnt Platz, damit er hineinkommen konnte, sondern blieb einfach stehen. Das war eindeutig. Er sollte nicht hineinkommen. „Was willst du?“ „Es tut mir leid, dass ich nicht kommen konnte. Ich wurde-“ „Spar dir das“, unterbrach sie ihn und hob dazu ihre Hand in die Höhe, „Sonst noch etwas?“ Geschockt riss er seine Augen auf. So hatte er sie noch nie erlebt. Unfähig irgendetwas zu sagen, starrte er sie einfach an. „Also nicht. Dann geh bitte. Ich würde jetzt gerne schlafen.“ Ohne ein weiteres Wort schloss sie die Luke und ließ ihn einfach stehen. Hatte er irgendetwas verpasst? So sauer konnte sie doch nicht auf ihn sein, weil sie alleine kämpfen musste. Oder doch? Immer noch irritiert blickte er durch die Scheibe und sah, wie sie sich demonstrativ von dem Fenster wegdrehte und ihn nicht mehr beachtete. Niedergeschlagen wandte er sich ab und machte sich auf den Weg nach Hause. Heute würde er nicht mehr weiter kommen. Am Besten er versuchte morgen in der Schule noch mal mit ihr zu sprechen. Vielleicht hatte sie sich bis dahin etwas beruhigt und er konnte es ihr in Ruhe erklären. Kapitel 24: ------------ Kapitel 24   Müde warf Adrien am nächsten Morgen die Autotür zu. Er hatte die Nacht kaum ein Auge zugetan. Zu sehr beschäftigte ihn Marinettes Reaktion. Was war nur los? Gähnend steuerte er seine Freunde an, die wie üblich auf der Treppe auf ihn warteten. Doch etwas enttäuscht blickte er sich um. Marinette war offenbar noch nicht da. Eigentlich war das nichts Ungewöhnliches, sie verschlief ja nicht zum ersten Mal, aber er hatte gehofft, dass sie schon da wäre, damit er mit ihr sprechen könnte. Seufzend blickte er kurz zu der kleinen Bäckerei herüber. Er hatte ihr zwar gestern Nacht noch einige Nachrichten zukommen lassen, doch blieben alle bisher unbeantwortet. Irgendetwas stimmte da doch nicht. Das konnte doch nicht nur wegen des Kampfes gestern sein. Er hatte bloß keine Ahnung, was es war. „Morgen“, brummte er, wodurch ihm Nino auf die Schulter klopfte. „Alter, du siehst aus wie der Tod höchstpersönlich. Nicht geschlafen?“ Kopfschüttelnd blickte er erneut in Richtung der Bäckerei, doch noch immer keine Spur von ihr. „Wir sollten rein. Es klingelt gleich“, drang die Stimme von Alya in seine Ohren. Wie ferngesteuert nickte er und lief ihr und Nino hinterher ins Gebäude, doch das plötzliche Aufquietschen seitens Alya ließ ihn aufhorchen. „Was ist denn los?“, fragte er sofort und beobachtete sie, wie sie wütend auf ihrem Handy herumtippte. „Wie können die so etwas schreiben!“ zischte sie und stampfte aufgebracht die Treppe hinauf. „Was ist denn los?“, rief nun auch Nino verwundert und sofort eilten die beiden ihr hinterher. „Das glaub ich nicht“, murmelte Alya erneut und ließ sich in ihren Klassenraum angekommen, schnaufend auf ihren Stuhl fallen. Irritiert blieb er mit Nino vor dem Tisch stehen und blickten sie immer noch fragend an. „Süße, was ist denn los?“ Besorgt versuchte Nino ihr in die Augen zu sehen, woraufhin sie ihnen ihr Smartphone vor die Nase hielt. „Einfach unglaublich!“ Sofort sah Adrien auf das Display und las die neuste Schlagzeile. Prompt bekam er große Augen. Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten und presste seine Kiefer aufeinander. „Was soll der Scheiß“, knurrte er durch seine Lippen hindurch und verwundert sah ihn sein Freund an. „Ich kann verstehen, warum Alya so sauer ist, aber was regt dich das denn so auf?“ Ertappt kratzte er sich an seinem Kopf und steuerte seinen Platz an. „Weil ich es einfach nicht leiden kann, wenn die Presse irgendeinen Schwachsinn berichtet.“ „Ach so …“ Schulterzuckend nahm nun auch sein Freund Platz und versuchte Alya zu beruhigen. Nervös begann er mit seinen Fingern auf dem Tisch herumzutippen. Hoffentlich hatte Marinette das noch nicht gesehen. Oder hatte sie es und sie war deshalb so seltsam? Nein, das konnte es eigentlich nicht sein. Die Meldung war von heute Morgen. Leise stöhnend zog er seine Tasche auf den Schoß und wollte gerade seine Schulsachen herausholen, als er im Augenwinkel bemerkte, wie die Tür geöffnet wurde. Sofort blickte er auf, doch als Nathaniel den Raum betrat, wollte er sich schon wieder seinen Heften widmen, als er sah, dass Marinette ebenfalls hineintrat. Sofort fixierte er sie und kurz sah sie zu ihm herüber, wodurch sich ihre Blicke kreuzten. Doch sie wandte ihren Blick sofort wieder von ihm ab und sah stur gerade aus. Schwer musste er schlucken. Warum war sie nur so sauer auf ihn? Zum Glück konnte er sie gleich fragen. Ungeduldig beobachtete er sie, wie sie die Treppe hinaufkam, doch zu seiner Verwunderung sah sie nicht zu ihm herüber und lief einfach an ihrem Platz vorbei. Mit großen Augen sah er ihr hinterher, wie sie Nathaniel hinterher ging und mit ihm zu seinem Platz lief. Auch Alya bekam augenblicklich große Augen und sah zwischen Marinette und ihm hin und her. Sie hatte offenbar auch keine Ahnung, was los war. Er wollte gerade aufspringen und sie zur Rede stellen, als Madame Bustier das Klassenzimmer betrat und somit alle zur Ruhe mahnte. Somit musste er, ganz zu seinem Leidwesen, bis zur Pause warten.   Kaum hatte es geklingelt, sprang er von seinem Stuhl auf und eilte zu Marinette. Sie stand gerade auf und wollte an ihm vorbei, doch sofort versperrte er ihr den Weg und sah ihr tief in die Augen. „Können wir reden?“ Kopfschüttelnd versuchte sie erneut an ihm vorbei zu kommen, doch er ließ sie nicht durch. „Bitte. Was ist los?“ Flehend sah er sie an und ignorierte die tuschelnden Blicke der anderen. Tonlos zog sie daraufhin ihr Handy heraus, suchte etwas heraus und hielt es ihm vor die Nase. Sofort klappte ihm die Kinnlade herunter. Bevor er allerdings irgendwie in der Lage war, darauf zu reagieren, steckte sie ihr Smartphone schon wieder zurück in die Tasche und machte einen Schritt an ihm vorbei. „Ich glaube, es ist alles gesagt.“ Immer noch unfähig sich zu bewegen, drangen ihre Worte zu ihm hindurch. Fassungslos drehte er sich auf seinem Absatz herum und konnte nur noch sehen, wie sie aus dem Klassenzimmer stürmte.     Die Rufe ihrer Freunde ignorierend lief Marinette ohne Umwege direkt auf die Mädchentoilette und schloss sich in einer Kabine ein. Zitternd lehnte sie sich gegen die Tür und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Musste er es ihr noch schwerer machen? Wenn er nun schon mit Celina zusammen war, konnte er sich dann nicht einfach von ihr fernhalten? Die ersten Tränen stiegen ihr in die Augen. Ein leises Klopfen ertönte an die Kabinentür, wodurch sie erschrocken zusammenzuckte. Eilig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. „Marinette? Bist du da drin?“, drang die Stimme ihrer Freundin hindurch. Doch sie schwieg. „Komm mach auf. Ich bin es doch. Ich bin alleine.“ Schniefend drehte sie sich herum, entriegelte das Schloss und öffnete langsam die Tür. „Na komm her“, flüsterte Alya leise. Schwungvoll warf sie sich daraufhin in die Arme ihrer Freundin, die ihr liebevoll über den Rücken strich. „Nun erzähl. Was ist los? Ist es wegen des blöden Berichtes? Mach dir da nichts draus die-“ „Was?“ Verwundert löste sie sich aus der Umarmung und sah Alya fragend an. „Na … Ach du weißt es noch gar nicht … Oh … Also. Ach. Vergiss es einfach.“ „Alya?“ Seufzend zog ihre Freundin ihr Handy heraus. „Bitte mach dir da nichts draus. Die haben doch keine Ahnung.“ Skeptisch nahm sie das Smartphone in die Hand und überflog die Seite, die geöffnet war und ihre Augen wurden immer größer. „Glaub das ja nicht. Ich werde auf meinem Blog auf jeden Fall eine Gegendarstellung schreiben.“ Durcheinander schüttelte sie ihren Kopf. Warum schrieben sie so etwas? Erneut sah sie auf die Schlagzeile.   Können wir Ladybug noch vertrauen? Schafft sie es überhaupt noch, die Stadt zu beschützen? Seit einiger Zeit wird es offenbar immer schwieriger für sie. Ohne Hilfe scheint sie es nicht mehr zu schaffen …   Tief einatmend drückte sie Alya ihr Handy zurück in die Hände. Den Rest las sie nicht mehr. Stumm senkte sie ihren Kopf und blickte auf ihre Schuhe herunter. Die Stadt vertraute ihr nicht mehr? „Hey. Du weißt doch, wie Reporter sind. Die schreiben alles, nur damit es sich besser verkauft.“ Schulterzuckend knetete sie ihre Hände ineinander und sah wieder zu Alya. „Aber, wenn das nicht der Grund ist, warum du hier so fertig in der Toilette stehst. Was ist es dann?“ Niedergeschlagen senkte sie wieder ihren Kopf. „Adrien … Er … Celina …“ Zitternd legte sie ihre Hände über ihr Gesicht und konnte es nicht verhindern, dass ihr wieder die Tränen über das Gesicht kullerten. Sie spürte, wie Alya sie wieder in ihre Arme zog. „Was ist denn passiert?“ „Ich hab ein Foto bekommen“, murmelte sie und begann ihrer Freundin alles zu erzählen.     Hastig lief sie die lange Treppe herunter. Sie konnte Adrien für den Rest des Schultages, dank ihrer Freundin zum Glück aus dem Weg gehen und dafür war sie ihr sehr dankbar. Eilig verließ sie nun das Gebäude, bevor er sie abfangen konnte. Sie musste mit ihm sprechen, ja. Aber sie konnte es einfach im Moment nicht. Es war ihr gerade einfach alles zu viel. Die Sache mit ihm, die Sache mit der Presse. Warum konnte sie nicht einfach ihre Ruhe haben? „Nun warte doch mal!“ Erschrocken blickte sie über ihre Schulter zurück. Wo war er denn so schnell hergekommen? Rasch legte sie noch einen Zahn zu, doch weit kam sie nicht, da er sie am Arm packte und somit mitten auf der Treppe zum Stehen brachte. „Glaubst du das ernsthaft?“ Langsam senkte sie ihren Kopf und sah ihn nicht an. „Also ist das Foto eine Fälschung?“ „Nein, aber ist vermittelt ein völlig falsches Bild!“ Sie zog ihren Arm von ihm weg und drehte sich nun doch ganz langsam zu ihm herum. „Also warst du mit ihr dort?“ „Ja. Aber ich belüge dich nicht. Das ist nicht so, wie es auf dem Foto aussieht.“ Ein Hupen ließ die beiden aufschrecken. Kurz sahen sie zu dem Auto herüber, welches Adrien abholen sollte. „Dein Fahrer wartet.“ Ein weiteres Hupen ertönte und so wandte sie sich wieder von ihm ab. „Können wir nicht heute Abend noch mal in Ruhe darüber sprechen?“ Mit einem Satz hatte er sich vor sie gestellt und sah sie bittend an. „Ich kann heute nicht. Ich hab eine Verabredung.“ „Eine Verabredung? Sofort riss er seine Augen auf und griff nach ihrem Handgelenk. Erst jetzt bemerkte sie, wie sich das gerade für ihn angehört haben muss. So war es ja nicht. Sie traf sich ja bloß mit Nathaniel, um für die Schule zuarbeiten. Sie hatten zwar vorhin überlegt, wenn sie schnell damit fertig waren, vielleicht noch etwas zu unternehmen, aber das musste er ja nicht wissen. Sollte er doch mal wissen, wie sich so etwas anfühlt. „Ja. Genau.“ „Du verabredest dich mit jemandem, weil du denkst, ich hätte etwas mit Celina?“ Bevor sie ihm allerdings darauf antworten konnte, sah sie, wie Nathalie aus dem Auto ausstieg und so zog sie ihre Hand von ihm weg. „Du wirst erwartet.“ „Adrien. Wir warten. Beeil dich bitte.“ Er drehte sich zu Nathalie herum und sofort, als er seinen Blick von ihr abgewandt hatte, ging sie los und ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen. Kurz schielte sie zur Seite und konnte dadurch sehen, wie Nathalie ihn zum Auto führte und so eilte sie schnell die Straße herunter.     Aufgebracht lief Adrien in seinem Zimmer auf und ab. „Jetzt beruhige dich doch mal.“ „Beruhigen?“ Stöhnend warf er sich auf sein Sofa. Nachdem er Marinette den ganzen Abend schon nicht erreichen konnte, hatte er kurzerhand einfach auf dem Haustelefon angerufen, wo ihm dann ihr Vater gesagt hatte, dass sie noch im Kino wäre. „Ja. Iss ein Stück Camembert. Das hilft.“ Demonstrativ hielt ihm sein Kwami ein Stück des stinkenden Käses vor die Nase und naserümpfend drehte er seinen Kopf zur Seite. „Plagg!“ „Dann halt nicht.“ Mit einem Happs verschwand der Käse in dem Mund seines kleinen Freundes und genervt rutschte er etwas auf der Couch herunter. „Sie hat sich tatsächlich mit irgendeinem Idioten verabredet.“ „Vielleicht ist sie auch einfach nur mit einer Freundin im Kino?“ Grübelnd sah er Plagg an. Hatte er möglicherweise recht? Warum druckste ihr Vater dann aber so herum, als er fragte mit wem? Bevor er seinem kleinen Freund jedoch antworten konnte, klopfte es plötzlich an der Tür. „Versteck dich.“ „Schläfst du schon?“, drang die Stimme von Celina hinein und verwundert stand er auf. Was sollte sie denn noch so spät? „Nein. Komm rein.“ Irritiert lief er auf die Tür zu und beobachtete sie, wie sie zögerlich ins Zimmer trat. „Alles in Ordnung?“ „Meine Mutter hat vorhin mit dem Heim, in dem meine Oma lebt, telefoniert. Es geht ihr wohl nicht so gut …“ Traurig zog sie die Schulter in die Höhe und ging etwas auf ihn zu. „Ich konnte irgendwie nicht schlafen, deshalb …“ „Das tut mir leid. Kann ich irgendetwas tun?“ Abwehrend winkte sie mit ihrer Hand. „Schon gut … Aber, was ist mit dir? Du kannst es ja offensichtlich auch nicht. Du sahst beim Abendessen schon so traurig aus. Bei dir alles Okay?“ Seufzend steuerte er sein Sofa an und ließ sich wieder herauffallen. „Man … Marinette denkt, wir hätten was am Laufen.“ „Immer noch?“ Celina setzte sich neben ihn und sah ihn fragend an. „Es ist schon wieder so ein blödes Foto aufgetaucht. Von gestern. Wo wir in dem Café waren.“ Stöhnend legte er seine Hände über sein Gesicht. „Aber ich dachte, sie liebt dich? Warum vertraut sie dir dann nicht?“ Nachdenklich nahm er seine Hände herunter, legte sie auf seine Beine und sah sie mit großen Augen an. „Müsste sie nicht eher dir glauben, als irgendwelchen Gerüchten?“     „Gute Nacht.“ Lächelnd drückte sie ihre Eltern, ging gähnend die Stufen zu ihrem Zimmer hinauf und öffnete die Bodenluke. Kurzerhand hatten Nathaniel und sie überlegt noch ins Kino zu gehen, und da sie doch etwas länger, als sie gedacht hatten, für ihr Projekt gebraucht hatten, blieb ihnen dann nur noch die Spätvorstellung. Sie war jetzt zwar hundemüde, da sie die letzte Nacht schon nicht wirklich geschlafen hatte, aber Kino war wirklich eine gute Idee gewesen. Für eine kurze Zeit konnte sie so den ganzen Stress mal vergessen und hatte einfach einen schönen Abend gehabt. Kurz huschte ihr darüber ein Lächeln über das Gesicht und summend schaltete sie das Licht in ihrem Zimmer an. „Und wie war dein Date?“, ertönte eine knurrende Stimme und erschrocken schrie sie kurz auf. Langsam drehte sie sich herum und mit großen Augen entdeckte sie Chat Noir, der Arme verschränkend auf ihrem Bett saß. Kapitel 25: ------------ Kapitel 25   „Alles in Ordnung Schatz?“, fragend drang die Stimme ihrer Mutter in ihre Ohren und fluchend drehte sie sich herum. Ihre Mutter musste ihren Schrei gehört haben. Ruckartig beugte sie sich daher zurück zur Luke und öffnete diese ein kleines Stückchen. „Ja, alles gut. Ich bin nur gestolpert.“ „Ach so. Na dann schlaf gut Kleines.“ „Du auch. Nacht Maman.“ Leise schloss sie wieder die Bodenluke und drehte sich schlagartig wieder herum. „Was machst du hier? Wie bist du hier überhaupt reingekommen?“, zischte sie leise und steuerte die Treppe an. „Durchs Dachfenster … Also wie war dein Date? Hast dich gut amüsiert ja?“ Ohne sich auch nur ein Stück zu bewegen, saß er auf ihrem Bett und fixierte sie. „Tschh. Meine Eltern sollen ja kaum wissen, dass du hier bist … Ich hatte kein Date. Und selbst wenn, was interessiert dich das? Hatte Celina heute keine Zeit für dich?“, schimpfe sie leise zurück, stampfte die Treppe hinauf und stellte sich direkt vor ihn. „Warum es mich interessiert? Du bist meine Freundin!“ Aufgebracht sprang er auf und baute sich direkt vor ihr auf, wodurch sie wütend ihre Hände in die Hüfte stemmte. Sie konnte sehen, wie er seine Hände zu Fäusten ballte und offenbar seine Kiefer aufeinanderpresste. Erschrocken wich sie daher wieder etwas zurück. „Na, wer war es? Kenn ich ihn?“ Ruckartig griff er nach ihrem Handgelenk, zog sie somit wieder näher zu sich und begann sie mit einem Mal zu schütteln. Ängstlich riss sie ihre Augen auf und quietschte leise auf. „Ich hatte kein Date. Ich habe gesagt, ich hab eine Verabredung. Mehr nicht. Das war rein freundschaftlich!“ Knurrend verstärkte er den Druck um ihr Handgelenk und schmerzhaft bohrten sich seine Finger dadurch in ihre Haut. Langsam schnürte er ihr damit das Blut in ihrer Hand ab. Sofort versuchte sie sich aus seinem Griff zu lösen, doch sie hatte keine Chance. „Du tust mir weh“, wimmerte sie und langsam stiegen ihr die Tränen in die Augen. So kannte sie ihn überhaupt nicht. „Wer war es? Los sag schon!“ „A-adrien.“ „Also wer?“ „Hör auf Adrien! Du tust ihr weh!“, schrie Tikki plötzlich und flog direkt vor sein Gesicht. Schlagartig weiteten sich seine Augen und erschrocken ließ er wieder von ihr ab. Kopfschüttelnd hob er seine Hände in die Höhe und ging einen Schritt nach hinten. „Mari … Es ... Es tut mir leid … Ich wollte das nicht …“ Weinend schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper und ungehindert liefen ihr nun die Tränen über ihre Wangen. Sie schmeckte die salzige Flüssigkeit auf ihren Lippen und bebend presste sie sie aufeinander. Sie brachte einfach keinen Ton mehr heraus. Zu geschockt war sie von seinem Verhalten und so sah sie einfach nur auf den Boden herunter. „Ich glaube, du solltest jetzt besser gehen“, ermahnte Tikki ihn. Kurze Zeit herrschte Stille, doch dann konnte sie hören, wie das Fenster geöffnete wurde und so hob sie vorsichtig ihren Kopf. Er hüpfte gerade heraus und blickte dann noch mal über seine Schulter zu ihr zurück. „Es … es tut mir leid“, sprach er leise mit brüchiger Stimme. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, sprang er auch schon davon. Direkt, als er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, gaben ihre Beine nach und weinend sackte sie zusammen. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen und weinend kauerte sie einfach auf dem Boden.     Zurück in seinem Zimmer verwandelte er sich sofort zurück und sah seinen Kwami mit großen Augen an. „Plagg, was hab ich getan?“ „Adrien. Ich …“ Offenbar war sein kleiner Freund genau so fassungslos, wie er selbst und schwebte nun stumm neben ihm. Zitternd legte er seine Hände auf die Fensterscheibe und langsam rutschten sie auf dem Glas herunter. Wie konnte er nur so ausrasten? Er wollte sie doch bloß zur Rede stellen, warum sie ihm einfach nicht vertraute und statt mit ihm zu reden, mit irgendeinem Typen ins Kino ging. Aber er wollte doch nicht, dass so etwas passiert. „Ich hab ihr wehgetan“, sprach er mehr zu sich selbst und wandte sich vom Fenster ab. Wie konnte er ihr jemals wieder unter die Augen treten?     In ihrer Decke eingewickelt, saß Marinette auf ihrem Bett. Ihre Eltern waren noch unten in der Bäckerei und so war sie alleine zu Hause. Was ihr im Moment ganz recht war. So bekamen ihre Eltern nicht mit, dass sie immer noch nicht aufgestanden war, und das, obwohl es schon weit über Mittag war. Aber sie konnte einfach nicht. Zu aufgewühlt war sie noch von der gestrigen Begegnung mit Adrien. Was war nur in ihn gefahren? Mit leeren Augen starrte sie auf ihr Smartphone. Sollte sie sich bei ihm melden? Schwer atmend blickte sie auf die Abdrücke auf ihrem Handgelenk und legte dann tonlos ihr Handy neben sich. Seufzend vergrub sie sich komplett in der Decke, sodass nur noch ihr Gesicht herausguckte. „Willst du denn gar nichts essen?“, drang Tikkis besorgte Stimme in ihre Ohren. Kopfschüttelnd sah sie kurz zu ihr, doch dann zog sie die Decke weit über ihr Gesicht und wandte sich von ihrer kleinen Freundin ab. Sie wollte jetzt nicht reden. Langsam ließ sie sich auf die Seite kippen und schloss ihre Augen. Vielleicht gelang es ihr ja, noch ein wenig zu schlafen.       Ein weiteres Mal griff Adrien nach seinem Handy, nur um es dann doch wieder auf den Tisch zurückzulegen. „Jetzt schreib ihr doch einfach.“ „Ich kann nicht.“ Seufzend stützte er sich mit seinen Händen auf seinen Schreibtisch ab und ließ seinen Kopf hängen. „Ich hab sie verletzt.“ „Und du meinst, es macht es besser, wenn du dich jetzt nicht bei ihr meldest?“ Zitternd krallte er seine Finger in das Holz des Tisches, als es an seiner Tür klopfte. Sofort verschwand Plagg unter seinem Hemd und langsam sah er wieder auf. „Ja?“ „Mach dich bitte fertig. Wir wollen los.“ „Wohin?“ Fragend blickte er zu Nathalie herüber, die seufzend den Kopf schüttelte. „Zum Schneider und danach zum Dinner mit deinem Vater und Celinas Eltern. Das haben wir doch heute beim Frühstück alles besprochen. In fünf Minuten bist du bitte unten.“ Und schon verließ Nathalie wieder sein Zimmer. Hätte er heute Morgen doch mal lieber zu gehört. Aber es hatte ihn schlichtweg nicht interessiert gehabt. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen verdammten Pflichten nachzugehen. Stöhnend griff er nach seinem Smartphone, steckte es in seine Hosentasche und steuerte die Zimmertür an.       Panisch riss Marinette ihre Augen auf und saß senkrecht in ihrem Bett. Nach Luft schnappend drückte sie ihre Hand gegen ihre Brust. „Nur ein Albtraum“, murmelte sie zu sich selbst und suchte nach ihrer kleinen Freundin, die auch prompt zur Stelle war. „Alles in Ordnung?“ „Mhm. Nur schlecht geträumt.“ Wie lange hatte sie wohl geschlafen? Rasch hob sie die Decke hoch und suchte nach ihrem Handy. Es war beinahe 18 Uhr. Sie hatte fast den ganzen Tag verschlafen. „Deine Mutter war vorhin hier oben, aber als sie gesehen hat, dass du schläfst, ist sie wieder gegangen.“ Nickend sah sie auf das Display ihres Handys und verzog ihr Gesicht. Er hatte sich nicht gemeldet. Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, begann ihr Magen mit einem Mal laut zu knurren. „Ich glaube, ich sollte vielleicht etwas essen.“ „Ganz recht.“ Tadelnd sah Tikki zu ihr herüber und so schwang sie ihre Beine über die Bettkante. Langsam stieg sie die Treppe hinunter und schlurfte zur Bodenluke. „Ich bring dir ein paar Kekse mit.“ Sofort, als sie die Treppe herunterging, drangen auch schon die Stimmen ihrer Eltern in ihre Ohren. Es hatte auch gar nicht lange gedauert, bis sie von ihnen bemerkt wurde. „Na, bist du wach?“ „Ja. Solange wollte ich gar nicht noch mal schlafen.“ Lächelnd trat ihre Mutter auf sie zu und streichelte ihr über den Kopf. „Dann hast du den Schlaf gebraucht … Essen ist gleich fertig. Hast du Hunger?“ „Mhm.“ Nickend steuerte sie das Sofa an, da ihr plötzlich eine Nachrichtensendung ins Auge sprang, die gerade lief. Kurz sah sie zu ihren Eltern, die weiter in der Küche wuselten und so blickte sie wieder auf den Fernseher. Angespannt knetete sie ihre Finger in den Stoff ihrer Hose. „Ich hab mein Mathebuch bei Alya vergessen. Ich hol es noch schnell. Dauert auch nicht lange.“ Ohne auf eine Reaktion von ihren Eltern zu warten, hastete sie, um Tikki zu holen, zurück in ihr Zimmer.   Abgehetzt kam sie kurze Zeit später am Eiffelturm an. Doch zu ihrer Überraschung war, außer ein paar Polizisten, niemand mehr hier. Wo war der Angreifer hin? Hektisch suchte sie den Platz ab, als auf ein Mal ein Polizist auf sie zu kam. „Ladybug? Was machst du noch hier?“ „Ich suche den neuen Superschurken.“ Ohne den Beamten wirklich zu beachten, suchte sie weiter den Platz ab. Was war hier los?“ „Das haben wir schon erledigt. Er ist besiegt.“ Abrupt blieb sie stehen und sah nun doch mit großen Augen zu dem jungen Mann. „Was? Aber der Akuma, ich muss doch …“ Schulterzuckend ging der Polizist an ihr vorbei und steuerte seine Kollegen an. Durcheinander sah sie ihm hinterher. Was war hier los?   Stumm saß Marinette am nächsten Nachmittag auf ihrer Ottomane und starrte auf ihr Smartphone. „Glaub denen kein Wort. Die schreiben doch nur Quatsch“, durchbrach Tikki plötzlich empört die Stille und verschränkte ihre kleinen Ärmchen. Kurz sah sie zu ihrer kleinen Freundin, doch dann senkte sie wieder ihren Blick. „Mhm“, murmelte sie, wischte weiter über das Display und blieb dann bei einem Kommentar zu der neusten Meldung hängen.   Wer braucht den noch Ladybug. Gestern hat die Polizei das doch auch ganz allein geschafft.   Tonlos warf sie ihr Handy daraufhin vor sich und zog ihre Beine eng an ihren Körper. Und was war mit Chat Noir? Von dem sprach niemand. Dabei war er es, der für die Bevölkerung für fast zwei Wochen verschwunden war und sie somit im Stich gelassen hatte. Aber davon sprach keiner. Seufzend legte sie bei dem Gedanken an ihm ihren Kopf auf die Knie. Sie hätte jetzt wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes, seine Schulter zum Anlehnen gebraucht. Außerdem hätte sie mit ihm über die Sache mit diesem merkwürdigen Angriff sprechen können. Das war doch mehr als nur seltsam. Nur sie konnte den Akuma reinigen. Wo war er bitte hin? Tauchte er nachher wieder auf? So wie bei Stoneheart? Aber er war nicht da. Er hatte sich seit dem Vorfall von Freitagnacht nicht mehr bei ihr gemeldet. Auch zu besagtem Angriff war er nicht erschienen. Sie kam zwar selbst zu spät, aber nirgends hatte sie ihn gesehen. Was bedeutete das jetzt? Bevor sie allerdings weiter grübeln konnte, klopfte es an der Bodenluke und verwundert sah sie herüber. „Ja?“ Ohne eine Antwort wurde die Luke geöffnet und ihre Freundin lugte hinein. „Alya.“ „Hey.“ Vorsichtig schloss ihre Freundin die Luke, eilte zu ihr und nahm sie schwungvoll in ihre Arme. „Glaub den Schwachsinn nicht. Die spinnen doch.“ „Du hast es also auch schon gelesen“, murmelte sie. Langsam löste sich Alya wieder aus der Umarmung und setzte sich neben sie. „Leider kommt man ja nicht dran vorbei. Aber auf meinen Blog kannst du genau das Gegenteil lesen.“ Kurz huschte ihr ein Lächeln über das Gesicht, doch dann legte sie ihren Kopf wieder auf ihre Knie. Auch wenn sie es nicht wollte, nahm sie die ganze Sache doch ganz schön mit. Da opfert man sich tagtäglich für die Stadt und so dankten sie es einem. „Und Adrien? Habt ihr die Sache geklärt?“, fragte ihre Freundin dann zögerlich und riss sie damit wieder aus ihren Gedanken. Unbemerkt vor Alya legte sie vorsichtig ihre Hand über ihr Handgelenk. Sie hatte ihrer Freundin nicht erzählt, was passiert war und aus irgendeinem Grund wollte sie es auch nicht, und so schüttelte sie einfach ihren Kopf. Sie hatte immer noch das Bedürfnis Adrien zu schützen. Obwohl der sich offenbar überhaupt keine Gedanken mehr um sie machte. Kapitel 26: ------------ Kapitel 26   Gedankenschwer lag Adrien auf seinem Bett und starrte die Decke an. „Du bist ein Idiot.“ Kopfschüttelnd schwebte Plagg über ihm und verschränkte seine kleinen Ärmchen. „Ich weiß.“ Seufzend rollte er sich auf die Seite. Er hatte sich immer noch nicht bei ihr gemeldet. Er konnte es einfach nicht. Zu sehr schämte er sich dafür, was er gemacht hatte und fühlte sich schuldig. Immer wenn er sein Handy in die Hand nahm und ihr schreiben wollte, blitzten ihm sofort die Bilder in den Kopf, wie sie ihn angesehen hatte. Sie hatte Angst vor ihn und das zu Recht. Was hatte er da nur angerichtet? Wie konnte er das wieder in Ordnung bringen? Ein weiterer Seufzer entwich ihm und schwungvoll drehte er sich wieder auf den Rücken. „Du bringst es nicht in Ordnung, wenn du dich hier verkriechst“, sprach sein Kwami, als hätte er seine Gedanken gelesen, doch ließ er ihn gar nicht antworten und redete gleich weiter, „Außerdem musst du mit ihr über die Sache mit dem Akuma sprechen. Er wurde ja nicht bereinigt, das heißt, er könnte jederzeit wieder auftauchen.“ „Auch das weiß ich.“ Er wusste das alles. Und dennoch schaffte er es einfach nicht. Dass er jetzt schon so lange gewartet hatte, machte die Sache auch nicht gerade einfacher. Spätestens Morgen würde er sie allerdings in der Schule wiedersehen. Würde sie noch mit ihm sprechen? Er könnte es ihr nicht verübeln, wenn sie nie wieder ein Wort mit ihm reden würde. Und dann war morgen Abend auch noch diese dämliche Jubiläumsfeier. Am liebsten würde er einfach krank zu Hause bleiben. „Dir ist nicht sehr zu helfen.“ Stöhnend ließ sich Plagg auf das Kissen neben ihm fallen, rollte sich ein und schloss seine Augen. Kurz betrachtete er seinen kleinen Freund. Vielleicht sollte er auch lieber versuchen zu schlafen.   Schwer musste er schlucken und nervös blickte er aus dem kleinen Fenster. Nur noch wenige Sekunden und sie würden vor der Schule parken. „Denke bitte daran, dass du dich beeilst. Wir müssen euch beide ankleiden.“ „Ja.“ Das Auto kam zum Stehen und ein weiteres Mal schluckte er und versuchte damit den dicken Kloß, der sich in seinem Hals gebildete hatte, zu vertreiben. Langsam legte er seine Finger um den Griff und wollte gerade die Tür öffnen, als er abrupt in seiner Position verharrte. Da stand sie. Mit dem Rücken zum Wagen gewandt, und unterhielt sich mit Alya und Nino. „Alles in Ordnung?“ „Was?“ Erschrocken blickte er über seine Schulter und sah direkt in Nathalies verwundertes Gesicht. „Ähm ja. Ja, alles Okay.“ Sofort sah er wieder nach vorne, atmete noch ein Mal tief ein, öffnete dann die Autotür und stieg aus. Schwungvoll warf er die Tür zu, wodurch ein lauter Knall ertönte. Augenblicklich sahen seine Freunde, inklusive Marinette, zu ihm. Er bemerkte, dass sie zusammenzuckte und bevor er überhaupt die Möglichkeit hatte, irgendwie zu reagieren, drehte sie sich schon herum, sagte irgendetwas zu Alya und lief dann die Treppe hinauf. Schwer atmend ging er auf seine Freunde zu. Das würde ein langer Schultag werden.   Angespannt beobachtete er Marinette, wie sie mit Nathaniel ihren Vortrag hielt. Doch vermied er es ihr direkt in die Augen zu sehen. Sie hatten noch kein einziges Wort miteinander gesprochen. Den ganzen Schultag über gingen sie sich schon aus dem Weg. Auch saß sie weiterhin auf dem Platz neben Nathaniel. Also fiel, mit ihr ins Gespräch zu kommen, wenn sie neben ihm saß, aus. Leise seufzend senkte er seinen Blick und starrte auf das Blatt vor ihm. Krampfhaft versuchte er schon die ganze Zeit mit ihr zu sprechen, doch er wusste einfach nicht, wie er sie ansprechen sollte. Langsam sah er wieder auf und konnte dadurch sehen, wie sie gerade Madame Bustier einen Hefter überreichte. Stutzig blieb sein Blick dann aber an ihrem Arm hängen, da ihr Pullover etwas hochgerutscht war. Mehre Armbänder zierten ihr Handgelenk. Hatte sie die neu? Die kannte er überhaupt nicht an ihr. Seit wann trug sie überhaupt welche? Das Klingeln riss ihn dann allerdings aus seinen Gedanken und rasch packte er seine Sachen zusammen. Sport stand nun auf dem Stundenplan. „Wollen wir los?“, ertönte die Stimme von Nino und so lief er ihm nickend hinterher.   Schweigend wärmte er sich neben Nino auf, doch hellhörig horchte er dann plötzlich auf, als ihm Marinettes Stimme in die Ohren drang. Irritiert drehte er sich herum und entdeckte sie dann nicht weit von ihm. Sie diskutierte offenbar gerade mit dem Sportlehrer. „Weiß du, worum es geht?“, wandte er sich an seinen Freund. „Keine Ahnung. Sie will wohl die Armbänder nicht abnehmen.“ Schulterzuckend wärmte sich Nino weiter auf und beachtete ihn nicht weiter. Vorsichtig ging er daher etwas näher heran. „Keine Diskussion. Im Sportunterricht ist das Tragen von Schmuck und Uhren aus Sicherheitsgründen untersagt. Geh sie bitte abmachen.“ Ohne ein weiteres Wort drehte sich Marinette herum und lief auf die Umkleidekabinen zu. Was hatte sie denn? Warum wollte sie sie nicht abmachen? So kannte er sie gar nicht. Doch dann traf es ihn wie ein Blitz. Wie dämlich konnte er eigentlich sein. Sie versteckte damit etwas. Ohne nachzudenken, nahm er seine Beine in die Hand und rannte ebenfalls zur Umkleidekabine herüber. Davor angekommen blieb er dann aber stehen. Sollte er wirklich hineingehen? Doch dann ermahnte er sich selbst innerlich, jetzt endlich seinen Hintern zu bewegen, und klopfte. „Marinette?“ Vorsichtig öffnete er die Tür und entdeckte sie auch sofort. Sie saß auf einer Bank und sah auf ihren Arm herunter. „D-darf ich reinkommen?“ Doch es kam keine Antwort von ihr. Regungslos saß sie einfach weiter auf der Bank und sah nicht zu ihm auf. Schweigend lief er trotzdem zu ihr herüber, setzte sich neben sie und betrachtete ebenfalls ihr Handgelenk. Ohne ein Wort zu sagen, griff er nach ihrer Hand, wodurch sie kurz zusammenzuckte. Doch er wich nicht zurück, und sie ließ zu, dass er ihre Hand in seine nehmen konnte. Vorsichtig öffnete er die Verschlüsse der Armbänder, nahm sie ab und legte sie neben sich auf die Bank. Doch sofort zog er scharf die Luft in seine Lungen, als er die blauen Flecken bemerkte und für einen kurzen Moment kniff er seine Augen zusammen. Er hatte ihr das angetan. Zitternd ließ er ihre Hand wieder los, stand auf und lief tonlos zu dem kleinen Verbandskasten herüber. Geschwind hatte er ein großes Pflaster herausgeholt und ging damit zu ihr zurück. Sie wollte wohl nicht, dass es jemand zu Gesicht bekam. Auch wenn er nicht verstand wieso. Sie könnte doch allen sagen, dass er es war. Verdient hätte er es. Ohne etwas zu sagen, hielt sie ihren Kopf immer noch gesenkt und so setzte er sich wieder neben sie. Rasch öffnete er das Pflaster, nahm ihre Hand behutsam wieder in seine und klebte das Pflaster um ihr Handgelenk herum. „Es … Es tut mir so leid. Ich wollte das nicht. Ich war so … so sauer, dass du mir einfach nicht vertraust und lieber mit irgendwem ins Kino gehst, anstatt mit mir über die Sache zu sprechen. Das ist keine Entschuldigung für das, was ich gemacht habe, das weiß ich. Auch, dass ich mich nicht mehr bei dir gemeldet habe. Ich wollte einfach nur, dass du-“ Doch weiter kam er nicht, da plötzlich die Tür aufgerissen wurde und ihr Sportlehrer im Türrahmen stand. „Wir sind hier nicht beim Kaffeeklatsch. Plaudern könnt ihr in der Pause. Los. Ab zum Unterricht mit euch.“     Seufzend wanderte sein Blick am Abend durch die tanzende Menge, doch zu seinem Bedauern konnte er Marinette nirgends entdecken. Kam sie etwa wirklich nicht? Alya hatte schon so etwas angedeutet gehabt. Aber er hatte die ganze Zeit noch gehofft, dass sie kommen würde. Eigentlich wollte er sie nach dem Sportunterricht abfangen, aber er bekam keine Chance mehr dazu, da sie sofort zu einer Besprechung für alle Klassensprecher gerufen wurde. Betrübt steuerte er die Tische mit dem Buffet an, nahm zwei Gläser und befüllte sie mit Bowle. Eines davon überreichte er Celina und nachdenklich nippte er an seinem Getränk. Doch dann entdeckte er Nathalie, die ihn direkt ansteuerte. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, konnte sie nichts Gutes von ihm wollen. „Adrien. Nun zieh hier nicht so ein Gesicht. Was sollen denn die ganzen Reporter denken. Los. Lächle und geh tanzen.“ Bevor er überhaupt die Chance bekam zu antworten, schnappte Celina schon sein Glas und stellte es mit ihrem zusammen auf den Tisch hinter sich. „Na komm. Lass uns etwas Spaß haben, wenn wir schon hier sind. Sonst können wir uns morgen noch was anhören.“ Zwinkernd griff sie nach seiner Hand und zog ihn somit auf die Tanzfläche.       Genervt stellte Marinette den Fernseher aus und warf die Fernbedienung neben sich auf das Sofa. Gab es denn bitte kein anderes Thema mehr als Ladybugs-Versagen? „Och Kleines. Willst du nicht doch noch zur Feier? Du hast dir doch extra ein Kleid geholt“, ertönte die Stimme ihrer Mutter aus der Küche. „Nein“, antwortete sie nur kurz und knapp, stand auf und lief zu ihrer Mutter herüber, „Wann ist denn Essen fertig?“ „Gleich. Du kannst schon mal den Tisch decken.“ Nickend holte sie die Teller aus dem Schrank und wollte sie gerade auf dem Tisch verteilen, als es plötzlich klingelte. „Erwartet ihr Besuch?“ Kopfschüttelnd wischte sich ihre Mutter die Hände an einem Handtuch ab und lief zur Haustür herüber. Sich nichts dabei denkend, deckte sie weiter den Tisch, bis ihr eine ihr sehr bekannte Stimme in die Ohren drang. „Marinette, für dich“, rief ihre Mutter auch gleich und irritiert ging sie auch schon zur Tür. „Was macht ihr denn hier?“ Verwundert sah sie Alya, Juleka und Nathaniel an. „Nun frag doch nicht so blöd. Wir kommen dich jetzt abholen.“ Nickend hob Alya ihren Zeigefinger in die Höhe. „Was? Nein. Ich komme nicht, das hab ich dir doch schon gesagt.“ Vehement schüttelte sie ihren Kopf. „Ich bin dann mal wieder in der Küche.“ Sie konnte sehen, wie ihre Mutter den Dreien zu zwinkerte und schon huschte sie an ihr vorbei. „Keine Widerrede“, erhob Alya wieder ihre Stimme, legte ihre Hände auf ihre Schulter und schob sie somit in Richtung der Treppe, die sie in ihr Zimmer führte. „Es kommt gar nicht infrage, dass du nicht dabei bist“, sprach nun auch Nathaniel und Juleka stimmte ihm nickend zu. Stöhnend senkte sie ihren Kopf. „Ihr lasst mir gar keine andere Wahl oder?“ „Nein“, riefen die Drei im Chor und so gab sie sich geschlagen. „Juleka und ich helfen dir schnell beim Umziehen.“ Ohne auf eine Antwort von ihr zu antworten, griffen ihre Freundinnen nach ihren Händen und zogen sie hinauf in ihr Zimmer.   Überrascht stand sie vor ihrem Spiegel und betrachtete sich. Die beiden hatten wirklich ganze Arbeit geleistet, das musste sie schon sagen. Juleka hatte ihr die Haare hochgesteckt und Alya hatte sich in der Zeit um ihr Make-up gekümmert, damit sie auch ja keinen Rückzieher machen konnte. „Adrien werden die Augen aus dem Kopf fallen.“ Kurz zuckte sie bei seinen Namen zusammen und drehte sich zu Alya herum. „Nun guck nicht so. Du gehst jetzt auf den Ball und zeigst ihm, was er verpasst.“ Grinsend knuffte ihr ihre Freundin in die Seite und nahm sie dann in den Arm. „Danke euch“, flüsterte Marinette und zog Juleka ebenfalls in die Arme.   Lächelnd beobachtete sie Nathaniel und Juleka, wie sie Hand in Hand vor ihr liefen, und freute sich für die beiden. Allerdings schoss ihr dadurch unweigerlich wieder Adrien durch den Kopf. Unbemerkt vor den anderen legte sie ihre Hand auf das große Pflaster. Waren sie nun überhaupt noch zusammen? Er hatte sich zwar für die Sache entschuldigt, und dass er sauer war, dass sie ihm nicht vertrauen würde, aber was hieß das jetzt? Immer langsamer wurden ihre Schritte, als sie den großen Eingang der Schule ansteuerten. Die Musik drang schon von drinnen in ihre Ohren und abrupt blieb sie stehen. „I-ich … glaube … Ich sollte doch wieder gehen. I-ich kann das nicht.“ Prompt drehten sich ihre Freunde zu ihr herum und sahen sie mit großen Augen an. „Wegen Adrien und Celina?“, fragte Alya und ging einen Schritt auf sie zu. Zögerlich nickte sie und senkte ihren Kopf. „Du gehst da jetzt erhobenen Hauptes rein und lässt dir von dieser Celina nicht den Abend versauen. Deine Freunde wollen mit dir feiern!“ Seufzend nickte sie und so hakte sich Alya bei ihr unter. „Nicht, dass du doch noch abhaust.“ Zwinkernd grinste ihre Freundin und zog sie einfach die Stufen hinauf. Kaum hatte sie die Schule betreten, kam auch schon Rose auf sie zu gelaufen und begrüßte sie freudig. Nach und nach begrüßte sie auch die anderen. Langsam freute sie sich nun doch mit ihren Freunden hier zu sein. Lächelnd nickte sie dann auch Nino zu, der gerade am Mischpult stand, und drehte sich zu Alya herum. „Ich bring kurz meine Jacke in den Klassenraum. Soll ich deine mitnehmen?“ Ohne zu zögern, drückte ihr Alya ihre Jacke in die Hand und stellte sich zu Nino ans Mischpult. Schmunzelnd schüttelte sie ihren Kopf und steuerte die lange Treppe zu ihrem Klassenzimmer an.   Nachdem sie nach einer gefühlten Ewigkeit, da sie noch zig Leute begrüßt hatte, endlich oben angekommen war, lief sie glücklich auf das Klassenzimmer zu. Jetzt war sie doch froh darüber, dass Alya und die anderen sie dazu genötigt haben herzukommen. Sie musste sich auf jeden Fall noch mal bei ihnen bedanken. Nachdenklich blickte sie allerdings kurz auf die Menge zurück. Sie hatte Adrien und Celina noch gar nicht gesehen. Waren sie vielleicht schon gegangen? Doch sofort schob sie den Gedanken wieder beiseite. Sie sollte sich den Abend nicht verderben lassen. Sich selbst zu nickend, griff sie nach der Klinke. Rasch drückte sie sie hinunter, öffnete die Tür und ging kurz erschrocken zurück, als sie jemanden im Raum stehen sah, da sie nicht damit gerechnet hatte, dass gerade hier jemand wäre. „Oh. Entschuldigung. Ich wollte euch nicht ...“ Doch mit einem Mal wich ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht, als sie realisierte, wer da überhaupt Arm in Arm vor ihr stand. Zitternd rutschte ihr Alyas Jacke aus der Hand und erstarrt blieb sie einfach im Türrahmen stehen. „A-adrien …“   Kapitel 27: ------------ Kapitel 27   Tanzend stand Adrien entweder mit Celina in der Menge, unterhielt sich mit seinen Klassenkameraden oder stellte sich zu Nino an das Mischpult, jedoch stand er dabei immer unter den wachenden Augen von Nathalie. Sein Blick wanderte allerdings die ganze Zeit umher. Aber von Marinette keine Spur. Sie kam wohl wirklich nicht mehr. Seufzend wollte er gerade Alya suchen, um sie zu fragen, ob sie etwas wissen würde, als er stutzig zu Celina herüber sah, die zitternd in der Ecke neben dem Tisch stand. Fragend beugte er sich zu ihr und versuchte gegen die Musik anzukommen, die in den letzten Minuten etwas lauter geworden war. „Alles in Ordnung?“ Kopfschüttelnd sagte sie etwas, zeigte auf ihr Handy in ihrer Hand, doch verstand er einfach nicht, was sie meinte. „Komm mit“, schrie er gegen die Musik an, zog sie am Arm mit sich mit, lief mit ihr die Treppe hinauf und steuerte den Klassenraum an. Dort angekommen schloss er die Tür und atmete kurz durch. „So nun kann ich dich verstehen. Was ist los?“ „Meine … meine …“, schluchzte sie und legte die Hände über ihr Gesicht. „Erzähl, was ist los?“ Mit Tränen in den Augen sah sie wieder auf. „Meine Oma hatte einen Unfall. Sie ist gestürzt und hat sich schlimm den Kopf dabei gestoßen. Sie wird gerade operiert. Man weiß nicht …“ Weinend warf sie sich plötzlich in seine Arme und völlig überrumpelt von dieser Aktion strich er ihr dann aber tröstend über den Rücken. „Deine Oma wird das schon schaffen. Die Ärzte tun bestimmt ihr Bestes.“ Weinend vergrub sie ihr Gesicht an seiner Brust und so versuchte er sie einfach weiter zu beruhigen. Ihre Oma schien ihr ja, wie er schon des Öfteren heraushören konnte, sehr viel zu bedeuten. „Oh. Entschuldigung. Ich wollte euch nicht ...“, ertönte es dann aber plötzlich neben ihm und erschrocken sah er zur Seite. Die Stimme gehörte doch zu … Und da sah er auch schon in ihr erstarrtes Gesicht. „A-adrien.“ „Marinette.“ Ruckartig ließ er Celina los. Was musste sie jetzt denken? Sofort wollte er zu ihr eilen, doch bevor er dazu kam, tauchte Nathalie plötzlich mit dem Gorilla hinter Marinette auf. Sie schubsten sie regelrecht zur Seite und betraten den Raum. „Ihr beide kommt sofort mit. Hier ganz in der Nähe gibt es gerade einen Angriff“, rief Nathalie und griff nach Celinas Arm. „Was? Nein, ich muss-“ Böse sah Nathalie ihn an und, bevor er noch irgendetwas sagen konnte, griff der Gorilla schon nach seinen Armen und zog ihn aus dem Zimmer heraus. Er konnte nur noch sehen, wie Marinette ihn immer noch mit großen Augen ansah, dann aber in den Klassenraum eilte und die Tür zu warf. Vermutlich verwandelte sie sich gerade. Er musste, so schnell es ging, einen Weg finden, die anderen abzuschütteln.     Nachdenklich landete Ladybug vor der kleinen Bäckerei, sah sich schnell um und verwandelte sich zurück. Zur Schule hatte sie keine Lust mehr, also beschloss sie lieber nach Hause zu gehen. Die Feier würde ohnehin bald zu Ende sein. Sie konnte sich zwar mit Sicherheit morgen etwas von Alya anhören, aber das war ihr im Moment egal. Viel mehr beschäftigte sie die Tatsache, dass sie niemanden gefunden hatte, der akumatisiert wurde. War sie schon wieder zu spät? Oder war es nur ein Fehlalarm? Kurz hatte sie auch versucht Adrien zu erreichen, da er aber nicht heranging, war er nicht verwandelt gewesen. Zitternd ballte sie ihre Hand zur Faust, als sie an ihn denken musste. Warum hatten sie sich ganz allein in dem Klassenraum umarmt? Wollten sie nicht gestört werden? Nach der Sache heute im Umkleideraum hatte sie wirklich gedacht, sie könnten sich aussprechen, sich vertragen und die Sache klären, aber was hatte das nun wieder zu bedeuten? „Willst du gar nicht mehr zur Feier?“ Fragend streckte ihre kleine Freundin ihren Kopf aus der kleinen Tasche heraus, woraufhin sie nur ihren Kopf schüttelte und seufzend ihren Schlüssel herauszog. Flink war die Tür geöffnet und sie schweigend herauf gelaufen. Vor der Tür angekommen, setzte sie ein Lächeln auf, schloss auf und betrat die Wohnung. „Bin wieder da“, rief sie und entdeckte ihre Eltern auch gleich auf dem Sofa sitzen. „Und war es schön?“ Lächelnd sah ihre Mutter zu ihr herüber. „Ja. Es war gut, dass meine Freunde mich doch noch abgeholt haben. Aber nun geh ich lieber schnell ins Bett. Morgen ist zwar keine richtige Schule, aber wir sollen ja alle zum Aufräumen kommen.“ Flink stand ihre Mutter daraufhin auf, lief zu ihr, und streichelte ihr über den Arm. „Ist gut. Dann wünsche ich dir eine gute Nacht.“ „Nacht Maman.“ Lächelnd sah sie an ihrer Mutter vorbei und winkte ihrem Vater zu. „Nacht Papa.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, eilte sie auch schon in ihr Zimmer, warf ihre Tasche auf die Ottomane und ließ sich daneben fallen. „Aua.“ „Oh nein. Tikki. Das tut mir leid. Geht es dir gut?“ Besorgt musterte sie ihren Kwami. „Ja. Halb so wild.“ Erleichtert atmete sie auf, da es Tikki gut ging, doch gleich darauf ließ sie seufzend ihren Kopf hängen. „Er hat sie umarmt … Was haben die beiden denn bitte da ganz alleine gemacht?“ „Bestimmt nicht das, was du nun denkst.“ Mit großen Augen sah sie ihre kleine Freundin an. Sah sie es denn immer noch nicht ein? Mehr Anzeichen brauchte es doch nun wirklich nicht mehr. „Marinette, ich versuch schon den ganzen Tag mit dir zu sprechen, aber ständig kommt irgendetwas dazwischen.“ Irritiert runzelte sie ihre Stirn. So ernst sah sie ihre kleine Freundin nur selten. „Was ist los?“ Sie konnte sehen, wie Tikki tief einatmete und sie dann fixierte. „Ich hab mich vorhin mit Plagg unterhalten, als ihr Sport hattet.“ „Ihr plaudert, wenn wir Sport haben?“ Verwundert sah sie ihren Kwami an. Davon hatte sie bisher noch gar nichts gewusst. Tikki hatte nie etwas erzählt. „Uns ist halt auch langweilig und wir müssen uns irgendwie beschäftigen … Aber das tut hier gerade gar nichts zur Sache. Marinette, diese Celina. Plagg hat mir erzählt, dass sie Adrien, bevor er Freitag zu dir gekommen ist, total den Kopf verdreht hat und ihm den Floh ins Ohr gesetzt hat, dass du nur so reagieren würdest, weil du selbst etwas zu verbergen hättest. Und du ihm ja sonst, wenn du ihn richtig lieben würdest, vertrauen würdest. Lauter solche Sachen hat sie ihm wohl gesagt und ihn ganz verrückt gemacht damit.“ Aufgebracht sprang sie auf und sah Tikki mit großen Augen an. „Was? Warum erzählt die so einen Schwachsinn! Das stimmt doch gar nicht.“ „Das wissen wir auch. Plagg hat versucht mit ihm zu sprechen, aber er hat ihm gar nicht zu gehört, hat sich verwandelt und ist zu dir.“ Durcheinander begann sie auf und ab zu laufen. Warum erzählte ihr Tikki das? Es änderte doch trotzdem nichts an den Tatsachen, was er mit Celina machte. „Das kann ja gut sein. Trotzdem hat er sie umarmt, saß mit ihr in dem Café und hat weiß Gott was noch für Sachen mit ihr gemacht.“ „Meinst du nicht, bevor du über ihn urteilst, dass du noch mal mit ihm sprechen solltest? Es ist bestimmt nicht so, wie es nun aussieht. Plagg sagt, dass es Adrien genau so schlecht geht mit der ganzen Sache. Er hat nichts mit Celina. Außerdem ist er der Meinung, dass das Mädchen ein ganz übles Spiel mit Adrien spielt. Er hat nur keine Ahnung, warum. Geh zu ihm.“ Stöhnend blieb sie abrupt stehen und sah wieder zu Tikki. „Jetzt gleich?“ „Ja. Er ist doch bestimmt schon zu Hause.“ Lächelnd nickte ihr ihre kleine Freundin zu, doch dann stupste sie verlegen ihre kleinen Händchen gegeneinander. „Vorher hätte ich aber vielleicht noch gerne einen Keks“, fiepste sie, wodurch sich Marinette mit der Hand gegen die Stirn klatschte. „Ja. Natürlich. Das hab ich total vergessen. Tut mir leid.“       Nervös sah sich Adrien zusammen mit Celina die Nachrichten an. Es tat ihm ja schon leid, was mit ihrer Oma passiert ist, aber er musste dringend weg. Solange Celina allerdings hier bei ihm auf dem Sofa saß, ging das nicht. Nathalie hatte ihn schnurstracks, als sie zu Hause waren, bis Celinas Eltern eintreffen würden, zusammen mit ihr auf sein Zimmer geschickt. Er konnte ja verstehen, dass sie nun nicht alleine sein sollte, aber musste er das sein? Konnte Nathalie ihr nicht Gesellschaft leisten? Seufzend stellte er die Lautstärke vom Fernseher etwas herunter. Zum Glück wurde nichts weiter berichtet, also gab es wohl doch keinen neuen Angriff. „Falscher Alarm würde ich sagen.“ Nickend griff Celina nach ihrem Handy und so wandte er sich wieder von ihr ab. Was machte er denn jetzt? Er musste trotzdem, so schnell es ging, zu Marinette. Langsam glaubte er wirklich, er wäre verhext. Dass sie auch genau in diesem Moment hereinkommen musste. Hätte sie nicht ein paar Minuten später oder früher rein platzen können? Dann hätte er sie nicht in seinen Armen gehabt. Leise stöhnend ließ er sich nach hinten fallen. Tief ein atmend legte er seine Hände kurz über sein Gesicht, doch sofort nahm er sie wieder herunter, da er ein leises Schluchzen hören konnte. Abrupt richtete er sich daher wieder auf und drehte sich zu Celina. Sie zitterte und starrte stur auf ihr Handy herunter. „Hey. Das wird schon wieder. Deiner Oma geht es bestimmt bald wieder gut.“ Doch sie antwortete ihm nicht. Er konnte sehen, wie ihre Schultern begannen zu beben und immer lauter wurde ihr Schluchzen. Sie weinte. Vorsichtig legte er seine Hand, um sie zu beruhigen, auf ihre Schulter. „Tschh. Mach dir keine Sorgen. Deine Oma ist in guten Händen.“ Doch sie sagte immer noch nichts und drückte stattdessen irgendetwas an ihrem Handy herum. „Wenn du reden möchtest, dann …“ Doch weiter kam er nicht, da sie plötzlich aufsah, zu ihm herüber rutschte und, er konnte gar nicht so schnell reagieren, so schnell, wie sie mit einem Mal ihren Mund auf seinen drückte, und ihn somit küsste.     Gedankenschwer sprang Ladybug über die Dächer. Tikki hatte ja recht, das sie mit ihm sprechen musste. Sie mussten die Sachen endlich in Ruhe klären. Kurz blieb sie mitten auf einem Dach stehen und hielt kurz inne. Immer wieder gingen ihr Tikkis Worte durch den Kopf. Hatte Plagg recht? Wenn es so wäre, was versprach sich Celina davon? Was brachte ihr das? Und sagte Plagg auch die Wahrheit? Adrien war schließlich immer noch sein Schützling, wenn man es genau nahm. Allerdings konnte sie das wohl nur herausfinden, wenn sie endlich mit ihm sprechen würde. Rasch eilte sie daher weiter. Hoffentlich war er auch zu Hause. Sie hatte, seitdem er aus der Schule gezerrt wurde, noch nichts wieder von ihm gehört. Flink warf sie ein weiteres Mal ihr Jo-Jo aus, schwang sich zu dem Anwesen der Agrestes und konnte sehen, dass in seinem Zimmer Licht brannte. Erleichtert atmete sie aus. Er war also zu Hause. Leise sprang sie herüber und hangelte sich zu seinem Fenster hinunter. Es durfte ja niemand merken, dass sie hier war. Vorsichtig lugte sie ins Zimmer hinein, doch sofort bekam sie große Augen, als sie ihn mit Celina zusammen auf dem Sofa sitzen sah. Warum war sie bei ihm im Zimmer? Sie durfte ihn kaum Besuchen kommen und sie durfte sogar in sein Zimmer? Zitternd hielt sie das Ende ihre Jo-Jos fest und konnte sehen, wie er mit einem Mal seine Hand auf ihre Schulter legte und irgendetwas zu ihr sagte. Was sollte das denn jetzt? Sollte sie vielleicht klopfen und auf sich aufmerksam machen? Aber Celina durfte ja nicht wissen, dass Adrien Kontakt mit Ladybug hatte. Es wäre zu gefährlich. Doch weiter kam sie gar nicht mit ihren Grübeleien, da sie auf einem Schlag erstarrte, als Celina plötzlich aufsah, zu Adrien rutschte, und sich die beiden begannen zu küssen. Adrien und Celina küssten sich. Sofort stiegen ihr die Tränen in die Augen. Schwer atmend wandte sie sich von dem Fenster ab und schwang sich davon. Sie konnte sich das nicht weiter ansehen. Er hatte sie tatsächlich die ganze Zeit angelogen. Warum? Allmählich kullerten ihr die Tränen die Wangen herunter und weinend hetzte sie zurück nach Hause. Warum hatte er sie die ganze Zeit belogen? Warum sagte er ihr nicht einfach die Wahrheit? Wollte er sie hinhalten? Wollte er sie nicht vergraulen, weil er sie noch als Ladybug brauchte? Mit Tränen verschleiertem Gesicht landete sie auf ihrem Balkon. Aber wozu das? Ladybug brauchte doch auch niemand mehr. Mit geballten Fäusten löste sie die Verwandlung, hastete zur Dachluke und sprang in ihr Zimmer. Weinend kletterte sie die kleine Treppe hinunter und begann aufgebracht in ihrem Zimmer auf und ab zu laufen. Tikki war ihr gleich hinterher geeilt und versuchte ihr ins Gesicht zu sehen, doch sie lief einfach unbeirrt in ihrem Zimmer hin und her. „Marinette. Bestimmt kann er das erklären.“ Weinend schüttelte sie ihren Kopf und zog die unzähligen Haarnadeln aus ihren Haaren heraus, wodurch sie ihr nun einfach über der Schulter hingen. Wie konnte Tikki immer noch auf seiner Seite sein? „Plagg hat gesagt, dass da nichts zwischen ihnen ist.“ „Dein ach so toller Plagg kann aber auch für Adrien lügen. Erst die Sache in der Schule. Dann das eben. Sie haben sich geküsst. Ich hab es doch mit eigenen Augen gesehen.“ Wild fuchtelte sie dabei mit ihren Händen herum. „Marinette …“ Schluchzend presste sie ihre Lippen aufeinander, drückte ihre Hände auf die Ohren und sackte auf ihre Knie. Egal, was Tikki sagte, oder Plagg, sie hatte es doch gesehen. Sie kniff ihre Augen zusammen, doch das Bild, wie sie sich geküsst haben, wollte einfach nicht verschwinden. Er hatte sie hingehalten. Er brauchte bloß Ladybug. Energisch begann sie ihren Kopf zu schütteln. Ladybug brauchte aber niemand mehr. Unweigerlich schossen ihr die ganzen Nachrichten und Artikel der letzten Tage durch den Kopf. Die Stadt brauchte Ladybug nicht mehr. Niemand brauchte sie mehr. Ruckartig riss sie ihre Augen wieder auf, stand auf und begann hektisch in ihren Schubladen nach etwas zu suchen. „Marinette, was ist los? Wonach suchst du?“ Immer noch weinend hatte sie endlich gefunden, wonach sie gesucht hatte. Ganz langsam drehte sie sich zu Tikki herum, die sie nur fragend musterte. Doch, als diese bemerkte, was sie da in ihrer Hand hielt, bekam sie auf einem Schlag große Augen. „Marinette. Nicht!“ „Es … es tut mir leid“, flüsterte sie leise und im selben Augenblick zog sie die kleinen Ohrstecker aus ihren Ohren und Tikki verschwand. Schwer atmend legte sie die Ohrringe in das Schächtelchen zurück, schloss es und sackte mit ihm zusammen wieder auf die Knie. Unentwegt kullerten ihr die Tränen dabei über ihr Gesicht. Niemand brauchte sie mehr als Ladybug. Schluchzend stellte sie die kleine Schachtel vor sich auf den Boden und griff unter den Stoff ihres Kleides nach dem Medaillon, welches sie immer noch trug. Mit zittrigen Fingern nahm sie es in ihre Hände, öffnete es langsam und sah auf das Bild. Die Welt rückte dabei in weite Ferne und alles um sie herum begann zu verschwimmen. Sie merkte dadurch nicht, wie still und leise ein kleiner schwarzer Schmetterling, durch die immer noch geöffnete Dachluke hineinflog, sich ihr immer weiter näherte und nun direkt vor ihr flog. Zu spät erkannte sie, was vor sich ging. Als sie das kleine Tierchen bemerkte, war es zu spät und der kleine Schmetterling verschmolz mit ihrem Medaillon.  Kapitel 28: ------------ Kapitel 28   Ruckartig hob sie ihren Kopf und die Umrisse eines Schmetterlings tauchten vor ihrem Gesicht auf. „Hallo Marinette, oder sollte ich doch lieber sagen Ladybug … Du weißt, wer ich bin … Du wurdest von den Menschen in der Stadt und dem Jungen, den du liebst, sehr verletzt. Ich gebe dir die Möglichkeit, dich an allen dafür zu rächen. Ich habe auch ein kleines Geschenk extra dafür für dich. Geh raus und sieh es dir an.“ Wie in Trance, griff Marinette nach dem kleinen Kästchen vor sich, stand auf, ging in langsamen Schritten tonlos die kleine Treppe hinauf und kletterte hinaus. „Ein weiterer Akuma?“, sprach sie völlig emotionslos draußen angekommen und starrte auf den schwarzen Schmetterling, der über der Brüstung herumflog. „Ja, aber nicht irgendeiner. Es ist der Akuma, den die Polizisten angeblich besiegt haben. Du weißt, was das bedeutet. Er wurde nicht bereinigt. Er kann sich somit vermehren und die halbe Stadt in deine ganz persönlichen Marionetten verwandeln, so bald du den Mann ein weiteres Mal reizt. Aber du weißt, was ich im Gegenzug dafür von dir haben möchte. Bring mir vorher deine Ohrringe. Du brauchst dazu nur den Akuma folgen, er wird dich zu mir führen. Befreie dich von der Last Ladybug zu sein. Sobald du mir dein Miraculous gebracht hast, kannst du der Stadt zeigen, dass sie ohne dich komplett hilflos ist. Bestrafe sie dafür, was sie dir angetan haben. Werde mein persönlicher Racheengel.“ Schief begann Marinette zu grinsen. „Einverstanden.“ Augenblicklich breitete sich ausgehend von ihrem Medaillon lilaschwarzer Nebel aus, umhüllte sie und begann sie zu verwandeln. Ihre Augen wurden mit einem Mal blutrot. Ihre Tränen verfärbten sich schwarz und liefen ihr nun, wie Farbe über die Wangen. Im selben Augenblick wuchsen ihr ihre Haare bis zur Hüfte und fielen ihr nun gelockt über ihren Oberkörper, wo ihr Kleid gerade einer schwarzen Corsage und einem kurzen schwarzen Tüllrock wich. Schwarze Handschuhe bedeckten ihre Arme, doch ihre Beine und ihre Füße blieben frei von Kleidungsstücken. Kurz krümmte sie sich zusammen und aus ihrem Rücken sprossen plötzlich unzählige schwarze Federn heraus, die sich zu zwei großen Flügeln formten. Langsam hob sie ihre Hand, riss mit einem Ruck das Medaillon von ihrem Hals und hielt es mit der flachen Hand vor sich. Als der Nebel verschwand, lag auf ihrer Hand nicht mehr das Medaillon, sondern eine Art Jo-Jo. Bis auf das Katzenpfötchen, das in das Schmuckstück eingraviert war, und nun immer noch auf ihm prangte, erinnerte nichts mehr daran, dass es soeben noch eine Kette war. Erneut erschien der Umriss eines Schmetterlings vor ihrem Gesicht und Hawk Moths Stimme hallte durch ihren Kopf. „Revenga. Folge nun dem Akuma und bringe mir dein Miraculous.“ Grinsend verzog sich ihre Miene und langsam schüttelte sie ihren Kopf. „Nein.“ „Nein? Du hast mir zu gehorchen!“ Ohne ihm zu antworten, öffnete sie das Jo-Jo und fing den Akuma vor sich damit ein. „Du hast keine Macht über mich.“ „Ich kann dir deine Kräfte schneller wieder nehmen, als dir lieb ist, also mache lieber, was ich dir sage.“ „Ach ja?“ Lachend hob sie ihren Arm mit den Schächtelchen in der Hand und zerdrückte diese. Ohne zu zögern, schüttelte sie die Splitter herunter und zurückblieben die Ohrringe. Grinsend steckte sie sie in ihre Ohren und ein rotes Licht erschien vor ihr. „Du kannst mir gar nichts!“ Der Umriss des Schmetterlings verblasste und zufrieden wickelte sie das Jo-Jo um ihre Hüften. „M-marinette?“, fiepste Tikki mit brüchiger Stimme und zwinkernd wedelte sie mit ihrem Finger. „Nicht mehr.“     Völlig überrumpelt davon, dass sie ihn küsste, erstarrte Adrien für einen kurzen Moment. Doch dann hob er ruckartig seine Hände und schob Celina bestimmend von sich weg. „Sag mal, spinnst du!“, schimpfte er und sprang gleichzeitig auf. Sie sah mit ihren großen verweinten Augen zu ihm auf und drehte unschuldig eine Haarlocke zwischen ihren Fingern. „Ich .. ich dachte …“ „Du dachtest, was? Du weißt doch, dass ich mit Marinette zusammen bin. Was soll das also? Ich dachte, wir wären Freunde.“ Aufgebracht begann er auf und ab zu laufen und fuhr sich dabei mit seinen Händen durch seine Haare. Wie sollte er das bitte Marinette erklären? Am Besten er sagt ihr das gar nicht. Er hatte ja schließlich nichts gemacht. Es würde sie bestimmt nur zu sehr aufregen. Er hatte ja noch nicht ein Mal die Möglichkeit bisher gehabt, ihr die Umarmung im Klassenzimmer zu erklären. Außerdem ging ihr die ganze Sache mit Ladybug, die durch die Presse ging, bestimmt schon genug an die Nieren. Da brauche sie das jetzt nicht auch noch. Er konnte sehen, dass Celina langsam aufstand und so blieb er direkt vor ihr stehen. „Entschuldige, ich dachte … Du warst so nett zu mir, und ich dachte, ich hätte da etwas zwischen uns gespürt. Es tut mir leid.“ „Ich mag dich, als Freundin, mehr nicht. Es tut mir leid, wenn du das falsch interpretiert hast. Ich glaube, es ist besser, wenn du in dein Zimmer gehst.“ Seufzend zeigte er auf die Tür und so verließ Celina nickend sein Zimmer. Stöhnend ließ er sich daraufhin auf sein Sofa fallen, wodurch Celinas Tasche laut polternd herunterfiel und auskippte. Sie hatte sie wohl vergessen. „Auch das noch“, murmelte er leise. Stöhnend hockte er sich auf den Boden und begann ihre Sachen einzusammeln, als er plötzlich stutzig in seiner Position verharrte. „Aber, das ist doch-“ „Ist das nicht dein altes Handy?“, quasselte Plagg plötzlich dazwischen und sah genau so verwirrt, wie er, auf das kaputte Smartphone herunter. „Ja. Das ist es.“ Er erkannte es sofort, da er hinten einen kleinen Aufkleber herauf geklebt hatte. Warum hatte sie sein altes Handy? Sie sagte doch, dass sie es nicht gefunden hatte. Hektisch begann er sich die anderen Sachen anzusehen und hob eine Visitenkarte und ein Foto auf. Es war ein Bild von Celina und ihm, wo sie an dem kleinen See waren. Nun betrachtete er auch die Visitenkarte genauer. „Was zur …? Das ist mit Sicherheit eine Karte von einem Reporter. Da steht die Anschrift einer Zeitschrift herauf.“ Mit großen Augen hielt er Plagg die Karte vor das Gesicht. Kopfschüttelnd schüttelte er die Tasche komplett aus und fand zwischen einer Bürste und Taschentüchern einen kleinen Zettel mit einer Handynummer herauf. Sofort zog er sein Handy heraus. „Was hast du vor?“ „Ich will etwas überprüfen.“ Hektisch suchte er in seinem Adressbuch nach einer ganz bestimmten Nummer und klammerte zitternd seine Finger um sein Smartphone, als er sie gefunden hatte. „Das ist Marinettes Nummer!“ Fassungslos saß er vor der ausgekippten Tasche. Bevor er allerdings noch etwas sagen konnte, klopfte es und Plagg verschwand wieder unter seinem Hemd. „Ja?“ „Ich habe meine Tasche vergessen“, ertönte es aus Richtung der Tür, wodurch er mit zusammengezogenen Augenbrauen über seine Schulter zurückblickte. „Was hat das zu bedeuten?“ Wütend griff er nach seinem alten Handy, der Visitenkarte und Marinettes Nummer, stand auf und drehte sich nun komplett zu Celina herum. „Warum hast du das? Du warst es also doch! Du hast den Reportern das Bild gegeben und so ein Blödsinn über uns verbreitet. Gib zu, du warst auch diejenige, die Marinette das Bild aus dem Café geschickt hat. Nicht wahr?“ Schulterzuckend hob sie ihre Hände in die Höhe. „Oops. Erwischt.“ „Mehr hast du dazu nicht zusagen?“ Aufgebracht drückte er die Visitenkarte in seiner Hand zusammen und beobachtete Celina, wie sie Hüfte wackelnd zum Sofa herüber tänzelte, sich langsam hinauf setzte und ihre Beine übereinanderschlug. „Warum? Wozu das alles? Ich dachte, wir wären Freunde“, schnaufte er aufgebraucht und warf die Sachen auf den Boden. Schief grinsend lehnte sie sich zurück und breitete ihre Arme auf der Lehne aus. „Freunde? Gott bist du naiv. Ich sollte euch auseinander bringen. Das war alles. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass es bei dir so schwierig sein würde.“ Entgeistert starrte er sie an und brachte für einen Moment keinen Ton mehr heraus. Zu geschockt war er über das Geständnis. Allerdings nahm Celina das offenbar als Anlass weiter zu sprechen. „Wobei, noch etwas länger und du hättest, mir auch nicht mehr widerstehen können. Bisher konnte das noch niemand. Ich bekomme für gewöhnlich immer, was ich will.“ Kichernd stützte sie sich nun mit ihren Ellenbogen auf ihrem Bein ab und legte ihren Kopf in ihre Hand, wobei sie mit ihrem Finger gegen ihr Kinn tippte. „Wer? Wer hat dich beauftragt? Mein Vater?“, knurrte er und hatte damit seine Stimme wieder gefunden. „Gabriel? Nein. Wobei er es vermutlich auch gern sehen würde, wenn du mit der Bäckertochter auseinander wärst.“ Lachend schüttelte sie ihren Kopf. „Der freut sich einfach nur, dass wir uns so gut verstehen. Und er ist genauso, wie mein Vater, einfach nur auf Prestige aus. Und wir beide zusammen lässt sich nur mal gut vermarkten.“ Zitternd presse er seine Kiefer aufeinander. „Wer war es dann? Und warum überhaupt der ganze Aufwand? Was hast du davon?“, zischte er zwischen seinen Lippen hindurch und fixierte sie. „Der Typ hat mir eine Stange Geld geboten. Außerdem wollte er mir Castingtermine bei bekannten Filmproduktionen verschaffen … Ich hab das Modeln so satt. Ich will lieber in die Schauspielerei gehen, aber mein Vater macht es mir nicht einfach. Daher war das Angebot ganz lukrativ, findest du nicht?“ Grinsend stand sie mit einem Mal wieder auf, lief zur großen Fensterfront herüber und sah hinaus. „Und wer war es jetzt?“ „Wie er wirklich heißt, weiß ich nicht.“ Schulterzuckend drehte sie sich wieder herum. „Er nennt sich Mister Butterfly … Wenn du mich fragst, ein ziemlich dämlicher Deckname.“ „Butterfly?" Sofort weiteten sich seine Augen. Schmetterling? Hawk Moth hatte sie beauftragt? Er wusste, wer sie waren? Eiskalt lief es ihm den Rücken herunter. Doch dann brannte ihm eine weitere Frage auf der Zunge. Wusste sie auch bescheid? „Warst du es auch, der den Schwachsinn über Ladybug verbreitet hat? In der Presse?" Irritiert sah sie ihn an und legte ihren Kopf schief. „Ladybug? Dieser Superkäfer? Was soll ich denn mit der zu tun haben? Warum fragst du?“ „Ach nichts. Nicht so wichtig.“ Schwer atmend warf er sich auf sein Sofa. Er wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Hawk Moth hatte das alles eingefädelt, um Ladybug und Chat Noir auseinanderzubringen? Erhoffte er sich dadurch einfacher an ihre Miraculous kommen zu können? Und woher wusste er überhaupt, wer sie waren? Sein Blick wanderte wieder zu Celina. Woher kannte er sie? Wie konnte er sich nur so in Celina täuschen. „Dieser Jon? Hat der dich wirklich betatscht?“ „Jon? Nein. Für ein paar Scheinchen hat er mitgespielt. Er fand es ganz lustig." Kichernd setzte sie sich wieder neben ihn. „Hat er ganz schön gut gemacht oder?“ Wütend rutsche er von ihr weg und sah ihr wieder tief in die Augen. „Und die ganze Sache mit deiner Oma? War das auch gelogen?“ Gähnend hielt sie sich die Hand vor dem Mund und lehnte sich zurück. „Ach, die ist wirklich gestürzt. Tüdelige Alte. Aber passte doch ganz gut.“ Schlagartig griff er nach ihrem Arm. „Wir gehen Morgen zu Marinette und dann wirst du ihr das alles genau so erzählen, was du mir gerade gesagt hast.“ „Ich glaube nicht. Ich weiß nicht, ob sie mit dir morgen überhaupt noch sprechen möchte.“ Böse funkelte sie ihn an, wodurch er sie erschrocken wieder losließ. „Was hast du gemacht?“ Triumphierend wedelte sie mit ihrem Smartphone herum und ohne darüber nachzudenken, griff er danach und sah sich an, was sie meinte. „Das hast du nicht gemacht.“ Entgeistert starrte er auf das Bild. Darum hatte sie also an ihrem Handy herum gefummelt gehabt. Sie hatte sie fotografiert, als sie ihn geküsst hatte. „Doch. Gerade abgeschickt. Nur leider hat sie es noch nicht gesehen.“ „Raus! Sofort!“ Ohne ein weiteres Wort sammelte sie ihre Sachen ein, stopfte sie in die Tasche und stand wieder auf. „Das möchtest du vielleicht wieder haben.“ Knurrend griff er nach seinem alten Handy, schob sie aus seinem Zimmer und warf die Tür zu. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Zitternd lehnte er sich gegen die Wand, rutschte langsam daran herunter und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Wie konnte er sich nur so hinters Licht führen lassen. Er wollte ihr helfen, weil sie ihm leidtat. Doch das war alles nur eine große Lüge. Celina hatte es wirklich geschafft. Die Beziehung stand wirklich auf der Kippe und sobald Marinette das Foto von ihnen sah, würde sie kein einziges Wort mehr mit ihm sprechen. „Sitz da nicht so herum und beweg deinen Hintern! Marinette hat das Foto noch nicht gesehen, du musst vorher mit ihr sprechen. Außerdem musst du ihr sagen, dass Hawk Moth weiß, wer ihr seid und das alles eingefädelt hat.“ Erschrocken nahm er die Hände herunter und sah zu seinem Kwami herauf, der aufgebracht vor ihm hin und her flog. „Du hast recht. Danke Plagg.“ Sofort sprang er wieder auf seine Füße, schloss sein Zimmer ab und rannte zum Fenster herüber. „Na los. Worauf wartest du.“ Nickend hob er seine Faust in die Höhe. Er durfte wirklich keine Zeit verlieren. „Plagg verwandle mich.“ Kapitel 29: ------------ Kapitel 29   Hastig sprang er über die Dächer von Paris. Hoffentlich kam er nicht zu spät. Er musste bei ihr sein, bevor sie das Foto sehen würde. Doch er war noch gar nicht weit gekommen und nicht ein Mal in der Nähe der kleinen Bäckerei, als er verwundert stehen blieb, da ihm zig Rauchschwaden auffielen. Sie waren in der gesamten Stadt verteilt und führten offenbar zum Eiffelturm. Brannte es etwa? Aber warum schienen die Feuer dann einen Weg zum Eiffelturm zu verfolgen? Das ergab doch keinen Sinn. Hin und her überlegend blickte er abwechselnd in die Richtung, die ihn zu Marinette führen würde und zu den Rauchwolken. Sollte er lieber nachsehen, was da los war? Vielleicht war ja ein neuer Superschurke unterwegs. Wenn es so wäre, war Ladybug mit Sicherheit sowieso auch schon vor Ort. Grübelnd hielt er seinen Stab vor sich und versuchte sie zu erreichen. Doch keine Antwort. Entweder war sie nicht verwandelt oder aber sie kämpfte gerade. Flink änderte er seine Richtung und machte sich auf den Weg zum Eiffelturm. Irgendetwas war seltsam an dem Rauch. Einfache Brände würden doch keinen Weg in Richtung des Turms legen. Entweder trieb hier ein schlimmer Feuerteufel sein Unwesen oder aber ein neuer Schurke. Beides wäre auf jeden Fall nichts Gutes und er sollte lieber helfen. Lautes Sirenengeheul ertönte aus allen Ecken der Stadt. Die Feuerwehr schien allerhand zu tun zu haben. Was kein Wunder war, wenn er die dicken Rauchwolken über den Dächern betrachtete. Wachsam legte er einen Zahn zu und eilte zum Eiffelturm.   Angespannt erreichte er kurze Zeit später sein Ziel und augenblicklich kamen ihm immer mehr schreiende Menschen entgegen. Fragend stellte er sich einem großen Mann in den Weg und hielt ihn damit auf. „Was ist hier los?“ „D-da oben …“ Mit zittrigen Fingern deutete dieser hinauf auf den Eiffelturm und lief weiter. Langsam wanderte sein Blick herauf und sofort erkannte er eine Gestalt, die oben auf der höchsten Plattform stand. Es war also wirklich ein neuer Akumaangriff, aber wo war Ladybug? Er konnte sie nirgends entdecken. Hatte sie es noch nicht mitbekommen? Erneut versuchte er sie zu erreichen. Da sie aber immer noch nicht heranging, fuhr er seinen Stab aus und rannte los. Sie würde mit Sicherheit gleich auftauchen. Bis dahin sollte er schon mal herausfinden, wo der Akuma stecken könnte und aufpassen, dass kein weiterer Schaden angerichtet wurde. Gekonnt sprang er die Eisenträger hinauf und landete hinter dem neuen Superschurken oder in diesem Falle, ganz dem Anschein nach, eine Superschurkin mit Flügeln. „Bist du für das ganze Feuer in der Stadt verantwortlich? Wenn dir kalt ist, zieh dir doch einfach etwas Wärmeres an. Bei den Temperaturen sollte man wirklich nicht so leicht bekleidet herumlaufen.“ Ein bedrohliches Kichern ertönte und kampfbereit klammerte er seine Finger um seinen Stab. „Da bist du ja … Ich habe schon auf dich gewartet“, sprach das Mädchen leise, fast schon einem Wispern gleich und augenblicklich lief es ihm, aus unerklärbarem Grund, eiskalt den Rücken herunter. Langsam drehte sie sich zum ihm herum und so konnte er ihr ins Gesicht sehen. „Ich glaube, das solltest du aber noch mal neu machen“, witzelte er und zeigte dabei auf die Farbe unter ihren Wangen. Doch als sie ihn mit ihren blutroten Augen böse anfunkelte, ging er stutzig einen Schritt zu zurück. Dieses Gesicht. Warum kam es ihm so bekannt vor? Kannte er sie etwa? Musternd betrachtete er sie. Hielt sie da etwa ein Jo-Jo in ihren Händen? Wieder zog ein Schauer durch seinen Körper. Was war denn heute los mit ihm? „Du kommst genau richtig, Kitty.“ Lachend öffnete sie das Jo-Jo und mit großen Augen beobachtete er, wie ein kleiner Schmetterling herausflog. War das etwa …? „Ein Akuma?, fragte er ungläubig und hielt seinen Stab kampfbereit in die Höhe. Warum hatte sie einen Akuma bei sich? Es waren also somit zwei unterwegs? Was war hier nur los? Rasch wanderte sein Blick erneut umher. Wo steckte Ladybug bloß? Einen Akuma konnte er vielleicht noch in Schacht halten, bis sie da wäre, aber zwei? „Suchst du etwas?“, säuselte das Mädchen, wodurch er sie sofort wieder fixierte. Kichernd hob sie ihre Hand und flatternd landete der Schmetterling auf ihrem Handrücken. „Oder besser gesagt jemanden?“ Auf einem Schlag änderte sich ihr Ausdruck und ihre Stimme hatte etwas Bedrohliches angenommen. „Da kannst du lange warten. Sie wird nicht kommen. Nie mehr!“ Meinte sie damit etwa Ladybug? Woher wusste sie, dass sie nicht kommen würde? „Was hast du mit ihr gemacht?“ Knurrend rannte er auf sie zu und holte mit seinem Stab aus. Doch bevor er sie überhaupt treffen konnte, ließ sie auf ein Mal den Akuma fliegen, warf ihr Jo-Jo aus und wickelte es um seinen Stab. „Ich? Die Frage ist doch wohl eher, was du gemacht hast!“, schimpfte sie und zog an ihrem Jo-Jo. Sofort hielt er allerdings dagegen, versuchte das Seil herunter zu bekommen, wodurch er sich das Ende des silbernen Jo-Jos genauer ansah. Irgendetwas war seltsam daran. Und dann entdeckte er eine kleine eingravierte Katzenpfote darauf. Sie sah beinahe so aus, wie die Pfote, die er in das Medaillon eingravieren lassen hatte. War es dieselbe Pfote? Dies würde jedoch bedeuten, dass … Ganz langsam sah er wieder auf. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. „M-marinette?“, flüsterte er mit zittriger Stimme und hoffte inständig, dass er sich irren würde. „Nicht mehr! Marinette war ein Mal. Ladybug war ein Mal. Von nun an gibt es nur noch Revenga!“ „Nein“, flüsterte er erneut und er hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Sie war es tatsächlich. Sein gesamter Körper begann zu zitternd. Was machte er denn jetzt? Fassungslos war er für einen kurzen Moment unfähig sich zu bewegen. Wie konnte das passieren? Wie hatte Hawk Moth es geschafft sie zu akumatisieren? Sie musste das Foto gesehen haben, schoss es ihm durch den Kopf. Diese kleine Unachtsamkeit wurde ihm allerdings zum Verhängnis. Mit einem Ruck zog sie ihm den Stab aus seinen Händen und warf ihn über die Brüstung. „Nein!“ Mit weit aufgerissenen Augen sah er seinen Stab hinterher, doch dann blickte er wieder zu ihr und machte einen Schritt auf sie zu. „Marinette, wenn es wegen des Fotos ist … Celina hat das alles geplant. Sie hat mich reingelegt.“ „Spar dir deine Ausreden. Ich hab euch gesehen.“ Wütend verzog sich ihre Miene und knurrend warf sie das Jo-Jo nach ihm aus. Er schaffte es gerade so noch zur Seite zu springen. „Mari bitte. Hawk Moth weiß, wer wir sind. Er hat Celina beauftragt uns auseinanderzubringen. Er hat ein ganz mieses Spiel mit uns getrieben. Lass ihn nicht gewinnen. Sag mir, wo der Akuma steckt, dann holen wir ihn da raus.“ Flehend ging er wieder einen Schritt auf sie zu und versuchte nach ihren Ohren zu sehen. Nicht, dass sie ihm ihr Miraculous schon ausgehändigt hatte. Zu seiner Erleichterung steckten sie aber noch an Ort und Stelle. Hawk Moth hatte sie somit noch nicht. Aber, wo war Tikki? „Hawk Moth.“ Spöttisch lachte sie auf. „Der hat mir gar nichts zu sagen. Sein Gequatsche hat ganz schön genervt.“ „Was?“ Gehorchte sie etwa nicht seinen Befehlen? Aber was hieße das? „Allerdings hat er mir wirklich ein ganz nettes Geschenk gemacht.“ Grinsend deutete sie auf die Spitze des Eiffelturms und fragend folgte er ihrem Finger. Sie meinte wohl den Akuma. Aber warum? Doch lange brauchte er nicht auf eine Antwort zu warten. Keine Sekunde später vermehrte sich das kleine Tierchen plötzlich und seine Kopien schienen sich über die ganze Stadt auszubreiten. „Aber … was?“, stammelte er und lachend sprang Marinette oder in diesem Falle Revenga, auf die Brüstung und breitete ihre Arme aus. „Los. Fliegt meine Kleinen und verteilt euch.“ Der Ursprungs Akuma flog wieder zu ihr, schwirrte um ihren Kopf herum und grinsend zeigte sie mit ihrem Zeigefinger in die Luft. „Du weißt, wo er ist. Mach dich auf den Weg.“ Immer noch fassungslos sah er den kleinen Schmetterling hinterher und schreckte kurz zusammen, als sich Revenga schlagartig herumdrehte und nun auf die Stadt herunter blickte. „Und was macht ihr nun? Ohne Ladybug?“, schrie sie in die Nacht hinein und langsam blickte sie danach über die Schulter zu ihm. „Und nun zu dir.“ Voller Hass sah sie ihn an und erschrocken ging er einen Schritt zurück. „Und habt ihr schön über mich gelacht? Dass ich so dämlich war, deine Lügen auch noch zu glauben.“ „Ich hab dich nicht belogen. Glaube mir. Marinette bitte. Ich will nicht gegen dich kämpfen.“ Abwehrend hielt er seine Hände in die Höhe und überlegte krampfhaft, was er machen sollte. „Lügner! Ich hab euch in deinem Zimmer gesehen!“ Knurrend begann sie ihr Jo-Jo zu wirbeln und erschrocken bemerkte er, wie dieses mit einem Mal Feuer fing. Deswegen brannte also die halbe Stadt, schoss es ihm durch den Kopf. Mit hohen Bogen warf sie es aus und versuchte ihn damit zu treffen. So schnell er konnte, sprang er zur Seite und laut krachend landete es neben ihm auf dem Boden. Was machte er jetzt nur? Davon getroffen werden, könnte ziemlich schmerzhaft werden. Er brauchte dringend, um das Ding abwehren zu können, seinen Stab. Doch der lag irgendwo neben dem Eiffelturm auf dem Boden. Erneut holte sie aus und er schaffte es gerade so weg zuspringen. Er musste vom Turm herunter. Und zwar so schnell es ging. „Wo ist überhaupt Tikki? Sie ist doch bestimmt nicht damit einverstanden gewesen?“, fragte er sie und versuchte sie damit abzulenken. Kurz erstarrte sie auch und sah ihn verdutzt an. Langsam ging er daher rückwärts auf die Tür zu. Nur noch wenige Schritte und er hatte sie erreicht. Dann konnte er übers Treppenhaus nach unten und seinen verdammten Stab suchen. „Das kleine Biest ist abgehauen. Tz. Hältst du mich für so blöd? Du versuchst Zeit zu schinden!“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, flog auch schon wieder das Feuer-Jo-Jo auf ihn zu. Keine Sekunde zu früh, öffnete er die Tür, eilte ins Treppenhaus und warf die Tür wieder zu. Kurz pustete er aus, doch als die Tür vor ihm zerbrach, nahm er seine Beine in die Hand und rannte die Treppe herunter. Er sprang regelrecht die Stufen herunter, stürmte heraus und suchte sofort die Gegend ab. „Abhauen wird dir nichts bringen!“, ertönte es plötzlich. Kurz zuckte er zusammen, blieb abrupt stehen und sah hoch. Sie flog direkt über ihm. Sie konnte mit diesen Flügeln also richtig fliegen, schoss es ihm durch den Kopf. „Verdammt“, murmelte er und rannte weiter. Wo zur Hölle war sein Stab? Wie von der Tarantel gestochen hetzte er über den Platz, doch er konnte ihn einfach nicht finden. Ein Zischen drang in seine Ohren und im Augenwinkel sah er dann auch schon das Jo-Jo wieder auf ihn zu fliegen. Im Zickzack eilte er davon und wich so ihren Angriffen aus. Laut krachend traf das Jo-Jo dadurch den Boden und hinterließ überall kleine Krater. Ewig würde dies nicht so weiter gehen. Er brauchte dringend einen Plan. Wie konnte er sie nur zurückverwandeln? Und dann erinnerte er sich plötzlich daran, was sie ihm mal erzählt hatte. Als er damals von Dark Cupid getroffen wurde, hatte sie wohl mit einem Kuss den Fluch aufgehoben. Das war die Idee. Schlagartig blieb er stehen und drehte sich auf seinem Absatz herum. „Hast du es eingesehen? Weglaufen bringt dich nicht weiter.“ Gurgelnd schwebte sie über ihm und ließ das Jo-Jo kreisen. „Marinette, ich liebe dich. Ich will nicht gegen dich kämpfen. Bitte, irgendwo dort drinnen musst du doch noch stecken.“ Ihre Miene verzog sich auf einem Schlag und wütend fixierte sie ihn. „Liebe. Das ich nicht lache“, zischte sie und holte wieder aus. Gekonnt sprang er hoch, wich ihrem Angriff somit aus, griff nach dem Seil und landete wieder auf dem Boden. Mit einem Ruck zog er an der dünnen Schnur und zog sie somit zu sich herunter. Völlig überrumpelt von dieser Aktion, starrte sie ihn perplex an und so nutzte er die Chance. In null Komma nichts rannte er auf sie zu, nahm ihr Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen auf ihre. Er wusste nicht, wie lange er dort so mit ihr stand, doch langsam löste er sich wieder von ihr und blickte ihr ins Gesicht. Sie starrte ihn mit ihren blutroten Augen an und er konnte sehen, wie sich ihre Mundwinkel herunterzogen. „Was bildest du dir ein!“, keifte sie, schubste ihn von sich weg und, so schnell konnte er gar nicht reagieren, gab sie ihm einen kräftigen Tritt in den Magen, wodurch er mehrere Meter über den Platz geschleudert wurde. Schmerzhaft landete er bäuchlings auf dem harten Boden und schnappte nach Luft. „Glaubst du mit so einem billigen Trick, kannst du mich besiegen?“ Stöhnend versuchte er sich aufzurichten, hob seinen Kopf dazu etwas an, als er plötzlich einen stechenden, brennenden Schmerz im Rücken verspürte. Für einen kurzen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Sie hatte ihn mit ihrem Jo-Jo getroffen. Keuchend stützte er sich mit seinen Händen auf dem Boden ab und drückte sich hoch. Der Schmerz zog durch seinen gesamten Körper und er war sich sicher, hätte er nicht seinen magischen Anzug angehabt, hätte er nun schlimme Verbrennungen davon getragen. „M-mari …“ Nach Luft schnappend zog er sich schwerfällig auf seine Füße und drückte seine Hand gegen seine Brust. Bevor er allerdings noch irgendetwas sagen konnte, begann sie laut aufzulachen. „Da sind sie ja.“ Vorsichtig sah er über seine Schulter zurück und ihm stockte der Atem. Eine Masse an Menschen kam direkt auf ihn zu. Kapitel 30: ------------   Kapitel 30   „Nein“, fluchte er leise und baute sich kampfbereit auf. Gegen die alle würde er niemals alleine ankommen. Er musste, so schnell es ging, den Ursprungs-Akuma ausfindig machen. Auch wenn er ihn nicht einfangen konnte. Er würde sich damit immerhin Zeit verschaffen den Akuma von Marinette zu finden. Immer näher kamen die Menschen und irritiert runzelte er seine Stirn. Sie sahen aus, wie lebendig gewordene Puppen. Lautes Lachen ließ in allerdings abrupt wieder herumdrehen und angespannt, sah er Revenga an. „Wie findest du meine Marionetten? Sind sie nicht toll? Niemand wird der Stadt zur Hilfe kommen können, wenn du erst mal erledigt bist! Und was machen sie dann?“ Erneut begann sie zu lachen und zähneknirschend ballte er seine Hände zu Fäusten. Sie kamen aus allen Ecken und schienen ihn einzukreisen. Schwer musste er schlucken. Gegen so viele hatte er überhaupt keine Chance alleine. Das wusste sie auch. „Marinette. Bitte hör auf. Du willst das doch gar nicht. Du würdest nie Unschuldigen etwas zuleide tun wollen. Ich weiß, ich hab ziemliche Scheiße gebaut, weil ich Celina ihre Lügen geglaubt habe. Aber ich habe dich wirklich nie angelogen! Das musst du mir glauben. Was du in meinen Zimmer gesehen hast. Sie hat mich überrumpelt. Ich habe sie nicht geküsst, sie hat mich geküsst. Wenn du da warst, musst du doch gesehen haben, dass ich sie von mir gestoßen habe!“ Verzweifelt versuchte er zu ihr durchzudringen und musste nervös feststellen, dass die Menschen nur noch wenige Meter von ihm entfernt waren. Knurrend begann sie mit einem Mal zu zittern, riss ihre Augen auf und wirbelte wieder mit ihrem Jo-Jo herum. „Halt die Klappe!“, schrie sie und holte wieder aus. Sofort sprang er zur Seite und laut krachend ging das Jo-Jo neben ihm zu Boden. „Los, schnappt ihn euch. Ich will seinen Ring haben!“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, begann die Masse auch schon auf ihn loszustürmen. Sofort nahm auch er seine Beine in die Hand und versuchte erst mal Abstand zu ihnen zu gewinnen. Aber die Rechnung hatte er ohne die Leute gemacht, die ihn immer mehr einkesselten. Wenn sie nicht auf Hawk Moth hörte, was wollte sie dann mit seinem Ring, schoss es ihm durch den Kopf. Doch sofort schüttelte er den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt. Keine Sekunde später musste er auch schon den ersten Angriffen ausweichen. Sie schleuderten kleine Fäden, die aus ihren Händen kamen, auf ihn zu. Was hatte das zu bedeuten? Immer weiter wurde er über den Platz gescheucht. Im Augenwinkel konnte er allerdings sehen, wie Revenga in die Luft stieg und das ganze Geschehen von oben beobachtete. Wo steckte bloß ihr Akuma? Grübelnd drehte er sich herum und sah sie genau an. Sein Blick wanderte dabei von ihrem Kopf herunter und zu ihrer Hüfte und blieb dann an ihrem Jo-Jo hängen. Aber natürlich. Dort musste er drinnen stecken. Es war mit Sicherheit das Medaillon, welches er ihr geschenkt hatte. Es war eindeutig die Pfote gewesen, die er herauf gravieren lassen hatte. Schief grinsend verzog sich plötzlich ihre Miene und lachend verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Ich würde sagen, das Spiel ist aus.“ „Was?“ Erschrocken sah er an sich herunter. An seinem linken Bein klebte so ein verdammter Faden. Sofort versuchte er ihn abzutrennen, doch im selben Augenblick schossen schon die nächsten Fäden auf ihn zu und trafen ihn an seinem anderem Bein sowie Armen. „Nein!“ Entsetzt musste er feststellen, dass er sich kein Stück mehr bewegen konnte. Seine Beine und seine Arme gehorchten ihm einfach nicht mehr. Knurrend folgte er den Fäden und blickte dann direkt in das Gesicht einer jungen Frau, die grinsend ihre Finger vor ihrem Körper bewegte. „Was zum …“ Geschockt riss er seine Augen auf. Wie ferngesteuert setzte er mit einem Mal einen Fuß vorwärts und ging in Richtung der Puppenfrau. Marionetten schoss es ihm wieder durch den Kopf. Er wurde zur Marionette von ihr gemacht. Wie konnte er nur so einen Anfängerfehler machen. Diese kleine Fahrlässigkeit war ihm zum Verhängnis geworden. Wie konnte er nur so achtlos sein. Immer weiter ließ ihn die Frau zu sich herüber laufen. Jetzt war alles aus. Gleich würde ihm sein Ring abgenommen werden. Was Marinette beziehungsweise Revenga dann mit ihm vorhatte, hatte er keine Ahnung. Zitternd kniff er seine Augen zusammen. Er konnte sie nicht retten und der Stadt konnte er auch nicht mehr helfen. Ein toller Superheld war er. „Verdammt“, flüsterte er und presste seine Kiefer aufeinander. Auf das Schlimmste gefasst, wartete er auf dem Moment, wenn ihm der Ring abgenommen wurde. Doch verwundert stutzte er, als er plötzlich stehen blieb und eine Frauenstimme in seine Ohren drang, die eindeutig nicht zu Marinette gehörte. „Lasst ihn los!“, schimpfte diese lautstark. Mit einem Ruck riss er seine Augen wieder auf und blickte erstaunt auf eine Frau in einem orangeweißen Anzug, der ihn stark an einen Fuchs erinnerte. Das Outfit kannte er doch. Aber das ergab doch keinen Sinn. Warum sollte sie ihm helfen wollen? Sie wäre doch eher auf Hawk Moth Seite. „Volpina?“, fragte er daher perplex und kopfschüttelnd blickte sie zu ihm zurück. „Nicht ganz.“ Wirbelnd zog sie eine Flöte hervor und riss schwungvoll die Fäden damit ab. Augenblicklich war er wieder frei, ging in Abwehrhaltung und passte auf, dass er nicht erneut erwischt wurde. Skeptisch blickte er dabei auf die Frau im Fuchskostüm, die seinen Gesichtsausdruck offenbar bemerkt hatte. „Keine Sorge. Ich bin auf deiner Seite. Tikki kam zu mir und brachte mir ein kleines Kästchen. Sie hat mir alles erzählt. Kein Wunder, dass ich Marinette nicht erreichen konnte. Was ist denn bloß mit ihr passiert?“ „Alya?“, flüsterte er leise und nickend hielt sie kampfbereit die Flöte in die Höhe. „Wer bist du denn?“, rief Revenga mit einem Mal zu ihnen herunter und schien gar nicht erfreut über das Auftauchen zu sein. „Rena Rouge“, antwortete Alya bloß knapp und drehte sich dann wieder zu ihm, „Ich lenke die Leute ab. Kümmer du dich um Marinette. Ich will meine Freundin zurück.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, hielt sie die Flöte an ihrem Mund und spielte eine Melodie. „Illusion“, rief sie und kurz erhellte es sich um sie herum und in Sekundenschnelle standen zig Chat Noirs und Rena Rouges auf dem Platz verteilt. „Los beeil dich. Das wird nicht lange anhalten.“ Nickend setzte er an und rannte im Zickzack durch die sichtlich irritierten Puppenmenschen, die die ganzen Kopien anstarrten, hindurch. Vermutlich blieben ihm nur fünf Minuten, bis die Abbilder wieder verschwanden und so beeilte er sich zu Revenga zu gelangen. Er musste es schaffen an das Jo-Jo heranzukommen. Vielleicht konnte er sich unerkannt durch die Kopien an sie heranschleichen. Dazu musste er allerdings etwas höher kommen, damit er von dort zu ihr springen konnte. Flink steuerte er daher den Eiffelturm an. „Das wird euch auch nichts nutzen!“, schimpfte Revenga und begann wieder das Jo-Jo herumzuwirbeln, wodurch es Feuer fing. Doch unbeirrt davon eilte er weiter zum Eiffelturm und begann die Eisenstreben des Turmes heraufzuklettern. Er hatte vermutlich nur diesen einen Versuch. Angespannt erklomm er den Turm. Nur noch ein paar Meter und er wäre auf derselben Höhe wie sie. „Kitty, Kitty. Glaubst du wirklich, ich wäre so dumm, dass ich nicht wissen würde, dass du hinter mir bist?“ Erschrocken erstarrte er und sah mit großen Augen zu Revenga, die sich genau in dem Moment zu ihm herumdrehte und mit ihren Jo-Jo ausholte. Kopflos versuchte er der Feuerkugel auszuweichen, doch es war zu spät. Sie traf ihn erneut am Rücken. Laut stöhnte er vor Schmerzen auf und schwer atmend verließen ihn seine Kräfte. Schwarz vor Augen verlor er den Halt, rutschte ab und fiel nun ungehindert herunter. Mit dem Rücken schlug er hart auf dem harten Boden auf. Eine erneute Welle des Schmerzes zog durch seinen Körper, die ihm die Luft zum Atmen abschnürte. Zitternd versuchte er sich dennoch aufzurichten und stützte dazu seine Hände neben seinem Körper ab. Langsam hob er seinen Kopf etwas an und verschwommen konnte er sehen, wie Revenga ein Stück von ihm entfernt landete und nun einen Schritt nach dem anderen langsam auf ihn zu ging. „Sollen Katzen nicht eigentlich immer auf ihren Füßen landen? Scheinbar ja nicht.“ Gurgelnd lief sie weiter und stand nun direkt vor ihm. Schief grinsend sah sie zu ihm herunter. „M-mari...“ Doch weiter kam er nicht, da sie mit einem Mal gegen seinen Brustkorb trat und ihn somit zu Boden drückte. „Wir sollten die Theorie vielleicht noch ein Mal überprüfen. Denkst du nicht auch?“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, holte sie lachend mit ihrem Arm aus und keine Sekunde später wickelte sich das Seil des Jo-Jos um seinen Hals herum. Mit großen Augen starrte er sie an. Was meinte sie damit? Die Theorie überprüfen? Mit zittrigen Fingern versuchte er das Seil von seinem Hals zu bekommen, doch keine Chance. Sie zog es dadurch nur noch enger um seine Kehle und keuchend schnappte er nach Luft. Lachend breitete sie ihre Flügel aus und stieß sich springend vom Boden ab, wodurch sie nun etwas über ihm schwebte. Lachend zog sie an dem Seil, wodurch er jetzt baumelnd über dem Boden hing und auf einem Schlag verstand er, was sie vorhatte. Keuchend zappelte er mit seinen Beinen und unentwegt versuchte er mit seinen Fingern dieses verdammte Seil abzubekommen. Immer mehr schnürte es ihm die Luft zum Atmen ab und nach Luft ringend merkte er, wie sie langsam mit ihm hochstieg. Er musste sich schnellstens etwas einfallen lassen, bevor sie noch höher stiegen. Er war mit Sicherheit schon zwei oder drei Meter über dem Boden. Sie war noch ein Stückchen höher. Für einen winzigen Moment schloss er seine Augen. Er hatte nur noch eine Möglichkeit. Es gab keinen anderen Ausweg, wenn er nicht ersticken wollte oder von noch weiter oben heruntergeworfen werden wollte. Keuchend hielt er seine Hand über das Ende des Jo-Jos, das immer noch gegen seinen Hals drückte. „K-kataklysmus.“ „Nein!“, schrie sie zu ihm herunter und er merkte, wie sie ihn begann herumzuwirbeln. Ohne Zeit zu verlieren, zerstörte er daher mit seiner Kraft das Jo-Jo. Auf der Stelle löste es sich auf, wodurch ein schwarzer kleiner Schmetterling hinausflog. Er hatte also recht gehabt. Nach Luft schnappend fiel er zu Boden und mit geweiteten Augen sah er dann, wie sie sich zurückverwandelte und nun ungehindert ebenfalls herunterfiel. „Marinette!“ Panisch wedelte er mit seinen Armen in der Luft herum und versuchte sie zu erreichen, aber keine Chance, sie war zu weit weg. Der Boden kam immer näher und so machte er eine Drehung, landete gekonnt auf allen Vieren, richtete sich sofort wieder auf und rannte los. Mit ausgebreiteten Armen versuchte er zu ihr zu gelangen, damit er sie auffangen konnte, doch es war zu spät. Er konnte sie nicht mehr rechtzeitig erreichen und musste mit ansehen, wie sie bäuchlings auf dem Boden aufschlug und regungslos liegen blieb. Von Angst ergriffen warf er sich neben sie auf seine Knie und legte zitternd seine Hände auf ihre Schultern. „M-mari...“ Doch sie gab keinen Ton von sich. Vorsichtig drehte er sie auf ihren Rücken und erstarrte sofort, als er das Blut ihre Schläfe herunterlaufen sah. „Oh mein Gott!“, ertönte die Stimme von Alya plötzlich neben ihm und wie in Trance drehte er seinen Kopf zu ihr. Er konnte dadurch sehen, dass sie nicht mehr verwandelt war. Zitternd wandte er sich dann aber wieder von ihr ab er und legte seine Hände auf Marinettes Wangen. „Hörst du uns? Mach doch die Augen auf.“ Allmählich liefen ihm die Tränen die Wangen herunter und weinend schlang er seine Arme um ihren Körper. Sie durfte nicht sterben. „Chat. Problem!“, schrie Alya und sofort sah er wieder auf. Die Puppenmenschen näherten sich immer weiter. Offenbar hatten sie ihren Auftrag noch nicht vergessen. Sein Ring piepte und angespannt sah er sich um. „Was machen wir denn jetzt?“ Zähneknirschend schüttelte er ratlos seinen Kopf und drückte schwer atmend Marinette etwas enger an sich. Er verwandelte sich jeden Augenblick zurück. Immer weiter sprach er zu Marinette, doch sie regte sich auch weiterhin nicht. Sie musste sofort ins Krankenhaus, nur wie sollten sie hier durchkommen? Sanft legte er sie zurück auf den Boden und wandte sich direkt an Alya. „Wir müssen die Wurzel finden. Den Ursprung. Wenn wir den haben, verwandeln sich alle zurück.“ Bevor er allerdings noch etwas sagen konnte, entdeckte er plötzlich einen schwarzen Schmetterling, der begann, um Marinette herumzuschwirren. „Oh nein! Ist das etwa?“, fragte Alya panisch. „Ja, das ist ihrer. Er darf auf keinen Fall zu ihr zurück!“ Sie mussten ihn einfangen und reinigen, doch dass konnte nur Ladybug. Aufgebracht schlug er mit seiner Faust auf den Boden. Was sollten sie denn jetzt nur machen? Ein weiteres Mal piepte sein Ring und schützend sprang er nun auf seine Beine, als die Puppenmenschen immer näher kamen. „Was machen wir denn jetzt?“ „Ich weiß es nicht“, flüsterte er nur noch und ballte seine Hände zu Fäusten. „Gib uns den Ring“, sprach die Masse im Chor und kamen ihnen bedrohlich nah. Er konnte sehen, wie Alyas Blick genauso umherwanderte und dann fiel ihm erst der kleine Fuchs ähnliche Kwami auf. „Da sieh mal. Da ist der Typ. Ich erkenne ihn, ich hab ein Foto in der Zeitung gesehen gehabt.“ Sie zeigte auf einen großen Mann, der etwas abseitsstand. Er wollte gerade etwas sagen, als ihm plötzlich das Wort im Munde stecken blieb, als Tikki wie aus dem Nichts vor ihnen auftauchte. „Alya nimm Marinettes Ohrringe und fang den Akuma ein.“ „Aber-“ Sofort wedelte Tikki mit ihren kleinen Ärmchen. „Wir haben keine Zeit. Es ist Okay. Nimm nur vorher die Kette ab.“ Der kleine Fuchskwami nickte ebenfalls und so tat Alya, was ihr gesagt wurde. Sie machte die Kette ab, der Kwami verschwand, und rasch gab sie ihm die Kette. Ohne Zeit zu verlieren, kniete sie sich zu Marinette und zog die Ohrringe aus ihren Ohren. Für einen kurzen Moment verschwand auch Tikki, doch als Alya die Ohrringe in ihre Ohren stecke, tauchte sie sofort wieder auf. „Nun los. Du weißt, wie es geht“, fiepste Tikki. Nickend sah sie kurz zu ihm, doch sofort signalisiert er ihr, dass es Okay sei und so sprach sie die magischen Wörter aus. In null Komma nichts verwandelte sie sich in Ladybug. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, öffnete sie das Jo-Jo und fing den schwarzen Schmetterling, der nun direkt über Marinettes Brust schwebte ein. Erleichtert atmete er auf, als der Akuma in dem Jo-Jo verschwand und Alya einen weißen Schmetterling freiließ. Doch die Gefahr war noch nicht gebannt. Wieder piepte sein Ring. Ihm blieben somit nur noch zwei Minuten. „Wir müssen den Akuma von dem Mann einfangen. Beschwöre den Glücksbringer. Mir bleibt nur noch wenig Zeit. Ich lenke die Masse ab und locke sie von Marinette weg.“ „Gut. Dann los.“ Arme wedelnd hüpfte er vor der Menge herum und zum Glück sprangen sie auch sofort darauf an, da sie immer noch seinen Ring wollten. „Hey kommt her, wenn ihr ihn haben wollt.“ Alya zu nickend rannte er los und konnte noch im Augenwinkel sehen, wie sie den Glücksbringer beschwor. Sie würde das schon schaffen. Sie hatte Marinette oft genug dabei zu gesehen und Alya war ohnehin eine Kämpfernatur. Immer noch den Puppenmenschen zurufend sprang er die Eisenstreben des Eiffelturms herauf, woraufhin sich die Menschen unter ihm versammelten. Erneut piepte sein Ring. Ihm blieb nur noch eine Minute. Betend, dass Alya den Akuma einfangen konnte, klammerte er sich um eine Strebe und blickte zu Marinette herüber. Bebend presste er seine Lippen aufeinander. Was war, wenn sie das nicht unbeschadet überstand, oder wenn sie sogar … Doch das plötzliche Umkippen der Menschen unter ihm, riss ihn abrupt aus seinen Gedanken heraus. Ruckartig suchte er den Platz nach Alya ab und entdeckte sie, wie sie gerade etwas Richtung Himmel warf. Sie hatte es geschafft. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Ein Blick auf seinen Ring ließ ihn dann allerdings sofort wieder herunterklettern. Gerade als er mit seinen Füßen auf dem Boden aufkam, piepte es ein letztes Mal und er verwandelte sich zurück. Die Menschen vor ihm waren allerdings so verwirrt und teilweise noch bewusstlos, dass sie davon gar nicht mitbekamen. Und selbst wenn, wäre ihm das gerade ziemlich egal gewesen. Voller Panik rannte er zurück zu Marinette, die immer noch bewusstlos am Boden lag. Schwungvoll warf er sich neben sie und legte seine Hände auf ihre Wangen. „Oh nein. Bitte. Du kannst uns doch nicht alleine lassen.“ Mit zittrigen Fingern versuchte er sein Handy aus der Hosentasche zu ziehen, doch rutschte es ihm aus der Hand und er konnte es gerade so noch wieder auffangen. „Kümmere du dich um sie. Ich rufe den Krankenwagen“, ertönte es hinter ihm und so sah er kurz über seine Schulter. Alya stand wieder als Alya hinter ihm und zog ihr Handy heraus. Mit Tränen in den Augen nickte er ihr zu und so rutschte er sofort wieder zu Marinette. Immer noch regungslos lag sie blutverschmiert vor ihm. Weinend beugte er sich zu ihr herunter und schlang seine Arme um ihren Oberkörper. „Bitte bleib bei mir“, flüsterte er und wiegte sie in seinen Armen. Ungehindert liefen ihm die Tränen über das Gesicht und sanft strich er ihr mit der Hand über ihren Kopf. Warum musste das alles nur passieren. Hätte er doch nur früher gemerkt, was für ein falsches Spiel Celina mit ihm trieb. Er hätte das alles verhindern können. „Du kannst mich nicht einfach alleine lassen. Ohne Käfer gibt es doch kein Katzen-Käfer-Team mehr“, flüsterte er in ihr Ohr und musste schwer schlucken. Was wenn sie tatsächlich … Wo blieb nur der verdammte Krankenwagen. Wimmernd wiegte er sie weiterhin einfach in seinen Armen und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. „Käfer-Katzen-Team meinst du“, krächzte eine leise Stimme und für einen winzigen Moment blieb ihm das Herz stehen, nur um danach um so schneller in seiner Brust zuschlagen. Schlagartig hob er seinen Kopf und blickte ihr ins Gesicht, wodurch er sehen konnte, wie sie blinzelnd ganz langsam ihre Augen öffnete. Epilog: -------- Panikartig riss Marinette schweißgebadet ihre Augen auf und starrte verwirrt zur schneeweißen Decke hinauf. Sie brauchte einen kurzen Moment, bis sie wieder wusste, wo sie überhaupt war. „Alles in Ordnung?“, fiepste eine leise Stimme und stumm nickte sie. „Sicher?“ Langsam drehte sie ihren Kopf zu Tikki und schwach lächelnd nickte sie ein weiteres Mal. „Mach dir keine Sorgen. Ich hab nur schlecht geträumt.“ Nachdenklich blickte sie zurück zur Decke und seufzte leise. Sie konnte sich zwar nicht an die Geschehnisse erinnern, die nachdem sie akumatisiert wurde, passierten, doch quälten sie fast täglich schlimme Albträume. Ihr Unterbewusstsein erinnerte sich offenbar, ganz im Gegensatz zu ihr, noch sehr gut daran. Zu gerne wüsste sie genau, was passiert war, aber Adrien und Alya hielten sich darin bedeckt. Egal, wie oft sie auch danach fragte. Das Einzige, was sie ihr erzählten war, dass sie abgestürzt ist, auf den Boden aufschlug und, dass Alya mithilfe ihrer Ohrringe den Akuma eingefangen hatte. Auch, dass ihre Freundin nun auch ein Miraculous besaß. Vermutlich wollten sie nicht, dass sie sich schuldig fühlte. Doch das tat sie auch so schon genug. Allein der Gedanke an Adriens Rücken schnürte ihr die Kehle zu. Nur durch Zufall hatte sie es gesehen. Zitternd krallte sie ihre Finger in den Stoff der Bettdecke. Was hatte sie ihm nur angetan? Was hatte sie bloß alles angestellt? „Hör endlich auf dich selbst zu quälen. Du kannst nichts dafür, was passiert ist. Niemand gibt dir die Schuld daran. Freu dich lieber darauf, dass du bald nach Hause darfst. Du hast echt verdammtes Glück gehabt.“ Lächelnd versuchte ihre kleine Freundin sie aufzumuntern, wodurch ihr kurz ebenfalls ein Lächeln übers Gesicht huschte. „Ich versuche es.“ Zufrieden legte sich Tikki auf ihren Bauch. Sie sah zu ihr herunter, wobei ihr Blick auf ihren Arm fiel. Sie hatte wirklich verdammtes Glück gehabt. Das hätte auch anders ausgehen können. Sie wurde mit einem mittelschweren Schädel-Hirn-Trauma, unzähligen Prellungen und einem gebrochenen Arm ins Krankenhaus eingeliefert. Wäre sie nur etwas anders aufgekommen, wäre sie vermutlich jetzt nicht mehr … Weiter kam sie allerdings nicht mit ihren Gedankengängen, da es leise klopfte. Kurz schielte sie zu Tikki, die flink unter der Bettdecke verschwand. „Ja?“ Langsam wurde die Tür geöffnet und augenblicklich begann sie über beide Ohren zu strahlen. „Was machst du denn hier?“ „Soll ich wieder gehen?“ Mit großen Augen deutete Adrien hinaus und machte einen Schritt zurück auf die Türschwelle. „Nein. Nein. So war das nicht gemeint. Ich dachte nur. Ich wusste nur nicht, dass du heute noch kommst. Dein Vater hat es einfach so erlaubt?“, rief sie etwas zu laut und wedelte mit ihrer Hand herum. Sie merkte, wie sie rot im Gesicht wurde und verlegen senkte sie ihren Blick. Sie konnte hören, wie die Tür geschlossen wurde und leise hallten seine Schritte durch das Zimmer. Wenige Sekunden später setzte er sich neben sie auf die Bettkante und so sah sie wieder auf. Lächelnd begrüßte er sie, gab ihr einen Kuss und nahm ihre Hand in seine. „Ja. Irgendwie ist er ziemlich seltsam zurzeit. Ich meine, seltsamer als sonst. Seit Celina mit ihren Eltern abgereist ist, ist er nur noch unterwegs oder in seinem Arbeitszimmer und ich kann mehr oder weniger machen, was ich will. Keine Termine nichts. Ich werd aus ihm nicht schlau … Aber egal. Ich will nicht weiter über ihn sprechen. Viel wichtiger ist, wie geht es dir?“ „Soweit ganz gut. Nur das dumme Ding juckt wie verrückt.“ Genervt verzog sie ihr Gesicht und hielt dabei ihren Gipsarm in die Höhe. „Versuch ja nicht darunter mit einem Stift kratzen zu wollen. Das geht nicht gut“, stöhnte er und hielt sich kopfschüttelnd die Hand gegen die Stirn. Irritiert schaute sie ihn kurz an, doch dann konnte sie nicht anders, als laut loszulachen. Die Vorstellung, wie Adrien Agreste mit einem Stift versuchte unter einem Gips zu kratzen, war einfach zu komisch. Nun war er es allerdings, der sie verwundert ansah, doch es dauerte nicht lange, bis er auch anfing zu lachen. „Ist ja schön, dass ihr euch amüsiert, während ich hier verhungere.“ Maulend flog Plagg aus seinem Hemd heraus und ließ sich theatralisch auf die Bettdecke fallen. „Ja ja.“ Flink zog sich Adrien seine Tasche auf den Schoß, kramte kurz darin herum und hielt dann ein Stück Camembert in die Höhe. Ohne weitere Worte schnappte sich Plagg den Käse, setzte sich damit auf das kleine Schränkchen neben ihrem Bett und verspeiste genüsslich seine Beute. „Dein Geschmatze verdirbt einem ja echt den Appetit. Kannst du nicht anständig essen?“ Schimpfend schlüpfte Tikki aus der Decke, flog zu Plagg herüber und setzte sich neben ihn. Kurz sah sie den beiden zu, wie sie diskutierten, doch dann wandte sie sich ab und sah nachdenklich zum Fenster heraus. „Was ist los?“ Seufzend sah sie wieder zu Adrien und zog fragend ihre Schultern hoch. „Die Tatsache, dass Hawk Moth weiß, wer wir sind, gefällt mir gar nicht. Was hat er jetzt vor? Ich meine, seit … seit ich … naja, seitdem ist kein neuer Akuma aufgetaucht.“ Seit zwei Wochen zerbrach sie sich deswegen schon den Kopf. Lange hatten Adrien und sie, nachdem sie das Schlimmste überstanden hatte, und wieder halbwegs über dem Berg war, geredet, sich ausgesprochen und sich wieder zusammengerauft. Er hatte ihr alles erzählt, angefangen von Celinas Intrigen, bis hin zu seiner Erkenntnis, dass Hawk Moth wusste, wer die beiden waren. „Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht und Plagg hat mir von Meister Fu erzählt. Wir sollten ihn, sobald du wieder auf den Beinen bist, aufsuchen. Was denkst du? Mit Alya zusammen. Sie ist ja schließlich nun eine von uns.“ Nickend stimmte sie ihm zu. Das war wirklich keine schlechte Idee. Sie wollte gerade noch etwas sagen, doch bevor sie dazu kam, entwich ihr ein lautes Gähnen. „Tschuldige.“ Lächelnd strich er ihr sanft über die Wange. „Du solltest schlafen. Es ist schon spät. Die Schwester schmeißt mich bestimmt sowieso gleich raus.“ „Aber-“ Grinsend beugte er sich zu ihr herüber. „Keine Widerworte. Ich möchte dich bald nicht mehr hier besuchen müssen, sondern zu Hause. Krankenhäuser hatten wir die letzte Zeit eindeutig zu viel.“ „Da hast du wohl recht. Meine Eltern lassen mich bestimmt nur noch in Luftpolsterfolie rumlaufen.“ Stumm senkte Adrien mit einem Mal seinen Kopf und sah auf seine Füße herunter. Stirnrunzelnd hielt sie daraufhin seine Hand und fragte ihn, was los wäre. „Deine Eltern hassen mich doch bestimmt. Ich meine, sie wissen ja das du akumatisiert wurdest und ich, naja, daran schuld bin. Also auch dafür, dass du so schwer verletzt bist.“ Sofort bekam sie große Augen. „Du bist nicht schuld daran! Auch nicht, dass ich verletzt wurde. Und nein, meine Eltern hassen dich nicht. Wie kommst du denn auf so etwas. Außerdem wissen sie nur, dass ich akumatisiert wurde. Warum habe ich ihnen nie erzählt.“ Keiner sagte mehr etwas und so saßen sie einfach schweigend nebeneinander, bis sich Adrien schließlich räuspernd am Kopf kratzte. „Marinette … Lass … Lass uns etwas versprechen ja?“ Fragend kippte sie ihren Kopf zur Seite und nickte zögerlich, da sie nicht wusste, was er meinte. „Lass uns versprechen, dass, egal was auch kommen mag, sich nie wieder etwas zwischen uns stellen kann.“ Mit großen Augen sah sie ihn an, nickte und mit einem Satz rutschte er ganz nah an sie heran. „Mari...“, flüsterte er und legte seine Hände auf ihre Wangen, „Ich liebe dich.“ Er schloss seine Augen und legte sanft seine Lippen auf ihre. Langsam löste sie dann allerdings den Kuss und blickte ihm tief in die Augen. „Und ich liebe dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)